.
.
Tragen der biäherigen Uniferm mit den für Vecabschiedete vorge⸗ schriebenen Abzeichen der Abschied bewilligt. .
2. Dezember. Graf v. Rechteren ⸗Limpurg, Fähnr. des Ink. Leib-Regts., die erbetene Entlassung aus allen Militärverhält⸗ nissen ertbheilt.
3. Dezember. Krane, Gen. Major und Kommandeur der 8 Inf. Brig., in Genebmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension jur Disp. gestellt Gwinner, Rittm. des 4. Chev. Regts. König, mit der Erlaubniß zum Tragen der bisherigen Uniform mit den für Verabschiedete vorzeschriebenen Abzeichen mit der gesetzlichen Pension der Abschied bewilligt. v. Zwehl, Major z. D., als Oberstlt. charakterisiert.
6. Bezember. Neureuther, Gen. Major und Direktor des Topographifchen Bureauz dez Generalstahes, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt.
Im Sanitäts⸗Koerpgz. 22. November. Dr. Ambros, Qberarzt der Res. (Aussburg), bebuss Uebertritts in Königl. Preuß. Militärdienste der Abschied bewilligt.
Oftasiatisches Exyeditionskorys.
Neues Palais, 8 Dezember. v. Hofmann, Rittm. und Adjutant bei dem Kommando des Oftasiat. GExpeditionskorps, als Hauptm. in den Generalstab dieses Exveditionskorps versetzt.
Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 12. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute Vormittag im hiesigen Schlosse die Vorträge des Reichs⸗ kanzlers, Grafen von Bülow, des Ministers des Königlichen Hauses, von Wedel, und des Chefs des Zivilkabinets, Wirk— lichen Geheimen Naths Dr. von Lucanus.
Ihre Majsestät die Kgiserin und Königin be⸗ suchten gestern Morgen die Kaiserin Augusta⸗Stiftung in Char⸗ lottenburg und besichtigten darauf im Kunstgewerbe⸗Museum die dort ausgestellten Arbeiten der Kunstschule und der Unter⸗ richtsanstalten des Museums.
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sitzung.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien Hansestadt Bremen Dr. Pauli ist von Berlin abgereist.
Dem Regierungs⸗Assessor von Redern in Breslau ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Stallupönen, Regierungsbezirk Gumbinnen, übertragen worden.
Der Regierungs⸗Assessor von Scheliha in Schlawe ist der Königlichen Regierung zu Hannover zur weiteren dienst— lichen Verwendung überwiesen worden.
Laut Meldung des W. T. B. ist S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän Derzewski, am 10. De⸗
zember in Tschifu angekommen. . M. S. „Jaguar“, Kommandant: Korvetten⸗-Kapitän
Kinderling, ist gestern von Tschifu nach Tsingtau in See gegangen.
S. M. S. „Irene“, Kommandant: Fregatten⸗-Kapitän Stein, ist gestern in Tsingtau eingetroffen.
Bayern.
Seine Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent stattete, wie die Münchener Blätter melden, gestern Mittag dem Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe⸗Schlllingsfürst, welcher vor⸗ estern in München eingetroffen ist, in dessen Palais einen d, ab. Für heute Nachmittag ist der Fürst zum Diner bei dem Prinz⸗Regenten geladen worden. Morgen wird sich derselbe auf laͤngere Zeit nach Meran begeben.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses richtete, wie „W. T. B.“ berichtet, Sir Howard Vincent die Anftage an die Regierung, ob dieselbe Kenntniß habe von einer Be⸗ wegung in Deutschland zu Gunsten einer Erhöhung der Zölle auf Stahl und zwar in einer solchen Ausdehnung, daß die Zollerhöhung den Handel von Sheffield stark beeinträchtigen würde. Der Präsident des Handels⸗ amts Gerald Balfour erwiderte, die Regierung habe von der erwähnten Bewegung Kenntniß erhalten. Die ganze Angelegenheit des Ablaufs der deutschen Handels⸗ verträge, sowie die wahrscheinliche Wirkung auf den britischen Handel werde sorgfältig verfolgt. Der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick brachte die Nachtraasforderung für das Heer in der Höhe von 16000 000 Pfd. Sterl. ein und sagte, die Erwartungen, welche man bei Aufstellung des letzten Budgets gehegt, seien nicht erfüllt worden. Man muüsse sich bis zum 31. März auf eine Ausgabe gefaßt machen, welche wenig geringer sein werde, als diejenige des gegenwärtigen Finanziahres. Auf die Lage in Süd⸗Afrika uͤbergehend, sagte der Staatssekretär, durch den Guerillakrieg würden die Feindseligkeiten noch eine gewisse Zeit lang an⸗ dauern können, allein ohne Hilfe von außen werde derselbe schließlich keinen Erfolg haben. Brodrick wies ferner auf die Ecfahrungen hin, welche andere Völker bei der Führung von Guerillakriegen gemacht hätten. Es sei deshalb nicht auffallend, daß Großbritannien hierbei in einem Lande, das so groß sei als Spanien, Cuba und die Philippinen zu⸗ sammen, auf Schwierigkeiten stoße. Die Regierung könne gegenwärtig auf die Dienste der in Süd⸗Afrika stehenden Freiwilligen nicht verzichten. Der Kampf müsse mit aller Rraft fortgeführt werden. Diese Politik werde das Land um so schneller friedlichen Verhältnissen zuführen. Die Regierung habe gehofft, bereits beim Wiederzusammentritt des Hauses in Bezug auf die Rückkehr der Truppen befriedigende Eröffnungen machen zu können. Sir William Harcourt tadelte die 2 wegen ihres Mangels an Voraussicht. Nach längerer Debatte wurde der Nachtragskredit mit 284 gegen
—
8 Stimmen genehmigt. Der Kanzler der Schatzkammer Sir Michael Hicks Beach ersuchte hierauf das Haus, eine Resolution anzunehmen, durch welche er ermächtigt werde, 11 Millionen Pfund Sterling auf⸗ zunehmen, entweder durch auf die Kriegs-A Anleihe gezogene Schatzbonds oder durch Ausgabe von Schatzwechseln, um sich die Mittel zur Deckung des Nachtrags⸗Etats von 16 Millionen Pfund Sterling zu verschaffen. Der Kanzler der Schatzkammer fügte hinzu, er habe bereits eine Anleihe⸗Vollmacht über 5 Millionen Pfund, von der er noch keinen Gebrauch gemacht habe. Vor Februar hoffe er keiner neuen Anleihe⸗Vollmacht zu benöthigen. Die Resolution wurde angenommen.
Frankreich.
Die Deputirtenkammer nahm in ihrer gestrigen Vor⸗ mittagssitzung, wie ‚W. T. B.“ meldet, bei der Berathung des Budgets des Justiz-Ministeriums mit 254 gegen 252 Stimmen einen Antrag des Deputirten Chabert an, in welchem gefordert wird, daß die sogenannte Heilige⸗Geist⸗ Messe, die bisher alljährlich nach den Gerichtsferien bei dem Wiederbeginn der Gerichtssitzungen gelesen worden sei, künftig nicht mehr gelesen werde. In der Nachmittagssitzung nahm die Kammer mit 378 gegen 181 Stimmen die Verlage, betreffend die Reform der Getränkesteuer, an. — Der Deputirte Plichon, ein Anhänger Méline's, brachte den Antrag ein, den Zoll auf deutsches Bier von 7 auf 24 Fr. per 100 kg zu erhöhen als Antwort auf die Er⸗ höhung der deutschen Schaumweinzölle. Der nationalistische Deputirte Charles Bernart brachte einen Zusatzantrag zur Amnestievorlage ein, demzufolge auch die in der Panama⸗ Affaire begangenen Delikte in die Amnestie einbezogen werden sollen. Der Antrag bezweckt, wie Bernart selbst erklärte, lediglich eine Verhöhnung der Regierungsmehrheit.
Nuszland.
Wie dem „W. T. B.“ aus Livadia von gestern Vor⸗ mittag gemeldet wird, verbrachte der Kaiser den Montag und die Nacht zum Dienstag sehr gut. Die Genesung geht den richtigen Gang. Der Appetit ist sehr gut, die Kräfte nehmen täglich zu; die Temperatur und der Puls sind normal.
Italien.
In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer be⸗ antragte, wie ‚„W. T. B.“ berichtet, der Deputirte Bo vio im Namen einer Gruppe von Deputirten der äußersten Linken, daß die italienischen Truppen aus China, wo die Zivilisation verletzt worden sei, zurückberufen werden sollten. Der Minister⸗Präsident Saracco bekämpfte den Antrag als unangebracht. Abgesehen davon, daß die klimatischen Verhält⸗ nisse jetzt die Rückberufung schwierig machten, würde dieselbe un⸗ klug und im jetzigen Augenblicke, wo über den Frieden unter⸗ handelt werde und Italien das Recht zustehe, aus seiner Theil⸗ nahme an dem Vorgehen der Mächte in China die ent— sprechenden Vortheile zu ziehen, nicht zu rechtfertigen sein. Der Minister⸗Präsident hob die musterhafte Führung der italienischen Truppen in China hervor und dankte dem Antragsteller da⸗ für, daß er dieselbe anerkannt habe. Die italienische Re⸗ gierung wünsche lebhaft, daß die Friedensunterhandlungen mit größtmöglicher Beschleunigung fortschritten und sie trage zur Erreichung dieses Zieles nach Möglichkeit bei. Er werde die Truppen gern zurückberufen, sobald die Interessen und die Würde Italiens es erlaubten; inzwischen aber bitte er das Haus, den Antrag Bovio abzulehnen. Die Kammer ver⸗ warf darauf den Antrag in namentlicher Abstimmung mit 196
2—
gegen 37 Stimmen. Syanien.
Die Deputirtenkammer hat in ihrer gestrigen Sitzung, wie dem, W T. B.“ berichtet wird, nach längerer Berathung den zur Vorlage, betreffend das Abkommen mit den Besitzern der äußeren Schuld, von Frederico ein⸗— gebrachten Gegenentwurf mit 105 gegen 89 Stimmen ver⸗ worfen.
Niederlande.
In einer Unterredung, welche der Präsident Krüger und Dr. Leyds gestern mit dem Minister-Präsidenten Pierson und dem Minister des Aeußern de Beaufort hatten, betonte, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, der Präsident nochmals, daß es der Zweck seiner Reise sei, einen Schieds⸗ spruch zu erlangen. Die Minister hoben in ihrer Er⸗ widerung hervor, daß die niederländische Regierung hierbei eine passive Rolle splelen müsse und daß die Initiative den Groß⸗ mächten zukomme. Wenn diese ihren Entschluß gefaßt haben würden, könne die niederländische Regierung sehen, was sie thun werde. — Eine für gestern Abend zu Ehren des Prä⸗ sidenten Krüger in Auesicht genommene Serenade der Schüler im Haag wurde verboten, weil die Polizei Störungen der Ruhe befürchtete.
In der Zweiten Kammer brachte gestern der Abg. Graf Bylandt die bereits angekündigte Interpellation über die zwischen den Niederlanden und Portugal bestehenden Schwierigkeiten ein. Er erinnerte, wie W. T. B.“ berichtet, an die Nachrichten, daß dem niederländischen General⸗Konsul Pott in Lourengo Marques das Exeguatur entzogen worden sei und daß hierauf der niederländische Gesandte in Lissabon und der portugiesische Gesandte im Haag abberufen werden seien. Er wünsche zu wissen, ob bereits Unter⸗ handlungen zur Behebung dieser Schwierigkeiten eingeleitet seien und ob der Minister Aufklärung über die Lage geben und entsprechende Mittheilungen machen könne. Der Minister kes Auswärtigen de Beaufort sprach seinen Dank dafür aus, daß ihm Gelegenheit gegeben sei, Mittheilungen über den Sach⸗ verhalt eines internationalen Mißverständnisses zu geben, welches zu übertriebenen Gerüchten Veranlassung gegeben habe. Er wolle sich darauf beschränken, die Thatsachen festzustellen. Am 17. November habe der niederländische Gesandte in Lissabon mitgetheilt, daß die portugiesische Regierung, nachdem dem niederländischen General⸗Konsul Pott bereits das Exequatur als Konsul für Transvaal entzogen worden sei, ihm auch sein Ex quatur als niederländischer Konsul entziehen wolle. Die portugiesische Regierung wünschte zuvor ju wissen, ob die niederländische Regierung Poit in den Ruhestand versetzen oder abberufen wolle, um die Entziehung des Exequaturs zu verhindern. Der Beschluß der portugiesischen Regierung sei begründet durch die Verurtheilung Pott's wegen Einfuhr von Waaren in feindliches Gebiet. Er, der Minister, habe niemals eine amtliche Benachrichtigung von dieser Sache er⸗ halten; deshalb habe er die weinmehendste Untersuchung ge⸗ wünscht, und deshalb habe eine Abberufung Pott's garnicht
in Frage kommen können. Er habe den diplomatischen Re
treter in Lissabon angewiesen, von Pott zur Aufklärung der Angelegenheit telegraphisch Informationen einzuholen.
habe um Urlaub nach Europa gebeten, der ihm auch bemilligt worden sei. Der portugiesischen Regierung sei darauf vor eschlagen worden, die Angelegenheit während des Urlaubs Pott u untersuchen und der niederländischen Regierung für die Ent scheidung, ob der Konsul abberufen werden müsse, drei Monate Frist zu gewähren. Aus den Mittheilungen des nieder— ländischen Gesandten in Lissabon habe er, der Minister, ge schlossen, daß Portugal dieses Arrangement billige. In swischen habe er aber erfahren, daß Portugal auf möglichst baldiger Zurückziehung des Exequaturs bestanden habe. Er wisse nicht ob diese Halkung durch ein Mißverständniß oder durch neuer liche Beschwerden über Pott verursacht worden sei. Der Gesandte in Lissabon sei benachrichtigt worden, daß die Zurückziehung des Exequaturs in diesem Augenhlick schlecht zu den sehr freundschaftlichen Beziehungen der Niederlande zu Portugal stimmen würde. Der Gesandte in Lissahon sei zur Berichterstattung nach dem Haag berufen worden. Pott könne nach Verlauf eines Monats eintreffen. Graf Bylandt drückte die Hoffnung aus, daß die, Schwierigkeiten schnell würden beigelegt werden und daß die freundschaftlichen Pe—= ziehungen zu Portugal nicht durch dieses Mißverständniß leiden mn Die Besprechung der Interpellation war damit be— endet.
Belgien.
In der Repräsentantenkammer erwiderte gestern, nach einer Meldung des „W. T. B.“, auf eine Interpellation der Sozialisten, betreffend die aufgegebene belgische Expedition nach China, der Minister des Innern de Trooz: die Chinesen hätten, nachdem sie die Europäer zum Bau von Eisenhahnen ins Land gerufen, die Verträge ge— brochen und belgische Staatsangehörige angegriffen. Wegen der Frage, von wem die Initiative zu der Expedition ausgegangen sei, möge sich der Interpellant an die Bürgermeister wenden, welche den Plan angeregt hätten. Dieser sei jedoch der Ermuthigung würdig gewesen, und die Regierung habe zu seiner Ausführung von Anfang an innerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen ermuthigt und ihre Befugnisse nicht e, e,. Man dürfe, da doch Landsleute angegriffen worden seien, der Regierung daraut keinen Vorwurf machen, daß sie dieselben habe vertheidigen wollen. Die Debatte über diesen Gegenstand wurde sodann geschlossen.
Griechenland.
Der Deputirte Delyannis und andere Deputirte sprachen gestern, dem W. T. B.“ zufolge, in der Deputirten kammer ihr Bedauern aus über fremde Einmischung bei der Ueber— wachung von Angelegenheiten, welche zum Ressort der Re⸗ gierung gehörten. Der Minister-Präsident Theotokis be⸗ stritt, daß eine fremde Einmischung stattgefunden habe, welche die Hoheitsrechte des Staats antaste.
Rumänien.
Die Deputirtenkammer setzte, dem „W. T. B.“ zu⸗ . vorgestern und gestern die Debatte über die Adresse ort. Mehrere Redner, darunter der Bürgermeister von Jassy, Badarau, erklärten, die Lage sei nicht so schlimm, wie vor⸗ gegeben werde. Badarau verlangte größere Sparsamkeit sowie Förderung der Industrie und betonte, daß zu viel Anleihen aufgenommen würden; man solle durch eine Reform der direkten Steuern, namentlich der Einkommensteuer, Fremde zur Errichtung gewerblicher Anstalten im Lande heranzuziehen suchen.
A sien.
Nach einer in Berlin eingetroffenen Mittheilung des Ober⸗Kommandos in Peking hat, wie „W. T. B.“ erfährt, der General Chaffee schriftlich sein Bedauern wegen eines Briefes, in welchem er sich mißbilligend über die Ent— fernung der astronomischen Instrumente des dortigen Observa— toriums geäußert hatte, ausgesprochen.
Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus ns vom 10. d. M. wird die Bahn von Tientsin nach Peking, obwohl bereits am 9. d. M. ein Eilzug, welcher aus einer Lokomotive und vier Wagen bestand, ohne Unfall in Peking eingetroffen ist, eist am 15. d. M. für den allgemeinen Verkehr eröffnet werden. .
Die „Daily News“ melden aus Schanghai, daß durch Edikte vom 6. und TJ. d. M. der fremdenfreundliche Wan⸗ wenschao zum Großsekretär und Liuchanlin zum Prä— sidenten der Finanzkammer ernannt worden seien.
Aus Hongkong vom 10. d. M. berichtet das, Reuter sche Bureau“, nach einer aus Canton dort eingetroffenen Depesche sei in der Nähe von Scheklung eine Dschunke von See⸗ räubern geentert, und 3000 Dollars seien auf derselben geraubt worden. Die Piraterie und das Räuberwesen nähmen sehr überhand. Das Reisen in Kwangsi und Kwangtung sei sehr gefahrvoll. Die Beamten seien anscheinend außer stande, die Ordnung wiederherzustellen.
Afrika.
Der Feldmarschall Lord Roberts, welcher gestern von Kapstadt nach England abgereist ist, hat am Montag ein Memorandum über das Niederbrennen der Farmen veröffentlicht. Dasselbe besagt, dem „Reuter'schen Bureau zufolge, daß er zuerst, als die britischen Truppen das Land des Feindes betreten hätten, die striktesten Be⸗ fehle gegeben habe, daß Privateigenthum nicht zerstört werden dürfe. Die Zerstötung der Eisenbahnen und von Privateigenthum seitens der Buren habe ihn aber gezwungen, am 16. Juni eine Proklamation zu erlassen, in welcher er, in völliger Uebereinstimmung mit den Kriege gebräuchen zivilisierter Völker, Strafmaßregeln angedroht und, um den Ausschreitungen der Buren Einhalt zu thun, befohlen habe, dasjenige Haus niederzubrennen, welches der Stelle, wo Verwüstungen vorkommen würden, am nächsten liege. In einer weiteren Proklamation vom 28. September sei * gestattet worden, die Häuser aller Führer von Streifkolonnen nieder ubrennen, wenn diese nach einer vorhergegangenen Warnung von ihren Streifzügen keinen Abstand nähmen. Lord Roberts glaubt, daß bas Niederbrennen von Häusern weniger nothwendig sein werde, wenn erst eine Polizei⸗ verwaltung eingesetzt sei. m
Der „Evening Standard“ meldet: Nach den neuesten ? richten beslnden sich die Truppen des Generals Knox und de Wet's noch immer im Kampse. Das verzögerte Entre fen von Nachrichten rühre daher, daß keine telegraphische — bindung mit dem General Knox bestehe. Es werde ** hörlich gekämpft und dabei forfwährend der Kampfplaß ger wechselt.
gapsabt vom gestrigen Tage ist am 5
Nach einer Meldung des r, g n. Bureaus“ aus
M. in der Nähe
von Barberton eine aus berittener Infanterie bestehende
eidwache bei nebligem Wetter angegriffen worden, wobei drei
ann getödtet und fünf Mann verwundet wurden. Dreizehn Mann werden vermißt.
Bei der gestern im 4. Posener Wahlbezirk ,. Bomst) vorgenommenen Ersatzwahl zum Hause der Ab⸗ geordneten wurde, nach der amtlichen Zählung, der Ritter⸗ gutsbesitzer von Wentzel⸗Belencin (kons) mit 285 von 376 abgegebenen Stimmen gewählt. Der Propst Mojzykiewicz (Pole) erhielt 1 Stimmen.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (18) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Hsülvsw, der Staatssektetär des Innern, Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky, der Kriegs-Minister, General der Infanterie von Goßler, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts Dr. Freiherr von Thielmann und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Pr. Freiherr von Richthofen beiwohnten, wurde die erste Be⸗ rathung des Reichshaushalts⸗Etats für 1901 fortgesetzt.
Das Wort nahm zunächst der Abg. Rickert (fr. Vgg.),
dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Schätzung der Ernteerträge in Preußen 19006.
Im AUnterschied von der früberen Art der Erhebung findet die Ernteermittelung nach dem Bundetzraths. Beschlusse vom 19 Januar 1899 in Preußen nicht mehr gemeinde, und nutsbezirksweise statt, sondern nach Berichtsbezirken, in welche das Staatsgebtet zu diesem sowie zum Zvecke der Berichterstattung über der Saaternstand getheilt ist. Dieselben Vertrauens männer, welche von den Landwirthschafts⸗ kammern u. s. w berufen sind, über den Saatenstand je eines dieser Bezirke zu berichten, haben auch die Grundlagen für die Ernte— ermiftelung ju liefern; gegenwärtig beträgt deren Zahl 5547.
Die Ergebnisse der dier jährigen Ermittelung sind nunmehr in ö. „Stat. Korr. veröffentlicht, der wir die folgende Uebersicht ent nehmen:
Ernteertrag im Jahre 1909 an
Regierungs⸗ .
, e, n. . bezir ke. Winter Nö Winter. Winter Sommer Sommer⸗ 4.
roggen
weizen
spel⸗ S taat. , w
Kilogramm vom Hekrar
Karsoffeln . ö Kartoff. — Kler Luzerne⸗ afer gerste . überhaupt krank
Wiesen⸗
Königsberg... z 1562 ö 1529 915
Gumbinnen. ... ⸗ 1558 1605 966 Danzig l 1919 ö 1305 751 Marienwerder... 1860 ͤ 1300 802 Stadtkreig Berlin. — — 1200 800 PVolsdam 2067 1863 — 1392 1032 Frankfurt ö ö 2069 1947 — 1259 984 Stettin.. 561 2231 2264 — 1620 1104 Köglin ... 1913 1566 1419 396 Stralsund. ö 2508 1960 — 2125 1481 in. G 1666 1393 — 162 830 romberg .. 1712 1730 — 1206 762
Breslau. . 1682 1540 . 1115 N6 Liegnitz. ö 1726 1505 . 1024 888 Oppeln. . 1610 1417 140 1080 Magdeburg. . 2631 2612 — 1365 1171 Merseburg ... 2611 22690 2200 15385 155 Erfurt 1887 1933 744 1551 867 Schleswig.. 2 2575 1895 — 1648 915 Hannoper 2257 1517 — 1688 1438 Hildesheim ; 2314 2155 = 1756 1410 Lüneburg.. . 1866 1557 1483 1145 Stade. 2022 1206 1448 994 Osnabrüch .... 2020 1601 1556 Aurich 2303 2400 . 1585 1666 1615 — 1498 Minden .. . 1883 1679 . 1585 Arn berg.. — 2015 1491 1624 ö ö 1915 1395 J 1484 Wiesbaden.. 1796 1837 1601 Koblenz . . 1510 1685 895 1111 Düsseldorf .. 1927 1902 1882 . ö 2065 2303 1909
1376 1466 20 1509 1925 2342 k 1930 Sigmaringen 1256 102 3 1247 1 1983 1684 1407
1997 1800 ö 1451 1932 1718 295 1480 1829 1560 2 h 1909 1613 1769 1564 1694 1649 1820 1477
im Mittel 1895 59 1850 1626
Verglichen mit den vorjährigen und den seit 1893 im September, Oltober und November gleschartig nach den Angaben von allerdings nur 2899 Vertrauensmännern gewonnenen Schätzungen, war die 1900er Ernte günstiger als das Mittel aus den Jahren 1893 — 1899 für sämmtllche berücksichtigten Fruchtarten mit Ausnahme von Klee und Luzerne, deren Ertrag mit 3 255 kg vom Hektar nur 82 Hundert— tbeile jenes Mittels erreicht. Die Ernte an Sommerweizen war sogar die lobnendste seit 1393, und an Sommerroggen hat man nur 1894, an Winterweizen, Sommergerste und Hafer nur 1899 noch böhere Erträge gewonnen. Winterspel, war 1899 und 1894, Winterroggen 1898, 1899 und 1893, Kartoffeln waren 1893 und 1895 . gediehen. Die 1900 er Erntezahlen gleich 100 gesetzt, stellt sich
e Ernte ; an 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1893/99 Winterweljen . auf 7 85 839 86 g g 10 93 Sommerweijen.. , 86 Winterspelz i. 1068 99 9 90 95 111 99 interroggen ö 94 93 100 95 105 103 99 ommerroggen. 199 90 91 87 96 99 93 ommergeiste e 599 1 93 ü , , n n, s ii, zi Kartoffeln 5 88 103 . . 96 lte, un. Lujernebru, 65 1065 izt 114 1860 18Z 1355 122 Wiesenhen .= . 697 160 joz 96 113 ini jo 5ö. Bei den Kartoffeln ist es von wesentlicher Bedeutung, ob eine gesande Frucht geerntet oder deren Güte darch die Kartoffelkrankbeit heeintrãchtigi ist. Auch in dieser Hinsicht ist daz 1900er Ermitte— lungsergebniß fehr jufriedenstellend; denn in keinem der Vergleiche ⸗ sahte war die Erkrankung so gering. Sie betrug im Berichtssabre 2 im Mittel der Jahre 1593 –- 95 dagegen 4 8 Hunderttbeise, also mebr als das Doppelte von 1900. u Bei der besonderen Wichtigteit, welche die Kartoffel für diejenigen ke dl ichen Distrikte hat, in wesen die Spꝛituzbrennerel und Stärke— k rikation in umfangreichem Maße betrieben wird, geben wir für t Gegenden nachstebend die Ertragsziffern der Kartoffeln krels⸗ eise. Ez wurden durchschaittlich Kilogramm vom Hektar geerntet n den nachgenannten Kressen pan „B. Königtberg: des R. B. Danzig: Rel lohurg .. 123919 Nanziger Ohe... 13 9990 Cr denbutz 117109 4 Hieschan . sterode i. Ostyr. . 14756, de, n m. 4 des R. ; Berent 1190 bin R rnnin n,, Rarthaug . 11 470 Haldapz ?., 13 315 WNeustadt i. Westyr. .. 19729
histto 1 6 Putzig. ..... .. ix 440, . n 14820 des R-⸗B. Martenwerder:
näburg 142 130 Tözbau is 426
= 13 559 Marienwerder. 164 230
Johann bur
ij 216, Etre burg 1. Wesipyt. 53 786
2846 3414 2626 2148 6000 3181 3637 3180 2637 905 3358 2039 2466 1373 2389 1895 3847 4949 3085 39435 4295 3371 3937 42836 3256 5157 5968 3682 5438 6439 4340 6097 6970 4656 3615 6 000 3324 5168 14938 4054 5524 5750 4370 3814 3114 3720 4280 5449 3969 5654 5630 3594 4546 549 3857 5315 5659 4392 5515 5070 4246 4779 6193 3841 5340 5349 4581 45 6304 4148 5361 40109 6 402 4442 65 053 4435 3374 2853 5 541 3806 4442 5122 5 426 1713
4869
——
1621 1590 12 026 2489 1609 1567 13 525 1835 2172 1573 11880 1688 1404 10 600 1200 1400 10000 2047 1692 14355 1805 1290 13 802 1965 1682 38 1536 1362 2232 2125 1464 1304 1577 1200 1852 1719 1707 1546 1756 1654 2442 2153 2269 2167 2058 1897 2097 1914 1874 2061 2035 2359 1697 1804 1754 1759 1642 1852 1552 1963 1463 1737 11090 1426 1810 10264 1376 1625 1679 1900 1549 1649 1819 1618 1930 2086 2330 2159 1718 1345 2461 2018 1402 1384 1655 17123 13867 1724 1831 1652 1614 1378 16906 1446 1743 1552 1814 1678 1517 1067
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Filehne . Czarnitłau . ö Kolmar i. Posen.
des R. B. Stettin: r Randow ; 14990 , g en wd, 9 m eam mm, mam. Haarig! .. . 1 68 Des RB. Brela nnn, , 1 , Regenwalde 13 990 k — des R. B. Köglin; Wich ait Schiy 949 Guhrau Schlvelbeinn. . 12480 Woh a Dramburg 2660 3 . smenst itin 1 14210 des R. B. Liegnitz: 15 Ji , ... . 14800 Freistart Rummelsburg i, Stoly (Land) 163 450 Glogau... ... ] Lauenburg i. Pomm. . . 14370 . . Büůtow 13 230
des R. B. Posen: Cremburg . 14210 Schroda 10220 Rosenberg i. D- S. 13490 Schrimm 10240 Oppeln (and) 12030 Obornit᷑ 110990 Groß ⸗Strebliz ... 13010 Samer . . . 11240 Tost ⸗Mlelmwig.. 104990 Birnbaum 9 6 Rybnik ... 13 240 Schwerin a. Warthe . 12570 Ratibor 12 930 1 .
. . 10 930 Neunstadt i. O. S.. 1290 Schmlegel ... . 10 370, Falkenberg. 16 450.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Malergehilfen von Berlin, Rixdorf und Char- lottenburg. welche sich seit mehreren Wochen in einer Lohn- bewegung befinden (veral. Nr. 228 d. Bl.), baben, wie biesige Fin ee, berichten, nunmebr ihre endgültigen Forderungen aufgestellt.
seselben besteben in der Anerkennung der neunstündigen Arbeitszeit, der Einfübrung eineg Mindestlobnug von 60 ö für die Stunde und der Beibebaltung des gemeinschaftlichen Arbeitgnachweisee.
Gesundheitõwesen, e und Absperrungs⸗ ;
Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul, und Klauen seuche ift dem Kaiserlichen Gesundheits amt gemeldet worden vom Schlachthofe zu Essen am 10. Dezember, daz Erlöschen der e,. und Klauenseuche vom Viebhofe ju Magdeburg am 11. Dezember. ö
Theater und Musik.
Konzerte.
Im fünften Philharmonischen Konzert unter der Leitung
von Arthur Nikisch am Montag gelangte als Neuheit eine „Dramatische Phantasie“ in drei Sätzen von Philipp Scharwenka jum Vortrag. Das Werk ist ziemlich fireng im Sti älterer, klassischer Kompositionen dieser Art aufgebaut und wirkt im Ganzen einhentlich und klar. Weniger gut ist es um . Inhalt bestellt. Schon der erste Satz fällt durch seine Dürftigkeit auf, und das Hauptthema des zwelten Aadante⸗Satzes wirkt nach einer hübschen, wenngleich etwas zu breit ausgesponnenen Einleitung und einem nicht recht motivierten Solo⸗ Klartnetten⸗Rezitati⸗ faft banal. Nach diesem vereinigen sich die Bläser zu einer Fanfare funehren Characters (laut Programm buch), welche an den Chopin'schen Trauermarsch gemahnt und mit dem Hauptthema in keinerlei Zu⸗ sammenhang steht. Das Werk schließt mit einem frischen Allegro. Die weite Gabe des Abends war das G-dur-Konzert für Vio ine mit Ocgel, zwei Flöten und Streichorchester von Bach. Den Violin⸗ vart spielte der als Soltst mitwirkende belgische Meister Eug ne Ysaye. Die auch folistisch behandelten beiden Flöten hatten die Herren Ary van Leeuwen und Heinrich Erichson übernommen Wenn im ersten Allegro⸗Satz die Solo. Violine etwas die 1hythmische Straffheit vermifsen ließ, so entzückte sie doch in dem schönen Andante durch ihren warmen Ton, sowie in dem heiteren Presto durch dat vollen det wiedergegebene Zwiegespräch mit den betden Flöten. Seine ganze Kun st zeigte aber Herr Msave erst in Mendels ohn's Violin⸗Konjert. Dieses anmutbige, ewig junge Werk konnte kaum feiner empfunden und technisch vollkommener zu Gehör gelangen. Das sehr zahlreiche Publikum zollte dafür dem Künstler enthustastischen Belfall. Zwischen den beiden Geigenvorträgen wurde die 17. Symphonie von Haydn, enannt „L GOurs“, gesptelt. Die drei ersten Sätze dieses minder edeutenden Hayonn'schea Werks, in dessen Allegretto sich das Thema gar zu oft wiederholt, entsprechen dem heutigen Geschmack nicht mehr ganz. Dagegen ist das Finale in Aufhau und Durchführung ein kleineg Metsterstück. Es wird fast durchweg von einer drollig klingenden Brumm⸗ stimme in den Kontravässen begleitet, von welcher die Symphonie ihren Namen herleitet. Vielleicht würde das Werk, wenn es nicht von dem vollen Orchester gespielt worden wäre, noch mehr Gindruck gemacht haben. — Im benachbarten Beethoven Saal gab an dem⸗ selben Abend Fräulein Dora Dorsay einen Lledei⸗ Abend, in dem sie sich als recht begabte Sängerin erwies. Sowohl die Augwahl als auch die Augführung des Vorgetragenen zeugte von Geschmack und warmer Empfiaden. Ihre ausgtebige Mezjosopranstimme ift zwar wohl geschult, der Ton wird aber durch ein unschönes Tremolieren öfter beeintrãchtigt.
Auch in dem populären Konzert des Philharmonischen Orchesterß am Mittwock, v. W. wurde ein recht interessantes Programm geboten. Herr Wilhelm Berger dirigierte setne aroße B-dur- Symphonie persönlich und fand mit dem interessanten Werk bet den Zuhörern eine recht warme Aufnahme. Von großer What ang war ferner das Vorspiel zur Oper. Mataswintha von Taver Scharwenka, welche gleichfalls von dem Komponisten selbst gelenet wurde. Alg Solistin wirkte Fräulein Bessie Silberfeld in dem Klavier⸗ Konzert in E-moll von Chopin mit und bewies eine, namentlich fär ihr jugendliches Alter erstaunliche Tiere der Auffaffung, welcher sich noch ein gesangreicher Anschlag und eine berenns recht gut entwickelte Technik hinzugesellten. Auch sie fand verdienten Beifall. — Der Lieder ⸗ Abend, den Perr Georg Lederer jun gleichfalls am Mittwoch im Saal Bechstein gab, verlief im Großen und Ganjen wenig anregend. Der Sänger besitzt war einen reinen, recht an⸗ sprechenden und bereits aut geschulten Tenorbaryton von ausgeprägt heller Klangfarbe und befleißigt sich einer korretten, deutlichen Aus- sprache des Textes jedoch bekandere er im Vortrag so wenig Individualitat und Charakterisierungs vermögen, daß er das Publikum nicht sonderlich zu erwärmen vormochte.
Fräulein Clara Birgfeld, die sich am Donnerstag in der Sing⸗Akademie als Pianiftin hören ließ, verrügt über eine recht bedeutende Technik und ist auch mustkalisch nicht unbegast. Doch ist besondertz ihr harter, etwag poesieloser Anschlag einer durchgreifenden Verbesserung bedürftig, auch wäre das geiftige Erfassen irer Aufgaben der Vertiefung fähig. Einen weit ungünstiaeren Eindruck machte die mitwirkende Sängerm Fräulein Frieda Santen, die vor einem zweiten Auftreten noch umfassende Studien ju machen haben wird. — Der Pianist Herr Leo Godow sky, der an demjelben Ahend mit dem Philharmonischen Orchetter im Beet hoven⸗ Saal ein Konzert gab, erwies sich als ein hervorragender Fünstler, dessen Spiel sich nicht minder durch fein sinn ige muß talische Auffaffung als durch glänzende dirtuofe Techatt auszeichnet Er brachte neben Konzerten von Brahms und Tschalkoweki auch eine ganze Reihe von ihm selbft mit Geist und Geichmack bearbeiteter Studien über Chopin'sche Etuden zu Gehör, die in ihrer Eigenart und mit den dielen technischen Schwierigkeiten, welche er srielend überwand, die Bewunderung des Publikums herantz⸗ forderten und dem Frunstler einen wahren Betfallssturm eintrugen.
In der Sing ⸗Akademie gab am Freitag Fräulein Hertha Ritter einen Lieder ⸗Adend, der sich einer ztemlich zahlreichen Jubörer- schaft ju erfreuen batte. Die hier bekannte Konzertgeberin sang mit wobllauten der Me jofopranstimme und fein ausgearbeitetem Vortrag Lieder dos Beethoven, Schubert, Cornelius, Lisjt. Ritter und eint italienische don Darante und wußte ihrem Gesang auch die nötbige Stimmung und Wärme jun geben. Besonderg ist das zarte Piano berdorjudeben, welches freilich etwas zu oft angewendet wurde. Derr Eduard Bebm, der die Begleitung an Stelle des Herrn Woldemar Sacks übernommen hatte, führte dieselde sehr anerkennengwerth aus — Im Beethoven Saal veranstaltete an demselben Abend die be⸗ annte Geigerin Fräulein Gabriele Wietrowetz unter Mir. wirkung den Fräulein Elisabetbh Somerbalder aus Bajel (GSesang) mit dem Philbarmonischen Orche ster unter Professor Dr. Joachim 'z Leitung ein Konzert. Sie svielte das große, däsler an= gelegte D- moll Tonzert von Bruch. die Ciaconna don Bach und dag rei, volle G-dur⸗-Koniert von Joachim Jhr Vortrag paßte fich überall dem jedem Werke eigentbüämlichen Gdarakrer an. Ntrgende rer- mißte man die Kraft und Herbbeit, welche die beiden erstzenannten omposittonen verlangen; eben lowenig fehlte andererseits die Verlich⸗ keit und die zierlich⸗necktjche Ausdruckzweise, welche wenell das inter- essante Joachim 'sche Werk bean sprucht. Tongedung und Technik waren vollkommen. Fräulein Somerbalder errang mit ihrer weit- tragenden, klangvollen uad trefflich geschulten Alistimme ebenfallgz einen bedeutenden Erfolg, nur vdermlske man im Vorirag der Arie Ich wo dieg Fewand auy Droyss ug don Bruch juweilen die errorderl che Wärme. — Herr George Thomas, welche: gleichfalls am Freitag im Saal Bechstein einen Leeder Abend oeranstaltet batte, machte als Sanger einen durchaug angenebmen Gindrack. Seime Stimme ist wobl⸗ klingend, krätrig und gut geschult, sein Vortrag warm und dem Inbalt des Gelungegen angemessen. In der Oinder schen Arte aug Deborah zeigte sich eine Keblfertikeit, wie sie bei männlichen Stimmen nicht bäufig ju faden ist. Die kleine Schaar der Jubörer belobnie die Lelstan gen mit reichem Beifall; besonderg fanden zwei granöse französiiche Lieder von Masseaet eossen Anklang.
Herr Professer Eenest Jedliezka, welcher mit Recht alg Pianist und vielleicht nech mebt alg Pädagose geschäzt wird, gab am Sonnabend einen Klavter Abend, der viele einer Verehrer und Stüler in der Sing ⸗ Akademie verein taz batte. Auch diegmal fiel bi alien seinen ö Leistungen die wiarte und außerordentliche
Gelãnfigkleit seine Sytlelt günst'g auf, wie denn die techn ische Seite seines