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auf Grund des Art. 76 der Reichsverfassung Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten zu entscheiden bezw. zu erledigen hat, sich auf das Gutachten dieser aus hervorragenden Technikern zusammen⸗ gesetzten Körperschaft stützen und berufen und ein solches Gutachten zur Grundlage seiner Entscheidung machen können. Die Körperschaft wird also zunächst allerdings nur eine rein gutachtliche Thätigkeit üben; diese gutachtliche Thätigkeit wird aber von großem Schwer⸗ gewicht sein für die Entscheidung des Bundesraths, falls diese in solchen Streitfällen angerufen werden sollte. Es ist übrigens auch keineswegs ausgeschlossen, daß, wenn zwei betheiligte Bundesstaaten ihre Sache nicht vor den Bundesrath bringen wollen, sie jene Ab⸗— theilung des Kaiserlichen Gesundheitsamts auch ihrerseits zum Schieds⸗ richter bestellen können.
Schließlich hat der Herr Abg. Molkenbuhr auch wieder die Aus— stellung kritisiert, welche das Reichs-Versicherungsamt und das Statistische Amt in Paris veranstaltet haben; der Herr Abgeordnete hat dabei behauptet, in einer Denkschrift, die in Paris kostenfrei ver— theilt ist, wäre eine Geschichtsfälschung enthalten, denn es wäre in dieser Denkschrift ausgeführt, daß unsere sozialpolitische Gesetz⸗ gebung erst durch die berühmte Botschaft Kaiser Wilhelm's J. be— gründet sei. Meine Herren, daß man sich vor dieser Botschaft Kaiser Wilhelm's J. auch schon mit Fragen der Arbeiter— versicherung beschäftigt hat, ist unzweifelhaft; aber das bleibt doch bestehen, daß durch diese Botschaft erst die Grundlage für die gesetz⸗ liche Thätigkeit des Reichs auf sozialpolitischem Gebiet und namentlich erst die Grundlage für die deutsche Arbeiterversicherung gelegt ist, und keine Rede im Reichstage wird dem hochseligen Kaiser und seinem großen Staatsmann dieses Lorbeerblatt aus ihrem Ruhmeskranze reißen. (Lebhaftes Bravo rechts.)
Abg. Hoch (Soz.) wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Freiherrn von Heyl. Das Koalitionsrecht sei noch immer in Gefahr und durch die Ablehnung des Arbeitswilligengesetzes keineswegs esichert. Volle Koalitionsfreiheit sei heute für die he die Hauptsache. Die Thätigkeit des sözialistischen Ministers Millerand sei nur aus Den französischen Zuständen heraus richtig zu beurtheilen. Dem Staats— sekretär gegenüber beleuchtet Redner die Stellung der Sozialdemokratie zu den Arbeiter-Versicherungsgesetzen. Der Redner polemisiert des Weiteren gegen die neulichen Ausführungen der Abgg. Pauli und Pr. Hitze, wobei er auch wieder auf die Auseinandersetzungen zwischen den Abgg. von Vollmar und Dr. Hitze über die fozialvolitische Thätigkeit des Zentrums und die Auseinandersetzungen zwischen christlichen und
sozialdemokratischen Arbeitern zurückkommt.
Staagtssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Ich muß noch eine kurze Erklärung abgeben. Es war vorhin eine Differenz in den Zahlen, die Herr Abg. Gamp und ich angeführt haben. Ich glaube, wir haben beide Recht. Herr Abg. Gamp hat eine offizielle Statistik der Emission ausländischer Papiere überhaupt gegeben, ich habe nach den Schätzungen des „Economist“, der im allgemeinen für zuverlässig gilt, die Be⸗ träge der bei uns emittierten ausländischen Papiere gegeben, welche in Deutschland voraussichtlich verblieben sind. Das schien mir allerdings das Wesentliche zu sein, wenn man von einer In⸗ anspruchnahme und Belastung des deutschen Geldmarktes durch aus— ländische Papiere spricht. J
Darauf vertagt sich das Haus, und nach persönlichen Be⸗ merkungen der Abgg. Ledebour, Gamp, Freiherr Heyl zu Lerrnsheim, hr. Müller-Sagan und Br. Hitze wird die Sitzung um 7 Uhr geschlossen.
Nächste Sitzung Sonnabend 1 Uhr. (ortsetzung der Berathung des Etats des Reichsamts des Innern)
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 11. Sitzung vom 25. Januar, 12 Uhr.
Das Haus setzt zunächst die zweite Berathung des Stgatshaushalts-Etats für 1901 bei dem Etät der Gestütverwaltung fort. ;
Ueber die Einnahme aus den Hauptgestüten und die mit diesem Etatstitel im Zusammenhang stehende Denkschrift über die Verlegung des Landgestüts Insterburg nach Georgenburg und die Einrichtung eines Zuchtgestüͤts in Zwion berichtet Abg. von Arnim (kons) im Namen der Budgetkommission. ö
Die Einnahmen werden ohne Debatte bewilligt.
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Abg. Freiherr von Dobeneck (kons.) spricht unter großer Un⸗ ruhe des Hauses, wie es scheint, über die Stellung der Gestüts— Direktoren und die Gehaltsverhältnisse der Gestütsbeamten' Zur Be⸗ schränkung der Einfuhr ausländischer Pferde empfiehlt er einen wesentlich erhöhten Schutzzoll unter Hinweis auf die hohen Zölle in anderen Ländern, z. B. Amerika und Spanien.
Abg. von Mendel-Steinfels (kons.) äußert, wie schon im Vorjahre, verschiedene Wünsche. Er wünscht, daß die Aus- rangierung der Hengste aus den Landesgestüten im Interesse der Pferdezucht schneller erfolge als bisher. Ferner sei es nothwendig, daß den Gestüts⸗Direktoren für alle ihre Reisen Diäten gewãhrt werden. Die Gestütverwaltung müsse weiter auf dem Lande fũr
Erhöhung könne nicht stattfinden. Die übrigen Ausführungen des Redners sind auf der Tribüne nicht zu verstehen. .
6 Dr. Lotz S. 6. P) bemerkt, daß der Ober Landstallmeister im letzten Jahre beim Ankauf von Hengsten höhere Preife angelegt habe, bei denen die Landwirthe leidlich bestehen könnten. Er bittet, in dieser Weise fortzufahren. Wünschenswerth sei, daß direkt vom Produzenten gekauft und die Händler möglichst ausgeschlossen würden.
Abg. Freiherr von Wan gen heim Fkonf.;) bittet um Erhöhung der Remontenpreise. Man könne es den Bauern nicht verdenken, wenn sie die Pferdezucht aufgäben, weil die erzielten Preise nicht den Aufzuchtskosten ö Aus Pommern kämen lebhafte Klagen über die niedrigen Remontenpreife. Bedauerlich sei, daß die von der Landwirthschaftskammer entworfene neue Körordnung nicht genehmigt worden sei. Die Gestüts⸗Direktoren follten in allen Pro⸗ vinzen mit den Pferdezüchtern . in Hand gehen.
Ober⸗Landstallmeister Graf von Lehndorff nimmt das Wort zu einer Erwiderung, doch ist letztere nicht zu verstehen.
Abg. Herold e n erkennt dankbar an, daß in den letzten Jahren eine Vermehrung der Beschäler stattgefunden habe und deren Qualität verbessert worden sei. Die Provinz; Westfalen habe man früher in Bezirke für Warmblut⸗ und für Kaltblutzucht eingetheilt. Diese Eintheilung sei erfreulicherweise wieder aufgegeben worden. Es e, den Züchtern überlassen bleiben, welche Art der Zucht sie be⸗ treiben wollen. Wünschenswerth sei es, daß auch Weftfalen ein , erhalte.
Kopsch (frs. Volksp.): Ich gebe meiner Freude darüber Ausdruck, daß in diesem Etat der Neubau der Schule in Trakehnen vorgesehen ist. Im vorigen Jahr soll der Reubau an der Kostenhöhe des Projekts gescheitert sein, doch enthält dieser Etat dieselbe Summe dafür, wie das vorjährige Projekt. Ich bedaure aber, daß nicht if zeitig auch neue Schulen in Mattischkehmen und Jonasthal in Aussicht genommen sind. Das Schulgebäude in Mattischkehmen ist so schlecht, daß fast sämmtliche Schulkinder von der Granulofe befallen sind. Die Lehrerwohnung ist durchaus ungenügend. Der Schlafraum ent⸗ hält nur 7 qm. Der Schlafraum für eine ganze Lehrerfamilie sollte doch nicht zurückbleiben hinter dem Raum, den man für ein Pferd für nothwendig erachtet. Durch die Einführung der neuen Besoldungs⸗ ordnung ist endlich Klarheit in die Schulverhältnisse von Trakehnen gebracht worden. Das Höchstgehalt beträgt 280 „½, während es früher 2150 S. betrug. Aber das Gehalk hat infofern eine Ver— schlechterung erfahren, als es gerade in den Jahren, in denen an die Familie eines Beamten die höchsten Anforderungen gestellt werden, im Alter von 20 = 40 Jahren, jetzt niedriger ist als früher. Am 9. November 1899 ist nun ein Abgesandter der Regierung in Trakehnen gewesen und hat den fünf ersten Lehrern die Zusage gemacht, daß diesen zusammen zur Milderung der Härten eine Summe von 800 66 gezahlt werden würde. Aber davon haben nur zwei Lehrer eine Unkerstützung von je 150 M erhalten. Ich frage nun die Regierung: aus welchem Grunde sind die anderen drei Lehrer nicht unterstützt worden? Es ist mir mitgetheilt worden, daß der Grund vielleicht darin liege, daß man diese drei Lehrer im Verdacht habe, sie hätten Mittheilungen über die außergewöhnlichen Zustände an den Gestütsschulen in die Deffentlichkeit gebracht. Dann würde allerdings die Entziehung, der Alterszulage als eine Art Strafe gegen diese Lehrer erscheinen. Ich halte die Bestrafung eines solchen Freimuths nicht für richtig. Denn wir haben Aste ein Interesse daran, eine Besserung der Schulverhältnisse eintreten zu lassen. Im vorigen Jahre habe ich bereits auf das Verhältniß des Landstall meisters von Dettingen zu den Lehrern aufmerkfam gemacht. Herr von Oettingen hat das Bedürfniß gehabt, sich zu recht. fertigen und einen Protest zu veranlassen, in dem die Lehrer erklären, daß alles, was Herr Rickert, ich und der Sanitäts rath Dr. Pgalzow gesagt haben, unwahr fei. Die betreffenden Lehrer haben ihre Unterschrift unter das Schriftstück nicht gegeben, denn sie konnten der Wahrheit nicht ins Geficht schlagen. Herr von Oettingen scheint eine besondere Art zu haben, mit Lehrern zu berkehren und Untersuchungen anzustellen. Er hat Untersuchungen angestellt gegen die Lehrer, von denen er annahm, daß sie Herrn Rickert und mmh In⸗ formationen zu theil werden ließen. Es schwebt in dieser Beziehung noch ein Prozeß. Jedenfalls steht eidlich fest daß Herr von Dettingen einem Lhrer mit der Bemerkung gegenübertrat: ‚ Geben Sie nur zu, daß Sie mit Ihrem Kollegen den Stall vermessen haben; der andere Lehrer hat es schon eingestanden. Diefer Lehrer ist über diese Sache nie gefragt
worden. Ich überlasse es dem Hause, die rechte Bezeichnung für eine
derartige Form der Untersuchung zu finden. Es liegt doch im Interesse
die nöthigen Stallungen zur Aufnahme der Deckhengste sorgen, da man unmöglich von Jedermann verlangen tönne, aus eigenen Mitteln fur die Stallungen zu sorgen. Die Frage, in welcher Beziehung die Pferdezucht lukratio sei oder nicht, glaubt der Redner dahin beantworten zu können., daß eine richtig betriebene Arbeitspferde⸗ zucht lukrativ sei. Bei der Warmblutzucht liege die Sache so: Der Preis einer Remonte betrage durchgängig in der Monarchie 800 Die Aufzucht einer Remonte bis zum Alter von 31 Jahren koste aber in Ostpreußen göß „M“, in Holstein 1020 ½ und in Hannover 1039 M Dazu komme, daß nicht alle Remonten abgenommen würden. Da sei es kein Wunder, wenn die Warmblutzucht von den Landwirthen eingestellt werde. Der Fiskus müsse deshalb den Preis der Remonten den Aufjuchtskesten mehr anpaffen. S6 d aller Pferde würden aufgejogen von den Grundbesitzern mit weniger als 160 ha und 69 0so von Grundbesitzern mit weniger als 50 ha. Unsere Pferde⸗ zucht liege also hauptsächlich in den Händen unseres Bauernstandes. Wenn dieser keinen Schutz gegen die Masfeneinfuhr von Pferden aus allen Lindern, namentlich Amerika, erhalte, müsse unfere heimische Pferdezucht Schiffbruch leiden. Vom Auslande bekämen wir minder⸗ werthiges Material zu Schleuderpreisen. Diese niedrigen Preise bewirkten auch eine Herabsetzung der Preise unseres eigenen guten Pferdematerials. Wahrend andere Länder einen Pferdezoll von 199 bis 146 M hätten, erhöben wir nur einen Zoll von 10 bis 20. Ferner müßten wir den Stückzoll besitzen gegen den Werthioll. Die Land⸗ wirthe trügen gern die Kosten der Pferdezucht, aber alle Bemühungen nützten nichts, wenn wir nicht den genügenden Schutz gegen das Aus— land erhielten,
Ober Landstallmeister Graf von Lehndorff erwidert, daß eine Erhshung der Gehälter der Gestütsbeamten bereits bei der allgemeinen Verbessernng der Beamtengehalter erfolgt sei. Die Klage Über die
Remontenxvreise sei als berechtigt anzuerkennen, aber elne plötzliche
der Verwaltung, ein gutes Verhältniß mit den Lehrern zu unter⸗ halten. Es sollte dem Herrn von Oettingen zu Gemüthe geführt werden, daß er nur Beamter ist wie diejenigen, denen er als Vor—
ggesetzter gegenübertritt.
Geheimer Ober⸗Regierungsrath Freiberr von Seherr-Thoß—: Von den im vorigen Jahre in Aussicht genommenen 51 000 ½ zum Bau der Schule in Trakehnen sind 23 069 ½ für den eigentlichen Schulbau, und das Uebrige für den Bau des Stalles und die Einrichtung der Schule bestimmt. In der Denkschrift sind nur drei neu zu erbauende Gebäude aufgeführt, darunter auch die für Mattischkehmen. Es steht zu hoffen, daß für diesen Ort ein Neubau im nächten Jahre auf ten Gtat des Ertraordinariums gebracht werden kann. Ich weiß augen⸗ blicklich nicht, in welchem Stadium das Projelt fich befindet. Dãtte Herr Kopsch mich vorher von seiner Absicht, darüber zu sprechen, ver— tändigt, so hätte ich mich gern darüber informiert. Wenn auch die Gestitsschulen der Gestütverwaltung unterstehen, fo haben doch ber die Bedürfniß und die technischen Fragen die Regierung und die Schulabtheiliing zu befinden. Sollten die Verhäͤltniffe der Schule in Jonasthal ebenfalls einer Verbesserung bedürfen, so zweifele ich nicht, daß sich Mittel und Wege finden werden, einen neuen Schul⸗ bau auch für Jonasthal in Aussicht zu nehmen. Ob das Haus oder die Budgetremmission damit einverstanden sein würden, ist mir aller dinge fraglich weil hier nicht die Neigung besteht, über den Rahmen der Denkschrift hinauszugehen, die seiner Zeit für Trakehnen vorgelegt worden ist. Darin stehen nur drei Schulprojekte, Ene Zusage ist den Lehrern von Trakehnen durch einen Regierungs Kommissar nicht gemacht worden. Es ist auch kein Regierungs⸗Kommissar beauf⸗ tragt worden, den Lehrern eine derartige Zusage zu machen Es ist seiner Zeit ein Protokoll von einem Bureaubeamten des landwirthschaftlichen Ministeriums, der zu diesem Zwecke nach Trakehnen gesandt wurde, mit den Lehrern aufgenommen worden.
Ich bin gern bereit, dem Vorredner diefes Protokoll zu zeigen, das die Unterschrift sämmtlicher Lehrer trägt. Darin steht von einer Zusage des bequftragten Beamten an die Lchrer nicht ein Wort. Er ist auch gart nicht in der Lage gewesen, eine solche Zusage zu geben, da er dazu keinen Auftrag hatte. Etwas anderes jf es, was ich nicht bestreiten will, ob der Beamte im Gespräch mit den Lehrern gesagt hat: Ich zweifle nicht, daß, wenn irgend welche Härten bei dem jetzigen Uebergangestadium vorgekommen Find, der Minister für die Landwirthschaft bereit sein wird, diese Härten aus eigenen Fonds auszugleichen. Wir haben thatsachlich die Absicht gebabt, diese Härten im Wege der Remuneration auszugleichen. Die Summe ven 800 „ ist aber zu diesem Zweck nicht ausgeworfen worden. Der Landstallmeister ist gefragt worden, welche Lehrer er für die Remunerationen, borschlage. Darauf hat er zwei vor' geschlagen, und diesen ist die Remuneration bewilligt worden. Auf die Frage, aus welchen Gründen er fär die anderen Lehrer kein! Nemunerationen vorschlage, hat der Landstallmeister einen Bericht eingesandt, worin steht, daß das Verhalten der Lehrer im letzten Ja hre nicht so gewesen sei, daß sie einer besonderen Remuneratien würdig gewesen wären. Ich bin nicht in der Lage, die Gründe aus führlich auseinanderzusetzen. Ich will nur bemerken, daß bezüglich eä einen Lehrers mitgetheilt worden ist, sein Uinterricht sei so mangel- baft gewesen, daß elfsährige Kinder noch nicht hätten lautieren können, und daß er deshalb mehrfach in Srdnungsstrafen genommen worden sei. Ich gebe Ihnen anheim, ob ein Bedürfniß danach vorliegt, einem solchen Lehrer eine besondere Remuneration zuzumessen. Was Herrn von Oettingen betrifft, so weiß ich 2 ob es üblich ist, daß Ver⸗ waltungsbebörden genaue Auskunft darüber zu geben haben. Herr Kopsch
n Trakehnen zu dem Landstallmeister von 8
wünschte auch, daß das . zu Herrn von
das Verhältniß nicht so glü ist, aber mõchte Oeffentlichkeit Herrn von Oettingen in Schutz nehmen. als ein Mann Lehrer schlechter behandele als das
gestalten möge.
zucht. An kaltblütigen Hengsten haben wir schon. Verhältniß zum vorhandenen Stutenmaterial. Die
Zahl der kaltblütigen Stuten zu vermehren. Kaltblut vermjeden werden. Die Steigerung der Pferde würden vom Auslande angeboten werden. Alle
wir nicht einen ausreichenden Schutzzoll für Pferde
verschieden sein.
der kaltblütigen Stuten vermehrt werden müsse.
obwalte. Eine Remuneration müsse derjenige bekommen, neue Gehaltsfestsetzung am meisten betroff n worden sei.
habe, sei seit Jahren lungenkrank. Wer an dem Verhäl
scheiden. Aber nach einer Mittheilung des „Pferdefreund“
worden. . . Abg. von Mendel-Steinfels widerspricht dem
werde. Die kaltblütige Zucht könne jeder übernehmen— von dessen Erfolg er noch ni zucht zu warnen.
Ober⸗Landstallmeister Graf von Lehndorff beme
Die dauernden Ausgaben werden bewilligt.
Debatte bewilligt.
Antrags der Abgg. Dr. von Korn-Ru delsd und Gen. auf Beseitigung der Mißstän Kohlenverschleiß fortgesetzt.
lichst ausbreitet, und von der natürlichen Entwicklung. und der Preis wird bald wieder auf die
ponderabilien mitgewirkt. So hat man über die
wird mit mir einverstanden sein, wenn ich heute mit Rücksicht auf den
einer Weise geklagt, daß man wirklich annehmen
un bekannt, der mit Herz und Sinn eintritt fü Interessen seiner Untergebenen, und 4 habe nicht erfahren, das er 6
b als estütspersonal. Ich hoffe a mit der Zeit sein Verhältniß zu den Lehrern sich immer besfe
schaftskammer von Pommern hat deshalb beschlo
Prozeß. der in dieser Angelegenheit schwebt, auf die nicht näherer ehe. ber n, ist dann noch einn al auf das mis der. . .
. 4 d iltnhz zu ein er freuliches wäre; indessen kann ich hier nicht unterfuchen und will mi nicht darüber äußern, auf in Seite die g ih daran . 3
i. i
doch dor der Er ist mir
die
Abg. Graf ven Schwerin-Löwitz (kons.): Ich habe auch ; großes Interesse für die Kaltblutzucht, wünsche aber nicht r, mischung der Kalt, und Warmblutzucht, sondern eine reine Kaltblut
zu viel, in dandwirth. 6 die or allem
muß die verhängnißvolle Kreuzung zwischen Warmblut und
NRemonten.
preise würde die Landes-Pferdezucht nicht fördern, denn umsomeh⸗
Maßhna
Von
zur Hebung unserer Pferdezucht werden wirkungslos bleiben, f
züchterischen Standpunkt aus ist eine Abstufung des Zolls nach dem Werthe der Pferde nöthig; entweder muß alfo statk des Stůͤckʒoll ein Werthzoll eingeführt werden, oder der Zoll muß nach den Rassen
Abg Herold stimmt dem Vorredner darin bei, daß eine Kreuzung zwichen. Warmblut und Kaltblut zu verwerfen sei und daß die mn
Abg. Kopsch meint, daß das Abgeordnetenhaus schon in diesem Jahre sicherlich die Mittel für Schulneubauten in Mattischkehmen und Jonasthal bewilligen würde, die Sparsamkeit bei Schulbauten fei um so merkwürdiger, als bei anderen Bauten diese Sparsamkeit nich
der durch die Herrn von
Oettingen hätte die Vertheilung der Remuneration nicht allein über 6 werden sollen. Der Lehrer, der geringere Leistungen aufzuweisen
tniß zwischen
der Verwaltung und den Lehrern schuld sei, sönne er ö nicht ent⸗ e
i der Frau
des Lehrers Lamprecht in Jonasthal z. B. ein Tuhrwerk zum Kirch- gang und zur Fahrt eines Kindes zur Taufe nach der Kirche verweigert
Wunsche des
Abg. Herold, daß ein Hauptgestüt für kaltblütige Zucht errichtet
Der Staat
solle lieber die Privatzucht mit ausreichenden Mitteln unterstützen. Eine gute Hengsthaltung solle durch Staatsprämien belohnt werden. Der Bauer könne sich nicht entschließen, große Mittel für ein Werk auszugeben,
icht überzeugt sei. Sobald ihm aber Mittel gegeben würden, entschließe er sich gern dazu, weil er sich sage, daß etwas daran sein müsse, wenn von anderer Seite Mittel daft hergegeben würden. Die Landgestüte seien dagegen vor der Kaltbfut—
rkt, daß die L.
Verwaltung in Bezug auf die Kaltblutzucht derselben Ansicht se
Die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben werden nach der Befürwortung der einzelnen Ansätze durch den Be— richterstatter Abg. von Arnim gleichfalls ohne erhebliche
Darauf wird die gestern abgebrochene Berathung de—
orf (kons⸗ de beim
Abg. Dr. Crüger (Frs. Volksp.): Wir stimmen für Kommissicns berathung, obwohl sie wohl sehr wenig Refultate zeitigen wird. Ich verspreche mir mehr davon, daß die Regierung ihre Produktion mog⸗
Wir baben
den höchsten Stand der Kohlennoth und der Kohlenpreise erreicht,
natũrliche
Höhe sinken. Bei der Preissteigerung haben allerdings Im⸗
Preise in mußte, es
herrsche eine Kohlennoth. Wenn Gruben und Syndikat Kohlen
zurückhielten, so ist das auf diese Klagen zurückzuführen,
denn darum
gerage wollten sie die Konjunktur ausnutzen. Ich hoffe, daß die Angst für die Allgemeinheit Jehr bald die segensreiche Wirkung haben wird, daß diejenigen, welche Kohlen zurückgehalten haben, damit
beraustreten müssen. Die Arbeitslöhne haben die hohen
Kohlenpreise
nicht verschuldet. Die Grubenbefitzer und die Großhändler kalen nur Die Konjunktur ausgenutzt. Das ist die Eigenthümlichkeit alle Produzenten und Großhändler. Diese Debatte kat bemerkenswertke
Streiflichter auf die Anffassung der FSerren von der
Rechten ge
worfen. Mit Genugthuung stelle ich fest, daß sich die Herren einmal
der Konsumenten angenommen haben. Die Interessen
der Konsu⸗
menten spielen sonst in diesem Hause keine Rolle. Ich wünsche, din der vollswirthschaftliche Grundsatz, daß alle Produlte möglichst bil
zu haben sein müßten, von den Herren auch kei anderen
Artikeln an
gewendet würde. Der Großhandel ist allerdings im Besitz se
ĩ k ö ⸗ 12 Macht mit den Konsumenten umgesprungen, wie es nicht wunschens
werth ist, aber man tann den Handel nicht für alles verantworttich machen. In der Kommission sechen wir mit großer Spannung der
Enthüllung entgegen, wie ein Großhändler einer geschlagen hat, die Produktion einzuschranken, und wie die Preise künstlich hoch geschraubt baben. Ich g die Kommission wird doch sehr wenig Material dafür an licht fördern. Der Minister nennt den Handel ein n
Grube ver⸗ die Händler laube aber, das Tages othwendiges
Uebel. Ich wünschte, daß, wenn wieder die Besteuerung der Konsum
bereine erörtert wird, er sich dieses Wortes erinnert und luß dahin geltend macht, daß den Bestrebungen nach B Fonsumpereine entgegengetreten wird. Denn wenn der
Uebel ist, muß der Minister bestrebt sein, daß die Ko
seinen Ein. elastung der Handel ein nsumvert ine
sich moöglichst ausbreiten und den Handel zurückdrängen. Die Derren von der Rechten können nicht oft genug ihre Mittel standepolitik betonen, aber hier gehen sie gegen den Kleinbandel dor. Verr von Korn will die Kohlen als unentbehrliches Produtt mög—
lichst billig haben; hoffentlich sind die Herren dafür, daß
auch andere
unentbehrliche Predufte der Nation ju möglichst billigen Pressen zur Verfügung gestellt werden. Sie bemängeln den billigeren Ver kauf der Kohlen ins Ausland, aber warum nicht dasselbe beim
Jucker. Das trifft doch für alle nationalen Produkte zu. der Ausfuhrtarife oder ihrer Aufhebung nehme ich
Zur Frage bestimmte
Stellung. Ich hoffe, der Minister wird der Kommission alles Material zur Auftläͤrung vorlegen. Deutschland ist aber auf den Gxrport angewiesen, und so wäre es bedenklich von heute auf morgen Ausfuhr⸗ tarife aufjuheben. Das würde in unsere Handels bezie hungen eingreifen
und Konsequenzen haben, die niemand übersehen kann. Zu
den Misse⸗
thätern soll auch das Syndikat gehören. FVerr von Kern sagt, die Synditate an und für sich seien segengreich, aber wehe, wenn sie
zu Ringen ausgestalten. Warum spricht er sich dann aber nicht auch gegen die schädlichen Jucketringe, Spiritusringe ꝛc. aus?
Für die Kensumenten fommt es doch
wird sich gegen den Kehlenring begeistern und
Schluß in der Zweiten Beilage.)
5 Ke auf dasselbe binaue. Wer natürlich den Nutzen aus den Spiritusringen
6 / umgekehrt.
zum Deut chen Reichs⸗A
3 23.
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
s Syndikat hat nicht klug gehandelt, es hat das Bestreben gehabt, ö hohen Preise zu erhalten. Eine Stabilität der Preise ist doch nur dann fut. wenn die Preise nicht zu hoch sind; für eine solche Stabilität danken Produzenten und Konsumenten bestens. Hat diese Stabilität schon aufgehört, um so besser. Wir können ja dem Syndikat über Lieferungen keine Vorschriften machen, aher es ist doch eigenthüm⸗ lich, wenn das Syndikat im . Augenblick die Zusage einer Kohlen⸗ ö. aus durchaus nichtigen Gründen einer Kohleneinkaufs⸗Genossen⸗ schaft gegenüber zurückgenommen hat. Das Syndikat scheint auf die Händler einen gewissen Druck auszuüben. Die e n möchte ich hier nicht in Anspruch nehmen. Die Staatsaufsicht hat sich auch auf anderen Gebieten nicht als glücklich erwiesen. Man, sollte überhaupt nicht die Macht des Staates auf wirthschaftlichem Gebiet überschätzen. Hoffentlich
hört die Kohlennoth bald der Vergangenheit an. Man hat die Regierung ersucht, die Organisation der Käufer zu begünstigen. Dieser Gedanke ist uns im allgemeinen sympathisch; denn die Srganifation der Käufer ist weiter nichts als die Genossenschaftsbildung. Aber man nee fh, hier die Bedeutung, der Organisation der Käufer. Man will hierbei ganz den Zwischenhandel ausschließen. Es würden sich dann die Produzenten auch auf den anderen Gebieten zentralisieren, und wie weit wären wir dann von sozigldemokratischen Bestrebungen entfernt? Einer Syndikatsbildung auch in Schlesien, wie sie der Minister wünscht, stehe ich mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Das könnte zu einem Grubenmonopol, führen. Die seckalischen Gruben müssen sich der allgemeinen Preisklage , Mit niedrigen Preisen kann die fiskalische Verwaltung nur vorüber⸗ gehend arbeiten. Der Handels-Minister hat versprochen, die Genossen— schaften durch Begeben von Kohlen zu unterstützen. Er deutete
alledings an, die Genossenschaften könnten hierbei versagen. Ich f nicht hoffen, daß zahlungsunfähige Genossenschaften die JIntral⸗Genossenschaftskasse in Anspruch nehmen. Von den Konsum⸗ bereinen handeln nur sehr wenige mit Kohlen, weil diese aufgestapelt erden müssen. Der gute Wille des Handels-Ministers hat fich bei der Zentralverwaltung der Grube in Zabrze nicht gezeigt. Die Ver— waltung ist dort zu schematisch und bureaukratisch; sie sosste mehr mit kaufmännischen Kräften arbeiten. Ehe sich die Genossenschaften allen Scherereien aussetzen, kaufen sie lieber wo anders etwas theurer. Der Staat muß in diesen Dingen sehr vorsichtig fein und sich mit den Genossenschaften, also den Konsumenten, in Verbindung setzen. Es ist mir bekannt geworden, daß die Verwaltung in Zabrze auf jedes Mitglied eines Konsumpereins nur 2 Zentner Kohlen gerechnet hat. Die Bekämpfung der Konsumvereine liegt nicht im allgemeinen Interesse. Die für die Nation unentbehrlichen Produkte müssen möglichst billig gehalten werden. Im klarsten Widerspruch steht damit die Erhöhung der Getreidepreise, und ich bin neugierig, wie die Herren von der Rechten diesen Widerspruch lösen werden. Das all— gemeine Wohl muß die Richtschnur für unser Handeln fein.
Minister für Handel und Gewerbe Brefeld:
Ich möchte mir gestatten, mit zwei Worten einer mißverständ⸗ lichen Auffassung entgegenzutreten, die mir in den heutigen Aus⸗ führungen des Herrn Vorredners ebenso wie bereits in den gestrigen Ausführungen des Herrn Abg. Gothein entgegengetreten ist, der Auf⸗ fassung nämlich, als hätte ich mich gestern dahin ausgesprochen, daß ich den Handel überhaupt als ein nothwendiges Uebel betrachte. Ich habe — ich kann das ganze Haus zum Zeugen anrufen, daß ich mich in dieser Fassung nicht ausgesprochen habe — von dem Handel im allgemeinen garnicht gesprochen, sondern ich habe überhaupt nur bon dem Kohlen handel gesprochen und habe auch nur von der Ver— wendung der Kohlenhändler für die Verwaltung gesprochen. Diese habe ich als ein nothwendiges Uebel für die Verwaltung bezeichnet, weil die Verwaltung in erster Linie Werth darauf legen muß, ihr Produkt direkt an die Konsumenten abzusetzen, und nur insoweit auf die Händler reflektiert, als sie nicht direkt an die Konsumenten absetzen ann. Das ging aus meiner Begründung dieser Auffassung so unzwei⸗ deutig hervor, daß es mir in der That nicht verständlich gewesen ist, wie ich in diesem Punkte so gänzlich vom Herrn Abg. Gothein habe mißverstanden werden können. Dieselbe Auffassung ist mir heute schon in öffentlichen Blättern begegnet. Ich halte mich daher für derpflichtet, hiergegen zu protestieren. Wie kann ich als Handels— Minister den Handel als nothwendiges Uebel bezeichnen? (Lachen bei den Freisinnigen Wie kann ich selbst den Kohlenhandel als ein nothwendiges Uebel betrachten? Das sst ja unmöglich; man braucht nur die Erklärung zu lesen, die ich im Reichstage über den Kohlen— handel abgegeben habe. Wenn Sie gestatten, werde ich das kurz vor⸗ lesen, und jeder wird dann sagen müssen: es ist geradezu unverständ⸗ lich, wie man mir eine völlig entgegengesetzte Auffassung unterstellen kann. Ich habe im Reichstage gesagt:
Der Handel hat die Aufgabe, dis Kunden aufzusuchen im Aus⸗ lande wie im Inlande und dafür zu sorgen, daß das Plus der Produktion untergebracht wird, daß den Abnehmern angemessene, möglichst koulante Lieferungs- und Zahlungsbedingungen geboten werden, daß sie die Sorte bekommen, die sie haben wollen, daß sie die Kohlen auf dem Verfrachtungswege beziehen, der ihnen konvenient ist. Das ist die Aufgabe des Handels, und in der Beziehung hat der Handel thatsächlich ganz erhebliche Verdienste um die Ent— wickelung unserer Kohlenproduktion. Meine Herren, hier in Berlin hatte früher die englische Kohle den Markt; die oberschlesische kam erst in zweiter Linie in Betracht. Wie ist es jetzt? Die ober— schlesische hat den Markt und die englische Kohle kommt nur in dritter und vierter Linie in Betracht.
So habe ich mich damals über das Verdienst des Kohlenhandels aus— gesprochen, und da werde ich doch gewiß jetzt nicht dazu kommen, den Jehlenhandel überhaupt als ein nothwendiges Uebel zu bezeichnen. Nur von dem Standpunkt der Gruben, die zunächst die Konsumenten zu bedienen wünschen müssen, habe ich die Verwendung der Händler als ein nothwendiges Uebel bezeichnet, und das halte ich in vollem Umfange aufrecht. (Sehr richtig! rechts.) Nun möchte ich noch ein paar Worte bezüglich der Syndikate agen. Ich meine: die Ausführungen des Herrn Vorredners selbst müßten ihn darauf hinführen, daß die Bildung des Syndikats gerade dem entspricht, was er selbst auch wünscht. Er wünscht ja auch eine nöglichst direkte Bedienung der Konsumenten. Die kann aber in viel oherem Grade geleistet werden, wenn die Grubewaltungen sich über den gemeinsamen Absatz ihrer Produktion einigen. Denn wodurch sind ie Händler der einzelnen Grube über? Dadurch, daß sie nicht bloß
Zweite Beilage nzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 26. Januar
die Sorten und Marken einer Grube zur Verfügung haben, sondern die Sorten und Marken der verschiedenen Gruben, von denen sie kaufen. Sie können jedem Besteller gerade das bieten, was er wünscht, während die Grube nur ihre eigenen Sorten bieten kann. Das ist gerade der Vorzug des Syndikats. Das Syndikat hat die Sorten und Marken der sämmtlichen Gruben zu seiner Verfügung und kann also thatsächlich die direkten Besteller viel besser bedienen als die einzelnen Gruben. Wenn also der Herr Abg. Crüger wünscht, daß die Konsumenten möglichst direkt von den Gruben bedient werden, dann müßte er auch sagen, daß die Bildung des Syndikats gerade diesem Zwecke dient.
Nun möchte ich noch eins hinzufügen, was auch für das hohe Haus von Interesse sein wird, das ich gestern anzu— führen vergessen habe. Ich hege natürlich den Wunsch, daß die Verhandlungen über das Syndikat zum Erfolge führen, aber ich weiß, daß ich doch dabei auch großem Widerstande begegne, sodaß es mir zweifelhaft ist, ob der Erfolg erreicht werden wird. Ich habe aber für den Fall, daß dieser Erfolg nicht erreicht werden sollte, des weiteren angeregt, daß man dann wenigstens eine gemeinsame Stelle gründen sollte, bei der sämmtliche Beschwerden über den Vertrieb der Kohle im Zwischenhandel entgegengenommen und untersucht werden (sehr richtig ), und darauf lege ich allerdings entschieden Gewicht. Dieses Ziel hoffe ich auch zu erreichen. In Saar— brücken sind wir allen wucherischen Vertheuerungen der Kohle nach⸗ gegangen und haben diejenigen hinausgethan, die sich so etwas haben zu schulden kommen lassen. Das wird im Ruhrgebiet auch versucht, und in Oberschlesien müssen wir es auch versuchen, und in diesem Punkte hoffe ich wenigstens zum Ziele zu gelangen. (Bravo!) Abg. von Ka rdorff sfr. kons.): Herr Crüger hat einen Wider⸗ sPruch unserer Haltung in der Kohlen- und Getreidezollfrage erblickt. Herr Abg. Crüger, sehen Sie nicht den großen Unterschied? Leb⸗ hafter Widerspruch des Abg. Crüger und links) Ja, das ist traurig, das spricht wenig für Ihre Verstandesthätigkeit. In dem einen Fall handelt es sich um die inländische Produktion, in dem anderen um den unlauteren Wettbewerb ausländischer Produkte, die unter ganz anderen Bedingungen billiger produzieren können. Getreide und. Brot sind. Gegenstände, auf die niemgnd einen Anspruch erheben kann, sie billiger zu genießen, als sie in Deutschland sFlbst Produziert werden können. Die Kohle ist heimisches nationales Produkt, das Getreide ist ein interngtionales. Mit Unrecht wird uns vorgeworfen, daß wir aggressiv gegen den Handel vor⸗ gehen. Der Standpunkt der rechten Seite ist immer der gewesen, den Mittelstand aufrecht zu erhalten, und es wird unseren Gegnern nicht gelingen, uns einen Widerspruch nachweisen zu können. (Redner läßt nunmehr die Stimme sinken, und feine, weiteren Ausführungen über den Ausfuhr— tarif. bleiben deshalb auf der Tribüne unverständlich Es wäre wünschenswerth, wwenn die Regierung auf eine Vergrößerung der fiskalischen Kohlenproduktionsreviere einwirken wollte; dann würde man auch die Genossenschaften mehr berücksichtigen können. Eine andere Frage ist die Freigebung von Kohlenrevieren, deren Abbau wegen der Quellwasserfrage noch berhindert wird. Eine andere Frage ist die anderweitige Regelung der Zulassung ausländischer Arbeiter zum Kohlenbetrieb. Von der Errichtung eines Beschwerdebureaus in Ober⸗ schlesien verspreche ich mir auch manches Gute, Dann wünschte ich, daß in Zwischenräumen von 8 bis 14 Tagen die Kohlenpreise durch die Kreishlätter bekannt gegeben würden. Dann würde jeder wissen, wie mit den Kohlenpreisen in Oberschlesien steht. Es ist auch der Erörterung werth, ob nicht die Kohlen kommissionsweise geen bestimmte Tantismen von seiten der Großhändler abzugeben wären. Denn die Hauptsünde der Preistreiberei geht nicht bon den Großhändlern, sondern von dem Zwischenhandel aus. Der Abg. von Korn hat jwar schwere Anklagen gegen den Groß⸗ handel erhoben, aber * . doch demjenigen, was ich gehört habe. Ich habe eine große Anzahl von Herren gesprochen, die von Großhändlern ihre Kohlen beziehen — ich gehöre nicht zu ihnen =, und sie haben übereinstimmend sich außerordentlich günstig
über die Reellität und große Geschäftskenntniß der Großhändler ausgesprochen. Ich bin neugierig, ob es dem Abg. von Korn ge⸗ lingen wird, seine Anklagen in der Kommission zu substantiieren, wie er es versprochen hat. Wenn man diesen Gesichtspunkt im Auge behält, so wird man, glaube ich, darauf verzichten können, ein Syndikat für Oberschlesien ins Auge zu fassen. Diese Anregung wird nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Mir ist von zuständiger Seite versichert worden, daß die Gruben sich niemals in ein solches Syndikat einschwören lassen werden. Der Fiskus hat auf die ganze 636 einen so großen Einfluß, daß die Bildung eines Syndikats nicht not wendig ist. Ich hoffe, daß die Kommission einen wirksamen Schutz gegen die Kohlenpreigsteigerung finden wird, damit wir vor der Wiederkehr von Zuständen bewahrt 5 wie wir sie erlebt haben.
Abg, von Detten (Zentr) hält es für eine Pflicht des Syndikats, den Konsumenten nicht nur billige, sondern auch brauchbare Kohlen zuzuführen. Leider geschehe dies nicht mehr. Manche Induftriellen klagten über Lieferung schlechter Kohlen, die mit nicht brennbaren Stoffen versetzt seien. Dies liege an der Ueberhastung der Kohlen— förderung, welche eine Kohlensichkung erschwere. Man . jetzt auch Reviere ab, die keine guten Kohlen liefern. Die Kommission folle auch diesen Punkt ins Auge fassen. ⸗ . ;
Abg. Vorxster (freikons.) stellt fest, daß die Großindustrie im Großen und Ganzen das Syndikat für nützlich halte. Geklagt werde meist nur von den Händlern. Vor der Bildung des Syndikats, führt der Nedner aus, waren die Verhaͤltnisse noch viel schlimmer als jetzt. Am Anfang der 70 er Jahre bemächtigte sich des Handels eine wilde Spekulation; die Preise wurden vervierfacht. Ebenso roß. war dann, der Rückschlag. Das Syndikat hat stetige ö herbeigeführt, die für die Industrie von dem größten
erthe sind. An diesen stetigen Preisen hat auch die Landwirthf aft ein Interesse; ich erinnere nur an die Kalisalze. Die höheren Preise der Kohle kid zu einer Verbesserung der Löhne verwendet worden. Im Westen ist seit Monaten eine Kohlennoth nicht mehr vorhanden; ich warne die Regierung davor, wegen vorübergehender Zuftände zur Klinke der Gesetzgebung zu greifen.
Die Debatte wird geschlossen. Persönlich bemerkt
Abg. Dr, Crüger: Der Abg. von Kardorff meinte, es läge an mir, wenn ich den Unterschied zwischen den Kohlenpreisen und den Getreideyreisen nicht begriffe, und er hat mehr unhöflich als sachlich seine Ansicht dargestellt. Ich bitte ihn, den stenographischen Bericht uns möglichst unkorrigiert zu unterbreiten.
Abg, von Kardorf: Die Insinuatien, als ob ich im Steno— gramm den Sinn entstellte und andere Worte hineinsetzte, muß ich mir entschieden verbitten. =
Abg. Dr. Crüger: Mir liegt an dem Wortlaut der Be— merkungen des Herrn von Kardorff. j
Abg. von Kardorff: Ich möchte den Abg. Crüger fragen, ob er jemals erlebt hat, daß ich, wenn gegen mich eine Anklage erhoben ist, nachher den Wortlaut entstellt hätte.
1801.
Abg. Dr. Crüger: Das sollte keine Insinuation sein, ich wollte nur einen Wunsch aussprechen.
Der Antrag wird einer Kommission von 28 Mitgliedern überwiesen. Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr. (Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung.)
Statistik und Volkswirthschaft.
Außenhandel Deutschlands im Jahre 1900.
Nach dem vom Kaiserlichen Statistischen Amt heraus egebenen Dezemberheft seiner, Monatlichen Nachweife⸗ betrugen im Jahre 1900: I Die Werthe des auswärtigen Handels:
Einfuhrwerthe, im wesentlichen nach den für 1899 fest⸗ gestellten Einheitswerthen, in 1600 S6: 53833 312 gegen 5783 628 und 3459 575 in den beiden Vorjahren, und nach Abzug des Edel⸗ metallverkehrs: 5 557 057 gegen 54835 095 und 5 86 846 in den beiden Vorjahren, daher mehr gegen 1399. 73 961 und gegen 1898: 11s 411. Erhebliche Zunahme zeigen: Abfälle, Baumwolle, Blei, Eisen, Häute, Holz, Instrumente, Maschinen, Fahrzeuge, Kupfer, Papier, Erdöl, Steine, Kohlen, Theer, Pech, Thiere, während bei Drogen, Apotheker⸗ und Farbewaaren, Flachs, Getreide, Kautschuk, Leder, Leinengarn, Leinwand, Materialwäaren, Seide, Vieh, Wolle ein zum theil starker Rückgang stattgefunden hat.
Ausfuhrwerthe, im wesentlichen nach den für 1899 festgestellten Einheitswerthen, in 1000 6: 4 555 291 gegen 368 405 und 6155 in den beiden Vorjahren und nach Abzug des Edelmetallverkehrs: 4414333 gegen 4207 049 und 3 756566 in den beiden Vorjahren, daher mehr gegen 1899: 207 284 und gegen 1898: 657 767. Die Ausfuhrwerthe haben hiernach ungleich stärker zugenommen als die Einfuhrwerthe; beide werden indessen bei der Ermittelung der Handelswerthe für das Jahr 1900, die durch eine im Februar zusammentreten de Sachverständigenkommission borgenommen wird, für 1990 voraussichtlich große Aenderungen erfahren. Stark zugenommen haben die Ausfuhrwerthe von Baumwolle und Baum- wollenwaaren. Eisen, Flachs, Getreide, Glas, Holz, Hopfen, In⸗ strumenten, Maschinen, Fahrzeugen, Kupfer, Kurzwaaren, Leinengarn, Leinwand, Kunstgegenständen, Materialwaaren, Papier, Kohlen, Thon⸗ waaren, Vieh, Jink, Zinn, während größere Ausfälle Blei, Drogen, Erden, Erze, Haare ꝛc., Kautschuk, Kleider, Leder, Seide, Wolle er⸗ fuhren.
Besonders bemerkenswerth ist die Abnahme der Einfuhrwerthe Fon Getreide und anderen Landbauerzeugnissen in den letzten zwei Jahren, bei gleichzeitiger Zunahme der Ausfuhrwerthe. ;
Ein⸗ und Ausfuhrwerthe ergeben 1969 zusammen 10,4 Milliarden Mark gegen 102 und 9,5 Milliarden Mark'in den beiden Vorjahren. 2) Die Mengen des auswärtigen Handels:
Einfuhrmengen im Jahre 1900 in Tonnen: 45 926159 gegen 44.552 288 und 42 729 839 in den beiden Vorjahren, daher mehr 1273 5871 und 3196 320. Darunter Edelmetalle: 1201 gegen 1032 und 1995. 26 von 45 Zolltarifnummern zeigen eine größere Einfuhr, worunter Kohlen mit fast der Hälfte der ganzen Einfuhrsteigerung, Holz, Erden, Erze, Eisen, Abfälle, Steine, Erdöl hervorragen, während ein erheblicher Rückgang bei Drogen, Getreide, Materialwäaren, Wolle, Baumwolle, Flachs, Leinengarn, Leinwand und Seide zu bemerken ist.
Au sfuhrmengen im Jahre 19060 in Tonnen: 32 682 468 gegen 30 403 226 und 30 094318 in den beiden Vorjahren, daher mehr 2279183 und 2588 091. Darunter Edelmetalle: 363 gegen 363 und sol in den beiden Vorjahren. 32 von 43 Zolltarifnummern brachten eine Ausfuhrzunahme, worunter hervorragen Kohlen ( 1601975), Erden, Erze, Getreide, Steine, Holz, Materialwaaren, Eisen, Drogen, Apotheker⸗ und Farbewaaren, Papier, wogegen Thonwaaren mit einer Abnahme von 37671 den größten Rückgang erfuhren. Daran reihen sich Blei und Häute und einige andere Zolltarifnummern mit zum theil ganz unerheblichen Ausfallen. Eine starke Zunahme erfuhr die Ausfuhr von Rohzucker und namentlich jene, auch von der amerikanischen Nandelsstatistik bestätigte, nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Auch die Ausfuhr von gereinigtem Jucker haf um einige hundert Tonnen zugenommen.
Literatur.
Im Hguptquartier der II. Armee 1866 unter dem Aberbefehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen. Erinnerungen von FJ. von Verdy du Vernois. Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn, Berlin. Preis geh. 6 M, geb. 7, 35 M — Db. wohl ein Theil der in dem vorliegenden Werk enthaltenen Erinne— rungen und zwar bis zur Schlacht von Königgrätz bereits in den Heften der „Deutschen Rundschau“ vom Oktober 1899 bis Januar 1900 veroffentlicht worden ist, so hat diese Neuausgabe doch eine derartige Durcharbeilung erfahren und enthält so 2 Er⸗ gänzungen, daß ihre Lektüre des Anzie henden genug darbietet, zumal ihr auch die Erlebnisse nach der⸗genannten Schlacht bis zum Ende des Feldzuges hinzugefügt sind. Diese „Erinnerungen“ gewähren einen klaren Einblick in die ruhmreiche damalige Heerführung und führen auch die einzelnen Begebenheiten des Feldzuges selbst und deren allgemeinen Zufammen—« hang dem Leser anschaulich vor Augen. Das Werk schilderkt außerdem die hervorragendsten Persönlichkeiten dieses Krieges, vor allem den un— vergeßlichen kronprinzlichen Feldherrn, den nachmaligen Kaiser Friedrich, es knüpft an die verschiedenen Vorgänge, soweit sich diefe dazu eignen, belehrende Erörterungen über Verfolgung, das Verhältniß eines ArmeeKommandos zur obersten Heeresleikung sowie andere wichtige militärische Fragen an und sorgt fur einen abwechselungs⸗ vollen und interessanten, auch dem nichtmilitärischen Leser allgemein verständlichen Inhalt. Die Beifügung eines Orientierungsplans wird freilich um so mehr vermißt, als sie dem letzterwähnten Jweck nur förderlich gewesen wäre.
Die neueste Nummer 10 XV. Jahrgangs der, Modernen Kunst“ (Verlag von Rich. Bong, Berlin, Leipzig, Stuttgart, Wien; Preis 60 „S), widmet einen großen Theil ibres Inhalts dem zweihundertjährigen preußischen Krönungs- Jubiläum. Das mit einem auf die Gedenkfeier bezüglichen, prächtig uc ,, Umschlag, versehene Heft schildert in Wort und Bild die Feste, die im Laufe der verflossenen zwei Jahrhunderte bei Gelegenheit der Krönungen preußischer Könige gefeiert worden sind. Die interessanten Bilder, deren schönstes von Adolf von Menzel ge— malt wurde, geben in geschmackvoller Anordnung eine künstlerische An⸗ schauung der verschiedenen Krönungsfeierlichkeiten. Daneben findet man Abbildungen von Medaillen zur Erinnerung an die Krönungen. Ein rue farbiges Kunstblatt veranschaulicht eine Festsitzung der Berliner Kunst-Alademie, die, wie die Akademie der Wissenschaften, aufs engste mit dem preußischen Königshause in Beziehung steht.
— In der Nummer 7, 1I. Jahrgangs, der Zeitschrift Der Burgwart?“ (Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen; Verlag von C. A. Krollmanü u. Co, Berlin W.) tritt der Archltekt Bodo Ebhardt der Behauptung eines , e. Juristen und Burgenforschers entgegen, wonach für eine Wiederherstellung der
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