Als dann nach ringer Zeit der Präsident Krüger den Versuch machte, eine Vermittelung, d. h. ein beiderseitiges Gingehen auf einen Schiedsspruch zu erlangen, waren die Gemüther dafür schon zu sehr erhitzt, und Herr Krüger klagte im August der niederländischen Re—⸗ gierung, daß kein Schiedsspruch zu erreichen sei. Daraufhin haben nochmals die deutsche und die niederländische Regierung — und für die deutsche Regierung war dies das letzte Mal — einen Rath ertheilt, dessen Inhalt in dem niederländischen Gelbbuch folgendermaßen wieder⸗ gegeben wird: ;
Vaag, 15. August 1899. Niederländischer Minister des Augzwärtigen an General⸗Konsul der Niederlande in Pretoria: Sie wollen dem Präsidenten vertraulich mittheilen, daß die deutsche Regierung die in meiner Depesche vom 4. d. M. ausgesprochene Ansicht, den englischen Vorschlag nicht abzulehnen, vollftändig theilt. Die deutsche Regierung ist, wie ich, vollständig davon überzeugt, daß jeder Schritt bei einer der Großmächte in diesem sehr kritischen Augenblick ohne irgend ein Ergebniß und sehr gefährlich für die Republiken sein würde.“
Ich glaube, meine Herren, daß schon aus dieser Publikation hervorgeht, daß uns wegen des Ausbruchs des Krieges wie wegen des Schicksals der südafrikanischen Republiken kein Vorwurf trifft. Soweit durften wir freilich nicht gehen, daß wir, um das Zuschlagen der Thür, um den Ausbruch der Feindseligkeiten zu verhindern, die eigenen Finger zwischen Thür und Angel klemmten, damit würden wir den Buren nichtg genützt und uns nur geschadet haben. (Sehr richtig! links.) Und nachdem der Krieg ausgebrochen war, konnten wir im Hinblick auf die allgemeine Weltlage und vom Standpunkt der deutschen Gesammsinteressen keine andere Haltung einnehmen, als eine solche strikter Neutralität. (Sehr richtig) Daran konnten auch die Sympathien nichts ändern, welche, wie in anderen Ländern, so auch in Deutschland für Männer bestanden, die für ihr Ideal von Leben und Regierung und Freiheit muthig ihre Existenz in die Schanze geschlagen haben, die in schwerem Kampf heldenhaft ausgehalten haben. (Bravo! rechts.) Denn die Politik einetz großen Landes darf in kritischer Stunde nicht von den
Eingebungen des Gefühls beherrscht, sondern sie muß lediglich geleitet werden nach dem ruhig und nüchtern erwogenen Interesse des Landes (Sehr richtig! links. Was nun die Möglichkeit einer Friedens⸗ vermittelung angeht, so wäre die Voraussetzung einer solchen gewesen, daß sie von beiden streitenden Theilen acceptiert würde. Andernfalls würde es sich nicht um eine Mediation gehandelt haben, sondern um eine Intervention mit eventuellem Zwange behufs Einstellung der Feindseligkeiten. Eine solche Intervention mit coereitiven Hinter⸗ gedanken war für uns durch die generellen Weltverhältnisse wie durch unsere speziellen deutschen Interessen ausgeschlossen. Uebrigens ist eine andere als eine ganz friedliche und freundschaftliche Mediation von keiner Macht jemals in Erwägung gezogen worden. Auch diejenigen Mächte, die den Gedanken einer solchen friedlichen Mediation akademisch ventillerten, betonten dabei immer ausdrücklich, daß ihnen jeder Ge⸗ danke fernliege, England gegen seinen Willen zum Frieden nöthigen zu wollen. (Hört, hört! links) Als nun der Gedanke einer solchen friedlichen Mediation von Amerika auf dem Wege einer ganz leisen diplomatischen Sondierung nach England gelangte, wurde derselbe von der englischen Regierung amtlich und kategorisch in der aller—⸗ bestimmtesten Weise abgelehnt. Damit war die Möglichkeit einer Mediation beseitigt, deren Vorausfetzung eben der Wunsch beider streitenden Theile ist. Ein Einschreiten nur auf den Wunsch des einen Theils bezeichnet das Völkerrecht nicht mehr als Mediation, sondern als Intervention, und eine solche Intervention pflegt, wenn sie nicht zu einer divlomatischen Niederlage führt, die Einleitung zu einem bewaffneten Konflikt zu sein. Wenn wir auf einer solchen Basis in einen solchen Konflikt binelngegangen, in einen solchen Kon— flikt hineingeglitten wären, ja da hätte es uns wohl gehen können, wie es in einem schönen Schiller'schen Gedicht dem von seinem Idealif mug vorwärtt getriebenen Jüngling geht, wo es heißt:
Doch ach, schon auf des Weges Mitte Verlleßen die Begleiter mich, (Heiterkeit), Sie wandten seitwärts ihre Schritte, Und einer nach dem andern wich. (Sehr gut.) In eine solche Situation haben wir das deutsche Volk nicht bringen wollen, nicht bringen dürfen. (Lebhaftes Bravo.)
Was nun die Reise des Präsidenten Krüger und seinen Nicht- empfang duich Seine Majestät den Kaiser angeht, so kommt es da nicht auf das Beiwerk an, nicht auf nebensächliche Begleiterscheinungen, auch nicht auf polizeiliche Ungeschicklichleiten (Aha!), sondern es kommt an auf den Kern der Sache, nämlich auf die Frage: Würde die Reise des Präsidenten Krüger und würde sein Empfang durch Seine Majestät den Kaiser ihm oder uns irgend etwas genützt baben? (Hört, hörth Diese Frage beantworte ich mit einem entschiedenen Nein. Dem Praͤsidenten Krüger würde eine Audienz, würden alle Ooationen und alle Demon strationen, alle Beifallgkundgebungen und alle Zustimmungsadressen gar nichts geholfen haben. Was haben denn dem Präsidenten Krüger die Pariser Ovationen genützt? (Hört, hört) Was hat ihm sein Empfang im Elysée genützt? Ich habe hier liegen den telegraphischen Auszug über die letzte, also doch wobl die entscheidende maßgebende Unterredung, welche der Präsident Krüger mit dem französischen Herrn Minister des Aeußern gehabt hat. Ich möchte mir erlauben, diesen ganz kurjen Auezug mit Erlaubniß des Herrn Präsidenten zu ver lesen. Da heißt es:
Aus der Umgebung des Präsidenten Krüger verlautet über die gestrige Unterredung desselben mit Delcassé, daß Krüger sich darauf beschränkte, zu erforschen, wie sich die französische Regierung gegen⸗ über gewissen Eventualitäten verbalten werde, welche sich aug den Schritten ergeben könnten, die in Europa gethan werden sollten. Die Unterredung bewegte sich in allgemeinen und unbestimmten Auedrücken. Krüger stellte keine bestimmte Frage und beschränkte sich darauf, zu sondleren. Was Deleasss betrifft, so gab er zu verstehen, daß er sich an das halten werde, was er gelegentlich der Interpellation über die Transvaal⸗ frage im März dieses Jahres dargelegt habe. Delcassé gab weiter zu veistehen, daß Frankreich keinerlei Initiative ergreifen werde, daß es jedoch einer solchen nicht entgegentreten, ihr vielmehr sich anschließen werde, wenn dieselbe unter Umständen zu Tage treten sollte, welche die Billigung Frankreichs zu verdienen geeignet seien.
(Heiteikeit.)
Krüger machte keinerlei Vorschläge und ließ nicht durchblicken, was er m thun beabsichtlge.
Nun frage ich Sie, meine Herren, ob nach dieser Unterredung der Präͤsident Krüger nicht ebenso klug war wie vorher? und dabei betone ich, daß der französischs Herr Minister des Aeußern so ver—⸗ ständig als möglich geantwortet hat, wie das von einem so weisen, so erfahrenen und ausgezeichneten Staatsmann nicht anders zu er⸗ warten war, wie dies Herr Delcasss ist. Ich würde es eintretenden Falls in Berlin garnicht schöner haben machen können. (Große Heiterkeit.) Auch ich würde dem Präsidenten Krüger bei allem menschlichen Mit- gefübl für sein tragisches Schicksal, bei allem persönlichen und menschlichen Verftändniß für seinen Muth, sein Gottvertrauen, seine schlichte Größe als Minister des Aeußern, als Reichskanzler, der ich in Fragen der auswärtigen Politik mein Herz im Kopfe haben muß, ich würde ihm auch nur haben sagen können, was ihm in Paris gesagt worden ist, und was der Burendeputation schon im vergangenen Frühjahre in Paris, in Washington, in Petersburg, überall geantwortet ist, nämlich, daß wir das Aufhören des Blutvergießens, des entsetzlichen Blutvergießens in Süd⸗Afrika lebhaft wünschen, daß aber eine andere als eine friedliche Mediatlon unter Zustimmung Englands von keiner Seite in Aussicht genommen worden sei.
Was nun aber die andere Seite der Frage betrifft, so würde eine Reise des Präsidenten Krüger nach Berlin unsere Stellung in der Welt sicherlich nicht verbessert haben. Denn entweder würden die Ovationen für den Präsidenten Krüger vollständig zwecklos gewesen sein, reine Schläge ins Wasser, nichts als verpufftes Feuerwerk, oder es würden unsere internationalen Bestehungen verschoben worden sein, zum Nachtheile des Landes. Diese internationalen Be— ziehungen zu schützen vor jeder, sei es durch Intriguen, sei es durch Demonstrationen hervorgerufenen Trübung ist eine Pflicht der Regierung, und diese Pflicht hat die Regierung vor allem in unseren Tagen, wo — ich habe mir schon erlaubt, einmal darauf in der Budgetkommission anzuspielen — Kriege viel leichter entfesselt werden durch elementare Volkgleidenschaften, durch leidenschaftliche Erregung der öffentlichen Meinung als wie in den Tagen der alten Kabinetspolitik durch den Ehrgeiz der Monarchen oder durch die Ränke der Minister, die sich ja gegen früher sehr gebessert haben. (Große Heiterkeit.)
Meine Herren, es ist in diesen letzten Tagen, und zum theil in sehr leidenschaftlicher Weise, in der Presse wie in Volksversammlungen diskutiert worden unser Verhältniß zu England. Sich über die Beziehungen zwischen zwei großen und selbstbewußten Völkern auszusprechen, ist nicht ganz leicht, nicht so leicht, wie es vielleicht manchem erscheint, wenigstens nicht für mich in meiner verantwortlichen Stellung. Ich nehme aber keinen Anstand, mich auch hierüber auszusprechen. Wir stehen England gegenüber vollständig unabhängig da, wir sind nicht um eines Haares Breite mehr auf England angewiesen als England auf uns lsehr richtigh, aber wir sind bereit, auf der Basis gegenseitiger Rücksichtnahme und völliger Gleichheit — über diese selbstverständliche Vorbedingung für ein richtiges Verhältniß zwischen zwei Großmächten haben wir keine Großmacht je in Zoveifel gelassen —, ich sage, wir sind bereit, auf dieser Basis mit England in Friede, Freundschaft und Eintracht zu leben. England gegenüber, wie das uns von mancher Seite zugemuthet wird, den Don Quixote zu spielen und die Lanze einzulegen und loszurennen, wo irgend in der Welt englische Windmühlen gehen, dazu sind wir nicht berufen. (Lebhafte Zustimmung.) Es wird auch kein praktischer Politiker der Ansicht sein, daß ein gespanntes Verhältniß zu England prinzipiell geboten sei und eine dauernde Eigenthümlichkeit unserer Politik werden müßte. In unserem Interesse liegt es, mit allen den—⸗ jenigen Mächten auf gutem Fuße zu stehen, die mit uns in Frieden zu leben wünschen. Uns unnöthig mit der dauernden Gegaerschaft irgend einer Großmacht zu belasten, wäre ein politischer Febler, eine politische Dummheit, für welche ich die Verantwortung nicht übernehme. (Sehr gut) Meine Herren, wir werden, wie überall, so auch in Süd⸗Afrila die deutschen Interessen wahren, die deutschen politischen und die deutschen wirthschaftlichen Interessen. Wir rechnen mit Bestimmtheit darauf, daß der Ausgang des süd⸗ afrikanischen Krieges unsere dortigen legitimen wirthschaftlichen Inter⸗ essen nicht dauernd beeinträchtigen wird, und wir sind voll berechtigt anzunehmen, daß dieser Krieg keine schädliche Rückwirkung ausüben wird auf unseren afrikanischen Besitzstand, unseren zukunftsreichen afri= kanischen Besitzstand. Das zu verlangen, ist unser gutes Recht. Von unserem guten Recht geben wir nicht ein Titelchen auf. Aber für Andere die Kastanien aus dem Feuer zu holen und uns von Anderen vorschieben zu lassen, das ist nicht unsere Aufgabe, das wäre ein grober Fehler gewesen. Auch ich, meine Herren, kenne sebr wobl die Empfindungen der deutschen Volksseele, und ich weiß diese Empfindungen wobl zu würdigen. Aber den politischen Blick darf ich mir dadurch nicht trüben lassen, und das politische Augenmaß darf ich mir dadurch nicht verrücken lassen. So lange ich an dieser Stelle stehe, darf ich mich nicht von Gefühlen und Velksstimmungen hinreißen lassen, sondern ich kann und muß mich einzig und allein leiten lassen von den dauernden Interessen der Nation, und diese Interessen schrieben uns die selbständige, ruhige und neutrale Haltung vor, die wir gegenüber den südafrikanischen Wirren eingenommen haben. (Lebhaftes Bravo.)
Darauf wird um 6! Uhr die Fortsetzung der ersten Lesung des Etats auf Dienstag 1 Uhr vertagt.
Literatur.
Kommentar zum Gesetz, betreffend die Gesell⸗ schaften mit beschränkter Haftung, in der Fassung vom 20. Mai 1898. Vierte, voll ständig umgearbeitete Aaflage auf Grund⸗ lage deg Hergenhabn'schen Kommentars unter Berücsitigung des neuen Handelegesetzbuchs und des Xürgerlichen Geseßbuchs, von Dr. J. Liebmann, Rechtgzanwalt beim Ober. Landesgericht in Frank- furt a. M. Verlag von Otto Liebmann, Berlia. Preis geb. 4 50 4 — Freier als die Gesellschaften des Handelegesetbuchs, ing besondere die Aktiengesellschaften, und mit weitergehenden Rechten als denjenigen der zivilrechtlichen Gemeinschaften ausgestattet sind die Gesellschasfsen mit be⸗ schränkter Haftung, welche durch das Reichegesetz vom 20. April 1892 begründet wurden. Der Inhalt des Gesetzes ist ohne Kenntniß seiner Entwickelung und wirthschaftlichen Bedeutung schwer verständlich, weil dasselbe ein durch die praktischen Bedürfnisse unmittelbar und fast aueschließlich beherrschteh Recht geschaffen bat. Ig dem bier an= gejeigten Kommentar ist daher dieser Entwickelung besondere Sorgfalt zugewandt. Die ju den einzelnen Paragraphen des Gesetzes gegebenen Erläuterungen sind knapp und doch erschöpfend. Auch die Ein= wirkungen des Bürgerlichen Gesetzhuchs und des neuen Handelsgesetz. buchs sind darin dargelegt. Den Bedürfnissen der Praxis, und zwar nicht nur der Juristen,
ondern auch der Mitglieder und Organe der
Gesellschaften mit beschränlter Haftung, wird daz Buch in vollen Maße gerecht. . ;
Das Genossenschaftsgesetz. n,, betreffend d Erwerbs. und Wirtbschaftsgenossenschaften, vom 1 Mai 18859 in . vom 1. Januar 1900 an geltenden Fassang. Handausgabe mit ee. ergänzenden Bestimmungen anderer Gesetze, den r ie n bestimmungen, den Entscheidungen des Reichsgerichts und andere hoher Gerichte und einem Sachregiste 2. Auflage, heraus ge gehen. ben Dr. jur. Mar Rosenthbal, Assessor in Falkenstein im Volgnh Verlag bon Roßberg u. Berger, Leipzig. Preis geb. 2 „ Diese Ausgabe des Genosser schaftsgesetzes nebst, den ergänzenden Bestimmungen der neuen Gesetzgebung berücksichtigt ebenfallz schon die am 1. Januar d. J. in Kraft getretenen Neuerungen In kurzen, erläuternden Anmerkungen sind die Entscheldungen des Reichsgerichts somie der obersten Gerichte der Ginzelstaaten, sowelt si sich auf die noch geltenden Bestimmungen des Gesetzes beztchen wiedergegeben und die abgeänderten Vorschriften der früheren Faffung zur Vergleichung beigesügt. In einem Anhang endlich sind Besspiel schriftlicher Anmeldungen, Anträge und sonftiger Eingaben da Genossenschaften beim Registergericht mit Hinweisen auf die ch. schlägigen Gesetzesparagraphen gegeben. Das Buch wird den Mu, gliedern von Genossenschaften, für die es vornehmlich bestimmtsß von Nutzen sein. ;
Meine Wanderungen von Eugen Wolf. Eefter Band; Im Innern von China. Mit 67 Illustrationen, einer Karte und dem Bildniß des Verfassertz. Deutsche Verlags - Anstalt, Stuttgart und Leipzig. n 5 M — Der bekannte Forschunggreisende hat ich daju entschloffen, seine in der Tagespresse erschienenen Berichte in Buchform herauszugeben und in dem vorliegenden Bande die, jenigen über seine vor vier Jahren unternommenen Wanderungen in China zusammengestellt. Was ihn dazu bewog, war, wi er im Vorwort sagt, der Wunsch und die Boffnung, bei der deutschen Jugend daz Interesse. für außereuropätsche Länder zu er wecken, damit ihr daraus das Streben und dag Bedürfaiß erwachse, selbst fremde Erdtheile zu bereisen und gründlich kennen ju lernen. Auf diese Weise hofft er mit dazu beslzutragen, daß die Deutschen immer mehr in den Stand ert werden, im Welt handel die erste Stelle zu erreichen und festzubalten. Das Buch sst, dieser Absicht entsprechend, auch keine Reisebeschreibung im herkömm— lichen Sinne. Neben den Schilderungen von Land und Leuten und den Erlebnissen seiner Reise, welche den Verfasser zum theil in Gegenden Chinas führte, die vor ihm noch kein Europäer betreten hatte, finden sich überall eingehende Studien über die Reichthümer des Landes an Nutzgewächsen und mineralischen Schätzen, über den Wohlstand der Bewohner der einzelnen Theile des Landes, über deren Bedürfnisse und Kaufkraft und über die Rentabilität künftiger Handelt. unternebmungen. Auch an Hinweisen für die deutschen Konsulate und Kaufleute auf nutzbare Gelegenheiten, den Handel zu beben, läßt er es nicht feblen. Das Buch, dessen Widmung Seine Königliche Hobeit der Prinz Ruprecht von Bayern angenommen bat, verdient in den weitesten Kreisen Verbreitung und kann, wle es auch die Absicht des Ve fassers ist, namentlich als Lektüre für die Jugend empfohlen werden.
— Japanischer Humor. Von Professor C. Netto und Professor . Wagener. Mit 267 Abbildungen, darunter 5 Chromo⸗ tafeln auf Japanpapier. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. Elegant kartonniert in japanischem Stil, Preis 15 6 — Der durch seine ‚Papierschmetterlinge aus Japan als feinsinniger Erzähler be= kannte Professor Netto, welcher dreizehn Jahre an der Univeisitaͤt in Tolio thätig war, hat sich mit dem linjwischen verstorbenen) Pro— fessor G. Wagener, welcher sogar über zwei Jahrzehnte hindurch in Japan weilte, vereinigt, um in vorliegendem Werke alles Humoristische, was sie aus dem Gebiete der Sage und Mythe, des Märchens und der Legende, der Sitten und Gebräuche, des Volkswitzes und Künstler⸗ scherzes dort zu sehen und zu sammeln Gelegenheit hatten, dem deutschen Publikum mitzutheilen. Der Einblick in das Kulturleben eines fremden Volkes, wie es sich in seinen humoristischen Darstellungen wider— spiegelt, bietet einen besonderen Reiz. Wie Professor Nesto treffend bemerkt, ist es geradezu ein Beweis vorgeschrittener Kultur, wenn ein Volk im stande ift. seinem eigenen Leben und Treiben, Dichten und Trachten humoristische Seiten abjugewinnen. Denn es gehört eine lange Pflege der Kunst und eine völlige Einbürgerung derselben in das nationale Leben dazu, ehe das Alltagstreiben zum Vorwurf ge⸗ nommen wird, um dem Volke sein eigenes Bild in humoriftisck⸗ ironischen Darstellungen vor Augen zu führen. Im allgemeinen waren und sind es in Japan, wie auch bei ung, nicht die großen Künstler, welche sich diesem Zweige widmen, indessen findet man in der vor— liegenden Sammlung doch auch manche im Lande hochberühmte Namen aus dem Gebiete der Malerei, des Holzdrucks, der Holi= und Elsenbeinschnitzerei und der Werkstatt des Metaliarbeiters. Die auf Tafeln und im Text mitgetheilten Bilder sind original getreue Wiedergaben von Karikataren japanischer Künstler aus der Zeit vom 12 bis zum 19. Jahrhundert. Sie zeigen die alten Glücks götter in moderner Karikatur, Hölle und Teufel in ihren mit unseren Volksvorstellungen vielfach verwandten Gestalten, redende Thiere, wle in unserem Reineke Fuchs', Bilder von Gespenstern und viele andere launige und lustige Kinder einer viel hundertjährigen Phantasie. Der erklärende Text ist, dem Gegenstande entsprechend, humorvoll geschrieben und bietet eine anziehende, erbheiternde Lektüre. In dem in japanischem Charakter hergestellten Einbande bildet das Buch ein sehr originelles und künstlerisch werthvolles Festgeschenk.
Die Verlagkanstalt von G. Freytag u. Berndt, Wien VII! und Lespzig, ließ einen Welt At las“ in Taschenbuch⸗ Format er⸗ scheinen, welcher 54 Haupt. und 23 Nebenkarten enthält. Die Lus— führung der Karten ist sauber und gefällig. Ein geographisches Re⸗ gister mit ca. 15 000 Namen erleichtert durch Hinweis auf die ber treffende Karte das Auffinden der Orte,, Berg⸗, See, Fluß ⸗ ꝛc. Namen. Beigegeben sind ferner statistische Notijen über alle Staaten der Erde. Der praktische kleine Atlas (Pe. eleg. geb. 3 80 ) eignet sich zu einem nüßlichen Festgeschenk.
In demselben Verlage erschien in neuer Ausgabe für 190 G. Frevytag'? Verkehrskarte von Oesterreich⸗Ungarn (Pr. 170 AÆ). Auf dieser Karte sind alle Bahnlinien (jede betrleb⸗ führende Gesellschaft in anderer Farbe) mit Angabe der ein., und jwe= geleisigen Strecken mit und obne Eiljugs verkehr, alle Post⸗, Schiff= und Babnstationen und Haltestellen mit Bezeichnung der Ent= fernungen, die im Bau befindlichen und prolekiterten Babnen dar⸗= gestellt. Beigefügt sind der gut ausgefübrten Karte ein Wand— kalender für 1901 sowie mannigfache statistische Angaben.
— Der Gesellschafter“, Volle kalender für Norddeutschland. El. Jabrgang 1801. Verlag von Gerhard Stalling in Oldenburg. Mit Nottjtaschenbuch. Pr. 50 3. — Außer dem eigentlichen Kalen. darium und dem, wag dazu gehört, bringt auch dieser neue Jabrgang des beliebten Volketalenderg mannigfaltigen Stoff an Unterhaltung und Belehrung in Prosa und Poeste. Neben launigen und ernsten Griählungen findet man Autiüge aug neueren Gesetzen und Van ordnungen, Tarife verschiedener Art, die neuesten vostalischen Ge= stimmungen 1c, alleö in knapper, leicht verständlicher Darstellung Unter ken zahlreichen Abbildungen verdienen sechs Tafeln mit den Porträtg von etwa 96 großen Deutschen deg 19. Jabrbun Perpvorhebung.
Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Dienstag, den 11. Dezemher
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Qualltãt
gering
mittel gut Verkaufte
Gezahlter Preit für 1 Doppelsentner Menge
ö höchster . höchster . höchster Doppelzentner 6060. 60. M10 MS.
* 16.
Durchschnitts⸗ prei
für 1Doppel⸗ . rentner eig Doppel zentner (Preis unbelannt)
e 12,50
ger — 1 13,90 R 13,50 J 14,20 1 13,00 1 O 14,60 k 13,50 e 13 50 ö 12,40
DJ 16,30
11,50
d 12.50 . 13,50 I 1390 1 13,00 1 12.50 i 13,00 k 11,50 Hd ii — J 1270
I 11,00 Pesen V — c /.. 12,50 J 12,00 1 12.50 1 13 00 1 12,00 Oppeln J
Aalen. Breslau.
Strehlen i. Schl.
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1
2 ane aer Kö neuer Hafer
Aalen. ö . ö
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Demerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner 2 d 8 f ? ̃ t 3 . volle Do : er Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Durchschnittspreis wir Ein liegender Strich (— in den Spalten für Preise bat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ift, ein Punkt (.) in den letzten sechs Sy
Weizen.
13 00 13 50 9g nao 9 14 76 , 14.10 1439 14,56 1470 15,59 1426 1436 15 56 144160 i486 15 66 1646 1309 14.46 14. 16 1456 14.55 1516 15.16 15 55 1350 i466 14.06 1456 15,59 1456 14.56 1626 13410 iz 14.16 176 16 35 16 46 16 46 16 56
Roggen.
1,90 12, 1270 13, 10 — 15.36 i546 1356 12570 is 56 13.10 15.36 15,50 15, 59 13.90 14, 36 1416 14.36 14,56 1476 1306 is ⸗ 16 1346 is, S9 13506 15 606 iz 66 1426 15, 69 1546 i346 13 56 11356 17.56 12,56 15 56 2 16,16 15 46 — 13,30 15566 15 36 13, 90
6 st e. 11,50 12, 00 12, 50 — 12,70 12, 80 1270 1290 1310 1200 J 13236 i326 13, 90 13. 50 14,560 13,09 14,00 14,00 12.00 13,00 13,00 12,00 12 50 12,50 16, 09) 14644 14644 12,80 13,20 13. 50 14,20 14,50 14,50
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ee. Wan. ö P en, daß entsprechender Bericht fehlt.
k
hesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Der Ausbruch der Maul., und Klauenseuche ist dem kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom Schlacht ˖ Viehhofe E Magdeburg am 10. Dezember.
Brasilien.
Durch Bekanntmachung vom 15. v. M. sind die Stadt Glasgow sowie alle Säßen Schottlands füt rein von Pe st ullärt worden. (Vergl. R. Anz. Nr. 243 vom 12. Oktober d J.)
; Hinter⸗Indien.
Nach der in der „Strasts Seitlements Government Gazette kem 9. v. M. veröffenilschten Zusammenstellung der am 8. v. M. öingapore geltenden Quarantänebestimmungen sind die mer Zeit gegen Swatau und Toingganu angeordneten Maß 9 nicht mehr in Kraft. (Vergl. R. Anz.“ Nr. 215 vom . September d. J) =*
E Verdingungen im Auslande.
. De sterreich · Ungarn. . N. Dezember, 12 Ubr. K. K. Staatgzbahn⸗ Dlreltlon Wien: en von Wal fabrlkaten als: Stabeisen, Kommerzeisen, Blechen *. An, Eisen⸗ und Stahldraht, Feder und Werkzeugstabl für das — Don bei den K. K. Staatsbahn Direktionen Wien, Innsbruck * mütz. Näberes bei den betreffenden Staatsbahn. Mreltionen
beim Reichg. Anzeiger. ö.
Belgien.
18. Deiember, 1 Uhr. Socit Nationale des chemins de Lieinaux, 14, rue de la Science in Brüssel: Lieferung von 1 Rwlonenwagen. Das Lastenheft und der Plan sind sür 1 Fr.
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—; Desgl. Ebenda: Lieferung eines zweiten stählernen Belags für die Brücke über den Kanal von Charlerol zwischen den Stationen Manage und Seneffe. 11 286 Fr. Kaution 1100 Fr.
— . 2 14 2 Land⸗ und Forstwirthschaft. Getreideernte Rußlands. Aeber dag Ergebniß der diesjährigen Getreideernte Rußlands liegt solgende, in Nummer 42 der Nachrichten des Mintfteriums für Ackerbau und Staatsdomänen“ vom 1. November (19. Dktober] 1960
veröffentlichte Schätzung vor: Von Wintergetreide bat Roggen einen Ertrag etwas über das Mittel. Weizen einen beträchtlich unter Nittel stebenten Ertrag ergeben. Im einzelnen wurde eine gute Roggen ⸗
einte in denjenigen Rayong erjsielt, wo die größten Mengen
Reggen gebaut werden, d. b. in den zentralen landwirthschaft · lichen und an dem Mittellauf der Wolga gelegenen Goupernemenis.
Unbefriedigend sind dagegen die Nogäenernteerträge in den
Gouvernementß des Südwestgebietz. Bessarabien, Cbersson und Taurien aus gefallen. Der Winterweijen, der durch die ungünstigen eineg und desselben reifes, sondern sogar hänig in einer und
Witterungsverhältnisse des Frühjabrs und deg Sommers erbeblichen
Schaden genommen batte, ist gerade dort schlecht gerathen, wo er ? cerfragen
am meisten gebaut wird, nämlich in den Goudernements des Süär⸗ westgebietgß und Neurußlands. Gute Ernteerlräge an Winterweizen wurden erzielt in den zentralen lanwirthschasilichen Gouvernements. Vier baben die Erträge au Winterweijen stellenweise sogar die Er⸗ träge an Roggen übertroffen; doch wird gerade in diesen Ravong der= hältnißmäßig nur wenig Winterweizen gebaut.
Gin unbeftiedigendeg Ernteergebniß (60 big 780 oN, des Mittels? bat der Roggen in den nachstebend benannten Kreisen zelseser Trubtschewsk (Gouvernement Ortel), Bogutschar (Goud. Woronesch). Olgopol, Braelaw, Jampol und Litiu (Goup. Podolien), Kiew, Tomew (Gouv. Kiew), Ostrog, Kovel (Goub. Wolbynien), Soßn ja, Starodub, Nowosvbkow, Nowgorod. Sewerek (Gonb. Tschernigew) Tömagil, Ackerman, Kischniew (Gouv. Bessarabien), Ghei sson, Ddessa (Gouv. Cherssonj, PVerckop (Goup. Tanten], eisten und zweiten Donezschen, Wostew. Sol,. Ust . Medwedlja (Vistritt des Donschen Heeres), Zarkon (YGoub. Ssaratom), Tron (Gouv. Orenburg), Suden da (Gour. Wladim ik), Beromel (Goub. Kaluga), Kortschew (Goup. Twer), Vjublim, Poschechon e, Womandomo—= Vorisseglebsk, Rostom, Wodingk, Uglusch (Youad. Jaroßlaw), Bus,. Galitsch, Ssoliqalitsch. Tichuglema (Goud. Kostroma), Bobrujet, Metschisa (Gouv. Minsk), Lida (Goud. Wilna), Wolkonvhki, Bialo- stock. Belek (Geup. Grodne) und Schadringk, Irdit, Tompschloff, Jekaterinenburg (Gouv. Perm). t
Unter Mittel (25 big 90 oe des Mittel) ist der Noggen in den nachstebend verzelchneten Kreisen geratben: Doistu, Mobilem, Nowaja, Uschtja. Pros kurow, Lerltschew (Gouvp. Podolsen); Viw omen, Taraschtscha, Ver itschew Wassiltow,. Skwira, Rad omphl (Goub. Riem); Dwrntsch Wladimir. Wolbyne t, Kremeneß (Your. Woldvnien); Siarebelsĩ
Bors na,. Trolewe; ouv. Tschernigow); Bonderv. Bessarabien); Ananjem. Alerardr litopol. Eupatorten, Tbeodoj Werchnednevrow sk ( Goub . Feno- Goux. Drenburg. Werchnenralgt. (Gouv. C Belebe rst. Goup. Ufa); at Gour. Jaroßlaw gatschew (Sound
(Gouv. Pstow) Wilna Druschanz (Gouv. Grodno); Tab lien ̃ Sslarapul (Goup. Wijatta); Osfa (Gourn.
Perm); Grjasowej, Totjma (Goup. Wolegda). ganzen übrigen europäischen Rußland sowie im Vorkanakasus
nie desrtedigend ausgefallen.
3 wie die Ernte des Winterkorns erscheint die Gente des Sommergetreides Fast überall sind nicht nur im Bereiche
der selben neben befriedigenden ja reichlicken Frnte-
iz unzulängliche Erträge zu verzeichnen ewesen. Dessenungeachtet kann das Sommerkorn Grnteergebniß in Sros en und Ganien als dem Mittel nahe bezeichnet werden. Schlecht oder unbefriedigend ist das Sommerkorn in den Goudernementg Bessaraben,
Gbersson, Taurien, Podolten und Kiew gerat ben, wo es durch die anbaltende Dürre Schaden genommen bal; durchaus derriedigend
besw. gut, wenigstens bezüglich einiger Sommerkorn Arten (dor- nebmlich Hafer und Weizen), ist die Sommerkornernte in den Uralt. schen und stellenweise in den Wolga. Goubernementz aus calm. Im Einzelnen bat Sommerweizen einen nittleren Ernteertrag ergeben in den kleinrussischen Gouvernements, Dondernements am
mittleren und unteren Wolgalauf fenie n *ast ãmmtlichen Gou⸗
vernements des Nichtschwarzerdestrichs Der Dafer ist fast überall defriedigend gerathen, ausgenommen in den oben näher bezeichneten Mapong der guten und der schlechten Seommerkornertrãge. el⸗ oder doch naben Mittelerträge dal die Derse in den Neinrussischen und in den Nicht ichwarzer de Qoudernemenke ergeben. Dire t nur in den (leinrussiichen, adwestlichen und den Donbernemenke an der unteren Wolga befriedigend geratden, während Ke In den Ibrigen Tbeilen des Neichg einen schlechten Grtrag geliefert hat. Grbsen nd Buchweizen haben mit wenlgen Augnabmen schlechte Gr trage ergeben. Von deg übrigen Talturhflauzen sind Delsaalen fast durchmeg oder unbefriedigend geraten, während die Kartoffelernte wum mittel, um bell über mittel auggesallen ist.
Die Korte spondenten der Landwirt bicha fte. Sermon dea Ader dau- Ministexiumg. Daben auch la Diesem Jaheg auf Deun? den de,. Erdꝛũ chen ladleumãßide Lugweiße der dag Grun] ern chain a llge r dei; die in den nachste benden Tabellen jasanmmengefaßt Iad