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Uebungen im Laboratorium und in den praktischen Versuchsanstalten.
— Privatdozent Prof. Dr. Marck wald: Analytische Chemie.
C. Mineralogie, Geologie und ge n ei, Prof. Dr. Gruner: Mineralogie und Gesteinskunde mit Exkursionen. Boden- kunde und Bonitierung. Uebungen zur Bodenkunde. Praktische Uebungen im Bestimmen von Mineralien und Gesteinsarten.
d. Botanik und Pflanzenphysiologie. Geh. Reg. R. . Dr. Kny, Anatomie und Morphologie der Pflanzen.
otanisch⸗mikroskopischer Kursus, im nn, an vorstehende Vor⸗ lesung. Arbeiten für Vorgeschrittene im botanischen Institut. — Dr. Trüger; Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz. zeh. Reg.⸗R. Prof. Hr. Wittmack: Samenkunde. Verfälschung der ern gs; und Futtermittel. Mikroskopie der Nahrungs- und Futtermittel. — Privatdozent Prof. Dr. Car! Müller: Grund— ie der Bakterienkunde mit besonderer Rücksicht auf die praktische andwirthschaft. Uebungen auf dem Gebiete der Bakterienkunde. — irn n. Dr. Kolkwitz: Botanisches Colloquium. Pflanzen⸗ physiologisches Praktikum.
e. Zoologie und Thierphysiologie. Prof. Pr. Nehring: Zoologie und vergleichende Anatomie, mit besonderer Berücksichtigung der Wirbelthiere. Ueber die jagdbaren Säugethiere und Vögel Deutschlands. Zoologisches Repetitorium. — Regierungsrath Prof. Dr. Rörig: Die der Land und Forstwirthschaft nützlichen und schäd—= lichen Insekten. — Dr. Schiem enz: Fischzucht, 1. Theil. — Prof. Dr. Zuntz: Physiologie des thierischen Stoffwechsels. Gesundheits⸗ pflege der Hausthiere. Arbeiten im thierphysiologischen Laboratorium für Vorgeschrittene, gemeinsam mit dem Assistenten Prof. Dr.
Frentzel. 3) Veterinärkunde. Geh. Reg. R. Prof. Dr. Dieckerh off. Seuchen und parasitische Krankheiten der Hausthiere. — Prof. Dr. Schmaltz: Anatomie der
Hausthiere, verbunden mit Demonstrationen. — Ober-Roßarzt a. D. Küttner: Hufbeschlagslehre.
4) Rechts- und Staatswissenschaft.
Prof. Dr. Se ring: Agrarwesen, Agrarpolitik und Landeskultur gesetzgebung in Deutschland. Nationalökonomische Uebungen.
5) Kulturtechnik.
Geh. Ober⸗Baurath von Münster mann: Kulturtechnik. Ent⸗ werfen kulturtechnischer Anlagen. Kulturtechnisches Seminar. — Reg. und Baurath Noldg: Wasserbau (Seminar). Brücken- und Wegebau. Entwerfen wasserbaulicher Anlagen. Landwirthschaftliche
Baulehre. 6) Geodäsie und Mathematik.
Geh. Reg. R. Prof. Dr. Vogler: Tracieren. Grundzüge der Landesvermessung. Praktische Geometrie. Meßübungen, gemeinsam mit Prof. Hegemann. Geodätisches Seminar. n gn ich? Rechen übungen. — Prof. Hegemann: Kartenprojektionen. Das deutsche Vermessungswesen. Uebungen zur Landesvermessung. Zeichenübungen. — Prof. Hr. Reichel: Höhere Analysis und analytische Geometrie (Fortsetzung). Darstellende Geometrie. Mathematische Uebungen bezw. Nachträge. Zeichenübungen zur darstellenden Geometrie.
Beginn des Winter-⸗Semesters am 16. Oktober, der Vorlesungen zwischen dem 16. und 22. Oktober 1901. — Programme sind durch das Sekretariat zu erhalten.
Berlin, den 2. Juli 1901. Der Rektor der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule. Vogler.
Königliche Technische Hochschule zu Hannover.
Die Vorträge und Uebungen werden im Winter Semester Dienstag, den 15. Oktober 1901, beginnen. Einschreibungen dazu erfolgen vom 8. bis 30. Oktober 1901. Programme werden vom Sekretariat gegen Einsendung von 60 3 in Briefmarken portofrei oder auf Wunsch gegen Nachnahme zugesandt. Hannover, im Juli 1901. Der Rektor. L. Kiepert.
Angekommen: der Direktor im Reichs⸗Schatzamt Twele, vom Urlaub.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 1. August.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, wie dem, W. T. B.“ aus Molde berichtet wird, am Dienstag Vor⸗ mittag die Vorträge der Vertreter der drei Kabinette entgegen. An der Abendtafel nahm auch der Kaiserliche Gesandte in Stockholm, Graf von Leyden, theil, der zum Vortrag nach Molde befohlen war.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben dem Fräulein Minna Hankel in Soolbad Frankenhausen am Kyffhäuser das silberne Frauen⸗Verdienstkreuz am weißen Bande Allergnädigst zu verleihen geruht.
In der Mittagsstunde des 31. Juli ist der Staats⸗ Minister D. Dr. Bosse nach schwerem, in stiller Ergebung getragenem Leiden im Beginne seines siebzigsten Lebensjahres aus dieser Zeitlichkeit abgerufen worden. Seine bis vor kurzem noch ungebrochene Kraft hatte erwarten lassen, daß der Entschlafene eines langen und freundlichen Lebensabends sich zu erfreuen haben werde. Alle, die ihm nahe standen, hofften, daß er die glänzenden Herzens⸗ und Geistesgaben, welche ihm die auf⸗ richtige Verehrung weitester Kreise erworben hatten, noch lange Zeit auch im Ruhestande werde bethätigen können. Leider war seinem Leben ein früheres Ziel gesetzt.
Julius Robert Bosse wurde am 12. Juli 1832 zu Quedlinburg geboren, studierte in Heidelberg, Halle und Berlin Rechts⸗ und Staatswissenschaften und wurde im Jahre 1858 zum Gerichts⸗Assessor ernannt. Nach siebenjähriger Thätigkeit a's Kammer⸗-Direktor in den Diensten des Grafen Stolberg⸗ Roßla trat er 1868 als Amtshauptmann in Uchte in den preußischen Staatsdienst zurück. Von außergewöhn⸗ licher Arbeitskraft, weitem und klarem Blick, ein Meister der Darstellung, stieg er in der amtlichen Laufbahn schnell von Stufe zu Stufe. 1870 zum Konsistorialrath in Hannover,
*
1872 zum Regierungsrath und . des Ober ⸗Prãäsidinnns in Hannover ernannt, würde er 1876 als vortragender Rath in das Kultus⸗Ministerium berufen. 1878 trat er in gleicher Eigenschaft in das Staats-Ministerium über, wo⸗ selbst er bis zu seiner 1881 erfolgten Ernennung zum Direktor der neuerrichketen Abtheilung für wirthschaftliche Angelegen⸗ heiten im Reichsamt des Innern verblieb. Die Leitung dieser Abtheilung behielt er auch bei, nachdem er 1889 zum Unter⸗-Staatssekretär in demselben Departement ernannt worden war. Bei der Wiedereinberufung des Staatsraths im Februar 1890 zur Vorberathung einer er⸗ weiterten Arbeiterschutzgesetzgebung wurde er zum Staats⸗ sekretär desselben und im 3 1891 zum Staatssekretär des Reichs-Justizamts, als selcher auch zum Vorsitzenden der Kommission für die Bearbeitung des Entwurfs zum Bürger⸗ lichen Gesetzbuch berufen. Nach dem Rücktritt des Grafen Zedlitz übernahm er am 23. März 1892 die Leitung des preußischen Kultus⸗Ministeriums und verblieb in dieser Stellung bis zum August 1899. . . In allen Aemtern, die er im preußischen Staatsdienst und im Reichsdienst bekleidete, hat der Verewigte die ihm an— vertrauten Aufgaben mit Wärme ergriffen und an ihre Durch⸗ führung nicht nur die ganze Kraft seines Geistes, sondern auch die ganze Liebe seines von hohen Idealen erfüllten Herzens esetzt. . zm Reichsamt des Innern war er ein Hauptförderer der segensreichen sozialpolitischen Gesetzgebung, welche durch die Kaiserliche oh hh vom 17. November 1881 eingeleitet wurde. An der Spitze des Reichs⸗Justizamts und als Vorsitzender der Kommission für die Ausarbeitung des Bürgerlichen Gesetz⸗ buchs entfaltete er eine umfassende Thätigkeit, welche der weiteren Entwickelung unserer ach? ihn, Gesetzgebun mit Erfolg vorgearbeitet hat. Seine siebenjährige Wirk⸗ samkeit endlich als Leiter des preußischen Kultus-Ministeriums
wird sein Andenken in den Annalen der preußischen Ver⸗
waltung zu einem allzeit gesegneten machen. Sämmtliche Zweige der ihm unterstellten vielseitigen Verwaltung erfuhren in dieser git reiche Förderung. ̃
Die Entwickelung der evangelischen Kirche in den alten und in den neuen en der Monarchie verfolgte er stets mit innerster Theilnahme. Lange gehegte Wünsche . größerer kirchlicher Selbständigkeit wurden verwirklicht und durch das neue Pfarrerbesoldungsgesetz eine erfreuliche Besserung in der materiellen Lage der Geistlichkeit angebahnt. Ebenso ließ er sich die Fortentwickelung friedlicher Beziehungen zwischen dem Staat und der katholischen Kirche angelegen sein. Mit besonderer Wärme nahm er sich des Unterrichtswesens an. Allen Stufen desselben, der Hochschule, dem Gymnasium, sowie der Volksschule war seine Verwaltung eine segensreiche. Vor allem hat ihm die Volksschule, deren Schüler gewesen zu sein er sich . erinnerte, das Zustande⸗
kommen des Lehrerbesoldungsgesetzes zu danken, . das
eine feste Grundlage für eine fernere gedeihliche Entwickelung geschaffen wurde.
Unvergeßlich werden Allen, die mit ihm amtlich und außeramtlich in Berührung kamen, die schönen Eigenschaften echter Humanität bleiben, die ihn auszeichneten. Mit rei hem Wissen, größter Vielseitigkeit der geistigen Interessen, die auch in reger literarischer Bethätigung ihren Ausdruck fen verband sich ein seltenes Maß menschlicher Güte. Mit em Andenken an den pflichttreuen, in hohen Stellungen bewährten Staatsmann wird sich daher stets die Erinnerung an einen lauteren, christlichen Charakter und einen treuen deutschen Mann verbinden.
Nach der im Reichs-Versicherungsamt er inn Zusammenstellung, welche auf den Mittheilungen der Vorstände der Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrich⸗ tungen beruht, betrug die Zahl der seit dem 1. Januar 1891 bis einschließlich 30. Juni 1901 von den 31 Ver⸗ sicherungsanstalten und den 9 vorhandenen Kasseneinrichtungen bewilligten Invalidenrenten (68 9 Absatz 2, und 10 des Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes und 15 Ab⸗ satz 2 des r, e,, , , , e,. 6 670 521. Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Berechtigten, Wiedererlangung der Erwerbs⸗ fähigkeit, Bezugs von Unfallrenten oder aus anderen Gründen weggefallen — sodaß am 1. Juli 1901 liefen , am 1. April 1901. Die Zahl der während desselben Zeitraums be⸗ willigten Altersrenten (88 9 Absatz 4 des In⸗ validltäts- und Altersversicherungsgesetzes und 15 Absatz 3 des Invalidenversicherungsgesetzes) betrug 383 245. Davon sind infolge Todes oder Auswanderung des Berechtigten oder aus anderen Gründen weg⸗ V sodaß am 1. Juli 1901 liefen. 1 am 1. April 1901. Invalidenrenten gemäß §16 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes (Krankenrenten) wurden seit dem 1. Januar 1900 bewilligt... . . 10228. Davon sind infolge Todes, Wiedererlangung der Erwerbs⸗ fähigkeit oder aus anderen Grunden weggefallen.. 3 238, oba am 1. Juli 1801 Hiesen. z ,,, 6990 86 600
236. 7 495 23 g
193 980, 1895 265 186233
am 1. April 1901. Beitragserstattungen sind bis zum 30. Juni 1901 bewilligt: 4. an weibliche Versicherte, die in die Ehe getreten 1 —— an versicherte Personen, die durch einen Unfall dauernd erwerbg⸗ unfähig im Sinne des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes geworden sind 368 a 287, an die Hinterbliebenen von Ver⸗ sicherten 32 149370 gegen 140 806, zusammen . 81591 gegen... 764149 bis zum 31. März 1901.
Der Kaiserliche , . in Paris, Wirkliche Geheime Rath Fürst von Radolin hat einen ihm Allerhöchst be— willigten Urlaub 3 Während der Abwesenheit des⸗ selben wirkt der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft, Gesandte von Schloezer als Geschäftsträger.
Der Kaiserliche Botschafter in Rom, General⸗Adjutant und General der Kavallerie Graf von Wedel at einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Ab⸗ wesenheit desselben wirkt der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft, Legationsrath von Jagow als Geschäftsträger.
Der Kaiserliche Botschafter in Washington, Wirkliche Ge⸗ heime Rath von Holleben hat einen ihm Allerhöchst be⸗ willigten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des⸗ 6 wirkt der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft,
egationsrath Graf Quadt⸗Wykradt-Isny als Geschäͤfts⸗ träger.
Der Präfident des Ober⸗Landeskulturgerichts, Wirkliche Geheime Ober⸗Regierungsrath Rintelen if aus der Provinz Hessen⸗Nassau zurückgekehrt.
Der hiesige Königlich ,,,, Botschafter Sir Frank Cavendish Lascelkes ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.
Der hiesige Königlich italienische e . Graf Lanza hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit wirkt der Erste Sekretär der Botschaft Marquis Imperiale di Francavilla als Geschäftsträger.
Der hiesige mexikanische Gesandte Rincon Gallardo 6j Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesen⸗ eit wirkt der Erste Legatione⸗-Sekretär Miguel Covarrubias als interimistischer Geschäftsträger.
Der Regierungs⸗-Assessor von Werner in Osterburg ist der Königlichen Regierung zu Arnsberg zur weiteren dienst⸗ lichen Verwendung überwiesen worden.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hansa“, Kommandant: Kapitän zur See Paschen, mit dem 2. Admiral des Kreuzer⸗Geschwaders, Kontre-⸗Admiral Kirchhoff an Bord, gestern in Schanghai eingetroffen.
S. M. S. „Tiger“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Mittelstaedt, ist am 26. Juli in Hankau angekommen.
S. M. S. „Bussard“, Kommandant: Korvetten⸗Kapitän von Bassewitz, ist gestern von Tschinkiang nach Schanghai in See hangen,
S. M. Torpedoboot „S 90“, Kommandant: Kapitän⸗ leutnant Most, ist am 30. Juli von Tsingtau nach Schanghai in See gegangen und gestern in letztgenanntem Hafen ein⸗
ö
M. S. „Wolf“, Kommandant: Kapitänleutnant Louran, ist am 29. Jali von Swakopmund nach Mossamedes in See gegangen.
Der Dampfer „Darmstadt“, mit der abgelösten Be⸗ satzung von S. M. S. „Cormoran“ an Bord, Transport⸗ führer: Kapitänleutnant Engel, ist gestern in Aden ein⸗ getroffen und an demselben Tage nach Port Said weiter⸗ gegangen. :
Wilhelmshaven, 1. August. Die Einweihung der hiesigen neuen katholischen Marine⸗Garnisonkirche fand, wie ‚W. T. B.“ berichtet, heute . katholischen Feldpropst der Armee und Marine, Bischof Dr. Aßmann in Gegenwart des Admirals Thom sen als Vertreters Seiner Majestät des Kaisers und von Vertretern des Reichs⸗ Marineamts statt.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Bu dapest wird das Leichenbegängniß Desider Szilagyi's auf Staatskosten stattfinden.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses stellte, wie W. T. B. berichtet, der Erste Lord des Schatzamts Balfour einen Antrag auf Gewährung einer Dotation von 1090090 Pfund Sterling an Lord Roberts. Er rühmte die Verdienste des Feldmarschalls, wegen deren er Anspruch auf den Dank der Nation habe, stellte die Lage in Süd⸗Afrika bei Uebernahme des Kommandos durch Lord Roberts derjenigen gegenüber, welche wenige Wochen später geschaffen worden sei, und hob hervor, daß ohne die Strategie des Feldmarschalls Kimberley Mafeking und Ladysmith gefallen sein würden. Sir Henry Campbell Bannerman unterstützte den Antrag, Dillon nahm jedoch Anlaß, das erhalten des Feldmarschalls in Süd⸗Afrika, insbesondere die Niederbrennung von Farmen, zu tadeln. Nach längerer Debatte, in deren Verlauf Redner der irischen Natlonalisten und der Radikalen gegen die Be⸗ willigung sprachen, wurde die Resolution mit 281 gegen 73 Stimmen angenommen.
Rußland.
Wie dem „W. T. B.“ aus St. e, , gemeldet wird, ist der Generalmajor Rodsianko zum Chef des Stabes des finländischen Militärbezirks ernannt worden.
Wie die „Nowoje Wreinja“ aus Mos kau berichtet, ist die tibetanische Gesandtschaft gestern von dort in die Heimath abgereist.
Italien.
Die in Rom erscheinenden Blätter melden, wie ‚W. T. B.“ berichtet, der Finanz⸗Minister Wollemborg habe seine Ent⸗ lassung eingereicht, weil der Ministerrath seine Steuer⸗ reformpläne nicht billige. Der „Tribuna/ zufolge wird der 5 anardelli die n, dieses wie auch des erlebigten Postens des Ackerbau⸗Ministers ohne Ueberstürzung in die Hand nehmen. — Der Unter⸗ Staatssekretar des Aeußern de Martino soll, wie dasselbe Blatt erfährt, aus Gründen, welche der Politik fern lägen, seinen Posten aufgeben wollen. :
Nach dem heute früh 7i / Uhr in Neapel ausgegebenen Bericht über das Befinden Crispi's ist die Nacht ver⸗ hältnißmäßig ruhig verlaufen; die Herzthätigkeit ist freier, die nervõse Depression dauert fort.
Spanien.
An dem Bankett, welches der Prinz Heinrich von Preußen gestern 9 die Behörden von Cadix veranstaltete, nahmen, dem „W. T. B.“ zufolge, der Militärgouverneur von Cadix, der Präfekt, der Hafenkommandant und der ür ger meister theil. Der Generalkapitän konnte Unwohlseins halber nicht erscheinen. Der Prinz Heinrich brachte einen Trinkspruch auf die Vertreter der Be⸗ hörden aus, welche für die ihnen erwiesene Aufmerksamkeit dankten. Nach dem Bankett wohnten die Eingeladenen einigen Schiffsmanövern bei.
Niederlande.
Die Königin hat gestern, wie ‚W. T. B.“ meldet, das Dekret, betreffend die Ernennung des neuen Kabinets, unterzeichnet. Die neuen Minister werden heute Mittag der Königin in Schloß Soestdijk. den Eid leisten.
Türkei.
Zu der Angelegenheit der für das serbische General⸗ . in Uesküb bestimmten, von den Zollbehörden be⸗ schlagnahmten Postsendungen hat, dem Wiener „Telegr.⸗ Korresp. Bureau“ zufolge, der Minister des Aeußern Tewfik Pascha erklärt, daß die betreffenden Sendungen gegen eine Empfangsbestätigung seitens des serbischen Gesandten Gruitsch ausgeliefert werden sollten. ö
Der serbische Gesandte Gruitsch erhielt die Versicherung, daß in Prischtina die Ruhe nicht gestört worden sei, und daß alle möglichen Maßnahmen zum Schutz des serbischen Konsuls und der christlichen Bevölkerung daselbst getroffen worden seien.
Dänemark.
Aus Reikjavik vom 25. Juli (über Leith) ist, wie „W. T. B.“ erfährt, die Meldung in Kopenhagen ein⸗ getroffen, daß die von Dr. Gudmundsson entworfene Reform der isländischen Verfassung, wonach ein ö als besonderer Minister für Island in Kopen⸗
agen seinen ständigen Wohnsitz haben solle, im Unterhause des Althing in zweiter Lesung angenommen worden sei. Die Annahme im Oberhause werde als sicher betrachtet.
Amerika.
Aus San Juan (Columbien) erfährt die „Agence Havas“, daß der e , , der venezolanischen Republik kangel Garberas sich mit 5000 Mann an der Grenze von Columbien gegen den Präsidenten Castro erhoben habe. Die Lage sei kritisch. Eine in New York eingetroffene Depesche aus Cura gao bestätigt, dem ,, . Bureau“ zufolge, diese Nachricht. Die Aufständischen ständen bei San Antonio de a ggg an der Grenze von Columbien. Die Depesche fügt hinzu, die venezolanische Regierung habe 10000 Mann abgesandt; die Lage sei ernst, und es würden weitere Unruhen befürchtet, da im Lande Unzufriedenheit gegen Castro heirsche. Die konstitutionellen Garantien seien aufgehoben, und man be⸗ fürchte auch, daß Verwickelungen mit Columbien eintreten könnten. — Dagegen erklärt der General-Konsul von Venezuela in New York, er habe am 30. v. M. ein Telegramm von dem venezolanischen Minister des Aeußern er— halten, welches besage, daß das Land ruhig sei.
Afrika.
Aus Lourengo Marques vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß ein Buren⸗Kommando mit zwei Geschützen auf portugiesisches Gebiet übergetreten sei und bei Guanetz lagere. 500 Mann portugiesischer Truppen seien bereits dort. r eri sei gestern früh von Lourengo Marques abgegangen, und weitere 300 Mann seien zum Abmarsch bereit, falls sich die Buren nicht ergeben sollten.
Parlamentarische Nachrichten.
Nach der amtlichen Feststellung wurden am V. v. M. bei der Stichwahl zum Reichstag im 1. Königsberger Wahlkreise (Memel⸗Heydekrug) im Ganzen 15 961 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielt der Gutsbesitzer Matschull in Mitzken, Kreis Memel (konservativ und Lithauer), 9123 Stimmen, der Rendant Braun⸗Königsberg (Sozialist) 6838 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.
Statistik und Volkswirthschaft.
Die Sterblichkeitsverhältnisse des höheren Lehrerstandes.
Im vergangenen Jahre hatte der Minister der geistlichen, Unterrichts, und Medizinal Angelegenheiten eine besondere Kommission eingesetzt, welche die vielerörterte Frage der Sterblichkeitsverhältnisse des höheren Lehrerstandes einer erneuten Prüfung unterziehen sollte. Als statistische Fachmänner gehörten dieser Kommission an der in— zwischen verstorbene Geheime Regierungsrath Freiherr von Fircks, der Geheime Regierungsrath. Professor Dr. Böckh und der frühere Professor an der Techn ischen Hochschule in Aachen, Geheime Regierungs- rath Dr. van der Borght. Ferner waren in die Kommission berufen die Gymnasialprofessoren Dr. Klatt und Dr. Huckert sowie der außer-
ordentliche Professor der Hygiene Dr. Kruse in Bonn. Der von dem
Geheimen Regierungsrath Böckh, welcher den Vorsitz führte, und dem Professor Klatt verfaßte Bericht dieser Kommission liegt jetzt im Druck vor. zekanntlich hatte seiner Fit das Statistische Bureau dieselbe Frage be⸗ arbeitet. Das damalige Resultat, nach dem die Sterblichkeitsverhältnisse des höheren Lehrerstandes in günstigem Licht erschienen, wurde vielfach angezweifelt. Ez wurden sogar Stimmen laut, die das Statistische Bureau beschuldigten, daß es in seinem Urtheil nicht objektiv gewesen sei. Nun hat 3 aber bei der neuen Untersuchung herausgestellt, daß im Gegentheil das Statistische Bureau zu pessimistisch geurtheilt hat — offenbar weil die thatsächlichen Unterlagen nicht fo vollständig waren — und daß die Verhältnisse des höheren Lehrerstandes in Wirklichkeit noch günstiger liegen, als damals angenommen wurde. Es beträgt nämlich die durchschnittliche Lebenserwartung der Ober lehrer und Direktoren, verglichen mit derjenigen der männlichen Be- völkerung überhaupt, in Preußen: im Alter von 25 Jahren noch 41,07 gegen 36,69 Jahre 30 ,
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Die Bevölkerung Chinas
soll sich nach den Veröffentlichungen eines chinesischen Journals, wie die Nachrichten für 3. und Industrie/ mittheilen, jetzt im Ganzen auf 3383 353 000 Seelen belaufen. Auf die Provinzen soll diese Zahl sich folgendermaßen vertheilen: Tschili 17 937 0900, Schantung 36 247 000, Schansi 12211 000, Honan 22 115 000, Kiangsu 20 goh 000, Anhui 20 596 000, Kiangsi 24 534 900, Tschehkiang 11 580 000, Fuhkien 22 190 009, Hupeh 22 190 000, Hunan 21 000 000, Schensi 8 433 000, Kansuh 9 285 000, Szetschuan 7 712 900, Kwang⸗ tung 22 706 000, Kwangsi 5 151 000, Kweitschou 7 669 000, Junnan 11721 000. .
Zur Arbeiterbewegung.
Ueber den Ausstand der Flaschenmacher Deutschlands werden von deren „Strike⸗Burean hiesigen Blättern, noch folgende Mittheilungen gemacht: In Brunshausen bei Stade sind sämmtliche 180 und in Rauscha bei Kohlfurth alle 72 Ar- beiter in den Ausstand getreten. In Brackwede hei Biele— feld haben 114 Mann die Arbeit niedergelegt und 30 arbeiten weiter. In Gerresheim sind mehr als 790 Mann ausständig. In den Betrieben der Dresdner Aktiengesellschaft feiern 360, in Kreuznach 118 und in Rinteln 185 Arbeiter. In Porta Westfaliea haben von 380 Mann 2765 die Arbeit niedergelegt. In Stralau bei Berlin waren bis gestern Mittag noch 30 Familien, meist sehr kinderreiche, wohnungslos.
Der Ausstand der Sammetscherer in Krefeld (s. Nr. 177 d. Bl.) droht, der Kref. Ztg.“ zufolge, in der dortigen Sammet⸗ industrie eine Krisis herbeizuführen. Die Sammetfabriken, die augenblicklich gut beschäftigt sind, werden durch die Arbeits⸗ niederlegung der Scherer in ihrer Thätigkeit bald behindert sein. Durch Aushang sind die Arbeiter der Sammetfabriken bon den Arbeitgebern davon in Kenntniß gesetzt worden, daß die Arbeitszeit um die Hälfte verkürzt werden müsse, falls der Aus—⸗ stand der Sammetscherer noch einige Tage andauere; und wenn er noch länger anhalte, sei die Schließung saͤmmtlicher Sammetfabriken unvermeidlich. Der Fabrikantenverband gedachte, heute über die Frage der eventuellen Schließung in einer Sitzung zu berathen. .
Der allgemeine Ausstand der Bergarbeiter der Grube „Priüz Wilhelm‘ bei Süpplingen in Braunschweig (s. Nr. 179 d. Bl.) ist, wie der „Volks. Itg.“ gemeldet wird, bereits wieder beendet, nach— dem eine Einigung jwischen ihnen und der Direktion erzielt worden ist. Sämmtliche Ausständige sind wieder angefahren.
Auch der Strike der Genueser Schiffsbemannungen (s. Nr. 173 d. Bl.) ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, aufgehoben. Die Rheder haben sich entschlossen, die wichtigsten Forderungen ihrer Mannschaften zu erfüllen, wodurch deren Lage wesentlich gebessert wird.
Zum Ausstand der Stahlarbeiter der Vereinigten Staaten von Amerika wird dem W. T. B.“ aus Pittsburg berichtet, daß der Ausschuß der vereinigten Stahlarbeiter seine Sitzung zur Berathung über die Vorschläge des Stahltrusts gestern Nachmittag abermals, und zwar auf heute, vertagt habe. Soweit bekannt geworden, sei die Lage unverändert. — Den Londoner . News“ wird aus New Vork gemeldet, daß die Mitglieder des Stahlarbeiterverbandes, welche in Carnegie's Werken in Pittsburg beschäftigt sind, vorgestern ebenfalls in den Ausstand getreten sind.
Kunst und Wissenschaft.
V. A. Im Verlage von Ernst Wasmuth hierselbst (R, Markgrafenstraße 35) sind die beiden ersten Lieferungen eines großen Werkes, erschienen, in welchem Professor Joseph M. Olbrich die Frucht einer zweijährigen Thätigkeit: den Aufbau und die Gestaltung der Darm städter Künstler-Kolonie dauernd festzulegen und weiteren Kreisen sh alig zu machen sucht. Das vornehm aus⸗ gestattete Werk soll in zehn Lieferungen (Pr. je 20 S) heraus⸗— gegeben werden und Architektur und Kunstgewerbe der Darmstädter Ausstellung zur Anschauung bringen.
Olbrich, schon durch das Ausstellungsgebäude der Wiener Sezession und das Wiener Zimmer in der Pariser Weltausstellung rühmlich bekannt, war von dem kunstfreundlichen Großherzog Ernst Ludwig von Hessen sowohl zur räumlichen Anordnung der Anlagen wie zur sammten architektonischen Gestaltung der öffentlichen wie der Privatgebäude in der geplanten Künstlerkolonie berufen worden. Er hat es verstanden, das Terrain an dem schönen, alten Park auf der Mathilden⸗ höhe in , . Weise auszunutzen und die verschiedenen Gebäude in der Linienführung zu einem harmonischen Ganzen zu vereinigen. Im Einzelnen aber findet sich soviel des Extravaganten und Bizarren, daß die ausgesprochene Absicht des Meisters: zu zeigen, mit wie ein fachen Mitteln der Schönheit in der Kunst gedient werden könne, als unerfüllt bezeichnet werden muß. Das Bestreben, um jeden Preis original zu sein, hat alle hier thätigen Künstler zu Uebertreibungen verleitet und sie zu wenig mit den wirklichen Verhältnissen * lassen. Gerade darauf aber hãtte bei diesen. Musterhäusern ! das Haubtaugenmerk gerichtet werden sollen. Schon die geschraubte Sprache der Kataloge und die Nothwendigkeit, in jeder Einzel heit das Beabsichtigte um— ständlich zu erläutern, beweist eine innere Unwahrheit, die die unumgäng⸗ liche Folge dieser übertriebenen Prätensionen sein mußte. Daneben sind die Vorzüge nicht zu unterschätzen. Besonders die Arbeiten von Olbrich zeichnen sich durch süddeutsche Frische aus, und sowohl die Einfachheit des Ornamentes und der Dekoration wie die Anwendung und Zu— sammenstimmung der Farbentöne sind ein Schritt vorwärts auf gutem Wege, wenngleich man die Farben dem nordischen Himmel entsprechend gemildert seben möchte.
Alle diese Erwägungen, die schon aus Anlaß der Ausstellung laut wurden, erwachen aufs neue vor den Tafeln des vor⸗ liegenden Werkes. Wir finden in diesen ersten Lieferungen dargestellt: das Haus Olbrich, dazu einzelne seiner Innenräume mit ibrer Ausstattung, das große Eingangsportal der Ausstellung, das Ernst Ludwig⸗Haus, die Häuser Habich und Glückert und den folgenden Lieferungen vorgreifend kunstgewerbliche Gegenstände, alles in trefflichen, sorgfältig ausgeführten Zeichnungen. Das Haus Olbrich ist farbig wiedergegeben: rothes Dach, gelbe Außenwände und als Abschluß unten blauweiße Kacheln. Es macht trotz des Gesuchten einen freundlichen Eindruck, der besonders durch die überhängenden Blumengalerien hervorgerufen wird. Von den Innenräumen sehen wir die Piazza“ (einen gedeckten freien Platz,. das grüne Gastzimmer, das Wohnzimmer, das ganz in Weiß mit schwarzer Zeichnung gehalten ist, und, obwohl outriert, durch die einheitliche Wirkung behaglich wirkt, endlich das Schlafzimmer, das mit seinen hellen, fast grellen Stoffen gar zu an spruchsvoll und zu wenig Rube bietend erscheint. Die Möbel machen vielfach einen sehr schweren Eindruck; Tische und Stühle erscheinen kaum transportabel. Es wird hier im Holzwerk Ueberflüssiges ge⸗ boten, was mit der übrigen Einfachheit und Mäßigkeit der Dekorationen nicht im Einklang steht. Einen angenehmen Eindruck macht das Haus Habich, das jweifellos die beste Außenarchitektur zeigt. Das große Eingangsportal mit den egyptischen Pylonen wirkt schwer und massig, der bunte Fries mit den lebensgroßen Fiquren bizarr. Das Ernst Ludwig⸗ Haus, das den großen Ausstellungssaal und die ver⸗ schiedenen Ateliers enthält, ist zweifellos sehr zweckgemäß, erscheint aber durch die lange Front nüchtern und ist auch etwas willkürlich in der Architektur. Von der Mehrzahl dieser Gebäude sind den An= sichten noch Grundrisse und geometrische Zeichnungen beigefügt.
Auch die abgebildeten kunstgewerblichen Gegenstände verrathen das Bestreben, Neues zu bieten und zu prägen. Aber gerade auf diesem Gebiet herrscht gegenwärtig fast allenthalben ein ungewöhnlich frisches Leben, die Darmstädter Künstler müssen sich daher bescheiden, nur Einzelne unter Vielen zu sein. Für Darmstadt selbst ist zweifellos viel gewonnen. Nicht nur der Geschmack hat starke Anregung erfahren, auch das Handwerk ist, da die meisten Aufträge im Lande gearbeitet wurden, in außerordentlicher Weise gestärkt worden.
Die Publikation des Wasmuth'schen Verlags ist mit vielem Geschmack ausgestattet, nur die Schrift erscheint ein wenig gesucht. Man darf den weiteren Lieferungen mit Erwartung K
Eine internationale Ausstellung für moderne deko⸗ rative Kunst soll im Jahre 1902 in Turin stattfinden und zwar im Valentino“ jenem schattigen Park, in welchem auch die allgemeine italienische Gewerbeausstellung des Jahres 1898 Unterkunft fand. Das Unternehmen steht unter dem Protektorat Seiner Majestät des Königs Victor Emmanuel; Präsident des Vorstandes ist Seine Königliche Hoheit der Herzog von Aosta, Vize⸗Präsident der Präsident der Deputirten⸗ kammer Villa. Das Programm umfaßt in der ersten Ab⸗ theilung jede Art von Malerei für Zimmerdekoration, plastische Dekoration, Thüren⸗ und Fensterverschlüsss Keramik und Ziegel, Glas, Mosaik, Stoffe, Teppiche, ,, ,, Tapetenpapier, Leder und dessen Surrogate, Matten und Weiden, Metalle, Waffen, Heizung, Beleuchtungs⸗ und Licht⸗Apparate, Möbel, Hausgeräth, Golde. Silber. und Emailarbeiten, Münzen. dekorative Drucksachen, Buchillustrationen, Buchbinderkunst ꝛc. Die zweite Abtheilung soll darbieten: die Gesammteinrichtung von Zimmern, Decken und. Wanddekoration, Fußböden, Möbel, Geräthe und sämmtliches Zubehör je nach der Bestimmung der Räume. In der dritten Abtheilung endlich sollen Platz finden: das Haus und die Straße in ihren dekorativen Bestandtheilen, Projekte von Häusern und Haustheilen, Pläne von Straßen, Gärten, Plätzen, Arkaden, Ueberbrückungen 26. Einzäunungen, Gitter, Geländer, Thür⸗ und Fensterper ch lüsse Thürklopfer, Springbrunnen, Trinkstellen, Kandelaber, Lampen, Straßenlaternen, Plakate, Schilder, öffentliche Sitzplätze, Briefkästen ꝛe.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Ernteaussichten Rußlands.
Der Kaiserliche General⸗Konsul in St. Petersburg berichtet unter dem 13. d. M.: ;
Immer mehr häufen sich die ungünstigen Nachrichten über den Saatenstand. Die große Hitze und Dürre während der vergangenen Reifeperiode ist von schweren Folgen für das Gedeihen des Kornes begleitet gewesen. Die „Nowoje Wremja“ registriert in Nr. 9g091 vom 27. Juni (10. Juli d. J) eine Preishausse für russischen Roggen im Auslande angesichts des Umstandes, daß mehrfach der Verfuch gemacht worden sei, perfekt gewordene Schluͤsse auf Roggenlieferung wieder rückgängig zu machen. In Rybinsk sei dem Minister des Innern ein Bericht vorgelegt worden, wonach das ganze Getreide⸗ eschäft auf dem Rybinsker Platze durch die eingetretene Preishausse ahmgelegt worden sei. Angesichts der aus dem Innern eingehenden Nachrichten über den schlechten Kornsaatenstand hätten dortige Exporteure vielfach bereits expedierte Getreidetransporte zurück⸗ beordert. Sehr schlechte Saatenstandsnachrichten kommen aus den Gouvernements Moskau, Nishni⸗Nowgorod, Kasan, Wjatka, Perm, Ufa, Ssamara, Ssaratow, ferner aus Zarizyn, aus dem Dondistrikt, der Krim, den Gouvernements Jekaterinoslaw, Woronesh, Kursk, zum theil Charkow, Orel, Rjasan, Pensa, Tambow. In diesen Gebiets⸗ theilen sei die Sommerkornernte, namentlich die Hafer⸗ und Buch⸗ weizenernte, dem Untergange anheimgefallen, auch die Roggenernte werde hier im allgemeinen unter mittel, vielfach schlecht ausfallen. Schon gegenwärtig sei man z. B. in Ssaratow um die Beschaffung von Saatkorn besorgt. Außerdem gehe dort neben der Mißernte von Korn auch eine solche von Futtermitteln einher. Wenig erfreulich seien auch die Nachrichten aus Transuralien, dem Nordkaukasus und dem Südwestgebiete.
Obsternte⸗Aussichten in der Schweiz.
Die „Neue Zürcher Zeitung! vom 29. Juli meldet: Ueber die kommenden Herbstaussichten macht die „Schweizerische Zeitschrift für Obst⸗ und Weinbau“ sehr interessante Mittheilungen. Wie aus den bezüglichen Zusammenstellungen ersichtlich ist, dürfte im allgemeinen nur eine Mittelernte in Aussicht sein. Der diesjährige Obstmarkt wird daher im allgemeinen nur schwach mit Obst befahren werden und die für unsern Obsterport so wichtigen Tafel⸗ und Mostäpfel werden fast ganz fehlen. Bei Birnen können für längere Transporte nur späte, , . Sorten in Frage kommen. Durch die rasche Vergänglichkeit der Zwetschgen erfährt der Handel vorzugsweise mit feinen Tafelzwetschgen eine starke zeitliche Einschränkung, und es wird daher die Hauptmenge des Ertrages eingelegt zu Brennzwecken verkauft werden müssen. Die Schlüsse, . aus diesen Darstellungen ergeben, sind leicht zu ziehen: Durch sorgliche Aufbewahrung und Pflege der 8 Vorräͤthe, namentlich der Moste, durch Verarbeitung des Beeren⸗ und Stein⸗ obstes zu Produkten, die einen Ersatz für das fehlende Steinobst bilden, den eigenen Betrieb mit Vorräthen zu versehen, damit nicht die Nothwendigkeit eintritt, theures Obst kaufen zu müssen, sondern es eher möglich wird, die, wenn auch kleine Ernte zu den guten Preisen im Herbst verkaufen zu können. Aus den Nachbarstaaten laufen ebenfalls Berichte von einer mittelmäßigen bis geringen Obst—⸗ ernte ein.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundbeitsamts“, Nr. 31 vom 31. Juli 1901.)
Pest.
Großbritannien. Einer Mittheilung vom 23. Juli zufolge sind in Plymouth vom Bord des Drientdampfers Ormuz“ 2rest⸗ verdächtige Kranke nach dem Hospitalschiff übergefübrt worden, welche sich in Sydney und Freemantle auf das Schiff begeben hatten. Von den in Plymouth gelandeten Passagieren ist niemand erkrankt. Das Schiff ist desinfiziert und nach London abgegangen
Türkei. Am 25. Juli wurden in Stam bul 1 Pesttodesfall, in Haidar Pascha bei Skutari 4 pestverdächtige Fälle, i adt⸗ theil Kaszimpascha ein solcher gemeldet.
Egypten. Vom 12. bis 19. Juli wurden in krankungen und 1 Todesfall festgestellt; in Alerandrien Minieh sind neue Fälle nicht gemeldet.
Britisch⸗Ostindien. In der Präsidentschaft Bombay wurden in der Woche vom 22. bis 23. Juni 966 Pesterkrankungen und 667 Pesttodesfalle gemeldet, d. s. 324 und 175 mehr als in der Vorwoche. Für die Stadt Bom bawv belief sich in der Zeit vom 23. bis 29. Juni die Zahl der Pestfälle auf 60, diejenige der Pest⸗ todesfälle auf 64; ferner wurden 187 Sterbefälle als pestverdaͤchtig bezeichnet; gestorben sind insgesammt 684 Personen.
In Kurrachee ist die Pest zufolge einer Mittbeilung vom 4. Juli nahezu erloschen; seit Wiederausbruch der Epidemie sind da⸗ selbst 28638 Pestfälle und 2383 Pesttodesfälle gezählt worden.
Persien. Einer Mittheilung vom 14. Juli zufolge sind von
einer wahrscheinlich aus Sindh stamm enden Karawane, deren Reise⸗ ziel Mesched war. 72 Personen unterwegg und 1 in Seistan unter pestverdächtigen Erscheinungen gestorben. — Kapland. In der am 29. Juni abgelaufenen Woche wurden in der ganzen Kolonie 12 Pesterkrankungen gemeldet (darunter 4 in Port Elizabeth); einschließlich 2 aufgefundener Leichen sind 3 (0) Kranke gestorben. Am 29. Juni be⸗ fanden sich noch 60 (7) Kranke in Behandlung Als vpest⸗ verdächtig standen an diesem Tage 12 (0) Personen unter Beobachtung. nachdem bei 1 (0) Person im Laufe der Woche Pest erkannt worden war. In den eontaet eampn befanden sich am 29. Juni noch 492 Personen unter Beobachtung. Die Gesammtzahl der bis zum 29. Juni in der Kolonie angezeigten Pftfälle (Pesttodesfälle) betrug 749 (357), darunter in Port Elizabeth 18 (9).