1901 / 226 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Sep 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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§ 14.

Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestimmungen werden, sofern nach dem ,,,, nicht eine höhere Strafe verwirkt ist, nach den 88 66 und 67 des Reichs⸗ Viehseuchengesetzes vom 23. Juni 18801. Mai 1894 bezw. nach § 148 Abs. 1, Ziff. Fa der Reichs⸗Gewerbeordnung be⸗

straft. . § 15. Diese Anordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündigung in Kraft. Gumbinnen, den 18. September 1901. Der 6,

von Loos.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Professor der Theologie an der philosophisch⸗ theologischen Lehranstalt zu Paderborn Dr. Kleffner zum Domherrn bei der Kathedral-Kirche daselbst zu ernennen.

Ministe rium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Bekanntmachung.

Das Alte und Neue Museum, die National—⸗ Galerie, das Museum für Völkerkunde und das Kunst— gewerbe⸗Mu seum sind während der Monate Oktober bis März an den Wochentagen, mit Ausnahme der Montage die National⸗-Galerie mit Ausnahme der Dienstage von 10 bis 3 Uhr, Sonntags und an den zweiten Feier— tagen der hohen Feste während der Monate

Oktober und März von 12 bis 5 Uhr,

November und Februar von 12 bis 4 Uhr,

Dezember und Januar von 12 bis 3 Uhr für das Publikum geöffnet.

Berlin, den 20. September 1901.

General⸗Verwaltung . Königlichen Museen.

Dreffel.

Bekanntmachung.

Auf Grund des 3 3 der in Nr. 284 des „Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers“ vom 2. Dezember 1891 veröffentlichten, am 1. Januar 1893 in Kraft , .

Vorschriften für die Lieferung und Prüfung von Papier zu amtlichen Zwecken hat ferner die folgende Fabrik ihr Wasserzeichen bei der unter⸗ zeichneten Anstalt angemeldet:

8 j —1—

Firma

Wortlaut des Wasserzeichens

Papierfabrik zum Bruderhaus in Dettingen bei Urach Dettingen bei Urach.

Paxierfabrik zum Bruderhaus

Normal...

Charlottenburg, den 16. September 1901. Königliche mechanisch⸗technische Versuchsanstalt. . Rudeloff.

Bekanntmachung.

Gemäß 8 46 des Jommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (GesetzSamml. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebs⸗ jahre 1909 1901 bei der Stendal⸗Tangermünder Eisen⸗ bahn auf 78 500 00 S festgestellt worden ist.

Magdeburg, den 21. September 1901.

Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. Taeger, nt der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion.

Bekanntmachung.

Gemäß z 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14 Juli 1893 (GesetzSamml. S. 152) wird zur öffentlichen Kennmiß gebracht, daß das aus dem Betriebe der auf preußischem Staatsgebiete belegenen Theilstrecke der Eisenbahn Sittard Herzogenrath sich ergebende kommunalabgabe⸗

en der Gesellschaft für den Betrieb der Niederländischen seisenbahnen zu Utrecht für das Jahr 1900 auf 2101 6 fesigestellt worden ist. Cöln, den 20. September 1901 Der Königliche Eisenbahn⸗Kommissar. Stieger.

Angekommen: der Direktor im Reichs⸗Justizamt Dr. Gutbrod.

. 1 Nichtamtliches. Teutsches Reich. Vrenßen. Berlin, 23 September

Seine Ma jestãt der Kaiser und König höärten gestern früh in Cadinen den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten von Tschirschky und Bögen dorff. Mittags verließen Beide Masestäten Cadinen und trafen Abends um 7 Uhr im Jagdschlosse Rominten ein

Der Königliche Gesandte in Dresden, Wirkliche 8h n Rath Graf von Dönhoff ist von dem ihm Allerhöchst be⸗ willigten Urlaub auf en Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der hiesige Groß er glich mecklenburgische Gesandte von Oertzen ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Dem Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Brügman in Schles⸗ wig ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Saarburg, Regierungsbezirk Trier, übertragen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ beabsichtigte S. M. S. „Wolf“, Kommandant: Kapitänleutnant Louran, am heutigen Tage von Loanda nach Cap Lopez in See zu gehen.

S. M. S. „Cormoran“, Kommandant: ö Kapitän Grapow, ist am 31. August von Papeete nach den Margquesas⸗-Inseln in See gegangen.

S. M. S. „Fürst Bismarck“, Kommandant: Kapitän zur See Graf von Moltke, mit dem Chef des Kreuzer— Geschwaders, Vize⸗Admiral Bendemann, an Bord, und S. M. Torpedoboot „S 91“, Kommandant: Oberleutnant zur See Püllen, sind am 19. September in Talienwan an⸗ gekommen und am 20. September nach Chemulpo wieder in See gegangen. .

S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän zur See Stein, ist am 20. September in Yokohama ein⸗ getroffen.

S. M. S. „Hertha“, Kommandant: Kapitän zur See Derzewski, ist am 21. September von Tsingtau nach Nagasaki in See gegangen.

Das Kriegs-Ministerium theilt über die Fahrten der Tru ppentransportschiffe Folgendes mit: Der Dampfer „Erzherzog Franz Ferdinand“ passierte Corfu am 22. d. M.; der Dampfer „Wittekind“ traf am 22. d. M. in Singapore ein und ging am nämlichen Tage weiter.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird die vom Reichs⸗ Eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ triebs-Ergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Au gu st 1901 veröffentlicht, auf welche am Freitag v. W. an dieser Stelle auszüglich hingewiesen worden ist.

Elbing, 22. September. In Anwesenheit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin fand heute Vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, im Schloßpark zu Cadinen die Einweihung der neuen Kapelle statt.

Posen, 21. September. Seine Majestät der Kaiser und König hat, wie das „Posener Tageblatt“ meldet, fol⸗ gende Kabinets⸗Ordre erlassen:

Ich babe beschlossen, dem Grenadier⸗Regiment Graf Kleist von Nollendorf (1. Westpreußischen) Nr. 6 zum Zeichen Meiner Zu— friedenheit mit seinen guten Diensten die Büste des General Feld- marschalls Grafen Kleist von Nollendorf, seines verewigten Chess, zu überweisen, und thue dies in dem zuversichtlichen Vertrauen, daß das Regiment aus diesem Beweise Meiner Königlichen Gnade einen erneuten Ansporn zur treuesten Erfüllung e entnehmen wird.

Danzig, an Bord Meiner Jacht Hohenzollern, 16. Sep— tember 1901.

Wilhelm R.“

Kiel, 22. September. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, heute Abend um Gi / Uhr hier ein. Allerhöchstdieselben wurden von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich, den Großfürstinnen⸗Töchtern, Seiner Hoheit dem Herzog und Ihrer Kaiserlichen Soheit der Herzogin Peter von Oldenburg, sowie von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Nikolaus von Griechen⸗ land empfangen und begaben Sich nach dem Schlosse. Um A/ L Uhr Abends setzten Ihre Majestäten mit den Groß⸗ fürstinnen⸗Töchtern die Reise nach Rußland fort. Ihre König— lichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich ge⸗ leileten Ihre Majestäten zum Bahnhofe.

Wilhelmshaven, 22. Seytember. S. M. lleine Kreuzer Gefion und „Irene“ sind heute nach mehrjähriger

Abwesenheit von Ost⸗Asien hier eingetroffen.

Bremen.

Der aus Ost⸗Asien in Brem enhaven angekommene Lloyddampfer, Neckar“ landete gestern, wie dem W. T. B. gemeldet wird, die 3. Infanterie⸗Brigade, den Bataillonsstab und die 1. Batterie schwerer Feldhaubitzen, die Telegraphen Abtheilung, die Feldintendantur, das Trainkommando, die Proviantkolonnen 1, 2 und 3, das Feldlazareth 6, das Etappen kommando und das Kriegelazareth-⸗Personal, zusammen 55 Offiziere und 2002 Mann.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der gestern abgehaltene Vertrauensmännertag der deutschen Volkspartei Böhmens nahm, wie die Deutsch—⸗ nationale Korrespondenz meldet, einstimmig einen Wahlaufruf an, welcher den antisemitischen Charakter der Deutschen Volkg⸗ partei betont, auf die Nothwendigkeit hinweist, mit dem Deutschen Reiche ein gemeinsames Zollgebiet zu bilden, für die deutsche Staatssprache eintritt, sich gegen die klerikalen Uebergriffe wendet und als Hauptforderung die administrative Zweitheilung Böhmens mit ausdrücklicher Ablehnung der inneren czechischen Amtasprache für das czechische Verwastungs gebiet ausstelli. .

Frankreich.

Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen mit dem Präͤsidenten Loubet, wie W. T. B.“ berichtet, vorgestern Vormittag um 109 Uhr von Compiegne auf dem Paradefeld bei Béetheny ein. Der Kaiser, Allerhöchstwelcher russische Generalguniform trug, und der Kriegs⸗Minister, Ge neral André waren zu Pferde gestiegen. Die Kaiserin, sowie der Präsident Loubet und der Minister⸗Präsident Walbeck⸗

Rousseau fuhren aufstellung entlang. die Musikkorps militärisch, während der Fahnen und Standarten, die sich zum Gruße senkten das Haupt entblößte. Der Kaiser und der Prãsiden Loubet begaben sich dann nach der rentribũne während der Kriegs⸗Minister, General Andrs ; Kaiserin im Namen aller Generale des französischen Heeres einen Korb mit Blumen überreichte. Kurz vor 10 Uhr begann der Vorbeimarsch der Truppen, deren Haltung eine vorzügliche war; dieselben zeigten trotz der anstrengenden 13 tägigen Manöver nicht die geringste Ermüdung. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, sowie der Prãsident Loubet erhoben sich beim Vorbeimarsch der Fahnen Nach Beendigung der arade suchte der Praͤsident des Pariser Munizipalraths Dausset eine Audienz bei dem Kaiser nach, welche Allerhöchstderselbe bewilligte. Dausset brachte dem Kaiser die Huldigung des Gemeinderaths dar und sprach zugleich das Bedauern der Pariser Bevölkerung aus, daß sie den Kaiser nicht habe begrüßen können wie im Jahre 1896. Der Kai e. dankte und beauftragte Dausset, dem Gemeinderath seinen Dank für die Willkommensadresse des Gemeinderaths auszusprechen, welche er in Dünkirchen erhalten habe. Sodann fand in dem Kaiserzelt ein Dejeuner statt, bei welchem der Präsident Loubet, wie „W. T. B.“ meldet folgenden Trinkspruch ausbrachte:

Sire! Indem ich Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin im Namen der Französischen Republik den Dank dafür aus spreche, daß Sie geruht haben, den erhebenden Schauspielen dieser Tage beijuwohnen, lenkt sich mein Gedanke auf den großen politischen Vorgang zurück, der diesen vorangegangen ist, und der ihnen ihre ganze Bedeutung verleiht. Vorbereitet und geschlossen von Ihrem erlauchten Vater, dem Kaiser Alexander iIJ., und von dem Präsidenten Carnot, feierlich kundgegeben an Bord des ‚Pothuau' durch Eure Majestät und den Präsidenten Felix Faure, hat das Bündniß Rußlands und Frankreichs Zeit gehabt, seinen Charakter zu bekräftigen und seine Früchte zu tragen. Wenn Niemand an der wesentlich friedlichen Idee, aus der es hervorgegangen ist, zweifeln kann, so kann auch Niemand verkennen, daß es in hohem Maße bei getragen hat zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen den w , Mächten, der nothwendigen Bedingung eines Friedens, der, um fruchtbringend zu sein, nicht , bleiben konnte. Daz Bündniß hat sich mit den Jahren entwickelt und die Fragen, die auf— getaucht sind, fanden es wachsam, entschlossen, seine eigenen Intereffen und die allgemeinen Interessen der Welt versöhnend; sie fanden es ferner gemäßigt, weil es stark und im voraus für die Lösungen gewonnen war, die von der Gerechtigkeit und Menschlichkeit eingegeben waren. Das Gute, das es gestiftet hat, ist ein Unterpfand des Guten, daz es noch stiften wird, und im vollen Vertrauen darauf und der edlen Begründer dieses Werkes pietätvoll gedenkend, dem der heutige Tag eine herrliche Weihe verleiht, erhebe ich mein Glas auf den Ruhm und das Glück Eurer Majestät, Ihrer Majestät der Kaiserin und der ganzen Familie, auf die Größe und das Gedeihen des Frankreich be— freundeten und verbündeten Rußlands.“

Die Musik spielte hierauf die russische Nationalhymne.

Die Antwort des Kaisers lautete folgendermaßen:

Herr Präsident! In dem Augenblick, wo wir Frankreich verlassen, wo wir wiederum eine so herzliche und warme Aufnahme genossn haben, liegt es mir am Herzen, Ihnen unsere aufrichtige Dankbarkeit und lebhafte Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Wir, de Kaiserin und ich, werden stets die kostbaren Erinnerungen dier wenigen Tage bewahren, die von so tief in unsexe Herzen ein gegrabenen Erinnerungen erfüllt sind, und werden nach wie vor, anz der Ferne und der Nähe an allem theilnehmen, was das befreundete Frankreich betrifft. Die Bande, welche unsere Länder vereinigen, haben sich soeben noch mehr gefestigt und haben eine neuerliche Welle durch die Beweise gegenseitiger Sympathie erhalten, die sich kier so beredt kundgaben und in Rußland ein so warmes Echo fanden. Die innige Vereinigung der beiden großen Mächte, welche von den friedlichsten Absichten beseelt sind und welche, obgleich sie ihren Rechten Achtung zu verschaffen wissen, nicht die Rechte der Anderen irgendwie zu beeinträchtigen suchen, ist ein werthvolles Element der Beruhigung für die gesammte Menschheit. Ich trinke auf daz Wohl Frankreichs, der befreundeten und verbündeten Nation, dez tapferen Heeres und der schönen französischen Flotte. Lassen Sie mich Ihnen, Herr Präsident, gegenüber nochmals unferen Dank aussprechen und Ihnen zu Ehren mein Glas erheben.

Die Musik stimmte sodann die Marseillaise an.

Nach dem Dejeuner wurde der Präsident des Pariser Munizipalraths Dausset nochmals von dem Kaiser empfangen, Allerhöchstwelcher sein Bedauern aussprach, diesmal nicht nach Paris kommen zu können; sein Wunsch sei es, bald nach der Hauptstadt zu kommen.

Der Kaiser und die Kaiserin begaben sich hierauf mi dem Präsidenten Loubet näch der Haltestelle Fresnois, wo der Kaiserliche Zug bereit stand. Vor dem Vesteigen des Zuges unterhielten sich die Majestäten mit den zur Verab— schiedung erschienenen Personen. Die Kaiserin drückten d Gemahlin des Präsidenten Loubet die Hand und sprach ihren Dank für die erwiesenen Aufmerksamkeiten aus. Dann reichte Allerhöchstdieselbe auch den Gemahlinnen Ur Minister die Hand. Der Kaiser schüttelte dem Kriegs Minister Andrée die Hand und sprach seine lebhafte Anerkennung über die Fortschritte der französischen Armee aus. Hierauf unterhielt sich der Kaiser mit dem Minister⸗Präsidenten Waldeck Roussean und verabschiedete sich von den Gemahlinnen Loubet s, Deschanel 's, Falliüre s und Waldeck⸗Rousseau 's. Der Präsident Loubet und Frau Loubet begleiteten die Majestäten in den Zug, wo sie auf das Herzlichste Abschied nahmen Der Präsident und seine Gemahlin verließen sodann den Waggon, und es wurde das Abfahrtssignal gegeben. Am Fenster stehend grüßten der Kaiser und die Kaiserin, die Truppen präsentierten unter den Klängen der Musik, die Geschütze feuerten Salut, brausende Hoͤchrufe auf Rußland erschollen und der Zug setzte sich in Bewegung. Bel der Ver⸗ abschiedung von Loubet sprach der Kaiser sein Bedauern darüber aus, so schnell abreisen zu müssen. Der Präsident entgegnete: Majestat wissen, wie glücklich wir sein werben, die Kalsermn und Sie wiederzusehen. Der Kaiser erwiderte: „Ich hoffe, daß wir bald wiederkommen werden“ **.

(Um Ki Uhr Abends traf der Zug in Pagny sur Moselle an der deutschen Grenze ein, wo das Hg. Jager⸗Bataillon die militärischen Ehren erwies. Von dort richiete der Kaiser folgendes Telegramm an den Präsidenten Loubet: Anter dem glänzenden Gindruck der in Frankreich verlebten Tage ist es uns, der Kaiserin und mir, ein Bedürfniß. Ihnen den lebbaften Ausdruck der Gefüble ju wiederholen, welche ung beseelen. Tief bewegt in dem Augenblicke, wo wir den französischen Beden derlassen, bitten wir Sie. den Ausdruck unserer aufrichtigen Danlhar. keit entgegensunebmen und denselben allen denen zu übermitteln, welche mit einer räbrenden Henlichkeit an den Kundgebungen tbeilnabmen, deren Gegenstand wir waren. An die von Rußland so geliebte um, geschätzte franz esische Nation richten wir unferen aufrichtigen Danl und verbinden damit unsere berzlichsten Wansche.

Nikolaus.

u Wagen die Front der ie Truppen präsentierten das 8 pielten die Marseillaise.

Der Kaiser grun Präsident Loubet e drinn

der

Der äsident Loubet sowie der Minister⸗Präsident , und die übrigen Mitglieder der

Regierung trafen am Sonnabend Abend 64 un wieder

in Paris ein und wurden l begrüßt. Der Präsident begab sich alsbald nach dem Elysẽe. . .

Der Präsident Loubet * an den Marine⸗Minister Lanessan ein Schreihen gerichtet, in welchem es, dem W. T. B. zufolge, heißt:

Die Flottenparade bei Dünkirchen bot ein herzerfreuendes Schauspiel dar. Das Kanal -⸗Geschwader verstand es trotz der ungünstigen See zu beweisen, daß es stets des Ver—⸗ trauens der Regierung und des Parlaments würdig ist. Die Marine weiß, welche unentbehrliche Kraft sie der Regierung der Republik leiht, um bis an das äußerste Ende der Welt den Respekt vor unserer Fahne, und den Schutz unserer Interessen sicher⸗ een. Ihre Hingebung steht auf derselben Höhe wie ihre

abe.

. Das Schreiben schließt mit dem Ersuchen, dem Kanal⸗ Geschwader die Glückwünsche des Präfidenten und der Re⸗ gierung zu übermitteln. .

In einem Schreiben an den Kriegs-Minister, General Andrs sagt der Präsident Loubet:

Die anöper, denen wir beiwohnten, waren eine bewunderns⸗ werthe Kundgebung der Macht Frankreichs. Die Opfer, welche das Land so willig gebracht hat, sind durch dieselbe vergolten. Die Truppen haben trotz der vor⸗ angegangenen Anstrengungen bei der Schluß⸗ Revue mit bemerkenswerther Haltung und Lebendigkeit defiliert. Aufs neue hat sich die Armee die iet unserer hohen Gäste und das Ver⸗ trauen der Regierung und des Landes erworben.“ .

Der Präsfident schließt, indem er den Truppen seinen Glückwunsch und denjenigen der Regierung ausspricht.

Déroulsde hatte die Pariser aufgefordert, am Sonnabend an einer Kundgebung vor dem Löwen von Belfort in zahl— reicher Menge theilzunehmen, um gegen das Ministerium zu protestieren, weil es den Besuch des Kaisers von Rußland in Paris verhindert habe. Obgleich Déroulsde erklärt hatte, Paris sei nicht mehr Paris, falls es seiner Aufforderung nicht entspreche, nahmen doch nur 300 bis 400 Mitglieder der Patriotenliga an der Kundgebung theil. .

In Troyes ist ein Anarchist Namens Tels, welcher die Ermęrdung Carnot's und Me Kinley's verherrlicht hatte, von der Polizei verhaftet worden.

Rußland.

Wie dem W. T. B.“ aus St. Petersburg berichtet wird, hat Seine Majestät der Deutsche Kaiser der Yacht „Standart“ Allerhöchstsein Porträt mit einer eigenhändigen Widmung, welche von Hela, den 13. September, datiert ist, zum Geschenk gemacht.

Spanien.

Der UnterrichtsMinister Romanones hat, dem W. T. B.“ zufolge, erklärt, das Dekret, nach welchem alle jetzt bestehenden religiösen und politischen Vereine sich in die Register der Präfekturen eintragen zu lassen hätten, sei mit Einstimmigkeit von den Ministern genehmigt worden; es stimme überein mit der liberalen Lehre und be⸗ zwecke, den Zuzug auswärtiger Kongregationen zu be⸗ schränken.

Niederlande.

Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus den Haag haben die am niederländischen Hofe beglaubigten Gesandten und die Mitglieder des ständigen Ver⸗ valtungsraths des internationalen Schieds— gericht shofes von dem Präsidenten, dem Minister des Aus⸗ wärtigen Baron Melvil van Lynden eine Abschrift des Ansuchens der Buren um einen Schiedsspruch mit der Mit⸗ theilung erhalten, daß der Minister das Ansuchen in der nächsten Sitzung des Verwaltungsraths vorzulegen beabsichtige. Ueber das Datum, an welchem diese Sitzung stattfinden soll, ist jedoch noch nichts bestimmt worden.

Das Amsterdamer „Handelsblad“ meldet, die Mitglieder der Burenmission Fischer, Wessels und Wolmarans hätten am Freitag eine lange Unterredung mit dem Minister⸗ Praͤsidenten und Minister des Innern Br. Kuyper gehabt.

Türkei.

Der deutsche Geschäftsträger Freiherr von Wangenheim und der Major Morgen waren, wie W. T. B.“ erfährt, zu gestern Abend zum Diner nach dem HYildiz⸗Palais eingeladen worden.

Ein der Communiquè Korresp. Bureau

„Agence de Constantinople“ versichert, wie dem Wiener „Telegr⸗ mitgetheilt wird, daß die Nachrichten don angeblichen Zusammenstößen zwischen türtischen Truppen und Armeniern im türkischen Stadtviertel von Nusch, wobei es mehrere Todte und Verwundete gegeben Daben solle, der Begründung entbehrten. Die einzigen, den turkischen Behörden zur Kenniniß gelangten Vorfälle in Musch bestanden in der bereits vor einiger Zeit erfolgten Ermordung zweier mohamedanischer Notabeln durch Armenier und einigen dereinzelten, damit im Zusammenhange stehenden Mordthaien. Infolge spezieller Weisungen des Sultans seien dorthin, wo es nöthig gewesen, Truppen diglociert worden, sodaß sich seit⸗ r auch nicht einmal vereinzelte Fälle von Ruhestörungen reignet hätten. Dem Sultan seien auch bereits Dankadressen aus Musch zugegangen.

zugegangenes

Amerika.

Eine Depesche der Times“ aus New York meldet: Infolge der Entdeckung, daß Anarchisten und andere unliebsame Ein⸗ wanderer auf gefälschte Pässe nach den Vereinigten Staaten ge⸗ lemmen seien, würden die Gese tze, betreffend die in wanderung, Deit schar fer als bisher durchgeführt werden. Die aus dem uslande zurückkehrenden Amerikaner müßten im stande sein, sich über ihre Persönlichkeit auszuweisen. Bei Zwischendeck⸗ basagieren solle der Nichtbesitz eines Passes oder des Aus—⸗ weises, daß der Inhaber amerikanischer Bürger sei, als ge⸗ nuügender Grund zur . angesehen werden.

Das Neuter sche Bureau⸗ berichtet, ein in New York ein⸗ Ttroffenes Telegramm aus Wil lem sigd besage, daß, nach einer den den venczolgnischen Behörden auf Goajira nach Caracas Vanden Mittheilung, der franzosische Kreuzer „Suchet“ . Jampf ber venezolanischen Kanonenboote mit dem umbischen Kanonenboote Pinzon“ dadurch verhindert habe, 8 er sich zwischen beide Theile legte. In ähnlicher

nse habe er die venezolanischen Kanonenboote gehindert, die

dlumbier zu beschicßen, als dlese in La acha gelandet seien. Dem W. T. B* wird aus New Jork gemeldet, nach mem Telegramm aus Rio de Janeiro sei in dem füdlichen

Theile des Staates Matto Grosso eine Revolution gegen die Regierung dieses Staates ausgebrbchen.

Die argentinische Deputirtenkammer hat, dem „W. T. B.“ zufolge, mit 56 gegen Al Stimmen den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die allgemeine Dienstpflicht, an⸗ genommen.

Asien.

Aus Peking vom gestrigen Tage berichtet das, Reuter sche Bureau“, es sei dort alles ruhig, seitdem die Stadt von den Truppen der Mächte geräumt sei. Die Truppen Juanschikai's hielten die Ordnung aufrecht. Die Haltung der Bevölkerung sei allgemein freundlich gegen die Fremden; diese besuchten ohne Waffen alle Stadttheile und Vorstädte und würden nicht be⸗ lästigt. Der Prinz Tsching habe den Gesandten brieflich mit— getheilt, die chinesische Regierung bereite die Absendung von drei Abordnungen vor, an deren Spitze ein Taotai und zwei Präfekten stehen sollten, welche Australien, Amerika, die Philippinen, Java, Borneo, Saigon und Singapore besuchen würden, um die dortigen Chinefen zu Zeichnungen auf die Entschädigungsanleihe zu bewegen. Gleichzeitig habe der Prinz Tsching die Gesandten gebeten, die chinesischen Kommissare mit Beglaubigungsschreiben versehen zu wollen. Der französische Konsular⸗Agent bei der koreanischen Regierung sei in Peking eingetroffen, um ein Grundstück zur Errichtung einer koreanischen Gesandtschaft zu erwerben. Der russische sowohl wie der ef Gesandte hätten ihm einen Theil ihres Gebietes im Gesandtschafts— viertel angeboten.

Dem „W. T. B. wird aus Tokio gemeldet: Komura, bisher Gesandter in Peking, sei zum Minister des Aeußern ernannt worden und habe sein Amt übernommen.

Afrika.

Lord Kitchener meldet, der Oberst Williams habe beinahe das ganze Kommando Koch westlich von Adenburg gefangen genommen. Es seien 55 Gefangene gemacht und der ganze Transport weggenommen worden. Fern en habe bei Carolina ein Kommando von 54 Mann, darunter einen P. Botha gefangen genommen und 48 Wagen erbeutet. Kruitzinger habe den Versuch gemacht, über den Oranjefluß vor⸗ zustoßen und das Lager der Schützen CLovat's überfallen. Die Erzwingung des ö sei Kruitzinger nicht gelungen, aber Lovat's Verluste seien schwer. Unter den Gefallenen be⸗ fänden sich der Oberst Murray und der Hauptmann Murray. Die Buren hätten ein a , ,. aber die Engländer hätten ihnen dasselbe in einem schneidigen Angriff wieder abgenommen. Die Gefangenen, welche in dem Gefecht, welches Gough bei Utrecht zu bestehen hatte, gemacht worden waren, seien wieder freigelassen worden. Die britischen Verluste bei Vlakfontein beliefen sich auf 6 Gefallene, 23 Verwundete und 105 Ge— fangene, welche wieder freigelassen worden seien.

Aus Durban vom 21. d. M. berichtet W. T. B.“, der General Bo tha befinde sich mit 1500 Mann und allen hervor— ragenden Burenführern aus Transvaal auf dem Marsche von Ermelo ostwärts nach dem Zululand. Der General Lyttelton stehe mit einer starken Streitmacht in der Nähe des Buffaloflusses.

Nach einer Meldung aus Middelburg (Kapkolonie) vom 17. September würden in der Kapkolonie die kriegerischen Operationen lebhaft fortgesetzt. Dem neuesten Einfall einer erheblichen Anzahl von Buren, welche östlich von Aliwal den Oranjefluß überschritten hätten, sei durch eine ent⸗ sprechende Vermehrung der britischen Truppen in jener Gegend begegnet worden. Der General French habe energische Maß⸗ regeln getroffen, um einem weiteren Einfalle vorzubeugen. An der Eisenbahnlinie von Vryburg nach Aliwal seien Block⸗ häuser errichtet worden. Die Buren erhielten Unterstũtzung von den Farmern, während die britischen Truppen Schwierig⸗ keiten hätten, Mittheilungen zu erlangen. Man sei allgemein der Meinung, daß die Proklamation Lord Kitchener's keine Wirkung gehabt habe.

Nr. 38 des Eisenbabn⸗Verordnungsblatts“, heraus— egeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. September, t folgenden Inhalt: Zusatzübereinkommen zu dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfrachtverkehr vom 14 Oktober 1890; vom 16. Juni 1898.

Kunst und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum ist für kurie Zeit ein spätgotbischer Schnitzaltar aus der Kirche zu Waafe auf der Insel Umm anz ausgestellt. welcher bebufs Wiederberstellung nach Berlin gesandt war. Das Werk gehört nach d e (flache Hand) zu einer Reibe in Antwerpen angefertigter

ten, die unter sich mehr oder minder verwandt, vom Rheinland über Nordwest ⸗Deutschland und das gesammte baltische Küstengebiet verbreitet sind. Der 2, 40 m hohe Altar tbeilt sich in eine erböbte Mittelstaffel und zwei niedrigere Seitentbeile. In der Mitte siebt man die Darstellung der Kreuzigung, in der unteren Hälfte die Gruppe der Leidtragenden, links davon die Freuitragung mit dem Motive des den Heiland mit dem Fuße stoßenden Schergen, rechts die Klage um den Leichnam des Herrn. Den oberen Abschluß der Staffeln bilden reiche durchbrochene Maßwerk Baldachine; die Rabmen ent⸗ alten kleine Reliefs der sieben Sakramente und aus der Passion Unter den drei Hauptdarstellungen sinden sich drei Vorgänge aus dem Leben des Thomas Becket, Erzbischoft von Canterburv. Hier feblen einzelne Figuren. Die Wiederberstellung erstreckte sich im Schnitzwerk nur auf die Ergänzung feblender Gliedmaßen, Gewand und Waffentheile an den Figuren und die Erneuerung des abgebrochenen architektonischen Zierwerkg. Gine sorgfältige Reinigung ergab fast die alte Farbenfrische, sodaß nur wenig nachgebolfen zu werden brauchte. Mehr gelitten batte die Vergoldung; sie ist aber mit größter Sorg⸗ falt in den abgeblätterten Theilen festgelegt oder erneuert worden. Die Malereien auf den Klaprflügeln stellen bei geöffnetem Schrein je zwei dem Kreusegtode voraufgebende und folgende Vorgänge dar, linkgß: dag Abendmahl und der Verrathb, rechts: die Auferstebung und n darüber im oberen Theile der Mittelstaffel: Gbristi Erscheinung vor Maria und den Gang nach Emmaus. Die eschlossenen Flügel feigen oben Sinnbilder der Passion, unten Abrabam und Melchisedek, die Messe des Papsteg Gregor und den Mannaregen. Die Ergänzung des Schnitzwerkg ist in der Holischnitz⸗ klasse des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museumg, die Wiederberstellung der Malereien sowie der Polrchromie und Vergoldung in den Werk⸗ stätten der biesigen Königlichen Gemälde⸗KGalerie erfolgt. Das Ganze ist ein Werk von ungewobnlichem Reichthum und Farbenxrracht.

Im Verein für deutsches Kunstge werbe wird am Mitt⸗ woch, den 25. d. M. Abends 8J Uhr, im Festsaale des Künstler⸗ hauses (Bellevuestr. 3) Herr Dr. Georg Naß, Assistent an der Königlichen Technischen Hochschule zu Charlottenburg, einen Vortrag über das Porzellan, seine Geschichte mund Herstellung“ halten. Der Vortrag wird durch Lichtbilder erlãm ert werden. Ferner findet eine Ausstellung von Entwürfen, Studien und Zeichnungen des Malers Huge van der Woude nebst nach dessen Entwürfen ausgeführten Kunstftickereien von Fräulein Hulda van der Woude statt.

Aus München berichtet W. T. B.. das Ableben zweier Lehrer an der dortigen Universität, und zwar des Prorektors, Professors der Theologie J. Bach, welcher daselbst an Sonntag früh verschied, und des Professors der Rechte, Geheimen Raths von Sicherer, der in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend in Berchtesgaden gestorben ist.

In Kasan ist, wie W. T. B. meldet, gestern die neue Universitäts⸗Sternwarte eröffnet worden.

Die Expedition des russischen Malers Borisow ist, einer Meldung des W. T. B. zufolge, nach Durchführung ihrer künstlerischen Aufgaben aus Novoje⸗Semlja nach Archangelsk zurückgekehrt. Während einer 106 tägigen Schlittenerpedition wurden mehr als 100 Zeichnungen und Skizzen aufgenommen. Außerdem hat die Expedition in Bezug auf Zoologie, Botanik und Meteorologie be⸗ merkenswerthe Ergebnisse erzielt. Das Karische Meer war Ende April eisfrei.

Handel und Gewerbe.

Heute Vormittag 10 Uhr fand im Reichsbankgebäude eine Sitzung des Zentral⸗Ausschusses der Re ichs bank statt. Der Vor⸗ sitzende, Präsident des Reichsbank⸗Direktoriums, Wirkliche Ge⸗ heime Rath Dr. Koch führte im Anschluß an die vorgetragene Uebersicht über die Lage der Bank aus, daß dieselbe sich seit der letzten Diskontermäßigung erheblich verändert habe. Allerdings betrage der ö noch immer 9 Millionen mehr als im Vorjahre, aber die Wechselanlage, welche am 15. Juni d. J. die des Vorjahres nur um 7 Mill. überstiegen habe, sei jetzt um 167 Mill., die Gesammtanlage 131 Mill. höher und selbst gegen das Jahr 1899, in welchem der Zinsfuß von 5 Prozent am 3. Oktober auf 6 Prozent habe erhöht werden müssen, ergebe sich noch ein Unterschied von 346 bzw. 28 Mill. zu Ungunsten des laufenden Jahres. Die fremden Gelder seien um 129 Mill., aber auch der Notenumlauf um 66 Mill. größer als 1900. Wahrscheinlich stehe zum Schluß des Quartals eine bedeutende Inanspruchnahme der Reichsbank bevor, da der gewöhnliche große Herbstbedarf durch das in weiten Kreisen der Privatdiskonteure herrschende Mißtrauen wesentlich ge⸗ steigert werde. Obwohl der Preis des Geldes im offenen Markte sich im laufenden Monat nicht sehr gehoben habe und die fremden Wechselkurse noch günstig seien, entspreche doch ein Zinsfuß von 3i“ Proz. nicht mehr der gegenwärtigen Lage; vielmehr empfehle sich eine mäßige Er⸗ höhung, um allen Möglichkeiten gegenüber besser gerüstet zu sein. Mit der hiernach beabsichtigten Erhöhung des Diskonts auf 4, des Lombardzinsfußes auf 5 Proz. erklärte sich der Zentral⸗Ausschuß nach kurzer Berathung einstimmig ein⸗ verstanden. Sodann wurden noch einige Gattungen von Schuldverschreibungen zur Beleihung im Lombardverkehr zu⸗ gelassen.

(Weitere Nachrichten über Handel und Gewerbe“ s. i. d. Zweiten und Dritten Beilage.)

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Die Goldgrube“, Schwank in drei Akten von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby, ging vorgestern an der Bühne in der Charlottenstraße zum ersten Nal in Scene. Aus dem krausen Inhalt dieses den Charakter einer Posse tragenden Stücks läßt sich als Kern herausschälen, daß einem Rentier und HYausbesitzer von ihm fast unbekannter Seite ein in nächster Nachbarschaft gelegenes, ihm und seinen Miethern stets sehr unbequem gewesenes Vergnügungs⸗ Etablissement testamentarisch vermacht wird. Obwohl ihm diese Erbschaft höchst fatal ist, mag er deren reiche Einkünfte dennoch nicht missen, ist aber eifrigst bemüht, sie seinen Angehörigen zu verbeim⸗ lichen. Hieraus entspringen nun die merkwürdigsten Verwickelungen, sowie die mannigfachsten komischen Momente, welche, durch alte und

Witze, sowie durch scherzbafte aktuelle Anspielungen gewürzt, außerordentlich belustigend wirken und fast vergessen lassen, wie unwahr⸗ scheinlich und wenig lebenswahr der Inhalt des ganzen Schwanke ist. Die Darstellung lag zum theil Schauspielern ob, welche sich als Ver⸗ treter komischer Nollen bereits wobl bewährt haben. So wußten namentlich Herr Hapkerl als der Besitzer der ererbten Goldgrube, sowie die Herren Robland, Schindler, Graul und die Damen Wenck, Bau⸗ meister, Heine den von ibnen verkörperten Personen lebensprudelnden Humor zu verleiben. Auch die anderen Mitwirkenden statteten ihre kleineren Rollen mit kräftiger Komik aus, sodaß die zahlreichen Zu⸗ schauer bis zum Schluß in heiterster Stimmung erhalten wurden und die Darsteller wiederbolt vor den Vorhang riefen.

Lessing Theater.

ar Halbe, dessen Schauspiel Der KFroberer⸗ vor nicht allzu⸗ Zeit vom Publikum des Lessing ers in der schroffsten e abgelebnt worden war, wird über die freun e seines Dramas Haus Rosenbagen“, welches an derselben am Sonnabend erstmalig in Scene ging, eine gewisse nugthunng empfunden haben. Freilich dürfte das Stück sich nicht = dauerhaft im Srielrlan erweisen, wie des Dichters Erstlingswerk Jugend“; denn der darin behandelte Konflikt ist nicht dazu an gethan, tiefere seelische Regungen bei den Zuschauern zu erwecken. Ein Grenzstreit zwischen zwei Grundbesitzerfamilien kann zwar im Leben die Triebfeder der Leidenschaft werden, aber diese Leidenschaft vackt nicht, weil ibre Ursache kalt läßt. Es ist dem Un⸗ beteiligten im Grunde einerlei, ob die Familie Rosenbagen ein Recht auf die Wiesen des Nachbars Voß bat oder nicht: man siebt die fämr fenden Parteien mit Gleichmuth einen undauerbaften Frieden schlienen und den jungen Rosenbagen mit dem alten Veß wegen Ankauf seines Grundstücks unterbandeln, und man empfindet die Erregung des letzteren bei der Nachricht, daß der junge Nosenbagen nach Ankauf des Grundstücks ein Schloß an die Stelle ju bauen beabsichtige,

r Molke F f ; X nedar Schlo wo der Voß'sche Hof stebt, nicht mit. Im gedachten Schlosse soll nämlich hier setzt der fesselndere Theil der Hand- lung ein die Angerwablte des jungen Rosenbagen als Verrin wobnen. Diese, Hermine Diesterkamp genannt, ist ein woblbabendes Mädchen mit freien Ansichten, das die Welt bereist und das Vergnügen genossen bat, wo es sich ihr darbot, und dem die Ginfachbeit des Ländlichen Hauses Resenbagen nur wenig zusagt. Um sie an die Scholle zu fefseln, welche er, dem seinem sterbenden Vater gegebenen Versprechen gemäß, nicht verlassen darf, will ibr Rosen⸗ bagen eine ciner Fürstin würdige Umgebung schaffen. Aber sein Plan scheitert zunächst an dem durch seine Pflche⸗ schwester Martha aus Eifersucht aufgestachelten Gigensinn des Besitzers Voß, der sich nun weigert, das Grundstuück zu verkaufen. Fast scheint eg nun zum Schluß, als würde Rosenbagen doch das ersehnte Ziel erreichen; ist es ibm doch gelungen, eine Krtunde auf