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Von den im Hospital behandelten Verwundungen waren hervorgerufen durch Gewehrkugesin XA. Artilleriegeschosseee „abgesprengte Steine 10 „die bianke Waffe (Speer).
Dentscher Reichstag. 14. Sitzung vom 6. Dezember 1900. 2 Uhr.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. BI. berichtet.
Das Haus setzt darauf die Besprechung der Inter⸗ pellatton der Abgg. Dr. Heim und Müller⸗Fulda (Zentr.) wegen der Kohlentheuerung fort.
Minister für Handel und Gewerbe Brefeld:
Meine Herren! Ich möchte um die Erlaubniß bitten, zu der Digkussion über die vorliegende Interpellation am ersten Tage der Verhandlung nachträglich einige Bemerkungen machen zu dürfen, die wesentlich den Zweck verfolgen, nicht zutreffende Vorauszsetzungen zu berichligen, von denen die verschiedenen Herren Redner ausgegangen sind. Ich glaube das am zweckmäßlgsten jetzt thun zu müssen, weil ich annehme, daß die heutige Diskussion voraussichtlich auch die Auf⸗ merksamkeik des hohen Hauseöß auf ganz andere Gesichte punkte lenken wird.
Zunächst hat der Abg. Richter in seiner Ausführung Folgendes gefagt: Der Minister sprach von dem direkten Kohlenbezug der landwirthschaftlichen Zentralverelne. Ganz schön! Aber ein Genossenschaffsanwalt klagte mir noch kürzlich, daß diese Gunst wohl den landwirthschaftlichen Genossenschaften, aber nicht auch den Konsumpereinen zu theil werde, daß diese vielmehr gerade im Bergdepartement elner gewissen bureaukratischen Steifheit begegnen. Ich halte mich verpflichtet, ausdrücklich hervorzuheben, daß ebenso wie die landwirthschaftlichen Ge⸗ nossenschaften auch die gewerblichen Genossenschaften bei der Reservierung und auch der direkten Vertheilung der Kohlen berücksichtigt werden (hört, hört! rechte); sie sollen berücksichtigt werden in ganz gleichem Maße wie die landwirthschaftlichen Genossen⸗ schaften. Es besteht nur ein Uaterschied zwischen beiden, den ich bier hervorheben muß. Die landwirthschaftlichen Genossenschaften sind homogene Bildungen, die vertreten werden durch zwei Verbände, den Neuwieder Verband und den Offenbacher Verband. Diese zwei Ver⸗ bände besorgen für sie die Gesammtbestellung, und dadurch sind sie in der Lage, sich durch die höheren Beträge der Gesammt⸗ bestellung bessere Rabattpreise verschaffen zu können. Dasselbe ift bei den gewerblichen Genossenschaften schwleriger, denn da handelt es sich um elne große Varietät von Vereinen. Da haben wir die Konsumpereine, da baben wir Innungen, da haben wir Genossen⸗ schaften aller Art, da haben wir städtische Verwaltungen, Beamten⸗ vereine u. s. w.; die alle auf Gesammtbestellungen zu vereinigen, das wird außerordentlich schwer halten. Der Unterschied zwischen beiden, der also in den thatsächlichen Verhältnissen begründet ist, wird aller⸗ dings immer besteben bleiben, und den kann ich meinerseits auch nicht beseitigen.
Sodann hat der Herr Abg. Richter sich dahin ausgesprochen, es sei sehr erwünscht, wenn auch der Staat auf den verschiedenen Gruben Verkaufebureaux einrichtete; dazselbe hat auch der Herr Abg. Graf Kanitz ausgesprochen. Ich balte mich für verpflichtet, ausdrücklich hervorzuheben, daß solche Verkaufsbureaux bereits existleren, aber nicht für jede Grube eins, sondern für die Gesammtheit der Saar⸗ gruben in Saarbrücken und für die Gesammtheit der oberschlesischen fiskalischen Gruben in Zabrze. Es würde aber sehr verkehrt sein, wenn man für jrde einzelne Grube ein solches Verkaufs burean elnrichten wollte. Das würde das Publikum sehr viel schlechter bedienen können, als ein Zentralbureau für sämmtliche dem Bezirk angehörigen fiskalischen Gruben es kann. Denn die einzelne Grube kann nur ihre eigenen Sorten und ihre eigenen Quantitäten zur Bedienung der Kunden verwenden, und die einzelnen Sorten und die einzelnen Qualitäten fallen an einzelnen Tagen nach Maßgabe der Förderung verschieden auß. Dagegen ein Zentralbureau für die ver einigten Gruben hat die sämmtlichen Sorten der einzelnen Gruben zu
seiner Verfügung und kann daher die Kunden besser bedienen. Ich glaabe also, bei der Einrichtung, wie sie jetzt besteht, wird es kelassen bleiben müssen.
Der Herr Abg. Richter hat dann noch die Meinung ausgesprochen, es sei ein solches Bureau von meinem Amtevorgänger Herrn von Berlepsch in Aussicht genommen, meinerseits wäre aber die Absicht nicht ausgeführt worden. Sie sehen schon aus dem Vorgetrazenen, daß dies nicht zutrifft. Diese Einrichtung des Bureaus in Oberschlesien, wie sie Herr von Berlepsch plante, hat Herr von Berlepsch auch aut⸗ geführt, und ich meiner seils habe daran nichts geändert. Das, was mir in den öffentlichen Blättern zum Vorwurf gemacht wird — das hat der Herr Abg. Richter wohl mißverstanden — ist etwas ganz Andere. Mir hat man vorgeworfen, daß dag Zentralbureau unter meiner Leitung nicht in der Weise gearbeitet hätte, wie unter der Leitung meines Herrn Amtsvorgängers; damalg wäre die Betheiligung der Händler an den fiskalischen Koblen eine zarückgehente gewesen, und jetzt wäre sie eine stelgende. Nun befinde ich mich in der glücklichen Lage, Ihnen nachweisen zu können, daß die Sache gerade umgekebrt irt. Es hat die Betheiligung der Händler im Jahre 1891/92 — 1892 wurde das Bureau errichtet — betragen 22,7 Oso, 1893 25.3 o,, 1894 29,3 G, 1895 31,8 ojl(o, 1895/96 32,6 o,, — da bin ich ing Amt getreten —ů und im Jahre 1897 redunert sich die Ziffer auf 31,5 o, im Jahre 1898 auf 29 4 0½, im Jahre 1898/99 auf 279 os, im Jahre 1899 1900 auf 23 4 06 und in dem Halbjahre 1900 auf 224 os9. Sie sehen also, unter meiner Amtsführung ist gerade die Bethelligung der Händler beruntergegangen, während sie unter derjenigen meineg Herrn Amtsvorgänger gestiegen ist.
Nun bin ich sehr weit davon entfernt, das meinem Herrn Amtt-« vorgänger zu seinen Ungunsten und mit zum Verdienst anzurechnen; das erklärt sich einfach vielmehr darauß, daß wir bit zum Jahre 1896 eine berabgehende Konjunktur gehabt haben, infolge dessen hatten wir eine Neberproduktion von Kohlen und mußten die Händler im größeren Maßstabe verwenden, um diese Ueberproduktion los ju werden. Von 1896/97 an trat dais Umgekehrte ein, die Konlunklur
ging wieder hinauf, die Neberproduktion war eine geringere und die
für verpflichtet, diesen Sachverhalt hier richtig zu stellen; denn ich
kann es mir weder gefallen lassen, daß diese Einrichtung mir zum
Nachtheil ausgelegt wird, noch auch zugeben, daß sie meinem Amts
vorgänger zum Nachtheil ausgelegt wird. Wir haben das Zentral-
burean fruktfftstert zu Gunsten der Konsumenten, und ich werde dies
auch in der Folge thun. ö
Nun hat der Herr Abg. Graf Kanitz gesagt, er erkenne dankbar
an, daß wir Kohlen für die Genossenschaften reserviert hätten, und
daß wir sie noch mehr berücksichtigen wollten; er wünschte nur, daß
das in noch höherem Maße geschieht. Da möchte ich doch das
Eine hervorheben: wir haben speztell für Oberschlesien den Händlern
die 10 06 an der Grobkohle — das ist ja gerade diejenige Kohle, die
von den Genossenschaften verlangt wird, die Heizkohle — gestrichen,
die übrigen Kohlen, die Kleinkohlen haben wir den Händlern belassen;
denn die werden für Helzjwecke nicht begehrt. Wir sind also that⸗
sächlich so weit gegangen, wle wir nur gehen konnten.
Nun möchte ich noch bei dieser Gelegenheit hervorheben: es ist in den öffentlichen Blättern wiederholt an mich die Aufforderung
gerichtet worden, auch die oberschlesischen Gruben unter Betheiligung
des Staats zu einem Kohlensyndikat zu vereinigen, indem man von der Ansicht ausgeht, daß dadurch der Einfluß der Händler in
größerem Maßstabe zurücktreten und die direkten Beziehungen zu den Konsumenten bedeutend erleichtert werden. Mein Standpunkt in dieser Frage ist kurx der: der Staat kann den wechselnden Konjunkturen nicht in gleicher Weise folgen wie die Privat⸗ gruben, die, sobald die Konjunktur sich ändert, die Preise er⸗ höhen. Ich bin immer der Meinung gewesen, daß der Staat erst warten muß, bis die Preife sich auf einer bestimmten Höhe befestigt haben und die Marktlage eine feste geworden ist. Deshalb bin ich auch in diesem Sommer den Privatgruben noch nicht gefolgt und habe die Prelse nicht erhöht, sondern ruhig abgewartet, ob die Markt⸗ lage sich befestigte, oder ob nicht eine Rückbildung in den Preisen ein⸗ träte. Ich glaube, dafür kann mir das Kohlen konsumierende Publikum nur dankbar sein. (Sehr richtig) Ganz anders würde die Sache sein, wenn der Staat sich in einem Kohlensyndikat befände und durch die Genossen des Syndikats majorisiert werden könnte. Dann würde er diese Preishaltung nicht mehr ermöglichen können, sondern gebunden sein, die Preise mit den Genossen zu erhöhen. Deshalb lasse ich mich auf ein solches Syndikat nur unter der Voraussetzung ein, daß der Staat nicht majorisiert werden kann, daß mir in dem Syndkkat ein maßgebender Einfluß bleibt, wie ich ihn ja auch im Kalisyndikat habe, das seit seinem Bestehen zum Segen und Vortheil der Konsumenten arbeitet.
Nun möchte ich noch auf eine Aeußerung des Herrn Dr. Heim zurückkommen. Herr Dr. Heim hat die Mittheilung gemacht, daß die Berwaltung des XVIII. Armee-Korps ihren Bedarf durch eng lische Kohlen gedeckt habe, und hat das seinerseits als eine Schande bezeichnet. Ich weiß nicht, wem er die Schande bei— messen will; ich bin auch nicht in der Lage, sagen zu können, im Einzelnen sagen zu lönnen, wie sich die Sache verhält, enn dazu müßte man die Bergbehörde und auch die Militär behörde hören. Aber ich möchte doch hervorheben, daß man solche Augorücke in diesem Fall doch nicht brauchen darf. 5 Millionen Tong englische Kohlen kommen in das Land, und ganz naturgemäß, wie ich Ihnen früher auseinandergesetzt habe, in so und so vielen Gebieten werden deshald die englischen Kohlen billiger an— geboten als die inländischen Kohlen; sie haben auch manche anderen Eigenschaften als die inländischen Kohlen. Kann
viele Konsumenten, unter ihnen der Militärfiskus, der Marine—⸗ fiskus, sich unter Umsländen in englischer Kohle versorgen? Ich meine, das ist an sich etwaz so Natürliches, daß man es nicht als eine Schande bezeichnen kann. Wenn in einem einzelnen Falle einmal über das zulässige Maß hinausgegangen wäre, so würde das auf einem Ver— sehen der betreffenden Behörde beruhen, die man zu reklifijieren hätte. Ob so ein Fall vorliegt, weiß ich nicht. Ich verwahre mich nur gegen die Bezeichnung, daß es sich um eine Schande handelt. Dag kann ich im Interesse meiner Behörde nicht zugeben.
Nun hat Herr Dr Heim auch von einer Aeußerung gesprochen, die ich im preußischen Landtage gemacht habe. Ich habe damals das Steno⸗ gramm nicht zur Hand gehabt, habe es aber nachgelesen und will gern zugeben, daß die Fassung des Stenogramms keine sehr geschickte ist; ich hätte bei der Revision viellelcht etwas vorsichtiger sein können. Aber es sind ja eine Anzahl von Herren hier im Hause, die der damaligen Verhandlung beigewohnt haben, und ich rufe in die Erinnerung, waz ich damals gesagt habe. Ich suchte damalz autzeinanderzusegen, daß es sowohl für die Produktion wie namentlich für die Arbeiterbevölkerung sehr nachtheilig wäre, wenn man mit einem rapiden Auf und Niedergehen der Preise, namentlich der Kohlenpreise, zu rechnen kälte. Das wäre im höchsten Grade beklagenswerth einerseits für die Koblenkonsumenten selbst, für die ganze Industrie, die darauf angewiesen ist, anderer- seits aber auch für die Arbeiter, weil die Lohnentwicklung mit der Preisentwicklung pari passu gebt und gerade der Arbeiter am allerwenigsten ein Auf und Nieder der Löhne vertragen kann — gerade der Arbeiter ist darauf angewiesen, daß, wenn man die Löhne einmal erböht, man sie auch in dieser Höbe beläßt. Das, glaube ich, ist ein richtiger volkswirthschaftlicher Gesichtepunkt, den ich da betont habe — und da hat mir der Herr Abg. Dr. Heim vorgeworfen, ich bätte gesprechen wie der Votsitzende eines Aufsichte⸗ rathz! Ich glaube, das ist nicht zutreffend; ich kann einen solchen Vorwurf nicht als berechtigt anerkennen.
Nun, meine Herren, noch eins. Der Herr Abg. Dr. Heim hat an mich die ausdrückliche Frage gerichtet, ob die preußische Berg⸗ verwaltung jemals seit dem Erlaß des Berggesetzes von der ihr nach F 66 zustehenden Befugniß Gebrauch gemacht habe, um die Berg- besiger anzuhalten, die ihnen verliehenen Felder in Betcieb zu nehmen. Ich habe damals leider vergessen, darauf in antworten; ich tbue das hiermit nachträglich. Niemals seit dem Grlaß des Berggesetzes hat die preußische Bergaufsichtsbebörde von dieser Befugniß Gebrauch gemacht, und zwar deshalb nicht, weil niemals ein Anlaß dazu vorgelegen bat. Stets haben die Grubenbesitzer sich bereit gefunden, ihre Felder in Angriff zu nehmen, ihren Gruben anbau zu erweltern, den Bedürfnissen vollständig entiprechend. Auch jetzt, in diesem Jahre, ist dieg der Fall gewesen. Auch jötzt, wie ich Ihnen in der vorigen Sitzung auseinandergesetzt babe, haben die
man sich dann darüber wundern, wenn unn so und so
1 .
lagen in Verbindung mit der Grweiterung und Ausdehnung deg
Grubenbaues in den vorhandenen Gruben vollständig ausreicht, um
eine Steigerung des Bedarfs bis über 10 olso hinaus zu befriedigen.
Ich glaube, unter diesen Umständen ist es vollsländig berechtigt, das
von dieser Befugniß ein Gebrauch nicht gemacht worden ist.
Run hat der Herr Abg. Dr. Heim bei dieser Gelegenheit aug.
drücklich auf Bayern hingewiesen und gesagt: wir Bayern sind doch
bessere Menschen, der bayerische Minister ist auf Grund der gleich.
lautenden Bestimmung des bayerischen Gesetzeg gegen die Gruben⸗
besitzer vorgegangen. Ja, wenn in Bayern das Verhalten der Gruben⸗
besitzer es nothwendig macht, gegen sie mit Zwangsbefugnifsen vorzu—
gehen, sind dann deshalb die Bayern bessere Menschen als die unserigen, bei denen dag nicht nöthig ist? (Große Heiterkeit) Ich glaube, das liegt ziemlich auf der Hand. Ich glaube aber, der Herr Abg. Dr. Heim hat wohl nichts Anderes beabsichtigt, als nur von den bayerischen Behörden gegenüber den preußischen, von dem baverischen Minlster gegenüber dem preußtichen zu sprechen, end er hat feiner Verehrung für den bayerischen Mirister Ausdruck geben wollen, ihm den Vorzug gegeben vor dem preußischen. Damit erkläre ich mich, auch abgefehen von allen Rücksichten bundesfreundlicher Courtoisie, vollkommen einverstanden. (Große Heiterkeit.)
Minister der öffentlichen Arbeiten von Thielen:
Meine Herren! Ich bitte, mir zu gestalten, auch mit wenigen kurzen Worten auf die Dienstags⸗Debatte zurückkommen zu können und mich zunächst auch gegen einzelne Ausführungen des Herrn Abg. Dr. Heim zu wenden.
Dieser hat am Dienstag geäußert, die Kohle habe in der Schweiz weniger gekostet als nebenan in den an— grenzenden deutschen Ortschaften, weil erstens der Gxporttarif die Kohle dorthin billiger transportiere, weil zweitens für deutsche Kohle im Aaslande billigere Preise bewilligt werden. Ich babe in meinen Ausführungen dem bereits widersprochen. Das selbe ist geschehen seiteng der Herren Abgg. Hilbck und Graf Kanitz. Ich hatte daher gehofft, daß Herr Dr. Heim sich von seinem Irr⸗ thum überzeugt haben würde. Das ist aber leider nicht der Fall ge⸗ wesen, sondern er hat im Wege der persönlichen Bemerkung diese seine Erklärung ausdrücklich aufrecht erhalten. Dem gegenüber sehe ich mich doch genöthigt, darauf aufmerksam zu machen, daß schon bei der früheren Verhandlung, und zwar am 28. März d. J., der ziffernmäßige Nachwels erbracht worden ist, und zwar vom Herrn Präsidenten des Reichs— Eisenbahnamts, daß diese Behauptung durchaus irrig ist. Eg ist dabei hingewiesen worden auf die amtlichen Ziffern, daß die Tarlfe von der wichtigsten Grube des Saargebiets, nämlich von der Grube Altenwald, nach der wichtigsten Station der Schweiz, Zürich, 105 4 pro 10 t betragen, während die Tarife nach dem Inlande auf die gleiche Entfernung, nämlich auf 358 km, nur 85 M pro 10 t be— tragen (hört, hört), also um 20 M billiger sind. Das ift von der Saar.
Ehenso verhält es sich vom Ruhrgebiet. Altenessen — Zürich zahlt 146 S Die gleiche Entfernung, 664 km, im Inlande beträgt 128 „S , also 18 M billiger. Desgleichen hat der Herr Handelg—« Minister schon nachgewiesen, daß auch die Grubenpreise nach der Schweij nicht billiger sind als die Grubenpreise nach dem Inlande, sondern sogar erheblich höber.
Nach diesen Ausführungen hoffe ich zuversichtlich, daß die von dem Herrn Abg. Dr. Heim auf Grund seiner irrthümlichen Auffassung als erregt bezeichnete Stimmung in den deutschen Nachbarorten sich wesentlich beruhigen wird.
Ferner gestatte ich mir einige Bemerkungen bezüglich des Vor schlags, den der Abg. Graf Kanitz mir besonders empfohlen hat. Ich habe nun zwei Tage Zelt gehabt, mir diese Vorschläge gründ- lich zu überlegen, ich bin zu meinem lebhaften Bedauern zu einem durchaus negativen Ergebnisse gekommen. (Sehr gut! links) Die Herren werden sich erinnern, daß dieser Vorschlag dahin ging, es möchte jedem Waggon Handelekohle ein Zettel angeklebt werden, auf dem erstens verzeichnet sind die Grube und die Station, von denen die Kohle kommt das geschieht ja jetzt schon —, aber zweitens auch der Preis, zu welchem dieser Waggon Kohle von den Händlern, sei es ab Grube, sei es ab Syndikat, gekauft worden ist. Et würde das nach der Auffassung des Herrn Grafen Kanitz das beste Mittel sein, eine ungerechtfertigte Preis- und Provisionssteigerung bintanzubalten.
Meine Herren, zunächst kann ich mich nach gründlicher Erwägung dieses Antrages nicht für befugt erachten zur Gewährung von Aut— nahmetarifen diese Maßregel soll nämlich nur gelten, wenn Aug—⸗ nahmetarife beansprucht werden —, zu welchen Herr Graf Kanitz auch den Rohstofftarif rechnet, und zwar aus dem formal richtigen Grunde: weil wir ja in dem Tarifschema die Ausnahmetarife und auch den Rohstofftarif zur Zeit noch nicht aufgenommen haben, so erschelant er formell nach dem Tarifschema als ein Aut ⸗ nahmetarif, wenngleich er allgemein Gültigkeit hat. Ich kann mich also nicht für befugt erachten, Bedingungen an die Gewährung dieser Tarlfbegünstigungen zu knüpfen, die mit dem Frachwertrag an und für sich gar keine Verbindung haben. Ich könnte ja auf die Idee kommen — der Herr Graf Kanitz war so freundlich, mir in der Beziehung eine ganz vollkemmene Machtbefugniß einzuräumen —, überhaupt alle möglichen Bedingungen daran zu knüpfen. Ich balte mich nicht für befugt, eine solche Bedingung vorzuschreiben. Aber wenn ich auch befugt wäre, so würde doch meines Grachtens eine solche Be— dingung den von dem Grafen Kanitz erstrebten Zwick nicht erfüllen, und zwar aus naheliegenden Gründen. Der mit Recht so sehr beklagte Mißstand der Preigtreiberei seitens der Händler ist nicht so sebr in die Erscheinung getreten beim Verkauf von ganzen Waggong, die direlt von der Grube verladen werden, sondern im wesentlichen nur in der dritten und vierten Hand bei dem Kleinverkauf des Waggonkt. Es würde also in der Beitehung die Vorschrift einen verhältnißmäßig geringen Erfolg baben; er würde noch geringer sein, wenn man bedenkt, daß ein großer Theil der Händlerkohle nicht direkt big zum Konsu— menten gelangt, sondern ein sehr großer Theil der Kohle sowobl im Osten wie im Westen zunächst einen Wassertrangvort ju bestehen bat, daß ein großer Theil der Kohle aufs Wasser umgeschlagen wird und nachher vom Schliff aug verkauft wird an den Konsumenten. Für alle diese Wasserkohle, die, wie gesagt, einen asßerordentlich großen Theil der Händlerkohle ausmacht. würde die Voeschrift an und für sich nicht durchführbar sein. Dann aber, wer soll die Sache kontrolleren? Wer soll festfiellen, daß das richtig ist, wenn daran
genauen Erbebungen ergeben, daß 72 neue Anlagen in Vorbereitung,
Beibelllgung der Händler eben auch eine geringere. Ich halte mich
im Autzbau begriffen sind, und daß die Mehrproduktton dieser 72 An⸗
steht: Preig der Tonne 1250 M Sell dag die GElsenbabn⸗
verschiedenen Koblensorten gedruckt vor sich haben; er kann sehen, was
erwaltung kontrolieren, oder wer? Oder soll die Kontrole dem Kon— sumenten äberlafsen werden? Dlese Kontrole hat er auch jetzt. Er kann alle 8 oder 14 Tage in den Bergrevieren die Marktpreise der
die Fettkohle kostet, die Magerkohle, die gesiebte, die Würfelkohle, die Stückkohle und alle derartigen Kohlensorten, und er kann sich poll⸗ stãndig dapon überzeugen, ob etwa der Händler eine ungerechtfertigt Propiston erhebt.
Und viertens, soll denn der Händler in jedem Falle von jedem Ronsumenten den gleichen Preis fordern müssen? Hat der Händler aicht ganz Recht, wenn er einem unsicheren Konsumenten gegenüber einen böheren Preis fordert, der zugleich einen Theil des Risikos enthält, und soll dann also dieser Konsument ohne weitere dem Händler sagen können: Du bist ein verfluchter Kerl, Du nimmst dem nur 10 46 ab und mir forderst Du 12 M 50 3 ab? Das wäre meines Erachtens eine Quelle unausgesetzter Prozesse und von Schwierigkeiten im Handel und Wandel. Ich kann daher nur wiederholen, daß ich diese Maßregel zu neinem großen Bedauein nicht für ausführbar halte, daß ich ihr aber hen großen Effekt meinerseits auch nicht beimessen kann. Ich mine, da sind die Vorschläge, welche der Herr Handels, Minister semacht hat, außerordenilich viel wirksamer, am wirksamsten wird es sein, wenn, wie ich erwarte, in nicht zu ferner Zeit, voraussichtlich
schon in jlemlich naber Zeit, es fo liegt, daß das Angebot die Nach⸗ frage äbersteigt: dann sind wir wieder über den Berg und brauchen uns gar keine Sorge zu machen über allerhand Mittel, die zu ergreifen sind, um der gegenwärtigen Kalamität Einhalt zu thun.
Abg. Sachse (Sog) begrüßt es mit Genugthuung, daß die baverische Regierung auf Grund des bayerlschen Berggesetzes die Kohlenmagnaten veranlaßt habe, ihre Grubenfelder mehr abzubauen. In Preußen sei das nicht geschehen, wenn auch der preußische Handels⸗ Minister ein Einschreiten seinerseits nicht für nöthig erachtet habe. Die Bergarbelterstrikes im Frühjahr sollten die Kohlentheuerung berschuldet haben. Dlese Behauptung, die längst aiz unrichtig erwiefen sei, werde auch bei dieser Gelegenheit immer wieder vorgebracht. Speziell m Zwickauer Steinkohlenrevier sei der Ausstand nur von kurzer Dauer gewesen, und Hunderte von Bergarbeitern hätten wegen der Thellnahme an demselben die Abkehr erhalten. Nicht also der Strike sei Schuld, fondern eventuell der Mangel an Förderung, d. JH. die Bergverwaltung, welche die Leute aus Rache ablegte. Die massen. hafte Ausfuhr deutscher Kohlen inz Ausland sei die hervorragendste Ursache der Kohlennoth und Kohlentheuerung. Aus Sachsen seien ungeheure Quantitäten über die deutsche Grenze gegangen. Wenn ferner behauptet werde, daß die Steigerung der Löhne der Berg— arbeiter mit der Steigerung der Koblenpreise Schritt gehalten hätte, so ergäben die statistischen Zahlen ebenfalls, daß diese Behauptung unhaltbar set. Daz Kohlensyndikat habe, statt wie es seine Aufgabe gewesen wäre, die Produktion zu regeln, ebenfalls zur Steigerung der Preise die Einschränkung der Förderung systematisch betrieben, und jwar seit feinem Bestehen bis zum Mai d. J. Auch die Großhändler hätten die Gelegenheit benutzt, um die Kohlenpreise zu steigern. Der Koblenhandel babe überhaupt viele Schattenseiten aufjuweisen und be— büärfe dringend einer Regelung, andernfalls würden die Mißstände fortdanern. Zwetfellos sei die Ausfuhr von Kohlen auch durch die billigen Gisenbahntarife begünstigt worden. Redner sucht dies ziffer mäßig nachjuweisen, wobei er hervorhebt, daß durch die Preis= steigerung in erster Linie die Hausbrandkohle betroffen worden sei. Trotz der gestiegenen Kohlenförderung sejen die Löhne der Berg⸗ arbeiter nicht in entsprechender Weise geftiegen. Die Löhne ständen in keinem richtigen Verhältniß zur Kohlenförderung. Es werde überhaupt für die Bergarbeiter hier zu wenig gesorgt. Daraus erkläre sich auch, daß die deutschen Bergarbeiter sich weigersen, in den Geuben der deutschen Kolonien Dienste zu nehmen. Nach den Erfabrungen in der Heimath verspürten sir kein Ver— langen, in den Kolonien in noch größere Abhängigkeit zu gerathen. Als Redner ferner darauf hinweist, daß unter den Interessenten der Kohlenbergbau ⸗Aktiengesellschaften mit ihren stoßen Dividenden auch Mitglieder des Hauses sich besänden, ersucht ibn der Präsident, die Privatverhältnisse der Abgeordneten nicht in die Debatte zu ziehen. Redner kommt dann auf die Behauptung zurück, daß die Bergarbeiterlöhne ebenfalls außerordentlich gefliegen seien, und hebt dem gegenüber die gestiegene Zahl der Krankentage bei den Knappschaftskrankenkassen bervor. Daraus gehe jum mindeften hervor, daß die Bergarbeiter sich weit mehr als in den vorhergehenden Jahren hätten agstrengen müssen. Dem deutschen Parlament fiele nach dem gesunden Menschenverstande die Aufgabe ju, auf die Regierung einzuwirken, daß die fiskalischen Gruben dem Volke die Kohle zu angemessenen Preisen ieferten und den Kohlenwucher nicht mitmachten; dann würde die wohlthättge Wirkung nicht ausbleiben. Aber dag könne man von die lem Reichs lage nicht erwarten, und auch Organe der interpellierenden Partei batten nach dieser Richtung sehr deutlich abgewinlt; man habe auch im Zentrum nichtöz dagegen einzuwenden, wenn die katholischen Tapitalisten mit den anderen gegen die Bergarbeiter zasammengingen. Redner bemängelt zum Schluß eine Anzahl von Versammlungsderboten, Verbängungen der Schanksperre und anderes mehr. Königlich sächsischer Bevollmächtigter zum Bundesrath Dr. Fischer: Der Herr Vorredner ist zwar nicht mit allen Parteien, ger mit der Regierung seines engeren Vaterlandes, die ja auch meine Regierung ist, ausnabingweise heute so glimpflich verfahren, daß sch leinerlei Veranlassung bätte, auf seine Ausführungen einzugehen, wenn er nicht gegen meine Regierung einen Vorwurf erhoben hätte, der nach meiner Ansicht ungerechtfertigt ift und widerlegt werden muß. Er bat in der Einleitung seiner Ausführungen gesagt, die sächsische Re—⸗ sierunz habe nicht den Muth gebabt, den Kohlenmagnaten entgegenzu— letzn und die Ausfuhr deutscher Koblen in das Aue land, namentlich nach Desterreich ju verhindern. (Zuruf links) Sie sagen sehr richtig!“ lä, meine Herren, ich frage Sie, was hätte die sächsische Regierung n diesem Behuse tun sollen? Das wäte nur möglich gewefen durch Tclaß eines Aufuhrverbotg, und ein Ausf ahrverbot, insbesondere Desterreich gegenüber, ist nach Artilel 1 des Handels, und Zoll ver⸗ hes zwischen dem Deutschen Reich und OesterreichUagarn augprück. ich untersagt. Eg beißt darin in Artikel J: Die vertrag schließen den n. verpflichten sich, den gegenseitigen Verkehr zwischen ibren Landen urch keinerlei Ginfubr⸗, Au fuhr« und Durchfuhrberdot zu hindern.“ Du herdem ift ja bereits vorgestern hier darauf hingewiesen en. daß ein Ausfuhrverbot ein jweischneidiges Schwert ist, von a m mit großer Vorsicht Gebrauch gemacht werden darf. Meine e lern, hat, als die Kohlenfrage brengend wurde — vielleicht ist 3 bei der Kohlennoih etwas deplaciert — ihrerseitz 24 agli: etbag, um sofortige Vorkehrungen zu treffen, den i. lem Cebsete hervorgetreten Uebelständen ju begegnen. Sie 0 mit den berufenen Organen der Industrie ins Be— * gesckdt, um mit ibnen zu beratben über die Maßregeln, 26 * in die Wege zu leiten selen. Von allen Seiten keen engragt die Ginfübrung des Rohstefftarifs., für . ö don sämmtlichen See hã en und sächsischen Elbumschlagsplätzen, beg dn egg, welche inzwischen im Einoernehmen mit der Königlich 2 1 Rig erung im September dieses Jahre ing Werk gesetzt rr eh Außerdem waren auch die Delegirten der Handelesammer ö 6 e men im übrigen hier nur im Wege der Selbsi⸗ aufen 8 loönnte durch Gründung von Emtaufegenossen. * z e Begünstigung neuer Aufschlüsse u. s. w. Per Herr ist ferner auf die Frage der Verssaatlichung der Berg
mir versagen, weil es nicht meines Amteg ist, diese wichtige
pttntipielle Frage heute ju behandeln. Ich möchte inir nur erlauber. und war, wie ich glaube, aus einem ganz natärlichen Grunde: sie sagen, für uns ist die
kan bimiuwemsen, daß selbst in der Partei, ner 'der Herr Vorredner
Oberschlesien. Da haben wir fiekalischen Besitz, da babe ich mich aber allerding¶ um die Sache gekümmert und habe auch bier aug. drücklich erklärt, daß und in welcher Weise ich mit Anregungen an die Privatgruben meinerseits herangetreten bin. Ich habe sogar beute noch ausführlich augeinandergesetzt, daß ich der Einfübrung einer Ver— einigung der sämmtlichen Gruben unter gewissen bestimmten Voraug. setzungen meinerseits durchaus nicht abgeneigt sein würde. Der Herr Abg. Gamp hat ferner die Meinung ausgesprochen: ich sollte doch einmal dem kommissiongweisen Vertrieb der Kohlen näher treten, er seinerseitJß glaube, daß das ein viel besserer Weg wäre, um dag Publikum mit Koblen ju versehen; ja, über dicse Auffassung, der ich ursprünglich auch einigermaßen zugeneigt war und der man als Lale w : naturgemäß zugeneigt ift, habe ich meine Bergbebörden zum Bericht . zu sprechen gekemmen. Auf diesen Punkt esnsugeben, werke aufgefordert. Sie haben sich aber entschleden . e, der e.
eine sehr zweifelhafte bezeichnet worden ist, und daß man erst i neuester Zeit dazu gelangt ist und kein Bedenken e. getragen . diese Frage agitatorisch zu verwerthen. Schließlich hat der Herr Vorredner eine Bemerkung gemacht, von der mir zweifelhaft war, ob er mich damit vielleicht auf ein Gebiet locken wollte, mit dem er besonders vertraut und das ihm besonderz sympathisch sst, das Gebiet des , , . Bergarheiterausstandes. Er hat nämlich u. a. geäußert, die saͤchsische Regierung habe seiner Zelt mit Gewalt maßregeln den Strike unterdrückt. werde mich hüten, dieser Siren enlockung zu entsprechen, und zwar aus zweierlei Gründen. Zuruf links) Herr Abg. Singer, dag würde noch abzuwarten sein, ob ich damit schlecht abschneiden würde, das können wir nicht im voraus sagen! Die Herren werden aber zu⸗ eben, daß der Kohlenarbeiterausstand in einem sehr lofen usammenhang, vielleicht sogar in direktem Gegensatz zu der Frage steht, die heute hier behandelt wird, denn die Kohlenarbeiter⸗ ausstände werden zwar nicht in der Absicht, aber doch mit dem Er⸗ folge in Scene gesetzt, daß die Kohlen vertheuert und eine vorhandene Kohlennoth dadurch vermehrt statt vermindert wird. Außerdem haben wir uns ja im April d. J. sehr eingehend über diefen Gegenstand unterhalten, sodaß ich fürchten würde, die Geduld des hohen Hausetz zu mißbrauchen, wenn ich heute erneut an diese Frage heranginge. Ich werde daher auf diese Anjapfung nicht antworten. Abg. Gamp (Rp.): Ez ist ein Verdienst der katholischen Kirche,
daß sie die Bergarbeiter von der Agitation gegen die Bergwerke ab- gehalten hat. Die jetzige Konjunkiur muß allerdings den Kohlen⸗ Produzenten Vortheile bringen. Es ist aber nicht ju übersehen, daß sie in früheren Zeiten mit geringem oder gar keinem Verdienst pro⸗ duziert haben. Es ist ein Verdienst der Syndlkate, das Gleichgewicht wiederhergestellt zu haben. Man kann es ihnen auch nicht ver⸗ denken, daß sie sich auskömmliche Preise sichern, ebenso wenig, wie man das den Spiritus produzenten und der deutschen Landwirthschaft verdenken kann. Die Syndikate haben die Preise stabilisiert, das ist ein Vortheil, Die Preise haben allerdings eine steigende Tendenz gehabt, das würde aber auch ohne Syndikate eingetreten sein, wie das Ausland lehrt. Die Preissteigerung ist vielmehr auf die internationale Bestaltung des Kohlenmarktes zurückzuführen. Sind also die Syanditate ein Bedärfniß, so ist es doch zu bedauern, daß sie nicht schon früher die Preise für die Exportindustrie ermäßigt haben. Auch die Bedürfnisse der Konsumenten müssen sachgemäß befriedigt werden. Die oberschlesischen Gruben haben dag Verdienst, die eng⸗ lische Kohle verdrängt zu haben. Der Absatz der Kohlen im Kleinen ist allerdings nicht immer sachgemäß gewefen. Vie Kohle kostete auf der Grube 52 9, während sie im Kleinbandel, d. h. bei mittleren Händlern, gegen 1.35 M kostete. Der Verkauf sollte anders organisiert werden dadurch, daß die Händler die Koblen in Kommission zekommen. Der Ministec hat nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung, die Initiative zu einem solchen Schritte zu ergreifen. Wenn der Staat auf die Kalikonvention einen Einfluß gehabt hat, so muß er denselben Einfluß auch auf eine Kohlenkonvention haben nicht bloß in Oberschlesien, sondern auch in Rheinland⸗Westfalen. Der Staat sollte sich Geubenbesitz in Rheinland. Westfalen sichern, um einen maß⸗ gebenden Cinfluß auf die Gruben zu haben. Darin stlmme ich mit dem Abg. Sachse überein, wenn auch nicht in Bezug auf die Verstaat- lichung des gesammten Bergwesens. Der fiskalische Standpunkt sollte bei der Gewinnung solcher Gruben nicht maßgebend sein; ich hoffe vielmehr, daß auch der Finanz⸗Minister gern die Mittel für diesen Zweck hergleht. Die Zaruͤstungsarbeiten der Gruben können nicht den gewünschten Fortgang genommen haben, denn sonst müßte die Pro⸗ duktion ganz andere Zahlen gufzuweisen haben. Allerdings hängt das auch mit dem Arbeitermangel zusammen. Ich stehe hierin durchaus auf nationalem Standpunkt. Ob aber einige Tausend Galtzter mehr oder weniger in Oberschlesien bleiben, kann doch nicht in Betracht kommen. Der Minister des Innern sollte doch die Galizter in höherem Maße zulafsen. Die Regierung ist rechtzei ig auf den Arbeitermangel in den schlesischen Gruben aufmerksam gemacht worden, sie trägt also an den Kohlenpreisen die Mitschuld. Die Ausgaben für die Zurüstungsarbeiten sollle der Staat am wenigsten scheuen. In Oberschlesien sind die Abbauver⸗ hältnisse wesentlich günstiger als in Rheinland und West— salen, auch die Unfallgefahr ist eine geringere, die Löhne sind um 20 Y niedriger. Deshalb sollte die Staatzregierung die Kohlen⸗ förderung in Oberschlesien mebr begünstigen als bisber; dann
Eisenbahn⸗Minister hatte Furcht, daß die Koblen auf den Wasserweg gedrängt würden. Diese Furcht ist doch recht sonderbar; von seinem Standpunkte sollte er doch eigentlich das mit Freuden begrüßen. Ich glaube aber, daß die Eisenbahn viel mehr leisten kann. Fördern Sie nur die Kohle, Herr Hilbck, ich habe das beste Vertrauen zu dem Minister von Thielen, daß er die Kohlen befördern werde. Gin Koblenausfuhrverbot zu erlassen, sind wir rechtlich wobl im stande. Nach Lage der Verträgt waren wir berechtigt, auch ein HVeugusfahrverbot zu erlassen. Aber es empfiehlt sich nicht, ein Kohlenausfuhrvetbot nur für einzelne Staaten zu erlassen. Wir
alle Beziehungen, welche die Gruben seit Jabrjebnten angeknüpft baben, mit einem Male zu zerteißen. Gewisse Kohlengruben sollen, wie man mir sagt, an der Grenze ihrer Leistungefähigkeit angelangt sein. In fünf Jahren soll eine Steigerung des Konsums um einige 30 oso eingetreten sein. Um so nothwendiger ist es, alles aufzubieten, um die Produktion dort, wo es geht, möglichst zu steigern.
Minister für Handel und Gewerbe Brefeld:
Meine Herren! Mit manchen Ausführungen des Herrn Vorredners kann ich mich durchaus einverstanden erklären, aber nicht mit allen, namentlich nicht mit einzelnen Punkten, in denen der Herr Vorredner meiner Verwaltung Vorwürfe gemacht hat. Der Herr Vorredner hat u. a. gesagt: ich hätte bei der ersten Berathung mich dahin ausgesprochen, mich gingen die Transaktionen der Prioatgruben und der Händler überhaupt garnichts an. (Zuruf rechts. Sie haben ausdrücklich gesagt: ich bätte mich dahin erklärt, es ginge mich nichts an; das habe ich aber nicht gesagt, ich habe nur gesagt:
mir flebt auch eine Einwirkung weder auf die geschäͤftliche
würde sich auch eine größere Reserve dort anlegen lassen. Der
müssen alle Staaten gleichmäßig behandeln. Es wäre nicht angebracht,
Käufer finden. Dafür nützen aber die Kommissionsbureaur nichts, die melden nur die Käufer an. Hier handelt es sich aber um den Ueber- schuß, für welchen wir keine Käufer finden können. Der Händler nimmt die säwmmtlichen Kohlen ab, die gefördert werden, und darauf kommt es gerade an; der Kommissionüdr hat aber kein Lager, er kann nur verkaufen, wenn er Rãͤufer findet. Das ist, glaube ich, aber ein ganz schlagender Grund, weshalb mit diesem Vorschlage nichts anzufangen sst. Ich nehme es aber dem Herrn Abgeordneten nicht übel, daß er ihn an⸗ geregt hat. Im Gegentheil, es ist gut, daß wir die Sache einmal besprochen haben.
Ferner hat der Herr Abgeordnete gemeint, ich hätte im Kali- syndikat einen so großen Einfluß mit den 12060 oder 15 oñs, die wir besäßen, und da würde es mir auch unschwer gelingen, den gleichen Einfluß in Oberschlesten zu gewinnen. Das liegt doch etwas anders. Im Kalisyndikat war der Staat re st auf dem Plan, und ihm stand Anhalt mit seinem großen Kalibesitz zur seite; es waren also zwei Figci vertreten. In Oberschlesien liegt die Sache etwas anders. Da habe ich den alt⸗ hergebrachten Einfluß nicht, da muß ich ihn mir erst erwerben, und ich muß bemerken, nach meinen bisherigen Erfahrungen ist es nicht so sehr leicht, auf die oberschlesischen Grubenbesitzer einzuwtrken. Bisher habe ich wenigstens gefunden, daß es mit einigen Schwierigkeiten ver⸗ bunden war. (Heiterkeit)
Nun hat der Herr Abgeordnete noch einen Vorwurf erhoben, der eigentlich mehr gegen die frühere Verwaltung als gegen mich sich richtet; er hat gesagt: weshalb hat sich der Staat nicht bemüht, an der Ruhr Kohlen⸗ gruben zu erwerben? Ja, meine Herren, waz in der Vergangenheit liegt dafür kann ich nicht; jetzt ist im Ruhrgebiet alles mit Muth ungen gedeckt, und nun mit neuen Muthungen hervorzjutreten an Stellen, an denen nach den geologischen Plänen und Messungen etwa anzu⸗ nehmen wäre, daß man auch wirklich auf Kohlen stoßen würde, dazu fehlt es gegenwärtig an dem erforderlichen Anhalt. Wenn ich aber die Absicht hätte, dort irgendwo zu bohren, oder wenn ich die Absicht hätte, dort Bergwerke zu erwerben, dann kann ich dem Herrn Abg. Gamp bemerken, ich würde ihm davon nichts sagen, sondern es für mich behalten. Heiterkeit.)
Abg. von Czarlinski (pole); Der Ausfall der englische höhmischen und sächsischen Kohle rechtfertigt noch nicht die , Höhe der Kohlenpreise. Das Volk fragt sich, cb die Regierung nicht Mittel und Wege hat, dieser Ausbeutung entgegen zutreten. Sollte in Berlin nicht möglich sein, was im Auslande möglich war, 1. B. in Warschau, wo von oben die Preise diktiert wurden? Wir konnten ung bei der Nachricht nicht eines gewifsen Gefühls des Reides erwehren. Bedauerlich ist eg, daß die Zentralverwaltung der Gruben in Zabr e sich außer stande erklärte, größeren Landwirthen Koblen abjugeben. Mögen die fiskalischen Gruben angehalten werden, mehr Kohlen als bisher direkt an die Konsumenten abzugeben.
Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vgg.): Der Werth unserer zwei⸗ laß igen Debatte besteht darin, daß festgestellt worden ist, was nicht gefordert werden kann, weil ez nicht ausführbar ist. Wir wiffen jetzt daß das Ausfuhrverbot niemandem nützt und der Industrie schader. Hätten die Minifter das schon im Frühjahr gesagt, so wäre der Markt stabiler geblieben. Die Angst vor Kanälen herrscht ganz wo anders als auf der Minifterbank. Der Minister der zffentlichen Arbeiten weiß aber genau, daß die Beseitigung der Augnahmetarife Solland dahin drängen würde, den Wasserweg za benntzen. Ich wünschte, daß ung die Regierung eine Uebersicht der Ausnahmetarife nach dem Auslande gäbe. Gin Ausfuhrverbot ist mit den beftehenden Handelsverträgen unvereinbar; und wäre eg damit vereinbar, so würde uns Oesterreich sofort die böhmische Koble sperren, und auch von den anderen Staaten hätten wir einen Zoll- lrieg zu erwarten. Wie steht es mit der Haltung der ũbrigen Staaten ju dem Rohstofftarif, der die Sinfuhr erleichtert? Allerdings fällt diese Erleichterung nicht so ins Gewicht, wie man angenommen bat. Gläcklicherweise ist die Ginfuhr don Steinkohlen und Koks in den letzten Monaten ohnehin ge⸗ stiegen. Nur bei Braunkohle ist ein kleiner Rückgang m verzeichnen. Graf Kanitz weiß ein Mittel, um die Preise niedrig zu balten. Es sollen nur diejenigen Händler u direktem Bejuge der Kohle von der Grube jugelassen werden, die mit einem Profit von 5 bis 10 6 pro Waggon sich begnügen. Ich bezweifle. ob das den gewünschten Erfolg haben würde. Dag sst eine halbe Maßregel. Die Sozialdemokraten sind bier konsequenter mit dem Ver langen der Verstaatlichung. Für das Syndikat mich zu erwãrmen. babe ich keinen Anlaß. Es sucht so viel jzu profitieren, als eg mit An- stand kann. Das thun andere Interessenten verbände auch. Wenn die Ge- setzgebung sich mit diesen Vereinigungen befaßt, so darf sie Zucker und Spiritus nicht außer Acht lassen. Der legale Zwischendandel hat mit einem Aufschlage von 33 — 40 A, also mit einem Reingewinn von 10 3 pro Zentner nichts Ungebübrlicheg gethan. Man follte Einkaufsgenossenschaften zum direkten Bemnge don Toblen einführen oper, wo sie besteben fördern. Auch die Jemeinden sollten sich der. binden zu direltem Bezjuge. Das baverische Ministerlum bat seibst dazu angeregt. Den Zwöischenhandel ganz ausjuschalten, wäre nicht praktisch. Ich kann meine Freude nicht unterdrücken darüber, daß der Bandels. Minister den Nutzen des Handels freimüthig anerkannt bat. Die Ausbeutung staatlicher Forsten und fiakalischer Tor flächen wäre zbenfalls wünschengwerth. Die Gisenbabnverwastung aber sollte den Wagenmangel abstellen, der in der letzten Zelt wieder herborgetreten tit. Vie Fabrikanten endlich könnten ihren Arbeitern dite Hauskoble ju demselben Preise abgeben, zu dem sie sie selbst beneben. 2 Tõ hne sind gestiegen, das ist nicht zu bestreiten. Die ganze Frage regelt sich nach Angebot und Nachfrage; sobald Berubigung eintritt, ftaßen auqh die Preise. Dag oberschlesische Koblen gebiet wird ung mehr liefern, e reicht big ing vierte Jabrtausend. Sobald werden die RKoblendreffe
Gebarung deg Kohlensyndlkats noch auf die geschäftliche Gebarung der Kohlenzwischenhändler zu Gebote.
Das habe ich gesagt. Im Kohlensyndikat, im Bereich deg Kohlenreviers haben wir keinen fiekalischen Besitz, ich wüßte also nicht, wie ich das Gebaren des Kohlen- syndikate kontrolieren sollte. Anders liegt die Sache aber in
Vauptsache, daß
allerdings nicht sinken, da die Abschlässe bereirg erfolgt nd die Tendenz gebt aber nach unten. Wir möchten die Herren don der echten, die fich über die Koblenpreise beschweren, um etwas Folge- richtigteit bitten. Was don der Koble gilt, gilt auch von dem Brot. Wir sprechen ung darüber bei den neuen Handel zverträgen. Wir rechnen dabei auf die Hilfe des Grafen Kanttz der die Regierung ir bat, die Allgemeininteressen über die Sonder latereffen In en.
Nach as Uhr wird die weitere Besprechung der Inter⸗ pellation auf Freitag 1 Uhr vertagt. (Außerdem kleinere Vorlagen)
ngebört, ve Frage der Verstaatlichung der Bergwerke lange Zeit alg
wir durch den Händler den Ueberschuß loswerden, für den wir keine!
J 777 7 7 7 7 7 7 7 // 77777