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wesen ist; denn diese Voruntersuchung hat ihm Gelegenheit gegeben, den Verdacht, der auf ihm ruhte und gegen ihn gelenkt war, voll⸗ ständig zu widerlegen und seine volle Unschuld durch gerichtlichen Be⸗ schluß festgestellt zu sehen. Meine Herren, ich glaube, das ist ein sehr erfreuliches Resultat, das von uns allen nicht bedauert werden kann. Hätte die Voruntersuchung nicht stattgefunden, so wäre es un⸗ vermeidlich gewesen, daß Hoffmann in gewissen Kreisen noch länger unter dem Schatten eines gewissen Verdachtes gestanden hätte.
Nun, meine Herren, der Vorwurf, daß gegen den Schlächter⸗ meister Lewy nicht vorgegangen sei — darüber nur zwei Worte. Es besteht darüber allgemeines Einverständniß, daß von der Familie Lewy niemand der Thäter ist; das ist in dem Masloff'schen Prozesse un⸗ zweifelhaft festgestellt und wird von allen Seiten anerkannt, auch von antisemitischer Seite. Der Verdacht, der noch gegen ihn von anderer Seite vorgebracht wird, ist nur der, daß in seinem Keller die That verübt sein könne, daß er diese Räume zu einem Morde hergegeben habe, der als Ritualmord von denjenigen, die diesen Verdacht hauptsächlich vertreten, bezeichnet wird. Ja, meine Herren, nach dieser Richtung hin haben die eingehendsten Untersuchungen stattgefunden, sie finden fortgesetzt statt, und alles das, was nach der Richtung hin sich ergeben hat, ist zu einem Einschreiten nicht ausreichend gewesen.
Meine Herren, ich glaube hier einen Satz aus einer Nummer der Kreuzzeitung, die in der ganzen Angelegenheit eine sehr maßvolle und besonnene Haltung eingenommen hat, Ihnen vorlesen zu dürfen, einen kurzen Satz. Sie sagt in der Nummer vom 30. November vorigen Jahres:
„Die Zeugenvernehmungen, die auf der einen wie auf der anderen Seite vielfach auf sehr unsicherer Grundlage beruhen, haben zwar allerhand Verdachtsgründe ergeben, aber, soweit sich das übersehen läßt, keine solchen, daß gegen bestimmte Personen mit genügender Sicherheit hätte eingeschritten werden können. Die in Konitz oder auch sonst vielfach herrschende Ueberzeugung, daß die Thäter Juden gewesen seien und daß es sich um einen verbrecherischen Auswuchs des Blutaberglaubens handle, reicht vom Standpunkt einer un⸗ parteiischen Rechtsprechung für sich allein nicht aus; und diese eben sind nicht in genügendem Maße beigebracht worden.“
Meine Herren! So lag nach der Ansicht des Verfassers dieses Artikels die Sache am 30. November, so liegt sie noch heute, und ich glaube auch hente noch den Standpunkt vertreten zu dürfen, der hier zum Ausdruck gebracht worden ist, daß der Justizbehörde solange keine Möglichkeit gegeben ist, gegen bestimmte Personen positiv einzuschreiten, als nicht stärkere thatsächliche Verdachtsgründe sich gegen sie ergeben haben.
Justiz⸗Minister Schönstedt:
Zu einer Berichtigung! Ich habe irrthümlicherweise den Kriminal⸗ kommissar Wehn genannt; es ist der Kriminal⸗Inspektor Braun ge— wesen, der die Verhandlung gegen Hoffmann geführt hat.
Abg. von Czarlinski (Pole) bedauert, daß, wenn für den Minister bei der Ernennung der Notare das Interesse der Bevölkerung maßgebend sei, der Min fler nicht in allen Theilen des Landes die Bedürfnisse der Bevölkerung zu kennen scheine. In den polnischen Landestheilen sei z. B. die Zahl der polnischen Anwälte und Notare berschwindend gering gegenüber der Zahl der deutschen. Die auch vom Minister anerkannten Uebelstände im Dolmetscherwesen und der Um— stand, daß man sehr schwer Dolmesscher finde, die der polnischen Sprache mächtig seien, erklärten sich leicht, wenn man wisse, wie die volnische Muttersprache in den Schulen verdrängt und der polnische Privatunterricht erschwert werde.
Justiz-Minister Schönstedt:
Meine Herren! Gegen die Schlußworte muß ich auf das aller— entschiedenste protestieren. Es werden in Preußen keine Menschen— rechte, auch keine allgemeinen Staatsbürgerrechte vergewaltigt, auch nicht das Recht der Sprache; es wird lediglich nach den Gesetzen ver⸗ fahren, und wie bei allen Behörden, so auch bei den Gerichten, ist in der Provinz Posen nach dem Gesetz von 1876 die deutsche Sprache Geschäftesprache. Danach müssen die Polen sich richten.
Ich gebe zu, daß mancherlei Schwierigkeiten in der Praxis daraus entstehen, daß ein großer Theil der Bevöllerung der deutschen Sprache nicht genügend mächtig ist (Zuruf rechts: sein will!) ein anderer Theil auch nicht sein will. Es erwachsen daraus den Gerichten außer⸗ ordentliche Schwierigkeiten, und wenn jemand nach der Ueberzeugung des Gerichts der deutschen Sprache nicht mächtig sein will, während er sie genügend beherrscht, dann liegt darin eine Ungebühr, gegen die einzuschreiten durchaus gesetzlich zugelassen und geboten ist. Daß in dieser Beziehung aber nicht mißbrauchlich vorgegangen wird, dahin zu wirken ist die Justizverwaltung, soweit sie bier einzugreifen in der Lage ist, seit Jahren bestrebt; es werden alle Fälle, in denen auf Ungebuhrstrafen wegen Ablebnung der Auslassung in deutscher Sprache erkannt wird, sorgfältig von den vorgesetzten Bebörden verfolgt, und es werden dar⸗ über regelmäßige Berichte erstattet. Wenn die Nachprüfung zu dem Ergebniß führt, daß ein nicht geeigneter Gebrauch gemacht sei von dem Ordnungestrafrecht, so wird dies den betreffenden Gerichten be⸗ merklich gemacht. Wenn nun der Herr Abgeordnete selbst schon gesagt hat, daß die Fälle seines Wissens sebr selten geworden seien, so brauche ich darauf nicht näher einzugeben.
Wag die Anstellung von Notaren in Posen angeht, so liegt mir eine statistische Uebersicht über die Zahl polnischer Notare nicht vor. Ich glaube aber im allgemeinen bemerken zu sollen, daß die Besetzung der Beamtenstellen in der Provinz Posen, also auch die Besetzung der Notariatsstellen, eine volitische Frage ist; sie ist ein wesentliches Stück der polnischen Frage, und da wird verfahren nach nationalen Gesichtevnnkten, die für das Staats- Ministerium in dieser Frage die Richtschnur bilden. Es mag sein, daß die Anwendung dieser Grund sätze der polnischen Be⸗ völlerung nicht gefällt, auch daß ihr daraus Unzutrãglichkeiten er⸗ wachsen; aber da bandelt es sich um Augflüsse der volnischen Politił der Staatsregierung, von der ich glaube sagen zu dürfen, daß sie sich der Zustimmung der weit überwiegenden Mehrheit der gesammten preußischen und deutschen Bevälkerung erfreut. Abg. Peltasobn: Sehr richtig!
Ag Dr. Porsch (Jentt.): Ich muß meine Freunde dor etwaiger lügnerischer Ausbeutung dieser Debatte derwabren. Gz ist mir niht eingefallen. ju verlangen, daß auch nichtaual sijserte Bewerber angestellt werden. Dle Paritatefrage wird erst akut, sobasd meßr Bemwerker verbanden sinß all zu keseßzende Stellen. Wieriel Stadträsbe sind denn in lin und Brenlan katbolischh Gg wird chen die Minorstät niedergestimmt. Um Dag ju verbäaten, verlangen nir ciae derbaltunißmäsige Nächichtnabme auf die gonfesston. Wenn eine 1 Anzabl ven Bewerbern vorbanden
verlangen wir die? 51 hach der Konfession. Wir fordern dabei nicht eine jiffernmãaßlge Abräblung, sondern ind zufrieden, wenn
wir nur einigermaßen berücksichtigt werden. ist doch unerhört, daß die Linke verlangt, daß wir rh, ö Salle, wre, 9 * uns selbst thun. Es ist mir 2. eingefallen, die Linke anzugreifen. Es wäre mir lieber gewesen, w
achlichen Form weitergeführt a, ie Herr Peltasohn an— efangen hat. enn die n links aber so werden, . sie sich nicht darüber wundern, daß man entspre nd darauf antwortet. Herr af sagt, das Zentrum habe doch sonst einen ge⸗ wissen Sinn für Parität gezeigt. Wo haben denn die reisinnigen bisher diesen Sinn für . gezeigt gegenüber den katholischen Be⸗ schwerden? Daß wir bei unseren Be werden ö und Flamme seien und jetzt versagten, wo es sich um jüdische Beschwerden andelt, ist . Es kann doch nicht von uns verlangt werden, daß wir die jüdischen Beschwerden anders behandeln als unsere, eigenen. Ich berufe mich auf einen Brief von Forckenbeck an seine Frau, in dem es heißt, daß seine Kandidatur in einer engeren Versammlung sehr lebhaft bekämpft worden sei, weil er Katholik fei. Andere hätten aber gesagt, man könne ihn wählen, weil er unbefangener⸗ Katholik sei. Am 10. März 1872 schrie . an seine Frau, man, erkundige sich, ob seine Kinder protestantisch seien. Die Ger= mania“ , damals, daß Forckenbeck nur dem Namen nach Katholik sei. In der Berliner Stadtverordneten Versammlung gieht es überhaupt keine Katholiken. (Abg. Goldschmidt meldet sich als solcher Nun, eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Meine Frage war also berechtigt, wie denn die Herren in der Stadtverwaltung sich zu dieser Frage der Parität ver⸗ halten. Was die Anstellung der Notare betrifft, fo muß allerdings die Möglichkeit geschaffen werden, daß man Vertrauensmänner seiner eigenen Ueberzeugung zur Verfügung hat.
schon 1894 denselben Standpunkt vertreten wie jetzt, d. h. an⸗ erkannt, daß der ideale Gesichtspunkt nicht strikte durchführbar sei. Was hat die Aeußerung, daß „jeder nach feiner Ueberzeugung hig werden 9 „mit dieser Sache zu thun? Wird hier etwa die deligionsfreiheit angetastet? Gegen ein jüdisches Jesuitengesetz würde der Abg. Richter sich mit aller Energie verwahren, gegen die Auf⸗ hebung des alten Jefuitengesetzes aber hat er letzthin gestimmt. Von , Herrn nehmen wir keine Belehrung Über Religions⸗ freiheit an.
Abg. Hr. Wiemer (fr. Volksp.) : Forckenbecks Wahl spricht gegen die Behauptung, daß die Stadt Berlin unduldsam sei. Ob ein Stadtverordneter in Berlin katholisch, evangelisch oder jüdisch ist, danach wird in Berlin nicht gefragt. Herrn Werner antworte ich nicht in demselben Ton, um nicht die K auf das Niveau einer antisemitischen Radauversammlung herabzudricken. Die Juden . in den letzten Kriegen ihre Schuldigkeit gethan wie die Thristen, auch als Offiziere. Den Konitzer Prozeß wollen wir hier nicht nachprüfen. Herr Werner bestritt, daß in der Broschüre bon Rituglmord die Rede sei. Die ganze Einleitung handelt ja davon. Man schiebt das jetzt auf einen Blutmord aus abergläubischen Motiven zurück. Man spricht von einer Sekte. Sie können doch nicht die ganze jüdische Konitzer Bevölkerung beschuldigen, daß sie zu dieser Sekte gehört. Es haben Haussuchungen in Konitz wie in Berlin se, . es ist aber nichts herausgekommen. Die sofortigen Saus— uchungen waren nach dem Str. G.⸗ B. nicht gut möglich. Fehler mögen ja gemacht worden sein. Ein jüdisches Verwirrungscomit s iebt es nicht, wohl aber sind in Konitz antisemitische Treibereien ihnen stel Art vorgekommen, die Erregung und Verwirrung hervor— erufen haben. Das Nebenuntersuchungs-Comité hat eine ku r. Linwirkung auf die Zeugen ausgeübt. Die Presse hat die Affaire in antisemitischem Sinne ausgebeutet und die Rechtspflege zu e , esucht. Durch Vertheilung von Flugblättern und den be— annten Bilderbogen ist die. Konitzer Bevölkerung, namentlich die Landbevölkerung, zu Gxcessen aufgereizt worden. Die Konitzer behandeln, die Juden als Ausländer; das Jist eben der Boxerstandpunkt. Der Abg. Crüger meinte aber die Reden des Grafen Pückler, der u. a. von einem kleinen Revolutiönchen gegen die Juden sprach. Graf Pückler ist freigesprochen worden. In Berlin kennt man ihn, aber in der Provinz müssen feine Reden ver— hetzend wirken. Wie wäre es einem Sozialdemokraten ergangen, wenn er nur die Hälfte, davon gesagt hätte. In Pommern wird sogar von einem Pastor eine ähnliche Sprache geführt. Diese ganze Hetze hat den Zweck und Erfolg gehabt, das Vertrauen in die Justiz zu zerstören. Vor den hehren Räumen der Justiz muß die Partei⸗ leidenschaft stillstehen.
Abg. Dr. Irmer (kons.: Auf Einzelheiten des Konitzer Falles einzugehen, habe ich keine Neigung. Was das Schimpfen anbetrifft, so gebührt Ihnen ohne Zweifel die Palme.
Präsident von Kröcher: Damit meinen Sie doch nicht Mit glieder des Hauses?
Abg. Dr. Irmer (fortfahrend): O nein; ich meine Leute außerhalb des Hauses. Ein Berliner Stadtverordneter wurde wegen ultramontaner Neigungen seiner sammtlichen Ehrenämter enthoben. Ich selbst gehöre zu denen, die von der städtischen Verwaltung fern gehalten worden sind. Ich gehe darauf aber nicht ein aus Schonung. Nicht wir haben diese Sache zur Sprache gebracht, fondern Herr Peltasohn. Dem Vorschlag des Abg. von Eynern über die Grundsãätze habe ich in meinem Antrage Rechnung getragen. Wir hatten anfangs nicht die Absicht, namentliche Abstimmung zu verlangen aus Schonung gegen die Linke, in der manche sitzen, die in dieser Frage anderer Unsicht sind als die Herren Rickerl, Richter und Peltafohn. Wir wollten diesen keine Verlegenheiten bereiten. Wenn Sie (links aber die namentliche Abstimmnng beantragen, so werden wir ihr freudig zu stimmen.
Abg. Schmitz ⸗Düsseldorf (Zentr.) weist darauf hin, daß ein Redakteur der Frankfurter Zeitung“ zu 6 Monaten Gefangniß ver⸗ urtheilt worden sei, weil die Jeilung behauptet babe, der Groß— herzoglich hessische Justiz Minister habe keinen jüdischen Richter oder Notar angestellt. Die Herren Rickert u. f. w., führt er dann aus, batten besser geschwiegen, denn nach dem Bev olkerungeverhãltniß hätten die Berliner Juden kaum auf neun Rotare Anspruch. Die Notare baben doch vielfach eine Vertrauens stellung, k. B. bei milden Stiftungen; es ist also sfebr ani e. daß auf die Empfindungen der christlichen Bevolkerung Rücksicht genommen wird. In absehbarer Jeit könnte das christliche Notariat verschwinden, und das könnte eine Gegenbewegung, einen Antisemitie mus hewortufen, den wir Alle verabscheuen. Ünfer Toleranz⸗ antrag hat es mit der Religionsfreiheit in thun; hier handelt es sich um etwas ganz Anderes. Daraus, daß den Juden verfassungsmäßig die Aemter offen steben, folgt noch nicht, daß die Juden in jedem einzelnen Falle angesgllt werden müssen. Ich lebe mit jũdischen Kollegen im besten Mnvernehmen. In anderen Gemeinden ist aber die Anstellung eines jüdischen Richters mit einem kraftigen Protest aufgenemmen worden. Die Interessen der einzelnen Richter müssen binter den Interessen der Allgemeinbeit zurücktreten. Wir leben ein— mal in einem christlichen Siaat, und das Gros der Bevoͤllerung unterscheidet zwischen christlicher und jädischer Weltanschanung. Von einer Verfassungeverletzung ist keine Rede. G8 jist weise bon der Staatsregierung, daß sie auf das religiöse Empfinden Tes Boltes Räcksicht nimmt; thäte sie es nicht, so wäre die Folge ein unge sunder Antisemitismus. Wer verurtbeilt nicht die antisemitischen Aus⸗ schreitungen? Wir werden für den Antrag stimmen—
Abg. Dr. Sattler (nl): Nicht die Bevolkerungs ziffer, sondern die Befibigung nicht minder aber auch die Rücksicht auf vraktische Tuteressen soll bei der Besetzung der Stellen maßgebend fein. Darum sinden wir, daß der Justij⸗Minister nicht die n ver⸗ letzt bat,. Die Herren von der Linken sollten konsequenter Weise dem . ein Mißtrauen wotum aussprechen und sagen, daß er die Verfassung verletzt habe. Die anderen Anträge verstehe ich nicht. Die Rechte bitte beantragen müssen, — Q 2 — daß der Minister e en e e gehandelt bat. Grundsäße · des WMinisters liegen nlcht der, sendern nur der Grundfatz, y in Berlin auf die christliche Bevolke Rückicht nimmt. Berfaffunge⸗ fragen sollten nicht durch vlögliche Anträge Jelöst werden San der Antrag injwischen ent d geänders worden sst, so werden wir
diese ganze Diskussion in der ruhigen, n dies enn pn ꝛ hig
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für denselben stimmen, worden wäre.
Die Abgg. Dr. Irmer und Freiherr von Zedli 16 6 haben inzwischen ihrem Ankrag folgende . gegeben: J .
„Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: zu de Herrn Ind fei fe dargelegten Grundsatze, da 1 29 en nennung von Notaren auf das Bedürfniß der christlichen Bebölt. rung in angemessener Weise Rücksicht genommen werden sosl, fein. Zustimmung auszusprechen.“ ; .
Die Abgg. Dr. Barth (fr. Vgg) und Dr. Erüger .
(fr. Volksp.) stellen folgenden . Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Erwartung auszusprechen, daß bei der Ernennung von otaren das Gesammt?
interesse der Bevölkerung nach Maßgabe der Bestimmungen in
Art. iV und XII der Verfassungs-Urkunde zur Geltung kommt.
Abg. Lr. Barth; Unser Antrag soll einen Gegenstoß bilden gegen den Antrag der Konservativen, der seine Zustimmun zu den vom Justiz⸗Minister dargelegten Grundsätzen aussprechen will. Wir schieben das ,, der Gesammtbevölkerung in den Vordergrund im , zu den Interessen der christlichen Bevölkerung und ver— weisen dabei auf die Artikel IV und XII der Verfassung.
Abg. Wilckens (kons) dankt dem Minister namen der west⸗ preußischen Bevölkerung für dessen Erklärung, die das Vertrauen zur Justiz wieder herstellen werde. Die Unruhe der Bevölkerung sei um so begreiflicher, als auch der Skurzer Mord e n. eblieben sei. Man befürchte die Wiederkehr ähnlicher Fälle. er Minister sollte eine Anweisung für alle Fälle veranlassen.
Justiz-Minister Schönstedt:
Meine Herren! Zu einer Anweisung an die Beamten der Staats— anwaltschaft, wie der Herr Abgeordnete, der eben die Tribüne verläßt, sie wünscht, habe ich keine Veranlassung, weil ich es als selbst⸗ verständlich betrachte, daß, falls so schwere Verbrechen sich wieder⸗ holen möchten, die Behörden ohne weiteres ihre volle Schuldigkeit thun werden. Die Vorgänge in Konitz werden ja schon an und füt sich dazu beitragen, daß jeder dazu berufene Beamte sich bemüht, zur Aufklärung des Verbrechens von vornherein nichts zu versäumen, was
überhaupt innerhalb des Kreises seines Ermessens und seiner Einsicht liegt.
Abg. Dr. Lelch (fr. kon): Der Antrag Barth geht davon aus, daß nicht das Interesse der Bevölkerung, sondern das der jüdischen Anwälte vertreten werden soll. Da aber das Interesse des Publikums uns höher steht, so werden wir gegen diesen Antrag stimmen. Der Redner geht dann auf die Zwangserziehung ein. Es sei ein , . des neuen Geseßes, daß Kinder gewissenloser
iltern eine gute Erziehung forkan erhalten sollen. Im weiteren
Verlauf der Rede wächst die Unruhe des ,. derartig, daß nur noch Bruchstücke der Ausführungen zur Tribüne hinaufdrlngen. Der Redner scheint in Bezug auf das neue Gesetz einige Wünsche zu äußern im Anschluß an die Verfügung des Ministers über die Ausführung des Gesetzes.
Von den Abgg. Dr. Irmer und Freiherr von Zedlitz und Neukirch ist der Antrgg eingegangen: im ntrag Barth hinter dem Wort: „Notaren“ einzuschalten: „wie
bisher!. Zur Geschäftsordnung
Die Diskussion wird geschlossen. verwahrt sich
Abg. Dr. Barth dagegen, daß der eben mitgetheilte Antrag in der Form eines Amendements in seinen Antrag eingeschmuggelt werde. Wenn Freiherr von Zedlitz etwas derartiges sagen wolle, fo möge er es in einem selbständigen Antrage thun.
Präsident von Kröcher konstatiert, daß der letzte Antrag unter allen Umständen geschäftsordnungsmäßig zuläffig fei.
Abg. Peltasehn versucht, in perfönlicher Bemerkung eine Aeußerung des Justiz-Ministers richtig zu stellen, wird aber daran vom Präsidenten gehindert. Er erklärt schließlich, daß er sich von niemandem zu seiner Anfrage habe drängen lassen.
Abg. Dr. Irmer: 6 wird mit mitgetheilt, daß der Abg. Barth seinen Antrag zurückgejogen habe. Ich nehme den Antrag wieder auf.
Abg. Hr. Barth: Ich habe unseren Antrag keineswegs zurück zogen, sondern nur darauf hingewiesen, daß durch den 8 antrag Irmer -Zedlitz unser Antrag in sein Gegentheil verfehrf worden ist. Wir halten unseren Antrag nach wie vor aufrecht, süimmen gegen den Zusatzantrag und, wenn dieser angenommen werden sollte, gegen den ganzen Antrag. ;
Ter Titel „Gehalt des Ministers“ wi d bewilligt und zunächst der r ,, . Zedlitz zu dem Antra Barth angenommen, mit diesem Zusatz dann der Antrag Bart selbst und schließlich der Hauptankrag J mer⸗von Zedlitz. Dafür stimmen die konservativen Parteien, das Zentrum und die Nationalliberalen.
Um 4 Uhr wird die weitere Berathung bis Montag 11 Uhr ve tagt.
XXIX. Blenarversammlung des Deutschen Landwirthschafteraths.
Vierte und letzte Sitzung: Freitag, den 8. Februar 1901.
Der Vorsitzende Graf von Schwerin -LSwitz eröffnet die Sitzung um 191 Uhr. ;
Erster Gegenstand der Tagesordnung ist der Bericht der Kommission für die Bekämpfung der Maul- und Klauen seuche. Ueber den Antrag der Kommlssion referiert Dełonomieratb Steinmeyer Danzig. Abanderungaanträge stellen die Herren von Stockhausen⸗Abgunst und von Arnim üterberg. In der Digkussien nehmen das Wort der Kemmissar des Ministeriums der offentlichen Arbeiten Geheimer Ober⸗Regierungsrath Kroönig, sowie die Herren ven Stockhausen· Abgunst, Dr. Wien ⸗Frledri bagen, Amterath ven Schwarz Vessen, Geheimer Delonomieratß Frag. Bgmard leben, von Arnim . Gũter ber; Geheimer Regierunggrath Professor Hr. Dam mann Vannober und Domänenrath Rettich Rostock Mü den Anträgen bon. Steckausen und von Arnim wird der Kommisssongantrag bierau⸗ in folgender Fassung angenommen:
Der Deutsche Landwirthschafterath erllart JI. Das Schwergewicht deg Vorgebeng gegen die die Landwirth⸗ schaft unausgeseßt auf das schwerste schätigende Maul und Klauen. uche ist nach wie vor auf die Ergrändung cines prattisch verwertk= baren Immunisierungeverfahreng zu legen. An die Regierungen der Reiches und der Ginzelstaaten ist dieserbalb das Grsuchen zu richten, auch weiterhin Mittel bereit u stellen, mit deren Yilse 2 Frage wissenschaftlich erforscht werden kann.
II. Solange ein solches Verfahren nicht ermittelt isf. sind zur Bekämpfung veierinärpolizeiliche Masmahmen unentbehrlich, wel dem Cbaratter dieser Seuche und den ortsschen Rerbaltnissen angevant werden müssen. Bedingung für die erfolgreiche Wirkung sst deren möglichst einbeitliche und kraftige Dandbabung.
Als solche Maß tegeln sind u be :
*. e der 19 2 — 2 — J — e. 2
Rohstoffen und von Gegenstaänden, we träger des Un⸗ 666 teffg sein können, aus verscnchten Vindem Und strengfte u
ng des engeren Grenjwerkehrg. 25 Si 2 * Zeiten des Nichtberrschens der Seuche im Inlande du hrende M
de n,, nr n,, ,. n dag ne a. iebbofe un user mit ? ; selben streng von einander getrennt gebalien, mit befonberen JM. und
obwohl wir viuschte⸗ de er uicht gestellt
uhrwegen versehen und einer sichernden thierärztlichen Beaufsichtigung Lerftellt werden; . ; ff, wobei auf die Her⸗
. von Ran . ö oden thunlichst auf allen . die zweckmäßige Einri ere Ueberwachung der ltun
ö . jehmärkte und viehmarktähnlichen Veranstaltungen; ieh nan allgemeine Einführung von Ursprungsattesten für den Nutte geh und Viehhandel; ö ‚ . die schärfste Handhabung der Desinfektion der Händler- und Gastställe und die Cinpirkung auf zweckmäßige Einrichtung derfelben; die möglichste Einschränkung des Treibens von k uf , . Magen; 8. die Sammelmolkereien mit der Bestimmung, daß aus ihnen Magermilch und sonstige Milchrückstinde dauernd nur abgegeben men dürfen, nachdem sie zuvor einer die zuverlässige Ertödtung des In tio nʒerregers garantierenden Temperatur ausgesetzt worden sind. k und Schutzmaßnahmen beim Auftreten der Seuche i Inlande. n H ich dieser ist wenn auch die bisher zur Bekämpfung der iche erlassenen Vorschristen im allgemeinen als ausreichend zu enten sind, doch folgenden Gesichtspunkten vornehmliche Berück⸗ schtigung zu schenken: ö ö ö die Verzögerung oder Unterlassung der Anzeige ist strengstens zu trafen; ö b. das Einschreiten der Behörden bei dem Ausbruch der Seuche st möglich zu beschleunigen und das Interesse der landwirthschaftlichen Pebölkerung durch Verbreitung belehrender Schriften zu wecken; c. die ell ch beer haben bei der Entscheidung über die Wahl dä betreffenden Sperren (Stall, Gehöfts-, Orts-, Bezirkssperre) die
lichen Verhältnisse zu berücksichtigen;
d. die Vestimmung des 8 57, der Bundesraths-Instruktion, be— nffend die Absperrung euchen verdächtiger, Wiederkäuer und Schweine st auf kranke und der Ansteckung verdächtige Thiere auszudehnen .
. die Abgabe von Milch und ihren Produkten aus Seuchengehöften st nur unter entsprechenden Sicherheitsvorschriften zu gestatten;
f. in Zeiten der Seuchengefahr soll k örde berechtigt sein, unbefugten Personen das Betreten von Gehöften zu .
g. die Vorschriften des 5 62 der Instruktion über die Weg— schaf ung des Düngers aus . bedürfen der Aenderung;
h. die verseuchten Gehöfte sind von der Einquartierung frei zu lasen; J .
f ä. nach dem Aufhören der Seuche sind die Thiere zu reinigen und möglichst zu desinfizieren; .
k. Bereitstellung von Staatsmitteln zur Bekämpfung von akut auftretenden Seuchenausbrüchen.“
An zweiter Stelle steht auf der Tagesordnung der Entwurf eines Gesetzes, r g e, den Verkehr mit Wein, wein— haltigen und weinähnlichen Getränken. Ueber denselben teferieren die Herren Dr, Freiherr von Schorlemer⸗Lieser a. M. und Reichsrath Dr. von Buhl-Deidesheim. In der Diskussion sprechen die , Präsident Klein⸗Wertheim a. M. Grunelins⸗Kolbsheim, Wirklicher Geheimer Ober⸗Regierungsrath, Bezirks- Präsident Freiherr bon Hammerstein⸗Metz und Oekonomierath Stockmayer-Lichtenberg. In der Abstimmung wird der Antrag der Referenten in folgender Fassung einstimmig angenommen: ; .
Der Dentsche Landwirthschaftsrath erklärt, daß in dem von dem Königlich Preußischen Landes⸗ekonomie⸗-Kollegium beschlossenen Ent— wurf zu einem neuen Reichs Weingeseß höchst beachtenswerthe Vor⸗— schläge enthalten sind, und empfiehlt dieselben bei der bevorstehenden Berathung des e n r, betr. den Verkehr mit Wein, wein haltigen und weinähnlichen Getränken, im Deutschen Reichstag zur Beachtung.“
He dem Bericht der Kommissien für das Eisenbahn⸗ tarifwesen, welchen Domänenrath Rettich-Rostock erstattet, nimmt die Versammlung Kenntniß. . ü
Der Bericht, betreffend die Viehversicherung, wird von der Tages ordnung abgesetzt. ; 2 w
Der Vo n. Graf von Schwerin-Löwitz schließt hierauf die XXIX. Plenarversammlung mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, die erhabenen Bundesfürsten und die freien Städte, in das die Anwesenden begeistert einstimmen.
Schluß der Sitzung 3 Ubr.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Türkei.
Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat für derlünfte von dem Golf von Smyrna zwischen Neu-⸗Phocea und Vourla diese beiden Orte eingeschlossen) eine Beobachtungs— Rarantäne von 48 Stunden nebst strengster Desinfektion der Näösagiere und der Schiffsmannschaft angeordnet. (Vergl. auch 96 Nr. 32 vom 6. d. M.)
Rumänien.
Alle aus Konstantinopel kommenden Dampfer werden einer
i stündigen Beobachtung unterworfen, mit Ausnahme derjenigen, welche, wie die Postschiffe des rumänischen See- Schiffahrtsdienstes, inen rumänischen Staatgarzt an Bord haben, der während der lleberfabrt die bestehenden sanitãren Bestimmungen ausführt. Die rumänischen Postschiffe haben seit 18. 31. Januar d. J. die regelmäßigen Fahrten zwischen Konstanza und Kon tantinopel! wieder aufgenommen. (Vergl. R. Anz.“ Nr. 30 dem 4. d. M.)
Tapstadt, 10. Februar. (Telegramm des Reuter'schen Bureaus“) .) Vieher sind insgesammt zebn pestverdächtige Erkrankungen e wet worden; erkrankt sind ein Weißer und neun Eingeborene. d sind energische Maßnahmen getroffen, um den Krankheit berd ab— agtenzen. Ratten und Mäuse werden vertilgt. (Vgl. Nr. 35 d. Bl.)
London, 11. Febrnar. (W. T. B.) Der Standard“ meldet R Kapstadt vom 10. Februar: Nunmehr sind in Kapstadt z Erkrankungen und 2 Todes fälle an Pest festgestellt worden.
Sandel und Gewerbe.
Nach der Wochenübersicht der Reichsbank vom 7. Februar n betrug der gesammie Kassenbestand Hol rd Oh (ig ho; 85h 3s & ö, ä z M0) Æ,. d. i. der Vorwoche gegenüber mebr ls 9M (go) 4 3786 006. 1899 4 10 870 0, C Der Rallbestand von S567 199 0099 (i909. S515 065100), 1859 ö Gh] , alien bat. Kägenommen um o 64 009 han R io i oo, i899 4 17275 , , Der Kcstand Dechseln von 737 e009 ih: 72s osJ 0, i539), w Go) A jeigt cine Verminderung um 18 720 00 (i566 821 1 — 63 383 000) M und der Besland an e ndserderungen mit C ls bd (idoo. 74 e G mg; Oo) , eine solche um 1 166 009 (19909 6 335 000,
23090090) Æ Auf diesen beiden Anlagekonten zusammen
ein Abgang um 8 885 G09 (1909 dn big o, Sh 5863 Moo M in verzeichnen. Die Pesition Sonstige Altiva weist bme von 14 519 000 auf. Auf passiwer Selte zeigt der Be Noten mit 1131 721 0099 (190909: 1057 6M.
O00) A der V gegenüber einen Rückgang um
— 40 993 000) Æ, und die
ten (Giroqutbaben) erscheinen
o a o m, on, ol d Go n.
Gi M (id,. 8 M , ids * 33 G67 άësw—,wñ: ,
(Aus den im Reichsamt des Innern en fa Ge stellten
Nachrichten für Handel und Ind
ustr ie
Betheilung Deutschlands am Außenhandel der Kolonie Queensland im Jahre 1899
Die wichtigsten Länder waren an der Ein— Kolonie Queensland in den Jahren 1898 und betheiligt:
Einfuhr 1898 1899
Werth in Taus 15126 17 472 7194 7226 1339 1459
1471
2933
Großbritannien kö Kolonien. Andere britische Kolonien Deutschland Vereinigte Staaten von
Amerika Andere Länder 2358
und Ausfuhr der 1899, wie folgt,
Ausfuhr 1898 1899 end Dollars 21 180 20795 30 510 34 200 491 1082 61 689
ö. 24 591 1332
Zusammen .. . DVI TJ5 33 919
Im . geben wir eine Zusammenste 1899 eingeführten Waaren deutschen Ursprungs
52 833 58 122.
llung der wichtigsten nach ihrem Werthe
in Dollars und fügen den Gesammtwerth der Einfuhr bei jedem
Artikel in Klammern bei: Kleider und Putzwaaren 25 083: (22 564)
— Waffen und
Munition 36 354 (380 963) — Bier 45 121 (445 120) — Schuhe und
Stiefel 17 179 (265754)
Knöpfe, Borten, Bänder u. dergl. 19 4537
(239 7717 — Zement 76 543 (277 503 — Baumwollene Zeugwaaren 33 590 (1 960 147) — Messerwaaren und ,,, 20 221
(800 133) * Cyankali 25 851 (291 499) — Poßfa
nentier⸗ und Mode⸗
wagren 46 628 (98 960) — Drogen 1I 359 (hs 383) — Thonwagren 10979 (138 184) — Fantasieartikel 26 280 (230 661) — Möbel 17919
(233 298) — Glas- und Glaswaaren 38 179 (166 17890 (114099) — instrumente 173 5691 (237 440) — Eisen und Stahl — Leder und Lederwaaren 16902 (252 284) —
01 I) — Dan schuhe
— Strumpfwagren 85 163 (328 865) — Musik⸗
50 122 (2298 264 Maschinen 55 96
(1 066 148 — Nägel 52 glh lot 283) — Papier 28781 333 469)
— e ,,. und sonstiges (375 984) — Nähmaschinen 22755 82913) (G35 698] — Wollenwaaren 31 220 (844 342). ö der Ausfuhr nach Deutschland ist m Flei]
6.
und Wolle von e deutung. ausfuhr von Fleisch im Werthe von 5 642 287
Eisenbahnmaterial 140 067
— Taback 21 009
ir die Ausfuhr von
Es wurde 1899 nach Deutschland im Werthe von 205 524 Voll. ausgeführt (bei einer Gesammt⸗
Doll.) sowie Wolle
im Werthe von 441 582 Doll. (bei einer Gesammtausfuhr von Wolle
im Werthe von 14688077 Doll.). Department of Trade and Commerce of Gan
? Serbien. Einfuhr von Wagren für unbestimmt unterm 23. Januar (a. St.) 1899 für Serbien
(Monthly Report of the
ada.)
en Verkauf. Das erlassene Zollgesetz,
welches in Uebersetzung im m Januarheft des „Deutschen
nn,, . (Verlag der Königli
: l glichen a m nn von E. S. Mittler u. Sohn, hierselbst, Kochstraße 68 71) mitgetheilt
ist und im
Wege des Buchhandels auch in Sonderabdrücken zum Preise von geä0 „ bezogen werden kann, enthält über die Einfuhr von Waaren für unbestimmten Verkauf nachstehende Vorschriften:
Art. 69. Eine Waare, welche unter der Bedingung der theil— weisen oder gänzlichen Zurücksendung zur Einfuhr gelangt, wird im
Verzollungsverfahren als eine Waare für betrachtet.
Art. 70. Wenn Jemand beabsichtigt, eine
unbestimmten
Verkauf
vom Ausland ge⸗
brachte Waare für den unbestimmten Verkauf einzuführen, so ist der⸗
selbe verpflichtet, diese Absicht dem Zollamte, i
Waare einführt, in der Deklaration anzumelden.
iber welches er die
Die Verzollung einer derartigen Waare geschieht in gleicher Weise, wie sie für die übrigen vorgeschrieben ist, jedoch muß das Zollamt jedes Waarenstück mit einem Stempel, einem Siegel oder
einer Plombe versehen.
Art. 71. Wenn der Eigenthümer eine derartig eingeführte Waare über das von ihm bei der Einfuhr bezeichnete Zollamt zurückfendet,
7
so sind ihm nach erfolgter Feststellung der Verzol
lung und nach Be
stätigung der Identität der Waare sammtliche erlegten Abgaben, mit Ausnahme der Zollnebengebühren zurückzuerstatten.
Art. 72. Waaren aus, so sind ihm nur die JZollabgaben fü zuerstatten.
Führt ein Eigenthümer nur einen Theil der eingeführten
r diesen Theil zurück ⸗
Art 73. Die Identität einer Waare wird einzig und allein durch den angebrachten Stempel, das Siegel oder die Plombe bewiesen; wo
diese nicht vorhanden sind, kann weder die
gezahlte Zollabgabe
rückerstattet noch ein anderes Beweismittel angenommen werden.
Art. 74.
Bei einem Dispositionswechsel dergestalt, daß eine zur
Einfuhr gelangte Waare nicht über das Einfuhrzollamt, sondern über
ein anderes Zollamt zurücgeschickt werden soll, hat die Genehmigung zu ertheilen.
Art. 75. Die Frist, während welcher eine
der Finanz · Minister
solche Waare mit
dem Anspruch auf Erstattung der erlegten Zollabgaben zurũckgesandt
werden kann, betragt drei Monate. werden. Art. 56.
Waaren, welche der Troscharina
Diese Frist kann nicht verlängert
Verzehrungssteuer)
unterliegen, können nicht zum unbestimmten Verkauf eingeführt werden.
Vereinigte Staaten von Amerika.
Zolltarifentscheidungen. h mit einzelnen leeren Seiten) mit den zum E lithographischen Bildern zusammen eingehend und
Jugendbücher (gedruckte Bücher
inkleben bestimmten in der Faktura mit
einem Preise aufgeführt, sind zolltarifarisch als Ganzes anzuseben und
nicht als Bücher“ oder Drucksachen
nach S 403 des Tarifs mit
28 (9 vom Weth, sondern als Bücher mit farbigen lithographischen Drucken für Linder. oder als Büchelchen (hoaklets)] ganz oder theil. weise auf lithographischem Wege gedruckt! nach § 400 des Tarife mit
8 Cent für das Pfund zu verzollen.
Kryofin, in Bezug auf seine chemische Zusammensetzung, seine
Eigenschaften und Verwendung dem Phenacetin 6 H.
verwandt (Formel:
O. N), unterliegt als medisinisches Präparat, zu dessen Her⸗
stellung Alkohol verwandt wird, nach § 67 des Tarifs einem Joll von
55 Cent für das Pfund. Gelatinekissen zur
Uebertragung von Manuskripten behufs
Vervielfältigung (Schapirograph Papier) sind nicht als Papier mit Ueberzug oder als Gelatine, sondern als Gelatinefabrikat nach 150
des Tarifs mit 35 4, vom Werth zu verzollen.
Kautschukspäbne vem Schleifenlund Sagen bei der Bear— beitung von Hartqummiartikeln, die nur zum Einschmeljen geeignet
sind, unterligen als Abfall nach 5 163 des Tar 109 vom Werth. . . Fisch blasen, aufgeschnitten, gereinigt nnd
iss einem Zoll von
an der Sonne ge⸗
trekhet, aber weder gebleicht nech gepreßt, sind nicht als präparierte Fischblasen im Sinne des z 23 des Tarifs anzuseben, sondern als
robe Fischblasen nach 496 des Tarife zollfrei.
Klagflaschen mit Waaren, die einem ganz eder theilweise auf den Werth gegründeten Joll unterliegen, sind 8 F 99 des Tarife
iu dem Saße zollyflichtig, welcher auf ibren In
halt anzuwenden ist.
Diese Bestimmung ist, 25 der Inhalt neben einem speniffschen noch
cinem Werthioll unterl mit beiden Jollsätzen, sondern nur mit dem bet belegen sind. Leßterer beträgt jedoch nach der mindestens S090 (Treasury Decisions under
t, dabin augzulegen, daß die Flaschen nicht . reffenden Werlbzoll zu
Vorschrift in 8 99) tariff eto. laws.)
Vochefenbetrieb in den Vereinigten Staaten
im Jabre 1800.
Die Jabl der im Betriebe Pefindlichen einigten Staaten betrug anfang Dezember 1
fen in den Ver⸗ 211 gegen 283 im
uni 1990, 283 im Dezember 1390 220 im Juni. 1899 35 195 im Dezember 1898; die wöchentliche Produktionsfähigkeit dieser Oefen stellte sich in denselben Monaten auf: 228 846 296 376, 2536 göß, 251 6s und 235 33 , Im vergangenen Jahre be; wegte fich die wöchentliche Produktionsfähigkeit der im Gange be⸗ findlichen Oefen für die einzelnen Monate in folgenden Grenzen: Januar 294 186 t, Februar 298 014, März 292 643, April 289 182, Mai 293 859, Juni 296 376, Juli 283 413, August 244 426, Sep⸗ tember 231 778, Ottober 223 169, November 2153 304. Dezember 228 846. Hieraus ist zu ersehen, daß im Dezember sich die Pro⸗ duktion wieder gehoben hat. Die Vorräthe an verkauftem und unverkauftem Re fe, in den Vereinigten Staaten beliefen sich am Anfang des letzten Dezember auf 556 636 t, des November auf 641 466, des Oktober auf 670 531, des September auf 625157, des August auf 504 341 und des Juli auf 421 038 t. Die Vorräthe haben demnach zuletzt merklich abgenommen. (Phe Chemical Frade Journal.)
Ergebniß der mexikanischen Volkszählung.
Die Volkszählung in Mexiko am 28. Oktober 1900 ergab eine Einwohnerzahl von 13 570 545, also eine Volksvermehrung um 938 118 Seelen seit dem Jahre 1895, in welchem 12 632 427 ermlttelt wurden. Die bevölkertsten Staaten sind Jalisco mit 1137 311, Guanajuato mit 1066 317, Vergeruz mit 960 570, Oaxaca mit 947 910, Michoacan mit 935 849, Mexiko mit 924 457 Bewohnern. Die bedeutendsten Zunahmen gegen 1895 haben aufzuweisen: Veracruz um 94215, Mexico um S2 839, Durango um 76 169 (von 2965 105 auf 371 274, Chihuahua um 64233 (von 262 771 auf 327 004), Oaxaca um 63 00 Seelen. Zurückgegangen ist die Seelenzahl in Campeche um 3840 (von 88 121 auf 84281), Aguascalientes um 2705 von 104 615 auf 101 910) und Queretaro um 62 (won 228 5651 auf 228 489.
(El Economista Mexicano.)
Entwickelung der Goldgewinnung in Canada.
Der Werth der Goldausbeute in Canada im Jahre 1900 beläuft sich auf annähernd 21 260 0909 Dollar, während sie 1899 nur 13775 000 und 1890 sogar nicht mehr als 1149 776 Dollar ergab. Von der Menge des letzten Jahres wurden gewonnen im Yukon— Distrikt für 16000 000, in Britisch⸗Columbien für 4202 473, in Neu⸗ Schottland für 617 604 und in Ontario für 420 444 Dollar. (Ehe Monetary Times, Drade Review ete. von Toronto.)
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks 2 an der Ruhr und in Oberschlesien.
An, der Ruhr sind am 9. d. M. gestellt 16164, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen. ;
In, Oberschlesien sind am 9. d. M. gestellt 6005, nicht rechtzeitig gestellt keine Wagen.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin haben soeben den ersten Theil ihres Jahresberichts veröffentlicht, der neben Mittheilungen über die Wirksamkeit des Aeltesten⸗Kollegiums und die seinen Wirkungskreis berührende Gesetzgebung und Verwaltung Wirthschaftspolitiks eine vorläufige Uebersicht über den Gang des Handels und der Industrie von Berlin giebt. Wir entnehmen dem Bericht zunächst die folgenden Ausführungen über die Grundzüge der wirthschaftlichen Lage im Jahre 1900: Seit dem Jahre 1895 hat eine stetig gufsteigende Linie des Gedeihens der deutschen Volkswirthschaft beobachtet werden können. Nach reichlich fuͤns Jahren ist diese aufsteigende Bewegung nun um die Mitte des Jahres 1900 zum Stillstand und zu einer Umkehr ge⸗ kommen, von der sich noch nicht übersehen läßt, wie lange sie dauern und wie tief sie gehen wird. Einstweilen war der Abfall in der Be— schäftigung der Industrie im allgemeinen noch kein schroffer, da man das Jahr mit reichlichen und guten Aufträgen angetreten hatte. Zweifellos trägt die wirthschaftliche Entwickelung der letzten Zeit viele der Züge, welche man als typisch in dem steten Wechsel magerer und fetter Jahre längst erkannt hat. In den Jahren des Aufsteigens, deren Reihe diesmal so ungewöhnlich lang war, hatte sich die Produftion außerordentlich vergrößert, ihre Hilfsmittel in Gestalt von Fabrikgebäuden, maschinellen Anlagen, Arbeitskräften u. s. w. erweitert. Man hatte sich auf großem Fuße eingerichtet. Um so empfindlicher mußte es werden, wenn der Verbrauch nicht varallel der Produktivkraft stieg oder gar zurückging. Schon ein Absatz, der vor einigen Jahren noch glanzend zu nennen war, mußte der erweiterten Produktionskraft ungenügend erscheinen. Dieses Hemmniß aber schuf sich die Industrie, namentlich die Groß industrie, selbst in der fortgesetzten Vertheuerung der Rob. und Hilfe stoffe und der Halbfabrikate. Für die Fertigfabritate lieÿen sich bei den Verbrauchern nicht entsprechend höhere Preise erzielen, ohne daß der Konsum sich einschränkte; Händler oder Fabrikanten solcher Fertigfabrikate oder auch beide Theile erlebten große Ent täuschungen an ihren theuer einstebenden Lagern. Die Dändler hielten deshalb im weiteren Einkauf fertiger Waaren zurück, die Fabrikanten schrankten deren Verstellung und dem gemäß die Nenanschaffung der Materialien ein, und so erstreckte sich allmählich die Stockung auf die Massenindustrien der Roh, Hilfe. stoffe und Halbfabrikate zurück. Je weiter sich eine Ueberspefulation ausdehnen will, desto straffer pflegt sich ein zwar elastisches, aber festes Band um sie zu legen in der Gestalt der Vertheuerung des Kapitals Die größere zahl von Umsatzen sowehl wie die höheren Preise erfordern eine größere Menge Geldes, als die Vollswirthschaft nach dem normalen Bedarf zur Verfügung bält, und demgemäß werden die Bedingungen der Hergabe des Geldes schwieriger. Auch dieses Symptem fehlte dieser Wirtbschaftsperiode nicht. Zu den genannten Gründen der Umkehr, die im Keim in jedem großen wirtbschaftlichen Aufschwung liegen, amen diesmal noch unabbängige äußere Umstände die in gleicher Richtung wirkten. Die Textilindustrie batte erwartete Preis veränderungen ihrer wichtigsten, in sache vom Auslande zun beziebenden Robmaterialien und Seide nach unten, der Baumwolle nach oben als böchst unwillkommene Durchkreuzungen aller Ralku lationen zu beklagen; ferner störten ungewöhnliche Witternngeverbält nisse den Gang des Absatzes. — Die Trockenbeit des Sem att Mangel und Theuerung der Futtermittel zur Felge. Die denn Ströme und Kanäle litten im Sommer und Serbst an cinem auer ordentlichen Wassermangel, der den Fleß und Schisetranerert ung mein erschwerte und verteuerte, vielfach zur BRennkung Schienenweges zwang auch der Industrie de berrschender Joblenibeuerung deprpest wertbrellen der Gebirgebäche entzeg. Ju den boben Binnenfrachten bebe Ozeanfrachten, die ja beim Bezuge der Rebftene Rolle spielen. Der im Veorjabre begennene am Meichg gegen die beiden südafrikanischen ' gleichfalls auf weiten wirtbschaftlichen Gebieten üblbear n vorerwabnten Mangel an Schifferanmn und der . tbeuernng, in der Abserrtien des cnnliicken Teblenanacheti Fiteng ker Marine, in der verminderten Aufeabkwes bietet Sid are bei manchen Waaren auch Greshritannient iir r den dent Ter Errert, in dem dauernden Fernbleiben fuödatritansihen Geldes derm laternaticnalen Geldmarkte, n der An dannung des egtere- ür der Kriegebedarf des englischen Staaten. Wirkungen den Tdaliker Art aber den ungleich greßerer Tragweite ber dern n der e
abresbalfte * niame Strafe rveditien aut ele die career cher oßmächte. die Vereinigten Staaten den Amerika ed ern eam Gbina unternabmen
Berlin, . Februar. Bericht ber Speisefette der Sehe Gause. Sutter Dar Geihäft Meibt fehr Mere de n eben Vetie rungen bemwmen den bag. und die dager ne, , ==.
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Die beutigen Notierungen ind De ed rer er, De mem me