1903 / 289 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Dec 1903 18:00:01 GMT) scan diff

ich nur auf Korea erstrecken. Rußland werde den vorherrschenden Einfluß Japans in diesem Lande und das Recht Japans, das Protektorat über Korea auszuüben, anerkennen, werde aber bestimmte Vorbehalte hinsichtlich der Küsten⸗ de, . und der Marinestationen machen. Der Zweck dieser Vorbehalte sei die Verhinderung einer Unterbrechun der russischen Verbindungslinie zur See zwischen Wladiwosto und Port Arthur. Ferner solle Rußland Handelgfreiheit in Korea gesichert und sollten die vorhandenen . Kon⸗ zessionen anerkannt werden. Die Manbschureifrage werde Gegenstand einer besonderen bee, . sein; Japan sei damit einverstanden, daß die Frege der Räumung dieses Gebiets in der Schwebe gelassen werbe, und erkenne Rußlands Stellung

dort an.

Varlamentarische Nachrichten.

In der heutigen f Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Graf von Bülow, der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky, der Etaatsfekretãr des Reichsmarineamts, Staateminister, Vize⸗ admiral von Tirpitz, der inanzminister Freiherr von Rhein baben, der Minister für Handel und Gewerbe Möller, der Kriegsminister, Generalleutnant von Einem, der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen, der Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel beiwohnten, teilte zunächst der Präsident Graf von Ballestrem das Resultat der in der letzten Sitzung vollzogenen Schriftführer⸗ wahl mit, wonach die Abgg. Him burg, . Rimpau, Krebs, Blell von Thünefeld, Dr. Hermes und von Mielzynski zu Schriftführern gewählt worden sind.

Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats für 1904, des Etats für die Schutzgebiete und des Gesetzentwurfs, betreffend Aenderungen im L=, , r, . des Reichs.

Zur Einleitung der Debatte nahm zunächst der Staats⸗ sekretär des 2 Freiherr von Stengel, dessen Rede bei Schluß des Blattes noch fortdauerte, das Wort.

Nr. 20 des Ministerialblatts für Medizinal⸗ und me dizinische Unterrichtsangelegenheiten? r im Ministerium der geistlichen, Unterrichts. und Medizinalange vom 1. Dejember, hat folgenden Inhalt: J. Hersonalien. II. All- gemeine Verwaltungssachen: Erlaß des NM inisterg ber geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenbeiten, betreffend Festsetzung der von den Dienstwohnungsinhabern bei den staatlichen Unterrichts- anstalten für den Wasserverbrauch zu entrichtenden Entschädigung, vom 5. November 1905. III. Unterrichtewesen: Erlaß des Minifters der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, betreffend Stempelpflichtigkeit der den Hospitanten zu erteilenden Abgangs⸗ bescheinigungen, vom 5. November 1903. JV. Schulbygiene: Erlaß des Ministers der Medizinalangelegenbeiten, des Innern und für Dandel und Gewerbe, betreffend die Verwendung farbiger Kreiden zu Unterrichtszwecken, vom 5. November 1903. V. Hebammenwesen: Grlaß des Ministers der Medizinalangelegenbeiten, betreffend Ex- bebungen über die selbständige Vornahme der inneren Wendung usw. seitens der Debammen, vom 6. November 1903. VI. Fürsorge für

Kranke und Gebrechliche: Erlaß des Ministers der Medizinalangelegen⸗

beiten, betreffend den Fragebogen über die Einrichtungen auf dem Gebiete des Rettungs und Krantentransportwesens, vom 13. November 1903. VII. Seuchenbekãmpfung: J Erlaß des Miniflers der Medizinal⸗ angelegenheiten, betreffend Berichterstattung über die Gesundheits- schädigungen in den Ueberschwemmungsgebieten, vom 4. November 1903; 2 Nachrichten über den Stand gemeingefährlicher Krankheiten. VIII. Befämpfung der Trunksucht: 1) Erlaß des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten, betreffend die Bekämpfung des übermäßigen Alkohol genusses, vem 26. Juli 1963; 2) Das im Raiserlichen Gesundheits⸗ amte ausgearbeitete Alkobholmerkblatt: Gegen den Genuß geiftiger Getränke IX. Gewerbebygiene: Bekanntmachung des Reichs- kanzlere, betreffend die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugend⸗ lichen Arbeitern in Ziegeleien, vom 15. Nopember 19063. X. Statistit᷑ 1 Erlaß des Ministere der Medizinalangelegenheiten, betreffend Stati ftir der ö n , n,. und an. anderen Leiden. erkran fieñ Versicerten, Ton . Nopbenber 957 2) Erlaß des Ministers der Medizinalangelegenbeiten, betreffend Lieferung eines Freiexemplars des statiflischen Jahrbuchs für das Königreich Preußen an die Kreisärzte, vom 8. November 1903.

Statistik und Bolkswirtschaft.

Die preußischen Polksschullehrer unk -Lehrerinnen nach ihrem Hertommen 1901.

Der Stand der preußischen Volksschullehrer und Lehrerinnen ergänzt sich aus . allen Klafsen der Bepölterung. Vie preußische Volkeschul statistik fär 199 bat guch diese Verhäͤltnisse dargestellt. Von 74 585 Lehrern und 13758 Lehrerinnen stammten, wie die Stat. Korr. aus dem 176. Hefte der Preußischen Statistit⸗ mitteilt, aus der Berufgabteilung: .

A- Landwirtschaft u. Gärtnerei 25 25 33,55 v. H. 1 922 18,97 v. H. Gewerbe und Bauwesen 20 435 2740 . 3 750 = 27,26 us

23 O. ö und Verkehr 5 342 11,18 . 2781 20 21, D. liche Dienste u. Lohn⸗ al,, 480 96, 88 988 E. Staats⸗ usw. Dienst, freie z 16831 2270 45361 3170 So0ß 6,58

1 F. Berufelose und ohne An⸗ 16 iede im Herkommen sind bei Lehrern und Lehrerinnen t man die leinen ö hrer un

Ber

ich. Le

1 *)

rerinnen.

egenheiten, stellen betraut.

meisten Ersatz zu, zumal sie bekanntlich in der Bevölkerung erbeblich

wandler Beflrebungen, bie amtlich ibren Siß in Figntfurt a. vle 4 . internationalen on-

igerwelse der landwirtschaftlichen Be—= ö 9 für ö n, . ien , m Lande wenig Gelegenheit, auf aher . der landwirtschaftlichen ig wenig Lehrerinnen. zerufe (Ha ö

geringerem M

34 v. H. der Lehrer tädtischen Berufen. chied zwischen be

Lehrer 2307 1421 2304 3211 4175 2779 3154

Lehrerinnen 37h

175 350 448 452 661 1518

Metallverarheitung Textilindustrie . 2 und Schnitzslofse .. ahrungs⸗ und Genußmittel . Bekleidung und Reinigung Baugewerbe , ö Verkehrögewa de.. 2765 956 Gastwirtschaft, Beherbergung... 2373 243. Den landwirtschaftli gewerblichen, Handels. und Verkehrs⸗ berufen gegenüber, 6 ö der letzten Berufszählung in . über 82 b. H. aller Grwerbstätigen und über 86 v. H. der Ge⸗ samthevölkerung angehörten, denen aber zusammen nur 72,13 p. H. der Lehrer und 61,44 v. 7 Lehrerinnen entstammen, sind die in der Gruppe P zusammen ä Berufe weit ergiebiger für den Lehrerersatz; ihnen gehörten in Preußen nur 6,26 v. H. der Eiwerbs— tätigen und 531 v. H der Gesamtbepölkerung an; sie lieferten aber 2270 v. H. der Lehrer und sogar 31,70 p. H. der Lehrerinnen an Volksschulen. Dieser große Unterschied rechtfertigt es, daß die einzelnen Berufsschichten der Gruppe E hier besonders aufgeführt werden. Rechnet man die in der Gruppe F oben eingeschlossenen Pensionäre der betr. Berufearten diesen selbst zu, so entstammten den Beruftarten: Lehrer Lehrerinnen 1) Heer und Kriegs flotte... 169 150 2) Hof, Staats, Gemeindedienst usw. 3 162 1919

3) Kirche und Gottesdienst.. . ö 382 . . 14299 2159

9 Erziehung und , . ,

58) Gesundheitepflege und Krankendienst .. 124 192

3 iftstellerStenographen usw. 44 50

7) Musik, Theater us m... . ; Die unter 4 aufgesübrten

rivatgelehrte. S 142 33 und Unterricht führen also dem Volkeschullehrerstande bei weitem den

Schichlen der Berufefsasse Erzichung

schwächer vertreten sind als beispieltweise die Klasse 2 (Staats. ze. Dienst). Der Beruf des Vaters wirkt hier augenscheinlich stark ein, und es mag das ein Jeichen dafür sein, daß die idealen Güter in den Lehrerhäusern reiche Pflege finden und daß Liebe zum und Freude am Berufe bei den Lehrern in reichem Maße vorhanden sind; sonst könnte es so nicht stehen. Aus Volksschullehrerkreisen insbesondere stammen 12 887 Lehrer und 1259 Lehrerinnen, denen aus den Kreisen der Rektoren, Mittel schullehrer, Seminarlehrer, Fachschullehrer, Privat- und technischen Lehrer nech 1196 Lehrer und 561 Lehrerinnen inzutreten.

Die Ueberwachung der Dampfkraft in Preußen 1903.

Mit der Aufsicht über den Betrieb der in Preußen vorhandenen Dampfkeffel⸗ und Dampffaßanlagen mit Ausnahme derjenigen in der Verwaltung des Landherres und der Kaiserlichen Marine sowie der Lokomotiven waren am 31. Mär 1903 231 verschiedene Amte. Es wurden nach der Stat. Korr.“ überwacht

fest⸗· beweg⸗ stehende liche Dampf · Dampf

kessel kessel

414 202

138 111

Dampf⸗ durch faͤffer 82 Gewerbeinspektionen 13 Kgl. Baubehörden. 1 Kgl. Hauptzollamt 60 Kgl. Bergbehörden.. 5963 639 31 gglI. Eisenbahnbeb orden 1514 317 14 Priwateisenbahngesellsch. 42 2 26 preuß. Dampfkesselüber⸗ wachung vereine 59 684 20 335 3 außerpreuß Dampfkessel⸗ 3994 1387 540 1432 218 6 623

überwachungs vereine. 11 Privatunternchmer. Z81' im ganzen 731861 23 211 27689 10 466.

In der Zahl der Gewerbeinspektionen und Privatunternehmer befanden sich 17 bezw. 4, die nur Dampffässer beaufsichtigten. Die drei außerpreußischen Dampffesselüberwachungsvereine sind der Nord⸗ deutsche Verein in Hamburg, der inzwiichen seinen Sitz nach Altona verlegt hat, der Sächsisch⸗Anhaltische Verein zu Bernburg und der Württembergische Verein zu Stuttgart.

Ist schon aus der vorstehenden Zusammenstellung ohne weiteres die große Bedeutung zu ersehen, welche die privaten Dampflessel⸗ überwachung vereine für die Beaufsichtigung der Dampfkrastanlagen besitzen, so zeigt dies noch deutlicher die nachfolgende Uebersicht, in welcher die Ueberwachungebehörden nach der Zahl der von ihnen be— aufsichtigten Dampfentwickler geordnet sind. Es waren unterstellt Dampftessel und Dampffässer im ganzen v 3897 369

6602

2279

1860

1292

8 0d 4134

den Dan ff sselii ber c ungsveieinen Königlichen Bergbehörden ; ; ö öniglichen Eisenbabnbehörden Königlichen Gewerbeinspektionen Königlichen Baubehörden und 1 Haupt

ö 481 Privateisenbahngesellschaflen⸗ 44 004 sämtlichen Amtsstellen 1098 627 100. Im Rechnungs jahre 1898 beaufsichtigten die privaten Dampfkessel⸗ siberwachungsbereine 54 578 Dampftessel und Vampffässer ben 4 v. H. aller vorhanden gewesenen Dampfent wickler Preußentz. Ble starke Zunahme der von ihnen überwachten Dampsanlagen beruht darauf, daß die Gewerheaufsichtsbeamten von den Obliegenbeiten, die mit ber amtlichen Kesselaufsicht verbunden sind, durch Erlaß des Meinisters für Handel und Gewerbe vom 9. März 1999 zum größten Teile entlastet wurben. Infolgedessen ist die Mehrzahl der von den Gewerbegufsichtebeamten bisher überwachten Dmpfanlagen, die im Jahre 1898 noch 26 997 oder 29,05 v. H. aller Vampfentwichler be— tragen hat, mit dem 1. April 19069 in die Beaufsichtigung der Dampf⸗ kesselüberwachunge vereine übergetreten.

6.02 2,08 1170 1,18

0,44

Gin allgemeiner deutscher Wohnung 8kongreß“

soll im Herbst des kommenden Jahres, voraussicht lich in Frankfurt a. M., stattfinden. Der Anstoß dazu geht von bein Vercin „Reicht, wohnungegesctz ., bem Sozialen Muscum, hem Institut für Gemeinwohl und dem Verejn für Förberung des Arbeitern ohnun gtwtsen 9, .

haben, Wohnung frage mch gressen, o 9060 in Parlg, 197 in München behantelt worden ist, erscheint es nicht nur angezeigt, sondenn e , seboten, einmal daß

aus. Nachdem herei

. 33

durchaus verschieden. In England weichen Bodenrecht, Eigentums. verhältnisse an . und Boden und Wohngewohn inf ans von den deutschen ab, ß eine Verglel aum zu ruchlbaren Ergebnissen führen kann. In in ewinnt die Frage deshalb ein gänzlich anderes Gesicht als in euf z weil man es im ersteren Lande mit einer kaum wachsenden, im anderen Lande mit einer sich stark vermehrenden Bevölkerung zu tun ba während Rußland, Oesterreich und Italien kaum etwas Vorbisblichez u bieten vermögen. Dagegen haben die kleineren Grenz; . wie die Niederlande. Belgien, die Schweiz, die Lösung der Wohnungafrage schon nachdrücklich in die Hand genommen. Aber auch in Deutschland ist so piel nicht nur schon a und geschůicben, sondern auch geleistet worden, daß ein ongreß mit der Besprechung des Geschehenen und mit Anregungen zu weiteren Maßnahmen nur förderlich wirken kann, Um sn den Verhandlungen möglichst viele Gesichtspunkte zur Frörterung zu bringen, werden auch Vertreter der anderen ö en zur Teilnahme eingeladen, so z. B. die Personen und gan en n die für Belämpfung des Alkoholigmus, sür Hebung der Sittlich— leit und der Volkebildung, für Volls. und Jugendspiele, für innere Mission und Charitas elntreten. Alle Anfragen und Anmeldungen betreff des Kongresses sind an die Geschäftsstelle des Vereins Reichs. wohnungegesetz' in Frankfurt a. M, Brönnergasse Nr. 14, zu richten.

Zur Arbeiterbewegung.

Zweitgusend Arbeiter der Seidenfabriken in Lyon sind, wie W. T. B. meldet, in den Augstand getreten. Sie verlangen Lohnerhöhung und Regelung der Arbeitszeit. Im Laufe des Vor— it . es zu einigen Kundgebungen, ohne daß sich ein Zwischen. all ereignete.

In Bregeia sind nach einem Telegramm der Voss. Itg.“ in⸗ folge der Weigerung der Firma Cappollotti, eine Lohnerhöhung zuzu— gestehen, sämiliche ede rarbeiter in den Ausstand getreten.

Kunst und Wissenschaft.

v. A. Tie Säle im Künstlerhause zeigen gegenwärtig das Bild ciner Weihnachtsauestellung, in der möglichst viel und möglichst Verschiedenes zusammengebracht wird. Denngch findet sich in diesem etwas zu großen Reichtum so viel des guten Einzelnen, so manches wertvollere kleine Bildchen, daß sich ein eingehendes Be— trachten alg sehr lohnend erweist. an darf sogar von solchen Anziehungspunkten, wie den jwei köstlichen Zeichnungen, von Adolf von Menzel und den beiden Delbildern von Ludwig Knaus absehen und es bleibt noch genug Erfreuliches 8 Da sind vor allem die zablreichen Aquarelle von Hanz Bohrdt zu erwähnen. Dieser schillernde, schimmernde Farbenreich. tum des Wassers, die knappe, sichere Zeichnung, die Geringfügigkeit der Mittel, mit denen er seine Wirkungen erzielt, machen jedes Blatt zu einem kleinen Kunstwerk. Die Arbeiten beweisen einmal wieder den Reiz hochentwickelter Technik, die, ihrer selbst sicher, nicht zu verschwenden und zu häufen braucht, um das Gewünschte zu erreichen. Die Seestücke ven Willy a aus dem Mittelmeer wirken dagegen etwas übertrieben in dem Bemühen, das leuchtende Blau jener Dämmezungen festzuhalten und es ist nicht nur der Unterschied jwischen Aquarell und Oel gemälde, der sie soviel schwerfälliger er⸗ scheinen . Engelhardt, ist mit einer Reihe seiner bekannten Gebirgsbilder vertreten, die in . Kreis deutlich und kräftig schildern, Freudemann hat zwei gute Arbeiten gesandt und Conrad Fehr eine eigenartige Sommer- sandschaft, die an 6 . Werle erinnert, nur daß sie weitauz frischer und stärker in der Farbe ist. Sehr fein und reizvoll ist ein kleines Bildchen von Dou zett es „Abendstimmung“ das eine Dünen—⸗ landschast zeigt, in der zwei Mädchen mit ihrem i engen hinter ihnen stehen die von der Abendsonne angeleuchteten Wolken. Hildegard Lehnert bat ein Pastellbild, Hessisches Dorf“, das sehr eigen in Farbe und Stimmung ist, ausgestellt.

Ein paar Künstler haben Radierungen gesandt. Unter ihnen fällt Müller⸗Schönfeld durch seine e,, r. Phantasien und den seinen Ton seiner Blätter auf. Von Protzen interessiert ein Kopf durch die weiche und kräftige Technik, die ihm ein besonderes Leben verleiht. Struck ist energisch, aber doch etwas slizjenhaft und rob im Strich. Die Plastik ist ziemlich spärlich bertreten. Schmidt ⸗Cassel hat zwei kleine Köpfe vusgestellt, Michel⸗Angelo und Botticelli: beide nicht zwingend im Ausdruck, nur ähnlich 6 die überlieferten Züge, nicht durch die innere Lebendigkeit, die der Kuͤnstler ihnen verleihen müßte, um sie uns nahe zu bringen. Die beiden großen Arbeiten von Wandschneider erheben sich nicht viel über Aktstudien, ihnen fehlt die Beseelung der Glieder und die Stei . des Ausdrucks.

Einen Saal für sich nimmt die Nachlaßausstellung von G. Schmitzen, ein. Sie enthält Landschaften von einer schönen Gegenstãndlichteit, 2 . geschaut und einfach wiedergegeben. Be⸗ sonders die hellen Frühlingsbilder mit den blütenbeladenen Bäumen neben grünen Kornfeldern sind von jener Innigkeit, verbunden mit dem fein entwickelten Geschmack, die wir bei dem deutschen Landschafter jetzt so häufig finden.

Die letzte Zeit gerade war reich an solchen Nachlaßausstellungen, die einen letzten Ueberblick üher das lange und ernste Schaffen eines Tünstlers gewähren. Wir hatten im Herbst die von Flickel im Künstlerhause und haben ern ff noch die von Hans Gude in der Akademie für zeichnende Künste in der Hardenbergstraße. Diese Nachlaßaue stellungen haben viel Gemeinsames miteinander gehabt. Immer waren es ältere Künstler, die nicht zu den Modernen 3 sondein still ihren eigenen Weg fortgeschritten waren in fleißiger und ernster Arbeit. Immer gab die Zusammenstellung ihrer Studien, Entwürfe und alten und neuen Bilder einen ungleich stärkeren Ein—⸗ druck von ihrer Gesamtpersönlichkeit als die einzelnen Werke, die man

in der bestimmten festen Weise für sie, sodaß in dieser Zeit, von der es heißt, daß in ihr so wenig Bilder gekauft werden, unter den vielen hundert, Arbeiten jede jweite oder dritte den Vermerk „Verkauft“ trug ein Zeichen, wie stark der Sinn für absichtslose, e . Kunst noch vorhanden ist. Auch Hang Gude lernen wir in seiner Gedächtnisausstellung als eine reichere, vielseitigere Persönlichkeit kennen als bisher. Er zeigt sich all seinen Stoffen ewachsen und eine Auswahl ist eine große, Am bekanntesten * ihn seine Seebilder gemacht, die stillen. Meeres⸗ flächen mit dem sahlen, zitternden Sonnenglanz darlber. Hier Inden wir ihn alJ ebenso beredten Schilberer der Waldesstimmungen. Vas geheimnißvolle Dämmern der Stämme, das Durchbrechen der Lichtstrahlen, das massige, schattige Laub, das alles gibt er in seinen träftigen, elnfachen Farben, die sich in ungewollter Harmonie zu⸗ sammenschließen. Besonderg sei auf den reichhaltigen een Saal mit ben interessanten Aquarellen, Zeichnungen und Studien hingewlesen.

Der engere Sengt der Universität Heidelberg hat, wie MW. C. B. eifährt, hen Beschluß gefaßt, den Dozenten es anheim⸗ zustellen, außer ihren besonderen Vorlesüu 6 nn ag für das Gesantpublikum zu halten, die namentlsch Erwagchsenen ver Stadt gegen Ginzeichnung bes den Dojenten zugängig sein sollen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die lanbwirtschaftlichen Verhältnisse Germanien um den Beginn unserer Zeitrechnung.

Ven , , ie älteren und ältesten gift nde der ger⸗ manlschen Agrarper kältnisse gufsußellen, denen man in , mit cbensoplel Gifer wie Gifolg obliegt, ist es ju danken, paß ß ung vergönnt ist, die a re fr lich! und fon e la, EGntwidelung in Nlulschlanp 6st der r len men gstens

anze Gebiet der Wohnungereform unter auszschließlicher Berücsichti⸗= 5 der deutschen . e zu errtern. Gerade bezüglich ber

weib

ohnungtefrage liegen bie Verhältnisse in den einzelnen Kulturstaaten

n Len Hauptjügen, ju überschauen. je eiste Periode ver har ln, , n, ä der altesten Zeit, von ver

hier und Rg gesehen hafte, und jebet mal entschied sich ag Publikum

Caesar) und 150 Jahre später Tacitusn) berichten, bis zur eit der Karolinger ist noch, ehr dunkel. Wus hierüber heutzutage gelehrt wird, ruht , cn auf einigen wenigen, für den Fach⸗ mann jum Tell auf 3. und dem

Gätzen der Schriften ö beiden Römer.) Außer thnen verdanken wir noch anderen Schriftstellern unmittelbar oder mittelbar vereinzelte Angaben über Germanien und die Germanen. Zu die sen Schrkftstellern re, J. B. Liviug, Aufidius Bassug, der vor N n. Chr, Strabo der etwa um 17 n. Chr., und Pomponius Mela, der etwa um 43 n. Chr. schrleb, und endlich C. Plintus Secundus, dessen Naturgeschichte etwa unt 77 n. Chr. erschien. Vielleicht könnte man noch Sallustiuz, Lsinius Pollio und andere nennen. Sehr zu bedauern ist. daß die ,, Kriege“ deg Plinius, ein Werk, das in 20 Büchern in den fechtiger Jahren n. Chr. erschien, verloren gegangen . Da Plinius in der Zeit von 45 bis 52 n. Chr., also sieben Jahre lang, unter Claudius in Germanien bei der römischen Reiterei diente, viele Streifzüge durch Germanien machte und die dortigen Zu⸗ stände aus eigener Anschauung genau kennen lernte, darf man an⸗ nehmen, daß das genannte Werk ebenso interessante wie zuverlaͤssige Schilderungen enthielt. In der „Naturgeschichte des Plinius finden sich nur vereinzelte zerstreute Angaben, die sich auf das Land der Germanen beziehen.

Auf die wenigen, von Caesar und Tacitus überlieferten Sätze baute man mit blühender, auch m r . getragener Phantaste hbiz ins einzelne, ausgesponnene Vorstellungen über die landwtrt⸗ schaftlichen Zustände im alten Germanien und wußte sie mit elnem Aufwande von Scharfsinn und Gelehrsamkeit zu stätzen, der Bewunderung verdient. In dem Streben, klar zu sehen, ging man entweder von Verhältnissen viel spaͤterer Zeiten, ja sogar bon modernen Verhältnissen aus und deutete nach ihnen die Angaben der Schriftsteller, manchmal nicht ohne dem überlieferten Wortlaute Gewalt anzutun, oder man ging von dem , . Texte aus und suchte den Sinn in kühner Evolution mit saͤteren, bekannteg Zu— ständen in Einklang zu setzEen. So ist über Feldgemeinschaften, Mark- berfassung, Geschle n . (Gentilität) und Ackerbau der alten Germanen und verwandter Völker seit 17638 bis in die neueste Zeit viel geschrieben worden. Im „Journal für Landwirtschaft! (51. Band, Heft I) untersucht der Geheime Regierungsrat, Professor Dr. W. Fle isch⸗ mann-⸗Göttingen von den zahlreichen Fragen, denen man bis jetzt nach= ging, und von denen die wenigsten endgültig entschieden sind, einzelne und jwar die folgenden: 1) Inwieweit sind die Nachrichten der beiden in Betracht kommenden römischen Schriftsteller, namentlich die von Cae sar stammenden Nachrichten über germanische Agrar⸗ verhältnisse zuverlässig? 2) Trieben die vollfrelen Germanen im ersten Jahrhundert unserer e, r. vorwiegend Ackerbau, führten sie der großen Mebrjahl nach ein bäuerliches Leben und besorgten sie die Ackerarbeit selbst? 3) Gab es damals n ur gemein⸗ samen Besitz, oder gab es bereits in größerer Ausdehnung Privatbesitz an Grund und Boden? Wechselten bei gemeinsamem Besitz große Ver= bände der Völkerschaft, ganze Geschlechter (gentes) regelmäßig all— säͤhrlich ihre Wohnsitze und Behausungen, oder waren die uh . seßbaft und fand nur innerhalb des Besitzes der Verbände ein

echsel der Nutzung des Ackerlandes unter den selbstäͤndigen Ver— bandgangehörigen, ohne Wechsel der Wohnplätze, regelmäßig statt? ) War, falls es einen Privatbesitz an Grund und Boden gab, der Besitzer immer zugleich auch Bebauer, oder kam es vor, daß Besitzer und Bebauer verschiedene Personen waren, und bestand damals schon Grundherrschaft?

Die Fragen 3 bis 5. berühren sämtlich mittelbar oder unmittelbar die Art der Rechte des einzelnen an dem von ihm bestellten Boden und gipfeln in der einen tiefer liegenden Frage: Bestand schon damals Grundherrschaft oder nicht. Bis auf anz wenige Ausnahmen halten seit 1768 die namhaftesten Vertreter der allgemeinen sowie auch der Rechts- und Wirtschafts. geschichte an der Annahme fest, daß bei den von griechischer und römischer Kultur unberührt gebliebenen Völkerschaften des mittleren und nördlichen Europa der einzelne vollfreie Volkagenosse ein bäuer⸗ liches Leben und zwar zunächst im Herumztehen und später als sogenannter Freibauer. auf eigenem Besitz geführt hätte, und daß Grundherrschaft noch nicht bestand. Die Grundherrschaft, die, wie wir sicher wissen, in Deutschland im 9. Jahrhundert weit verbreitet war, und zwar schon in der Form von Großgrundherrschaft, soll erst lange nach den von Tacitus in der Germania geschilderten Zeiten entstanden sein. Soviel sich ersehen läßt, rührt diese Anschauung von Justus Möser her, der in seiner Einleitung zur, Os nabrückischen Geschichte 1768 an die bekannte Stelle des 16. Kapitels der Germania“ des Tacitus „eolunt discreti ac diversi, ut fons, ut campus, ut neomus placuit? anknüpft. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie in den weitesten Kreisen verbreitet und mußte das damals in Fluß lemmende Werk der Bauernbefreiung fördern helfen. Sie mußte als bistorischer Beweis dafür dienen, daß ez sich bei der Bauern⸗ befreiung lediglich um die Wiederherstellung ursprünglicher Justände bandle, und daß der deutsche Bauer ein uraltes Anrecht auf volle persönliche Freiheit und freien Besitz seines Hofes habe.

Die berrschenden Vorstellungen von den Agrarverhältnissen der alten Germanen stützen sich, wie gesagt, auf einige kurze Andeutungen, die wir den römischen Schriftstellern Caesar und Tacitus verdanken. Vat zunãchst Cae far anbelangt, so sei erwähnt, daß er zwar zweimal, im Jahre o5 und dann nochmals im Jahre 84 v. Chr., aber nur kurze Zeit, am rechten Rheinufer im Lande der Germanen war, daß er aber die Sprache der Germanen nicht verstand und daher nur berichten konnte, waz er sah und was ihm Personen, Kundschafter und Dol metscher erzäblten, über deren Zuverlässigkeit wir kein Urteil haben. Im Jahre 565 brachte er, wie er in seinen Kommentarien über den gallischen Krieg erjäblt, im ganzen 18 Tage am rechten Rheinufer zu. Zunächst 21 er ing Gebiet der Su⸗ Banbrer, von denen er aber nichtg zu sehen bekam, weil sie sich mit aller fahrenden Habe zurückgezogen und versteckt hatten. Er blieb daher nur wenige Tage dort und ging, nachdem er alle Dörfer und Gehöfte

mwedergebrannt und die Getieidefelder vernichtet hafte, in das Gebiet

der befreundeten Ubier zurück Von diesen wurde ihm gesagt, daß der große und sehr krieggtüchtige Stamm . der Sueben eine ende Haltung gegen ihn annehme. erdurch wurde er ver⸗ laßt, wieder über den Rhein, jurück nach Ballien zu ziehen und die den ihm gebaute Rheinbrücke binter sich abmibrechen. Im Jahre s äberschritt er etwag weiter stromaufwärts den Rhein Nochmal auf einer welten Brücke, brachte aber nur wenige Tage auf dem Achten Rheinufer bei den Übiern nn. Die Angaben, die Faefar über landwirtschaftlich Verhältuisse macht, bezieben sich einerseits allein U den Stamm der Sueben und andererseits auf das ganje Volk der Dermanen, und jwar finden sich die Nachrichten über die Sueben im Lund die über die Germanen überhaupt im 5. Buche. Vergleicht wan diese Angaben, so sieht man, daß Caesar von den Germanen erhaupt, wenn schon mit anderen Worten und etwas weitschweifiger, er dem Sinne nach ganz genau dasselbe sagt, was er von den Sueben węaibt. Well er don dem ganjen Volke der Germanen nichts R berichten weiß, dehnt er einfach dag, wag er von einem Teile gehört bat, auf daz ganze Volk aus. Von den Sueben äahlt er, da e alljährlich regelmäßig 10090 Mann auf den Degerfad gugschickten., unb daß alle Übrigen ju Haufe fowobl sch, al auch die im Felde Stehenden ernähren mußten: so erlitte ———

) G. J. Caesar, geb. am 12. Juli 100, gest., am 15. Mär Ko. Gbr, erhleit lm Jahre 53 den Sberbesebl in Gallien und tra Jermal mit den Germqanen zusammen. 68 ö. te er die Macht des WHöodsst, So schlug er die Lenckerer und Üsipler, in demselben Fahre 6. er über den Rhein zu den befreundeten Ubiern, von deren

biet aus er in dag Land der Sigambrer einrilckte, und 54 über

* den Rhein nochmals in der Äbficht, die Sueben (Chatten) igen.

orn. Laecituge b bis 117 n. Chr. 839 seine Ger⸗

sche Broschüre wahrschelnlich Gade Ss ober

alg eine politi fang 99.

2 Gaesar, Gomment, de bello Gallioo , I und 6, 22 und aeitug, de Germania liber, 260 und 26. .

Sinne nach schwer verständllchen

*

weder der Ackerbau noch die Kriegsübung eine Unterbrechung. Privat besitz an einzelnen Grundstücken be es nicht, und es wäre auch niemandem erlaubt, länger als . auf einem bestimmten Grund⸗

q zu e r um eg zu bebauen. Auf alle Germanen Übertragen, lautet die Erzählung: Keiner hätte bestimmten er, n,. vielmehr wiesen Behörden und Fürsten Jahr für Jahr , , Sippen und amillen nach eigenem Gutdünken Land an, soplel und wo es ihnen

geliebte, und zwängen ö dann nach einem Jahre wieder, wo anders

bin auszuwandern. Wenn man diese Worte nimmt, wie sie lauten, und ihnen nicht Gewalt antut', bemerkt dazu Fleischmann, „so besagen sie, daß die Germanen von ihren Behörden und . völllg geknechtet waren. Diejenigen, die nicht im Felde steben, werden herumgeführt wie eine Herde Schafe, müssen mit Land dorlieb nehmen, wieviel man ihnen und wo man es ihnen zu geben beliebt, müssen es bebauen und . es sich gefallen lassen, ein Jahr später nach Gutdünken der Behörden und Fürsten wo anhers hin geschickt zu werden, um da wieder ein Jahr zu arbeiten, und fo geht es Jahr für Jahr weiter. Im engsten Anschluß an die Er— zählung der Lebensweise, welche die Sueben führen müssen, sagt Caefar von dem Charakter der Sueben, daß sie, weil von Jugend auf weder an Geborsam noch an Zucht gewöhnt, nur täten, wag ihnen beliebte, und sonst schlechterdings nichts (aihil amnino aontra zoluntatem). Hiermit setzt sich Caefar mit sich selbst in unlösbaren Widerspruch.“

Eine nähere sachliche Prüfung der Stellen der Denkwürdigkeiten

SJ. Caesars über den gallischen Krieg, welche z auf Agrar⸗ verhältnisse beziehen, ergibt nach Fleischmann: I) daß zu Caefars Zeiten bei den Ubiern, Gren, n, Usipetern, Tencteren und Sueben Ackerbau und Viehzucht getrieben wurde, und baß die Viehzucht über⸗ wog; 2) daß es schlechterdings unmöglich ist, sich aus dem, was Caesar sonst über Landwirtschaft sagt, ein Bild zu machen, das Anspruch auf Wahrscheinlichkeit. geschweige denn auf Wahrheit erheben könnte. 8 zur Zeit darüber gelehrt wird, gründet fich nicht etwa auf einen sicheren Tatbestand, sondern ist Er⸗ zeugnis freler k 6 ein ganzes, großeg, aus freien, ganz unabhängigen Männern bestehendes Voll aus eigenem Antrieb be— 4 ,. und dabei in idealem Kommunismus lebend freudig abwechselnd balse zum Schwerte, bald zum pu griff, ist unmöglich. Caesar muß somit seine Berichterstatter falsch verstanden haben oder man. gab ihm unwissentlich, vielleicht auch wissentlich und in bestimmter Absicht falsche Nachricht. Die Erzählung, daß die Germanen im Herumziehen Ackerbau getrieben hätten, ist entweder gänzlich aus der Luft gegriffen, oder sie hat irgend welchen tatsächlichen Hintergrund. Sollte das letztere der Fall . so könnte man sich nur denken, daß die Sueben, deren Leben und Treiben auf alle Germanen übertragen wird, zu Cgesars Zeiten noch nicht völlig seß⸗ 1. waren, sondern noch in kleineren und größeren Verbänden bestimmte Gegenden durchzogen und ihre Sklaven, deren sie als gens longs bellicosissima Germanorum omnium wahrscheinlich viele batten, jwangen, bald hier bald dort, wo es dem Verbande beliebte, das Feld zu bestellen; 3) daß Caesar, der nicht einmal über den Acker⸗ bau der am Rhein wohnenden germanischen Stämme Bestimmtes weiß, um so weniger sicher wissen kann, wie es damit bei den weiter im Innern des Landes, an der Weser, der Elbe und gegen die Donau zu wohnenden Stämmen stand.

Ganz anzerg als mit den Ueberlieferungen Caesarg über die landwirtschaftlichen Zustände im alten Germanien steht es mit denen, die wir Tacitus verdanken. Dieser war zwar, wie wobl als sicher angenommen werden darf, nicht felbst in Germanien, aber es stand ihm bereits eine ansehnliche Literatur über die Germanen jur Verfügung. Indessen kann er seinen Stoff unmöglich allein aus der Literatur geschöpft haben. Es scheint vielmehr, als seien seine Hauptquellen mündliche Ueber- lieferungen gewesen. In der Zeit, in der Tacitus schrleb, standen die Römer mit den Germanen bereits 150 Jahre lang in unmittel- barer ununterbrochener Berührung und hatte man bereits aus- gedehnte Kenntnisse über die Zustände im Lande Germanien wonnen. Gleichzeitig mit Tacitus lebten viele Männer in Rom, die sich lange in Germanien aufgehalten hatten, namentlich Offiziere der starken tömischen Militärmacht, die n am Rhein und an der Donau unterhalten wurde. In Rom selbst dienten viele Germanen, auch kamen Gesandtschaften germanischer Fürsten nach Rom, sodaß es Tacitus, nicht schwer werden konnte, sich durch zuverläfsige Gewährsmänner umfassend und genau zu unterrichten. Den ihm zu Gebote stehenden Stoff hat Tacitus geistig felbständ ig und kritisch verarbeitet und ihn in seiner Germania“ zu einem logisch fein gegliederten literarischen Kunstwerk gestaltet.

Was Tacttus über den kriegerischen Sinn der alten Germanen erzählt, ist allbekannt und bedarf daher keiner Wiederholung. Die Miß achtung des Ackerbaues sowie jeder friedlichen Beschäftigung scheint in der Tat dem freien Stande des ganzen Volkes eigen gewesen zu sein. Nur hei den Aestiern geschah für den Getreide bau und für den Anbau f onstiger Früchte mehr, als man bei der eingewurjelten Unlust der Germanen, sich um den Feldbau ju kümmern, erwarten sollte. Möglicher⸗ weise hatte diesen Stamm der Bernsteinhandel und die Berüh⸗ rung mit fremden Völkern friedlicher gestimmt und rühriger gemacht. Solange die Germanen ju Haufe sind, sagt Tacitus, arbeiten sie gar nichts, sondern vertreiben sich die Zeit, sofern sie nicht jagen, mit Essen, Trinken und Schlafen. Wenn Taeitug außer von den vollfreien Germanen von Königen, Fürsten (princihes), von dem in verschiedene Rangstufen gegliederten Gefolge, von Feldherren (duces, electi, Gesandten und Priestern, ferner von Freigelassenen (iberti, libertini) und endlich noch von Sklaven spricht, so kann man daraug schließen, daß die soziale Gliederung bei den Germanen zu Tacitus Jeiten bereits eine reiche war. Diese Gliederung gestattet aber einen weiteren Rückschluß auf eine entsprechende Kulturstufe des Volks, die nicht mehr ganz niedrig gewesen sein kann.

Die belden viel umstrittenen Kapitel 25 und 25 der Germania“ des Tacitus, mit denen sich Fleischmann eingebend beschäftigt, be— handeln die Verhältnisse der unteren Schichten der Bevärkerung Germanieng, der Sklaoen und Freigelassenen, und in sachlichem Zu⸗ sammenhange damit die Bodenverteilung und die Bodennutzung. Tacitus erzählt, daß alle Sklaven mit Auanahme derer, die es 6 Verspielen ihrer verfönlichen Freiheit geworden sind und sobald als möglich außer Landes verkauft würden. ganz andere Dienste zu leisten batten, als es diejenigen waren, die man von den römischen Sklaven verlangte. 383 Rom pflegte man die Sklaven ju sämtlichen im Hause der Herren vorkommenden Verrichtungen beranzuzieben. Bei den Germanen wohnten die Sklaven weder in den Häusern ihrer Herren, nech wurden sie dort unterhalten: vielmehr hatte jeder Sklave einen eigenen Wohn. sitß (uam sedem) und seinen eigenen Hauzstand Guos Ppeaates) Daß die Sklaven ihren eigenen Haugstand hatten, gebt auch aus der Bemerkung des Tacitus hervor, daß die Kinder der Verren und der Sklaven zusammen aufwuchsen und diese mit jenen gemeinschaft lich unter dem Vieh und auf denselben een tummelten. Tacitug sagt bestimmt, daß jedem Sklaven ein Wobnsißz jzugewiesen war er macht keine Ausnahme, und es findet sich nirgends auch nur die Sdur eines Anhalts dafür, daß, wie C. M. Arndt meint, nur die reicheren Besitzer. den Sklagen einen Hof übergeben bätten. Welcher Art die Wohnsitze der Sklapen waren, läßt sich mit voller Sicher dei der Angabe entnehmen, daß die Sklaven. ähnlich wie ge waren, den Herren gemessene (modum), d. b. bestimmt begrenzte Md. gaben, einen bestimmten Zingg“ (usaras) ju entrichten. Der * bestand aus Korn oder aus Vieh oder aus Wleidunns tn Wenn der Sklave Korn abgab. so mußte er es dech wedl Nauen, wozu er Ackerland brauchte. Wenn er Vieh gab, se mußte er eg ge. züchtet haben, wozu er zunächst Futter und, um u gewinnen, wieder Land, namentlich Weldeland. ndtig Patte. Dem also ohne allen Zweifel Acker. und Weideland zur Mußung üdergeden. Sollte er * noch Kleidungastücke liefern, so mu fich Wolle, vielleicht auch Flach und Vanf, ferner Ti verschaffen können, er mußte das Spinnen. Weben. dik Daltbar machung der tierischen Haut versteden und endlich auch die Der rellunng der Kleidungsstücke aus den jubereiteten Stoffen desergen. Niere

än dicht und kräftig. Gutes dersprechen

den war

hrauchte er abermals Land, aber hauptfächlich eine Famille, deren Glieder ibm im Winter beim 2 53. I enn 2c, im Sommer bei den Feidarbeiten und das ganze Jahr fiber bei der Ver⸗ sergung des Viehes zur Hand gingen. Diez alles erforderte ein Sau für die . Vorratgräͤume für die Ernten, kurz ein kleines Gehöft. Wir erfahren also, daß der r,. e 6 Sklave ein bäuer⸗ licheg Leben führte, und daß er ein 6h ft mit Land, nennen wir es eine Bauernstelle oder ein Landgut, . Nutznießung gegen gemessene Ab⸗ 3. an den Herrn inne hatte. ie Ausdrucksweise des Tacitus, eg abe der Sklabe Korn oder Vieh od er Kleider zu liefern, ließe sich fi wohl dahin verstehen, daß je nach der natärlichen Lage der Bauern⸗ telle der eine Sklave sich hauptsächlich mit Kornbau beschäftigte, ein zweiter als Viebzüchter tätig war und ein dritter allerlei Handwerk ausübte. Tacitus deutet zwar nur an, daß man spann, webte und Kleider machte; man wird jedoch annehmen dürfen, daß auch andere Arten von Handwerk bekannt waren und getrieben wurden, denn woher sollten sonst die alten Germanen ihre Hausgeräte, Waffen, Jagdgeräte,. Schmuggegenstände und Ackerwerkjeuge erhalten haben? Die Bauern stellen der Sklaven (ssdes) können Einzelhöfe, sie können aber auch in Dörfern (vieis) vereint gewesen fein. Saßen die Sklaven auf einem Hofe, so hatten wahrscheinlich auch die 6 einen solchen als Herrensitz, und wenn Herrenkinder und

klavenkinder untereinander aufwuchsen und zusammen zu spielen pflegten, so befanden . es scheint, die Bauernstellen in der Nähe der Herrensitze. Die Herrensitze felbst können wiederum entweder Einzelhöfe gewesen sein, umgeben von den Höfen der Sklaven, oder es können auch Herren itze in größerer Zahl mit den zugehörigen Bauernstellen eine Dorfschaft gebildet haben. Vielleicht kam dies . vor, weil Taeltus später von den „universis“ in vicig, von) den . sbaftzn ; 5. dlung Fleis

us der andlung Fleischmanns ergibt sich, da weder bei

Caesar noch bei Tacitus irgend ein en . ö e Meinung findet, es habe sich die Haupt maßsse der alten vollfreien Germanen zur Zeit der genannten Autoren vorwiegend mit Ausübung der , ,. Praxis beschäftigt Es wird vielmehr von Tacitus klar und bestlmmt berichtet, daß die Sklaven, und zwar alle Sklaven mit Ausnahme derjenigen, die es durch Verspielen ihrer Freiheit wurden, gegen gewisse gemessene Naturalzinse die Felder ihrer Herren bestellen mußten, und daß man etwas anderes nicht von ihnen verlange Eigentum an Grund und. Boden bestand, und der Ackerbau hatte die Germanen, Herren und Sklaven, in vicis ac in sedibus bereits t gemacht. Auch Grundherrschaft bestand demnach schon damals. Zweifelhaft bleibt, ob außer den Sklaven auch noch andere, Frei- ie oder Vollfreie, ein bäuerliches Leben führten und persönlich

eldarbeiten verrichteten. Weiter läßt sich bin nichts begründen, vor allem nicht die alte Fabel von dem auf beständiger Wanderschaft betriebenen Ackerbau mit jährlichem, regelmäßigem Wechsel der Wohn sitze und Ackerfelder.

orf⸗

Saatenstand und Ernteergebnisse in Rußland.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Helsingfors berichtet unterm 25. v. M.: Nach weiteren Veröffentlichungen des finnländischen Landwirtschaftsamts hat der Weizen, der in sehr beschränktem 3 in, den südlicheren Teilen des Landes gebaut wird, in avastehus Län einen mittelguten und an einer Stelle sogar guten, in Abo und Björneborgs⸗Län im Durchschnitt einen mittelguten, stellenweise guten und in St. Michels Län einen mittel-

mäßigen Ertrag geliefert. Der Roggen weist in Uleaborgg. Län eine teils mittelgute, teils unter mittel bleibende, stellenweise sogar schlechte Ernte guf. In Tavastehug ⸗Lãn wird die Roggene rut: mittel gut oder das Mittel äbersteigend bezeichnet, nur an einer Stelle blieb der Ertrag unter Mittel. In Abo und Bsrneborgz. San wa der Getrag der Roggenernte meist mittelgut, nur in einigen Teilen erreichte er das Mittel nicht. An anderen Stellen wurde dafür eine das Mittel übersteigende oder fogar eine wirklich gute Grute eingebracht. In St. ls. Län und Wiborgs⸗Lãn war die Roggenernte über mittel bis gut, nur stellenweise blieb sie unter mittel. In Wafa-⸗Lan ist der Ertrag im ganzen genommen über mittelgut und außerdem von guter Qualitũãt. Dort würde die Aussaat von der dies jährigen Ernte bewirkt. Die Gerste ergab in Uleäborg⸗

Län meist eine mittlere, teils aber auch etwas bessere, teils etwas schlechtere Ernte Nur stellenweise lieferte sie einen wirklich guten oder wirklich schlechten Ertrag. In Tayastehus⸗ än und St. Michels⸗Län schwankte das Ergebnis der Gerstenernte zwischen gut und mittel. Dies trifft auch für Abo und Bijörneboergs⸗Lãn und Wiborgs⸗Län, jedoch mit der ir ,, zu, daß hier einige Stellen einen Ertrag unter mittel ergaben. In Wasa Lan wurde fast ausnahmslos eine das Mittel übersteigende Gerstenernte ermielt. Was die Haferernte anlangt, so bewegt sich ihr Ertrag in St. Michels Lan

und Tavastehus · ãn . mittel und gut, während in den

Länen Uleaborg, Abo und Björneborg, Wasa und Wiborg das Er⸗

gebnis der Haferernte dem der Gerstenernte entspricht. Die Kar-

toffe ln haben in Abo und Björneborgs⸗Lãn und St. Michels Lan

einen Ertrag über mittel bis gut geliefert, wenn sie auch teilweise infolge

des Regens von Fäule angegriffen sind. In Wiborgs . Eãn und Wasa · Lãn

ist die Kartoffelernte reichlich ausgefallen, doch sind in einem Bezirk des letzteren, und vielfach im ersteren Län die Knollen krank. Der Ertra der Kartoffelernte ist in Uleaborgs. Län fast zu gleichen Teilen mittel⸗ aut, etwas über mittelgut und gut; auggencmmen sind nur kleine Striche mit schlechterem Ergebnis. In Tavastehus Län baben die Kartoffeln, von einem Teile abgesehen, in dem der Ertrag unter mittel blieb, eine Ernte über mittel bis gut ergeben. Im ganjen sichert der Ausfall der Ernte in uf se ,. und St. Michels ãn einigermaßen und in Abo und Björneborgs Län, Wiborgs Lin und Tavaste hus. Län vollstãndig das Auskommen der Berẽlkerung bis zur nächsten Ernte. Die Herbstsaaten steben in be nad Björnebor g- sie auch in a- Lan, St. Michels ˖ Sin und Tavaste us. Sãn.

GSe treidebandel in Lutwery en. Der Kaiserliche Senerallenfel in Antwerren dericktet ate. . d. W.: Der Antwerrener Getreidemarkt batte im Nercwber d. = für Beizen keine wesentlicken Preigãn derungen auf mnerisen. Die Warktverräte nabaen bestãndg nr. Die Prrife frellten fich Gade November d. ungefãr, wie felgt: Weizen: nerdamer ian ischer. k californischer ö Walla Balla Ruxrachee, weißer 8 a lata, je nach Güte ruffij 3 ö . Roggen:

Ge rste: t: 2*a:

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Die Verräte am biegen Platze warden Gude eren der d X. wie drat. geshast: ; Weizen: & o Q Q Gerster BGM Wai down

2