1904 / 5 p. 24 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

denn wir haben keine weiteren Faktoren in der Rechnung. Dies zur Richtigstellung.

Weiter möchte ich darauf hinweisen, daß Herr Ugs von Herrn Generalsekretär Bueck falsch verstanden worden ist. Herr Ugs hat gesagt, daß wir, die Maschinenbauer, gegen die Preispolitik der Kartelle bezüglich der Inlandspreise nichts einzuwenden hätten. Auf diesem Standpunkt stehe ich auch.

Nun möchte ich noch einige Worte sagen zum Export. Die Maschinenfabriken sind zum Export gezwungen und werden dazu angeregt insbesondere durch den hohen Stand ihrer Technik. Sehen Sie aber gefälligst einmal die Bilanzen der offenen Gesellschaften an, so werden Sie übereinstimmend finden, daß der Export für die Maschinenfabriken zur Zeit durchweg verlustbringend ist. Der Grund, warum wir Maschinenbauer auf den Export eingehen, ist der gleiche wie bei den Hüttenwerken: wir können die große Zahl unserer geschulten Arbeiter nicht auf die Straße setzen und müssen in der Technik an der Spitze bleiben, müssen also unter Umständen auch Arbeiten zu Verlustpreisen übernehmen, um uns auf der Höhe zu erhalten. Daß wir aber Verlustpreise haben, hängt wieder mit den Auslandspreisen der Rohmaterialien zusammen.

Nun habe ich noch eine weitere Frage zu berühren: Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die nationale Arbeit ge⸗ schützt werden muß. Herr Generalsekretär Bueck hat die Schutzzollfrage angeschnitten, aber meiner Meinung nach un⸗ glücklich durch Hereinziehung der Maschinenzölle. Wenn Sie in Betracht ziehen, wie die Maschinenzölle nach Annahme des Antrags Kardorff sind, so sind diese Zölle für uns kein Schutz mehr, denn die Zölle für die Rohmaterialien und Halbfabrikate, die wir als Maschinenfabriken gebrauchen, sind teilweise 100 o½0 höher als die Zölle für die fertigen Maschinen. Daran ist kein Zweifel, und wir haben seinerzeit genügend Beispiele vorgelegt. Unsere Auslandskonkurrenz bekommt also indirekt eine Prämie für die Einfuhr fertiger Maschinen. Ich stehe aber trotzdem auf dem Standpunkt des Schutzes für Eisen, wir müssen vor allen Dingen unsere Eisen⸗ industrie als unseren größten Abnehmer lebens⸗ und leistungs⸗ fähig erhalten. Die Ausführungen des Herrn Generalsekretärs Bueck halte ich für falsch, die Maschinenfabrikanten haben zur Zeit keinen Zollschutz.

Fabrikbesitzer Sehmer-Schleifmühle: Aus den aus⸗ führlichen Bemerkungen des Herrn Bueck greife ich nur zwei Sätze heraus.

Herr Bueck sagt und das ist ja im allgemeinen richtig was ich im Inlande nicht absetzen kann, das muß ich nach dem Auslande liefern. Das ist vollständig zu⸗ treffend, nur darf der Absatz nach dem Auslande nicht auf Kosten eines anderen wie hier auf Kosten der Fertig⸗ industrie bezw. der Maschinenindustrie geschehen. Nur durch die hohen Inlandspreise ist es der Roh⸗ und Halbzeug⸗ industrie möglich gewesen, nach dem Auslande zu so niedrigen Preisen zu liefern. Die hohen Inlandspreise konnten aber die Roh. und Halbzeugindustrie nur unter dem Schutz der Verbände und dem Roheisenzoll erzwingen.

Herr Bueck hat dann weiter gesagt: die Industrien, welche am besten organisiert sind, haben den meisten Erfolg. Das ist ein Satz, der ebenso richtig ist. Es muß aber be⸗

rücksichtigt werden, daß die Fertigindustrie nicht in der Lage ist, sich wirtschaftlich so zu organisieren, wie es bei der In⸗

dustrie der Roh⸗ und Halbzeugfabrikate möglich ist. Ein wirtschaftlich gefestigter Verband gerade in der Fertigindustrie ist meines Erachtens unmöglich. Jemehr individuelle Arbeit zur Herstellung einer Ware erforderlich ist, jemehr sich die Arbeit der künstlerischen Tätigkeit nähert, je weniger ist ein Verband und eine Einigung über Preise möglich, und das trifft für die Maschinenindustrie zu. Das wollte ich nur her⸗ vorheben.

Generaldirektor Kaiser-Wetzlar: Ich möchte mit einigen Worten auf die Exportfrage zurückkommen. Sie wissen, meine Herren, daß das Roheisensyndikat bis jetzt mit dem Auslands⸗ geschäft nichts zu tun hat; ich bin aber überzeugt, daß, nach⸗ dem das Roheisensyndikat nunmehr besser organisiert ist, auch in bezug auf das Auslandsgeschäft andere Verhältnisse eintreten werden insofern, als die einzelnen Werke unter sich keine Konkurrenz auf dem Auslandsmarkte machen werden. Es ist doch mit den Worten: „man nimmt den Preis im Auslande, den man bekommt“ nicht alles gesagt; denn wenn so und so viele Reflektanten hinter einer Lieferung her sind, so werden sie gegenseitig den Preis werfen, und sie werden den Preis nicht bekommen, der erzielt würde, wenn nur von einer Hand angeboten wird. Herr Molkenbuhr hat auf Holland wegen der Ausfuhr von Roheisen hingewiesen. Wir wissen, daß Holland nicht selbst Roheisen erzeugt, und bei den Lieferungen dahin wird es sich darum handeln, ob England sie bekommt oder Deutschland. Da wir nun auf den Export angewiesen sind, so bleibt nichts anderes übrig, als die Preise zu nehmen, die sich im Wettbewerb mit England nach dort erzielen lassen.

Im übrigen wollte ich in Ergänzung der Ausführungen des Herrn Generalsekretärs Stumpf sagen, daß es sich im Jahre 1902 so recht drastisch gezeigt hat, wie nötig zur Zeit unsere Hochofenindustrie die Ausfuhr hat. Wir wären beim Nachlassen des Inlandsbedarfs gar nicht in der Lage gewesen, einigermaßen den Betrieb aufrechtzuerhalten und unsern Arbeitern Brot zu geben, wenn wir nicht in der Lage wären, für verhältnismäßig große Mengen von Roheisen Absatz im Auslande zu finden, und wir würden auch den Abnehmern, die mit der Erfüllung ihrer Verträge im Verzuge waren, gar nicht das weite Entgegenkommen haben erzeigen können, wenn fich uns das Auslandsventil nicht geöffnet hätte. Dabei möchte ich, speziell für mein Werk, mitteilen, daß wir einen Preis bekommen haben für das nach dem Ausland gelieferte Gießerei⸗ roheisen von etwa 55 M ab Hüttenstation. Dabei ist noch zu beachten, daß wir für den Export, weil wir erst noch Bahn⸗ fracht usw. zu tragen haben, sehr wenig günstig liegen.

Auf die Anfrage des Herrn Ugé bemerke ich, daß die angegebenen Preise sich ab Hüttenbahnhof verstehen.

Nun ist gesagt worden: die Werke halten die Inlands⸗ preise so hoch, damit sie im Auslande zu jedem Preise ver⸗ kaufen können. Ja, meine Herren, es ist wirklich dafür ge⸗ sorgt, daß die Inlandspreise in Roheisen nicht zu hoch werden. Sie wissen, daß wir die Konkurrenz von England auszuhalten haben, und es gibt auch noch bedeutende Werke, die nicht dem Roheisensyndlkate angehören, und da möchte ich darauf hinweisen, daß wir in Stettin das Kraftwerk haben, welches keinen Zoll zu zahlen hat, aber vermöge des Wasserweges uns in Unser direktes Absatzgebiet kommen kann und dadurch ganz sicher verhindert, daß die Preise zu hoch werden. Also das Roheisen hat kein Monopol in bezug auf die Preis⸗ stellung, sondern muß sich nach den jeweiligen Marktverhält⸗ nissen richten, wenn es sich sein Absatzgebiet erhalten will.

Nun hat Herr Bergrat Gothein vorhin bemerkt, ich hätte gesagt, wir hätten den Preis nicht ermäßigen können wegen der hohen Kokspreise. Das habe ich nicht gesagt, sondern nur die beiden Zahlen einander gegenübergestellt, die Durch⸗ schnittsverkaufspreise und die Selbstkosten. Von Koks habe ich in diesem Zusammenhang nicht gesprochen.

Was nun die Frage der langfristigen Verträge betrifft, so ist darauf hinzuwelsen, daß die Verträge in Roheisen, die hier zur Debatte stehen, im Anfang des Jahres 1909 ge— macht worden sind. Ich erinnere daran, daß der Fusions⸗ preis des Koks im Oktober 1899 gemacht wurde. Also das Kokssyndikat ist in dieser Weise mit den langfristigen Ver⸗ trägen vorangegangen, und wir sind dann gefolgt. Das ist eine einfache Tatsache, die nicht bezweifelt werden kann.

Sodann möchte ich noch mit wenigen Worten darauf zurückkommen, was Herr Kommerzienrat Kopp in bezug auf die Händlergeschäfte gesagt hat. Ich habe ihn so verstanden, daß er dem Syndikat in dieser Richtung den Vorwurf ge⸗ macht hat, daß es nicht verhindert habe, daß Händlerfirmen Spekulationsmengen bezogen hätten. Da möchte ich doch her⸗ vorheben, daß seitens des Syndikats keine Spekulations⸗ mengen verkauft worden sind, sondern daß die Händler nur die Mengen gekauft haben, die sie früher regel⸗ mäßig abgenommen haben, und ich kann auch hier nur durch— aus anerkennen, daß Händlerfirmen nicht an uns heran— getreten sind wegen Ermäßigung der Preise, sondern daß sie ihre kontraktlichen Verpflichtungen bis zum letzten Lot erfüllt haben. Zum Beweise meiner Worte kann ich nur anführen, daß wir wohl Gelegenheit gehabt haben, zu einem sehr guten Preise 70 000 t an Händlerfirmen zu verkaufen, wir haben das aber abgelehnt, weil wir diese Menge für die direkte Kundschaft zur Verfügung halten wollten.

Nun hat Herr Weichelt nicht behauptet wenigstens habe ich es aus seinen Ausführungen, soweit ich ihnen habe folgen können, nicht herausgehört —, daß irgendwie ein Zwang auf die Entschließungen der Firmen ausgeübt worden wäre. In der Denkschrift ist das ja erwähnt worden. Ich möchte hier aber noch kurz feststellen, daß in keiner Weise ein unzu⸗ lässiger Zwang ausgeübt worden ist. Ich gehe auf die Sache nicht weiter ein, würde aber in der Lage sein, weiteres Material hier noch vorzutragen, wenn es im Laufe der Debatte notwendig sein sollte.

Reichsgerichtsrat Dr. Spahn-⸗Leipzig, M. d. R.: Ich glaube, Herr Geheimrat Kirdorf hat mich nicht richtig ver⸗ standen. Ich will zur Richtigstellung bemerken: bei dem Beispiel des Herrn Bergassessors Huth kam es mir auf die Methode an, nicht auf den einzelnen Fall; mir kommt es darauf an, daß die Preise für die Produkte, die unter Syndikate fallen, nach dieser Methode bearbeitet werden.

Referent Regierungsrat Dr. Voelcker: Die Frage der Auslandsverkäufe wird uns ja in ausgiebiger Weise erst am nächsten Mittwoch beschäftigen. Ich glaube, für heute kann es sich nur darum handeln, festzustellen, welchen Einfluß die Roheisenausfuhr auf die deutsche Roheisen unmittelbar ver⸗ arbeitende Industrie ausgeübt hat.

Wenn Herr Molkenbuhr das Beispiel des rheinischen Flußschiffsbaues angeführt und darauf hingewiesen hat, daß in dem neuen Zolltarif die Ausdehnung der Zollfreiheit auf Schiffsbaumaterialien auch auf den Binnenschiffsbau ausgedehnt worden ist, weil die Preise für diese Materialien im Auslande wesentlich billiger sind als im Inlande, so hat das ja seine Richtigkeit. Es handelt sich dabei aber nicht um Roheisen, sondern es handelt sich bei dieser Sache um Schiffsbleche. Ich möchte also auf diesen Punkt hier nicht näher eingehen. Ich darf Sie bitten, die Debatte namentlich auf die Frage zurückzuführen, wie die Ausfuhr von Roheisen auf die weiterverarbeitende Industrie eingewirkt hat; ich möchte diese Frage noch dahin präzisieren, daß wir zunächst einmal feststellen, nach welchen Ländern hauptsächlich von dem Sieger⸗ länder Roheisensyndikat und auch von den rheinisch⸗west⸗ fälischen Werken Roheisen ausgeführt worden ist, und ich möchte Sie ferner bitten, die Debatte auf den Punkt zu lenken, ob die starke Roheisenausfuhr nach diesen Ländern, wie wir sie namentlich für 1902 zu verzeichnen hatten, wo sie 3 473 000 dz betrug, also gegenüber dem Jahre 1901 sich um beinahe 60 ½ vermehrt hatte, für die deutsche Verarbeitungs⸗ industrie irgend welche Nachteile zur Folge gehabt hat. Haben die billigen Verkäufe von deutschem Roheisen die aus⸗ ländische weiterverarbeitende Industrie so gestärkt, so daß sie in der Lage war, unserer deutschen weiterverarbeitenden Industrie eine erhebliche Konkurrenz zu bereiten?

Kommerzienrat Weyland-⸗-Siegen: Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich mir gleich das Wort zu nehmen er⸗ lauben. Nach meiner Meinung muß man unterscheiden zwischen der gewöhnlichen Ausfuhr von Gießereiroheisen, wie sie sich in den Jahren 1898, 1899 und 1900 und pielleicht auch noch 1901 gestaltete, und der Ausfuhr von Gießereiroh⸗ eisen im Jahre 1902. Meine Herren, was das letztere Jahr anlangt, so ist von mir vorhin schon hervorgehoben worden, daß vielleicht von den 134 000 t weit über 100 000 t, soweit wir wenigstens haben ermitteln können, nach Amerika gegangen sind, und da darf ich wohl behaupten, daß die JRoöheisen verarbeitende Industrie hiervon keinen Nachteil ge⸗

habt hat. Das Maximalquantum von Gießereiroheisen, welches in den Jahren, die ich vorhin genannt habe, durch⸗ schnittlich zum Versand gekommen ist, beziffert sich nach den mir vorliegenden Notizen auf etwa 17 000 t. Ich habe früher bereits gesagt, daß etwa oo der Gesamtproduktion zur Ausfuhr gelangt seien. Es sind dies aber nicht 5, sondern nur 30, der gesamten Gießereiroheisenproduktion, und ich darf wohl annehmen, daß die Gießereiindustrie hier⸗ von keinen erheblichen Schaden gehabt haben kann, namentlich da das Eisen nicht zu den niedrigen Preisen, wie es bei— spielsweise nach Amerika geschickt worden ist, sondern immer noch zu einem ziemlich anständigen Preise nach dem Auslande verkauft worden ist. Sie werden hören, daß die Spannung zwischen dem Inlands- und Auslandspreise nur 4 M im Durchschnitt betragen hat. Diese Spannung von 4 6 werden Sie wohl im Interesse des Gesamtgeschäfts der Hochofenwerke nicht für zu hoch halten; denn auf diese Weise gelang es ja, die Hochofenwerke doch besser zu beschäftigen, und es ist schon hervorgehoben worden, daß nicht allein die Hochofenwerke, sondern auch die Kohlengruben usw. ihren Vorteil davon gehabt haben. Das wird, wie ich annehme, die Antwort auf die Frage sein, die der Herr Referent beantwortet haben wollte.

Dann ist gefragt worden, es möchten die Länder nam⸗ haft gemacht werden, nach welchen eine Ausfuhr erfolgt sei. Wenn ich meine Meinung sagen darf wir wissen ja leider nicht, wohin ausgeführt worden ist, weil das Syndikat ja nicht die Ausfuhr von Gießereiroheisen in der Hand hat —, so ist ausgeführt worden nach der Schweiz, Italien, Schweden-Norwegen und Dänemark; nach Holland ist, soviel ich weiß, nur sehr wenig gegangen.

Referent Regierungsrat Dr. Voelcker: Nach unserer amtlichen Statistik bin ich ja natürlich in der Lage, Ihnen angeben zu können, nach welchen Ländern die Ausfuhr sich augenblicklich erstreckt. Es ist in erster Linie Belgien, wohin die Ausfuhr im Jahre 1902: 1088107 betrug. In zweiter Linie ist dann unser wichtigstes Ausfuhrland für Roheisen die Niederlande gewesen; die Ausfuhr betrug dorthin im Jahre 1902: 899 282 dz. Es ist aber sehr zweifelhaft, ob diese Menge nicht von belgischen und holländischen Häfen aus weiter versandt worden ist. An dritter Stelle stehen die Vereinigten Staaten mit 495 064 dz, an vierter Stelle kommt Großbritannien mit 399 541 dz und an fünfter Stelle endlich Frankreich mit 303 872 daz. Die Ausfuhr nach den anderen Ländern ist nicht von großer Bedeutung, allenfalls käme noch Oesterreich⸗Ungarn in Betracht, wohin die Ausfuhr aber hauptsächlich von Oberschlesien stattfindet; dieselbe betrug 143 346 dæ.

Kommerzienrat Weyland-Siegen: Ich habe schon vorhin hervorgehoben, daß ich nur von Gießereieisen gesprochen habe. Die Ausfuhrstatistik macht nämlich keinen Unterschied zwischen Gießereiroheisen und Puddel⸗ und Stahl- und Spiegeleisen. Nun ist in der Ausfuhrstatistik einbegriffen Lothringen und Luxemburg. Ich glaube also, daß die Differenz, die zwischen meinen Angaben und denen der Ausfuhrstatistik vorhanden ist, in der Hauptsache aus der erheblichen Ausfuhr aus Lothringen und Luxemburg nach Belgien und den Niederlanden besteht. Ich habe nur gesprochen von jenem Gießereiroheisen, welches die Rheinisch⸗Wesifälische Gruppe betrifft, und diese Ausfuhr ist, soiel ich weiß, nach den Staaten, die ich vorhin genannt habe, gegangen.

Generaldirektor Bertram-Siegen: Ich wollte nur be⸗ richten über den Export, den das Siegerland in den letzten Jahren gehabt hat. Es hat sich dabei vorwiegend immer um Belgien und Frankreich und dann auch nur wieder um Spezialsorten, die das Siegerland herstellt, gehandelt, nämlich Spiegeleisen. Das Spiegeleisen wird vom Siegerlande über⸗ haupt solange ausgeführt, als es solches erbläst, und es sind stets verhältnismäßig ziemlich große Quantitäten gewesen, die ausgeführt worden sind. Ferner gelangte auch Puddel⸗ und Stahleisen in geringeren Mengen zur Ausfuhr, welches vor⸗ wiegend nach Belgien, Frankreich, der Schweiz und ein kleinerer Teil nach Italien gegangen ist. Wir sind bei der Preis⸗ stellung meist in der Lage gewesen, für den Export des Spiegeleisens nach Belgien und Frankreich die Inlandspreise zu erzielen. In den letzten Jahren ist uns außer der englischen noch eine weitere Konkurrenz entstanden, und da haben wir von dieser Zeit an die Preise für das Spiegeleisen im Auslande eine Kleinigkeit niedriger halten müssen als im Inlande. Ich glaube aber nicht, daß dadurch die Roheisen verarbeitenden Industrien auch nur im geringsten geschädigt worden sind. Wir haben seit ca. 2 Jahren auch einen großen Export in Spiegeleisen nach Amerika gehabt. Dieser Export ist aber von je her nur periodisch und hängt ganz von der Lage des Weltmarktes ab. Diese Lieferungen haben sich allerdings nur mit großen Preisopfern ermöglichen lassen, ich bin aber im übrigen überzeugt, auch dadurch unsere Abnehmer im Inlande in keiner Weise geschädigt zu haben, denn wenn wir das Eisen zu den limitierten Preisen nicht übernommen hätten, dann wäre es eben unserer ausländischen Konkurrenz zugefallen.

Fabrikbesitzer Röchling⸗-Völklingen: Der Export nach Belgien vollzieht sich in der Hauptsache von Lothringen und Luremburg aus und zwar nicht in der Form des Gießerei⸗ roheisens, sondern des Thaomaseisens. Die Ausfuhr von Gießereiroheisen von Luxemburg wird 1000 t nicht erreichen, dagegen werden große Mengen Puddel- und Thomaseisen nach den belgischen Werken versandt, Gießereieisen aber, wie gesagt, nur in ganz geringen Mengen.

Bergrat Gothe in⸗-Breslau, M. d. R.: Ich halte mich für verpflichtet, einige Aeußerungen an der Hand von Tat⸗ sachen zu widerlegen, weil sie sonst zur Legendenbildung oder zur Fortführung von Legenden zu sehr beitragen könnten.

Es ist gefagt worden, das Ende der 70er Jahre die Ueberschwemmung mit englischem Eisen solche Dimensionen angenommen hatte, daß man notgedrungen die Zölle hätte einführen müssen. Demgegenüber konstatiere ich, daß die

Mehreinfuhr von Eisen aller Art Professor Sering hat seinerzeit die Sache auf Roheisen umgerechnet von 536 600 t im Jahre 1873 bis auf 39 000 t im Jahre 1878 konstant von Jahr zu Jahr zurückgegangen ist. Meine Herren, ich konstatiere weiter, daß die schlechte Lage der deutschen Eisen⸗ industrie in jener Zeit nicht etwa auf eine vermehrte Einfuhr im Gegenteil, die Einfuhr ist kolossal zurückgegangen zurück— zuführen ist, sondern auf einen Minderbedarf des Inlandes. So sank der Bedarf im Inlande von 2 964 000 t im Jahre 1875 bis auf 1 520 000 t im Jahre 1879. Lediglich der beispiellose Rückgang des Innenverbrauchs, das vollständige Aufhören des Eisenbahnbaues in dieser Zeit, das Stagnieren der Neubeschaffung von Betrlebsmaterial, der Neuanlage von Werken war es, was in jener Zeit die ungünstige Lage ver— ursachte, und ich konstatiere weiter, daß die enorme Einfuhr vom Jahre 1873 nur noch einmal nahezu wieder erreicht worden ist, nämlich im Jahre 1900, wo sie nur ganz wenig hinter der Einfuhr von 1873 zurückgeblieben ist.

Nun ist gesagt worden, die deutsche Eisenindustrie wäre zugrunde gegangen, wenn ihr damals der Zoll nicht zu Hilfe gekommen wäre. Auch das ist ein Irrtum, denn in der ganzen Zeit bis zum Jahre 1894 hat niemals der Preis von Puddeleisen und den Fabrikaten daraus, nur in wenigen Jahren der Hochkonjunktur, höher gestanden, trotz des Zolles, als in England, und in Gießereiroheisen hat der Preis für schlesisches, für das die Zahlen vorliegen bis zum Jahre 1891, tiefer gestanden als der Preis des englischen Roheisens. Schlesisches Gießereiroheisen war also bis zum Jahre 1890 billiger als englisches Gießereiroheisen. Sie sehen also, der Zoll kam da gar nicht zum Ausdruck. Der Preis für Puddel— eisen stand von 1884 bis 1888 wesentlich tiefer und erreichte die Enquetepreise, die für sehr ungünstig angesehen werden, vorübergehend nur in den Jahren 1889 bis 1891; von 1891 bis 1895 standen sie wieder tiefer. Damit ist klargelegt, daß in der ganzen Zeit der Zoll zwar bestand, aber infolge der inneren Konkurrenz, die durch keine Syndikate gebändigt war, im Inlande nicht zum Ausdruck kommen konnte, also der In— dustrie nur sehr wenig nützen konnte, und darum konnten in dieser Zeit die Klagen der verbrauchenden Industrie nicht groß sein, und sie waren auch in der Tat kaum vorhanden. Sie sind erst entstanden, als die Syndikate kamen und diese nun⸗ mehr durch das Ausschließen der inneren Konkurrenz den Zollschutz im Preise zum Ausdruck brachten. Darum habe ich eben vorhin die Frage gestellt, ob auf Grund des Zolles erst die Syndikate entstanden sind und ihre Preispolitik führen konnten denn vorher konnten die Zölle bis auf die Zeiten der Hochkonjunktur, wo die Nachfrage stürmisch war, im Preise nicht zum Ausdruck kommen —, und, was sehr wesentlich ist, ob nun auch die verarbeitende Industrie weiter⸗ bestehen kann, wenn ihr durch die Syndikate die Material⸗ preise hochgehalten werden. Die weiterverarbeitenden Industrie⸗ zweige, soweit sie nicht kartelliert sind, werden nicht im unklaren sein können, daß in den Preisen ihrer Fabrikate der Schutzzoll nicht zum Ausdruck kommt; denn das verhindert die innere Konkurrenz vollständig, ihnen nützt also der Schutzzoll gar nichts, aber er schädigt sie, indem er ihnen das Rohmaterial verteuert.

Nun gebe ich ohne weiteres zu und verdenke es keinem Produzenten einer geschützten Industrie, wenn er sagt: mir kommt es darauf an, die von mir beschäftigten Arbeiter in Arbeit zu halten, und wenn die Hochofenindustrie dasselbe sagt, so finde ich diesen Gedankengang von ihrem Standpunkt aus durchaus begreiflich und habe nicht das geringste dagegen einzuwenden. Aber sie müßten sich klar darüber sein, daß es für die Hochofenindustrie auch viel vorteilhafter wäre, wenn das Eisen, das sie jetzt billig nach dem Auslande schafft, durch ein Gesamtniedrigerhalten des Preisniveaus im Inlande verarbeitet würde und wenn statt des Roheisens, in dem nur wenig Arbeitslohn und Arbeit steckt, um so mehr fertige Fabrikate ausgeführt würden, an denen zehnmal mehr mensch⸗ liche Arbeitskraft klebt als am Roheisen. Das wäre volks⸗ wirtschaftlich für uns unendlich viel wertvoller, und deshalb geht meines Erachtens das Interesse der weiterverarbeitenden Industrien und der darin beschäftigten Arbeiter weit über das Interesse der in der Hochofenindustrie beschäftigten Arbeiter hinaus, und die weiterverarbeitende Industrie leidet eben unter der Syndikatsbildung der Halbfabrikate insofern, als der Schutzzoll in deren Preisen zum Ausdruck kommt.

Nun ist gesagt worden, daß es für die weiterverarbeitenden Industrien keinen Nachteil bedeutet, wenn eine gewisse Spannung zwischen den Preisen der Auslandsverkäufe und der Inlands⸗ verkäufe bestände; denn diese Ausfuhr sei zum großen Teil nach Amerika gegangen. Die Schädigung besteht aber darin, daß schon durch das Hochhalten der Materialpreise im Inlande die weiterverarbeitenden Industrien in ihrer Konkurrenzfähigkeit auf dem auswärtigen Markte außerordentlich geschwächt werden. Wir sehen aus den Zahlen, die uns über die Ausfuhr auf Seite 29 des Berichtes gegeben sind, daß eine kolossale Steigerung der Ausfuhr von Roheisen und Halbzeug statt⸗ gefunden hat, daß aber die Ausfuhr der weiterverarbeitenden Industrien eine verhältnismäßig sehr viel geringfügere Zunahme erfahren hat. Nun ist aber bei der weiterverarbeitenden In⸗ dustrie gerade in dieser Zeit das Arbeitsbedürfnis mindestens ebenso groß wie bei der Roheisen- und Halbzeugindustrie gewesen, sie konnte aber die Ausfuhr aus dem Grunde nicht steigern sie tat es, soweit sie es konnte, und teilweise zu Verlustpreisen weil eben das Ausland ein billigeres Roh⸗ material hatte. (Sehr richtig) Deshalb war sie nicht in der Lage, mitzukönnen, und ich glaube daher, daß auch das wohlverstandene Interesse der Roheisenindustrie dahin geht, die weiterverarbeitende Industrie nicht nur auf dem inlän⸗ dischen, sondern auch auf dem ausländischen Markte so leistungs⸗ fähig und konkurrenzfähig zu erhalten, wie es nur irgend möglich ist, und das kann nur dann geschehen, wenn die Materialpreise im Inlande nicht höher gehalten werden als im Auslande. (Sehr richtig

Direktor Weber-Essen: Ich habe mich zum Worte gemeldet, um auf Ausführungen des Herrn Molkenbuhr und

K

des Herrn Kommerzienrat Kopp zu erwidern, und zwar als Vertreter des Grobblechsyndikats. Es handelt sich um das Beispiel, welches für den schädlichen Einfluß der Syndikate angeführt wurde, nämlich um die Verhältnisse des Flußschiff⸗ baues am Rhein und an der Unterelbe. Ich halte dieses Beispiel für durchaus unzutreffend. Wenn irgendwo, so hat gerade auf dem Gebiete des Schiffbaues, und speziell des Fluß⸗ schiffbaues, das Syndikat in günstiger Weise eingewirkt, und ich meine, daß man gerade in dieser Beziehung von einer sehr günstig wirkenden Politik des Syndikats in bezug auf die Preisfstellung reden kann. Das Grobblechsyndikat hat schon seit langem den Grundsatz verfolgt, seinen Abnehmern im Fluß⸗ schiffßbau am Rhein in Konkurrenz gegen Holland dieselben Preise zu machen, wie sie den Holländern zur Verfügung stehen. Das kann aber nur durch das Syndikat geschehen; denn die Preise sind so ungünstig, daß das einzelne Werke davon zurücktreten müßte; aber indem das Syndikat die Preise gemeinsam trägt, kann es der Konkurrenz begegnen. Also gerade was als Beispiel für die ungünstige Wirkung des Syndikats angeführt wurde, ist meiner Ansicht nach ein Bei⸗ spiel für die günstige Wirkung desselben. Wenn die beiden Herren, die hler gesprochen haben, die Verhältnisse persönlich kennten weder Herr Molkenbuhr, der sich auf die Ham⸗ burger Börsenhalle bezogen hat, noch Herr Kommerzienrat Kopp, der diesen Dingen doch auch ferner steht, kennen sie aus eigener Anschauung würden Sie mix ohne weiteres Recht geben. Tatsächlich sind schon seit Jahren vom Grobblech⸗ syndikat für Schiffsplatten Preise gemacht worden das ist ja das Material, welches beim Schiffbau in erster Linie in Betracht kommt die dem Flußschiffbau die Konkurrenz mit Holland insoweit ermöglichten. Die Schwierigkeiten liegen auf einem ganz anderen Gebiet. Holland hat ganz andere Löhne als wir, es hat nur geringe oder gar keine sozialen Lasten, liefert meist ganz andere Arbeit und unter anderen Bedingungen, als wir sie am Rhein und an der Unterelbe haben.“ Darin liegen die Schwierigkeiten, und nicht im Syndikat. Ich darf mich heute hierauf beschränken und mir vorbehalten näher auf diese Dinge einzugehen, wenn das Grob⸗ blechsyndikat als Beklagter vor Ihnen stehen wird, was, wie uns gesagt worden ist, nächstens der Fall sein wird.

Bergassessor a. D. Huth⸗Gevelsberg: Ich habe vorhin mit meinen Zahlen nicht sagen wollen, daß das Roheisen— syndikat schuld daran gewesen ist, wenn die kleinen Gießereien nicht den nötigen Aufschlag erzielt haben; ich habe nur den Aufschlag, den das Roheisen erfahren hat, und den Aufschlag, den die kleinen Gießereien zu erzielen in der Lage waren, gegenübergestellt, um zu zeigen, in welche Notlage die kleinen Gießereien gekommen sind, und um dahin zu wirken, daß mit . des Syndikats später eine solche Notlage vermieden würde.

Direktor Breuer-Höchst: Meine Herren! Ich habe die Frage, die der Herr Referent vorhin an uns gerichtet hat, anders verstanden, als Herr Kommerzienrat Weyland. Ich glaube, den Herrn Referenten dahin verstanden zu haben, daß er wissen möchte, ob zwischen den billigen Auslands⸗ preisen für das Roheisen und den Preisen für die Fertig⸗ fabrikate schon insofern Beziehungen beständen, als es heute schwerer ist als früher, Maschinen im Auslande zu verkaufen, und ob also der höhere Inlandspreis für Roheisen es ge⸗ hindert hat, im Auslande verkaufen zu können, wo die billigeren Auslandspreise für Roheisen gültig sind, und es dem aus— ländischen Konkurrenten ermöglicht, billiger zu kalkulieren.

Es wurde dann auch gefragt, wohin exportiert werde, und ich kann von mir sagen: nach Holland verkaufe ich seit 25 Jahren große Mengen meiner Fabrikate und seit einigen Jahren auch größere Mengen nach England. Dabei möchte ich bemerken, daß ich nicht etwa vor 25 Jahren deshalb für meine Fabrikate Absatz im Auslande gesucht habe, um sie zu billigeren Preisen los zu werden, oder aus Verlegenheit, sondern um daran Geld zu verdienen. Bedauerlicherweise hat sich die Sache im Laufe der Jahre aber wesentlich geändert. Jetzt bin ich auch dahin gekommen, daß ich nur noch die Selbst⸗ kostenpreise erzielen kann und die nicht mal mehr. Es ist mir in diesem Jahre zum ersten Male in Holland bei meiner alten guten Kundschaft passiert, daß ich zweimal bei der Ver⸗ gebung wesentlicher Objekte unterlegen bin. Ich habe die Sache verfolgt und kann mitteilen, daß das Unterliegen nur auf eine Preisdifferenz von noch nicht 116. 9 zurückzuführen war. Hätte ich, so sagte ich mir dann, von dem Syndikat das Eisen um 100 M per Waggon billiger bekommen, etwa so, wie die Syndikatswerke dasselbe Roheisen nach Holland verkaufen oder anbieten, dann hätte ich meine Ware um mehr als 11,0. billiger anbieten können und hätte die Arbeiten bekommen.

Wir erhalten leider nicht mehr Gewinnpreise, sondern geben jetzt tatsächlich die Fabrikate ebenso wie die großen Eisenwerke zu Selbstkostenpreisen her, um sie nur loszuwerden, weil wir uns im Laufe der Jahre der größeren Konsumtion wegen entsprechend größer eingerichtet haben. Der große Inlandkonsum besteht nicht mehr; deswegen sind wir nunmehr auf den Absatz in das Ausland mit angewiesen. Hätte ich den Waggon Roheisen um 100 6 billiger, so wäre ich in der Lage, im Auslande billigere Preise zu stellen und die Aufträge, von denen ich vorhin sprach, wären mir zweifellos von den städtischen Verwaltungen wieder zugefallen, die seit langen Jahren von mir gekauft haben. Der hochgehaltene Eisenpreis hat also bereits bei mir Geschäftsabschlüsse nach dem Auslande verhindert.

Das ist, glaube ich, die Antwort, die der Herr Referent erwartet hatte.

Früher lag das Geschäft natürlich anders. Selbst 1901 noch konnten wir mit Erfolg konkurrieren; da war im Aus⸗ lande die Industrie noch nicht so weit, wie bei uns, und sie hatte auch insbesondere mit denselben höheren Einstands⸗ preisen zu rechnen, weil damals auch im Auslande das Eisen teuer war. Heute lasse ich mir sagen, daß wir Deutsche das Eisen mehr als 100 6 billiger nach Holland verkaufen als

wie es in Deutschland verkauft wird. Ich mußte an das Roheisensyndikat herangehen, daß es mir für das Eisen, das ich für Auslandaufträge verarbeite, nicht mehr berechnet, als dem Auslandskunden, weil ich es für widersinnig halte, daß man meinem ausländischen Konkurrenten dasselbe Eisen billiger liefert, als mir. Ich habe mich vor sechs oder acht Wochen an das Syndikat mit diesem meinem Antrag gewendet und zunächst eine Anzahl Broschüren und Fragebogen bekommen und habe mir gesagt, daß wir uns in einem Uebergangs⸗ stadium befinden, sowie es der Herr Referent heute früh bei Einleitung der Verhandlungen auch erklärte. Dies Ueber⸗ gangsstadlum meine Herren, ist auch für mich eingetreten. Wir müssen jetzt mit den Syndikaten rechnen und mit den⸗ selben verhandeln. Auch Herr Kommerzienrat Weyland hat anerkannt: wir befinden uns in einem Uebergangsstadium. Er ist bereit, mit uns die Mittel und Wege zu suchen, mit denen abgeholfen werden kann, daß wir für das Eisen, das zu Aufträgen für das Ausland verwendet wird, nicht mehr bezahlen, als das Ausland. Ich halte es geradezu für unvernünftig, wollte man darauf bestehen, dem Uuslande die Preise andauernd billiger zu machen als dem inländischen Fabrikanten, der mit dem Auslande konkurrieren will, weil er seine Maschinen in das Ausland liefert. Sobald darüber keine Unklarheit herrscht, daß das Eisen, das wir kaufen, für dasselbe Objekt verwandt werden soll, für das es eventuell vom Ausland gekauft werden soll, dann muß das Eisen dem deutschen Fabrikanten von den deutschen Syndikats⸗ werken zu demselben Preise geliefert werden, wie dem Aus⸗ länder. Es handelt sich nur darum, den Weg zu finden, auf dem das zu erreichen ist.

Nun hat Herr Kommerzienrat Weyland heute gesagt, er bitte um Ratschläge. Ich habe mir überlegt: wie sollen wir den Weg finden, festzustellen, welche Fabrikate in das Ausland gehen und aus welchem Eisen die gemacht werden. Wenn ich mir gestatten darf, so möchte ich dem Herrn Kommerzienrat auch einen Ratschlag geben. Ich könnte es ohne weiteres ein⸗ richten, daß die ganzen Eisenquantitäten, die ich kaufe, so genau aufgezeichnet und festgelegt würden, daß sie mit Leichtig⸗ keit kontrollierbar wären, und es scheint mir unbedenklich zu sein, dem Roheisensyndikate diese Kontrolle zu gestatten, eventuell auch meine gesamten Fakturen über bezogenes Roheisen mit Namen usw. vorzulegen. Es würde sich ergeben, daß wir einen Teil Luxemburger Eisen, einen Teil vom Roheisensyndikat und auch noch anderes Eisen verwenden. In meiner Fabrik, wo immer dieselben Spezialitäten gefertigt werden, ist ein Satz Eisen wie der andere; derselbe Kuppolofen liefert immer das⸗ selbe gemischte Eisen wie der andere. Es könnte deshalb nach meiner Auffassung sehr leicht festgestellt werden, wieviel von dem Luxemburger Roheisen und wieviel von dem Roheisensyndikat verarbeitet ist, und ebenso wie von anderem Eisen. Wenn man hieraus nun feststellte, wie groß die Quantitäten sind, aus denen die nach dem Aus⸗ lande gelieferten Waren bestehen, so muß daraus des weiteren zu erkennen und festzustellen sein, wieviel Eisen einer bestimmten Sorte die Waren enthalten. steiner Ansicht nach wäre es richtig, wenn wir das Eisen gleich so berechnet bekämen, wie es der Ausländer berechnet bekommt, wenn wir also das Eisen so billig bekämen, wie der Holländer, der mir jetzt Konkurrenz in Holland macht. Es wäre das vielleicht ein wenig schwierig, weil wir das Eisen nicht erst kaufen können, wenn ein Auslandsauftrag eingegangen ist, der, da die Fabrikation laufend ist, sofort aus der laufenden Fabrikation seine Erledigung findet. Es erscheint mir nicht möglich, daß erst das Eisen gekauft, dann das zu dem Aus⸗ landgeschäft extra gekaufte Eisen geschmolzen und diese Arbeit so separat behandelt wird, daß nur das für das Auslands⸗ geschäfts eigens gekaufte Roheisen auch nur ins Ausland gehen soll. Es müßte sich das Roheisensyndikat schon gefallen lassen, daß ich ihm aus laufenden Käufen nachwiese: von dem Eisen habe ich so und soviel an das Ausland verkauft, und man müßte mir dafür den gegenüber dem Auslandspreise zu viel berechneten Betrag wieder vergüten.

Das wäre der Weg, der gangbar wäre, und der bei dem guten Willen, den das Roheisensyndikat an den Tag ge⸗ legt hat, wahrscheinlich bald in die Wege geleitet werden wird. Meine Herren, ich glaube, wenn das Roheisensyndikat will, werden wir recht bald zu einer Verständigung kommen.

Kaufmann Klöckner-Duisburg: Meine Herren! Die Frage des Referenten, betreffend das deutsche Gießereiroheisen, welches in den letzten Jahren nach dem Ausland gegangen ist, ist zum Teil schon beantwortet. Ich will die Länder nennen, nach welchen ausgeführt worden ist: Italien, Schweiz, Oester⸗ reich⸗Ungarn, Belgien, Holland und Frankreich, und will davon Abstand nehmen, auf Amerika einzugehen, weil Herr Kom⸗ merzienrat Weyland schon mitgeteilt hat, daß der Export nach Amerika nur ganz vorübergehend einige Monate ge⸗ dauert hat.

Die zweite Frage, welcher Einfluß durch die deutschen Gießereiroheisenverkäufe nach dem Ausland auf die deutschen Roheisenverbraucher ausgeübt würde, glaube ich am besten damit beantworten zu können, daß ich sage, daß wir deutschen Exporteure in Roheisen auf die ausländischen Preise absolut gar keinen Einfluß haben. Die deutschen Roheisenerzeuger haben sich in diesem Jahre zum ersten Mal mit der Roheisen⸗ produktion an die zweite Stelle in der Welt gesetzt, insofern, als sie die englische Roheisenproduktion jedenfalls überflügeln werden. Wir haben aber trotzdem im deutschen Eisenhandel für den Export bis heute noch gar keinen Einfluß be⸗ kommen. Im Roheisenerport herrscht ganz allein England. Die Preise werden in Middlesborough und Glasgow geregelt, und wenn wir Deutschen herauswollen, müssen wir gegen diese Preise konkurrieren und entsprechend billig sein. Es macht gar nichts aus, ob wir mit 50 000 oder 100 000 t kommen, bei den großen Quantitäten, die England laufend exportiert. Ich befinde mich deshalb auch im Gegensatz zu der Ansicht des Herrn Generaldirektors Kaiser, daß, wenn jetzt die Hütten des Roheisensyndikats sich untereinander im Ausland

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