planmäßige Fortführung der Verstaatlichung der Eisenbahnen
in mancher Beziehung als sehr wünschenswerth begelchnen müsse, und zwar in erster Linie für ene Ver⸗ kehrswege, welche die Sicherung, Behauptung und Stärkung der wirthschaftlichen Stellung des Landes bet ceffen könnten Allein die Frage der Eisenbahnverstaatlichung stelle sich unter den ohwaltenden Umständen als ein größtes wirthschafts— politisches Problem dar, dessen gedenhliche Lösung die Austragung einer Anzahl., der alle cschwierigsten Fragen voraussetze, nämlich besonders solcher der Tarif- und 6 und bedeut amer Fragen des Eisenbahn⸗ redits. Der Minister versicherte ferner, das Handels⸗ Miniflerium werde sich einer wirksamen verkehrspolitischen Vorsorge, wie sie im Systein der Staatsbahnen liege, nicht verschließen und demselben nachhaltige Aufmerksamkeit zuwenden.
In Lemberg fand in der letzten Nacht eine sozial⸗ demokratische Versammlung statt, in welcher über den Verlauf des Wiener Parteitages Bericht er⸗ tattet werden sollte. Da entgegen der Tagesordnung. einzelne Redner sich in heftigen Angriffen auf die preußische Justiz wegen des jüngst vom Land⸗ gericht Gnesen in dem „Schulkinder⸗Prozeß“ gefällten Urtheils ergingen, erklärte der Regierungsvertreter die Ver⸗ sammlung für aufgelöst. Die Theilnehmer zogen truppweise durch die Stadt in die Mochnacki⸗Gasse, in welcher sich das deutsche Konsulat befindet. Das rasche Erscheinen der Polizei⸗ wache trieb jedoch die Demonstranten, noch ehe sie dort an— gelangt waren, auseinander. Verhaftungen wurden nicht vor⸗ genommen.
Großbritannien und Irland.
Nach einer amtlichen Mittheilung wird der König Eduard bei dem morgen in der römisch⸗ katholischen Kirche stattfindenden Requiem für den Grafen Hatzfeldt durch den Lord⸗ Kämmerer Carl of Clarendon, der Prinz von Wales durch Lord Wenlock ver— treten sein. Auch die Prinzessin Louise wird vertreten sein; der Prinz Christian zu Schleswig-Holstein wird persönlich an der Feier theilnehmen. Auf Befehl des Königs werden die sterblichen Ueberreste des Grasen Hatzfeldt von der deutschen Botschaft nach der Victoria Station durch ein Ehrenwache eskortiert werden. Der Prinz Friedrich zu Hohenlohe-Oehringen wird die Leiche auf der Fahrt begleiten. In der deutschen Botschaft fand, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern ein privater Gottesdienst statt, an welchem die Gräfin Hatzfeldt, der Prinz und die Prinzessin Friedrich zu Hohenlohe-Oehringen, Graf Hermann Hatzfeldt, die Mitglieder der Bot⸗ schaft sowie der deutsche General-Konsul in London, Wirkliche Geheime Legationsrath Freiherr von Lindenfels theil⸗ ahmen.
Nach einem Telegramm aus Maidenhead ist der Erste Lord des Schatzamts Balfour in Taplow erkrankt. Derselbe leidet an Schüttelfrost. Aus London ist ein Spezialist berufen worden. ö
Der Finanz⸗Sekretär des Schatzamis Austen Cham⸗ berlain hielt gestern in Catshill bei Bromsgrove (Worcester) eine Rede, in welcher er, dem W. T. B.“ zufolge, sagte, in den letzten Wochen seien heftige Angriffe gegen Großbritannien und insbesondere gegen die britischen Truppen gerichtet worden, die jeden Engländer mit Schmerz erfüllt hätten, und welche von den Engländern nicht leicht wieder ver⸗ gessen und vergeben werden könnten. Eine ausländische Zeitung, welche wegen ihrer Angriffe von einer englischen Zeitschrift zurechtgewiesen worden sei, habe sich damit entschuldigt, daß sie nur behauptet habe, was bereits früher Sir Henry Camphell Bannerm an von den britischen Soldaten gesagt habe. Ter Redner fügte hinzu: Es frage sich, ob Sir Henry Campbell Bannerman sich bewußt sei, welche Verantwortlichkeit er auf sich geladen, und ob er weiter daran gedacht habe, wieviel von anderer Seite geschehen sei, um den guten Ruf des Landes zu beflecken. Die Negierung werde aber durch solche Angriffe sich nicht beirren lassen. Die in Süd Afrika zu lösende Auf⸗— gabe habe sich als schwieriger erwiesen, als man vorausgesehen habe, aber möge das, was noch zu thun übrig bleibe, längere oder kürzere Zen in Anspruch nehmen, die Regierung werde jedenfalls den einmal betretenen Weg bis zum Ende verfolgen.
Die Neuarmierung der Forts, welche die Themse, den Kanal von Bristol, sowie die Hafen und Werften der Süd⸗ küste schützen, ist soeben vollendet worden; während der letzten vierzehn Tage sind zweihundert veraltete Geschütze durch große, in England hergestellte Hinterladergeschüge ersetzt worden. Auch die Arbeiten, welche die im Norden befindlichen Befesti⸗ gungswerke uneinnehmbar machen sollen, schreiten aufs schnellste vorwärts.
Dr. Krause ist gestern aus der Haft entlassen worden, da die radikalen Dissibenten⸗Oeistlichen Stead und Ryleti als Bürgen für ihn eingetreten sind
Frankreich.
Die Devutirtenkammer setzte in ihrer gestrigen Vor⸗ mittagssitzung die Berathung der Vorlage über die Handelsmarine fort. Art. Z wurde mit einem Zusatz⸗ antrag des Deputirten Boyer angenommen welcher verlangt, daß die weniger als zehn Knoten fahrenden Schiffe vom Bezug der Fahrprämien ausgeschlossen seien. Der Deputirte Cade nat beantragte, s Art. 3 und 4 folgende Bestimmung als Art. Za einzuschieben:
den den den durch das gegenwärtige Gesen bewilligten Prämien sellen n Gansten der Marnschaften auf den Prämien belebenden Kiden verwendet und im Verbältnis der Lebaung vertbeilt werden ie Bedingungen sind durch eine Verwaltung ordnung festzuseten
Der Handels- Minister Mille rand erklärte an Stelle des abwesenden Marine Ministers, daß dieser Antrag seinen Zweck, die Loöhnung der Matrosea zu erhöhen, wohl nicht er⸗ Fillen werde. Die Schiffsberren würden dann einfach die Löhne um ebensediel herabseßen. Auch der Bericht⸗ ersttatter bekampfte den Antrag, der Mö gegen X Stimmen angenommen wurde Arnkel 4 wel
2 — —
—
X
.
gleichwohl mit
bestimmt, daß die Schiffe, welche internationale ae . .
betreiden nur * der Schiffahrteprümien oder * der Nann⸗ schaf aprämien erhalten sollen, wurde angenommen, ebenso ein
Jusagantrag deg Depnlirten Guillain, welcher den Fall regelt, daß ein Schiff gleichzeitig lange Fahrt und Küstenschiff⸗ fahrt betreibt. — In der Nachmittagssigzung wurde die Re⸗ ratzung des An leihegesetzen twar fs fort esei. Der Deputirte Guieysse beantragte, daß der Bericht des Generale Veyron
der Budgetlommission mitgetheilt . Vrůästdent Walde ck⸗Rousse an bekämpfte diesen Antrag. welcher mit 1 gegen 1099 Stimmen von der Kammer
werde Der Minlster⸗
egen 198 Stimmen abgelehnt. Der Berichterstatter Hubbard theilte hierauf mit, daß die Budgetkommission die Höhe der Anleihe, in Abänderung ihres früheren Beschlusses, auf 265 Millionen festgesetzt habe. Der Deputirte Berger beantragte die Ver⸗ tagung der Abstimmung hierüber bis zur Vertheilung des Ergänzungsberichts w ,. Dieser Antrag wurde trotz des Biderspruchs es Finanz⸗-Ministers Caillaux mit 262 gegen 258 Stimmen angenommen. Nachdem die Ver⸗ theilung des Berichts erfolgt war, wurde die Berathung fortgesetzt. Der Deputirte Klotz trat für eine Herabsetzung der Höhe der Anleihe auf 195 Millionen ein. Auf eine Anfrage des Deputirten Devin erklärte der Minister⸗Präsident Waldeck-Rousseau, er werde bei den Enischädigungen im fernen Orient keinerlei Unterschiede machen. Die Re⸗ gierung nehme alle Pflichten auf sich, welche das Protektorat mit sich bringe, wie sie auch andererseits alle daraus ent— springenden Rechte für sich beanspruche. Er erwarte, daß die republikanische Majorität ihm Vertrauen entgegenbringen werde. Sodann wurde die Regierungsvorlage, durch welche die Höhe der Anleihe auf 265 Millionen festgesetzt wird, mit 277 gegen 225 Stimmen angenommen. Die Minderheit be⸗ stand aus 40 Sozialisten, 27 Nationalisten, 65 Monarchisten, 38 Radikalen und 55 gemäßigten Republikanern. Méline stimmte gegen das Ministerium.
Im Namen der sozialistischen Partei wird der Deputirte Clovis Hugues heute die Regierung über den Beschluß des Verwaltungsraths des Haager Schiedsgerichtshofes in der südafrikanischen Frage interpellieren.
Die „Petite République“ veröffentlicht heute, wie „W. T. B.“ berichtet, Auszüge aus dem geheimen Bericht des Generals Voyron. Letterer versichert darin, daß die französischen Truppen sich viel besser benommen hätten als die Truppen der anderen Nationen. Es hätten zwar Plünde⸗ rungen seitens der Franzosen stattgefunden, doch habe es sich um vereinzelte Vorkommnisse gehandelt. Die Soldaten seien von Missionaren verleitet worden, für deren Rechnung sie die Plünderung ausgeführt hätten. Eines Tages, so heißt es in dem Bericht weiter, hätten sich Missionare mit 40 Wagen und 300 eingeborenen Christen nach dem Palast des Prinzen Li begeben, um diesen zu durchsuchen. Sie hätten dort eine bedeutende Summe in Silberbarren an sich ge⸗ nommen und jedem der Marinesoldaten, die ihnen bei der Plünderung geholfen, Schecks bis zum Beirage von 20090 Franes gegeben. Andere Soldaten, die dies erfahren, hätten dann für ihre eigene Rechnung Silberbarren weggenommen, welche sie Privatleuten gegen Schecks abgetreten hätten, da sie die Barren nicht selbst hätten verwerthen können. Den Soldaten diese Schecks zu lassen, würde geheißen haben ihnen eine Prämie für ihre Plünderungen gewähren. Man habe ver⸗ sucht, ihnen die Schecks wieder wegzunenmen, aber die Marine⸗ soldaten hätten sich geweigert, sie zurückzugeben, und schließlich seien sie ihnen auch gelassen worden. Der Bericht fügt hinzu, daß ein Scheck von 5000 Francs vom Bischof Favier ausgestellt worden sei an Stelle der Schecks, welche die Missionare den Soldaten gegeben hatten, die ihnen bei der Fortschaffung der Barren aus dem Palast des Prinzen Li geholfen hätten.
Der Pariser Gemeinderath berieth gestern die von verschiedenen Kongregationen eingereichten Gesuche um Zulassung, über welche er sich gutachtlich zu äußern hat. Eine Tagesordnung, welche auf Ablehnung der Zulassung hinausging, wurde mit 44 gegen 33 Stimmen abgelehnt und eine solche, welche das Vereinsgesetz für schänlich und anti⸗ republikanisch erklärt und ausspricht, daß die Freiheit der Ver⸗ einigung nicht beschränkt werden dürfe, mit 39 gegen 33 Stimmen angenommen.
Rußland. Der frühere japanische Minister Präsident Marquis Ito ist, nach einer Meldung des ‚W. T. B.“, gestern in St. Peterg⸗ burg eingetroffen.
Italien.
In Mailand wurde gestern, wie W. T. B.“ berichtet, der Anarchist Luigi Granotti als Helfershelfer Bresci's bei der Ermordung des Königs Humbert vom Schwurgericht in contumaciam zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt.
Niederlande.
Nach den letzten Nachrichten aus dem Schlosse Loo ist das Befinden der Königin, wie W. T. B.) meldet, sehr zufriedenstellend. Ter Hof wird in der Mitte des nächsten Monats in Haag erwartet.
Türłei.
Aus Konstantinopel vom gestrigen Tage meldet das Wiener Telegr.⸗Korresp.⸗Bureau—, die rüssische Re⸗ gierung habe dꝛag jüngste telegraphische Nundschreiben der Pforte bezüglich Kretas beantwortet. In der Antwort heiße es, daß die Besprechungen, welche
zvischen den Kabinetten der vier Großmächte auf Grund
des Meinunggaugtausches der Vertreter der interessierten Mächte in Konstantinopel geführt wärden, sich auf Fragen rein administrativen Charakters bezögen und in keiner Weise volttijche Angelegenheiten Kretas berräfen.
Griechenland.
Die neue rnannten Minister haben, wie dem W T B.“ aus then gemeldet wird, gestern dem König den Eid ge⸗ leitet. Die Arbeiten der vutirtenkammer sind durch einen Erlaß auf 1 Tage sus pen diert worden. Wahrend des geürigen Tages herrschie in Athen Ruhe. Die Studenten haben erklärt, sie würden heute dem Netter die Schlüssel der Uni⸗ dersit s urũckgeben. Die Poltzei könne da dann * alle Personen vorgehen, die sich noch dort aufhielten, da bie⸗ selben keine Studenten seien.
- Dulgarien. Wie W. T. B.“ aus Sofia berichtet, hat die Sobr an je i eine Vorlage angenommen, durch welche prinzipiell die nabsetzbarkeit der Richter a usgesprochen wird.
Amerika.
Eine in NewYork eingetroffene Depesche aus Co Llon meldet das columbische Kanonenbost, General Pinzon“ sei am Sonn? abend dort angekommen, doch sei die Landung der an Bord befind— lichen 600 Mann Truppen nicht gestattet worden. Die Liberalen versicherten, sie würden feuern, wenn eine Lan ung versu werden sollte. Der Kommandant des Kanonenboots habe den Kommandanten der fremden Kriegsschiffe mitgetheilt, daß er am Montag Mittag Colon beschießen werde. Die verschiedenen Konsuln hätten ihren Landsleuten gerathen, sich an Bord der Kriegsschiffe zu begeben. In Erwartung des Anrückens der Liberalen seien in der Landenge von Panama Schanzen auf⸗ geworken worden. Die Regierung erkläre, sie werde, . die Liberalen in Panama einrückten, jeden Zoll des Bodens ver— theidigen. Es verlaute, ein Kanonenbot der Liberalen sei am 21. November von Libertad nach Panama abgegangen.
Nach einem weiteren Telegramm aus Colon ist seit Sonntag Abend kein Zug von Colon nach Panama ab— gelassen worden. Die Regierungstrupp n hätten die Auf⸗ ständischen bei Culebra angegriffen. Das Kanonenboot der columbischen Regierung General Pinzon“ melde, das Landen von Truppen am Nordende von Colon habe da⸗ selbst große Aufregung in den Straßen verursacht. Die Leute seien auf die amerikanischen Kanonenboste geflächtet oder hätten Zuflucht längs der Bahnlinie gesucht. Das Kanonen— boot der Vereinigten Staaten „Concord“ sei in Panama eingetroffen.
Der Kommandant des vor Colon eingetroffenen colum— bischen Kanonenboots General Pinzon“ hat sich, wie ein ferneres Telegramm besagt, entschlossen, die Beschießung Colons nicht vor Freitag Nachmittag 6 Uhr zu beginnen. Es heiße, der Gouverneur von Panama Dr. Alban habe die 2 bei Matachin geschlagen und marschiere jetzt auf
olon.
Aus Washington vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, der columbische Geschäftsträger daselbst habe von dem stellvertretenden Gouverneur folgende Depesche aus Panama, vom 25. November, er— halten: „Das Heer der Rebellen ist bei Culebra und Empera dor vollständig geschlagen worden. Der Gouverneur marschierte in der vergangenen Nacht auf Colon. Der Verkehr wurde gestern unterbrochen, wird heute aber wieder— hergestellt werden.“
Einer gestern Nachmittag in Washington eingegangenen Depesche des General⸗Konsuls der Vereinigten Staaten in Panama zufolge, ist der Verkehr auf der Eisenbahn zur Zeit unbehindert. Die Regierungstruppen operierten mit Erfolg gegen die Aufständischen. Mannschaften des Kanonenboots „Machigs“ seien ins Innere marschier und hielten zur Zeit einen Punkt halbwegs zwischen Panama und Colon besetzt.
Ferner wird aus Washington gemeldet, Perry, der Kommandant des Kriegsschiffs der Vereinigten Staaten, Jowa“, habe telegraphiert, der Gouverneur Alban sei mit 6000 Mann an der Bahnlinie in der Nähe von Emperador mit den Ausständischen im Gefecht. Der Transitverkehr sei ge⸗ fährdet. Er (Perry) sei mit einer Truppenabtheilung an Land und mit einem Eisenbahnzuge weiter gegangen, um die Linie aufzuklären und eine Truppenabtheilung an derselben auf⸗— zustellen. Der Kommandant Me Crea habe sich telegraphisch Instruktionen wegen des drohenden Bombardements von Colon erbeten. Er habe die Instruktion erhalten, Schritte zu thun, um die amerikanischen Interessen zu schützen. Wie man annehme, verleihe diese Instruktion dem Kommandanten Me Crea diskretionäre Gewalt, das Bombardement zu ver⸗ hindern.
Das „Reuter'sche Bureau“ meldet aus Buenos Aires vom gestrigen Tage, trotz der Mißhelligkeiten zwischen Argen⸗ tinien und Chile würden die Reklamationen, betreffend die Anlegung von Straßen in dem umstrittenen Ge— biete, nicht zur Eröffnung von Feindseligkeiten führen, da beide Regierungen von den besten Absichten, die Verhandlungen auf friedlicher Basis weiterzujühren, bereelt seien.
Der chilenische Geschäftsträger in Washington theilte heute, wie W. T. B. berichtet, dem Staats⸗ departement mit, daß Chile und Argentinien zu einer freundschaftlichen und befriedigenden Verständi⸗ gung in der Grenzfrage gekommen seien.
Afrika.
Eine Depesche Lord Kitchener 's aus Pretoria vom 25. d. M. meldet: Aus einem weiteren Bericht über das Gefecht des Majors Fisher bei Villiers dorv am 20. No— vember gehe hervor, daß in der Nacht vom 19 November Patrouillen von dem Posten Fisher's bei Reitfontein nach Kaltspruit zu auegesandt worden seien, um einen die Jandadrift beherrschenden Hügel zu nehmen, und dieser zügel vom Feinde beseßt gefunden hätten. . Fisher sei bei Tageganbruch nach Hügel vorgerückt und von Norden und Süden gleichzeitig angegriffen worden, doch sei es ihm nach und nach gelungen, eine gut gedeckte Stellung zu erlangen. Um 9 Uhr Morgens seien seine Kferde plötzlich nahe bei dem süd lichen Ende; seiner Stellung in wilder Hast geflohen, und in der Verwirrung habe sich der Feind festgesezt. Der Major Fisher und der Hauptmann Langmore seien ledenggesährlich verwundet worden. Die ganze Abtheilung sei von den ungefähr 38369 Mann zählenden feind⸗ lichen Truppen gezwungen worden, sich um 19 Uhr Morgeng zu ergeben. Rimington 8 Kolonne sei um 11 Uhr eingetroffen, als der Feind mit Ausnahme einer kleinen Nachhut sich de⸗ reits zurückgezogen und die Gefangenen zurückgelassen hade. Der Burenführer Buys, der von Rimington gefangen ge— nommen wurde, sei verwundel gewesen. 266
Der Times wird aus Marakesch gemeldet, der Sultan von Marokko habe nach einer Trurvpenschau die Geuverneure und Vize⸗ Gouverneure um sich versammelt und ihnen rain. etheilt, er beabsichtige, Reformen in der Steuererhebung und audere Reformen einzuführen. Jeder Gounerneur oder sonstige Beamte, der überführl werde, daß er Geschenke gebe oder annehme, werde streng bestraft werden; die Beamten wärden auskömmliche Gehälter erhalten. Dem dengnnten BVlatte wird bierzn weiter gemeldet, die Erlärung des Sultans habe große Bestürzung unier den Gouverneuren hervorgerufen und werde zweifellos großem Widerstande begegnen.
Parlarentarische Nachrichten.
Dem Reichstage ist der Entwurf eines Zolltarif⸗ gesetzes nebst Begründung zugegangen. Der letzteren sind wei Hefte Anlagen beigegeben, von denen das erste das estehende Tarifrecht des deutschen Zollgebiets, Angaben der amtlichen Statistik uber Mengen und Werth der deutschen Ein ⸗ und Ausfuhr im Ganzen und nach Waarengruppen in den Jahren 18890 bis 1900, über die Bevölkerung Deutschlands und ihre Erwerbsthätigkeit, die Gütererzeugung des Deutschen Reichs und über die Ein⸗ und Ausfuhr von Erzeugnissen der Land⸗ und Forstwirthschaft sowie der einzelnen Zweige der Industrie im Spezialhandel des deuischen Zollgebiets enthält, während in dem zweiten Anlageheft eine vergleichende Zusamm en— stellung des Zolltarifentwurfs mit den Bestim— mungen des geltenden Zolltarifs gegeben ist.
Bei der gestern im 11. Wahlbezirk des Regierungs⸗ bezirks Cassel (Hünfeld, Gersfeld) vorgenommenen Ersaätz—⸗ wahl zum Hause der Abgeordneten wurde, nach der amtlichen Zählung, der Regierungs- und Forstrath Kaute in Potsdam (Zentrum) mit 163 Stimmen gewählt. Der Land⸗ rath Freiherr von Dörnberg in Gersfeld (konserv) erhielt 47 Stimmen.
Nr. 47 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundheitsgmts“ vom 20. November hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen ansteckende Krankheiten. — Desgl. gegen Pest. — Sterblichkeit in Preußen, 1899. — Aus dem Stakistischen Jahrbuche von Paris, 1898. — Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Gifte ꝛc. — (Preußen.) Viehseuchenstatistik. — Krantenfürsorge. — Verhältniß der Kreisärzte zu den Gewerbe⸗Aufsichtsbeamten. — (Bayern.) Titel. — (Sachsen.) Trichinenschau bei Hunden. — (Württemberg.) Wein⸗ bau⸗Versuchsanstalt in Weinsberg. — Sachsen⸗Meiningen.) Impf⸗ wesen. — (Hamburg.) Gasheiz ꝛc. Apparate. — Desterreich.) Kohlenbergbbau. — Pemphigus neonatorum ete. — Ehren⸗ rath der Aerztekammern. — Augenblennorrhöäe der Neu⸗ geborenen. — (Böhmen.) Aerztliche Standesordnung — Blattern. — (Steiermark) Fabriken ꝛe. — Italien.) Wein. — Heilserum. — (Schweiz Kanton Zug.) Brotschau. — (Groß⸗ britannien. Acetvlen. — Schweinefieber. — (Belgien Nahrungs⸗ mittel. — (Rußland) Ausländische Heilmittel ꝛc. — Harzer Gebirgs— thee. — Veterinãrwesen — (Bulgarien) Essenzen. — (Strants Settlements.) Leprosenasyl. — Gang der Thierseuchen in DOesterreich. 3. Vierteljahr. — Desgl. in Großbritanni Maul⸗ und Klauen⸗ seuche in Rumänien. — Rinderpest in Süd-⸗Afrika. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Deutsches Reich, Belgien, Schweden.) Vermischtes (Sachsen.) Feischbeschau. 1960. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Aus— andes. — Erkrankungen in Kranken häusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Witterung. — Beilage: Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungs- mitteln (Wurst).
Kunst und Wissenschaft.
Der Berliner Architekten⸗Verein hielt im Laufe Wochen zwei Versammlungen ab. In der ersten der⸗ Theodor Richter über die auf der Schreibgeräthe und Schrift⸗ zu dem Vortrage hatte im Saal eine Rudolf Blanckertz. Inhaber der bekannten Stahlfeder⸗ Fabrik von Heintze u. B anckertz in Berlin, angelegte, inter⸗ essante Sammlung von Schreib -⸗Utensilien und Schriften aller Völker Aufstellung gefunden. Der umsichtige Sammler ist dabei dem Gedanken ausgegangen, daß es sich für den deutschen Ausfuhrbandel und im Besonderen für die von ihm vertretene In— dustrie wohl verlohner e, die Schreibweisen und Schreibgeräͤthe anderer stulturvölker, al gründlich zu studieren, weil voraussi mechanischen Hilfsmitte ermöglichen würden, jenen Völkern er⸗ beblich verbesserte und zugleich billige Schreibgeräthe anzubieten, welche ale dann gem aufgenommen und gekauft werden würden. Daß diese Doffnung keine eitle sein würde, konnte Herr Blankerß Beginn seiner Sammlerthätigkeit auß dem Erfolge ließen, den innerbalb der eurovpäischen Kulturwelt die tahlfeder als Ersatz der Federliele in weniger als einem Menschenalter errungen hat. die Hoffnung keine eitle gewesen ist, beweist die Sammlung selbst, die neben dem bis vor kurzem üblich gewesenen oder noch üblichen erotischen Schreibgeräth das entsprechende neue, in der Berliner Fabrik bergestellte und dem kesonderen Charakler der Schrifteichen und der Schreibweise angepaßte Geräth vor Augen fübrt, von dem der Vortragende später im einzel nen berichtete, daß es sich steigender Beliebtbeit bei den betreffenden Kultur- dollern Asienẽ und Afrikas erfreue und zu einem Exportartikel geworden ei. Das ist ein Erfolg deutscher Wissenschaftlichkeit und Gründlichkeit, der mit vatriotischer Genugthunng verjeichnet werden darf, umsomehr, 2s nichtdeutsche Fabrifen einen anderen Weg, namlich den der genauen Nachabmung der Vorbilder eingeschlagen batten, der zwar weniger mabsam war, aber sich als micht um Ziele fübrend erwies. Die Fruchtlosigkeit dieseg Berfabrens vorauesebend, das etwa einem Ver⸗ den naturlichen Federkiel durch einen kũnstlichen, dem Original gam gleich auesebenden ju ersetzen., vergleichbar sein würde, bat Herr Vlancker, indem er gewissermaßen die Inventur aller 4 3. äblichen Schreibgeräte der Welt machte und den beson. deren Anforderungen eder Schriftart sorgfältig nachsvärt, gaen jwar unsäglich mäbsameren, aber, wie ur Thatsachen rwiesen, ungleich vraktischeren Weg ein geschlagen und den Erfolg an ein Unternehmen gekettet, Im Lichte dieseg von der eingangs er⸗ Dihnten Augstellung beglaukigten Sachberballg fanden die Mit. Leilungen deg Vertragenden eine besonderg aufmerksame Jubörer⸗ ft: Für die Stallfederschrift seit lange gewonnen sind die reiber der deutschen, Iateinischen, russischen und griechischen Schrift. 2 sind selbst kei den am entferntesten Debnenden Schreikern russischer Schriftzeichen in Ost Sibirien und den sich der griechischen Schrift bedienenden Armeniern die Feder- krele nur noch in sebr beschränkter Namendurg. Seb versckieden biewen Dird in dem an weiter Stelle wichtigsten Schriftaebiet die arabische S* tt miri aus Mohr geichnittener Feder arabisch Kalam* (calamus ?), ech Resem senannt, berßestell. Die gane mebamedanische Welt be. deen eh dieler Schrift. 0 verschicken auch B. das Per sss ke und das Tarte cke, dan Maia nsck Find Manche und das Uitu ber mekame— dan cken it ehre ben, mn Verlei mit dem Arab sschen Mader, damit geschrieben, im Vergleich mit dem Arg darstett. Selkst auf den Sanda Inseln i diese Schrift in Anwen- Dag. Nat Tie fleinst. netliqhst. Brirre Tes JIelam, Marolke, macht eine amab me du Genug ang einen etwas abweichenden Instrumenteß, des Actr rate Reim sten gel eine gan fla ben, svatelsormi gen Geräthes, * abrzen gleich dem Jalam Cine MTwaltene Spitze teigt Ems deitte n, dhe die verderindischen. Sriftarten, dern Zobl Legen . Sie edienen sich einer Tulum“ genannten Mehrfedet, deren
2 aber esentlich anders geschritten ist alg der des arabischen Aäm, wen die ladisken Sckeiniarten gleich den unscten auf Par ier reatal den insz nach rechte, die arabtich semttischken dagegen don
acta nach linke geschrieben werden. Außererdenllich verschieden bier ⸗
bon ist die Gruppe der Pinselschriften, deren Verbreitungsgebiet China, Indochina, Korea und Japan bilden. Die Schriftzeichen folgen einander dabei bon oben nach unten, die senkrechten Kolonnen pon rechts nach links Schreibpin el und Tusche bilden das Schreibgerãth diefer Suppe. Gan ab. weichend ist wiederum sowohl die Schrift Kambodjas und Siams, die mit Fettkreide von links nach rechts auf schwar es Scieferpapier geschrieben wird, als auch vor allem die Ritzschrift, welche mit Hilfe einer in Horn gefaßten Stahlspitze oder eines stahlernen Griffels in Palm— blätter oder ähnliche Stoffe eingeritzt wird. Letzterer Schreibweife bedienen sich die meisten Bevölkerungen Hinterindiens, wenn auch unter Anwendung voneinander sehr verschiedener Schriftzeichen, ferner die Singhalesen auf Ceylon und zwei Volksstämme auf Celebes Eine siebente Gruppe bildet die von der ö. Mehrheit der Einwohner von Celebes, den Bugis und Makassern, mittels einer ganz flachen, schnabelig zugeschnittenen Palmenrippe durch Farbe auf grobes Papier hergestellte, von links nach rechts . Schrift, deren Zeichen kleine geometrische Figuren, Quadrate, Rechtecke, Winkel ꝛc. darfteslen. Endlich giebt es noch eine achte Gruppe, wahrscheinlich die älteste und ursprünglichste, welche mit einem kleinen Stäbchen aus Palmenholz mittels Rußbreies auf Baumrinde aufgetragen wird. Sie wird von dem Volk der im Innern von Sumatra wohnenden Battaker angewandt und scheint in sehr entfernten Zeiten durch brahmanische Einwanderung eingeführt zu sein; denn es existieren so hergestellte brahmanische Gebetbücher. Die Zeichen sind innähernd fo unentwickelt und unbestimmt, wie et wa Dis germanische Runenschrift, vor welcher diese Schrift aber den Vorzug hat, daß sie noch lebt, noch im Gebrauch ist. Es ist fehr wahrschein⸗ lich, daß man hier ebenso den unentwickelten Urtypus der vorder— indischen Schriftarten vor sich hat, welche später bon den indischen Brahmanen auf Blech von Kupfer oder Gold geschrieben warden, wie die Anfänge der heute noch wesentlich den buddhiftischen Völkern Hinterindiens eigenen Ritzschrift auf trockenen Palmenblätterstreifen oder Bambusrohr, die in eiligen Fällen wohl auch in grüne Palm— blätter eingeritzt und für den Empfänger eines fo beschaffenen Briefes lesbar wird, indem er sie mit Speichel befeuchtet oder dunkle Erde hineinreibt.
Es ist nach dem Voerhergesagten ohne weiteres klar, daß die Rohrfedern, sowohl des arabischen Kalam“ als auch des vorderindischen »Kulum“, wie die zugespitzte Palmenrippe, des Erfatzes durch eine geeignete Stahlfeder sebr wohl fähig sind, weil diese Schreibaeräthe sich der Farbe oder Tinte und des Papiers bedienen. Finen solchen Ersatz zu schaffen und ihn zur Anerkennung und Anwendung zu bringen, ist den Bemühungen der mehrgenannten deutschen Firma denn auch bestens gelungen. Schwieriger, wenn auch bei der bis⸗ herigen unpraktischen Ausführungsweise dieser Schrift; recht aussichtsvoll, war die Verbesserung des Schreibgeräths der intelligenten Siamesen, deren Fettkreide und schwarzes Papier anfangs den Gedanken nahelegten, die Kreide zu Schlemm— kreide aufzulösen und diese mit einem löfflich gekehlten In⸗ strument aus Bambus aufzutragen. Doch erwies sich auch diefer Noth— behelf als wenig praktisch, ebenso wie die Benutzung von Bleistift auf wolligem Papier. Jetzt ist man auf der Suche nach Besserem auch auf eine dem eigenartigen Papier angepaßte Stahlfeder und Tinte gekommen. Beides gefällt und führt sich ein. So wird die seltsame.
bon der empfindlichen Kreideschrift bedingte Form des siamesischen
Briefes wohl bald zu den vergangenen Dingen gebören. Ein solches Schriftstück wurde harmonikaartig zusammengefaltet, kreuzweise mit einer Schnur umschlungen und mit einem Thonklümpchen verklebt, worauf der Schreiber seinen Finger drückte.
Am schwierigsten ist natürlich der Ersatz des Pinsels durch ein anderes Schreibgeräth; doch haben, wie die Ausstellung ergiebt, alle an den Konservatismus der Chinesen geknüpften Bedenken, sowie die unzweifel haften technischen Hindernisse eines geeigneten Ersatzes des Pinsels von Kaninchen⸗ oder Menschenhaaren durch ein Stabhlgeräth nicht davor zurückgeschreckt, den Versuch zu wagen. Zugänglicher für Neuerungen in dieser Richtung sind Japaner und Koreaner, zumal sie eine Silben⸗ und Lautschrift besitzen, im Gegensatz zu den sich einer Bilderschrift bedienenden Chinesen. Ursprunglich hatten auch die Chinesen eine Kerb, odger Ritzschrift, für deren Aufnahme sie Täfelchen aus Bambus mit einem Tack bestrichen und diesen sodann mit einem scharfen Griffel ritzten. och ist die gegenwärtige Tusche⸗ und Pinselschrift bereits länger als A Jahre im Gebrauch und daher wenig Aussicht vorhanden, ö Gewohnheit eine Aenderung erfährt. Das tragbare Schreibzeug im Gürtel mitgeführt wird, ist außerdem dem Chinesen so and gewachsen,
eißes, zũglichkei e wobl nach unserer bequemeren und schnelleren Art
werden wird.
Der Vortragende gab zum Schluß noch eine ged der historischen Entwickelung des Schreibzeräths. jedenfalls Anspruch auf ein sehr hohes Alter; denn ur von den alten Egvptern angewandt und kam von ihnen auf und Römer, bis in spätrömischer Zeit der Calamus, die Robrfede in ihrer Anwendung auf Pergament und Papyrus abgelöst wurde durch das Einritzen der Schrirt in mit einer Wacheschicht überzogene Holjtãfelchen. Der Gänseliel scheint in seiner Anwendun, Schreil
8 bon Dehb!
Federpose, besonders nach Erfindung des mit den ulper gle altrigen Pavierg, fast obne Wetthewerb irgend eines anderen Schreib- geräths. Eine wesentliche Verbesserung bat sie in der ganzen Zeit nicht erfahren, wenn auch seit 1599, in welchem Jabre Le Gagneur ein muster⸗ gültig gebliebenes Buch über die Kunst und Wirkung des Spitzenschnitts schrieb, manche nützliche Winke für Federschnitt. Handstellung und Federführung veröffentlicht worden sind. Eine Neuerung brachte erst die 1798 von Torio erfundene Rundschrist, welche einen abweichenden, eigenartigen Schnitt der Feder bedingte, der nach Erfindung der Stablfeder um das Jahr 1330 alsdann ebenso wie der gewöhnliche
Federschnitt durch das neue Schreibgeräth in ungleich dauerbhafterer,
elastischer und jeitsparender Form nachgebildet wurde
Der zweite Vortrage Abend des Architekten Vereins Gesellschaft von Damen statt. Der Saal war bis auf d Platz gefüllt. Eine solche Anziebungefraft batten di Wanderungen durch die Mark Brandenburg‘ geübt, welche Direktor der Urania“, Herrn Franz Goerke, in bildern vorgeführt wurden. Eg ist über die bereitz früber an dieser Stelle ein gebend berichte wünschen bleibt, daß Herr Goerkfe seine Absicht eine seiner Sammlung in dem Sinne aus fübre, daß sie einst die malerische Grgänzung jener bechgeschatzten märlischen Wanderungen bildet, durch welche Fontane vor mehr als einem Jahrzehnt seine märsischen Landg⸗ leute so sehr erfreut bat.
v. A. Der Janenarchitelt Willy D. Dreßler bat in seiner Wohnung. Anesebeckstraße 36 jum Besten notbleidender Ruten ⸗ Familien eine Außstellung seüner Arbeiten veranstaltet. Dag Neiwolle dieser Auestellung besteht darin, daß. wohl jum ersten Mal in Berlin, eine Ginrichtung, die der Künstler für feinen eigenen Gebrauch in Benuhßung genommen bat, dem Publikum zu- gänglich wird, nicht nur eine Schablonen und Must twohnnng, der noch dag individuelle Leben feblt Jum tbeil sind es belaunte Arbeiten Dreßler z, die in diesem Herbst schon bei Keller u. Meiner
auagestellt waren, wie daß Herren und daß Speisesimmer, nur daß
die Beleuchtunge körper, Stickereien und Bronjen dag Gange etzt füllen und beleben Neu sind der Ankleideraum und daz Schlaf immer
Die Möbel dieler beiden Räumlichkeiten sind aug graublauem, in Ten
sehr warm wöirlendem Eschenbolj bergestellt; die Tarte ist ckensalls in stumpfem Blau gebalten und, um Gintanigleit im vermeiden, in geringer Söbe durch einen — in Messing anten Streifen unterbrochen, der seinersettg wieder ln der Farbe ju Kissen und Teppich
strengen ärztlich
stimmt. Die Wirkung ist fein berechnet; die Möbel sind breit, ruhig, elegant und praktisch, mit kleinen Feinhesten, die sie zum Gebrauch geeigneter machen. Jedes leberflussige ist vermieden, und doch wirkt das Ganze nicht kahl-
Außer diesen Jimmern bietet ein größerer Ausstellungsraum noch Teppiche, Schmucksachen, Stickereien und Entwürfe für Tapeten, Möbel und Teppiche, wie sie aus der Hand des Känstlers in die Werkstätten wandern. Für das Theatercape und die Schmucksachen hat Dreßler in Leipzig die goldene Medaill⸗ erhalten. Es sind einzelne Stäcke von sehr anmuthiger Form darunter, und die. Verwendung der Naturperlen ist sehr glück= lich; weniger wirksam erscheinen die Emailarbeiten, denen Feinheiten, wie etwa Pariser Künstler sie ihnen zu geben wissen, fehlen. Die Stickereien sind zum theil sehr eigenartig und schön in Farbe und Zeichnung. Für die Befucher werden auch die mannig⸗ fachen Entwärfe von besonderem Intereffe sein, da sie zeigen, was der Künstler will und welche Veränderungen seine Ideen dur die Ueber— tragung in das Material erdulden mässen.
Zum Schluß seien noch die zum theil sehr originellen, harmonisch wirkenden Kronleuchter für Gas und elektrisches Licht erwähnt, sowie die Silberarbeiten, die, bis auf einen prächtigen Tafelaufsatz, der neu ist, auch schon bei Keller u. Reiner zu sehen waren. ;
Es ist zu wünschen, daß die interessante Ausstellung, die bis zum 10. Dezember, täglich von 12 bis 3 Uhr, geöffnet bleibt, auch um ihres guten Zweckes willen recht reichlich besucht werde. Einktitts— karten sind in der Kunsthandlung von Keller u. Reiner (Potsdamer⸗ straße 122) zu haben. .
Der Kunst salon van Paul Cassirer, Berlin W., Victoria— straße 35, eröffnet am Donnerstag, den 28. d. M., seine zweite Winterausstel lung. Dieselbe enthält eine Sammlung von Werken von Louis Corinth, H. E. Linde⸗Walther, U. Hübner, E. Vuillard, ferner zwei hervorragende Werke von Edouard Manet und eine größere Anzahl Arbeiten von E. Orlik, die der Känstler während seines zweijährigen Aufentalts in Japan geschaffen hat.
Professor Karl von Lieberm eister, Vorstand der medizinischen Universitätsklinik in Tübingen, ist, wie W. T. B. meldet, am Sonntag daselbst gestorben. Er war am 2. Februar 1833 zu Rons⸗ dorf bei Elberfeld geboren, studierte in Bonn, Würzburg, Greifswald und Berlin und halfen sich im Jahre 1859 in Greifswald. Von dort, siedelte er im Jahre 1860 als Assistent Niemeyer's mit diesem nach Tübingen über, wo er im Jahre 13864 außerordentlicher Professor der patholpgischen Anatomie wurde. Im Jahre 1865 wurde er als ordent⸗ licher Professor und Direktor der medizinischen Klinik nach Basel berufen, von wo er im Jahre 1871, nach Niemeyer Tode, nach Tübingen zurückkehrte, um als dessen Nachfolger die Leitung der dortigen Universitätsklinik zu übernehmen. Als Forscher hat der Ver— storbene sich insbesondere um die Lehre von der Wärmeregulierung und vom Fieber, sowie um die Behandlung der fieberhaften Krank heiten Verdienste erworben. Seine Hauptarbeiten beziehen sich auf das Wesen und die Behandlung des Fiebers, auf die Krankhelten der Leber und Nieren, Unterleibstyphus und Zuckerharnruhr. Seine viel⸗ benutzten Vorlesungen über spezielle Pathologie und Therapie er— schienen bereits im Jahre 1835, seine gefammelten Abhandlungen 1889.
Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs⸗ Maßregeln.
Belgien.
Durch eine im ‚Moniteur Belge“ vom 21. d. M. veröffentlichte Verfügung des belgischen Ministeriums für Landwirthschaft vom 27. d. M. sind die Bestimmungen der Artikel 1 bis 4 der Königlich belgischen Verordnung vom 5. April 1897, betreffend Maßnabmen zur Verhütung der Einschleppung der Beulenpest in Belgien, vom 4. d. M. ab für Herkünfte aus Ddesfa in Wirkjamteit gesetzt worden.
Solche Herkünfte von See sollen an den Quarantänestationen in der Schelde, in den Häfen von Ostende und Nieuport sowie in Selzaete nach den Vorschriften der Kapitel 11, III und 1V des der Venediger Internationalen Sanitäts Konvention vom 19. März 1897 igefügten allgemeinen Sanitätsreglementz behandelt werden.
Griechenland.
griechische Regierung hat die gegen Herkünfte von erlassenen Quarantänevorschriften wieder a usfge⸗
Monitor Oficial! vom 19. d. M. hat
inische Regierung die Quarantäne für Herkünfte aus
auf drei Tage herabgesetzt. (Vgl. R Anz.“ vom Brasilien.
gierung hat wegen Erlsschens der Beulenpest
rein erklärt und bestimmt,
ulassung zum freien Verkebr
iner sti
igentinien Liverpeol unterliegen
n Untersuchung.
Serkũnfte aus
Rumänien. Amtlichen Nachrichten zufolge z Raiserlichen (Gesundbeitsamts“ Dobrudscha und ein Thei Klauenseuche ergriff frei ist. D und bei de fübren. Die Regiern griffenen Theile de man sonst der Seuche
Thiere, welche die Trankbei
immun sein sollen. Die Seuche scheint anläßl
Giurgevo aus Bulgarien eingeschlervt woiden
Wie den Verössentlichungen des Kaiserlichen Gesnndbeitgamts“ zufelge die Gare Times“ berichtet, ist die Rindervest nun auch in der Nabe ven Pretoria ausgebroche Auch in dem nursprũünglichen Verbreitung gebiet, dem südlich vem Fre en Theil der Tap Kolonie, bat die Seuche n Auer Aliwal North sind jeyt auch v Ga st, sewie Monnt Fletcher im nelei veriencht. Tie Wegiernng ven Natal bat sich daber veranlaßt aeseben bi mfubr ven Vieb aus der Kap⸗ lolenie ju verbieten — stadt rüstete sich u Maßnabmen, um der Auebreitung entgegenjutre ten. So ist in der Gevernment Gasetten cine Belanntmachnng Über die Gelämpfung der Mindervest erschienen
In dem ersten Theil dieser Belanntimachang giebt di crun
Ralb, die Seuche mit Gallen aeacbenenfa! and mit S. a befämpfen T Impfungen fellen den den Viebeigentbümern rorgenemmen werden, welche Im ferihen un mögen Preisen ven den Regirnngerganen erbalsen und ansperdem mentgelilich im Impfen nnterwiesen werden. Damit dag nötbige Imp smalerial stetr bereit stebt, ist beabfibtigt
*
ee
.