1903 / 193 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Aug 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Geburten, Todesfälle, ng Wegzug, Kalenderjahr. Die Erhebungen haben sich auf die ortsanwesenden Weißen zu erstrecken. soweit sich dieselben nicht lediglich auf der Durchreise in den Schutzgebieten aufhalten. Hinsichtlich des Standes der weißen Bevölkerung ist nachzuweisen: das Geschlecht, das Alter über 15 oder unter 15 Jahren, der Wohnhezirk (Bezirksamt, Stationsbezirk 1c) und Wohnort, der Beruf, die Staatsangehörigkeit, die Konfession, der Familienstand. Bei der Angabe des Berufs der erwachsenen männlichen Bevölkerung won über 15 Jahre an) sind folgende Gruppen zu unterscheiden: 1) Regierungsbeamte, 2) An⸗ gehörige der Schutz⸗ bezw. Polizeitruppe, 3) Geistliche und Missionare, 4) Ansiedler, Pflanzer, Farmer (landwirtschaftliche Berufe), 5) Tech- niker, Bauunternehmer, Ingenieure, Maschinisten, Photographen re. obere Gruppe der gewerblichen Berufe), 6) , . Arbeiter, ergleute ꝛc. (untere Gruppe der gewerblichen Berufe), 7) Kaufleute, . Gastwirte, Frachtfahrer 2c. (Handel), 8) Seeleute, Fischer ꝛc. Schiffahrt), 9) Aerzte, 10 sonstige Berufe ö Rechtsanwälte, Redakteure, Konsuln . und Berufslose. Unter der Rubrik Regierungsbeamte sind alle von der Regierung angestellten Personen außer den Handwerkern, Arbeitern ꝛc. nachzuweisen; es ist jedoch anzu⸗ eben, wie viele von den Regierungsbeamten Aerzte, Techniker, ö 2c. sind und wie viele von den als Handwerker, Arbeiter 2c. nachgewiesenen Personen im K beschäftigt werden. Der Ausdruck ‚Regierungsbeamte“ bezieht sich auch auf die Reichspost⸗ beamten und Kommunalbeamten. Die erwachsenen weiblichen Per— sonen sind, soweit sie verheiratet sind, nach dem Beruf ihrer Ehe⸗ männer zu unterscheiden. Es bleibt den Schutzgebietsverwaltungen überlassen, ob die Unterscheidung nach den sämtlichen für die Berufs⸗ gliederung der männlichen Bevölkerung angegebenen Rubriken oder lediglich nach den drei Gruppen 1) Regierungsbeamte und Schutztruppenangehörige, 2) Geistliche und Missionare, 3) Private erfolgen soll. Die ledigen und verwitweten Frauen sind in Missionsangehörige, Pflegeschwestern, Lehrerinnen und Sonstige zu unterscheiden. Für die Einteilung der weißen Bevölkerung nach Nationalitäten ist die Staatsangehörigkeit als maßgebend anzusehen. Die Angehörigen des britischen Reichs sind danach zu unterscheiden, ob sie aus dem europäischen Mutterlande stammen (europäische Engländer oder aus einer der britischen Siedelungskolonien (Kolonialengländer). Bei der Feststellung des amilienstandes ist bei den verheirateten Männern danach zu unter⸗ cheiden, ob die Ehefrau der weißen oder der farbigen Bevölkerung angehört. Bei den mit weißen Frauen verheirateten Männern ist ferner anzugeben, ob die Ehefrau im Schutzgebiet lebt oder nicht. Hinsichtlich der Bewegung der Bevölkerung ist nachzuweisen: die Zahl der Geburten und Sterbefälle, die Zahl der zugezogenen und weggezonenen benen die Zahl der Eheschließungen. Bei den Todesfällen sind die Todesursachen sowie die Zahl der im Alter von weniger als fünf Jahren verstorbenen Kinder besonders nachzuweisen. Die Ergebnisse der Bevölkerungsstatistik sind von den Schutz gebietsverwaltungen der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts mit tunlichster Beschleunigung nach dem Beginn eines jeden Kalenderjahres, spätestens mit dem Jahresbericht des betreffenden Schutzgebiets, einzureichen. Zugleich mit dieser Stalistik ist ein Be—⸗ richt über die Ursachen der wichtigsten im Stande der Bevölkerung während des abgelaufenen Kalenderjahres eingetretenen Veränderungen vorzulegen.

In Anbetracht der großen Schwierigkeiten, welche in den Schutzgebieten noch für absehbare Zeit einer systematischen und vollstaͤndigen Statistik sowohl der eingeborenen als auch der nichteingeborenen farbigen Bevölkerung entgegen⸗ stehen, hat sich die Kolonialoerwaltung bei dem Erlaß bindender Vorschriften auf die Erhebungen über die weiße Be⸗ völkerung der Schutzgebiete beschränkt. In dem Rund⸗ erlaß vom 22. Juli 1903 wurde jedoch den Schutz⸗ gebieten anheimgestellt, diejenigen Anordnungen zu treffen, welche unter den obwaltenden Verhältnissen und bei dem zur Verfügung stehenden Personal dem Interesse an der Kenntnis des Standes und der Verände⸗ rungen der farbigen Bevölkerung nach Möglichkeit gerecht werden. Als Richtschnur wurden dabei die diesen Teil der kolonialen Bevölkerungsstatistik betreffenden Ausführungen eines Runderlasses vom 8. Januar 1902 aufgestellt, in welchem die neuen Grundsätze der Bevölkerungsstatistik den Gouverne⸗ ments zur Begutachtung mitgeteilt worden waren. Diese Ausführungen lauteten:

I Betreffg der eingeborenen Bevölkerung: Bei der großen Bedeutung, welche den Veränderungen im Stande der eingeborenen Bevöllerung, namentlich in Bezug auf die Arbeiterverbältnisse, zu⸗ kommt, wird den Gouvernements empfoblen, die Bezirksämter ꝛc. an⸗ juweisen, daß sie alle innerbalb des Bereichs des Durchfübrbaren liegenden Ermittelungen über den Stand der eingeborenen Bevölkerung vornebmen, und zwar nicht nur hinsichtlich der bloßen Kopfjabl, sondern auch hinsichtlich der Verteilung auf das männliche und weib⸗ liche Geschlecht. Besondere Aufmerksamkeit dürfte ferner dem Einfluß von Krankbeiten und Seuchen auf den Bevöllerungsstand und den Wanderbewegungen der Eingeborenen, sowobl denjenigen, welche innerbalb deg Schußtzgebiets alg auch densenigen, welche über die Grenjen des Schutzgebietß sich vollsieben, zu widmen sein. In kflimatischer und sanltärer Hinsicht wäre eine Statistit über die Kindersterblichkeit der Eingeborenen, wo eine solche sich ermöglichen läßt, von besonderem wissenschaftlichen Interense. 2) Betreff der nichteingeborenen farbigen Bevölökerung: In Bejug auf die Vollständigkeit der statistischen Erbebungen wird man sich hinsichtlich der nichteingeborenen farbigen Bevölkerung mit einem geringeren Maße von Anforderung begnügen können, nämlich mit der Feststellung der Anzabl, der Unterscheidung nach dem Geschlecht, nach den Wohnvlätzen, der Nationalität und dem Beruf. Sowelt nach Lage der Verbältnisse deg Schutzgebietg auch für dlese Bevölkerungegrurve die weiterge benden, für die weiße Be⸗ vpölferung ju liefernden Nachweisungen möglich erscheinen, sind solche Nachwelsungen erwünscht.

Ferner sind die Schugtzgebiets verwaltungen angewiesen worden, der Ermittelung deg Bevoölkerungestandes der Mischlinge besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Zahl, das Geschlecht, der Wohnsitz und der Beruf derselben sind in besonderen Uebersichten nachzuweisen.

Eheschließungen) das

Cesterreich⸗ Ungarn.

Wie das Ungarische Telegraphen⸗Fporrespondenzbureau“ erfährt, wird der König vom Freitag ab nachstehende Person

lichkeiten in Audierz empfangen, um deren Anschauungen daß der Aufstand als nationale Sache der Bulgaren

über die Situation i hören: den Präsidenten des Magnaten

hauseg Grafen Albin Czaky, den Präsidenten des Ab⸗

geordnetenhauses Grafen Albert Apponyi, die früheren Ministerpräsidenten Graf Julius Szaparn, Dr. Wekerle, Desider Banff, Koloman Szell, ferner die Grafen Julius Andrassy,. Stefan Tieza und Uierander

Karolni, den ehemaligen Minister deg Innern Bierongmi, den Abgeordneten Hodossy und den Präsidenten der Vollg⸗

partei Grasen Johann Zichn.

Frantreich.

Die Session der Generalräte ist gestern eräffnet worden. Die meisten von ihnen haben ihre bisherigen Vor— sitzenden wiedergewählt, darunter den Ministerprästdenten Comdeg mit Ginstimmigkeit, ferner Jonnart, Méline,

wurden mehrfach, wie

die Minister Valls, Marusjgouls und Trouillot. Es W. T. B.“ meldet, Tagesordnungen angenommen, in denen bas Ministerium zu seiner Politik und zu seiner Handhabung des Vereinsgesetzes beglückwünscht und um Verharren darin aufgefordert wird; einige Generalräte ö ch 3 die Ausweisung der Ordensangehörigen aus. us Ain Sefra meldet die Agence Havas“ vom gestrigen Tage, daß die 4. Eskadron des 2. Regiments der Ehässeurs d' Afrique um Mitternacht den Befehl erhalten habe, im Eilmarsch . dem äußersten Süden des Landes aufzubrechen. Die Eskadron habe Ain Sefra um 4 Uhr morgens verlassen, um gegen mehrere Räuberbanden, so⸗ genannte Harcas, zu operieren, die die Gegend um Faghit unsicher machten. Die „France Militaire“ meldet, daß sechs Batterien des 8. Artillerleregiments bis Ende dieses Monats zwischen Baccarat und Vszelise Schießübungen im freien Gelände vornehmen würden. Diese Uebungen sollten die gewöhnlich auf den Exerzierplätzen stattfindenden ersetzen. Die Generale Langlois und Brugäére würden den Uebungen beiwohnen.

Rußland. Gestern ist, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, die Ab⸗ teilung der Schwarzmeerflotte unter dem Kontreadmiral

Krüger von Sewastopol nach den türkischen Gewässern ab— gegangen. .

Niederlande.

Der niederländische Gesandte in St. Petersburg ist, dem „W. T. B.“ zufolge, ermächtigt worden, sich den Mächten anzuschließen, die den Kaiser von Rußland er⸗ . haben, unter den Mitgliedern des Schiedsgerichtshofes rei Schiedsrichter zu ernennen, die das Schiedsgericht in der Frage der von Venezuela ö Ueberweisung von 30 Proz. der Eingangszölle bilden sollen.

Türkei.

Wie dem Wiener „Telegr.⸗Korresp⸗Bureau“ aus Kon⸗ stantinopel mitgeteilt wird, hat der österreichisch⸗ungarische Botschafter Freiherr von Calice am Sonnabend neuerdings bei dem Großvezir dringliche Schritte bezüglich energischer Bewachung der Orientbahnlinie gemacht.

Weiter meldet dasselbe Bureau: Von den 189 Infanterie— bataillonen des dritten Korpsbereichs Saloniki, der die Wilajets Saloniki, Monastir, Uesküb, Skutari und Janina umfaßt, sei beinahe der dritte Teil im Wilajet Monastir zu⸗ sammengezogen worden. Daß trotzdem die revolutionäre Be⸗ wegung nicht erstickt sei, werde auf das Bemühen der türkischen Regierung zurückgeführt, größeres Blutvergießen möglichst zu vermeiden, die Aufständigen zur Niederlegung der Waffen und die geflüchtete Landbevölkerung zur Rückkehr in ihre Dörfer zu bewegen. In den Kreisen Di bre und Kastoria solle dies auch gelungen sein. Nach amtlichen türkischen Angaben sei die Bande, die Krusche vo besetzt gehalten, nicht mit Gewalt daraus ver⸗ trieben worden, sondern sie sei freiwillig abgezogen; sie habe sich in einem anderen Orte festgesetzt, der infolgedessen eingeschlossen worden sei. Ein weiterer Ort sei nicht in den Händen der Komitees. Es scheine, 2 aus den oben angegebenen Gründen absichtlich von türkischer Seite den Komitatschis der Abzug aus Kruschevo ermöglicht worden sei. In den letzten Tagen seien nach Angaben der Pforte keine größeren Zusammenstöße des Militärs mit Banden vorge⸗ kommen. Auf Grund eines Berichts des Generalinspekieurs Hilmi Pascha teile die Pforte mit, daß zum Schutze der Konsulate Wachen aufgestellt worden seien und die Konsuln beim Ausgehen von Eskorten begleitet würden.

Im MYildizpalast seien neuerdings Beschwerdedepeschen der Türken und Albanesen aus verschiedenen Orten des Wilajets Monastir eingelaufen, die teils Schutz gegen die Komitatschi, teils dringend die Erlaubnis zum Vorgehen gegen die der Teilnahme an dem Treiben des Komitees beschuldigte bulgarische Landbevölkerung verlangten, widrigenfalls sie selbst Rache nehmen würden.

Eine Mitteilung der Pforte an die österreichisch⸗ ungarische und die russische Botschaft besage, daß eine Komiteebande im mohammedanischen Dorfe Zive, Kreis Kastoria, von 91 Häusern 8 verbrannt habe. Eine aus Kastoria eintreffende Truppenabteilung habe der Bande schwere Verluste beigebracht. Die Truppen hätten einen Verlust von 1 Toten und 3 Verwundeten gehabt. Ferner würden Einzelheiten über den Bandenkampf am 11. d. M. in Gümendsche, Wilajet Saloniki, mitgeteilt. Die Komitee⸗ banden und einige bulgarische Einwohner sollten Wachen und Patrouillen beschossen und mit zahlreichen Dynamitbomben beworfen haben. Ein Komitatschi sei getötet und mehrere ge⸗ fangen genommen worden, der Rest der Bande sei geflüchtet.

TZTerbien.

Wie die „Kölnische Zeitung! aus Belgrad meldet, wurden auf Einschreiten der türkischen Gesandtschaft Waffen und Munition, die nach Bulgarien verschickt werden sollten, angehalten und der Spediteur wegen unerlaubter Aus⸗ fuhr zu 20 000 Fr. Geldstrafe verurteilt.

Bulgarien.

Das Wiener Telegr⸗Korresp⸗Bureau“

berichtet aug

Sofia, das den Vertretern der Großmächte übermittelte Memorandum über

das Vorgehen der Türkei in Mazedonien beschränke sich auf die Anführung von Einzel⸗ heiten, obne die Mächte zu einer Intervention aufzufordern. Auf den Einspruch des türkischen Kommissarg habe die Re⸗ gierung eine beruhigende Erklärung abgegeben.

Eine am Sonntag in Sosig abgehaltene mazedonische Versammlung nahm eine Resolutson an, die dahin geht,

anzusehen sei Amerika.

Der Präsident Roosevelt nahm, wie W. T. B. be⸗ richtet, gesern in Oysterbay eine Besichtigung der Flotte vor; es nahmen daran 21 Kriegsschiffe teil.

Der Gesandte der Vereinigien Staaten in Bogota bat gestern dem Staate departement die Mitteilung

gemacht, daß der columbische Senat den Vertrag, be—

treffend den VPanamakanal, abgelehnt habe.

N sien. Der amerikanische Gesandte in Peking hat, wie Wm. T. G- aug Washington erfährt, ven dem Prinzen Tsching die schrüftssche Jusage erhalten, daß er den Handels⸗

KRarlerube.

vertrag mit Amerika, der eine Klausel, betreffend die am 8. Oktober erfolgende Oeffnung von Mukden und Tatung tao, enthält, unterzeichnen werde.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im Juli 1903 und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Es wurden befördert deutsche Aus wanderer im Monat Juli über 1903 1902

mint,, 1195 Vamburrgcc 681 deutsche Häfen zusammen .. . 1957 1875 fremde Häfen (soweit ermittelt 708 774

überhaupt.. 2645 2650. Aus . Häfen wurden im Monat Juli 1903 neben den

1937 deutschen Auswanderern nech 17729 Angehörige fremder Staaten befördert; davon gingen über Bremen 11 236, über Hamburg 6490.

Die wegen Bleivergiftung in den Krankenhäusern Preußens Behandelten.

Die Anzahl der behandelten Personen betrug nach der Stat.

Korr.“: 1900 .. (1L 509 m. 14 . 1523

1895 .. (1 120 m. 43 ö 1163 1899 .. (1 601 . 23 .) 16241 1901 .. (1369 . 24 ) 1383.

Nach dem Berufe waren von den männlichen Personen I) Arbeiter bezw. Handwerker, mit , che . beschäftigt:

1900 1901 ae

b. Schlosser, Schmiede, Feilenhauer 41 C. Klempner, Rohrleger. 4 31 d. andere Metallarbester.. 60 e. Schriftsetzer und Buchdrucker. 32 zusammen. . 364 2) Arbeiter usw, mit Bleiweiß beschäftigt: JJ b. Ylalẽr An sttricher und Lackierer 347 3) Arbeiter usw. anderen Berufes.. 97 überhaupt 1——3 1120

Hiernach läßt sich schon eine Abnahme der Zahl der an Blei- vergiftung in den Krankengnstalten Behandelten für die letzten Jahre erkennen. Auch die Vorführung der Zahlen nach dem Alter der Behandelten bestätigt diese Liga? insbesondere für das arbeits- leistungefähigste Alter von 20 bis 59 Jahren, dem die größte Zahl der Kranken angehörte. Es waren nämlich alt:

unter 20-50 über 20 Jahre Jahre 50 Jahre ö, 171 911 37 1 1 105 1375 108 13 ö, 74 1323 92 20 , 93 1183 74 9.

Hierbei muß auch in Erwägung gezogen werden, daß die Zahl der in den Krankenanstalten überhaupt Behandelten seit 1895 bedeu⸗ tend gestiegen ist; denn die Krankheitsfälle bei männlichen Personen beliefen sich 1895 auf 371 378, stiegen 1899 auf 457 684 und 1991 auf 501 113. Trotz dieses Anwachsens der Krankenziffer überhaupt ist unverkennbar eine Abnahme der Zahl der Bleivergifteten unter den in den Krankenanstalten Preußens in den letzten Jahren Behandelten vorhanden. Ob die Bleivergiftungsgefahr abgenommen hat oder ob und welche Maßregeln zur Verhütung der Krankheit zur Durchführung gelangt sind, . Frage kann nur durch eine eingebende Untersuchung beantwortet werden.

unbekannt

Durchschnittseinkommen in vreußischen Städten.

Nach einer Berechnung des Statistischen Amts der Stadt Breslau zahlte, wie wir der Zeitschrift jür Sozialwissenschaft“ (Heft 8/9 1903) entnehmen, im Jahre 1902 der durchschnittliche teuer zahler staatliche Einkommensteuer in in Frankfurt a. M. . 122.9 4A, Hen . 1 Charlottenburg. 7 Breslau ĩ 1 ( Königsberg i. P. 1 2 Elberfeld. Be ; Berlin

Stettin

66,4 A, Nagdeburg. .. 66,2

ö. Sannober.. . 66,9 ö anzig z: 1 Essen .

Dãsseldorf

. Crefeld.

. Dortmund

P Barmen

é Kiel

. Altona

Zur Arbeiterbewegung.

Düie Bautischler Berlins und der Umgegend baben, der Voss. Itg. infolge, der Meisterschaft in einem neuen Tarif mit 7o Positionen Fo derungen unterbreitet. Die Accerdpreise sollen danach um 10 big 30 v. H. erböbt werden. Die Hehl der Maschinenbilfearbeit soll der Meister allein tragen. Dieser soll auch bei Accordarbeiten eine Garantie für einen Mindestwochenlohn von N A üÜübernebmen Die Meisterschatt bat die Forde⸗ rungen einmütig abgelebnt. Die Berliner Marmaor⸗ industriellen baben den Arbeitern (vzl. Nr. 191 d Bl.) auf ibr Rundschreiben vom 13. d. M. einen ablebnenden Bescheld erteilt. Darsus bat, wie die Voss. Itg. mitteilt, eine Versamm⸗ lung der Arbeitnebmer beschlossen, in den allgemeinen Auestand ein jutteten; sämtlicke Arbeiter, die gegenwärtig nech in Marmer oder Granit arbeiten, sollen die Arbeit niederlegen ie Ausstande kom- mission wurde beauftragt, sämtliche Arbeitgeber ju beute (Dienetag) vor das Ginigungeamt des Berliner Gewerbegerichtg ju laden.

Uecker Lusstände in Ungarn wird dem W. T. B.- aug Budarest berichtet: Arbeiter der Bobar⸗Ssilagver Oel- industriegesellschaft in Wejs Telegd legten die Arbeit wegen Verweigerung einer weiteren Lobnerböbung nieder. Die Autzstãndigen terrorisierten die Arbeitemilligen. wesbalb die Direktion den Betrieb ein⸗ siellte. Tie Bebörden baben Maßregeln zur Aufrechterbaltung der Ord- nung getresfen. In Banlak (Komitat Torontal) ist ein Auęstand unter den Schnittern auegebrechen. Wegen der herrichenden Er⸗ regung ist milltärische Hilfe berbelgebelt werden. Dreißig Wädele˖ fahrer wurden verbaftet und ju je 30 Tagen Daft derurteilt.

Seit den lepten Nachrichten dem . August baben, dem Ww. T G. jzufol ze, keine Unruben in Odessa stattgefunden. Alle Mewerbe, ebenso die Eisenbabnangestellten, 2 lbre regel⸗ mätlge Tätigkelt aufgenommen. Gine friedliche Ginlqung mit Arbeitern der Dam pfschtsfe und der Straßenbabn ist mm stande gekommen. (Vgl. Nr. 178 d. WM.)

Kun ft und Wissenschaft.

Der Landschastemaler Prefesser Hang Gude, Mitglied der Aznialichen Alademse der Künste, it. wie W. T. G. m m. nachmittag bierselbst versterben. Er war am 14. Min 1 u Ghristianla geboren, studierte in den Jabren 1831 bie 1814 unter der Leitung . Achenbach und X. W. Sckirmerd ang der Mlademle ma Däselkerf und erkielt . . 1857 die geldene Medallle der Berllrer Aiademie. Ven Basseldorf, ee er 1e, Prefesser an der Alademie warde, ging er, entbalt in Nerdwaleg 1884 in

aleicher In den Jabten

18830 bie 1901

Giaenschaft ar er dann

ach welle 2 ö * nach

Vorsteher eines Mei eliers für Landschaftsmalerei an der Akademie zu Berlin, Das Hochgebirge Norwegens, die melancholische Stille nordischer Fjords, das wilde Klippenwerk der Käüste, wußte er mit

oßer Mei lerschaft zu schildern. Von feinen Gemälden, die zumeist n den Befiß von öffentlichen Kunstsammlungen übergegangen sind, seien folgende genannt; Sommerabend auf einem norwegischen Binnensee“ (1851; Berliner Nationalgalerie); Vorfrühling im süd, sichen Norwegen! (1856; Museum in Danzig); ‚Christigniafijord. 1557; Kunsthalle in Hamburg); Nächtlicher Fischfang in Norwegen. 66 Akademie in Wien); ‚Leichenzug auf einem norwegischen Fjord“ (1866; Museum in Göteborg); Lledr Valley in Wales. Nationalgalerie in Stockholm); ‚„CEhiemsee mit der Herreninsel“ (1868; Akademie in Wien); Norwegische Küste mit Iandenden Fischern. (1870; National- galerie in Berlin z. . Meeresstille an der norwegischen Küste· (1871, Museum Wallraf⸗Richartz in Cöln); „Christianiafjord⸗ (1873; National- galerie in Christiania); ‚Nothafen an der norwegischen Küfte (1880; Runsthalle in Karlsruhe)h; Strand auf Rügen mit heimkehrenden sschern (1883; Museum in Breslau); Landende Fischer an der 6. von Rügen“ (1885; Dresdener Galerie); ‚Wikingerschiffe im Sognefjord' (1893; Berliner Nationalgalerie); ‚Nach dem Sturm“ (fei 1899 ebendaselbst).

In Bethel bei Bielefeld ist der Geschichtsmaler Professor paul Händler am Sonnabend aus dem Leben geschieden. Er war im 16. März 1833 zu Altenweddingen bei Magdeburg geboren, bildete sich an den Kunstschulen in Berlin und Düsseldorf und in den Jahren 853 bis 1858 bei Julius Schnorr in Dresden Er unternahm dann Studienreisen nach Rom und Paris und kehrte 1860 nach Dresden zurück, wo er anfing, für kirchliche Zwecke in monu— mentalem Stil zu schaffen. Im Jahre 1877 wurde er Lehrer an der Akademie zu Berlin, wo er im Jahre 1883 zum Professor ernannt wurde. Ven seinen Werken sind die Entwürfe der Glas—⸗ senster für das Mausoleum des Prinz⸗Gemahls' von England in Windsor Castle (1866), eine Kreuztragung als Altarblatt für die Garnisonkirche in Posen (1867), die Wandgemälde im Gymnasium ju Magdeburg (1831 1883) sowie Bilder aus dem Leben des Apostels Paulus (1891) besonders hervorzuheben.

Literatur.

ff. Kursächsische Streifzüge. Von O. E. Schmidt, Professor an der Fürstenschule St. Afra in Meißen. Mit einem Titelbild und 22 Federjeichnungen von Max Näther. 351 S. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow. Preis brosch. 3, 50 6, geb. 4.50 . Der Verfasser des vorliegenden Buchs, der in der Wissen⸗ schaft als ein hervorragender Kenner des klassischen Altertums bekannt sst, hat sich diesmal auf heimatlichen Boden begeben und Betrachtungen über geschichtlich denkwürdige tätten im Gebiet des ehemaligen Kurfürstentums Sachsen angestellt. Die einzelnen Aufsätze lauten: Glbfahrt nach Mühlberg. Auf den Spuren Karls V. und Johann Friedrichs des Großmütigen. Die Lochauer Heide und Annaburg. Sitzenroda. Schilda und das Schildburgerluch. Pretzsch. Belgern, Prettin und Lichtenburg. Torgau. Wittenberg. Der Verfasser ver⸗ bindet ein reiches historisches Wissen, das neben den Angaben im Tert die zahlreichen, im Anhang zusammengestellten Anmerkungen beweisen, mit einer guten Beobachtungsgabe und weiß in seiner Darstellung einen Ton zu treffen, der zum Herzen feht! Eine Probe mag das veranschaulichen. Er schreibt von seiner Ankunft in dem zwischen Torgau und Wittenberg gelegenen Elbstädtchen Pretzsch: Es war die schönste Zeit der Woche, Sonnabend Nachmittags, als wir dem blitzsauberen Gastbof zuschritten. Die Sonntagsruhe warf ihren wohltuenden Zauber voraus, die Leute standen schwatzend vor den Häusern, nur hier und da war noch eine Magd beschäffigt, dem Pflaster mit dem großen Rutenbesen das Feier tagskleid zu geben sonst war alles friedlich und still unter dem goldenen Abendhimmel; unsagbares Behagen lag auf den Gesichtern der Männer und der Weiber. die, den Spaten über der Schulter, von den Kartoffelfeldern heimkehrten; mit sattem Plumpsen rollten da und dort die erdduftenden Früchte von den Wagen in die Keller: magnum bonum, magnum bonum klang es aus der Tiefe herauf. Solche Stunde und Slimmung erinnert mich immer an die selige Kinderzeit, an das qualmende Kartoffelfeuer auf dem Felde, das wir, der lateinischen Grammatik glücklich einmal ent- ronnen, im Herbst am Sonnabendnachmittag anzuzünden pflegten, und an das Ständchen bei Sonnenuntergang unter der Haustür, wo wir den abnunggvollen Vorgeschmack des Sonntags genossen, der uns noch viel schöner dünkte als der Sonntag selbst. Die in Pretzsch wieder einmal geschaute Behaglichkeit wirkt ansteckend, wie ja auch die Gesundbeit in manchen Fällen ansteckend wirken soll, und man wird sich dabei bewußt, wie schön es doch ist, solche an—⸗ spruchslose mitteldeutsche Landstädte zu durchwandern, wo uns durch lausend Kleinigkeiten, die einen wie alte Bekannte grüßen, das warme Heimatgefübl in der Brust erweckt wird, das ung nicht der gzurne Dimmel Italieng, nicht die üppigste Trovenlandschaft geben kann.“ Wer so zu schauen gelernt hat und solche Stimmungen zu malen weiß, ist ein Künstler und Dichter und wohl berufen, die Schönbeiten seiner Heimat zu preisen. Man möchte die Betrachtunggweise des Ver- sassers mit den Schilderungen vergleichen, die Ernst Moritz Arndt in seinen Erinnerungen von Land und Leuten in seiner Heimat entwirft. Ven seiner deuischen und echt evangelischen Gesinnung legt der Ver⸗ sasser manches schöne JZeuanis ab. In den Ketrachtungen eines in Deutschland reisenden Deuischen? von P. D. Fischer wird den Deutschen eine bessere Kenntnig ibres Vaterlandeg gewünscht; in den ‚Uursäch- sischen Streifjügen! hat D. G. Schmidt gezeigt, wie man durch liebe⸗ dolle Versenkung in die Vergangenheit und empfänglichen Sinn für die Gegenwart der Heimat ibre Reize ablauschen kann.

f. Die Fürsten Dolgorukis, die Mitarbeiter Kaiser Lleranderg 1. in den ersten Jabren seiner Regierung. Ven Großfürst Nikolai Michafslowitsch. Aus dem Russischen. Mit 12 Porträts. Autorisierte, vom Verfasser durchgesebene Ausgabe. 199 S. Leiriig, Heinrich Schmidt und Garl Güniber. Brosch. 6, Feb. 8 Æ Die vorliegenden Biographien sind aug fürjeren Auf⸗ sägen bervorgegangen, die für das Biographische Lexikon, berausgegeben don der Kaiserlich Russischen Historischen Gesellschaft, verfaßt waren. Färst Peter Delgorukis leitete im Gegensaß ju dem Fürsten Adam Gjartorvell im Jabre 1305 die Politik ein, die zu der Niederlage von Austerligz fübrte, und starb bereit? im Jabre 1805 im Alter von 29 Jabten. Zwei rechtfertigende Denlschrtften Dolgorufijs, die der Derausgeber alg eine bibliograpbische Sel tenbeit bezeichnet, werden bier in vollem Umfang in der Uehbersetzung mitgeteilt, ebenso einige Urteile von Jeitgenossen über den Hirten. Peters längerer Bruder Fürst Michael lam im Jabrte 1800 im Alter von 19 Jahren mit einer Gesandtschaft nach Paris und lernte in den dortigen Salonz viele berworragende Personen kennen. Seine Briefe aus Parig sind in den Beilagen mitgeteilt. Er zeichnete sich in den Schlachien bei Austerlitz und bei Preußisch - Grlau durch sroße Tapferkeit aug und fiel im Kriege mit Schweden (1808) im

lter don 77 Jabren, eine Ranonenkugel streckte ihn nieder wie einst den fran sosischen Marschall Turenne e verschledenen Berichte uber einen Tod sind beigefügt. Für die Grferschung der russischen Ge—⸗ chichte ju Anfang des 19. Jabrbundertg bildet die verliegende Publi. kation, deren Teri don jablreichen Beilagen aug den Archlven begleitet ift, einen wermwellen Bestrag ;

C. Geschiicohtliche Aufsätze von War Jäbn g. Ausgewäblt und keraue gegeben somie mit ciner Fiograrbischen Ginleitung verseben don Varl Koetschau, nebst einem Anbang: Mar Jäbng als militärischer Sch rittneller von Alfter Meyer Mit einem Bildnig in Kupfer⸗ lichte tack M0 S. Berlla, Verlag don Gebrüder Pactel. A 10

In er derliegenden rm, sind selgende Anfsäße von Mar ibn fisammengestellt 1) Die Rriegekunst alg Qunst (aug den q cen sbeien 1374. .. Die Trilegie Karlg des Kuübnen (aus den ren beten“ 1876) 3) Die Schlacht don Pavla am 24 fe- kraar 1827, dag Sedan deg J. Jabtbunderte aug en Grenz- keten⸗ 183751 ) Der Große Kurfüärst bei Febrbellin, Welgast und Etettia 1876 1677 (aug dem „Debenollern - Jabrbuch 1897. ) Der Mreße Rurfürst auf Rogen und der Stralsand 1878

und der Winterfeldzug in . 1679 (aus dem Hohen⸗ zollern. Jahrbuch? I859. 6) Kaiser Wilhelm. Ein Ümrif feines militärischen Lebens (aus den Beiheffen zum, Mil.⸗Wochenblatt“ 1885). 7) Walther von der Vogelweide (aus den Preußischen Jahr- büchern. Bd. XX, Heft 3, 1867). Max Jähns, der im Jahr 1898 als Oberstleutnant a. D. gestorben ist, hat sich nicht nur als Militär⸗ schriftsteller einen Namen gemacht, vornehmlich durch seine dreibändige Geschichte der Kriegswissenschaften', sondern ist auch durch seine glänzende Redegabe im Vortrag in weiteren Kreisen bekannt geworden, z. B. als Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Den zahlreichen Verehrern des ausgezeichneten Mannes wird . die vor⸗ liegende Sammlung, die einen Akt der Pietät gegen den Verstorbenen darstellt, willkommen sein. Mag auch in den einzelnen Aufsätzen nicht immer ein bestimmtes Forschungsergebnis zu Tage treten, so kann man sich doch an ihrem frischen, eindrucksvollen Ton erfreuen.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Weizeneinfuhr Marseilles.

Nach den Wochenübersichten des in Marseille erscheinenden ö hat die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem Seewege etragen:

in der Zeit vom 12. Juli d. J. bis zum 17. Juli d. J. 86 031 dz k in der Zeit vom 18. Juli d. J. bis zum 24. Juli d. J. 12565 842 ban 66868563 in der Zeit vom 26. Juli d. J. bis zum 31. Juli d. J. 145 267 J 889479 in der Zeit vom 1. Aug. d. J. bis zum 7. Aug. d. J. 143 264 d 8369 5399

In den Marseiller Docks und Entrepots befanden sich am 5. August d. J. 61 550 42.

Getreidehandel in Syrien. . Kaiserliche Generalkonsul in Beirut berichtet unterm 6.

t.

Im verflossenen Mongt wurden über Beirut 1009090 42 Gerste nach Liverpool zum Preise von 12,50 Fr. für den Doppelzentner f. a. B. ausgeführt. Auch über Mersina wurden erhebliche, jedoch nicht ziffernmäßig festzustellende Mengen Gerste, vorzugsweise zu Brauzwecken, nach Antwerpen verschifft (früher fand die Mersinaer Gerste trotz ihrer guten Qualität mebr als Futtergerste Verwendung); ihr Preis war 11.50 Fr. für den Doppelzentner f. a. B.

Cypern hat in diesem Jahre eine sehr reiche Gerstenernte gehabt und dürfte einen Teil derselben ausführen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Spanien.

Der Generalgesundheitsdirektor in Madrid macht im Hinblick auf die Vorschriften des Reglements über die äußere Gesundheits⸗ polizei bekannt, daß die Beulenpest in Neu-Caledonien aus—⸗ gebrochen ist.

Marokko.

Der Conseil Sanitaire in Tanger hat alle syrischen Häfen für ver seucht erklärt.

Verkehrsanstalten.

Nach einer an die Handelskammer zu Berlin gerichteten Mit— teilung der Großherzoglichen Generaleisenbahndirektion zu Schwerin in Mecklenburg wird am 1. Oktober d. J. zwischen Warne—⸗ münde und Gjedser eine von den mecklenburgischen und dänischen Staatseisenbahnen betriebene Dampffährverbindung eröffnet werden, die den direkten Wagendurchgang von und nach Dänemark, Schweden und Norwegen vermittelt. Die Einrichtung führt, wie die Mitteilung hinzufügt, gegen⸗ über der bereits bestehenden Fährverbindung über Vamdrup Friedericia Korsör eine beträchtliche Wegeabkürzung herbei; so wird der direkte Schienenweg Berlin Kopenhagen um über 300 Tarif- kilometer abgekürzt. Die neue Strecke wird mit dem Tage der Betriebseröffnung in den deutsch-dänischen Verbandstarif und dem- nächst auch in den deutsch schwedischen und deutsch norwegischen Güter- tarif einbezogen werden; es wird dadurch eine wesentliche Verbilligung der zur Zeit geltenden direkten Gütertarife eintreten. Ueber die voraus- sichtliche Höbe der künftigen Frachtsätze erteilt das Verkehre bureau der Handelskammer nähere Auskunft.

Theater und Musik.

Neues Königliches Dperntheater.

Genes reiwolle Operette Der Seekadett“, die im Zentralthea ter bäufige Wiederholungen erlebte ist nun auch in den Spielplan des auf der Königlichen Bübne am Königsplatz gastierenden Ferenc wschen Operettenensembles übergegangen und hat dort eine ebenso freundliche Aufnabme gefunden wie früher. Die Titelpartie ist in den Händen des Fräuleins Hennv Wildner verblieben. Sie gestaltet die Rolle des als Seekadett verkleideten Mädchens mit an- mutiger Schelmerei, weiß aber doch dabei das Maß der Zurück baltung einzubalten, dag für eine dezente Daistellung geboten ist. Auch sibre gesangliche Leistung ist recht ansprechend, obwobl ibr Organ kaum die Kraft bat, um sich in dem großen Raum immer siegreich zu behaupten. Den Zeremonien meister gibt Herr Ander in seiner Art ebenso lomisch wie sein Vor anger in dieser Rolle, Herr Sondermann, und die Königin bat in Fräulein Vettori eine in Darstellung und Gesang vollbefriedigende Vertreterin gefunden. Neu ist ferner Herr Siegfried Adler in der früber von Herrn Kunstadt gesungenen Partie des Lambert; seine an- genebme Tenorstimme und seine gewandte Darstellung sind auch bier vollkommen am Platze. Die Rolle deg Januario ist in den bewäbrten Händen des Herrn Carl Schul verblieben, der auch alg Regisseur für eine ansprechende Inscenierung und ein flottes Ineinandergreisen des Zusammenspielg gesorgt bat.

Im Königlichen Dyernbhause geht morgen, Mittwoch, Samson und Dalila“, Dyer in drei Akten und dier Bildern von G. Saint. Sanng in nachste bender Besetzung in Scene Dalila: Frau Gocke; Samson: Herr Grüning; Oberpriester: Herr Bachmann. Im Bacchanal deg dritten Aufjugeß tanzt Fräulein Dell Gra. Kapell⸗ meister von Strauß dirigiert.

Im Königlichen Schauspieldaase wird morgen das Lustspiel Im bunten Rock! mit den Herren Müller. Herßzer, Boettcher, Vollmer, Keßler, Cichbolj und den Damen von Mavburg und Haugner in den Daurtrellen ge eben.

Königliche gef iele. Mit der setzigen Wiederersff nung der Königlichen Theater kann die neue Ver waltunggorganisatien alg in greßen Zügen beendigt gelten, nachdem in den Ferien die Syenalinstruktionen far sämiliche Verwaltunge jweige dem General ˖ intendanten von Häüälsen und dem Gebeimen Dofrat Winter aug gearbeitet und nunmebr mur Ausgabe gekommen sind. Die Einrichtung der großen, nenen technischen Gtablissemente für dag Garderobe und Dekoraflengmesen soll ebenfallg bereltz um 1. Oktober J. J. beendet sein. Big dabin werden auch die kanstlerlschen Vorstudien für die zunächst jur Neueinstudierung geplanten Werfe so weit gefördert sein, daß man dom Beginn der eigentlichen Saison, die unter dem Jeichen diꝑeser neuen eingrelfenden Veränderungen stebt, wird srrechen können. Sie wird in der Dyer mit einer sorgfältig vorbereiteten Neueinftudierung don MWagnerg Meistersinger“, im Schausriel mit einer selchen den Goetbeg Gög ven Berlichingen Anfang Dfieber einsepen. An Novitäten werden in der Dyer die bereitg lange Jelt angenommenen Werle Masseneig Manon“, Stenbammarg Fest auf Selbaug“, Tschallewe lig Pique Dame“ R, an Neuelnstudierungen Wagners

Lohengrin“. Thomas“ Mignon“, Aubers „Schwarzer Domino“, Rossinis „Barbier von Sewllla Nicolais Lustige Weiber von Windsor“, Götz. Bezähmte Widerspenstige' und gur 2099. Aufführung) n, „Hänsel und Gretel und Leoncavallos Bajazzi' folgen.

es letzteren Komponisten Roland von Berlin“ geht gleichfalls 383 Vollendung entgegen und kann voraussichtlich bereits zum Beginn des neuen Jahres herauskommen. - Der definitive Novitätenplan des Schauspiels wird Anfang nächsten Monats bekannt gegeben werden. Die Vorsaison bringt im August in der Oper eine Wieder⸗ aufnahme von Schillings ‚Pfeiffertag' unter Leitung des Komponisten, eine bemerkenswerte Neueinstudierung von Brülls . Goldenem Kreuz“ zur Paradevorstellung am 31 d. M. und eine Wiederaufnahme des Rienzi“, so daß im Oktober Richard Wagners sämtliche Werke auf dem Repertoire sein werden. Im Schauspiel erscheint als erste Novität am 22. August Lienhards Fremder“ und Herzls „Solon in Lydien“. Am 2. September folgt Kleists „Herrmannsschlacht“, vom 11. bis 25. September eine Wiederholung des Cyklus der Königsdramen, denen sich am 26. September die Neueinstudierung von König Jobann“ anschließt Fräulein Hanni Arnstädt vom Königlichen Theater in Wiesbaden tritt ihr Engagement am Königlichen 8e spielhause am 1. Oktober d. J. an.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 18. August 1903.

Die vom Zweigverein Berlin des Vaterländischen Frauenvereins veranstaltete Sammlung zum HöBesten der durch das Hochwasser geschädigten Provinzen hat bisher den Betrag von N00 ν ergeben. Mit diesem Gelde und durch die zahlreich eingegangenen Pakete konnte eine große Anzahl Notstandskreise bedacht werden und ist manche erste Not gelindert worden. Aus einem Dorf der Mark schreibt der Pfarrer, daß die Notlage in seiner Gemeinde durch das Wasser eine so schreckliche geworden sei, daß die Einwohnerschaft die Auswanderung beschlossen habe. Auch diesem Ort ist sofort ein namhafter Betrag überwiesen worden, und es wird hoffentlich gelingen, die tapferen Märker ihrer Heimat zu erhalten. Andererseits hat sich gezeigt, wie das Unglück überall die Regung warmen Mitleids zu erwecken verstanden hat. 45 Kolonisten der Berliner Arbeiterkolonie haben unter sich den Betrag von 12,70 g aufgebracht; die Beamten dieser Kolonie, die Beamten der Arbeitsstätte für arbeitslose Familienväter und Mütter haben unter sich mit Erfolg gesammelt. Arme Witwen, Dienstmädchen und viele andere Leute, die mit jeder Mark haushälterisch umgehen müssen, haben ihren Verhältnissen ent⸗ sprechend hohe Beträge persönli überbracht oder eingesandt. Noch ist der Not bei weitem nicht abgeholfen; noch immer muß lindernd die private Nächstenliebe an dem großen Werke mitarbeiten. Der Vater⸗ ländische Frauenverein weist von neuem darauf hin, daß auch ferner weitere Geldspenden annehmen: Frau Staatsminister Freifrau von Rheinbaben, Am Festungsgraben 1 (Königliches Finanzministerium); Frau Staatsminister Studt, Unter den Linden 4 (Königliches Kultus⸗ ministerium); Frau Geheimrat von Schmidt, Altmoabit 143 / 144 (Tönigliche Provinzialsteuerdirektionß; Herr Amtsrichter Deegen, Matthäikirchstraße 16; das Bureau des Vereins, Dessauer Straße 14111. Kostenfreie Abholung von Paketen r ft auf Bestellung durch Postkarte die Berliner Paketfahrt⸗Gesellschaft, 8. Ritterstraße 98 / 99.

Die Sammlungen des Reichskomitees zu Gunsten der durch Hochwasser Geschädigten in den östlichen Provinzen, vor allem in Schlesien, haben einen guten Anfang genommen, aber es fehlt noch viel, um der durch das Hochwasser geschaffenen Not be⸗ gegnen zu können. Bis jetzt hat zu neun Zehnteln Schlesien selbst die Gaben aufgebracht, es ist daher hohe Zeit, daß die Privatwohl⸗ tätigkeit auch außerhalb der geschädigten Provinzen sich kräftig regt, um den Unglücklichen, die ihr Hab und Gut verwüstet sehen, wieder die Möglichkeit und den Mut zu neuem Anfang zu geben.

Die Arbeiten im neuen Botanischen Garten zu Dahlem schreiten stetig vorwärts. Fertiggestellt sind die Amtswohnungen für die beiden Direktoren, die Dienstwohnungen für das Gartenpersonal, ein Teil der großen Gewächshanganlage, ein von hobem Schornstein üũberragtes . welches durch unterirdische Holzkanäle überallhin Wärme verteilen soll, sowie auch der zwlindrische Wasser⸗ turm mit Resewoir an der höchsten Stelle des Gartens. Die An— pflanzungen im Freien scheinen abgeschlossen zu sein; die Staudenflächen des alten Gartens sind größtenteils geräumt und deren Gewächse nach dem neuen verlegt. Von den projektierten Kulturhäusern stel en wenigstens vier in Eisenkonstruktion, mit böljernen Sprossen und einfachem Glase verseben Das Winterbaus ist auf 40 m Länge, 20 m Breite und 141 m Höbe berechnet. Der im Anlageplan vorge⸗ sebenen Häusermenge steht eine Erweiterung um ein Haus für Kolonial- pflanzen (beim Kolonialgarten) bevor. Außerhalb des Geländes, nördlich von der nach Dahlem führenden Kunststraße, erbebt sich der Neubau der Gartenlebranstalt, welcher die Baulichkeiten der bio⸗ logischen Abteilung (für Pflanzen- und Tierkrankbeiten) des Kaiser⸗ lichen Gesundheitsamtes, nächst der Dablemer Windmühle, gegenüter⸗ steben. Mit dem neuen Botanischen Garten eigentlich nur in losem Zusammen bange stehend, bat das Königliche Pharmazeutische Institut dort seinen Platz gefunden, wo die Grunewaldstraße mit dem Prome⸗ nadenwege über den Fichteberg sich schneidet und die Gemarkungen Steglitz Dahlem aneinander grenzen. Da ein Besucher des neuen Garteng den Eindruck zu gewinnen vermag, wie das Ganze dereinst abschließen möchte, so lobnt eine spezielle Besichtigung an und für sich schen den Aufentbalt. Die Bedingungen zur Erlaubnig sind rasch erfüllt. Die Gartenderwaltung dag Gebäude liegt dem

erteilt gegen Bezug einer

Die Pflanzen-

e Gliederung der Alvenkette,

erläutert an der Alpenanlage deg neuen Königlichen Botanischen

Garten bei Berlin ( Sonderabdruck aus dem Notublatt des Königlichen

Botanischen Garteng, Preig 1ñ᷑ A *), 3 Eintritiekarten, gültig für je

4 Personen bei einmaligem Gebrauch an Wochentagen don 7 Ubr Morgens bis 7 Uhr Abends.

Man batte bereitwz im Jabre 1890 im alten Betanischen Garten pflanzengeograpbische Anlagen geschaffen, welche als Alryen bekannt waren. Ginen Grsag für diese Anlage sollte eine neue, um fassendere bieten, für welche dag wellige Terrain bei Dablem mit seinen nicht unguünstigen Bedenrerbältnlssen eine geeignete Unterlage bildete. Kleine Hügel, welche sich auf dem Terrain vorfanden und eilweise

ö erböbt wurden, begünstigten das Unternebmen. Vierbei kam etz darauf an, u zeigen, wie in den

derschledenen Ländern der gemäßigten Zone gewisse Typen unter äbnlichen Verbältnissen immer wieder⸗ Nebren, wie deren größerer oder geringerer Fermenteichtum in der onsiguration der Länder, in der Vegetation der Na barschaft, vornebmlich aber in der geologischen Geschichte begründet ist. Bel der Verteilung wurde darauf geachtet, daß die nabe verwandt⸗ schaftliche GBeslebungen zjwischen ibren Fleren aufweisenden Gebiete auch räumlich mönllchst nabe aneinarder ju liegen kamen. Selbst⸗ versländlicͤh wagt sich der verllegende Versuch nicht daran, die in der Natur bestebenden Verbäl tnisse augenfällig vachjuabmen. Gbensemenig können sich die im Garten fulfiwierten Eremrlare in ibrer Gnt= wickelung mit denen im Veimatlande mefsen. Ja Vergleichen anregend werden sich für den Gesucher natürlich nur diejenlgen Partien er- weisen, von denen er selbst Reiseerinnerungen misgebracht Bat. Wer aber dag Niesengebtrge nicht binaußgekemmen ist, witd sich freuen, wenn er den Teufelekart (Geum montenum), Arnika. Gnsian und Rniebel; antrifft. Weiter Gereiste werden allentbalben ibre Mechnung finden Im Besth eines Grlaubnischekeeg kann man mit Gesichtigzang der arftischen Flera beginnen. Schlägt man den umgefehrten 1 ein, durchschreiet man den Nerden auß, das Pbarmalentische Institn far Linen lassend, die Anlagen, welche die Wald und Wiesenferma-⸗

ach erbältliͤh Kei dem Plertaer deg alten Garten und im Königlichen botanischen Muasenm, Granealdfttaße 7 8.