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er von dieser Kontrole überrascht werden kann. Ich glaube aber, daß die Gewerbeaufsichtsbeamten auf dem Gebiete dieses Gesetzes, auch wenn ihre Zahl in Zukunft wesentlich vermehrt werden sollte, verhältniß- mäßig nur wenig leisten können. Nach meiner allerdings rein per— sönlichen Ueberzeugung würde in der lokalen Aufsicht über die Aus—⸗ führung dieses Gesetzes eine dankbare Aufgabe für die Lehrer und die Schulaufsichtsbehörden liegen. Warum erlassen wir dieses Gesetz? Um zu verhindern, daß die Kinder in ihrer körperlichen Entwickelung durch übermäßige Arbeit physisch geschädigt werden, und daß sie die körperliche und geistige Frische behalten, die nothwendig ist, um den obligatorischen allgemeinen Unterricht der Volks⸗ schule mit Erfolg besuchen zu können. Das beste Urtheil hierüber, meine Herren, kann nie ein Geweirbeaufsichtsbeamter haben, sondern zunächst nur der Volksschullehrer selbst (sehr richtig! bei den Sozial⸗ demokraten) und in höherer Instanz der Herr Schulinspektor. Ich glaube, es würde eine Frage sein, die der Prüfung wohl werth wäre, ob man nicht für solche Aufsicht oder Mitaufsicht im Wege der Partikulargesetzgebung eine gewisse gesetzliche Grundlage schaffen könnte. Ich kann in dieser Beziehung selbstverständlich keine Er⸗ klärung abgeben, ich sehe aber bis auf weiteres keinen anderen Weg, um zu einer wirksameren Aufsicht über die Ausführung dieses Gesetzes zu gelangen.
Es ist hier auch über den Lande wiederholt gesprochen
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Zustand der Schulen auf dem worden. Ja, meine Herren, dieses Gebiet müssen wir den einzelnen Staaten überlassen, deren Sache die Schulgesetzgebung und deren Ausführung ist, die darauf zu sehen haben, daß das Schulwesen in einer Weise geregelt wird, um den Zweck der Schule auch wirklich zu erreichen. Wenn die Herren hier behauptet haben, in den Schulen auf dem Lande würde wenig gelernt, so muß ich das bezweifeln, ich kann Ihnen versichern, ich habe Hunderte von Landschulen besucht und dem Unterricht beigewohnt, und ich bin häufig geradezu überrascht ge⸗— wesen — ich möchte das zur Ehre des deutschen Volksschullehrers Volksschullehrer selbst bei überfüllten Klassen chulkindern machen, was sie leisten und welches Maß von
ihren Kindern beizubringen. (Sehr gut! rechts.) ch habe unter den Volksschullehrern geradezu Genies in der Kunst gefunden. Ich glaube also, daß auch die Landschulen trotz Sommer Kartoffelferien immer noch ganz achtungswerthe Leistungen aufweisen, und daß die Landschullehrer Ganzen das ig
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ziehung weiblicher Hilfskräfte der Gewerbe-Inspeltion zu erwarten sein. Mit der Vorlage wird der bewußten oder unbewußten Ausbeutung der Sweaters der Weg verlegt werden. Wir werden freudig an dem Entwurf mitarbeiten.
Abg. Dr. Zwick (fr. Volksp): Auch ich sehe in diesem Entwurf einen sehr erheblichen Fortschritt und hoffe, daß er sehr bald mit den Aenderungen der Kommission Gesetz werden wird. Weitere Schritte müssen folgen auf dem Gebiete der Gesindeordnung und der Landwirth⸗ schaft, wo sehr große Auswüchse bestehen. So ohne weiteres geht das ja nicht; es müssen dazu vor allem amtliche Erhebungen gemacht werden für ein hoffentlich bald zu erlassendes Gesetz. Daß die Hüte⸗ kinderarbeit und das Rübenziehen so harmlos sei, wie der Staatssekretär meinte, kann ich nicht zugeben. Ich weise auf eine Schrift des Lehrers Agahd über diese Hütethätigkeit hin. Dort heißt es u. a.,, daß die 13. und 14jährigen Hütemädchen sich größtentheils rückhaltslos preisgeben; auch das nage am Marke der ländlichen Bevölkerung von Jugend auf. Der Staatssekretär berief sich auf seine Erfahrungen in den ländlichen Schulen. Die Anforderungen an die ländlichen Schulen sind dieselben wie für die städtischen. Das Ziel ist also ein sehr hohes, und es kann bei 12 Stunden wöchentlich in den ländlichen Schulen nicht erreicht werden. Der Ministerial⸗Direktor Kügler hat große Bedenken gegen das Halbtags⸗Schulwesen auf dem Lande aus— gesprochen. Die Kinder kämen schon ermüdet in die Schule. Diese Anschauungen sind ganz die meinigen. Heutigen Tages kann das Kind nicht sagen, ob es nicht sehr bald in die Stadt komme und ganz andere Kenntnisse besitzen muß. Der Lehrer muß also normale Kenntnisse beibringen. Was die Kontrolvorschriften betrifft, so hat der Staatssekretär gesagt, daß die Gewerbe⸗-Inspektoren nicht in der Lage wären, die Hausarbeit zu kontrolieren. Auch ich glaube, daß die Lehrer in Bezug auf die Kontrole und Ertheilung der Karten u. s. w. am besten mitwirken könnten. Sie kennen die Verhältnisse der Familien am genauesten, sie müssen in dauernder Verbindung mit den Familien bleiben. Ich wundere mich, daß im Gesetz selbst von der Mitwirkung der Lehrer keine Rede ist. In den Motiven ist nur von einem Rückhalt der Lehrer die Rede. Die Lehrerschaft hat diese ganze Frage eigentlich erst in Fluß gebracht, und der Lehrer Agahd ist einer der ersten Vorkämpfer für diese Sache; das ganze Material dieser Vorlage ist seinen Schriften ent nommen. Der Entwurf soll zunächst die schlimmsten Auswüchse be seitigen; das Meiste ist dem Bundesrath und den Polizeibehörden überlassen. Ich sollte denken, daß gerade die Lehrerschaft bei der örtlichen Regelung mitzuwirken hätte. Nichts von alledem steht im Gesetz. Ich hoffe, daß das in der Kommission nachgeholt wird. Ueber den erzieherischen Werth der Kinderarbeit stimme ich dem Staats sekretär zu. Eine dem Kinde anzupassende körperliche die körperliche und sittliche Erziehung des Kindes nothwendig Berlin giebt es 25 000 im Erwerbsleben thätige Kinder. W Gefahr würde die vollständige Beseitigung der Arbeit Haltung dieser Kinder sein! Es giebt ja Kinder körperliche Beschäftigung ist schon deshalb nicht weil z. B. 12⸗ bis 15 jährige Kinder am selbst überlassen bleiben können, wenn Vater abwesend sind. Vielfach sind die Kinder auf wenn ihnen nicht irgend welche Beschäftigun J giebt es meinetweg
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Preußischer Landtag. Haus der Abgesrdneten. 65. Sitzung vom 22. April 1902, 11 Uhr. Nachtrag.
Beim Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung wird zunächst die in zweiter Lesung mit geringer Mehrheit an genommene Forderung der Gewährung eines Darlehns von 1,4 Millionen Mark an die Genossenschaft für Viehverwerthun zur Errichtung eines Magerviehhofes in Friedrich? felde berathen.
Abg. Dr. Langerhans (frs. Volksp.) tritt unter großer Unruhe
des Hauses, bei der seine Ausführungen nicht verständlich werden, sn die Ablehnung der Forderung ein und verwirft allgemein die Unter. stützung einer Genossenschaft aus Stgatsmitteln. Es werde einer Interessentengruppe das Recht gegeben, einen Magemwiehhof u errichten, während die Gemeinde Rummelsburg selbst einen solcht bauen wolle.
Minister für Landwirthschaft ꝛc. von Podbielski:
Ich möchte dem Herrn Vorredner zunächst erwidern, daß scich wohl ein kleiner Irrthum in seine Ausführungen eingeschlichen hat. Ich glaube nicht, daß mein Herr Vorgänger bei Berathung des Ge, setzes über die Anlage der Schlacht häuser eine derartige Aeußerung über die Schlacht viehhöfe gethan hat. Es hat sich damals lediglich um die Anlage von Schlachthäusern in den größeren Gemeinden unseres Landes gehandelt. In diesem Falle aber handelt es sich nicht um ein Schlachthaus, sondern um einen Viehhof; ich glaube, der Herr Vorredner wird mir nunmehr zugeben, daß eine Abänderung damals gegebener Zusicherungen nicht vorliegt, sondern daß es sih hier um etwas ganz Anderes und, wie ich hinzufügen möchte, um etwaß Neues handelt. Ich glaube nicht, daß irgendwo bis jetzt ein solchs Magerviehhof angelegt worden ist, und es können daher auch wohl nicht die Behauptungen des Herrn Dr.
n damit gemacht hätte,
kein Fall bekannt, wo bis jetzt ein worden ist.
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Dritte Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
. (Schluß aus der Zweiten Beilage.)
Der Viehhof und das Schlachthaus haben einen Ueberschuß von zwei Möillionen ergeben. Das Anlagekapital verzinst sich mit 12,90 o. Perlin befürchtet Konkurrenz von einem Schlachthaus auf dem Mager—⸗ hiehhof, aber dieses Schlachthaus soll nur den angegebenen Zweck haben. Der Abg. Crüger hat bei der zweiten Lesung gesagt, die Mittel der Genossenschaft seien ganz ungenügend. Er hat sich die Sache ungeheuer bequem gemacht, er hat nur aus dem ersten Geschäftsbericht dieser neuen Genossenschaft einige Angaben verlesen, wonach die Genossenschaft eine zweifelhafte Sicherheit biete. Die Genossenschaft, zu welcher u. a. 140 einzelne Genossenschafter gehören, hat eine Haftsumme von über einer Million Mark. Nach den Grund sitzen der Preußischen Zentral⸗Genossenschaftskasse für die Beleihung der Genossenschaften bedeutet das also, daß die einzelnen Genossen⸗ schafter eine Summe von zehn Millionen nachgewirsen haben müssen. Die Genossenschaft hat bereits sich in Friedrichsfelde festgelegt durch Unkauf des Terrains für 180 000 Æ . Die Anlage ist für die Eisen— hahnverwaltung nur vortheilhaft; ich bitte deshalb, die Forderung zu bewilligen.
Abg. Graf Strachwitz: Meine Freunde sind zu dem Entschluß gekommen, für die unveränderte Regierungsvorlage zu stimmen, nach— em sie die Nothwendigkeit eines Magerviehhofes für die Landwirth⸗ schaft geprüft haben. Eine Handelsstelle für Magervieh ist unbedingt rothwendig. Vor 20 Jahren hätte man noch fragen können, ob es nicht ohne eine solche Handelsstelle gehe, oder heute nicht mehr. Das vom Osten nach dem Westen gehende Magervieh kann den langen Weg nicht aushalten, und deshalb hat man in Rummelsburg einen Viehhof geschaffen, da dieses Vieh seinen Weg über Berlin ebnen muß. Dieser Viehhof reicht nicht mehr aus. Aus langen, obsektiv geführten Verhandlungen in allen betheiligten Instanzen ist diese Vorlage herausgekommen. Dieser Magerviehhof wird eine tichtige Kontrole für die Preisbildung sein. Es ist dankenswerth, daß die Regierung dieses für die Landwirthschaft nützliche Unternehmen unterstützt.
Abg. Dr. Crüger (fr berrn Abg. Ring, daß der landwirthschaft 5 Milliarden ichen anderen Zahlenangaben
6 *
Volksp.): Durch die Behauptung des Rummelsburger Markt der deutschen gekostet habe, sind auch seine sämmt— gekennzeichnet. Die Ansichten darüber,
Ausbau des alten oder die Anlegung eines ueuen Marktes werther sei, sind verschieden, jedenfalls ist es nicht sicher, Verhältnisse in Friedrichsfelde so günstig sind. Um die
jenheit gründlich prüfen zu können, können wir diese
ing absetzen und die Regierung um eine besondere Der Abg. Ring sagt, die Genossenschaft
Berlin, Donnerstag, den 24. April
1902.
1901 in Preußen 66, in Bayern 321 verseuchte Gehöfte gehabt; (hört, hört! rechts) — die Statistik ist im Reichs -Anzeiger“ veröffent licht worden —; am 31. Oktober sind in Preußen 48, in Bayern 548 verseuchte Gehöste gewesen. (Hört, hört! rechts) Nun wird mir doch der Herr Abgeordnete zugeben, daß in Preußen mehr Kreise, Gemeinden und Gehöfte sind als in Bayern; wenn er die Freund— lichleit hätte, sich die einfachen prozentualen Zahlen auszurechnen ich habe sie mir ausrechnen lassen —, dann würde er das Ergebniß erhalten haben, daß in Preußen im Jahre 1901 740 Gemeinden und Gutsbezirke, in Bayern 350 Gemeinden und Gutsbezirke verseucht waren. Das macht für Preußen 13,8 o ο, für Bayern 43,7 O /ο. Ja, meine Herren, in solchen. Zahlen liegt doch unendlich viel mehr, als wenn man sagt: es sind in Preußen viel mehr Gehöfte verseucht gewesen. Der Zahl nach gewiß; aber auf das ganze Gebiet vertheilt, verhältnißmäßig sehr viel weniger.
Nach den weiteren ausgerechneten Zahlen waren am 31. De— zember 1901 in Preußen verseucht 22 Kreise, das sind 39, pro Mille, in Bayern 19 Kreise, das sind 98,) pro Mill (hört! hört! rechts), in Preußen 27 Gemeinden, das Mille, in Bayern 29 Gemeinden, das sind 3,5 pro Mille, und 28. Februar 1902 in Preußen 19 Kreise, das sind 34,3 pro Mille und in Bayern ebenfalls 19 Kreise, das sind 98,9 pro Mille, in Preußen 22 Gemeinden, das sind O4 pro 37 Gemeinden, das sind 4,5 pro Mille; ferner waren am 28. Februg 1902 an verseuchten Gehöften mit Viehstand in O, pro Mille, und in Bayern 57, also 0, 1 pro
Ich hatte somit allen Grund, der preußischer sagen: wir wollen zu einer Zeit, wo in Süddeut und Klauenseuche in erheblichem Umfange herrscht, Bezuge von Vieh dorther sein. Ich meine, pflichtung, die der preußische Landwirthschafts⸗Minif Landwirthschaft gegenüber hat (sehr richtig! rechts dieser Stelle auch aussprech s
Weiter ist
der Herr wenigstens habe ich il
sind O, 5 pre
D
Mille, und in Bayer
Berliner
so meine ich, daß nicht, wie oft die Rede davon ist, schaft eine Vertheuerung des andere Momente mitsprechen.
die Landwirth⸗ Fleisches herbeiführt, sondern daß dann
anzuerkennen, ter Zeit durch die hohen jaturgemäß, und es wird von die Preise für Schweine ir herbeiführen mir als meine Aufgabe anerkannt anzuregen, daß sie durch erhöhte
Fleischereigewerbe in Berlin
Landwirthe bestritten werde Winter sehr Mißstände immer von werden, die preußische Landwirthschaft ꝛ ucht und Mästung von Schweinen diesem Uebe
dieser Preissteigerung anderen Seite
mitgewirkt die Herren nicht vergessen, gemästetes Rindvieh sich zwischen einem Minimum 35,50 MS bewegt haben, also i
dauernd erhält.
Sie können daraus dabei mitwirken müssen, daß di