1901 / 277 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Nov 1901 18:00:01 GMT) scan diff

Schreiben wird den Katholiken die oberhirtliche Anerkennung für ihr treues Festhalten und ihre unerschütterliche Anhänglichkeit an Papst und Kaiser ausgesprochen und auf den Aufs . des religiös-kirchlichen Lebens hingewiesen. Trotz dieser erfreulichen Umftände böten aber die Zeitverhältnisse Grund zu Besorg— nissen für die Zukunft und zwar besonders wegen der „Los von Rom⸗Bewegung“. Die Oberhirten hielten es für noth⸗ wendig, vor den Gefahren dieser Bewegung zu warnen. Das Schreiben bekämpft sodann die von den Anhängern der letzteren gegen den Katholizismus erhobenen Vorwürfe und sagt, kein katholischer Priester habe den angestrebten Frieden der nicht⸗ katholischen Christen angetastet. Großbritannien und Irland.

In Galway (Irland) wurde, dem ‚W. T. B.“ zufolge, an Stelle des zum Peer ernannten Konseroativen Morris der Nationalist Lynch mit 1247 Stimmen in das Unterhaus gewählt; der konservative Gegenkandidat erhielt 473 Stimmen. eynch, der sich gegenwärtig in Paris aufhält, befehligte 3 Zeit lang die auf seiten der Buren kämpfende irländische

rigade. .

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet, es bestätige sich, daß der von der Zollbehörde in London zurückgehaltene Dampfer vier Geschüße an Bord habe. Die Besatzung be— stehe aus 42 Mann. Es heiße, daß sich an Bord für A /a Jahre Lebensmittel befänden.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer nahm, wie „W. T. B.“ berichtet, in ihrer gestrigen Vormittagssitzung alle Para⸗ graphen des Artike s 3 der Vorlage über die Handels⸗ marine an, in welchem die Schiffahrtsprämien für die in Frankreich gebauten Schiffe festgesetzt werden. In der Nach⸗ mittagsfitzung wurde die Berathung der Vorlage, betreffend die Ehina-Anleihe, wieder aufgenommen. Der Berichterstatter Hubbard bemerkte, der Krieg in China sei ohne Zustimmung des Parlaments geführt worden; Veranlassung zu demselben seien die Mißbräuche gewesen, die sich die Missiongre hätten zu Schulden kommen lassen. Der Redner sprach sich gegen das Protektorat Frankreichs in China aus. Der Deputirte Doumergues führte aus, die Regierung solle sich in die Regelung der Enischädigung der Privatpersonen nicht ein—⸗ mischen. Der Deputlrte Cochin verlangte, daß die Missionare aus den von China zu zahlenden Summen entschädigt würden, und erklärte die Anleihe für unnöthig; er werde die Vorlage ablehnen. Der Deputirte Pelletan bekämpfte die Anleihe gleichfalls, da niemand wissen könne, ob China zu— verlässige Sicherheit bieten werde. Die Generaldebatte wurde darauf geschlossen. Die Kammer lehnte sodann einen von dem Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau bekämeften Antrag des Deputirten Sembat auf Vertagung der Ver⸗ handlung mit 353 gegen 215 Stimmen ab und beschloß mit F358 gegen 183 Stimmen, in die Einzelberathung einzutreten. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen.

Die Mitte d. M. erfolge Rekruteneinstellung sollte, der „France militaire“ zufolge, dem Heere 217 098 Dienst⸗ pflichtige der Altersklasse 1500 und aus Zurückgestellten früherer Jahrgänge zuführen. Davon waren 141 616 in das Landheer und 2006 in die Kolonialarmee für drei Jahre, 73 482 in das erstere für ein Jahr einzustellen. Das Kontingent bleibt um 7000 Mann gegen das vorjährige zurück. Die vorhandene Mann⸗ schaftszahl werde gestatten, bei den Infanterie⸗Regimentern von nor⸗ maler Stärke eine jede Kompagnie 113, bei denen min halb hohem Stande 145, bei denen mit dem Stande des Cadregesetzes 120, bei denen mit hohem Stande 165 Mann stark zu machen; es gelte dies jedoch nur für die drei ersten Bataillone; die Kom⸗ pagnien der vierten Bataillone würden nicht mehr als 75 bis 105 Mann zählen. Die Kavallerie⸗Schwadronen sollten bei den Regimentern mit hohem Stande 143, bei den übrigen 127 Mann stark sein. Eine jede Batterie mit hohem Stande werde um 10, jede andere um 5 Köpfe vermindert Das Genie⸗Korps, der Train und die Verwaltungstruppen behielten ihren bisherigen Stand.

Rußland.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, hat das Ministerium des Innern im „Regierungs boten“ einen ausführlichen Bericht über die von ihm ergriffenen Maßnahmen zur Versorgung der Bevölkerung in den von Mißernte betroffenen Gebieten mit Getreide veröffentlicht. Die Regierung habe bisher im Ganzen für diesen Zweck 14213 258 Rubel verausgabt.

Italien.

Der Papst hielt am Mittwoch, wie W. T. B.“ erfährt, die üblichen Audienzen ab und empfing auch gestern mehrere Personen. Der Gesundheitszustand des Papsles ist gut

Spanien.

Aus Barcelona wird dem „W. T. B.“ gemeldet, es gestern in der Universität, als ein neuer Rektor eingeführt werden sollte, zu lärmenden Kundgebungen seitens der catalanischen und republikanischen Studenten gekommen sei. Dabei sei eine großere Anzahl von Studenten, zum theil schwer, verletzt worden

Niederlande.

Die Königin hat zwar, wie dem T. aus Apeldoorn gemeldet wird, das Zimmer noch nicht ver lassen, doch hat Allerhöchstderen Gesundheitszustand sich ge⸗ bessert. In den letzten Tagen hat der Hofarzt die Königin nur einmal täglich besucht. Ihre Majestät ist indessen ziemlich schwach und bedarf großer Ruhe. Der Hof wird erst gegen den 20 Dezember nach dem Haag zurücktehren.

Das Vaderland“ meldet, der in der gestrigen Nummer d. Bl. mitgetheilte Beschluß des Verwaltungsraths des Schiedsgerichts hofes sei ohne Debatte und mit Ein stimmigkeit gefaßt worden worden, die Betheiligten davon zu unterrichten

WM T. B.

Der Präsident

Krüger werde keine Mittheilung erhalten, da er den Antrag

der Burenvertreler nicht unterzeichnet habe.

Belgien.

In der gestrigen Sitzung der Repräsentantenkammer kam es, nach einer Meldung des W B.“, zu heftigen Auftritlen. Der Deputirte Lorand brachte zum Artikel der Vorlage, betreffend die militärische Reorganisatian, einen Abänderunggantrag ein und verlangte getrennte Ab⸗ stimmung. Artikel 1 sollie danach lauten: Wenn das Vater⸗ land in Gefahr ist, sind alle Bürger verpflichtet, zur Ver⸗ theidigung herbeizueilen· Der Minister⸗Vräsident de Smet de Naeyer fragie den Redner, wie das geschehen solle, und

daß

Der Präsident sei damit betraut

verlangte für den Regierungsvorschlag die Vorfrage. Die Sozialisten riefen: „An die Grenze!“ Der Minister⸗ Präfident erwiderte. „Wir rechnen beim Marsch an die Grenze nicht auf Sie!“ Der Deputirte Furnement rief: Schurke!“ Der Deputirte Lorand verlangte, daß der Minister⸗Präsident zur Ordnung gerufen werde, Der Deputirte Furnemont rief nochmals „Schurke!“ Die Rechte verlangte den Irdnungsruf für Furnemont, Dieser rief dem Minister⸗Präsidenten zu: „Sie Schwachkopf!“ Der Deputirte Dem blon ballte die Faust gegen den Minister⸗ Präsidenten und schrie wiederholt „Feigling!“ Der Präsident der Kammer ersuchte Demblon, seine Worte zurück— zunehmen. Der Deputirte Demblon milderte seine Worte daraufhin ab; die Erörterung warde ruhiger. Demblon warf der Kammer vor, daß sie dem Losungswort der „römischen Partei“ gehorche. Schließlich wurde die Vorfrage mit 81 gegen 60 Stimmen angenommen; der Deputirte Lorand zog darauf seinen Abänderungsantrag zurück. Artikel 1 des Regierungsentwurfs wurde sodann mit 8h gegen 58 Stimmen angenommen. Der⸗ selbe lautet: „Die Rekrutierung des Heeres erfolgt durch den Eintritt von Freiwilligen. Sollten diese nicht ausreichen, dann soll, wenn erforderlich, eine jährliche Einstellung von Miliz soldaten durch die Ausloosung ergänzend eintreten.“ Artikel 2 und 3 wurden ebenfalls angenommen. Türkei.

Die „Fraakfurter Zeitung“ meldet aus Konstantinopel. zwischen Frankreich und der Türkei sei ein neuer Kon flikt ausgebrochen. Das zweite am Bosporus stationierte französische Kriegsschiff Mouette“ habe mehrere Wochen nach der Abreise des Botschafters Constans Konstantinopel verlassen, um im Aegäischen Meer Uebungen abzuhalten. Die „Mouette“ sollte jetzt nach Konstantinopel zurückkehren und habe deshalb wegen der Durchfahrt durch die Dardanellen den üblichen Kaiserlichen Ferman nachgesucht. Statt an des Schiff eine Antwort gelangen zu lassen, habe der erste Palast-Sekretär Tachsin Bey im Auftrage des Sultans eine Note an den Minister des Aeußern gesandt, in welcher demselben erklärt werde, daß für Frankreich keinerlei Grund zur StatioWnierung zweier Kriegsschiffe im Bosporus bestehe und daher das zweite Stationsschiff nicht werde zugelassen werden Der Minister werde aufgefordert, sich sofort an die französische Botschaft zu wenden, damit diese das Gesuch um Ertheilung eines Fermans für die Durchfahrt des Schiffes durch die Dardanellen zurückziehe. In gut unterrichteten Kreisen sei man der Ansicht, daß sich Frankreich der Auffassung des Sultans nicht anschließen werde; man halte es nicht für unmöglich, daß das zweite Stationsschiff, eventuell selbst auf die Gefahr hin, beschossen zu werden, die Durchfahrt ohne Ferman erzwingen werde. Außer Frankreich haben noch Rußland und Großbritannien zwei Kriegsschiffe in Konstantinopel, während Deutschland, Italien und Oesterreich⸗ Ungarn nur durch je eins vertreten sind.

Griechenland.

Bei den Säulen des Olympischen Jupiter in Athen fand gestern Nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, eine von Studen ten organisierie Bersamm lung von 20 000 Personen statt, wobei es zu Zusammenstößen zwischen Studenten und der bewaffneten Macht kam und Schüsse gewechselt wurden. Dabei wurden? Personen getödtet und etwa 30 verwundet. Außerdem erlitt eine größere Anzahl leichte Verletzungen. Unter den letzteren befindet sich der Polizei⸗Präfekt. Auf den Minister Präsidenten Theodokis wurden gleichfalls Schüsse abgegeben, ohne jedoch zu treffen. Die Versammlung beschloß, energisch die Exkom⸗ munikation der Uebe setzer des Evangeliums zu verlangen. Nach Schluß der Versammlung zogen die an der Kundgebung Betheiligten durch die Stadt. ie Universität wird noch immer von Studenten umlagert; die Geschäftsräume der Zei⸗ tungen „Akropolis“ und „Asty“ werden militärisch bewacht.

Amerika.

Der Konvent zur Berathung der Fragen des Rezi⸗ prozitätsverhältnisses zum Ausland hat sich gestern, wie „W. T. B.“ aus Washington erfährt, vertagt, nachdem er Resolutionen angenommen hatte, in welchen er dem Kongreß anräth, den Grundsatz des Schutzes des heimischen Marktes aufrechtzuhalten und zur Förderung des Außen⸗ handels den Tarif in einigen besonderen Fällen abzuändern, jedoch nur, wo dies ohne Schädigung der Interessen des heimischen Marktes geschehen könne. Der Konvent sprach sich ferner dafür aus, daß ein Departement für Handel und Industrie mit einem Mirglied des Kabinets an der Zpitze geschaffen und in diesem Departement ein besonderes Bureau für die Reziprozitätsfragen eingerichtet werde.

Aus Montevideo vom gestrigen Tage meldet das Reuter sche Bureau“: Die einheimische und ausländische Be⸗ völkerung von Uruguay, besonders die Handelswelt, ver⸗ anstalte Festlichkeiten wegen des zwischen den politischen Par⸗ teien hergestellten Einvernehmens, durch das bei den am nächsten Sonntag stattfindenden Wahlen zur Kammer Kämpfe würden ver⸗ mieden werden Die Regierung beabsichtige, 5. Millionen Pesos in Gold in London prägen zu lassen.

Einer Depesche des New York Herald“ aus Buenos Aires zufolge soll die chilenische Frage wieder ernst ge⸗ worden sein. Die „Tribuna“, das Organ des Pröäsidenten Rocca, melde, vor wenigen Tagen noch habe es den Anschein gehabt, als sei die Frage endgültig ge⸗ regelt; aber die chilenische Kabinetskrisis habe die Lage geündert. Chile behaupte, die Argentinier seien die Ein⸗ hringlinge, und sage, es wolle in Bezug auf den Bau von Straßen und Brücken in dem umstritienen Gebiet nicht eher Erklärungen geben, als bis Argentinien befriedigende Erklärungen über die Zugehörigkeit von Ultima Esperanza ab⸗ gegeben habe. Argentinien sei entschlossen, mit Energie vorzugehen, doch sei es nichtsdestoweniger nicht wahrscheinlich, daß ein Konflikt die Folge sein werde. Argentinien wisse, daß der chilenische Gouverneur von Punta Arenas in jener Gegend, in welche die Argentinier eingedrungen sein sollten, Autoritätsrechte ausübe

Ein in New HYHork eingetroffenes Telegramm aus Santiago de Chile meldet, wie ‚W. T. B.“ berichtet, daß die Gerüchte von einer Verletzung des chilenischen Gebiets vollkommen unbegründen seien. Der argentinische Minister deg Auewärtigen Alcorta habe Chile die volle Ver⸗ sicherung gegeben, daß nichts Derartiges vorgekommen sei und kein Grund zur Beunruhigung bestehe.

Ein aus Colon in New Nork eingetroffenes Telegramm der Panama-Eisenbahngesellschaft berichtet, der Telegraphen⸗ kerrieb sei wieder hergestellt. Nach einem Privatbrief aus

kanama vom 11. d. M. sei Ecuador gegenwärtig voll

kommen neutral, Salvador jedoch habe den Aufständischen Kriegsmaterial und Dampfer geliefert. In Panama seien die Regierungstruppen mit der Errichtung von Barrikaden und Erdarbeiden bei der Eisenbahnbrücke, welche nach der Stadt führe, beschäftigt, um einem etwaigen Angriff der Ausständischen zu begegnen.

Nach einem weiteren Telegramm aus Colon sei dort Alles ruhig. Die Fremden würden geschützt. Der Verkehr nehme seinen Fortgang. Der Oberst Barrera, der Befehlshaber der Liberalen, habe eine Kommission ernannt, welche angewiesen worden sei, die Leitung der Regierung zu übernehmen. Der General Zaldana be— finde sich mit 200 Liberalen 6 Meilen von Colon ent— fernt. Die Liberalen behaupteten, alle Stationen der Eisenbahn zwischen Colon und Las Cascadas in ihrer Gewalt zu haben. Letzterer Ort liege näher an Panama als an Colon. Man erwarte keinen unmittelbaren Angriff auf Panama. Der Oberst Barrera erwarte die Ankunft des Führers der Liberalen, Domingo Diaz, von einem Tage zum andern und werde nach dessen Ankunft eine endgültige Entscheidung treffen. Wie die in New York eingetroffenen Telegramme des amerikanischen Konsuls in Panama und des Kommandanten des Kriegsschiffs „Jowa“ berichteten, herrsche in Panama ständig Ruhe. .

Wie das „Reuter'sche Bureau“ erfährt, empfing der General-Konful von Venezuela in New . aus Caräcas eine Depesche des General⸗Sekretärs der Präsident— schaft Cardenas, in welcher es heiße: Der von Matos an— gestiftete Aufstand ist sofort nach seinem Ausbruch nieder— geworfen worden. Die Führer des Aufstandes sind ver— haftet. Das Land ist ruhig.

Asien.

Aus Peking vom gestrigen Tage meldet das „Reuter sche Bureau“, von den Gesandten werde jetzt die Frage erwogen, ob die militärische Regierung der Ein— geborenen-Stadt von Tientsin welter bestehen solle. Die europäischen Kommandanten in Tientsin hätten kürzlich die Forderung der Chinesen, ihnen die Exr— hebung von Steuern wieder zu übertragen, ab— gelehnt; sie glaubten, daß das Recht der Steuererhebung für den Weiterbestand der provisorischen Regierung nöthig sei, und meinten, die Kontrole der Stadt sei unumgänglich für die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen Taku und Peking. Man glaube, die Mehrheit der Gesandten sei der Ansicht, daß es in Anbetracht der erfolgten Vollziehung des Friedensprotokolls für die Ausländer ferner unmöglich sei, Tientsin zu regieren.

Die „Times“ meldet, es herrsche in Hongkong und in Canton große Enttäuschung über die n, , der chinesischen Zollbehörden, den von der Kaufmannschaft in Schanghai als Prooisorium bis zur Annahme der im Friedens— protokoll vorgesehenen spezifischen Zoͤlle vorgeschlagenen Spezialtarif anzunehmen. Die Vorschläge der Kaufmann⸗ schaft hätten die Billigung des britischen Gesandten Sir Edward Satow und des britischen General-Konsuls Warren gefunden sowie diejenige der Zollbehörden in Schanghai und der britischen Kaufleute in Hongkong und Schanghai. Die bisher von Chinesen verwalteten Jollstellen in Pakhoi, Hoihou, Swatau und Ningpo seien demgemäß auch schon an die Ver⸗ waltung der Seezölle übergegangen. Die Behörden in Canton weigerten sich jetzt aber, die Zollverwaltung abzugeben. Es sei Bericht über die Angelegenheit nach Peking erstattet worden.

Dasselbe Blatt berichtet aus Schanghai vom gestrigen Tage, einem amtlichen Telegramm aus Kaifengfu zufolge werde der Hof am 25. d. M. nach Peking abreisen, um das Fest der Winterwende in Peking zu begehen,

Das „Reuter'sche Bureau“ meldet, in Niutschwang gehe das Gerücht, daß ein bedeutender Mandschu⸗General mit seinen Truppen zu den Russen übergegangen sei.

Afrika.

Ein Telegramm Lord Kitchener's aus Pretorig meldet, der Kommandant Buys sei, nachdem er einen Angriff auf eine Patrouille von ungefähr 100 Eisenbahnpionieren am Vaal in der Nähe von Villiersdoryp gemacht habe, ge⸗ fangen genommen worden. Die Verluste der Engländer seien noch nicht berichtet worden. Die Kolonne von Rimington sei den Pionieren zu Hilfe gekommen.

Aus Pretoria vom 21. d. M. wird dem „Reuter schen Bureau“ über verschiedene Gefechte berichtet, in denen ins gesammt 32 Buren gefangen genommen und 3 getödtet worden seien. Diese Gefechte hätten bei der Bastardsdrift am Caledonfluß am 19. November, am Nquide hill im südast lichen Transvaal am 19., im Pongolabusch am 18, bei Villiers dorp am 20. November und endlich bei Pietre tief stattgefunden.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei den gestern im 1. Wahlbezirk des Regierungs bezirks Gumbinnen (Tilsit, Niederung) erfolgten Ersaß wahlen zum Hause der Abgeordneten wurden, dem, W T. B. zufolge, insgesammt 435 Stimmen abgegeben. Bei der ersten Wahl entfielen auf den Amtsvorsteher Spil gie s⸗Naud warrischken (konservativ WM, auf den Amtsgerichtsrath Mar cu s⸗ Tilsit (deutsch⸗freisinnig) 133 Stimmen. Vei der zweiten Wahl er hielt der Regierungsrath Glatze !⸗Tissit (nationalliberal) 22, der Fabrikbesitzer Jacoby (deuisch⸗freisinnig? 132 Stimmen Der Amtsvorstcher Spilgies und der Regierungsrath Glatzel sind somit gewahlt.

Bei der gestern im 6. Hildesheimer Wahlbezirk (Göttingen, Muͤnden) vorgenommenen Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten erhielt, dem Hann. Courier zufolge, der Justizrath Ecke ls (nationalliberal) 188 und der Gutsbesitzer Scheide mann (konservatiyꝝ) 69 Stimmen Ersterer ist somit gewählt.

Kunst und Wissenschaft.

Am 12 D. M. verschied in Potsdam nach schwerem Leiden im Alter von 13 Jahren der Abtheilung Vorsteher und Leiter des magnetischen Observatoriumg des Königlichen Meteord⸗ logischen Instituts, Professor Dr. Eschenhagen. ö. .

Mar Eschenhagen wurde am 22. Oktober 1868 mn Eisleben geboren, besuchte dort und in Nord ausen die Schule und widmete sich dann an der niversitat

alle dem Studium der Physik und Mathematik. In

alle promovierte er auch (1881) und erwarb ein Jahr später das . der Befähigung zum Oberlehrer, worauf er in Eisleben und Hamburg als Lehrer thätig war. Er gab jedoch chon nach kurzer . diese Stellung wieder auf, um sein Interesse dauernd dem Gebiete des Erdmagnetismus zuzu— wenden auf dem es ihm beschieden war, so nachhaltige Erfolge zu erzielen. Am 1. Februar 1883 übernahm Eschenhagen in Ver— tretung des erkrankten wissenschaftlichen Sekretärs der deutschen Polarkommission die mit den Arbeiten derselben in Verbin— dung stehenden erdmagnetischen Untersuchungen und Beobach— tungen im Kaiserlichen Marine -Observatorium zu Wilhelms—

aven.

Nach Ablauf der Vertretung blieb er im Dienst der Kom— mission, von der er namentlich mit der Bearbeitung der an den Stationen Kingna⸗Fjord und Süd⸗Georgien gewonnenen magnetischen Beobachtungen betraut wurde, um deren Heraus— gabe er sich die größten Verdienste erwarb. Vom Dezember 1886 ab nahm Eschenhagen an den Arbeiten der Deutschen Seewarte theil, bis er im Juni 1887 die Assistentenstelle am Kaiserlichen Marine⸗Observatorium zu Wilhelmshaven erhielt, von wo er im April 1889 als Observator an das neu erbaute magnetische Observatorium in Poisdam herufen wurde.

Seiner eminenten Befähigung in instrumenteller Hinsicht verdankt dasselbe die mustergültige Einrichtung, welche auch für andere Observatorien gleicher Art vorbildlich geworden ist. Mit den von ihm verfeinerten magnetischen Instrumenten ge— lang es Eschenhagen, ganz neue, äußerst hemerkenswerthe Er— gebnisse zu erzielen, die später zur Aufnahme von genau gleichzeitigen, sogenannten simultanen Beobachtungen an aller a,, Observasorien der Erde Anlaß gaben.

Besondere Verdienste erwarb er sich um die von ihm in die Wege geleitete, freilich noch nicht abgeschlossene magnetische Landesaufnahme Norddeutschlands, an der er selbst thätigen Antheil nahm, nachdem er bereits früher werthvolle Beiträge zur Landeskunde in dieser Hinsicht geliefert hatte.

Ferner betheiligte sich Eschenhagen in hervorragendem Maße an den Vorbereitungen der deutschen Südpolar⸗Expedition, indem er bei dem Entwurf für die magnetischen Instrumente die weitgehendste Unterstützung gewährte und auch bei der Prüfung der Apparate, sowie in der Anleitung zum Gebrauch derselben den Theilnehmern der verschiedenen, mit der deutschen nach gemeinsamem Plane arbeitenden Expeditionen mit Rath und That zur Seite stand.

Von dem unermüdlichen Eifer des Verblichenen legt die stattliche Anzahl der Bände mit den magnetischen Beobachtunge⸗ ergebnissen des Potsdamer Observatoriums beredtes Zeugniß ab, desgleichen die vielen Abhandlungen, die theils instrumen⸗ telle Einzelheiten behandeln, theils neue Gesichtspunkte über den Zusammenhang des Erdmagnetismus mit anderen Vor— gängen darbieten.

So hat nicht nur das Meteorologische Institut durch das Hinscheiden Eschengagen's einen herben Verlust erlitten, sondern auch die magnetische Wissenschaft hat einen ihrer begabtesten Vertreter verloren.

In der Gesammtsitzung der Akademie der Wissen⸗ schaft en vom 7. November legte Herr Diels den gedruckten Bericht über die am 7. und 8. Oktober in München abgehaltene Konferenz der Kommission für den Thesaurus linguae Latinge vor und gab einen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand des Unternehmens.

In der Sitzung der philosophisch-bistorischen Klasse Akademie vom 14. November las Herr Koser eine Abhandlung, titelt: Friedrich der Große und die preußischen Universitäten“. erden darin erörtert: die ersten, im Jahre 1740 von dem König g gebenen Anregungen; die Entstehung des auf seine Initiative zurüc gehenden, im Kabinet aufgesetzten und von dem König eigenhä

urchkorrigierten Patents vom 5. Mai 1750; Friedrichs II. an Berufungen; die Lettre sur Päducation von 1779.

In der Sitzung der physikalisch⸗mathbematischen Klasse von demselben Tage las Herr Schwendener über die Divergenzen kreisförmiger Organe in Spiralspstemen mit rechtwinkelig gekreuzten Kontaktlinien und deren Grenjwertbe“ In der Abhandlung wird gejeigt, daß die Divergenzen, welche sich für die successiwen rechtwinkeligen Kreuzungen der Kontaktjeilen ergeben, aus den Näherungswerthen der entsprechenden Kettenbrüche ableitbar sind und folglich nach densel ben Grenjwlnkeln konvergieren wie diese Naherungswerthe. Verr Kobl⸗ rausch legte eine Mirtbeilung ven ihm un r. Hrüneisen vor über die durch sehr kleine elastische bungen entwicke Kräfte. Nach einem von Herrn / Abbängigkeit zwischen elastischer Verschiebung Körper würde bei dem Durchgange des Körvers ine lichen Zustand im allgemeinen Falle eine Unstetigkeit stattfinden Verfasser schließen aus Versuchen, welche die Verschiebun sebr kleinen verfolgt haben, daß Grund vorliegt Herr Engler überreichte das oflanzenreich“:

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Auszug aus dem Statut für das

betreffend die damit F 19. Um die archäclogischen Studien schauliche Kenntniß des klassischen Altertbumg n haäbesendere um für das archäologis r die dischen Universitaten Archãologie beranzubilden, we ̃ Reisestipendien, ein j

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§ 20. Zur Bewe er Nachweis erfordert, 3 Deutschen Reichen, dbilosopbische Doktorwürde erlangt oder da endi bestanden und in demselben für drachen n der obersten Gvmnasialklafse n. Der Bewerber bat ferner nach mweisen, daß zwi 2a welchem er vromoviert worden oder das Dberlebt soldiert bat, eventuell, wo beides stattgefunden bat, keiden, und dem Tage, an welchem das nachgesucht da fälliz werden würde (8 26), böchsteng aum liegt Für das fünfte der jährlich zu vergebenden den n erster Reibe bestimmt ist, die Erforschung der christl bümer der römischen Kaiserzeit za förder Ds der Bewerber an der tbeolegischen Fakultät einer Dentschen Reichs den Kursus der pretestantischen oder der katbe beelegie absoldiert, dag beißt nach Ablauf mindesteng des zeansumg in ordnungemäßiger Weise die Ermatrifulatien daß er an dem Tage, wo daß Stivendium fälliger ste Lebengjabr noch nicht äberschritten bat j Der bat ferner bischen resp. Hbeolegischen watschen Reichs, oder der Akademie ju Mänst 3 einer selchen Fakultät angestellter Profess

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; err Mm Bewerber

wissenschaftlichen Fächer über seine bisherigen Leistungen und eine

Befähigung zu erwirken und seinem Gesuch beizufügen, auch, falls er

schon literarische Leistungen aufzuweisen hat, womöglich dieselben mit einzusenden. kurz zu bezeichnen. einbegriffen sei, liegt im Geiste der Stiftung.

Bei Gesuchen um Verlängerung des Stipendiums Bestimmungen keine Anwendung. Dagegen ist hier eine übersichtliche Darstellung der bisherigen Reiseergebnisse in das Gesuch aufzunehmen, und wird, falls der Stipendiat bereits in Rom oder Athen sich auf— gehalten hat oder noch aufhält, über seine Leistungen und seine Be— fähigung das Gutachten des Sekretariats des Instituts erfordert.

8 22. Die Gesuche um Ertheilung des Stipendiums sind in jedem Jahre vor dem 1. Februar desselben an die Zentral⸗ Direktion des archäologischen Instituts nach Berlin einzusenden, welche die Wahl nach vorgenommener Prüfung der Qualifikation des Be— werbers in der Gesammtsitzung vornimmt. Bei gleicher wissenschaft—⸗ licher Tüchtigkeit wird die Zentral-Direktion denjenigen Bewerbern den Vorzug geben, die neben der unerläßlichen philologischen Bildung sich bereits einen gewissen Grad kunstgeschichtlicher Kenntnisse und monumentaler Anschauungen zu eigen gemacht haben und welche dem archäologischen Institut oder den deutschen Lehranstalten oder Museen dereinst nützlich zu werden versprechen.

S 23 Die Stipendien können nicht kumuliert, noch für einen längeren Zeitraum als ein Jahr vergeben werden; zulässig ist jedoch die Wiedergewährung eines Stipendiums für ein zweites Jahr. . Die Wiedergewährung des im § 20 bezeichneten fünften Stipen⸗ diums auf ein zweites nr kann auch erfolgen, wenn der Stipendiat bei eintretender Fälligkeit des zweiten Stipendiums das 30. Lebensjahr bereits überschritten haben sollte.

J 24. Dispensation von den in 20, 21, 23 aufgestellten Vor⸗ schriften ertheilt in besonderen Fällen das Auswärtige Amt nach An— hörung der Zentral-Direktion.

8 24a. Bis auf weiteres kann jährlich eines der vier Reise— stipendien für klassische Archäologie mit Wegfall der im 820 gesetzten Präklusipfrist an Gymnasiallehrer vergeben werden, welche an einem öffentlichen Gymnasium innerhalb des Deutschen Reichs fest angestellt und in Lehre und Wissenschaft besonders bewährt sind. Das Stipendium kann zu diesem Zwecke in zwei halbjährige jedes zu 1500 S zerlegt werden behufs einer im Wintersemester, spätestens am 1. De⸗ zember anzutretenden halbjährigen Studienreise.

Anstatt der in 5 21 geforderten Zeugnisse von Universitäten oder Professoren hat der Bewerber ein Zeugniß seiner vorgesetzten Behörde, sowohl über seine bisherige Amtswirksamkeit, als auch darüber bei⸗ zubringen, daß im Falle der Stipendien⸗Verleihung auf die Ertheilung des erforderlichen Urlaubs gerechnet werden könne. .

Ein derartiges Stipendium kann an ein nur einmal verliehen werden.

§ 25. . . . . Die schließliche Entscheidung wird in der vor Ablauf des Juli⸗Monats den Empfängern mitgetheilt, Namen in dem ‚Reichs-Anzeiger“ veröffentlicht werden.

§z 26. Das Stipendium wird jährlich am 1. Oktober fäl und der ganze Betrag auf einmal dem Bewerber oder seinem gel legitimierten Bevollmächtigten durch die Legations⸗Kasse gegen? ausgezahlt. § 23. Der Stipendiat ist verpflichtet, so lange er in Ron Athen verweilt, an den Sitzungen des Instituts regelmäßigen zu nehmen. Er hat überdies während seiner Re we Instituts nach Möglichkeit zu fördern und nach Beendigung ders uber deren Ergebniß einen summarischen Bericht an die Direktion einzusenden.

und dieselbe Person

Reise die

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankbeiten. (Aus den V

Rußland. vember zufolge,: vorgekommen

Ferner sind in dem Gesuch die besonderen Reisezwecke Daß unter den Reisezielen in der Regel Rom mit

finden diefe

Cholera. Niederlande. Laut amtlicher Nachweisung ist während des Monats August in den Niederlanden eine Person an asiatischer Cholera

gestorben. Gelbfieber. Es gelangten zur Anzeige: vom 6. bis 12. Oktober 1 Port Limon, 19 Erkrankungen und 4 Todesfälle in dom 15. bis 28. September 3 Todesfällt in Merida bis 28. September 4 Todesfälle in Valladolid (Mexiko). Puk atan wurde unter dem 17. Oktober gemeldet, daß das fieber daselbst epidemisch herrsche. ; Verschiedene Krankheiten.

London 16, Moskau, Odessa je 2, Paris 5 Todes⸗

(Krankenhäuser) 62, New Jork 4, Paris 22, . , Warschau (Krankenhäuser) 4 Erkrankungen; Flecktyphus: Warschau 2 Todesfälle; St. Petersburg 3. War⸗ schau (Krankenhäuser) 7 Erkrankungen; Varizellen: München 28, Budapest 71, Wien 79 Erkrankungen; Rothlauf:

zudapest 20, 5 Erkrankungen; Influenza: ; n 12, Moskau 2, New Jork, Paris, St. Petersburg je 3 Todes Kopenhagen 460 Erkrankungen; Keuchhusten: Reg.-Bez. Schleswig 51, Nürnberg 24, Hamburg 38, Budapest 21, Kopenhagen 58 Erkrankungen; Lungenentzündung: Reg. Schleswig, Warschau (Krankenhäuser) je 35 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Mafern (Durchschnitt aller deutscken Be richtsorte 1386 95: 1,1500): in Altona, Bochum, Fürth, Pforzheim, Worms Erkrankungen kamen zur Meldung i den Reg. ⸗Bezirken Arnsberg 99, Aurich 156, Düsse Erfurt 364, Königsberg 160, Lüneburg 179, Posen 1 Schleswig 258, Stettit 282, Wiesbaden 95, in München 31, Nürnb 54, Budapest 45, New Vork Wien 101 desgl. in Bremen, Hagen Berlin 55, Breslau 28, im Reg 24, Hamburg 78, Budavest 34,

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