Bayern.
Der Ministerialrat im Ministerium des Aeußern von Frauendorfer ist, wie, W. T. B.“ meldet, zum Verkehrs⸗ minister ernannt worden.
Sessen.
Die Erste Kam mer, die heute zu einer kurzen Tagung zusammengetreten ist, beschloß, die ihr zugegangene Botschaft Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs, dig den Tod der Prinzessin Elisabeth mitteilt, mit einer Beileids⸗ adresse zu beantworten.
Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Königliche Hoheit der Großherzog ist heute früh, wie „W. T. B.“ berichtet, zur Teilnahme an der Feier der silbernen Hochzeit Ihrer Königlichen Hoheiten des Herzogs und der Herzogin von Cumberland von Schwerin nach Gmunden abgereist. Von dort wird sich Seine Königliche Hoheit nach Cannes begeben.
Deutsche Kolonien.
Ueber das Inselgebiet der Karolinen, Palau und Marianen veröffentlicht das amtliche „Deutsche Kolonial⸗ blatt“ den folgenden allgemeinen Bericht.
Lage und Klima. Das Inselgebiet ist zwischen dem 1310 und 1660 östlicher Länge und zwischen dem Aequator und dem 210 nörd⸗ licher Breite gelegen. . gehn sind die klimatischen Verhältnisse den Europäern zu⸗ trägliche.
Gesundheitsverhältnisse. Der Gesundheitszustand der Europäer ist ein günstiger. Die typisch tropischen Krankheiten, wie Malaria und Dysenterle, fehlen gänzlich, nur auf den Inseln Ruck und Kussaie sollen endemisch wenige leichte Fälle von Fieber beobachtet worden fein. Aerzte befinden sich im Regierungsdienst auf den Inseln Jap und Ponape. ;
Wohnungsverhältnisse. Als Häuser sind solche aus Holz mit breiter Veranda üblich; empfehlenswert ist dabei der weißen Ameisen wegen ein steinerner Unterbau. Steine und Mörtel können aus den Infeln bezogen werden. Bei bescheidenen Ansprüchen genügt für die erste Zeit ein aus Inselmaterial errichteter Bau, der sich fur einige hundert Mark herstellen läßt. . .
Nahrung. Bei einfacher Lebensweise kann der Ansiedler den größten Teil seines Hausbedarfs, wie Süßkartoffeln, Mais, Bohnen, Erbsen, Gurken und Gemüse, sich selbst ziehen, sich auch nutzbare Tiere, wie Rindvieh, Schweine, Ziegen, Enten, Hühner, Tauben und Gänse, halten. Weitere Nahrungsmittel, wie Fische, Brotfrüchte sowie tropisches Obst (Angnas, Bananen, Orangen, Zitronen u. dergl.), erhält er billig von den Eingeborenen.
Landwirtfchaft. a2. Auf den Westkarolinen und . Zur Anlage von Pflanzungen im größeren Stil ist die Inselgruppé nicht besonders geeignet. Trotz der wenig zahlreichen Bevölkerung befindet sich das wirklich gute Pflanzland unter Bearbeitung der Eingeborenen. Für Pflanzungen kleineren Umfangs kämen die kleineren Inseln Jap und die Palau in Frage. Herren⸗ lofes Land ist nicht vorhanden. Der Grund und Boden muß durch Vermittelung, des Bezirksamts erworben werden, das ihn von den Eingeborenen kauft und mit einem kleinen Aufschlag weiter veräußert oder verpachtet. Als Kulturen kommen Kokospakmen sowie Manilahanf, auf den Palgu auch Kaffee, Kakao und Indigo in Betracht. Daneben kann noch Viehwirtschaft betrieben werden. Arbeiter sind auf Jap und auch auf den benachbarten kleinen Inseln erhältlich. Der monatliche Lohn derselben beträgt etwa 8 ct0 in Waren, die Verpflegung etwa 10 S6 Für Manilahanfgewinnung bedarf man geschulter Arbeiter, die auf Jap zu finden sein dürften. Die zur Landwirtschaft notwendigen Gexätschaften sind auf Jap käuflich.
b. Auf den Oflkarolinen. Hier kommen nur die Inseln Ponape und Kussaie, die noch unbebautes Land besitzen, in Betracht.
je Niederschläge sind bier größer als auf den Westkarolinen; auch findet sich mehr fließendes Wasser. Auf Ponape sind als Kaufpreis für den Hektar unbebguten Landes etwa 10 bis 185 66 zu rechnen, wozu der mäßige Zuschlag der Verwaltung tritt. Die Eingeborenen scheiden hier wegen ihrer hoben Ansprüche und ihrer Unzufriedenheit als Arbeiter aus. Solche , von anderen Infeln des Bezirks bezogen werden. Der Monatslohn be⸗ trägt ben freier, etwa auf 10 ½ zu veranschlagender Verpflegung 12 bis 14 S Als Kulturen kommen dieselben wie auf den West— karolinen in Frage. Das Anlagekapital für den Betrieb einer Kokos— pflanzung von 160 ha wird einschließlich des Ankaufs von Zuchtvieh und der Errichtung der erforderlichen Gebäude bei bescheidener Lebens⸗ haltung auf etwa 60 0090 M geschätzt.
c. Auf den Marianen. Von dieser Inselgruppe eignen sich Saipan und Tinian zum Landwirtschaftsbetriebe. Es befindet sich dort ausreichendes Regierungtland, welches für etwa 2 M für das Hektar und Jahr vom Bezirksamt verpachtet wird. Arbeiter stehen nur wenig zur Verfügung, da die Eingeborenen selbst alle ihre Felder zu bestelhken haben. Für einen Monateslohn von 19 bis 12 . neben freier Verköstigung wird sich aber immerhin die er— forderlich Anzahl finden lassen. Dagegen sind Japaner in ausreichender Anzahl, allerdings nur für höheren Lohn, erhältlich. Dafür sind dieselben aber auch geschickter und leistungsfähiger. Die Kulturen sind die nämlichen wie auf den Karolinen, dagegen ist hier mit den Taifunen zu rechnen, die sich nicht selten während der von Juli bis Dezember währenden Regenzeit einstellen. Viehwirt— schaft ist hier unter der einheimischen Bevölkerung bereits eingeführt. Weideland ist in ausreichender Menge vorhanden; das Vieh ist nicht teuer. Um Über die ersten ertragsarmen Jahre hinwegzuhelfen sowie zur gesamten Einrichtung eines Gutes von etwa 25 ha würde es einer Summe von etwa 10 000 bedürfen.
Handel. Personen, die ihren Lebensunterhalt lediglich aus dem Handelsbetriebe gewinnen wollen, ist von einer Uebersiedelung nach dem Inselgebiet abzuraten. Neben der Ausfuhr geringer Mengen von Steinnüssen. Schildpatt, Perlschalen und Trepang kommt als hauptsächlicher Ausfuhrartikel Kopra in Betracht, welche von einigen größeren Firmen durch in ihren Diensten stehende Händler im Inselgebiet aufgekauft, wird. Die Anzahl der an dem Handel beteiligten Personen j bereits so groß, daß für Neu⸗ ankömmlinge keine Aussicht auf Gewinn besteht, und zwar weder für den Großkaufmann, noch für den Kleinhändler.
Gewerbe. Für einen europäischen Handwerker ist wenig Aus— sicht auf Verdienst vorhanden. Durch sein Handwerk allein würde ein Europäer schwerlich seinen Lebensunterhalt finden können, er müßte denn daneben noch Land⸗ oder Gartenwirtschaft betreiben.
Behörden. Das Inselgebiet zerfällt in drei Verwaltungs— bezirke: bie Westkarolinen und Palau mit dem Kaiserlichen Bezirks⸗ amt in Jap, die Ostkarolinen mit dem Kaiserlichen Bezirksamt in 16 und die. Marianen mit dem Kaiserlichen Bezirksamt in
aipan. Am Sitze der Bezirksämter befinden sich auch die Bezirks⸗ erichte und Postagenturen. Das Gouvernement und das Obergericht nd in Herbertshöhe.
Schulen und Kirche. Katholische Missiongre wirken auf Jap, den Palau, Saipan und Ponape, amerikanische Lutheraner auf Ponape, Ruck und Kussaie.
Abgaben. Steuern und Zölle werden bis jetzt noch nicht er= hoben. Die sonstigen öffentlichen Abgaben sind nicht so hoch, daß sie in einem Haushalte in die Wagschale fallen.
Verkehrsverhältnisse. Die Verbindung mit der Außen welt wird durch einen vom Reiche subventionierten Dampfer unter- halten, welcher auf der Fahrt von Hongkong nach Sydney und zurück die Inseln Jap, Saipan, Ruck, Ponape, Kussaie und Jaluit je drei⸗ mal jährlich anläuft. Ueberdies werden Gelegenheitsverbindungen mit . n unterhalten. Die Reisekosten von Deutschland nach dem
nselgebiet über Hongkong betragen: J. Klasse etwa 1750 4A, II. Klasse etwa 1200 MS, III. Klasse etwa 550 A
Wenngleich hiernach das Gebiet der tropischen
*
Schlußbemerkungen. Voraussetzung für ö Ansiedler ist Nüchternheit, Fleiß und Ausdauer. Er muß energisch elf sein, der Gefahr der Verweichli ng und Gleichgültigkeit zu widerstehen und die ie let besitzen, sich mit den Eingeborenen, von denen er in jeder Bezlehung abhängt, au . Fuß zu stellen. Er muß sich ferner darüber klar fein, daß erst einige JZeit darüber vergeht, ehe ihm seine Scholle etwas abwirft, und daß er ganz auf sich angewiesen ist, kö ö. auf weils Entgegenkommen der übrigen Europäer rechnen darf.
Personen, die ohne Unterhaltsmittel sind, auch eine Gelegenheit zum Frwerb ihres Fortkommens nicht nachzuweisen vermögen, kann das Landen und der Aufenthalt im Schutzgebiete versagt werden; denn es würde das notwendige Ansehen der Guropäer untergraben, wenn
solche mittellosen Existenzen mit den Eingeborenen zusammenleben und
sich womöglich von ihnen unterhalten lassen.
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Oesterreich⸗ Ungarn.
In der gestrigen Plenarsitzung der ungarischen Delegation wurde, wie W. T. B. berichtet, nach kurzer Debatte über die Ge⸗ nehmigung des Protokolls der letzten Sitzung, über die Indemnitäts⸗ 6 verhandelt. Okolczanyt bestritt der gemeinsamen Regierung das Recht, die Indemnität vorzulegen, und wandte sich dagegen, daß die ungarssche Dienst⸗ und Kommandosprache, der Ein⸗ heltlichkeit der Armee schaden würde. Die ungarische Nation sei steis ju Opfern bereit gewesen und sei nöch zu Opfern bereit, doch müsse ihre Gefühls und Gedankenwelt in der von ihr mit eigenem Geld und Blut erhaltenen Armee zum Ausdruck kommen. Die ,, der Kriegsverwaltung seien angesichts der beruhigenden politischen Lage übermäßig groß. Vie Institution einer gemeinsamen Armee müsse sich ändern, wenn die Armee bestehen solle und beide Staaten in gutem Einvernehmen mit einander leben sollten. Der Redner lehnte die Vorlage, in der er eine Vertrauensfrage er⸗ blickte, ab. Wil ezek sprach sich für die Vorlage aus. Ho dassy wies daß gesetzliche Recht der Regierung zur Einbringung der Indemnität nach. Im weiteren Verlaufe der qi wandte . Ugron zum Gzposß des Grafen Goluchowsi und prach h gegen dessen Balkanpolitik aus, die ihn (Redner) nicht befriedige. Oesterreich Ungarn müsse auf dem Balkan die freibeit- liche Entwickelung der Völker, sich selbst aber durch Festigung seiner milltärischen Position die kommerzielle Ausnützung des Balkans sichern. Er könne ferner kein Vertrauen zu den. Beziehungen zum Deutschen Reich hegen, weil vom Deutschen Reich aus ein formeller Feldzug gegen die Katholiken Oesterreichs unternommen worden sei, um sie zum protestantischen Glauben zu bekehren. Der Redner wies darauf hin, daß die deutschen Staatsmänner dahin strebten, den Weg zum Adriatischen Meer zu gewinnen. Es sei das Interesse Englands, daß zwei so große Mächte des Kontinents wie Deutschland und Rußland nicht ausschließlich Beherrscher des Meeres würden. Es seien dies wohl entfernte Zukunftsfragen, doch müsse man gegen die Verwirklichung diefer Pläne Stellung nehmen. Schon dies sei ein wichtiger Grund dafür, daß in Ungarn keine Armee mit deutscher Dienst- und Komm andosprache bestehe, sondern daß diese Sprache die ungarische Staatssprache sein müsse. Der Sektionschef Jekel salussy wies die egen die Armeeleitung erhobenen Angriffe zurück und erklärte, das kriegsministerium werde mit größter Loyalität die Grenzlinie zum Ausgleich der bestehenden Gegensätze suchen. Hierauf wurde das ge— meinsame Budgetprovisorium angenommen.
Großbritannien und Irland.
Dem „W. T. B.“ zufolge sind die Namen von 23 Per⸗ sonen veröffentlicht worden, die sich bereit erklärt haben, Mit⸗ glieder der Zolltarif kommission zu werden. Es sind ausschließlich Vertreter der größten Handelshäuser und industriellen Unternehmungen. Die Kommission wird Mitte Januar zusammentreten. Bas der Kommission von zahlreichen Sachkundigen zugestellte Material wird später veröffentlicht und im ganzen Reiche verbreitet werden.
Der „Standard“ ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Nachricht, die Regierung beabsichtige die Errichtung von 26 neuen Freiwilligenregimentern (s. die gestrige Nr. d. Bl.), grundlos sei.
Frankreich. Das Panzerschiff Patrie“ ist gestern in Toulon vom Stapel gelaufen.
Rußland.
Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung veröffentlicht das Kopenhagener Blatt „Politiken' eine Erklärung des früheren russischen Finanzministers Wittze, wonach er im russischen Reichsrat im Januar 1901 einem vom Kriegsminister gestellten und vom Reichs⸗ sekretär, jetzigen Minister des Innern Plehwe unter— stützten Vorschlag zum fin nischen Wehrpflichtgesetz wider⸗ raten habe. Die Argumentation Wittes habe die Frage vom politischen, ökonomischen, finanziellen und nationalen Stand⸗ punkt Überall zu Gunsten Finnlands behandelt. Diese Er⸗ klärung habe dazu beigetragen, daß die Mehrheit des Reichs⸗ rats, darunter alle Großfuͤrsten mit einer Ausnahme, gegen den Kriegsminister und Plehwe gewesen sei. Der Hauptinhalt der Erklärung ist folgender:
Zuerst kommt die bestimmte Behauptung, daß der Entscheidung der Frage nicht durch Kaiserliche Resolution prinzipiell präjudiziert sei, sondern daß der Reichsrat sie in vollständiger Freiheit be—⸗ raten könne. Dann folgt eine eingehende Widerlegung der Beschuldigung des Kriegsministers gegen Finnland wegen Sexpa— ratismus, beabsichtigten Abfalls und Illoyalität gegen den Kaiser aus Anlaß des Erlasses, betreffend die Aufhebung des bis dahin geltenden Wehrpflichtgesetzes; weiter kommen sachliche Beweise für die Unrichtigkeit der Behauptung des Kriegsministers, Finnland blühe auf Kosten der russischen Stgatskasse. sowie Vergleiche mit den Opfern, die andere Teile des russischen Reichs von der Staatskasse erheischten, während ginn auf eigenen Füßen stehe. Zum Schluß wird eine eindringliche Warnung gegen den Umsturz der Jahrhunderte alten Gesellschaftsordnung zi Heer beizubehalten.
nnlands ausgesprochen und geraten, das finnische
Griechenland. Theotokis hat, wie „W. T. B.“ erfährt, den Auftrag . Bildung des neuen Kabinetts angenommen und wird heute em König die Ministerliste überreichen.
Bulgarien. Das Kriegs budget für 1904 beläuft sich, wie, W. T. B.“ meldet, a 26 283 4688 Fr., d. i. 2973 1066 Fr. mehr als für das laufende Jahr.
Amerika.
Aus Washington meldet das Reutersche Bureau“, der Präsident Roosevelt habe gestern den Gegenseitigkeits⸗ vertrag mit Cuba , der am 77J. d. M. in Kraft treten werde. England habe dem Staatsdepartement bekanntgegeben, es erwarte, daß nach der Meistbegünstigungs⸗ klausel Zucker aus Britisch⸗Westindien in den Vereinigten Staaten unter denselhen Bedingungen zugelassen werde, wie cubanischer Zucker. Es werde auch nicht bezweifelt, daß
ö
Deutschland, Frankreich, Oesterreich und die anderen ö produzierenden Länder denselben Anspruch erheben würden.
Im Sen at wurde gestern eine Bill eingebracht und an— genommen, die Bestimmungen über den Schutz aus⸗ ländischer für die Weltausstellung in St. Louis bestimmter. Ausstellungsgegenstände künstlerischer, musikalischer und literarischer Art enthält.
Von Was . aus ist der Befehl erteilt worden, daß amerikanische Marinetruppen im Golf von Daxien hie in der San Miguel-Bucht Stellungen einnehmen ollen, um einem etwaigen Eindringen columbischer Streitkräfte nach Panama entgegenzutreten.
Asien.
Das Ergebnis der vorgestrigen Staatsmänner— konferenz in Tokio war, wie dem „Reuterschen Bureau“ von dort mitgeteilt wird, auch gestern noch nicht bekannt geworden. — Dasselbe Bureau erfährt weiter, die Antwort Rußlands an Japan werde nicht das Ergebnis haben, daß die An— gelegenheit ohne weitere Verhandlungen erledigt sei. Wenn auch fuͤr eine Verständigung über einige minder wichtige Punkte sich keine Schwierigkeiten mehr bieten dürften, blieben doch dem Vernehmen nach noch wichtige grundsätzliche Fragen zu erwägen.
Afrika.
Nachrichten aus Aden zufolge kam, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, das italienische Kriegsschiff „Galileo“ am 13. d. M., in Durbo (Somaliland) an, bombardierte die kleinen Forts und die Moschee, die das englische Schiff „Mohawk“ unversehrt gelassen hatte, und feuerte auf Gruppen von Bewaffneten, die sich in den benachbarten Räumlichkeiten befanden. Das Schiff fuhr dann nach Burgal.
Au siralien.
Bei den Wahlen zum Bundesparlament hat sich, wie dem „W. T. B.“ aus Melbourne mitgeteilt wird, ein großer Erfolg der Arbeiterkandidaten ergeben, Es gelte fast als sicher, daß sie zwischen den ministeriellen Schutz⸗ zöllnern und der freihändlerischen Opposition den Ausschlag geben würden. Das Ergebnis werde zum großen Teil auf das Frauenstimmrecht zurückgeführt, da die wahlberech— tigten Frauen die Arbeiterkandidaten unterstützt hätten.
Nr. 50 der ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Ge— sundheits amts“ vom 16. Dezember hat folgenden Inhalt: Ge⸗ sundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Pest. — Desgl. gegen Cholera,. = Sanitätswesen in Oesterreich, 1900. — Mitteilungen aus Britisch⸗Ostindien, 190002. — Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich) Annahme von Praktikanten in Krankenhäusern. Arsenhaltiges Fliegenpapier. — (Preußen. Berlin.) Fleisch. — (Reg. Bez. Frankfurt.) Trichinenschau. — Notgeschlachtete Tiere — (Reg. Bez Cöln.) Medizinalpersonen. — (Hessen.) Arsen⸗ haltige Säuren. — (Anhalt.) Apothekenbetriebsordnung. — (Ham⸗ burg Gifthandel. — (Rußland) Cholera und Pest. — (Queensland.) Nahrungsmittel. — Gang der Tierseuchen in den Niederlanden, 3. Vierteljahr 1903. Desgl. in Schweden. — Desgl. in Canada, 1901102. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg.⸗Bezirke Stettin, Köslin, Cöln, Schweiz.) — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Frankreich.) Butterhandel und Margarine. — Vermischtes. (China.) Gesundheits« stand in Schanghai, September 1903. — Geschenkliste. — Wochen⸗ tabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 900 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — . Gerichtliche Entscheidungen, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln z. (Fruchtsäfte.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Sparkassenstatistik Braunschweigs.
Während in den anderen deutschen Staaten die Sparkassen die einzelnen Einlagen und Rücknahmen des Sparers fortlaufend in ein meist auf den Namen lautendes Sparkassenbuch eintragen, werden die braunschweigischen Sparkassenbücher mit bestimmten eingedruckten und nicht zu ändernden Werten lediglich auf den Inhaber ausgestellt. Sie lauten über die festen Beträge von 2 , 1 A, 6 4, 58 M, jo M, 26 M, 30 M6, 46 H, bo M, S0 A, 70 , 80 é, 90 M, 100 6ς, 150 u und z00 Der Sparer erhält so viel Sparkassenbücher, als seine Einlage nach ihrem jeweiligen Einzelbetrage erfordert, also z. B., wenn er 12 einlegen will, zwei, eins zu 2 M und eins zu 10 SV; wenn er 122 M ein⸗ legen will, drei, eins zu 100 , eins zu 20 M und eins zu 2 A So oft er eine Einlage macht, erhält er mindestens ein erte e buch; er kann aber auf Wunsch auch eine beliebige Zahl kleinerer Sparkassenbücher bekommen, so bei einer Einlage von 50 S, fünf 10 „ Bücher. Sollen auf Spareinlagen gejogene Zinsen dem Kapital zugeschlagen werden, so kommen über den zuzuschlagenden Betrag neue Sparkassenbücher zur Ausgabe. Bei Teilzahlungen wird rechnungsmäßig der volle Buchbetrag zurückgenommen, und über den als Spareinlage bestehen bleibenden Betrag werden neue Bücher ausgegeben: will z. B. jemand von 100 4. 10 6 zurückhaben, so erscheinen, da das Buch über 100 M zurück zunehmen ist, 1099 ½ unter den Rückzahlungen und 90 M unter neuen Einlagen, weil für diese ein neues Buch ausgegeben wird. Bei Zins—⸗ jahlungen auf die Spareinlagen werden entweder neue Bücher autz⸗ egeben, oder es wird, der gezahlte Zins in den Büchern vermerkt. lach einem gewissen Zeitraume muß jedoch immer eine Einlösung und
Neuausgabe bei Zinsenzahlungen erfolgen.
Vor Erlaß des Gesetzes von 1892 durch welches die Verhältnisse der hier allein in Frage kommenden staatlichen Sparkasse in der geschilderten Weise neu geregelt wurden, konnten Spareinlagen auf Sparkassenbũcher, die wie die sonst in Deutschland üblichen eingerichtet waren, nur bis zu dem Betrage von 99 M½ gemacht werden; wurde dieser Betrag über⸗ schritten, so wurden von der. zerzoglichen Leihhausanstalt, an deren Stelle die Sparkasse getreten ist, e e frre reibungen, über den be⸗ treffenden . lautend, ausgestellt. Der Gebrauch der Leihhausschuld- verschreibungen für größere Spareinlagen war dadurch sehr eingebürgert und hat sich, da solche Leihhausschuldverschreibungen noch unverändert weiter autßgegeben werden, auch jetzt in einem beachtenswerten Umfange erhalten. iebiel nun aber von den Leihhausschuldverschreibungen, die auch anderen Zwecken dienen, auf Spareinlagen entfallen, läßt 8h nicht übersehen und nicht nachweisen.
Bei der unmittelbaren Verbindung der Herzoglichen Sparkasse mit dem Landeskreditinstitut der Herzoglichen e ef wird weder ein Aktivvermögen noch ein Reservefonds für die Sparkasse besonders ausgewiesen, auch kommen Ueberweisungen für kommunale und andere Zwecke nicht in Frage.
R mu e
) Zur Arbeiterbewegung.
Zur Lage des Ausstands der Textilarbeiter in Crimmitschau (vgl. Nr. 263 d. Bl) wird der ‚Frkf. Ztg. telegraphiert, 3. in den Fabriken etwa 1700 Mann arbeiten, unter ihnen rund 400 Streikbrecher.
Die Arbeitgeber der Antwerpener Diamantindustrie ver— warfen, demselben Blatt zufolge, einstimmig den von den Arbeitern laut Beschluß des Pariser interngtignalen Kongresses geforderten Neun⸗ stundentag,. Man erwartet für Anfang Januar den allgemeinen Aus land. (Vgl. Nr. 24 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
Die Akademie der Wissenschaften hielt am 3. Dezember unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Waldeyer eine Gesamt-⸗ sitzung ab. Herr Landolt las über den Fortgang seiner Unter, uchungen über die fraglichen Aenderungen der Gesamtmasse chemisch sich umfetzender Körper. Es wurden im Anschlusse an frühere Arbeiten neue Verfuchtreihen mitgeteilt. welche ergeben haben, daß die bis dahin bei vielen Reaktionen beobachteten Gewichtsabnahmen nicht mehr eintreten, wenn die betreffenden Substanzen in Gefäßen aus Quarz
befinden oder in Glasapparaten, deren Innenfläche mit einer Paraffinschicht überzogen ist. Die Untersuchung soll noch fortgesetzt verden. Die Akademie hat ihrem. Mitgliede Herrn Landolt zu seinem 50 jährigen Doktorjubiläum eine Adresse gewidmet. — Herr
B
Herrn Wa matischen
zwischen handlung enthält die Mitteilung, da fe Sidotschen Blende, Radioaktivität beobachtet wurde. Anschließend daran, wird eingehend auf das analoge Verhalten von Ozon und Ra⸗ dium hingewiesen. . Die Jubelfeier des hundertjährigen Bestehens der Schlefischen Gesellschaft für vaterländische Kultur be⸗ gann gestern mittag, wie W. T. B.“ aus Breslau meldet, mit einem Festakt in der Aula der Leopoldina⸗Universität. In der überaus zahlreichen Versammlung befanden sich u. a. der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt, der Kardinal Ropp, der Sberpräsident Dr. Graf von Zedlitz und Trützschler, ferner der Fürst von Hatzfeld Trachenberg, der kommandierende General mit dem Chef des Generalstabes, die Spitzen der sfaatlichen, provinziellen und städtischen Behörden, der Rektor und Senat der Universität, der ständige Sekretär der Akademie der Rissenschaften in Berlin, Geheime. Medizinalrat, Professor Dr. Waldever, der Präsident der Königlichen Akademie der Wissen⸗ schaften in Siockholm Dr. Toerneblat als Vertreter der schwedischen Akademie für schöne Wissenschaften. Beschichte und Altertümer, Professor Dr. Montellus und Professor Dr. Salmonsen? Kopenhagen und viele andere Vertreter gelehrter Körperschaften. Nach der . des Präsidenten, Geheimen Regie⸗ rungsrats Dr. Förster über die Geschichte der Gesellschaft über⸗ brachte der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt die Glückwünfche Seiner Majestät des Kaisers und Königs und teilte mit, Seine Majestät habe der Gesellschaft zum Bau eines eigenen Haufes 30 060 Æ aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds bewilligt.
Technik.
Eine Schule für Telephaningenieure. Bei der Purdue Universität in Indiana (Vereinigte Staaten) ist, wie The Electrieian“ berichtet, eine Schule für Telephoningenieure eingerichtet worden. An dem Unterricht nehmen solche Universitätshörer teil, die sich bereits wei Jahre mit allgemeiner Elektroingenieurkunde beschäftigt haben. Dieses Studium wird in der Ingenieurschule fortgesetzt, doch tritt an die Stelle der mechanischen Disziplinen, wie Thermodynamik, Dampfmaschinenkunde usw, die Lehre von den Telephon · und Mikrophonströmen. Der Hörer schreitet von den einfachsten zu den verwickeltsten Stromläufen fort; es wird ihm Gelegenheit gegeben, die derschiedenen Arten von Betriebsstörungen und die Mittel zu ihrer Auffindung und Beseitigung theoretisch und praktisch kennen zu lernen. Die Lehre' vom Schall und ihre Beziehung zu den telephonischen Vorgängen erfährt eine sorgfältige Pflege; in einem besonderen akusfischen Laboratorium finden praktische Uebungen statt. Nach einem Jahre ist der Hörer mit den Grundlagen der Telephonie durchaus vertraut. In einem weiteren Jahre widmet er sich dem Studium des Baues und der Unterhaltung der Linien und Vermittelungs⸗ anstalten, des Betriebs und der Apparatkunde. Die Ausführung der verschledenen Messungen, die Anwendung der Kondensatoren und Ueber⸗ trager, das Entwersen und die Ausführung von Apparaten, die Auf⸗ stellung von Kostenanschlägen usw. sind bevorzugte Gegenstände der dehrtäligkeit, an der außer Professoren der Universität auch hervor⸗ ragende Fachmänner aus der Telephonpraxis teilnehmen. Unter ihrer Leitung besuchen die Studierenden Vermittelungsanstalten in be⸗ nachbarten Orten und Apparatfabriken. . .
Das Telephonlaboratorium der Universität ist, dank der Frei, gebigkeit der Fabriken, reich ausgestattet. Unter anderem befindet sich dort ein 309 Fuß langes, 106 paariges Fernsprechkabel, an dem elektrische Meffungen und Versuche zur Eingrenzung von Fehlern vorgenommen werden, ferner ein 500 Suh langes, 20⸗paariges Kabel auß einem Kellogg ⸗Umschaltesystem zur Anstellung von Weck und Sprechverfuchen. Mehrere Dynamomaschinen liefern Wechselstrom und intermittieren den Strom, während eine große Sammlerbatterie Gleich= strom von 2 bis Ji Bolt Spannung hergibt. Betriebsfähig guf— gestellte Typen von Vielfachumschaltern ermöglichen praktische Ver gleiche zwischen den verschiedenen Systemen. Vie neueste Erwerbung des Laboratoriums ist die von der Automatie Eleetrie Co. geschenlte Einrichtung eines automatlschen Vermittelungsamts für 1000 Teil- nehmer. Per durch eine Sammlerbatterie von 50 Volt betriebene Mechaniz mug wird durch die vorgeschritteneren Hörer studiert.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Gingeborenenkulturen in Deutsch ⸗Ostafrika. Die diesjährige Versammlung der Bezirls⸗ (Akiden) und Ge⸗ meinde haupter (Jumben) fand, wie die Deuisch⸗Oftaftikanische Zeltung“ berichlet, am 6. November ju Daressalam statt. In
schamben erzielten
aer e, e ,, . i
anderem die auf den einzelnen Dorf⸗ Ernteergebnisse festgestellt und den einzelnen Jumben bre Anteile am Ertrage ( ausgezahlt. Je nach der Zahl der VDorfinsassen und der Tüchtigkeit der Gemelndevorfleher belief sich der Anteil des einzelnen auf 1 Rupie 16 Pesa bis hinauf zu 290 Rupien. Anteile von mehr als 190 Rupien waren keine Seltenhest. Im ganzen kamen über 6009 Rupien zur Verteilung. Sie Jumben erklaͤrten sich bereit, vom nächsten Jahre ab zu Gunsten ihrer Eingesessenen mit 4 der Erträge horlieb zu nehmen und zu versuchen, durch. Vergrößerung ihrer Schamben dennoch denselben oder einen größeren Gewinn zu erzielen. Auch stimmten sie dem Vorschlage des Gouvernements zu, im nächsten Jahre einen Teil jeder Schambe mit Baumwolle zu bebauen. Zwecks Be⸗ förderung des Anbaues wertvoller Früchte liefert die Kommune Sesam⸗, Erdnuß , Baumwoll ⸗ und Relssaat. Mais und Mtamasaat müffen sich dagegen die Jumben selbst beschaffen. Auf diese Weise dürfte es gelingen, durch Inslebenrufen von Eingeborenenkulturen Ausfuhrwerte für die Kolonie zu erzeugen.
ihr wurden unter
Ausbreitung des Baumwollbaues nach Oberägyten.
Der ägyptische Baumwollbau war bisher auf den unteren Nil— lauf beschränkt, doch macht sich, Nachrichten des deutschen land—⸗ wirtschaftlichen Sachverstaͤndigen für Aegypten, in. den „Mit⸗ teilungen der Deutschen Landwirtschafts, Gesellschaft? zufolge, daz Bestreben jur weiteren Ausdehnung des Anbaues geltend. Früher war die in Oberägypten in verschwindend eringer Menge erjeugte Baumwolle bei, den Auszfuhr⸗ ändkern wenig beliebt. „Unterägypten für die Baumwolle, Ober⸗ ägypten für dag Zuckerrohr“, dieser Grundsatz wurde als einmal he⸗ stehend angenommen und keine Aenderung Farin versucht. In den letzten Jahren jedoch werden Zuckerrüben im Delta und mit aus— gezeichneten Ergebnissen wird Baumwolle im Süden angebaut. In ten Provinzen Gizeh, Beni⸗Suef, Minieh, und Fayum nehmen die mit Baumwolle bestellten Flächen alljährlich zu, und manches frühere Zuckerrohrfeld wird jetzt zu dieser Kultur benutzt Die Wahl wertvollerer Varietäten und die stetig verbesserten Bewässerungs⸗ verhältnisse sind wohl in erster Reihe als Gründe dieser Ausbreitung deg Baumwollbaues zu nennen. Die in Oberägypten im Sommer sehr hohe Lufttrockenheit scheint die Baumwollpflanze nicht zu schädigen.
Ueber den Absatz von Kartoffeln nach Neusüdwales.
Da das subtropische Klima von Neusüdwales dem Kartoffelbau nicht besonders günstig ist, so muß der Bedarf des Staats teilweise durch die Einfuhr gedeckt werden. Die auptlieferanten sind natür⸗ lich die Südstaaten des australischen Bundes, doch steigt der Preis, namentlich unter dem Einfluß einer trockenen Witterung, manchmal so hoch, daß auch eine Kartoffeleinfuhr aus dem Auslande sich be⸗ zahlt macht. . . . .
Der gewöhnliche Preis der Kartoffeln beträgt in Neusüdwales 6 bis 7 Psd. Sterl. pro Tonne, während 12 Pfd. Sterl. als ein aus⸗ nahmswelse hoher und 5. Pfd. Sterl. als ein ausnahmsweise niedriger Preis bezeichnet werden. .
Im laufenden Jahre ist die Kartoffelernte Tasmaniens, die anfangt auf 125 000 Tonnnen geschätzt wurde, durch den Regierungs⸗ ausweis vom 30. Juni d. J. auf 173 000 Tonnen angegeben worden. Wäre die erstere Schätzung richtig gewesen, so würde in Neusüd⸗ wales allein Raum für den Absatz von 800g bis 10900 Tonnen fremder Kartoffeln gewesen sein. Die neuere a eng läßt auf eine Ueberproduktion von Kartoffeln für das laufende Jahr nn In zweiter Linie haben die seit Juni d. J. herrschenden außer; ördentlich günstigen Witterungsverhältnisse die junge Kartoffel saat derartig herangebracht, daß die Kartoffel bauenden Bezirke Süd⸗ Qucenslands und Neusüdwales schon im November die Frühkartoffeln auf den Markt bringen werden.
Diefer Umstand wird zusammen mit dem Ueberfluß an alten Kartoffeln für dieses Jahr eine Steigerung der Kartoffelpreise, welche die Einfuhr aus Deutschland bezahlt machen könnte, vereiteln. Für Konsignationssendungen sind die Kartoffeln nicht geeignet; derartige Sendungen empfehlen sich nur, wenn es sich um einen neuen Artikel handelt, und felbst dann nur in kleinerem Umfange, (Nach Berichten des Handelssachverständigen bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in
Sydney.)
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 50 vom 16. Dezember 1903.)
Pest.
Türkei. Am 3. Deiember starb in Smyrna ein 18 jähriger Bewohner der Stadt unter Krankheitserscheinungen, welche in hohem Maße pestverdächtig waren. Alle Vorsichtsmaßregeln zur Verhütung iner Krankheitsdusbreitung wurden nachträglich getroffen; doch war, da die Krankheit 8 Tage gedauert hatte, eine bereits stattgehabte Uebertragung nicht auszuschlteßen. ö .
Negypten. Vom 28. November bis einschließlich 4. Dezember sind 3 Eikrankungen an der Pest im Distrikt Minieh und 3 Pesi⸗ todesfälle, davon 2 im Distrikt Minieh, 1 im Distrikt Samallut
zur Anzeige gekommen. ;
Brikisch-Sst indien. Während der am 21. November ab⸗ gelaufenen Woche sind in der Präsidentscha ft Bombay [3 631 Erkrankungen (und 9846 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige elangt, davon bh C47) in der Sta dt Bom bay, 7 (8) im Stadt⸗ und en nn von Karachi, 390 (353) in demjenigen von Bhav⸗ nagar und 17 (17) im Hafengebiet von Broach. .
Philippinen. Im Oktober sind an der Pest 3 Personen er—⸗ krankt und 2 gestorben. ; ;
Bine fh Gn dafrika. In der Kapkolonie wurde während der zweiten Novemberwoche in East London bei einem Kinde, welches am 11. November gestorben ist, die Dest festgestellt. In Port El i⸗ zabeth und Knysna wurden noch Pestratten gefunden; jerner ergab die bakteriologische Untersuchung der von einer auffälligen Sterblichkeit heimgesuchten Ratten in einigen Eisenbahnspeichern bei Lady Grey Bridge, daß diese Tiere an der Pest gelitten hatten. Kapstadt, woselbst seit dem 19. Januar v. J. kein Pestfall mehr sich ereignet hat, 9 . dem zugehörigen Bezirk am 31. Oktober amtlich für
estfrei erklärt worden.
; ,,,. Staaten von Am erikg. Bei den Leichen der am . und 7. November nach vorläufiger Feststellung an Pest in San Francisco verstorbenen Personen ist nachträglich bakterlologisch Pest als Todezursache nachgewiesen worden; ferner starb dort am J2. November eine Perfon nach vorläufiger Feststellung an Pest.
Cholera.
Türkei. Nach dem Wochenausweise Nr. 37 vom 30. November über den Stand der Cholera in Syrien und Mesopotamien sind dort weitere 89 Erkrankungen (und 85 Todesfälle) an der Cholera borgekommen, davon 5i (66) in Anah, 32 (22) in Aleppo, 1 (4) in Tripolis. . l .
Die . Alexandrette in Syrien ist im Monat Oktober ebenfalls von der Seuche betroffen gewesen. . ̃
Philippinen. Im Oktober sind an der holera in Manila 132 Perfonen erkrankt lund 122 gestorben)ů in den Provinzen 2429 (18873. Mit Abnahme der sommerlichen Hitze hat auch die Seuche
erheblich abgenommen. Gelbfieber.
Mexiko. Nach Mitteilungen aug , woselbst seit 1884 das Gelbfieber regelmäßig mit Beginn der Regenzeit auftritt,
9 .. diesjährige Zeit der Gelbfiebererkrankungen seit Mitte Oktober orũber.
Im Staate Texas gelangten zur Anzeige in Cannel vom 11. is 17. November 8 und in Minera vom 11. bis 15. November 17 Erkrankungen, in Laredo vom 11. bis 17. November 179 Er- krankungen (und 13 Todesfälle, in San Antonio vom 11. his 15. Ropember 3 (3). Es wurden ferner gemeldet in Maracaibo vom 12. Juli bis 24. Oktober 1 (1) und innerhalb Mexikos in Salina Cruz vom 2. September bis 24. Oktober 8 Erkrankungen, in Citas vom 11. bis 24. Oftober 1 Erkrankung (und 2 Todesfälle), in Linares und Merida in der gleichen Zeit 412 (36) bezw. 20 (7, in Neu-Laredo vom 31. Oktober bis 15. November 2 (2), in Progreso vom 12. bis 24. Oktober 1 (1), in Vera Cruz vom 18. Oktober bis 7. November 99 (36), endlich in Ciudad Viktoria und Tehuantepec vom 11. bis 24. Oktober 18 bezw. 4 Todesfälle.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken; Glasgow, Warschau 10 Todesfälle; London (Kranken⸗ häuser) 3, New York 4, Paris 12, St. Petersburg 7, Warschau (Krankenhäuser) 6 Erkrankungen; Varizellen: Budapest 66, Kopen⸗ hagen 7, New York 82, St. Petersburg 34, Prag 20, Wien 166 Erkrankungen; Rückfallfieber: Moskau 4 Todesfälle; St. Peters⸗ burg 23 Erkrankungen; Ruhr: Warschau (Krankenhäuser) 3 Er⸗ krankungen; Brechdurchfall: Hamburg, Nürnberg je 8 Er⸗ krankungen; Rotlauf: London (Krankenhäuser) 5, Moskau 4, St. Petersburg 3 Todesfälle; Nürnberg 8, Budapest 23, Christiania 3, Edinburg 10, Kopenhagen 9, Stockholm 3, Warschau (Krankenhäuser) II, Wien 27 Erkrankungen; epidemische Ohrspeicheldrüsen⸗ entzündung: Wien öl Erkrankungen; Influenza: Berlin 10, London (Krankenhäuser) 11, Motkau, New York je 3, Paris, St. Petersburg je 4 Todesfälle; Hamburg 4, Nürnberg 11, Kopenhagen 43, Stockholm 14, Warschau (Krankenhaͤuser) 10 Erkrankungen; Keuch⸗ husten: Nürnberg, Brüssel, Glasgow, Paris, Wien je 3, Moskau, Warschau (Krankenhäuser) je 2, Liverpool 17, London (Kranken⸗ häͤuser) 20, St. Petersburg 7 Todesfälle; Reg⸗Bez. Schleswig 16, Hamburg 23, Nürnberg 18, Budapest 7, Kopenhagen 50, New Jork 8, Prag 5, Wien 32 Erkrankungen; Lungenentzündung: Reg. Bezirke Marienwerder 3, Schleswig 36, Nürnberg 8 Er⸗ krankungen; kontagiöse Augenent zündung: Reg.⸗Beztrke Arns⸗ berg 3, Marienwerder 9, Wien 3 Erkrankungen; Krebs: Altona 3, Berlin 4, Danzig h Todesfälle; Ankylostomiasis: Reg.-Bez. Arns⸗ berg 147 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deulschen Berichts orte 188695: 1,15 o/ G: in Freiburg i. B. Fürth, Hagen, Heidelberg, Königshütte, Mülheim a. d. ö Erkrankungen wurden gemeldet in Breslau 64, in den Reg⸗Bezirken Aachen 107, Arnsberg 238, Düsseldorf 266, — 5 74, Königsberg 244, Liegnitz 124, Posen 164, igmaringen 15, in Nürn⸗ berg 8, Hamburg 38. Budapest 87, New Pork 307, Pgris 114 St. Petersburg 149, Prag 35, Wien 77; desgl. an Scharlg (188699: 0, gro / ): in Heilbronn, Odessa — Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 22. Breslau 23, in den Reg. Bezirken Arns⸗ berg 38, Düsseldorf 106, in Nürnberg 14, Hamburg 30, Budapest 63, Edknburg 23, Kopenhagen 52. London (Kranken häuser) 161, New Jork 151, Paris 51, St. Petersburg 60, Wien 25; desgl. an Diphtherie und Krupp (1886s95; 427 ': in Görlitz, Osnabrück Erkrankungen wurden gemeldet in Berlin 45, Breslau 20, in den Neg. Bezirken Düsseldorf 98, Königeberg 144, in Hamburg 358, Budapest 46, Ghriffiania 28, Kopenhagen 18, London (Krankenhäuser) 96, New Jork 284, Paris 82. St. Petersburg 91, Wien 87; ferner kamen oͤrkrankungen an Unterleibstyphus zur Anzeige in London (Krankenhäufer) 39, New Jork 68, Paris 38, St. Petersburg 36, Warschau (Krankenhäuser) 14.
Verkehrsanstalten.
Heliographendienst in Deutsch⸗Südwestafrika.
Nachdem im August 1901 duich Fertigstellung des Telegraphen
Swakopmund — Windhuk der Hor hen n g, direkt mit der Heimat verbunden war, stellte sich immer mehr die Notwendigkeit heraus, auch die wichtigsten Stationen im Norden und Süden des Schutz gebiets telegraphisch an Windhuk anzuschließen. Mangels der erforderlichen Mittel zum Bau dieser Linien griff man, wie das Deutsche Kolonial⸗ blatt“ berichtet, zum Notbehelf des heliographischen Nachrichtendienstes. Mit dieser Einrichtung hatten die Engländer in Nordindien und be⸗ ö während des letzten Krieges in Südafrika gute Erfahrungen emacht. h Ber meist wolkenlose Himmel und die klare Luft Sũdwestaftikas bieten günstige Bedingungen für heliographische Beobachtungen. Bis Mitte des Jahres 1902 wurden durch die Linie Windhuk = Rehobeth — Hibeon Keetmanshoop der Süden und durch die Linie Karibib — Smaruru = Outjo der Norden mit dem Regierungtsitz verbunden. Diefe beiden Linien wurden durch 18 Stationen bedient, welche mit je einem bis zwei Mann der Schutztruppe besetzt sind. Die Zahl der heliographischen Apparate beträgt 20. J
Wenn auch die Einrichtung in erster Linie für Verwaltungz⸗ und militäͤrische JIwecke bestimmt ist und auch vorwiegend im Verkehr zwischen den Behörden Verwendung findet, so steht sie doch auch dem Publikum gegen mäßige, Gebühren zur Verfügung und wird von shm fleißig benutzt. Bei einer Mindesttaxre von 2 4 beträgt die Wor geh hr 20 3. , .
Bel feiner Abhängigkeit von technisch unausgebildeten Mann⸗ schaften der Schutztruppe konnte der Heliographendienst bisher nur in den einfachsten Formen gehalten werden. Die Dienststunden eines Heliographisten sind in der Regel von 6 bis 10 Uhr Vormittags. Es passierten im Winter 19902103 monatlich etwa 200 Heliogramme die Stationen. Welche Zeitdauer eine Nachricht z. B. von Windhuk nach Keetmanshoop (etwa bo0 km Luftlinie) beansprucht. hängt von der Witterung ab. Unter günstigen Verhältnissen kann sie auf dieser Entfernung in fünf bis sechs Stunden befördert werden In Anwendung gelangt das Morsealpbabet. Dutch längeres oder kürzeres Lichtgeben werden danach die einzelnen Buchstabenjeichen übermittelt. Dienst⸗ telegramme werden vor Privattelegrammen, Kriegstelegramme vor allen übrigen befördert. ; . . —
Wenn auch schon die heliographische Einrichtung einen erfreulichen Fortschritt gegen früher bedeutet, wo selbst bei größter Ausnutzung von Menschen und Pferdematerial Nachrichten von Keetmant hoop und Sutjo bis Windhuk sieben bezw. fünf Tage bedurften, so kann doch der von den verschiedensten Einflüssen abhaͤngige Heliograph nur als ein Notbehelf für den Telegraphen gelten.
Theater und Musik.
Konzerte.
Das Programm des fünften Philharmonischen Konzerts das am Montag unter Leitung von Professor Arthur Ie irtisch stattfand, bot ein ziemlich buntes Durcheinander der verschie denartigsten Stile. Die Leondren, Dnivertüre Nr. ? von Beetheben Lätete den Ibend ein; ihre feinsinnige Wiedergabe trug dem Dirigenten wie den Ausführenden die gebührende Anerkennung ein. Darauf spielte Frau Berthe Marx Goldschmidt als Solistin des Abends das Konzertstück in F Moll für Klavier und Orchester (Op. 79) von Weber, bereitete damit aber den Zuhörern eine gelinde Enttäuschung, indem sie das Werk so oberflächlich herunter⸗ hastete und so wenig geschmackvoll er daß von einem Genuß nicht die Rede sein konnte. Als Neuheit folgte im Mittelpunkte des Programms Das Hexenlied' von Ernst von Wildenbruch mit be⸗ gleitender Mustk für Orchester Op. 15) ven Max Schillings unter des Komponisten persönlicher Leitung. Den rezitierenden Teil hatte Derr Ernst von Possart übernommen, der seine 3 * mit 86 dramatischer Gewalt und in so fesselnder Weise loͤste, daß zum Schluß ein begeisterter Beifall durch den Saal brauste, der offenbar den beiden Künstlern in gleicher Weise galt und noch an Begeisterung zunahm, als man des im Saale anwesenden Dichters
ansichtig geworden war. Die Komposition darf unbedenklich zu den