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Nichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 6. Mai.
Seine Majestät der Kaiser und König haben e. Abend Schlitz verlassen und sind heute früh 8 Uhr in arlsruhe eingetroffen. Seine Majestät wurden am Bahn⸗ of von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog und im losse von Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin empfangen.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben dem Fräulein Gertrud von Briesen zu Potsdam und dem ö,. Johanna Siedler zu Berlin das silberne Frauen⸗
. am weißen Bande Allergnädigst zu verleihen geruht.
Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württem⸗ bergische Präsident von Schicker ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt.
Der Regierungs-Assessor Dr. jur. Wolf in Rheydt ist dem Landrath des Kreises Schlawe, Regierungsbezirk Köslin, zur ö in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Stein, am 4. Mai von Nagasaki in See gegangen.
S. M. S. „Cormoran“, Kommandant: Korvetten⸗ Kapitän Grapow, ist am 4. Mai in Melbourne angekommen.
In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs—⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird ein dem KBundesrath vom Reichs— lanzler vorgelegter Entwurf von Vorschriften, betreffend den Kleinhandel mit Kerzen, nebst Begründung ver—
offentlicht
Kiel, 6. Mai. Die unter dem Befehl Seiner König— lichen Hoheit des Prinzen Heinrich stehende erste Division des ersten Geschwaders ist, einer Meldung des W. T. B.“ zufolge, heute Mittag von den Flottenübungen in der Apenrader Bucht hierher zurückgekehrt. — Aus Anlaß des Namenstages Ihrer. Majestät der Kaiserin von Rußland gaben heute Mittag der hier liegende russische Panzerkreuzer „Herzog von Edinburg“ sowie die deutschen Kriegsschiffe, welche sämmtlich über die Toppen geflaggt haben, einen Salut ab.
Baden. Seine Kaiserliche und Königliche . der Kronprinz ist, wie ‚W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag um 5. Uhr in Baden⸗ Baden eingetroffen und auf dem ah hof von Ihrer Majestät der Kaiserin begrüßt worden.
Waldeck und Pyrmont.
Ihre Majestät die Königin von Württemberg ist * Vormittag, wie „W. T. B.“ berichtet, zum Besuch am Fürstlichen Hofe in Arolsen eingetroffen.
Bremen.
Ein Ablösangstransport für Ost⸗Asien, 74 Offiziere und 1561 Mann umfassend, ist, wie, W. T. B.“ meldet, gestern Mittag unter großen patriotischen Kundgebungen einer tausend— löpfigen Volksmenge von Bremerhaven abgegangen. Der Vize⸗Admiral Büchsel inspizierte vorgestern den Transport.
Desterreich Ungarn.
Die „Politische Korrespondenz“ meldet: Da der öster⸗ reichischungarische General⸗Konsul' in London Stockinger schon in der ersten Sitzung der Kommission für Prüfung der südafrikanischen Entschädigungsansprüäche die Ueberzeugung gewonnen habe, daß die Wahrnehmung der Interessen der österreichisch⸗ungarischen Staats angehörigen durch einen Juristen von Fach zweckmäßig sei, solle die Ver— tretung derselben vor der Kommission von der Botschaft dem Londoner Rechtsanwalt Lousada übertragen werden.
In Bu da pest wollten gestern Nachmittag, wie W. T. B.“
meldet, die Sozialdemokraten eine Volks versammlung abhalten, um eine Sympathiekundgebung für die russischen Studenten und Arbeiter zu“ veranstalien. Der Dber-Stadthauptmann verbot sedoch die Ver sammlung mit der Begründung, er könne nich gestatten, daß egen einen zu Ungarn in freundschaftlichen Beziehungen ehenden Staat Kundgebungen veranstaltet würden. Trotz des Verbotes erschienen mehrere hundert Arbeiter an dem Ver— sammlungsorte. Die Polizei zerstreute die Menge und nahm 10 Verhaftungen vor. ö.
Großbritannien und Irland.
Der König empfing am Sonnabend, wie W. T. B.“ berichtet, in Marlborough House mehrere Botschafter und Gesandte, welche ihre neuen Beglaubigungsschreiben noch nicht überreicht hatten. ö
Frankreich.
Mehrere Pariser Blätter behaupten, wie W. T. 14 meldet, der Sultan von Marokko habe den Tugi— Häuptlingen, welche ihn um Hilfe gebeten, brieflich erklärt, er könne keine offenen Feindseligkeiten gegen 6 unternehmen, er werde jedoch den marokt— 233 Grenzstämmen befehlen, durch unaushõörliche Einfälle in französisches Gebiet die militaärischen Ope⸗ rationen Frankreichs in Sud ⸗ Algerien zu behindern. Der franzäͤsische Gesandte in Tanger Révois'sei beauftragt worden, wegen dieses Briefes Auftlärung zu verlangen. Der Kreuzer d Assas“ sei nach Tanger geschickt worden, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.
Am Sonnabend ist in Cherbourg das Unterseeboot n n . —— — — — 3 — ist nach dem Tyyug
„Ne gebaut und wird eine imalgeschwi : — arimalgeschwindigkeit
Nach einer Meldung aus St. Etienne vom heutigen Tage hat sich der Ausschuß des nationalen Bergarbeiter⸗ Verbandes gegen den allgemeinen Ausstand aus—
gesprochen. Italien.
In der Sitzung der Deputirten kammer vom 4. d. M. erwiderte der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen de Martino auf eine Anfrage des Deputirten Delbalzo: die türkische Regierung habe zweimal im Jahre 1900 be den Vertretern der fremden Mächte in Konstantinopel um deren Intervention nachgesucht, um die Niederlassung ausländischer Ifraeliten auf türkischem Gebiet zu verhindern. Die fremden Mifsionen hätten das erste Mal geantwortet, daß sie den geforderten Maßnahmen nicht zustimmen könnten. Auf die zweite Anfrage hätten sie überhaupt nicht geantwortet, mit Ausnahme der italie— nischen Botschaft, welche der türkischen Regierung in klaren Worten bedeutet habe, daß die italienische Regierung sich mit den gewünschten Maßnahmen nicht einverstanden erklären könne, da diese den zu Recht bestehenden Grundsätzen wider— sprächen, welche es nicht zuließen, daß in religiöser Hinsicht ein Unterschied zwischen italienischen Staatsbürgern ö werde, die nach dem Auslande reisten. Die frage scheine damit erledigt zu sein. Sollte sie nochmals auf die Tagesordnung , werden, was man anzunehmen keinen Anlaß habe, so werde die Regierung sich auch weiter auf. der bisher eingeschlagenen Linie im Einslang mit den übrigen Mächten bewegen. Das Haus setzte sodann die Be— rathung des Marine-Etats fort und stimmte dem von der Regierung angenommenen Antrage des Deputirten Sonnino zu, durch welchen der Marine-⸗Etat einschließlich der Pensionen und der Ausgaben für die Handelsflotte bis 1506 auf 121 Millionen Lire festgelegt wird.
Niederlande.
Das Amsterdamer Handelsblad“ erklärt die Nachrichten über Reisen des Präsidenten Krüger nach Brüssel und Amerika für unrichtig.
Türkei.
Einer Meldung des W. T. B.“ aus Konstantinopel ö ist der Unterrichts ⸗Minister Zühdi Pascha zum ,, ernannt worden; derselbe behält . einstweilen auch die Leitung des Unterrichts⸗Ministeriums bei.
Asien.
Das „Reuter sche Bureau“ meldet aus Peking vom 3.d. M, daß sich die meisten Gesandten in der nächsten Woche . Sommeraufenthalt in das westliche Gebirge begeben und
ilitärwachen zu ihrem Schutze mitnehmen wurden. Sie be— absichtigten, zur Abhaltung von Besprechungen und zur Besorgung der nöthigen Geschäfte nach Peking zu kommen. — Ein Missionar der Londoner Mission habe erklärt, alle Berichte aus den Provinzen zeigten, daß das Land sich in einem be— klagens werthen Zustande der Unzufriedenheit befinde. Der bittere Haß und die Drohungen gegen die Fremden seien schlimmer als vor der Belagerung der GHesandischasten Die Zurückziehung der Truppen dürfte das Zeichen für die Nieder— metzelung der einheimischen Christen sein.
Dasselbe Bureau berichtet aus Tientsin vom 4. d. M., be Gesandten und Generale hätten sich über die Zu— i mn der Kommission zur Verbesserung der Schiffahrt auf dem Peiho geeinigt. Das Konsularkorps, die provisorische Regierung und der Zolldirektor hätten je ein Mitglied zu ernennen. Vom Konsularkorps sei Hopkins, von der provisorischen Regierung der russische General Wogack und von dem Zolldirektor sei Detring ernannt worden.
Wie der „Times“ aus Peking vom 5. d. M. gemeldet wird, ist das erste Detachement des amerikanischen Expeditionskorps am 5. d. M. früh von Peking nach Ta ku abgegangen.
Der „Köln. Itg.“ wird aus Peking vom 4. d. M. be⸗ richtet, daß nach einem Berichte des Hauptquartiers die Leutnants Kirsten, des Arts, Kummer und von Wilamowitz einen außerordentlichen Erkundungsritt von etwa 10090 km über Kalgan hinaus nach Tatungfu, Aö km westlich von Peling, gemacht hätten. In Schansi seien keine chinesischen Truppen mehr vorgefunden worden.
Aus Schanghai vom 5. d. M. meldet die „Times“: ein hoher eingeborener Beamter habe die Mittheilung ge⸗ macht, China habe bei den Mächten hinsichtlich der Oeff⸗ nung der Mandschurei für die Geschäfte aller Länder dringende Vorstellungen gemacht. Japan und Groß⸗ britaͤnnien hätten den Vorschlägzen zugestimmt, die Vereinigten Staaten verlangten, sie sollten auf das ganie Reich ange— wendet werden; man fürchte, daß Rußland Einspruch erheben werde.
Von dem Gehilfen des kommandierenden Generals des Kwantunggebietes, General Wolkow, ist, wie dem W. T. B.* gemeldet wird, am Sonnabend das nochstehende, vom 20 April datierte Telegramm in St. Petersburg eingegangen: Der Oberst Grigsnow habe bei Sinbinpu eine eiwn 400 Mann
starke chinesische Abtheilung geschlagen, welche nach Nordwesten geflohen sei. Auf russischer Seine seien 2 Minn gefallen,
seien verwundet wor en. Am 13. April habe eine Abtheilung unter dem Oberstleumant Sokolow Mulden verlassen und sich am 16 April mit der Abtheilung des Ober nien Griasnow vereinigt. Die Vorp sten der Abtheilung des Generals Kondratowicz seien am 12. April östlich von Tuhendi auf eine Bande von Chincsen gestoßen. Letztere scien, ohne daß die Nussen Verluste erlitten, zerstreul und 109 Gefangene gemacht worden.
Der Russische Invalide“ berichtet ausführlich über die Operationen der russischen Truppenabtheisungen in der Mandschurei bis in die letzten Tage. Danach hatten die von dem General Zerpitzty befehligte nordmandschurischen Abtheilungen im Janzen uber 20 Zusammenstäße mit den
Chinesen. In diesen fielen 21 Soldaten, 2 Offiziere und 1 Mann
starben an den erlittenen Verwundungen, 7 Offiziere und 6 Mann wurden schwerer oder lichter verwundet. Erbeutet wurden zahlreiche Geschütze und Gewehre, die größteniheils vernichtet wurden Der Fuduntun Scheu und seln Gehilfe Sysch e ia⸗ wan Tschin warden gefangen genommen. Das Gesammt⸗ ergebniß der Operationen ist, daß von drei die Nuhe der Mandschurei bedrohenden Banden zu Anfang des Jahres zwei ganzlich zerstreut und vernichtet wurden und die dritte nach mehreren Mißerfolgen von den russischen Truppenabtheitungen verfolgt wird
Aus Yokohama vom gestrigen Tage erfährt das Reuter sche Bureaun, einer Depesche aus Sdul zufolge seien die Bedingungen der neuen Anleihe verössentlicht worden
Das Syndikat, welches sich für die Uebernahme der Anleihe in Jünnan gebildet habe, behalte ein Zehntel far die Er⸗ richtung einer Bank zurück. Die Regierung verpflichte si den Betrag von 5 Millionen Yen in 24 Jahren zurück zuerstatten. Die Zolleinnahmen würden als Sicherheit ver⸗ pfändet. — In Japan dauere die Ministerkrisis fort.
Afrika.
Der. General Lord Kitchener telegraphiert aus Pretoria vom 3. d. M., seit seinem letzten Berichte seien von den verschjedenen britischen Truppenabtheilungen 10 Buren getödtet und 9g3 gefangen genommen worden; J3 hätten sich ergeben; erbeutet worden seien 285 009 Packete Patronen, 100 Wagen mit der Bespannung und 200 Pferde.
Aus Kimberley vom 3. d. M. erfährt W. T. Bu, eine kleine Abtheilung der Diamondfields⸗Reiterei sei von dem Burenkommandanten Malan in der Nähe von Eradock ge⸗ fangen genommen worden. Die Mannschaften hätten tapfer gefochten und sich der Uebermacht erst ergeben, als alle ihre Pferde erschossen und der kommandierende Offizier verwundet gewesen sei. Der Oberst Scobell habe später vermocht, sie zu ö ö
as „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Johannes burg vom 3 d. M., die Buren konzentrierten h seit Be⸗ ginn dieses Monats um Hartebeestfontein, wo die unter dem Befehl Del arey's stehende Streitmacht auf 460 bis V0) Mann geschätzt werde. Die Buren nähmen eine feste Stellung an, den Hügeln ein. Der General Babington habe Fühlung mit ihnen genommen, aber dessen Streitmacht fei zu klein, um die Buren anzugreifen; es seien darum Verstäͤr ungen ab⸗ geschickt worden. Außerdem rückten die Generale Lord Methuen und Rawlins on gegen k vor. Eine Schlacht erscheine bevorstehend. an glaube nicht, daß die Buren die Stellung ohne Artillerie, die fie nicht mehr be⸗ säßen, würden halten können.
Aus Tanger berichtet das „Reuter 'sche Bureau“, r g, aus Marakesch zufolge, werde der Sultan eine Gesandtschaft nach London schicken, um den König Eduard . Regierungsantritt zu beglückwünschen. Der Kaid Mactean egleite die Gesandtschaft.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die vorgestrige Sitzung des Reichs— tages befindet sich in der Ersten Beilage. .
Graf Eherhard von Pfeil⸗Hausdorf, Mitglied des ö ist, wie W. T. B.“ meldet, in Karlsbad ge— rben.
Der Oberstleutnant a. D. von Hellermann, Mitglied des Hauses der Abgeordneten (kons.), ist, wie W. 3 erfährt, heute in Berlin gestorben.
Nr. 19 des Eisenbahn-Verordnungsblatts“ era ⸗ 98! 2 ; . us⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 2d Mai, enthäst einen Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom. 6 1901, betreffend die Grundsätze für die Bemeffung der Dehalter.
Kunst und Wissenschaft.
In die Zentral-Direktion des Kaiserlichen Archãologischen Instituts sind an Stelle des Grafen von und zu Lerchenfeld⸗Köfering, Königlich bayerischen Gesandien in Berlin, und des Prosessors Pr. G. Körte in Nostock, welche statutenmäßig ausgeschieden sind, der hanseatische Gesandte in Berlin Dr. Klügmann und Professor Dr. Wolters in Würzburg als Mitglieder ein— getreten.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die dies jährige (27) Mastvieh Ausstellung, die am Mittwoch und Donnerstag in den Hallen des Jentral-⸗Viehhoßfs stattfindet, wird einige bemerkengwerthe Neuerungen bringen. Junächst ist eine be andere Klasse für Schweine eingerichtet, die am jweiten Tage ge— schlachtet ausgestellt und dann von einer besonderen Sachderstänbigen. Kommissien, welcher Schlächter aus Berlin, Gotha, Westfalen, Hambur und Frankfurt a. D. angehören, daraufhin beurtheilt werden sollen, sie fü den Frischverkauf, für die Wurstfabrilation oder jur Hereitung von Dauerwagren geeignet sind; sodann sind in diesem Jabre zum ersten Mal besondere Klassen für das sogenannte veredel e Land⸗ schwein eingerichtet, das viele Züchter als das Schwein der Jukunst für Deutschland ansehen. Die Beschickung der Ausstellung ist eine regere als in den Vorsahren; die Jabl der Aussteller beträgt 148 gegen 128 im Vorjahre, 112 im Jahre 1899 und 101 im Jahre 1898. Die Gesammtzabl der angemeldeten Thiere bat sich von Ss im Jahr 1397 und 193 im Jahre 1900 auf 1101 erböbt. Kälber werden löl, 28 mehr als im Vorjabre, vorgeführt werden; fast die Hälfte davon, 74, sind Doppellender, deren Zabl noch vor 19 Jahren sfaum der Selammtzbl hetrug, die aber wegen ihres vorfrefflichen Schnitzcl= fleisches bier immer beliebter geworden sind. Grosvieh sst er beblich weniger als im . angemeldet: 492 Stück gegen os9; die Schau des Vorjabreg war aber in dieser Beziehung elne außergewöhnliche, denn 1899 waren nur 423, 1897 gar nur 233 Stück Großvdieh ausgestellt. 80 der diesjäbrigen Anmeldungen betreffen junge Thiere bis ju 21 Jabren, 35 Kübe, Li3 junge und 261 alte Dchsen und 33 Bullen. Die Zahl der ausgestellten Bullen Fat sich in den letzimn Jabren immer mehr gesteigert, von 1 auf 70 und etzt auf Bee weil man glaubt, daß sich Bullen besser mästen . als Ochsen. Von dem gesammten Rindvieb, welches die dies sahrig⸗ Auestellung bringen wird, 643 Stück, stammen Eos aus Pommern und 122 aus Brandenburg, während im Vorjabre nur 65 Rinder aut der Mark dergefübrt wurden. Westpreußen, das im Vorjahre 346 Ninder auestellte, ist diegmal nur mit 27 Thieren vertreten, Sst— breußen sogar ganz und gar ausgeblieben. Wag die hRlaffen· abstammang des angemeldeten Rindviehe anlangt, so sind bei den üben Ochsen und Bullen die Stämme des deuischen Tleslandeg mit 13, die des deutschen Hobenlandeg mit ivo, die ö mit 11 und di Äreuzungen mit 33 Stück vertreten. Die einst o beliebten Shortkernsz treten diesmal nur in gan vereinzelten Kreuzun gäprodukien auf. Schafe sind in diesem Jabr j73 angemeldet, J mehr als im Vorjabre, aber 0 weniger als vor jwei Jahren und 382 weniger als 1878. Die Schaffucht geht in Deutschland immer mehr zurück; inggesammt sind es Negmal nur i? Hug- steller, welch. Produfte bhrer Juchlen vorführen wossen. Ven den 173 Schafen sind 43 Merinos, 77 Hampfbircg, 15 Shrepsbires und 33 Kreuzungeprodukte. Die langwolligen engsischen Simm
ie seit Jahren. 28 Schafe sind zur Schlachtung angemeldet. Hi ö und Sachsen sind e enn, fast aller angemeldeten Schafe. Die Abtheilung für Schweine weist, wohl nfolge der erwähnten Neuerungen, eine erhebliche Steigerung der ickung auf; es sind in 110 Nummern 285 Thiere angemeldet, gegen 131 Schweine im Vorjahre, 117 im Jahre 1899 und nur 96 m Jahre 1897. 119 sind weiße Edelschweine, 16 Berkshires, 62 ver⸗ delle Landschweine, 80 Kreuzungen, und zwar meist zwischen Berk⸗ sbites und Jorkshires. 82 Schweine sind für die Schlachtungen zur Verfügung gestellt. Auch diesmal soll ferner geschlachtetes Mast⸗ eflügel in 189 Exemplaren vorgeführt werden. Für den Zuchtmarkt ind nur 10 Böcke und 3 Eber angemeldet. „ Die sogenannte todte sstellung wird diesmal von 35 Firmen beschickt werden.
Saatenstand in Ungarn.
Das ungarische Ackerbau⸗Ministerium veröffentlicht, wie die „Wiener Ztg.“ meldet, folgenden Saatenstandsbericht; Das. Wetter war in der zweiten 3 des Monats April nicht günstig; in vielen Gegenden richteten Hagel und Reif an den Obstbäumen viel Schaden an. Ramentlich am 30. April ging ein Hagel über die westliche Landeshälfte nieder. In den Bergen fiel, Schnee, im flachen Lande sporadisch Regen, begleitet von kalten Winden und kühlen, beinahe kalten Nächten. Erst seit Ende April änderte sich das Wetter und ist insofern besser, als infolge der häufigen Niederschläge und der etwas milderen Witterung die Vegetation si . zu entwickeln beginnt und die beinahe schon zurückgebliebenen Saaten sich bessern. Der
rbstanbau ist infolge des zumeist kalten April⸗Wetters stellenweise . zurückgeblieben, auch macht sich in Gegenden, wo noch Würmer in bedeutenderem Maße auftreten, ein starkes Schütterwerden der Saaten bemerkbar. Vereinzelt mußten — wenngleich nur in geringem Maße — bei Weizen und Gerste, namentlich aber bei Roggen und Raps, ganz schlecht stehende Saaten umgeackert werden. In der Theißgegend, rechts der Donau und theilweise im Alföld richteten Würmer bedeu⸗ tenden Schaden an; überdies verursachen auch Drahtkäfer, Hessener Fliegen und Mäuse Schaden. Winterweizen steht befriedigend, jum theil gut im Theiß ⸗Maros⸗Winkel und rechts der Donau, leidlich gut zwischen Donau und Theiß, links von der Donau und Theiß und in Siebenbürgen. Im Großen und Ganzen kann der Stand des Weizens als mitte bezeichnet werden. Winter⸗ roggen steht bedeutend schwächer als Winterweizen und im Landesdurchschnitt kaum mittel. Im allgemeinen sind die Früh— saaten bei Roggen und Weizen besser als die Spätsaaten. Winter⸗ gerste hat durch die kalte trockene Witterung im April viel von Ihrem guten Aussehen 5 Auch hier zwangen Würmer viel⸗ fach zur Umackerung. Die Aussaat der Sommergerste ist im Zuge. Wo sie beendet ist, keimte sie gut, ist jedoch durch kühles und trockenes Wetter in der Entwickelung zurückgeblieben. Der Hafer entwickelte sich infolge des ungünstigen Wetters schwach, und im allgemeinen werden Klagen über die gelbe Farbe der Saat laut. Die Rapssaaten litten auch in der Blüthe durch die kalte Witterung. Die Ernte⸗Aussichten sind nur theilweise be⸗ friedigend. Der aisanbau ist im Zuge, und die Frühsaaten ö. in der Entwickelung befriedigend. Die Zuckerrüben sind reits ausgekeimt, aber in der Entwickelung zurückgeblieben. Künst⸗ liches Futter steht befriedigend, ebenso Kartoffeln und sonstige e , Weiden und Wiesen gedeihen seit den letzten Tagen des pril gut.
Stand der landwirtbschaftlichen Arbeiten und Kulturen in der Schweiz.
Aus Zug vom 28. April wird der Schweizerischen landwirth⸗ schaftlichen Jeitschrift' berichtet: Auch in diesem Jahre hat dieser wetterwendische Monat seinen alten Ruf bewährt. Die Witterung in der ersten Hälfte des April verhinderte * Feldarbeit ganzlich; es 3 deshalb bis jetzt noch alle Arbeiten fehr im Rückstande. Kartoffeln ind noch sehr wenlg gepflanzt, die Früblingssaaten kaum eingebracht. Der Graswuchs eit ordentlich, wenn auch nicht gerade üppig. Die Kirschbäume stehen im vollsten Blüthenschmuck, auch einzelne Birn— bäume entfalten bereits Blätter und Blüten. Der „Bollenansaßz ' ist ein sehr großer, noch besser als im leßten Jahre. Wenn die Witterung günstig sein wollte, so wäre für die hiesige Gegend ein überaus gutes Obstjahr sicher. Die Frühlingsatzung hat in den niederen Lagen allenthalben begonnen, in den Thalgründen auch der Grasschnitt.
Die Vertheilung des Anbaues in Rumänien gestaltete sich, nach einem Bericht des deutschen landwirthschaftlichen Sachverständigen für die Balkanstaaten, folgendermaßen:
Es wurden bestellt:
mit Weizen 1560941 ha gegen 1510 650 , im Herbst 1899, 1589980, im Landwirthschafte jahre 1899 1909 und 1561028 , im Durchschnitt der 5 vorhergehenden Landwirtbschafte jahre. Ferner wurden im Herbst 19009 bestellt: mit Winterroggen 134 277 ha, Wintergerste. 23 849 ö 182 660
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Niederlande.
Durch Verfügung des Königlich niederlandischen Ministers des Innern vom 27. April d. J. werden die Verfügungen vom Y. Oktober 1899 und vom 36 Jun v. J, wodurch Santos und nis de Janeiro für vestverfeucht erklärt worden waren, auf geboben. erg, R.⸗Anz. Nr. 253 vom 25. Oftober 1899 und Nr. 157 vom 4. Juli v. J.)
Griechenland.
Infolge eines in Galata vorgekommenen vestverdächtigen Falle bat die Ciechische Regierung gegen Konstantinopel eine zehn- kagige 1, n. angeordnet und die Waareneinfubr von dert verboten.
Serbien. Mit Räcksicht auf den in Konstantinopel vorgekommenen Pestfall ist seitens der serbischen Regierung für RKeisende aus der Türkei me ärijtliche Beobachiung an den Grenjstationen vor— geschrieben worden. . Bulgarien. , Die bulgarische Regierung bat die Verseunchterklärung deg Bilgjets Bitis einschließtlich der Sliadt Trapejunt Tie der aufgeheben. **. IJ. R. Anz“ Nr. 72 vom 23. Marz d. J.) Dagegen hat diesclbe af fin er und Umgebung vom l. 8d. M. ab far von Pest ver fe ucht erklärt und ie unter dem 10. Januar d. J. aue gleichem Anlaß angeordneten Quarantäne.
maßnabmen von neüem in Kraft gesegt. Vergl. R. Un“ Nr. 12 vom 15. Januar d. * s 6 ?
—
Verdingungen im Auslande.
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Egypten. Näheres über die in Nr. 192 des „Reichs⸗Anzeigers! vom 1. d. M. mitgetheilte Verdingung, betreffend Lieferung von 4 Hoch⸗ druck⸗Dampfmaschinen nebst fen für den General⸗Inspektor der Wasserversorgung Ober⸗Egyptens, ist in der Redaktion des Reichs⸗ Anzeigers“ zu n .
Verkehr s⸗Anstalten.
Infolge Auftretens der Pest in Konstantinopel sind die Fahrten der rumänischen Dampfer zwischen Konstantza und Konstantinopel ein⸗ gestellt worden. Der Briefverkehr nach und von der Türkei wird daher bis auf weiteres ausschließlich über Belgrad⸗Sofia, der , statt über Konstantza, über Triest geleitet werden.
Wie jetzt bekannt wird, sind am 7. April bei einem in der Nähe von Wells (Nevada) vorgekommenen Eisenbahnunfall zwei Postsäcke aus Deutschland nach Japan verbrannt, die am 265. März mit dem Zuge aus Köln 11,2 Abends zur Beförderung über New Jork und San Francisco abgesandt worden waren.
Beförderung der Feldpostsendungen zwischen Deutschland und Ost-Asien.
A. Richtung nach Ost⸗Asien.
Für Packete und Geldbriefe aus aus Bremer Ham⸗ haven burg
Für Post anweisungen
Briefe in
— é 1 Für gewöhnliche Ankunft Schanghai
und Postkarten
am am : aus an 12 . 222 *
Brindisi Neapel 15. Mai Neapel Brindisi
14. Mai Neapel 29. Neapel Brindisi Brindisi
Brindisi Brindisi 11. Juni Neapel 26. Neapel Brindisi
Für jede dieser Beförderungsgelegenheiten müssen die Briefsendungen und Postanweisungen im allgemeinen
bis zum jweiten Tage vorher, früh, bei dem Marine⸗Postbureau
in Berlin,
die 6 bie zum Tage vorher, früb, beim Postamt 5 in B
Bremen eingeben. Im Interesse der pünktlichen Absendung ist jedoch dringend ju empfehlen, die Auflieferung thunlichst nicht erst kurz vor Eintritt dieser Schlußzeiten zu bewirken.
B. Richtung aus Ost ⸗Asien
Abgang
. ostkarten und Unkunnt in
Fi zbnltke Briefe. 122. k
Für gewöhnliche Briefe, zar Packete und Geldbriefe ostanweisungen
Hamburg Bremer baden
Ankunft in Ank in am — *
f Marseille 6 Mai Brindisi 10. Neaxel 13. Marseille Brindisi Neapel 3. ; Marseille 3. en H P Nea 11 Marseille ö Brindisi . Neape . 9. Jali Marseille 1. Juli
Zu A und B. Ueber die Beförderung der Post jwischen Schangbat und den Standorten der deutschen Truppen lassen sich genaue Angaben nicht machen.
Male aufgeführten Albert von 1
5. . Rrindisi 25. 25. . .
Neapel 12. Juni Neapel 2. . durch?
Bremen, 4 Mai. (B. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer Mark. v. d. La Plata 3. Mai in Antwerpen anget. Aller‘, v. New Jork kommend, 3. Mai die Azoren pPassiert. ;
— 5. Mai. (W T. B.) Dampfer 66 v. Ost⸗ Asien, 3. Mai in Suej angek. Weimar“ 4. Mai v. Sydney ab⸗ gegangen.
rab 4. Mai. (W. T. B.) Ham burg⸗-Amerita⸗ Linie. Dampfer Deutschland' v. Hamburg n. New Jork, 4 Mai v. Cherbourg abgeg. Furt Bismarck“, „Lady Armstrong und Belgravia 3. Mai in New York angek. Christiania“ 3. Mai v. New York über Livorno n. Genu abgeg. „‚Australia“, v. Hamburg n. Mittelbrasilien, 3. Mai Dover, Polaria⸗, v. St. Thomas über Havre und Markomannia .. v. St. Thomas n. Hamburg, 4. Mai Lizard passiert. Armenia“ 3. Mai v. Philadelphig n. Hamburg abgeg. „Alexandria 2. Mai in Baltimore angek. „Frisia', v. Hamburg n. Montreal, 3. Mai Father Point passiert. Consorzio“ und Carbonit“ 3. Mai, Afrika“ 4. Mai v. Buenos Aires abgegangen.
— 5. Mai. (W. T. B.) Dampfer „Batavia“ 4 Mai in New Jork angekommen.
Theater und Musik.
Residenz⸗Theater.
Am Sonnabend Nachmittag wurde das Trauerspiel Der dumme Hans“ von E. von Keyserling als Wohblthätigkeits⸗ Aufführung zum ersten Male gegeben. Der Verfasser ist bereits bei Gelegenheit der letzten Vorstellung der Freien Bühne“ mit einem Drama „Frühlingsopfer“ vor die Seffentlichkeit getreten. Schon sein damaliges Werk bekundete poetisches Empfinden, das dieser neuen Schöpfung gleichfalls nicht abgesprochen werden kann, wenn frei⸗ lich auch die dramatische Gestaltung im Wollen stecken ge⸗ blieben ist. Das Trauerspiel ist ein verträumtes Stück Waldleben, weltfern, dem Leben fremd und ebenso leider auch der Bühne. Verwilderte, rohe Menschen und solche, die von der Noth des Lebens schon gebrochen sind, bilden mit den feinen Herrenleuten des Schlosses die Staffage. Dazwischen steht der dumme Hans“, der Sohn des verwegensten dieser zum theil nur vom Wildern und von Gelegenheitsdiebstählen lebenden Waldbewohner. Er hütet die Schafe, stiehlt wohl auch, wie er es nicht besser kennen gelernt, bisweilen für Andere, hat aber die Seele eines Poeten, der unter den Bäumen des Waldes liegt und träumt und dem jede Kiefer, jedes Moos, jeder Vogel etwas Wunderschönes zu erzählen weiß. Mit dem „Fräulein vom Schloß“, einer duftigen, zarten Menschenblume voll unbewußter Märchenpoesie sinnt er Reimen nach und treibt Märchenspiele. Durch ein Verhängniß des Mordes an dem Schloßherrn verdächtigt, muß er schließlich fremde Schuld mit dem eigenen Leben büßen. An so großen Schwächen, Längen und Einförmigkeiten Aufbau und Handlung auch leiden mögen, über das Ganze hat der Dichter einen lyrischen Zauber ausgegossen, der in dem Fräulein und Hans sich verkörpert. Sie sind zwei von een umwobene Gestalten: die Prinzessin und der arme Hirt des
ärchens. Das Stück spielt nach dem Jahre 1812 in der Abge⸗ schiedenheit der waldreichen Ostseeprovinzen, wo die Zeit gewisser⸗ maßen noch stille zu stehen scheint. Die verhaltene, von Tannenduft und Waldesodem durchwehte Stimmung festzuhalten und wirken zu lassen, war der Inscenierung durch Dr. Martin Zickel gelungen. Der Genannte zeigte sich wiederum als ein Regisseur, der selbst für die leisesten poetischen Aeußerungen feines Verständniß hat und — was noch mehr bedeutet auch eine Ausdrucksweise dafür findet. Die Gestalten des Fräuleins vom Schloß und des Schäfer⸗ jungen Hans fanden durch ihre Vertreter, Frau Gertrud Eysoldt und Herrn Herrmann Böttcher, eine äußerst liebevolle Darstellung; beide suchten durch zartes, inniges Erfassen die Absichten des Dichters zu ver⸗ wirklichen. Gleich diesen beiden Hauptträgern des Stückes batten auch die verfeinerteren Naturen der Schloßherrschaft etwas von dem Tastenden, Unwirklichen Maeterlink'scher Figuren, was die Darstellenden demgemäß zu charakterisieren verstanden. Die Waldleute waren gleich wirkungsvoll vertreten. Besonders treffend wurde der Schneider Prime, ein Spötter und Philosoph bei Nadel und Schere, dem aber echtes Gefühl und feinere, seelische Regungen inne wohnen, von Herrn Richard Vallentin wiedergegeben. Auch die anderen Mitwirkenden lösten ihre Aufgabe mit Hingebung und Verständniß. Bedauerlich war nur, daß in Bezug auf den Dialekt keine Einheit herrschte. Die zahlreichen Zuhörer folgten der Aufführung mit Interesse, das zum Schluß in freundlichem Beifall zum Ausdruck kam; auch der Verfasser konnte seinen Dank persönlich abstatten.
Belle ⸗Alliance⸗Theater.
Gleich den Schlierseer und Elsäasser Gästen im Neuen bezw. Berliner Theater ist es auch der Gastspiel Gesellschaft der Schwarz—⸗ wälder“ an dieser Bühne gelungen, für ibre im heimathlichen Dialett gegebenen Volksstücke das hiesige Publikum zu interessieren. Dies ekundete der zablreiche Besuch des am Sonnabend v. W. zum ersten Helldorff schen Schwanks Die hle im Schwarzwald“, in welchem außerdem drei bisher noch icht bekannte Mitglieder des Ensembles, Fräulein Hedwig von R
Rostock, sowie die Herren Albi Kebm und Mar Grimm, debütierten. Der Inhalt des Stücks erinnert etwas an den des Schwanks Im Weißen Rößl“ von Blumenthal und Kadelburg. Auch in dem Hell dorff schen Stück gruppiert sich die ganze Handlung um die Person iner schönen Wirthin im idyllischen Winkel eines Bergwaldes, derer ze Sommergäste durch allerlei Zufälligkeiten in die komischsten tionen versetzt werden. Die biederen Ortaeinwohner bilden dan stimmunge vollen Hintergrund zen auch ihrerseits Fpisoden aus dem Volkesl durch Gesänge, bei. Gesr reichlich gespendete Beifall war ein zbengenannten neuen Mitgliedern Hroßstädter recht gewand den beiden anderen noch etwas an Gestaltungsgesch wisch war wiederum die Darstellung des zochthaler durch Herrn Heuberger und rger und Müller, sowie die Her üll fübrten ihre Rollen charakteristisch und siche Konzerte. Frau Professor Schulßen von Asten veranstaltete am Frei d. W. im Saal Bechstein ein Konzert mit ibren Privat zälerinnen. Da der Ertrag desselben zur Unterstuügzung unbemittel ter Schülerinnen dienen sollte, so war der zahlreiche . doppelt er⸗ freulich. Nach dem Anseben, das die Genannte seit J königlichen Hochschule für Musik genießt, stand auch von die Abend nur Guteg zu erwarten, und im Großen und Ganzen nicht enttäuscht, da man eine Auslese wohlklingender Frau immen zu bören bekam Alle wiesen dieselbe gesunde ildung des Tones auf, und ale besonderer Vor⸗ zug zeigte sich wiederbolt die treffliche, reine Gestaltung der Korf wie j. B bei Frl. Annette Petersen in Solvesgs Lied“ von . Daß der Wertlaut deg Gesungenen trogz der guten Akustik Bechsteinsaales vielfach nur undeutlich in verstehen war, erinnerte in daran, daß man eben Schülerinnen hörte, wenngleich einzel ne istungen auch wieder döllige Konjertreife erkennen ließen. So ist . B. Fräulein Glsa Stein schen im Laufe des Winterg als tüchtige KRonzertsãngerin gewürdigt worden. Fräulein Etbel Emerson zeichnete sich durch gute Koloratur auß Fräulein Anna Martut durch eine ganz besonderg sympathische und weiche Stimme, leider aber auch durch etwag un sichere Einsätze, Fräulein Justa den Prangen durch gute Vertrazz-= begabung. . Gnsemble. und Cherßzesünge waren sergfältig ein- studiert und wurden den Frau Schultzen von Asten mit Gnergie und Sicherbeit geleitet Die Begleitung des Fräuleing Julie don Assen war stellenweise ein wenig ju kräftigß Im Gansen kann die Tonjertgeberin sedech mit Befriedigung an den Abend jurückdenken, der ibr und ibren Schülerinnen viel Anerkennung einbrachte und nur jur Befestigung — Rufes als einer der ersten gesanglichen Lebrkräfte Berling dienen onnte.
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