1903 / 300 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Dec 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Gemäß 8 45 des Kommunalabgabengesetzeg vom 14 Juli

1893 (G-⸗-S. S. 1652) wird hiermit zur öffentlichen Kenninis gebracht, daß der im laufenden k zu den Kommunal⸗ ö. einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 190 /

I) bei der 1 , auf 115 600, 46 ) . Kremmen ⸗-Neuruppin⸗Witt⸗ stocker Eisenbahn .. . 37 481,88 Prignitzer Eisenbahn. 145 X50, Wittenberge⸗Perleberger J ö 39 082,79 Altona ⸗Kaltenkirchener ö 90 990, Kiel⸗Eckernförde⸗Flens⸗ burger Eisenbahn . 2652 000, Eckernförde⸗Kappelner Schmalspurbahn 5 260, 8) Kreis Oldenburger da,, ö festgestellt worden ist. . Aus dem Betriebe der Ruppiner Kreisbahn ist während der Betriebszeit vom 1. November 1902 bis 31. März 1905 ein kommunalabgabepflichtiger Reinertrag nicht erzielt worden. Altona, den 15. Dezember 1903. Der Königliche Eisenbahnkommissar. Jungnickel.

Eisen⸗ J

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

PBrenßen. Berlin, 22. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute früh von RA, Uhr ab im Neuen Palais die Vorträge des Chefs des Admiralstabes der Marine, Vizeadmirals Büchsel, des Chefs des Marinekabinetts Admirals Freiherrn von Senden⸗ Bibran und des Chefs des Militärkabinetts, Generalleutnants Grafen von Hülsen⸗Haeseler.

Die Nr. 12 der „Amtlichen Nachrichten des Reich s⸗ versicherungs amts“ vom 1. Dezember 1903 enthält auf dem Gebiete der Unfall ng (Abschnitt A) ein an die Vorstände sämtlicher land⸗ und virtschaftlichen Berufs⸗ genossenschaften und an d f der Tiefbauberufs⸗ genoffenschaft gerichtetes Rundschreiben vom W. Oktober 1903, betreffend die Anwendung des S 1 Abs. 8 des Unfall⸗ verfsicherungsgesetzes für Land⸗ und Forstwirtschaft vom 30. Juni 19090 auf gärtnerische Betriebszweige lche eigene Boden⸗ bewirtschaftung überhaupt nicht als Hauptunter⸗ nehmen betreiben und ferner folgen sentscheidungen:

Eine der Zu st ? sicherungsgescke en teiligten im Si un falle rsicherungs Rentenberechtigte geg spruch gegen die U Ersatzberechtigten erhebt (20253. *7)

Der

W 2111 7 Don Rentenbetrãgen an einen

r wono e nes mr ö D 48

16M

des gezogen dies zulassen, S8 R N65 2 5 88 Abs. 3 Z des Unfall⸗

ung nicht dadurch st abgelaufen ist (2027). Zustellung gemäß S 155 Abs. 3 des erungsgesetzes setzt für ihre Anwendung ie gewöhnlichen Mittel, die nach Lage des Falles ur Ermittelung des Aufenthalts führen können, erschöpft sind (2028).

Auf dem Gebiete der Invalidenversicherung (Ab⸗ schnitt B werden zunächst die Vorschriften veröffentlicht, die das Reichsversicherungsamt unter dem 26. November 1905 über die Vernichtung von Akten der ihm ausschließlich unterstellten Landesversicherungsanstalten erlassen hat. So⸗ dann werden folgende Revisionsentscheidungen mitgeteilt:

Unter „derselben Gegend“ im Sinne des § 5 Abs.4 des Invalidenversicherungsgesetzes ist ein räumliches Gebiet zu verstehen, innerhalb dessen für gleichartige Arbeiter im all⸗ gemeinen gleichmäßige Lohnverhältnisse bestehen. Bei An⸗ wendung dieses Grundsatzes auf den Kohlenbergbau in Oberschlesien sind dort zwei Gegenden mit gleichmäßigen Lohn⸗ verhältnissen zu unterscheiden. Das Hauptkohlengebiet, umfassend ungefähr die Bergreviere Süd⸗ und Ost⸗Beuthen, Nord⸗ Kattowitz, Königshütte, Zabrze (jetzs Nord- und Süd⸗Gleiwitz), Tarnowitz sowie Teile des Bergreviers Süd⸗Kattowitz, und das südliche Kohlengebiet, umfassend das Bergrevier Ratibor und den größten Teil des Bergreviers Süd⸗Kattowitz (1095).

Bei der Bestimmung des Mindestverdienstes gemäß 5 5 Abs. 4 des Invalidenversicherungsgesetzes ist auch eine vor dem Inkrafttreten der Versicherungspflicht ausgeübte Täligkeit zu berücksichtigen. Maßgebend ist für diese Be⸗ stimmung berjenige Beruf, den der Rentenbewerber zuletzt bei einer im wesentlichen ungeschwächten Arbeitskraft ausgeübt hat (1096).

shiüfen schließen sich noch folgende Bescheide und Be⸗ üsse:

Bei einem nach Eingehung einer zweiten Ehe eltend gemachten Erstattungsanspruche gemäß 5 42 des gn, , ,. sind auch die Beiträge zu er⸗

) Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden eingeklammerten ahlen geben die Ziffer an, unter 23 diese in den „Amtlichen lachrichten“ veröffentlicht sind.

statten, die vor Eingehung der ersten Che verwendet sind, deren Erstattung aber nach der ersten Eheschließung nicht beantragt

worden ist (1097).

Der nn, der Antragsfristen in Beitragtz⸗ erstattungssachen wird im Falle der Geschäftsunfähigkeit der , , , ,. Person entsprechend der Vorschrift des 8 206 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, also auf sechs Monate nach Bestellung eines Pflegers, aufgeschoben (1098)

Ist eine Altersrente nach Bewilligung der Invaliden⸗ rente irrtümlich weiter gezahlt worden, so können die Invalidenrentenbeträge gemäß § 565 Abs. 2 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes auf die zu Unrecht gezahlten Alters⸗ rentenbeträge aufgerechnet werden. Zu diesem Zwecke dürfen die ersteren zum vollen Betrage einbehalten werden, wenn der Rentenberechtigte damit einverstanden ist; anderen⸗ falls darf die Invalidenrente bei der jedesmaligen Monats⸗ zahlung nur bis zu einem Drittel einbehalten werden (1099.

Der vollen Nam ensunterschrift des Schiedsgerichts⸗ vorsitzenden bedarf nur die als Festsetzung im Sinne des 820 Abs. 1 der Schiedsgerichtsordnung vom 22. November 1900 geltende Zusammenstellung der schiedsgerichtlichen Kosten, die der Schiedsgerichtsvorsitzende nach Abschnitt IV Ziffer 4 Abs. 2 der Bestimmungen des R-V.—-A. vom 29. Ja⸗ nuar 1902 den Versicherungstraͤgern zu übersenden hat. Da⸗ gegen bedürfen die einzelnen Kostenbeläge nicht der besonderen Namensunterschrift (1100.

In dem nichtamtlichen Teile sind eine Entscheidung des Reichsgerichts vom 19. Februar 1903, betreffend die Auslegung des 8 136 Abs. 3 des Gewerbeunfallversicherungs⸗ gesetzes, ferner zwei Entscheidungen des Königlich preußischen Dberverwaltungsgerichts vom 17. September 1903, be⸗ treffend die Auslegung der 88 28 und 26 des Gewerbe⸗ unfallversicherungsgesetzes und des §z 49 des Invaliden⸗ versicherungsgesetzes, und eine Verfügung des Ministers des Innern und des Ministers für Handel und Gewerbe vom 3. Oktober 1903, betreffend die Leichen⸗ öffnung bei der Unfalluntersuchung, mitgeteilt worden. Zum Schluß enthält die Nummer ein DObergutachten des Pro fessors Dr. Carl von Noorden in Frankfurt a. M., betreffend den ursächlichen Zusammenhang zwischen einem Unfall cheftiger Stoß gegen den Kopf durch Anprall einer eisernen Brech⸗ stange) und einer schweren, in etwa zehn Monaten tödlich ver⸗ laufenen Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich bayerische Ministerialdirektor von Geiger ist nach München abgereist.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Königlich bayerischer Ministerialrat von Schneider, Großherzoglich badischer Ge⸗ heimer Oberregierungsrat Braun, Großherzoglich mecklen burg⸗schwerinscher Landgerichtspräsident Dr. Langfeld und Großherzoglich oldenburgischer Geheimer Staatsrat Bucholtz sind von Berlin abgereist.

Sach s en.

Die Erste Kammer nahm gestern den fünften Nachtrag zum Staatshaushaltsetat 10000 S für die Aufbietung von Gendarmen in Crimmitschöan an. Im Laufe der Debatte führte, wie ‚W. T. B.“ meldet, der Bürgermeister

Keil-Zittau aus, daß, nach ihm gewordenen Mitteilungen, erst ä. . ub ; 2 . ; amg des Wirken zum Besten des Volkes, namentlich in Italien. Der = 1 8. Nawnst beflaast dor: Dis x De 10 j j in die Bevölkerung Unruhe gekommen der darin die unter den leitenden katholischen Kreisen t Ay⸗Meißen trat fuͤr die Crimmitschauer gusgebrochenen

Gendarmerie und nach

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m ; e, m nrach ver Beborden Cin, 1* 1 1. Prach den

2 * MBwies 1 ) 9, Wie

me 1 7 mar enthalten möge. Von

ärung abgegeben.

De sterreich⸗ Ungarn.

Der Statthalter von Tirol Freiherr von Schwartzenau hat, wie W. T. erfährt, im Landesausschuß den Gemeinderat in Trient auf— gelöst und den Bezirkshauptmann Bonfioli mit der Be⸗

J.

sorgung der Geschäfte betraut.

Großbritannien und Irland.

dem „W. T. B.“ zufolge, 2 000 *. .

jetzige Militärlager in Hawick grenzen, angekauft. Frankreich.

Der Senat begann gestern die allgemeine Beratung des

M raln 1 26. J * 1 2 ? J ö, meldet, daß der Kommissar an der türkisch⸗serbischen Grenze, General ae. 3

(Rechte) unterzog, wie „W. T die Finanzpolitik der Regierung einer tadelnden Besprechung. Der Berichterstatter Dubosc erklärte, ganz Europa in jüngster Zeit eine wirtschaftliche Krisis durchgemacht; Frankreich habe umer ihr weniger nachbarten Nationen; aber sucht, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu erhöhen,

Budgets. Riou

indem

sie die Zurückziehung der Fonds aus den Sparkassen ange⸗ * ) 2 . Der Rebner klagte über die Zunahme der Aus⸗ gaben, die die Herstellung des Gleichgewichts im Budget nur d 832 ? nöe r ö ; * ach, rdentli i. 5 fg . . ö . n ; ; . *. infolge des Vorhandenseins gewisser außer ordentlicher Hilfs⸗ Ententemächte eine Abschrift der kürzlich dem Großwesmn ag , , mm. wie überreichten Denkschrift übersandt, in der der Militär⸗ und .

regt habe.

quellen gestattete. Der Berichterstatter kritisierte sodann die kostspielige Organisation der Nebenzweige namentlich der Marineverwaltung und sagte, in der Marine sei die Autorität überall und nirgends, die Verantwortlichen seien nicht zu fassen; Dubotze schloß, indem er die Not⸗

wendigkeit betonte, die zu Gebote stehenden Hilfsquellen zur

Sicherstellung des Landes nutzbar zu machen. Der Finanz— minister Rouvier stimmle ben Bemerkungen des Bericht erstatters bezüglich ber Zunahme der Ausgaben zu. würde eine Herabsetzung der Posten für das Kriegs⸗ und Marinebudget mit Rücksicht auf die auswärtige und koloniale Politik voraussichtlich schwierig sein; auch würde das Parlament seine Zustimmung dazu nicht geben. Er erkenne gleich Dubosc an, baß die Welt eine Krisis durchgemacht habe, die auf die Übertriebenen Ausgaben für Heereszwecke anläßlich des Burenkrieges zurückzuführen sei, der einen he— trächtlichen Kapitalaufwand mit sich gebracht und die Golb⸗ produktion verminbert habe. Frankreich habe außerdem eine Krisis in den Spartassen gehabt. Roupier gab zu, daß bie Fehlbeträge ber letzten Jahre von Bebeutung gewesen seien;

lich, daß die des Glar ind

ohne irgendwie das eigentums zi Politik mischen, Einvernehmen mit dem ü politischen

habe 1 . habe fortgesetzt gelitten als die be- Rußlands seines Postens enthoben und durch den Obersten gelltten 16 ne Je x eine politische Partei habe ver⸗

Indessen Best üb ernanm.

er habe aber bereits nachgewiesen, daß gegenwärtig Ueber⸗ schüsse vorhanden seien. Er sei entschlossen, die vom Senat angezeigte Politik zu verfolgen, die darauf zlele die Nachtrag kredite zu vermindern. Der Redner wies nach, daß die Finan lage besser und sogar beruhigend sei. Es gebe jedo einige dunkle Stellen auf dem Bilde, so z. B. die Fa des Gesetzes, betreffend die Arheiteraltersversorgung. (de la Haye rief dem Minister zu: Eine schöne Chimäre!! Der Finanz minister Roupier entgegnete: Ich glaube, das ist keine Chimäre, es wird notwendig sein, etwas in dieser Richtung zu tun. Der Minister fügte ferner hinzu, daß Frankreich nach wie vor den besten Kredit in der Welt behalte und der an— sehnlichste Sammelplatz für Kapitalien sei trotz der Ab— wanderung derselben ins Ausland. „Wir besitzen“, fuhr der Minister fort, „den besten Markt der Welt. gigen wir dem Reichtum die Weisheit hinzu!“ Die Sitzung wurde hierauf vertagt.

Rußland.

Aus Helsingfors wird dem W. T. B.“ mitgeteilt, daß der Justizminister En eherg, der Verkehrsminister BSergbom und der Chef der Zivilverwaltung Boehm in den Adelstand erhoben worden seien.

Italien.

Der Senat hat gestern, wie W. T. B.“ berichtet, ohne Debatte der Vorlage, betreffend die Konversion der 4p pro— zentigen Rente, zugestimmt. In der Debatte über den Gesetz. entwurf, der die Regierung zum Abschluß eines provisorischen , n, , . mit Oesterreich⸗ Ungarn und zur Ergreifung eventueller weiterer Maßregeln ermächtigt, führte der Minister des Aeußern Titt oni aus, die Einbringung der Vorlage sei durch die Vertagung deg Parlaments veranlaßt. Alle Welt sei in der Anerkennung einig, daß die auf den Handelsaustausch bezüglichen Fragen mit den verschiedenen Staaten in freundschaftlicher Weise gelöst werden müßten. So könne er versichern, daß Italien ebenso wie Oesterreich Ungarn die besten Absichten hätten, um den für ein Abkommen geeigneten Boden zu finden. Wenn dennoch unglücklicherweise das Abkommen nicht zustande kommen sollte, so werde man bemüht sein, die italienischen Interessen zu wahren, ohne in Uebertreibungen im Sinne eines Zollkrieges zu verfallen. Der Mi. nister schloß mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß er dem n, und dem Lande den Abschluß des Uebereinkommens werde verkünden können. Darauf wurde der Gesetzentwurf angenommen. Der Senat ging sodann zur Beratang des Budgets des Ministeriums des Aeußern über. Paterno richtete an den Minister die Anfrage, ob ihm bekannt sei, daß die österreichisch⸗ungarische Regierung im Konklave ein Veto gegen einen Kardinal ausgesprochen habe, ob, wenn dies der Fall sei, diplomatische Verhandlungen hierüber stattgefunden bätten, und welches Vorgehen Italien dabei eingeschlagen habe. Der Minister des Aeußern Tittoni führte in Beantwortung dieser Anfrage aus, daß der italienischen Regierung nichts von dieser Sache bekannt sei und sie sich an keinen Verhandlungen beteiligt babe. Während des Konklaves habe die Regierung nur nach einer einzigen Richtung eine Tätigkeit entfaltet, und diese sei darauf aus— gegangen, daß das Konklave in größter Freibeit sich abspiele und die ffentliche Ordnung stieng aufrecht erhalten werde. Dem Be— richterstatter Lambertico, der ein energischeres Vorgeben im Somalilande und in Benadir wünschte, erwiderte der Minister, er wiederhole, daß Italien nicht unbekannte Gebiete aufsuchen und sich in große Ausgaben verwickeln könne. Italien tue, was die Zivilisation von ihm verlange, indem es sich mit England

ur Verteidigung dieser Gebiete verbinde, es könne sich jedoch nicht auf eine Politik der Ausbreitung und auf militärische Expeditionen

einlassen zu einer Zeit, wo alle seine Bemühungen auf die Konversion der Rente gerichtet seien. Der Senat nahm darauf alle Kapitel des Budgets des Ministeriums des Aeußern an und vertagte sich dann. Der „Osservatore Romano“ proprio des Papstes vom 18. d. Mis. über das christliche

; Meinungsverschiedenheiten, ermahnt

ausgebroche . ihnt dazu. sie in Eintracht zu schlichten, und stellt die

Grund⸗

sätze auf, von denen das Wirken der katholischen Kirche in item der der erwähnten Richtung auszugehen habe. nn ene, 1 ; bei in vollem Umfang die Bestimmungen der von seinem

Er bestätigt da—

Vorgänger hierüber erlassenen Enzykliken und betont nament— schristliche Demokratie“ sich auf die Prinzipien der katholischen Moral stützen muüsse, unerschütterliche Recht des Privat—⸗ verletzen. Sie dürfe sich weder in die noch auch politische Zwecke verfolgen Die christliche Demokratie in Italien solle an Aktion teilnehmen, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen jedem Katholiken verboten sei. Die christliche

iner .

Demokratie und die katholische Presse müßten den Bischöfen ge horchen Papst, daß das Motuproprio am Sitz der katholischen Gesell—

und auf deren Rat hören. Schließlich befiehlt der schaften und Vereine angeschlagen und von den katholischen Zeitungen veröffentlicht werden solle, die zu erklären hätten

daß sie demselben gehorsam sein wollten, andernfalls würden sit verboten werden.

Türkei.

Der „Frankf. Ztg.“ wird aus Konstantinopel berichtet

über den von seiten Serbienz

Hamdi Pascha, zerbier jetzt auf Wunsch

Beschwerden eingelaufen seien,

leuinant

im Generalstabe Izet Bey ersetzt worden sei. Der türkische Kommissar in Sofia Ali Ferruh Ben ist auf Berufung der Regierung in Konstantinopel eingetroffen, um über die Lage in Bulgarien zu berichten. Das bulgarische Exarchat hat, wie das Wiener „Telegr-Korresp⸗Bureau“ berichtet, den Botschaften der

es über die Pro

selytenmacherei, die das Patriarchat und die Geistlichkeit in

den Provinzen mit Unterstützung der Lokalbehörden betrieben

Beschwerde führt, zahlreiche Einzelheiten anführt und dringent um Abhilfe bittet.

Das ökumenische Patriarchat hat den serbischen Archimanbriten Sava big zur Ernennung des Nachfolgers Firmilians telegraphisch zum Verweser des Bistums

Bulgarien.

Der von dem Finanzminister der Sobranje vorgelegte Bub getentwurf für 1964 weist 104 909 009 Fr. Ausgaben und 106163 400 Fr. Einnahmen auf, sodaß sich ein Ueber— schuß von 1 265 400 Fr. ergibt.

A sien.

Aus Port Arthur berichtet die „Russische Telegraphen— agentur“ vom gestrigen Tage, basz bortige Journal „Nom strai“ melde, es ** sich in einem Kanipfe, der bei bem

veröffentlicht ein Motu⸗

orfe Wafik zwischen einer Grenzwache und Chunchusen . erausgestellt, daß 6 unter den Chunchusen auch icf Miliz befinde. Das Blatt hebe hervor, infolge her Nichterfüllung des Vertrages vom 29. August 1896 seitens Chinas sei Rußland gezwungen, die Mandschurei von den Ghunchusen banden zu säubern.

Das „Reutersche Jureau“ meldet, es sei keine Aenderung in der Lage in Ostasien 6 Gestern nachmittag habe in der xussischen Gesandtschaft zu Tokio eine BVesprechung zwischen dem Minister des Aeußern Baron Fomura und dem von seinem Unwohlsein ziemlich wiederhergestellten russischen Gesandten Baron von Rosen stattgefunden, Der Baron Kemura habe dem Gesandten die Antwort , die Mitteilung der russischen Regie⸗ rung überbracht. Die Antwort habe nicht den Charakter eines Ustimatums. Sie enthalte das Ersuchen, Rußland möge gewisse, in der russischen Mitteilung enthaltene Vorschläge, benen man besondere Bedeutung beimesse, nochmals in Er⸗ wägung ziehen. .

Der „Agence Havas“ wird berichtet, der Plan der apanischen Regierung scheine darauf gerichtet zu sein, in hejug auf die ,, Rußlands an den Kaiser Nikolaus selist zu appellieren. Der Vorschlag des Admirals Alexejew ehe dahin, St. Petersburg zum Mittelpunkt der schwebenden Le handlungen zu machen. .

Nach einer Meldung aus Söul sind in Tschemulpo und Masam pho zahlreiche Streitigkeiten zwischen Jzapanern und der koregnischen Bevölkerung vorgekommen. Japa⸗ nische Telegraphisten halten die Telegraphenlinie von Söul nach der Küste besetzt. Dem „Reuterschen Bureau“ zufolge sind sechzig Militäringenieure von Japan nach Korea ent⸗ andt worden, die die bisher an den dort befindlichen japanischen ,, beschäftigten Zivilingenieure ersetzen sollen. Amtlicherseits werde erklärt. daß die Entsendung der Ingenieure keine militärische Bedeutung habe.

Die „Daily Mail“ meldet aus Schanghai, der englische Kreuzer „Sirius“, der dort habe überwintern wollen, habe den Befehl erhalten, nach Weihaiwei zu gehen.

Nr. 56 des „Eisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 18. Dezember hat folgenden Inhalt: Allerhöchster Erlaß vom 15. April 1903, betr. Entbindung der Crefelder Eisenbahngesellschaft von der Verpflichtung jum Bau und Betrieb einer Nebeneisenbahn von Grefrath nach Straelen. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom . Dezember 1903, betr. staatliches Aufsichtsrecht über die im preußi⸗ schen Staatsgebiet gelegene Teilstrecke der Eisenbahn von Ahaus nach Enschede. Nachrichten.

Kunst und Wissenschaft.

VIII. Kunstausstellung der Berliner Sezession.

Zeichnende Künste.

Eine umfangreiche Ausstellung von Handzeichnungen, es sind mehr als zwölfhundert, sind diesmal in dem kleinen Gebäude der Kantstraße dem Publikum vorgeführt. Ganz mit Unrecht werden Handzeichnungen von der großen Mehrheit der Ausstellungsbesucher als etwas Minder⸗ wertiges angesehen, und doch zeigt sich gerade in diesen flüctigen Ent- würfen Art und Charakter des Künstlers oft viel reiner und unver— fälschter als in den ausgeführten Werken, in denen neben dem Zwange einer komplijierten Technik manches vergröbert wird und manche Fein— heit ganz verschwindet. Bei dem geringen zur Verfügung stehenden Raum kann nur kurz auf die interessantesten Stücke hingewiesen werden. Da ist juerst das Kabinett mit den Rodin schen Zeich⸗ nungen, Aquarellen, Lithographien und Photographien der plastischen Werke des Künstlers zu nennen. Der Eindruck ist auf den, der noch nichts von Werken Rodins gesehen hat, zuerst geradeju verblüffend, man sieht nichts als eine große Anzahl rosa— farbener Kleckse und gewahrt erst bei näherer Betrachtung, daß sie umrahmt und begrenzt werden von feinen Bleistiftstrichen. Und gerade diese sind die Hauptsache. Schlagender läßt sich die Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit, Werke, die in die Mappe des Sammlers gehören, vor einem größeren Publikum auszustellen, nicht nachweisen. Ist aber das Abstoßende und Provozierende des ersten Anblicks über⸗ wunden, so gewahrt man bald, welche große künstlerische Kraft sich in diesen Zeichnungen offenbart. Stets auf der Suche nach neuen Motiven, läßt Rodin seine Modelle Bewegungen machen und Stellungen einnehmen, die er blitzschnell mit dem Stift aufzufangen weiß, es ist oft nur ein vorübergehender Moment, den er festzuhalten sucht. Aber dadurch unterscheidet er sich von dem mechanisch ebenso schnell arbeitenden photographischen Apparat, daß dieser wahllos alles, was vor das Objektiv gerät, wiedergibt, während Rodin das außwählt, was ihm in künstlerischem Sinne fruchtbar zu sein scheint; vor allem das, was ihm für künftige plastische Gestaltung wertvoll ist. So bereichert er durch diese Skizjen die Skulptur mit einer Fülle neuer Möglichkeiten. Ebenso fremdartig wie Rodin, wenn auch aus anderem Grunde, erscheinen die Zeichnungen des verstorbenen Lubrey Beardgsley, von denen eine große Zahl hier ausliegt. Es ist wohl kein farbiges Blatt von diesem Künstler bekannt, und auch hier zeigt er sich wieder als einer der bedeutendsten Schwarz⸗ Weißkünstler. Gegenständlich interessieren zuerst die Illustrationen zu Dekar Wildes Salome, künstlerisch ebenso wertvoll sind seine anderen Entwürfe, namentlich die für Einbanddecken bestimmten. Beardsley wird mit Valloton und von einigen Simplieissimusenthusiasten auch mit Th. Th. Heine jzusammen genannt, aber er läßt beide weit hinter sich. Von dem Franzosen unterscheidet er sich durch die graziöse Art, mit der er seine ebenso wirkungsvollen Lonturen ju gestalten weiß, und durch das kunstgewerbliche Element, um das Beardsley reicher ist; von Th. Th. Heine aber, der in der Strichführung ihn oft nachahmt, durch die höhere Kultur. Er mag oft bis zum Ungesunden und Perversen gehen, aber we steht seinen Stoffen fielen m n fn, und überlegener gegenüber als

Heine. Von Ausländern ist sodann der Schwede Anders Zorn zu nennen. Vielleicht empfängt man bei ihm den reinsten und er en Kunstgenuß, er, der raffinierte Maler, erzielt hier mit den iinfachsten Mitteln die größte Wirkung. Es sind äußerst einfache und bescheidene Motive, die er sich auswählt, aber wie lebensvoll weiß z das alleg ju gestalten. Sein Landsmann Carl Larsson ist im Grunde angenehmer in den hübschen Bilderbüchern zu genießen, in denen er sich, sein Haus, seinen Garten, Welb und Kind abkonterfeit, als hier in den großen und oft etwas leer wirkenden Originalen; wenn auch die einfache und natürliche Freude an allem, was ihn um— ibt, in der liebevollen Art der Wiedergabe zum Ausdruck kommt.

er gerade Gegensatz zu ihm ist Ed. Munch, ein Norweger, dem . erst kürslich in der Gassiererschen Ausstellung begegnet sind— uch hier sind wieder einige der Blätter, deren Gegenstände auf linnerungen an daß, was der Student in den Kliniken ju chen bekommt, zurückgehen und die dadurch nicht an künstlerischem ö . gewinnen. Sieht man aber von diesen ab, so findet sich manches . er den fünfzig Blättern, das durch die kräftige Art zu sehen und derzugeben . Der Pariser Begnard hat acht große deko⸗

tatlpe Panncauß „Das Gebitge“ ausgestelit, am wenigsten sind die

sommerlichen Landschaften gelungen, in denen sich Künstlerstile der Farbengebung zeigen, die wenigftens in der Umgebung, in der sie auf⸗ estellt sind, wenig erfreulich wirken; dekorativ wirksamer sind die beiden chneelandschaften. Der Zvklug von Radierungen, „La femme be- titelt, erinnert stofflich an Werke Klingerg, nur daß der . alles viel anmutiger und eleganter zu, gestalten weiß. Josef Israels eichnungen' und Radierungen zeichnen sich wieder durch die Treff⸗ cherheit und Zarthest der Ausdrucksweise aus. Wenn der Meister auch nichts Reüeg mehr bringt, so läßt jede Ausstellung doch wieder von neuem die Frische feines Könnens bewundern. Aus beiden Epochen der Schaffenszeit John Whistlers sind Radierungen zu sehen, die einen zeigen ihn noch unter der Herrschaft des Stoffes und trockener in der Augdrucksweise, in den anderen handhabt er mit souperäner Macht die Radiernadel und weiß durch die kleinste An. deutung den Betrachter zu zwingen, den Intentionen des Künstlers zu folgen. Einen leicht if en Anstrich erhält die Ausstellung auch durch die Aquarelle des 1779 geborenen Engländers William Turner. Eigentlich wünschen wir der modernen Kunst einen anderen Ahnherrn als diesen bei aller Bedeutung doch herzlich einseitigen Künstler. Warum dann nicht lieber gleich auf Claude Lorrain zurück- greifen? Sieht man eins oder zwei der kleinen Bildchen, so setzen ö. in Erstaunen, betrachtet man aber mehrere, so werden sie troß aller Phantastik der Komposition und Kühnheit der Farben recht langweilig, . ,, . erinnern sie gar an die Theaterlandschaften Gustav ores.

Von älteren deutschen Künstlern sind Blätter und Kartons von Hans von Marr6es und seinem Schüler Karl von Pidoll zu sehen. Die Aktfiguren der Schülerin erscheinen wertvoller als die ein wenig trockenen Federzeichnungen, die Meeresküsten und Hafenstädte darstellen. Auch Marrées' Werke jeugen von dem unabläßlichen Bemühen, die Gestalt des Menschen so wiederzugeben, daß alles Zufällige und Nebensächliche abgestreift und der Gestalt ein höheres monumentales Dasein gegeben werde. Es ist dem Künstler nicht gegeben worden, seine Ideale zu verwirklichen, er gehörte zu den großen -Wollern“, denen die Natur die Ausführun ik früheren Strebens versagte.

Voll sprühenden Lebens sind die Pastelle Max Liebermanns, er schildert Strand und Badeszenen, Pferde, die in das Wasser geritten werden, oder Reiter am Strande. Ein genauer Beobachter der Einwirkung des Lichts und des Spiels der Sonnenstrahlen, entgeht so leicht kein interessanter Moment seinem kritischen Auge. Max Slevogt hat außer brillanten Tierstudien die 46 Original- jeichnungen zu „Ali Baba und die vierzig Räuber“ ausgestellt. So wenig die Blätter für ein Kinderbuch geeignet sind, so sehr erfreuen sie die , , ., durch die Heiterkeit und den Humor, der aus diesen meisterhaft hingeworfenen Skizzen hervorleuchtet, mag auch weder von der Pracht des Orients noch von dem Unheimlichen dieser Räubergeschichte etwas zu spüren sein. Walter Leistikows Aquarelle aus Gastein zeigen ihn wieder als, den macht⸗ vollen Stilisten der Landschaft, und Ludwig von Hoffmann bringt weich und jart empfundene Pastelle. Von ganz neuer Seite erscheint Adolf Hildebrand in den Zeichnungen humoristischen Inhalts, wenn sie auch beweisen, daß Witz nicht ein gewohnter Begleiter unseres größten Bildhauers ist. Louis Corinths Studien⸗ jeichnungen und Radierungen sind dann am sympathischsten, wenn das Gegenständliche keine oder nur eine geringe Rolle spielt, so ist auch hier das Blatt mit den Frauenhänden das anziehendste. Von Berlinern ist weiter zu nennen der phantastische Brandenburg und die beiden künstlerischen Gesinnungsgenossen, Baluscheck und H. Zille. Viel unbarmherziger noch als Baluscheck schildert letzterer das dunkle Berlin, er zeigt uns geradezu abschreckende Typen, deren Dar⸗ stellung aber kim lle han Wert sicherlich nicht abzusprechen ist; ihnen ist Käthe Kollwitz anzureihen, die mit männlicher Kraft Szenen aus dem Proletariak und dem Elend der Armen und Darbenden vorführt; sie würden vielleicht an Wahrheit noch , wenn sie weniger tendenziös gehalten wären. Der vielseitige Münzer und Oberländers liebevolle Tierstudien sind von den Münchnern zu erwähnen. Von Prag und aus Desterreich haben Orlich und Kubin Dinge von sehr verschiedenem Wert eingesandt. Orlich äußert ge⸗ schmackvolle Erinnerungen an seine Japanreise und allerdings recht triviale Porträts, Kubin allerlei phantastische Schildereien, die wenig überzeugend wirken. Auch Klingers Szene aus einem Krankensaal, in den Raben durch die vom Sturm geöffneten Fenster hineingeflogen sind und durch ihre gespenstische Anwesenheit die Kranken und Sterbenden ängstigen, vermag die vorhergehenden Blätter der Folge vom Tode an Macht des Ausdrucks nicht zu erreichen. Noch vieles wäre hier anzuführen, was ,. verdient, aber es würde bei der Fülle des Gebotenen nur eine leere Aufzählung bleiben.

Einige wenige Skulpturen sind in den Räumen verteilt, unter ihnen eine Nietesche Büste bon Klinger, groß und ruhig im Ausdruck, der schon bekannte Stier Traillons und eine größere Gruppe von Levi, Ringende Knaben, die in einem weniger anspruchsvollen Format eine bessere Wirkung erzielen würde. S. M.

A. F. In der letzten Sitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie wurde der bisherige Vorstand für das Jahr 1904 aufs neue gewählt. Professor Dr. Hans Virchow berichtete über die Rudolf Virchow-⸗Stiftung, die in ihrer erweiterten Gestalt (angesammeltes Kapital 207 000 M6 und 100 C00 S von der Stadt Berlin) die landesherrliche Genehmigung erhalten hat. Das Kuratorium wird aus sieben Herren bestehen, von denen satzungsgemäß die Gesellschaft zwei zu bestimmen hat. Gewählt wurden die Herren Hans Virchow und Lissauer. . .

Es sprach sodann Herr Bu sse über einen in der Nähe von Biesen— thal beim Tiefackern gemachten Fund alter Mühlsteine, worauf Dr. Eduard Hahn „über die Entstehung des Getreide baues“ sprach. Der Redner ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß nicht Aegypten, sondern Babylonien als die Wiege des Getreidebaues zu be⸗ trachten sei. Auch sei es wahrscheinlich nicht zutreffend, daß die Menschheit den Kulturfortschritt vom Jäger zum Nomaden und Viehzüchter und von diesem zum seßhaften Ackerbauer überall in dieser Reihenfolge gemacht hat. Der Gartenbau, die Bodenbearbeitung mit den so viel einfacheren Geräten Hacke und Spaten, zumeist Aufgabe der Frauen, dünkt dem Redner älter, nämlich als ein Vorläufer des Ackerbaues und wahrscheinlich schon längst bei den nomadisierenden Völkern in Uebung, welche doch immer lange genug an einer Stelle blieben, um eine Entwicklungs und Reifeperiode der angebauten Gewächse ab⸗ juwarten. Der Feldbau ist doch im Grunde nur ein erweiterter und vergrößerter, summarisch ausgeführter Gartenbau. Der Umstand, daß der Ackerbau meist auf tierische Kraft angewiesen ist, weist ihm allerdings eine spätere Stelle in der Entwickelung an, als die Viehzucht bereits eine namhafte Höhe erreicht, u. a. die Kastrierung des Ochsen gelernt hatte. Aber es ist nicht anzunehmen, daß so lange die Bodenbearbeitung geruht habe, weshalb der Gartenbau als Zwischenstufe und die frühesten Entwickelungsstadien bereits be— gleitend logischerweise anzusehen ist. Den Feldbau finden wir unlös— lich gepaart mit Bewässerung. Hieraus erklärt sich die Gewohnheit der schmalen Beete und der tiefen Furchen und aus der Ueberlegung, daß es vorteilhaft sei, das Ochsengespann nicht so häufig wenden zu müssen, die Länge der Bcete. Seltsam ist die verschiedene Bewertung von Viehzucht und Ackerbau in der Tradition, der jüdischschristlichen, der brahmanischen und der islamitischen. Jene erstere läßt Adam aus dem Paradiese vertreiben und ihm als Strafe des Suͤndenfalls die harte Feldarbeit auferlegen. In Kain und Abel sind darauf der Ackerbau und die Beschäftigung des Hirten personifiziert, aber wiederum haftet dem Feldbau etwas von dem Fluche an, der Adam getroffen, als er dazu verdammt wurde, sein Brot im Schweiße feines Angesichts zu essen; denn der Ackerbauer Kain erschlägt im 8 den Hirten Abel, ganz im Gegensatz zu den Erfahrungen der

eschichte, die immer die Hirten als die Angreifer, die seßhaften Ackerbauer als die Angegriffenen zeigen. Die brahmanische und isla⸗ mitische Tradition wissen dagegen ebensowenig wie die griechische Mythe etwag von einer Betrachtung des Feldbaues und seiner Mühen als einer dem Menschen auferlegten Strafe, sie fennen nur die Segnungen und preisen den Ackerbau alg

ein Geschenk der Gottheit. Dieser Widerspruch im Mythus ist schwer erklärlich, wenn man nicht eine besondere Vorliebe der Juden für das Hirtenleben und der Völker, bei denen die andere Tradition ihren Ursprung nahm, für den Feldbau zur Erklärung heranziehen will. Kanaan wird den von Aegypten kommenden und vierzig Jahre in der Wüste zurückgehaltenen Israeliten immer als das Land, wo Milch und Honig fleußt, geschildert, nirgends ist die Rede von zu erwartenden reichen Getreideernten. Anderseits kennt die brahmanische Tradition den Baum der Erkenntnis im Paradiese nur als Getreide⸗ baum, der durch Verfehlung des Menschen zum Halm mit einer kurzen Aehre daran wird, während es überhaupt fast keinen 3 gab, sondern nur Aehren. Der Vortragende hofft zuversichtlich, daß die über 1090 babylonischen Schrifttafeln, welche noch zu lesen bleiben. der Welt noch viel Aufschluß über Ursprung und Entwickelung des Getreidebaues bringen werden.

Als zweiter Redner erstattete Professor Dr, Lissauer einen anthropologischen Reisebericht über Sizilien“, das er im letzten Sommer besucht hat. Der Vortragende schilderte die Landesmuseen ju Palermo. Messina und Syracuß, von denen das letztere be⸗ sonders reich an prähistorischen Fundstücken ist, sowie einige

rivatsammlungen. Zu beklagen ist, daß kein einziger der paläolitbi= chen Funde von einem wissenschaftlichen Fundbericht begleitet ist. Mehrere in neuerer Zeit geöffnete Höhlen und Gräber, von denen der Vortragende selbst einige Valdose, Pantalica (alter steinerner Palast). Thapsos sowie Cassibila bei Syracus besuchte, gehören der neolithischen Zeit an, andere der wohl etwa ums Jahr 1000 v. Chr. für Sizilien einsetzenden Kupfer⸗ und der nachfolgenden Bronzezeit. Zu unterscheiden ist in der Urgeschichte Siziliens eine likanische und eine sikulische Periode, von denen sich die erste etwa mit der neolithischen, die zweite in 4 merklich zu unterscheidenden Abstufungen mit den Perioden deckt, in die wir die Bronzen und frühe Eisenzeit ju, sondern gewöhnt sind. Die Likaner waren anscheinend identisch mit der am Ebro hausenden keltischen Urbevölkerung. Später wurden sie von Sikulern und Ligurern (aus Norditalien) verdraͤngt und ins ge bitg ig Innere getrieben. Etwa um das Jahr 1000 v. Chr. aber be-= ginnt für Sizilien, das bis dahin geringe Beziehungen zu dem nahen stalienischen Festlande hatte, eine Periode der Einwanderung der verschiedensten Bevölkerungen, welche in diesem Lande ein Völkergemisch zuwege gebracht haben, das anderswo seinesgleichen sucht. So findet man langobardische Sprachinseln mit überwiegend blonden Bewohnern und einem selbst der Nachbar schaft schwer verständlichen Dialekt, in einzelnen Dörfern im Innern soll heute noch arabisch gesprochen werden, und jedenfalls heweist u. a. die Sitte der Bäuerinnen in vielen Landesteilen, das Gesicht verhüllt zu tragen, noch das Fortwirken alter Gewohnheiten aus der Sarazenenzeit. Frühzeitig schon hat, dem obigen bunten Völker gemisch entsprechend, Sizilien ausgedehnte Handelsbeziehungen unter⸗ halten und ist mit auswärtigen Erzeugnissen reich versehen worden. So erklärt es sich z. B., daß sich Obsidiangeräte in den Gräbern finden, obgleich das Gestein auf der Insel nirgends vorkommt, ebenso Bernsteinschmuck, der vielleicht aber aus sizilischem Bernstein hergestellt wurde.

Noch sprach im Anschluß an den Lissauerschen Vortrag Professor Montelius aus Stockholm die Ueberzeugung aus, daß die griechische Einwanderung in Sizilien viel älter sei, als man meist auf Grund der historisch feststehenden Tatsachen annahm.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Herbstbestellung und Getreidehandel in Rußland.

Das Kaiserliche Konsulat in Rostow am Don berichtet unterm 2. d. M.: Die Herbstbestellung ist in den meisten Distrikten wegen des milden günstigen Wetters unter normalen Verhältnissen erfolgt.

Seit Ende September d. J. hat sich die Lage des hiesigen Getreidemarktes infolge geringer Unternehmungslust des aus- ländischen Marktes und der Warenuͤberfüllung an den Importplätzen weiter verschlechtert, sodaß prompte Ware hier nur mit Verlust zu verkaufen war. Außerdem wurde der Markt gedrückt durch viel un⸗ verkaufte schwimmende Ware, die bei dem drohenden Schiff⸗ fahrtschluß noch verladen wurde, um über den Winter für neu ankommendes Getreide Platz zu machen. Rotter dam zahlte für prompte Ware noch einigermaßen lohnende Preise; dagegen bietet Hamburg für schwimmende Gerste 60/61 K. 79 6, womit ein starker Verlust verbunden ist. Auch wird im Aus⸗ land die diesjährige Taganroger Gerste nicht gern gekauft, da sie zu viel Beimischung enthält, während sonst Aufgeld dafür erzielt wurde. Weizen allein erregt noch Interesse auf dem Markt hier, sowohl Hartweizen nach Italien, als auch Weichweizen nach Deutschland. Die amerikanischen Kurse für Weizen sind in letzter Zeit in die Höhe gegangen und haben eine lebhaftere Nachfrage zur Folge gehabt. Deshalb wurden gerade in Hamburg die besten Preise für Weizen gezahlt. Hier sind schwimmende Ulkad (Weichweizenart) Jio/ , zu 1265 M nach Rotterdam verkauft worden, während dafür in Hamburg 126 MS erzielt worden wären. Für Hartweizen stehen für den Winter von Noworossysk aus nach Italien und Griechenland größere Abschlüsse bevor, es soll sich nur noch um eine Preisdifferenz handeln.

Die auf dem Lande zurückbehaltenen Getreidebestände werden als recht kleine bezeichnet.

Die Bestände in Rostow schätzt man, wie folgt: Hart- und Weichweizen 200 000 Tscheiwert, davon J in den Mühlen, Roggen 100 000 l. nach Börsenschätzung, doch 60 000 ö nach Schätzung von Ex⸗

porteuren, 40— 50 000 , in Taganrog: 20 000 Tsch.

Gerste .

Hartweizen Weichweizen . ö 11 ö Gerste ! Ravison ü Die Gesamtausfuhr aus dem Rostower Hafen betrug seit Eröffnung der Schiffahrt, die seltenerweise diesmal bei Beginn des Dezember noch nicht geschlossen ist, bis jum 1. Dezember d. J. im ganzen 80 607 Pud, davon Weizen 37 9665 Pud, ann, k k w 763 Oelkuchen 5831 J I ö Am 1. Dezember notierte an der hiesigen Börse: für Rostow für Noworofsysk

760 - 8, 40 8. 10 = 8,75 8, 5 = 8, 35 d. 10 = 8, 80 J, S 55 - 7,7 /76 7, 75 = 6, S5 0 6 00 - 6 0 470/76 5, 16 1150

w ö 11, 11,10 ; mit hydrau⸗ Delluchen aus ] lischer Presse 60 os / oo Sonnenblumen mit Hand⸗ samen presse 50 50 Oelkuchen aus Hederich 29/30 34/35. Die Schiffsfrachten stellten sich Ende November von Rostow nach Taganrog auf 265 Kop. das Tschetwert, Taganrog. Rotterdam 114 sh. die Tonne,

ö n, r arseille

Garnowka, das 19pudige Tschetwert Osima. . Girka Roggen. Gerste Leinsaat

ö