1901 / 294 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Dec 1901 18:00:01 GMT) scan diff

18) Heinrich Blancke, Gutsbesitzer in Rethmar, Kreis Burgdorf in Hannover, mit 11 400 504 Stimmen;

19) Rudolf Hammer, Geheimer Regierungsrath und Ober⸗Bürgermeister in Brandenburg a. d. H., Hauptstraße 28, mit 11 400 604 Sümmen;

20) Axel Doehn, Geheimer Regierungsrath und Land—⸗ rath in Klein⸗Gartz bei Subkau, mit 11 400 604 Stimmen;

21) Dr. Werner von Saldern, Landrath und Fidei— kommißbesitzer in Klein-Mantel bei Geoß⸗-Mantel, mit 11400 604 Stimmen;

22) Hans von Lucke, Landrath und Rittergutsbesitzer in Rothenburg in der Oberlausitz, mit 11400 604 Stimmen;

23) August D gen, Hofbesitzer in Blankorth bei Ba⸗ winkel, mit 11 400 604 Stimmen;

24) Johannes Steensen, Hofbesitzer in Blumenhof bei Breklum, mit 11 400 604 Stimmen;

b. als Stellvertreter des zweiten nichtständigen Mitglieds:

1) Julius Karbe, Oekonamierath und Rittergutsbesitzer in Kurt chow bei Tammendorf, mit 11 400 604 Stimmen;

2) Graf Beißel von Gymnich, Kön glicher Kammer— herr und Landrath auf Schloß Frens bei Horrem (Regierungs— bezirk Cöln), mit 11 400 604 Stimmen;

3) Anton Schmitt II., Landwirth in Bretzenheim in Hessen, mit 11 400 604 Stimmen;

4) Karl Freiherr von Welser, Gutsbesitzer in Ramhof bei Don uwörth, mit 11 400 604 Stimmen;

5) Roderich von Bescherer, Rittergutsbesitzer und Landsyndikus in Simmersdorf bei Forst in der Lausitz, mit 11400 604 Stimmen;

6) Otto Storandt, Guts- und Mälzereibesitzer in Meiningen, mit 11 400 604 Stimmen;

7) Wilhelm Ferdinand Lieven, Gutsbesitzer in Hilden, mit 11 400 604 Stimmen;

8) Louis Bartel, Oberamtmann und Domänenpächter in Cassel, Frankfurterstraße 75, mit 11 400604 Stimmen;

9) Karl Freiberr von Thüngen, Rittergutsbesitzer in Roßbach bei Zeitlofs in Unterfranken, mit 11 400 604 Stimmen;

10 Georg Frank, Oekonomierath in Pforzheim, mit 11 400 604 Stimmen;

11) Friedrich Wilhelm von Loebell, Königlicher Kammerherr und Geheimer Regierungsrath in Berlin W. 15, Joachimsthalerstraße 11, mit 11 400 604 Stimmen;

12) Jakob Destrée, Gutsbesitzer in Efferen, mit 11400 604 Stimmen;

13) Christian Bartmann-Lüdicke, Gutspächter in Riederhöfe bei Frankfurt a. M, mit 11 400 604 Stimmen;

14) Ernst Hermann Mayer, Rittergutspächter in Frohburg, mit 11400 604 Stimmen;

15) Friedrich von Bockelberg, Landrath z. D. und Rittergutsbesitzer in Schönow in der Neumark, mit 11 400 604 Stimmen;

16 Paul Schmidt, Amtmann und Rittergutspächter in Romschütz bei Altenburg, mit 11400 604 Stimmen;

17) Jakob Peters, Gutsbesitzer in Fressenhof bei Ochtendung, mit 11 400 604 Stimmen;

18) Karl Schön, Bürgermeister und Landwirth in Netz⸗ bach, Untertaunuskreis, mit 11 400 604 Stimmen;

19) Jakob von Gerlach, Geheimer Regierungsrath und Landrath a. D. in Vollenschier, Kreis Gardelegen, mit 11400 601 Stimmen;

20) Graf Maxũovon Lerchenfeld, Gutsbesitzer in St. Gilla, Bezirksamt Regensburg, mit 11 400601 Stimmen;

21) Adolf Säuberlich, Amtsrath und Domänenpächter in Gröbzig, mit 11 100 604 Stimmen;

22) Eduard Nels, Landwirth und Lederfabrikant in

Prüm, mit 11 100 604 Stimmen: 23) Oskar Schreiber, General⸗Sekretär und Gute besitzer in Arolsen, mit 11 100 301 Stimmen;

24) Julius Voigte tadtrath und Stadtältester in Magdeburg, Gi losterstraße mit 11 400 601 Stimmen haben 486 ihre St

Mit Stimmen

gewahlt

18) Franz Dumke, Waldarbeiter in Schulzendorf bei Heiligensee a. d. Havel, mit 726 208 Stimmen; 19) August Sieke, Waldarbeiter in Grünau, Kreis Teltow, mit 715876 Stimmen; 20) Heinrich Fröhlich, Waldarbeiter in Dürrenebers⸗ dorf bei Gera in Reuß, mit 710 315 Stimmen; 21) Hermann Rietschel, Waldarbeiter in Klein— Schönebeck in der Mark, mit 696676 Stimmen; 22) Karl Heinrich Wezel, Wegeb uvorarbeiter in Herrmannsgrün in Reuß, mit 693 397 Stimmen; 23) Albert Grothe, Waldarbeiter in Grünau, Kreis Teltow, mit 688 483 Stimmen; 24) Albert Bartow, Waldarbeiter in Klein-Schönebeck in der Mark, mit 687 111 Stimmen; b. als Stellvertreter des zweiten nichtständigen Mitglieds: I Hermann Massow, Arbeiter in Magdeburg, Hars— dorferstraße 7, mit 2 18229 Stimmen; 2) Theodor Reck, Gärtner in Vilbel in Hessen, mit 1587 396 Stimmen; 3) Adolf Dörr, Holzhauer in Bönstadt in Hessen, mit 1577276 Stimmen; 4) Friedrich Hahn, Landarbeiter in Sonneborn (Gotha), mit 1571 184 Stimmen; 5) Hermann Theodor Richter, Waldarbeiter in Lückendorf, mit 1569 925 Stimmen; 6) Karl Wecker, Obergärtner in Priestewitz bei Dresden, mit 1569 209 Stimmen; 7) Franz Oswald Weber, Gärtner in Friesen bei Reichenbach im Voigtland, mit 1567 630 Stimmen; 8) Auaust Köllner, Aufseher in Weimar, Brühl 24, mit 1566 179 Stimmen; 9) Albert Klauenberg, Landarbeiter in Broitzem, mit 1559 888 Stimmen; 10) Johann Regel, Waldarbeiter in Speyer, Grüner Winkel, mit 1558 271 Stimmen; 11) Friedrich Reiser, Forstarbeiter in Stuttgart⸗-Karls— vorstadt, Kelterstraße 29, mit L554 869 Stimmen; 12 Heinrich Schönebaum, Kutscher in Blankenburg am Harz, Klosterstraße 23, mit 1549 517 Stimmen; 13) Georg Schmidt, Arbeiter in Grebenstein, mit 1546161 Stimmen; 14) Alphons Klein, Gärtner in Straßburg-Rup⸗ rechtsau i. E., Kirchweg 3, mit 1539 933 Stimmen; 15) Karl Meißner, Waldarbeiter in Klotzsche, Haupt⸗ straße 18, mit 1537 210 Stimmen; 16) Hermann Greinke, Rieselwärter in Wartenberg bei Neu⸗Weißensee bei Berlin, mit 1527 864 Stimmen; 17) Christian Rieke, Arbeiter in Magdeburg, Hars⸗ dorferstraße 4, mit 1520 932 Stimmen; 18) Karl Haack, Waldläufer in Neubrandenburg, Fried⸗ länderthor, mit 717 110 Stimmen; 19) August Möse, Vorarbeiter in Koberwitz, Landkreis Breslau, mit 715 794 Stimmen; . 20 Konrad Schulz, Forstaufseher in Riede, Kreis Wolf— hagen, mit 698 354 Stimmen; 21) Franz Löffler, Waldarbeiter in Kottwitz, Landkreis Breslau, mit 691 214 Stimmen; 22) Nikolaus Brand, Dienstknecht in Lindflur bei Reichenberg in Unterfranken, mit 693 384 Stimmen: 23) Albert Bastian, Arbeiter in Amtsfreiheit Alt landsberg, mit 688 197 Stimmen; 24) Konrad Rutenberg, Arbeiter in Döhren in Han nover, Wiebergstraße 1, mit 686737 Stimmen. See⸗Unfallversicherung. der See⸗Berufsgenossenschaft und die Ausführungsbehörden haben sämmtlich

den Stimmzetteln sind

Deutscher Reichstag.

110. Sitzung vom 11. Dezember 1901. 1 Uhr.

Am Tische des Bundesraths: Staatssekretär des Inn Staats⸗Minister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehne; . nister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten' e. Podbielski, Finanz-Minister Freiherr von Rheinhabon Minister für Handel und Gewerbe Möller. en,

Die erste Berathung des Entwurfs ei gesetzes wird fortgesetzt.

Abg. Graf von Kanitz (d. kons. ): Am ersten Tage Debatte wurden wir ersucht, unsere Stellung dem Auslande!“ über nicht durch inneren Hader zu beeinträchtigen und be n. Berathung die Wohlfahrt des ganzen Landes im Auge zu hehe le Das ist leider nicht von allen Rednern geschehen' Ri . hat in einer gesetzgebenden Körperschaft der Interessenkampf ; heftig getobt, niemals ist das Schlagwort der Brotvertheucn E so ausgebeutet worden In derselben Zeit, als wir mit ] Handelsverträgen die landwirthschaftlichen Schutzzölle ermaͤßi ö wurden in Frankreich der Weizenzoll auf 7 und ebenso die . und Viehzölle um 50 —– 100 , erhöht, und mit überwiegen Mehrheit wurden diese und andere Zollerhöhungen genehm denn dort weiß man, daß die Erhaltung der dan wir n gleichbedeutend ist mit der Erhaltung der Wehrkraft des Landes .. Ueberzeugung, die sich bei uns noch nicht Bahn gebrochen hat. . der sozialdemokratischen Redner hat eine ungeheure Summe belteh nc um welche die Lebenshaltung des Volkes durch die landwirthschaft lichen Zölle vertheuert wird; leider hat er dieselbe Berechnung die industriellen Schutzzölle vergessen. Wir wissen ganz genan k. auch durch die industriellen Schutzzölle die Maschinen, Ackergernlh und damit der Ackerbau und das Brot und die Lebenshaltung hr heimischen Bevölkerung vertheuert werden Aber wir wollen dig Lasten tragen, wegen der Solidarität, die uns mit der Industrie verbindet. Wir legen vor allem Werth auf den einheimischen Markt. Eine Noöthlage auch bei anderen Beruf ständen, z. B. dem Handwerk, ist ja nicht zu leugnen; das andwen hängt eben auch mit dem Wohlstand des Landes eng zusammen. Be der jüngsten Getreidezolldebatte im bayerischen Abgeordnetenhause n, zählte ein Abgeordneter, sein Vater, ein kleiner Handwerker, htte früher einmal bei hohen Getreidepreisen gejammert, weil so viel fin Brot zu zahlen sei; einige Jahre später habe er über die dame niedrigen Getreidepreise gejammert, weil die Landleute kein Geld ra, dienten, um das Handwerk beschäftigen zu können. Herr Bebel sielt den Industriestaat als den Normalstaat an und rühmt dessen Vorige. Aber in London sind z. B. in dem einen letzten Jahre 48 Menschen an Hunger und Entbehrung gestorben. In einem Falle beschein gn die Aerzte als Todesursache bei einem 7IJährigen Mam Herzlähmung beschleunigt durch Mangel an Nahrung. Bel einen Kinde von fünf Jahren heißt es: todt wegen Armuth der Clten, Mangel an Nahrung und Pflege. In dem anderen Fall beißt z einfach: todt durch Hunger. Der Abg. Bebel sollte einmal in ein großen Versammlung, wenn er über die Vorzüge des Industriestanh und der Länder mit niedrigen Gretreidepreisen spricht, diese 48 Fäl einzeln vortragen. (Abg. Bebel 1Soz.): Berlin) Es handelt si doch um ein Land mit niedrigen Getreidepreisen und ohne Zoll England hat vor einem Menschenalter die Getreidezölle abgescaft und wird mit billigerem Getreide und Fleisch aus allen Ländern ler,

schüttet. Trotzdem herrschen dieselben JZustände wie dort in London ebenso in Großstädten überhaupt. Im Jahre 1891 schilderte d

nes Zolltarif

Abg. Richter im Abgeordnetenhause bei einer Zolltarifdebatte, wie de Grenzbewohner an der österreichisch-russischen Grenze über die Gren gingen, um sich jenseits billigeres Brot zu kaufen. Ich fragte in warum denn die Leute nicht drüben blieben im Lande des billlnn Brotes, und warum gerade so viele Tausende Arbeiter aus Linden mit billigem Brot zu uns kämen, um an dem hohen Verdienst bell zunehmen, der sich bei uns den Arbeitern bietet. Der Abg bat diese Frage bis heute nicht beantwortet, und doch ist die Anmwen einfach. Es tommt ni uuf den Preis des Brotes, sondern auf der ien . s Brot nützt dem Arbeiter nichts ollen die deutsche Arbeit schützen 1 er Arbeiter; nicht diejenigen, welche s rbeit dem Auslande schutzlos preis uf der Handelsverträge, der uns wieder on Allen im Lande, nicht allein von der Lan ich von der Industrie, als eine Erleichter wenn auf Grund dieses

Millionär oder r au g ; ö. so den ganzen Handelsverkehr in ihre Hand bekommen. Politik, wie wir sie bisher getrieben haben, kann cht besser bezeichnen, als indem ich sage: auf die linke Backe

equenzen einer wenn Dich jemand schlägt, dann biete ihm auch die rechte dar. Wohin es führt, wenn ein Land verarmt und das andere sich unge— Fihrlich bereichert, haben wir an Portugal und England erlebt. Jenes war vor 200 Jahren eine der ; 8 später konnte Adam Smith sagen, nachdem ein Vertrag zwischen ö Unser ganzes Gold kommt von Man spricht von einer Verbilligung der Produktion und iner Vermehrung der Verkehrsmittel, dadurch will man die ameri— Nach meiner Ueberzeugung nützt das Die Amerikaner sind jederzeit in der Lage, uns zu unterbieten, indem sie ihre höheren Zölle noch weiter hinaufsetzen. Ich glaube, daß man die amerikanischen hohen Zölle in irgend einer Weise ausgleichen fann, sei es dadurch, daß wir ahnlich hohe Zölle gegen Amerika ein— Wozu lassen wir solche Mengen Roh⸗ eutschland ein? Vor 10 Jahren wurde so ut wie gar kein Kupfer nach Europa eingeführt, schon 53 Millionen, 190 für 105 Millionen Mark. deutschen Bergarbeiter diese

ersten Seemächte, 80 Jahre

beiden Staaten geschlossen war:

fanischen Zölle überwinden.

führen oder in anderer Weise. kupfer von Amerika nach

Sollen sich die amerikanische Einfuhr gefallen lassen? Man sagt, wir brauchen billiges Kupfer für unsere elektrischen Das wäre ganz schön, wenn Amerika diese Fabrikate

Cine Abschaffung der Roheisenzölle wäre durchaus verfehlt. die Eisenpreise sehr hoch, bereits ins Wanken gekommen. produktion mit Riesenschritten; die so günstig, wie in keinem anderen Land; die besten Erze liegen un— mittelbar an den Schiffen. Infolge dessen haben wir einen Preis des nmerikanischen Roheisens in Deutschland, Industrie radikal vernichtet. jung, niemals aber an eine Abschaffung der Eisenzölle denken im Jahre 1900 von 16266000 t Unsere Roheiseneinfuhr

; zoch, aber sie sind In Amerika verbilligt sich die Eisen⸗ erhältnisse liegen dafür in Amerika

welcher unsere einheimische einmal an eine Er—

Wir haben

und ausgeführt die Hälfte.

Amerika ermäßigt werden, um die deutsche Einfuhr zu erleichtern. Wie die Dinge jetzt liegen, können sie nicht bleiben so riesige Summen zewinnt, so müssen wir den Amerikanern gegenüber sehr vorsichtig sein. er sozialdemoktatische Abg. Calwer hat berechnet, daß wir eines Zollkrieges mit Amerika uns immer in befinden werden, weil wir die Käufer sind, Auch die Bedingungen, un Meistbegünstigung gewährt die Meistbegünstigung dar

Venn Amerika durch den

der besseren Situation und ich schließe mich dieser er welchen wir Spanien die stellen einen Welche Schwierigkeiten Handelsvertrãge s

sagte neulich

zietet nun der mit unseren

Der Abg Spahn s des Vandelsvertrage en sie dagegen die Landwirthe de ch beruhte auf der hinfälligen? allein in den Genuß der Zollermaßigung treten n örflärung der Vertreter der Landwirtbhschaf r

e Vertrag mit reicher, daß

Wahrheit liegt ungefähr in der Mitte und kann nur von Fall zu Fall festgestellt werden; in Jahren reicher Ernte wird das Ausland den Zoll tragen, in Jahren knapper Ernte das Inland. Die russische Regierung hat sich also über die Erhöhung unserer Getreidezölle nicht zu beklagen. Ich habe auch nicht gehört, daß in Rußland Be⸗ schwerden laut wurden, als Frankreich seinen Kornzoll von 5 auf 7 4 erhöhte Italien und namentlich Oberitalien hat allerdings ein ge⸗ wisses Interesse an der zollfreien Einfuhr von Produkten nach Deutsch— land. Ich lasse aber dahingestellt, ob nicht gewisse politische Fragen dabei ins Spiel kommen. Italien sollte nicht vergessen, daß Deutschland sein Abnehmer von Rohseide ist; die Ausfuhr von Rohseide aus Italien hat sich in den letzten Jahren von 53 auf 142 Millionen gesteigert. Der Staatssekretär von Thielmann hat die Werthzölle verworfen, aber ich glaube doch, daß dieses System eine recht wirtsame Waffe gegen die Länder sein würde, welche uns durch ihre Werthzölle außerordentlich belästigen und unsere Einfuhr schädigen. Wenn wir nur in derselben Weise mit Werthzöllen verfahren wollten, wie es die Amerikaner thun, so würden wir über alle Bedenken des Freiherrn von Thielmann hinwegkommen. Es ist ein Mittel der Abwehr. Unsere Kaufleute kommen und sagen, daß die Zollplackereien mit den amerikanischen Werthzöllen . sind. Deshalb bringe ich einen Antrag ein, welcher der Regierung die Möglichkeit giebt, Werthzölle gegenüber denjenigen Ländern einzuführen, die uns ihrerseits durch Werthzölle schädigen. Ueber das besondere Interesse der Landwirthschaft ist Neues nicht mehr zu sagen. Daß es aber eine Nothlage der Landwirthschaft giebt, die eine Abhilfe fordert, ist unzweifelhaft. Unsere Be⸗ völkerungs⸗ und Berufsstatistik liefert den klarsten Beweis. Die Entwickelung zum Industriestaat soll ein Ziel unserer Handelspolitik sein, aber um unserer Selbsterhaltung willen bitte ich, dies für immer zurückzuweisen. Wir brauchen unseren Körnerbau nicht nur in Friedenszeiten, sondern vor allen Dingen in Kriegszeiten. Sonst könnte es im Kriegsfalle sich ereignen, daß wir ausgehungert werden und kapitulieren müssen, wie eine belagerte Festung. Wir brauchen vor allen Dingen unsere Landbevölkerung zur Landesvertheidigung. Das größte Weltreich ist zu Grunde gegangen, als der italische Bauernstand ruiniert war, als die Latifundien den bäuerlichen Besitz aufsogen, und die Zufuhr des billigen Getreides aus den römischen Kolonien das eigene Getreide entwerthet hatte. Fragen Sie den größten Forscher und Kenner der römischen Geschichte, Pro— fessor Mommsen, der Ihnen (links) ja sehr nahe steht. Er sagt, das einzige Mittel, um den italischen Bauernstand zu erhalten, wäre die Einführung von Getreidezöllen gewesen. Aber dieses Mittel habe man damals nicht verstanden. Wir wollen unsern einheimischen Bauern⸗ stand erhalten, und dazu ist kein anderes Mittel geboten als die Ge⸗ treidezölle. Der italische Bauer war im römischen Heere nicht zu entbehren. Als der Bauernsohn aus den römischen Legionen ver schwunden war, gab es kein Halten mehr. Man sagt, nur mit einem Industriestaat könne heute Politik gemacht werden. Ich könnte auf ein schlagendes Beispiel der Leistungsfähigkeit einer Armee, die sich aus einem Industriestaat rekrutiert, hinweisen. Bewahren Sie uns vor dem Uebergang zum Industriestaat! Er würde mit dem Verlust unserer wirthschaftlichen und politischen Selbständigkeit gleichbedeutend sein. Erhalten Sie uns Volkskraft und Wehrkraft! Volkskraft ist mehr werth als Reicht hum.

Abg Singer (Soz.): Wenn der Graf Kanitz Deutschland vor dem Uebergange zum Industriestaat bewahrt wissen will und zugiebt, daß die Latifundien die römische Weltherrschaft zerstört haben, so sollte er doch wissen, daß die Latifundien den Bauernstand ver nichtet haben. Auch gab es im alten Rom keine Industrie; der ganze Appell war also überflüssig. Graf Kanitz warnt vor dem Schlagwort Brotvertheuerung“; an seinen Antrag knüpft sich ein viel härteres Wort, das Wort vom „Brotwucher“, welches der Deutsche Kaiser gesprochen hat. Wir sind durchaus gewillt, Mittel zur Verbesserung der kleinen Landwirthe und ländlichen Arbeiter zu gewähren. Was wir nicht wollen, ist die Hilfe die Reichen, ist, daß die Armen in der Landwirthschaft beutet werden zu Gunsten der 25 009 Großgrundbesitzer. De der Landwirthe erklärt sich draußen im Lande solidarisch mit der dustrie, sie wollen die Industriezölle bewilligen, wenn sie die Getreide⸗ zölle bekommen. Das ist die Solid der Rauber. raf Kani nimmt auf London Bezug. Der ist mittel zur Beseitigung des menschl Gesellschaft ist die Beseitigung von?

glich Graf Kanitz stebt

sicher nicht. Von den 12 Millionen Lohnarbeitern haben die Sozial⸗ demokraten 2 Millionen Stimmen bekommen; folglich vertritt Herr von Heyl und die anderen bürgerlichen Parteien 10 Millionen Arbeiter. Das ist die Logik des Derrn von Heyl. Wo sind denn diese 10 Millionen, auf welche Sie sich stützen? Die stärkste Partei, die Partei der Nichtwähler, hat Herr von Heyl ganz vergessen; es sind über 3 Millionen, davon wird Herr von Heyl so gütig sein, uns einen guten Theil zuzurechnen. (Zuruf: Nein, nicht einen einzigen) Und welche Unsumme von Beeinflussungen, von Beeinträchtigungen spielt da mit, um die Stimmen uns zu entziehen und zu Ihnen hinüber⸗ zuziehen! (Widerspruch rechts und bei den Nationalliberalen) Sie vertreten die Mehrheit des Reichstages, aber nicht die Mehrheit des Volks, die steht hinter den Tarifgegnern, die wünscht nichts sehnlicher, als daß der Reichstag aufgelöst und die Herren vor ihre Wähler gestellt werden. Ob Viele wiederkommen werden, ist eine andere Frage. Die Parteien der Zolltariferhöhung haben nur je 15000 Wähler in jedem ihrer Wahlkreise hinter sich; die Tarifgegner da—⸗ gegen 28 000; hätten wir eine vernünftige Eintheilung der Wahl— kreise, wie sie gesetzlich versprochen ist, so hätten wir keine Brot vertheuerungsmehrheit im Hause! Herr von Hehl bezieht sich auf unseren Parteigenossen Calwer, dieser ist aber mit seinen Auffassungen in der Partei gänzlich isoliert, höchstens, daß er noch von Schippel unterstuͤtzt wird. Aber es ist doch ein starkes Stück, daß Sie uns diese beiden immer vorhalten, die mit uns im übrigen einstimmig sind in der Verwerfung dieses Tarifs und gegen ihn stimmen werden. Für die Vertretung unserer Grundsätze in der Gesetzgebung sind die Partei— beschlüsse maßgebend, und es ist ganz gleichgültig, wie der Einzelne theoretisch dazu steht. Sie würden alle sachlicher und würdiger handeln, wenn Sie nicht auf diese Weise immer wieder den Versuch machen würden, Zwiespalt in unsere Reihen zu säen, was Ihnen doch nicht gelingen wird. (Ruf bei den National⸗ liberalen: Na, na! Ich komme nun zum preußischen Finanz- Minister. Freiherr von Rheinbaben hat sich immer noch mehr als Polizei Minister gefühlt; was ihm an Sachkenntniß abging, hat er durch Schneidigkeit ersetzt. Er glaubt sich im preußischen Landtage, wo er vor dem Chor der Landräthe und Brotvertheurer spricht und immer mit Jubel begrüßt wird. Auch unsern Freund Bernstein wird Herr von Rheinbaben noch Gelegenheit haben, im Reichstage mit uns zusammen gegen den Tarif eintreten zu sehen. Ich glaube dem Finanz⸗Minister sehr gern, daß er durch die Verhandlungen des Lübecker Parteitages enttäuscht war Nachdem Bernstein seine Erklärung abgegeben hat, würde es seiner Ehre nicht entsprechen, wenn wir ihn gegen ein Lob vom Regierungstisch vertheidigen müßten. Der Finanz-⸗Minister sprach von Aufruhr. Das könnte ihm gefallen, die Massen erst aushungern und dann zusammenschießen zu lassen. Woher hat er seine Kenntniß über die Rheinprovinz? Vielleicht aus dem Diner bei den Großindustriellen? Auch die rheinischen Arbeiter sind gegen eine Vertheuerung des Brotes, ebenso wie die übrigen Arbeiter. Wissenschaft und Statistik sind niemals ärger mißbraucht worden als bei der Vertheidigung der Regierungs⸗ vorlage durch die Regierung und die Rechte. Durch diese Vorlage wird der Brotwucher in Permanenz erklärt. Ich habe den Abdruck eines Zirkulars in der Hand, das beweist, wie von seiten der Behörde für den Hungertarif agitiert wird. Es ist ein Erlaß des Magistrats von Landeshut in Schlesien, worin empfohlen wird, Flugblätter für den Zoll unter die Arbeiter vertheilen zu lassen. Die Vermuthung liegt nahe, daß diese Flugblätter auch durch die Regierung bestellt und durch sie verbreitet sind. Hoffentlich haben auch deshalb diejenigen, die die 12 000 MS bezahlt haben, ein Opfer gebracht, damit die Re gierung die Kosten nicht aus eigener Tasche zu bezahlen braucht. Wir haben eine Reihe von Arbeiterbudgets zusammengestellt, die von Gewerbe⸗Inspektoren bearbeitet sind. Daraus ergiebt sich z. B., daß eine Familie von drei Köpfen 16,50 M pro Woche für die noth wendigen Lebensmittel ausgegeben hat bei einem Einkommen von Für Wohnung und Kleidung bleibt so wenig übrig, eine weitere Zollerhöhung nicht ertragen kann.

Sie Sozialpolitik und Scüialreform! Eine kinderlose pro Kopf und Tag ausgeben, eine Familie von

Da wird Familie wohl das Kochrezept des

ze benutzen müssen. Diese Voilage ist die Sanktionierung Bündnisses der Regierung

junkern zur Mlünderung

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