. Befestigung durch die Gewalt der Stürme bereits stark mitgenommen, so daß bei längerem Betrieb ein schwerer
aden hätte ent 12 können. Auch das Maschinenhaus, auf dem das Gestell stand, war in seinen Fugen gelockert.
Tranbeleuchtung.
Da unser Petroleumbestand nun keineswegs auf dauernden Gebrauch den ganzen Winter hindurch berechnet war, wir somit einer anderen Lichtquelle bedurften, legte sich Ober⸗ maschinist Stehr nunmehr auf die Konstruktion und Her⸗ stellung von Tranlampen, was ihm denn auch mit bestem Erfolge gelang. Von Ende August an war die Tranbeleuchtung bei uns lern führt und allseitig soweit ausgebildet, daß jeder eine Tranlampe hatte. Sie hat uns vortreffliche Dienste ge⸗ leistet und bis zum Verlassen des Eises im April 1903 gedient.
Die Stationsarbeiten gingen während dieser Zeit der Winterstürme ihren ruhigen Gang.
Ausflüge.
Von Arbeiten außerhalb der Station, die in den kurzen Pausen zwischen den Stürmen möglich wurden, erwähne ich eine Anzahl von Lotungen, welche Kapitän H. Ruser auf Schlittenreisen von Tagesdauer ausführte und die uns über die Formen des Meeresbodens in unserer Umgebung erwünschte Klärung brachten. Auch sonst wurden die kurzen Pausen guten Wetters gern zu Ausflügen benutzt, auf denen Gesteins⸗ sammlungen in den Eisbergen, Eisbergstudien, photographische Aufnahmen und anderes gewonnen wurde. Zu erwähnen ist hier auch die Anlage eines Depots zunächst auf einer Scholle und dann auf einem 4 km entfernten Eisberg für den Fall von Eispressungen und eines dabei entstehenden Unfalls des Gauß. Dieselben traten nicht ein. Das Depot mußte aber bei unserem Aufbruch zurückgelassen werden.
Sonst waren wesentlich innere Beschäftigungen an der Tagesordnung, namentlich Ausarbeitungen über das schon . und Lektüre zu wissenschaftlichen und Unterhaltungs⸗ zwecken.
Heizung.
Unter Kälte hatten wir innerhalb des Schiffes nicht zu leiden. Die Dampfheizungsanlage ist überhaupt nicht benutzt worden. Es genügte in der kältesten Zeit in den beiden Labora— torien, den beiden Messen und den beiden Trockenkammern je einen Füllofen mit Anthrazit zu heizen, während die längste Zeit über Heizung auch in den Messen unterbleiben konnte und eine Heizung der Kabinen überhaupt nicht erfolgt ist. Innerhalb des Schiffes hat sich die Wärme ausgezeichnet gehalten.
Geselligkeit.
Die geselligen Vereinigungen hatten in dieser Zeit der Winter⸗ stürme ihre behaglichste Form. Jeder Geburtstag, die Winter— sonnenwende am 21 Juni, der Jahrestag unserer Abreise von Kiel am 11. August, der Sedantag, späterhin Weihnachten, Neujahr, der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers und Ostern wurden dazu wahrgenommen, so daß auf den Monat ein bis zwei Feste fielen; sie verliefen bei Gesang, Klavier— spiel und Scherzen in fröhlicher und gehobener Stimmung.
Der Arzt der Expedition, Dr. H. Gazett, hielt vom 16. bis zum 25. Juni im Salon und vom 25. bis 31. Juli in der Mannschaftsmesse eine Reihe von Vorträgen über die ersten ärztlichen Hilfeleistungen bei Unglücksfällen, täglich einen.
Daran schloß sich im Salon eine Reihe von Vorträgen einer pro Woche — an denen sich alle 10 Mitglieder beteiligt haben, indem jeder sich über ein Thema seines Berufes und seiner Wahl verbreitete. Diese Mittwochabende waren uns allen eine erwünschte Unterhaltung. Sonst wurde in den Abend stunden vielfach auch Klavier, Karten, Schach, Domino, Quartett und andere Spiele gespielt.
In der Mannschaftsmesse hatte sich unter der kundigen Leitung des Schweden A. Lysell ein vierstimmiger Gesang verein gebildet, der fast jeden Abend übte und auch uns im Salon gelegentlich durch seine Lieder erfreute. Der II. Offizier L. Ott gab einigen zeitweilig Rechenunterricht. Auch von der Mannschaft wurde viel gelesen und Karten gespielt, am Sonntag auch nach der Scheibe geschossen. Die Feste wurden bei der Mannschaft gleichzeitig wie bei uns gefeiert. Sonnwend⸗ und Weihnacht gemeinsam, wobei die von Freunden in der Heimat gesammelten reichen Gaben und ein von meinen früheren Königs berger Schulgefährten gespendeter hübscher Julklappscherz viel Freude erregte. Daß die Mannschaft auch in den dunklen Wintermonaten dauernd beschäftigt wurde, erwies sich als zweckmäßig. Naturgemäß hatten sie in diesen aber auch viel freie Zeit, die sie zu eigenen Angelegenheiten benutzten. Vielerlei Handwerk hat zu jener Zeit auf dem „Gauß“ geblüht durch Laubsagearbeiten, Schnitzereien und Herstellung kleiner Andenken über die eigentlichen Anforderungen des Lebens hinaus.
So nahm die Jeit der Winterstürme und des Einsitzens auch bei der Mannschaft einen durchaus harmonischen und regen Verlauf.
Gesundheitszustand.
Wesentlich dazu beigetragen hat der gute Gesundheits zustand, dessen die Expedition sich dauernd erfreuen konnte. Es ist nur ein schwererer Krankheitssall zu verzeichnen gewesen, welcher von Dr. Gazert operativ sicher behandelt und nach verhaltnmigmaßig kurzem Verlauf glücklich beseitigt wurde. Sonst gab es nur unerhebliche Storungen des Gesundheits zustandes, durch Verdauungsstörungen, Erkaltungen, leichte Ver leyungen, Frostschäden oder Schneeblindheit veranlaßt. Einen operativ beseitigten Knochenhautabsceß am Fuß, eine Trommel sellverletzung, eine Armverrenkung und ganz zuletzt einen Arm bruch darf ich auch zu den letzteren rechnen, da sie schnell und ohne schadliche Folgen geheilt sind, beziehungsweise in dem letztgenannten Fall einer vollständigen Heilung entgegengehen
Teptember bie November 1902.
Die dritte Periode unseres Lebeng auf der Station bot ung die Moglichkeit, längere Schlittenreisen zu machen; sie begann im Seplember und schloß Anfang Dezember. Wie weit sie dazu ausgenutzt wurde, werde ich später schildern. Für die Station bedingte sie die ständige Abwesenheit einiger Mitglieder in Maximum waren eg acht und damit Vertretungen in den verschiedenen Betrieben. Eine Unter⸗ brechung irgend eineg derselben ist jedoch nicht zu ver LEichnen gewesen, da auch die angeordneten voologischen
ange und die erdmagnetischen Arbeiten in Abwesenhelt des rn Prof. Dr. E. Vanhöffen und Dr. Bidlingmaler durch die eifrige und treue Pflichterfüllung der Matrosen R. Noack
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und L. Reuterskjöld zufriedenstellend versehen sind, während ich
— 53 in den astronomisch⸗geodätischen A beiten burch Kapitän ; er vertreten bin und für die Vertretung des Arztes zum lück keine Veranlassung vorlag.
Ausflüge.
Für die Station 64 war diese Zeit der Frühjahrs⸗ htte gn naturgemäß auch eine Zeit des Lebens im Freien. ast täglich — die Tage der Schneestürme, die ja keineswegs aufgehört hatten sondern nur seltener geworden waren, natürlich ausgenommen — wurden von einzelnen Mitgliedern oder Gruppen Ausflüge bis zu Tagesdauer unternommen. Ich selbst und Dr. H. Gazert benutzten diese namentlich zu Ver⸗ messungen und Studien der Eisberge und des Scholleneises der Umgebung nach seiner Art und Struktur, wobei von Dr. Gazert eine Reihe wertvoller photographischer auf n, von diesen genommen wurde; Froß Dr. E. Vanhöffen stellte Beobachtungen über die Robben an, die von Oktober an auf dem Eise zahl⸗ reicher erschienen und dort ihre Jungen pflegten, sowie über das Vogelleben, das ö Zahl und Arten mit dem Nachlassen der Winterstürme an Mannigfaltigkeit zunahm. Dr. E. Philippi sammelte erratisches Material von den Eisbergen und gewann eine Anzahl wertvoller Photographien, Kapitän H. Ruser führte weitere Lotungen aus, Obermaschinist A. Stehr maß die Stärke⸗ verhältnisse der umgebenden Eisfelder, II. Offizier L. Ott die Bewegung von Eisbergen. Alle Mitglieder wandten schon jetzt
naturgemäß den Veränderungen in der Lage des Eises ihre
Aufmerksamkeit zu. Jeder Riß, jede Wake, die entstanden, wurden vermerkt und in ihren Beziehungen zu der Lage des „Gauß“ erörtert. Es war für diese charakteristisch, daß wir 6 km östlich vom „Gauß“ Verschiebungen im Eise und Waken wohl den ganzen Winter gehabt haben und 6090 m westlich vom Schiff eine Spalte seit Anfang September. Bei diesem Zustand ist es aber, von unwesentlichen Schwankungen abgesehen, bis wenige Tage vor unserer Befreiung, nämlich bis zum 30. Januar 1903, verblieben.
Photographische Arbeiten.
Ganz besonders wurde diese Frühjahrszeit wegen des guten Lichts zu photographischen Arbeiten ausgenutzt, welche seitens der Expedition die Herren Prof. Dr. Vanhöffen, Dr. Gazert und Dr. Philippi vornahmen und bis zum Abschluß dieses Berichts bis zu Sammlungen von 308, beziehungsweise 386 und 830 Bildern ausgestaltet haben.
Schiffs arbeiten.
Die Schiffsarbeiten nahmen nach wie vor ihren stetigen Gang. Schneeschaufeln war noch allzu oft an der Tagesordnung.
„Der Windmotor war am 1. September 1902 demontiert. Von
besonderen Arbeiten ist die Herstellung und Erprobung von 1 6 m langen Eissägen zur Verwendung bei späteren Befreiungsversuchen zu erwähnen, eine Aufgabe, welche von Obermaschinist A. Stehr und dem Maschinenassistenten R. Mareck, der ein guter Schmied war, vortrefflich gelöst wurde. Auch erfolgte zu den gleichen Zwecken nach neueren Versuchen über die Wirkung unserer Sprengmittel, Roburit und Pikrinsäure, die Anfertigung von 80 Sprengkapseln aus Konservendosen, die 8 bis 10 kg Sprengmaterial fassen konnten, späterhin aber keine Verwendung fanden. Desgleichen sind damals neue Schaufeln zur Be wältigung des Schnees und neue Messer für die Mannschaft gearbeitet worden. Außer dem vortrefflichen Bestand an dies⸗ bezüglichen Materialien aus der Ausrüstung des Schiffes fand
hier auch manches Stück Verwendung, was ursprünglich zu anderen Zwecken bestimmt war, ohne darum für das Leben
der Expedition weniger Nutzen zu bringen als bei der Ver wendung, welcher es ursprünglich dienen sollte.
Die Mannschaft unternahm in dieser Zeit an den Feier tagen und auch sonst, wenn sie nicht dienstlich verwandt war, gern Ausflüge mit den Hundeschlitten. Der dabei vielfach geübte Robbenschlag war eine auch für unser Leben nutz bringende Passion. Doch schon die Handhabung des Hunde schlittens selbst hat fast allen viel Vergnügen und Abwechslung geboten und gehört dieses auch zu dem vielfachen Nutzen, den uns die Ausrüstung mit Hunden gewährt hat.
Schutz gegen klimatische Einflüsse. Die klimatischen Beschwerden, denen
Freien häufiger auszusetzen hatte, wurden allseitig leicht er tragen und hatten nur fast jeden Monat neue Erfindungen zu ihrer Bewältigung zur Folge. Die ersten Stürme haben uns verschiedenartige Schutzmaßregeln gegen gebracht, da unsere Windanzüge nicht genügten; im versah man sich allseitig mit Nasenbinden, da dieser Körperteil sonst stark gefährdet war. Im September gewannen die Schneebrillen allgemeine Anwendung, nachdem die deren Notwendigkeit zunächst sämtlich schneeblind gewesen waren Im Oktober mußten die Schutzmaßregeln gegen das Licht auch auf die sonstigen Gesichtgteile ausgedehnt werden, nachdem ver schiedentlich durch die chemische Wirkung des Lichtes Ent zündungen teils mit, teils ohne Blasen Beschwerden bereitet hatten. Vei den Gängen über am schwersten zu ertragen war die diffusen Lichtes bei bedecktem Himmel, da dann alle und alle Kontraste auf dem Eise
das Eis schier unendliche Fülle
— Schatten verschwanden, so daß man Erhebungen und Vertiefungen gar nicht zu sehen vermochte
Dezember 1902 bie Februar 1903. Die vierte und letzte Periode unseres Aufenthalte Station währte von Anfang Dezember 1902 bis zum 1890963, dem Tage unserer Befreiung. Der nd deg gestattete in dieser Periode nicht mehr eine weitere Entfernung vom Schiff, weniger weil das Ei
hatte, daß man bei jedem Schritt tief versank und schon kurze Wege äußerst beschwerlich wurden. In dieser Periode kamen
die Schneeschuhe, und zwar vorgswelse die norwegischen Sti. ging eg
allseitig zur Verwendung. Mit dem Hundeschlitten auch noch eine Jeit lang, wenn auch die Jahl der big dahin auf 7 pro Schlilten bemessenen Hunde auf Y big 11 vermehrt werden mußte. Doch auch für die Tiere wurde es immer schwerer, und so konnte eg ben menschlichen Insassen leicht passieren, daß sie bei Verlassen des Schlitteng ohne vorherige Versicherung von den Hunden im Stich gelassen wurden, indem diese sich mit dem Schlitten allein um , Gauß“ zurückbegaben, und jene hatten dann außer dem Nachsehen das Vergnügen, ständig bis zum Leib und darüber versinkend, zum Gauß“ mrückmwaten.
So wurden die Ausflüge immer mehr und mehr ein geschränkt und bewegten sich schließlich nur noch auf Wegen, auf denen schon verhärtete Geleise lagen und die dadurch etwag
nur unerhebliche
man sich jetzt im
der Mitte des
Zweifler an
an Vvaunut und Lippen
8. Februar Eiseg
unsicher wurde, als weil die starke Jerseßung der Eigoberfläche diese so locker gemacht
besser passierbar waren. Immerhin sind big ersten Eisaufbruchs am 30. Januar noch kurze Schlitten ahrten von Tagesdauer gemacht, die teils den gleichen Zwecken wie in der vergangenen dritten Periode, teils Reto nn smn en über Veränderungen des Eises und die Möglichkeit unferer Befreiung dienten oder der . galten.
Im Dezember waren in den Vertiefungen zwischen den im Winter durch Wehen verlängerten Unebenheiten des Eises Wasserlachen entstanden, die hier und dort in Löchern bis zum Meere ,, Im Fahnen begannen diese bereits wieder zu überfrieren, ohne daß dabei der Schmelzprozeß in ihrer Tiefe zum Stillstand gelangte. Ihre Eisdecken waren aber Ende Januar noch so dünn, daß man leicht hindurchbrach. Diese Verbindungslöcher mit dem Meere hatten zur Folge daß Robben nun an den perschiedensten Stellen auf dem Scholleneise erschienen, ohne sich, wie bisher, an die bekannten Spalten zu halten, so daß nun an Jagdobjekten auch in un— mittelbarer Nähe des „Gauß“ kein Mangel war.
Die Stationsarbeiten gingen bis zum 30. Januar ihren ungestörten Gang und wurden erst eingestellt, als an diesem Tage die Eisberge unserer nächsten Umgebung in Bewegung erieten. Sonst galt diese Zeit aber naturgemäß den Vor= ereitungen für die . durch völlige Instandsetzung des Schiffes durch Kapitän Ruser und Arbeiten, welche die Ab— fahrt erleichtern, beziehungsweise ermöglichen sollten.
Schuttstrasße.
Zu den letzteren gehörte vor allem eine Schuttstraße, die von dem Bug des „Gauß“ in einer Breite von 10 bis 12 m in ostwestlicher Richtung über das Scholleneis angelegt wurde und die den Zweck hatte, in der von den Gletschern her be— kannten Weise den Schmelzprozeß des Eises zu befördern. Sie hatte eine Länge von etwa 2 km und endete im Osten an einem ebenen Eisfeld, welches, wie wir von der Zeit unserer Festlegung her wußten, eine zugefrorene Wake war und von dem wir deshalb ein Aufgehen erwarten zu dürfen glaubten; im Westen an einer Spalte, die Anfang September gerissen war und sich von November an langsam aber stetig bis zum Be— trage von 2 bis 3 m Ende Dezember erweitert hatte.
Im Hinblick auf eine solche Anlage waren schon von Juni an Asche und Abfälle aller Art gesammelt worden, eine Maß— regel, die zunächst vielerlei Zweifel erregt hatte, später aber ebenso einstimmig als zweckmäßig anerkannt wurde und dabei nur Bedauern erregte, daß nicht mehr gesammelt worden war. Indessen fand sich auch durch Abgraben der mit Abfüllen in mehreren Horizonten durchsetzten Schneewehe an der Westseite des „Gauß“ noch genug Material, um die Straße zu vollenden.
Das Streuen wurde Anfang Dezember begonnen und dann eifrig gefördert. Zwei bis vier Mann sind ständig dabei tätig gewesen.
Die Wirkung war eine starke. Unaufgehalten durch Ver— wehungen bei neuen Schneestürmen, nach welchen der Schutt bald wieder zu Tage trat, schmolz das Eis darunter schnell und bildete im Januar eine bis zu 2m tiefe, vielfach steil⸗ wandige Furche in dem Scholleneis der Umgebung, welche sich auf weiten Strecken mit Wasser füllte und auf diesen von Kajaks befahren werden konnte. An einzelnen Stellen wurde das ganze Eis durchbrochen, wie man aus dem Emporkommen von Robben oder dem Auftauchen von Schollen ersah. Und wenn diese Straße sich auch im Januar schon wieder mit Neueis zu bedecken begann, so wirkte der Schmelzprozeß darunter doch weiter, und jedenfalls wurde so eine Linie geringerer Wider⸗ standskraft geschaffen, auf welcher das Eis auch schließlich zerriß und auf welcher wir freikamen.
Immerhin erschienen uns diese Arbeiten zur Beförderung
m — 23 des
der Lockerung noch nicht zu genügen, denn das Scholleneis lag
unverrückbar fest; auch in seinen Grenzen gegen Osten waren ; Veränderungen zu verzeichnen. Als der Januar sich seinem Ende näherte, begann die Ansicht, daß
es nicht mehr aufgehen würde und bei der Unveränderlichkeit der äußeren Bedingungen, namentlich der Herrschaft der Ost winde, nicht mehr aufgehen konne, sich zu verbreiten.
Ausgrabung des „Gausz“ . Es wurde deshalb auch mit der direkten Ausgrabung des „Gauß“ begonnen, zunächst an der Westseite, was sich jedoch bei einer Dicke, die durch die dortige Wehe auf über 11m an
gewachsen war, als vergeblich erwies und in einem Schneesturm auch wieder verloren ging; sodann wurde auf der Osiseite ge des April den Wind August
graben und hier vom 26. Januar bis 7. Februar 1903 durch angestrengte, schwere Arbeit der gesamten Mannschaft und der Offiziere durch Abgraben, Sägen, Stoßen und Sprengen in Schiffes ein Loch von 2 m Länge und 6 m Breite geschaffen. Es mußte zu diesem Zwecke im Mittel dn m dickes Eis entfernt werden, was insgesamt die erfolgte Bewegung einer Eismasse von über B60 ehm bedeutete. Ec war eine tüchtige Leistung, die hier vollendet war, doch wie gering war der Erfolg im Vergleich mit dem, was gescheher mußte, wenn wir ung auf diesem Wege hätten befreien sollen! Man konnte rechnen, nach welcher Seite hin man wollte, und Erleichterungen für den Fortschritt der Arbeit voraussetzen, so viel man wollte, stets siellte sich die Gesamtdauer der so zur Befreiung zu leistenden Arbeit auf Jahre hinaus.
Aufbruch des Eises.
Am 8. Februar 190; wurden wir der Fortsetzung dieser Arbeiten enthoben und kamen frei. Die zur Jeit des Voll ind Neumondg gesteigerte Kraft der Strömungen hatte es am 30. Januar vermocht, die Eisberge unserer näheren Umgebung durch das nun gelockerte Eisseld, das sie bis dahin gehalten hatte, nordwärts zu entführen und dieses selbst zu zerbrechen Am 2. Februar begannen auch wir zu treiben, und zwar in einem Felde von etwa 4 KRm Länge und 2 Rm Breite, das im Westen an der schon mehrsach erwahnten Spalte, big zu welcher unsere Schuttstraße führte, abriß. Wir trieben mit diesem Felde kurze Strecken, ein wenig östlich, ein wenig nördlich und wieder zurück, wischen ung bekannten Eisbergen hin und her, von denen wir zum Teil sicher wußten, daß sie sesilagen. Das Feld
schien deren Gehege nicht verlassen zu können.
Mehrfach hatten wir jedoch in dieser Jeit auch innerbal unseres Feldes Vewegung des Eises, von Dimungen herrührend, verspürt. Am Morgen des 8. Februar 1903 waren diese so stark wie noch nie; Meerwasser drang durch Risse strudelnd in unsere Kunststraße ein und ein wieder zurück Dag Eis stöhnte und bog sich. Dieser Kraft hielt es nicht stand. Wahrend um Mittag zeit schon wieder Ostwind auffam und an Stärke wuchs, der ung in dem Felde wieder westwärtg zu treiben, gegen die dort unverrückbar liegende Eisbergbank zu drücken und so von neuem sestzulegen drohte, wurden Nachmittags
1M Uhr zwei kurze Stöße im Schiff verspürt und allseitig sofort
9 . Das Eis brach, die Situation war * gr n wurden die ö. geborgen, die meteorologische Station und alle sonst noch auf dem Eis befindlichen Einrichtungen einge— ogen; doch noch war das letzte nicht an Bord, als die Risse . so geweitet hatten, daß die um 5 Uhr nachm. auf dem Eis arbeitenden Leute mit Tauen übergenommen werden mußten unter Zurücklassung eines Speck- und Robbenvorrats, den zu bergen es nicht mehr gelang.
Die Maschine war klar. Am 8. Februar 1903 nachmittags Uhr verließen wir unser Winterlager unter dreimaligem Hurra durch den Riß, der längs unserer Schuttstraße nach Westen
erissen war, bogen an der i mit dem 2. Februar durch eginn unserer Drift zur Wake erweiterten Spalte an dem Ende der Straße nordwärts und dann zunächst um das Nord⸗ ende der festliegenden Eisbergbank, die uns so lange gehalten hatte, herum, um unsere Fahrt fortzusetzen.
Die Schlittenreisen.
Ehe ich auf die Fortsetzung der Expedition eingehe, ist es erforderlich, hier im Zusammenhang nun der Schlittenreisen zu gedenken, welche, wie schon mehrfach . vom „Gauß“ aus stattgefunden haben. Ich tue es in Gestalt einer Ueber⸗ sicht über i. Dauer, Verlauf und Ergebnisse:
J. Schlittenreise. 18. bis 23. März 1902. Dr. E. Philippi, II. Offizier R. Vahsel, Matrose D. e. 2 Schlitten. jand, erreichte und bestieg den Gaußberg. Photographische
ufnahmen. Geologische Sammlungen.
II. Schlittenreise. 4. bis 16. April 1902. Dr. E. Philippi, J. Offizier W. Lerche, II. Bootsmann H. Dahler, Eislotse P. Björvig, Matrose A. Lysell. 4 Schlitten. Geologische Auf⸗ nahmen und Sammlungen am Gaußberg. Photographische Aufnahmen. Bau eines Eishauses an seinem Fuß. Aufstellung meteorologischer Instrumente an demselben.
III. Schlittenreise. 22. April bis 15. Mai 1902. Prof. Dr. von Drygalski, Prof. Dr. E. Vanhöffen, Dr. H. Gazert, II. Offizier L. Ott, J. Bootsmann J. Müller, Eislotse P. Björvig, Matrose K. Klück. 4 Schlitten. Einrichtung und Einmessung eines Markensystems auf dem Inlandeis am Gaußberg behufs Feststellung von dessen Bewegung. Fischen, Loten und Schöpfen im Meere vor dem Gaußberg und dem Inlandeisrand. Meteorologische und astronomische Beobach⸗ tungen. Zoologische, botanische und geologische Sammlungen. Photographische Aufnahmen.
IV. Schlittenreise. 16. September bis 14. Oktober 1902. Prof. Dr. von Drygalski, Prof. Dr. E. Vanhöffen, Dr. H. Gazert, Dr. Fr. Bidlingmaier, II. Offizier R. Vahsel, J. Bootsmann J. Müller, Koch Schwarz, Matrose D. Johanesen. 4 Schlitten. Westlichere Route zum Gaußberg. Neuvermessung des Marken⸗ systems auf dem Inlandeis. Ergänzung der Vermessung des Gaußberges. Photogrammetrische Aufnahmen. Fischen, Schöpfen, Loten. Ergänzung der astronomischen Festlegung des Berges. Meteorologische Beobachtungen. Magnetische Bestimmungen und photographische Registrierung magnetischer Variationen. Photographische Aufnahmen. Niederlegung einer Urkunde in einer Steinpyramide am nordwestlichen Abhang des Berges.
V. Schlittenreise. 26. Oktober bis 5. November 1902. Dr. E. Philippi, J. Offizier W. Lerche, Matrosen A. Lysell und K. Klück. 2 Schlitten. Südwestliche Route zum Aufsuchen und Verfolgen des Inlandeisrandes westlich am Gaußberg. Auf⸗ inden einer südnördlich streichenden Eismasse (Westeis) und Verfolgung deren Ostrandes nach Süden hin bis in die Nähe des Gaußberges und zurück bis in die Nähe ihres nördlichen Endes.
VI. Schlittenreise. 18. bis 24. November 1902. Dr. Fr. BVidlingmaier, Kapitän H. Ruser, II. Offizier L. Ott, Matrose K. Klück. 2 Schlitten. Magnetische Messungen westlich von der Winterstation. Festlegung des Nordendes des Westeises. Lotungen.
VII. Schlittenreise. 1. bis 4. Dezember 1902. Prof. Dr. v. Drygalski, Dr. H. Gazert, Dr. E. Philippi, Kapitän H. Ruser, Matrosen D. Johanesen und L. Reuterstjöld. 2 Schlitten. Aufsuchen und Begehen des Westeises nahe seinem Nordende. Lotungen.
Wie aus dieser Uebersicht hervorgeht, ist eine nicht un⸗ erhebliche Jahl von Tagen außerhalb der Station zugebracht worden. Auf die wissenschaftlichen Mitglieder und Schiffs⸗ offiziere verteilt sich dieselbe, wie folgt:
Prof. Dr. v. Drygalski w Prof. Dr. Vannhdsfen 65656 J
k 1
1 —
1 ‚
1 ‚—
k .
Diese Verteilung gibt zugleich über die den verschiedenen Iwecken der Fahrt gewidmete Jeit Auskunst, wobei allerdings u berüchsichtigen isi, daß die Schlittenreisen III und IV bei ihrer größeren Nähe an der Zeit der Winterstürme durch solche mehrtagige Verzögerungen erfahren haben.
Schon aus den obigen 2 geht hervor, eine wie wesent⸗ liche Ausdehnung unserer Arbeiten durch die Schlittenreisen ermoglicht wurde; neue Gesichtgpunkte wurden gewonnen, die auf der Station gebildeten Anschauungen erweilert und durch die Anlehnung an dag Land, an dag südpolare Inlandeig in einer kontinentalen Größe erst das eigentliche Verständnis unserer Lage im Südpolargebiete erschlossen. Wenn ich dazu erwähne, daß sie in das unvermeidliche Einerlel einer Polarstation Ab⸗ wechslung brachten, Anregungen gaben und vor Stockungen be⸗ wahrten, daß die Teilnahme daran auch für die Mannschaft ein * lebhafter Wünsche und Vestrebungen war, wird es Prechtsertigt erscheinen, wenn ich den Nutzen, den ung die Ausrüstung mil Hunden gebracht hat, nicht hoch genug deranschlagen ann zumal die Lieferung derselben in seder Be⸗ siehung so vortrefflich ausgefallen war, wie es überhaupt nur kein konnte. Denn daran besteht kein 3 daß bei den außeren Schwierigleiten, mit denen diese Fahrten zu rechnen hatten, ohne Hunde nur ein fleiner Bruchteil derselben zur Aus⸗ führung gelangt wäre. Dag Land wäre vielleicht auch ohne Dunde erreicht worden; doch die langeren Aufenthalte an dem⸗ Aben,. wie sie zur Erforschung notwendig waren, wären un⸗ moglich gewesen. ;
Dag Nelsen mit Hunden erfolgte in der gewohnten Weise. bie 9 Hunde wurden pro Schlitten verwandt und es konnten auch mit 7 Hunden Lasten bid zu 670 fund über schwierigeg Eis bewegt werden. Allerdings war es dann nicht, oder doch nur vorübergehend bel gänstigen Strecken möglich, auf dem
Schlitten zu fahren. Wir haben die Hunde immer paarweise längs gespannt, einen Leithund voran. Zur Führung mußte jedoch, wo nicht Spuren bereits vorlagen, einer von uns vor⸗ aus i Das Wohnen und Schlafen erfolgte in Zelt und Schlafsäcken, welche gegen die Kälte bis auf — 300 9. hin, ge⸗ nügenden Schutz gaben. Das Kochen erfolgte mit Petroleum⸗ oder Naphtabrennern, auf der vierten Schlittenreise wegen Verlustes des Brennmaterials meist mit Robbenspeck, wie denn überhaupt das Erlegen von Robben zur Nahrung für Menschen und Hunde überaus wertvoll war. Neben den vielen schönen und anregenden Erlebnissen, die wir auf den Schlittenreisen hatten, werden den Teilnehmern unvergessen aber auch die Schnee⸗ stürme sein, die sie dabei betroffen und sich bis zu solcher Gewalt gesteigert haben, daß das Zelt einmal 49 Stunden hindurch von seinen ö nicht verlassen werden konnte, und daß man hier, wie auch in anderen Fällen nur froh war, daß es stand hielt.
Von der Winterstation zur äußeren Eiskante.
Bei dem Aufbruch von der Winterstation am 8. Februar
19063 war für die Zukunft der ö der Gesichtspunkt maßgebend, die Fahrt möglichst in der Küstennähe nach Westen hin er ee. Als wir daher das Nordende der Eisberg⸗ ank, die uns solange gehalten, am Abend des 8. Februar passiert hatten, wurden nicht östliche oder nordöstliche Richtungen eingeschlagen, welche zunächst die meiste Gewähr für ein Vor— wärtskommen zu haben schienen, sondern nördliche mit der Absicht, baldmöglichst nach Westen abzubiegen. Meine Ordre an den Kapitän lautete: zwischen Nord und West der best⸗ mögliche Kurs. Mittlerweile hatte sich der Sturm, der schon im Moment unserer Befreiung begonnen hatte, zu einem richtigen Schneesturm entwickelt und wir sahen uns schon am 7. Fehruar 1903 in aller Frühe wieder vom Scholleneise be— setzt. Als der Sturm nachließ und es sichtiger wurde, befanden wir uns vor dem Nordostende des uns von den Schlittenreisen her bekannten Westeises.
Die Zeit von nun an bis zum 16. März 1903 bestand in meist kurzen Versuchen, uns mit der Maschine durch das Scholleneis einen Weg nach Westen zu bahnen, wofür durch die Sorgfalt des Kapitäns jede Gelegenheit wahrgenommen wurde, sowie in einem wirksameren r c t zunächst in nord⸗ westlicher, dann mehr in nördlicher bis nordnordöstlicher Richtung durch eine Drift.
Während dieser Zeit wurde viel gelotet, hydrographiert, gefischt und geschleppt sowie magnetisch auf Schollen und zum Vergleiche auch auf dem Schiffe gearbeitet, was alles interessante Resultate ergab. Natürli e. auch die n,. Beobachtungen dauernd fort. Auffallend war ein merklicher klimatischer Unterschied gegen unsere Station, die doch nur wenig d gelegen hatte. Auf dieser hatten wir die Herrschaft
er Ostwinde gehabt, während bei der Drift schon in Sicht des
Westeises und weiter nördlich noch mehr westliche Winde zum Durchbruch kamen. Dazu hatten wir es im Vergleich zu den Verhältnissen auf der Station nicht unerheblich wärmer.
Zunächst trieben wir an dem Nordrand des Westeises ent⸗ lang, uns allerdings auch gleichzeitig von ihm nach Norden ent— fernend. Am 19. Februar verloren wir es unter 650 32 s. Br. und 870 40 östl. L. v. Gr. aus Sicht. Schon vorher hatten wir am 16. Februar 1903 unter G50 45 s. Br. und 870 57“ östl. L. v. Gr. die Grenze von der Flachsee zur Tiefsee passiert, indem wir an diesem Tage folgende Lotungen hatten:
16. Februar 1903 3 Uhr früh 371 m 10 Uhr vorm. 1103 „ 8 Uhr nachm. 1611 „ Es war hier also ein schneller Abfall des antarktischen Sockels.
Am 20. Februar konnten wir etwas längere Waken in westlicher 6 durchfahren. Sie waren schon von Jungeis überzogen, das aber noch autzeinanderwich. Von da an war der Fortschritt der Fahrt nur gering, indem nur hier und dort passierbare Waken zwischen den Schollen benutzt werden konnten, um so größer aber der Fortschritt durch Drift und zwar ständig nach Norden.
Bis zum 21. Februar haben wir uns von der Station her bekannte Eisberge angetroffen, und zwar zuletzt einen solchen, welcher 6 kim östlich vom Gauß festgelegen hatte, wenige Tage vor uns freigekommen war und nun noch das von dem II. Of zier L. Ott auf ihm errichtete Signal trug; sie bekundeten auch eine westliche und etwas nor dũch Drift. Der Charakter des Scholleneises war wechselnd, indem auf Komplexe größerer und dickerer Schollen, solche leichterer folgten. Fast überall waren darin Zeichen von Drehung und geringen Pressungen an den aufgewulsteten Rändern. Ueberall trai Dünung auf, zunächst nur vorübergehend, dann aber immer stärker und ständiger, so daß die astronomischen Beobachtungen auf den Schollen zunächst unsicher und dann unmöglich wurden. Eigt⸗ berge umgaben ung ständig und nahmen nur nach Norden hin an Zahl ab.
Das Schiff hat sich in dieser ganzen Zeit vortrefflich bewährt, troßdem an seinen Bau und seine Maschine nicht unerhebliche Anforderungen gestellt wurden. Eg steuerte gut und wühlte sich durch Sioßen oder Drängen langsam aber sicher seinen Weg, wenn dag Eis bisweilen auch noch so fest gepackt erschien. In den Stoßen an den Schollen, die es beim Vorwärts gehen oder Rückwärtziehen erhielt, hat eg wohl gezittert, doch leine Verletzung erfahren. Nur der Bruch unserer besten Schraube ist infolge Aufschlagens auf einen Elsfuß zu beklagen gewesen. Am meisten hinderlich war das durch das gegen seitige Stoßen und aneinander Vorbeidrehen der Schollen entstehende Trümmereis, welches zwischen den Schollen wie ein Polster wirkle und die Kraft des Schiffes aufhielt, während auch stärkeres sestes Jungeis gut durchbrochen wurde.
Weitere Vlane.
Wir befanden ung schon über die Jahreszeit hinaus, in welcher wir ein Jahr früher unentrinnbar festgelegen hatten, und trieben nun in einem Eise umher, von welchem es nur zu deutlich war, daß es wegen Strömung und Dünung auch im Winter nicht fest werden fönnte, zumal die Temperaturen ozeanische Einflüsse erkennen und jene kontinentale Strenge ver missen ließen, die wir wenige Hreltenminuten weiter südlich zur gleichen Jeit schon gehabt hatten. Da unsere Drift wesent⸗ lich nach Nerden ging, war es ebenso Har, daß wir aus dem Eise heraugtrieben und es entstand nun bie Frage, was dann?!
Die Jahreg reit war so vorgerückt, daß eder Hinblick auf unsere Vorgänger in der Erforschung deg Sübpolargebietes nur dazu führen fonnte, dasselbe zu verlassen. Auch digene Er fahrungen vom vergangenen Jahre sagten, daß ein wirksames Vordringen nach Süden nicht mehr wahrscheinlich sei, well sich dag Eig im Süden schon geschlessen haben würde, daß anderer⸗
este Lage in lockerem Scholleneis besonders tionen ringen würde und auf die Dauer von ihm nicht ertragen werden könnte, zumal es dann ständig unter Dampf liegen müßte. Hierfür reichte unser Kohlenbestand nicht mehr aus, auch wären i en f g, Arbeiten bei einer Ueberwinterung unter so lockeren Verhältnissen nur in kleinem Umfange möglich gewesen. Aus diesen und anderen Gründen fehlte es nicht an Stimmen, welche sich für ein Verlassen des Südpolargebiets aussprachen.
Wenn ich trotzdem beschloß, einen neuen 33 zum Vorstoß nach Süden zu machen, bestimmten mich dafür die folgenden Gründe:
Die Challenger⸗Erpedition hatte im Februar 1874 wenige Grade westlich von unserer momentanen Lage mühelos den Polarkreis überschritten. Somit hatten wir dort schiffbares Meer zu erwarten. Daß dieses dort weit nach Süden herab⸗ . würde, war zunächst nicht . wegen des Ver⸗ laufs der von uns gefundenen Kaiser Wilhelm II-Küste und wegen der vom Challenger berichteten großen Zahl von Eistz⸗ bergen, die auch an seiner Route . Küstennähe gedeutet werden könnten.
Es konnte uns also unter günstigen e , n gelingen durch einen kurzen Vorstoß . Süden zwischen 750 und 306 östl. S. v. Gr. die Küste noch einmal zu erreichen und damit zur Frage der Erstreckung des Landes in diesem Gebiet der Antarktis einen neuen Beitrag zu liefern, beziehungsweise die H. nach dem i en en gen zwischen Wilkes⸗Land und
lemps⸗Land zu lösen, für welche die Entdeckung des Kaiser Wilhelm I-Landes schon von wesentlicher Bedeutung war.
Sollten wir dabei festkommen, hatten wir es einmal nach dem Stande unserer Ausrüstung in keiner Beziehung zu fürchten, auch nicht hinsichtlich des Kohlenbestandes, da der Verbrauch an Kohlen beim Festliegen wieder auf ein Minimum reduziert werden konnte; andererseits durften wir wegen der späten Jahreszeit dieses etwaigen Festkommens hoffen, daß es so weit draußen geschehen würde, daß wir im Südsommer 1903/1904 frühzeitig freikommen und dann bei günstigem Sommerwetter ö eine ergebnisreiche Fahrt längs der Küste machen könnten. Vielleicht konnte das Festkommen auch so erfolgen, daß wir mit dem Eise trieben, was ebenfalls gute wissenschaftliche Er⸗ gebnisse erwarten ließ. Ueberhaupt luden die schon erkannten Unterschiede dieser westlich von unserer Winterstation gelegene Teile des Eismeeres gegenüher den dort selbst erlebten namentlich in meteorologischer Hinsicht, verlockend zu weiteren Forschungen ein. ;
Kamen wir aber e, fest, hatten wir nach dem bisherigen Verlauf unserer Drift alle Ursache anzunehmen, daß wir dann in nicht zu langer Zeit wieder nordwärts hinaustreiben würden, und dann lagen die Verhältnisse wie zuvor, nur daß noch ein
. Versuch gemacht und neue Ergebnisse gewonnen sein onnten.
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Neuer Versuch nach Süden.
Der vorausgesehene Fall der Befreiung trat am 16. März 1903 ein. Durch Dünung und Strömung hatten sich die Schollen, in denen wir noch vom 6. bis 14. März festgelegen hatten, soweit gelockert, daß wir unter Dampf fahren konnten. Es geschah am 14. März zunächst nordwärts, dann am 15. März schon innerhalb des Scholleneises westwärts; am 16. März war die Außenkante erreicht und zwar unter 630 52 s. Br. und S830 19 östl. L. v. Gr. Von ihr waren nur noch nordwärts streichende Zungen vorgeschoben, die wir bei der Fahrt nach Westen zu durchqueren hatten. Die Außenkante lag hier über einen Breitengrad nördlich von der Ende Februar 1874 vom Challenger gesehenen Position. Dieses gab im Hinblick auf den oben mitgeteilten Plan zu denken, konnte jedoch nicht davon abhalten.
Wir verfolgten nun an der Außenkante, wo nur wenige Eisberge lagen, zunächst einen westlichen Kurs. Schon am 17. Marz 1903 nachmittags war es aber möglich, ihn südwärts zu wenden. Ein offenes Meer lag dorthin vor uns; bis zum Abend des 18. März gelang es, an der Westkante des Schollen⸗ eises, das wir vorher nordwärts durchquert hatten, entlang fahrend 640 51“ s. Br. bei 800 14 stl. L. v. Gr. zu er⸗ reichen. Die Wassertemperaturen waren in diesem Meere — fallend hoch, so wie sie an der Außenkante des Eises sich schne einzustellen pflegen. Der graubraune Albatros (Phöbetria fuliginosa), Majaquäus und Peion begleiteten die Fahrt und deuteten durch ihre Gegenwart auch die Möglichkeit an, daß eisfreies Meer hier nach Süden herabzieht.
Am Abend des 18. März 1903 aber mußten wir vor einer Eiskante halten, da wir in der Dunkelheit ihre Erstreckung und damit die Möglichkeit ihrer Bewältigung nicht zu übersehen ver⸗ mochten. Am folgenden Tage war Sturm aus West, in dem wir innerhalb des offenen Wassers kreuzten, aber auch bemerken konnten, daß es sich zuzog. Am 20. März fuhren wir weiter, zunächst westlich, dann südlich. Es ging in Waken und Rinnen und so mit Pausen sort bis zum 265. März. Die Schwierig⸗ keiten dieser Fahrt bestanden vornehmlich in der zunehmenden Länge der Nächte. Die Pausen wurden zu wissenschaftlichen Arbeiten benutzt.
Die beiden letzten Eislager.
Am 26. März sahen wir besonderg zahlreiche Eisberge um uns und voraus, auch zu Gruppen gesammelt. Eine dieser Gruppen erreichten wir durch eine Wale, die sich von ihr aug⸗ gehend nördlich zog, und sanden nun keine Möglichkeit weiteren Fortschritts. Denn das Eis in und um diese Gruppe herum war aus alten und jungen Schollen gemischt und so dicht gedrängt, daß wir es nicht durchfahren konnten. Die jungen Schollen waren Neueis, doch hier schon so dick, daß der, Gauß“ sie nicht mehr durchbrach.
Die Situation erweckte jedoch den Eindruck, als ob sie hier auch für den Winter — lönnte. Das Schiff wurde deshalb in diesem Eise sestgelegt und zwar östlich von der Eig⸗ berggruppe. Diese Wahl bot meines Erachteng den Vorteil, daß wir bei einem Durchlommen der ung von der Statien her bekannten Ostwinde, sest gegen die Eis berggrunpe gelegt, ent ⸗ weder mit ihr westwärtg treiben oder sestliegen würden, wahrend wir bei einer etwaigen Drift des Scholleneises unabhängig von den Bergen n südlich an ihnen freikommen konnten. Sollten sedoch auch hler die Westwinde bestehen bleiben, mußten wir schneller alg die Berge und deshalb auch frei von ihnen ostwartg treiben. Diese Annahme stäßte sich auf die Ersah⸗ rungen, die bei der bisherigen Drift gemacht waren.
Anfänglich ließen sich die Verhältnisse auch dementsprechend an. Wir trieben mit den Bergen und auch etwag fühnlich. Dann aber begannen die Berge sich untereinander zu verschieben und alg am 31. März ein starker Wind aus SSM. elnsente,