1901 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Mar 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Beschlüsse na lut z t . 2

6 2. 8

Der Vorstand faßt seine Stimmenmehrheit. ei Stimmenglei det die Stimme des Vorsitzenden, sofern es si nicht um die Ent⸗ ziehung des wan, (8 R handelt, welche in diesem Falle als abgelehnt gilt

ur Beschlußfähigkeit des Vorstandes ist die Theilnahme der Mehrheit der Müglieder erforderlich. Besteht der Vor— stand nur aus dem Vorsitzenden und zwei Mitgliedern, so ist ä Beschlußfähigkeit die Theilnahme aller Mitglieder erforder— ich. Die Beschlüsse des Vorstandes können mittels schriftlicher Abstimmung gefaßt werden, sofern nicht ein Mitglied münd⸗ liche Abstimmung verlangt, oder über die Entziehung des Wahlrechts zu beschließen ist.

9.

Der Vorsitzende hat den Verkehr der Apothekerkammer und des Vorstandes zu vermetteln und die Beschlüsse derfelben zur Ausführung zu bringen.

Der Vorsitzende beruft die Versammlungen der Apotheker⸗ kammer und des Vorstandes und leitet in beiden die Berhand— lungen. Die Berufung der Apothekerkammer muß erfolgen, wenn die Hälfte der Mitglieder r n unter Angabe des

u verhandelnden Gegenstandes schriftlich darauf anträgt, oder er Vorstand dieselbe beschließt. Die Berufung des Vorstandes muß erfolgen, wenn in gleicher Weise zwei Vorstandsmitglieder dieselbe beantragen. Die Berufung des Vorstandes und der Apothekerkammer erfolgt mittels schriftlicher Einladung, welche spätestens acht Tage vor der Versammlung eingeschrieben zur Post zu geben ist.

Bei der Berufung der Apothekerkammer muß der Gegen⸗ stand, über welchen in der Versammlung ein Beschluß gefaßt werden soll, bezeichnet werden. Ueber andere Gegenstände, mit Ausnahme, des Antrags auf abermalige Berufung der Apotheke kammer, darf ein Beschluß nicht gefaßt werden.

Finsichtlich der Theilnahme der Stellvertreter an den Sitzungen der Apothekerkammer finden die Vorschriften des § 7 Abs. 5 3 n,,

Im übrigen regelt die Äpothekerkammer ihre Geschäfts—

ordnung selbständig. j . ; tj . ; § 10.

Die Kosten der ersten, im Jahre 1901 stattfindenden Wahl zur Apothekerkammer, sowie der von dem Ober-Praͤsidenten . Veröffentlichung des Ergebnisses der Wahlen tragt der Staat.

Im übrigen bleibt es den Apothekerkammern überlassen, für die Bereitstellung der . Mittel selbst Sorge zu tragen. § 11. ;

Die allgemeine Staatsaufsicht über die Apothekerkammer

und deren Vorstand wird durch den Ober⸗-Präfidenten geführt.

Zweiter Abschnitt. Der Apothekerkammer-Ausschuß. § 1.

Der Ahotheterammer An wird aus Delegirten der Apothekerkammern gebildet. Jede Apotherkammer wählt in den Ausschuß einen Delegirten. Für den letzteren wird zugleich ein Stellvertreter gewählt. ;

Der Apothekerkammer⸗Ausschuß hat seinen Sitz in Berlin.

Die Mitglieder des Ausschusses verwalten ihr Amt als ein Ehrenamt.

513.

Der Apothekerkammer⸗Ausschuß hat die Aufgabe, inner⸗ halb der den Apothekerkammern zugewiesenen Zuständ igkeit eine vermittelnde Thätigkeit auszuüben und zwar sowohl wischen dem Minister der Medizinal⸗Angelegenheiten und den Apothekerkammern, als auch zwischen diesen unter einander.

Inebesondere liegt demselben ob:

I) die Vorberathung der von dem Minister ihm über⸗ wiesenen Vorlagen; zu diesem Zwecke hat er die Vorlagen den Apothekerkammern zur Berathung und Beschlußfassung mit— zutheilen, die Ergebnisse der Berathung und die Beschlüsse der Apothekerkammern zusammenzustellen und unter Beifügung der Beschlüsse und der ihnen zu Grunde liegenden Verhand⸗ lungen an den Minister gutachtlich zu berichten;

2) die Vorberathung der von einzelnen Apoihekerkammern oder von Mitgliedern des Apoihekerkammer⸗Ausschuffes an ihn gerichteten Anträge; zu diesem Zweck hat er die Anträge den Apothekerkammern zur Berathung und Beschlußfassung mit— zutheilen, nach den Ergebnissen der Berathung die Anträge im Sinne der Mehrheit der gefaßten Beschlüsse zu erledigen und hiervon die Apothekerkammern zu benachrichtigen.

Die Zuständigkeit der Apotheke kammern wird durch den Apothekerkammer⸗Ausschuß nicht beschränkt.

8 14.

Die Mitglieder des Apothekerkammer⸗Ausschusses und deren Stellvertreter werden für die Dauer der Wahlperiobe der Apothekerkammern gewählt. Die Wahl derselden erfolgt unter sinngemäßer Anwendung der für die Wahl des Vor⸗ stands der Apothekerkammer gegebenen Vorschriften in der im 7 Abs. 1 bezeichneten Wahlversammlung.

K Ausschuß führt auch nach Ablauf der Wahlperiode bis zur Konstituierung des neuen Ausschusses die Geschäͤfte einstweilen weiter.

815.

Der Apothekerkammer⸗Ausschuß wählt aus seiner Mitte

einen Vorsitzenden und einen Stellvertreter. 3. Das erste Mal erfolgt die Berufung des Ausschusses durch den Minister der Medizinal⸗Angelegenheiten, welcher

6 , oder durch einen von ihm

nnten Kommissar die W Vorsitzende e nr, lh ie ahl des Vorsitzenden und des

a ha * . des Ausschusses nach außen zu vermitteln und für die Ausführun— ! Beschlüsse ö. . K ie Ausführung der Beschlüsse

Der Versitzende beruft, so oft es die Lage schäfte erfordert, jährlich jedoch in der Regel w zu Sitzungen und leitet in denselben die Verhandlungen

Die Berufung erfolgt mittels schriftlicher Einladung welche die Gegenstande der Tagesordnung enthalten muß unz spätestens 11 Tage vor der Sißung eingeschrieben zur Post zu geben ist.

Mitglieder, welche am Erscheinen behindert hiervon behufs Einladung der rechtzeitig Anzeige zu machen. Der Vorsitzende hat binnen 14 Tagen nach erfolgter Kon⸗ stituierung des Ausschusses hiervon unter Einreichung eines Verzeichnisses der Mitglieder und ihrer Stellvertreter dem Minister der ma mm mn, ,, me, Anzeige zu erstatten.

2116. Der Apothekerkammer⸗Ausschuß bes

ert sind, haben Stellvertreter dem Vorsitzenden

ließt nach absoluter

. K 3 1

k

werden, sofern nicht ein verlangt.

selbstãndig.

Apothekerkammer⸗Ausschuß erforderlichen

stellen. . 818.

heiten geführt.

Diese Verordnung veröffentlichen.

nsiege en 2. Februar 1901. (Li. S.) Wilhelm. Graf von Bülow. von Miquel. von Thiel en. Freiherr von Hammerstein. Schönstedt. Brefeld. von Goßler. Graf von Posadowsky. von Tirpitz. Studt. Freiherr von Rheinbaben.

und beigedrucktem Königlichen Gegeben Windsor,

Finanz⸗Ministerium. Bekanntmachung.

Bei dem Stempel- und Erbschaftssteueramt in k wird am 1. April 1901 . e fern ,, et. .

Das Amt führt die Bezeichnung „Königliches Stempel— und Erbschaftssteueramt, a , ö. (U, 1 HF nl

Von demselben Zeitpunkt ab werden die Geschäfts⸗ bezir ke der alsdann bestehenden drei Abtheilungen, wie folgt, bestimmt. .

Es umfaßt;

1 die Abtheilung J den Regierungsbezirk Münster und 96 , m . m den Kreis Altena, den Stadt⸗ Und Landkreis Hagen, die Kreise Iserlohn und S i den Stadtkreis 3 n, lib ihn nen mn

2 die Abtheilung I den Regierungsbezirk Minden, den zum, Regierungsbezirk Cassel gehörigen Kreis Rinteln und vom Regierungsbezirk Arnsberg die Stadt- und Landkreise Bochum und , und den Kreis Hattingen, außerdem das Fürstenthum Li pe⸗-Detmold für Reichsstenpelabgaben;

3), die Abt eilung I den Regierungsbezirk Arnsberg mit Ausschluß des Kreises Altena, der Stadt- und Landkreise Bochum, Gelsenkirchen und Hagen, der Kreise Hattingen, er 3 6 . Stadtkreises Witten, außerdem

ürstenthum Waldeck-Pyrmont für Reichsste

Dar len den 233. März ! f ee,

Der Finanz⸗Minister. Im Auftrage: = Dr. Fehre.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Kraft Allerhõchster Ermächtigung ist dem Geheimen Bau— rath Wal do w in Dresden und dem Geheimen Regierungs— rath, Professor Otto Mohr in Dresden die nm ef! Aller⸗ höchsten Erlasses vom 13. Juni 1881 gestiftete) Medaille für Verdienste um das Bauwesen in Silber verlie zen worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer der „Gesetz Sammlung“ enthält unter ; Nr. 10265 die Verordnung, betreffend die Einrichtung einer Standesvertretung der Apotheker, vom 2. Februar 1901 Berlin Mö, den 253. Marz 151. Königliches GesetzSammlungs-Amt. Weberstedt.

Im Inseratentheil (Dritte Beilage) der heutigen Nummer d. Bl. wird eine Urkunde, betreffend die der Stadt— gemeinde Brandenburg a. H. ertheilte Genehmigung der Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber bis zum Betrage von 3 520 000 (t, veröffentlicht.

NAichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 26. März.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag die Vorträge des Chefs des Militärkabinets

eneral⸗Obersten von Hahnke und des Chefs des Admiral— stabes der Marine, Vize⸗Admirals von Diederichs entgegen. Mittags um 121, Uhr empfingen Seine Majestãt den Reichs⸗ kanzler Grafen vön Bülow zum Vortrage—

Ihre Majestät die Kaiserin und K önigin empfingen am Sonnabend Nachmittag im hiesigen Königlichen Schlosse eine Abordnung des zur Generalversammlung einberufenen Deutschen Zentral⸗Comltes zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzogli 1 Ober⸗JZolldirektor Kunckel ist von e ß ger ist.

Laut Meldung des, W. T. B. ist S. M. E Moltke“ am 214. März wieder in Brunshuüttel eingetroffen. ö ö

8. M. S. Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant Freiherr von Dalwigk zu Lichtenfels, ist gestern von Haifa in Beirut angekommen und beabsichtigt, am 28. März nach Smyrna in See . gehen.

S. „Hansa“, Kommandant: Fregatten⸗Kapitän

Stimmenmehrheit. Stimmengleichheit gilt als Ablehnung.

Pasch en. sst mit dem Zweiten Admiral des Kreuzer⸗Geschwaders,

Zur Sesc i e g g ift die der . igli . Die 33 . Ausschusses können mittels nm Abstimmung gefaßt itglied mündliche Abstimmung

Im übrigen regelt der Ausschuß seine Geschäftsordnung

. §17. Den Apothekerkammern bleibt es überlassen, die für den bereit zu

Die allgemeine Staatsaufsicht über den Apothekerkammer⸗ Ausschuß wird durch den Minister der r e .

. ist durch die Gesetz-Sammlung zu Urkundlich unter Unserer ö nigen Unterschrift

an und gChinwantau in See ; ‚, in n.

von letzterem Orte heute nach Taku zu

S. M. , Weißenburg *“ Fon anden? c e See 2 ist am 23. März in Wusung eingetr

. Torpedoboot 8 9g2*, Kommandant? fe, leutnant Heinrich, ist gestern von Schanghai nach W uin in * gehn gen ö ängtau

as Lazarethschiff „Gera“, efarzt: Mari Stabsarzt Dr. Arendt, ist am 23. März'i nef Gber . . kr in Schanghal a

Defsterreich⸗ Ungarn.

Gestern fand in Wien, wie „W. T. B.“ ; Taufe des am 20. d. M. geborenen Sohnes 14 . herzogs Leopold Salvator und der Erzherzo geborenen Prinzessin von Bourbon, statt.“«

*r. die . rzherzog und die Erzherzogin Otto sowie meh and rere . und Erzherzoginnen wohnten der

ie besondere Mission zur Notifizi Thronbesteigung des Königs gr nf r britannien und Irland ist unter Führung Lord . . kene ,. ö . eingetroffen. Die Mi

er Mission stiegen als Gäste des Kai ̃ k g äste des Kaisers in der

Großbritannien und Irland.

In. der gestrigen Sitzung des Unterhauses ü wie „W. T. B.“ berichtet, der Staatssekretär . . enn. Chamberlain auf eine an ihn gerichtete Anfrage, daß di Rr eben un ie rhnd tungen mit den ü dafrikanischen

epubliken abgebroch en worden seien. Die Regierung bliihe ganz und gar bei den von ihr bereits mitgetheilten Ansichten und habe nicht die Absicht, die Unterhandlungen wieder zu eröffnen. Ashm egd Bartlett fragte, ob die russische Regierun der n n; Regierung das zwischen dem russischen ö. dem chinesischen Vertreter in Port Arthur abgeschlossene Ab⸗ kommen in etwas abgeänderter Form unterbreitet habe, und ob Rußland sich von dem sogenannten europäischen FRonzert zurückgezogen habe. Der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen Lord Cranhbourne erwiderte: soviel die Regierung wisse, werde über die Einzelbestimmungen des Abkommens noch weiter berathen. Er sei nicht im stande, über den Gegenstand irgend welche positive Mittheilung zu machen. Die russische Regicrung habe der britischen tegierung mitgetheilt, daß sie nicht beabsichtige, auf das Zusammengehen mit den übrigen Mächten zu f ten. O' Kelly fragte, ob die deutsche Re⸗ gierung die Ansicht der britischen Regierun theile, daß daz deutschs britische Abkommen sich ebenso auf die Mandschurei wie auf das eigentliche Ching beziehe. Lord Cranbourne antwortete, die Regierung wisse über diesen Gegenstand nicht mehr als das, was das Publikum darüber erfahren habe. Der Erste Lord des Schatzamts Balfour schlu vor, das Haus solle sich am 2. April vertagen und am 18. or wieder zu⸗ sammentreten. An diesem Tage werde dem Hause das Budget , werden. Der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Lord Cranbourne theilte noch mit, es fei eine Echne gs, entstanden hinsichtlich der Stellung des General Zolldirektors in Korea Me Leavy Brown, er könne aber etzt noch nichts Väheres darüber sagen. In Beantwortung einer Anfrage Sir Charles Dilke's über die russische Konzession in Tientsin gab dann Lord Cranbourne ähnliche Erklärungen ab, wie der Marquis of Lansdowne im Oberhause in der Sitzung vom 21. März.

Sir Edward Grey hielt gestern in London bei einem Diner der liberalen Imperialisten eine Rede, in welcher er hervorhob, der Konflikt in China zwischen Rußland und Großbritannien sei nicht so viel werth, daß man sich deshalb schlagen könne. Großbritannien müsse aber Ruß⸗ land darauf aufmerksam machen, daß dieses seine Be⸗ strebungen auf eigene Kosten, nicht auf die Groß⸗ britanniens verwirklichen möge. Das wahre Interesse Großbritanniens in Ching liege in der Politik der offenen Thür. Wenn die Mächte versuchen sollten, besondere Privilegien zu erlangen und ihre ehrgeizigen Pläne auf Kosten anderer zu verwirklichen, so würde daraus sicher ein Konflikt entstehen.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer setzte gestern die Berathung des Vereinsgesetzes bei Artikel 14 fort. Der Depntirte Bourgeois wandte sich, wie W. T. B.“ meldet, lebhaft gegen den Unterricht der Kongregationisten, welcher auf einen Angriff auf die bürgerliche Gesellschaft hinauslaufe. Der Redner verlas eine Anzahl Schulaufgaben, welche ben Zög— lingen der „Brüder der christlichen Schulen“ ertheilt worden waren, und welche einerseits die Inquisition verherrlichten, andererseits die Freiheit des Gewissens verurtheilten und einen Theil der Bürger gegen den anderen aufreizten. BVourgeris schloß seine Rede mit den Worten: „Was wollen Sie, daß die so erzogenen Kinder später denken? Sie werden sich auf die Straße begeben, und das wird dann den Bürger— krieg bedeuten!“ Mehrere Deputirte forderten, daß die Rede Bourgeois“ öffentlich angeschlagen werde. Dies wurde mit A3 gegen 220 Stiminen beschlossen. Der Unter— richts⸗Minister , hielt das Recht des Staates in Sachen des Unterrichts aufrecht. Uebrigens würden ja auch die genehmigten Kongregationen nicht von dem Nechte aus— geschlossen sein, Unterricht zu ertheilen. Der Zweck der— jenigen, 3 der Minister, welche den Artikel 14 bekämpften, sei die * törung der Universität. Der Minister gab sodann einen historischen Rückblick auf die nach einander er⸗ lassenen Gesetze über den Unterricht und schloß mit der Bitte an die Kammer, den Kongregationen nicht zuzuge⸗ stehen, was die Monarchie ihnen verweigert habe. Der Deputirte Rib ot bekämpfte den Artikel 14 und erklärte, dieser . e nicht 2 sein als das Gesetz vom Jahre

dur Der Minister⸗Präsident Waldeck⸗Rousseau erwiderte, man dürfe, den Unterricht nicht Kongregationisten anver⸗ trauen, welche den Staat, in dem sie leben, nicht an— erlennten und ihre Schüler lehrten, daß sie die wichtigsten Gesetze ungestraft übertreten dürften. Es sei nicht wahr, daß, wer den Artikel 14 bekämpfe, für den religiösen Frieden arbeite. Die Annahme dieses Artikels bedeute ein Beharren in der republikanischen Traditlon. Die Kammer lehnte hierauf

welches die Jesuiten r worden seien.

Kontre⸗Admiral Kirchhoff an Bord am 23. März von Taku

einen Abänderungsantrag des Deputirten Cazal, nach welchem

ierung den freien Unterricht unter Kontrole stellen soll,

1 ö. g 218 Stimmen ab und nahm unter dem an⸗ haltenden . der Linken den Artikel 14 mit 318 gegen 239

Stimmen an.

Ytußsßland.

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht, wie dem W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, ein Zirkular des Min isters des Innern an die Gouverneure, Stadthaupt⸗ ute und. Ober olizeimeister, welches Anweisungen über Maßregeln ertheilt, die zur Verhütung und Beilegung von Straßenunruhen und zur Wiederherstellung der gestörten Srdnung zu ergreifen sind. ö .

Der Generalmajor der Garde⸗Kavallerie Kry low ist zum Stellvertreter des Kommandanten von St. Petersburg ernannt

worden. Türkei.

Wie dem „W. T. B.“ aus Konstantinopel berichtet wird, überreichte der russische Botschafter Sinowjew am Sonnabend der Pforte eine Note, in welcher die Zahlung von 50 000 türkischen Pfund gemäß dem bezüglich der rück ständigen *,, getroffenen Uebereinkommen ver⸗ langt wird. Da der Botschafter überdies auch die Zahlung von 43 000 türkischen Pfund Entschädigung für die von russischen Unterthanen wahrend des Krieges erlittenen Schäden reklamierte, beträgt die geforderte Summe im Ganzen 3 000 türkische Pfund. .

Am Sonnabend fand eine weitere Vers ammlung der Botschafter in der Angelegenheit des Schiedsgerichts über die türkisch⸗griechische Konsular⸗Konvention statt.

Amerika.

Das „Reuter sche Bureau“ erfährt aus Washington, daß man in dortigen amtlichen Kreisen der Ansicht sei, die auf Veranlassung Rußlands erfolgte Entlassung des General⸗

olldirektors in Korea Me Leavy Brown dürfe nicht ohne k seitens der Vereinigten Staaten bleiben, da die russische Herrschaft in Korea eine völlige Verdrängung der dortigen amerikanischen Interessen bedeuten würde.

lus Rio de Janeiro ist dem W. T. B.“ folgende offizielle Depesche zugegangen: Die Regierung habe davon Kenntniß erlangt, daß der Kontre⸗Admiral de Mello fortgesetzte Ver—⸗ suche mache, die Marine aufzuwiegeln. Obgleich ihm dies nicht gelungen, sei doch, da dieses Verhalten zu beständigen Gerüchten ÄAnlaß gegeben habe, deren Gegenstand de Mello gewesen, seine Verhaftung als Disziplinarmaßnahme für a , ,,. Diese energische Handlung der Regierung habe auf die Be⸗ völkerung der an en, und der ganzen Republik einen msgezeichneten Eindruck gemacht. Es bestehe kein Anlaß, eine Störung der Ordnung zu befürchten, vielmehr herrsche die volkommenste Ruhe.

Nach einem Telegramm des „New York Herald“ aus Rio de Janeiro wären dort ganz außerordentliche Vorsichts⸗ maßregeln iir Vexhinderung eines Aufstandes getroffen worden. Alle Besorgnisse konzentrierten sich auf die Marine. Die Kriegsschiffe würden streng überwacht, da man glaube, daß man sich auf die Offiziere nicht ganz verlassen könne. Ueber die Einzelheiten der Verschwörung werde bekannt, daß es beabsichtigt gewesen sei, durch Ermordung des Präsidenten das Signal zum Beginn der Revolution zu geben. Während der allgemeinen Aufregung hätten die Monarchisten in Heer und Marine sich der Stadt bemächtigen und die Regierungsgebäude besetzen wollen. Die Regierungs⸗

ewalt habe einem Triumvirat, bestehend aus dem Admiral

e Mello, dem Marschall Cantuaria und dem Anwalt Lafayette Pereira, anvertraut werden sollen. Der Admiral de Mello sei nach der in der Bucht von Rio liegenden Ilha das Cobras gebracht worden, da man fürchte, daß sein Verbleiben in Rio Unruhen hervorrufen könne.

Asien.

Die Londoner Blätter melden aus Peking vom 24. d. M., Sir Robert Hart habe Vorschläge gemacht, wie die Forderungen der Schadloshaltung zu befriedigen seien. Li⸗Hung⸗Tschang beurtheile diese Vorschläge günstig. Sir Robert Hart empfiehlt; UL) die Einführung einer Stempelsteuer, deren Ertrag er auf fünf Millionen Tals für das Jahr schätzt; 2) eine Steuer auf inländisches Opium, welche zehn Millionen einbringen soll; 3) eine von der Grundsteuer getrennte Gebäudesteuer, welche 20 bis 89 Millionen ergeben kann. Sir Robert Hart habe diese Methode, das erforderliche Geld aufzubringen, vorgeschlagen, weil die britische Regierung gegen eine weitere Erhöhung der gol. in den Vertragshäfen sei. Er sei ein Gegner jeder Verstärkung der chinesischen Flotte und rathe dazu, die vorhandenen Schiffe ledigli zu Uebungszwecken zu benutzen. Er widerrathe auch die Beibehaltung eines großen Landheeres, sei vielmehr der Ansicht, daß 5900 Mann in 66 Provinz vollkommen genügien. Es müsse indessen in den Provinzen eine entsprechende Polizeitruppe geschaffen

werden.

Aus Tientsin vom gestrigen Tage berichtet das MReuter'sche Bureau“, daß am Sonntag Abend bei einer Schlägerei unter den Soldaten verschiedener Nationen zwei Mann der Wales-Füsiliere und ein Mann des Victoria⸗ Kontingents, welche in der Ausübung von Polizeidiensten begriffen gewesen, mit der blanken Waffe angegriffen und niedergemacht worden seien. ;

Dasselbe Bureau meldet aus Jokohama vom giftigen Tage, der Minister des Auswärtigen habe in der Pairskammer erklärt, zwischen Japan und Rußland hätten keine Verhandlungen über das Mandschurei⸗Abkommen statt— gefunden.

Afrika.

Nach einem Telegramm der „Times“ aus Berber vom gestrigen Tage wird jetzt bestritten, daß die Abessynier Anfang März den Mullah Abdullahi geschlagen hätten. Ein Telegramm Lord Kitchener's aus Pretoria vom B. d. Mig. meldet: Die Kolonne unter dem General BVabington griff südwestlich von Ventersdorp 1509 Buren unter BDelarey an, schlug sie völlig und verfolgte sie rasch. Das * bni war, daß zwei Feld⸗ geschühe mit 320 Geschossen, ein Pompon⸗ und sechs Narim. Geschũtze mit 15 0900 Kartätschen, 169 Gewehre, ä, größere und 24 fleinere Wagen erbeutet wurden. 110 Mann wurden gefangen genommen. Die Verluste der Engländer sind gering. iele Buren sind getödtet oder ver⸗ wundet worden.

Parlamentarische Nachrichten. Das Haus der Abgeordneten erklärte in der heutigen (57.) Sihe g, welcher der Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal-Angelegenheiten Dr. Studt bei⸗ wohnte, die Mandate des Abg. Schmeißer lfreikons.), dem der Charakter als Geheimer Bergrath mit dem Range der Räthe dritter Klasse verliehen, des Abg. von Tzschoppe (fr. kons.), dem die Stelle eines Dirigenten der zweiten n ,, . der Königlichen Regierung in Potsdam übertragen, und des Abg. Daub (nl.), dem der Charakter als Geheimer Baurath verliehen worden ist, für nicht erloschen. In dritter Berathung wurden sodann die Gesetzentwürfe, betreffend die Vereinigung der Landgemeinde Gaarden mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Kiel und die Vereinigung der Landgemeinden Eckesey, Eppenhausen und Delstern mit der Stadtgemeinde und dem Stadtkreise Hagen i. W., ohne Debatte ange⸗ nommen. Hierauf folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die den Medizinalbeamten für amtliche Verrichtungen zu gewährenden Vergütungen. Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Abg. Brütt (fr. kons.),, der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten r. Studt, die Abg. von Savigny (Zentr) und Bande low (kons.) das Wort.

Gefundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Das Erlöschen der Maul⸗ und Klauenseuche ist dem

Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet worden von dem Schlachthöfe und der Viehhofabtheilung für Schweine zu Nürnberg am 25. März.

Erstes deutsches Bach ⸗Fest. (21. bis 23. März 1901) Die

D anläßlich der hundertsten Wiederkehr des Todestages Johann Sebastian Bach's gegründete Leipziger „Bach-Gesellschaft“, welche sich die ebenso schöne wie gewaltige Aufgabe der Sichtung und Verbffentlichung sämmtlicher noch erreichbaren Werke des großen Meisters gestellt und diese Aufgabe auch nach fünfzigjähriger Arbeit durch die mühevolle Herausgabe von 46 monumentalen Bänden der Bach'schen Werke in würdigster Weise erledigt hatte, löste sich, nachdem sie damit ihr Jiel, die Werke Bach's Gemeingut der musikalischen Welt werden zu lassen“, erreicht zu haben glaubte, im Laufe des verflossenen Jahres auf. Da sich aber sehr bald und mit Recht die Ansicht geltend machte, daß die volle Erreichung dieses Zieles doch noch in weiter Ferne liege, so gründete sich noch vor Ablauf des letzten Jahres unter der Aegide des Leipziger Musik-⸗Professors Dr. Hermann Kretzschmar die „Neue Bach⸗-Gesellschaft“, die nun ihr Arbeits⸗ feld darin erblickt, der Kunst Seb. Bach's größere Kreise zu gewinnen, sowie das Verständniß seiner Werke zu vervollkommnen und zu er— leichtern“, theils durch Publikationen, theils durch periodisch zweijährlich abzuhaltende Bach⸗Feste, welche letzteren besonders diejenigen Kom⸗ positionen von Bach ans Licht ziehen sollen, deren eigenartige Schön— heit der großen Musikwelt unbekannt geblieben ist, und dazu dienen sollen, die Bach⸗Gemeinden“ zu vergrößern und zu vermehren sowie »das Verständniß über technische und ästhetische Probleme, über Accompagnement, Vortrag und Stil“ zu klären und zu läutern. Mit richtigem Verständniß haben nun die leitenden Persönlichkeiten der „Neuen Bach⸗Gesellschaft' ihr Augenmerk auf die Reichshauptstadt gerichtet und diese als Schauplatz für die Veranstaltung ihres ersten deutschen Bach⸗Festes gewählt mit Rücksicht auf die führende Stellung, die sie im gegenwärtigen Musikleben einnimmt, und auf die Verdienste, die Berlin don jeher um die Bach⸗Bewegung gehabt hat. Nun fanden sich hier auch sofort drei Institute der Mufikpflege, die sich der Ausführung des Planes bereitwilligst unterzogen: der Phi harmonische Chor des Professors Siegfried Ochs, die Königliche Hoch— schule für Musik unter der Direktion von Professor Joachim und die altrenommierte Sing⸗Akademie unter der Leitung des Musikdirektors Georg Schumann.

Pie Reihe der Festabende ist am Donnerstag, als dem Ge⸗ burtstage (21. 3. 1685) des Altmeisters, seitens des Philhar⸗ monischen Chors in der für so edle Musik besonders geeigneten Kaiser⸗Wilhelm-⸗Gedächtnißkirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war, unter Mitwirkung des Phil harmonischen Orchesters sowie der Solisten Frau Ida Ekman (Sopran), Frau Geller⸗ Wolter (Alt) und der Herren Robert Kaufmann (Tenor) und Professor J. Messchaert (Baß) eröffnet worden. Fünf der schönsten Kirchenkantaten, mit vielem Geschmack aus den 190 vorhandenen ausgewählt, bildeten das Programm des Konzerts und waren einerseits andachtsvoll

wohl geeignet, die Zuhörer zu stimmen, andererseits sie das Erhabene der Bach'schen Kunst, sowohl hinsichtlich ihres tiefen geistigen Gehalts als auch ihrer künstlerischen Technik, klar erkennen zu lassen, zumal bei den meister⸗ haften Leistungen des Chors und Orchesters, in denen alle Empfin⸗ dungen von der zartesten Innigkeit und weihevollsten Andachtsstimmung bis zur glühenden Begeisterung zum Ausdruck kamen. Frau Geller⸗ Wolter sang den Choral Schlage doch, gewünschte Stunde“, ein Werk von reizvollster Melodik, mit schöner Stimme und tiefinnigem Ausdruck und löste ihre Aufgabe in stilvoller Weise. Ebenso brachte Herr Messchaert, abgeseben von zeitweiligem Vibrieren, die Stimme des heiligen Geistes in dem Dialog ‚O Ewigkeit, du Donnerwort⸗ mit den furchtberuhigenden Worten: Selig sind die Todten“ zu vollendetem Vortrag, während seine Partnerin Frau Ekman sich nicht ganz in den Bach'schen Stil finden zu können schien, auch nicht ruhig und stetig genug sang und mit ihrer, wenn auch recht sym pathischen, so doch nur kleinen Stimme gegen den kraftvollen Baß nicht aufzukommen vermochte. Herr Kaufmann schien an der vollen Entfaltung seiner Stimmmittel durch eine Indisposition behindert zu sein. Den Orgelpart vertrat Herr W. Fischer in durchaus künst lerischer Weise. Eine besondere lobende Erwähnung verdienen noch die Vertreter der Oboen, der Hörner sowie der hohen Trompeten, die sich in der Schlußnummer des Programms Nun ist das Heil“, vielleicht dem gewaltigsten Doppelchor, den Bach geschrieben at, als vollendete Künstler zeigten. Offenbar hat das Konzert, dessen Wobhlgelingen in erster Reihe unbedingt dem aus. gezeichneten Dirigenten, Herrn Professer Ochs, zu verdanlen ist, auf Alle, die diesem Festabende beiwohnen durften, eine erhebende ,. einen bleibenden, unauslöschlichen Eindrue

ganze

ausgeübt und bei ihnen zurückgelassen.

Ihre würdige Fortsetzung fand die Feier des ersten deutschen Bach⸗ Festes am Freitag in der Sing⸗Akademie durch ein von der Königlichen Hochschule für Musik veranstaltetes Konzert, welches von Professor Joachim geleitet wurde und auf ihrem Pro⸗ gramm im wesentlichen weltliche Instrumentalmusik aufwies. In seiner mustergũltigen Durchführung war alles, was gebeten wurde, wohl dazu angethan, den Zuhörer aufs neue mit Ehrfurcht vor dem gewaltigen Geiste des großen Meisters und mit Bewunderung für seine erbabenen Tonschöpfungen zu erfüllen. Den Glanmwwunkt des Abends bildete unftreitig die unvergleichlich schöne Wiedergabe einer Sonate in A-dur für Violine und Klavier durch die Herren Professor Joachim und R. Kabn, sowie zweier sogenannter ‚Brandenburgischer Kon⸗ zerte' in F-dur, welche der Komponist dem Markgrafen Ludwig GChristian von Brandenburg gewidmet hat. Das erste von ihnen, für

jwei Hörner, drei Oboen, Fagott, konzertierende Violinen und Streich-

orchester geschrieben, stellt zwar an die nach altem Brauch als Solisten auftretenden 85 sehr hohe Anforderungen, wie man ihnen in der modernen Orchestermusik kaum begegnet, aber die Ausführenden wurden ihrer schweren Aufgabe vollkommen gerecht und erweckten bei dem Publikum, das wiederum den Saal bis auf den letzten , . wahre Begeisterung. Das zweite dieser oncerti grossi- ür Trompete (Herr Stolle), Flöte (Herr Kühn), Oboe 3 und Violine (Herr Koetscher) erregte besondere Aufmerksamkeit dur die für die heutige Zeit ungewohnte Trompetenpartie, deren höchster Ton im dreigestrichenen F ausklang. Was der Abend sonst noch bot, stand indessen an 8. der on le wie der Ausführung keineswegs hinter dem oben Erwähnten zurück. Da war vor allem äußerst eindrucksboll die Motette für a cappella-Chor „Jesu meine Freude“, die, von Herrn Professor Ad. Schulze vorzügli einstudiert, nicht nur mit tadelloser Präzision und Reinheit, sondern auch mit feinster Abtönung zu Gehör gebracht wurde. Eingeleitet hatte das Konzert Herr Professor Radecke mit zwei Srgelwerken, einem G-dur⸗Präludium und einer a, , über den Choral „Jesu, meine Freude“, welche gewissermaßen das Vorspiel zur gleich⸗ namigen Motette bildete; leider ließ das nicht gerade schöne Instru⸗ ment seine bewährte Meisterschaft nicht in die Io Erscheinung treten. derr Messchaert sang eine liebliche, aber etwas lang ausgesponnene rie Mit Verlangen“ aus der Kantate „Streit zwischen Phoebus und Pan“ mit schöner Stimme und zarter Tongebung und erntete damit green Beifall. Das in jeder Richtung genußreiche Konzert, das allen Ausübenden wie insbesondere dem hochverdienten Leiter des—⸗ selben volle Ehre macht, fand gleich dem am vorhergehenden Abend die freundlichste Aufnahme bei den Zuhörern. Der dritte Festabend fiel der Sing-Akademie selbst unter Leitung ihres bewährten Dirigenten Herrn Georg Schumann zu und stand in keiner Beziehung hinter den beiden anderen zurück. Das Programm begann und schloß mit lateinischer Kirchenmusik, während es in der Mitte gewissermaßen an die Aufführung des Vorabends an⸗ knüpfte und ein weiteres „Brandenburgisches Konzert“ für Klavier, Violine, Flöte und Streichorchester in D-dur Nr. 5 brachte, das von Herrn Rebisek verständnißvoll und geschickt dirigiert wurde. Die Wahl des Tonwerks war eine recht glückliche; brachte sie doch eins der zierlichsten Konzerte aus Licht, das wohl nur wenigen unter den Zuhörern schon bekannt gewesen sein dürfte. Wenn in diesem Stücke das Klavier auch nicht das alleinige Soloinstrument war, so trat es doch entschieden stark in den Vordergrund und machte sich namentlich im ersten, ungemein ansprechenden Satze mit einem langen Solo recht geltend, das in ein an „die , . und an die großen Orgelpräludien erinnerndes, höchst zierliches Figurenspiel überleitete, bei dem Herr Schumann reiche Gelegenheit fand, sich als Länzenden Pianisten zu zeigen. Die Violine spielte Professor Joachim, die Flöte Herr van Leeuwen in vollendeter Weise. Ein zweites Stück weltlicher Tonkunst reihte sich in der Kantate „Der zufriedengestellte Aeolus“ an ein ganz eigenartiges Werk, in welchem deut⸗ lich die Auswüchse der Renaissance veranschaulicht werden sollen. Es ist eine Gelegenheitskomposition, die Bach am 3. August 1725 zum Geburts- tage des Professors August Müller für die Leipziger Studentenschaft geschrieben hat. Die zu Grunde liegende Idee ist höchst drollig: Aeolus schickt die rauhen Winterwinde aus, daß sie sich zum Werk der Zerstörung rüsten sollen. Zephyr und Pomona bitten um Schonung, aber vergebens. Da erscheint Pallas und bittet wenigstens um Rücksichtnahme für das große Fest, das sie auf dem Parnaß feiern wolle. Als Aeolus erfährt, daß die Feier dem August Müller gelte, da gebietet er den Winden Einhalt; Pallas führt die ganze mytho⸗ logische Gesellschaft in ihr Reich und die Geburtstagsfeier wird mit einem großen Chore: Vivat, vivat August statt dessen sang man hier zu Un⸗ recht: Vivat Meister festlich begangen. Durch das ganze Tonstück sprudelt ein solcher Humor, daß schwerlich jemals solcher Zug allge⸗ meiner Heiterkeit durch den Saal der Sing-Akademie gegangen sein dürfte. Am wirkungsvollsten von den Solisten sang Herr Messchaert die Arie: ‚Wie will ich lustig lachen“; er sang mit solch frischem Humor und solcher Harmlosigkeit, daß sein Vortrag überwältigend wirkte und der Beifall kein Ende nehmen wollte. Auch die übrigen Solisten lösten ihre recht schwierigen, aber weniger dank⸗ baren Aufgaben in anerkennenswerther Weise und wurden mit reichem Beifall belohnt. Sowohl die A-cdur⸗-Messe am Anfang des Konzerts wie das feingearbeitete „Gloria“ aus der F-dur-Messe am Schlusse desselben wurden ganz vortrefflich gesungen; es lag eine Schneidigkeit und Kraft im Vortrage der Chorgesänge in Abwechselung mit der feinsten Abtönung, daß man mit Wonne den köstlichen Dar— bietungen bis zum letzten Ausklingen zuhörte.

Im Anschluß an diesen Festbericht sei auch noch einer höchst gelungenen Musikaufführung Erwähnung gethan, welche am Mittwoch, als am Vorabend der Bach Festtage, in der St. Marien⸗-Kirche in Gestalt eines von Herrn Otto Dienel gehaltenen Orgelvortrags stattfand. Das Programm dieser Aufführung enthielt ausschließlich Bach'sche Kompositionen, die vom Konzert geber wie auch von den ihn unterstützenden Künstlern in würdigster Weise zu Gehör gebracht wurden und auf das zahlreiche, andächtig lauschende Auditorium einen ergreifenden, nachhaltigen Eindruck machten. Herrn Dienel gebührt für seine feinsinnige Leitung des Konzerts volle Anerkennung.

Theater und Musik.

Residenz⸗ Theater.

In dem von Ende Februar d. J. an den Spielplan dieser Bübne erfolgreich beherrschenden Capus'schen Schwank Leontinen' s Ehemänner“ wird die bisher durch Fräulein Steinheil allein vertretene Rolle der Leontine seit Sonntag abwechselnd von Fräulein Léon gegeben. Mit ihrem bekannten Charatterisierungs⸗ vermögen weiß auch sie diese eigenartige Frauennatur lich zu jeichnen und erntete gleich ibrer Vorgängerin lebhaften Beifall, den ihr etwas temperamentvolleres Spiel erhöhte. Von den übrigen Rollen sind seit der Erstauffübrung noch diejenigen der Marquise und Hortense mit den Damen Trost und Terpitz neu besetzt und werden von ihnen zufriedenstellend durchgeführt, wenn auch die letztgenannte vielleicht etwas natürlicher srielen könnte. Um den Erfolg des Stückes machen sich nach wie vor die Herren Alexander und Georg besonders verdient, welche mit ihrem frischen Sumor die stützenden Momente desselben bilden. Die hierauf zum ersten Mal gegebene tragische Pesse in einem Aft Artikel 330 (Trottoir rou- lant) von Georges Courteline ist für Stoffwahl und weise des französischen Satirikers besonders charakteristisch. Sie schl eine Gerichtssaal⸗ Scene in vparodistischer Form und ähnelt der M Februar d. J. von der Secessions Bühne zur Aufführung gebrachten Neubeit Sein Geldbrief⸗ desselben Verfassers, die sich am Postbrief— schalter abspielt. Das Stück, welches in Paris während der Welt ausstellung zahlreiche Aufführungen erlebt hat, wurde auch hier zwar freundlich aufgenommen, machte aber, infolge seines ausschließlich dem lokalen Anlaß und den dortigen Verhältnissen angepaßten Zuschnitts, keinen nachhaltigeren Eindruck. Das fein nüancierte Spiel des die Haurt rolle des Angeklagten vertretenden Herrn Martini verdient jedoch besondere Anerlennung. Auch der Gerichtevorsitzende wurde von Serrn Pansa mit einem wirksamen Gemisch von Würde und Komik nd gestellt.

treff

noch

Zentral Theater.

Am Sonnabend v. W. ging die schnell beliebt gewordene Orerette San Toy von Sidney Jones in tbeilweise neuer Besetzung in Scene. Fräulein Gerda Walde hatte zum ersten Male die Titelpartie übernommen. Sie zeigte sich darin als eine sehr talentierte Soubrette, blieb in keiner Weise hinter ihren Vor⸗ gängerinnen zurück und erfreute eber noch mehr als diese durch ihre ympathische Stimme, gewandte, dezente Vortragsart und anmuthige Erscheinung. In der Rolle der zierlichen Kammerzofe hatte zwischen den Damen Werber und Milani ein Wechsel stattgefunden, der Wiedergabe dieser Partie gleichfalls durchaus keinen Abbruch

Abbruch mat. Dag gutbesetzte Haus spendete lebhaften Beifall, welcher auch der im