1901 / 25 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 29 Jan 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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sei überhaupt nicht so einfach zu beurtheilen. Das Mehl, das z. B. in Berlin gebraucht werde, werde gemischt, und durch diese . entständen ganz andere Preisverhältnisse. Jedenfalls seien die Mehl- yreise 6 gestiegen, als es nach den Getreidepreisen berechtigt ewesen sei.

Präsident von Kr öcher bezeichnet die Aeußerung frivole Ver⸗ höhnung“ zwar nicht als direkt beleidigend, aber immerhin als einen so scharfen Ausdruck, daß er ihn nicht im Hause hören möchte.

ne Minister für Landwirthschaft 2c. Freiherr von Hamm er— ein:

Meine Herren! Daß wie im Vorjahre, so auch in diesem Jahre fast sämmtliche Etatsredner den Wunsch ausgesprochen haben, es möchten die landwirthschaftlichen Dispositionsfonds erhöht werden, kann die landwirthschaftliche Verwaltung ihrerseits nur dankbar be—⸗ grüßen. Ich halte mich aber doch für verpflichtet, darauf hinzuweisen, daß seit dem Jahre 1890 bis 1900 die Dispositionsfonds der land⸗ wirthschaftlichen Verwaltung durch die Willfährigkeit des Herrn Finanz⸗Ministers von 1375 000 M im Jahre 1890 sich gesteigert haben auf 3 424 000 M im Jahre 1900, und daß in diesem Jahre eine Steigerung um 391 000 M eingetreten ist. Nichtsdestoweniger erkenne ich an, daß auch noch größere Beträge, namentlich in den östlichen Landestheilen und besonders bei den Viehzuchtsfonds auch in den Viehzuchtprovinzen eine wirthschaftliche und nützliche Verwendung finden könnten. Soweit es die Verhältnisse gestatten, werde ich dem Wunsch des hohen Hauses Rechnung tragen und dahin streben, daß auch für die künftigen Jahre eine weitere allmähliche Erhöhung der Fonds eintritt. (Bravo! rechts.)

Bezüglich einzelner besonderer Punkte, die von den Herren Vor⸗ rednern besprochen sind, werden die Herren Regierungs⸗Kommissare

Auskunft ertheilen.

Geheimer Regierungsrath Hr. Mueller erklärt, daß gesetzgeberische Maßnahmen gegen die Verfälschung der Dung- und Futtermittel im Gange seien. .

Abg. Dr. Becker rn verlangt höhere Aufwendungen des Staates für die landwirthschaftlichen Schulen, für die Flußkorrektionen und für die Förderung der Viehzucht. Die Noth der Landwirthschaft könne man garnicht oft genug betonen. Der Reichskanzler habe in seiner ersten Rede im Hause über die Kanalvorlage auf den Aus— tausch der Güter vom Osten nach dem Westen Werth ge⸗ legt. Dabei hätten die Landwirthe im Westen die Rück— sicht auf die westliche Landwirthschaft vermißt. Habe denn die westliche Landwirthschaft gar keine Bedeutung mehr? Die Hauptsache sei, wie der Ausdruck „ausreichender Schutz der Landwirthschaft“ interpretiert werde. Wie stehe es mit der Weingesetz⸗ gebung? In den Weinbaugegenden herrsche Beunruhigung darüber, daß noch keine Gesetzesvorlage über die Weinfrage dem Reichstage vorgelegt sei. Am Rhein, an der Saar lägen Hunderte von Fudern Rothwein, die absolut unverkäuflich seien, da vom Auslande schlechte, verschnittene Weine zu billigen Preisen kämen. Der sogenannte analysenfeste Wein werde zu 60 pro Flasche verkauft. Die preußische Regierung möge die Reichsregierung über die Lage unseres Weinbaues aufklären, damit das Weingesetz möglichst schleunig dem Reichstage vorgelegt werde.

Abg. Freiherr von Erffa (kons. ): Die künstlichen Süßstoffe machen der Zuckerindustrie immer größere Konkurrenz. Das auf sie bezügliche Reichsgesetz ist ein reiner Schlag ins Wasser ge⸗ wesen. Der Landwirthschafts⸗Minister hat im vorigen Jahre zugesagt, auf Maßnahmen hiergegen bei der Reichsregierung hinzuwirken. Ich erkenne . guten Willen an, bisher ist aber das Saccharingesetz dem Reichstage noch nicht vorgelegt worden. Hoffentlich kommt es noch in dieser Session. Das Saccharin hat eine Süßkraft, welche dem 50achen derjenigen des Zuckers gleichkommt. Man kann daraus entnehmen, wie sehr es den Zucker verdrängt. Das wird in einem Maße der Fall sein, daß die Reichskasse an Verbrauchsabgaben eine Einbuße von 10— 15 Millionen Mark jahrlich erleidet, und dazu kommt noch, daß der im Inlande nicht verbrauchte Zucker exportiert werden und für ihn die Export⸗ prämie bezahlt werden muß. Danach muß die Steuer für die künstlichen Süßstoffe bemessen werden, und, zwar unter Zugrunde⸗ legung der Süßkraft. Die Steuer allein genügt aber nicht, denn jeder Apotheker kann Saccharin herstellen. ie Steuer allein würde auch unwirksam werden dadurch, daß aus der Schweiz und Frankreich Saccharin importiert wird. In einem Brief von 250 g Gewicht laßt sich so viel Saccharin verschicken, wie 24 Zentnern Zucker entspricht. Deshalb muß der Verkehr mit künstlichen Süß—⸗ stoffen überhaupt beschränkt werden. Thatsächlich sind die künstlichen Süßstoffe nur Arzneimittel und müssen als solche behandelt werden. Die Ueberweisung in die Apotheke würde dem Hausgebrauch die ge⸗ nügenden Schranken ziehen und die Fabrikation in richtigem Maße einschranken. Professor Sorhlet und Andere haben festgestellt, daß die künstlichen Süßstoffe nicht den geringsten Nährwerth haben und nur in die Apotheke gehören (der Redner verliest eine ganze Reihe von Gutachten). Es ist zu verwundern, daß die Gesetzgebung aus hygienischen Gründen sich noch nicht mit den Süßstoffen befaßt hat. Die Brauereien schicken den Bierwirthen Saccharin mit, damit diese, wenn das Bier einen kleinen Stich hat, also etwas verdorben ist, es damit verbessern. Ein solches Bier dürfte überhaupt nicht verschänkt werden. Es müßte eine fortgesetzte Untersuchung der Nahrungs⸗ mittel stattfinden, anstatt daß nur gelegentlich einmal revidiert wird. Nur der Rezepturzwang kann uns belfen, die künstlichen Süß⸗ stoffe zu bekämpfen. Die Fabrikation der künstlichen Süßstoffe ist bisher vollkommen steuerfrei erfolgt; die Fabrikanten haben hohen Verdienst daraus. Das Saccharin ist chemisch, wenn auch nicht gerade gesundheitsschadlich, so doch zweifelhaft. Den kleinen Mann, mit dem von der linken Seite immer Unfug getrieben wird, kann man hier nicht ins Feld führen. Ich boffe in dieser Frage auch auf die Unter⸗ stützung der linken Seite des Hauses.

Vize⸗Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:

Meine Herren! Der Herr Vorredner fragt, wie es mit der Saccharingesetzgebung steht, ob Aussicht vorhanden ist, daß das Gesetz noch in der gegenwärtigen Session des Reichstages zur Verhandlung kommt, und möchte jedenfalls auch gern wissen, auf welcher Grund⸗ lage der Entwurf aufgebaut sein wird. Meine Herren, ich kann darauf erwidern, daß nicht bloß die preußischen Ressorts, sondern auch die Reichs⸗Ressorts von der Nothwendigkeit überzeugt sind, ein Saccharingesetz zu erlassen (Bravo! rechts); zweitens, daß die Ver⸗ handlungen, die darüber zwischen den Reichs und preußischen Ressorts schweben, unmittelbar vor dem Abschluß stehen, und daß es daher ich kann das von bier aus ja nicht mit Bestimmtheit behaupten, weil es eine Reichsangelegenbeit ist nach meiner Ueberzeugung im höchsten Grade wahrscheinlich, vielleicht sicher ist, daß ein solches Gesetz noch in dieser Session dem Reichstage vorgelegt wird. Bravo! rechts.)

Was den Inbalt betrifft, so möchte ich auf Details einer noch schwebenden Frage hier nicht genauer eingehen. Ich kann nur sagen, daß man im Ganzen unter den betheiligten Ressorts darüber überein stimmt, daß nicht bloß eine dem Süßgebalt etwa entsprechende Be⸗ steuerung des Saccharins gegenüber dem Zucker stattfinden muß sondern daß auch weitergebende Repressivmaßregeln zu treffen sind.

Welche das sind, darüber sind vielleicht noch nicht alle Ansichten voll⸗

ständig geklärt ich kann daber um so weniger auf Details eingehen

so gar weit mögen sie sich indessen nicht entfernen von den Auf⸗ fassungen, die uns soeben vorgetragen sind. Also ich glaube, es wird in dieser Beziehung den allgemeinen Wünschen doch wohl genügend Rechnung getragen werden. (Bravo! rechts.)

Abg. Wam hoff (ul.) befürwortet eine erhebliche Vermehrung der für die Förderung des Molkereiwesens im Etat ausgeworfenen Summe. Im vorigen Jahre habe sich die ,,, ein⸗ stimmig für eine Vermehrung dieses Postens ausgesprochen. Die für die ö von Thierkrankheiten ausgeworfenen 80 900 seien 3 nicht ausreichend. Die nationalliberale Partei erkenne die Nothlage der Landwirthschaft an und wolle Wandel darin geschaffen wissen; aber sie wünsche in der Zollfrage, daß eine Mittellinie ge⸗ funden werde, auf der man sich verständigen könne.

Vize⸗Präsident des Staats⸗-Ministeriums, Finanz⸗Minister Dr. von Miquel:

Der Herr Vorredner hat sich darüber beklagt, daß der Schutz an der Grenze gegen die Einschmuggelung von holländischem Vieh, namentlich vielleicht von verseuchtem Vieh, nicht genügend sei. Dieser Frage sind wir in der Zollverwaltung stetig nachgegangen. Wir haben alle Maßregeln ergriffen, die vernünftigerweise hier ergriffen werden können, und werden auch dabei fortfahren nach den Erfahrungen, die wir da machen. Aber eine große Schwierigkeit liegt in der Natur der ganz offenen Grenzen und in der schwachen Bevölkerung an der Grenze; beides erleichtert das Schmuggeln, noch mehr aber die Unter⸗ stützung, die ein Theil auch der landwirthschaftlichen Bevölkerung diesem Schmuggel gewährt. Dann ist es sehr schwer, den Schmuggel allein durch genügende Besetzung der Grenzen und durch genaues Auf⸗ merken auf alle Vorgänge zu bekämpfen, wenn die Bevölkerung zum theil selber gern das holländische Vieh hat, weil es einmal billiger ist, und zweitens, weil es auch häufig in der Qualität der diesseits der Grenze vorhandenen Rasse üherlegen ist. Diese Bemerkung ist nicht bloß im Regierungsbezirk Osnabrück, sondern auch beispielsweise in der Rheinprovinz gemacht worden, und das, wie gesagt, erschwert es einigermaßen, das Ziel vollständig zu erreichen. Aber die Ueber⸗ zeugung ist bei der Zollverwaltung doch trotzdem allgemein, daß der Schmuggel in den letzten Jahren sehr erheblich abgenommen hat und daß wir in dieser Beziehung sehr erheblich weiter gekommen sind; wir

werden weiter bemüht bleiben, in dieser Beziehung das Ziel vollständig

zu erreichen.

Meine Herren, ich höre eben durch den Herrn Vorredner, daß Herr von Wangenheim gesagt hat, ich hätte ihm erklärt, der Land—⸗ wirthschafts⸗Minister fordere zu wenig. (Heiterkeit) So allgemein habe ich das gewiß nicht gesagt (Heiterkeit); ich glaube auch nicht, daß man mir das zutrauen wird. (Heiterkeit Es ist nicht meine erste Aufgabe, meine Herren, wenigstens nur ganz ausnahmsweise, obwohl das auch schon vorgekommen ist (Heiterkeit), andere Ressorts aufzufordern, vom Finanz⸗Minister mehr zu verlangen, als sie selbst für nöthig, gehalten haben. Das würde eine sonder⸗ bare Stellung des Finanz-Ministers sein, obwohl ich glaube, einer derjenigen Finanz⸗Minister in Preußen zu sein,

welcher nicht bloß negativ und kritisch verfährt, sondern der, wo er

selbst eine Steigerung der Ausgaben für zweckentsprechend und noth' wendig hält, sich auch nicht scheut, das seinen Kollegen mitzutheilen. Das habe ich in den allerverschiedensten Fällen gethan; aber generell zu sagen, daß mein verehrter Kollege zu wenig fordere, ist mir gar⸗ nicht eingefallen. Das muß ein Irrthum sein. Meine Herren, aller⸗ dings haben wir diesmal, was die Erhöhungen verschiedener Positionen betrifft, die im landwirthschaftlichen Etat stecken, die vollen Beträge bewilligt, die der Landwirthschafts⸗Minister gefordert hat, weil auch wir überzeugt waren, daß sie zweckentsprechend sind und die Finanz⸗ lage es gestattete. Diese Positionen, die namentlich für Landes⸗ meliorationen aller Art gefordert werden, zu schnelQl und in zu hoher Höhe zu geben, ist aber oft eine Gefahr in der Sache selbst; die größte Gefahr dabei ist die, daß das Geld vergeudet wird. Man kann oft nur gewisse Summen für gewisse Zwecke allmählich verwenden, in⸗ dem man sie konsequent steigert nach den Früchten, die sie getragen haben, und nach diesem Prinzip ist nicht nur in diesem Etat verfahren worden, sondern in den ganzen Jahren, wo ich Minister bin. Wir haben in der Zeit den landwirtbschaftlichen Etat um mehr als 100 09 erhöht. Jahraus, jahrein sind wir fortgeschritten, und gerade diese konsequente, allmähliche Steigerung der Hilfen, die der Staat giebt, wo man dann sicher ist, daß sie auf den richtigen Boden kommen, daß die richtigen Organisationen für eine vernünftige und zweckmäßige Verwendung im Lande vorhanden sind, gerade die ist nach meiner Me nung die wirksamste. Wir sind schon jetzt in dieser Beziehung, wenn man nach Land und Leuten rechnet, weiter wie fast alle Staaten auf dem Kontinente, auch wie die Staaten, die uns früher voraus waren, wie Süddeutschland; aber ich bin allerdings der Meinung, daß gerade auf diesem Gebiete, wo es sich darum handelt, die Pro⸗ duktion und die Einnahmen, die Wohlhabenheit der Bevölkerung unmittelbar mit diesen staatlichen Beihilfen zu verstärken und zu ver⸗ mehren, man auch vom rein finanziellen Standpunkt viel eher als auf vielen anderen Gebieten, die durchaus unproduktiver Art sind und keine Rente bringen, den Geldbeutel etwas weiter aufthun kann wie auf ander n Gebieten; denn das sind alles Ausgaben, die direlt die allgemeine Wohlhabenheit der Bevölkerung fördern, für den Fall, daß diese Ausgaben an sich zweckmäßig verwendet werden, und die zweckmäßige Verwendung bängt, wie gesagt, sehr vielfach von ihrer konsequenten, aber allmählichen Verwendung ab. Meine Herren, wir haben in dieser Beziehung von seiten der Finanzverwaltung das Unsrige gethan. Ich bin allerdings der Meinung, daß man da mit der fortschreitenden Verfeinerung und Intensität der Landwirthschaft noch lange Jahre mit gutem Erfolge und mit voller Berechtigung wird fortfahren können. Namentlich ist es ja klar, daß die Ausbildung der Landwirthe eine immer höhere werden muß, und zwar nicht bloß auf der Unterstufe bei den kleineren Bauern, sondern auch in den höheren Klassen der Großgrundbesitzer muß heute ein ganz anderer Unterricht stattfinden. Einen Großgrundbesitz zu führen, ist heute eine der schwersten Aufgaben, die es nach meiner Meinung überhaupt giebt. (Sehr richtig! rechts) Es wird nach meiner Ueberzeugung nicht immer in Zukunft genügen, daß man. auf dem Lande geboren, einigermaßen mit der Landwirthschaft bekannt ist, dann Offizier wird und dann ohne weitere Ausbildung direkt die Verwaltung eines großen Gutes übernimmt. Ein wirkliches Studium der landwirthschaftlichen Disziplin ist nach meiner Meinung auch für den Großgrundbesitz immer nöthiger geworden. (Sehr richtig! rechts.)

Was den kleineren Grundbesitz betrifft, so soll man sich da nach meinen Erfahrungen ich habe gerade aus dem DOsnabrückschen die allerklarsten Erfahrungen sehr büten, auß dem Bauernsohn

einen gelehrten Mann machen zu wollen (sehr richtig), der Bauer soll das praktisch Nützliche und Nothwendige, wa in der Verwaltung seines Hofes in seinem Berufe gut ist, tichtn lernen, aber man soll ihn nicht mit Französisch, Englisch und dielen gelehrten Studien plagen; das halte ich für geradezu schädlich. ( Sehr richtig) Ebenso halte ich für geradezu schädlich das Streben 3 3 nach dem Einjährigen Dienste; zumal, da wir jetzt den zweijährigen gesetzlich haben, kann jenes Streben in vielen Beziehungen für den kleinen und mittleren Grundbesitzer schwere Nachtheile herbeiführen. (Sehr richtig) Der ganze Geist, der dadurch in die jungen Leute kommt, die nachher den Hof verwalten sollen, steht mit der Auf. wendbarkeit der Mittel vielfach gar nicht für ihn im Einklang. Man muß in dieser Beziehung auch, wie in allen Dingen der Welt Grenzen setzen; das Streben nach Bildung, bloß allgemeiner Bildun ist häufig weniger nützlich als ein begrenztes, aber gründliches Wis für den einmal gegebenen Lebensberuf. (Sehr richtig!)

Abg. Wintermeyer (fr. Volksp.) wahrt sich den Angriffen von rechts gegenüber sein Recht zur Kritik, stellt aber fest, daß er nicht die Thatigkeit der Landwirthschaftskammer in Wiesbaden im allgemeinen

emißbilligt habe. Die Landwirthschafts kammer solle hauptsaächlic fin den kleinen Besitz sorgen. In Hhessen Nassau mache der Best unter 10 ha S0 oo des gesammten Areals aus, und für diesen sa nicht genügend gesorgt. Wie andere Gewerbe auf die Landwirth= schaft, so sei die Landwirthschaft auf andere Gewerbe angewiesen. Er verlange, daß nicht das eines Standes, sondern das Interesse der Allgemeinheit bei den Zollverbandlungen gewahr werde.

Abg. Mooren Gentr.) beschwert sich darüber, daß Melio— rationen im Düsseldorfer Bezirk durch die General⸗Kommission Jahre lang verzögert worden seien, sowie darüber, daß die Maßregeln zur Bekämpfung der Viehseuchen nicht gleichmäßig durchgeführt würden. Die Bekanntmachungen, daß Maul- und Klauenseuche ausgebrochen sei, kämen kaum über den Ort hinaus. Der vorliegende Etat komme den landwirthschaftlichen Wünschen so koulant entgenen, wie kaum einer zuvor, aber für die Eifel müsse noch mehr geschehen. Bei der Nothlage der Landwirthschaft spiele die soziale Entwickelung auch eine Rolle. Die Liebe zum Landbau sei in weiten Kreisen geschwunden. Der drakonische Schulzwang bis zum 14. Jahre werde von den Bauern als ein großes Uebel empfunden. Man habe immer und immer das Schulpensum gesteigert; da sei es schließlich kein Wunder, daß, wenn man auf das Land komme, niemand da sei der einem die Stiefel putzen wolle. (Zuruf links: „Das kann man ja selber machen!! Es sei in Gottes Ordnung vor— geschrieben, daß hienieden auf Erden in der Gesellschaft Unterschiede sein sollten. Es sei gut, daß die nationalliberale Partei zur Erkenntnij gekommen sei, daß der Landwirthschaft geholfen werden müsse, sonst könnte sie auch in der Versenkung verschwinden.

Ein Regierungskommissar giebt nähere Auskunft darüber, was die Regierung in einer speziellen Hh lol d ache in der Eifel gethan habe.

Abg. Ehlers (fr. Vgg.): Meine politischen Freunde werden sämmtliche Positionen in diesem Etat, auch das Gehalt des Ministers bewilligen. Ich begrüße die gesteigerten Ausgaben dieses Etats mit Freude. Wenn der Landwirthschafts⸗Minister und der Finanz⸗Minister sich darüber geeinigt haben werden, was fär

as Wohl der Landwirthschaft nothwendig sein wird, sind wir

geneigt, noch mehr zu geben. Wir wollen auch einen neuen Reit, stall in Trakehnen bewilligen. Daraus ersehen Sie, daß wir keine Feinde der Landwirthschaft sind. Das wird uns aber in den Auger der Herren von der Rechten nichts nützen. Davon werden wir nicht abgehen, daß zur Hebung und zum Schutz der Landwirthschaft eis Erhöhung der Getreidezölle nicht nothwendig ist. Ich will dars nicht eingehen, daß gesagt worden ist, wir verständen davon nichts ou handelten böswillig. Herr von Zedlitz hat uns auch am Sonnaben einen Tiefstand an nationaler Gesinnung vorgeworfen. Ich habe, nm der Praäsident, davon nichts gehört, da wir solche Angriffe gewöhn sind. Herr von Heydebrand bat am Sonnabend einen großen Sien erfochten. Umsomehr habe ich mich gewundert über einen Artikel in der ‚Kreuzzeitung' vom Sonntag, welcher die deutsche Handelspoliti in größter Besorgniß bespricht und sich dahin äußert, daß Berlin be solcher Politik in zwei Jahrzehnten wieder zum Fischerdorf und Ham— burg ebenso auf die Grenzen eines bescheidenen Dorfes herabsinken würde. Unsere Handelspolitik geht lediglich darauf hinaus, daß die bestehenden Getreidezölle nicht erhöht werden; in der gegenwärtigen Höhe wollen wir sie bestehen lassen. Es hat ja eine noch viel schlimmere Zeit gegeben, wo gar keine Zölle bestanden. Ob Berlin und Hamburg auch gewachsen waren, wenn es seit 1879 keinen Kornzoll gegeben hätte, kann niemand wissen, aber die Besorgniß der Kren zeitung“ ist jedenfalls unbegründet. Dieser Artikel leistet gegen den Abg. Barth und Genossen an Kraftausdrücken mehr, als man billig verlangen kann. Früher hat man uns Stoppelhepser genannt, jetz heißt es ‚Asphaltmenschen '. Nun, in meiner Heimath Danzig giebt es noch keinen Asphalt. Woher die Nervosität der Konserwativen uns gegenüber? Wir haben doch am Sonnabend eine Niederlage erlitten. Wir hatten nur 43 Stimmen, aber unsere Niederlage wäre nech größer gewesen, wenn man die Worte mit größter Entschiedenbeit' aus dem Antrag Limburg herausgelassen hätte, denn dann hätten die 16 Nationalliberalen dafür stimmen können. Wir werden immer die Maßregeln ruhig prüfen, die der Landwirthschaft nützlich sind, aber ich stelle den Herren auf der Rechten anheim, sich einen anderen Um gang mit Menschen anzugewöhnen, als sie uns bieten. Wir balten es freilich mit solcher Behandlung wie Goethe, der im Westöstlichen Divan den Wanderer sagen läßt: Wirbelwind und trockner Kotb, las sie dreh'n und stäuben.

Abg. von Sanden -Tilsit (n.) bemängelt die Mißstände in Gesindemallerwesen, die unterlassene Höherlegung von Dorfstraßen in seiner Heimath, die unterbliebene Regulierung des Juraflusses und den Mangel an Baggern. .

Ein Regierungskommissar erklärt, daß die Vorarbeiten für Höherlegung und Eindeichung von Dorfstraßen eingeleitet seien, da; auch für die Regulierung des Juraflusses Vorarbeiten gemacht, und daß vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten Bagger stets zur Ver fügung gestellt worden seien, sobald die unde e g lich Ver⸗ waltung sie gebrauche.

Darauf wird die weitere Berathung vertagt. Perssönlich bemerkt ö

Abg. Freiberr von Zedlitz und Neukirch sfr. kons. ):. It babe den Vorwurf eines Tiefstands des nationalen Eimpfindens nicht dem Abg. Barth und seinen Parteigenossen, Jondern nur dem Abg. Barth gemacht, weil er in der Volköwirthschaftlichen Gesellschaft di Amerikaner und die Russen angefacht hat, sich der Erhöhung der landwirthschaftlichen Zölle zu widersetzen. .

Abg. Dr. Bart h: Herr von Zerlitz sollte sich vorher orientieren was ich gesagt habe. Er scheint nicht richtig informiert zu sein. * Urtheil über meine nationale Gesinnung hat für mich nicht mehr W deutung wie der Wind, der durch den Schornstein pfeift.

Schluß nach 4 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag 11 Uht. (Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung.)

zum Deutschen Reichs⸗ Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

1 23.

Parlamentarische Nachrichten.

Dem Herrenhause ist nachstehender Entwurf eines

Gesetzes, betreffend die Einführung einer Schonzeit

6 7 M * ö

für das schottische Moorhuhn (Grouse), zugegangen: Einziger Artikel.

In dem 8 1 des Gesetzes vom 26. Februar 1870 über die Schon⸗ zeiten des Wildes (GesetzSamml. S. 120) sind bei ziffer 11 hinter „Nebhühner“ die Worte einzuschieben: Aund schottische Moorhühner (Grouse)! und im S5 Ziffer 13 hinter Rebhuhn“ die Worte: „oder ein schottisches Moorhuhn (Grouse) '.

Die diesem Gesetzentwurf beigegebene Begründung lautet, wie folgt:

Das in den Jahren 189394 in den Venn-Distrikten der Kreise Malmedy und Montjoie, Regierungsbezirk Aachen, von privater Seite in ,, geringer Zahl, aber mit nicht unerheblichen Kosten, ausgesetzte s ö oder Grouse Potrao lagopus scoticus) hat sich dieser Zeit ohne irgendwelche Nachhilfe durch Fütterung oder dergleichen derart vermehrt, daß trotz starken Abschusses gegenwärtig in dortiger Gegend auf einen festen Bestand von etwa 1900 Stück erechnek werden kann. Es erscheint hiernach unzweifelhaft, daß sich das schottische Moorhuhn, welches in den schottischen Hochmonren und in den höheren Lagen Irlands, sowie in Vorkshire und Wales in England heimisch ist, auf dem hohen Venn eingebürgert hat, und daß die Verhältnisse dieser Gegend sein Fortkommen begünstigen. Man hat deshalb auch in anderen Gegenden Preußens, wo ähnliche Ver— hältnisse vorliegen, z. B. auf den Hochmooren in der Provinz Han⸗ nober, Versuche mit dem Aussetzen dieses Wildes gemacht, und die staaͤtliche Forstverwaltung hat hierzu erst kürzlich eine gleiche An— regung für die fiskalischen Forsten in den Provinzen Ostpreußen und Hmnover gegeben. . .

Ueber die Naturgeschichte dieses fremden Flugwildes, seine Jagd und die Bedingungen für seine Einbürgerung bei uns sind in den letzten Jahren mehrfach Aufsätze in der jagdlichen Fachliteratur er⸗ schienen (ö. B. in Band 28 S. 237, 329, 559, 581. 666 und 714, Band 29 S. 87 und 120, Band 33 S. 517 und Band 34 S. 24 der „Deutschen Jägerzeitung, Verlag von J. Neumann, Neudamm , sowie in Band 6 Nr. 7 und Nr. 13 des ‚Waidwerk in Wort und Bild“, ebenda), welche dazu beigetragen haben, nicht nur die Aufmerksamkeit der Jägerkreise auf das schottische Moorhuhn zu lenken, sondern auch seine Bedeutung für die Volkswirthschaft in das rechte Licht zu setzen. Schon jetzt sind die Jagdpacht⸗Erträge infolge der günstigen Ergebnisse in den betreffenden Kreisen des Aachener Regierungsbezirks nicht unerheblich gestiegen und eine weitere Steigerung der Pachtpreise ist mit Sicherheit zu erwarten, wenn das Grouse dem Venn als ständiges Wild erhalten bleibt, da seine Jagd viel Vergnügen bereitet und das Wildbret mit Recht sehr geschatzt wird. Die hohe wirthschaftliche Bedeutung seiner Fort⸗ erhaltung allein schon im Interesse der armen Venngemeinden liegt deshalb auf der Hand und erscheint um so wünschenswerther, weil diese interessante Wildart nicht den geringsten Schaden thut und zur Belebung der überaus öden Gegend beiträgt.

Dies Ziel kann aber nach allgemeiner Ansicht nur erreicht werden, wenn das schottische Moorhuhn durch Einführung einer an—

gemessenen Schonzeit einen gesetzlichen Schutz erlangt; erst dann wird

zu erwarten sein, daß sich auch in anderen hierzu geeigneten Gegenden Jagdliebhaber und Jagdberechtigte in weiterem Umfange dazu verstehen werden, Grouse auszusetzen und die dafür erforderlichen, nicht un⸗ bedentenden Kosten zu wagen.

Die Einführung einer geeigneten gesetzlichen Schonzeit bezweckt der vorliegende Entwurf. Welche Zeit die richtige sei, darüber gingen die Ansichten anfänglich auseinander. Auf der einen Seite wurde empfohlen, die Schießzeit mit dem 1. August beginnen zu lassen, weil die jungen Grouse rasch heranwüchsen und schnell flugbar würden. Auf der anderen Seite wurde gerathen, die Jagd erst am J. Oktober zu eröffnen, weil das Wild im September noch in der Mauser begriffen und deshalb leicht zu erlegen sei. Indessen erscheint ein so später Beginn der Schießzeit nicht zweck— mäßig, weil die Hühner dann schon zu kräftig sind und nicht mehr gut halten, sodaß ihre Erlegung zu sehr erschwert würde. Anderer⸗ seits scheint es aber auch nia empfehlenswerth, den Beginn der Jagd schon auf den 1. August zu legen, weil alsdann häufig noch nicht ganz jagdbare Ketten angetroffen würden, die bei der Mehrzahl der schießlustigen Jäger auf Schonung kaum zu rechnen haben würden. Aus diesem Grunde ist von sachverständiger Seite vorgeschlagen worden, dem schottischen Moorhuhne, gleichwie in dem benachbarten Belgien dieselbe Schon⸗ und Schießzeit wie dem Rebhuhn zu gewähren, d. h. die Schonzeit gemäß § 1 Ziffer 11 des Gesetzes über die Schonzeiten des Wildes vom 25. Februar 1870 auf die (. vom 1. Dezember bis Ende August festzusetzen. Hier⸗ zu sei bemerkt, daß in England die Eröffnung der Jagd auf Gronse am 12. Augnst, der Schluß am 12. Dezember stattfindet. Bei der Fassung, die der Entwurf vorschlägt, würden alsdann gemäß F 2 a. a. D. die Bezirksausschüsse befugt sein, aus Rücksichten der Landeskultur und der Jagdpflege auch für die schottischen Moorhühner Den Anfang und Schluß der Schonzeit alljährlich durch besendere Verordnung anderweit festzusetzen, so aber, daß Anfang oder Schluß der Schonzeit nicht über 14 Tage vor oder nach dem in § 1 be— stimmten Zeitvunkte festgesetzt werden darf.

Für das Tödten oder Einfangen eines schottischen Moorhuhnes während der vorgeschriebenen Schonzeit, sowie für das Fangen in Schlingen wird dieselbe Geldbuße einzutreten haben wie für ein Reb— huhn, nämlich 2 Thaler oder 6 M 5, Ziffer 15).

Nr. 4 des Centralblatts für das Deutsche Reich“, derausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 25. Januar, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat⸗Wesen: Ernennung; Ermächtigung ur Vornahme von Jivilstandsakten; Entlassung; Ableben eines Die Kensuls.— 2) Finanz⸗Wesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs für die Zeit vom 1. April 1909 bis Ende Dejember 1909. Militär ⸗Wesen; Negulativ über die Dienstverhältnisse der Ober Sekretare (Militär⸗Gerichtsschreiber) beim Reichs⸗Militärgericht.

4) Polizei⸗Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Nr. 7 des - Centralblatts der Bauverwaltung“, heraus— ie im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 26. Januar, at folgenden Inhalt: Amtliches: Runderlaß vom 14. Januar 1901, betreffend Einführung einer Strikeklausel in Vertragsbedingungen. Bekanntmachung. Dienstnachrichten. Nichtamtliches: Das neue Land. und Amtsgerichtsgebäude in Brieg. Die neue wasserwirth— schaftliche Vorlage. Das staatliche Fernheiz⸗ und Eleltrizitäte der in Dresden. Vermischtes: Auszeichnung auf der . Veltausstellung 1900. Auestellung im Kunstgewerbe⸗Musenm in Berlin. Besuch der Technischen Hochschule in Aachen. Wett. bewerb um Pläne zu Eisenbahn und Hafenanlagen in Bergen. Mittels Gewinde verstellbare Thärbänder.

Zweite Beilage

Berlin, Dienstag, den 29. Januar

Literatur.

Das preußische Gesinderecht im Geltungsbereiche der Gesindeordnung vom 8. November 1819, bearbeitet von C. Linden⸗ berg, Landgerichts Direktor in Berlin. Sechste Auflage des gleichnamigen Posseldt'schen Buches. Verlag von 8 W. Müller, Berlin. Kart. 1,60 S Das Posseldt'sche Buch über das Gesinderecht gehört seit 1882 zu dem unentbehrlichen Inventar der altpreußischen Amtsgerichte. Unter eingehender Würdigung der nicht unerheblichen Umbildungen, welche das altpreußische Recht durch die Bestimmungen des Bürger⸗ lichen Gesetzbuchs und der sonstigen neuen Gesetzgebung erfahren hat, sind in diesem Werk alle vom Gesinderecht . Rechts⸗ verhältnisse und die bei diesen vorkommenden Streitigkeiten in einer Jedermann verständlichen, einfachen und klaren Weise erörtert. Von der im vorigen Jahre erschienenen 5. Auflage unterscheidet ich die vorliegende durch die Berücksichtigung der neuesten Gesetzgebung, Rechtsprechung und Literatur. Insbesondere ist der Abschnitt über die Gesindemakler infolge des Inkrafttretens der Gewerbeordnungs⸗ Novelle vom 30. Juni 1900 gänzlich umgearbeitet worden. Das Buch ist zweifellos geeignet, die Zahl der Gesinde⸗Prozesse zu vermindern.

Deutscher Militärärztlicher Kalender für die Sanitäts-Offiziere der Armee, der Marine und der Schutz⸗ truppen. Herausgegeben von Professor Hr. A. Krocker, Ober⸗ Stabsarzt J. Klasse und J. Garnison⸗Arzt in Berlin, und Dr. H. Fried⸗ heim, Ober⸗Stabsarzt II. Klasse und Regiments⸗Arzt des Husaren⸗ Regiments Königin Wilhelmina der Niederlande (Hannoversches) Nr. 15. Jahrgang 1901. Verlag von Gebrüder Lüdeking in Ham⸗ burg. Dieses kleine Handbuch ist wie im Vorjahre in drei Theilen erschienen, von denen der erste allerlei praktische Notizen, sowie Verzeichnisse, tabellarische Zusammenstellungen und Anweisungen für den täglichen Gebrauch des Arztes enthält. Der zweite Theil beschäftigt sich mit dem militärärztlichen Dienst, enthält Gutachten, Untersuchungen, be— handelt die Gesundheitspflege, bringt Mittheilungen aus gewissen Krankheitsgebieten, über die Geldverpflegung des Sanitäts-Korps, das Sanitätswesen in den deutschen Schutzgebieten sowie bei der Kaiserlichen Marine und schließt mit einer Abhandlung über Pferdekunde und Pflege. Beide Theile bieten auf engem Raum und in übersichtlicher Anordnung eine Fülle sachlichen Materials, dessen stetes Zurhandsein in der bequemen Form eines Taschenbuchs jedem Fachmann willkommen sein wird. Vier quartalsweise gesonderte und als Einlage in den ersten Theil eingerichtete, für dienstliche Zeitangaben und sonstige Notizen bestimmte Kalendarien erhöhen noch den prak⸗ tischen Werth des Buchs. Der dritte Theil enthält verschiedene, nach dem Dienstalter, dem Truppentheil, der Garnison bezw. nach dem Alphabet geordnete Listen der Sanitäts⸗Offiziere, einschl. derjenigen Bayerns, Sachsens und Württembergs, ferner Verzeichnisse der in den einzelnen Armee⸗Korps bestehenden militärärztlichen Gesellschaften, Vereine und der Landwehr-Bezirke, sowie eine Uebersicht der Armee⸗ Eintheilung und endlich als Anhang Rathschläge über die Bezugs⸗ quellen militärärztlicher Bedarfsartikel.

Deutsche Industrie, deutsche Kultur. Unter Mit— wirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von Julius Eckstein und J. J. Landau. Großfolio⸗Format. Mit zahl⸗ reichen Illustrationen. Berlin SW., Verlag von S. A. Fischer. Das vorliegende Werk will dem deutschen Volke in allgemein verständlich abgefaßten Aufsätzen eine Uebersicht über die heutigen Leistungen seiner Industrie und, da diese im modernen wirth⸗ schaftlichen Leben einen Hauptfaktor bildet, zugleich eine Darstellung des jetzigen Kulturzustandes der deutschen Nation geben. Eingeleitet wird dasselbe durch eine Uebersicht der kulturellen Entwickelung des deutschen Volks im Laufe der Jahrhunderte bis zur Gegenwart. Dann folgen Einzeldarstellungen aller bedeutenderen Zweige industrieller Thätigkeit, geschrieben von namhaften Gelehrten und Fach— schriftstellern, wie Professor van der Jorght Professor Wilhelm Förster, Professor Reuleaux, Professor N. Witt, Professor Hartig, Generalleutnant Freiherr von Dincklage u. A. Einzelnen Abschnittei über bedeutende Industrien sind Schilderungen großer Fabrik etablissements beigegeben. Alle Mitarbeiter zeigen sich bemüht, ihre Stoffe möglichst anziehend zu behandeln und so in unterhaltender Form zu belehren. Die dem Text beigegebenen zahlreichen Illustrationen allegorischer und sachlicher Art auf Tafeln und im Text sind zum theil von hervorragenden Künstlern hergestellt. Man findet darunter Namen, wie Adolf von Menzel, Anton von Werner, Emil Döpler d. J, Franz Skarbina u. A. Die Gruppierung des Inhalts ist übersichtlich, die typographische Ausstattung sorgfältig, der Einband geschmackvoll. Der Staatssekretar des Reichs⸗Postamts von Podbielski hat dem Buche mit der handschriftlich faksimilierten Vorrede, die er dazu verfaßte, eine gewichtige Empfehlung mit auf den Weg gegeben; er schreibt: Das Werk möge ein beredter Zeuge sein deutschen Geistes und deutschen Fleißes ein lebendiges Jeugniß deutscher Thatkraft und zielbewußter Arbeit!“

Die von der Deutschen Verlags⸗Anstalt in Stuttgart heraus⸗ gegebene „Tau send⸗Bilder⸗Bibel' liegt, nach dem Erscheinen der leßzten Lieferungen 31 bis 40 (Preis je 10 F), nunmehr vollständig vor. Diese Bibel bietet in ihrem reichen Bilderschmuck eine Auslese aus dem gesammten. Gebiete der religissen Kunst, soweit deren Er⸗ zeugnisse im Laufe der Jahrhunderte berühmt geworden . Zu den klassischen Schöpfungen der Malerei und Plastik gesellen sich aber ferner auch noch heworragende Werke moderner Meister bis auf die Gegenwart sowie Darstellungen, welche die landschaftliche Scenerie des heiligen Landes getren nach der Wirklichkeit wiedergeben. Die „‚Tausend⸗Bilder⸗Bibel! kann nunmehr in vornehmem Ein— bande in zwei Bänden (in Leinwand 23 M, in Leder 26 S) oder in einem Bande (in Leinwand 21 6, in Leder 23,50 S6) durch alle Buch⸗ handlungen bezogen werden. Wie zur Konfirmation oder Einsegnung eignet sich diese Bibel auch als Geschenkgabe zu anderen hohen Festen, insbesondere zur Hochzeitsfeier, und dementsprechend sind dem ersten Bande ein stimmungsvolles Widmungsblatt sowie reich ausgestattete Blätter zur Führung der Familienchronik beigegeben.

Unter dem Titel „La Franeer und „Föée English World werden unter der Redaktion von Dr. Junker in Wiesbaden (Verlag von B. G. Teubner, Leipzig) in nächster Zeit zwei Monats schriften erscheinen, welche die Kenntniß der beiden Sprachen und der Völker, deren Idiom sie sind, dem Deutschen in eigenartiger Weise vermitteln wollen. Sie werden in französischer bezw. engli er Sprache solche Artikel wiedergeben, welche das Empfinden, Denken und Fühlen des betreffenden Volks in charakteristischer Weise zum Ausdruck hringen und diese durch geeignete Originalartikel ergänzen. Auf diese Weise hofft die Redaktion in knappem Rahmen ein objek⸗ tives, alle Gebiete gleichmäßig schilderndes Gesammtbild der Kultur der beiden Völker zu bieten und den Einzelnen über alle wichtigen Fortschritte auf dem Laufenden zu erhalten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ernteergebnisse von Weizen, Mais und Reis in Italien im Jahre 1900. Der Kaiserliche General-Konsul in Mailand berichtet unter dem 22. d. M. Folgendes: Nach den im „Bollettino di Notizie agrarie“ veröffentlichten amtlichen Zahlen über das Ergebniß der Weizen, und Mais ernte in Italien im Jahre 1900 wurde geerntet an:

1901.

Weizen.

Bezirke 1896 nl

1397 1ijs9gs8 1isgg 1900 . hl

iemont.. 3 800 000 4530 0090 3700000 Lombardei. 2662 4060 3 4560 006 4 050 000 4230 000 Venetien... Ih 966 3 946 066 3 505 606 3 590 0600 Ligurien. 265 766 2660 000 3606 060 2336 009 Fmilia.... 50 6 356 0566 6 650 000 4 360 600

Marken und Umbrien... 138 200 4660 000 4700000 357090090 Toskana. 2420 300 4120000 3700000 3100 000 Latien D 1054 300 1 800 000 2440 000 2300 000 Süditalien, adriat. Seite ĩ 5 565 00 6 450 000 6 900 000 4960 000

Süditalien, mittell. Seite 5 950 000 5 500 900 4060 0900 Sizilien 6 100 000 5 300000 6450000 1330000 1200000 11009000

Sardinien K dnigreich Italien..

pl 180 000 30630 o00 18 100 000 48 600 00 200 000 Mais.

28 100 2722000 3080000 2470 000 17 500 5 748 000 6520000 5880000 Venetien. 64 600 538 5822 000 5 810000 5630000 Ligurien 143 300 128 000 110000 140 000 Emilia .... 3748 100 3390 000 3052 000 3600000

Marken und Umbrien. .. 3204000 2900000 3040000 2980000 Toskana 1663 500 2025 000 1 985000 1660 000 Latien 78 800 770 000 1 463 000 1490000 Süditalien,

adriat. Seite 1 665 100 1390 000 1 700 000 2220000 2520 000 Süditalien, ;

mittell. Seite 2 455 400 3180 000 2728 000 3 800000 3900000 Sizilien ... 50 300 60 000 80 000 50 000 50 000 Sardinien .. 41 900 38 000 52 000 70 000 80 0009 . /

Italien .. . 28 160 000 23 220 000 28 065 000 31 200 000 30400 000

In der Weizenerzeugung ist hiernach eine Zunahme gegen das Vorjahr nur in zwei Landschaften zu beobachten:

k ehe, , mn Sizilien w 1150060 . während in allen übrigen Landschaften eine geringere Ernte erzielt

worden ist.

Es lieferten

Piemont . weniger S30 000 hl k 210 000 k 10 000 . . 1280000 Marken und Umbrien 1130000 Toskana w 600 000 2 140 000 Süditalien, adriat. Seite, 1910000

. mittell. 1440000 ö ö 100000

Der Minderertrag an Weizen bezifferte sich in ganz Italien auf 6 400 000 hl. ;

Die Maisernte war in fünf Landschaften besser als im Vorjahre, und zwar in:

11 , ,, e k Süditalien, adriat. Seite,... 300000

ö mittell. wd

Einen Rückgang in der Maiserzeugung weisen auf:

11 Lombardei. w Venetien d 180 000 m , 89h Toskana J 325 000

In Sizilien und Sardinien sind die Ernteergebnisse gegen das Vorjahr fast unverändert geblieben. Der Gesammtertrag von Mais im Königreich Italien blieb im Berichtsjahre um So 000 hl gegen das Jahr 1899 zurück.

Nach den von den Zeitungen gemeldeten amtlichen Schätzungen bezifferte sich die Reisernte in Italien im abgelaufenen Jahre auf 5 950 000 hl, mithin um 700 000 hl weniger als im Vorjahre, und blieb um 270 000 hl unter einer Durchschnittsernte.

Piemont.. 27 Lombardei. 69 55

Saatenstand und Getreidehandel in Syrien.

Der Kaiserliche General-Konsul in Beirut berichtet unter dem 6. d. M. Folgendes:

Infolge der reichlichen Niederschläge im vergangenen Monat ist die Besorgniß wegen des Aufkommens der Saaten zur Zeit ver ringert.

An Weizen hat eine stärkere Ausfuhr infolge höherer Marktpreise in Europa stattgefunden, und zwar sind verschifft worden: von Alerandrien 50 000 Stambuler Kelle 37 1. von Akka 30 009 Kale und von Tripolis 15 000 Köle, hauptsächlich für England und Frank reich, zu einem Theile für Hamburg bestimmt. Die Preise sind e, nn m, und betragen 14 bis 15 Franken pro Doppelzentner a.

An Braugerste aus der Gegend von Hama und Homs sind in Tripolis 150 000 Kele für England und Hamburg zum Preise von 12 bis 123 Franken pro Doppelzentner f. a. B. verschifft worden.

An Futtergerste sind verfrachtet worden: von Mersina 20 000 Kale ir England und Antwerpen, von Tripolis 5000 Kele für Alexandrien. Der Preis beträgt 8 bis 9 Franken pro Doppelzentner f. a. B.

Handel und Gewerbe.

Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie in der gestrigen Sitzung der Aeltesten der Kaufmannschaft ven Berlin mitgetheilt wurde, von der Errichtung der Hebhbenzollern Jubi läums-Stiftung“ Gwergl. Nr. 13 d. Bl. Dritte Beilage, unter Dandel und Gewerbe“), welche anläßlich der Gedenkfeier des 200 jährigen Bestehens des Königreichs Preußen erfolgt ist, Kenntniß Enommen, die obige Benennung der Stiftung genehmigt und der Berliner Kaufmannschaft durch die Korporatien für diesen Andruck der patriotischen Gesinnung Seinen Dank aussprechen lassen.