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14,80 14,50 14,00 14770 15,00 13,60 12,40 12,75 13.00 14400 15.80 15.720 13. 87 13,50 13,90 13.30
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Deutscher Reichstag. 34. Sitzung vom 26. Januar 1901. 1 Uhr.
Die zweite . des Reichshaushalts⸗Etats pezial⸗Etat des Reichsamts des
Ennern, und zwar bei dem Titel „Gehalt des Staats⸗
ekretärs“, fortgesetzt.
Abg. Dr. Hie ĩ— tr bemerkt dem Abg. von Vollmar gegen⸗ iber, daß der Bebel seiner Zeit jede himmlische und irdische Autorität verworfen habe. Die Sozialdemokratie könne es allo dem
. m nicht verübeln, wenn es den Programmpunkt der Sozial⸗
dmokratie: Religion ist Priwatsacher, nicht ganz ernst nehme. Im
trum gebe es überzeugungstreue evangelische Männer; in den ihen der sozialdemokrgtischen Abgeordneten des Reichstages gebe es weder solche noch katholische, selbst nicht jüdische Männer. Der Fuldaer Hirtenbrief sei von ihm schon klargestellt worden. Fieser Brief habe durchaus keinen Sturm erregt; auch der Frzbischof von Freiburg habe sich nicht gegen die christlichen Gewerk— vereine direkt gewendet; diese hätten aber mit Recht gegen den Vor⸗ wurf protestiert, daß sie nicht auf . Boden ständen, und darüber habe sich gerade der n . gefreut. Die christlichen Ge⸗ werke ständen in wirthschaftlicher Beziehung zusammen, obgleich sie Katholiken und Cvangelische in sich vereinigten; sie übten Toleranz gegen ihre Mitglieder, nicht aus religiöser Gleichgültigkeit, sondern aus gegenseitiger Duldung. Redner polemisiert schließlich noch gegen die Ausführungen der Abgg. Hoch und Peus. Abg. Stadthagen 86363 führt dem gegenüber aus, daß das eren sich zu einer objektiven Würdigung des Standpunktes der
ozialdemokraten aufzuschwingen, gänzlich außer stande Ef Der Abg. reiherr von Heyl halte den letzteren ferner vor, daß ihr französischer rteigenosse, der Minister Millerand, keinen sozialistischen . vorschlag bis jetzt an . habe. Freiherr von Heyl wisse aber doch ganz gut, daß Millerand im französischen Ministerium nur einer sei und dem Minister⸗Kollegium seine Vorschläge nicht aufzwingen könne. err Millerand habe aber für die französischen Arbeiter thatsächlich eine enge von Erleichterungen und Zugeständnissen erreicht, auf die in . die e n ft noch immer warte. So habe er die Arbeitszeit verkürzt. Freiherr von Heyl meine weiter, in Deutschland be⸗ i das freieste Koalitionsrecht. Das sei nicht wahr, Deutschland abe nur ein kleines Stück dieses Rechtes; und der Bund der ig he! nicht minder wie der Zentralverband der deutschen Industriellen seien mit Erfolg bemüht, thatsächlich auch dieses Stückchen noch lahm zu legen. Der Abg. von Salisch habe neulich angefragt, wie es mit der Unfallversicherung derjenigen stehe, die, ohne Seeleute zu sein, beim Retten von Personen gus Seegefahr oder beim Bergen von Strandgut verunglückten. Im Seeunfallversicherungsgeseß sei seiner Jeit in 1 auf den sozialdemokratischen Antrag schon dafür vorgesorgt worden. Herr von Salisch könne also wohl nur Personen im Auge haben, bei denen es trotzdem zweifelhaft sein koͤnne, ob sie nach der erwähnten Bestimmung der Unfallfürsorge unterlägen. Die See⸗ unfallberufsgenossenschaft sei trotz der strikte entgegenstehenden Vor⸗ schrift des reformierten Unfallgesetzes dem JZentralverbande der Industriellen beigetreten; das sei ein ungesetzlicher Zustand, auf dessen Abstellung immer wieder gedrungen werden müsse. In den See⸗ berufsgenossenschaften befänden sich zum theil seit ahr hid sogenannte Ehrenvorsitzende, die gar nicht Genossen seien, gar keinen Arbeiter be⸗ schäftigten, aber doch, trotzdem sie WE hrenvorsißzende seien, Gehälter von 10 009. 20 090 M u. s. w. bezögen. Auch in diesem Punkt müßte der Staatssekretär die Beobachtung der bestehenden Gesetze sich mehr als bisher angelegen sein fen Die Schiedsgerichts⸗ vorsitzenden sollten nach der neuen Gesetzgebung vom Kaiser er⸗ nannt werden; das sei aber lange Zeit nicht geschehen, vielmehr habe der Direktor von Woedtke die Herren am 1. Oktober einfach weiter in ihren bisherigen Aemtern bestätigt, und erst in allerletzter . sei die Ernennungsordre ergangen. Für die Zwischenzeit würden sämmt⸗ liche ergangenen Urtheile und Entscheidungen schon aus diesem formellen Grunde anfechtbar sein. Sollte aber wirklich die Kabinetsordre sich auf den 1. Oktober zurückbeziehen, so würde er (Redner) für eine Auf⸗ klärung darüber sehr dankbar sein. Mit dem Abg. Franken stimme er in der Forderung der Versicherung der freiwilligen Feuerwehren durchaus überein. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen polemisiert Redner gegen den Zentralverband der Industriellen, den er eines Et ge uch; beschuldigt. ; Abg. Stöcker (b. k. F.): Die Sozialdemokratie thut immer so, als wenn sie mit dem Satz „Religion ist Privatsache“ eine un⸗ parteiische Stellung gegenüber der Religion einnehme. Vollständig müßte der Sag heißen: „Religion ist Privatsache und Irreligion arteisache. Die Religion kann ihrer ganzen Natur nach nicht rivatsache sein. Religion als Privatsache ist höchstens Religiosität, Sache des einzelnen; Religion aber ist Gemeinschaftssache. Ihr Führer (zu den Sozialdemokraten) hat Republik, Kommunismus und Atheismus auf eine Linie gestellt; er sagte, Kommunismus und Christenthum stehen einander gegenüber wie Feuer und Wasser. An dem Uebertritt evangelischer Geistlicher werden Sie keine Freude erleben. Blumhardt in Württemberg ist ein Sozial⸗ demokrat nach Ihrem Zuschnitt. Ich wünschte, er käme nach Berlin und in Ihre Fraktion; ihm würde der Boden unter seinen Füßen bald heiß werden. Herr Göhre hat bei Ihnen seine Privatreligion an den Mann bringen wollen, aber man hat ihm gesagt, er möge damit zu Hause bleiben, diese Religion könne man nicht brauchen. Mit der Religion als Privatsache können Sie nur Dumme täuschen. Es ist falsch, daß der Himmel, die Erde nichts angeht. Sogar Lohn verdienen und eine Familie erhalten, ist etwas Sitt⸗ liches. Sie verwechseln materiell mit sozial. Sozial heißt. Gesell⸗ schaft, nicht Essen und Trinken. Die Gesellschaftsfrage ist keine Magenfrage, sondern eine Herzens., Geistes- und Kulturfrage. Der Christ hat ein ideales Lebensziel, Sie haben nur materielle Interessen. Auch wir wollen Necht und Freiheit für die Arbeiter, aber nicht nur wie Sie (zu den Sozialdemokraten) vom Gesichtspunkte des krassen Egoismus. sondern von dem Standpunkt aus, daß in einem Staats⸗ wesen gleiches Licht und gleiche Luft sein muß. Die christlichen Gewerkvereine haben dasselbe Verständniß für die Koalitionsfreiheit wie Sie, und wir haben bei dem sogenannten „Zuchthausgesetz“ den rrorismus der Arbeitgeberverbände ebenso getadelt wie die Drangsalierungen der n ,, . seitens der Arbeiter. Was die Sozialdemokraten erreicht haben, ist viel zu theuer erkauft mit Im Verlust an deutschem, vaterlandischem und sittlichem Leben. Die Verhetzung weiter Kreise, die Isolierung der Arbeiter, der nackte ois mus ist durchaus kulturfeindlich und geschichtswidrig; und wenn Sie sich beklagen, daß Sie nicht genug Wohlwollen finden, so ist das Ihre Schuld. Wir wünschen, daß die Koalitionsfreiheit unbeschränkt sei, daß die Berufsvereine anerkannt und ausgestaltet werden. Die christlichen Gewerkvereine können nicht mit Ihnen zusammengehen, weil sie nicht allein irdische Zwecke verfolgen. Der englische Arbeiter⸗ ührer Sanders hat, in einem Vortrage erklart, daß er sich von r. Sezialdemokratie abgewendet habe, weil die fozialistische cbeiterherrschaft die Korruption und die Unterdrückung aller Anderen . Folge habe, den krassen Egoismus befördere und die Menschen hlecht mache. Darum habe er sich ethischen Zielen zugewendet. ehmien Sie sich ein Vorbild an ihm. Wenn erst die Sozialdemo—⸗ natie diese Bahn betritt, so wird sie auch mehr Verständniß finden und ihre Sache mehr fördern. Die Enthüllungen über die Machen— shaften des Jentralverbandes sind sehr wichtig, und ich wünschte, d. die Vertreter der Regierung den Boden objektiver staatlicher Aussicht und bloßer Informationen nie wieder verließen. ist ein Unglück, daß nach der Erklärung des Herrn Bueck . Zentralverband die Gleichberechtigung der Arbeiter nicht an⸗ serennt. Herr . sprach von der Würde des Staates und Beamten. Wenn ich aber die Nummer des „Vorwärts«“ vom md ahnt mir vergegenwärtige, so muß ich sagen: etwas Hunds— Curie und Ekelhafteres als diese Nummer habe ich nie erlebt. in n geht, nicht, daß eine politische Partei, die anerkannt sein will, . Weise die festlichen Momenfe der Nation stört und die e mit einem aus allen möglichen Ecken hervorgesuchten Schmutz
zu bewerfen sucht. Sie können sich dann nicht wundern, wenn das Wohl⸗ wollen, das beiden Seiten Soialreform gehört, sich nicht ein⸗ Ei Man hat mir den „Scheiterhaufenbrief' entgegengehalten.
dabei ein sehr gutes Gewissen. Ich hatte die Kreuzzeitung“ aufgefordert, vier Punkte, in denen ich mit dem Fürsten Bismarck aus= einander war, in scheiterhaufenheller Beleuchtung darzustellen, damit alle Welt, auch der Kaiser, wisse, was sie zu denken habe. Das ist en, , n , h. sondern das Offenste und Ehrlichste, was ein Mann nur sagen kann. Der Bebel dagegen hat den Brief des Bischofs Tucker erfunden. 96 ter Widerspruch bei den Sozial⸗ demokraten Jawohl, dieser Brief ist bis heute nicht produziert worden. An diesen Brief denken Sie, das ist viel gescheiter! Die achttägige Debatte beleuchtet klar die drohende Gefahr, daß die 3 und Freiwilligkeit der sozialen Fortschritte verdunkelt wird. ir können nicht alles vom Staat erwarten; der lebendige Eifer der sozial Ge⸗ sinnten, an dem es freilich manchmal recht sehr, sehr fehlt, muß hier mithelfen. Daß man den sozialdemokratischen Gefahren so muthlos gegenübersteht, daß gegen He, wie den des Vorwärts. vom 18. Januar, eine sträfliche Gleichgültigkeit eingerissen ist, ist sehr schlimm. Thun wir auf beiden Seiten, was wir können, um der Sozialreform in gerechtem und, wer's kann, in christlichem Geiste zum Fortgeng zu verhelfen!
Abg. Reiß haus (Soz) erwidert dem Abg. Stöcker mit Bezug auf den Tucker⸗Brief, daß der Abg. Bebel öfter auf die gleiche Be⸗ schuldigung die Antwort gegeben i. (Abg. Stöcker: . Sie mir ihn doch, wenn er da 5 Der Abg. Stöcker bezeichne ferner die Nummer des „Vorwärts“ vom 18. Januar als ganz hundsgemein und ekelhaft. Der „Vorwärts habe aber nichts weiter gethan, als historisch ganzunanfechtbare Thatsachen aus den Werken der großen Historiker wieder⸗ zugeben. Redner geht hierauf auf die Berichte der Gewerbe⸗Inspektoren aus k ein; insbesondere behauptet er, daß die Ausnutzung der Kinderarbeit und die Ausdehnung der Arbeitszeit überhaupt im sonnenbergischen Induftriebezirk immer noch alle vernünftigen Grenzen übersteige. ach einer neuerlich veröffentlichten Arbeit gebe es im Meininger Oberlande Hausindustriebetriebe, in denen bei 19 stündiger Arbeitszeit von Morgens 6 bis Abends 1 Uhr wöchentlich 5 bis 6 M verdient würden. uch die Wohnungsverhältnisse würden in dieser Arbeit als a . geschildert.
Abg. Dr. Dertel. (d. kon): Die Sozialdemokraten wollen pro , die Religion als Privatsache betrachtet wissen; ich gebe Ihnen das zu, muß Sie aber bitten, daß Sie in Ihren Blättern die feindlichen Ausfälle gegen Kirche und Christenthum und Religion überhaupt in Wegfall bringen; so lange, bis das geschieht, kann ich Herrn Stöcker und seinem Urtheile, daß Irreligiosität Partei⸗ sache sei, nicht Unrecht geben. Ich werde mich sehr freuen, wenn ich lese, daß einige der Herren in die Synagogenkasse, oder gar zu einer christlichen Kasse steuern. An Herrn Göhre wird die Sozialdemokratie sicher nicht große Freude haben; daß die christliche Gemeinschaft den Herrn Göhre hat — lassen, wie . Reißhaus sagte, ist nicht richtig. Wenn Herr Bebel den Tucker⸗Brief nicht erfunden hat, sondern bezüglich desselben so gründlich getäuscht worden ist, wie er behauptet, so hätte er seine Enkrüstung darüber auch hier gründlich zum Ausdruck bringen sollen. Nicht die angeblichen Halt die der Vorwärts“ am 18. Januar 1901 mitgetheilt hat, hat Herr Stöcker als bodenlos gemein bezeichnet, sondern die Tendenz, welche dieser Zusammenstellung zu Grunde liegt, und die wir Alle als gemein bezeichnen müssen, weil sie die dunklen Punkte heraussuchte, die große Anzahl der lichten Punkte aber verschwieg. Herr Stadthagen hat eine Anzahl Forderungen aufgestellt, die ich ö,. unterschreibe; aber er ergeht sich doch in einer maßlosen Uebertreibung, wenn er die bisherige Ärbeiterschutz⸗ und Versicherungs-⸗Gesetzgebung als ein Nichts, als etwas ganz Unbedeutendes hinstellt. Es sind Gesetze, welche die Sozialdemokraten mit uns hier angenommen haben. Herr Stadt⸗ hagen beschwert sich, daß die Sozialpolitik auf die Arbeiter nicht genügend Rücksicht nimmt. Von seiten der Arbeitgeber hören wir dieselbe Beschwerde, ein Beweis dafür, daß unsere Sozialpolitik sich doch wohl auf dem richtigen Wege befindet. Herrn Fischbeck's irrthümliche agrar⸗ politische Ausführungen sind bereits gestern vom Fürsten Bismarck zutreffend zurückgewiesen worden, auch hat erst vor wenigen Stunden, der
preußische Minister⸗Präsident im Abgeordnetenhause erhöhte Schutz⸗
zölle für die Landwirthschaft und baldige Vorlage des Zolltarifs im Reichstag zugesagt, und wir werden uns also bald über die Sache hier recht ausgiebig unterhalten können. Der Abg. Molkenbuhr hat wieder die 30 M angeführt, die die Arbeiterfamilie angeblich infolge der Getreidezölle jährlich mehr ausgeben muß. (Zuruf rechts). Im Ab⸗ eerdnetenhaus hat, wie ich höre, Herr Barth sogar 60 — 80 M ange⸗ . Ich kann dem Herrn das Bedürfniß nachfühlen, die äußerste Linke noch um eine Pferdelänge zu übertrumpfen. Die Mehrausgabe der 30 ½ würde doch nur möglich sein, wenn der Getreidepreis um den Zollbetrag gesteigert würde, und in dem Brotpreis auch der Getreidepreis vollkommen zum Ausdruck käme. Beides ist nicht der Fall. Die Getreidezölle werden nur zum theil vom Inlande, zum großen Theil aber von den ausländischen Exporteuren getragen. Der Brotpreis ist niemals dem Getreidepreis parallel. Wenn die Familie des Arbeiters um 30 bis 60 oder 80 . sahrlich durch die Zölle geschãdigt worden wäre, dann müßte der Getreidevreis um diesen Betrag höher gewesen sein als vor der Einführung der Zölle. Aber der Weizenpreis be⸗ trug in dem Jahrfünft vor Einführung der Getreidezölle durch⸗ schnittlich 263 1 pro Tonne, 1896 161 M, 1897 163 M, 1898 181 6, und in den letzten beiden Jahren sind die Preise noch viel tiefer gesunken. Der Roggen kostete in dem letzten Jahrfünft vor Einführung des JZolles durchschnittlich 171 , in den letzten füns Jahren 130 9 Der Beweis, daß eine Arbeiterfamilie durch den Ge⸗ treidezoll jährlich 30 —80 ½ mehr ausgegeben hat, ist nicht geführt worden, kann nicht geführt werden. Ich habe namens meiner Freunde drei Erklärungen abzugeben. Viele meiner Freunde billigen den Grundge⸗ danken der Resolution Münch Ferber vollkommen, möchten aber die Worte „Zentralstelle in Fragen der Landwirthschaft“ gestrichen sehen. Ich stehe nicht auf dem Standpunkt des Abg. Gamp, der da meinte, es solle hier die Landwirthschaft als Vorspann benutzt werden; er hat das wohl auch nicht so böͤse gemeint. Die Landwirthschaft hat aber deshalb Bedenken, weil sie bereits genügende Stellen hat, durch die sie über die Erportverhältnisse unterrichtet wird, z. B. die Deutsche Landwirthschaftsgesellschaft und die Sachverständigen bei den ver⸗ schiedenen Botschaften. Weil wir aber das Ver f z von Industrie und Handel an einer solchen Jentralstelle anerkennen, so sind wir gern bereit, auf den Boden der Resolution zu treten. Ferner möchte ich meinen Fraktionskollegen von Salisch gegen einen unberechtigten Angriff des Abg. Stadthagen in Schutz nehmen. Er hat ihm vorgeworfen, daß seine Anregung wegen der Unfallversiche⸗ rung unnöthig gewesen sei, da jetzt schon durch das Seeunfallgesetz auch diejenigen gegen Unfall versichert seien, welche beim Retten und Bergen verunglückt seien, ohne Seeleute zu sein. Diese hat Herr von Salisch nicht allein gemeint; er hat exemplifiziert auf die freiwillige Feuer ⸗ wehr und auf diejenigen, die in der Landwirthschaft mit Jeilnngs arbeiten beschäftigt sind. Aber auch die Seeleute werden nicht in allen Fällen durch das Unfallversicherungsgesetz gedeckt. Die Sozialdemokraten sollten uns für unsere Anregung also eigentlich dankbar sein. Der Abg. Sachse bat mich in nicht recht schönem Tone attackiert und haranguiert. Ich hatte hier und in der Presse ange— führt, daß der Konsumverein, der von Sozialdemokraten geleitet wird und meist aus Sozialdemokraten besteht, in der Umgegend Dresdens trotz einer Jahresdividende von 800 000 66 ein Durchschnittsgehalt, wenn man die Gehälter der männlichen und weiblichen Angestellten zusammenfaßt, von 930 M bezahlt. Herr Sachse hat gemeint, wenn die Tageszeitung“ einen Anspruch auf ein anständiges Blatt machen wollte, müsse de eine Richtigstellung bringen. Worin besteht nun diese Richtigstellung? Es heißt darin: Wenn man diese Summen zusammenzieht und sie durch die . der Personen theilt, dann sind allerdings die Zahlen des Herrn Oertel richtig. Nun fasse ich mich an den Kopf, träume ich, oder ist mir meine Legik in die Brüche gegangen? Herr Sachse giebt doch zu, was ich selbst ge— sagt habe; trotzdem spricht er bedingter Weise dem von mir geleiteten
b das gelingen wird nach den Erfahrungen der letzten Zeit in Leipzig und anderwärts, ist mir zweifelhaft. Ich gehe nicht so weit, wie einer der Genossen, der auf dem Lagerhalter⸗Tage sagte: „Wenn die Arbeiterkonsumvereine keine besseren Löhne zahlen können, dann mögen sie zum Teufel gehen.“ Ich möchte das feiner ausdrücken: enn sich nur durch Lohndrückerei solche Konsum⸗ vereine halten, dann haben sie ihre Egxistenzberechtigung voll⸗ ständig verwirkt, mögen es nun Beamten⸗, Offiziervereine oder Arbeiterkonsumvereine sein. Ich würde auch diesen nicht einmal den Bruchtheil einer Thräne nachweinen. Auf den zweiten Bueck-Brief gehe ich nicht weiter ein. Ich habe für den Zentralverband manches Übrig, aber ich wünsche, daß Herr Bueck nicht mehr oft in die Lage kommt, vertrauliche oder nichtvertrauliche Briefe zu veröffentlichen. Damit ist die Frage erledigt. Ob Regierung oder Hauptregierung, wie Herr Stadthagen meinte, das sind alles Hirngespinnste und Phantasieschemen, die man nicht ernsthaft fassen kann. Herr Stöcker hat mit Recht darauf hingewiesen, daß die Koalitionsfreiheit keine größeren und gefährlicheren Gegner habe als in den Herren von der Sozialdemokratie. Ich persönlich will die Koalitionsfreiheit, so⸗ weit sie jetzt besteht, erhalten. Viele meiner Freunde stimmen mir gewiß gern darin zu, sie meinen aber, daß die Ausdehnung der Koalitionsfreiheit in alle Wege erst dann moglich werde, wenn da⸗ gegen etwas gethan wird, daß diese Koalitionsfreiheit nicht zur Koalitionsfrechheit, zum Terrorismus, und nicht benutzt werde, die Ziele einer Partei zu fördern, die außer⸗ halb der Verfassung steht. Wenn die Partei darauf ver⸗ zichtet, die Koalitionsfreiheit ihren Sonderinteressen dienst⸗ bar zu machen, dann werden viele meiner Freunde gegen eine langsame, maßvolle Ausdehnung der Koalitionsfreiheit nichts einzuwenden . Die „Germania“ brachte heute einen eklatanten Fall von sozialdemo⸗ kratischem Terrorismus, wonach ein Mitglied eines christlichen Arbeiter⸗ vereins aus seiner Arbeit gedrängt wurde. Wenn dagegen nicht Front emacht wird, dann ist die ganze Koalitionsfreiheit eine Farce, sie ine den Zwang und treibt zum Hunger. Ich möchte die Herren vom Zentrum ernstlich bitten, sich die Frage vorzulegen, ob sie nicht die christlichen Arbeitervereine gegen diesen Terrorismus mehr schützen können als bisher. Ich würde es schmerzlichst empfinden, wenn diese Arbeiter dem Zentrum untreu würden. Die Endziele der Sozialdemokratie sind mit der monarchischen Grundlage unseres Staatswesens unvereinbar. Wenn die Herren Anspruch auf Gleich⸗ berechtigung machen, so müssen sie sich auf den Boden der Verfassung stellen. Solange sie sich außerhalb der Verfassung stellen, müssen sie sich gefallen lassen, daß sie als außerhalb der Verfassung stehend behandelt werden. Wenn gestern einer dieser Herren hier mit der Reichsverfassung in der Hand deduzierte, daß die Bestrebungen der Sozialdemokratie mit dem Wortlaut der Reichsverfassung sich im Einklang befänden, so kann ich nur wünschen, daß der Staatssekretär und sein Vorgesetzter die nöthigen Konsequenzen daraus ziehen, wenn es nothwendig sein sollte.
Abg. Dr. von Siemens (fr. Vgg): Der Abg. Gamp hat gestern Beschwerde darüber geführt, daß an der Berliner Börse ver⸗ schiedene ausländische Anleihen von der Zulassungsstelle zugelassen worden seien, die nach dem Börsengesetz nicht hätten zugelassen werden dürfen. Da diese Diskussion zugelassen worden ist, und Niemand hier im Hause die Zulassungsstelle vertheidigt, so möge mir gestattet sein, dies zu thun. Im allgemeinen hat die Börse den ausländischen Anleihen gegenüber große Zurückhaltung beobachtet. Von den 237 Millionen russischer Anleihen ist nicht ein Stück in Berlin aufgelegt worden, sondern die Rente ist lediglich marktgängig gemacht worden. 463 Millionen 5ö/ Mexikaner waren lediglich eine Konvertierungs— aktion. 53 Millionen Southern Pacifie und 127 Millionen Illinois haben für Berlin keine wirkliche Bedeutung erlangt. Alle diese Summen müssen abgezogen werden von der Zahl der ausländischen Emissionen. Wenn der Abg. Gamp meinte, daß durch das Angebot dieser fremden Anleihen das allgemeine deutsche Interesse geschädigt worden sei, so ist das unrichtig. Warum sollen Leute, die Geld haben und es vielleicht für Teppiche, Champagner und Havanna— zigarren ausgeben, nicht erfahren, wo sie ihr Geld anlegen können? Die Festigkeit der Börse hat durch diese Angriffe etwas ver loren, und ich möchte hier den Wunsch aussprechen, daß sie diese Festigkeit wiedererlange. Was Sie hier verlangen, ist ein großer Rückschritt. Die Herren sprechen immer von den nationalen Rück— sichten. In demselben Augenblicke, wo wir von Weltpolitik sprechen, sollte doch nicht eine Richtung, welche die nationale Geldpolitik aus Posemuckel vertritt, sich ö. und noch dazu in der Reichs partei, die doch die Weltpolitik billigt. Die gestrige Rede des Fürsten Bismarck und die heutige Debatte im Abgeordnetenhause standen in einem gewissen Zusammenhang. Fürst Bismarck meint, das Ausland trage den Zoll, die Zölle hätten dem Grundbesitz wenig genützt, und gerade der Bauernstand habe das größte Interesse an hohen Getreidezöllen. Die Behauptung, das Ausland trage den Zoll, hat Fürst Otto von Bismarck aufgestellt. So parador sie war, hat sie Anhänger ge⸗ funden, selbst in der Wissenschaft. Aber in den letzten 20 Jahren ist die Nation in ihrer Beurtheilung etwas kühler geworden; Wissenschaft und Praris sind dahin gekommen, zu erkennen, daß derjenige den höheren Preis bezahlt, der die Sache nöthiger braucht. Von dem Ackerland, welches Deutschland hat, wird nicht viel mehr, als schon jetzt geschieht, für den Getreidebau verwendet werden können. Wir haben ja auch ständig Getreide eingeführt, und zwar in steigendem Maße nach dem Anwachsen unserer Bevölkerung. Wir müssen uns also sagen, daß wir dauernd in der Lage sein werden, weniger Getreide zu produzieren, als wir brauchen. Die Getreideproduktion läßt sich wobl in arith— metischer Progression vermehren, die Bevölkerung aber wächst in geometrischer Progression. Deshalb handelt es sich hier nicht um eine nationale, sondern um eine internationale Frage; wir werden eben stets einführen und den Zoll zahlen müssen. Die Preise für verzollten und unverzollten Roggen lassen sich ganz klar er kennen; ich begreife also garnicht, wie man den Muth haben kann, das zu bestreiten. Auch auf das Buch von Conrad möchte ich die Herren hinweisen. In verschiedenen Jabren ist der Getreidepreis verschieden, aber der Joll tritt unweigerlich dem Preis des eingeführten Getreides hinzu. In unseren Handelsverträgen wird also darauf Rücksicht zu nehmen sein, daß wir im wesentlichen den Getreidezoll zu bezahlen haben. Der Schutz, welchen der Zoll
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