1901 / 61 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Mar 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Gestern Vormittag empfing Seine Königli ö von 10, bis 2 Uhr im arossa⸗Saale der Residenz zur Entgegennahme von Glückwünschen und Adressen die Chefs des diplomatischen Korps,. die in München anwesenden Standesherren, das Direktorium der Kammer der Reichsräthe, das Direktorium der Kammer der Abgeordneten, die obersten Hofchargen, die Staats⸗Minister, die 64 die Deputirten des Ober⸗Konsistoriums und des pfälzischen Konsistoriums, die Regierungs⸗Präsidenten, die Präsidenten und Vorsitzenden der ständigen Ausschüsse und die Sekretäre der Landrathsvertre⸗ tungen, die Vorstände der . und Gewerbekammern, die Vorstände der Handwerkskammern, die Deputationen des Landwirthschaftsraths und des Bayerischen Landesfischerei⸗ vereins, der bayerischen Notariatskammern und der bayerischen Rabbiner.

Bei dem Empfange des diplomatischen Korps gab Seine Königliche Hoheit, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, gegen⸗ über dem preußischen Gesandten rafen von Monts seiner Entrüstung über den gegen Seine Majestät den Kaiser gerichteten verabscheuungswürdigen Anschlag Aus⸗ druck. Höchstderselbe äußerte zugleich sein tiefes Be⸗ dauern darüber, daß Durch iesen beklagenswerthen 5 die Absicht Seiner Majestät, die Feier in München durch seine Anwesenheit zu verherrlichen, vereitelt worden sei. Der Prinz⸗Regent sprach jedoch zugleich seine aufrichtige Genugthuung darüber aus, daß der Kaiser sich entschlossen habe, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen als seinen Vertreter zu entsenden.

Bei dem Empfang der Staats⸗Minister, welche eine Adresse übergaben, überreichte der Prinz-Regent jedem Minister als Erinnerungszeichen an seinen 80. Geburts⸗ tag sein in einen kostbaren Rahmen eingefügtes Bild. Dieses trägt neben der eigenhändigen Unterschrift Seiner Königlichen Hoheit den Sinnspruch: „Zalus, publica summa lex est“. Zugleich versicherte Seine Königliche Hoheit, unter dem Ausdruck herzlichsten Dankes für die ihm überreichte Adresse, die Minister wiederholt seines fortgesetzten Vertrauens und Wohlwollens und betonte dabei besonders, wie sehr er sich ö die treue Mitarbeiterschaft der Minister zu Dank verpflichtet fühle, und daß er, um dieser Gesinnung auch nach außen einen sichtbaren Ausdruck zu verleihen, den Vorsitzenden im Ministerrath in den erblichen Grafenstand erhoben habe: eine Auszeichnung, die er, der Prinz⸗Regent, als einen Beweis . Vertrauens zu dem Gesammt⸗Ministerium erachtet wissen wolle.

Um 5 Uhr Nachmittags fand, wie „W. T. B.“ meldet, in der Residenz ein großes Galadiner statt, an welchem das diplomatische Korps, die Standesherren, die Staats⸗Minister, die Erzbischöfe sowie sämmtliche Deputationen theilnahmen, welche in diesen Tagen von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten empfangen worden waren. Namens der Gäste brachte Seine Königliche Hoheit der Prinz Ludwig in einem längeren Trinkspruch die Empfindungen und Glückwunsche zum Ausdruck, die das ganze bayerische Volk beseelten. Der Prinz⸗ Regent erwiderte mit Worten herzlichsten Dankes. Am Abend wurde dem Prinz⸗Regenten eine militär sche Serenade dar⸗ gebracht, an die sich ein großer Zapfenstreich anschloß.

Baden.

Auf ein Telegramm, welches die der Städteordnung unterstehenden badischen Städte aus Anlaß des An⸗ schlages auf Seine Majestät den Kaiser an Seine Königliche Hoheit den Großherzog zur Uebermittelung an Seine Majestät den Kaiser gerichtet hatten, ist, wie „W. T. B.“ meldet, folgende telegraphische Antwort an den Großherzog eingegangen:

Tief bewegt durch den warmen Ausdruck herzlicher Theil nahme an dem durch Gottes Fügung gnädig verlaufenen Unfall, bitte ich Dich, den Stadträthen von Baden, Bruchsal, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz, Laar, Mannheim, Pforzheim Meinen aufrichtigen Dank übermitteln zu wollen.

Wil helm. Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach.

Der Chef des Kultus⸗Departements im Großherzoglichen Staats-Ministerium, Wirkliche Geheime Rath von Pawel ist, wie die „Weim. Itg.“ meldet, auf sein Ansuchen zur Dis⸗ position gestellt worden.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus ging, wie „W. T. B.“ berichtet, in seiner gestrigen Sitzung zur zweiten Lesung der Vorlage, betreffend das Rekrutenkontingent, über. Der Abg. Forscht Czeche) erklärte, man möge daraus, daß die Czechen die Rekrutenvorlage aus ihrem Vor— gehen ausgeschaltet haben, nicht den Schluß ziehen, daß in der Haltung der böhmischen Abgeordneten ein totaler Wandel eingetreten sei. Es sei ausgeschlossen, an eine regel⸗ mäßige parlamentarische Thätigkeit zu denken. Die 9. bildeten in Oesterreich einen mächtigen Schutzwall, welcher den Weg von Berlin nach Wien versperre. Sie würden in der . . dieses Schutzwalls bis zum letzten Athem⸗ zuge ausharren.

Grosbritannien und Irland.

Im Oberhause brachte, wie „W. T. B.“ meldet, Lord Brahe gestern einen Gesetzesvorschlag ein, nach welchem der von den Derrschern Großbritanniens bei der Thronhesteigung in Bezug auf die katholische Religion abzulegende Eid abgeschafft werden soll.

Im Unterhause fragte Edmund Robertson an, ob britische oder andere e, . Truppen bei Peking und Tientsin geplündert hätten und ob derartig geraubtes werth⸗ volles Eigenthum öffentlich verkauft worden sei. Der Staats⸗ ekretär für Indien Lord Hamilton erwiderte, soviel er wisse, ; in der von dem Fragesteller angegebenen Weise nicht geplündert und geraubt worden. Der General Gaselee habe im letzten August berichtet, daß bei den Truppen einiger verbündeter Machte das Plündern geduldet worden sei. General Gaselee habe sich aber auf alle Weise bemüht, die britischen Soldaten zu verhindern, sich an dem Plündern und ehenso an der Zer— störung von Privateigenthum zu betheiligen, und an⸗ ordnet, daß besonders ermächtigte, Nachforschungs⸗

theilungen herrenloses Gut vorläufig an sich nehmen sollien und daß, wenn der rechtmäßige Eigenthümer nicht aufgefunden werden könne, das betreffende Eigenthum zu Gunsten aller verkauft werden solle. Der Schatzkanzler Sir Michael Hicks

Sehen de

Beach beantragte die Wahl einer Kommiffion zur der H , n Zivilliste des Königs und si hinzu, die Regierung werde der Kommission ihre Vorschläge mach und die Kommission sodann hierüber Bericht erstatten. Den b⸗ treffenden Vorschlägen werde die Zivilliste der Königin zu Grunde gelegt werden, und es würden diejenigen Abänderungen daran vorgenommen werden, welche sich erfahrungsgemäß als noth⸗ wendig erwiesen . Es solle die Freigebigkeit des Par⸗ laments nicht mißbraucht werden, und die Vorschläge würden o gegrtet sein, daß sie sowohl den Ansprüchen der Krone wie denen es Volkes gerecht würden. Der Vorschlag des Schatzkanzlers wurde von Sir Henry Campbell Banner man befür⸗ wortet. John Redmond erklärte fich gegen den Vorschlag und sagte, er wolle mit diesem Einspruch gegen den vom Koͤnig in Bezug auf die katholische Religion abgelegten Eid protestieren. Der G ste Lord des ö Balfour erklärte, Lord Salis⸗

bury werde im Oberhause ersucht werden, einen Ausschuß ein⸗

zusetzen, welcher die Frage des Eides berathen solle. Die Re⸗ gierung werde nichts dagegen einwenden; er persönlich sehe übrigens nicht ein, weshalb nicht ein gemeinsamer Ausschuß der beiden Häuser zur Berathung der Frage eingesetzt werden olle. John Redmond zog hierauf seinen Einspruch gegen den

orschlag des Schatzkanzlers zurück, behielt sich aber vor, später auf die Eidesangelegenheit zurückzukommen. Der von Sir Michael Hicks Beach beantragte Ausschuß wurde hierauf ge⸗ bildet. Bei der sodann fortgesetzten Berathung des Armee⸗ Budgets lenkte Douglas die Aufmerksamkeit auf die An⸗ gelegenheit des Generals Sir Henry Colville welcher von dem Oberbefehl in Gibraltar infolge seines Verhaltens bei Sannar Post und Lindley in Süd⸗Afrika abberufen worden sei, und beantragte eine neue Untersuchung. Der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick bekämpfte den Antrag und sprach sich scharf über die Haltung Sir Henry Colville's bei Sannas Post aus, wo er geduldet habe, daß der Feind Geschütze er⸗ oberte; ferner warf er ihm vor, daß er die Jeomanry in Lindley nicht befreit habe. Lord Roberts habe berichtet, daß Sir Henry Colville bei zwei Gelegenheiten Mangel an Unter⸗ nehmung und Urtheilskraft gezeigt habe; er stimme dem zu, daß Sir Henry Colville abberufen werde. Hierauf wurde die Debatte vertagt.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung des Vereinsgesetzentwurfs fort. Der Deputirte Abb Gayraud fuhr, wie, W. T. B. berichtet, in seiner am Donnerstag begonnenen Rede fort und widerlegte die . des Deputirten Zo vas gegen die Jesuiten. Er verlas mehrere Briefe von Frauen⸗ Kongregationen, worin bestritten wird, daß ihnen Geld für den Vatikan abgepreßt worden sei. Der Redner erinnerte an die von den Kongregationen im Auslande geleisteten Dienste und versicherte, die Unterdrückung der Kongregationen werde unangenehme Folgen für das allgemeine Interesse na sich ziehen. Man habe weder das Recht, noch die Macht, no einen Grund zur Aufhebung der Kongregationen, ihr Vermögen werde zu Werken der Barmherzigkeit verwandt. Geyraud schloß mit der Erklärung, man dürfe nicht eine Zeit, in der auswärtige Verwickelungen entstehen könnten, wählen, um die 6 der Kongregationen aufzuwerfen. Der Deputirte Pelle tan stellte die Behauptung auf, durch das Konkordat werde keineswegs das Bestehen der Kongregationen anerkannt; er brandmarkte deren Lehren und deren Versuche, Einfluß auf die Armee zu gewinnen, und wies in letzterer Hinsicht auf eine Zusammenkunft des Generals Boisdeffre mit dem Jesuiten⸗General hin. Die Fortsetzung der Berathung wurde auf heute Nachmittag 3 Uhr vertagt.

In den Wandelgängen der Deputirtenkammer wurde mit⸗ getheilt, daß der Deputirte Deje ante gestern von dem Minister⸗Präsidenten Waldeck-Rousseagu empfangen worden sei, der ihm mitgetheilt habe, daß der Präfekt heute zwischen dem Direktor Coste der Gesellschaft von Montceau⸗les Mines und den Vertretern des Arbeiter⸗Syndikats eine Besprechung herbeiführen werde. Die Gesellschaft habe sich entschlossen, Zugeständnisse zu machen.

Rußland.

Wie „Ritzau's Bureau“ aus Helsingfors meldet, ist der Antrag des finländischen Senats, wonach gewisse Finland betreffende Dokumente auch künftig dort aufbewahrt und nicht nach St. Petersburg übergeführt werden sollten, von dem Kaiser abgewiesen worden.

Italien.

In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer er⸗ klärte, wie W. T. B.“ meldet, der Kriegs⸗Minister in seiner Beantwortung einer Interpellation des Abg. Chiesi es formell für unrichtig, daß die italienischen Truppen in China Mangel an Lebensmitteln gehabt hätten. Der Kriegs⸗ Minister fügte hinzu, die Haltung und Manneszucht der Italiener sei bewunderungswürdig gewesen; sie hätten niemals Plünderungen begangen.

Spanien.

Bei den Wahlen zu den Generalräthen der Pro⸗ vinzen wurden, dem W. T. B.“ zufolge, W2 Liberale, 191 Konservative, 20 Anhänger Gamazos, 10 Anhänger Romero Robledo's, 17 Anhänger des Herzogs von Tetuan, S Karlisten, 28 Republikaner, 3 Mitglieder der liberalen Union, 5 Mitglieder der nationalen Union und 11 Unabhängige ge⸗ wählt. Die Parteistellung von 8 Gewählten ist zweifelhaft.

Nach Meldungen aus Barcelona ist es in der vorletzten Nacht in Manlieu zwischen ausständigen Arbeitern und Arbeitgebern zu einem Zusammenstoß gekommen. Die Arbeiter griffen das Klubhaus der Fabrilanten an und gaben Schüsse ab, durch welche zahlreiche Personen, darunter der Alcalde und sein Sohn, verwundet und zwei Personen geiödtet sein sollen. 14 Personen, meist Gendarmen, sollen verletzt worden sein. Die Ausständigen hätten zwei Fabrikgebäude in Brand gesteckt. Die telegraphischen Verbindungen mit Manlieu sind unterbrochen.

Türkei.

Aus Konstantinopel meldet das Wiener „Telegr.⸗ Korresp. Bureau“, daß gestern eine neuerliche Versammlung der Botschafter in der Angelegenheit des Schiedsspruchs in der Frage der ern, , nr. zwischen der Türkei und Griechenland stattgefunden habe.

Der türkische Gesandte in Madrid hat die Pforte davon verständigt, daß er seinen Posten definitiv verlassen werde, falls seine Reklamationen finanzieller Natur nicht binnen Wochenfrist erledigt würden.

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M ssion. e zwischen dem Sul tan und edi oe dend i nach Konstantinopel gesandt war wird heute nach Egypten zurncktehren. Soviel ver lautet, wãre di Mission in den i en r welche sie zum Gegenstand hatte, gescheitert, da die Pforte als Vorbedingung die Aug. weisung des in Egypten als Flüchtling weilenden Sch des Sultans, ö. un n, . . habe. einzige, einer Regelung zugeführte Punkt betreffe die Erne eines neuen 1 von Egypten. 9 ö

Amerika.

Der britische Botschafter in Washington, Lord Paunc erhielt gestern die Antwort seiner 3 9 Henk zt Aenderungsanträgedes Senats zu dem sogenannten Hay⸗ Paungefote⸗-Vertrage über den Nicaragua⸗-Kanal und übermittelte diese Antwort alsbald dem Staatssekretär Hay. Wie das „Reuter sche Bureau“ erfährt, läuft die Ant— wort auf eine völlige Verwerfung der betreff enden Aenderungsanträge hinaus.

Nach Berichten des Reuter'schen Bureaus“ aus Rio de Janeiro ergiebt das Rechnungsjahr 19090 im brasiliani— schen Budget einen Ueberschuß von 26 762 Kontos Reiz in Papier und 45 Millionen Frances in Gold, das ist etwa ein Gesammtüberschuß von 70 Millionen Francs. Während desselben Jahres wurden 34000 Kontos Reis Papiergel) ber— 2 und 55 Millionen Frances als Depot nach Londa gesandt.

Nach einem Telegramm des „New York Herald“ aus Rio de Janeiro wird die brasiliani 5j Flotte sorg⸗ fältig überwacht, da man eine monarchische Erhebung befürchte.

Asien.

Der amerikanische Gesandte Conger hat, wie dem „W. T. B. bericht t wird, Peking gestern mit . Ur⸗ laub verlassen. Alle Gesandten waren zum Abschied am Bahn— hof erschienen.

Die „Times“ erfährt aus Schanghai vom gestrigen Tage, aus glaubwürdiger Quelle werde gemeldet, Rußland habe der chinesischen Regierung bekannt gegeben, daß es, wenn das Mandschurei⸗Abkommen nicht bis zu einem 4 von Rußland bezeichneten Datum unterzeichnet werde, die Kon— vention zurückziehen und härtere Bedingungen stellen werde. chang erkläre, er sei machtlos, Widerstand zu eisten.

Nachdem die Session des japanischen Landtags bis zum 8. März verlängert worden war, um die Zustimmung 46 Pairs⸗ kammer zu dem von der Deputirtenkammer angenommenen Steuergesetze, welches sich auf die Deckung der in China ver— brauchten Gelder bezieht, herbeizuführen, hat der Mikado, wie das „Reuter'sche Bureau“ meldet, die Session nochmals um fünf Tage verlängert. Wenn es dem Kabinet Ito nicht gelingen sollte, den Widerstand des Herrenhauses zu brechen, so bleibe nur die Wahl zwischen der Entlassung des Ministeriums und der zeitweiligen Aufhebung der Verfassung, da eine dritte Vexlängerung der Session des Landtages nach der Verfassung nicht zulässig sei. :

Afrika. Der „Agenzia Stefani“ wird aus Aden vom 10. d. emeldet: Nachrichten aus Berberg zufolge hätten die Abes⸗

6 vor zehn Tagen den Scheikh Abdullahi in Harer— dighet vollständig geschlagen. Die Somalis hätten var Todte gehabt, doch seien auch die Verluste der Abessynier be trächtlich gewesen; die Abessynier hätten eine große Anzahl Gefangener gemacht. Abdullahi solle in der Reshlun auf Bohodle geflohen sein und von den Abessyniern verfolz werden.

Aus Louren go Marques vom 11. d. M. erfährt das „Reuter'sche Bureau“, Both a sei vollständig bereit, sich zu er geben, und verlange einen Waffenstillstand, um mit de Wet in Verbindung zu treten. Man glaube, daß Botha auch in dem Falle sich ergeben werde, wenn de Wet dies nicht thun sollte. Die Eisenbahn zwischen Lourengo Marques und Pretoria sei frei von Buren. Da letztere keine Munition für ihre Ar⸗ tillerie hätten, vergrüben sie nicht nur ihr schweres Geschäß, sondern auch die , . und Maxim⸗Geschütze.

Nach den letzten in Bloemfontein eingetroffenen de richten soll de Wet fortgesetzt nordwärts marschieren, um * . in östlicher Richtung zu üserschreiten; wahrscheinls sei er 1 irgendwo westlich von Kroonstad. Viele früben Feinde Englands in Bloemfontein, Brandfort und Krooemeꝰ hatnn sich jetzt den Engländern angeschlossen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (47. Sigung welcher der Minister der geistlichen . Angelegenheiten Br. Studt beiwohnte, die Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichte—⸗ und Medizinal⸗-Angelegenheiten im Kapitel „Elementar⸗ Unterrichtswesen“ bei dem Fonds zu Beihilfen für die Schu unterhaltung an Schulverbände wegen Unvermögens, der mi 11 895 000 66, d. s. 1386 000 6 mehr als im Vorjahr, * gesetzt ist, fort. ——

Berichterstatter Abg. Winckler (kons.) berichtet, daß in Mehr auch eine Erhöhung der Beihilfen für die Lehrerbeset—— an den öffentlichen mittleren Schulen um 20 000 S und e höhung der Beihilfen für den Religionsunterricht konfesten⸗ Minderbeiten um 20 000 M einbegriffen seien, und beantragt dir S* willigung der Mehrausgaben. 6

ö. Schmidt⸗Warburg (Zentr.) bittet den Minister diesem Fonds auch der Gemeinde Berleburg im Regierun ober Arnsberg eine Beihilfe zur Errichtung einer katholischen— * * gewähren. Für die katholischen Kinder sei dort jetzt recht mangelba

gesorgt. ; ga Heheimer Ober Regierungsrath Brandi erwidert, daß ie 278 Kindern der Schule in Berleburg sich 29 latheolisch befan 68 für die ein katholischer Religionslehrer angestellt sei, sedaß g genügend gesorgt sei. Schultechnische Gründe sprächen dafũt, der a. meinde die mittelklassige Schule zu Sen, und das sei nur meg 8 wenn feine besondere katholische Schule errichtet werde, * werde der Minister gern die Anregung nech einmal wohlwollend 44 Abg. Sch war ze (Zentr.) will die Vefoldungsverhal tnisse 5 Rektoraleschulen besprechen, wird aber von dem Präsidenten 4. Kröcher mit dem Bemerken daran verhindert, da dies . m Sache gehöre. Der Redner geht dann auf die S ulaufsicht eim,

Tah bie Ahmed Schef ft gen, aaa, ire chm ed Schefi 2

ö seien unfahig, höhere

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,,, 5 erwidert, daß die Gehälter an

ö. 2. ektor ereits geregelt seien; die Rektoratsschulen be—= R 4 een, Drill en an kleinen Orten, und die Ge⸗ hälter aufzubringen.

= icht egen die Errichtung einer be⸗ 66 ,, ö. 5 aus, n n. auch eine Schule für die 28 jũdischen Schüler errichtet werden.

Nach einigen weiteren Bemerkungen des Abg. Schmidt⸗ Warburg wird der Fonds bewilligt.

Bei dem Fonds zur Entschädigung von Elementarlehrern und Lehrerinnen für die Theilnahme an amtlichen Kreis— konferenzen wüns ; . ö

Abg. Ernst fr. Vgg.) eine Erhöhung dieser Entschädigungen.

Alsdann wird über den Fonds zur Förderung des deutschen Volksschulwesens in den Provinzen Westpreußen und Posen sowie im Regierungsbezirk Oppeln verhandelt.

(Schluß des Blattes.]

Dem Reichstage sind Ergänzungen zu dem Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Feststellung des Reichs⸗ haushalt s⸗ Etats für das Rechnungsjahr 1901, und zu dem Reich shaushalts⸗Etat nebst Anlagen, wie solche dom Bundesrath beschlossen worden sind, zugegangen.

——

Nr. 10 des Centralblatts für das Deutsche Reich“, berngegeben im Reichsamt des Innern, vom 8. März, hat folgenden nhalt. J). KonsulatWesen; Entlassung; Erequatur⸗·Ertheilung. ) Militär⸗Wesen: Bestimmungen über die k für Unterstützungen, welche den K Familien von Theilnehmern ker Crpeditton nach Ost⸗Asien gewährt werden. 3) Zoll. und ESteuer⸗Wesen: Verzeichniß der gemäß § 6 der Branntweinsteuer⸗ Fefreiungsordnung zur Zusammensetzung des allgemeinen Branntwein Denaturierungsmittels ermächtigten Gewerbsanstalten. ) Marine ind Schiffahrt: Erscheinen der amtlichen Liste der Schiffe der deutschen Kriegs, und Handelsmarine für 1901. 5) Polizei⸗Wesen: Aus⸗ weifung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Kunst und Wissenschaft.

* Von der ehemaligen Vereinigung der Xl, die seit dem Be⸗ stehen der Sezession ihre Sonder- Ausstellungen hat eingehen lassen, haben vier Mitglieder in dem Kunst salsn von Kellsr und Reiner sich zu einer gemeinsamen Ausstellung wieder zusammen— csunden: Ludwig von Hofmann, Walther Leistikow, Jacob Ülberts und George Mosson. Die stärkste Persönlichkeit ist Ludwig von Hofmann, von dessen fleißigem Wetterarbeiten etwa acht hn Bilder Zeugniß ablegen. Die Qualität dieser neuesten Werke des reichbegabten Malers ist recht ungleich. Sein ganzes Können in monumentalen Schöpfungen zusammen⸗ zufassen, ift ihm leider versagt geblieben. Aber seine kleineren Bilder und Studien lassen ahnen, was er auf großen Wandflächen zu leisten im stande wäre. Die Tendenz, die Formen zu vereinfachen, Stim⸗ mungen in dekoratiwer Geschlossenheit ju monumentalisieren spricht . iberall aus. Selten entschließt sich der Künstler zur Durchführung einer Gestalten ins Einzelne hinein, wie z. B. in dem Hirtenknaben; meist giebt er, wie in der Tänzerin am Strande nur großkonturierte An⸗ deutungen, die aber durch seine üppig blühende Farbenphantasie Leben erhalten. Reben arkadischer Seligkeit und märchenhaftem Glanz und Schimmer (. B. im Zaubergarten) vermag er auch die heiße Sinn⸗ sschkeit einer schwülen Sommernacht zu wunderbaren Farbengebilden zu verdichten, die sich am ehesten den poetischen Schöpfungen eines zoffmannsthal oder Stephan George vergleichen lassen. In die welt⸗ remde, vornehme Sphäre seiner Einbildungskraft führt vielleicht am esten sein Mythos“ benanntes Gemälde ein. Aber auch Metive der Alltagswelt umkleidet er gern mit einem Hauch von ekstatischer Poesie. Die Halbfigur einer Badenden sowie einige. Meerbilder mögen dafür als Beispiele genannt sein. Deutschland verfügt zur Zeit icherlich über keinen Maler, dessen ganze Richtung stärker als die nbwig von Hofmann's auf monumentales Ausgestalten dekorativer Aufgaben hindrãngt.

Leistikow's Entwickelung bewegt sich in auf- und absteigenden Qurven. Den vortrefflichen Leistungen, die seine Kunst auf der letzten Außstellung der Sezession repräsentierten, läßt sich fast keines der bei Keller und Reiner vorgeführten an die Seite stellen. Einzelnes deutet direkt auf Nachlassen der Kraft; die oft erprobten Stilisierungs⸗ effekte, durch die er der märkischen Landschaft für das moderne Auge neue Anziehung zu geben bestrebt war, versagen gelegentlich. Andere Bilder, wie die drei Meerveduten, entgehen bei allem . nach Absonderlichem nicht dem Vorwurf der Oberflächlichkeit. Am glück⸗ lichsten ist ber Maler in einer graugestimmten Dünenlandschaft und einer Dorfkirche im Schnee, deren lichte Haltung an die zarten Litho⸗ graphien Henry Rivière's erinnert.

George Moffon hat mehrere Porträts und Stillleben aus⸗ gestellt, aus denen das stets gleichbleibende Streben spricht, in derber Behandlung feine Effekte zu erreichen. Alberts setzt für seine Schilderungen aus dem friedlich eintönigen Leben der Halligbewohner wie immer heimathliche Liebe ein, der Fleiß und die Schlichtheit seiner Malweise passen gut zu diesen Motiven; Interieurs der wohl⸗ äbigen, sauber geputzten Fischer⸗ und Schifferhäuser. Frischer wirken aber Alberts Freilichtbilder die Dünen, blühende Hallig, Motiv aus Närnten. Auch die Kreldestudien zu einzelnen Chgrakterköpfen ver—= dienen ihres kräftigen Vortrags wegen lobende Erwähnung.

Theater und Masik.

Königliches Opernhaus.

In der gestrigen Aufführung der, Meistersinger von Nürn⸗ *. sollte Herr Slezak als Gast die Partie des Walther von Sto zing singen. Für den erkrankten Künstler war aber ein anderer Hast, Herr . näarini aus Hamburg eingetreten. Derselbe verfügt iber gute stimmliche Mittel, welche namentlich für rein lyrische artien geeignet erscheinen. Für die Wiedergabe einer so anspruchs⸗ vollen Aufgabe wie der gestrigen fehlt es seinem Organ an Glanz und Kraft, sodaß es im Ensemble zuweilen kaum zu hören war. Der Sanger muß sich außerdem einer deutlicheren Aussprache befleißigen. Seine Darstellung konnte dagegen befriedigen, wenn auch hier manches unfertig war. Die Besetzung dez anderen Rollen war die bekannte

vortreffliche. Berliner Theater.

Zur Feier des siebzigsten Geburtstages Ernst Wichert's wurde gestern das fünfattige Schauspiel Die Fabrik zu Nieder ron n. eines der ältesten dramatischen Werke des Dichters, dessen Stoff entlich aus , mn, entnommen ist, zum ersten bael auf dieser ibn , Dbwohl, das Stück inzwischen 39 der Zeit theiln eise überholt worden ist, machte es dennoch 6 den sestlich gestimmten Zuschauern, welche das Haus füllten, 1 seiner schlichten, natürlichen , den wirkungsvollen Volks⸗ 6 und scharf uümrissenen Charakterbildern einen nachhaltigen Ein⸗ dolff Namentlich aber gelang es der Darstellung, diese Vorzüge zur 0 en Geltung zu bringen, so daß lebhafter, sich immer erneuernder eifall den greisen Autor und die Mitwirkenden wiederholt vor den

Vor

rief. Von den letzteren gaben namentlich die

Kommerzienrath Kettenring), Connard (Freiherr von Krain), in ,,. und . iter ming) ihre Rollen mit feiner Zeichnung dieser tppischen Charaktere, während es dem Spiel der Serren Tauber (Bureau Vorstand) und Walden (Techniker) bisweilen an Temperament * und ersterer außerdem noch etwas un deutlich sprach. Die weibliche Hauptrolle, die der opfer⸗ muthigen Tochter des Fabrikherrn, wurde von Fräulein Pahlen glaubwürdig gestaltet und auch die durch die Damen Baumeister und Dasf ow besetzten, nächstwichtigen Rollen befanden sich in guten Händen. Inscenierung und Zusammenspiel verdienen volle Anerkennung.

Schiller⸗Theater.

Die Velksbühne in der Wallner Theaterstraße feierte gestern Ernst Wichert's siebzigsten Geburtstag mit einer Wieder⸗ aufnahme seines erfolgreichsten Lustspiels Ein Schritt vom Weg er, das bekanntlich ein Abenteuer eines jungen, auf der Hochzeits= reise befindlichen Ehepaares behandelt, welches in übermüthiger Laune Geld und Legitimatisnspapiere fortwirft, um, von jeder Fessel befreit, in einem fleinen Badeorte sein Glück zu ver⸗ suchen und sich selbst seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Fülle komischer Situationen und die treffliche Charakteristik der Badegaäste und Honoratioren des Ortes, welche in dem jungen Ehemann den incognito reisenden Fürsten des Landes zu erblicken wähnen, während der Fürst selbst für einen Hochstapler gehalten wird, verfehlten wiederum ihre erheiternde Wirkung auf das zahlreiche Publikum nicht. Dazu trug auch das vortreffliche Spiel bei. Das junge Ehepaar wurde von Herrn Kaiser und Fräulein Wulf mit Temperament und in bester Laune gegeben, desgleichen der Fürst durch Herrn Otto Rembe. Die im Badeort anwesende Gesellschaft fand in den Damen Scholtz und Werner sowie den Herren Schmasow und Holthaus gut charak⸗ terisierende Vertreter. Der Verfasser wohnte dem zweiten Theil der Aufführung bei. .

Theater des Westens.

Meverbeer's große Qper Hugenotten“ gelangte gestern mit Frau Gertrud Roland in der Partie der Valentine zur Aufführung und erzielte in ihrer abgerundeten, bis auf geringe Einzelheiten woblgelungenen Wiedergabe unter Kapell⸗ meister Sänger's bewährter Leitung einen anerkennenswerthen Erfolg. Frau Roland litt augenscheinlich unter einer gewissen Befangenheit, sie zeigte aber eine umfangreiche, belle Stimme, welche freilich bisweilen durch Forcieren des Tones einen etwas unedlen Klang erhält; auch der Ansatz war nicht durchweg ganz rein und sicher r erfreute sie durch eine Koloratur, die zwar der Wei bildung noch bedürftig, aber immerhin schon ganz annehmbar ist. Der Gesammteindruck ihrer Leistungen war im allgemeinen ein recht günstiger, wozu ihr dramatisch bewegtes Spiel wesentlich beitrug. Namentlich errang sie sich in der großen Scene mit Raoul wohlverdienten Beifall. aben gleichfalls befriedigend und es verdienen Aranvi (Raoul), Waschow (St. Bris) und Birkholz (Ma Fräulein Warmersvperger als Page, obwohl die sympathisch dieser gleichfalls als Gast auftretenden Sängerin noch die Schulung vermissen ließ, besonders erwähnt zu werden.

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hierbei die Herren cel), sowie e Stimme

rechte

8 d T

Konzerte. Das dritte Abonnements⸗Konzert der Herren Zajie und Grün⸗

fel d, welches am Dienstag voriger Woche in der Sing⸗Akademie

stattfand, begann mit einem Trio bon Georg Schu mann, dem jetzigen Direktor der Sing⸗Akademie. Der Komponist hatte selbst den Klavierpart übernommen, und die drei Herren brachten das feinsinnige Werk in künstlerischer Meisterschaft zur Wiedergabe. Am interessan⸗ testen und eigenartigsten waren darin ein graziösses Scherzo und ein schwungvolles, freilich etwas auf den Effekt berechnetes Finale. Der Geiger Herr Zajie spielte dann mit seiner vollendet . Technik zwei Stücke aus älteren Werken und Herr Hofcellist Grünfeld erfreute u. a. durch den erwärmenden Vortrag eines Chopin'schen Prélude und eines Tartini'schen Adagiogs. Von der großen Vortragskunst des mitwirkenden Sängers Herrn Raimund von Zur⸗-Mühlen wurde jeder Hörer wiederum mit fortgerissen und bis ins Innerste hinein ergriffen, namentlich bei dem in tiefstem Schmerz ausklingenden, leiden⸗ schaftlichen Liede Warum?“ von Tschalkowsky.

Am Mittwoch fand in der Sing⸗Akademie ein gemeinsames Konzert von Fräulein Hedwig Ribbeck (Gesang) und Herrn F della Sudda aus Konstantinopel (Klavier) statt. Die kleine Mezzosopranstimme der Dame ist im Forte nicht besonders klangvoll, die Vortragsart zwar gewandt, aber bisweilen nicht lebendig genug. Der Klavierspieler verfügt über eine bemerkenswerthe Technik und einen sympathischen, weichen Anschlag. Sein Piano ist besowners zart und der Vortrag meist von tiefem Empfinden durchdrungen. Am besten gelang ihm die Wiedergabe französischer Stücke, weniger sfolcher von Chopin. Lebhafter Beifall lohnte seinen Darbietungen. An demselben Tage gab das aus den Herren Hoffmann, Suk Redbal und Professor Wihan bestehende Böhmische Streich⸗ guartett“ unter Mitwirkung des Königlichen Kapellmeisters Derrn Felir Weingartner im Beet heven-Saal sein letztes diesjähriges Konzert. Als erste Nummer spielten die Künstler das 1lmoll— Quartett von Weingartner, welches großen Anklang beim Publikum fand und dessen dritter Satz mit seiner wundervoll spielten Bratschenmelodie wiederholt werden mußte. Tierau vereinigte sich Herr Weingartner mit den genannten Verren zu der ganz vollendeten Wiedergabe des Quintetts in Es-dur (op. von Schumann. Es war bewundernswerth, wie er sein Spiel dem

Ensemble einzuordnen wußte und mit ihm zu einem organischen Ganzen

13 6 Den Schluß

verwuchs, aus dem kein Element ungehörig hervortrat, machte die überaus fein ausgearbeitete und doch, wie bei diesen Künstlern selbstverständlich ist, Interpretation des Schubert'schen A- moll Wiedergabe gleichfalls reichen Applaus entfesselte. am Mittwoch gab im Saal Bechstein Herr Martin Jacobi einen Lieder Abend mit eigenen Kompositionen unter Mit wirkung von Frau Adelina Sandow Herms. Das Programm enthielk Duette und Lieder. Herr Jacobi hatte den. Bariton -Part selbst übernommen, es wäre aber für seine Kompositionen besser ge wesen, hätte er einem bewährteren Sänger die Ausführung desselben übertragen. Seine Stimme ist zwar nicht unsvmpathisch, aber bezüglich des Vortrags waren die von der bestens bekannten Sängerin zu Gehör gebrachten Lieder viel wirkungsvoller. Auch hinsichtlich der Begleitung wäre es vielleicht besser gewesen, dieselbe durchweg den ge schickten Hinden des Herrn V. Bos zu überlassen. Im Ganzen ge— fielen die Lieder dem ziemlich zahlreichen Publikum, obwohl ihnen eine besondere Ursprünglichkeit nicht zugesprochen werden kann. Auch im Saale des ‚Römischen Hofes“ wurde an diesem Abend konzertiert. Hier sang Fräulein Marig Romaneck aus Paris gleichfalls einige Lieder und Arien in deutscher, französischer und stalienischer Sprache. Für ihre starke, im Forte etwas scharf klingende Stimme ist der Konzertsaal vielleicht nicht der geeignete Raum, zumal es ihrem Vortrag an Feinheit und Intimität mangelt. Dies kam namentlich in dem r h, Liede von Cornelius Komm, wir wandeln zusammen im Mondschein“' zur Geltung, wogg gen die weniger fein gezeichneten, fremdsprachlichen Gesänge von Hhassene, Rotoli, Tosti, Lefebvre bei der Sängerin ein besseres Verständniß fanden. Fräulein Helene Obronska, sorgte durch einige Jlavier porträge für willkommene Abwechselung im Programm. Die Wieder⸗ abe des Menuettos und Allegrettos aus der Sonate op. 5M von zeethoven war eine recht anerkennenswerthe pignistische deistung; In der Legende St. François von Liszt machte sich jedoch die Grenze ihres technischen Könnens zu sehr fühlbar. Kleinere harakterstücke liegen der Dame entschieden besser. wofür die graziös vorgetragene Gavotte und Musette von C. d Albert den Beweis lieferte. Das „Frankfurter Trio“ der Herren James Kwast (Klavier, Adolf Rebner (Violine) und Johannes Regar Violoncello, dessen Leistungen berelts gelegentlich des ersten biesigen Konzerts Ende Februar d. 8 besprochen wurden, brachte bei seiner am Donnerstag veranstalteten zweiten Musikaufführung mit dem

Die anderen Mitwirkenden lösten ihre Auf⸗

temperamentvolle 8

Quartetts dessen Ebenfalls

Uebertreibung gelangte, und alle seine sonstigen, längst bekannten

io in Emoll ęp. 51 von Gustav Erlanger eine Neuheit iu NM ache zwar feinen nachhal Eindruck und krãgt nu Geprãge einer an baren Salonmusik, bekundet jedoch immerhin musikalisches Empfinden und tonsetzeris Können. Es fehlt dem Werk jedoch an Eigenart; die Themen sind bisweilen etwas ermüdend lang ausgesponnen, und auch im Ausdruck macht sih manchmal eine gewisse Einförmigkeit geltend. Immerhin machte aber die Komposition in ihrer treff lichen iedergabe im allge⸗ meinen keinen ungünstigen Eindruck und fand freundlichen Beifall. In der Sing⸗Akademie gaben am Freitag die Damen Gertrud Richter (Gesang) und Lilli von Roy (Klavier) ein Konzert. Das Spiel der Letztgenannten war meist zu monoton und zeigte zu wenig Temperament, erschien jedech im Piano ganz wirkungs⸗ 1. Fräulein Richter's freilich etwas scharfe Sopranstimme ist be⸗ fonders in der Mittellage, im Piano recht wohlklingend und besitzt eine ziemliche Beweglichkeit, der Polongise aus Mignen war sie aber noch keineswegs gewachsen. Wenn beiden Damen auch freundlicher Beifall zu theil wurde, so durfte ihnen doch zunächst noch fleißiges Weiter⸗ studium anzurathen sein, um auf dem Konzertpodium festen Fuß zu fassen. In der Philharmonie fand gleichzeitig der zweite populäre Veder⸗ und Balladen⸗Abend des Kammersängers Herrn Eugen Gura statt. Die den großen Saal füllende e ere r spendete dem Vortragsmeister und unerreichten Interpreten Löwe'scher Balladen wiederum 2 reichen, wohlverdienten Beifall und erzwang sogar die Wiederholung der Ballade Prinz Eugen. Am Schlusse mußte ch der beliebte Künstler, obwohl er etwas ermüdet zu sein schien, zu zwei Zu⸗ aben entschließen. Die Begleitung am Klavier, welche von Herrn Ed. . m ausgeführt wurde, verdient ganz besonders hervorgehoben zu werden. Fräulein Gertrude Peppereorn, die gleichfalls am Freitag im Beet hoven⸗Saal einen Klavier⸗Abend gab, bekundete einen wohl⸗ gebildeten musikalischen Geschmack und zeigte eine recht tüchtige fechnische Durchbildung. Sie wußte durch ihre Vorträge das nicht allzu zahlreiche Auditorium bis zum Schluß zu fesseln. Sie versteht gesangreich zu spielen und besitzt große Kraft und Ausdauer, allein ihr Anschlag im Forte ist noch hart und unedel, sie braucht zu viel Pedal und verwischt theils dadurch, theils durch brüsken Wechsel im Tempo und in der Tonstärke vielfach feinere Nuancen. So schön daher der Vortrag der ersten beiden Sätze der Cis-moll- Sonate von Beethoven war, fo wenig gelang ihr der dritte, der nicht nur an Kraft und Schnellig⸗

keit des Spiels, sondern auch an die Schönheit des Klaviertons die

höchsten Anforderungen stellt. Am besten gelang der Vortragenden die sehr schwierige und nur selten gehörte A-moll- Etude von Chopin. Im Saal Bechstein konzertierte an diesem Tage die Pianistin Fräulein Anna Winkelmann unter Mitwirkung des Königlichen Tammervirtuosen Herrn Felix Meyer (Violine). Wenn auch das Sriel der Dame, namentlich bezüglich einiger technischen Einzelheiten und der Auffassung, noch bisweilen die Anfängerin erkennen läßt. so bekundete es doch immerhin ein nicht unbedeuntendes Talent, Aus—

Ksfäbigkeit, warmes Empfinden, sowie gute, fleißig ausgenutzte

lung und berechtigt, bei strebsamem Weiterstudium wohl zu den esten Hoffnungen. Herr Meyer trug durch seine trefflichen Violin⸗

rtrãge, von denen besonders Bachs „Ciaconna“ genannt sei, zur abwechselungsbollen Gestaltung des Programms bei und erntete, gleich der Konzertgeberin, reichen Beifall von seiten des gut besetzten Saales.

Am Sonnabend fand im Königlichen Opernhause der achte Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle unter Felir Weingartner's Leitung statt. Er wurde mit Haydn's D-dur- Symphonie eröffnet, deren zierliches und reizvolles Gefüge in seiner ganzen neckischen, frischen Art außerordentlich stilgerecht zur Geltung gebracht wurde und allgemeinen Beifall hervorrief, welcher bei der feinsinnigen Wiedergabe des anmutigen Menuetto seinen Höhepunkt erreichte. Ein Werk ganz anderen Stils ist die symphonische Dichtung „Mazeppa“, von Liszt, welche darauf folgte und deren sonst elementare Wirkung anfänglich etwas unter dem nachhaltenden Eindruck der unmittelbar vorausgegangenen phantasie⸗ vollen Tonschöpfung litt. Im weiteren Verlauf dieser stellenweise so überaus effektvoll instrumentierten Komposition kamen jedoch die Schönheiten derselben bei der virtuosen Durchführung zur pollsten Geltung. Die 7. Symphonie in A-dur von Beethoven beschloß den end und brachte die zu Anfang erzeugte sonnig heitere Stimmung wieder in völliges Gleichgewicht. Ihre gewissermaßen idealisierten Tanzmelodien rissen in ihrer vollendeten Wiedergabe die Zuhörerschaft unwillkürlich mit sich fort, und das besonders temperament⸗ doll gespielte Finale rief einen wahrhaft stürmischen Applaus hervor. Bas Konzert des Geigers Herrn Friedrich Porges, welches ebenfalls am Sonnabend im Bechstein⸗Saal stattfand, brachte manches Erfreuliche, wenn auch gerade nichts künstlerisch Hervorragendes. Mit der trefflichen . der Sonate in moll von Tartini und namentlich der Ciaconna von Bach, dieses Prüfsteins und Lieblings stückes aller Geiger, nahm das Konzert einen guten Anfang. Für

omanze von Beethoven und ein Andante aus dem Violin⸗ EKrmoll von Mendelssohn hätte man sich einen etwas eren Ton der Kantilene gewünscht. Auch waren in diesem niert einige Unreinheiten und technischen Unfälle zu verzeichnen. 2 Sänger, Herr Gustav Friedrich, entzückte durch große als äußerst wohlklingende und wohl angewandte x .Die zu Gehör gebrachten Schubert Lieder: An Die ‚Tiebeslauschenꝰ und „Alinde“ waren ein Genuß für die Zu die den Sänger mit reichem Beifall belohnten. In der Sing-Akademie gab am Sonntag vor einer zahlreich nmelten Zuhörerschaft Herr Hr. Ludwig Wüllner seinen rten und fur diese Saison letzten Lieder -⸗Abend, für welchen sich die Vorführung von F. Schubert's Lieder⸗Cyelus Die Winterreise! (op. 89) als Aufgabe gewählt hatte. Ohne Zweifel hat er sie, abgesehen von zeitweiligem Detonieren, so gut gelöst, wie es überhaupt nur möglich ist; aber selbst des Künstlers außergewöhnliches Ausdrucksvermögen, seine ergreifende Darstellungskunst, die allerdings sporadisch bis zu einer gewissen

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und anerkannten Vorzüge im Gesangsvortrage vermochten es nicht zu verhindern, daß sich bei der gar zu gleichartigen Charakter— färbung der schier endlosen Liederreihe gegen . des Konzerts eine leichte Ermüdung der Zuhörer bemächtigte, wenngleich es andrerseits nicht an lebhaftem Beifall fehlte. Herr Professor Reimann unterstützte auch diesmal den Sänger am Klavier in tadelloser Weise.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Arthur Sullivan Operette Der Mikado“ in folgender Besetzung gegeben: Nanki Pow Herr Philipp; Koko: Herr Lieban; Pooh Bah: Herr Berger; P dush: Herr Krasa; Jum⸗Jum: Frau Lieban⸗-Globig;: Pitti Sing Fräulein Dietrich; Peep Boh: Fräulein Rothauser; Katisba: J Goetze; Mikado: Herr Knüpfer.

Im Königlichen Schauspielbause gebt mergen von Wildenbruch's Schauspiel „Die Tochter des Erasmus 15. Mal in Scene. Am Freitag geht zum ersten Mal Melis Lustspiel „Die lächerlichen Preziösen“ (Les präeieuses Sdicul in Verbindung mit Der Widerspenstigen Zähmung den (Petruchio: Herr Matkowsky, Katharina: l

Im Neuen Königlichen Opern Sonntag (Gutzkow's Geburtstag) zu en Acosta“ zur Aufführung.

Im Theater des Westens werden in der nächsten Zeit mehrere Gastspiele stattfinden. Junächst wird die bekannte Künstlerin Fräulein Thea Dorré am Freitag in der Titelrolle der er Carmen“ auftreten, und in der kommenden Weche wird Derr Nikelaus NMetd mühl ein Gastspiel beginnen. Dasselbe wird mit Dalsde e Ore „Die Jüdin“ eingeleitet und mit de d Lothringen von Joncisres fertgefetzt ebenfalls in der nächsten Weche fta

Bei dem morgen, Mittwor kirche stattfindenden Orgelr Dienel kommen lediglich Frãulein Margaretbe Pfefferkorn

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