1902 / 295 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 16 Dec 1902 18:00:01 GMT) scan diff

sende, sich bemühen über die anzuwendenden Zwangsmaßregeln sich mit der anderen zu verständigen, damit es nicht einer der Regierungen frei⸗ stehe, ohne beiderseitiges Einverständniß zurückzutreten. Auch müsse eine genaue Uebereinstimmung über diesen Punkt erzielt sein, bevor mit der gemeinsamen Aktion begonnen werde. Am 17. No⸗ vember informierte Lord Lan sdowne den britischen Geschäftsträger in Berlin Buchanan, daß der Legationsrath Graf Bernstorff im Auswärtigen Amt vorgesprochen habe. Lord Lansdowne habe ihm gesagt, die britische Regierung sei vollkommen damit einverstanden, daß man an der gemeinsamen Aktion festhalte, bis die Forderungen beider Regierungen befriedigt seien. In einem Telegramm Lord Lans downe's an Buchanan vom 1. Dezember heißt es, daß wischen Großbritannien und Deutschland eine vollständige Ueberein⸗ timmung erzielt sei und kein Grund zu einem längeren Zögern vor⸗ liege. Das letzte der mitgetheilten Telegramme ist am 2. Dezember von Lord Lansdowne an den englischen Gesandten in Caräcas ö gerichtet worden und giebt dem letzteren Instruktionen zur ittbeilung an die venezolanische Regierung, die, wie er es klar zum Ausdruck bringen solle, als Ultimatum angesehen werden . Cefar erhält darin auch die Anweisung, sich mit seinem deutschen ollegen zu verständigen und in enger Uebereinstimmung mit diesem zu handeln. Im Oberhause erklärte gestern der Staatssekretär des Aeußern Lord Lansdowne, die Regierung habe vorgeschlagen, daß die rage, betreffend die Behandlung englischer 1 in ranzösisch⸗Congo, einem Schiedsgerichte unterbreitet würde; isher sei von der französischen Regierung eine Antwort nicht eingegangen. In einer an die Regierung gerichteten Frage bezüglich Venezuelas führte Lord Spencer Klage darüber, daß Lord Lansdowne bei seiner jüngst gehaltenen Rede über diesen Gegenstand einen so scherzhaften und sarkastischen Ton angeschlagen habe. Lord Lans downe erwiderte, er glaube nicht, daß in den Bemerkungen, die er bei dieser Gelegenheit gemacht habe, etwas Ungehöriges gelegen habe. Was die Ursache betreffe, die zu dem Ultimatum geführt habe, so wolle er auf die Thatsache hinweisen, daß nicht weniger als drei feierliche Aufforde⸗ rungen von seiten der britischen Regierung an Venezuela ergangen seien Man werde diese in dem eben veröffentlichten Schrift⸗ wechsel mit Venezuela finden. Die letzte Aufforderung sei das Ultimatum gewesen, das zu Beginn des Monats Dezember an Venezuela gerichtet worden sei. Dann seien aber vorher noch zwei Mittheilungen ähnlicher Art an Venezuela ergangen, die eine im Juni, die andere im November. Nachdem der Schristwechsel in der Venezuela - Frage schon gedruckt gewesen sei, habe die englische Regie—⸗ rung ein Telegräinm von ihrem Gesandten in Venezuela empfangen, in dem er einen Auszug aus Dokumenten mitgetheilt habe, die ihm aus⸗ ehändigt worden seien und die eine Antwort auf das Ultimatum sein ollten. Der britische Gesandte theile der englische Regierung mit, daß dieselben keinen bestimmten Bezug auf das Ultimatum nähmen, sondern Klagen darüber vorbrächten, daß die britische Regierung keinerlei Erfatz für die der vengzolanischen Regierung durch den Dampfer „Banrigh“ zugefügten Schäden anbiete. Die Dokumente enthielten schließlich die Erklärung, daß der Schatz Venezuelas er, schöpst und es der Regierung nicht möglich sei, für den Augenblick ihre Schulden zu bejahlen, daß aber, sobald Friede geschlossen sei, es nicht mehr nöthig sein werde, die Regierung an ihre Verpflichtungen zu erinnern. Darauf, fuhr Lord Lansdowne fort, haben wir duich Vermittelung der Ver— einigten Staaten den Vorschlag erhalten, unsere Klagen egen Venezuela schiedsgerichtlicher Regelung zu unter— reiten. Der Vorschlag geht dabin, daß die zur Zeit bestehende Schwierigkeit über die Art der Regelung der Ansprüche auf Ent— schädigung für Nachtheile, die die britischen und deutschen Unterthanen während des Aufstands erlitten hätten, einem Schiedsgericht vorgelegt werden solle. Der Vorschlag unterliege jetzt der Erwägung der Ne— gierung. Lord Lansdow ne verlas sodann das Telegramm des amerika⸗ nischen Gesandten in Caracas, das ihm durch Venmittelung des bri— tischen Botschafters in Washington zugegangen ist und in dem die Freilassung aller in Haft genommenen deutschen und britischen Unterthanen mitgetbeilt wird, und fuhr dann fort; Ich bin dessen gewiß, das Haus stimmt mit mir darin überein, daß wir den guten Diensten des amerikanischen Gesandten zu großem Danke verpflichtet sind. Was über das Versenken der venezolanischen Kriegsschiffe gemeldet worden ist, ist Folgendes: Die venezolanischen Kanonenboote waren zum theil von britischen, zum theil von deutschen Kriegsschiffen beschlag nabmt worden. Man hat uns mitgetheilt, daß es bei den durch deutsche Schiffe genommenen Kanonenbooten nothwendig ge funden worden sei, zwei zu versenken. Ueber die näberen Um— stände haben wir keinerlei Erklärungen erbalten, und ich kann es unmöglich auf mich nehmen, zu erläutern, unter dem Drucke welcher Umstände man zu diesem Schritte hat kommen müssen. Be⸗

* passe, den

züglich der Beschießung von Gebäuden in La Guavra hat die Megie⸗ rung keine Nachricht erhalten.“ Schließlich genebmigte das Haus die dritte Lesung der Unterrichtebill sowie der Bill, be—⸗ treffend die Uebertragung von Osborne House an die Nation, und die zweite Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Grrichtung einer schlagfertigen Milizreserve

Im Unterbau se richlete Loid Beresford die Anfrage an die

Regierung, ob, da die dentsche und die englische Regierung bezüglich Venezuelag gemeinsam vorgingen, die englische Regierung irgendwelche den i eines während der vielen Monate und Jahre der Streitigteiten gedacht

Verantwortung für irgend welche Handlung babe, die zu unter nebmen die deutsche Regierung das Recht iu baben meinen könne, und ob die britische Regierung in irgend welcher Weise für die Versenlung der venezolanischen Kriegeschiffe verantwortlich sei. Der Premier Minister Balfour erwiderte, das sei lediglich eine Angelegenheit der deut schen Re⸗ glerung. Dal iel fragte, ob die Meldung irgendwie begründet sei, daß der englische Admiral für die Versenkung der genommenen venezola⸗

lanischen Schiffe verantwortlich se und ob die Megierung weitere

Mittheilungen über die Angelegen beit machen könne. Der Unter- Staatssekretär des Acußern Lord ECranborne erwiderte, die erste Frage beantworte er verneinend. Di⸗ Operationen gegen die vene⸗ olaniscken Sckiffe seien in cinigen Fällen ven den englischen See⸗ ebörken, in den übrigen von den deutschen auegefübrt worden. ‚Wir ? benachrichtigt worden“, schloß Lerd Cranborne, daß der deutsche ommodore ee für nötbig befunden babe, zwei Kancnenboole zu versenken. Healv fragte, in welchem Verbältniß der Werth der deut schen Ferderungen ju dem Wertke der versenkten Tanonenboote Rebe. Gine Antwort wurde won Regierung nicht ertbeilt Schwann beantragte bierauf die Vertagung des Hauseg, um die Auf⸗ merssamkeit auf den gegenwärtigen Gngaland und Venezuela ju lenken In Erwiderung auf eine An⸗ ** über die Zuckerkonvention Jagle der Premier ⸗Minister alfour ebört,. daß nicht in den Bestimmungen der Jucker kendention vor- anden sei das nicht mit der Meistbegũnstigungellausel in den bessebenden Verträgen vereinbar sei Diese Mei⸗ nung werde, soweikt die Regierung reisse, von jeder Macht etbeilt, welche die Tendentien nicht unterseichnet babe, mit ußrabme von Rußland, und Rußland selbst babe die Konvention ven 1888 unterreicihhet. Gdmund Robertsen (liberal) fragte, ob die dentsche oder hsterreichische Regierung nach den Bestimmungen der Rondentlen ermächtigt fein würde, die gesammte Gisenbabn⸗ und Schiffefracht für Jucker ju bejablen, der dach den Vereinigten Staaten auge übrt werden selle. Der Präsident deg Hande lgamts Gerald Balfent erwiderte, wenn si¶chh nach dem Inkrasttreien der

Nondentien frgend eine Frage erbeben sollte alz ob eine

der Machte welche die Kendentien unterzeichnet bätten, in

fegend einer Welsse ein iadielte Prämie auf ervertierten Jucker

hable, so werde diese Frage Fer internatficnalen Remmisston ur Grrönrnng unterbreitet werder ber die Gntscheldung dußern, welche die Kemmüissten in einem Fall freffen werde, der nech nicht eingetreten sel. Der General Postmeifter gusten Cbamberlaln stelltfs im rectteren Verlaufe der Debatte ses daß in den Jabren 1901 etwa drei Mertel den westindischen nach den Vereinlgten Staaten aufgeführt werden feen. Lord

ranberne führte aug, le Verdindang wil dem GMegenfeitigkeitg-

der Bezie bungen zwischen

die Regierung bake ven ibren surtstischen Matbaebern hgerrn von der Tann-Rathsamhausen

Er fönre nicht im doraus sich

m 1 x —— erer, e e

vertrage zwischen Cuba und den Vereinigten Staaten seien in , Vorstellungen gemacht worden bezüglich der englischen Handelsinteressen auf Cuba; eine Antwort sei bisher nicht eingegangen.

In der Abendsitzung des Hauses begründete Schwann (liberal) seinen Antrag auf Vertagung des Sof und beklagte sich über den geringen Umfang der seitens der Regierung über die venezo⸗ lanischen Angelegenheiten ertheilten Auskunft im Vergleich mit der dem Deutschen Reichstage gegebenen Information. Der Redner führte aus, daß er die englischen Ansprüche für eine kaum ausreichende Grundlage für ein so drastisches Vorgehen halte. Philipps (liberal) unterstützte den Antrag und ersuchte die Regierung dringend, eine chiedsgerichtliche e che ang anzunehmen. Der Unter · Staats ekretär des Aeußern Lord Cranborne erwiderte, die Regierung ei verpflichtet, die nothwendigen politischen Pflichten, die zwischen den Nationen beständen, zu erfüllen. Sie habe die Ordnung dort, wo sie gestört sei, wiederherzustellen und solche Nationen wie Venezuela an einem offenbaren Bruche des Völkerrechts zu ver⸗ hindern. Die Regierung der Vereinigten Staaten habe einen ver⸗ ständigen und vernünftigen Standpunkt eingenommen und eingesehen, daß das Verlangen Englands, die venezolanische Regierung solle ihre Pflichten erfüllen und die Rechte der britischen Unterthanen achten, keineswegs eine Verletzung der Monroedoktrin sei. Kein Land sei mehr darauf bedacht gewesen als England, die Regierung der Vereinigten Staaten in der Aufrechterhaltung dieser Doktrin zu unterstützen. Die englische Regierung würde solche strengen Maßregeln nicht unternommen haben, wenn es sich nicht um Angriffe auf die Freiheit und das Besitzthum englischer Unterthanen gehandelt hätte. Wir haben, fuhr Lord Cranborne fort, der venezolanischen Regierung jede Rücksicht gezeigt, und wir wünschen den Weg der Maͤßigung, den wir bisher eingeschlagen haben, duch weiter zu ver⸗ folgen. Der Beschlagnahme der Kanonenboote wird eine Blockade folgen, wenn Venezuela nicht nachgiebt; wir beabsichtigen aber, die Blockade unter aller Rücksichtnahme auf die Interessen Neutraler und soweit wie möglich auf das Interesse Venezuelas selbst durchzuführen. Sir Henry Campbell Bannerman erklärte darauf, Lord Cranborne habe da Halt gemacht, wo er hätte beginnen sollen, wenn es nach den Wünschen der Opposition ginge. Die Opposition wünsche Kenntniß zu erhalten von der Lage Venezuelas und von den Absichten und Aussichten der Regierung bei der Ausführung der von ihr begonnenen Politik. Der Redner bedauerte, daß nicht in Venezuela geschäftlich interessierte Leute vor Beginn der Aktion befragt worden seien, und gab zu, daß die venezolanische Regierung ihre Pflichten außer Acht gelassen habe; das verdiene eine Zurückweisung, und wenn nöthig, sollte der Widerspruch dagegen durch noch schärfere Maßregeln unter⸗ stützt werden. Er bedauere, daß die vorgelegten Schriftstücke keinen Aufschluß über die finanziellen Forderungen Englands und Deutschlands gäben Er sei für möglichst gute Beziehungen zwischen England und Deutschland und freue sich, daß diese beiden Länder gemeinschaftlich vorgingen, aber England sei ein gut Stück über eine gemeinsame Aktion oder ein Zusammenwirken in dieser Angelegenheit hinausgegangen, und beide Länder müßten nun zu— sammen stehen oder fallen. England könne bezüglich seiner Forderungen, die ja sicherlich auf einer anderen Grundlage be⸗ ruhten als die Deutschlands, nichts thun, bis Deutschland nicht volle Befriedigung seiner Forderungen erlangt habe. England sei mit Händen und Füßen an Deutschland gebunden, ohne daß das Land auch nur eine Ahnung davon habe, was Deutschlands Forderungen seien. Das entspreche nicht Englands Interesse. Lord Cranborne habe nichts von der äußerst wichtigen Mittheilung der Vereinigten Staaten ge⸗ sagt, und doch würde überall Befriedigung herrschen, wenn diese Mit- theilung von solcher Beschaffenheit wäre, daß sie zur friedlichen Lösung dieser allem Anschein nach doch etwas peinlichen Angelegenheit führen könne. Der Premier⸗Minister Balfour führte aus, daß die Schwierigkeit der venezolanischen Frage in der gewaltthätigen Weise liege, in der die Regierung Venezuelas gegen die Rechte britischer Seeleute und Schiffsrheder vorgegangen sei, sie behandelt habe, wie leine andere Nation der Welt, und die englischen Vorstellungen kaum einer Antwort gewürdigt habe. Es habe sich eine unerträgliche Lage herausgestellt, welche ein Vorgehen erforderlich gemacht habe. Er bestreite, daß dieses Vorgehen ungerechtfertigt voreilig sei. Sir Henry Campbell Bannerman scheine gewünscht zu haben, daß man mit Deutschland auf Grund seiner (des Vorredners) eigenartigen Forderungen zusammenwirke. Aber würde das der richtige Weg sein, mit einem fremden Staate eine Allianz für kriegerische Zwecke einzu⸗ gehen, wenn man sage, man wolle Seite an Seite mit ihm kämpfen; solange als es einem gefalle, und daß man, wenn es nicht mehr

ss Bundes genossen allein den Kampf fortsetzen lasse? Wenige Verbündete würden geneigt sein, auf der von Sir Henrv Camrbell Bannerman gewünschten Grund⸗ lage mit England vorzugeben. Der Minister führte ferner aus, soweit

finanzielle Ansprüche in Betracht kämen, sei die Regierung bereit

gewesen, in ein Schiedsgericht zu willigen, durch welches die For⸗ derungen genau festgesetzt würden. Die Regierung der Vereinigten Staaten babe keinen Vorschlag hinsichtlich eines Schiedsgerichts gemacht. Nach seinen Informationen sei der Wunsch einer schiedsgerichtlichen Entscheidung von Venezuela durch die Vermittelung der Vereinigten Staaten ausgesprochen worden. Es sei gewiß zu bedauern, daß die venejolanische Regierung nicht an die Vortbeile eines Schiedsspruchs

habe, daß sie jede Antwort, jeden Vorschlag oder jede Auseinander⸗ setzung über irgend etwas, was sich ereignet habe, verweigert babe, und daß sie drei Ultimaten empfangen babe, ohne sich berabzulassen, die geringste Notiss von unserem Vorgeben zu nehmen. Der Premier Minister schloß: Erst jetzt, wo wir in Feindseligkeiten begriffen sind, drängt sich der vencspolanischen Regierung plötzlich der Gedanke eines Schiedegerichts auf. Ich kann nicht sagen, ob der Gedanke gut oder schlecht ist, und mich desbalb noch nicht für oder gegen ihn aussprechen. Der Gedanke kommt nicht von der Regierung der Vereinigten Staaten,

sondern von der Venezuelas. Lord Beresford fragte, wer der dienstältere sei, der deutsche oder der englische Admiral. Der Premier⸗

Minister Balfour erwiderte, die Frage des Dienstalters komme nicht in Betracht. Ge sei kein Zweifel, daß die beiden Admirale mit

einander beratbschlagen sollten, aber in erster Linie sei jeder der beiden Admirale verantwortlich für sein Vorgeben und in jweiter Linie seine MRegierung

Der Antrag Schwann z wurde bierauf abgelebnt

Frankreich. Der Präsident Loubet empfing gestern Vormittag, wie W. T. B. berichtet, den bayerischen Geschäftsträger Frei

Italien.

Im Quirinal fand gestern, wie W. T. B. meldet, in Gegenwart deg Königs, der Königin, der Konigin⸗ Mutter und der übrigen Mitglieder des Königlichen Hauses sowie der Minister die Taufe der Prinzessin

Ma falda sian.

Der König empfing gesiern Nachmittag den bisherigen Botschafter Grafen von Wedel in Abschiedeaudienz Der Empfang dauerte langere Zeit.

In der Devutirtenkammer fübrte gestern in Beantwortu

mebrerer Anfragen der Minister des Ueußern Prinetti aug: I

muß vor allem erklären, daß ich bie ber keine amtliche oder balbamtliche Min beilung. betreffend die Kündigung der gegenwärti geltenden Handele verträge, empfangen babe. Ich bin au

nicht im fande in dieser Hmsicht etwa voraussagen ju HFoönnen; denn ich babe keine Kenntniß von der Absicht, die sede der andern NMehierungen baben mag. ibren Vertrag ju kündigen eder nicht ja kündigen. Hier balte ich ee für nüäßlich, einen Irt⸗ ham ju erstrenen in den ich in dieser Rammer und anderdwo

schäftigen. Es ist nicht richtig, daß, wenn die Handelsverträge am 31. Dezember nicht gekündigt würden, sie als auf ein Jahr über ihre Ablaufsfrist verlängert anzusehen seien, sodaß die Mitternacht des 31. Dezember von den Interessenten mit all der Angst erwartet werden müsse, die ehemals das Herannahen des Millenniums verursachte. Nein! Nach dem 31. Dezember kann an jedem Tage gekündigt werden, und die Verträge werden genau nach einem Jahre, von dem Tage der Kündigung ab gerechnet, ablaufen. Was die Zukunft an— belangt, die auf dem so sehr wichtigen Gebiet der Handels⸗ beziehungen unserm Lande bevorstehen kann, glaube ich nichts an dem ändern zu müssen, was ich im Mai 1901 gesagt habe.

glaube nicht, daß wir sehr ernsten Schwierigkeiten in den dem⸗ nächstigen Verhandlungen und Abmachungen mit Deutschland ent- gegengehen, und ich bin noch tiefer wie damals überzeugt, deß die Grundlage der Regelung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern keiner wesentlichen Aenderung unterworfen werden wird. Der gegenwärtige Handelsvertrag mit Oesterreich⸗Ungarn ist, das darf man nicht vergessen, bedeutend vortheilhafter für Oesterreich⸗ Ungarn als für uns. Diejenigen, welche in Oesterreich⸗Ungarn mit lauter Stimme die Kündigung des Vertrags verlangen, erheben, wie jedermann weiß, nur eine einzige Beschwerde, nämlich über die bekannte Weinklaufel. Diese Klausel, in ihrem gegen⸗ wärtigen Wortlaut, erfährt in Oesterreich und besonders in Ungarn großen Widerspruch wegen des durch sie eingeführten ermäßigten Tarifs und weil Frankreich nach dem 31. Dezember 1903 für seine Weine die gleiche Behandlung verlangen könnte, die es vor dem 31. Dezember 1903 nicht zu verlangen sich veipflichtet habe.“ Der Minister führte weiter aus: Soweit Italien in Betracht komme, werde es, obgleich der bestehende Vertrag kaum für Italien günstig sei stets von dem Gefühl großer Mäßigung, das seine Haltung in diesem ganzen Zeitraum handelspolitischer Streitigkeiten, der schon so lange anhalte, bestimmt habe, beseelt bleiben, und es werde gegenwärtig den Vertrag nicht kündigen. Er kenne die Entscheidung, die die österreichischungarische Regierung treffen werde, nicht. Wenn Oesterreich⸗Ungarn den Vertrag kündige, würden die italienischen Vertreter in die Verhandlungen über neue Ver⸗ einbarungen den Geist hoher Billigkeit und den lebhaften Wunsch, zu einer schnellen Entscheidung zu kommen, mitbringen, aber sie würden nicht umhin können, alle Positionen des Vertrags einer Nachprüfung zu unterziehen, um zu einer neuen Einigung zu kommen, die beiden Ländern gerecht werde. Ein unparteiisches, ernstlich objektives Studium werde den vollen Werth der Ermäßigungen, den der Vertrag Oester— reich⸗Ungarn gegenüber dem bestehenden allgemeinen italienischen Tarife zugesichert habe, derart ins rechte Licht setzen, daß man Italien den freien Eingang seiner Weinbau⸗-Erzeugnisse in Oesterreich⸗Ungarn nicht werde verweigern können. Wenn man in Erwägung ziehe, daß allein an Holz und Pferden nach Italien für etwa 60 Millionen Lire zum größten Theil aus jenen Gegenden eingeführt werde, wo man am meisten gegen die italienischen Weine schreie, so komme man leicht zu der Ueber⸗ zeugung, daß auch bei dem jetzt in Geltung befindlichen italienischen Generaltarif, der außerdem mit Leichtigkeit durch ein einfaches König— liches Dekret um 50 o erhöht werden könne, Italien zu einer aus— giebigen und auf billigen Grundsätzen beruhenden Verhandlung gerüstet sei. Er glaube, daß der gegenwärtige italienische General⸗ tarif genüge, um eintretenden Falls auch als Grundlage zu Ver— handlungen über einen neuen Vertrag mit der Schweiz zu dienen. Wenn übrigens wider alles Erwarten die Aufstellung eines neuen Ge— neraltarifs nothwendig erscheinen sollte, so könne er versichern, daß die zu diesem Zwecke bei dem Ministerium für Ackerbau und Handel gebildete Kommission alle dazu erforderlichen Elemente zusammen gebracht habe, sodaß der neue Tarif in sehr kurzer Frist aufgestellt und der Volksvertretung zur Genehmigung unterbreitet werden könne. Die Fragesteller erklärten darauf, sie seien durch diese Erklärung zu⸗ friedengestellt. In Erwiderung mehrerer Interpellationen über die Vorgänge in Candela und Giarratana, bei denen es zu Zu⸗— sammenstößen zwischen der Gendarmerie und ausständigen Landleuten gekommen war, schilderte der Minisser des Innern Giolirti die Einzelheiten dieser Vorgänge und vertheidigte, unter lebbafter Zu— stimmung., das Verhalten der Gendarmerie; der Minister gab die Freiheit des Ausstandes sowie die Propaganda des Ausstandes zu, aber letztere müsse durch Beweise und nicht durch Steinwürfe gestützt werden. Das Recht der Arbeit sei heilig, und niemandem sei es ge⸗ stattet, es zu verletzen. Gegen die Propaganda dürfe man nichts einwenden, soweit sie nicht die Form der Aufforderung zu Gewalt⸗ thätigkeiten annehme; nur in diesem Falle sei es Sache der Gerichts⸗ behörde, einzuschreiten. Der Zwischenfall war damit ge schlossen. Ein Antrag wurde nicht eingebracht. Auf eine Anfrage erwiderte hierauf der Minister des Auswärtigen Prinetti: Schikanierungen einzelner Personen, schwere Schä— digungen des Besitzes ihrer Staateangehörigen, Gewaltthätigkeiten gegen deren Häuser und gegen Kaufleute, die Nichtbezablung für Rechnung Venezuelas aufgenommener Anleihen und die Nicht einhaltung seit Jahren geschlossener Verträge, alle diese Gründe hätten die Regierungen Deutschlands und Englands veranlaßt. nachdem sie alle möglichen Mittel in langwierigen, anstrengenden Verbandlungen erschöpft hätten, gegen Venezuela eine Aftion einzuleiten, um elne angemessene Befriedigung ibrer Ansprüche ju erlangen. Die erfte Phase dieser Aktion sei jetzt auf dem Wege der Ausfübrung Auch FItalien habe gegenüber Venezuela beträchtliche Forde⸗ rungen geltend zu machen für Schädigungen deg Besiheg italienischer Staatsangehöriger während der wiederholten Revolutionen, die Venemela seit langem in Unrube erhielten. Seit April letzten Jabres habe der italienische Gesandte in Carcass Schritte ge than im Sinne einer Regelung der italienischen Ferderungen auf freundschaftlichem Wege, die aber nicht zum Jiele gefübrt bätten. Er babe der venejolanischen Regierung eine erste Liste von Ersatzansprüchen überreicht, deren Summe nach eingebender Prü fung auf 2 800 009 Bolivar festgestellt worden sei und deren ungefürzte Zablung er in aller Form verlangt babe. Andere An⸗ spruüche sein noch zu untersuchen gewesen in dem Augenblick, wo eine neuerliche Revolution eingetreten sei, kei der Italiener beträchtliche Schädiqungen, die noch nicht klar gestellt seien, erlitten bätten. Die Kammer sebhe, daß eine Summe ernster Interessen in Venemela m beschützen sei, und die Regierung babe nicht erst seit beute dieser langen Angelegenbeit ibre qanze Sorgfalt jugewandt. Gbenso babe er als er vernommen, daß ein Vorgeben Deutschlandt und Englands beabsichtigt sei, sich an die Kabinette von Berlin und London gewandt und ibnen vorgeschlagen, daß die italienische Megierung sich ren Maß- nabmen und Anordnungen, die sie binsichtlich der Ansprüche ibrer Staatt⸗ angebörigen ergtiffen, anschließe Der Vorschlag der ltallenischen Regierung sei günstig aufgenommen worden. Er freue sich, die freund- schaftliche Haltung der keen Rehöerungen seststellen ju können, und glaube, daß seine gegenwärtige Erklärung die italienischen Staats- angebörigen berubigen müsse, die in Venesnela einen nicht minder wirlsamen Schutz genießen würden, alg die Engländer und Deutschen ibn batten. Auf Antragen der Depulirten de Marini g und Santini bob der Minister bervor, die Haltung der Wereinlgten Staaten entspreche vollständig der internationalen Courtoisie.

Tyanien.

Der König von Portugal ist, wie W. T. B. berichten, beute von Madrid nach Lissabon zurũckgereist. Auf Bahnhose verabswiedete Allerhöchstderselbe sich in herzlicher Weise von dem König Alfons

ZDchweiz.

Der Bundegrath hat, wie W. T. B. ersährt, der Bundes versammluüng eine Ergänzung deg Bundeg⸗ strafrechte empfohlen. Darnach soll mit Gefängniß bestraft werden, wer eine strasbare Handlung, die vorwiegend den Charakter des gemeinen Verbrecheng oder schweren Vergeheng hal, öffentlich in ciner Weise verherrlicht, die geeignei i, zur

oft diesenlgen geratben sebe, die sich mit diesem Gegenslande be⸗

Begehung solcher Handlungen anzureizen. Durch dice Gee ges

novelle würde die anarchistische Propaganda, wie die Ver— herrlichung des Königsmordes getroffen verden.

Türkei.

Die gestrige Fehr des Sultans aus Anlaß des 15. Ra— mazan zum Mantel des Propheten im alten Serail von Stambul verlief dem, W. T. B.“ zufolge, ohne Zwischenfall. Die Hin- und Rückfahrt erfolgte zu Schiff Rumänien.

Eine Abordnung der Deputirtenkammer über— reichte gestern dem König, die Antwortadresse auf die Thronrede. Der König hielt dabei eine Ansprache, in der er, dem „W. T. B. zufolge, unter anderem sagte: Wie der rumänische Soldat vor 25 Jahren seine kriegerischen Jah gte en bewiesen, so habe der rumänische Bürger im

aufe der letzten drei Jahre seine bürgerlichen Tugenden gezeigt, indem er männlich die schweren Lasten auf sich ge— nommen, die die Umstände dem Lande aufgebürdet hätten. Das Land habe das Werk der Sammlung mit lobenswerthem Patriotismus aufgenommen. Der schwierigste Theil des Werks sei jetzt beendet; dies beweise der Stand der . Der König schloß: „Wir werden in unserer Entschlossenheit nicht erlahmen, bevor nicht unser wirthschaftliches Leben auf gefunder, unerschütterlicher Grundlage aufgebaut ist. Ich bin überzeugt, daß Sie der Vollendung dieses Programms meiner Regierung Ihre unbegrenzte Unterstützung leihen werden.“

Amerika.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Washington vom eutigen Tage, der italienische Botschafter Maßor des lanches habe den Staatssekretär Hay besucht und ihn ge⸗ beten, er möge den Gesandten Bo wen in Caracas ermächtigen eventuell den Schutz der italienischen Unterthanen in ö zu übernehmen; dem Ersuchen sei sofort entsprochen

worden.

Aus Caräcas meldet das „Reuter'sche Bureau“, daß mehrere Führer der Aufständischen, darunter El Moch o und Hernandez, von Maracaibo nach Caracas aufgebrochen seien. Man nehme an, daß ihre Anwesenheit zu politischen Verwicklungen führen werde. In Caräcas sei eine Bewegung im Gange, um den Rücktritt des Praͤsihenten Caströ zu verlangen und den Vize⸗Präsidenten Ayala dazu zu ver— anlassen, daß er den Kongreß einberufe, damit derselbe einen 6, . Präsidenten ernenne und' mit Deutschland und

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ngland eine Verständigung zu erreichen suche.

Auf Ersuchen des Gesandten der Riederlande in

Venezuelg, der in Curaçao krank darniederliegt, hat der amerikanische Gesandte Bowen den Schutz der Interessen der in Caräcas lebenden Niederländer übernommen. MNach einer Meldung des W. T. B.“ aus La Guayra ist das von dem deutschen Geschwader genommene Kriegsschiff »Restaurador“ ein Dampfer von 600 Tons, die beiden anderen Schiffe, „Totumo“ und „General Crespo“ waren ganz kleine Dampfer von je 137 Tons. Der Nestaurador“ ist mit deutscher Besatzung versehen worben und fährt jetzt unter deutscher Kriegsflagge. Die beiden anderen Schiffe waren nicht genügend seefähig, um mit der Besatzung die Nese nach Trinidad zu *unter— nehmen. Auch hat ihr baulicher Zustand ein Schleppen dort— hin aller Wahischeinlichkeit nach unmöglich gemacht. Ein solcher Transport würde überdies die Aktionsfähigkeit des mit dem Aufsuchen der übrigen venezolanischen Kriegsfahrzeuge beschãftigten deutschen Geschwaders wesentlich behindert haben. Ein bloßes Treibenlassen der beiden Schiffe sei gleichfalls nicht angängig gewesen, da sie in diesem Falle voraussichtlich den Venezolanern wieder in die Hände gefallen wären Hiernach sei nur übrig geblieben, die Schiffe, die als absolut werthlos bezeichnet werden müßten, zu versenken.

Ueber die Beschießung von Puerto Cabello wird weiter berichtet, daß das englisch-deutsche Ultimatum in Puerte Cabello um 416, Uhr überreicht worden sei. Das Bombardement habe um 5 Uhr begonnen. Das Ultimalum sei en den Zollkontroleur gerichtet gewesen und habe besagt:

Wir beehren ung, Ihre Aufmerksamkteit auf folgende Thatfachen ju lenken. Der britische Dampfer Topazen, welcher bier Kohlen ausglud wurde vor kurzem konfisziert und geplündert; die Dffiziere und die Mannschaft wurden einer sehr unwürdigen Behandlung unterworfen, ihnen aher schließlich die Rücklehr auf ihr Schiff ge— stattet. Gestern nun ist der Kapitän gezwungen worden, seine Flagae nieder zubolen Der amerilanische Vije⸗Konsul bat uns mitgeben daß dieg durch die Bevöllerung herbeigeführt worden ist' ohne daß sich die Ortsbebörde eingemischt bätte. Wir ersuchen Sie sofert dem Cbef des britischen Geschwaders im Namen der beneiola“ nischen Regierung für diese der britischen Flagge zugefügte Schmach döllige Genugthuung zu geben und dafür Garantie zu leisten daß äbnliche Vorfälle sich nicht wiederbolen und daß die dentschen und englischen Wewobner dieses Hafeng nicht mebr belästigt werden. Wenn wir Ihre Antwort nicht um 5 Ubr Nachmittags in Händen baben werden wir die Fortg und, wenn das Feuer erwidert werden sellte, auch das Zollhaus zerstören. Deehalb richten wir an die gesanmien Kommandoslellen der Stadt die Aufforderung, die Gefangenen und das Militär aus der Festung ju entfernen, um Verlust an Menschen— leben ju vermeiden, und Schritte ju thun, um zn verhindern daß nichtautorisierte Personen das Feuer erwidern. Werder die deutsche noch die englische Regierung wünscht sich in die Angelczenbeiten von Priwatpersonen zu mischen, und die Beschlagnahme der benezoianischen Regierungaschiffe ist nur erfolgt, um die berkömmliche bösliche Be.

ndlung ju erm ingen und Genugtbunng zu erbalten für un äbfigs leidigun gen, für die wir nech immer auf Entschuldigung warten. Montgomerie, CGbef des britischen Geschwaderz Scheder, Gbef deg deuischen Geschmwaderg.“

Die Tommandanten der Vineta“ und der Charnbdis“ hätten darauf solgende Antwort erhalten:

Wir beebren ung, auf Ibre Benachrichtigung durch eine Kem— wmisston, bestebend aus dem amerilanischen, dem ltaliensschen und dem dominikanischen Kensul, ju antworten. Die Behörden diefe Saen, vlaßeg batten der Möederbolung der britsschen Flagge aaf dem Teram“ keinen Vorschab geleistet. Die That ist nur ven der Be- Rölkerung begangen werden wegen der Vorfälle ia La Guavra. Die PVerbaftungen sind auf böberen Befebl erfelgt, und die Verbaftcien stad dann auf Köberen Befehl wieder frelgelassen worden. Sie Henan Deutschen und Gnglander erfreuen sich vollstlndiger Garaniien. Bi folgen die Namen der Orte beamten.

Diese Antwort sei um 5H Uhr dem italienischen Konsul ausgehändigt worden, der, als die Beschießung begonnen, dies den Schiffen durch Signale bekanntgegeben babe. Dem Neunter schen Bureau zufolge sind die un ierirdischen Kase mat ten des von der Mannschaft des englischen Kriegeschiffe Charnddig in Besitäz genommenen Kastells Libertabor 6e Puerto Cabello von dieser in die Luft gesprengt und dir

Cabello nach La Guayra in See gehen. Die Vineta“ werde in Puerto Cabello bleiben. .

A sien.

Der „Times“ wird aus Schanghai gemeldet, der Vize⸗ König Tschang-⸗tschi-tung habe eine Denkschrift an den Thron gerichtet, in der er sich dagegen ausspreche, daß der Thron seine Zustimmung dazu ertheile, daß Rußland in der Mandschurei von der Seezollinspektion unabhängige Grenzzoll⸗ ämter errichte. In der Denkschrift würden die gefährlichen Folgen auseinandergesetzt, die es haben könne, wenn irgend ein Vorgehen zugelassen werde, das nicht Chinas volle Souveränitätsrechte anerkenne.

Aus Tokio erfährt das genannte Blatt vom 8. d. M., daß nach Meldungen des Gouverneurs von Formofa die Verluste der Japaner bei den Operationen gegen die Auf— ständischen in der Zeit vom 14. Oktober bis zum 2. Dezember sich auf 19 Todte und 71 Verwundete belaufen hätten.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 13. d. M. im 4. Lüneburger Wahl— bezirk (Uelzen) vorgenommenen Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten wurde, dem „Hann. Cour.“ zufolge, der Rittergutsbesitzer von der Wen se (fr. kons) mit 91 Stimmen

gewählt, 47 Stimmen fielen auf den Amtsgerichtsrat Sch lemm (nl.). ö .

Statistik und Volksmirthschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im November 1902 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Es wurden befördert deutsche Auswanderer im Monat November über 1902 1901 Bremen y 1143 6h54 Hamburg. ö 560 deutsche Häfen zusammenWn——— TS 1214 fremde Häfen (soweit ermittelt. . 401 491

überhaupt 7285 1IIGJ. Aus deutschen Häfen wurden im November 1902 neben den 1882 deutschen Auswanderern noch 23 087 Angehörige fremder Staaten befördert; davon gingen über Bremen 14184, über Hamburg 8903.

Beirath für Arbeiterstatistik.

Am 13. Dezember d. J. fand im Kaiserlichen Statistischen Amt eine Sitzung des Beiraths für Arbeiterstatistik statt. Auf der Tages⸗ ordnung standen: 1) die Erhebung, betreffend die Arbeitszeit in Komtoren, Bericht des Ausschusses, 2) die Herausgabe einer monatlich eischeinenden Zeitschrift durch die Abtheilung für Arbeiterstatistik, Bericht des Ausschusses, und 3) geschäftliche Mittheilungen.

Zum ersten Punkt der Tagesordnung wurden nach dem Vortrag des Referenten, Geheimen Raths Dr. Fischer, die von dem Ausschuß für die Komtorerhebung vorgeschlagenen Fragebogen, welche an die Verbände und Vereine der Kaufleute und Handlungsgehilfen sowie der Packer, Haus diener c. und an die Handelskammern versandt werden sollen, nach längerer Debatte mit einigen redaktionellen Aenderungen hom Beirath an? genemmen. Bezüglich der Auswahl der zu befragenden Verbände ꝛc. wurde heschlessen. in der Weise zu verfahren, daß zunächst eine beschränkte Anngbl von Verhänden aufgefordert werden soll, alle ihnen bekannten erbãnde und Vereine zu bezeichnen, und daß dann aus diesem Material seitens des Kaiserlichen Statistischen Amts mit Hinzu⸗ ziehung des Referenten des Beiraths eine Auswahl getroffen werden soll. Bezüglich der Handelskammern war der Beirath der Ansicht daß thunlichst alle Handelslammmern zur Aeußerung aufgeforderl werden sollen.

Zum zweiten Punkt berichtete Gebeimer Regierungsrath Neu⸗ mann über die Berathungen des Ausschusses für die herauszugebende Jeischrift. Es schloß sich daran eine eingehende Erörterung über die Bet heiligung der Natural verpflegungestatlonen und der gewerblichen Stellvermittler sowie auch der Gewerbe⸗Aufsichtsbeamten' an der ge⸗ Flanten Arbeitsmarkistatistik und sodann eine längere Debatte über die Methoden der Berichterstattung über den Arbeitämarst an'

Zum letzten Punkt der Tagesordnung tbeilte der Vorsitzende mit, daß von dem Reichskanzler dem Kaiserlichen Statistischen Amt die Resolution des Bundesraths zur Erledigung überwiesen worden sei nach welcher dem Kaiserlichen Statistischen Amt die Zusammen stellung des Materials bezüglich der Frage der Arbeitelosendersicherung übertragen werden soll. Zur Berathung darüber, in welcher Art bel dieser Zusammenstellung vorzugeben sei, und zur Feststellung der Gesichte punkte, nach welchen die Zusammenstellung des Materials zu erfolen habe, wurde auf Vorschlag des Vorsitzenden ein Augschuß gewahlt

Zuckerverbrauch in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Europa.

Die Bevöllerung der Vereinigten Staaten von Amerika verbraucht jezt (im Durchschnitt auf den Kopf berechnet) achtmal so viel Zucker wie im ersten Viertel des neunzebnten Jabrbunderig. Sen 1850 bat sich der auf den Kopf der Bevölkerung enttsallende Zucker verbrauch, wie die im Reichsamt deg Innern beraug gegebenen Nachrichten für Handel und Industrle' min bellen ver- vierfacht und, seit 1870 verderpelt. In den chien Jab ren vor 1825 belief sich der durchschastilicke . den Kopf der Bevölkerung auf ungefäbr 8 Pfund, in dem Jabriebn von 1340 big 1850 auf ungefäbr 16 Pfund, in den lep ten zabrten vor 1870 (wenn man die Kriegejabre außer Beirachl läßt auf ungefähr 32 Pfund, von 1870 big 188 auf j0 Pfund und von 1839 bis 182 auf 0 Pfund. Im Jabre 1891 fam in Durchschnitt auf

C6 Pfund; seit diesem Jahre bat die Jabl jwischen 62 und Fs Pfand geschwankt, im Jabre Joel berechnete sich der Verbrauch auf Sg Pfund auf den Keyf der Bevölkerung

Diese starke Junahme deg Juckerderbrauchs bat sich nicht auf die

vielmehr, nach der Produktien ju schließen, in anderen Sandern ckenso groß gewesen sein. Nach den lärilicͤh vom Statistischen Bareaun der Vereinigten Staaten veröffentlichten Jablen war die Jackeiwreduttsen der Welt im Jabre 1909 mit 8 so Go Tong rund achtmal so groß wie im Jahre 1890, in welchem sie nur 1180009 Ton betrug

Diese Steigerung der Produltion und folglich auch der Wer⸗ brauche ist jum gröhten Theile auf die Galmickelang der Riten. kuckerindustrie zuarüchluführen. Wäbrend im Jabre öh nur b doh Toene Rüben jucker bergestellt wurden, stieg die upbeute 13 anf 209909 Tone, 1870 auf sI 099 Teng, . auf 1 402 009 Teng. 1890 auf Gäz Gd Ten und Ibo auf d S5 ooh Tena J, der! selben Jeit ist die Rebrjuckerrredaktien von 1105 0, Tone im Jahre 1840 auf 2 89 90 Teng im Jabre ioo angemachsen. Die Mäben lieferten im Jabte 1340 nur (52 der gesammten Jacker. Freduftien der Welt. im Nabre 189 aber schen 14 *, ihre nien stieg 1860 auf M 13 , Sr auf 4 G e, iss aul Go , nnd 190 auf 67 61 e

in 2 Nähe befindlichen hölsernen Gebäude niedergebrann wor

Wie demselben Bureau aug La Guayra berichtet wird- sollte der brinsche Krenser Charyb dis“ gestern von Purer

Der auf den Rey der Bedslkerung entfallende Jadereerbtanh ist in den Verelnigten Staaten den Amerska gröher al in alen 1

Staaten nur 65,7 Pfund betrug. Ven anderen europäi Lãndern hatte im Jahre 19090 die Schweiz einen 2 rauch von 603 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung; in Dänemark betrug derselbe 54,8 Pfund, in Schweden und Norwegen 3832 Pfund in Frankreich 370 Pfund, in Deutschland 32. Pfund, in den Viederlanden 32.5 Pfund, in Belgien 23, Pfund, in Dest err eich · n arn 176 Pfund, in Portugal (mit Madeira) 1457 Pfund, in land 140 Pfund, in Spanien 105 Pfund, in der Türkei 8,0 Pfund in Rumänien 7,8 Pfund, in Griechen—⸗ land 7,2 Pfund und in Italien 61 Pfund.

ö Zur Arbeiterbewegung. In Marseille hat der Ausstand der Schiffsleute (ogl. Nr. 293 d. Bl), dant dem energischen Sr lf der . e⸗ hörden, keine weiteren Zwischenfälle verursacht. Auf den Quais herrschte gestern, wie . W. T. B. meldet, lebhafte Thätig⸗ keit. Ansammlungen wurden durch Patrouillen verhindert. Abends sprach sich eine Versammlung von etwa 6000 Marine⸗ Reservisten zwar im Prinzip für die Fortsetzung des Aug⸗ standes aus, doch ließen sich viele Marine-Refervisten in die Listen der Handelsmarine eintragen, und man glaubt, daß der Aug stand bald sein Ende erreichen werde. Die übrigen Arbeitergenossen⸗ schaften erhielten eine Aufforderung, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Frage des Gesammtausstandes soll von dem Ergebniß des Refe⸗ 23 abba gg ,, werden.

lieber weitere Ar eiterunruhen in Rostow am Don (wgl. rz 290 d. Bl). - wird dem . W. T. B. berichtet, daß, . 96 Arbeiter der Wladikgwkasbahn am Abend des 11. Dezember die Werkstätten verließen, einer der Rottenführer, der von den Arbeitern emporgehoben wurde, erklärte, die Arbeiter würden sich weder beruhigen, noch sich fügen, folange ihre Forderungen nicht erfüllt wären. Die anwesenden Kosaken und Gendarmen wurden verlacht. Auf letztere wurde aus der Menge ein Schuß abgegeben. Die Werkführer sollen sich an 200 Revolver verschafft haben. Man befürchtet für die kommenden Tage große Unruhen. In der Nacht wurden 26 Rädelsführer ver⸗ haftet und von 60 Mann die Perfonalien festgestellt. Am nächsten

, wurden 100 Kosaken zum Schutze des Bahnhofs heran⸗ gen.

Kunst und Wissenschaft.

Photographie in den natürlichen Farben.

A- F. . In Nr. 5 des . R. A. vom 7. Januar d. J. ist unter der gleichen Ueberschrift von einem aussichtsvollen Verfahren der direkten Farbenphotographie durch Körperfarben“ berichtet worden, das Dr. R. Neu hauß-⸗Groß ⸗Lichterfelde während des Sommers des vorhergehenden Jahres bis zu einem Punkle ausgebildet hatte, an dem er die weitere Beihilfe der Forscher auf diesem Gebiet erbat. Um et kurz in das Gedächtniß zurückzurufen, bestand dag Verfahren in Folgendem:

Lichtempfindliche Gelatine wird im Dunkeln mit einer sehr enzentrierten Lösung eines Farbgemisches getränkt, das aus einer Anzahl äußerst wenig lichtbeständiger Farben besteht, deren jede einer Sryeltralfarbe entspricht, also etwa: Chlorophyll, Erythrosin, Uranin, Methylenblau, Rosa bengale, Thiazolgelb und Eotin. Zur Er⸗ höhung der Lichtunbeständigkeit dieser Farben ist der Lösung Wasserstoffsuperorvyd hinzugefügt, das erfahrungsmäßig die Wirkung hat, jene Farbstoffe durch Orydation sehr nel zu zer⸗ stören, also die Farben auszubleichen, vorausgesetzt, daß sie gleichzeitig stark belichtet werden. Diese so hergerichtete Gelatine besitzt nach voꝛrsichtiger Trocknung die Eigenschaft, wenn sie unter einem farbigen Transparentbilde in direkter Sonne belichtet wird, schen nach 5 Minuten ein den Farben des Trantparentbildes genau entsprechendes farbiges Bild zu geben, das sich durch Baden in einer konzentrierten Kupfersalj⸗Losung firieren läßt.

Die Erklärung dieses Verhaltens der wie beschrieben präparierten Gelatine ist folgende: In der Gelatine ist auf Grund ihrer Zu⸗ bereitung das Gemisch sämmtlicher Farben vorbanden. Bei Be— lichtung einer etwa unter dem grünen Abschnitt des farbigen Trans parentbildes liegenden Stelle reflektiert der in der Gelatine vor- handene grüne Farbstoff, das Chlorophyll, das grüne Licht und bleibt unverändert, alle übrigen an derselben Stelle liegenden Farbstoffe ver⸗ schlucken dagegen das auf sie fallende grüne Licht und werden durch dasselbe unter Mitwirkung des vorbandenen Wasserstoff superoryds aus. gebleicht. Die betreffende Stelle wird somit grün gefärbt, weil nur der grüne Farbstoff unzerstört geblieben ift, u. f f. jede andere Stelle entsprechend der Farbe des gerade sie deckenden Abschnitts des farbigen Tranęparentbildes.

: Das geschilderte Verfahren war im Laufe des Jahres 1901 von Dr. Neuhauß bis zu dem Punkte gefördert worden, daß ez gelungen war, die gleiche Wirkung wie vorstebend unter dem farbigen Tran parentbilde eschrieben, ͤ auch in der vbotograxbischen Kamera wenigstens bei einigen Aufnahmen von Sonnenspektren zu erreichen. Theoretisch muß die Wirkung der von den pbotograpbisch aufgenommenen Gegen tänden ausgehenden farbigen Strahlen auf die wie beschrieben prä= parierte Gelatine ja genau dieselbe sein, wie unter dem Trangparenz- bilde. Gs müssen also die grünen Objekte der Außenwelt sich auch rün abbislden, die blauen blau ze, und wo Mischlarben vorhanden ind, müssen auch diese, entsprechend dem Mischungeverbältniß der Sxektralsarben in ihnen, naturgetreu farbig berauefommen. MUnein so weit war junächst das Verfahren noch nicht gefördert, und aus den gelungenen Versuchen mit der pbotogravbischen Lu mmabmnᷣ des Sonnen ·

speltrumg ließ sich zugächst nur schließen, daß farbige Kamera. Auf. nahmen bei bobem Sonnenstande mit lichtstirksten Dhiektiven noch

111

12 Fig 8 8 551 11 r* 1 1 bie 3 Stunden erfordern würden, waz praltisch auf dier Unmõglichleit

solcher Aufnabmen binaugl ief

einen Giawehner der Vereinigten Staaten ein Juckerverbrauch von

Bevollerung der Vereinigten Staaten beschräntt, di- Steigerung dürfte

Ländern mit alleiniger egnabme Gro britannkeng, oe er im lezten Jabriehnt miichen 85 und n., schre ankle and m Jabre

1M sich auf 918 Pfand belsef, beend er la den Verein gien

In diesem gntwickelun stadium der Grfindung vrästsierte Dr. Neubauf ju Anfang deg Jabreg die für ihre weitere Ausbildung

6. notbwendige Unterstützung anderer Forscher dabin: Ga mälten unter Verbrauch auf

den nach vielen hunderten jäblenden, bereit syntbetisch dar gestellten Anilin ⸗Farbsteffen, den denen er bięber nur 30 auf sbrr Geeignetheit untersuchen konnte, solche berausgefunden, event. neue Farbstoffe der Art sontbetisch dargestellt werden, die in noch baberem Grade lichtempfindlich. d. b. nech viel schneller aubleihend wirren 31 die oben genannten binberigen 7 Ge müßten ferner Mittel esucht werden, die den Proje der Auekleihen wom glich noch mebr beschleunigten und noch wirfsamer gestalteten alg daz Wasser⸗ slesflurererdd, und endlich, ea müßten andere Firiermitrel alg die Tur ersal ie aufarfanden werden, weil diese simmtsichen Farben nen Stich ing Grünliche geben, der die erzeuge Ratartrene der Farben wieder beelnträchtint

Im Neiemberbeft der Photograrbischen Mandschaun berichten nun Hr. Neubauf ausfübrlich über die Fertsepang selner Naler- chungen. Trotz des sebr unguänstlgen Scmmmerd He ant bestän leblendem Sennentichein sind doch neur wichtige Tbatsachen sestacsteis een, die dag Uerfabren seinet vraftischen Veræertbbarfesi einige Schritte äber Krachten. Und jwar Nesteben sse jn der dia- em r fend lichkeit Erbebang der fräberen Farbenmischung darch 23 Jalsßke and in einer neuen Kesseren Farbenfiriernng an CEiell - der Rur fersalie Leider Kat die erbetene Naterfiihung anderer Ferscher mit weng ugnak men nabejn vollig versan, so- daß Lr. Neubau in dieser Richtung fein Gin miäcberbelen . ift 3 it den cinem der freim in Meneossen

der Arbeit, Nresrsser Miele, eine bedeutende 222 ang im aebleichen der Fatken durch Ozon, alse darch Jusan ätbertichet Oele, die pater wider auagewaschen rden in eriiter Nah Terpentin, ja den Farkwischangen erreicht werden Hard Jr, Ren.

dauß el bit ut? dir pi * An lla arken auf G66 66 24 auf dichte mr fladlichtett

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