1900 / 289 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Dec 1900 18:00:01 GMT) scan diff

sährliche Berufung des ordentlichen Lanbtages und auf Um⸗ wandelung der dreijährigen Finanzperiode in eine einjährige stehen reglerungsseitig Bedenken entgegen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Kaiser ist heute früh von Budapest wieder in Wien eingetroffen.

Frankreich.

Im Senat stand gestern die Vorlage, betreffend die Vermehrung der Flotte, zur Berathung. Der Senator Combes hielt, wie W. T. B.“ meldet, die Vorlage für unzureichend, da sie der Marine keine Kraft zur Offensive verleihen werde. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen bleibe der französischen Flotte in einem Kriege nichts übrig, als sich in einen Hafen zurückzuziehen, um dort eine günstige Gelegenheit zur Aktion abzuwarten. Der General Mercier sprach sich gleichfalls für die Nothwendigkeit der Offensive sowohl im Landkriege, wie im Seekriege aus und meinte, bei der übrigens wenig wünschenswerthen Möglichkeit eines Konflikts mit Großbritannien müsse man an die Landung von Truppen jenseits des Kanals denken; er beantrage, die Regierung möge aufgefordert werden, alles für die Ein⸗ schiffung eines Landungskorps vorzubereiten. Der Präsident hemerkte dem Redner, ö Antrag sei bei der Besprechung der Regierungsvorlage nicht am Platze. Er werde denselben jedenfalls nicht zulassen. Hierauf wurde die Sitzung ge⸗ schlossen. .

Der sozialistische Deputirte Boyer hat in der Depu⸗ tirtenkammer den Antrag eingebracht, die festen Bezüge der Depulirten auf die Hälfte herabzusetzen und Präsenzmarken einzuführen, um die Deputirten zum Besuche der Kammer⸗ sitzungen anzuspoinen.

Rußland.

Der Kaiser verbrachte, wie dem, W. T. B.“ aus Livadia gemeldet wird, den Montag und die Nacht zum Dienstag sehr gut. Am Montag Abend war die Temperatur 37,h 0, der Puls 80, gestern Morgen die Temperatur 35,9 9, der Puls 66. Das Befinden ist sehr gut. Der Kaiser verbringt einen Theil des Tages im Lehnstuhl sitzend.

Die Kaiserin⸗Wittwe ist mit der Großfürstin Olga Alexandrowna gestern früh von Kopenhagen in Gaischina eingetroffen. .

Italien.

Der Prinz Georg von Griechenland verabschiedete sich gestern von dem König und wird heute von Rom über Brindisi nach Corfu abressen.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Minister⸗Präsident Saracco auf verschiedene Interpellationen über das Programm der Regierung, es sei durchaus falsch, daß inner⸗ halb des Kabineis Meinungsverschiedenheiten beständen; alle Minister seien einig bezüglich der Beschlüsse, die zum Wohle Italiens und der Monarchie, welche beide untrennbar seien, efaßt worden seien. Dem Deputrten Ferri erwiderte der l ten er, der er verstehe wohl, daß die äußerste Linke einer Politik das Wort rede, welche auf eine Herab— setzung der militärischen Kräfte und eine Verminderung ber öffentlichen Schuld hinziele. Die Regierung wolle aber, ohne irgend welche Erweiterungen anzustreben, weder eine Schwächung des Staats noch den Bankerolt. Die Regierung werde in dem Verwaltungsiheile des Kriegsbudgets sparsam wirthschaften, aber niemals ihre Zustimmung dazu geben, daß der Effektivbestäand des Heeres vermindert werde. Es sei Zeit, dem Volke klar zu machen, daß Freiheit Geld koste. Diejenigen, welche sich derselben erfreuen wollten, müßten Opfer bringen. Indessen müßten die Bürger die Wohlthaten anerkennen, die ihnen durch die Begründung des einigen Italiens zu theil geworden seien. Dem Deputirten Tecchio gegenüber betonte der Minister-Präsident die Vortheile, welche dem Lande durch die vom Ministerium beabsichtigten finanziellen Maßnahmen zugesichert seien. Indem er auf dieselben näher einging, erklärte der Minister⸗ Präsident, man könne nicht mehr thun, ohne das Gleichgewicht bes Budgets zu gefährden oder neue Schulden zu machen, was die Regierung nicht wolle. Der Minister⸗-Präsident schloß, er wolle mit dem Gesetz und im Rahmen des Gesetzes sein Amt führen; wenn jedoch die Einrichtungen des Landes bedroht werden sollten, so werde die Regierung diese gegen Alles und Jedermann unerbitilich vertheidigen. Nach einigen Bemerkungen der Interpellanten wurde die Debatte geschlossen.

Niederlande.

In der Zweiten Kammer legte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Minister des Aeußern auf eine An⸗ frage des Deputirten Seret vorläufig den Bericht des Dr. Koster über die Einkerkerung der Mitglieder der niederländischen Ambulanz in Transvaal und die barauf bezüglichen Schriftstücke der großbritannischen Regierung unter der Bedingung der Geheimhaltung vor. Der Minister stellte fest, daß der Bericht und die Schriftstücke in der Haupt⸗ frage übereinstimmten, in den Einzelheiten aber von einander abwichen; es sei unmöglich, schon jetzt anzugeben, welche Lesart die richtige sei.

Belgien.

Die Polizei verhaftete gestern Abend, wie dem W. T. B.“ berichtet wird, im Königlichen Palais eine Person, die sich unter der falschen Angabe, eine Reparatur an der Gasanlage vornehmen zu wollen, Eingang verschafft hatte. Eine Untersuchung wurde eingeleitet. ;

Dänemark.

Die im Jahre 1899 von der Regierung eingesetzte Kommission, welche die Frage prüfen sollte, ob ein Zoll auf fremde ene m gf am, Erzeugnisse dem heimischen Ackerbau nützlich sein könnte, hat jetzt ihre Arbeit beendet Die Mehrheit von 7 Mitgliedern schlägt, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, die Einführung eines ganzen Systems von Zollsätzen für alle landwirth⸗ schaftlichen Erzeugnisse, darunter auch Gartenbau⸗ und Forsterzeugnisse, vor, doch mit Ausnahme von Viehfutter zur Fütterung bestimmter Mais, Oelkuchen, Kleie und ähnliches), und schätzt die Einnahmen des Staates aus diesen Zöllen auf 9 Millionen Kronen jährlich, welche den Ge⸗ meinden zufließen sollen. Die Minderheit von 3 Mitgliedern

Annahme,

und Aus fuhrprämien für land wirthschaftliche Er⸗ zeug nisse vor, und zwar derart, daß die verschiedenen Arten von landwirthschaftlichen Erzeugnissen einem gewissen Getreide⸗ werth gleichgestellt werden, welch letzterer wiederum in enauem Verhältniß zu der Getreide⸗ oder Futtermenge . die zur Hervorbringung des betreffenden Produkts nöthig ist. Wenn also im allgemeinen reichlich 5 Pfund Getreide zur Erzeugung von 1 Pfund Schweinefleisch nöthi sind, so soll der Produzent bei der Ausfuhr von 100 Pfun Schweinefleisch einen Ersatz für die aufgewendete Futter⸗ menge haben, welcher der Zollabgabe von 500 Pfund Getreide entspricht, ohne Rücksicht darauf, ob er das Getreide eingeführt oder selbst . hat. Für die Staatskasse würde nach Ansicht der Minderheit dies System eine Mehrausgabe von etwa 3 Millionen Kronen bedeuten, aber der Gewinn der Landwirthe würde dabei bedeutend größer werden als der Verlust des Staates.

Amerika.

Der Präsident Me Kinley übersandte gestern, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, dem Kongreß ohne Bemerkungen von seiner Seite den Bericht der Isthmus⸗ Kanal⸗Kommission. Die Kommission spricht sich einstimmig für die Nicaragua-Route, als die am leichtesten durchführ⸗ bare Strecke, aus, auf welcher der Kanal unter der Herrschaft und Verwaltung und im Eigenthum der Vereinigten Staaten zu betreiben sei. Die Kosten werden auf 200 540 000 Dollars geschätzt, während die Kosten eines Kanals über die Landenge von Panama je nach der gewählten Strecke auf 156 378 258 oder 142 342579 Dollars zu veran⸗ schlagen seien. Der Bericht hebt die verschiedenen Vor⸗ theile der Nearagua⸗-Linie hervor und bemerkt, daß die Re⸗ gierungen von Nicaragua und Costarica durch keine von ihnen ertheilten Konzessionen hehindert seien, während Columbien durch die der Panama⸗Gesellschaft gewährte Konzession ge⸗ hunden sei. Die Kommission schlägt für den Bau des Kanals 35 Fuß Tiefe, 150 Fuß Sohlenbreite, sowie Schleusen von 740 Fuß Länge und 35 Fuß Breite vor. Der Kanal, dessen Gesammtlänge 186 engl. Meilen betragen würde, soll in zehn Jahren fertig sein.

Nach dem Jahresbericht des Schatzsekretärs Gage be⸗ trugen die Einnahmen in dem am 30 Juni 1900 zu Ende gegangenen Rechnungsjahr 669 595431 Dollars und die Aus⸗ gaben 590 063 371 Dollars; die Einnahmen sind gegen das Vorjahr um 58 613 426 Dollars gestiegen. Für das Rechnungs⸗ jahr 1901 werden die Einnahmen auf 687 773 253 Dollars, die Ausgaben auf 607 773 253 Dollars geschätzt; für 1902 beträgt die Schätzung der Einnahmen 716633 042 Dollars, die der Ausgaben, unter Abrechnung der ö 690 374 804 Dollars. Der Staatsschatz weist gegen das Vorjahr eine Vermehrung um 24 887 095 Dollars in den verfügbaren Fonds auf, unter Ausschluß der sich auf 150 Millinnen belaufenden Jahresreserve. Das Kapital der Nationalbanken ist im abgelaufenen Jahre um 19 631 850 Dollars, der Geldumlauf der Banken um 68 287 572 Dollars gestiegen. Noten und Zertifikate sind im Werthe von 523 192 000 Dollars zur Ausgabe gelangt gegen 362 412 000 Dollars im Vorjahre. Ausgeprägt wurden im Laufe des Fiskal jahres 107 937 110 Dollars in Gold, 18 244 984 Silber⸗Dollars, 12 876 849 Dollars in Silber⸗Scheidemünze und 2243 017 Dollars in kleiner Münze. Der gesammte Metall⸗ bestand in den Vereinigten Staaten betrug am 1. Juli 1900: 1034439264 Dollars in Gold und 647 371 030 Dollars in Silber. Die Goldausbeute der Vereinigten Staaten im Kalenderjahr 1899 wird auf 3437 210 Unzen geschätzt, welche einen Handels- und Münzwerth von 71 953 400 Dollars besitzen, die Silberproduktion auf 57 764 500 Unzen, welche einen Handelswerth von 32 858 700 und einen Münzwerth von 70 806 526 Doll. besitzen. Eingewandert sind im abge⸗ laufenen Fiskaljahr 448 572 Personen; von diesen kommen 424 700 auf Europa, ein großer Theil des Restes auf Japan. Die Ziffern des auswärtigen Handels übersteigen wiederum die aller früheren Jahre, namentlich ist die Aus⸗ fuhr stärker gewesen als je zuvor. Die Zunahme der Einfuhr beträgt 152 792 695 Dollars. Die Handelsschiffahrt ist von 2642628 t im Jahre 1861 auf S826 694 t zurück⸗ gegangen, und amerikanische Schiffe haben in den letzten drei Jahren durchschnittlich nur 9 Prozent der ameri⸗ kanischen Aus- und Einfuhr befördert. Niemals vorher waren die Vereinigten Staaten in der überseeischen Schiffahrt so schwach wie jetzt; die Handelsmarine ist mit nur 3 Proz. am Seetransport der ganzen Welt betheiligt. Der Bericht schließt: Die gegenwärtige und wvoraussichtlich auch fernere günstige Lage des Schatzes rechtfertigt die daß den Grfordernissen des Tilgungs⸗ fonds mit Leichtigkeit begegnet werden kann, sowohl für das laufende als auch für das nächste Fiskaljahr, und daß sie ferner eine mäßige Herabsetzung der durch den Krieg ver⸗ ursachten Steuern gestatten wird. Dem gegenwärtigen Kon⸗ greß wird daher eine solche Herabsetzung um 30 Millionen Dollars empfohlen.

In der gestrigen Sitzung des Senats trat der Senato Frye für die Bill, betreffend die staatliche Unterstützung der Schiffahrt, ein und beklagte dabei die bedauerliche Lage der Vereinigten Staaten, die sich in der Thatsache zeige, daß im letzten Jahre nur 9 Prozent des ungeheuren Imports und Exports der Vereinigten Staaten auf amerikanischen Schiffen befördert worden seien. Die Vereinigten Staaten zahlten an fremde Nationen, hauptsächlich an Großbritannien und Deutsch⸗ land, täglich eine halbe Million für den Transport der Handels⸗ güter des Landes. Die Welt habe einen Handele krieg begonnen, der langandauernd und erbittert sein werde. Fruye vesprach sodann eingehend die Subsidien, welche die fremden Regie— rungen ihren Schiffahrts-Gesellschaften zahlten, und wies darauf hin, daß die Vereinigten Staaten in Manila eine Schiffs⸗-Station besäßen, die weit besser sei als Hongkong.

Asien.

Von dem Oberkommando in Peking ill, wie, W. T. B.“ erfährt, gestern folgende Meldung in Berlin eingetroffen: Bei Tsingwantau und Schan-hai⸗kwan werden Landungsbrücken und Feldbahnen zur großen Eisenbahn ge⸗ baut. Die Eisenbahn von Schan⸗hai⸗wan nach Peking wird vorausichtlich Mitte Dezember betriebsfähig sein.

Eine in New York eingetroffene Depesche aus Peking vom 3. d. M. meldet, dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge: Alle Gesandten hätten von ihren Regierungen Instruktionen betreffs der gemeinsamen Note erhalten. Am 4. Dezember

wollten keinerlei Auskunst ertheilen, doch genüge, waz bezüglich der Einwände der Regierungen bekannt worden sei, um es zweifelhaft erscheinen zu lassen, daß man in einer Sitzung zu einem befriedigenden Abschlu⸗ gelangen werde. Der Prinz Tsching und Li⸗Hung! Tschang hätten erklärt, daß sie begierig seien, die Forhe rungen der Mächte zu erfahren. China wünsche um jeden Prei einen Frieden, der sich mit der Würde eines unabhängigen Staatz vereinigen lasse. Aber je länger das große ae e, Heer die Provinz Tschili besetzt halte, desto schwerer sei das vorliegende Problem zu lösen. Die Mifsionarsè und andere Leute, welche unter der Belagerung der Gesandtschaften mitgelitten hätten, selen ensschieden gegen jede Milde. Dieselben drängten besonders darauf, daß die hohen Beamten, welche für die Ausschreitungen ver antwortlich seien, hingerichtet würden, auch müsse ihrer Ansicht nach eine genügend starke Truppenmacht in China verbleiben, um die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sichern, da sonst ein Wiederausbruch der Wirren sicher sei.

Aus Tientsin vom 3. d. M. meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß Tang⸗wen⸗huan, der Urheber der Autz— schreitungen gegen die Missionare in Paoting⸗fu, dort ange— kommen 1 Derselbe sei, von einer starken deutschen Wache eskortiert, durch die Straßen geführt und dann der propi— sorischen Regierung zur Vollstreckung der Todesstrafe aus— geliefert worden.

Wie der „Standard“ aus Tientsin vom 3. d. M. erfährt, versuchten zwei Chinesen, das Arsenal in die 3 zu sprengen; der Versuch mißlang, ein Mann wurde getödtet.

Die „Times“ erfährt aus Schanghai vom 3. d. M. daß die Russen in Niutschwang den Postdienst über— nommen und durch eine Proklamation bekannt gemacht hätten, daß sie auch die Einziehung der Grundsteuer besorgten.

Die „Daily News“ melden aus Schanghai vom 3. De⸗ zember: Die chinesische Presse sei der Ansicht, daß der Hof Vorbereitungen zu seiner Rückkehr nach Peking treffe. Man glaube, daß die Bemühungen Liukunji's, Tschang⸗— tschi⸗tung's und Anderer, die Verurtheilung des Prinzen Tuan und Tung⸗fu⸗hsiang's durchzusetzen, wahrscheinlich erfolgreich sein würden. Durch neuerdings erlassene Edikte seien Beamte abgesetzt worden, welche die Boxer besonders unterstützt hätten. Die Sachlage werde sowohl in chinesischen wie in aug ländischen amtlichen Kreisen für günstiger angesehen.

Die „Morning Post“ und der „Standard“ berichien aus Schanghai vom 4. Dezember, es sei dort ein Kaiserliches Edikt vom 3. Dezember eingetroffen, in welchem zwar die von Tung⸗fu⸗hsiang während des mohamedanischen Aus⸗ standes geleisteten Dienste anerkannt würden, zugleich aber dem Bedauern über dessen Unkenntniß internauonaler Ge⸗ bräuche, durch die Chinas freundliche Beziehungen zu den fremden Mächten gefährdet worden seien, Ausdruck gegeben werde. Tung-fu⸗hsiang werde daher für seines Ranges und seiner Titel verlustig erklärt, doch werde es ihm gestattet, auf seinem Posten als Befehlshaber der Truppen von Kan su zu bleiben. Es seien Befehle zur Entlassung von 5000 Mann seiner Truppen gegeben, und Tung-fu⸗hsiang selbst sei angewiesen worden, den Befehl über die übrigen zu übernehmen und sich nach Kansu zurückzuziehen.

Das Konsular⸗Korps in Schanghai hatte, dem „W. T. B.“ zufolge, den einstimmigen Beschluß gefaßt, das Verbot der Waffen- und Munitionseinfuhr dahin zu erweitern, daß den betreffenden Staats⸗ angehörigen auch die Einfuhr von Material verboten werde, welches zur Fabrikation von Waffen und Munition bestimmt sei. Nachträglich habe der japanische General-Konsul indessen mitgetheilt, daß seine Regierung ihm auf seine Meldung die Instruktion ertheilt habe, die Ausführung des erwähnten Beschlusses aufzuschieben.

Afrika.

Der Feldmarschall Lord Roberts hat, wie das „Reuter'sche Burcau“ meldet, einen Abschiedsbefehl an seine Teuppen erlassen, in welchem er diesen für ihre trefflichen Leistungen dankt und ihrem Muth, ihrer Ausdauer und ihrer Menschlichkeit das beste Zeugniß ausstellt. Die von ihnen geleisteten Dienste ständen seiner Ansicht nach einzig in der Geschichte da, denn sie hätten fast ein ganzes Jahr lang ohne Unter— brechung Krieg geführt und hätten nicht, wie es in anderen langen Feldzügen geschehe, Winterquartiere aufgesucht. Lord Roberts sagt schließlich, er habe während des Krieges viel gelernt; die gewonnenen Erfahrungen werde er bei der ihm nunmehr obliegenden Arbeit der Vervollkommnung des britischen Heeres verwerthen.

Eine Depesche Lord Kitchener's aus Bloemfontein vom 3. Dezember meldet: Die unter dem General Knox stehenden berittenen Truppen waren heute den ganzen Tag über bei Goddehoop, 3 Meilen nördlich von Bethulie an der Straße von Smithfield, in ein Gefecht verwickelt. Die Buren, welche von einem großen Convoi begleitet waren, wur ben aufgehalten und mußten sich zurückziehen. Die Engländer blieben mit denselben in Fühlung. Der General Settle erreichte nach einigen Scharmützeln, bei denen er 30 Gefangene wachte und einiges Vieh erbeutete, Jagers fontein. Der General Paget hat den Feind in der Nähe von Leeuw— fontein zurückgedrängt. Der Gesundheitszustand der in Komatipoort befindlichen Truppen bessert sich.

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet vom 29. November aus Durban: Ein Kommando von 50 gut bewaffneten und berittenen Buren erschien plötzlich in einem Ort in der Nähe von Ladysmith und plünderte denselben. Eine der von der Plünderung betroffenen Personen traf am 28. v. M. in Ladysmith ein und berichtete, daß noch ein zweites, etwa gleich starkes Burenkommando in der Nachbarschaft aufgetaucht sei.

Dasselbe Bureau berichtet aus Kapstadt, alle loyalen Bürger hofften, daß, da die antibritische Bewegung energisch fortgesetzt werde, wirksame Maßregeln ergriffen würden, um ö. Schrecken eines Bürgerkrieges in der Kapkolonie vorzu— eugen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen 964 Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Bülow, der Staatssekretär des Innern, Staata⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky und der Staatssekretär des Reichs⸗-Justizamts Dr. Nieberding beiwohnten, stand der von den Abgg. Dr. Lieber und Genossen (Zentr.) eingebrachte Gesetzentwurf, be— treffend die Freiheit der Religionsübung, zur ersten

schlägt dagegen eine Kombination von Einfuhrzöllen

würden die Gesandten eine Sitzung abhalten. Die Gesandten

Berathung.

Nach dem 5 1 dieses , , steht jedem Reiche angehörigen innerhalb des Reichsgebiets volle Freiheit des Religionsbekenntnisses, der Vereinigung zu Religions⸗ emelnschaften, sowie der gemeinsamen häuslichen, und null chen Religionsübung zu. Den bürgerlichen und staate⸗ bürgerlichen Pflichten darf durch die Ausübung der Religions⸗ freiheit kein bbruch geschehen.

Zunächst nahm der Reichskanzler Graf von Bülow das Wort, um in einer Rede, die morgen im Wortlaut wieder⸗ egeben werden wird, nameng der verbündeten Regierungen zu erklären, daß dieselben außer stande seien, dem Antrage zuzustimmen.

Darauf begründete der Abg. Dr. Lieber den Antrag. Bis zum Schluß des Blattes sprachen dann noch die Abgg. Dr. Graf zu Stolberg⸗Wernigerode (d. kons.) und von Vollmar (Soz.).

Statistik und VBolkswirthschaft.

Die Kapitalverhältnisse der ostpreußischen, in sbesondere littauischen, und der englischen Landwirthschaft.

Die landwirthschaftliche Literatur Ler neuesten Zeit wendet sich in immer steigendem Maße wieder der Betrachtung und Erfotschung wirthschaftlicher Zustände im Landwirthschaftsbetriebe zu, nachdem Jahrzehnte lang die Verhbesserung der landwirthschaftlichen Technik Theoretiker wie Prattiker naheju ausschließlich be⸗ schäftigt hatte. Diese Wendung ist nur mit Freuden zu begrüßen; denn nicht die vollkommenste. Technik, sondern das 5 Ineinandergreifen, die Höhe und iweckmäßige Verwendung der drel Produktionsfaktoren Natur, Arbeit und Kapital ist in erster Linie entscheidend für den Reinertrag, auf den es in der Landwirthschast wie in jedem anderen Gewerbe vor allem ankommt. Die auf Ver—⸗ besserung der landwirthschaftlichen Technik gerichteten Bestrebungen und die durch sie erzielten Erfolge waren nothwendig und erwünscht in einer Zeit, in der fast jede Steigerung det Rohertrags mit einer Steigerung des Reinertrags identisch war. Anders aber liegen die Verhältnisse in er Gegenwart. Verschledene Umstände, wie der seit der Mitte der siebziger Jahre beobachtete, nur von wenigen Schwan— kungen unterbrochene Rückgang der Preise der Ackerbauprodukte, zumeist bervorgerufen durch die gewaltige. Verbesserung aller Verkehrswege und eine beispiellose Verbilligung der Frachten, die es Ländern mit jungfräulichem Boden uns günstigerem Klima er— möglichte, als Konkurrenten des deutschen Landwirths aufzutreten, ferner die durch den Wettbewerb einer hochentwickelten Industrte g⸗— steigerten Lohne neben dem durch ihn entstandenen Arbeltermangel, zwingen heute jeden Landwirth jur sorgsamen Beachtung nicht nur seinez engeren Marktes, sondern des Weltmarktes und zur reiflichen Neberlegung, ob nicht durch verstärkte Anwendung von Kapital die Ungunst der Verhältniss⸗ siv überwinden lasse. Dadurch gewinnen alle Untersuchungen, welche die Kapitalsperwendung im landwirth schaftlichen Betriebe zum Gegenstande haben, auch wieder ein erhöbtes Interesse. Eine sosche findet sich in vest 12 des 29. Ban des der von dem Ministerial - Direktor im Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr. Thiel herausgegebenen Landwirthschaftlichen Jahrbücher (Verlag von Paul Parey, Berlin), und zwar ist sie speztell den Kavitalverhältnissen der lirtauischen Landwirthschaft gewidmet. Der Verfasser, landwirtbschaftlicher Wanderlehrer Paul Ghlert in Gumbinnen, hat nach von ibm aufgestellten Muͤstern durch die Schüler der ersten Klasse der dortigen Winterschule zwischen Welhnachten und Neujahr genaue Inventuren von 45 Güsern, die fast durchweg im Besitz: der Eltern der hdetreffenden Schüler sich befinden und in den Kreisen Gumbinnen, J sterburg, Niederung, Pilllallen, Ragnit, Tilsit, Stallupönen, Darkehmen und Goldap gelegen sind, aufnehmen lassen, alsdann eingehend geprüft und, wo erforderlich, ergänjt und berichtigt. . .

Von den zur Untersuchung herangezogenen Gätern gebören g mit mehr als 200 ha Gesammtflaäͤche zum Groß zrundbesitz, 3 mit weniger als 30 ha Areal sind nach dortigen Begriffen Kleinbetriebe, während die übrigen 39 mittelgroße Betriebe darstellen, zu den großbäuerltchen Besitzungen gebören. Ihre gesammte Ackerfläche beträgt rund 2981 ha, ihr Gesammtwerth 3 558 Millionen Mark; davon entfallen auf die Geundstücke 2 597 Millionen Mark oder 730,½ auf das „Betriebskapttal“, d. h lebendes und todtes Inventar sowie Vor⸗ räthe, nicht auch baares Geld, 961 000 M oder 2700, im einzelnen durchschnittlich auf Grund und Boden 49,3 9, Baulichkeiten 23,7 / 9, lebendes Inventar 13,B7 00, todtes Inventar 4 400 und Porräthe oder unlaufendes Betriebskapital. 8,9 ,. des Gesammtwerths. Für das Verhältniß des Grundgt ũckz⸗˖ wertheg zum Bertriebskapital läßt sich eine allgemein gültige Zahl nicht aufstelle—n; dieses Verbältniß kann und muß in einem erst in der Besiedelung begriffenen Lande ein gan anderes als in einem alten Kulturlande, in einem milden Klima ein andere als in einem rauhen, in einer extensiven Körnerwirtbschaft (Dreifelderwirthschaft) ein anderes als in einer modernen Industrie⸗ wirthschaft u. f. w. sein. Nach einer Berechnung des Geheimen Reglerungsraths, Professors Freiherrn von der Goltz (in seiner ‚Landwirthschaftlichen Taxationslehre.) beträgt der Werth der Grunt— ftäcke des früheren Akademtegutes Waldau bei Königsberg i. O-Pr, j tzt Domäne, 78 65 o o der des Betriebskapitals in obigem Sinne 21,35 0 des Gesammtswerthes. Profefsor Krämer (in von der Goltz Dandbuch der gesammten Landwirthschast Bd. IN) giebt ein Verhältniß von 70 0o für Grundstücke und 30 ο für Betriebekapital als das durchschnitt; liche an. Professor Backhaus (Landwirthschaftliche Jahrbücher 1893) nimmt für deutsche Wiribschaften als Durchschnitt 63 und 37 */ an, für englische Wirthschaften dagegen 48 und 520o; in England über⸗ wiegt alfo nach ihm schon daz Betriebskapital Len Grundstückswerth. Für ostpreußische Gäter berechnet Backhaus (in seinen die wirth schaftlichen Berhältnisse der Provinien Ost·; und Westpreußen, Pommern und Posen darstellenden und eine wertbvolle Uebeisicht über alle in Betracht kommenden Faltoren bietenden, auch die Kapttalverhältnisse der landwirtbschafilichen Betriebe behandelnden Agrarstatistischen Untersuchungen“) auf Grund einer Enquste den Grundstückswerth auf 64,38 /o, das Betriebskapital auf 35,62 so, und nach Fühling (‚Oekonomik der Landwirthschafi?) betrug in den akademischen Gutswirthschaften von Proskau und Poppelsdorf der Werth der Grundstücke 62 (Proskau) bezw. 7L oo (Poppelsdorf), der des Betriebe kapitals 38 beiw 29 9j. Die von Ehlert sür die 45 littanischen Güter berechneten Durchschnltszahlen Werth der Grund= He. 73 Oso, r n , 27 . . nãhern

also sehr den für Poppelsdorf ermittelten. .

Bei gleichen klimatischen, Boden und Verkebreverhältnissen ist die Höhe des verwendeten Betriebskapitals entscheidend für die Intenfität oder Gxtensität des Betriebes. Freiherr von der Goltz hat für das frübere AUkademiegut Waldau bei Königsberg i. O. Pr. 380 ½ Betriebskapital pro Hektar Acker ermittelt und nennt im übrigen Wirthschaften mit weniger als 300 M pro Hektar Acker extensi, solche mit mehr als 560 M intensiv. Nach Fühling si id Wirthschaften mit 400 M pro Hektar Betriebe mittlerer Intensität, darüber intenstvj, darunter (iᷣytensiv; Professor Krafft (.Die Betriebslehre!) bejeichnet das Betriebskapital als hoch, wenn 450 big 375 M, als mittel, wenn 292 bis 243 , als niedrig, wenn 135 bis 112 6 auf 1 ha entfallen. Die Berechnungen zür die 45 littauischen Besitzungen ergeben nun, daß auf 1 ha Acker rund 323 Betriebtkapital in dem oben bejeichneten Sinne oder 7 o/o vom Wertbe der Grundstücke kommen. Hlernach wären also diese Güter im Durchschnitt Wirthschaften mittlerer Intensität, was nach der Ansicht Chlert's der Wirklichkeit durchaus entspricht. .

Da wichtigst: Kapital im Landwirthschaftsbetriebe ist nach all⸗ gemeiner Anschauung das um laufende Betriebskapital, in der er wähnten Abhandlung über die Kapitalverhaͤltnisse der littauischen Land-

wirthschaft Vorrathskayital genannt; von dessen Höhe und richti- ger Verwendung ist vor allem der Gifolg bedingt. Krafft nennt dag umlaufende Betriebskapital hoch, wenn auf 1 ha Ackerland 150 , mittel, wenn M, niedrig, wenn 45 S darauf entfallen. Freiherr von der Goltz giebt für Waldau bei Königsberg ein Vorrathtzkaplta! von 108 9 auf 1 ha Ackerland an, Krämer bezeichnet als Durchschnitt 109 big 200 40 pro Hektar landwirtbschaftlich nutzbarer Fläche, als Maximum 400 46, als Minimum 50 M pro Hektar. Nach der von Peofessor Backbaus veranstalteten Enquste beträgt der Durchschnitt für Ostpreußen 118,80 M pro Hektar Kulturland. Dünkelbera hat in seiner Be⸗ triebslehte' (Bd. I) Angahen gemacht, die sich theils auf Kulturland, theils auf die Gesammifläche beziehen. In einer Wrthschaft auf dem Vogelsberge“ beläuft sich nach ihm das Vorrathékapital auf 97 M, bei einem Gute in Thüringen auf 230 36 M pro Hektar Kultun⸗ land; auf einem Gute in Holstein entfielen 36, 17 4, in einer sächsiichen

uckerrübenwirthschaft aber 398 64 M auf 1 ha Gesammtfläche. Hierbei ist allerdings zu beachten, daß Hünkelberg, Krämer und Krafft auch das sog. Feldinventar (Saaten, Bestellung und Düngung), der erstere ferner das Mastoieh und die letzteren zwei Schriftsteller noch die Meliorationen oder Standortsyerbesserungrn zum umlaufenden Betriebskapital rechnen. Eblert zählt diese Objekte mit Recht nicht dazu, sondern zum Grundstückswerth und dag Mastoieh zum lebenden Inventar; dann ergiebt sich für die 45 littauischen Wirthschaften, daß dort im Durchschnitt auf 1 ha Ackerland 107 4A, auf 1 ha landwirth⸗ schastlich nutzbarer Fläche rund 900 4Æ, auf 1 ha Gesammifläche rund s86 M umlaufendes B triebskapital entfallen. Die erste Zahl stimmt nahezu mit der für Waldau berechneten überein, die zweire bleibt unter dem von Backhaus ermittelten Durchschnitt, die dritte übertrifft die für die Wirthschaft in Holstein angegebene stark, wird aber selbst noch stärker von der für die Zuckerrübenwirthschaft in Sachsen be⸗ rechneten übertroffen.

Sehr lebrreich ist ein Vergleich der hler festgestellten Thatsachen mit den anderweing ermittelten oder als Norm aufgestellten Zahlen, und es mögen hierzu nicht nur solche für deutsche Wirthschaften an⸗ geführt werden, sondern auch solche für englische Verhältnisse, die in Deutschland noch vielfach als vorbildlich betrachtet werden. Nach den Berechnungen Ehlert's für die von ihm untersuchten 45 littauischen Besitzungen, nach denen des Geheimen Regierungtzratbs Freiherrn von der Goltz für Waldau bei Königsberg i. O- Pr. und nach der von Krämer (in von der Goltz' Handbuch der gesammten Landwirthschaft) für deutsche Wirthschaften aufgestellten Norm, sowie nach den Angaben Hartstein's (Fühling, a. a. O) und des Professors Backhaus Agrarstatistische Untersuchungen“) über englische Wirthschaften ent⸗ fielen bezw. sollen entfallen vom .

na in 45 Krämer in englischen littauischen in in Wirthschaften Wirth Waldau deutschen nach nach schaften Wirth. Hartftein Backhaus auf Grund und Bod te. rund un den 79 2* Baulichkeiten ... 8. bo lebendes Inventar 10,78 fodtes Inpentar. 450 Vorrathẽ kapital. 8,9 6.07

Zvischen den Angaben von der Goltz! für Waldau und denen von Krämer hält der für die littaulschen Wirthschaften berechnete Durchschnitt fast die Mitte, näbert sich aber mehr den Angaben Krämer's, Bei einem Vergleich dieser Durchschnittszahlen mit den für englische Wirth⸗ schaften angegebenen fallen besonders zwei Punkte auf, nämlich das in England weit geringere Gebäudekapital und der so erheblich höhere Werth des lebenden Inventars, obgleich, wie Ehlert nachweist, gerade die von ihm untersuchten littauischen Güter sich durch ein für deutsche, insbesondere ostpreußische Verhälmisse ge— ringes Gebäudekapital auszeichnen und das lebende Inventar nach Stücksaahl und Gesammtwerth ein relativ hebes ist, „Besser als alles anderer, bemerkt Ehlert zu vorstebender Statistik— scheinen diese Zahlen zu beweisen, daß englische Wirthschaften uns als Vorbilder nicht mehr dienen lönnen; denn das milde Seeklima Englands wird es den dortigen Landwirtben stets gestatten, mit einem erheblich geringeren Gebäudekayital auszukommen, als dies den ostpreußischen Landwirten auch bei größter Sparsamkeit mög⸗ lich wäre. Die feuchte Laft aber wird dort die Gras— wüchsigteit des Bodens noch weit stärker begünstigen, als dies selbst hier der Fall ist, und dadurch die Haltung eines stärkeren Viehstandes ermöglichen. Daß wir aber in der eigentlichen Ackerbautechnik von den Engländern noch lernen könnten, möchte der Verfasser bezweifeln: jedenfalls haben wir hierfür im eigenen Vaterlande lehrreichere und näher liegende Beispiele. In der ge⸗ schickten Ausnutzung der natürlichen Verhältnisse und der Steigerung des Werthes der Nutzthiere sind uns die Engländer allerdings noch überlegen; diesen Vorspruna so bald wie möglich einzuhelen, ist eine Ehrenpflicht der deutschen Landwirthe. Das hohe umlaufende Be— triebskapital der englischen Wirthschaften wäre auch unseren Land wirthen zu wünschen.“ . .

Backhaus hat in seinen Agrarstatistischen Untersuchungen ferner von 60 Gätern Ostpreußens die Durchschnittswerthe der einzelnen Kapitalien berechnet und im AÄnschluß daran diejenigen Verhältn sse angegeben, die ibm bier als erstrebenswerth erscheinen, er nennt sie Idealzahlen. Beide folgen hierunter:

Durchschnitt von 60 Gütern Idealzahlen ö

Grund und Boden

Baulichkeiten

lebendes Inventat ..

todtes Inventar

Vorrãäthe ) Der von ihm berechnete Durchschnitt weicht von dem von Ehlert er mittelten namentlich bezüglich des Bodeng, auf welchen in den von Backhaus untersrchten 66 Wirtbschaften im Duichschnitt ein wesentlich kleinerer, und hir sichtlich der unvroduktiven oder doch nur mittelbar pro— duktiven Baulichketien ab, auf die dort ein weit größerer Theil des ge⸗ sammten Gutswerthes als in den 45 littauischen Wirthschaften ent jällt; die übrigen Unterschiede sind weniger erheblich, das für die littauischen Wirthschaften berechnete Vorrathetapital würde mit dem von Backhaus ermittelten umlaufenden Betrtebskapital nahezu übereinstimmen, wenn die halbjährlichen baaren Ausgaben hinzugerechnet wären. .

„‚Ueberblickt man‘, so schließt Eblert seine Betrachtungen über

die Kapstaloerbälinisse der littauischen Landwirthschaft, die ermittelten Thatsachen und vergleicht sie mit den aus anderen Gigenden Deutsch— lands bekannt gewordenen Resultaten, so ergiebt sich kein unerfreu⸗ liches Bild?. Freilich gelte dasselbe auch in Littauen nicht für alle Landwirtbe; der Großgrundbesitz sei dort vielfach ebenso nothleidend, wie anderwärtg, während der Bauernstand eine solche Nothlage für sich nicht anerkennen wolle, was ein ebenso rühmlickes Zeugniß für seine Widerftandsfähigkeit gegen un. günfstige Konjunkturen, wie für seine Anpassungsfäbigkeit an solche sei. Über auch für diese Besitzklasse liege alle Veranlassung vor, durch Aenderungen im Wirthschaftebetrlebe wieder größere Ueber. schüffe zu erzielen. Eine wesentliche Steigerung des Reinertrags sel bier wie anderwärts im Deutschen Reiche noch durch erhöhten Aufwand von Kapital oder Arbeit oder von beiden zugleich zu erzielen, und jwar durch verstärkte Inanspruchnahme nur der produktiven Kapitaltheile (Grund und Boden, lebendes Inventar, Vorraths oder umlaufendes Betriebskapital). Da das umlaufende Betrlebskapital dasjenige sei, das die anderen befruchte und bei richtiger Verwendung die höchsten Zinsen bringe, sei auf seine Verstärkung zunächst hinzu wirken, um alsdann durch Verwendung desselben zu Meliorationen, die der Verfasser gleichfalls andeutet, die Ertragefähigkeit des Grund

und Bodens erheblich zu steigern.

Ergebnisse der Probuktiongerbebungen in der deutschen Stãrke⸗Industrie. Im Anschluß an die frühere Mittheilung einiger Schluß zablen der vom Reichzamt des Innern im Einvernehmen mit dem Wirth schaftlichen Ausschuß veranstalteten Produktiongerhebungen werden in den „Nachrichten für Handel und Industrie jetzt über die End. ergebnifse der Erhebungen in der deutschen Stärke Industrie mit Ausschluß der Reiesstärkefabritation folgende Angaben

gemacht: Gesammtproduktlon im Geschäftsjabre 1897 / 98. im Werth von

6. 5 550 720 15 073 236 42 864 4591219 2 236 896 116734 46 500 1749362 8 293 456 1556 593 22 09090 5 338 069 492 178

42 Kartoffelstãrke: a. grüne 3 ,, z . Schlammstärke We izenstãrke

Mais stãrke

Kartoffelsago.

Kartoffel graupen

Stãrlezucker

Stãärkesyrup 348 021

Couleur 48113

Britisy Gum (gebrannte Maisstärke) .. 650

Derxtrin und Stärkegummi 189 588

Trockene Abfälle 49 152

Reuchte . 322 698 238 821

Pülpe . 449176 227 550. Vorhandene Rieselfläche für die Abwässer: 2340 ha 20 a 21 ꝗm.

Kunst und Wissenschaft.

Die Kunstanstalt von Trowitzsch u. Sohn in Frank⸗ furt a. O. hat die Reihe ihrer vorzüglichen und in kunstfreundlichen Kreisen mit Recht hochgeschätzten farbigen Reproduktionen klassischer

Bild zeigt die Gottesmutter, auf den Armen das Jesuskind haltend, dem der kleine Johannes Rosen reicht. Mit Maria schaut an deren linker Seite der greise heilige Antonius, eine ehrwürdige, kraft

Gruppe ist ganz erfüllt von dem Zauber stillen, friedlichen Familien⸗ glücks und gehört, obgleich das Gemälde weniger bekannt ist als

die Trowitzsch'sche Kunstanstalt von Ruedorffer in München einen eigenen Rahmen modellieren lassen, der in erhabener Arbeit Guirlanden von Blättern, Blumen und Früchten jeigt und reich ver⸗

goldet ist. In dieser geschmackvollen Fassung kostet das

Blätter nach Werken moderner Münchener Maler erscheinen, und

Kaulbach (20 MA), „Abschie von August Dieffenbacher (25 46); die Landschaften: ‚Waldkapelle! von A. Splitgerber (20 AÆ) und Sonnenuntergang auf Capri' von F. Perlberg (25 1) und endlich ein Jagdbild: Fasanenjagd' von J. Schmitzberger (25 M) Die Gigen ⸗˖ schaften, die schon an den früheren Nachbildungen der Trewitzsch'schen Anstalt lobend bervorgeboben wurden: Tiefe und Leuchtkraft der Farbe, Sorgfalt und Treue in der Wiedergabe des Driginals, werden durch das vorliegende, oben erwähnte Probeblatt von Hermann Kaulbach, das auch der Künstler selbst als meisterhaft reproduntert be⸗ zeichnet hat, aufs neue bestätigt.

Berkehrs⸗Anstalten.

Abfahren der Hamburger Post und Passagier⸗Dampfer von Ham burg, wie folgt, statt:

a. Hamburg Amerika Linie.

Nach New Jork 9. Dezember Poftdampfer Pennsylvania“. 12. Dejember Postdampser Belgravia , 16. Dezember Postdampfer Pretoria. 23 Desember Postdampfer „Cap Frio“, 30. De⸗ jember Postdampfer ‚Pboenicia'. Nach Portland (Maine) 21. De⸗ jember Postdampfer ‚Frisia—«. Nach Boston 21. Dezember Post⸗ dam pfer „Frisia. Nach Baltimore 11. Dezember Postdampfer Guernsey', 17. Dezember Postdampfer Bengalia!“. Nach Philadelphia 19. Dezember Postdampfer Marte?. Nach New Orleans 23 Dezember Postdampfer „Hispania'. Nach Havti und Mexiko 7. Deiember Postdampfer Teutonia?.—— Nach Pto. Rico und Columbien 11. Dezember Postdampfer „Galicia. Nach Para und Manäos 15. Dezember Postdampfer Valencia. Nach Ost⸗Asien 9. Dezember Postdampfer „Sibiria“, 20. Dezember Post⸗ dampfer Saxonia“).

b. Deutsche Ost Afrika Linie.

Die Reichspostdampfer General“ 19 Dejember, . Gouverneur“ 2. Januar, „Admiral“ 16. Januar nach Ost, und Südost ˖ Afrika.

c. Woe rmann ˖ Linie.

10. Dejember Postdampfer Helene Woermann‘ nach Madeira, Fernando Poo, dem Kamerungebier und französich Congo; 18. De⸗ zember Posidampfer Hedwig Woermann“ nach Tanger, Casablanca, Magajan, Sasfi, Mogador, Bissao, Bolama, Rio Nanez, Sierrg Lecna, Sherbro; 20. Dezember Postdampfer „Lulu Bohlen“ nach Tenerfffe, Las Palmag, Conakiy, Monrovia, der Goldküste, Togo und fran zösisch Benin.

d. Hamburg- Süůdamerikanische Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft.

Nach Brasilien (Pernambuco, Bahia, Rio de Janeiro und Santos): 12. Dezember Postdampfer Pelotas., 19. Dezember Post⸗ dampfer ‚Antonina“„, 28. Dejember Postdampfer Rio“, 3. Januar Postdampfer Petropolts“). .

Nach Süd Brasilien: 15. Derember Postdampfer Babitonga“, 29. Dejember Postdampfer Taquart!, 15. Januar Postdampfer Guahyba!“. .

Nach den La Plata⸗ Staaten: 11. Dezember Postdampfer Tucn man“, 18 Dejember Postdampfer Cap Roca“, 28. Dezember Post⸗ dampfer Mendoja m, 4. Januar Postdampfer Cordoba“.

e. Rhederei Rob. M. Sloman. Nach New Jork und Newport News: 19. Dezember Postdampfer

Albano. . f. Deutsche Levante ⸗Linie.

Rach Algier, Malta, Piräus, Smyrna, Konstantinopel und Odeffa 31. Dejember Expreßdampfer Pera“. Nach Malta, Piräus, Smyrna und Konstantinopel 185. Dezember Dampfer Tings, J5. Januar Dampfer Athos“. Nach Bourgas und Varng 15. De- zember Dampfer Pylos“, 31. Dejember Dampfer Delos. . Nach Salonik und Dedeagatch 15. Delember Dampfer Tinos‘, 15 Januar Dampfer Athos. Nach Sprg und Kustendje 15. De⸗ rmber Dampfer „Pylos⸗,. 15. Januar Dampfer Rhodog⸗.— Nach Alexandrien und Syrien 35. Dezember Vampser Chios 10. Januar Dampfer Naxosß⸗. Nach Novporossiet und Baum 31. Dezember Dampfer Delos. Nach O dessa, Nonoroffte l, Batum, Samsun und Trapejunt 15. Dezember Dampfer Pyrgos“, 15. Januar Dampfer Leros“.

g. Deutsch Australische Da myf schiffs ˖ Gesellschaft. Nach Kapstadt, Algoa · Bal, Melbourne Wharf, Sydney 8. De⸗

ber Va Riel. dich i rn algoa. Bai, Fremantle Wharf. Adelaide Wharf.

Batayla, Samarang, Soerabaya, Thikatj p 22. Dezember Dampfer

Offenbach).

NMeisterwerke der Malerei wieder um ein neues Blatt vermehrt: eine ĩ Matonna von Tizian, aus der Galerie der Uffizien in Florens. Das

volle Männergestalt, voll inniger Freude auf die Kinder herab. Die

andere Werke des venetianischen Meisters, zu seinen anmuthigsten Schöpfungen. Für ihre sorgfältige Nachbildung bes Gemäldes hat

Bild (Ruang mit Rahmen? Jer Lg8 em] 200 , nm Karton (Bttdgröße: 66: 92 em) 50 SK Ferner ließ die Trowitzschssche Anstalt zum bevorstehenden Weihnachtsfest auch noch eine Reihe neuer“

zwar die Genrebilder: Der Neuvermählten erstes Mittagessen von Emil Brack (Preis im Karton 20, Trotz kopf von Professor Hermann

Nach Mittheilung der Hamb. Beiträge“ finden die nächsten

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