1901 / 55 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Mar 1901 18:00:01 GMT) scan diff

war, 1 2 Stunden lang am Tage Essen zu verabreichen; es galt einer Arbeiterschaft, die zu zwei Dritteln protestantisch war,

wãhrend im dem

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man den Anschein erwecken wollte, als könne es sich katholischen Hobenzollern nur um Katholiken handeln. Rede des Herrn Dauzenberg war die katholische Ab⸗

tbeilung vergessen; die halten Sie also wohl nicht mehr für noth⸗

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Auch die Klagen über Parität fehlten;

Gewiß will er das; das ist nur konfequent. Die

1 Wissenschaft will er auch; aber die Wissenschaft

ein, nicht die falsche, und was die echte ist, darüber auzenberg zu bestimmen. Auf solche Ansichten und önnen wir uns nicht einlassen, um so weniger, als das forderung des Etats für das altkatholische Seminar

ebnt hat. Bei Schulfragen ist doch das Interesse der Hauptsache; darum bedauern wir lebhaft, daß wieder die Mehrheit der Budgetkommission die ge⸗

l weltlichen Kreis⸗Schulinspektoren zum

beil abgele hat. Der sogenannte Toleranzantrag, den im Reichs eingebracht bat, kann schließlich nur inneren Friedens im deutschen Volke

he hat eine ausländische monarchische

cht erstreckt sich über die ganze Welt. Niemand darf en die zur Durchführung ihrer zum theil von aus⸗

werden, große Geldmittel ansammeln ere Stärkung dief geistli rganisation Staat, muß darauf sehen, 5 diese macht⸗ ihm nicht über den wachsen. olischen Kirche en ganz anders s die losen

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imlich sind, abgegebenen Erklärung zu dem entnehmen können. diesen Antrag Rahmen

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längerer Zeit entwickelt haben, lediglich als eine Reaktion gegen den Hakatismus bezeichnet, so muß ich einer derartigen Auffassung wider⸗ sprechen. Die Maßnahmen zum Schutze des Deutschthums stammen zum theil erst aus neuerer Zeit; die Angriffe, die von polnischer Seite gegen die preußische Staatsregierung und gegen deren Maß— regeln gerichtet worden sind, sind sehr viel älter. Vor allen Dingen muß ich darauf hinweisen, daß beispielsweise bei den Wahlen im Jahre 1882 selbst damalige Mitglieder der polnischen Fraktion als Redner in Wahlversammlungen oft für eine Wieder⸗ herstellung des polnischen Reiches eingetreten sind. Ich brauche nur an die Reden des Herrn Abg. von Wirzbinski in Wongrowitz zu er— innern, und will andere Namen von Rednern nicht nennen, die in ganz dem gleichen Geleise sich bewegt haben. J Zu der Jersitzer Amme, die Herr von Mizerski, uns hente als ein Novum vorgeführt hat, kommt der Hirtenknabe des Herrn Abg. Stychel als ein alter Bekannter; er ist uns schon im vorigen Jahr mit denselben Redewendungen vorgestellt worden und figuriert auch in allen möglichen polnischen Volksversammlungen. Seine körperliche Existenz ist nicht erwiesen; aber als Agitationsstoff ist er sehr ver— wendbar, und deshalb wird ihm wohl noch eine lange Lebensdauer beschieden sein. (Heiterkeit) Mit der Erwähnung des Falles des Fräuleins Dmankowska hat Herr Abgeordnete keinen glücklichen Griff gethan. Die genannte besitzt für die Ertheilung von Unterricht keinerlei Qualifikation. Dies hat selbst ein Mitglied einer polnischen Protestversammlung an— erkannt. Aber das Fräulein wollte um jeden Preis seinen Willen durchsetzen und Herieth dabei mit den gesetzlichen Vorschriften in Widerspruch. Nun, meine Herren, so lange unsere Gesetze so ungalant sind, jzwischen Delinquenten maseulini et feminini generis keinen Unterschied zu gestatten, bleibt den Behörden nichts anderes übrig, als ohne Ansehen des Geschlechts die betreffenden Verstöße zu ahnden. Gegen die genannte Dame wurde, nachdem sie den Beschwerde⸗ ins erschöpft hatte und trotz der rechtskräftig gewordenen mit der Ertheilung des ihr verbotenen polnischen fortfuhr, eine Geldstrafe von 100 festgesetzt. ten Rechtsmittel erschöpft waren, wurde sie zum Antritt ubstituierten fünftägigen Haftstrafe aufgefordert. Ein Gnaden— gesuch hatte sie nicht eingereicht, wohl aber den Strafantritt so ein— i daß sie an einem Sonntag Nachmittag entlassen werden nußte. Die Gefängnißverwaltung erfuhr rechtzeitig von der zu ihrer Entlassung geplanten Straßendemonstration und ordnete die Entlassung zu einer früheren Stunde an. Die Ansicht, daß es dem Fräulein ein Leichtes gewesen wäre, die 100 606 Geldstrafe sich anderweitig zu be⸗ schaffen, ist eine wohlbegründete. Es kam ihr und dem Leiter der Agitation nur darauf an, in die Rolle einer politischen Märtyrerin zu kommen, und dieser Zweck ist allerdings vollkommen erreicht. Anlaß und den Maßnahmen zur vermehrten An— sich in der polnischen ehde entwickelt. Die Sprache der innerhalb des scheinenden polnischen Blätter ergeht sich in den Anfeindungen sewohl gegen den Herrn Minister des In den polnischen Blättern des Auslands ; nd Mörder der polnischen Nation

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froren rufen die polnischen Hetzblätter, auch solche. die mitten in

Deutschland erscheinen, ihnen zu: Gefällt es euch bei uns nicht, so

schert euch hinaus. Wie diese Presse uns für die ungezãhlten Millionen dankt, die wir zur Unterstützung der nach Sunderten zählenden leistungsunfähigen Schulgemeinden, zur Landes verbesserung u. s. w. verwenden, habe ich früher erwähnt, und Ihnen insbesendere das drastische Beispiel von der Weichselkorrektion vorgeführt. Für diese Wohlthnt bedankte sich ein an der Weichsel erscheinendes pol nisches Hetzblatt mit dem Wunsche, daß die Wellen der aus ihren Ufern sich herausbäumenden Weichsel die deutschen Unterdrücker ver⸗ schlingen möge. (Hört! hört! rechts) Die aus dem vorerwähnten Prinzip sich ergebende Schlußfolgerung, daß, wer auf deutschem Boden sein Brot verdient, deutsch werden müsse, erkennt die polnische Hetzpresse um⸗ gekehrt natürlich nicht an. Sie thut bekanntlich alles, um die Polen in der Fremde, wie sie den deutschen Boden nennt, vor der Germanisierung zu bewahren, warnt die Geistlichen der katholischen Parochien in Deutschland davor, das furchtbare Verbrechen der Germanisierung zu begehen und schreckt selbst vor den schwersten Verunglimpfungen deutscher Bischöfe nicht zurück. Dabei kaufen polnische Arbeiter, in ihre Heimath zurückgekehrt, von den Ersparnissen, die sie sich von den großen Verdiensten im Westen der Monarchie gemacht haben, konsequent deutsche Bauern aus und besorgen auf diese Weise die stetige Vergrößerung des polnischen Bodenbesitzes. Nun sollte doch eine gewisse Art von Dankbarkeit auch auf seiten der Polen dafür herrschen; aber davon ist natürlich garnicht die Rede. Die Schluß⸗ folgerung, welche den in Mittel- und Wefstdeutschland wohnenden Polen zugerufen wird, ist immer dieselbe: wer deutsch wird, verliert seine Ehre und seinen Glauben und verfällt dem Strafgerichte Gottes. Der in Bochum erscheinende Wiarus Polski versteigt sich zu fol⸗ gendem Satze:

Die Germanisation war immer ein Uebel und läuft dem Geiste der katholischen Kirche zuwider. Meine Kinder müssen Polen bleiben; darum mich zu kümmern, ist meine Pflicht als Pole und als Katholik. Ich würde den Fluch Gottes und der künftigen Ge⸗ schlechter auf mich laden, wenn ich gegen diese Pflicht handeln wollte; denn die Germanisation bedeutet soviel als Protestantisierung.

(Hört! hört! rechts.)

Damit stimmt die Aeußerung eines polnischen Geistlichen überein, welcher vor einiger Zeit, zu den in Westfalen wohnenden katholischen Polen entsandt, in seiner Mahnrede sich zu der Behauptung verstieg: die Ehe zwischen einem katholischen Polen und einer katholischen Deutschen sei eine Mischehe, welche die katholische Kirche grundsãtzlich mißbillige. (Hört! hört! rechts.)

Damit komme ich nun zu der von der polnischen Agitation ge⸗ flissentlich verbreiteten Annahme, daß der deutsche katholische Glaube, die „wWiara niemieka' der minderwerthige sei. (Zuruf bei den Polen: Olle Kamellen!) Ich halte die Behauptung, daß mit diesem Satz auch heute noch ein weit verbreiteter Unfug getrieben und unter seinem schweren Einflusse die Polonisierung der deutschen Katholiken unentwegt fortgesetzt wird, trotz der gegentheiligen Behauptungen des Herrn Abg. Stychel, die auf mich gar keinen Eindruck machen, im vollen Umfang aufrecht. (Bravo! rechts.) Ich muß allerdings anerkennen, daß die kirchliche Oberbehörde, wenn von einzelnen der Herren die Sache zu toll getrieben wird, Abhilfe geschaffen hat. Das, was die nationalpolnische Agitation an ihren Landsleuten als furcht⸗ bares Verbrechen bezeichnet, übt sie als ganz selbstverständlich an den deutschen Katholiken aus, und darin liegt eine weitere Ungerechtigkeit, die unsere staatlichen Interessen auf das schwerste gefährdet. Ich nehme davon Abstand, Ihnen das reiche Zeitungsmaterial aus neuester Zeit vorzuführen, in welchem die deutschen Katholiken trotz ihres Glaubens den schwersten Verunglimpfungen ausgesetzt werden. Wollen die Herren das Material einsehen, es steht Ihnen zur Verfügung.

Die von dem Herrn Abg. Stychel versuchte Bemängelung des im vorigen Jahre von mir beigebrachten Zahlenmaterials hat schon des halb keinen Werth, weil die von ihm aufgestellte Statistik der Polen auch diejenigen in Anspruch nimmt, die zwar deutscher Abstammung, aber der polnischen Sprache mächtig sind. Die von mir wiederholt gekennzeichnete Maulwurfsarbeit hat, wie ich aus persönlicher Erfah— rung bestätigen kann, in den letzten Jahrjehnten stetig ihre traurigen Früchte getragen. Ich habe im vorigen Jahre schon bei der Etatsrede erwähnt, daß ich als junger Landrath eines Kreises der Provinz Posen in zwei deutsch⸗katholischen Dörfern freundlichst begrüßt worden bin s einigen Einwohnern mit der Aeuße⸗ rung: wir sind jwar Katholiken, aber gute Deutsche und treue Preußen, und heißen Sie l willkommen. Meine Herren, in diesen beiden Dörfern in den Familien heute nicht ein deutsches Wort mehr, und ich möchte denjenigen sehen, der unbehelligt

von dem Gemeinde⸗Vor

ie von mir eben gethane Aeußerung jetzt wiederholen wollte. (Hört, hört! rechts.)

Ich babe mich nun noch mit dem Herrn Abg. von Czarlinski zu beschäftigen, der im Jahre 1888 eine Stimmenthaltung im Reichs— tage öffentlich damit zu rechtfertigen suchte, daß die Polen lediglich

eine besondere polnische Nationalversammlung im Reichstage

und der heute erklärt, man könne den Polen nicht verdenken,

5 sie los kommen wollen. Diese Aeußerungen repräsentieren recht

tlich die volnische Sonderbestrebung, die schon König Friedrich

elm III. als unvereinbar mit dem Sinne der von ihm im Jahre l5 gegebenen Zusagen bezeichnete.

Mit Hohn pocht jetzt die nationalpolnische Agitation auf die von ihr erzielten Erfolge und auf die Energie, mit der sie an der Wieder⸗ erweckung des bürgerlichen und nationalen Bewußtseins arbeitet. Meine Herren, diese Arbeit können wir ihnen nicht verdenkfen, aber

ie werden es auf dek andern Seite auch erklärlich finden, daß wir Energie die gleiche Zähigkeit entgegensetzen in der Verfolgung des Zieles, dem Deutschthum in seiner Kulturaufgabe die nöthige Geltung in denjenigen östlichen Landestheilen zu verschaffen, die uns angehören und unwiderruflich angehören sollen. (Lebhafter Beifall rechts und bei den Nationalliberalen.) p sch (fr. Volksp.): Es handelt sich in dieser Diskussion ister der geistlichen, Unterrichts . und Medizinalangelegen es wird daher auch gestattet sein, Schulfragen bei diesem Titel erörtern. Eine wichtige Frage dieser Art ist die Gleichlegung der Ferien für die Schüler der höheren Lehranstalten und der Volke— schulen. Innere Unterschiede zwischen den Bedürfnissen der beiden Schülerkategorien werden nicht gemacht werden können; das körper⸗ liche Aussehen der Volkeschüler allein schon spricht für die Noth⸗ wendigkeit, die Erholung und das Ausruhen für sie in demselben Um fange zu gewähren, wie für die andere Kategorie. Für Familien, welche Kinder sowohl in der Volksschule, als auch in den höheren Schulen haben, ergeben sich aus der verschiedenen Lage und Dauer

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der Ferien ganz besendere Unzuträglichkeiten. Endlich wird auch vielfach von der Gleichlegung eine Ausgleichung sozialer Gegensätze und die Beseiti . Emvfindens, als ob man die Volkẽschũler als minderwerthig hinstellen wolle, erwartet. Berlin hat die Gleich⸗ legung seit dem vorigen Jahre durchgeführt; das entsprechende Ge⸗ fuch der Magdeburger Bürger verschiedener Parteirichtungen aber ist vom Miniffer abgelehnt, und jwar ohne Angabe von Gründen. Der Minifter wolle die Petitionen nochmals erwägen. Die Regelung der Schulpflicht ist ebenfalls noch ein frommer Wunsch. Die Be⸗ stimmung die Schulpflicht mit dem vollendeten 14. Lebensjahr unört, buchst'blich ausgelegt., ist ganz unhalthar, wie die raren jabllosen Fällen ergeben hat. Die Verabschiedung eines Spezial⸗ gesetzes für diesen Theil des Unterrichtsgesetzes wird wohl auch im Haufe nicht mehr auf Abneigung stoßen; der Minister sollte alfo die Initiative ergreifen.

Ministerial Direktor Dr. Kügler: Die Gerichte haben in der Auslegung der Schulordnung sich mehrfach, besonders in Westpreußen, dahin schlüssig gemacht, daß die Eltern berechtigt sind, die Kinder mmittelbar nach Vollendung des 14 Lebensjahres aus der Schule zu nehmen. Es ist also Manz verdienstlich, wenn der Vorredner darauf hinweist, daß Kirche und Schule gleichmäßig Interesse an einer einheit- lichen Regelung haben. Die Frage wird nicht aus den Augen verloren werden. Die Wünsche nach Gleichlegung der Ferien stoßen auf das Hinderniß, daß das Maß der Bildung, welches die Volksschule ge— währt, ein knapperes ist als das der höheren Lehranstalten, welche ihre Zöglinge bis zum 18. oder 19. Jahre festhalten. Daraus erklãrt sich, daß die Länge der Schulferien der Volksschule hinter der für die böhberen Lehranstalten zurückbleibt.

Abg. von Eynern: Ich freue mich, daß der Minister seine vorgestrigen Ausführungen über die kirchenpolitische Gesetzgebung ein⸗ geschränkt hat. Ich hoffe, daß die Sonnabendrede des Kultus— Ministers nicht zu Anerbietungen führen wird, welche nothwendig dazu führen müssen, den mit Mühe und Noth wieder hergestellten Frieden zu stören.

Abg. Malkewitz (kons.) verwahrt seine Partei gegen einige Vowmürfe des Abg. Kopsch, weist darauf hin, wie lange sich die Lehrer in Berlin darüber beschwert hätten, daß sie zur Schuldeputation nicht hinzugezogen würden, und bemerkt dann, daß ein großer Theil seiner Freunde den Wünschen des Abg. Kopsch nach Gleichlegung der Ferien justimme und denselben Standpunkt vertreten wolle. Für die Städte mit höheren Schulen und Volksschulen solle ein allgemeines Reskript nach dieser Richtung erlassen werden. Für ein Gesetz zur Regelung des Anfanges und Endes der Schulpflicht würden auch seine Freunde ju haben sein.

Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (fr. kons. : Meine Freunde sehen die Katholiken durchaus nicht als Bürger zweiter Klasse an und wollen sie als gleichberechtigt mit den Cvangelischen behandeln. Aber die Gesetzgebung von 188687 bildete den Abschluß eines langen und schweren Kampfes, den zu wiederholen nicht im Interesse des Staates liegen würde. Mit Befriedigung muß man S aufnehmen, daß Herr Bachem der polnischen Fraktion den Text gelesen und ihr bittere Wahrheiten gesagt hat. Aber er ist auch nicht ganz objektiv dabei; er vergißt, daß die deutschen Katho⸗ liken unter Mitwirkung der Geistlichen polonifiert werden. Die Worte des Abg. Bachem hätten nur 15 Jahre früher gesprochen werden müssen, wenn sie ihre volle Wirkung erzielen sollten. Der S- K.T.⸗Verein ist nichts als eine Abwehr gegenüber den seit langem bestehenden polnischen Vereinigungen. Ich will dann an die Frage der Organisation des Kultus⸗Ministeriums erinnern. Dieses Ministerium ist so überlastet, daß kaum noch ein Mann es leiten kann. Die Abtrennung der Medizinal⸗Abtheilung ist lange erwogen, aber noch nicht zum Abschluß gekommen; sie muß erfolgen, weil sie den einzigen Weg zur Entlastung bildet. Auf dem Schulgebiete muß eine Erleichterung durch andere Drgani— sation der Schulbehörden in den Provinzen gesucht werden. In Bezug auf Volksschulgesetze scheinen die Konservativen nicht dem Staate geben zu wollen, was er verlangen muß; dann kommen wir aber 36. nicht zu einem Schuldotationsgesetz. Das Gebiet der Ge— sundheitspflege ist im Etat noch nicht genug gefördert; man kann wohl sagen, daß dafür vielleicht der 50. Theil der Mittel aufgewendet wird, die nöthig wären. Die Gesundheitspflege wird leider als Aschen— brödel angesehen. Das kann anders werden, wenn die Medizinal⸗ abtheilung vom Kultus⸗Ministerium abgetrennt wird.

Abg. Glowatzki (GZentr) beruft sich auf die neuliche Aeußerung des Abg. von Heydebrand, daß die Autorität und Loyalität in Ober— schlesien im Schwinden sei, was allerdings die Zunahme der sozialistischen Stimmen bei den letzten Reichstagswahlen bestätige, und macht dafür das System in der Volksschule und die Verbannung der polnischen Muttersprache aus derselben antwortlich. Die oberschlesische Bevölkerung habe sich von als treu erwiesen und verdiene nicht das Mißtrauen, man ihr entgegenbringe. Der Religionsunterricht könne auf das Kind nur nachhaltig wirken, wenn er in der Muttersprache ertheilt werde. Allerdings müßten die polnischen Kinder auch Deutsch lernen, aber dazu sei im übrigen Unterricht Gelegenheit gegeben; ein paar bolnische Religionsstunden könnten die Erziehung nicht gefährden. Die Kreis⸗Schulinspektoren sollten der polnischen Sprache mächtig sein, um den Schulangelegenheiten in den polnischen Landestheilen das velle Verständniß entgegenbringen zu können. Wenn Oberschlesien in der Kriminalität eine große Rolle spiele, so komme das daber, daß der Religionsunterricht nicht die Fundamente lege, die zur Erziehung nothwendig seien. Der Minister des Innern babe neulich auf ein katholisches Gebetbuch hingewiesen, das in Westfalen im Gebrauch sein solle und den Satz enthalte: „Erlöse uns von der moskowitischen und der preußischen Knechtschaft. Dieses Buch babe allerdings existiert, aber es sei schon vor fünf Jahren von Franziskanern, die in Westfalen die Seelsorge ausüben, eingefordert und stoßweise verbrannt worden. Ein Lehrer, der sich mit polnischen Schulkindern polnisch unterhalten, habe ein Strafmandat von 25 6 für die Förderung der polnischen Sprache bekommen: nicht lange darauf habe er für die Förderung der deutschen Sprache eine Gratifikation von 60 M erhalten. Wenn die Kinder keinen richtigen Religionsunterricht erhielten, tonne man sich nicht darüber wundern, daß in den Erwachsenen keine Gottesfurcht mehr sei, und daß die sozialistischen Stimmen in Ober schlesien zunähmen. Der Klerus habe wiederholt gefordert, daß in Oberschlesien der Religionsunterricht in polnischer Sprache ertheilt werde, und habe eist im vorigen Jahre einstimmig erklärt, daß es so nicht mehr weitergehen könne, wenn nicht der Boden für die Sozial demokratie bereitet werden solle. Dieser Klerus sei durchaus loval und patriotisch und stelle diese Forderung aus Patriotismus Neben Lem Religionsunterricht in polnischer Srrache müsse auch das polnische Kirchenlied gefördert werden.

Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt:

Bei der vorgerückten Zeit will ich Ihre Geduld nur mit wenigen Worten in Anspruch nehmen. Die von dem Herrn Vorredner er⸗ wähnten Einzelvorgänge sind mir nicht bekannt und von der Zentral— instanz nicht veranlaßt worden. Inwieweit die Klagen begründet sind, werde ich im Instanzenweg feststellen lassen, wenn Beschwerden an tas Kultus Ministerium kommen. Im übrigen habe ich schon im dorigen Jahre, als der Herr Abg. Glowatzki annähernd die gleiche Rede hielt, die Versicherung abgegeben, daß seine loyalen Aus— führungen mich sympatbhisch berühren, und daß ich die von ibm aus— gesprochenen Wünsche zum Gegenstand einer eingehenden Prüfung machen würde. Diese Prüfung ist erfolgt. Sie bat mich zu der Ueberzeugung geführt, daß die von dem Herrn Vorredner be— tonten Uebelstände nicht in dem behaupteten Maße bestehen, und daß die Schlußfolgerungen, die er aus dem bestehenden Unterrichtssystem zieht, denn doch er mége mir diese Bemerkung verzeihen, ich lege

ibm keine Absicht unter übertrieben sind und dem wirklichen Sach⸗ verhalt nicht entsprechen. Ich erkläre, daß ich nicht in der Lage bin, eine Aenderung des bisherigen, seit einem Menschenalter bestehenden Spystems in Aussicht zu stellen. Das Staatsinteresse erfordert dringend die Beibehaltung desselben, und das Schulinteresse ist insofern nicht benachtheiligt, als nach den Ermittelungen, die angestellt worden sind und die von durchaus sachverständigen und unparteiischen Personen auch bestätigt werden, die Uebelstände nicht derartig sind, daß eine Abänderung des bestehenden Systems dadurch bedingt würde.

Der Herr Abg. Glowatzki hat auch die nationalpolnische Agitation gestreift. Ich behaupte, daß die Uebelstände, wie sie in Oberschlesien leider bemerkbar werden, lediglich der aggressiven nationalpolnischen Agitation zuzuschreiben sind. Ich kenne die Verhältnisse selbst seit mehr als dreißig Jahren genau, und ich gestattete mir bei der ersten Etatsberathung hervorzuheben, daß, als die nationalpolnische Agitation, hauptsächlich geleitet durch eine von Lemberg ausgehende Anregung (Widerspruch bei den Polen), jawohl, eine von Lemberg ausgehende Anregung, die ein vollstãndiges Agitationsprogramm, das hier vorliegt, aufstellte, diese der Aus— gangspunkt war für die Unzufriedenheit, die zum theil in der pol— nischen Bevölkerung hervorgerufen worden ist. Mit welchen Mitteln diese Agitation kämpft, habe ich bereits neulich erwähnt. Das Erste, was sie that, war, ein polnisches Gesangbuch zu verbreiten, dessen erster Vers mit den Worten begann: Ich bin ein Pole, will es bleiben', und welches damit schloß, daß die richtige Nationalheilige von Oberschlesien die heilige Hedwig sei, welche sich das besondere Verdienst erworben habe, den Polen beizu⸗ bringen, daß sie die Deutschen zu verachten haben. (Hört, hört! rechts) In dieser Weise ist die Agitation eingeleitet worden. Durch die polnische Presse ist auch die Sozialdemokratie nach Oberschlesien hineingebracht, was ganz unzweifelhaft feststeht. Die Schuld liegt also auf einem anderen Gebiete, als in dem Zustande, den der Herr Abgeordnete als die eigentliche Ursache bezeichnete. Ich schließe damit, daß wichtige Gründe die Unterrichtsverwaltung hindern, dem von dem Herrn Abgeordneten ausgesprochenen Wunsche Folge zu geben. Bravo! rechts.)

Um 5/5 Uhr wird die weitere Berathung bis Dienstag 11 Uhr vertagt.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.

Nach weisung über den Stand von Thierseuchen im Deutschen Reich am 28. Februar 1901.

(Nach den Berichten der beamteten Thierärzte zusammengestellt im Kaiserlichen Gesundheitsamt.)

Nachstehend sind die Namen derjenigen Kreise (Amts- ꝛc. Bezirke) verzeichnet, in welchen Rotz, Maul- und Klauenseuche, Lungenseuche oder Schweineseuche (einschl. Schweinepest) am 28. Februar herrschten. Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte sind letztere in Klammern bei jedem Kreise vermerkt; sie umfassen alle wegen vor handener Seuchenfälle oder auch nur wegen Seuchenverdachts gesperrten Gehöfte, in welchen die Seuche nach den geltenden Vorschriften noch nicht für erloschen erklärt werden konnte.

Rotz (Wurm).

Preußen. Reg.⸗Bez. Königsberg: FTischhausen 2 (2). Reg. ez. Gumbinnen: Oletzko 2 (3). Reg.-Bez. Marienwerder: trasburg i. Westpr. ? (2, Briesen 2 (25, Graudenz Stadt 1 (9. Stadtkreis Berlin 1 (4). Reg.⸗Bez. Pots dam: Niederbarnim 11), Ruppin 2 (2), Ostprignitz 1 (1). Reg.⸗Bez. Frankfurt: Kalau 1 (I). Reg.⸗Bez. Köslin: Dramburg 1 (1). Reg. Bez. Posen: Schrimm 1 (1). Reg.-Bez. Brom berg: Bromberg 1061, Inowrazlaw 1 (0), Znin 2 (2), Witkowo 1 (I). Reg. Bez. 8 ; Reg.-Bez. Oppeln: Zabrze 2 (3),

Bez. S sheim: Peine 1 (1).

Arnsberg: Dortmund 1 Reg. Bez. Düsseldorf: 113. Reg.⸗Bez. Trier: Saarbrücken 1 (I). Reg.⸗Bez. Aachen: Erkelenz 1 (1). Bayern. Reg.⸗Bez. Oberbayern: Traunstein 1 (1. Reg.⸗Bez. Niederbayern: Vilsbiburg 1 (1). Reg.⸗Bez. Schwaben: Donauwörth 1 (1). Sachsen. Kreishauptm. Bautzen: Zittau 1 (9. Kreishauptm. Dresden: Dresden Stadt 1 (I). Kreishauptm. Leipzig: Leipzig 1 (1). Baden. Landeskomm.⸗Bez. Freiburg: Breisach 1 (6, Emmendingen 2 (3), Ettenbeim 2 (3). Anhalt: Bernburg 1 6. Schaumburg-Lippe: Bückeburg Stadt 1 (. Elsaß Loth ringen. Bezirk Ober⸗El saß: Mülhausen 4 (), Thann 7 (1).

Zusammen 58 Gemeinden und 74 Gehöfte.

Lungenseuche.

Preußen. Reg.-Bez. Magdeburg: Wanzleben 5 G5), Aschers leben 1 (I). Reg. Bez. Mer seburg: Eckartsberga 1 (15, Weißen fels 1 (1). Reg.-Bez. Hannover: Springe 1 (1.

Zusammen: 9 Gemeinden und 9 Gehöfte.

B

Maul⸗ und Klauenseuche und Schweineseuche (einschl. Schweinepest).

sis M Preußische 24 . Maul ; Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke, und Provinzen 9g j z . Klauen ferner Bundes⸗ seuche staaten, Bundesstaaten, welche in Regierungs Bezirke getheilt sind.

sowie

welche nicht

e Nr. den

z . z 228 22 . 8. in Regierungs⸗Bezirke

getheilt sind.

nd

Taufen Gemeinden

Bemein

Gehöfte

.

Königsberg Gumbinnen. Danzig

Marienwerder. Berlin Potsdam Frankfurt Stettin Köslin Stralsund Posen Bromberg

j i: 3 Breslau.

Ostpreußen

Westpreußen

26

17

655 4 4 23 29 8 8 103 124 49 54 24 30 ö 9 31

H

Brandenburg

Pommern

Posen

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Liegnitz Oppeln. Magdeburg. Merseburg Erfurt K

J 1 1

Schlesien

Sachsen

Schl. - Holstein

HSannover Hildesheim Lüneburg Stade Osnabrũck Aurich Münster. Minden

28 Arnsberg.

29 Cassel

Wiesbaden Koblenz

2 Düsseldorf

Rheinland 33 Köln

34 Trier.

Aachen Sigmaringen

Oberbayern. Niederbavern

Pfalz. Oberpfalz

Oberfranken. Mittelfranken Unterfranker Schwaben

Bautzen

. Dresden.

achsen Leipzig

Chemnitz. Zwickau... Neckarkreis - Schwarzwaldkreis. Jagstkreis 3 Donaukreis .

Konstanz .

Sannover Westfalen Hessen⸗Nassau Hohenzollern

Bayern

Württemberg

28231

dNdĩd 0

Freiburg.

Karlsruhe Mannheim Starkenburg Oberhessen Rheinhessen. ; Mecklenburg⸗Schwerin Sachsen Weimar. Mecklenburg⸗Strelitz. Oldenburg Oldenburg Lübeck.

I Birkenfeld Braunschweig Sachsen⸗Meiningen . Sachsen⸗Altenburg

Sachsen· 70 Coburg Cob. Gotha Gotha Anhalt. w Schwarzburg⸗Sondersh. Schwarzburg⸗Rudolstadt Waldeck Reuß alterer Linie Reuß jüngerer Linie. Schaumburg ⸗Lippe Lippe. Lübeck. Bremen

Vam

Baden

8 Hessen

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Betroffene Kreise ꝛc. Maul⸗ und Klauenseuche.

I). : Rosenberg i

Kulm 1 emplin

Niederbarnim

Westhave land

Westprignitz 2

1041), Lebus 2

1 9: Dra

10), Grimmen 1 (1. : Wreschen 1 (1,

Bomst 1 (1), Schmiegel 1 (1), Kempen i. Pos.

wrazlaw 1 (), Strelno 3 (3), Mogilno 1 (1)

13: Groß⸗Wartenberg 1 (1), Gi

2 (2), Schweidnitz 1

Görlitz 1 (1).

z 1 ** 1 igmaringen 1 . (3), München . 29: Kaisersl = NMeban 2), Meban

N

8 6* SFG L *

Spaichingen

dorf 1 (1). SZ: Biberach

1ẽ04, Laupheim 5 (36), Leutkird

burg 4 (5), Saulgau 1 (0),

4 (6). 5 E: Ueberlingen

1(1I I. 59: Friedberg 1

Rostock 1 (1). G62: Eis

67: Braunschweig 2 (2), Helmstedt 5 (5). euß

83: Straßburg 2 (7), Erstein 2 (2), Hagena (1), Molsbeim

Zabern 3 (32). 84: Altkirch 1 (1), M

etz? (6), Chateau⸗Salins 1 (21), Forbach Zusammen 275 Gemeinden un

D. Schweinesenche (einschl. Schweineyvest).

E: Fischhausen 1 (1, Labiau 5 (5), Gerdauen 3 (3), 1 (I, Neidenburg 1 (1), Osterode i. Ostpr. 2 (2). 2D: Niederung 11). 2: Marienburg i. Westyr. 2 (2), Dirschau 1 (1), Pr. Stargard 161), Karthaus 3 (3). 4: Stuhm 1 Graudenz Stadt 1 (0), Graudenz 1 (1), Tuchel s e 2 v: Stadtkreis Berlin 1 (2). Niederbarnim 10 (21), Rir⸗ dorf Stadt 1 (2), 1 Beeskow ⸗Storkow 2 (2), Potsdam Stadt 1 (4). Spandau Stadt 1 (2), Osthavelland 4 (9), Ruppin 4 (65. Ostprignitz 7 (12). Königsberg i. Nm. 6 t oldin 2 (2), Arnswalde 1 (1), Friedeberg i. Nm. 1 (I), berg 4 (4. Lebus

3 (3), Weststernberg 2 (2), Oststernberg 3 (3), Züllichau⸗Schwiebus

) An Stelle der Namen der Regierungs⸗ ꝛc. Bezirke ist die ent⸗ sprechende lfde. Nr. aus der vorstehenden Tabelle aufgeführt.

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