Wenn der Reichstag in der Weise herabgesetzt, diskreditiert wird, dann wird es künftighin nicht mehr eine Ehre sondern ein Odium sein, Reichstags abgeordneter zu sein. Die Kölnische Volkszeitung hat zahlenmaͤßig nachgewiesen, welche kolossalen Vortheile der Landwirth⸗ schaft erwüchsen, selbst wenn die Regierungsvorlage Annahme fände, Mean mußte allmählich in die Wogen der Erregung des Zentrums Oel , . Wenn man bisher immer gepredigt hatte, das Gebotene sei zu wenig, so mußte man jetzt die christlichen Bauernvereine, die einen Wucher⸗ zoll von 7.50 M zu verlangen die Unverschämtheit hatten, besänftigen, ihnen nachweisen, daß die Beute auch bei 5 oder 50 „ immer eine sehr ansehnliche sei. Aehnlich operierte die „Kreuzzeitung“, Am 9. Dezember, am vorgestrigen Tage, machte sie in einem Artikel „Die Lage der Landwirthschaft und die Zollsätze am Schluß über die Vorlage höchst interessante Ausführungen. Die Mindestsätze er⸗ schienen ungenügend; aber es sei zu beachten, daß die Aufhebung der Zollkredite, die wefentliche Einschränkung der gemischten Transitlager, die Verzinsung der Zollbeträge und die sofortige Gültigkeit der Einfuhrscheine großen Einfluß auf, die Getreidepreise ausüben kznnten. Das haben Sie (rechts) bisher entschieden bestritten. Es heißt weiter, diese Bestimmungen wären diel mehr werth, als die zwischen Regierung und Landwirthschaft streitigen Zollsätze. Die Fest⸗ setzung der Viehzölle durchweg nach dem Lebendgewicht und die hohen Sätze des Generaltarifs dafür seien sehr werthboll; würde selbst die
alfte abgehandelt bei den Verträgen, so bleibe noch ein recht guter
chutz übrig; das wird im einzelnen bei Kühen und Bullen nachgẽwiesen, wo der Schutz die vier⸗ bis siebenfache Höhe egen jetzt erreicht. Die Zugesländnisse der verbündeten Regierungen — 89 alfo wesentlich größer, als man bisher geglaubt hätte. Und darauf empfiehlt die „Kreuzzeitung“ die Annahme der Kommissions⸗ beschlüsse. Nach allen diesen Auseinandersetzungen unterliegt es gar keinem Zweifel mehr, daß die Nachgiebigkeit der verbündeten Regie⸗ rungen die großen Vortheile den Agrariern zuwendet. Es versteht sich von selbst, daß zwischen den Regierungen und den Mehrheits⸗ parteien das Kompromiß vereinbart ist; ebenfo versteht sich die Masse bon Zorn, Entrüstung und Ingrimm über dieses Kompromiß bei den Arbeltermassen, die die Kosten tragen müssen, von selbst. Sie werden diefen Tarif als Weihnachtsgeschenk Ihren Klassengenossen. auf den Tisch legen; draußen hungern und darben indessen Millionen, die nicht das Nöthigste zum Lebensunterhalt erwerben können. Bei den Wahlen werden wir dem Volke klarmachen, welchen Verrath Sie an ihm begangen haben; und wenn nicht alles täuscht, wird das Volks⸗ gericht, welches über Sie hereinbrechen wird, gründlich mit Ihnen aufräumen.
Zur Begründung des Antrags . (fr. Volksp.) und Genossen erhält darauf das Wort der Abg. Pr. Müller-Meiningen (fr. Volksp. . Der Antrag schlägt für den Fall der Annahme des Antrags von Kardorff vor, in diesem die Zölle auf Mais, Hülsenfrüchte, Hopfen, getrocknetes Obst, Kaffee, Butter, Käse, Eier, Rohluppen und Werkzeugstahl herabzusetzen, sowie die Zollfreiheit fuͤr Kleesaat, Grassaat, Kartoffeln, Grünfutter, Küchengewächse, lebende Pflanzen, Obst, Gerbrinde, Quebrache, Galläpfel, Federvieh, Heringe, Herbstoffauszüge, Holzschliff. Papier, Steine, Pflastersteine,
NX
Hohlsteine, Hintermauerungssteine, Verblendsteine und Roheisen.
Abg. Dr. Müller-⸗-Meiningen: Ich habe keinen Grund, auf die 10 Minuten ⸗ Unterhaltung zwischen dem Reichskanzler und Herrn Bassermann näher einzugehen; denn die Qerren haben sich in ganz allgemeinen Redewendungen ergangen. Ich fasse meine Aufgabe anders auf; sie ist in gewissem Grade etwas undankbar. Die all⸗ gemeinen sozial ⸗ und handelspolitischen Erwägungen sind Sache der Generaldiskussion. Ich habe namens der beiden Volksparteien unseren Antrag zu begründen. Mich mit den Ausführungen des Abg. Bebel vom 7. Dejember gegen uns auseinanderzusetzen, wäre ich versucht, aber ich lasse mich in Hinblick auf die ganze Situation auf eine solche Augeinandersetzung, die zur großen Freude der Mehrheit stattfinden würde, nicht ein, sondern erkläre nur, daß sämmtliche thatsächlichen Bebauptungen des Abg. Bebel über unsere Thätigkeit in der Kom mission nach den Akten unrichtig sind. Jetzt, wo wir uns gegen die Mehrheit zu wenden baben, wäre es nicht zweckmäßig, einander in die Haare zu gerathen. Wir haben uns gefragt, ob wir bei der staatsrechtlich minderwerl hingen Arbest des Antrags don Kardoiff überhaupt eine Abände. rung machen sollen. Daß der ursprüngliche Antrag eine stũům er hafte Arbeit war, baben die Serren durch ihre Berichtignng selbst eingestanden. wollten aber wenigstens versuchen, die größten Gefahren des Zolltarif für die Arbeiter, das Kleingermerbe und die Kleinindustrie illusorisch ju machen. Charafteristisch ist, daß Tie Antragsteller den ganzen Zolltarif für etwas Gutes halten, mit Auzuahme der Positionen für Byaten, Schaufeln, Mistgabeln, Thierfallen, Bügeleisen, Mundrabt, Blürsten und Aebnliches. Es giebt nothwendigere Dinge, und wir wollen wenigstens die Vollsnahrungs. und Genußmittel und vie Rohsloffe der Industrie zollfrei lassen oder wenigstens im Zoll berabsetzen. Unsere Wöünsche sind in dem Antrag Bargmann natürlich
der Abgg. Bargmann
3 Wir
Stachel ⸗
Lederindustrie sich selbst überschlagen hat, ist klar. Der Quebracho⸗
zoll von? 4 wird der Lederindustrie, nachdem man ihr die Lohe⸗
produkte so enorm vertheuert hat, wider ihren Willen aufgedrungen.
Die allgemeinen Redewendungen des Reichskanzlers nützen uns in
diefen Bingen nichts. Wo bleibt. der preußische Handels⸗Minister,
der noch 1895 bei der außerordentlichen Generalversammlung deutscher
Lederinduftrieller als Abgeordneter sich gegen die Erhöhung des
Juebrachozolles erklärt hat? Heute macht er selbst die Politik mit,
Die er damals verworfen hat. Ganz ebenso ist die 1 bezüglich
der Viktualien. Befonders gefährlich ist der Geflügelzoll. Man Hat
die Futtermittel durch den Zoll vertheuert, und das soll eine Be—
förderung der Geflügelzucht sein? Den Heringszoll hatte man zuerst
aus Verfehen geftrichen. Dieser Zoll bedrückt namentlich den Mittel⸗
stand. Was helfen alle kleinen sozialen Gesetze, wenn man die noth⸗=
wendigsten Lebensmittel vertheuert? Die Vertheuerung von Butter,
Käfe und Ciern durch den Zoll ist ein starkes Stück volksfeindlicher
Wirthschaftspolitik. Die deutsche Geflügelzucht deckt nur 5Hoo des
mländischen Eierbedarfs. 3 Millionen Hähne wären nöthig, um den
Bedarf zu decken. Die Agrarier haben allerdings gemeint, in zwei Jahren den Bedarf decken zu können. Ich möchte das sehr bezweifeln.
uf dem Gebiete der Papierzölle hat die Kommission die Sätze der Regierungevorlage hinsichtlich der Rohstoffe bedeutend erhöht.
Es handelt sich hier gerade um eine Provokation der öffentlichen Meinung; die Presse ohne Unterschied der Hartei hat sich dagegen er⸗
flärt. Der Führer der schutzzöllnerischen Mehrheit für die Erhöhung der Papierzölle war selber Interessent, und die Zollerhöhung ist nur mit 15 gegen 13 Stimmen angenommen worden. Wenn heute unter dein Brücke der öffentlichen Meinung von neuem abgestimmt würde, fo würden die Sätze noch unter die Regierungssätze ermäßigt werden. Die Statistik zeigt, welche große Rolle diese Zölle in unserem papiernen Zeitalter spielen. Der Export an n. und ver⸗ arbeitetem Papier war 6⸗ bis 8 mal so gro als die Ein⸗ fuhr. Will denn die Regierung auf einen Schutz der sehr bedeutenden Papierperarbeitungsindustrie verzichten? Das ist ein hübscher Beitrag zu dem jetzigen deutschen Kunstbanausenthum in Regierungskreisen. Bei so hohen Zöllen steht unsere Kunstindustrie gegenüber der englischen und französischen Industrie geradezu vor einer Katastrophe. Was macht denn die deutsche Presse? Will sie sich in diefer Frage garnicht rühren? Es darf ihr der Vorwurf nicht erspart werden. daß sie viel zu wenig rührig war, sonst wäre diese Strafe nicht über sie gekommen. Was macht der deutsche Buchverlag? Wir wollen eine derartige Politit nicht mitmachen und den letzten Versuch wagen, diese wichtigen Gegenstände für die Kunst zu entlasten. Die Baumaterialien, Pflasterstelne 2c. sind ebenfalls mit einem höheren Zoll belegt worden. Das bedeutet einen modernen Städte⸗ krieg. Man will den Verkebr damit erschweren. Der Rechten . die Städte nur recht, wenn sie Steuern zahlen sollen. Der Pflaster⸗ steinzoll schädigt Tausende von Steinhauern, Steinsetzern, Bauhand⸗ werkern c. Die großen Städte werden infolge dessen allgemein zur Asphaltierung übergehen. Welche verrückten Purzel bäume die nationale Phrase in der Kommission geschlagen hat, zeigt der Aus⸗ spruch? „Fur den nationalen Straßenbau der nationgle Pflaster⸗ stein!“ Das ist eine Faree auf die Nationalität. Berlin würde durch den Pflastersteinzoll mit 388 000 jährlich belastet, Königs⸗ berg' um 370 9900 6½ ꝛc. Deshalb ist es mir geradezu unver— ständlich, wie sich Vertreter der Städte für eine Vertheuerung der Baumaterialien aussprechen konnten. Hunderttausende von Bauhand⸗ werkern werden durch diesen Zoll geschädigt. Was die Eisenzölle be⸗ trifft, so verlangen wir vor allem Zollfreiheit für Roheisen. Ein Schutzzoll ist für dieses ganz überflüssig, weil die Eisenindustrie in den letzten Jahren geradezu excessiv üppig geworden ist. Gegen die Erxcesse des Roheisensyndikats giebt es kein besseres Mittel als die Beseitigung des Schutzolles. Die Einfuhr von Reoheisen ist so gerlng, daß sie nur für spezielle Fälle in Betracht kommt. Wir wollen aber eine gewisse Garantie gegen die Excesse der Syndikate haben. Der Minister Möller sagte zwar, daß Tie Dividenden einiger Werke nicht eine Zollherabsetzung ver⸗ anlassen könnten; bei den Brauern ist es aber anders, da weist man auf die bohen Dividenden der großen Brauereien hin und will die kleinen Brauer die Kosten des Kuhhandels tragen lassen. Wenn Graf Kanitz gegen die Syndikate kämpft, so müßte seine Lovalität ihn vor allem bessimmen, den Bezug von Nobeisen zu erleichtern. Der Aus= fubrwerth der deutschen Eisenfertigfabrikation ist bedeutend gestiegen, und das ist erfreulich. Man treibt hier einseitige Tendennpolitik für einzelne Interessen. Wo bleibt da die Mittelstandspolitik? Es handelt sich bier um die kleinen Schmiede, Schlosser, die Maschinenindustrie ꝛc. Die Klein- Gifenindustrie braucht 3 B. das österreichische Stabeisen unbedingt. Daß alle diese Zollsätze bei den Handelt vertrãgen wieder berabgefetzt werden, ist naid. Das Ausland kennt unsere Bedürfnisse ganz genau, und wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß über⸗ baupt keine Handelsverträge zu stande kommen. Woher kann der Reichskanjler die Hoffnung schöpfen, daß er bei den erböhten Zöllen der Kommissionebeschlüsse noch Handelsverträge bekommen Wir müssen also daraus gefaßt sein, daß durch den autonomen Tarif
nur zum kleinsten Theil niedergelegt. Wir stellen den Antrag nur rebuß sie Rtantibus. Beim Mals verlangen wir den bisherigen Vertragezoll. Gerade bei der Erhöhung des Gerstenzolls muß der Bauer unter allen Umständen Mais einlaufen. Die Trennung zwischen Futter- und Braugerste ist technisch unmöglich Der Bund der Landwirte selbst hat die leg Geschenk für die baverischen Gersten⸗˖ bauern nur einen falschen Silberling und eine Kinder vielmarke ge— nannt. Man wollte nur die süddeutschen Gersten bauern beschwichtigen, um im Zentrum Ruhe zu baben. Die römische, bolländische und
cnaliscke Wiebincht verdankt ibren Aufschwung der Zollfreibeit für Maig.
Nie deutschen Bauern jablen die böchsten Maiepreise in der Welt. Die Derabsetzung des Zolleg auf Dälsenfrüchte ist eine Nothwendigkeit, vie Veibebalfung der bieberigen Zollfreiheit für Kleesaat, Grassaat und Grünfutter angesichts der großen Ginfubr, die & Yo des VBedars tz deen muß,. dee gleichen. Wie diejenigen, welche gute Be⸗ siebungen zu Desterreich · Ungarn politisch auftechterbalten wollen, außer der Erböbung deg Braugerftenzolles der Steigerung des Hopfenzolles zuftimmen kännen, ist mir unbegreillich, besonderg vom Jentium. Die Ginsübrung cines Kartoffeljolles halten wir für besonderg verbãngniß⸗ vol; Seikst ein Jenttumzorgan, wie die Westdeutsche Velksjtg.=, bat energisch dagegen Front gemacht und außerdem diesen Joll für wertblos und nur geeignet erflärt. die Vandwirtbschaft zu schädigen Auch far Gemüse beantragen wir Zollfreibeit Gs ist unerhört, das gesundeste Volkanabrungemittel in derartiger Weise fünstlich in der⸗ jbeuern Am meisten muß darunter der Mittelstand leiden, ist das vielleicht die berühmte Mintelstandspelitik der stoatkerbaltenden Parteien? Frankreich und die Vereinlgten Staaten, auf die Sie sich berufen, brauchen feine Gemise Ginfubr, sondern führen massenbaft Gemüse aue rie fäönnen also mit ung nicht verglichen werden Weiß⸗ setl und andere Gemüse wörden durch den Joll um mehr alg hren cigenen Werth verteuert werden; ein Koryf Weißlobl würde tant biaber s d im Großhandel fünftig 19 4 kesten. Tie Uakiaisien der Gärtner gegen die von ung ebenfalls verlangte Jollfrelbeit far lebende Pflanten ist ungemein fur jsichtia. Es wird m Ta nicht ker geringste Unterschied gemacht jwischen Pflanzen, die Denlschland seibsi erjeugt, und selchen, welche unbedingt aus dem urlande bejehen werden mössen. Gs ist doch unsinnig, trerisch⸗ AWlima und die trertsche Senne u besteuern; en batte bloß nech gefehlt, daß man dag Tageslicht besteuerte um die Dor usttie n beben. Gbenso erlangen wir Jollfreidelt für den. Der Betrieb der Kenferdenfabrtfatten wird Jell aus schwerste geschädigt. Um den Ausfall u deen fire Vermehrung der Obstbanmsucht um 18 Milllenen Stück, das beit ven 0 , nelbwendig sem, also eine Vermebtung der er anfangen um 40 Q ha. Daß das in Jabrrebnten nicht errrchbar ein warde, unterliegt feinem Jmeisel Rei dem Finan moll auf Rafe ferdern weir eine Ermäßigung auf die dälfie: seikbst kon- serwatiee WMiättet baben der Jordernng, daß für die Vertkeuerung der
frisches
Tebengmittei dur den nenen Jelltarif den Kensumenten irgend ein —
Neankealent jn gewäbren fei, nicht ablebnend gen nubergestanden.
Daß die Schahjellrelitik bei der
dag ele ftrijche
durch den wiirde
Nermserung Ter Jölle fär die
unser Wirtbschaftslcben beeinflußt wird. Man bat schen darau bingewiesen, daß der Kalser das Gesetz nicht vollsieben würde, weil es nicht geschäftsordnungzmäßig zulässig zu stande Ein Gesetz, das nicht ordnungsmäßig zu stande gelommen ist, kann nicht vom Kaiser vollzogen werden. J. B. würde einem Gesetz, das nur in der erften Leung im Reichstage erledigt ist, nicht vom Bundes. rath und Kaiser zugestimmt werden können. Und dieser Fall liegt bier eigentlich vor, wenn der Antrag Kardorff angenommen wird.
Zu beachten ist, Faß auch das Petitiongrecht nicht gewahrt ist. Dag
Volk ann verlangen, daß seine Petitionen verbandelt werden; bdiese Verbandlungen fallen aber weg durch den Antrag von Kardorff. Auch die Publisität der Reichstagsverbandlungen, welche Artilel 22 der Reichsverfassung verlangt, ist nicht beachtet, wenn wir gar feine Srenaldlekuüssien vornehmen. Unsere segengreiche Handels vertrage politik wird durch diesen Zolltariß gefäbrdet, der eine Velastung und Erschwerung der Nahrung deg Volkes bedeutet, die in der Zeit der Kiisss um so schlimmer ist. Der Antrag don Kardorff gefäbrdet die Versassung des NReichetags, es wird bel der einen Lenderung der Geschäftgordnung nicht bleiben, es wird Schritt auf Schritt felgen Und schiicklih wird man auch vor einer Verfassungzänderung micht
kann?
gekommen ist.
einigung und ihre Obstruktion die Mehrheit zu ihrem Vorgehen gejwungene hätten. Diese Behauptung ist noch nie bewiesen werden, aber man braucht sie, um sich gegenüber den Partei⸗ genossen im Lande ein Mäntelchen umzuhäͤngen. Wir haben fo wenig Obstruktion getrieben, daß wir wegen der Abstim⸗ mungen sogar unser Mittagessen versäumt haben, was bekanntlich die Nationalliberalen bei der wichtigsten Abstimmung, bei der 19 Heinze“, nicht gethan haben. Schritt für Schritt haben Sie (rechts) Ab⸗ äarderungen der Geschäftsordnung beschlossen, die nicht mehr ernst zu nehmen sind; oder ist es würdig, daß der Präsident immer nach 5 Minuten das Armesünderglöckchen schwingen muß? Und dag Alles für diefen Zolltarif und um eine Beruhigung in der Bevölkerung herbeizuführen! Ueber diesen Tarif wird fich das Volk niemals be⸗ ruhigen. Die empfindliche Börse hat, als der Antrag von Kardorff eingebracht wurde, keinen Zweifel mehr an dem Zustandekommen des Tarifs gehabt, aber eine Beruhigung ist nicht eingetreten. Bevor wir nicht Handelsverträge abgeschlossen haben, kann für das wirth= schaftliche Leben keine Sicherheit geschaffen werden, aber auch dann wird es mit Hilfe dieses Tarifs nur eine traurige Sicherheit werden. Herr Bucck erklärte, daß die Beschlüsse der Kommission nicht ernst zu nehmen seien, und jetzt soll man = Herr Sattler sagt allerdings „mit blutendem Herzen“, Herr Bassermann aber ist stolz darauf — für diese Beschluͤsse den Bruch der Geschäftsordnung mit in den Kauf zu nehmen. Die Unterscheidung zwischen Futter⸗ und Braugerste erklärte die Regierung für technisch unmöglich, und nun erklärt sie dies für annehmbar. Bei den Holzzöllen fagte der Minister Möller in, der Kommission, daß solche Beschlüsse niemals eine Mehrheit im Plenum finden würden, und alles das wird jetzt im Ramsch, angenommen. Die Zölle für Obst, Gemüse ze. erklärte der Staatssekretär Freiherr Fon Thielmann für ein Unding und für unannehmbar für die italienische Regierung. Auch alle die Verwendungsanträge und eine Menge anderer Zölle hat die Regierung für unannehmbar erklärt. Was soll man von einer Regierung denken, die vor ein paar Wochen Alles für unannehmbar erklärt, und von der es jetzt heißt: jandabiliter so supjecit? Wer sich auf eine solche. Regierung verläßt, ist verlassen genug. Deshalb muß das Volk sich auf seine eigene Kraft verlassen. Wir haben gar keine selbständige Regierung mehr, fondern nur eine Regierung in den Händen der konservativen Partei. Unser ganzer Veiwaltungsapparat ist konservativ so durch⸗ seucht, und setbff eine große staatsmaͤnnische Kraft würde wohl ein Jahrzehnt gebrauchen, um gus diesen Zuständen herauszukommen. (Rufe im Zentrum: Zolltarif) Und deshalb muß wegen dieser Herren Kon⸗ servaätiven der Zolltarif gemacht werden. Die Konservativen sind viel klügere Leute als die Industriellen; diese verlassen sich immer noch. auf die Regierung; die Konservativen aber wissen, daß sie bei den Wahlen mit dem gefammten Beamtenapparat bis zum Gendarmen alles er⸗ reichen können. In England werden die Agrarzölle gerade im Interesse der Landwirthschaft aufgehoben. Denn durch die Agrarzölle kam das Land in die Hände weniger Großgrundbesitzer und wurde die Latifundienwirthschaft gefördert, und die Preise der Nahrungs⸗ mittel stiegen so hoch, daß die landwirthschaftlichen Arbeiter kein menschenwürdiges Dasein mehr führten. Es wurde damals der Beweis geliefert, daß hohe Getreidepreise gerade die ländlichen Arbeiter schädigen, während das Interesse der Großgrundbesitzer gefördert wird. Und alle diese Fehler, die man damals in Eng⸗ land gemacht hat mit den Zöllen, wollen Sie wiederholen. In der Zeit der Krisis nützen die hohen Zölle nicht einmal der, Groß indastrie, aber sie schuͤdigen unsere Einfuhr. Wir waren bereit, no Anträge zu stellen, die die schlimmsten Kommissionsbeschlüsse be⸗ feitigen könnten, aber was bat das noch für, einen Zweck? Im nächsten Augenblick kommt doch die Guillotine. Sie rechts werden auch die Geschäftsordnung noch weiter ändern in den nächsten Tagen. Ihnen ist es ja egal, was aus dem Parla⸗ mentarismus wird, Sie wollen nur Ihren Wählern die Geschenke zu Weihnachten nach Hause bringen, die Sie ihnen versprochen haben und die Sie aus den Taschen der Konsumenten nehmen wollen. Sie freuen sich ja, wenn man von der Guillotine redet. Aber wir freuen uns, daß noch eine bürgerliche Partei sich gefunden bat, die für das Wohl der AÄrmen, der Arbeiter, kleinen Beamten, für das Wohl der Konsumenten gearbeitet hat. Wir sind stol3z darauf, daß wir den Schild des Liberalismus blank erhalten haben. Liebermann von Sonnenberg Da daß der Ausdruck Heuchelei, auf einen Abgeordneten an⸗ gewendet, unparlamentarisch ist, so werde ich mich wohl häten, ihn zu gebrauchen. Ich will lieber sagen, daß die Herren, die mit aller Emphafe behaupten, daß wir eine sachliche Verhandlung gehindert hätten, in einem Irrthum sind. Herr Bebel bat bewegliche Klagen angestellt, daß man die Linke mundtodt gemacht habe, aber die erste Lefung des Zolltarifs hat 9 Sißungen, die jweite 38. rie Kommission 112 Sitzungen in Anspvruch genommen, also 159 Tage bat man sich über den Zolltarif unterhalten, und die Linke bat dabei den Lwenantheil der Neden gebabt. Man kann von der Linken sagen: sie ist ein Tbeil von jener Kraft, die steis das Böse will und doch das Gute schafft. Die Orrren selbst haben unser Vor⸗ geben bestimmt. Wie bat z. B. Derr Bebel nicht geklagt, daß der ine fonfervative Schriftfübrer die Stimmzettel durch die Abgeordneten seikst bätte in die Urne legen lassen, und in ihrem eigenen Abande⸗ rungsantrag der Sozialdemokraten zum Antrag Aichbichler war selbst vorgeseben, daß die Mitglieder eigenbändig ibren Zettel in die Urne legen. Die Herren wollen ibre Obstrultien ernst gemeint haben; danach sollte man annehmen, daß sie selbst niemals abnlih verfahren Find. Was für dag deuische Volk die Verfassung ist, ist für die Sosialdemokraten das Programm, eg ist für sie dae Dogma. Wie sind sie mit dem Programm und dessen Aenderungen umgegangen! Als auf dem Parteitag in Halle 18990 jahlreiche Anträge auf Aenderung des Progtamms gestellt waren, wurden 40 Redner dazu einfach mundtodt gemacht, und als 1891 in Erfurt eine Aenderung des Programme be- schlessen wurde, sprach nur Herr Liebknecht, und dann wurde das Pro gramm on blore angenemmen. Wenn Sie (ju den Sojialdemok taten) in o wichtigen Angelegenbeiten so verfabren, so müssen Sie doch vorsicht iger mit Verwürsen gegen andere Leute sein. Die Mebrbeit bat ob- gleich ich Gegner des Antrages von Kardoiff bin, muß ich daß ane tennen nich is weiter gewollt, als die Drdnung der Geschäfte
(Reformp):
jurüchchreden. Das ist nur Wasser anf die Mäble der Sonal⸗ demekiaten. Gin Gesegz, dag den Malel der Mechtswidrigkeit und Rechtebengung trägt, kann nie und nimmermehr jum Segen des dent schen Volkes gereichen.
gba. Gotbelin (ft. Va): Ga ist charakterssisch, daß die Mebr⸗ beit sich des Wertes Janz entbält und nur die Gegner rechen läfft Hert Bassermann, sch seit seiner Leistung beute Morgen nicht mehr auf seinem Plage geseben habe, bat in Gisenach die Mebꝛbeit als reaffionar big auf die Knochen bemeichnet, und jetzt lebnt er alle siber den Antrag ven Karderff binauggebenden Abãnderunghantrãge ab. Derr Sattler bat vorgestern in dem nationallikeralen Verein sich mit gewissem Stel gebrüstet, daß die Natienalliberalen eng gewesen selen, die dag Juslandelommen deg Komptemisseg veranlaßt
den
jm Neichetage aufrecht ju erhalten. Wenn die Herren, die für den Aytrag von Karderff stimmen wollen, sich nicht zum Worte melden, o' i daz bre Sache. Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie niz nur einem Gegner von links, sendern auch ven recht Kꝛeuie dag Wort verstattet haben. Wir sind Genner des Antrages pon Kardorf gewesen, weil wir ihn für geschafteordnunge mah ig unzulässig Fielten, weil er mit dem Geiste der Geschäfteordnung im Wirerspruch stebt. Das Haus kat entgegengesetzt entschieden, und dem Faken wir ung ju fügen. Materiell sind wit gegen den Antrag Kar⸗ dorf, well er der Landwirtbschaft nicht den Schutz gewäbrt, den die vorucbmssen Organe der dentschen Landwirtbschast nech dor kurzem ale notwendig Herechne baben. Wir baben ja die entgegenfemmende Erllarung des Man fann nicht sagen,
Reicelanilers gehört.
kitten; er bat sich als Fäbrer der Mebrbeiterartelen
mit dem roten Wammg deg Gedicnerg der Gutllotine drar iert; ob man aber damit über die Gewissensbedenlen der Partei-˖ genessen im Lande binwenkemmen wird, it mir Jwweiselbaft. In der Rommsssien bat men ung auf eine ausgedehnte Verbandlung im Plenum verwiesen. Gin anderes bervortagen des Mitglied der national siberalen Partei, der auch Jurist und Nechtaanwalt ist und der den der Partei ing ine Pröstdsum des Abaeordnetenbauseg gewäblt ist. bat sicͤh gegen Herrn Haßermann erflart, und selbst so gemäßigte
Derten wie Rarsten und Listt baben nicht aur von NRechteverlegzun gen,.
sagt man ung in der Tommissten, daß im Plenum alle Abanderunge⸗
.
sontern den ciner Ver chung den Tren und Glauben geiptochen. Gist 1
.
aatrige mngelassen
werden würden und nun die Gallletine in Bewegung. Früber bat man Gescpen über die gaeschafigerk aur gamäffigen Se ntotenfondent auseinandergeieg t; weinstenergese Vier int gemacht werden. Dert
setzt
sichh bei aroßen
o war en z. B beim Brannt.
man einfach Schwierigtelten im
aker Tech nicht ciamal cin solcher Versach ziassermann fagt, daß die freistanige Ver ⸗
in den die jenigen neuen
Worte waren, aber
eine erbebliche
nicht, . Gerubigung für war, die mit Furcht und Jagen die Dan delenerträge erwarten. Wir glauben, daß die Thaten der Re⸗ gierung far ihre Versicherungen ju Gunsten der Landwirt bschaft bie ber .
daß es viele auch daß wenigen Worten Leute im Lande
augachlieben sind. Daß sie die peterinarvel iel ichen Vorschtiften in den Verträgen mit dem Auglande nicht cinschränken wird, glauben wir; aber wir rauen der gegenwärtigen Meglerung nicht zu, daß sirmischen Jiitunge mache eit. bleiben ard Wir sürchten., daß sie wieder der sernesen Fleischnetbertegung, nomentlicch der segenannten Vollemelnung entacgentemmen wiid. Wie wird sich der Reiche kanjler gegenüber der Pferde acht verbalten, re dech cin nkererkentiiih wich let weig der deutschen Arbeit und der denischen Wehrkrtaft i? Wie will er sie mit der Veterlnãt · voliyei schã pen?
sie gegenüber der
(Schluß la der JZwelten Beilage.)
M 292.
(Schluß aus der Ersten Beilage)
Ich fürchte, daß große Gruppen der deutschen Landwirthschaft preisgegeben werden. Das Gärtnereigewerbe wird thatsächlich ö gegeben als Kompensationsobjekt bei den Handelsverträgen; es in den Antrag von Kardorff einzusetzen, ist leider Gottes jetzt un— möglich. Aus der Gärtnerei gewinnt eine große Zahl mittlerer und kleinerer Existenzen ihren Lebensunterhalt. Durch die maßlose zoll—
eie Einfuhr aus Italien, Frankreich. Belgien u. s. w. werden diese
nlagen, die einen Werth von 500 Millionen darstellen, fast vollständig entwerthet, ihre Besitzer, der Verarmung preis⸗ gegeben. Die Gärtner sind nicht im stande, sich nur in den Sommermonaten wirthschaftlich über Wasser zu halten; sie sind auch auf die Wintermonate angewiesen. Eine Aenderung ist ja jetzt ausgeschlossen, aber wohl mag die Regierung, ehe sie die Handelsverträge abschließt, sich noch besinnen, was sie diesem Erwerhs⸗ n und was sie der gesammten Landwirthschaft schuldig ist. Es st ja sehr schön, wenn die Zeitungen gesagt haben, daß die Rücksicht auf die lombardischen Gärtnereien, die die stärkste Stütze, für das savoyische Königshaus seien, die möglichste Zollfreiheit gebiete, aber ich meine, das deutsche Volk sollte den Hohenzollern doch mehr sein, das durch Jahrhunderte Gut und Blut für sie eingesetzt und Ströme Blutes für das Vaterland vergossen hat. Ueber einzelne An— träge von links mußten wir konsequenter Weise mit zur Tages— ordnung übergehen, obwohl wir für einzelne gern gestimmt hätten. Der Antrag von Bonin hatte 140 Positionen von den Industriezöllen einer durchschnittlichen 25prozentigen Herabsetzung unterwerfen wollen; jetzt haben Sie, (links) durch Ihre Obstruktion es dahin gebracht, daß diese selben Herren sich nur noch mit 7 don diesen 140 Positionen begnügen. Sie haben es durch Ihre Obstruktion dahin gebracht, daß man geglaubt hat, es handle sich nicht mehr um den Kampf um den Zolltarif, sondern um den Kampf gegen die Sozialdemokratie, und so ist es gekommen, daß die Regierung gesiegt hat. Gegen die Ant räge Haußmann wegen des Obstmostes und Roesicke, wegen des Hopfenzolls würden wir stimmen müssen; von dem Antrage Bargmann hätten wir Einiges annehmbar gefunden. Den Antrag des Freiherrn Heyl zu Herrnsheim wegen der Kündigung der Meist⸗ begünstigungsverträge haben wir mit unterschrieben. Zu den Anträgen Albrecht, die beute verlesen und 72 Schreibmaschinenseiten lang sind, nd wir Stellung zu nehmen außer stande. Der Resolution lbrecht wegen Beseitigung der Zuchthausarbeit als Konkurrenz der Privatarbeit stimmen wir zu, denn sie steht auch in unserm Programm. Von den Herren von der äußersten Linken ist es übrigens nicht konsequent, daß se solche Anträge einbringen; sie haben ja im Erfurter Pfogramm ziesen Passus ihres früheren Programms beseitigt. Es liegt hier eine neue Mauserung vor, oder Sie (links) treiben hier Mittel- standsretterei, weil Sie wissen, daß der Antrag nicht angenommen wird. Der Sozialdemokratie und der Freisinnigen Vereinigung hat die Regierung die Durchbringung ihres Tarifs zu danken; wie sie den beiden arteien danken will, weiß ich nicht; zum Kammerherrn kann man Herrn Singer doch nicht machen. Hoffentlich wird die Regierung durch die schleunige Annahme der Resolution Albrecht auf Abschaffung der Gefängnißarbeit ihren Dank abstatten.
Ven dem Abg. Dr. Spahn Sentr.) ist der Schluß der Diskussion beantragt. Der Abg. Singer (Soz.) be⸗ antragt über den Schlußantrag die namentliche Abftimmung.
Der Schlußantrag wird mit 195 gegen 113 Stimmen angenommen, 14 Mitglieder enthalten sich der Stimme.
Abg. Antrick (Soz) konstatiert zur Geschäftsordnung. daß die Mehrheit durch die Annahme des Schlußantrags die Zusage des Abg. Bassermann gebrochen und ihm (Redner) es unmöglich gemacht habe 1um eig e ,. ;
Roe icke Dessau (6. F. F): Durch den Schlu e e⸗ batte bat die Mehrheit gezeigt, daß sie auch fe f ner , verschmäbt, um ihren Willen durchtzusetzen. Sie bat auch diesmal einen langjährigen Brauch des Hauses gebrochen, indem sie verhinderte einen wichtigen Antrag zu begründen. Wir empfinden eine immer wachsende Genugthung darüber, daß es uns gelungen ist, die Majorität ju zwingen, ihr wahres Angesicht zu zeigen; damit ist bewiesen, daß die Mehrheit nicht nur reaftionär bis auf die Knochen ist, fondern auch vor keinem noch so brutalen Verhalten zurückschreckt. ö
Präsident Graf von Ballestrem; Sie dürfen der Mehrheit des Hauses nicht Krutalität vorwerfen; ich rufe Sie zur Ordnung.
Abg. Molkenbuhbr (Sor): Durch den Schluß der Debatte ist mir das Wort abgeschnitten, damit haben Sie (rechts) durch die That bekannt, waz ich durch dag Wort nachweisen wollte, daß Sie nämlich einer sachlichen Rerathung aus dem Wege geben wollen.
Abg. Rassermann (ul); Herrn Antrick erkläre ich, daß ich
err . o nr eine Bemerkung darũ bei gemacht wie lange die Diskussion übe ö orff a
— * . sion über den Antrag ven Kardorff aus
Abg. Beckh - Coburg (fr. Volkep) konstatiert, daß es durch Ab-. schneiden des Wortes ihm unmöglich gemacht sei. 23 . . K deutschen Spielwaarenindustrie und des Hopsenbaucg zu sprechen
Abg. Singer bemerkt, da, wenn auch kein Versprechen gegeben sei, wie lange die Dielussien dauern sollte, Herr Bassermann doch
esagt habe, daß die Majorität ju einer tagelangen Diekussion
le E geben werde.
bg. Fugan gel (Zentr: Der Abg. Bebel bat mich als Chefredakteur der . Wessdentschen Volke jg beieichnet, ar ls, n 8h fredakteur, sondern Verleger. Den Arnilel, nach dem die Zentrum. fraftion gegnerische Meinungen unterdrückt baben soll, babe ich vorber nicht einmal gelesen. Die Jitate, die Herr Bebel anfübrte, beogen sich nicht auf dag Jentrum, sondern auf Versammlungen am Rhein wo allerding auch Gegner des JZolltarifg aufgetreten sind. —
Abg. Bebel: Ich babe Herrn Futangel nicht alg Haupt⸗ redalteur, sondein als Medatteur bejeichnet. Wag den Inbalt den Artifelg betrifft, so bin ich nicht in der Lage, bier längere JIitate Kei. erer. aber die wichtigsten Stellen sollen morgen im Norwãarte/
n.
Präsident Graf von Ballestrem: Ich frage nun die Referenten eb einer ven ibnen dag Schlußwoit nebmen mill das ist nicht der Fall Wie kommen zur Abstimmung Aba h; Spahn slellt den Antrag, über die Anträge Barg⸗ mann,. Waußmann, Rorsicke Dessau. Albrecht jur einfachen Tagen-« ertgung überjugeben und begründet ibn mit den Worten! Nach den
tten deg beutigen Tage bitte ich, den Antrag anzunebmen.
Das Wort gegen die Tagesordnung wird nicht verlangt.
Der Uebergang zur einfachen Tageserdnung über die Amen dements zu 5 1, Absaz ! mit Ausnahme des Antrags von Kardorff wird mit AM gegen 119 Summen bei 4 , beschlossen.
räsident Graf den Ballestrem schlägt nanmelr r ö den * Fr selbst ab zustimmen. . r. Barth (fe. VWga) beantragt die Tbeilung der Ak- stin mungen dabin, daß über die einzelnen Ermöstgungen 8 JIndustrie in dem Antrage gesondert abaestimmt werden sell. ba don Kardarff (Ry) widerspricht als Antragsteller der
. Zweite Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 12. Dezember
ordnungsbestimmung in 8 52 hinfällig geworden.
ihren Plätzen aufgestellt.
136 Stimmen angenommen, 9 Mitgli , ö gen itglieder enthalten si
8
ist ebenfal halten sich der Abstimmung.
und ö bis zur i. Lesung zurückgestellt. nit ist die zweite Berat 8 8 ei ze, . hung des Entwurfs eines . uß 5 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 10 ; (Dritte Lesung des Zolltarifgesetzes.) ; 6
Literatur.
Die Bayreuther Schwester Friedrich's des J
gin biographischer Versuch von Richard . ches n g. Berlin, Verlag von Gebrüder Paetel, 4 M — Das vorliegende Jzuch des Erlanger Unipersitäts-Professors Richard Fester ist aus Aufsätzen in der „Deutschen Nundschau“ hervorgegangen. Die Vor— studien zu der hier versuchten Biographie der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, der Lieblingsschwester Friedrich's des Großen, hat der Verfasser in den Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte (IV. 3. 1991) veroffentlicht. In dem Vorwort, das an Paul Heyse gerichtet ist, bemerkt Fester, daß er wichtige Aufschlüsse über das Leben der Markgräfin den Mittheilungen E. Berner's aus dem Königlichen Hausarchiv in Charlottenburg und dem Bibliotheks— vermächtniß der Markgräfin an die Erlanger Universität verdanke. Das kritische Gerüst der Dar tellung hat er nach dem Vorgang Reinhold Koser's des Biographen Friedrich's des Großen, am Schlusse des Buches zusam men gestellt. Ausgehend von dem ungünstigen Urtheil der Nachwelt über Wilhel minen's Memoiren, bezeichnet es Fester als nächste Aufgabe der historischen Forschung, nach wirklichen Bausteinen zur Lebensgeschichte der Mailgraͤsin zu suchen, damit man ihre Eigenart versteben lerne. Die Stellung dieser Fürstin zu den Bestrebungen ihrer Zeit wird lar; so gekennzeichnet: „Wilhelmine war nicht nur eine vreußische Prinzessin, sondern Markgräfin von Bayreuth. Ohne sie wäre ihr Gemabl niemals auf den Gedanken gekommen, in Erlangen eine Hoch chule zu stiften. In Bayreuth wandelt man allenthalben in ihren Spuren. Wem für die Sprache der Steine und Denkmäler die Sinne geschärft sind, der kann dort ein Stück deutscher Kulturgeschichte studieren. Größer als der rothe Main ziehen durch die kleine fränkische Residenz die beiden Ströme der englischen und französischen Aufklärung. Das alles deutet auf eine Perfönlichkeit, die an sich Beachtung berdient. Nach diesen einleitenden Bemerkungen wird Wilhelmine 's Lebensgang in großen Zügen geschildert. Die einzelnen Kapitel lauten: Kindheit und Erziehung. Heirathsprojekte und Vermählung. Wil— hel mine und Friedrich in den Jahren der Erwartung und Erfüllung. Wilbelmine 8 siebenjãhriger Krieg. Geistige Richtung. Verhältniß zur Kunst. Der Geschwisterbund im letzten Jahrehnt Wilhelmine's. Zum Schluß dieser inhaltreichen Betrachtungen kehrt der Verfasser ju den Aufjeichnungen der Markgräfin zurück und bezeichnet es als nothwendig, daß eine kritische Ausgabe der verschiedenen MRedaktionen der Memolren deranstaltet werde. Dann erst könne eine ausführliche Biographie der Marfgräfin Wilbelmine geschrieben werden.
— Der Gothaische Genealogische Hofkalender nebst diplomatisch statistischem Jahrbuch ist soeben in neuer Auegabe für das Jahr 1906 im Verlage von Julius Pertbes in Gotha erschienen. Dieser 140. Jabrgang, der mit den Bildnissen Ibrer Majestäten des Königs und der Konigin von Großbritannien und Irland, des Prãsi⸗
Seiner Durchlaucht des Fürsten Chrislian Ernst zu Stolberg geschmückt ist, wurde wieder nach den vieljäbrig bewäbrten Grundsätzen erganzt. Wäbrend die ersten beiden Abtbeilungen nur Veränderungen durch Geburt, Vermäblung und Tod bringen, wurden in die dritte Abtbeilung vier Geschlechter neu aufgenommen: das Fürstliche Haus Cam oreale (Italien), dag Geschlecht de la Salle de Rochemaure Frankreich und die wei alten spanischen Herzogebäuser Osuna bermosa. Das diplomatisch siatistisce Jahrbuch weist Zahl von Veränderungen auf. Auf ausdrücklichen
und
eine große
unter die internationalen Vereinigungen die Nobelstiftung auf⸗ genemmen; die statistischen Angaben und Tabellen sind gberall, wo neues, mwerlässiges Jablenmaterial vorleg. ergänst worden. . Gleichseitig sind in demselben Verlage die Gotbaischen Genealo— gischen Taschenbächer der Gräflichen, Freiberrlichen und Adeligen Väuser für das Jabr 1993 erschienen 2. Das Geneglogische Taschenbuch der Gräflichen Häuser liegt im 78. Jabrgange er. Ibm ist das Bilenin des Königlich sachsischen Kammerberrn, Oberbofmarschalle und Majors A Ja aus de Armer, Friedrich Grafen VBitzibum ven Eckstädt beigegeben. Neu auf⸗ genommen sind in den Band felgende Familien: Alberti von Enno (II. 1. Ast). Bedman, Krasicki und Plaien zu Dallermund .
Der neus b. Jabrgang deg Gwencalggischen Taschenbuches der Freiberrlichen Häuser ist mit dem Bildniß des Freiberrn Fer dinand ven NMichibosen. r. pl ot mend, Rönial ich Preußischen Gebeimen Regierungeraibe und o Professerg der Geograrbie an der Unirersität Berlin, geschmückt An neuen Familien sind diesem Jabt⸗ gang folgende einverleibt werden. Auer don Melehbach, Goudenb ede FGronenbold, Cee] von Lindenmalè den Fingerlimn den Vinjchin g Ferstner von Gillau. Fran don Astrenberg, Fröblich ven dimbal und Groara, Keyal (kB). Rubin ko, Lerner, Lijer, Vomenstern, Matscheke, Polcsini, Peschinger von Frauenau, Pur, Rath (RH) Nescher · Natk, Rumler den Aihennebt, Stummer den Tadarnel und Wider bofser.
1 tra 215. aaf ⸗- 1M den
emmenen Geschlechter des in Cern Adele it Jo gte daß fast die Halne des Baches von den Jjum ersten Male bebandelten Familien ci denemmen nit eg sind daß die ven Arulm, Arntwald, Berg Glancken kur. Gercke Berne. Brederlem, Britze. Galiwaglbwen. Bänan, Dicht s ch. rene, Marenstedi, armissen, Grackenderff, Grecben, Veimbruch Ilten Jae mund, Rerssenbreck Terretb. Larisch Locher, Lirridau, Winch e itz II. Linie, Mänchdaasen. Mönche. NMiedelschüh. Nestiz. Derpen, Platen (a. d. MNark . Piaten (a Nänen, Plefsen, Duerbeim, Nandan.
beantragten Tbeilung.
Reden. Rer. NRbeden. Meder, Rebr, Stesen kin, Sintter beim. Wöede-
Damit ist der Antrag Barth entsprechend der Geschäfts⸗
Das Haus schreitet nunmehr zur namentlichen Abstimmun über den Antrag von Kardorff. Die Iren g ist * hundertste in der gegenwärtigen Session; den Schriftführern wird aus diesem Anlaß ein Blumenstrauß gewidmet und vor
Der Antrag von Kardorff wird mit 184 6e en Darauf folgt die Abstimmung über § 1 in der dur den . von Kardorff modifizierten Fassung. 3 . s eine namentliche und ergiebt die Annahme des Paragraphen mit 182 gegen 136 Stimmen. 9 Mitglieder ent—
Auf Antrag des Abg. Dr. Sp ahn werden die Petitionen
denten der Vereinigten Staaten von Amerika, Thecdor Roosevest und
Villa⸗
n,, - . Wunsch deg chwedischen Ministeriumg des Autwärtigen ist am Ende deg Bucheg
1902.
— Von den im Verlage von J. S. L i ü erscheinenden Publikationen über den ge, me beit tier
unter dem Titel ‚Präsident Steijn und die Frei i
Kriege mit England herausgekommen (geb. ö,, 123 enthält in seinem ersten Theil ein Lebensbild des Präsidenten von Frederik Rompel. Im zweiten Theil schildert der Feld⸗ . Kestell seine Erfahrungen im Feldzug gegen England, den er im Gefolge Steijn's und Christian de Wet's mit⸗ machte. Auch Kestell schreibt der Zerfahrenheit in der Oberleitung
er und der Disziplinlosigkeit der Bü
9 rger zu Beginn des Krieges die auptschuld an dessen Ausgang zu. Das V . . bei der . ö ,,
f Ladysmith, die verzö = stürmung des Platrandes, die Rah n, des ö Prinslod sind ihm die traurigsten Kapitel in der Geschichte des Burenkrieges. Die Ausschreitungen der englischen Soldaten finden in Kestell einen rückhaltlosen, freimüthigen Verurtheiler. Das ö , . beiden ersten Bände, ist mit O ien, anderen Abbildungen, K ĩ mit ö ausgestattet. . — Trianon und andere Novellen. Von Jo Richard zur Meg ede. Deutsche Verlage⸗Anstalt, ein, ö H JVerfasser ist schnell zu einem der gelesensten Schriftsteller geworden. Den Vorzug, den seine bisherigen Schriften aufwiesen, die gewandte Dar⸗ stellung der glatten, äußerlichen Welt der Eleganz, zeigen auch die vorliegenden Novellen. Die gewandte Technik kann aber je länger desto weniger verdecken, daß die Schilderungen Megede's, die zudem bei der steten Wahl desselben Milieus schlicßlich eintönig werden und ermüden, fast immer auf der Oberfläche haften bleiben. Es sind stets dieselben Gesellschaftsmenschen, die uns in diesen Schriften be— egnen, und sie sind zudem fast niemals in der Charakteristik er⸗ chöpft. Was außerhalb der „Gesellschaft' stebt, ist meist schemenhaft. ö Die gute und die schlechte Erziehung in Beispielen. Ven. . Verlag von Vieweg und Sohn, Braunschweig. (1, 21 60 geb. 2 6 — Das kleine Büchlein will in gedrängter und gemein verständlicher Form einige zwar bekannte, leider aber nur sehr selten 66. Erziehungsregeln den Eltern in aus dem Leben gegriffenen eispielen naheführen. Die gewählte Form, in der die gute und die schlechte Erziehungsweise anschaulich einander gegenübergestellt werden dürfte sorgsame Eltern zum Nachdenken anregen und sie in stand setzen, zu ihrer und ihrer Kinder Besten aus manchem Fehler gegen die oft aus Schwäche oder aus Bequemlichkeit mißachteten Hauptgrundsätze der 8 i, eine . zu ziehen. ö . as erste Dezemher zeft des ‚Kunst wart“, Rundschau ü Dichtung, Theater, Musik und hildende Künste, w 2 erdinand Avenarius (Verlag von Georg D. W. Canlmer in künchen; vierteljährlich 3 06, das einzelne Heft 60 3), hat folgenden Inhalt; Vor Weihnachten. Vom Herausgeber. — ahres⸗ spiele. Von Ferdinand Gregori. — Laienbrüder. Von Georg Göhler. 2 Ueber das Restaurieren. Von Theodor Fischer. — Sprechsaal: Nechmals Maeterlincks Monna Vanna“. Von Leop. Weber. . Lose Blätter: Brautzeit in deutscher Lyrik. — Rundschau: Björnson. Wilhelm Hauff. Selbstanzeige bon Ferdinand Avenarius. Wie's e wird. Berliner Theater. Schweriner Theater. Dresdner heater. Sudermann und wir. Minder Bekanntes zum Singen. III. Saint Saäns, Portraits et souvenirs. Brendel's , Musikgeschichten. Zur Versimpelung des Geschmacks. Berliner Kunst. Neue Kunst⸗ , . ie Frankfurter Zeitung und Avengrius. Brockhaus. Konversationslexikon. Neue Jugendbliccher. — Noten- beilagen: Camillo Horn, Das Meielein; Trinklied; Heinrich Rietsch Lied aus Rückert, Liebesfrühling. Bilderbeilagen: Ma Klinger Nietzsche Büste; Hermann Daur, Auf einsamer Höhe; Ein neues
Kleist. Bildniß. Vier Abbildungen zu Theodor Fischer s. . 221 2 1 das Restaurieren“. ; ; an, n,,
Kurne Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.
Schlavpina. Bilder aus dem Hochgebirg. 5 1 , geb 2 M Leipzig, Th. Schröter. a, Suchende Seelen. Drei Novellen von Grete Meisel⸗ 1 2 Leixzig, Vermann Seemann Nachfolger. au *. Ser fete Liebesroman eineg modernen Mannes von 4 3 4 . Lemzig, Hermann Seemann Nachfolger. „„Auf weiten Flügeln Novellen ven Maria Janitschet. 2. Aufl. 2.50 Æ Leipzig, Dermann Seemann Nachfolger 6. Trianon und andere Novellen. Von Jobanneg Richard zur Megede. 1 M Stuttgart, Deutsche Verlag. Anstalt. verzkrank. Gine beitere Badegeschichte. Von Augu st perl Mit Illustrationen von O. Mever⸗ Wegner 2 1 tuttgart, Deutsche Verlage. Anstalt . Im Reiche der Dichtung Dichtungen von Lolitscher. 3 M Breelau, Schlesische Schottlaender. Aus Uebersee
. Heß
Philiryv Verlage Anstalt von ; und Eur epa. Ven Dr. h Geb. 74 Gleg. ebd. 8 Æ Berlin, Gose n. wt .
Vom Kaukasus zum Mittelmeer. Gine Dechjeitg. und Studienreise durch Armenien von Paul Robrbach. Mit 42 Ab- bildungen im Tert. Gebd. 6 . Leipzig. B. G. Teubner.
Widu kind. Drama in fünf Aufsägen don Hermann Wette.
2. Aufl. 2 A Getba, Friedrich Andreagz Pertben.
Verdingungen im Auslande.
Italien.
General Inspeltien der Staateessenbabnen in Rem: Termin un- kestimmt. a. Bewilligte Arbeiten. Mittelmeerbahnen: 1) Lieferung den eisernem Kleinmaterial, 197 863 20 Fr.; 2) Liefe don ciernem Auerũstunge material für die Erneuerung der Gleise und Durchkreusungen aug Stabl, 1 810 00 Fr. driatische Babnen: Leserung ven eisernem Uuerüstungkmaterial Platten und Kramren) für die Befest gung der Gleise der Stregen Golico Sondiio und Geliee— Ckiadenna, 80 6z0 Fr. D. Ge- plante Arbeiten: 1) Bau Cineg 3. (Gleiseg und Auedebnnng des Guterrerkebrs auf der Statten Gbienti-Serracarriola, 109 000 Fr.; 2) Crweiterung des Guternerfebre und Augsübrung den Arbeigen auf der Statlen GCortena, 40 09 Fre; 3) Vergro erung der Statten Tortena, Strecke Chiasi— Gmroli. Anschlag h 809 Fr. Silla
nische Boabnen. Einrichtung der elektrischen Belenchtun der Statien essina, 111 003 73 Fr. , n,
Griechenland.
31. Jannat 13 Februar 18903. Eribischef den Patrgs: Wen- bewerb für den Gniwnrf m cinem Rirchennenkan, beit mr
Ratbertale der Stadt Patras. Drei e 190 ; 6 Preise 1000 Fr. 400 Fr,
Ganada. 15. Januar 1803 1 Ube. M. I. KR. Jones. Secretary of Who
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XW Pfand ro englisch. Glle; Liefertag der dem I. Mal 190. Nöäbereg an genannter Stelle