1900 / 296 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Dec 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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worden soweit ich aus den Zeitungenachriang en habe entnehmen können, die

polltische Lage der Dinge in Süd⸗Afrika die weitere Ausführung der Bestellung bis auf weiteres zu inhibieren. Wir geben uns der Hoff— nung bin, daß die Rheinische Maschinen· und Metallwaarenfabrik in ganz der gleichen und loyalen Weise, wle das seitens der Firma Krupp geschehen, dem Ansuchen des Herrn Reichskanzlers entsprechen wird. Herr Dr. Hasse ist in seinen Ausführungen sodann auf die Aug weisungen zurückgekommen und hat mit den Worten irgend eines englischen Offiziers: Only a German! eine Andeutung gemacht, die das wiederholte, was er bei der Berathung der China,Vorlage sagte: daß von Reichswegen ein genügender Schutz den aus Transvaal aus gewiesenen Deutschen nicht zu theil geworden sei. Zunächst bemerke ich, daß in meinen neulichen Aeußerungen irgend eine Vertheidigung der englischen Haltung in keiner Weise enthalten war; mir scheint, daß in vielen Fällen die Ausweisung nicht gerechtfertigt war, auch die Art und Weise der Ausführung den bisherigen völkerrechtlichen Prinzipien in vielen Punkten widersprochen hat. (Hört! hört!) Wir haben diese unsere Ansicht auch in London nachdrücklich kund⸗ gegeben. Andererseits möchte ich im Interesse der mir unterstellten Beamten vollkommen aufrecht erhalten, daß dieselben unter den schwierigen Verhältnissen, in denen sie wirkten, ihre Schuldigkeit im weitesten Umfange gethan haben. Unter schwier igen Verhältnissen besonders nach zwei Richtungen hin. Zunächst nach der Seite der englischen Verwaltung. Sie, die Sie vielleicht an einem unserer Kriege theilgenommen haben, werden wissen, wie wenig oecupierende militärische Behörden geneigt sind, den Ein⸗

wirkungen der Vertreter der zivilen Macht des occupierten Gebiets

nachzugeben; und Sie werden verstehen, wie schwer es den Konsuln unter diesen Verhältnissen hat werden müssen, sich und ihre Anträge da zur Geltung zu bringen, wo ihnen der legale Boden ihrer amt lichen Thätigkeit durch die Töatsache der fremden Occupation selbst entjogen ist. Es ist nur dem außerordentlichen Takt der Konsuln zu danken, daß allmählich die englischen Behörden sich daran gewöhnt haben, die konsularischen Reklamationen zu beachten.

Sodann nach der zweiten Richtung hin, bezüglich der eigenen deutschen Eingesessenen des Amtsbezirks. Herr Dr. Hasse proklamierte vorhin den Satz: erfülle die Pflicht jedes deutschen Reichsbürgers! Ist im Einklang damit überall gehandelt worden? Der Krieg ist ausgebrochen, das Dentsche Reich hat seine Neutralität proklamiert, die Konsuln haben dies sofort veröffentlicht und die deutschen Reichsangehörigen aufgefordert, sich danach zu richten. Dessen ungeachtet hat sich eine große Zahl deutscher Reichsbürger den Burenkommandog ohne weiteres angeschlossen, und nachdem sie das gethan, nachdem sie zurückgekommen sind in ihre Wohnplätze, haben sie es als eine natürliche Pflicht desselben Konsuls, dessen Gebot sie

mißachtet hatten, angesehen, daß er bei den englischen Behörden für

sie einträte. Es ist überhaupt in diesem Kriege die Wahrnehmung zu machen, daß viele deutsche Reichsangehörige sich der Schwere eineg Krieges von vornherein doch nicht völlig bewußt gewesen sind, namentlich daß sie nicht beachtet haben, daß einerseits unter den Waffen die Gesetze schwieriger, daß andererseits der Krieg ein roh und ge— waltsam Handwerk“ ist. Ein Anderes hat sich bethätigt bei einem jweiten Theil der dort wohnenden Deutschen: sie hatten entweder unter Beibehaltung der deutschen Reichsangehörigkeit oder unter Auf⸗ gabe derselben die Staattzangehörigkeit der südafrikanischen oder der Dranje⸗ Republik angenommen; als sie nachher die Folgen davon zu spüren hatten, haben sie sich ihrer zweiten oder früheren deutschen Reichgsangehörigkeit erinnert und sich an unsere Konsuln mit dem

unter diesen Umständen nicht leicht erfüllbaren Antrage gewendet,

ihnen zu helfen.

Wie weit aber überhaupt eigenartige Anforderungen an Konsuln ergangen sind, dafür bloß zwei Beispiele: Ein deutscher Offizier reitet zwischen Butenvorposten und englischen Vorposten hin und her und ist sehr erstaunt, alg er plötzlich von den Engländern gefangen genommen wird. Er nimmt dann die Konsulate und das Auswärtige Amt in Anspruch, Telegramme werden bin und ber gewechselt, und während der Offizier sich in der Gefangenschaft befindet und dort noch ganz leidlich behandelt wird, veröffentlicht er sein Tagebuch in

deutschen Blättern, aus dem hervorgeht, daß er dem Kriegsrath der

Buren⸗Generale angewohnt und die Buren mit militärischem Rath versehen hat. Das zweite Beispiel: Kriegsgefangene in Cevlon be⸗ schwerten sich bei dem dortigen Konsulat darüber, daß im Lager nicht genügender Wechsel in den Speisen gegeben sei.

Ich führe das alles an als eine Art Warnung für die Deutschen im Auslande, in ähnlichen Fällen in Zukunft etwas vorsichtiger zu verfahren (sehr gut!), damit sie im Privatleben thun, was der Herr Reichskanzler vorgestern für das Staatsleben als geboten andeutete, nämlich, daß man nicht den Finger zwischen Thür und Angel klemme, daß man nicht für Andere die Kastanlen aus dem Feuer holen und sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten mischen solle. Denn, wenn das geschieht, ist die natürliche Folge die, daß man den Dank von keiner der beiden Parteien hat.

Der Herr Abg. Hasse hat ja vorhin schon hervorgehoben, daß Deutschland für eine etwaige Hilfe gegenüber den Buren einen Dank nicht zu fordern habe, aber bemerkt, daß vielleicht der Einzelne ein Recht auf solchen Dank hätte, welcher an dem Burenkrieg theil⸗ genommen hat. Aber auch in dieser Beziehung haben die Deutschen, die in Transvaal mitgefochten haben, ein großes Glück nicht gehabt. Mir liegt der Brief eines Deutschen auz Süd -Afrika vor, welcher dort an den Verhältnissen der letzten Jahre mitgewirkt hat, und der wiederholt das Interesse für die Burensache schriftlich und mündlich hier in Anspruch genommen hat. Dieser schreibt aus Lourengo Marques in einem Briese an eine Verwandte:

Alle, ich nicht ausgeschlossen, befinden sich in größter Noth. Viele sind darunter, die zu Krüppeln geschossen oder vom Fieber angegriffen sind. Niemand hat auch nur einen Heller erhalten und doch wurde den Leuten versprochen, sie zu bezahlen. Jetzt, nachdem die Pflicht gethan ist, wird gesagt: wir brauchen Euch nicht mebr (hört! hört!), wir haben Euch ja garnicht gerufen (bört! hörth. Es ist einfach abscheulich!“

Sie sehen, daß da der Dank auch von den Elnzelnen nicht ein⸗ kassiert ist. Darüber kommt man mit freundwilligem Gedenken an Stammegbrüderschaft und Niederdeutschthum auch nicht hinweg, eln Gedenken, welches das möchte ich bei dieser Gelegenheit sagen

doc. x 1 viel mehr von deutscher als von barischer Seite betont

rt rradent Krüger hat auf deutschem Boden,

Stamme brũderschaft mit uns nur 8 einmal erwähnt und dann soglei sorglich das französtsche Blut hinzu rege fügt. (Hört! hörth ,

11.

Nun möchte ich auf den indirekten Spezialvorwurf kommen, den der Herr Abg. Hasse auch dieses Mal wieder gegen die Konsuln ge⸗ richtet hat, und der schließlich im Hinblick auf das Wort des eng⸗ lischen Offiziers: „Only a German!“ darin gipfelte, daß die Deutschen in Transvaal viel schlechter behandelt worden selen als die Angehörigen anderer Nationen. Der Hauptvorwurf richtet sich wohl gegen den Konsul in Johannesburg, welcher angeblich nicht genügend aktiv ge⸗ wesen sein soll bei Gelegenheit der Massenauzweisungen auz dieser Stadt. Die Massenausweisung hat am 13. Juli Abends statt⸗ gefunden; am 14. Juli früh hat der Konsul Nachricht erhalten, er bat sich sofort ins Gefängniß begeben, viele der Leute vernommen und alle Ermittelungen angestellt, damit die Bürgschaft, welche der Konsul übernehmen sollte, daß die Leute einwandsfcei und mit genügenden Existenzmitteln versehen seien, in möglichst vielen Fällen von ihm gegeben werden konnte. Am 15. Juli bekam er die Nachricht, daß der ganze Transport Nachmittags 2 Uhr abzugehen habe. Es haben ihm also nur 30 Stunden zu Gebote gestanden mit einem geringen Personal, und wenn Sie das in Betracht ziehen, werden Sie die Leistung des Konsuls nach den Ziffern, die ich Ihnen mittheilen werde, als besonders befriedigend betrachten.

Diese Ziffern sind folgende: Es sind freigegeben worden von 46 damals verhafteten Deutschen 26. Ferner hatte der Konsul Oester⸗ reich Ungarn, Schweiz und Italien zu vertreten. Von 73 verhafteten Oesterreichern und Ungaren hat er 12 frei bekommen, von 2 Schweizern 1, von 75 Italienern 20, im Ganzen von 196 Festgenommenen 59. Auf Veranlassung des französischen Konsuls waren von 6 verhafteten Franzosen 4, von 80 Russen 4, von 15 Griechen 5. freigelassen, im Ganzen von 101 Verhafteten 13. Auf Veranlassung des Konsuls der Vereinigten Staaten von Amerika wurden von 8 Verhafteten 2 freigelassen. Von 12 Niederländern wurde keiner freigelassen, weil der niederländische Konsul von der Milifär⸗ behörde nicht rechtzritig benachrichtigt wurde. Abgesehen von dieser danach nicht in Betracht kommenden Ziffer, sind durch die Bemühung des deutschen Konsuls freigekommen 6 Eo der verhafteten Deutschen, 30 o o aller seiner Schutzbefohlenen, durch die des französtschen 12 und dez Konsuls der Vereinigten Staaten 25 0so.

Ich glaube, daß ich damit schließen kann und damit bewiesen habe, daß dieser Kaiserliche Beamte voll seine Pflicht gethan hat; dasselbe gilt von allen seinen Kollegen in Pretoria, Kapstadt, East⸗ London, Lourengo Marquez und Vlissingen, gegen die in den Zeitungen gleichfalls ungerechtfertigte Vorwürfe erhoben worden sind. (Brapo.)

Abg. Bebel (Soz,) führt aus, weder er noch der Abg. Hasse hätten dem Deutschen Reich zugemuthet, den Finger zwischen Thür und Angel zu legen, fremden Leuten die Kastanien aus dem Feuer holen zu sollen; von einer Intervention sei keine Rede ge⸗ wesen, denn fi hätte auch nach seiner Meinung für die deutschen Interessen verhängnißvoll sein müssen. Der Reichskanzler habe heute weitere Mittheilungen gemacht: die Nachricht, daß der Präsident Krüger nach Berlin kommen wolle, sei hier ganz überraschend gekommen; man habe ihm mitgetheilt, daß der Deutsche Kaiser ihn für jetzt nicht empfangen könne; gleichwohl sei Krüger nach Köln gekommen, und da habe man ihm eröffnet, daß er für jetzt nicht empfangen werden könnte. Er (Redner) frage, ob aus diesem „fur jetzt“ zu schlleßen sei, daß der Präsident Krüger in Zukunft während seines Aufenthalts in Europa werde empfangen werden; habe man ihm gesagt, daß man ihm für irgend welche Zukunft gern zur Verfügung stehen werde? Man habe ihm eine solche Andeutung nicht gemacht, er habe

die Antwort als pure Ablehnung empfinden müssen, das deutsche Volk

habe dieselbe Empfindung gehabt, und daher die Aufregung über diese Abweisung. Man könne den Eindruck nicht wegwischen, daß gewisse Konnivenzen gegen England es veranlaßt hätten, daß man Krüger in Berlin nicht empfing. Nach weiteren Ausführungen über diese Frage und Entgegnungen auf Aeußerungen der Abgg. von Kardorff und Graf von Schwerin kommt der Redner wieder auf die 12 000 Mark- Angelegenheit zu sprechen, deren Einzelheiten er eingebend rekapituliert. Die Agitation, die man mit den 12000 Mark-⸗Flugschriften getrieben, sei der letzte verzweifelte Versuch gewesen, das „Zuchthausgesetz' zu retten, und da dieses Gesetz einem Herzenswunsch des Kaisers ent- sprochen, habe ez Graf Posadowsly für seine vornehmste Aufgabe gehalten, für dieses Gesetz zu wirken.

Präsident Graf von Ballestrem: Ich bitte, die Person des

Kaisers nicht in dieser Weise in die Debatte zu ziehen.

Abg. Bebel: Die betreffenden Kaiserreden haben im Reichs- Anzeiger“ gestanden.

Präsident Graf von Ballestrem: Die Art und Weise, wie die Heranziehung erfolgte, war nicht zulässig.

Abg. Bebel sucht dann fortfahrend auseinanderzusetzen, daß die gestern von dem Staatssekretär gezogene Parallele zwischen dem so⸗ genannten Zuchtbausgesetz' und dem von dem französischen Handels⸗

Minister Pöllerand ausgearbeiteten Gesetzentwurf über die obliga—

torischen Schiedsgerichte und die Strikeregelung unzutreffend sei, da das französische Gesetz auch die Strikepflicht vorsehe; daß ferner das Reichzamt des Innern doch vom Zentraloerband deutscher Industrieller abhängig sei, da auf den Generalversammlungen

des Verbandes die Regierangsvertreter als Delegirte erschienen

und die Novellen zu den Arbeiterversicherungsgesetzen auf das Betreiben des Zentralverbandes verzögert worben seien; daß das Reichsamt des

Innern getheilt werden muüͤsse, wenn die Arbeiten zu groß seien, viel⸗

leicht in der Weise, daß die gesammte Arbeiterversicherung abgezweigt

und dag Reichs⸗Versicherungsamt selbständig gemacht werde. Daß der

Staatssekretär das Schreiben des Vorsitzenden der Sceberufegenossen⸗ schaften, die Unfallverhütung betreffend, nicht mit Entrüstung auf— genommen, sondern gewissermaßen entschuldigt habe, zeige das Kapitalistenberz des Staatssetretärs in seiner wahren Gestalt. Wie habe es Herr Laeis; wagen können, seinen Kollegen ein solches schamloses Schreiben vorzalegen? Er müsse seine Kollegen doch recht tief eingeschätzt haben. Wenn der Staattsekretär aus dem kapitalisti- schen Ideenkreise nicht heraus könne, so möge ihm dies zur Ent⸗ schuldigung gereichen, aber dann möge er nicht länger von seiner Un⸗ parteilichkeit reden. Auf die Kohlendebatte zurückkommend führt Redner aus, daß auch der preußische Handels ⸗Minister Brefeld die Arbeiterfreundlichkeit vermissen lasse, wie die von ibm für die fsiskalischen Kohlengruben erlassene Arbeitsordnung, aus der Redner verschiedene Bestlmmungen verliest, bewetse. In dem berüchtigten Telegramm des Schiffsrheders Schiff in Els⸗ fleth: „Schiff rerloren, Mannschaft leider gerettet!“ suche man jetzt dadßs Wort leider auf einen Flüchtigkeitsfehler zurückzuführen, wag lächerlich sei. Dem Kriegs Minister gegenüber legt Redner ent—⸗ schieden Verwahrung dagegen ein, ö er (Redner) zunächst Gerüchte im „Vorwärtt* veröffentlichte, um sie dann seinen Reichstagsreden zu Grunde zu legen. Der Kriege. Minister sollte ihm dankbar sein, daß er ihm Gelegenheit zu einer Richtigstellung gegeben habe. Daß er beim Milltär - Etat Beschwerden vorbringe oder Anfragen stelle, sei seine Pflicht als Abgeordneter.

Staatssekretär des Innern, Staatt⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:

Meine Herren! Wenn mir in meiner Stellung das Recht zu einer persönlichen Bemerkung zustände, würde ich wohl das Wort nicht mehr ergriffen haben. Aber auf zwei Aeußerungen des Herrn Vorrednerg muß ich antworten. Er hat zunächst wieder den Raab⸗ schen Brief, das heißt den Brief, den der Herr Abg. Raab hier im Plenum des Hauses mitgetheilt hat, erwähnt und hat hierbei be⸗

hauptet, ich batte diesen Brief entschulbigt. Wer mein Stenogtaun

nachliest, wird finden, daß diese Behauptung unrichtig ist. Ich habe diesen Brief als äußerst bedauerlich, als sehr bedenklich bezeichnet und, meine Herren, wenn ich mich über einen Verstorbenen, der 1 diesem Falle gewiß schwer gefehlt, der aber sonst die grßte bürgerliche Achtung in seiner Vaterstadt genossen hat, vorsichtig aug. gedrückt habe, so glaube ich, habe ich damit einen Akt der Pietzt gegen seine Hinterbliebenen erfüllt. (Bravo! rechts. Zurufe bei den Sozialdemokraten.) Wenn ich ferner die Männer, die unter einem praktischen Vorschlag einfach ihre Einwilligung erklärten, nicht sofoꝛt verurtheilt habe, weil sie nicht protestierten gegen die übrigen Be— merkungen des Schreibens, so habe ich mich, glaube ich, in einer durchaus angemessenen Weise zurückgehalten. Das Reichs, Veisiche, rungsamt ist und bleibt die Aufsichtinstanz, und wenn ich in einem anderen Falle der Aufsichtsinstanz des Reichs. Versicherungßamts vor— greifen würde, so würden die Herren von der Sozialdemokratie mit vollem Recht dagegen entschieden Widerspruch erheben.

Übenso ist mir heute wieder von dem Herrn Abg. Bebel ich habe ihn so verstanden geradezu ein Vorwurf daraus gemacht worden, daß ich mich nicht über Herrn Schiff entrüstet habe. Ich kann dem Herrn Abg. Bebel auf Ehre und Gewissen versichern, daß ich den Fall Schiff, der sich ereignet hat, ehe ich in das Amt eintrat, überhaupt erst kennen gelernt ebenso wie den Namen des Herrn Schfff aus der Broschüre des Herrn Abg. Raab „Die Nothflagge weht. Ich habe daraus auch ersehen, daß ich einmal bei einer Versammlung neben Herrn Schiff gesessen haben soll. Ich konnte mich aber weder des Namens des Herrn noch seiner Persönlichkeit auch nur im ent— ferntesten erinnern. Der von Herrn Bebel berührte Vorgang selbst ist bestritten; aber das kann ich Herrn Bebel ohne weiteres zugestehen: wenn die Thatsache richtig wäre, theilte ich seine Auffassung über dieselbe in allen Punkten.

Im übrigen, meine Herren, muß ich dringend bitten, mich doch nicht verantwortlich zu machen für Dinge, die sich vor meiner Ver—⸗ waltung zugetragen haben. Ich bin weder verantwortlich, ob mein Herr Amtsvorgänger mit seinen Räthen bei dem Zentralverband der Industriellen gewesen, noch ob er nicht dagewesen ist. Ich kann nur das verantworten, was innerhalb meiner Amtsverwaltung ge— schehen ist.

Wenn der Herr Abg. Bebel schließlich gesagt hat, ich wäre in meiner Auffassung durch den Verkehr mit Kapitalifsten schon so verwirrt, daß ich nicht mehr das sozialpolitisch Richtige erkennen könnte, so weiß ich nicht, ob im Bundesrath und in meinem Amt sehr viel Kapitalisten sind, aber im übrigen glaube ich, verkehrt niemand mit den Kreisen, die man vorzugsweise als kapitalistisch be— zeichnet, weniger wie ich. (Zuruf links.)

Nach weiteren mehr persönlichen Bemerkungen der Abgg. Dr. Sattler, Richter und Dr. Hasse wird die Sitzung gegen 7 Uhr geschlossen. Nächste Sitzung Donnerstag, 12 Uhr. (Fortsetzung der ersten Lesung des Etats.)

Verdingungen im Auslande.

Rußland.

Nach einer Mittheilung der St Petersburger Zeitung“ wird seitens des russischen Ministeriumg für Verkehrswesen beabsichtigt, die Güterzüge der Staatsbahnen Anfang n. J. ab mit Schnellzugt⸗ maschinen zu versehen. Es wird hinzugefügt, daß die russischen Fabriken allein kaum den ganzen Bedarf werden decken können.

Ohne Datum. Die Stadtverwaltung von Kertsch (Provin Yenikale) beabsichtigt, eine Konzession zum Bau und Betrieb einer elektrischen Bahn zu ertheilen. Näheres bei der Handels bank Asow— Don in Kertsch.

Italien.

Ohne Datum. Mittelmeerbahnen: Legung eines zweiten Schienen

geleises zwischen Pisa und Colle Salvetii. Anschlag 1 400 000 Fr. Niederlande.

5. Januar 1901. Direktor der Noordooster Lokaalspoorweg Magtschappij, in Zwolle, Badhuiswal 41: Lieferung von tannenen Gisenbahnschwellen, stäh lernen Verbindunge platten, Schlenenklammern, Schraubenbolzen, stählernen federnden Platten. Näheres bet oben⸗ genannter Verwaltung.

11. Januar, 1 Uhr. Desgl.: Lieferung von 7000 t Stahl⸗ schienen und 300 t Schienenlaschen aus Stahl.

Belgien.

20. Dezember, Mittags. Gouvernement provincial in Lüttich: Lieferung von Würfelkohlen für 1901. Angebote bis spätestens zum 17. Dezember.

21. Dezember, Mittags. Hospices Civils in Namur: Lieferung von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen für die gesammte Ver— waltung für das Jahr 1901. 14 Loose. U

21. Dejember, 19 Ubr. Gouvernement provincial in Brüssel: Neupflasterung der Straßen von Tirlemont nach Diest und von Tirlemont nach Winghe St. Georges. 64 459 Fr. Kaution 2900 Fr. Angebote bis 17. Dezember.

28. Dezember, 11 Uhr. Ebenda: Unterhaltung der Staatsstraßen von Brüssel und Umgegend während dreier Jahre. Z Loose. 71 150 Rr. bezw. 68 833 Fr. für das Jahr. Kautionen 3600 Fr. bezw. 3500 Fr. Das Lastenheft Nr. 154 ist für 1 Fr. in Brüssel, Rue des Augustins 165, erhältlich.

28. Dezember, 1 Uhr. Ebenda: Unterbaltung der Staatsstraßen in der Provinz Brabant während dreier Jahre. 18 Loose. Das Lastenbeft Nr. 149 ist für 270 Fr. wie vorstebend erhältlich.

23. Januar, 11 Ubr. Société Nationale des chemins de fer vieinaux 14, rue de la Science in Brüssel: Bau der Strecke von Tillv nach Chastre (Linie Courcelles Incourt) 282 638 Fr. Kaution 28 000 Fr. Das Lastenbest und die Pläne können bet der Gesellschast und bei dem Proomzial⸗Ingenieur Vartevelde, in Saint. Gilles bei Brüssel, Rue de Turqaie 18, vom 9. Januar ab eingesehen werden. Angebete bis spätestens zum 22. Januar.

Rumänien.

23. Januar 1901. Kommunal Verwaltung von Ploesti: Anlage und Betrieb einer elektrischen Bahn. Konzessionsdauer 30 Jahre Vorläufige Kaution 50 000 Fr.

Brasilien.

Die Regierung ist ermächtigt worden, Beihilfen von 19 Contog de Reis für den Kilometer zum Bau einer Schmalspurbahn (60 Centi— meter Zwischenraum) zu gewähren, die von Franca aus über Patrocinio de Sapucaly big an die Grenze des Staats Minag⸗Geraeg in der Nähe der Ottschaft S. Thomas de Aquino geben soll. Höchstbetrag der Subvention 600 Contos de Relg. Ausführungsfrist 5 Jabre.

16. Februar 1901, Mittags. Staat sekretariat für Ackerbau, Handel und öffentliche Arbesten in St. Paul: Kanalisatlon der Stadt Santog. Kaution 20 9009 Milreitz. Näheres in der „Gaeeta Com- mercial e sinanceira“ Nr. 270 vom 4. November d. J. S. 8.

Egypten.

173. Dejember. Präsident deg Verwaltungszratbs der Staatf⸗ eisenbahnen in Kairo: Lieferung von 70 000 Kg farbigen Baumwoll absällen. Muster und Lastenbeft. letztereg für 10 Milliemog, etw 2,05 M, erhältlich, befinden sich in den Magazinen von Gabbain (Ulexandrien).

anfertigen.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Käniglich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 13. Dezember

M* 296.

z Literatur.

F. F.ä Kaiser Friedrich der Gütige. Vaterländisches Chrenbuch von Hermann Müller Bohn. Historischer Verlag pon Paul Kittel in Berlin SW. In DOriginaleinband Pr. 26 , mit Goldschnitt 28 * Das vorliegende Prachtwerk ist unter der persönlichen Mitwirkung des Generals der Infanterie und General⸗ Adjutanten von Mischke, eines Vertrauten und Freundes des hochseligen Kaisers Friedrich, entstanden; daher war der Verfasser in der Lage, seiner Darstellung die neuesten und besten, zum theil bisber unhenutzten Quellen zu Grunde zu legen. Aufjeich, nungen und Mittheilungen von Augenzeugen aus hohen und höchsten Krelsen sind aufs ausgiebigste verwerthet, EGine befondere Zierde des Buches bildet der überaus reiche, geschichtlich treue und vorzüglich wiedergegeben? Bilderschmuck von ersten Künstlern, eine Fülle interessanter Portraits und mancherlei Faksimile⸗Beilagen. So ist ein umfassendes, gehaltvolles Werk entstanden, das in Wort und Bild mit aller Treue den Lebengweg Kaiser Friedrich's schildert. Der Inhalt ist in drei große Abschnitte oder Bücher gegliedert, welche die Aufschriften Werdegang, Auf der Heldenbahn und Unfer Fritz führen. Jedes dieser drei Bücher zerfällt wieder in eine Reihe von Kapiteln mit besonderen Ueberschriften, und da auch die Kapltel wieder die betreffenden Stichworte enthalten, so kann man den Inhalt des Werles an dem vorgedruckten Verzeichniß Seite für Seite verfolgen. Die Kapitelüberschriften und die einzelnen Stichworte sind auch über den jedes maligen Seiten abgedruckt, so daß man an jeder Stelle des Bucheg weiß, in welchem Theile man sich befindet. Cin Anhang ent⸗ hält die nöthigen Anmerkungen, wie Literatur.; und Quellennachweise, Erläuterungen, Hinweise, Belege und Parallelstellen. Ven Schluß bildet ein Verzeichniß der 510 Abbildungen im Text, die zu den 34 Kunst— beilagen in Schwarz⸗ und Farbendruck hinzukommen. Es ist ein mit strengem Fleiß und peinlicher Genauigkeit gearbeitetes Weik und dabel in einem frischen, auf den Gegenstand liebevoll eingehenden Ton geschrieben, sodaß man aus diesem Gedenkbuch in gleicher Weise Be⸗ lehrung wie Unterhaltung gewinnen. kann. Das Buch gehört zu den vornehmsten Erscheinungen der diesjährigen Geschenkliteratur.

Die Halben. Ein Roman aus unserer Zelt. Von Jeannot Emil Freiherrn von Grotthuß. Stuttgart, Verlag von Greiner u. Pfeiffer. Pr. geh. 4 M, geb. 5 M Dieser Roman erschien in der von dem Berfasser herausgegebenen, schnell zu Ansehen ge— langten Zeitschrist Der Türmer? und fand den Beifall der Leser derselbeqn. Im Rahmen einer bewegten Handlung bietet derselbe ein farben reiches Bild aus den Kämpfen unserer Zeit, wie sie in ihren charakteristischen und typischen Erscheinungen dem geistigen Auge des Verfassers sich darstellten. Daß dabei auch religisse, soziale und andere Probleme unserer Tage nach dichterischer Gestaltung und Lösung ringen, ergiebt sich aus der Eigenart det gewählten Stoffes. Die Eidechse. Roman von A. von Klinckowström. Stuttgart, Deutsche Verlags Anstalt. Eleg. geb. Pr. 4 S Diese Erjählung, deren Schauplatz das moderne Paris ist, streift die Frage des Fraumnstudiamz. Eine junge deutsche Dame widmet sich in . dem Studium der Chemie und wird durch ihren Bräutigam, einen Maler, in die Kreise der künstlerischen und literarischen Boheme ein— geführt. Die außerordentlich lustige, aber zum theil auch recht bedenkliche Gesellschaft bringt dem ernsten, gewissenhaften Mädchen leine Gefahr, aber der leichtfertige Maler geht, verlockt durch ein Modell mit dem Spitznamen, der zum Titel der Erzählung gewählt jf, ö. verloren. Die Handlung ist spannend, die Lokalfarbe gut getroffen.

Ahasver und andere Novellen von Nina Megyke.

. Band 1X. Jahrgangs der Veröffentlichungen des „Vereing der

Bücherfreunde'). Pr. geb. 3 A6, geb. 4M (für Mitglieder des, Vereins . Bücherfreunde' 1 M S5 z bejw. 2 M 25 3). Verlag von Alired Schall, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin G. Die Ver—

1 haft entnimmt die Stoffe zu ihren Erzählungen mit Vorliebe dem Volkeleben Westrußlands und Poleng. Sie versteht, lebenzwahr und

in ere ssant zu schildern, und hat schnell die Beachtung der Lesewelt auf sich gelenkt. Auch dieser neueste Novellen⸗Band der talentvollen

Schrifistellerin wird deren Beifall finden.

Aus Italien. Sieben Monate in Kunst und Natur. Von

Alfred Graf Adel mann. Gesammelte Werke, 6. Band. Stutt⸗

ßart, Deutsche Verlagsanstalt. Pr. geb. 3 M, eleg. geb. 4 1 In

lebhasten Farben schildert der Verfaffer die Eindrücke, die er sin

Italien gewonnen hat. Mit offenem Auge nahm er die Herrlichkeiten

der Natur auf, und wie von ihnen, so weiß er von den reichen Kunst— schätzen, welche die Hauptorte bergen, anziehend zu plaudern. Auf iner Reise führt er den Leser durch die ganze apenninische Halbinsel

und hinüber nach Sinllien. Wer se die gleiche Fahrt gemacht, wird

tern an der Hand des liebenswürdigen Führers seine Erinnerungen neu

beleben, und wer all das Schöne, das ihm hier in frischer, oft poetischer Varstellung geschildert wird, noch nicht kennt, dürfte kaum dem Wunsche zur Nachfolge widerstehen können. . Die diesjährige Weihnachtsznummer der Modernen un st (Verlag von Richard Bong, Berlin, Leipzig, Wilen, Stutt« dat ist in einem stimmungsboll entworfenen und in Farbendruck dläͤnzend auggefübrten Umschlage erschienen. Aus dem nicht minder prächtigen Inhalt verdienen die doppelseitigen farbigen Kunstblätter Vervorhebung, von denen G. Barison's Madonna mit Engeln“ , Gauserg Kaiser Franz Joseph auf dem Hofballer technische 'isterwerle sind. Während das erstere eine anmuthige Maria dar- eh die den hol den Jesusknaben im Verein mit einem Engelschor mn e Schlaf gesungen hat, veranschaulicht das zweite Bild die viel⸗ sar f Pracht, die an einem großen Feste in der Wiener Hofburg 3 deit wird. Daju kommen eine Menge von Kunstbeilagen in Folicnit sowie zahlreiche farbige und schwarz⸗ weiße Text Illustra⸗ soJen. Die melsten textlichen Beiträge athmen echte herzlich Weib ach ssfteude und sind besonderg für diefe Nummer verfaßt. Ber Preis erselben beträgt für Abonnenten 1,20 6, für Nicht Abonnenten 3 M gyn Schmidt u. Günthers Wel bibliothek. Heft 11: 9 lag (Tienisin. Hongkong, Kanton), mit 54 Illustratsonen; Best 111: r . auf St. Helena, mit 97 Illustrationen; Heft IV: Vesup . hompen mit 55 Illustratlonen. Jedes Hest, mit 32 Seiten 40, k. 30 33. Lelpzig, Verlag von Schmidt u. Günther. Die duich 2 reich illustrierten Prachtwerke bekannte Verlagshandlung bietet . dieser Publikation Bildersammlungen aus dem Gebiete der Ge⸗ i e, Geographie und Kulturgeschichte, welche jenen entnommen 3 billigem Preise. Ein Text it nicht beigegeben, wohl aber fs Wilb darch Ane Unter chrifi erläutert, Dies, Weitribiiotbei⸗ in Serien von se 12 Heften zwanglos erscheinen.

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der Eltern, denn die Kinder können damit Studien im Zeichnen, Schattieren und in der Perspektive machen.

Kunterbunt im Jahres rund. 25 Bilder von dem Genre—⸗ maler Aug. H. Plinke, mit Text von Helene Binder. Langen salia, Verlag von Hermann Bever u. Söhne. Herzoglich sächsischem Hof buchhändler. Preis 2 S6. Der im Titel genannte Künstler hat die Kinderwelt in ihrem Sinnen und Denken, ihrem Thun und Treiben sorgsam belauscht, und was ihr das Jahr in selnem bunten Wechsel an Freuden und Antrieben zu kindlichem Schaffen bietet, das hat er in sinniger, vielfach humorvoller Weise in einer reichen Zahl von Genrebildchen zur Darstellung gebracht. Die poetischen Erlaͤute⸗ rungen sind den Bildern glücklich angepaßt. Das Buch darf als Weihnachtsgeschenk für kleine Knaben und Mädchen empfohlen werden.

Gesundheitswesen, Thierkraukheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den ‚Veröffentlichungen des Katserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 50 vom 12. Dezember 1900.) K . Pest.

Vereinigte Staaten von Amerika. Zufolge amtlicher Mittheilung sind am 1. November in San Francisco 2 Pefttodes- fälle bei Chinesen (Mutter und Kind) in einem Ha ise festgestellt, das gesundheitlich in üblem Rufe steht; am 4. November wurden dort außerhalb der Chinesenstadt 2 Pesttodesfälle unter der weißen Bevöl— kerung angemelhet. Man glaubt, daß vielleicht weitere Pesttodesfälle unter anderer Bezeichnung angezeigt seien. Nach einer anderweitigen Angabe waren auch dom 6. bis 14. Ottober in San Francigtzeo 2 tödtlich verlaufene Fälle von Pest vorgekommen, im Ganzen sind seit dem 7. März 23 Erkrankungen und 21 Todesfälle, seit dem J. Juli 10 Erkrankungen und ebenso viele Todesfälle dort beobachtet.

. Cholera. Britisch-Ostindien. In Kalkutta sind in der Zeit vom 28. Oktober bis 10. November Ih Personen an der Cholera geftorben.

Gelbfieber.

Es gelangten zur Anzeige in Barranquilla vom 24. Sep— tember bis 21. Oktober 2 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Port Limon vom 31. Oktober bis 4. November 2 Grkrankungen und 1. Todesfall, in Havanna vom 28. Oktober bis 3. Nopember 13 Todes falle (vom 1. bis 31. Ottober wurden 308 Erkrankungen und 74 Todegfälle angezeigt,, in Matanzas vom 7. bis 14. Ro—⸗ vember 3 Erkrankungen, in Sagua am 2. November 1 Erkrankung, in Mexiko, vom 15. bis 21. Oktober 1 Todesfalk, in Tampico vom 15. Ottober big 4. November 19 Erkrankungen und 6 Toyzesfälle, in Vera Cruz vom 21. Oktober bis 3. November 23 und 19, in Natchez (Staat Mississipphh von Mitte Oktober bis 9. November 12 und 7, in Puerto Plata auf San Domingo vom 6. Oktober bis 3. November 5 Erkrankungen. In eingehenden Berichten aus Barbados und aus Naffau auf der Insel New Pro videnge wird ausgeführt, daß diese Häfen seit vielen Jah ren durchaus frei von Gelbfieber gewesen sind.

Pocken.

Frankreich. Nach den bulletins hebdomadaires de statistique municipale sind vom 14. Oktober bis 17. November d. J. in Paris 350 Eckrankungen und 60 Todegfälle an den Pocken zur An⸗ meldung gelaugt.

In den Hospitälern der Stadt befanden sich am 14. Oktober 124, am 10. November 190 und am 17. Nopember 174 Pockenkranke; den⸗ selben waren innerhalb des fünfwöchentlichen Zeitraums 228 Pocken⸗ kranke zugegangen. Aus dem übrigen Seinedepartement wurden in der gleichen Zeit 121 Peckenerlrankungen gemeldet.

Nach den Monateautweisen sind, während der ersten 5 Monate des laufenden Jahres in Paris 15, während der folgenden 5 Monate (Juni bis einschl. Oktober) 100 Todesfälle an den Pocken vorge— kommen, und dürfte diese Steigerung zum theil dem Zusammen⸗ strömen großer Menschenmassen von außerhalb anläßlich der Welt. ausstellung zuzuschreiben sein. Die Krankheit soll befonders in den nördlichen, nordöstlichen und östlichen Stadttheilen beobachtet sein.

Die Polizeipräͤfektur von Paris hat öffentliche Anschläge ver anlaßt, in denen dem Publikum die Impfung bezw. Wiederimpfung lbeide kostenloz in den betreffenden öffentlichen Anstalten) als Mittel gegen die Weiterverbreitung der Krankheit in Erinnerung gebracht und die Wiezerimpfung allen seit länger als 6 Jahren nicht geimpften Personen dringend empfohlen wird.

Trichinose.

Preußen. Reg Bezirk Merseburg. Die Trichinen Epidemie in Sangerhausen ist erloschen; seit dem 30. August ist kein neuer Grkrankungssall zur Kenntniß gekommen. Im Ganzen sind 57 Erkrankungsfälle gemeldet, 527 bei männlichen, 15 bei weiblichen Per- sonen. Ein Todesfall ist nicht eingetreten Die Diagnose ist gesichert durch den Nachweis einer lebenden, noch nicht verkapselten Trichine in einem einer Erkrankten entnommenen Mugkelstückchen. Die weiteren Ermittelungen haben bestimmt als Ausgangépunkt der Epidemie die Schlãchterel von B. W. in Sangerhausen erweisen lassen.

Der Trichinenschauer hat sich insofern einer nachweisbaren Pflicht widrigkeit schuldig gemacht, als er das Fleisch zur Unter suchung nicht selbst entnommen hatte. Er ist deshalb, da im übrigen sein Schau= buch mit dem Schlachtbuche des Fleischers W. üÜbereinstimmend be⸗ funden ist, auf Grund des § 13 der für den Regierungsbezirk Merse= burg erlassenen, die Trichinenschau betreffenden Polizeiverordnung vom 31. Oktober 1882 bestraft worden.

Verschiedene Krankheiten.

Pocken: Odessa 10, Paris 17, Warschau 32, Kalkutta 8 Todeg⸗ fälle; Parig 109, St. Petersburg 47, Warschau (Krankenhäuser) 41 Erkrankungen; Genickstarre: New Jork 2 Todesfälle; Toll⸗ wuth: Motkau 1 Todesfall; Milibrand: Hamburg, Lübeck, New York je 1 Todesfall Vartzellen: Nürnberg 35, Budapest 765, rg 4386, Wien 150 Erkrankungen; Roth⸗ lauf: Wien 32 Gckrankungen; epidemische brspeichel⸗ drüsenent zündung: Wien 28 Erkrankungen; Influenza: Berlin 4 Breslau 3, London 14, Moskau 6, Paris 4, St. Peters.« burg 7 Todesfälle; Kopenhagen 73 Erkrankungen; Keuchbusten: Londen 21 Todesfälle; Nürnberg 30, Wien 40 Erkrankungen; Lungenentzündung: Warschau n n 27 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichtsorte 1886/95: 119 0): in Altendorf, Bochum, Königsbütte Erkrankungen kamen zur Meldung in Berlin 40, in den Regierungtbezirken Arng⸗ berg 93, Düsseldorf 212. Erfurt 110, Königsberg 198, Schleswig 160, Damburg 205, Budapest 208, Edinburg 113, Kopenhagen 94, New Vork 47, St. Petersburg 84 Wien 884 desgl. an Scharlach (1886/95: 091 9): in Altendorf, Beuthen, Elbing Erkrankungen wurden angejeigt in Berlin 41, in den Reg.⸗Beztrken Arnsberg 106, VDüsseldorf 147, Königeberg 117, in Hamburg 75. Budapest 47, Edinburg 29, Kopenhagen 34. Logdon (Krankenbäuser) 2798, New Vork 101, Paris 50, St. Petergburg 95, Siockholm 32, Wien 61 daf. ag Dipvbtherie und Croup (1886/95: 4,27 o): in Altendorf, Offenbach Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 64, im Reg. Bez Düsseldorf 107, in Nürnberg, Hamburg je 28, London (Krankenbäuser) 173, New Mort 226,

1900.

Paris 48, St. Petersburg 119, Stockholm 64, Wien 46 desgl. an Unterleihs typhus (1886/95: 9.75 C): in Krefeld Erkrankungen kamen zur Anzeige in London (Krankenhäuser) 55, New Jork 105, Paris 55, St. Petersburg 166.

Ver Ausbruch uad das Erlöschen der Maul. und Klauenseuche ist dem Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden vom BViehhofe zu Mannheim am 11. Dejember, das Erlöschen der Maul und Klauenseuche vom Schlacht. Viehhofe zu Dresden an demselben Tage.

Handel und Gewerbe.

(Aus den im Reichs amt des Innern zusammengestellten Nachrichten für Handel und In dustrie“ )

Der Viehhandel Ungarns im Jahrelsgg.

Der Viehhandel Ungarns im Jahre 1899 weist im Vergleich mit dem Vorjahre keine wesentliche Besserung auf. Die allgemeine Geschäftsstockung, die Arbeltslosigkeit und das Bestreben, den in— ländischen Konsum auf das Allernöthigste zu beschränken, haben es bewirkt, daß die Nachfrage nach Hornvieh für das Inland eine geringere wurde.

Aus Serbien kam gut genährtes Vieh nach Ungarn, welches zu annehmbaren Preisen theils für Ungarn, theils für das Ausland zum Verkauf gelangte. Die Einfuhr von serbischem Hornvieh ist trotz der ausgebreiteten Viehzucht in Ungarn noch immer ein Bedürfniß, da das bessere ungarlsche Vieh nach dem Aasland exporttert wird, während die serbischen Thiere für den Konsum im Inlande ver— wendet werden. Auch die in Ungarn auftretenden Käufer aus Böhmen, aus Triest und Pola kaufen mit Vorliebe das auf Fleisch gemästete serbiche Vieh.

Der Hauptkonsument für das ungarische Hornvieh ist der Wiener Markt, wohin im Jahre 1899 aus Ungarn 186 980 Stück, aus Galizien 39 440 Slück, aus den übrigen österreichischen Ländern 34791 Stück, aus Bosnien 10 705 Stück und aus dem Zollausland 541 Stäck, jusammen also 272 465 Stück aufgetrieben wurden.

Auf den Budapester Viehmarkt gelangten im Jahre 1899 zu⸗ sammen 404 649 Stück, darunter 1894 706 Stück Hornvieh, 120 060 Stück Kälber, ferner Schafe und Ziegen. Von dem Hornvbieh waren 105 891 Stück ungarischer und 68 161 Stück serbischer Provenienz.

Der Export Ungarns an Hornpieh gestaltete sich 1399 im Gegen— satz zum schwächeren Vorjahre befriedigend.

Ungarn war im Jahre 1900 an dem Export nach Deutschland unmittelbar (ohne Vermittelung des Wiener Viehmarktes) mit 25 592 Stück Ochsen und 4800 Stück Kühen betheiligt gegen 30 624 Stück Ochsen und 2968 Stück Kühe im Vorjahre, mithin mit 7000 Stück mehr als im Vorjahr.

Der Außenhandel Ungarns in Hornvieh zeigt eine noch größere Zunahme als der des gemeinsamen Zollgebietes.

Ungarn hat nämlich nach Oesterreich und nach dem Zollauslande ausweislich der amtlichen statistischen Daten ausgeführt:

Ochsen gemãästete Thiere Schlachtkube

und Büffel im Jahre 1898 195 445 16915 19449 Stück . . 1899 23 7180 20 475 21 915 Hiervon gingen nach Oesterreich: im Jahre 1898 173 208 16260 16448 Stück 9 = 1899 195 690 19400 17058 Der Grport Ungarns bat sich demnach gegenüber 1898 im Jahre 1899 um 34 000 Stück gehoben; davon sind etwa 27 000 auf den Export nach Oesterreich und der Rest auf den unmittelbaren Export nach dem Zollausland zu rechnen. Außerdem bat Ungarn im Jahre 1899 8920 Slück Jungrieh und 13 000 Stück Kälber ausgeführt. Der Verkehr in Schafen bat fast gänzlich aufgehört, der Export ist ganz unbedeutend. Die Ausfuhr nach Oesterreich betrug im Jahre

1899 113 009 Stück, der Export nach Frankreich, welcher in früheren Jahren mehrere hunderttausend Stück erreichte, bat nahezu aufgehört (im Jahre 1899 wurden 1300 Stück exportiert). Dagegen wurden von den nach Ocesterreich eingeführten ungarischen Schafen etwa 11300. Stück nach Frankreich exportiert.

Die dtrelte Ausfuhr aus Ungarn nach der Schwei beschränkte sich auf 500 Stück.

Für den Handel mit Schafen bildete der Wiener Schafmarkt den Haupifaktor, während der Budapester keine Bedeutung hat.

Der Handel mit Schweinen bat sich auch im vergangenen Jahre nicht gebessert. Der Export nach dem Zollauslande hat gänglich aufgebört. Der Verkehr auf dem Budapest. Steinbrucher Borsten⸗ viehmarkt hat sich auf den Bedarf der Hauptstadt Budapest und auf die österreichischen Konsumplätze beschränkt. In letzterer Beziehung bat die in der jweiten Hälfte des Vorjahres ins Leben getretene Viehverkehrs, Konvention fördernd gewirkt. Infolge der Erleichterungen bat sich die Ausfuhr von Schweinen aus Steinbruch. Budapeft nach Wien und Oesterreich von 40 000 Stück im Jahre 1898 auf 60000 Siück im Jahre 1899 und die Ausfuhr aus ganz Ungarn von 228 0090 Stück auf 311 000 Stöck geboben.

Aug Serbien wurden 90000 Schweine nach Steinbruch auf⸗ getrieben

Bei der Verwerthung der Schweine wurden geringe Preise erzielt, die, vielfach unter den Gestehungskosten blieben. Die ungarischen Mäster haben im Durchschnitt 42 Kreuzer für das Kilogramm er= reicht. (Nach einem Bericht des Kaiserlichen Seneral⸗Konsulats in Budapest.)

Der Handel Siam im Jabre 1899.

Der Gesammtwerth der Ein und Ausfubr in Bangkok betrug im Jahre 1899 5 844 068 Pfd. Sterl., von denen 200 000 Pfd. Sterl. auf den siamesischen Küstenhandel entfallen.

Die Aust fubr zeigt bei einem Werthe von 3 123775 Pfd. Sterl. eine Abnabme um 193 387 Pfd. Sterl., gegen das Vorjabr. Dieser Ausfall wurde durch die theilweise Feblernte an Reis bervor⸗ gerufen. Die Reisausfubr fiel von 519 200 Tonnen im Jabre 1898 auf 428 661 Tonnen im Jahre 1899 und dem Werthe nach von 2642792 Pfd. Sterl. auf 2223 953 Pfd. Sterl. Die 1899er Ausfuhr von Reis war demnach die geringste seit sieben Jabren. Der nächstwichtigste Ausfubrartikel Stams sst Teakbolj. von welchem im Jahre 1899 36616 Tonnen im Werthe ven 323 867 Pfd. Sterl, gegen 22 692 Tonnen im Werthe von 168 605 Pfd. Sterl. im Vorjahre auggefübrt wurden. In letzter Zeit hat die siamesische Regierung Maßeegeln getroffen, das die Tea kwaldun gen dar eine geregelte Forstwirtbschaft gegen Raubbau eschützt werden. Der Bedarf an Teakbolz zum Schiffabau, jur Her⸗ . von Eisenbabnwagen und zum Bau don Wobnhäusern nimmt etig ju.

Die übrigen Aue fubrartikel Siams sind von geringerer Wichtigkeit.

Der Einfubrban del bewertbete sich auf 2 532 137 Pid. Ster; unter Weglassung des Gdelmetallverkebrs bat sich der Wertd der Ginfubr um 107 974 Pfd. Sterl vergrößert. An 3 baben namentlich Baum wollwaaren ben ächtlichen Der Werth der Emfubr von Gisen, Stabl und M bob sich von 50 445 Sterl. auf 157 41 Pow Dierunter befanden sich Siabl und Stablwaaren ta Werthe von