1904 / 5 p. 25 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

keine Konkurrenz mehr machen, die Preise deshalb für die deutschen Roheisenerzeuger besser würden; das ist meines Er⸗ achtens nicht zu erwarten.

Ich kann gleichzeitig noch die Anfrage des Herrn Reichs⸗ tagsabgeordneten Molkenbuhr beantworten; dieselbe erledigt sich vielleicht auch schon durch das, was ich eben gesagt habe. Herr Molkenbuhr fragte, ob nicht dadurch, daß wir deutschen Roheisenerzeuger vor unseren Türen, in Belgien und Holland, durch starkes Ausbieten von Roheisen an einer und derselben Stelle uns selbst Konkurrenz machen und die Preise drücken. Das kann ich mit nein beantworten, weil wir weder in Holland noch in Belgien den Preis zu diktieren haben, sondern uns lediglich nach der englischen Konkurrenz richten müssen.

Generalsekretär Bueck, Berlin: Meine Herren! Ich gebe zu, daß die Erörterungen allgemeiner Art uns im ganzen wenig weiterführen. Sie sind aber von mir und den Herren, die auf meiner Seite stehen, nicht angeschnitten worden; wir waren daher gezwungen, auch auf sie einzugehen.

Jetzt geben mir die Bemerkungen des Herrn Bergrat Gothein Veranlassung, noch einmal auf die Sache zurück— zukommen, so ungern ich es tue.

Herr Bergrat Gothein hat es für seine Pflicht erachtet, um einer Legendenbildung entgegenzutreten, hier mehreres zu konstatieren. Unter diesem Ausdruck verstehe ich, daß er das, was er sagte, als feststehend angesehen wissen will, dem nicht widersprochen werden darf. Da ich das nicht gelten lassen kann, so bin ich gezwungen, dieser Konstatierung noch ent— gegenzutreten.

Herr Bergrat Gothein hat konstatiert, daß die traurigen Zustände unserer Industrie in den 10er Jahren nicht auf die Einfuhr aus dem Auslande zurückzuführen sind, sondern auf den Minderverbrauch im Inlande, und er hat das konstatieren zu können geglaubt, weil eben die Einfuhr in jenen Jahren abgenommen hat. Ich halte das für keinen Beweis; denn wenn in der Tat der Minderverbrauch im Inlande so abge⸗ nommen hatte und so gering war, so mußte selbstverständlich auch die Einfuhr geringer werden. Das beweist aber in keiner Weise, daß diese Einfuhr, wie sie noch stattgefunden hat, nicht unter den so überaus traurigen Verhältnissen den Niedergang unserer Industrie gefördert hat. Herr Bergrat Gothein hat auf die vielfach erloschenen Feuer in den Hoch— öfen und Hüttenwerken hingewiesen, er hat selbst als Ursache die Einfuhr vom Auslande anerkannt und hat daraus die Berechtigung für sich hergeleitet, für die Umkehr der damaligen freihändlerischen Wirtschaftspolitik einzutreten. Also diese Konstatierung kann ich nicht gelten lassen.

Dann hat Herr Bergrat Gothein sich die größte Mühe gegeben, auszuführen, daß die Zölle in bezug auf die Artikel, die hier in Rede stehen, irgend welche Einwirkung nicht aus⸗ geübt haben. Da scheint er etwas aus der Rolle gefallen zu sein; denn Herr Bergrat Gothein hat doch immer zu denen gehört, die die ungünstige Einwirkung der Schlttzzölle in höchstem Maße hervorgehoben haben, und wenn das, was Herr Bergrat Gothein in dieser Beziehung konstatiert hat, richtig wäre, dann begreife ich nicht, wieso er und seine Parteigenossen einen so großen Kampf gegen die Schutzzölle geführt haben; dann hätten sie sich doch uns anschließen können, eine so unschuldige und wirkungslose Maßregel ein⸗ zuführen. Also mit diesen Konstatierungen kann ich mich nicht einverstanden erklären; daß sind Behauptungen, die Herr Bergrat Gothein zwar aufstellt, die aber von mir zurück⸗ gewlesen sind, also als feststehend in dieser Versammlung nicht anerkannt angesehen werden können.

Dann hat Herr Bergrat Gothein auch in bezug auf die englischen Kartelle gesagt, das seien gar keine Kartelle, das seien Fusionen. Ja, meine Herren, welchen Ausdruck man wählen will ist ja Geschmackssache. Er hat aber konstatiert, daß diese Fusionen mit unseren Kartellen gar nichts zu tun haben. Ich habe im Gegenteil zu konstatieren und ich bin überzeugt nach alledem, was ich darüber in Erfahrung gebracht habe, wozu ich den Herrn Grunzel und seine Broschüre nicht gebraucht habe, daß die Fusionen und Kartelle in England ganz genau dieselben Zwecke verfolgen, wie unsere Kartelle.

Meine Herren, dann hat Herr Molkenbuhr in Verbindung mit der Zollfrage wohl die Zölle für Fertigfabrikate, soweit ich ihn wenigstens verstanden habe, gelten lassen, aber nicht für Roh⸗ und Halbfabrikate. Vor allen Dingen scheint er ja Roheisen auch zu den Roherzeugnissen zu rechnen, und er hat gesagt, die hohen Preise für die Rohmaterialien machen unsere Fertigfabrikation konkurrenzunfähig. Wahrscheinlich hat er gemeint: auf dem auswärtigen Markt. Daß das nicht Der Fall ist, beweist unsere Ausfuhrstatistik, die ja auch eine Zunahme hinsichtlich der Fertigfabrikate nachweist. Ich glaube, daß unsere Industrie diesen hohen Stand in Fertigfabrikaten nicht erreicht haben würde, wenn sie nur auf den Bezug von auswärtigen Halbfabrikaten angewiesen gewesen wäre, wozu sie wahrscheinlich gelangt wäre, wenn wir nicht auch unsere Roherzeugnisse, wenigstens soweit Roheisen dazu gerechnet wird, was ich nicht tue, durch Zölle geschützt hätten.

Dann hat Herr Baurat Rieppel bemerkt, daß die Maschinenindustrie durch den neuen Zolltarif eigentlich unge⸗ schützt geblieben ist. Meine Herren, ich habe nur von der Zollbewegung in den 70er Jahren gesprochen und von unserem jetzt bestehenden Zolltarif, der ja in seinen Grundlagen damals fertiggestellt war. In dem Urteil über den neuen Zolltarif mit seinen Widersprüchen und Unstimmigkeiten stimme ich vollständig mit dem Herrn Bergrat Rieppel überein, und es kann keiner so bedauern wie ich, daß er so ausgefallen ist. Von dem habe ich aber gar nicht gesprochen.

Einer der Herren Nedner hat dann noch gesagt, daß es sehr schwer sei, Kartelle für die Industrien, die Fertigfabrikate erzeugen, zu schaffen. Darin gebe ich ihm recht. Je mehr und je kleinere Betriebe zu einer Industrie gehören, desto schwieriger ist die Kartellbildung. Sie ist aber nicht unmöglich. Das wird durch die vielen Kartelle bewiesen, die wir in Deutschland auch für Fertigfabrikate haben.

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Endlich hat ein Herr auch auf das Zuckerkartell exemplifiziert und gesagt, daß der Zoll für dieses Kartell auch maßgebend gewesen ist, da mit der Ermäßigung des Zolles das Kartell fich aufgelöst hat. Ich habe diesen Verhältnissen sehr nahe gestanden und kann Ihnen sagen, daß schon bei Bildung des Kartells in einem ganz streng formulierten Paragraphen festgestellt worden war, daß bei irgend einer Aenderung welcher, war garnicht gesagt des Zolltarifs das Kartell aufzulösen sei. Das ist denn auch geschehen. Wenn er aber meint, daß in den wenigen Monaten, in denen der geringere Zoll galt, der Verbrauch schon so gestiegen ist, daß er sich in den Zuckerfabriken geltend mache, so ist das eine unzutreffende Annahme. Die Zuckerindustrie ist überzeugt, daß der Konsum sich mehren wird; aber so schnell geht das nicht, und ich kann dem Herrn, der davon gesprochen hat, die Versicherung geben, daß die Zuckerindustrie überzeugt ist, sehr traurigen Zuständen entgegenzugehen.

Steinmann-Bucher, Berlin: Meine Herren, ich wollte nur noch der Aussage des Herrn Bergrat Gothein entgegentreten, wonach die Syndikate auf die. Ausfuhr der weiterverarbeitenden Industrie nachteilig gewirkt haben sollen. Es sind von ihm Berichte von Aktiengesellschaften erwähnt worden, und ich glaube, mit diesen Angaben steht das in Widerspruch, was durch die von ihm erwähnte Tabelle auf Seite 29 ber Denkschrift angedeutet ist. Wenn man die Ziffern dort berechnet nach dem Werte des Doppelzentners, so ergibt sich, daß die Werte des Jahres 1902 ganz wesentlich über den Durchschnittswerten des Jahres 1897 stehen. Ich habe sie berechnet, und für die Erzeugnisse der Kleineisen⸗ industrie herausgefunden, daß ein Durchschnittswert des Doppelzentners in 1897 bestanden hat von 51 M, im Jahre 1967 ein Durchschniitswert von 13 66. Bei der Gruppe sonstige Eisenwaren war ein Durchschnittswert angegeben von 55 M im Jahre 1897 und von 71 M6 im Jahre 1902. Für die Maschinen und Maschinenteile, überwiegend aus Eisen, war für das Jahr 1897 ein Durchschnittswert von 73 ½ und für das Jahr 1902 ein Durchschnittswert von 81 6 und für die berühmten Lokomotiven, Lokomobilen und Fahrzeuge im Jahre 1897 ein Durchschnittswert von 95 c und im Jahre 1962 von 126 S. angegeben. Ich glaube, daß diese Ziffern im Widerspruch stehen mit den Behauptungen, das Ausfuhrgeschäft habe unter den Kartellen der Eisenindustrie gelitten. Ich halte diese Ziffern schon deswegen für wichtig, weil die Durchschnittswerte auch von den Sachverständigen im Statistischen Amt berechnet sind. Ich kann mir darüber eine fertige Ansicht augenblicklich nicht bilden; aber ich glaube, diese Ziffern sind wert, daß sie bei den weiteren Beratungen hier in Betracht gezogen werden.

Kommerzienrat Weyland⸗Silegen: Meine Herren! Wenn ich Herrn Bergrat Gothein richtig verstanden habe, so hat er gesagt, daß die deutschen Preise für Gießereieisen im Jahre 1881 niedriger gewesen wären als die englischen, und er hat daraus gefolgert, daß der Zoll keinen Einfluß auf die Preise gehabt habe. Meine Herren, diese Schlußfolgerung halte ich nicht für richtig; ich glaube vielmehr, daß die ganze Preisfrage damals eine Qualitätsfrage war, und ich möchte mich hier berufen auf diejenigen Herren des Vereins der deutschen Eisen⸗ gießereien, die das Eisen in den S0er Jahren schon ver⸗ arbeitet haben. Meine Herren, es hat lange Jahre bedurft, um das deutsche Gießereiroheisen dem englischen gleich zu stellen, und erst in den 90er Jahren ist es gelungen, daß die deutschen Marken den englischen und schottischen gleichwertig geachtet werden. Ich glaube, das ist der Grund gawesen für die Verschiedenartigkeit der Preise im Jahre 1881. Wenn damals schon das deutsche Eisen in derselben Qualität her⸗ gestellt worden wäre wie jetzt, dann würde auch der Zoll seine Wirkung ausgeübt haben.

Fabrikbesitzer Sehmer⸗Schleifmühle: Meine Herren! Ich möchte Herrn Generalsekretär Bueck bitten, mir einige Kartelle der Fertigindustrie (ich verstehe darunter die Maschinen⸗ industrie) zu nennen; mir sind keine bekannt.

Kommerzienrat Funcke⸗Hagen: Meine Herren! Herr Steinmann⸗-Bucher hat uns Tabellen vorgelegt, wonach in der Kleineisenindustrie von 1901 bis 1902 der Wert der Aus—⸗ fuhr gestiegen ist. Dieser höhere Durchschnittspreis kann nur seinen Grund haben in der Ausfuhr von viel mehr kleinen Fabrikaten. Das bestätigt auch unsere Erfahrung; in den Jahren 1901 und 1902 sind sehr viel mehr kleine Fabrikate, die natürlich viel höher im Preise stehen als die schwereren Fabrikate, exportiert worden, also Artikel, bei denen es nicht auf den Preis des Rohmaterials, sondern hauptsächlich auf gute Einrichtung und Vervollkommnung der Fabrikation an— kommt. ? ;

Wenn wir die Statistik daraufhin prüften, wieweit die schwereren und wieweit die leichteren Artikel an dem Export beteiligt sind, dann werden wir herausfinden, daß die schwereren Artikel namentlich in dem Jahre 1902 sehr erheb⸗ lich im Export nachgelassen haben, lediglich weil die hohen Rohmaterialienpreise dem Export im Wege stehen.

Fabrikbesitzer Weichelt⸗-Leipzig: Meine Herren! Ich habe nur einige Worte zu erwidern auf das, was Herr Generaldirektor Kaiser vorhin ausgeführt hat. Im großen und ganzen hat er nur bestätigt, was ich heute vormittag gesagt habe. Wenn er am Schlusse seiner Ausführungen be—⸗ sonders darauf hingewiesen hat, daß keinerlei Zwang aus⸗ geübt worden wäre in bezug auf neue Käufe, so muß ich allerdings bestätigen, daß mir von einem direkten Zwange auch nichts bekannt ist. Aber ich behaupte dasselbe, was bereits heute Vormittag Herr Kommerzienrat Kopp ausgeführt hat: man kann von elnem moralischen Drucke reden. Es ist im Anfange des Jahres 1900 an eine Anzahl sächsischer Eisengießereien ein Schreiben versandt worden, worin aus⸗ geführt wird, daß der größte Teil der pro 1901 vorhandenen Roheisenmengen verkaust sei, daß nur noch ein kleiner Teil disponibel sei, und daß, wer noch etwas haben wolle, zu⸗ greifen solle. Wieweit darin ein moralischer Zwang liegt, das mag sich jeder selbst sagen.

Generaldirektor Kaiser-Wetzlar: Zur Richtigstellung möchte ich zu Ihrer Kenntnis das Schreiben bringen, welches der Herr Vorredner angezogen hat, ich bemerke vorab, daß das ein Opus der betreffenden Vertreter ist, welches ohne jede Autorisation von den Herren an die Kundschaft gerichtet wurde. Es ist am 25. Januar 1900 geschrieben und lautet folgender⸗ maßen:

Wie wir zuverlässig in Erfahrung bringen konnten, H d m,, ihre Roheisen⸗

Abschlüsse in..... . Roheisen in letzter Zeit für das Jahr 1901 getätigt worden. Wir halten es für unsere Pflicht, sie auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, um auch Ihnen Gelegenheit zu geben, sich Ihren Bedarf ent Qualitäts⸗Gießerei⸗ Roheisen für 1901 rechtzeitig einzudecken.

An eine Vermehrung der Roheisenproduktion kann des Koksmangels halber nicht gedacht werden, weshalb die Hochofenwerke auch für das nächste Jahr mit einer Roheisenknappheit rechnen, die weitere Preis⸗ steigerungen im Gefolge haben dürfte.

Wir bitten Sie höflichst, die Kaufangelegenheit in Erwägung zu nehmen und uns Ihre Anfrage für w Eisen unter Angabe des Quantums, auf welches Sie für 1901 reflektieren, zukommen zu lassen.

Mit äußerstem Angebot würden wir Ihnen dann sofort näherkommen, auch sind wir auf Wunsch gern zu persönlicher Verhandlung bereit.

Die in diesem Schreiben behauptete Tatsache ist in jeder Beziehung richtig und einwandsfrei. Der Mann hat getan, was ein gewissenhafter Vertreter tut; er hat seine Abnehmer auf die Verhältnisse des Marktes aufmerksam gemacht.

Nun ist mir niemals bekannt gewesen, auch aus den persönlichen Besuchen der Kundschaft in Mitteldeutschland, be⸗ sonders in Sachsen, nicht, daß diese Vertreter einen so ge⸗ waltigen Einfluß auf die Entschließungen der betreffenden Gießereien haben. Ich habe immer gefunden, daß diese ihre Entschließungen nach eigenem Geschmack treffen und nicht unterlassen, wenn ein Vertreter sich mit etwas an sie heran⸗ drängt, ihm mit klaren, deutlichen sächsischen Worten zu sagen: „das ist unsere Sache“. Ich kann also nicht zugeben, daß aus dbiesem Schreiben der Schluß gezogen wird, daß auch nur ein moralischer Zwang auf die Entschließung der Kundschaft aus⸗ geübt worden ist. Ich habe hier einen Brief vor mir liegen, den wir an den Vertreter geschrieben haben, und in dem es heißt: „Wie wir Ihnen aber schon mündlich sagten, haben wir keineswegs die Absicht, die Abnehmer irgendwie zum Kauf zu drängen, wo Sie deshalb auf Schwierigkeiten in dieser Richtung stoßen, bitten wir die Verhandlungen sachgemäß ab⸗ zubrechen. Unter keinen Umständen darf der Kundschaft das Gefühl kommen, daß wir ein Interesse an der frühzeitigen Tätigung der Abschlüsse haben.“ Derartige Briefe liegen hier in den Akten mehrfach vor und können jederzeit veröffentlicht werden.

Handelskammersekretär Gerstein-Hagen: Meine Herren! Es ist wiederholt von Fertigwarenindustrie gesprochen worden. Ich glaube mich in Uebereinstimmung zu befinden mit dem geehrten Herrn Vorsitzenden, wenn ich annehme, daß wir die diesbezüglichen Fragen heute nur soweit erörtern sollen, als es sich dabei um die Verarbeitung von Gießereiroheisen handelt. Wir werden auf die Fertigwarenindustrie eingehen müssen bei den Erörterungen über das Halbzeug. Ich behalte mir vor, dann auf die Fragen zu antworten, die Herr Reichsgerichtsrat Spahn und Herr Geheimrat Wagner gestellt haben in bezug auf die Gestaltung der Preise und den Einfluß der Syndikate auf den Export der weiter verarbeitenden Gewerbe.

Vorsitzender: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet bezüglich des Gießereiroheisens.

Generalsekretär Dr. Beumer, M. d. R., Düsseldorf spersönliche Bemerkung): Meine Herren! Der Herr Abgeordnete Gothein hat von mir gesagt, ich hätte hier in hochtönenden Worten vom Roheisenzoll gesprochen. Ich darf es dem Urteil der Versammlung überlassen, wer hier in hochtönenden Worten zu sprechen pflegt, ich oder der Herr Abgeordnete Gothein.

Wenn er aber mir gegenüber den Handelsminister Möller zu zitieren beliebt hat, so kann ich ihm jederzeit aus den Protokollen der Zollkommission nachweisen, daß Handels—⸗ minister Möller seine Rede über den Roheisenzoll mit den Worten begonnen hat: der Roheisenzoll ist, darüber kann kein Zweifel sein, die Grundlage der deutschen Eisen- und Stahl⸗ industrie. Also hat der von Herrn Gothein zitierte Herr Minister dieselben hochtönenden Worte gebraucht, aus denen der Herr Abgeordnete Gothein mir einen Vorwurf macht.

Dann hat Herr Abgeordneter Molkenbuhr gesagt, daß die Rede, die ich gehalten habe, nächstens ihr 25 jähriges Jubiläum feiere; ich glaube, sie wird noch ihr 50 jähriges Jubiläum feiern, wenn die Sozialdemokratie und die freisinnige Ver⸗ einigung als Vertreter des Freihandels fortfahren, die Reden zu halten, die wir in der Zollkommission und im Plenum des hohen Hauses, in dem wir uns augenblicklich befinden, bisher anzuhören gezwungen waren. Ich persönlich gehöre zu den Leuten, die auf solche Reden sehr wenig zu antworten pflegen; ich gehöre überhaupt nicht zu den Vielsprechern. Ich richte mich vielmehr nach den Worten des Jesus Sirach: „Des Bücherschreibens ist kein Ende, und viel predigen machet den Leib müde“. (Heiterkeit.)

Bergrat Gothein⸗-Breslau, M. d. R.: Ich möchte be— merken, daß ich das Wort hochtönend nicht in bezug auf den Abgeordneten Beumer gebraucht habe, sondern allgemein. Wenn er sich dadurch besonders getroffen fühlt, so kann ich . nicht verhindern; gebraucht habe ich es nicht in bezug auf ihn.

Sodann glaube ich in der Lage zu sein, dem Herrn Generalsekretär Bueck gegenüber auf Grund des stenographischen

Berichts, sobald derselbe vorliegen wird, konstatieren zu können, daß ich das Wort „konstatieren“ lediglich bezüglich der von mir zahlenmäßig angegebenen Tatsachen gebraucht habe, nicht bezüglich der Schlüsse, die ich daraus gezogen habe. Ich glaube, Herr Generalsekretär Bueck wird sich davon überzeugen. Wenn aber Herr Bueck glaubt, mir einen Widerspruch zwischen meiner heutigen Haltung in der Zollfrage und mit meiner sonstigen „konstatieren“ zu können, so täuscht er sich vollständig. Ich habe stets den Standpunkt vertreten, daß ein Zoll nur dann im Inlande zum Ausdruck kommen könne, wenn ent—⸗ weder die Inlandserzeugung hinter dem Bedarf zurückbleibt, oder wenn die natürliche Preisbildung durch Syndikate ver⸗ hindert wird. Wenn sich Herr Bueck die Mühe geben wollte, meine sämtlichen Reden, die ich im Abgeordnetenhaus und im Reichstag über die Zollfrage gehalten habe, durchzusehen, so wird er finden, daß ich stets denselben Standpunkt ein— genommen und nichts daran geändert habe.

Meine Herren, was dann die Frage betrifft, die Herr Kommerzienrat Weyland oder Herr Generaldirektor Bertram bezüglich des schlesischen Gießereiroheisens aufgeworfen haben, so kann ich nur bemerken, daß ich an der Hand einer Statistik nachgewiesen habe, daß bis 1901 der Preis des englischen Gießereiroheisens mit ganz wenigen Ausnahmen höher ge— standen hat als der des schlesischen. Daß das lediglich eine Frage der Qualität bis zum Jahre 1890 oder 1891 gewesen sein könnte, muß ich nach meiner Kenntnis der Verhältnisse bestreiten. Das gilt wohl von dem schottischen, aber nicht von dem englischen Gießereiroheisen.

Generalsekretä⸗ Bueck⸗-Berlin (persönliche Bemerkung): Ich möchte ausdrücklich bemerken, daß ich nicht gesagt habe: ich konstatiere, daß Herr Bergrat Gothein aus der Rolle ge⸗ fallen ist, sondern ich habe ausdrücklich gesagt: ich nehme das an. Denn ich bin nicht so anmaßend, anzunehmen, daß nicht jemand anders über Herrn Bergrat Gothein denken kann.

Zweite Sitzung Dienstag, den 1. Dezember 1903, Vormittags 10 Uhr.

Vorsitzender: Meine Herren! Wir sind gestern stehen geblieben in der Besprechung der Fragen 8 und 9, von denen die Frage 8 die Absatzpolitik, die Frage 9 die Preispolitik des Syndikats behandelt. Wir haben diese Fragen be⸗ sprochen in bezug auf das Gießereiroheisen und hatten uns vorbehalten, für heute die Frage zu besprechen in bezug auf Puddeleisen und verwandte Eisensorten. Zum Worte hat sich bis jetzt niemand gemeldet. Ich nehme an, daß eine aus⸗ giebige Diskussion darüber stattfinden wird. Wer von den Herren wünscht sich zu der Sache zu äußern?

Fabrikbesitzer Springmann-Hagen: Ich glaube, es ist vergessen worden, daß wir die Frage 9 mit der Frage 16 verknüpfen wollten. Das Gießereiroheisen ist ja schon sehr eingehend besprochen worden. Dagegen wollte ich über Puddel⸗ roheisen zu Frage 10 sprechen. Ich möchte also bitten, daß das geschieht.

Vorsitzender: Zu diesem Vorschlage, die Frage 10 mit der Besprechung der Fragen 8 und 9g zu verbinden, was allerdings von jetzt an nur in bezug auf das Puddeleisen ge— schehen könnte, hat der Herr Referent das Wort.

Referent Regierungsrat Dr. Voelcker: Meine Herren! Ich würde es vielleicht für ganz zweckmäßig halten, wenn wir in bezug auf die Puddel- und Stahlwerke die Frage 9 mit der Frage 10 verbinden würden, weil ich glaube, daß uns bei den Puddel⸗ und Walzwerken weniger die Preisfrage als andere Angelegenheiten beschäftigen werden. Allerdings müßte dann nachher nochmals über die Beziehungen zwischen den Eisengießereien, den Maschinenfabriken und dem Roheisen⸗ syndikat die Diskussion zur Frage 10 mit einbegriffen werden.

Fabrikbesitzer Springmann-Hagen: Ich habe zu Frage 8 und 9 mich gestern hinsichtlich der Preisfrage für Puddel⸗ eisen schon kurz geäußert. Ich habe eigentlich dazu schon gesagt, was gesagt werden konnte, und wenn sich die Gießereien und Maschinenfabriken jetzt äußern wollen, trete ich bis zur Frage 10 gern zurück.

Vorsitzender: Daraus würde hervorgehen, daß Sie zur Frage 8 und 9 vom Standpunkt der Puddeleiseninteressenten aus nichts Besonderes mehr zu sagen hätten. Es würde sich also die Diskussion vielleicht klarer gestalten, wenn wir die Diskussion über das Puddeleisen nach Frage 10 verlegen. Wir können ja auf die Preisfrage immer wieder zurück— greifen, soweit sie in Betracht kommt. Das, glaube ich, erleichtert die Situation. Würde jemand zu den Fragen 8 und 9 als solchen noch das Wort zu nehmen wünschen?

Fabrikbesitzen Sehmer-Schleifmühle: Ich möchte dann doch bitten, zu gestatten, daß ich bei Frage 10 die Preise noch vorübergehend berühre.

Vorsitzender: Selbstverständlich, so kann ich die Dis⸗ kussion nicht beengen wollen, daß Dinge, die schon berührt sind, nicht noch einmal angeschnitten werden dürften. Wenn es zur Klärung der Sache notwendig ist, muß es unbedingt geschehen können; in dieser Hinsicht bitte ich Sie, sich nicht gefesselt zu fühlen, nur möchte ich nicht, daß die ganze Dis⸗ kussion, die wir gehabt haben, wieder aufgerollt wird. Wünscht zu den Fragen s und 9 noch jemand das Wort? Wenn das nicht der Fall ist, darf ich zur Frage 10 übergehen, in welcher es sich darum dreht:

Hat das Kartell Syndikatz einen Einfluß auf die von ihm abhängigen Industrien und Händlerkreise ausgeübt, insbesondere durch die Festsetzung von Verkaufsbedingungen.

Welche Stellung nimmt das Kartell gegen⸗ über den Verkaufsvereinigungen ein? Das Wort dazu hat zunächst der Herr Referent.

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Referent Regierungsrat Dr. Völcker: Meine Herren! In der Hauptsache habe ich in meinem Referat die ge⸗ schäftlichen Beziehungen, wie sie sich zwischen dem Roheisen⸗ syndikat in Düsseldorf und den einzelnen Gruppen seiner Abnehmer herausgebildet haben, dargelegt. Ich möchte jetzt nur einige Punkte hervorheben. Es ist das zunächst die Frage der langfristigen Abschlüsse. Diese Frage hat uns bereits in der Sitzung Üüber das Kokssyndikat eingehend beschäftigt, und ich kann kurz rekapitulieren, zu welchen Ergebnissen die Ver⸗ handlung damals geführt hat.

Es handelt sich dabei einmal um die Erörterung der volkswirtschaftlichen Frage, ob langfristige oder kurzfristige Verträge im allgemeinen für die Industrie von Vorteil sind oder nicht, und zweitens um die Frage, von welcher Seite die Veranlassung zum Abschluß jener langfristigen Verträge ge⸗ geben worden ist.

Es wurde hervorgehoben, daß bei langfristigen Verträgen jede kaufmännische Berechnung verloren gehe, und daß derartige Verträge nur geeignet seien, zur Spekulation zu führen. Ins⸗ besondere für die weiterverarbeitenden Industrien seien der⸗ artige Verträge von Nachteil, diese Industrien kauften ihr Eisen und ihr Rohmaterial nur von Fall zu Fall, sie seien aber von den Syndikaten genötigt worden, weit über ein ganzes Jahr hinaus im voraus zu kaufen, ihr Fabrikat dagegen könnten sie nur mit einer Frist zwischen Bestellung und Lieferung von wenigen Wochen verkaufen, sie wüßten also vorher nicht, welche Preise sie nach Monaten für ihre Erzeugnisse erzielen könnten, und es sei deswegen für sie vorteilhafter, auch ihre Materialien nur nach Bedarf abschließen zu können. Dem gegenüber wurde hervorgehoben, daß die kurzfristigen Verträge den Nachteil hätten, daß sie mit jedem Abschlusse in Zeiten aufsteigender Konjunktur eine Preissteigerung im Gefolge hätten, so wären z. B. im Jahre 1896 halbjährige Verträge in Uebung gewesen, und mit jedem Abschlusse seien die Preise in die Höhe gesetzt worden; infolge dessen sei im Jahre 1899 der Wunsch nach langfristigen Verträgen hervorgetreten, und hierdurch sei eine sprunghafte Entwicklung vermieden worden.

Ich habe mir Mühe gegeben, über diesen Punkt einige Feststellungen zu machen, und scheint mir diese Behauptung berechtigt zu sein. Ich habe eine Anzahl von derartigen kurz⸗ fristigen Abschlüssen für die letzten Jahre eingesehen und gefunden, daß in der Tat die Preise zur Zeit der Hoch⸗— konjunktur von Monat zu Monat ganz erheblich in die Höhe gegangen sind.

Es sei infolge dessen im Jahre 1899, so wird weiter ausgeführt, der Wunsch nach langfristigen Verträgen hervor— getreten und hierdurch sei eine sprunghafte Entwicklung ver— mieden worden.

Ueber die Frage, wer die Veranlassung zu den lang⸗ fristigen Verträgen gegeben habe, gehen die Ansichten recht auseinander. Es wurde von den Roheisenproduzenten betont, daß die Notwendigkeit, auf die Fusionsverträge mit dem Kokssyndikat einzugehen, die Roheisenindustrie gezwungen habe, nun auch ihrerseits dafür zu sorgen, daß auch für die Eisen⸗ erzeugnisse bis 1901 langfristige Verträge geschlossen würden. Von seiten der Halbzeugproduzenten wurde dagegen hervor⸗ gehoben, daß nicht die frühe Festsetzung der Kokspreise für 1901 die koksabnehmende Industrie verleitet hätte, ihrerseits langfristige Verträge zu schließen, und rückwirkend ihre Kunden veranlaßt habe, langjährig zu kaufen, die Anforderungen seien vielmehr von seiten der Abnehmer an die Eisenindustrie heran— getreten. Erst das Drängen der Abnehmer, auf lange Termine große Quantitäten zu kaufen, habe dann die Eisenwerke ver⸗ anlaßt, sich rückzudecken. Gerade die Verbände in der Eisen⸗ industrie hätten die größte Mühe gehabt, dem Andrängen der Abnehmer auf langfristige Abschlüsse entgegenzutreten. Um diesem Andrängen entgegenzukommen, habe man dann schließlich Offerten gemacht, und dann aber auch gesucht, sich rückwärts zu decken.

Aus diesen Aeußerungen scheint sich nur so viel zu er⸗ geben, daß von seiten eines Teiles der Eisenindustrie die An⸗ regung zum Abschluß von Fusionsverträgen an das Koks⸗ syndikat erging, und ebenso daß ein Teil der eisenverarbeitenden Industrie langfristige Verträge für notwendig hielt. Einen Beweis hierfür möchte ich glauben auf Seite 40 meines Be⸗ richts gefunden zu haben, wo die Verhältnisse der Stahl- und Puddelwerke angeführt sind und wo es heißt: „Die Abnehmer zögerten daher zunächst zu kaufen, teilweise meldeten sie dann unter dem Eindruck des Roheisenmangels ihren Bedarf für das erste Halbjahr 1901 an, teilweise auch ihren Bedarf für das ganze Jahr.“ Im weiteren Verlauf klagen nun die Puddelwerke darüber, daß das Roheisensyndikat nur für das ganze Jahr 1901 anbieten wolle. Daß das Roheisensyndikat diese Absicht gehabt hat, steht fest. Es wurde hierzu bestimmt durch die vielen Anmeldungen für das ganze Jahr 1901, die sich bereits anfangs 1900 auf 123 000 t beliefen.

Es fragt sich nun: wie kommen die Abnehmer dazu, sich auf so lange Zeit hinaus festzulegen? Ich möchte zur Beant⸗ wortung dieser Frage auf eine Aeußerung des Herrn General⸗ direktors Kaiser in Siegen bei den Verhandlungen über das Kokssyndikat verweisen; er sagte: „Wir waren damals im Siegerland und an der Lahn einstimmig darüber, den Fusions⸗ vertrag abzulehnen, aber wie es leider immer so der Fall ist, einige Hütten, die doch nicht den Mut hatten, die Konsequenzen eines solchen Vorgehens zu tragen, fielen ab und kauften sich Koks, und da haben wir gesagt: dann bleibt uns auch nichts anderes übrig, als in diesen außerordentlich sauren Apfel zu beißen.“

Ich glaube, meine Herren, auch für die Puddelwerke und die sonstigen Roheisenabnehmer lagen die Verhältnisse ähnlich, und auch sie mußten in diesen sauren Apfel beißen. Ich möchte hierbei eine Bemerkung nicht unterdrücken, die ich in die Form einer Frage kleiden möchte. Wenn die Roheisen⸗ einkaufsvereinigung, die ein ausgesprochenes Abnehmerkartell ist, statt 200 000 t 2000 000 t Abschlüsse zu zeitigen in der Lage gewesen wäre, wer hätte dann das letzte Wort über die langfristigen Abschlüsse zu sprechen gehabt, das Roheisen⸗ syndikat oder die Roheisenkonsumenten?

Ich komme nun zu einem anderen Punkt, der die Be⸗ schwerde der Abnehmer betrifft, daß die Werke ihre Lieferungs⸗ verpflichtungen nicht erfüllt hätten und daß infolgedessen große Streichungen an den Aufträgen hätten vorgenommen werden müssen; hierbei seien aber die Abnehmer ungleichmäßig be⸗ handelt worden und von den Streichungen seien einzelne Werke besonders stark betroffen worden, während anderen keine Kür⸗ zungen auferlegt worden seien.

Der dritte Punkt betrifft die Klage, daß beim Rückgange der Konjunktur die Roheisensyndikate jede Preisermäßigung abgelehnt hätten. Bei diesem Punkte wird die Hausseklausel bezw. die Baisseklausel zur Besprechung gebracht werden. In den Verträgen, so wird hervorgehoben, befand sich wohl die Klausel, wonach im Falle einer Preissteigerung für Kohle und Koks die Preiserhöhung des Roheisens vertraglich festgelegt worden sei, es habe aber an einer entsprechenden Bestimmung für den Fall des Rückganges der Konjunktur bei einem Fallen der Preise der Fertigerzeugnisse gefehlt. Die Anschauung der Abnehmer geht dahin, daß für sie bei rückläufiger Bewegung unter der Wirkung einer derartigen Baisseklausel die lang⸗ fristigen Verträge ohne Nachteil gewesen wären und sie das Material sehr wohl hätten verarbeiten können.

Der vierte Punkt, den ich hervorheben möchte, betrifft die Beschwerde der Roheiseneinkaufsvereinigung, daß sie einen Mehrpreis von 2 M6 entrichten müsse und daß nur dann der gleiche Preis wie für die anderen nicht zur Vereinigung gehörigen Abnehmer eintrete, wenn nach erfolgter Lieferung der Nachweis erbracht werde, daß sämtliche Mitglieder der Einkaufsvereinigung für die Abschlußdauer nur vom Syndikat gekauft haben.

Der fünfte Punkt endlich bezieht sich auf die Wünsche der Eisengießereien nach Abänderung der Lieferungsverträge, welche sie in der freien Verwendung des Gießereieisens be⸗ schränkte. Hierbei erscheint es zweckmäßig, auf die Verkaufs⸗ bedingungen des Syndikats einzugehen. Das Syndikat hat für die verschiedenen Gruppen seiner Abnehmer verschiedene Verkaufsbedingungen fesigesetzt. Aus diesen Bedingungen möchte ich hervorheben, daß für die Puddel⸗ und Walzwerke die Bestimmung besteht, daß sich der Preis um 1 6 für den Doppelzentner ermäßigt, falls die Verpflichtung übernommen wird, Qualitäts-, Puddel⸗ und Stahleisen ausschließlich vom Syndikat zu beziehen, sowie daß die Händler sich verpflichten müssen, solange sie mit dem Roheisensyndikat unter Abschluß stehen, kein anderes als Syndikatseisen zu vertreiben.

Die weiteren Klagen, welche sich auf den Wettbewerb beziehen, den die gemischten Hochofenwerke den Gießereien bereiten, werden zweckmäßig bei Frage 12 und die Qualitäts⸗ fragen bei Frage 14 zu behandeln sein.

Ich möchte nun vorschlagen, daß wir eine gewisse Arbeitsteilung vornehmen und uns zunächst befassen mit den geschäftlichen Beziehungen zwischen dem Roheisensyndikat und den Puddel- und Walzwerken, sodann mit den geschäftlichen Beziehungen zwischen dem Roheisensyndikat und den Eisen⸗ gießereien. Die Verhältnisse der Roheiseneinkaufsvereinigung werden zweckmäßigerweise wohl auch bei den Puddel⸗ und Walzwerken behandelt werden, da die meisten Mitglieder dieser Vereinigung Besitzer derartiger Werke sind; endlich werden wir uns noch mit der Händlerfrage zu beschäftigen haben.

Vorsitzender: Meine Herren! Sie haben den Vor⸗ schlag des Herrn Referenten gehört. Er geht dahin, die Sache in drei Gruppen zu teilen: erstens die Interessen der Puddel⸗ und Walzwerke, zweitens die Interessen der Eisengießereien in bezug auf Frage 10, drittens die Händlerfrage und, als nebenher gehende Frage, die Frage der Einkaufsvereinigung.

Fabrikbesitzer Sehmer⸗Schleifmühle: Ich möchte auch die Maschinenfabriken und Gießereien miteingeschlossen wissen.

Vorsitzen der: Wir können es ja lieber nach Materialien zusammenfassen. Wir wollen mit dem Puddel⸗- und Stahl⸗ eisen zunächst anfangen, uns dann mit dem Gießereiroheisen beschäftigen und dann mit der Frage der Händler. Die Frage der Einkaufsvereinigung wird dann innerhalb der Diskussion über das Puddeleisen bezw. das Gießereiroheisen zur Sprache gebracht werden können. Ueberhaupt bitte ich die Herren, die zu den einzelnen Materialien sprechen, die verschiedenen Punkte, die der Herr Referent erwähnt hat und die er vielleicht die Güte hat, noch einmal zu wiederholen, damit sie uns ins Gedächtnis kommen, gleich mit zu berühren. Es ist jedenfalls für die Herren erwünscht, die über ein bestimmtes Material sprechen, daß sie sich nicht dabei zu unterbrechen brauchen.

Referent Regierungsrat Dr. Voelcker: (Referent rekapi⸗ tuliert die einzelnen Punkte).

Vorsitzender: Also, meine Herren, Sie haben die Fragen gehört, und daraus ergibt sich, daß die fünfte Frage vorzugs⸗ weise bei der Besprechung des Gießereiroheisens zur Sprache gebracht werden wird, während ich die anderen Fragen in der Diskussion über das Puddeleisen gleich mit zu berühren bitte. Ich schlage vor, daß wir nunmehr in die Besprechung über die Frage 10 in bezug auf das Puddel⸗ und Stahleisen übergehen.

Fabrikbesitzer Springmann⸗Hagen: Meine, Herren! Bei den Verhandlungen kontradiktorischer Art über das Rheinisch⸗Westfälische Kohlensyndikat war ich zu meiner großen Freude in der Lage, demselben Anerkennung und Dank zollen zu können für sein Verhalten in der hinter uns liegenden Blüteperiode in den Jahren 1899 und 1900. Ganz um⸗ gekehrt liegt die Sache bezüglich des Roheisensyndikats zu Düsseldorf, gegen welches ich große Klagen vorzubringen habe. Das Roheisensyndikat zu Düsseldorf hat im Verkehr mit seiner Kundschaft sich eine Anzahl von Handlungen zu schulden kommen lassen, die mit deutscher Auffassung von guter Sitte und Recht schlechterdings nicht in Einklang zu bringen sind. (Widerspruch, sehr richtig! und Unruhe,) Ich kann nur sagen, daß das Roheisensyndikat im kommerziellen Verkehr mit vielen seiner Abnehmer die gesunde Basis des Vertrauens auf Treu und Glauben eingebüßt hat. Die nächsten Folgen sind ge⸗ wesen die Prozesse, die 10 Puddelwerke sich veranlaßt gesehen

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