1904 / 5 p. 29 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

jeder begreifen wird, denn, wenn mir ein Abschluß in der geschilderten Weise aufgezwungen ist, dann muß ich doch er— warten, daß ich mich zum wenigsten mit meinem Lieferanten darüber aussprechen kann. Da das nicht geschah, hörten wir uns um in den Kreisen der Roheisenkäufer, wie deren Ab⸗ schlüsse zustande gekommen seien, und erfuhren zu unserm Befremden, daß eine große Zahl zu den „wenigen Ausnahmen“ gehörte, die am 28. Februar 1900 entweder nur für ein halbes Jahr hatten kaufen wollen, oder damals überhaupt noch nicht angefragt hatten. Das Material war so eigentümlich belastend, daß wir uns sagten, wenn die Sache so liegt, dann müssen wir suchen, zu unserem Recht zu kommen, gleichviel auf welche Weise, und wenn es zum Bruch kommen sollte. Herr Kommerzienrat Weyland wird sich erinnern, daß ich ihm einen Brief geschrieben habe des Inhalts: in einer Zeitung wurden die Roheisenabnehmer aufgefordert, den Prozeßweg gegen das Syndikat zu beschreiten; daß sei nach meinem Gefühl doch ganz unmöglich. Meine Firma sah damals zurück auf eine 45 jährige Vergangenheit, und in diesen 45 Jahren haben wir nie eine nennenswerte Differenz gehabt mit unseren Lieferanten. Wir haben in jedem Jahrzehnt eine Periode des Niederganges erlebt und dann große Preisdifferenzen zahlen müssen; aber wir haben deswegen irgendwelche Zwistig⸗ keit mit unseren Lieferanten nicht gehabt. Nun waren wir aber moralisch gezwungen, den Rechtsweg zu beschreiten, und die Prozesse sind noch nicht erledigt. Herr Burghardt hat vorhin gesagt, das Syndikat habe in den Prozessen alles Material freiwillig zur Verfügung gestellt. Nein, meine Herren, das ist nicht der Fall. Wir konnten feststellen, daß die Verteilung der für 1901 verkauften Mengen an die ein— zelnen Abnehmer eine ganz ungleichmäßige war. Sie schwankte zwischen 17 und 100 ½ der angemeldeten Mengen. Darauf— hin hat das Landgericht in Hagen die Herausgabe der Ver— teilungsliste für das Jahr 1901 beschlossen, doch hat sich Herr Burghardt zur Herausgabe geweigert. Das Landgericht in Hagen hat auf Herausgabe bestanden, und erst dann ist diese Liste zum Vorschein gekommen, welche die ganz ungleichmäßige Verteilung unter die einzelnen Abnehmer gegenüber deren Anmeldungen bestätigte. Nun sagte der Anwalt des Syndikats in seinem Schriftsatz, diese Verteilung sei erfolgt nach Maß— gabe der Bezüge der einzelnen Abnehmer von Puddel- und Stahleisen im Jahre 1898, welches Jahr als ein normales im Vergleich zu den späteren angesehen worden sei. Daraufhin hat das Oberlandesgericht in Hamm in den Prozessen Schleifenbaum und Genossen als ersten Punkt der Beweiserhebung beschlossen: „Herausgabe der Liste der Roh— eisenbezüge im Jahre 1898.“ Das war, wie gesagt, im Februar d. J. Mitte Oktober d. J. stand Termin an in den Prozessen meiner Firma und unser Rechtsbeistand hat in diesem Termine wiederum die Herausgabe dieser Liste beantragt, wie das das Oberlandesgericht schoön vor 8 Monaten beschlossen habe. Der Anwalt der Gegenpartei erklärte, ich habe die Liste hier, sie wurde aber nicht ausgehändigt. Am 26. No⸗ vember fand wiederum in Sachen Schleifenbaum und Genossen Verhandlungstermin statt, der Anwalt der Puddelwerke hatte diese Liste noch immer nicht bekommen, und erst im Ver— handlungstermin wurde die Liste dem Präsidenten überreicht. Die prozessierenden Puddelwerke wurden verurteilt, ohne dieses Beweismaterial überhaupt gesehen zu haben und erst am letzten Samstag haben wir endlich diese Liste ausgehändigt bekommen.

Auf diese zweite Liste komme ich nachher zurück, da ich mich erst mit der ersten Liste, also der Verteilungsliste für 1901, beschäftigen muß. Es sind darin namhaft gemacht 87 Ab⸗ nehmer, dann ist noch ein Posten Roheisen aufgeführt, der verteilt ist auf verschiedene, ungenannte Abnehmer. Nehmen wir an, es seien nur drei gewesen, so hatte das Syndikat 87 und 3, also 90 Abnehmer.

Von diesen 90 weist nun das Syndikat nach, daß, als es am 28. Februar den Brief mit „den wenigen Ausnahmen“

schrieb, nur 47 für das ganze Jahr ihren Bedarf angemeldet haben. Es bleiben also 43 Abnehmer, die noch nicht für das ganze Jahr angefragt hatten, und diese nennt das Syndikat

„wenige Ausnahmen“. Wenn man mir schreibt, „mit wenigen Ausnahmen“, so müssen das nach meiner Auffassung doch wohl weniger als 43 von 90 sein, es dürfen höchstens 16 sein. Aber auch die Zahl 47 ist nicht haltbar, da ist z. B. als größter Abnehmer der Hörder Verein mit 52 000 t an— gemeldet. Dieserhalb ist der Generaldirektor des Werks als Zeuge vernommen worden und sagte in meiner Gegenwart aus, er könne eine Anmeldung nicht finden. Der Richter

überreichte darauf ein Telegramm des Hörder Vereins, datiert vom 6. März 1900, womit derselbe die 52 000t anmeldete. Diese Anmeldung erfolgte also 7 Tage nach dem 28. Februar, somit gehört der Hörder Verein zu den „wenigen Ausnahmen“.

Unter den nun verbleibenden 465 Firmen gibt es aber eine ganze Zahl, welche nur gezwungenermaßen für das ganze zahr gekauft hat und nur für ein halbes Jahr hat abschließen wollen. Ich nenne hier kurz die schon vorerwähnte Düssel⸗ dorfer Eisenhütten⸗Gesellschaft, die Firma Eicken C Co., welche bei Anmeldung ihres Jahresbedarfs ausdrücklich gesagt hat, sie kaufte nur mit Widerstreben für das ganze Jahr und füge sich dem Zwange, den das Syndikat auf sie ausübe; die Firma Friedr. Thome, das Sieghütter Eisenwerk, die West⸗ faälischen Drahtwerke, Langendreer, und andere mehr.

Nun haben die Gerichte in den Prozessen gesagt: „Es kommt nicht cuf die Zahl der Anfragenden an, sondern auf Mengen, die angefragt waren.“ Meine Herren, wir haben auf das Schreiben vom 25. Februar und 1. März hin uns sagen mässen, wenn unsere Konkurrenten mit „wenigen Ausnahmen“ angefragt haben, dann müssen auch wir für das

mze Jahr unsern Bedarf anmelden. Nach dem Wortlaut det Briefes zu urteilen, war eine andere Auffassung für uns wir konnten ha nicht an Mengen denken.

Me

1 mõglich,

**

) eien circa 45 000 t für das gan

ze Jahr angemeldet gewesen

22

——

und nur etwa 51 0001t für ein halbes Jahr, so ist darauf folgendes zu erwidern:

Will man diese Mengen gegenüberstellen, dann muß man die halbjährlichen Anmeldungen mit 2 multiplizieren, um

Jahresanmeldung mit Jahresanmeldung zu vergleichen, so erhält man 102 000. Hierzu kommen die späteren An⸗ meldungen von Düsseldorfer Röhren⸗ und Eisenwalzwerken mit 31 500 t, vom Oberbilker Blechwalzwerk mit 12 6000 t, vom Hörder Verein mit 52 000 t, Thyssen C Co. mit 84 000 t, Schulz⸗ Knaudt 5000 t, Luxemburger Bergwerksverein und Saarbrücker Gußstahlwerke 1100, zusammen mit 185 000 t, und es treten ferner hinzu die Mengen derjenigen Werke, welche tatsächlich nur für ein halbes Jahr haben kaufen wollen, welche ich vorher namhaft gemacht habe, Düsseldorfer Eisenhüttengesellschaft bis Westfälische Drahtwerke und welche naturgemäß von den Jahreganmeldungen von rund 450 000 t zu streichen sind. Ja, meine Herren, dann sind auch der Menge nach die sogenannten Ausnahmen so groß, wie die Anmeldungen für das ganze Jahr.

Das ist aber noch nicht ausschlaggebend gewesen für die Beschlüsse der Gerichte nach meiner unmaßgeblichen Meinung der Beschluß liegt noch nicht vor —, sondern der Umstand, daß das Syndikat gesagt hat: wir haben in den Jahren vorher 500 000 t verkauft, und in diesem Jahr 1901 haben nur verkauft werden können 350 000 t. Das wird ganz gewiß ins Auge springen; das ist eine kolossale Differenz. Deshalb hätten wir gern die Liste gehabt für das Jahr 1893. Sie war aber, wie gesagt, nicht zu bekommen. Und nach vielen Mühen ist es mir vorgestern endlich geglückt, diese Liste zu erhalten; sie ist also jetzt da.

Meine Herren, im Jahre 1899 kaufte das Gußstahl⸗ werk Witten die Germaniahütte; es kaufte die Eisenindustrie zu Menden und Schwerte die Johanneshütte. Diese Hoch⸗ öfen haben ihre Produktion für das Jahr 1901, nachdem sie in den Besitz der Werke übergegangen waren, zum Verkauf naturgemäß nicht angemeldet. Aber andrerseits fiel auch der Bedarf der beiden Firmen weg. Da diese damals Hütten gekauft hatten, haben sie für 1901 natürlich nicht angefragt. Man muß also deren Bedarf von den Bedarfsmengen des Jahres 1898 kürzen.

Ganz analog liegt es mit der Finnentroper Hütte und der Marien⸗Hütte, wegen deren Verkaufsverhandlungen schwebten mit den Westfälischen Stahlwerken in Bochum. Auch diese Syndikatshütten hatten zum Verkauf kein Roheisen pro 1901 angemeldet. Als diese Roheisenkaufsverhandlungen schwebten, gab es gleichzeitig Verkaufsverhandlungen zwischen den West fälischen Stahlwerken und diesen beiden Hütten. Die Stahl— werke hatten 36 0001t angefragt; sie kauften aber nichts, weil sie in den Besitz der Hütten kamen. Folglich mußte auch hier der Bedarf der Westfälischen Stahlwerke aus dem Jahre 1898 abgezogen werden. Das Gleiche gilt bezüglich des Bedarfs des Stahlwerks Hoesch, das auch nicht gekauft hat. Dasselbe gilt hinsichtlich der Dillinger Hüttenwerke, der Dortmunder Union und der Firma Thyssen u. Co., welche eigenes Roh⸗ eisen erblasen, die auch nicht gekauft haben, und bezüglich derjenigen Werke, die ihren Betrieb eingestellt oder aus an— deren Gründen pro 1901 nicht gekauft haben; so die Firma Schulz⸗Knaudt C Cie. und Haardter Walzwerk. Wenn Sie diese Mengen abziehen, kommen Sie auf 362 000 t pro 1898 gegenüber 335 000 t pro 1901, die verkauft worden sind. Die Differenz ist nicht mehr groß, und so ist es nicht ver— ständlich, weshalb so viel gestrichen worden ist von den pro 1901 angefragten Mengen. Da ist es interessant, wie die Vertei⸗ lung vor sich gegangen ist, welche in die Hand genommen haben Kommerzienrat Weyland und Generaldirektor Bertram, wie es wenigstens in den Gerichtsakten steht. Als die Ver— teilung vor sich ging, mußte zuerst gesorgt werden für die Mitglieder des Syndikats. Die Gutehoffnungshütte, welche 1898 5776 t bekommen hatte, bekam für das Jahr 1901 6750 t, also wesentlich mehr. Der Hörder-Verein, der 23138 t gehabt hatte, bekam 20 000 t, das ist nur 11,5 weniger für das Jahr der großen Roheisennot. Dagegen be⸗ kam der Phönix in Laar statt 16336 t im Jahre 1898 22 000 t für das Jahr 1901; die Stahlindustrie Bochum es steht da Stahlindustrie, und ich nehme an, daß es die Bochumer ist statt 9782 t in 1898 jetzt 12 000 t, der Bochumer Verein statt 2600 t jetzt 3500 t; Haniel C Lueg statt 150 t jetzt 1800 t, Phönix in Eschweiler statt 6850 t jetzt 8000 t.

Es erhielten dann weiter

13898 1901 Bergische Stahlindustrie 912 2000 t Ed. Dörrenberg Söhne 900 1200 t Gebr. van der Zypen 4990 S000 t Eichener Walzwerk 1626 2100 t Hubert Rügenberg .. 1516 2000 t Sächsische Gußstahlfabrik 1070 2000 t Sieghütter Eisenwerk 6264 1400 t Steinseifer C Co. 992 1300 t

Ja, meine Herren, da alle die aufgeführten Firmen für das Jahr der großen Roheisennot, sowie es uns das Syndikat hingestellt hatte, soviel mehr Roheisen zugewiesen bekamen als in dem Normaljahr 1898, blieb naturgemäß für die übrigen Abnehmer nicht mehr soviel übrig, als wie sie im Jahre 1898 erhalten hatten, und somit bekamen sie nur einen Teil der angemeldeten Mengen zugewiesen, weil man die letzteren hatte reduzieren müssen.

Vorsitzender: Meine Herren! Ich habe dem Herrn Redner, wie Sie mir zugeben werden, volle Freiheit gelassen, alles auszuführen, wat er auszuführen hatte, um nicht den Eindruck zu erwecken, als ob irgend eine Veschränkung ein— treten sollte. Ich bin aber doch ber Meinung, daß es un— möglich ist, die einzelnen Stadien der stattgehabten Prozesse hier noch einmal zu erörtern das ist bereits vor Gericht erlebigt noch einmal zu erörtern, warum das Synbikat bas eine Mal eine Liste gegeben hat, das andere Mal sie

nicht hat geben wollen, und welche einzelnen Maßnahmen ez in dem Prozesse ergriffen hat. Das, worauf es ankommt, sind die sachlichen Schlüsse, die daraus gezogen werden können.

Wenn ich richtig verstanden habe, hat der Herr Redner in dem letzten Teil seiner Ausführungen sagen wollen, daß ein— mal das Syndikat bei der Abschätzung des Bedarfs von falschen Voraussetzungen ausgegangen sei, weil es gewisse Ab— striche, die nötig gewesen wären, nicht gemacht hätte, und daß

wisse Firmen bevorzugt, andere benachteiligt habe.

Sache auf diese Kernpunkte beschränken.

Geheimer Bergrat Krabler-⸗Altenessen (zur Geschäfts— ordnung): Ich wollte auch nur bemerken, daß wir nicht nach Berlin gekommen sind, um alle Stadien des Prozesses, die aller Welt durch alle Blätter bekannt geworden sind und in mehreren Fällen ihre endgültige gerichtliche Erledigung gefunden haben, uns noch einmal vortragen zu lassen.

Fabrikbesitzer Springmann-Hagen (zur Geschäfts— ordnung): Meine Herren, wir verhandeln hier nicht über die prozessierenden Werke, sondern über das Roheisensyndikat zu Düsseldorf, und ich trage Ihnen vor, was sich ereignet hat. Ich glaube, dazu war ich vollkommen berechtigt; denn das steht zur Diskussion bei Frage 10, nichts anderes.

Vorsitzender: Wir wollen nicht darüber streiten, ob es berechtigt war oder nicht, sondern es handelt sich darum, ob es für unsere Diskussion zweckmäßig ist. Sie haben die Möglichkeit gehabt, alle Ausführungen zu machen, und ich wollte bitten, daß die Herren sich bei der weiteren Diskussion auf die beiden sachlichen Punkte beschränken, ob sich das Syndikat erstens bei der Abschätzung des Bedarfs von falschen Voraussetzungen habe leiten lassen, und ob es zweitens bei der Verteilung der Lieferungen Bevorzugungen der einen Gruppe gegenüber der andern habe eintreten lassen; diese beiden Punkte können von Interesse für die Allgemeinheit sein. Die Einzelheiten aus den Prozessen bitte ich die Herren Vertreter des Syndikats nicht noch einmal aufzunehmen; ich halte es nicht für nötig, darüber eine bestimmte Meinung bei den einzelnen Mitgliedern unserer Versammlung hervor— zurufen.

Generaldirektor Bertram-Siegen: Herr Springmann hat von einer Liste gesprochen, die das Roheisensyndikat trotz wiederholter Aufforderung sich beständig geweigert habe vor— zulegen, bis sie jetzt endlich, ganz kürzlich, zur Vorlage ge langt sei, und hat sodann einige Zahlen aus derselben vor gelesen. Ich möchte deshalb mitteilen, wie die Liste zustande gekommen ist, und welchen Zwecken dieselbe dienen sollte. Nachdem damals über 650 000 t Puddel⸗ und Stahleisen zur Lieferung pro 1901 angefragt waren, dem Roheisen syndikat aber nur 335 000 t zur Verfügung gestellt waren, wurde eine engere Kommission gewählt, bestehend aus Herrn Kommerzienrat Weyland und meine Wenigkeit, die in Ge— meinschaft mit dem Vorstande darüber beraten und beschließen sollte, wie die verfügbaren Mengen den einzelnen Abnehmern unter Wahrung einer möglichsten Gleichmäßigkeit anzubieten seien. In der ersten dieserhalb stattgehabten Sitzung legte uns der Vorstand die von Herrn Springmann erwähnte Liste vor.

Dieselbe enthielt: in der 1. Kolonne den tatsächlichen Bezug der einzelnen Abnehmer pro 1898, in der 2. Kolonne den tatsächlichen Bezug pro 1899, in der 3. Kolonne die pro 1901 angemeldeten Quantitäten, in der 4. Kolonne den voraussichtlichen wirklichen Bedarf pro 1901, welcher ermittelt war aus dem jeweiligen Höchstbezug aus 1898 und 1899. Auf diese Weise gelangten wir zu einem Bedarfsquantum von über 400 000 t gegenüber den angefragten 650 000 t und stellte sich dabei heraus, daß viele Werke weit über ihren reellen Bedarf angefragt hatten, während wieder andere sich auf Angabe ihres wirklichen Bezugs der früheren Jahre be schränkt hatten. Unter Zugrundelegung des so festgestellten Bedarfsquantums wurde nunmehr zu einer möglichst gleich mäßigen Verteilung geschritten. Generaldirektor Zilliken-Neunkirchen: Meine Herren! Aus den Klagen, die wir jetzt vernommen haben, geht ganz unzweifelhaft hervor, daß die Herren, die Grund zur Klage zu haben glauben, sich darüber beschweren wollen, daß bei der Handhabung der Geschäfte des Roheisensyndikats sie mit ganz außergewöhnlich anormalen Geschäftspraktiken behandelt worden sind. Meine Herren, ich glaube gut zu tun, bei dieser Gelegen heit zu erwähnen, daß diese anormalen Geschäftspraktiken, die das Roheisensyndikat in der Weise vollführt haben soll, darin bestehen sollen, daß es zu einer gewissen Zeit die Abnehmer in die Zwangslage gebracht hat zu kaufen, wo sie vielleicht nicht die Meinung hatten zu kaufen, sondern wo sie noch ge— sonnen waren abzuwarten. Eine Analogie für ein solches Vor— gehen gibt es in anderen Geschäftszweigen auch, wenn auch in umgekehrter Weise. Es ist mir aus meiner langjährigen Geschäftspraxis durchaus bekannt, daß wir sehr oft in die Lage gekommen sind, konjunkturvermittelnd einzutreten. Aller⸗ dings muß ich da zugeben, daß das viel mehr nach unten und viel seltener nach oben geschehen ist, daß also die Kundschaft es stetö sehr wohlgefällig begrüßt hat, wenn wir in den Fällen, wo sie sich verkauft hatte, entgegenkamen und billigere Preise machten und sie dann allerdings für einen weiteren Zeitraum, den sie vielleicht ursprünglich auch nicht beabsichtigt hatte für sich festzulegen, schwankte, neue Geschäfte zu machen, um dadurch billigere Durchschnittspreise zu erzielen. Was nun den speziellen Fall hier angeht, so möchte ich mir nur noch kurz zu konstatieren erlauben, daß auch wir uns gerade so wie die Herren, die beschwerdeführend hier aufgetreten sind, wieder⸗ holt verkauft haben, und daß wir dann stets neue Abschlüsse getätigt haben für einen weiteren Zeltraum, um uns dadurch

Ich weiß nicht, ob ich alles habe richtig erfassen können.

zweitens das Syndikat bei Verteilung des gelieferten Quan, tums auf die einzelnen Firmen ungleich vorgegangen sei, ge⸗ Ich würde vorschlagen, daß wir uns bei der weiteren Erörterung der

. ; 7.

5 1. .

. ü ö. .

ö. . .

Wir sind dadurch in ver⸗

n itte zu beschaffen. billige Durchschni 5 sch ff die schroffen Kon⸗

hältnismäßig kurzer Zeit dazu gekommen, junkturunterschiede spielend zu überwinden.

Walzwerksbesitzer Menne⸗Weidenau: Meine Herren! Aus

den ganzen Verhandlungen, die sich bisher um das Verhältnis

eines ziemlich großen Puddelwerks gegenüber dem Roheisen⸗ syndikat in Düsseldorf gedreht haben, möchte ich für mich ent⸗ nehmen, daß das Syndikat zweierlei festgelegt hat, Erstens gibt es zu, Fehler gemacht zu haben, zweitens gibt es das

Versprechen ab, diese Fehler nach Möglichkeit in Zukunft zu

vermeiden. Ich vermisse nur die Erwähnung dessen, daß die

Kosten dieser Fehler, die das Syndikat gemacht hat, wir,

die Abnehmer, getragen haben, und ferner die Erklärung

es Syndikats, die Folgen dieser Fehler in etwas wieder gut⸗ machen zu wollen. (Nufe: Ohoh Des weiteren hörte ich wiederholt die Lehre: Verträge müssen gehalten werden, wenn sie einmal gemacht sind; gut, ich werde daran denken. Was ich Ihnen über das Roheisensyndikat mitteilen kann, das sind die Erfahrungen eines kleinen Puddelwerks in der letzten Konjunktur, die nach eigenen Angaben der Organe des

Syndikats von Anfang März 1899 bis Ende März 1900

dauerte. Meine Firma war in dieser Zeit vom Noheisen⸗

syndikate durchaus abhängig und besaß weder als Mitbesitzer von Hochöfen noch als großer Verbraucher irgend welchen

Ginfluß bei demselben. Auf die Aufforderung. unseres ver⸗

ehrten Herrn Vorsitzenden hin, die ganze Prozeßfrage nicht zu

streifen, gehe ich natürlich gern ein; ich will nur eines sachlich larlegen.

Lrjere Firma ist auch in den Prozeß eingetreten, auch

in die Berufungsinstanz, und das Urteil der ersten Instanz ist

in der zweiten aufgehoben worden unter der Begründung:

Das erste Urteil beruht hiernach auf einem wesent— lichen Mangel des Verfahrens, daß nach stattgehabter Beweisaufnahme in eine mündliche Verhandlung über deren Ergebnis nicht eingetreten ist und daß das Urteil sich auf das Ergebnis der Beweisaufnahme stützt, die nicht zum Gegenstand mündlicher Ver— handlung gemacht ist. .

Am 5. März 1899 schreibt uns das Syndikat in Siegen: Auf Ihre gefällige heutige Anfrage durch Fern⸗ sprecher bedauern wir, Ihnen mitteilen zu müssen, daß wir Ihnen den gewünschten Posten Puddeleisen nicht mehr abgeben können, da wir für das laufende Jahr ausverkauft sind.

Dieser Bescheid war ohne jede Einsch rän kung gegeben, und

ich entnahm diesem Schreiben, daß das Syndikat nichts

mehr zu verkaufen hatte; denn wenn es uns ohne Ein⸗ schränkung mitteilt, daß es aus verkauft sei, so mußten wir annehmen, daß es auch für andere Firmen ausverkauft sei.

Nun hatte das Syndikat für den laufenden Bedarf des

Jahres 1899 uns viel zu wenig Roheisen zugewiesen, ins⸗

besondere noch von zwei Hütten fünf hatte es uns zu⸗

geteilt die wegen Reparatur nicht liefern konnten, sodaß uns das letzte Eisen davon erst 1901 geliefert worden ist.

Das war also das Eisen, das uns für das Jahr 1899 ver⸗

kauft war. Daß wir ja einen kolossalen Ryoheisenmangel

empfanden, ist klar. Nachdem wir nun das „Ausverkauft! vom Syndikat mittgeteilt bekommen hatten, ging ich noch häufig zum Syndikatsbureau, und da wurde mir immer der

Inhalt des Briefes vom 15. März wiederholt. Man ver⸗

kaufte uns aber Ausfalleisen als Ersatz für das Eisen, das

die Hütten nicht liefern konnten, und zwar am 27. Mai, am

2. Juli, am 18. Juli und am 29. November des Jahres

1899 zur sofortigen Lieferung, am 18. Juli zu 14 SM, am

29. November bereits zu 90 S6. Das Eisen, welches man

uns nicht liefern konnte, hatten wir zu 60 „M gekauft. Ich

bemerke ausdrücklich, daß ich auf jede Beschwerde beim

Syndikat immer auf die Bedingungen des Vertrages hin⸗

gewiesen wurde: wegen Ablieferung der verkauften Mengen

haben Sie sich lediglich an die betreffenden Hochofenwerke zu halten. Ja, meine Herren, wenn ich dort hinkam und sagte:

Guer Eisen ist mir verkauft, dann hieß es:; wir liegen still

wir können Ihnen nichts liefern. Kam ich zum Syndikat,

dann hieß es wieder: wir haben Ihnen ja geschrieben, wir sind ausverkauft, aber man gab uns, wie gesagt, Gießerei

ausfalleisen aus besonderem Entgegenkommen. .

Während dessen, also während des ganzen Jahres 1899, verkaufte das Syndikat, wie hier schon erörtert worden ist, sehr große Posten zur Lieferung pro 1899 nach auswärtigen

Bezirken und zu Anfang Mai schon für das ganze Jahr 1900

sehr viel besonders nach dem Auslande; uns hielt man aber

knapp in Eisen. Am 14. April 1899 bot uns das Syndikat

16060 t zu 60 M für das 1. und 2. Quartal vorläufig an

ich habe heute Morgen dieses Schreiben schon vorgelelen , und am 22. April noch je 50et für das 1, und 2. Quartal

1900, also im ganzen 1700 t zu 60 6, also da unser

Bedarf 1800 t betrug, annähernd den Bedarf. In dem

zweiten Schreiben vom 22. April schreibt das Syndikat:

„Wir teilen Ihnen hierdurch höflichst mit. daß wir es möglich machen konnten, Ihnen zur Lieferung im 1. Halbjahr 1900 noch ein kleines Pöstchen Puddeleisen frei zu machen. Wir gestatten uns daher, Ihnen für genannte Lieferzeit weitere 50 t pro Quartal anzubieten und bitten um gefl. umgehende Nachricht, ob Sie das Pöstchen akzeptieren, sowie um gefl. Vorschläge bezüglich der Marken!?

Hier betont das Syndikat uns gegenüber wieder die große

Knappheit an Eisen und sein Entgegenkommen das lleine

Pöstchen Puddeleisen für uns noch frei gemacht zu haben.

Dat mutet in der Tat eigentümlich an, wenn man die großen

Verkäufe für lange Zeit, besonders nach dem Auslande, die

damals seitens des Syndikats getätigt wurden, ansieht 3

Wir hatten auf Grund der. Annahme dieser Angebote die

1700 t für das J. Semester 1900 gekauft und glaubten uns

im Besitze dieses Quantums. Wieviel dieser Besitz wert war,

werden Sie sofort sehen. Am 5. August schreibt uns das

„Im Auftrage des Roheisensyndikates zu Düssel— dorf erlauben wir uns, Ihnen folgendes zu unter—⸗ breiten: Es wird leider nach genauen Ermittelungen und zwar vornehmlich wegen voraus ichtlichen Koks⸗ mangels nicht möglich sein, das zur Lieferung im J. Semester nächsten Jahres vorgemerkte Quantum Roheisen ö muß auf gut deutsch heißen: fest verkaufte Quantum Roheisen . ö

tatsächlich in dem genannten Zeitraum herzustellen,

vielmehr müssen sehr beträchtliche Mengen in die zweite Jahreshälfte verschoben werden. Wir sind daher unter Berücksichtigung aller Umstände zu

unserem lebhaften Bedauern genötigt, von dem im

April d. J. mit Ihnen abgeschlossenen 1700 t Puddel⸗

eisen, lieferbar pro J. Halbjahr 19090, in das

II. Semester n. J. zu verschieben: 100 t Puddel⸗

eisen. Sollte infolge verstärkter Kokszufuhr von

unseren Hütten ein größeres Quantum Roh⸗ eisen geliefert werden können, so werden wir

Sie bel Verteilung des Mehrquantums gerne tun—

lichst berücksichtigen.“ . . Ich mache jetzt schon darauf aufmerksam, daß sich die Zu⸗ sicherung auf alle syndizierten Hütten bezieht, also: wenn irgend eine solche Hütte später noch mehr Eisen liefern konnte. Es waren uns ja bis dahin auch noch die Marken nicht zugeteilt, sondern nur das Quantum.

Weiter war besonders hervorgehoben: „Diese, alle unsere Besteller treffende Maßnahme ist uns durch die absolute Unmöglichkeit, die Lieferung im J. Semesten zu bewältigen, aufge— zwungen.“ . Dann wurde uns wiederholt das Entgegenkommen versichert, sodaß wir überzeugt sein mußten, daß das Syndikat mit der peinlichsten Gerechtigkeit die Schiebung bei allen seinen Kunden vorgenommen habe. Bei anderen Puddelwerken im Sieger⸗ lande betrug die Schiebung Oo, 647,0, 12,0, 170 o 1780, 1906/9 und bei uns 410,0. Ist das gleichmäßig? Meine Herren, ich verstehe unter den Worten: gleich⸗ mäßige Kürzung eines fest verschlossenen Abschlusses, daß ein gleiches Maß angewandt wird. Ein Maß ist eine Relation, die etwa in Prozenten ihren Ausdruck finden kann; ich ver— stehe aber niemals darunter, was das Syndikat heute darunter verstehen zu dürfen erklärt, daß, nach dem es uns fest ver⸗ kauft hat, es sich nun hinterher für ermächtigt halten darf, einen ganz neuen Modus einzuführen und etwa zu sagen: ihr habt früher so und soviel gebraucht und andere soviel das kann ich übrigens gar nicht kontrollieren . deshalb streichen wir euch so und soviel, kurz und gut, wir behandeln euch anders als andere. Das heißt doch über eine bereits verkaufte Ware hinterher noch einmal verfügen wollen, was gegen alles Recht ist! .

Aus Mangel an Koks sollten die Schiebungen notwendig gewesen sein. Nun braucht man für eine Tonne Gießerei und Spiegeleisen mehr Koks als für eine Tonne Puddeleisen; bei Gießerei⸗ und Spiegeleisen sind aber Verschiebungen nicht angewandt worden, obgleich im Briefe nur von Roheisen im allgemeinen die Rede war und die alle Bestelller treffende Maßnahme alle gleichmäßig treffen sollte, Wir waren, wie ich schon sagte, durchaus abhängig vom Syndikat und, meine Herren, die Schlußfolgerung überlasse ich Ihnen selber! Beklagten wir uns, dann wurde uns gesagt, daß wir alle absolut gleichmäßig behandelt würden und dann verkauft man uns aus reinem Entgegenkommen Ausfall⸗ eisen, aber: zu einem anderthalbfach (1,½) höheren Preise. In dem Gefühl, gleichmäßig wie andere Verbraucher be⸗ bezw. mißhandelt zu sein und eine Ausnahme gegenüber dem „Hent⸗ gegenkommenden“ Syndikate nicht machen zu dürfen, willigten wir in die Schiebung ein und verloren für das I. Semester, für welchen Zeitraum wir unsere Luppen verkauft hatten, von 1700 t 700 t, also 41 0, die wir durch Gießereiausfalleisen nach Möglichkeit decken mußten. Der Abschlußpreis betrug 60 Sa, er sollte entsprechend erhöht werden dürfen, wenn die Preise für Eisenstein. und Kokskohlen erhöht würden, weil dadurch die Herstellungskosten des Roheisens stiegen. .

Nun wurde für das 2. Quartal der Eisenstein erhöht, nd später noch die Kokskohle, uns aber erhöhte man den Preis direkt für das 1. und 2. Quartal auf 66 M; das machte für das 1. Quartal einen Unterschied von 5100 . für unsere Firma aus, die uns meinem Gefühl nach gehören mußten. Die Einwilligung zur Erhöhung des Preises der 1760 t gaben wir in Ünkenntnis darüber, daß die Erhöhung der Eisensteinpreise erst im 2. Quartal in Kraft trat, und später noch der Kokskohle. Es veranlaßte uns nichts, nach⸗ zuforschen, wir mußten ja glauben, was uns mitgeteilt wurde, und dann hätte es uns auch nichts genußt; denn das Syndikat würde uns, im Falle wir nicht eingewilligt hätten, mit einer Annullierung des ganzen Abschlusses geantwortet haben, wie es drohte. .

Am 14. Dezember verkaufte uns das Syndikat S800 t Roheisen für das II. Semester. Wir schrieben sofort, unser Bedarf sei 1800 t, aber man gab uns nicht mehr als diese ungefähr 4410/9 unseres Bedarfs. Hier gibt das Syndikat die Erklärung, daß es inzwischen einen neuen Modus zur Verteilung eingeführt hätte, es hätte unter vielen Bemühungen eine Liste des legitimen Bedarfes aufgestellt, wie es sagte, Wenn ich nicht irre, ist der Verbrauch des Jahres 1898 zugrunde gelegt worden und danach die neue Verteilung vor⸗ genommen worden. Ich habe mich bloß darüber beklagt, daß wir so kolossal wenig bekommen haben; ich habe es aber dem Syndikat nicht streitig gemacht, daß es bei neuen Ver⸗ käufen einen neuen Modus einführen wollte. . Streitig mache ich ihm nur, daß es auf fest abgeschlossene Verträge plötzlich willkürlich einen neuen Modus einführt und auf Grund dessen verlangt, daß wir einen größeren Teil unseres gekauften

zwar unter der unwahren Versicherung, wir würden alle gleichmäßig behandelt. *** e,

Am 27. November 1899 schrieb das Syndikat das war der Streichungsbrief uns folgendes:

Zu unserem lebhaften Bedauern stellt sich nach unausgesetzten Bemühungen die tatsächliche Unmöglich⸗ keit heraus, die für das nächste Jahr vorgemerkten reduzierten Mengen Roheisen (namentlich Qualitäts⸗ Puddel⸗ und Stahleisen) bei unseren Hochofenwerken zur Lieferung unterzubringen, da fast sämtliche Hoch⸗ ofenwerke mit ihren Lieferungen pro 1899 ganz er⸗ heblich im Rückstand bleiben, was vornehmlich auf ungenügende Versorgung mit Brennmaterial zurück⸗ zuführen ist. Wir sehen uns daher leider genötigt, eine gleichmäßige Kürzung vorzunehmen und Ihren Auftrag vom 18. August d. J. 1700 t auf 1590 t, lieferbar mit 890 t im J. und 709 t im II. Semester nächsten Jahres hiermit zu ermäßigen. Die sonstigen Abschlußbedingungen bleiben bestehen. Ebenso können wir zur Lieferung im Il. Semester nächsten Jahres statt der Ihnen ursprünglich an⸗ gestellten muß heißen: „fest verkauften“, denn wir hatten die Offerte akzeptiert 800 t nur 480 t in Nota nehmen.

Nun, meine Herren! Die Gleichmäßigkeit will ich Ihnen gleich zeigen: im J. Semester wurden anderen gestrichen: os, on, 7,3 ñ, 8 ou, 8 os, 8,3 oso, 9 oo, 1600 und bei uns 11 0.s09. Im II. Semester, wie heute morgen schon erklärt wurde: 55/9, 22 96m, aber uns: 40 0.0. Auf unseren Bedarf von 1800 t wurden uns also etwa 44 e zugewiesen, wovon uns aber wieder 40 * gestrichen worden sind. Cs blieben uns noch 26,6 ½ unseres Bedarfsquantums übrig, und wenn ich das abrunde, so fehlen uns rund drei Viertel unseres Bedarfs. Dem Schreiben entnahmen wir, daß das Syndikat die verkauften Mengen Roheisen auf seinen Hütten nicht herstellen lassen konnte, weil diese zu wenig Brennstoff hatten, und daß es deshalb an allen verkauften Eisensorten Abstriche machen müsse. Namentlich für Puddel- und Stahl⸗ eisen trete die Notwendigkeit am zwingendsten hervor wan für uns dadurch erklärlich ist, weil die Hütten an diesen Sorten bei den Preisen, zu denen das Syndikat dieses Eisen für seine Hütten verkauft hatte, verhältnismäßig am wenigsten verdienen konnten. Die Worte drückten also nur den Grad der Unzufriedenheit der Hütten über die übernommenen Auf⸗ träge in Puddel- und Stahleisen aus, keineswegs lag aber darin, daß für Puddel- und Stahleisen Kürzungen in größerem Umfange nötig seien als für andere Eisensorten. Die Unzufrledenheit der Mitglieder mit der Leitung des Syndikat ging uns aber gar nichts an, uns interessierte nur, ob das Syndikat uns gegenüber die abgeschlossenen Verträge gewissenhaft erfüllte. Die Versicherungen übergroßen Fleißes und wohl⸗ wollendster Gefühle: „Zu unserem lebhaften Bedauern stellt sich nach unausgesetzten Bemühungen die tatsächliche Un⸗ möglichkeit heraus 2c.“ diese Versicherungen waren meines Erachtens recht überflüssig, denn unser Empfinden mußte uns sagen, daß das mächtige Syndikat, das seine Mitglieder zur Ausführung der für sie verkauften Eisenmengen ja einfach zwingen mußte, diese festen Verträge nicht vernichten noch verkürzen würde, ohne alles versucht zu haben, seine Ver⸗ pflichtungen zu erfüllen; wenn dieses aber wegen Koksmangel absolut nicht möglich war, dann wenigstens ohne Ansehen der Gewinne an den einzelnen Abschlüssen oder sonstiger Punkte die schädigende Maßregel auf alle Abnehmer gleichmäßig. wie es ja ausdrücklich angab, anwenden würde. Nach unserer Information sind trotz alledem die Streichungen auf Spiegeleisen und Gießereieisen nicht ausgedehnt worden, obgleich zu diesen Sorten mehr Koks gebraucht wird als für Puddeleisen. Auch auf das sogenannte Walʒengußeisen, das seiner chemischen Beschaffenheit nach ein sehr gutes Puddeleisen ist, ist nichts gestrichen worden. Es wurde allerdings etwa 106 M pro Tonne höher bezahlt als Puddel⸗ eisen, ein Mehrpreis, der nach meiner Information den höheren Selbstkosten in solchem Maße nicht entspricht. Wir vermuteten, daß auf Gießereieisen nichts gestrichen würde, und behaupteten dieses in unserem Antwortschreiben geradezu; darauf blieben wir ohne schriftliche Antwort; mündlich aber, als wir sofort nach den Kürzungen wegen Ueberlassung von Ausfalleisen unterhandelten, wurde uns von den Organen des Syndikats wiederholt versichert, daß der Brief vom 27. nur die reinste Wahrheit enthielte und wir nicht schlechter behandelt seien als jeder andere. Weil man uns wieder Ausfalleisen als Ersatz verkaufte allerdings zum 11. fachen Preise so forschten wir damals nicht welter nach. Später aber, als wir unsere jetzigen Erfahrungen mit einzelnen hochachtbaren Mitgliedern des Siegener Vereins selbst besprachen, fanden wir bei den⸗ selben die gleiche Auffassung über diese Streichungen, wie wir sie auch haben, nämlich, daß es ein ganz unerhörtes Unrecht sei, wie uns unsere Verträge entwertet worden sind. Jo es sind uns noch viel schärfere Verurteilungen dieser Mani⸗ pulationen ausgesprochen worden, die ich nicht hier wörtlich wiederholen möchte. Ich glaube, daß das auch im Syndikate in genügender Schärfe zum Ausdrucke gekommen ist und daß dadurch, also nicht so ganz freiwillig, die Leitung des Syndi⸗ kats sich veranlaßt sah, uns die Vergütung von 15 M auf die Tonne des gestrichenen Eisens im August 1901 anzu⸗ bieten, allerdings unter Bedingungen, von denen sie wissen mußte, daß wir auf sie auf keinen Fall eingehen konnten! Das nenne ich kein ehrliches Wiedergutmachen eines eingestandenen Unrechts! Indem das Syndikat erklärte, daß es einen Fehler gemacht und zuviel verkauft habe, und indem es weiter er⸗ klärte, daß infolge dieses Fehlers an den Abschlüssen gleich⸗ mäßige Abstriche notwendig wären, legte es meines Erachtens für sich nun doch die Verpflichtung fest, von neuen n, für das Jahr 1900, also für die Zeit der Streichungen, ab⸗ zusehen; diese Vertragstreue konnten, wir denn doch wenigstens erwarten! Das ist aber nicht geschehen. Ich will nur einen Fall hervorheben. An eine auswärtige Firma

Roheisens wieder hergeben sollen, als alle anderen Werke, und

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