Staatssekretãr des Reichs⸗Schatzam s Freiherr von Thiel⸗ mann:
Welcher Art diese Vorbereitungen gewesen sind, ist dem hohen Hause nicht erst durch die Rede des Herrn Reichskanzlers bekannt geworden. (Sehr richtig! links. Diese Vorbereitungen haben seit drei Jahren nicht allein die betheiligten Reichsämter, nicht allein die Bundesregierungen, sondern auch die gesammten Erwerbsstände in Deutschland beschäftigt. Es ist selbst neuerdings noch der Vorwurf erhoben worden, manche Aeußerungen der Erwerbsstände seien über⸗ haupt nicht berücksichtigt worden. Dieser Vorwurf ist ungerecht. Auch außerhalb des Wirthschaftlichen Ausschusses, außerhalb der Be⸗ rathungen, welche seitens der einzelnen Landesregierungen mit ihren eigenen Interessenten gepflogen wurden, hat eine jede Eingabe, mochte sie kommen, von welcher Seite sie wollte, von einer Vertretung des Handels, der Industrie, der Landwirthschaft, die ernsteste Prüfung gefunden.
Daß natürlich von zwei entgegenstehenden Wünschen nur der eine berücksichtigt werden konnte, darf nicht überraschen, und ebenso selbstverstãndlich hat derjenige, dessen Wunsch berücksichtigt war, geschwiegen, und der Andere hat sich beklagt. Ich kann aber Ihnen wiederholen, daß in jedem Stadium der Angelegenheit, nicht bloß im letzten, Stimmen aus allen Theilen Deutschlands gekommen sind, welche je nach der Stellung der Antragsteller Zustimmungen zu den betreffenden Bestimmungen des Gesetzes enthielten. Also, daß das Gesetz, wie vielfach in einem Theil der Presse behauptet wird, auf allgemeines Mißfallen in Deutschland stoßen würde, darf ich hier bestreiten. Ich lese in einer heutigen Zeitung, daß allein die sozial⸗ demokratische Petition gegen das vorliegende Zolltarifgesetz 37 Millionen Unterschriften gefunden haben soll. Ob dies der Fall ist, kann ich nicht wissen (Zurufe bei den Sozialdemokraten); nur muß ich darauf aufmerksam machen, daß diese Ziffer ungefähr das Doppelte der sozial⸗ demokratischen Wähler ist, und daß daher, wenn die Ziffer zutrifft, auch eine große Menge unmündiger Kinder und Frauen sich an dieser Petition betheiligt haben müssen. (Lachen links.)
Wenn man die Vorlage in großen Umrissen beurtheilt, so zer⸗ fällt sie hauptsächlich in zwei Theile: in die Urerzeugnisse des Bodens und die Nahrungsmittel im ersten und zweiten Abschnitt, in die in⸗ dustriellen Erzeugnisse in den übrigen Abschnitten. Jeder Abschnitt will für sich selber betrachtet werden. Die beiden ersten Abschnitte bezwecken, wie der Herr Reichskanzler Ihnen soeben gesagt hat, den Schutz der deutschen Landwirthschaft; der zweite Theil, die übrigen Abschnitte, betreffen nicht sowohl einen erhöhten Schutz der deutschen Industrie in allen ihren Theilen, sondern eine Ausgleichung da, wo bei dem gegenwärtigen Tarif Ungleichheiten bestanden.
Was über die Lage der deutschen Landwirthschaft gesagt worden ist, wird im Laufe der nächsten Tage von verschiedenen Seiten des Hauses noch vielfach beleuchtet werden. Ich brauche darauf, auf ein Thema, das seit zehn Jahren alle Köpfe und alle Herzen beschäftigt hat, hier nicht näher einzugeben. Ich muß nur daran erinnern, daß der oft erhobene Vorwurf, bei den Minimalzöllen, wie sie im Zolltarifgesetz stehen, seien Verträge überhaupt nicht möglich, völlig unbegründet ist. Der Herr Reichskanzler hat Ihnen soeben gesagt, und ich wiederhole es: es ist unser Wunsch, wieder mit unseren Nachbarn und anderen be⸗ freundeten Staaten zu Verträgen zu kommen, und es ist die Neberzeugung der verbündeten Regierungen, daß auf Mindestzölle, wie sie hier im Entwurf steben, solche Vereinbarungen möglich sind. Sie dürfen nicht vergessen, meine Herren, daß, wenn wir im freundschaftlichen Verkehr mit den Nachbarstaaten leben wollen, die Nachbarstaaten von dem gleichen Wunsche beseelt sind, und ich möchte Sie daran erinnern, daß die Verträge, auf Grund deren unser jetziges Zollverbältniß in Europa geregelt ist, auch nicht mit einem Schlage, einem großen Nachbarstaate sogar erst nach einem Zollkrieg, zu stande gekommen sind. Wir wünschen selbstverständlich keinen Zollkrieg., wir hegen aber die feste Ueberzeugung, es wird dem Geschick unserer Unter⸗ bändler und der allgemein berrschenden Stimmung nach Lösung aller dieser Fragen gelingen, auch auf Grund des Jolltarif⸗ gesetzes mit seinen Mindestzollen entsprechende Verträge abzuschließen.
Grund der
Dinge zusammen, die vor hundert Jahren vielleicht zusammenge—⸗
feiner, feinster und allerfeinster Arbeit noch nicht so weit gediehen war. Gegenwärtig ist eine Zusammenwerfung so vieler Dinge in eine Sammelposition, wie sie im geltenden Zolltarif viel⸗ fach noch vorkommt, ein Unding. Schon die Handelsverträge der neunziger Jahre haben gezeigt, daß mit solchen Sammelstellen nicht auszukommen ist. Wenn Sie das System der Handelsverträge der neunziger Jahre durchstudieren, so werden Sie finden, daß in jedem einzelnen der Verträge aus den Sammelstellen einzelne Artikel, zum theil Artikel von geringer Bedeutung herausgeklaubt sind, ihre Zollsätze besonders festgesetzt oder gebunden. Das hat aber vielfach nicht geschehen können, und wo es unmöglich war, die speziellen Artikel, auf die es ankam, aus den Sammelnummern heraus⸗ zugreifen, ist die ganze Nummer einem Vertragssatze unterworfen worden, der für einen Theil davon viel zu hoch, für einen anderen Theil vielleicht viel zu niedrig war. Die Schäden davon haben sich vielfältig gezeigt. Ich möchte beispielsweise nur an die Fahr⸗ räder und an die Nähmaschinen erinnern; das sind aber bei weitem zicht die einzigen Fälle. Es giebt Hunderte solcher Fälle. Diesem Bedürfniß entsprechend, hat bei der neuen Ordnung des Tarifs eine bedeutend eingehendere Scheidung innerhalb der einzelnen Gruppen und bei den einzelnen Waaren stattfinden müssen, und es ist statt des alten Tarifs mit 43 Nummern, aber vielen Hundert Unternummern mit Buchstaben, Ziffern, griechischen Buchstaben und Bemerkungen ein einheitliches Gebilde von streng geordneten Waarengruppen ge⸗ schaffen worden, das weniger als tausend Nummern zählt, und wenn man die zollfreien Nummern abrechnet, nicht viel mehr als 750 um⸗ faßt. Wir sind damit den anderen europäischen Staaten ungefähr gleichgekommen. Es giebt in den meisten Staaten Europas jetzt Tarife, die in den allgemeinen Grundsätzen der Anordnung sich ziemlich nahe an die unserigen anschließen werden, und das wird den rein formalen Theil der Vertragsverhandlungen sehr erleichtern.
Nun ist es richtig, daß, wenn man eine einzuführende Waare genau ihrem Werthe nach einem Zoll unterwerfen will, das ein⸗ fachste System das der Werthzölle ist. Bei den Werthzöllen wird jedes Fabrikat und Halbfabrikat seinem inneren Werth entsprechend getroffen. Es giebt ja auch Staaten, welche dieses System, wie z. B. die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, grund⸗ sätzlich, andere, wie Belgien und Holland, welche es vielfach anwenden. Aber für Deutschland eignet sich dieses System aus vielen Gründen ganz und garnicht: Einmal ist mit der Abschätzung des Waaren⸗ werthes eine so heikle Arbeit verbunden, daß der deutsche Handels⸗ stand, ich bin überzeugt, wie ein Mann sich gegen das System von durchgehenden Werthzöllen erhoben haben würde. Sodann haben bei vielen Waaren die Werthzölle an der Ostgrenze einen anderen Sinn als an der Westgrenze. Die gleichen Waaren, die von Osten ein⸗ gehen, können minder werthvoll oder werthvoller sein, als wenn sie über die Schweizer Grenze eingehen. Und schließlich sind, wie das Beispiel der Vereinigten Staaten zeigt, bei einem durchgehenden Werthzollsystem unendliche kleinliche Plackereien des Einfuhrhandels zu erwarten. Wer mit Nord⸗Amerika Handel getrieben hat, weiß davon zu erzählen, und ich glaube deshalb hier in diesem hohen Hause keinem Widerspruch zu begegnen, wenn ich sage, daß unser System
den Vorzug verdient.
Ich glaube ferner aber auch, daß gegen die Art und Weise der inneren Gliederung des Zolltarifs sich ernste Widersprüche nicht er⸗ heben werden. Dieses — so zu sagen — Skelett des Zolltarifs hat
tretungen gründlich durchgearbeitet worden.
; ; Großen und Ganzen ziemlich fehlerfrei dasteht. sondern erst nach langen Verhandlungen, mit
friedlicher
Da ich gerade von den Mindestzöllen spreche, will ich auf eine Bestimmung kommen, die sich gewissermaßen nebenbei im Zelltarif⸗ gesetz findet, die beschäftigt bat als irgend ein anderer Theil der betreffenden Gesetze.
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if siebt die Möglichkeit einer Beibebaltung der Transitlager an vor, wo für dieselben ein Bedürfniß besteht. Dieses mannigfaltiger Art sein, es braucht nicht allein das
Handel ju sein. Sie erinnern sich, daß auch Landwirthschaft an gewissen ostdeutschen Transitlagern seiner Zeit f bekundet bat. Wir wollen aber gleich⸗ Schäden, welche durch Transitlager und zusammenbängt, entstehen können, dadurch den Zollkredit nicht mebr, wie bisber, un⸗
R nrfni tt = dur niz
ᷣ ö aber in den letzten Jahren den Reichstag mehr
ö . . Zöllen belegt. nd die Transitlager mit allem, was damit zusammenbängt. Der
sondern dem JZollkreditnebmer eine billige Ver⸗ „o auflegen. Die verbündeten Regierungen sind über⸗ se Modalität alle Beschwerden zu beseitigen geeignet ist, seiten unserer Landwirthschaft gegen das System der Transitlager überbaupt vorgebracht werden sind und vielleicht noch dorgebracht werden kõnnen. Die bauptsächlichste Beschwerde war, daß dem Händler gewissermaßen unter Kreditgebung seiteng des Reichs die Anbäufung großer Getreidemengen obne eigene Kavitalien und obne die Notbwendigleit ven deren Versinsung gewäbrt werde. Dies wird in Jukunft, wenn das Jolltarifgesetz in dieser Beziebung in Kraft tritt, fertfallen, der Händler wird kein Interesse baben, größere Mengen im Inland aufjzubäufen, als der unmittelbare Bedarf des Handelg und die Versorgung der nächstliegenden Theile des Reicht erfordern, und semit entfällt wobl die wichtigste Beschwerde, welche seiner Jeit gegen das System der Transitlager vorgebracht wurde. Verfolgt der Entwurf betreff der Landwirthschaft, wie Sie aug den einzelnen Tarifsatzen seben, eine wesentliche Verstärkung des Zollschutzes se ist das Gleiche, wie ich bereite sagte, nicht der Fall binfichtlich der Industrie Die Industrie bat sich bei dem ikr gewäbrten Jollschutz webl befunden, sie ist sogar in den letzten Jabren zu einem Aufschwung emporgeblübt, der bis dabin in Deutschland nicht bekannt gewesen war. Pier gilt es aber, einen anderen Mangel zu beilen. Unser alter olltarif ist fast ein Jabrbundert alt ich meine nicht in seinen Süßen, wobl aber in seiner ganzen Gestaltung. Er wirft
lange, ehe überhaupt eine Einstellung der Sätze stattgefunden hatte, sämmtlichen Bundesregierungen vorgelegen und ist von diesen Bundes- regierungen im Verein mit ihren Handelskammern und sonstigen Ver⸗ Ich glaube, daß es im Im Einzelnen mag hin und wieder ein Interessent eine Position an einer anderen Stelle zu sehen wünschen; ich glaube aber nicht, daß ernste Einwendungen gegen die gewäblte Art der Aufstellung bier werden geäußert werden.
Außerdem mache ich noch darauf aufmerksam, daß im industriellen Theil des Zolltarifs sich recht erhebliche Zollermäßigungen finden. Diese Zollermäßigungen sind eine Folge des gewählten Systems. Es bat sich bei der größeren Zergliederung der einzelnen Sammelgruppen herausgestellt, daß dieser oder jener Artikel des Zolltarifs eines solchen Schutzes, wie er heute noch genießt, nicht mebr bedarf. Einige davon sind ganz zollfrei gelassen worden, andere mit erbeblich geminderten Eine starke Erhöhung der Sätze gegenüber dem geltenden Zolltarif hat nur stattgefunden bei einzelnen wenigen Artikeln, namentlich Lurutswaaren, die eine solche Erböbung wobl zu tragen im stande sind.
Meine Herren, wenn die Vorbereitung des Zolltarifs Jabre gedauert bat, so wird eg niemand anderg erwarten, als daß eine gründliche Berathung in diesem boben Hause lange Monate dauern wird. Jetzt, in der ersten Lesung, stehen nur seine allgemeinen Prinzipien zur Frage. Ich versage mir desbalb, auf diejenigen Einzel- beiten einzugeben, welche die einzelnen Abschnitte kennzeichnen. Daß der erste und der zweite Abschnitt, die Zölle auf Grzeugnisse des
Ihre besondere Rucksicht verdienen, brauche ich nicht besondert rjubeben; ich glaube sogar, annehmen zu können, daß die ing bei dieser ersten Besprechung des Zolltarifs sich im Großen und Ganzen auf den Werth eder Unwerth der landwirtbschaftlichen Zölle beschränken wird. Was über das Recht der deutschen Landwirth⸗ schaft auf einen stärkeren Schutz ibrer Arbeit und ibrer Erjeugnisse zu sagen war, baben Sie seiteng des Herrn Reichekanzlers soeben ge⸗ bört. Die verbündeten Regierungen sind entschlossen, alles zu tbun, was ju diesem Schutze gescheben kann, soweit eg mit der Moglichkeit künftiger Handelt verträge — denn diese wollen wir bestimmt — ver- einbar ist.
Abg. Graf von Schwerin ⸗Lowit (d. kens.): die ebrenvelle Aufgabe ju tbeil geworden, die Stellung meiner Freunde zu der Verlage ver dem Hause darzulegen. Ich werde dabei nicht auf vrinpielle Streitfragen eingeben, sondern mich möngl ichst knayr an den Entwurf selbst balten. Vorher aber glaube ich, einige Worte sagen zu sellen ju der Art und Weise, wie der Tampf geführt werden sollte, und wse er leider biber gefübrt worden ist. Be⸗ Peiflicher Weise wird der Tampf bei einer so schwerm legenden Frage mit allen erlaubten Mitteln gefübrt; aber er könnte dech mit ctwaß mebr Anstand und mit etwa mebr vaterländichem Solidaritätegefübl gefübrt werden, als dies bedauerlicher Weise in einem Tbeil unserer Presse gescheben ist. In gerade nn unerbörter MWeise ist der Entwurf sest seiner Bekanntgabe ven einem Theil der Presse nicht nur als ein Aufgeben unserer biaberigen Joll. volltik befäümp tt, sondern auch das Aueland geradejn berausgeferdert
Mir ist beute
hörten, weil der Handel in ihnen gering, und die Unterscheidung
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wenig besteht zwischen und LX ein Unterschied in Bezug auf das Ausfuhrbedürfniß. Ich brauche ja nur auf den Zucker hinzuweisen. Die Berücksichtigung der Vor⸗ schläge des Wirthschaftlichen Ausschusses in der Vorlage erkenne ich dankbar an, muß aber jetzt schon beklagen, daß gerade in dem ent⸗ scheidenden Puntt die Regierung den Vorschlagen desselben nicht gefolgt ist. Die stenograpbischen Protokolle seiner Verhandlungen sind leider nicht veröffentlicht worden, und es spricht auch ann dagegen; doch hoffe ich, daß dies beꝛüglich der erwähnten Punkte wird gescheben können. Als Maßstab der Bemessung der landwirthschaft⸗ lichen Zölle bätte man doch die Preise annehmen sollen, wie sie vor den Handelsverträgen bestanden haben; das ist aber nicht ge⸗ schehen. Wir müssen an diesem Maßstab aufs entschiedenste fest⸗ balten. Hierin ist die ganze Landwirthschaft ohne Ausnahme einig. Die inzwischen eingetretene Lobnsteigerung bedeutet für die Land⸗ wirthschaft eine erhebliche Steigerung der Produktionskosten; diese Verschiebung des Verhältnisses zu Ungunsten der Land⸗ wirtbschaft darf nicht unberücksichtigt bleiben. Daraus ergiebt sich für die Landwirtbschaft die Nothwendigkeit erheblich böberer Zölle, als sie im Tarif vorgeschlagen sind, und wir werden darauf besteben müssen, wenn anders der Tarif für uns annehmbar sein soll. Wir werden ferner darauf besteben müssen, daß Mindestzölle in weiterem Umfang im Zolltarifgesetz vorgesehen werden, als dies in dem Entwurf geschehen ist. Jedenfalls darf kein einzelnes land⸗ wirtbschaftliches Er eugniß in dieser Beziehung vor einem anderen bevorjugt werden. Unser neuer Kollege Gothein hat in der General- versammlung des Vereing für Sozialpolitik in München einen klassischen Ausspruch gethan, der sich auf meine engere Heimath Pommern beziebt: Die vommerschen Bauern wollen durchweg keinen Getreide zoll, weil sie ebenso viel Getreide verlaufen, als sie kaufen.“ Ich frage Herrn Gotbein: Wenn er wirklich einen Nordost“ Bauern gefunden Faben sollte, hat er ihn gefragt, was er denn nun eigentlich verkauft, um seine Existenz, Bekoöstigung, Rleidung und die sonstigen wirthschaftlichen Bedürfnisse für sich und seine Familie zu bejablen? Will Herr Gotbein für Vieh etwa solche Zölle einführen, daß sie auch bei unzureichenden Getreidezöllen genügten, aus dem Erlös den Mann ju ernäbren? Wenn man die Festsetzung von Minimal- zöllen bloß für das Getreide beschließt, dann 1a in landwirthschaft⸗ lichen Kreisen die Befürchtung ein, daß, wenn es nachber nicht möglich ist, durch eine 3 der Getreidezolle Handelgverträge abzu⸗ schließen, man dann umsomehr dafür die anderen landwirtbschaftlichen Zölle, namentlich die Viehlölle, beranziebt. Die Anschauung, daß durch Minimal jolle der Abschluß der Handelt verträge erschwert würde, balten wir nicht für zutreffend. Es kann sich natürlich niemals darum handeln, einen Minimaltarif als Ganzes einzuführen, sondern eg wird nur darauf ankommen, daß die Unterbändler bei den Handel vertrageverbandlungen diese oder jene Positionen haben, um Inland olle gegen Auglande olle einzutauschen. Unsere Volkevertretung ann eine Mitwirkung an den Handelsvertrageverbandlungen nur dadurch erlangen, daß sie durch den . vo erllaͤrt, daß der Reichetag nur selchen Handelsderträgen seine Justimmung erteilen würde, welche sich nnerbalb der hier sestgestellten Grenzen ballen. Das ist allein die Bedeutung, welche der Depveltarif baben kann. Der Mindesttarif bat die Aufgabe, den Abschluß undertbeil⸗ after Dandelgverträge ju verbindern. Vem landwirtbschaftlichen Slandrunkt aug müssen wir an der Aufrechterbaltung unserer Joll⸗ autenemie festbalten. Wir baben ja die Erfabrung gemacht, daß jwei Jabre nach dem Abschluß der sepigen Dandelsserträqe vom preußischen Staatgrath festgestellt w daß die Jolllätze bei der veränderten onjunltur für die Land Mribschaft nicht mebr genügten. Daran war aber nicht mebr zu ändern. Bei so schnell wech selnder Tenjunktur müssen wir also unsere Jellautenomje aufrecht erbalten. Wir können unt aber eine Bindung der landwirthschaftlichen Jolle nicht in einer Hohe gefallen lassen, welche schon beute al un ⸗
ichend erscheint.
i delsvertrags de t i . — ö ö. agsfreun unterscheiden
von eins nur dadurch, daß nicht Handels äge um jeden Preis machen wollen, sondern nur solche, welche auch der Landwirthschaft annehmbar erscheinen. Wir wollen allerdings die Ausfuhr sichern, aber unter möglichst . Preisgabe unserer eigenen Zollautonomie, unseres Selbst⸗
en m r gt über die Zollsätze. Die Sozialdemokratie steht auf einem Standpunkt, von dem aus allein ihr Widerspruch zu erklären ist, daß sie den für unser Erwerbsleben nöthigen Schutz gewähren würde, wenn es sich nicht um einen Schutz der gegenwärtigen Produktionsform, sondern um den Schutz für die von ihr gewünschte zukünftige Produktionsform handelte. Damit ist nicht ernsthaft zu rechnen. Wir müssen an unserem Selbst⸗ bestimmungsrecht festhalten, auch bei dem Abschluß von Handelsver⸗ trägen. re gli sind wir auch geworden durch den Vorbehalt, den die Vorlage bezüglich der Inkraftsetzung des Zolltarifs macht. Ich halte es hen für fast undenkbar, daß der Kanzler nach den be— stimmten, det Landwirthschaft gegebenen Versprechungen, daß nach dem Ablauf der bestehenden Vertrage ihr ein besserer Schutz zu theil werden soll, die Handelsverträge auch nur noch einen Tag forthestehen lassen wird; aber die Begründung des Vorbehalts hat eine Fassung erhalten, die unsere Bedenken rechtfertigt. (Der Schluß der Ausfüh⸗ rungen des Redners geht in der zunehmenden Unruhe des Hauses zum roßen Theil verloren.) Die Landwirthschaft hegt das ernstliche Ver⸗ angen, den schwebenden wirthschaftlichen Kampf zu einem friedlichen Ab⸗ schluß zu bringen, um wieder ihre ganze Kraft ihren eigentlichen Aufgaben widmen zu können; aber vorherzugehen hat als erste Bedingung die Ge⸗ währung eines ausreichenden Schutzes, damit sie die Erfüllung jener Aufgaben auch mit Erfolg in Angriff nehmen kann. Wird diese Vor⸗ bedingung nicht erfüllt, so wird eine Verzweiflung platzgreifen, welche für den ganzen Staat und alle Erwerbskreise eine ganz unberechen⸗ bare wirthschaftliche Krisis heraufführen müßte. Die deutschen Bauern, die deutschen Buren, werden ebenso wie die afrikanischen bis zum letzten Athemzug für ihre Existenz kämpfen. Sich in die i ibn der Sozialdemokraten unter Bebel und Singer einzureihen, wäre für sie eben dasselbe, wie die Unterwerfung der Buren unter die englische Oberherrschaft. Wird der Landwirthschaft auf Grundlage dieser von ihr als ff h h gehaltenen Bedingungen ein Frieden angeboten, so wird sie ihn nicht nur annehmen, sondern auch ehrlich halten. In dieser Hoffnung schließe ich mit dem Antrage, die Vor⸗ lage einer Kommission von 28 Mitgliedern zu überweisen.
Molken buhr (Soz): Was die Rechte unter „Schutz“ versteht, geht auf Raub und Ausplünderung der Massen aus. Der Vorredner meinte, auch wir würden für einen Schutz der landwirth⸗ schaftlichen Produktion zu haben sein, wenn die Produktion in unserem Sinne geändert sei. Er denkt wohl daran, daß wir seiner Zeit für die Aufhebung des Identitätsnachweises gestimmt haben. Die Reden vom Regierungstische beweisen wieder einmal, daß die Sprache dazu da ist, seine Gedanken zu verbergen. Der Vorredner sprach mit Nachdruck von einem Kampf der Bauern. Die Bauern haben allerdings sich im Laufe der Zeit manches gefallen lassen müssen. Hätten sie sich aber gewehrt, so säßen manche von Ihnen (rechts) nicht hier. Wenn heute die Bauern verschuldet sind, so sind sie in diese Verschuldung lediglich durch die Ablösungssummen gerathen, die sie seinerzeit zur Ablösung der Hand und Spanndienste den Junkern leisten mußten. Die Rechte stellt es so dar, als hätten die Landwirthe einen Anspruch auf Preise, wie sie früber vorbanden gewesen sind. Früher behauptete man, der Terminhandel hätte 36 niedergehalten. Der Termin⸗ handel wurde aufgehoben, und doch ist es beim Alten geblieben. Die Ursache des Preisrückgangs, der an sich nicht zu bestreiten ist, muß also wo anders liegen. Sie liegt in der Entwickelung der landwirtbschaft⸗· lichen Maschinentechnik, darin, daß die Landwirthschaft eine Wissenschaft geworden ist. Einen Preisrückgang haben sich auch andere Erwerbszweige
efallen lassen 8 3. B. die Handweber. Die breiten Schichten des
Volks können doch nicht die Kosten für diesen Rückgang tragen. Sie sollen auch für die Grundrenten in die Tasche greifen, wie sie über ⸗ haupt nur für die Verluste der Wohlhabenden eintreten sollen. Man weist auf die billigen Arbeitskräfte in Rußland hin; aber je geringer der Lohn, um so theurer die Arbeitskraft. Das zeigt sich auch in Deutschland. Es wird weniger geleistet, weil der Lohn zu gering ist. Darum können sich auch die Arbeiter nicht gut ernähren. Die amerika⸗ nischen Arbeiter dagegen werden besser ernährt. und darum kann man allerdings von einer amerikanischen Gefahr sprechen. Ist die Landwirth⸗ schaft überhaupt im stande, zu existieren? Die Rechte glaubt, erhöhte Preise würden das Brot nicht vertheuern. Wer soll es bejahlen? Etwa der Müller? Keineswegs! Das Müllergewerbe ist in einem Rückgang be⸗ griffen; es wird das Mehr an Zöllen in Höhe von 110 Millionen gewiß nicht aufbringen. Oder werden die Bäcker es zahlen? Herr Dertel stellt es doch immer so dar, als wenn diese nicht einmal die kleine Ver- besserung, welche die Gehilfen verlangen, einführen können. Also bleibt nur der Konsument übrig. Die Backer werden das Brot um so viel theurer machen, als der Zoll beträgt. Die arme Wittwe, die ärmsten Arbeiter werden ihren Pfennig zu dem Zell beitragen., ihnen schneiden Sie (rechts ein Stück Brot ab. Eg sollen aber auch die anderen Produkte vertheuert werden, und das bei niedrigen Löhnen und zahlreichen Hungertagen. Einen großen Theil der Mebrausgabe wird das Reich bei der Heeres— derwaltung im erhöhten Haferzoll u. s. w. tragen. Dann werden wieder neue indirekte Zölle eingefübrt, und diese müssen dann wieder die breiten Schichten des Volkes zahlen. Man hat von der Zähigkeit der Buren gesprochen. Sie können überzeugt sein, daß auch die Arbeiter mit derselben Zäbigkeit gegen den Kornwucher kämpfen werden. Man behauptet, die kleinen Grundbesitzer bekämen auch etwas. Die Statistik lehrt, daß ein greßer Theil derselben mebr Getreide baut, als er verkaufen kann. Wenn man die Jellerhöhung kaxpitalisiert, so steigt natürlich auch der Werth des Grundeg und Bodens (Widerspruch rechts), es kommt dabei eine Kriegskosten⸗ entschãdigung don 18 Milllonen beraug. Die Herren (rechte werden niemals zu befriedigen sein, wie eg auch früher nicht der Fall war Die Getreidejolle sind immer wieder erböbt werden. Dann kamen die Tiebeggaben für Branntwein und Jucker, die Kleinbahnen. Immer sollte die Landwirtbschaf! bankerott sein. Man sollte ich fragen, ob die Landmirtbschaft nicht unter anderen. Be— dingungen eristieren kann. Man könnte den Grundbesiß ablösen und ju Allgemeingut umwandeln. so wie man seiner Zeit die Bauern gelegt bat. Mit Gewalt kann man einen Agrarstaat nicht erbalten und leinen Industriestaat schaffen. Diese Dinge entwickeln sich natürlich Die Menschen lönnen nicht gejwungen werden, einen bestimmten Beruf zu ergreifen. Die Agrarier baben selber damn beigetragen, den Uckergang zum Industriestaat zu erleichtern. Ich erinnere nur an die Gesinde⸗ ordnung, welche die Arbeiter in die Industriejentren treibt und ibnen das Landleben erleidet. Deutschland Jell alles selber vreduzieren, was es verbraucht, beißt es in der Denkschrift der christlicͤhen Bauern. vereine. Ich möchte nur wissen. wo das alles wachsen soll. Eine sntensspere Uusnupung des Bodeng ist ja mönglicih Warum begnügt man sich damit nichi⸗ Die Agrarier sind 1857 in der Wirth aft. lichen Bereinigung“ für den industriellen Schutzzoll eingetreten. Damit haben sie für kn industrlellen Staat vorgearbeitet, Am liebsten ist Ionen natürlich eine Vertbeuerung der landwirtbschaftlichen und den industrielsen Produkte. Man feilscht untereinander, um mönlichst viel berauszuschlagen, und die Kosten haben die Arbeiter iu tragen, Man sagt. ö. fbenreg Brot und viel Verdienst. alg billiges Bret und kein Verrlenst. Ich frage: watz haben Sie den Arbeitern mehr geben, alß Sie bobe Metreidepreife batten? (Juruf deg Grafen
Fang Wir koennten das Getresde nicht verkaufen Und was bat die Industrse den Arbeitern mehr gegeben, als im varigen Jahre die folossale Toblenprelestrigerung eintrai? Die Roblenarbeiter erbielten Pfennig mebr alz im verigen Jabr. Se machen Sie es Alle! Sie stecken den böberen Ertrag In die Tasche und jablen nicht so viel Lobn, wie Sie jablen könnten sondern wie Sie jablen müssen. Trupp bal gesagt, daß die Höbe der Breppreise keinen oder nur geringen Gin luß auf die Döke der Labne babe. Darang folgt, daß die Arbeiter, da sie nun einmal Brot essen mässen. Ginschrän kungen auf anderen keten machen müssen, weil das Geld für Brot bereit verausgabt
ist. Viele Produkte der Industrie werden dann auf Lager bleiben, die Arbeiter werden keine Arbeit haben und zum theil e,. werden. Die amerikanische Schutzzollpolitik hat die rechte Seite selber verschuldet. Amerika hat aber keinen Vortheil davon gehabt, die Farmer sind zu Arbeitern, zu Proletariern und Hörigen des Eisenbahnkönigs' und des Schweinegrafen“ herabgesunken. Jeden⸗ falis sind höhere Löhne mit den Schutzzöllen nicht verbunden; die Spinner in England haben viel höhere Löhne als die in Amerika. Wohl aber wird die Leistungsfähigkeit durch gute Löhne erhöht. Wollen Sie die amerikanische Gefahr bekämpfen, so müssen Sie darauf sinnen, daß der deutsche Arbeiter so ernährt wird wie der amerikanische. Statt dessen wollte man sie durch das Umsturzgesetz, die Zuchthausvorlage, mundtodt machen, damit sie sich nicht höhere Löhne erzwingen könnten. Das jetzige Gesetz läuft auf eine weitere Millionärszüchterei hinaus. Unter dem Vorwande des Schutzes der nationalen Arbeit die nationale Arbeit auszuhungern, das können die deutschen Arbeiter unter keinen Umständen für berechtigt halten. Man spricht immer von Schutz⸗ zoll und meint Raub an der nationalen Arbeit. Dagegen haben sich die Arbeiter auch in der Petition gewendet, welche mit 39 Mil⸗ lionen Unterschriften dem Hause bereits vorliegt. Auch aus ganz ländlichen Wahlkreisen des Ostens wie des Westens sind diese Petitionen in einem Umfange eingegangen, wie wir es garnicht er⸗ wartet hätten. Ich wünsche nichts mehr, als daß es jetzt zu einer Auflösung des Reichstages käme, dann würde aus den Neuwahlen ein Reichstag hervorgehen, dem die Regierung garnicht wagen würde, einen solchen Zolltarif auch nur vorzulegen.
Gegen 5 Uhr wird die Fottsetzung der Berathung auf Dienstag 1 Uhr vertagt.
Literatur.
Erinnerungen aus dem Hofleben. Von Freiin Karoline von Freystedt Mit Einleitung herausgegeben von Karl Obser, Großherzoglich badischem Archivrath. Mit zwei Bildnissen der Mark— räfin Amalie von Baden. Verlag von Carl Winter's Universitäts⸗ Buchhandlung in Heidelberg. Pr. geh. 5 „, eleg. geb. 6 ½; Fürsten⸗ ausgabe, auf imitiertem Buͤttenpapier gedruckt, in Leder geb. 12 6 — Die Verfasserin war 31 Jahre hindurch Hofdame der Markgräfin Amalie von Baden, Jugendfreundia der Töchter derselben und als solche in das Familienleben des badischen Fürstenhauses ein⸗ geweiht. Im Mittelpunkt ihrer Aufzeichnungen steht die charakter⸗ volle Persönlichkeit der Markgräfin, eine der hervorragendsten Frauen ihrer Zeit, die in den Tagen der Fremdherrschaft deutsche Ge⸗ sinnung zu bekennen und Vapoleon's Politik zu bekämpfen gewagt hat. Zu den interessantesten Stellen des Buches gehört der Bericht ihrer Ünterredung mit Napoleon über die Verheirathung des Erbprinzen mit Stephanie Beauharnais. Auch über zahlreiche andere historische Personen theilt die feinsinnige Verfasserin ihre stets begründeten und treffenden Urtheile mit. Vornehmlich hat sie mit diesen Aufzeichnungen wobl ihrer Fürstin, der sie bis zum Tode treu zur Seite stand, ein Denkmal setzen wollen, an dem sich Leser und Leserinnen, sei es aus historischem Interesse, sei es aus menschlicher Theilnahme, erbauen werden. Das Leben der Markgräfin war an Glück und Trübsal überreich: sie sah ihre Töchter in seltener Schönheit erblühen und eine glänzende Zukunft sich ihnen eröffnen, sie erlebte Napoleons Fall und durfte im Bruchsaler Schlosse die Huldigung der siegreichen Monarchen, darunter ihres Schwiegersohnes, des Zaren Alexander J., entgegen nehmen. Aber auch tiefes Unglück suchte sie heim: ibr Gemahl wurde ihr im besten Mannesalter entrissen, und in der Blüthe der Jahre sank ihr Sohn ins Grab; eine um die andere ihrer Töchter starb vor ibr dahin, und sie selbst traf das Schicksal völliger Erblindung. Das Buch verdient ein außergewöhnliches Interesse und dürfte besonders von der gebildeten Frauenwelt gern gelesen werden.
— Drei russische Frauengestal ten (-Eine geschiedene Zarin“, r , Katharina s II.,. Meine Ahnfrau *). Von Fürst in Scha⸗ ho vskoy⸗-Gleboff⸗Strechneff. Uebersetzt von Frida Arnold. Mit Vorrede von Kuno Fischer. Verlag von Carl Winter's Universitäts⸗ Buchhandlung in Heidelberg. Pr. geh. 2 , eleg. geb. 3 .½ — Im Vorder⸗ grunde der ersten Erzählung steht Peter Fer Große, in dem der zweiten die große Katharina; in der dritten Erjäblung wird dem Leser eine weibliche Persöhlichteit vor Augen gestellt, auf deren Schicksale der sinnlose Despotismus des Kaisers Paul und der Brand Moskaus ibre Einwirkung ausgeübt haben. Die Begebenheiten, welche den
Archive geschöpft, aber nicht in langwierigen Ausfübrungen dargestellt, sondern in Bilder von fesselnder Anmuth einerseits und Entsetzen er regender Furchtbarkeit andererseits geprägt und in eine Reibe von Scenen gruppiert, die mit der Stärke der unmittelbaren Handlungen selbst auf den Leser einwirken. Die Heldin der zweiten Erzählung. Katharina Worontzeff, die Freundin Katbarina s II., durch ihre Heirath Fürstin Daschkow, ist eine historische Persönlichkeit, bekannt durch ihre Schicksale und Denkwürdigkeiten. Aus Freundschaft und Ebr⸗ geiz wurde sie unter dem Beistande ibreg Gemabls eine Vauxrturbeberin jener Verschwörung, die im Jahre 1762 Peter 1II. aus dem Wege geräumt und Katharing zur Raiserin von Rußland gemacht bat. In der dritten Erzählung Meine Abnfrau' schildert die fürstliche Verfasserin den Charakter und die Schicksale ibrer Urgroßmutter CGlisabeth Petrowna. Diese war die einzige Erbin eines fürstlichen Vermögens und ven ihrem Vater dergestalt verwöhnt und verbätschelt, daß sie sel b und zärtlich gesinnt, aber durchaus berrisch — ibren
5 3 5n Orasin
st Söbnen und Enkel⸗ unter Furcht und Zittern greß werden ließ. dei berübmte Heidelberger Unidersitätelebrer und Pbilesepb Km
Freude darüber ausdrückt, das diese böchst interessanten Schilderungen der deutschen Lesewelt biermit zugänglich gemacht werden. Einer so gewichtigen Empfehlung läßt sich kaum nech Weiteres hinzufügen Verse von Gup de auxrassant. In deutscher Ueber tragung von Marx Hoffmann. Mit einer Einleitung des Ueber⸗ setzers einem Briefe Gustape Flaubert s und dem Bildniß des Dichters Schlesische Verlags ⸗Anstalt ven S. Schottlaender in Breslau. Preis eleg geb. 2 M. fein geb. 3 * Wie viele andere Schriftsteller bal auch Maupassanf die ersten Proben seines Könnens in Versen niedergelegt und sich an Rbetbmen und Neimen berauscht; aber nur bei wenigen sind die Verse so tadelles und der Inhalt so originell und voll lecker Laune Die derliegende Uebersetzung ist sebr gewandt und liest sich so llässig. alg bätte man deutsche Ortginaldichtungen vor sich Der reizwollen dialogisierten Scene in Versen am Schluß des Buches dürften sich bald unsere Ueberbreitl. Bübnen bemächtigen Märchen und Dichtungen den bilirv Holitsche r. Schlesische Verlageanstalt ven S. Scheltlaender in Breslau Tr. geb. 3 , geb. 4 . Maͤrchen, ; Ster za diesem Buche geliefert, daz den Leser auf den Schwingen der Pbantasie tbeils in fremde, ferne Länder, tbeilg in das Traumland iner erdichteten Welt fübrt, um ihn daan wieder auf den vertrauten Boden juruckiuderscßen, wo der deutsche Wald ibn mit seinem Dammer umfängt und die Quellen dentscher Sebnsucht rauschen Das ibnen gegebene bunte Vere gewand, der Klang der Reime geberen zu diesen wundersamen Geschichten, die Jung und Alt mit Vergnügen lesen werden Auf der grünen Gotteserde — bundert den Wargarete von ODertzen. Verlag von Garl Winter z Unidersitãlkebuchkbandlung in Deiselberg (Pr. geb 3 M eleg geb. —414*ũ Die BVerfasserin bat bereit, durch bre rüberen Erzäblungen
K er al
Roman aus dem 16. Jahr
auf zeführies Bauerndrama Deimtchr. Verstandaiß und Lieke für den Bauern stand bewiesen J den Leser in ein ahnliche Misten. Die kraftvollen Gestalten. die sie
darin auftreten laäft, sind treffend geleichnet und erwecken lebbaften
Antbeil an sich und der ven ibnen vertbeibigten Sache.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Ernte, Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.
4 23 Kaiserliche Konsul in Helsingfors berichtet unterm 3 6
Nach den nunmehr 3 , . Schlußberichten der Gouver⸗ neure hat der Weizen in Abo und Biörneborgs Län, wo er jedoch nur in einzelnen Bezirken angebaut wird, und in Nylands Län im allgemeinen einen mittleren, aber theilweise auch einen besseren und in einigen Distrikten sogar einen guten Ertrag ergeben.
Der Roggen weist in Wasa-Län eine mittlere oder bessere, stellenweise sogar eine gute Ernte, in Uleaborgs-Län, Abo und Björneborgs-Lan und Nylands-Län eine wenigstens mittlere, vielfach eine bessere und in großen Bezirken selbst eine gute Ernte auf.
Der Ausfall der Gersten-Ernte ist in Wasa⸗Län entweder mittelgut oder durchschnittlich mittelmäßig, in etwa einem Drittel von Uleaborgs Län gut, in einem anderen Drittel über Mittel und im letzten Drittel mittelmäßig, in Abo und Biörneborgs⸗Län aber mittelmäßig und darunter, stellenweise selbst schlecht, in Nylands⸗Län dagegen mittelmäßig bis gut, abgesehen von einer Stelle, wo er unter Mittel ist.
Der Hafer hat in Wasa⸗Län entweder einen mittelguten oder einen Euch he stlih mittelmäßigen Ertrag ergeben, in Uleaborgs⸗ Län — wo er im Süden in größerem Umfange angebaut wird — für ein Drittel desselben einen guten, für ein anderes Drittel, einen mittelmäßigen und sonst einen Ertrag über Mittel, in AÜbo und Björneborgs-Län einen mittelmäßigen und geringen, theilweise selbst schlechten Len während nur eine Stelle ein Ergebniß über Mittel aufweist; in Nylands-Län ist die Haferernte mittelmäßig, abgesehen von einigen Stellen, wo sie als gut, und von einer Stelle, wo sie als unter Mittel bezeichnet wird.
Im Ganzen betrachtet man die diesjährige Ernte als recht zu⸗ friedenstellend und nimmt in Wasa Län an, daß sie nicht bloß für den eigenen Bedarf bis zur nächsten Ernte ausreichen, sondern noch einen Ueberschuß für Verkauf lassen wird. In Uleaborgs⸗Län und Abo und Bijöͤrneborgs-Län wird sie wenigstens für den eigenen Verzehr genügen, und gleiches gilt, mit Ausnahme eines Bezirks, von Nylands⸗Län, wo reichliche Gelegenheit zu Arbeitsverdienst für die nicht grundbesitzende Bevölkerung eine Hilfe von seiten des Staats⸗ wesens als nicht erforderlich erscheinen läßt.
Die Roggensaaten standen Ende Oktober in Wasa-Län und in Uleaborgs⸗Län überall vielversprechend.
l . Kaiserliche General⸗Konsul in Odessa berichtet unterm .
Während des letzten Monats herrschte im Süden Rußlands mit Ausnahme der Krim, wo es in den letzten Tagen geregnet hat, trocknes, meist warmes Wetter, das die Entwickelung der Wintersaaten nachtheilig beeinflußte. Diese Witterungsverhältnisse sind dagegen von sehr günstiger Einwirkung auf das Maiskorn neuer Ernte gewesen. Letzteres ist bereits so trocken, daß ein großer Theil schon während der Wintermonate verschifft werden kann. Was von neuem Mais bisher auf den Markt gekommen ist, war von ausgezeichneter Beschaffenheit. Hinsichtlich der Menge übertrifft der diesjährige Ertrag sogar noch die großen Ernten der Jahre 13893 und 1894.
Die Weinlese ist in der Krim im allgemeinen, besonders aber an der Südküste, gut ausgefallen, sowohl was Menge als auch was Güte der Trauben anlangt. Bessarabien dagegen, wo die Weinberge großen⸗ theils infolge regnerischen, kalten Wetters im August durch Mehlthau verheert worden sind, hat nur eine Mittelernte, stellenweise sogar nur eine solche unter Mittel zu verzeichnen. Die Qualität des Weins wird hier eine noch schlechtere als die des Vorjahres sein.
Die Zuführen von Getreide auf den hiesigen Markt sind reichlich gewesen und werden auch nicht nachlassen, solange die Wege im Innern fahrbar bleiben. Ueber 15 000 Waggonladungen Getreide sollen auf den einzelnen Stationen lagern und aus Mangel an rollendem Material nicht befördert werden können. In Weizen war ein lebhaftes Geschäft nach England und dem Rhein zu steigenden Preisen; neuerdings hat die Nachfrage wieder etwas 3 nur das Mittelmeer hat in der letzten Woche angefangen, größere Einkäufe zu machen. Die Umsätze in Roggen waren recht maßig und stockten zuletzt infolge der festen Haltung des Markte fast gänzlich. Wer zur Erfüllung von älteren Verkaufsverträgen Waare anschaffen mußte, batte ziemlich hohe Preise zu zahlen. In Gerste haben sowohl die Zuführen als auch die Umsätze bedeutend
Stoff der ersten Geschichte ausmachen, sind aus den Urkunden der
edel, großmũtbig lindern die Wobltbat des Gegentbeils erweisen wollte und sie desbalb Kein geringerer als der 10 Fischer . bat den Erzäblungen einen Geleitbrief mitgegeben, in dem er seine
Sage und Histerie baben den
aug dem Vollaleben und zuletzt durch cin in Mürcihen mit Erfelg
Auch in dem vorliegenden Buche fübrt ie
nachgelassen. Die kleinen Anfuhren von Hafer fanden zu steigenden Preisen Absatz. Die allgemeine Nachfrage nach Mais hatte eine er⸗ hebliche Steigerung des Preises zur Folge. Erst seit einigen Tagen, nachdem größere Abladungen begonnen baben, sind Käufer zurück⸗ baltender geworden. Während der Berichtsperiode gelangten ungefähr h6ö0 000 bis 660 000 dz Weizen und von Roggen, Gerste und Mais je 240 009 bis 250 000 dz zur Ausfuhr. Die Preise für Waare frei an Bord sind:
o ww; d 1 1 r⸗ und Winterweizen 81
95 Koyp.
3*1. 5 das Pud 8 (16,38 kg).
ö 81 wd e hiesigen Oelmühlen ihren Bedarf an Leinsaat zur Zeit haben, so sind die Preise etwas gefallen. Das Ausland zahlt nur 1.95 R. für das Pud frei an Bord. ie Vorräthe betrugen in Odessa am 14 1. Nove Tschetwert à 10 Pud.: w ; ; 449909 namlich Asima ; 198 509 Ulla W Girka 21500 Sandomirla. 509 Arnautta 71000 verschiedene Sorten 47409 Roggen. Gerste Vafer Mais Leinsaat — Rars und Rüuübsen Die Dampferfrachten, welche anfangs matt waren befestigt. Sie betragen zur Jeit nach London, Sull, Retterdam, Antwerren Samburg für Dejember 6 d
2. Dejember W K Ein Telegramm det BVije⸗ Königs von Indien besagt Die Bestellung der im Frübjabr ab zjuerntenden Felder in den überwässerten (Gebieten don Pendschab und Radschrutana wird wegen Mangel an Regen noch aufgeschoben. In diesen Gegenden werden wabhrscheinl ich Neibstande-⸗ arbeiten in größerem Umfange vergenemmen werden; anderwartg schreitet die Bestellun fert In Madras, Bengal, Burma, Assam und den nordwestlicͤchen Provinzen sind die Uuesichten im Ganjen gunstig
CGesundheitowesen, Thierkranf heiten und Absperrunge⸗ Maßregeln.
ö Italien. uch sersanitäitaresisciliche Vereidnung dem 23. Neember d. J. Leriermg die ür Herfünfte anß den wrifen angeorenet atantäanemaßregeln anf⸗
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