1904 / 5 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

kostet den letzteren somit um zirka 9 o/ mehr, als den Werken im Siegerlande. Wir haben deshalb das Roheisensyndikat um Einrichtung verschiedener Schnittpunkte gebeten, wie es der Halbzeugverband getan hat, aber wir haben damit kein Glück gehabt, und die Folge ist, daß der Konsum an Roheisen zurückgeht.

Generaldireklor Bertram-Siegen: Ich möchte zunächst auf die Frage 8 eingehen. Bei der Preisfeststellung im Jahre 1899 hatten wir noch recht niedrige Roheisenverkaufs⸗ preise, und wir haben im genannten Jahre den Preis nur sehr mäßig erhöht in der bestimmt ausgesprochenen Absicht, daß dies den Herstellern der Fertigfabrikate Veranlassung geben möge in gleicher Weise vorzugehen, um dadurch die günstige Konjunktur noch recht lange zu erhalten. Leider sind wir in dieser Beziehung in unseren Erwartungen getäuscht worden, die Preise der Fertigfabrikate schnellten rapide ganz bedeutend in die Höhe, und darf ich ruhig behaupten, daß während der Zeit, in welcher die Roheisenverbraucher das benötigte Roh⸗ eisen zu verhältnismäßig sehr niedrigen Preisen bezogen, sie für das fertige Produkt ganz bedeutende Preiserhöhungen zu verzeichnen hatten und damit ungewöhnlich hohe Gewinne ein⸗ zuheimsen in der angenehmen Lage waren.

Die Puddel⸗- und Walzwerke des Siegerlandes zahlten

für Puddelroheisen:

im Jahre 1898 durchschnittlich 6 58, 1 1 1899 . 1 58 . 59 3 60, ) ; „69 70,

in ganz vereinzelten Fällen auch wohl bis zu 14, (l, je nachdem sie größere oder kleinere Zusatzmengen erstanden hatten. In der gleichen Periode erzielten dieselben Werke nach den eigenen Angaben eines Siegerländer Walzwerkes für Stabeisen:

durchschnittlich 129,20 S pro 1898, . ö 210,60 19001

Direktor Ugé⸗gaiserslautern: Herr Direktor Kaiser hat vorhin gesagt: die Preise für Gießereiroheisen nach Amerika betrugen durchschnittlich 7 M pro 100 Kilo, und ich frug, welche anderen Verkaufsbedingungen dabei maßgebend gewesen waren. Ich habe die Preise genannt für Gießereieisen J und III von 56,5 bis 57 6. Diese Preise verstehen sich fob Antwerpen; infolgedessen betragen die Preise ab Hochofen⸗ werk je nach Lage desselben, 6 bis 9 6 weniger. In der Mitteilung, die uns vorgelegt worden ist, heißt es nun auf Seite 128:

Durchschnittslieferungspreise des Roheisen—

syndikats zu Düsseldorf. Gießereiroheisen. Preis ab Hütte für 1000 kg.

6

1897 6 59, 29 J . J e , MJ

Ich konstatiere, daß meine eigenen Preise sich im Jahre 1902 bewegt haben zwischen 63,25 und 66,90 (ch Frachtbasis Engers. Daraus geht hervor, daß diese Durchschnittspreise, wie sie hier angegeben sind, wesentlich hinter denen zurück⸗ stehen, die tatsächlich bezahlt worden sind. Der Gesamteindruck war der, daß hier Irrtümer unterlaufen sind.

Ich habe bei dieser Gelegenheit bezüglich der Auslands preise anzuführen, daß die Gießereien schon seit langen Jahren das Kartell ersucht haben, es möge doch entgegenkommend sein für den Export ihrer Gußwaren, und zwar nach der Richtung, baß es beim Export von Gußeisenwaren denjenigen Preis für Roheisen zu Grunde legt, den das betreffende auswärtige Land auch bezahlen muß. Also wir wollen nur auf gleiche Basis gestellt werden mit unseren ausländischen Konkurrenten, und ich glaube, das ist ein billiges Verlangen, was vom nationalen und patriotischen Standpunkt aus durchaus gebilligt werden muß. Wenn wir selbst die Preise bekommen, die das Ausland bezahlt, dann haben wir doch noch sehr schwer zu kämpfen. Ich führe z. B. Holland an, welches keinen Roh⸗ eisenzoll hat, welches aber auf andere Erzeugnisse einen Wert⸗ zoll von 6 G legt. Holland kann seine Waren per Wasser beziehen, wir nicht. Dann kommt hinzu, daß wir für unsere Fertigfabrikate sehr viel höhere Frachtsätze haben als für das Rohelfen; das ist wieder zu Gunsten des Auslandes. Aber wir müssen auch nach dem Auslande bedeutend billiger liefern als unsere ausländische Konkurrenz; denn jeder, der nach dem Auslande liefert, weiß, daß, wenn er nicht eine spezielle Konstruktion hat, er mindestens bis 10 0/0 billiger sein muß als der betreffende Ausländer; sonst kann er das Geschäft nicht machen, da jedes Ausland seine eigene Industrie durch Arbeitsübertragung zu unterstützen sucht. Schließlich kommen noch die höheren Produktionskosten der deutschen Industrie, veranlaßt durch die soziale Gesetzgebung, hinzu, welche bekanntlich das Ausland bis jetzt nicht zu tragen hat. Wenn wir das alles berücksichtigen, müssen die weiterverarbeitenden Industrien dem Auslande gegenüber oft um 15 bis 25 0, billiger sein, und da ist es ein bitteres Gefühl für uns, wenn die Leistungsfähigkeit des Auslandes durch unsere inländische Industrie noch unterstützt wird. (Beifall, Uns wurde auf unsere Wünsche von den Ver⸗ tretern des Syndikats erwidert: der Auslandsverkauf gehe das Syndikat nichts an, das sei Sache der einzelnen Werke. Das ist formell richtig. Aber wenn wir auf die Sache näher eingehen, dann finden wir, daß dieselben Werke, aus denen das Syndikat gebildet wird, es auch sind, welche das Eisen nach dem Auslande liefern; sie bezw. das Syndikat können daher, wenn sie den guten Willen haben, uns auch entgegen⸗ kommen. Es kann doch dem Roheisensyndikat schließlich ganz egal sein, ob es Export hat in Form von Roheisen oder in Form von Gußwaren und Maschinen.

Es könnte uns darauf entgegnet werden: „kauft euer Eisen, wo ihr es billig bekommt!“ Das ist sehr leicht gesagt. Viele Gießereien können nur durch Zwischenhändler aus⸗ ländisches Gießereiroheisen beziehen; diejenigen Händler aber, die früher darin einen großen Zwischenhandel besorgten, sind jetzt Verkäufer für das Syndikat, und ihnen hat dasselbe die Bedingung auferlegt, daß sie nur Syndikatseisen liefern dürfen. Das steht ausdrücklich in den Verträgen, die die Verkäufer von deutschem Roheisen dem Syndikat gegenüber eingehen müssen. Ich glaube, Sie werden alle meine Klagen als berechtigte anerkennen, und Sie werden sich wundern da⸗ über, daß man diesen doch sehr bescheidenen Wünschen noch nicht enisprochen hat. Wenn das Syndikat diesen Wünschen nicht entsprechen will, dann müssen wir zur Regierung gehen und dort Hilfe suchen. Wir sind ebenso existenzberechtigt, wie die Herren vom Syndikat, und wir wollen auch von den Früchten unserer Arbeit etwas haben. Wir sind leider nicht in der Lage, bei den hohen Inlandspreisen zu billigen Preisen nach dem Auslande liefern zu können. Das können wohl die Syndikate; wir können es aber nicht. Vorsitzender: Der Herr Vorredner hat, wenn ich recht verstanden habe, von Gießereiroheisen gesprochen. Von einem andern Herrn ist von Puddeleisen gesprochen worden. Ich meine, es wird zweckmäßig sein, diese Sachen auseinander⸗ zuhalten. Vielleicht beschränken sich die Herren jetzt auf das Gießereiroheisen und sprechen nachher von dem Puddeleisen. Kommerzienrat Weyland-⸗Siegen: Der Herr Vorredner hat gewünscht, daß die Preise von 1902 einer Revision unter⸗ worfen werden sollten. Ich stimme dem vollständig zu, und ich verspreche, daß seitens des Syndikats eine genaue Revision über die erzielten Durchschnittspreise vorgenommen werden wird. Ich mache ferner darauf aufmerksam, daß der Export von Gießereiroheisen ein verhältnismäßig minimaler ist, er beträgt nur 50 / der gesamten Produktion, sodaß die Aus⸗ landsverkäufe seitens des Roheisensyndikats nur einen ganz minimalen Einfluß ausüben können auf die Fabrikate der Gießereien, die diese nach dem Auslande absetzen, sodaß dadurch eine Verschlechterung des Marktes im Absatz von Gießereieisenfabrikaten nicht entsteht. Ich wiederhole aber, wir sind gern bereit, mit den Gießereien in nochmalige Ver⸗ handlung zu treten, um den Weg zu finden, der von uns erstrebt wird, unsere inländische Produktion unter allen Um⸗ ständen zu schützen. Das ist die Aufgabe, die sich das Syndikat in der Zukunft stellen wird, und ich nehme an, daß diese Erklärung den Gießereien vollständig genügen wird. Ich bin überzeugt, daß alle Mitglieder des Syndikats in dieser Frage mit mir einig sind. Kaufmann Klöckner-Duisburg: Meine Herren! Ich glaube, daß die Differenz in den Zahlen, die von Herrn Direktor Ugs angeführt wurden und denen, die uns das Roheisensyndikat bezüglich der Durchschnittspreise mitgeteilt hat, darin besteht, daß Herr Ugs die Fusionsmengen in seinen Preisen nicht berücksichtigt hat. Der Preis von 58 S6, den Herr Generaldirektor Kaiser vorhin nannte, ist lediglich so billig, weil die Tagespreise von Hämatite und Gießereieisen III von ca. 65 und 62 M durch die Fusionspreise von 53 und 49 heruntergedrückt worden sind. Diese Fusionsgeschäfte sind damals seitens des Syndikats und seitens der Handelsfirmen, die an dem Verkauf von Eisen für eigene Rechnung beteiligt waren, den Abnehmern ebenfalls angeboten worden. Die sämtlichen Gießereien und Maschinenfabriken hatten es also in der Hand, die teuren Abschlüsse durch Fusionskäufe billiger zu machen, sie haben das aber nur zu einem ganz kleinen Teile getan. Was nun die Auslandsgeschäfte anlangt, so sind, soweit ich orientiert bin, Geschäfte gemacht worden für Gießereieisen Nr. III von 53 S bis 60 S fob Seehäfen. Die meisten Geschäfte sind mit sehr billigen Frachten abgewickelt worden von Hütten, die zu den Seehäfen sehr günstig liegen, und mit ur 2 M bis 2,5 M pro Tonne nach den Seehäfen kommen konnten.

Direktor Ugé hat eben die Handelsfirmen

außerdem Sinne wären sondern Syndikatsvertreter resp. Syndikatsfirmen. Die Handelsfirmen, die den Verkauf des Gießereieisens ver⸗ mitteln, müssen allerdings bei dem Roheisensyndikat Bedingungen unterschreiben, nach denen sie verpflichtet sind, kein aus⸗ ländisches Eisen zu führen resp. nach Deutschland hereinzu⸗

bringen. Wir haben das als Handelsfirmen auch für richtig gehalten; denn wir sind in der Hauptsache dazu da, das

inländische Geschäft zu fördern und zu schützen. Bis jetzt sind auch die inländischen Preise seitens des Syndikats so gehalten worden, daß die Bedingungen nicht hart waren; denn wenn man den Zoll von 10 M berücksichtigt, den das Auslandseisen bezahlen muß, so muß man ohne weiteres zu⸗ geben, daß man mit dem ausländischen Eisen gegen das Inland nicht konkurrieren kann. Anders ist es allerdings gewesen in den Jahren der außerordentlichen Hochkonjunktur von 1899. Damals waren die inländischen Werke nicht in der Lage, den Konsum zu decken, und die großen Handels⸗ firmen waren gezwungen, große Mengen ausländischen Eisens hereinzubringen. Wenn wir das ausländische Eisen damals nicht gehabt hätten, dann hätten die Eisen- und Stahlwerke den Betrieb wesentlich einschränken müssen.

Bergassessor a. D. Huth⸗Gevelsberg: Meine Herren! Ich nehme an, daß hier nicht allein die Preise, die das Syndikat für das Roheisen gestellt hat, interessieren, sondern daß auch die Preise in Betracht kommen, die von den Händlern damals angegeben worden sind, und die ja auf den Preisen des Syndikats basierten.

Ich habe hier die Tempergießereien zu vertreten und möchte, um Mißverständnissen von vornhererein vorzubeugen, sagen, daß für den Temperguß selbst deutsches syndiziertes Eifen nicht in Frage kommt, weil für die Tempergußfabrikation nur schwedische und englische Marken verwendet werden und im übrigen nur solches deutsches Eisen, das nicht syndiziert ist,

erwähnt, die jetzt nicht mehr Handelsfirmen in dem früheren

verbunden und stellen Fein- und Kleinguß her, für den fie das Roheisen vom Händler kaufen, weil sie dort die erforder⸗ lichen besonderen Qualitäten sicherer erhalten.

Ich habe hier eine Zusammenstellung über die Preise, die in den Jahren 1898 und 1900 von den Händlern ge⸗ fordert worden sind für Graugußroheisen Nr. L und Ill sowie für Luxemburger Nr. III. Es ist für Nr. Lein Preis von 67 ½ im Jahre 1898 und von 104 6 im Jahre 1900 verlangt worden, das ist eine Preissteigerung von 55 90/; für Nr. IHI betrug der Preis 60 Me pro 1898, und 28.93 (M pro 1900 und für Luxemburger im Jahre 1898 48,50 , für 1900: 86 e; das sind Steigerungen von 65 bzw. 770. Dem gegenüber möchte ich die Entwickelung der Verkaufs⸗ preise stellen, die für verschiedene Erzeugnisse der Gießereien erzielt worden sind und mir hier vorliegen. Da haben Sie für den kleinen und größeren Grauguß durcheinander ge— nommen für 1899 21,17 6, für 1900 23,66 S6 und im Jahre 1901, in dem erst die Abschlüsse, deren Preise ich vorhin angegeben habe, abgewickelt wurden, standen die Preise noch etwas niedriger, nämlich auf 23,02 6. Gegen 1895 ist das eine Preissteigerung von nur 11, 8oso pro 1990 und von nur 8,70 pro 1901. Für gußeiserne Fenster hat sich von 1898 auf 1900 eine Preissteigerung ergeben von 169 so, und wenn Sie 1901 nehmen, von nur 7,5½; gußeiserne Säulen schlugen von 1898 bis 1900 um 21,60/0 und von 1898 bis 1901 um nur 1,‚50/ auf. Bei Herdguß hat eine Steigerung von 22,50, und für das Jahr 1901 gerechnet nur eine solche von 8, 30 stattgefunden. Die Temperguß⸗ werke haben auch keine Gelegenheit gehabt, sich bei diesen mißlichen Verhältnissen in Temperguß zu erholen; denn beim Temperguß liegen die Verhältnisse so, daß im Jahre 1898 ein Durchschnittspreis von 51,25 6, im Jahre 1900 ein solcher von 52, 69 (. vorhanden war, sodaß zwischen 1898 und 1900 der Temperguß nur eine Steigerung von 2,80 / erfahren hat; für 1898 bis 1901 liegt sogar eine Abnahme, ein Minus von O,6os9 vor. Wenn Sie diese geringen Preissteigerungen, die in den kleinen Gießereien möglich ge⸗ wesen sind, entgegenhalten der Roheisensteigerung von 5h, 65 und 77ᷣ, so können Sie sich das Vergnügen für die Temper⸗ gießereien vorstellen.

Bergrat Gothein⸗-Breslau, M. d. R.: Die Ausführungen des Herrn Vertreters der Maschinenfabriken waren mir sehr interessant, und ich erinnerte mich bei denselben eines hoch— interessanten Artikels über die Konkurrenz im Lokomotiv⸗ und Lokomobilbau, den ich in einer Zeitschrift gelesen habe, die gewiß sanst auf einem ziemlich kartellfreundlichen Standpunkt steht, ö in der „Deutschen Industriezeitung“. Es wurde in dem Mtikel ausgeführt, daß unsere heimischen Lokomotiv— und Lokomobilfabriken gar nicht in der Lage seien, die Konkurrenz auf dem auswärtigen Markte aufzunehmen, wie es in ihrem Interesse und im Interesse der deutschen Produktion wünschenswert sei, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie die Materialien, die sie verarbeiten, viel zu teuer bezahlen müßten gegenüber dem Auslande und infolgedessen gegenüber der auslaͤndischen Konkurrenz vollständig in das Hintertreffen kämen. Zu diesen Materialien gehört nicht bloß Gießereieisen sondern auch andere Eisensorten.

Es würde doch die Frage erhoben werden müssen: findet diese Preissteigerung tatsächlich statt durch die Roheisensyndikate, und dann wäre die weitere Frage zu stellen: würden diese Roheisensyndikate weiter bestehen können, wenn wir keinen Schutzzoll auf dem Roheisen hätten. Das ist denn doch der springende Punkt; und das ist eine hochwichtige Frage, die wir bei dieser Gelegenheit einmal anschneiden müssen. Mir ist hier ein Brief eines Walzwerksbesitzers zugegangen, der übrigens auch eine Gießerei hat, und der mit aller Entschieden⸗ heit dafür eintritt, daß dieser Schutzzoll fallen gelassen werde. Als diese Schutzzölle im Jahre 1879 verhandelt wurden, da sind sie in der verschiedensten Weise motiviert worden, und ich erinnere mich, daß damals auch der Zentralverband deutscher Industrieller zunächst nicht einen Schutzzoll von 1 , sondern bloß von 60 z beantragt hatte. Der Appetit ist eben mit dem Essen gekommen. Wir sehen, daß gegenwärtig unsere Einfuhr von Roheisen gegenüber unserer Ausfuhr tat⸗ sächlich eine ganz minimale ist. Die Ausfuhr hat im letzten Jahre ziemlich 5/3 Millionen Doppelzentner betragen. Die Zahl der Einfuhr ist geringfügig, und sie besteht zum guten Teil aus Spezialsorten, die die Tempergießereien und andere Spezialfabriken brauchen. Selbst an englischem und schottischem Roheisen ist die Einfuhr zur Zeit unbedeutend.

Nun wäre es mir sehr interessant, von den verschiedenen Herren Vertretern sowohl der Syndikate, wie der Verarbeiter die Meinung darüber zu hören, ob die künstliche Preisbildung durch die Syndikate auf dem Schutzzoll beruht, und ob ohne Schutzzoll diese Syndikate und damit die Verschiebung der natürlichen Preisbildung nicht möglich gewesen seien. Das ist doch der kritische Punkt, und ich möchte Sie bitten, über den sich zunächst zu äußern. Es ist das um so nötiger, als einer der Herren eben ausdrücklich gesagt hat: wenn wir in der Zeit der Eisennot das Auslandseisen nicht gehabt hätten, das damals in großen Mengen nach Deutschland gekommen ist, dann wäre diese Not noch eine viel größere und die Ver— hältnisse noch viel ungünstiger geworden. Ich bemerke, daß auch der Mann, der die Schutzzollidee am meisten wissen⸗ schaftlich gefördert hat, Friedrich List, ausdrücklich die Wirkung des Schutzzolls in einer solchen Zunahme der Produktion sieht, daß dadurch der Preisdruck im Inlande größer werden würde als vorher, sodaß dadurch der Schutzzoll selbst überflüssig werden würde. Das wird durch die Syndikate aber aus— geschlossen, und ich glaube, das ist der wesentliche Grund der Unzufriedenheit der kleinen Verbraucher, daß, trotzdem wir in der Produktion so leistungsfähig sind, wir doch viel höhere Preise zahlen müssen als das Ausland.

Vorsitzender: Damit kein Mißverständnis entsteht, möchte ich betonen, daß wir selbstverständlich diskutieren können über die Frage, ob der bestehende Zoll einen Einfluß auf die Gestaltung und Entwicklung der Kartelle und ihre Tätigkeit

Aber die Tempergießereien sind fast alle mit Graugießerei

ausgeübt hat. Dagegen möchte ich doch bitten, auf die Aus⸗—

führungen über die Anschauungen von Friedrich List nicht

näher einzugehen. Das würde zu weit führen.

Geheimer Regierungsrat, Professor Dr. Wagner-⸗Berlin: Als Theoretiker kann ich nur mit großem Zagen wagen das Wort zu ergreifen. Ich bin indessen ermutigt worden durch Ausführungen, wie ich sie von mehreren der Herren Vorredner, ins besondere den Herren Gothein und Uge, gehört habe. Meines Erachtens ist damit eine Frage angeschnitten, die für die allgemeine volkswirtschaftliche Betrachtung der Syndikate usw. von entscheidender Bedeutung ist. Es handelt sich hier zwar um eine spezielle Frage beim Roheisen, aber ich glaube, wir stehen damit zugleich vor einer Frage von allgemeinerer Bedeutung. Ich beziehe mich dabei namentlich auf die Aus—⸗ führungen der Denkschrift auf Seite 27 und 28. Dort ist der Punkt, den Herr Ugs sehr richtig hervorgehoben hat ebenfalls betont. Es heißt da:

Diese Ausfuhrtätigkeit vollzog sich unter Verhältnissen, deren Zweckmäßigkeit von der einen Seite scharf be— stritten wird, während von anderer Seite hervor gehoben wird, daß die Ausfuhr im Interesse der Entlastung des inländischen Markts sich als recht nützlich erwiesen habe.

Dann kommen einige Urteile von Handelskammern, daß doch

in der Tat durch diese Politik, sei es unter Ausnutzung des

Schutzzollsystems, sei es mit Hilfe der durch die Syndikate geschaffenen Bedingungen beim Absatz eine Begünstigung der ausländischen Fabrikation hervorgerufen werde, da diese deutsches Eisen und Rohprodukte überhaupt wohlfeiler zur

Verarbeitung erhalte als die inländische; die ausländische Industrie in Fertigfabrikaten könne daher auch auf neutralen Märkten besser gegen die deutsche konkurrieren und trotz unserer Zölle selbst bei uns im Inlande. ;

Wenn das wirklich richtig ist, so treten nach meiner Meinung allerdings doch sehr erhebliche Bedenken hervor. Meine Frage geht daher dahin, ob die betreffenden Herren, die den anderen Standpunkt vertreten, in der Lage sind, da— gegen etwas Stichhaltiges einzuwenden. Ferner möchte ich wissen, ob evenkuell auch einzelne bestimmte Tatsachen ange— führt werden können, die dem Urteile entsprechen, welches mehrere der Handelskammern auf Seite 27 in dieser Sache abgegeben haben. Ist es wirklich möglich, nachzuweisen, daß insbesondere der Export von deutschen verarbeiteten Gegen— ständen gelitten hat die Statistik scheint das nicht ohne weiteres zu bestätigen dann würde die Sache doch sehr ernsthaft sein. Direktor Keyling-Berlin: Es ist ausgeführt worden, daß der Export an Roheisen nur Ho /P des gesamten Wertes der Produktion betrage. Das hört sich sehr bescheiden an, jedoch können diese Fo der Roheisenausfuhr auf Dampf werkzeug und andere Maschinen in Anschlag gebracht, unter Umständen eine erhebliche Summe betragen und somit eine recht empfindliche Schädigung der nationalen Arbeit darstellen.

Was nun die Preise für das Roheisen in den Jahr 1900 und 1901 anlangt, so habe ich für mein Werk . Tonne 100 M für deutsches Qualitätseisen bezahlt ich nenne die Hütte Karl Otto also da weiß ich garnicht, wo die hier angezogenen Durchschnittspreise herkommen.

Dann halte ich ebenfalls die wirtschaftliche Seite, wie von Herrn Ugs ausgeführt worden ist, für sehr wichtig. Das Roheisensyndikat darf seine eigenen Interessen nicht über alle anderen berechtigten Interessen stellen. Denn den Interessen des Landes dient es, wenn die Rohstoffe statt billigst exportiert, vielmehr im Inlande fertig verarbeitet werden, wobei Tausende von Arbeitern ihr Brot verdienen, und wenn wir die so fertig verarbeiteten Rohstoffe nachher als höher verwertbare Erzeugnisse an das Ausland abgeben, so werden wir unserem Lande mehr nützen, als wenn wir Rohmaterial zu Schleuder— preisen ins Ausland schicken. Deshalb müßte das Syndikat die inländische Industrie unterstützen.

Gegenüber den erheblich gesteigerten Qualitätsansprüchen, welchen wir heute im Gießereifach begegnen, empfinden wir es als eine große Kalamität, daß wir bis auf den heutigen Tag noch nicht wissen, was wir am Roheisen für unser gutes Geld zu beanspruchen haben, weil eine einheitliche ͤllassi fizierung der diversen Brände nach ihrer chemischen Zusammen setzung nicht besteht.

Es wäre sehr anerkennenswert, wenn das Roheisensyndikat sich neben anderem, auch die Aufgabe stellte, hierin Wandel zu schaffen.

Vorsitzender: Dieser Punkt wird bei Frage 14 zu , sein, wo von dem Einfluß auf die Qualität die Rede ist.

Direktor Ugé⸗Kaiserslautern: Zunächst möchte ich Herrn Kommerzienrat Weyland meinen Dank aussprechen für das uns bekundete Entgegenkommen. Ich bedaure sehr, daß das⸗ selbe uns nicht schon längst zuteil geworden ist. Dann wären wir der Mühe überhoben gewesen, die Sache hier zur Sprache zu bringen.

Meine Herren! Auf die Anfrage des Herrn Gothein möchte ich erklären, und zwar im Namen aller meiner Freunde, daß wir voll und ganz auf dem Standpunkt des Schutzes der n, Arbeit stehen (Bravo!) und daß wir hier unsere Bveschwerden nur vorgebracht haben, um die Auswüchse und Einseitigkeiten, die hervorgetreten sind, durch das Betonen von Interessen einzelner Industrien zur Sprache zu bringen. Wir sind uns dessen auch ganz genau bewußt, daß wir unsere Arbeit größten teils im Inland suchen müssen, auch Lieferanten der großen Werke . und daß, wenn die nichts zu tun haben, wir auch ohne fe aftiung sind. Aber wir wollen auch unseren Vorteil, amit wir unsere Betriebe ausnutzen können. Da möchte ich nun erwähnen: . Wenn der Export so gering mit H ½ an— gegeben ist, so setzen Sie uns doch in den Stand, 10 0 zu e e,. Die 5H o sind ja wenig für die gesamte Roh⸗— win dustrie aber der Export von einer Million Kilo ist och ein großer Gegenstand als weiter verarbeitetes Material,

J weil die ganzen Arbeitslöhne und Generalunkosten dazukommen. Wenn wir für 5 Millionen Maschinen exportieren, dann kommen drei Viertel davon auf Arbeitslöhne und Verzinsung der Kapitalien.

Herrn Klöckner möchte ich darauf aufmerksam machen, daß die Fusionspreise für manchen einen sehr bitteren Bei⸗ geschmack abgaben. Ich war ja nicht in der Lage, fusionieren zu müssen; ich spreche also nicht aus Bitterkeit, aber dadurch, daß bei den langen Lieferungsverträgen die Leute ihr Eisen nicht verkaufen durften, sind viele geschädigt und haben heute noch darunter zu leiden.

Kommerzienrat Kopp⸗Frankenthal: Mein Herr Vor— renner hat schon etwas gestreift, was auch ich berühren wollte. Ich komme aus Süddeutschland und kann nur sagen, daß wir dort alle auf dem Boden des Schutzes der nationalen Arbeit stehen, daß wir uns aber fern von den Kreisen der großen Hüttenwerke und Walzwerke und Kohlenwerke mehr zu den Kreisen der Veredelungsindustrie rechnen und infolgedessen unser volkswirtschaftliches Verständnis nicht soweit geht, es für tunlich zu halten, daß die Großindustrie dadurch, daß sie die Preise im Inland unnatürlich hoch hält, in die Lage versetzt wird, mit Verlust an das Ausland zu verkaufen, und das finden wir, ist tatsächlich mit den Schleuderpreisen an das Ausland der Fall. Daß ein Hüttenwerk die Inlandspreise hochhält, damit es in der Lage ist, dem Ausland um so viel billiger verkaufen zu können, das mag ein Standpunkt für ein einzelnes Werk sein, allein wie dieser Standpunkt für das gesamte Vaterland von Nutzen sein soll, das begreife ich nicht. Da sind wir allerdings in Süddeutschland soweit gekommen, daß wir gesagt haben, wenn uns die Syndikate nicht mehr entgegenkommen als bisher, und wenn sie mit ihrer Preis bildung so weiter fortfahren, dann sind wir gezwungen, andere Wege einzuschlagen. Alles Bitten nützt nicht, vielleicht hilft die Zollfrage.

Wenn ich auf die Preisfrage komme, so behaupte ich das Roheisensyndikat hat in der Preisbildung nicht den richtigen Weg eingeschlagen, den es hätte einschlagen müssen, es hätte nicht seinen einseitigen Standpunkt festhalten dürfen, nur zum Besten des Roheisensyndikats ohne Rücksichtnahme auf die Interessen der Allgemeinheit.

; Mein Herr Vorredner hat schon erwähnt, daß die An— führung der Durchschnittspreise für Roheisen in dem Bericht nicht stimmen kann nach dem, was die Gießereien bezahlt haben. Nun ist von Herrn Klöckner gesagt worden, durch die stattgehabte Fusion erscheinen die Durchschnittspreise niedriger, aber die Fusionspreise stellten sich noch immer 15 bis 20 höher als die Marktpreise, also müßte auch der Durchschnitis⸗ preis höher erscheinen, wenn man annimmt, daß sich der an— gegebene Durchschnittspreis auf wirklich bezahlte Verkaufs— preise bezieht und nicht auf Börsenpreise, weil im allgemeinen viel höhere Preise bezahlt wurden, als die Marktpreise notierten. Dieser Einwand mit den Fusionspreisen ist also nicht richtig, es wurde schon vorhin darauf hingewiesen, daß im Jahre 1966 Hämatite über S 100, gekostet hat, wie da ein Durch— schnittspreis von S4 S6 herkommen soll, ist mir rätselhaft.

Auch ist vorhin erwähnt worden das Heraufschnellen der Preise in den Jahren 1898, 1899 und 1900. Es ist an— zuerkennen, daß damals das Syndikat in wünschenswerter Weise durch Zurückhaltung günstig gewirkt hat. Die Preise sind tatsächlich anfangs bis 1899 in mäßigem Tempo in die Höhe gegangen und erst mit dem Jahre 1899 und schließlich 1900 ist man wieder in den alten Fehler von 1873 und 1881 verfallen und hat ein plötzliches Aufschnellen der Preise herbeigeführt. Es wird das auf ein Ueberbegehr und den Mangel an Roheisen zurückgeführt, und hat das Roheisen⸗ syndikat behauptet, der Mangel an Roheisen sei durch den Mangel an Koks entstanden. Durch Herrn Gothein ist bereits festgestellt, daß das nicht richtig war. Ich neige nun der Ansicht zu, daß überhaupt kein Mangel an Roheifen bestand, sondern ein solcher nur durch eine künstliche Mache hervor gerufen wurde. Ob die Herren vom Roheisensyndikat daran schuld sind, weiß ich nicht, allein bei der plötzlichen Steigerung der Preise sind die Käufe in so rapider Weise gewachsen, daß sie den Eindruck hervorrufen konnten, es müsse ein Mangel an Roheisen eingetreten sein. Daß dies nicht der Fall war, zeigte sich im Frühjahr 1900, nachdem die Gießereien nicht physisch aber moralisch gezwungen worden waren, ihren Bedarf auf zwei Jahre zu decken. Mit wirklichem Zwange ist natür⸗ lich nicht vorgegangen worden, aber moralisch sind wir ge— zwungen worden, indem uns gesagt wurde: wenn ihr die und die Marke haben wollt, die ist eigentlich nicht mehr da; wir haben das letzte Quantum gerade für euch aufgespart als treuen alten Kunden. Der Preis ist hoch, das ist richtig, wir wissen auch nicht, wie lange der Preis bleiben wird, aber wenn ihr Wert auf die Marke legt, müßt ihr jetzt zugreifen. Darauf hat man mit seinem Gießereimeister gesprochen und hat sich gesagt, daß durch eine neue Marke eine Masse Aus— schuß verursacht werden könne, was vermieden wird, wenn wir bei der alten Marke bleiben. Daraufhin haben wir ab⸗ geschlossen. Und nun kommen wir in das Jahr 1900 und 1901 hinein mit diesen an sich schon großen Mengen des damals tatsächlichen Verbrauches, doch dadurch wäre die Roh⸗ eisennot nicht herbeigeführt worden, wenn das Roheisensyndikat nur an Produzenten hätte verkaufen können. In demselben Verhältnis wie der Bedarf der Gießereien gestiegen ist, war auch die Produktion an Roheisen gestiegen. Nun kamen aber die Händler, welche dem Roheisensyndikat Unsummen von Roheisen abkauften, und hätte das Syndikat wohl wissen können, daß es sich hierbei nicht um Käufe für den Verbrauch handelt, denn als schließlich die Krisis einsetzte, war plötzlich eine Unmasse von Roheisen auf dem Markte. Im April 1900 haben die Händler dasselbe syndizierte Roheisen, von dem es früher hieß, es sei nicht mehr zu haben, auf den Markt gebracht, und da behaupte ich, daß das Roheisensyndikat nicht richtig in die Preisbildung eingegriffen hat. Die nicht ernsten Ab⸗ nehmer verkauften zu billigeren Preisen, das Roheisensyndikat folgte mit dem Marktpreis nach, ihrer alten treuen Kundschaft

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gegenüber hat es aber festgehalten an den alten Prei keine Rücksicht darauf genommen, daß der ,, der nicht spekuliert hatte und nur notgedrungen durch die Spekulation gezwungen worden war, sich zu decken, geschädigt wurde. Ich meine, die Herren, die an der Spitze eines der⸗ artigen Unternehmens stehen, müssen beurteilen können, wer ernster Käufer ist und was Spekulation ist. Den Vorwurf mache ich dem Roheisensyndikat, daß es nicht regulierend ein— gegriffen hat. Ich bin der Meinung, daß das Syndikat wenn es mit der Veredelungsindustrie, mit seiner alten treuen Lundschaft, auf die es doch schließlich angewiesen war, einiges Wohlwollen gehabt hätte, so hätte es dieser unvernünftigen Preisbildung entgegenwirken und dafür sorgen müssen, daß der offizielle Tagespreis nicht so weit unter dem Abschluß⸗ preis lag. Wenn der Abschlußpreis hochgehalten wurde, dann mußte auch der Tagespreis hochgehalten werden und es durfte nicht eine Spannung bis zu 30 5e½ zwischen beiden bestehen. . Generalsekretär Dir. Beumer, M. d. R., Düsseldorf: Ich will es den Vertretern des Roheisensyndikates überlassen, im einzelnen auf die Klagen des Herrn Vorredners zu ant worten; ich kann aber doch nicht umhin, hier auszusprechen, daß ich den Eindruck habe, als ob nach dem Verlauf, den die Hausse in unserem Wirtschaftsleben gehabt hat, die Ver⸗ hältnisse, wie das der Herr Referent schon hervorgehoben hat, sehr viel besser zu beurteilen waren, als während ihres Ver⸗ laufs. Ich habe auch den Eindruck, als ob der Herr Vor⸗ redner und mit ihm andere Vertreter konsumierender In⸗ dustrien in der schwierigen Zeit alles Nachdenken und alle Weisheit von den Leitern der Syndikate verlangt hätten, während sie selbst sorglos darüber hätten sein dürfen, wie sich die Konjunktur gestaltete. Demgegenüber möchte ich doch hervorheben, daß die Roheisenangst auch auf seiten der Kon— sumenten insofern vorhanden gewesen ist, als sie glaubten, nicht Roheisen genug hereinkriegen zu können und sich, wie das ja im einzelnen vom Syndikate nachgewiesen werden kann, mit größeren Posten glaubten decken zu müssen, als sie tat— a, . ,, Das trug mit die Schuld an der isenknappheit oder der Roheis ie sich im L der Zeit herausbildete. ö . Ich will aber auf diese Fragen nicht näher eingehen, sondern nur zwei Punkte berühren, auf die Herr Bergrat Jothein hingewiesen hat. Er hat einen Artikel des offiziellen drgan⸗ des Zentralverbandes deutscher Industrieller angezogen. Wie ich gesehen habe, ist der Herausgeber dieser Zeitung hier und er wird mir bestätigen können, daß in dem be— treffenden Falle nicht eine redaktionelle Arbeit vorlag, sondern lediglich die Einsendung einer süddeutschen Lokomotivfabrik, und daß aus diesem Artikel also auf die Haltung und Stellung nahme des Zentralverbandes selbst ebensowenig Rückschlüffe gemacht werden können als auf die Stellung seines Organs. Das bringt mich auf die Frage, ob durch die Aufhebung des Roheisenzolles den konsumierenden Werken geholfen werden könne gegenüber den hier angeführten sogenannten Aus⸗ schreitungen der Syndikate. Herr Kommerzienrat Weyland hat bereits hervorgehoben, daß Fehler gemacht worden sind, wie sie bei jeder menschlichen Institution gemacht werden können, die in der Entwickelung begriffen ist, und daß das Syndikat fest entschlossen ist, Vorkehrungen zu treffen, daß den exportierenden Industrien in der Weise ent— gegengekommen wird, daß sie nicht schlechter gestellt werden sollen als das Ausland. Aber ich behaupte doch, daß in dem bei weitem größten Teile unserer Konsumentenkreise, soweit sie Eisen verarbeiten, die Ueberzeugung feststeht, daß der Roheisenzall die Grundlage unserer gesamten deutschen Eisen⸗ und Stahlindustrie ist. (Sehr richtig) Und wenn an dieser Grundlage gerüttelt wird, wenn man glaubt, daß man bessere Geschäfte in der konsumierenden Industrie machen werde, wenn das Roheisen zollfrei einginge, dann, meine Herren, versucht man den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Denn dann würde man wieder Zustände herbeiführen, wie wir sie Mitte der siebziger Jahre kennen gelernt haben, als der Roheisenzoll ganz aufgehoben wurde. Glauben Sie nicht, daß damals die konsumierenden Industrien gute Geschäfte machten; der Aufschwung auch der Eisen verarbeitenden Industrie datiert erst von 1880 ab, als es unserm großen Kanzler gelungen war, den Roheisenzoll von 1 6 für unser deutsches Roheisen einzuführen. Ich glaube auch, daß der Zoll von 1 M für 109 kg für eine Industrie, die selbst wieder für ihre Fabrikate 50 6 und mehr für 100 kg bekommt, nicht in dem Maße einwirken kann, daß von einer enormen Ver⸗— teuerung geredet werden könnte. Ich gehe selbswerständlich nicht tiefer vom; volkswirtschaftlichen Standpunkt auf diese Frage ein; ich sage nur, der Verlauf der siebziger Jahre hat gezeigt, daß der Roheisenzoll die Grundlage unserer Eisen⸗ und Stahlindustrie ist, und daß diejenigen, die diese Grund⸗ lage zerstören; eine allgemeine Zerrüttung unserer gesamten Eisen⸗ und Stahlindustrie herbeiführen würden. ; Generaldirektor Kaiser-Wetzlar: Meine Herren! Die Ausführungen bezüglich der Preisfrage nötigen mich noch zu

einigen Worten. Die Herren von dem Verein deutscher Eisen⸗ gießereien stehen unter dem Eindruck, daß die von dem Roh⸗ eisen syndikat mitgeteilten Zahlen nicht richtig sein können. Ich glaube, die hauptsächliche Ursache, die zu diesem Ergebnis geführt hat, liegt wohl darin, daß die Herren über die wirk⸗ liche Preisgestaltung eine unrichtige Auffassung hatten, und nun, wo die wirklichen Zahlen vorliegen, enttäuscht sind und deshalb annehmen, die Zahlen seien nicht richtig. Bei den früheren Verhandlungen sowohl über das Kohlen⸗, wie das Kokssyndikat habe ich niemals gehört, daß die Richtigkeit der Zahlen angezweifelt worden ist. Ich kann auf das bestimmteste erklären, daß die Zahlen absolut richtig sind, und daß eine Revision kein anderes Ergebnis liefern wird; und die Herren müssen die mitgeteilten Zahlen anerkennen, ganz gleich, ob diese Zahlen ihnen passen oder nicht.

Nun möchte ich Ihnen zur Ergänzung dieser Zahlen mit⸗ teilen, wie sich die Preise zu den Selbstkosten stellen. Ich

kann n bei diesen Zahlen natürlich nur von den Ergebnissen

9 6 8 n,