1901 / 31 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Feb 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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Bahnen zuverlässigerer Anschauungen sich zu bewegen, als der rasch zu— nehmende Umfang der Wissenschaft die Abzweigung bestimmter Disziplinen, der Geognosie, Here en, der Paläontologie und der Petrographie und die Theilung der Geologie an sich in kosmische, physiographische, dynamische Geologie erforderlich machte, da bildeten . auch an den Universitäten für die geologischen Wissenszweige, welche einer selbst⸗ ständigen Behandlung 66 ten, besondere Lehrstühle. Die Vervoll⸗ kommnung des Mikroskops, die Einrichtung zahlreicher anderer wissen⸗ schaftlicher Hilfsmittel vertiefte die Beobachtung in eingreifendster Weise; der zunehmende Weltverkehr eröffnete einen gewaltigen Zu⸗ strom wichtigsten Beobachtungsmaterials, welches manche bis dahin schwer empfundene Lücken in der Kette der Beweisführung s 6 ließ.

uf die Ehrentafel geologischer Wissenschaft sind seit 1820 zahl⸗ reiche Namen eingetragen, von denen nur folgende genannt werden mögen: In Berlin, dessen Universität sich bald einen hervorragenden Platz unter den deutschen Hochschulen erwarb, wirkten und wirken zum theil noch als akademische Lehrer Christian Samuel Weiß, Guftap Rose, Ehrenberg, Hoffmann, Rammelsberg, Beyrich und Roth, in unabhängiger Stellung Leopold von Buch, Alexander von Humboldt, Ewald, Karsten, 6 erlich, von Richthofen. Unter ihnen gewannen zuerst Leopold von Buch, später Beyrich, besonderen Einfluß auf die jüngeren heranwachsenden Geologen, von denen manche zur Zeit hell⸗ klingende Namen besitzen. Auf die besonderen Verdienste Beyrich s habe ich Veranlassung, an anderer Stelle einzugehen. In Bonn lehrten Nöggerath, Bischof, Goldfuß, Ferd. Römer, welcher später nach Breslau übersiedelte, Mohr, Gerhard vom Rath, Vogelsang und der jetzt in Leipzig wirkende Zirkel. Unvergeßlich sind die Verdienste Heinrich's von Dechen. Von Halle seien genannt: Keferstein, Germar, Girard, Burmeister und Giebel, von Breslau: Ferd. Römer und von Carnall, von Göttingen: Blumenbach, Hausmann, Sartorius von Waltershausen, von Seebach und von Koenen, von Leipzig: Naumann, später Zirkel und Credner, von Heidelberg: von Leonhard, Bronn und Rosenbusch, von München: Schafhäutl, von Gümbel und von Zittel, von Tübingen: Quenstedt, von Freiberg: von Cotta und Stelzner, von anderen deutschen Orten: Geinitz, von Sandberger und Pfaff. In Oesterreich ragen hervor: Barrande, von Hochstetter, Tschermak, Neumayr und Süß, in der Schweiz: Merian, Rütimeyer, Escher von der Linth, Pictet, Charpentier, Agassiz, welcher 1847 nach Nord⸗Amerika über⸗ siedelte, und Heim, in Frankreich: Cordier, Brongniart, Daubrse, d'Orbigny, Elie de Beaumont, Prévost, Marcel Bertrand, Gaudry, Barrois und Michel Levy, in Großbritannien und Irland: Ramsay, Lyell, Sedgwick, Murchison, Sorby, Green, Conybeare, Darwin, de la Beche, Tyndall, Geikie, in Norwegen: Kjerulf, Brögger und Reusch, in Schweden: Nilsson, Nordenskjöld, Torell, Lindström und Nathorst, in Dänemark: Forchhammer, Johnstrup und Steenstrup, in Nord⸗ Amerika: Walcott, Emmons und Dana.

Aus der großen Zahl der älteren und der nicht besonders ge⸗ nannten, aber doch hochverdienten jüngeren Forscher des 19. Jahr⸗ hunderts heben sich einzelne Gestalten von epochemachender Bedeutung auf den verschiedenen Gebieten geologischen Wissens heraus; manche wissenschaftliche Großthat weckte die Bewunderung der Zeitgenossen. Doch nicht darf ich es wagen, hier im Einzelnen der glänzenden Ent⸗ wickelung zu folgen, welche die geologische Forschung im Laufe des 19. Jahrhunderts bis zum Anbruche des 20. Jahrhunderts nahm, nicht schildern den Siegeslauf von Werner's Lehren, von Lyell's „Prineiples ot Geology, de la Beche's „How to observe“, Darwin's „Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl“, Agassiz' und Torrell's Eiszeit⸗ theorien, Zirkel's und Rosenbusch's petrographischen Werken bis zu Süß' „Antlitz der Erde“.

Unaufhaltsam vollzog sich der Uebergang von den einseitigen plutonistischen Anschauungen, welche der inneren Erdwärme und den Ausbrüchen des flüssigen Erdinnern eine große Rolle zuwiesen, von den Katastrophentheorien, welche einzelne geologische Perioden gewaltsam zum Abschluß bringen ließen, bis zur heutigen fast allgemeinen An⸗ nahme, daß die umwandelnden Prozesse, mögen es nun vulkanische, neptunische, neptunisch⸗glaziale oder äolische sein, im Verlaufe der ein⸗ ander folgenden Perioden langsam und stetig wirkten, daß es keiner gewaltsameren, unnatürlicheren Erscheinungen im Werdegange des Erd⸗ balls bedurfte, als sie heute noch zu beobachten sind, sowie daß auch die Fortbildung der Pflanzen- und Thierwelt keine sprunghafte, sondern unter Anpassung an die jeweilig vorliegenden Existenzbedingungen eine allmählich fortschreitende gewesen sein wird.

In welchen Verhältnissen aber befanden sich Bergbau und Hütten wesen zu Anfang des 18. Jahrhunderts? Wohl blickte das deutsche Montanwesen auf eine lange Reihe von Jahrhunderten zurück; 930 war die Kupferkieslagerstätte am Rammelsberge bei Goslar in Betrieb genommen worden; aus dem Jahre 1113 wird schon Steinkohlen bergbau der Abtei Klosterrasch im Wurm-⸗Revier, um den Beginn des 15. Jahrhunderts Kohlengewinnung in der Grafschaft Dortmund und an der Saar erwähnt; zwischen 1213 und 1279 wurde nach Calvör der Bergbau im Erzgebirge aufgenommen; zu Anfang des 13. Jahrhunderts begann auch der Mansfelder Kupferschieferbetrieb. Der Bergbau unserer Vorfahren früherer Jahrhunderte wurde aber durch mancherlei Schwierigkeiten in der Entwickelung gehindert. Allgemeine Unsicherbeit der gesammten Staatsverhältnisse, furchtbare Kriegsläufte, die über Deutschland hinwegzogen, bedrohten ihn schwer, brachten ihn mehrfach vorübergehend zum Erliegen. Hierzu gesellte sich die Schwerfälligkeit des Güteraustausches, der langsame Fortgang der Gewinnungsarbeiten mit Feuersetzen, mit Schlägel und Eisen, die Seltenheit edlerer Gang mittel, verbunden mit der Unmöglichkeit, arme Erze wirthschaftlich nutzbar zu machen, und die Schwierigkeit des Austausches der Er— fahrungen und Verbesserungen. Der Fortschritt der Gewinnungẽ⸗ arbeiten wurde zwar in der Mitte des 17. Jahrbunderts gefördert durch die Einführung der Sprengarbeit mittels Sprengpulvers, welche 1687 durch Einführung des Lettenbesatzes noch wirfsamer gestaltet wurde; dafür aber, auf welcher wissenschaftlichen Grundlage der Bergbau zu Beginn des 18. Jahrhunderts stand, ist bejeichnend der Umstand, daß im Jahre 1700 Rößler in seinem Buche „Hellpolierter Bergbau— spiegel und 1731 Dr. Herttwig, des Raths und Bergschöppenstubls zu Freiberg Assessor, sorglich erläuterten, wie die Wünschelruthe zweck mäßig zu handhaben sei.

Schwer litt der Bergbau noch damals am Mangel geeigneter mecha nischer Triebkräfte für Förder und Pumpwerke, wodurch das Hinab dringen in größere Tiefe hintangebalten wurde. Begünstigt war in dieser Richtung das Varzgebirge, wo in Geländesenkungen schon früh⸗ zeitig Stauwerke für Kraftwasser angelegt wurden, und mangels nabe belegener Kohlenfelder diese Betriebsweise mit wenigen Ausnahmen bis heutigen Tages beibeibalten wurde.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts setzte dann in der Montan industrie ein Umschwung ein, welcher unter geringen Schwankungen bis zur Gegenwart fortschreitend anhielt und eine Blüthe von Berg⸗ und Hüttenwesen zeitigte, welche die kübnsten Phantasten damals kaum für möglich gebalten baben dürften. Die wichtigsten Pericden in dem Werdegange der Montanindustrie wurden eingeleitet

1) auf dem Gebiete der Verwaltung

durch die friederizianischen Reformen und die damit in Zu sammenhang stebende Einfübrung des Direktioneprinzips, spater durch die Beseitigung des Direktionsprinzipe und die Einfübrung der liberalen preußischen Berggesetzgebung: 2) auf dem Gebiete der Bergtechnik durch die Einführung der Dampfkraft, des Dynamit, . ( der Elektrizität;

3) auf dem Gebiete des Hüttenweseng

durch die Anwendung des Schmelzkoka,

GEGrfindung des Bessemer Prozesses

. Thomasverfahrenas. Dazu gesellen sich eine Reibe anderer hochbedeutsamer technischer oder wirtbschaftlicher Vorgänge. Diese Ereignisse haben so gewaltig för⸗ dernd und zwar in Wechselwirkung der einzelnen Gebiete auf einander gewirkt, daß sie nicht gesondert, sondern thunlichst chronologisch hinter einander gereiht um —— zu bringen sind. Leider ist die mir gestattete Jeit zu kur, dies in gebührender Weise zu voll fübren; Bände ließen sich darüber sprechen und schreiben.

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. war dem Kontinente im 18. Jahrhundert weit voraus

in Bergbau und Hüttentechnik; dort hatte das Bedürfniß zu besserer Trichkraft schon zu mancherlei Versuchen Anlaß gegeben. Papin s be—⸗ rühmte Erfindung, mittels Kondensation des K* erdampfes einen leeren Raum zu gewinnen, wurde schon 1698 von Savary zu direkter Wasserhebung nutzbar gemacht in dem Prinzip, zu welchem man in neuester Zeit im Pulsometer zurückkehrte. 1712 folgte Newkomen's sogenannte atmosphärische Maschine, welcher Potter selbständige Steuerung gab. Um 1770 eröffnete dann Watt durch die Erfindung der Dampfmaschine, welche zuerst zur Wasserhebung in Bergwerken Anwendung fand, der gesammten Technik den glänzendsten Siegeslauf.

Die Engländer kannten damals schon den Vortheil des Stein⸗ kohlenkoks für die Roheisenerschmelzung. Um dieselbe Zeit setzte in 1 des Großen Friedrich schöpferische Kraft ein zur Hebung der

ohlfahrt seiner durch lange Kriege schwer heimgesuchten Lande in den befruchtendsten Regierungsmaßnahmen. Um dem Bergbau- und Rüttenbetriche sichere Rechtsgrundlagen zu geben, wurden unter Wahrung territorialer Rechtsgrundsätze revidierte Bergordnungen er⸗ lassen, und zwar die Cleve⸗Märkische 1766, die Schlesische 1769 und die Magdeburg⸗Halberstädtische 1772, ferner die Hütten- und Hammer— ordnung 1769. Sie hatten die Einrichtung besonderer Bergbehörden, einer eignen Ministerialinstanz, 1769 des schlesischen Ober Berggnts zu Reichenstein, später verlegt nach Breslau, und 1772 des Ober— Bergamts für. Magdeburg⸗Halberstadt zu Rothenburg a. S. zur Folge. Friedrich der Große wurde unterstützt in seinen Bestrebungen zur Förderung von Bergbau und Hüttenwesen durch den Minister von Heinitz und durch den Berghauptmann, späteren Ober⸗Berghaupt⸗ mann Grafen von Reden, Männer strengster Rechtlichkeit und Uneigen⸗ nützigkeit, ausgezeichnet durch hohes Maß technischer Kenntnisse und organisatorisches Talent, von denen namentlich der letztere, nachdem er Englands Technik aus eigner Anschauung kennen gelernt hatte, die Nothwendigkeit thunlichster Förderung bergmännischen und Hütten— betriebes wirksam geltend zu machen wußte. Hieraus ergab sich die Aufnahme des Steinkohlenbergbaues in Ober⸗ und Niederschlesien, 1784 die Wiederaufnahme des Tarnowitzer Bleierz⸗ und Zinkerzberg⸗ baues, die Einführung der Wasserhaltungsmaschinen mit Dampfbetrieb, deren erste aus England bezogen, die späteren in Malapane gebaut wurden, ferner die Rasenerzgewinnung in der Neumark, in Pommern und Preußen und die Errichtung der auf ihr beruhenden Eisenhütten⸗ werke. Früher als die oberschlesische Dampfmaschine, ist aber die erste Wasserhaltungsdampfmaschine auf dem Kontinent 1785, zum größten Theile auch von England bezogen, im Mansfeldschen aufgestellt worden.

Die Eisenindustrie Deutschlands war bis zum Jahre 1794 auf Holzkohlen angewiesen. Auf Reden's Anregung wurde in den Jahren 1794 bis 1796 der erste Kokshochofen des Kontinents von Wedding zu Gleiwitz erbaut.

Meine Herren! Dem Geiste des friederizianischen Polizeistaats ent⸗ sprechend, gründete sich die Neuordnung auf dem Gebiete der Berg⸗ verwaltung auf das Direktionsprinzip, welches die gesammte Betriebs⸗ leitung der Berg⸗ und Hüttenwerke, selbst der im Privatbetriebe befindlichen, in die Hände des Staats und seines Beamtenkörpers legte. Diese eifrige Staatsfürsorge wirkte unter Berücksichtigung der damaligen Kenntnißlosigkeit der Privatleute in technischen und Ver⸗ waltungsangelegenheiten in hohem Maße befruchtend auch auf den Privatbergbau, dessen Werke den Musteranstalten des Staats ent sprechend zu gestalten gesucht wurden.

Es verdient als Ruhmestitel des Bergverwaltungskorps hervor— gehoben zu werden, daß ein Mann aus ihm hervorging, welcher in der Zeit tiefer Demüthigung als Staats Minister dem Vaterlande unschätz⸗ bare Dienste leistete: Heinrich Friedrich Carl Freiherr vom und zum Stein.

Der Friedensschluß der Befreinngskriege fügte Preußen in den Steinkohlenrevieren an der Saar, an der Wurm, bei Essen und Werden, ferner in dem Eisenerzbezirke des Siegerlandes und in umfang⸗ reichen Braunkohlenablagerungen eines großen Theiles von Sachsen wirthschaftlich werthvolle Güter hinzu. Dies machte die Errichtung neuer Ober⸗Bergämter zu Dortmund und Bonn und die Verlegung des Ober⸗Bergamtes zu Rothenburg nach Halle a. S. nöthig. Der immer stärker hervortretende Uebergang zum ö der wachsende Bau der Eisenbahnen, deren erste auf deutschem Boden 1835 in Betrieb getreten war, die Aufnahme des Dampfschiffsbaues bewirkten eine stetig zunehmende Nachfrage nach Kohle und Eisen. Der sich ständig steigernde Inlandverkehr erweiterte den wirthschaftlichen Ge⸗ sichtskreis und die technischen Kenntnisse der Privatleute und regte ihren Unternehmungsgeist mächtig an. Als demgegenüber nach Reden's Tode der frische Geist, welcher zu und nach des Großen Friedrich's Zeit die Bergverwaltung durchweht hatte, im Laufe der Jahrzehnte erschlafft war und in der Ausbreitung eines schleppenden Bureau kratismus das Direktionsprinzip sich als überlebt erwies, da ergab sich die Nothwendigkeit, den Bergbau durch eine liberalere Gesetzgebung zu entfesseln, d Betrieb der Privatbergwerke in Ke Hände einsichtiger, technisch n eschulter Privatleute zu legen und die Staatsgewalt hinsichtlich di Privatbetriebe auf die Polizeiaufsicht zu beschränken. Dies geschah durch die Gesetze vom 12. Mai 1851, betreffend die Ver hältnisse der Miteigenthümer eines Bergwerks, vom 10. April 1854, betr. die Vereinigung der Berg⸗, Hütten und Salinenarbeiter in Knappschaften, vom 21. Mai 1860, betr. die Beaufsichtigung des Bergbaues durch die Bergbehörden und das Verhältniß der Berg und Düttenarbeiter, vm 10. Juni 1861, betr. die Kompetenz der Ober⸗Bergämter vor allem aber durch das allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten vom 24. Juni 1865. .

Als thatkräftiger Reformator und Organisator dieser Zeit wirkte der Ober⸗Berghauptmann Krug von Nidda, als geistvoller Gesetzgeber Hermann Brassert, denen eine Reihe hervorragender Mitarbeiter sich zugesellten. In den Jahren 1861 und 1862 führten Dr. Frank und Dr. Grüneberg zu Staßfurt die Nutzbarmachung der sogenannten Ab raumsalje ein und eröffneten damit dem Kalisaljbergbau Deutschlands eine glänzende Zukunft. Das Jahr 1866 gliederte Preußen bei Ein verleibung des Königreichs Hannover im Harzgebirge einen werthvollen Erzbergbaubezirk hohen Alters zwar, aber immerhin noch reicher Er giebigkeit, ferner im Kurfürstenthum Hessen ein werthvolles Braun kohlengebiet und im Herzogthum Nassau reiche Eisenerzreviere an.

Meine Herren! Die alteren unter uns, welche die letzten Jahr⸗ zehnte des Jahrhunderts nach dem deutsch⸗französischen Kriege wachen Auges durchlebt haben, blicken auf eine wahrhaft wunderbare allge⸗ meine Entwickelung der Technik und Volkswirthschaft, auf ein herr⸗ liches Aufblühen unseres Vaterlandes und seines Wohlstandes zurück. Der Ersatz des verbrauchten Kriegsmaterials, der fortschreitende Ausbau des Eisenbqahnnetzes, die Eröffnung zahlreicher neuer Werfte, die Auf— nahme einen umfangreichen Schiffbaues zur Vergrößerung der Handels⸗ und Kriegsflotte, die großartige Entwickelung der chemischen Industrie, zum großen Theil begründet auf der Verwerthung der Steinkohlen⸗ destillationsrückstände und der Kalisalze, die gesteigerte allgemeine Bauthatigkeit in Privat-, öffentlichen und Fabriksbauten, die zabl reichen Erfindungen auf dem Gebiete der Elektrochemie, Elektro⸗ metallurgie und Elektrotechnik gaben vielen Industrien eine früher nicht zu abnende Anregung, welche ihrerseits aber auf einen gewaltigen Mehrbedarf von Kohlen und Eisen, Kupfer und Blei, Jink und Sal jen hinwirkte. .

Zwar verlief diese Entwickelung nicht obne zeitweilige Rückschläge. Fluthwellen wirthschaftlichen Aufschwungs folgten, wie ein mwingendes Naturgesetz, Ebben des Niedergangs. Doch bewirkten zahlreiche Ver⸗ laufevereinigungen, welche in den 5 zwei Jahr sehnten behufs Aug schaltung schrankenloser Unter wie Ueberbietung sich schlossen, bei maß voller Handhabung, daß die Fluthwellen des Aufschwungs größere Jeitlängen erreichten und die unvermeidlichen Niedergänge ohne schwer schadigende Erschütterungen sich vollzogen. :

heils aus eigenem Schaffensdrange der Berg⸗ und Hütten⸗ Ingenieure, tbeils unter dem Zwange, dem Riesenbedarfe der auf⸗ strebenden Volkswirtbschaft zu folgen, nahmen Berg und Hüttentechnik eine glänzende Entwickelung. Ich muß darauf verzichten, Ihnen die Wege zu schildern, welche die Bohrtechnik von Deynbausen und Fabian bis zu Töbrich's vollendeten Apparaten nabm, welche auf dem Gebiete des Schachtabtenfeng von Gduard Donigmsann Anwendung kemprimierter Luft, zu Kind ⸗Chaudron, ju Mauget Lippmann, zu

Haase's Spundwand aus Senkröhren, zu Poetsch's genialem Verfahren in künstlichem Eise abzuteufen, zu Fri . 2 im schwimmenden Gebirge ohne Schachtauskleidung gebahnt wurden. Als ich im Jahre 1875 als Bergbaubeflissener 2 Sr Stahlberg bei Müsen arbeitete, wurde der Kronprinz Friedrich Wilhelm⸗Erbstollen bei 4 kim Gesammtlänge nach einer Betriebszeit von 50 Jahren zum Durchschlage gebracht. Mit Hilfe von Bohrmaschinen und Dynamit würde man heute dazu nur einer Zeit von 73 Jahren bedürfen. Der Abbau nahm größtmöglichste Verminderung des Abbauverlustes und thunlichste Schonung der Oberfläche mittels Bergeversatzes zuin Ziele. In Vervollkommnung der Förderung und Wasserhaltung feierten die Maschinen⸗Ingenieure große. Triumphe. Die Wetterwirthschaft auf Steinkohlenbergwerken entwickelte sich unter dem Drucke furchtbarer, viele Menschenleben vernichtender Katastrophen zu einem besonderen umfangreichen Wissenszweige. Nachdem wir vor zehn Jahren etwa in das Zeitalter der Elektrizität getreten, eröffnete die Einführung der Ulektrischen Triebkraft mit allen ihren Vorzügen dem Bergbau eine Weiterentwickelung, deren Tragweite von uns noch garnicht ermessen werden kann.

Betriebsstätten gewaltigen Umfanges erstanden im Eisenhütten— wesen, nachdem die Roheisendgrstellung durch den fast vollständigen Ersatz der Holzkohle durch Schmelzkoks, durch die Erzielung hoher Temperaturen des Gebläsewindes und durch die Einführung verbesserter Gichtaufzugs- und Gebläsemaschinen große Förderung erfahren und 1856 Bessemer, später Siemens und Martin, 1877 Thomas und Gilchrist durch ihre Erfindungen die Massenerzeugung des Eisens als Flußeisen angebahnt hatten.

Im Metallhüttenwesen knüpfen sich Fortschritte großer Bedeutung an die Namen Pattinson, Parke. Augustin, Ziervogel, Plattner, Mac Arthur, Forrest, Siemens und Diehl.

Meine Herren! Mächtig anregend wirkte der Uebergang vom Land- zum Weltverkehre auf unsere Industrien. Nachdem im deutsch⸗ französischen Kriege die deutsche Einheit wiedererstanden und die früher durch inneren Hader gebundenen deutschen Volkskräfte zu wirthschaft⸗ licher Bethätigung frei geworden, seitdem Preußen die Führung Deutschlands übernommen, seitdem im Jahre 1879 eine Wirth⸗ schaftspolitik, welche fremdem Wettbewerb ins Herz deutscher In⸗ dustriebezirke den Weg offen gelassen, einsichtsvoll von unserem großen Staatsmann beseitigt worden war, fahren unsere , . weit

über die Meere, die Erzeugnisse unseres Industriefleißes fernsten Völkern bringend, und deren Erzeugnisse und Rohmaterialien, Kiefe Spaniens, Eisenerze Skandinaviens, Elbas, Algeriens, Nickelerze Neu—= Caledoniens. Blei⸗ und Silbererze Mexikos, Boliviens, Australiens, Kupfererze Tasmaniens, Gold Afrikas, Amerikas, Australiens zu den heimischen Verbrauchsstätten führend. Der deutsche Gelehrte, der deutsche Ingenieur geht über das Meer. Seine gediegenen Kenninisse, seine praktische Erfahrung, seine Unantastbarkeit gegenüber mannig⸗ fachen Verlockungen haben ihm das besondere Vertrauen fremder Nationen, eine Vorzugsstellung erworben bei der Ergründung, bei der Berathung schwieriger Verhältnisse.

An der Auftheilung der Welt nahm Deutschland theil. In be— harrlicher, unermüdlicher Pionierarbeit sind wir thätig in eignen Kolonien Mineralschätze zu erschließen, zu heben zur Wohlfahrt des Vaterlandes.

Meine Herren! Das Jahr 1860 war das Geburtsjahr unserer Berg⸗Akademie!

Während zu Freiberg schon seit 1766, zu Clausthal seit dem letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts besondere Hochschulen zur Ausbildung technischer Bergbeamten bestanden, erwarben sich die Be amten der preußischen Bergberwaltung ihre Kenntnisse auf den Landes universitäten und durch den Besuch besonderer Fachvorträge, die in Berlin gehalten wurden. Dem Ober⸗Berghauptmann Krug von Nidda erschien dies nicht ausreichend; infolge seiner Anregung wurde durch Allerhöchste Ordre vom 1. September 1860 die Berg -Akademie zu Berlin unter Leitung des Bergrathes Lottner ins Leben gerufen und ihr als Sitz die sogenannte alte Börse im Lustgarten überwiesen. Sie war als Ergänzungsinstitut der nahe gelegenen Universität geplant, derart, daß man die Erwerbung der nöthigen Kenntnisse in Allgemeiner Chemie, Physik, in Rechts- und Staatswissenschaften mit Ausschluß des Bergrechtes nach wie vor dem Universitätsstudium überließ, und in den Lehrplan der neuen Anstalt die mathematischen, chemisch- ana lytischen, geologisch⸗mineralogischen, berg,, hütten⸗ und salinen technischen, sowie die maschinen⸗technischen Lehrfächer aufnahm. Im wesentlichen verblieb es bei dieser Einrichtung auch nach dem im Herbste des Jahres 1878 erfolgten Umzuge in das entfernter belegene, auf dem Grundstücke der vormaligen Königlichen Eisengießerei in der Invaliden straße errichtete neue Gebäude. Doch allmählich vollzieht sich der Uebergang zur Vollanstalt. Der nach dem Umzuge umfangreicher zur Verfügung stehende Raum gestattete den reichen Ausbau der Samm lungen, und zwar einer prächtigen Mineralien⸗Schausammlung, einer mineralogischen Lehrsammlung, einer Uebungs⸗ und Repetitions sammlung, einer petrographischen Lehr“, Suiten und Uebungssammlung, einer paläontologischen Uebungssammlung, einer Versuchssammlung für allgemeine Geologie, einer reichhaltigen Lagerstättensammlung, einer pflanzenpaläontologischen Sammlung, einer Reliefsammlung, einer Sammlung bergbaulicher Modelle, Werkzeuge und Apparate, einer Sammlung markscheiderischer Instrumente, metallurgischer und mechanischer Lehrgegenstände, des Beginns eines bergmännischen Alter thums⸗Museums, und, untergebracht im großen Lichthofe, des Bergbau und Hütten⸗Museums.

Die mehr als 60000 Bände umfassende Bibliothek nahm ihren Ursprung aus der der Berg⸗Akademie überwiesenen ehemaligen Ministerial · Bergwerks Bibliothek. U

Verdankt die Anstalt ihre erste Einrichtung der segensreichen un vergeßlichen Thätigkeit Lottners, so machte sich nach dessen schon am 16. März 1866 erfolgtem Tode Wilhelm Hauchecorne in langer frucht barer Wirksamkeit behufs Weiterentfaltung zur weithin anerkannten Lehranstalt hochverdient bis zu seinem am 15. Januar 1900 eir getretenen Ableben. ö

Dem Kuratorium gehörten an Krug v. Nidda, Magnus, Gustav Rose, Malberg, Lottner, Borsig, Hauchecorne, v. Dechen, Leuschner, Serlo, Beyrich, Hupssen und Freund.

An der Berg⸗Akademie wirkten: Althans, Keibel, Klostermann, Rose, Beyrich, Bertram, Hertzer, Rammelaberg, Werner, Achenbach, Eck, Remels, Dürre, Kerl, Kauth, Laspeyres, Groth, Lossen, Rhoding, Rothe, Maiß, Weiß, Kavser, von der Decken, Freiherr von der Heyden⸗ Rynsch, Kind, Baron, Gießler, Schwatlo, Bücking Vaßlacher, Wangerin, Branco, Gebauer, Ebert, Kötter, Haber und Budde. Jur Zeit gehören dem Lehrkörwer an 9 Professoren im Vauptamte, z Dozenten, welche anderweitige Staatsämter bekleiden, und z Geologen im Nebenamte, sowie eine Reibe von Assistenten. In Wissenschaft und Technik volltönende Namen wirkten und wirken noch an der Anstalt. Fast sammtliche Staatsbergbeamte haben auf ibr die volle oder theilweise akademische Ausbildung erlangt; zablreiche Angebörige der Privatbergwerks und Hüttenindustrie gingen aus ihr bervor.

Meine Herren! Die große Bedeutung der geologischen Wissen⸗ schaften für viele Zwecke des praktischen Lebens, für Bergbau und Vüttenwesen, für die verschiedensten sonstigen Industrieweige, für

Straßen⸗ und Eisenbabnbau, für Land und Forstwirtbschaft, für die Wasserversorgung der Bevölkerung und damst für die Gesundbeite⸗ pflege im Allgemeinen veranlaßte die Kulturstaaten, besondere geologische Anstalten ins Leben zu rufen, welchen die e . geologische Erforschung der Staatsgebiete, überhaupt die Pflege praktischer Geologie anvertraut wurde.

England ging bierin voran, indem es 1335 die Geglogienl Surver of the United Kinkdom gründete. Desterreich errichtete 1349 die geologische Reichsanstalt in Wien. Frankreich folgte 1368. Auch in Preußen batte man frühseitig die Wichtigleit qeologischer Forschung erkannt. Schon durch Erlaß vom 21. März 1796 wurde vom Grafen v. NReden der zum Berg⸗Referendar ernannte Leopold v. Buch dem Ober ⸗Bergamte zu Breslau jur Bearbeitung der in die Gebirge kunde und mineral ogischen nntersuchun en einschlagenden Gegenstände und bei vorfallender Gelegenbest gfallsigen Volal- KRommissionen überwiesen'. Er entwarf 1799 seine mineralonis Karte von Schlesien.

Nach weiteren ununterbrochen von der Bergverwaltung fort⸗ gesetzten geologischen , erging dann am 3. Mai 1841, als Graf v. Beust Qber⸗Berghauptmann war, auf Antrag Heinrichs von Dechen ein Ministerialerlaß des Inhalts: „Es ist die Absicht, die geognostischen Verhältnisse der Preußischen Staaten einer näheren Untersuchung zu unterwerfen, als bisher auf dieselbe verwendet worden ist, vorzugsweise um die Verbreitung der Gehirgsarten auf Karten in größerem Maßßstabe mit der erforderlichen Genauigkeit auftragen zu können.. Infolge dessen begann Gustav Rose im Sommer. 1811 die Aufnahme Niederschlesiens im Maßstabe von 1: 100 000; von 1842 an betheiligte sich daran Beyrich; später traten Justus Roth und Runge hinzu. Nachdem von Carnall schon 1841 die Kartierung Ober— schlestens im Maßstabe von 1: 200 000 begonnen, wurde 1851 dort der Maßstab 1: 100 090 zur Einführung gebracht und die Ausführung Römer übertragen. Ewald, durch Erlaß vom 17. Juni 1852 beauf— tragt, im Anschlusse an die von Strombeck'sche Karte Braunschweigs das subhereynische Flötzgebirge zwischen Harz und Magdeburg aufzu= nehmen, begann seine Arbeiten im Maßstabe von 1: 306660, verwendete zu den Feldaufnahmen aber schon Meßtischblätter des Generalstabes im Maßstabe 1: 25 900. Als die Gradabtheilungs—⸗ karten des Generalstabes im Maßstabe 1: 100 900 für das Aufnahme⸗ gebiet erhältlich waren, wurden diese aber für die Veröffentlichung gewählt. Dann wurde durch Erlaß vom 6. Februar 1826 an das Königliche Ober⸗Bergamt zu Halle bestimmt, daß der füdlich des Cwald'schen Gebietes liegende Provinztheil im Maßstabe 1: 106000 bearbeitet werden solle. Durch Erlaß vom 8. April 1862 wurde Beyrich berufen, die Kartierung der Provinz Sachsen zu fördern. Er schlug vor, zur Herbeiführung möglichster Beschleunigung jüngere Kräfte heranzuziehen, während ihm selber die Aufgabe zufallen solle, deren Arbeiten zu revidieren, sie in Zusammenhang zu bringen und selbstthätig in die Bearbeitung da einzugreifen, wo schwierigere probleme zu lösen oder ungleichartige Auffassungen in Einklang zu bringen wären“. Im Sommer 1862 begann Beyrich zusammen mit Eck seine Thätigkeit bei Ilfeld, Nordhausen und Frankenhausen.

Auf Antrag Sachsen⸗Weimar⸗Eisenachs vom 13. Dezember 1862, dahingehend, daß Sachsen⸗Weimar-Eisenach, Sachsen⸗Meiningen, ö,, ihre Beihilfe zu einem diese Staaten mitum fassenden Kartenwerke bieten sollten, kam dann nach Zustimmung Preußens vom B. April 1863 eine Verständigung, über gemeinsame Kartierung zu Stande. An den Arbeiten in Thüringen und Sachsen wurden betheiligt Schmid, Berendt, Kunth, Stein, Giebelhausen, Laspeyres und Lossen.

Da der Vortheil des großen Maßstabes 1: 25000 sich bei den

Aufnahmen immer mehr geltend machte, bestimmte auf Antrag Bey— rich's und Hauchecorne's, welcher inzwischen in Lottner's erledigtes Amt berufen war, der Graf von Itzenplitz durch Erlaß vom 12. Dezember 1866: Ich bin damit einverstanden, daß für die herauszugebende Karte der Marti 1: 25 000 gewählt wird, da dieselbe allerdings durch die Ausführung in so ehen Maßstabe neben einem höheren wissenschaft— lichen Werthe zugleich eine allgemeine Verwendung für technische und landwirthschaftliche Zwecke erlangen wird.“ Besser als durch diese Worte konnte die Bedeutung der hochwichtigen Entscheidung für weitere Gebiete des öffentlichen Wohls nicht begründet werden. Nach Angliederung Hessens und Hannovers an den preußischen Staat wurde die geologische Landesaufnahme sogleich auch auf diese Theile, namentlich auf das Harzgebirge, ausgedehnt, und zwar von von Duncker, von Seebach und Lossen. Im Westen der Monarchie hatte von Dechen schon 1855 im Auftrage des Ministers eine Spezial untersuchung Rheinlands und Westfalens im Maßstabe 1: 30 60 in Angriff genommen, welche er 1884 beendigte. 1862 begann Weiß eine Sonderuntersuchung des Saarreviers. Dann wurde im Anschlusse an die für die mittleren Provinzen der Monarchie gefaßten Beschlüsse auch die Inangriffnahmne der westlichen Provinzen im Maßstabe 26 000 beschlossen und deren Leitung von Dechen übertragen. Die Aufnahme in. Ostpreußen wurde zunächst durch die phwpfikalisch ölonomische Gesellschaft zu Königsberg eingeleitet, später vom Staate übernommen und auf weitere Gebiete des Norddeutschen Flachlandes ausgedehnt. Zur Zeit sind Verhandlungen mit anderen Bundes staaten Norddeutschlands dem Abschlusse nahe, sodaß alsdann das der geologischen Landesanstalt anvertraute Gebiet ganz Norddeutschland mit Ausschluß Mecklenburgs umfaßt.

Rachdem so die planmäßige Aufnahme des preußischen Staats⸗ gebietes und angrenzender Bundesstaaten in Fluß gekommen, war es erforderlich, die Verbreitung der wissenschaftlichen Ergebnisse, die Redaktion und Herausgabe der entstehenden Kartenwerke und anderer Veröffentlichungen durch die feste Organisation einer Geologischen Landesanstalt zu sichern. Unter Abstandnahme von dem österreichischen Vorbilde einer selbständigen Anstalt, wählte man nach dem Vorgange Englands den Anschluß an die Kgl. Berg⸗Atademie zu Berlin, deren Lehrer zum theil selbst bei der Landesaufnahme thätig waren. Die Landesanstalt trat am 1. Januar 1873 ins Leben; sie erhielt zugleich mit der Berg Akademie ihre Verfassung durch das Statut vom 3. April 1875 und bezeg ebenfalls zugleich mit dem Schwesterinstitut im Herbste 1878 das nen errichtete Dienstgebäude. Die Vorzüge der Vereinigung beider Anstalten liegen zunächst in der wirthschafllichen Ausnutzung eines gemeinsamen großen Gebäudes, eines einheitlichen Verwaltungs und Zeichnerpersonals, der gemeinsamen großen Biblio thek und der chemischen Laboratorien. Die zahlreichen Sammlungen der Berg⸗Atademie konnten mit dem Geologischen Landes Museum derart zusammengelegt werden, daß die vereinigten Sammlungen ein vollstaändiges Bild der geologischen Zusammensetzung, der Boden beschaff en heit des Mineralreichthums und des auf diesem berubenden Theiles der Gewerbethätigleit des Landes gewähren. Die Lehrer der mineralogischen und geologischen Lehrfächer der Berg⸗Atademie bringen die in der Natur und in den Wirtbschaftsgebieten von ihnen selhst gemachten Beobachtungen und Erfahrungen in den Vorträgen belebend nd befruchtend zur Wirkung; sie finden aber auch andererseits in den Vorträgen Anregung zu wissenschaftlicher Vervollkommnung und werden durch die an der Berg-⸗Akademie lebendig ihnen gegenüber tretenden Interessen der auf die Nutzbarmachung der mineralischen Bodenschatze begründeten Industrien zur Förderung praktischer, der Volkgwohlfahrt dienender Jiele geologischer Forschung hingeführt.

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Die Vereinigung beider Anstalten wirkt indessen nur so lange egensręich, als die Verwaltung derselben derart geleitet wird, daß dle Interessen der einen Anstalt durch diejenigen der anderen nicht berintrãchtigt werden, und beiden Instituten eine den Bedürfnissen entsprechende freie Entfaltung gewahrt bleibt. Diese Erfenntniß werde ich streng meiner Verwaltung zur Richtschnur geben.

Bei Begründung der Geolegischen Landesanstalt bestand die Absicht in der Hauptsache der Mitwirkung auswärtiger Mitarbeiter, welche in den Dozenten geologischer Disziplinen der Landes- Nniversitäten sich boten, sich zu bedienen und an der Jandesansftalt selbst nur einen lleinen Beamtenstab an der Druckfertigstellung der Veröffent lichungen und an der Bearbeitung der Sammlungen wirken zu lassen. Es waren daber nach Gründung der Geologischen Landesanstalt zu Berlin selbst nur 5 Geologen, von denen ursprünglich 3 zugleich Do enten an der Verg⸗Akademsle waren, in den Provinzen dagegen 14 auswärtige Mitarbeiter tbätig. Die Gesammtleitung des Doppelinstituts über nabm der Direktor der Berg- Alademie, Dber⸗Bergrath Hauchecorne. Ihm war in der wissenschaftlichen Lestung der geologischen Landes Aufnahme der Professor der Geognosie und Paläontologie an der Teoniglichen Universitat ju Berlin, Vevrich, der seitherige verdienstwolle Reiter der Nartierungen, beigeordnet. Der Landeganstalt waren die Aufgaben gestellt:

7 Eine gologische Spejialarte im Maßstabe von 1: 25 0090 mit erläuterndem Terte,

2 Eine geologische Uebersichtekarte im Maßstabe 1: 100 009,

3) Geelogische Darstellungen cinzelner Landesteile oder Mineral- vorkommnisse zu bearbeiten.

9 Abbandlungen geologischen valaäontologischen, montanistischen oder verwandten Inhalla an die Lartenwerke anzuschließzen.

) Fin Gologisches Landes Muscum anlegen

6) Ueberbaurt alle Giegenstinde und Nachrichten geo logischen

Unter der planmgßigen e , ziel bewußten Leitung Hauchecorne's und ö. hat die eee, e Landesanstalt mit derartigem Erfolge sich. diesen Aufgaben hingegeben, daß sie unter den wissenschaftlichen Anstalten der Welt eines heben Rufes sich ren.

Wie erwähnt, gingen die geologischen Aufnahmen zuerst im Ge⸗ birgslaude, in Schlesien, Sachsen, Thüringen, dem Harze, im ng, Schiefergebirge u. s. w. um. Als die Aufnahmen in das Norddeutsche Flachland ausgedehnt wurden, in dem mächtige Duartärbildungen die älteren Formationen überlagern, da erwies es sich im Interesse der Förderung der Landwirthschaft erforderlich, die Aufnahmen auch im geologisch⸗agronomischen Sinne auszugestalten. Seitdem wird der Ober⸗ und Untergrund des deutschen Glazial— gebietes durch zahlreiche Bohrungen bis zu 2 m Tiefe unter Proben- entnahme behufs . Analyse genau unterfucht, und den geologischen Ergebnissen, der Boden- und Untergrundsbeschaffenheit, sowie den He e seerdertniffn in den Erläuterungen der Karten Nechnung getragen. In jüngster Zeit dehnt sich die Boden— Untersuchung auch in das Gebirgsland aus, um auch dort der Wohlfahrt der Landwirthschaft nuchr als bisher dienen zu können.

Das große Interesse, welches die Aufnahme der zeologisch⸗ agronomischen Untersuchung bei den landwirthschaftlichen e,, . der Kreise und Provinzen erweckte und behufs beschleunigter Nutzbar⸗ machung der Ergebnisse derselben zu materieller Beihilfe der Provinzial verbände von Ost⸗ und Westpreußen, Pommern, Sachsen und Hannover, sowie einzelner Kreisverbände Anlaß gab, bewirkte eine der⸗ artige Personalvermehrung, daß zur Zeit 11 Landes⸗Geologen, 6, Bezirks Geologen, 20 außeretatsmäßige Geologen und 8 aus— wärtige Mitarbeiter dem Verbande der Geologischen Landesanstalt angehören. Die auswärtigen Mitarbeiter sind z. 3: Dr. K. von Fritsch, Geheimer Regierungsrath, ordentlicher Professor an der Universität in Halle, r. A. von Koenen, Geheimer Bergrath, ordentlicher Professor an der Universität in Göttingen, Dr. E. Kayser, ordentlicher Professor an der n , in Marburg, Dr. H. Bücking, . Profeffor an der Universität in Straßburg, r. Gruner, Professor an der Land wirthschaftlichen Höochschule in Berlin, Pr. E. Holzapfel, Professor an der Technischen Hochschule in Aachen, Bergrath Frantzen in Meiningen, Dr. E. von Seyfried, Major a. D. in Straßburg.

„Wenn meinen Anträgen zum Etat für das Etatsjahr 1901 die verfassungsmäßige Zustimmung des Landtages zu theil wird, werden am l. April d. Is. noch 3 Landes-Geologen, 3 Bezirks-Geologen, l. Hilfs⸗Geologe und 1 Kustos hinzutreten, sodaß dann einschließlich einiger kartirender Professoren der Berg-Akademie und der 4 Chemiker des Laboratoriums 60 wissenschaftliche Beamte der Geologischen Landesanstalt angehören.

Meine Herren! Es ist hier an der Zeit, die Namen derjenigen Männer zu erwähnen, welche theils durch den Tod uns entrissen, theils in andere Lebensstellungen übertretend ausgeschieden, ihre werth vollen Dienste der Anstalt geliehen haben. Viele der Landesanstalt und Wissenschaft unvergeßliche Namen finden sich darunter. Es sind neben Beyrich, welcher am 9. Juli 1896, und Hauchecorne, welcher am 15. Januar 1900 aus dem Leben schied, Weiß, Lossen, Kayser, Moesta, Karl Koch, Speyer, Grebe, Dames, von Seebach, Bauer, Schlüter, Liebe, Laspeyres, Rolle, Richter, Schmid, Srth, von Grodeck, Scholjz. Halfar, Emmerich, Meyn, Bornemann (Vater und Sohn), Dulk, Schütze, Brauns, Angelbis, Laufer, Dewalque, Pröscholdt, Meyer, von Dechen, Klockmann, Branco, Ebert, Stapff, Schütze, Oebbecke, Lattermann, Blanckenhorn, Steuer. ; Rund 990 Lieferungen von durchschnittlich je 6 Blättern der Spezialkarte Preußens und der Thüringischen Staaten im Maßstabe L: 250900, einschließlich der Erläuterungen, sind bis jetzt erschienen. Die Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte belaufen sich auf 73. Das Jahrbuch der Geologischen Landesanstalt und Bergakademie erscheint regelmäßig seit dem Jahre 1880.

In den Abhandlungen und Jahrbüchern und in 12 sonstigen Werken sind zahlreiche Arbeiten hohen wissenschaftlichen Werthes von innerhalb und außerhalb der Anstalt stehenden Männern erschsenen. Diese Arbeiten, das reiche erschienene Kartenmaterial, der rege Antheil, welchen die Geologen an den neuerlich eingerichteten wöchentlichen Sitzungen des Geologenkörpers nehmen, die ausgezeichneten Arbeiten, welche aus den Bureaux hervorgehen, sind Zeichen des trefflichen Geistes, welcher die sämintlichen Beamten der Anftalt beseelt. Der Umstand ferner, daß der internationale Geologen Kongreß von Bologna die Direktoren Beyrich und Hauchecorne und nach deren Ableben Ten Prof. Dr. Beyschlag mit der Bearbeitung der internationalen Karte bon Europa betraut hat, ist ein Zeichen der hohen Achtung, deren die Landesanstalt unter den ausländischen Fachgenossen sich erfreut Meine Herren! Die geologischen Kartenaufnahmen und die ge sammelten Erfahrungen des Geologen finden im Interesse der Volks wirthschaft zahlreiche Verwerthung. Das geologische Kartenbisd er möglicht eine Reihe von werthvollen Schlüssen für die Bodenwirthschaft.

T 2 Interesseg zu sammeln und u bemabren

die Lage von nutzbaren Mineralien und Gesteinen, von Meliorations mitteln, die Durchlässigkeit der Gesteine für Wasser, ihre Fähigkeit, solches weiterzuführen, die Festlegung des Grundwasserspiegels und der Bewegungsrichtung des Grundwasserstroms. Stetig zunehmend ist aher die Inanspruchnahme des Raths der Anstalt bei gemeinnützigen Unte nehmungen der Kommunen und Verbände zur Herstellung besserer sanitärer Verhältnisse durch Anlage von Wasserleitun zen, d Projelte für Kanalisation, Entwässerung und Sanierung der Infektionskrankheiten heimgesuchten Bezirke. In zahlreichen Red streitigkeiten, bei Konflikten zwischen dem Nutzer der Dberfläche und dem Bergbautreibenden erfolgt die gutachtliche Aeußerung der Landes anstalt auf Requisition der Gerichte. Das Kaiserliche Gesundbeits amt bedient sich eines der Beamten als Beraters in mit der Bodenbeschaffenheit zusammenhängenden hygienischen Fragen kürzlich gebildeten Reichegesundheitsrath gehört ein Geoloa— glied an.

Selbst von den aufnehmenden Geologen werden im ? il reiche mündliche Rathschlage über die Bodenverbältnisse, Melioration mittel, über Aussichten der Verwerthung und Verwendung nutzbaren Materials und Gesteins ertheilt.

Einige Jahlen dürften den Umfang dieser Thätiagk

Geologischen Landesanstalt im Interesse der Volkswirthschaf

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leuchten. In Fragen der Wasserversorgung von Städten, 5fentli und Privatanstalten sind bisher etwa 160 aus iche schrift auf Ortsbesichtigung und Studium der geologischen Verbälmi ruhende Berathungen der Interessentenkreise erfolgt

Bei der Anlage von Begräbnißplätzen nach bygienische⸗ sätzen konnte in . Fällen Rath ertheilt we

Zur Lösung schwieriger Fragen der werbliche Betriebe wurde die Landesanstalt se

Der Nachweis abbauwürdiger, bisber von Mergeln, Kalken, Kohlen, Erjen d von Pflastermaterialien wurde in mebr als 80 Fällen erbracht

Bei der Anlage von Thalsperren und Stauweibern, der legung ven Schutzbezirken für Heilquellen und Bäder konnten in reichen Fällen erfolgreiche Fingerzeige gegeben rathung der Aussichten vieler bergbaulicher und landwi Obstbau⸗ und Weinberge ⸗Unternebmungen du Landesanstalt mitwirken.

Fast noch bedeutsamer dürfte Nationalwohlstand geleistet worden ist dad: Anstalt häufig vor aussichtalosen und falschen und damit dieselben verhinderten

Seit dem Jabre 1880 ist mit dem chemischen die chemisch⸗technische Versuchsanstalt verbunden des Laboratoriums unterstebend, chemische und Private, und Versuche im allgemein wöisensch— lichen Interesse unternimmt.

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Meine Herren! Welche glänzende Machtftellung Tönigreich Preußen des Jabres 1701 gewennen in Jahrhunderte! Von 2016 Quadratmellen Flachen seine Grenzen auf G31 Quadratmeilen; die Ginme don 1600009 auf mehr als 34 Millienen Seelen Nachfolger Friedrich J. trägt die Raiserkrene

mächtigsten Reiche des Erdballs! An dieser Entwickelung trug nicht zum kleinen Theile bei der Wohlstand, welchen die unserer Anstalt zur Pflege überwiesenen Wissensgebiete und Wirthschaftszweige in kluger Ver. werthung der unserem Vaterlande von der Vorsehung in den Schoß gelegten Bodenschätze dem Volke zu erwerben erlaubten.

Diese Wissensgebiete und Wirthschaftszweige konnten nur durch ernste Forschung. unermüdlichen Fleiß, zähe Beharrlichkeit, kühnen Wagemuth der Staatsbürger, durch treue, verständnißvolle, innsichtige Fürsorge der Regierung und die stützende, helfende, anregende Sand erleuchteter Monarchen ihre großen Aufgaben erfüllen. .

Läßt zwar der große Umfang der Regierungsgeschäfte dem Monarchen ein tieferes Eingreifen in die uns nahestehenden Wissens— gebiete seltener zu, so leuchtet doch aus zahlreichen Regierungs— maßnahmen, welche ich im Laufe meiner Ausführungen zu erwähnen Gelegenheit hatte, das tiefe Verständniß der preußischen Könige für die . Bedeutung des Montanwesens für die Volkswohlfahri hervor. Auch in dieser Richtung ist der herrliche König und Kaiser, welcher zur Zeit die Geschicke unseres theuren Vaterlandes lenkt, der würdige Sohn seiner Vorfahren. In wenigen Tagen vollendet er sein 42. Lebensjahr in kräftigster Mannesblüthe! Unsere herzlichsten, innigsten Wünsche begleiten Ihn auch in das neue Lebensjahr. Meine Herren! Die aus echtem Preußenherzen kommenden Wünsche für unseren Hohen Herrn, für Sein ganzes Königliches Haus, für die weitere herrliche Entwickelung des preußischen Königreichs, eines hervorragenden Gliedes des großen mächtigen deutschen Vater landes und für die Wohlfahrt des ganzen lieben deutschen Volkes fassen wir zusammen in den jedem treu monarchisch gesinnten Preußen und Deutschen theueren Ruf:

Seiner Majestät, unserem Allergnädigsten Kaiser und Könige Wilhelm 1I., unserem obersten Bergherrn, ein dreifaches Glückauf!

Deutscher Reichstag. 40. Sitzung vom 4. Februar 1901. 1 Uhr.

Die zweite Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1901 wird mit dem Etat der Reichs-Ju stizverwaltung fortgesetzt.

Abg. Bassermann (ul.) lenkt die Aufmerksamleit des Staats sekretärs auf die Prozeßverschleppungen in der bayerischen Pfalz. Man habe dies zum theil den bayerischen Anwälten zugeschoben, zum theil den Rechtsparteien selbst. Besonders kompliziert sei das Beweis verfahren durch den Anspruch schriftlicher Begründung. Dadurch werde an Stelle des mündlichen das alte schriftliche Verfahren wieder eingeführt. Die Sache sei auch in der bayerischen Kammer zur Sprache gebracht worden. Nirgends dauere das Proözeßverfahren so lange wie in Bayern. Der Staatssefretär möge thun, was nach der Reichsverfassung möglich sei, um diese Uebelstände zu beseitigen. Redner kommt dann auf das internationale Schiffspfandrecht zu sprechen und macht darauf aufmerksam, daß die holländische Re— gierung dasselbe anerkannt habe. Es wäre wünschenswerth, daß dieses allgemein durch den „Reichs Anzeiger“ bekannt ge geben würde; in Bezug auf Belgien sei die Rechtslage noch etwas dunkel. Hinsichtlich der vom Reichstage in einer Ne solution verlangten Errichtung kaufmännischer Schiedsgerichte habe die Regierung bis jetzt noch leider keine Entschließrng gefaßt, obgleich diese Regelung namentlich im Interesse der Ha ugsgehilfen erwünscht sei. Man habe einerseits eine Angliederung dieser Sonder gerichte an die Gewerbegerichte, andererseits an tsgerichte gefordert. Der letztere Vorschlag habe den Zweck, an möglichst vielen Orten solche Gerichte in zu ru

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