schrieb das Syndikat am 16. März, als kurz nachher im Frühjahr 1900 die Abschlüsse für das ganze Jahr 1901 ge⸗ macht wurden, und diese Firma auch für 1901 kaufte: „Wir sind gern bereit, Ihren gefl. Auftrag pro 1901 möglichst solchen Hütten zuzuteilen, welche im⸗ stande sind, Ihnen eventuell einen Teil schon in diesem Jahre 1900 vorzuliefern.“
Also es konstatiert hiermit ausdrücklich, daß es noch Eisen im Jahre 1900 hatte.
Hier handelt es sich um 2300 t Stahleisen zu 93 (M6 pro Tonne und 300 t Hochstrahl zu 94 MS. pro Tonne, im ganzen um 2600 t Roheisen, das wir ja unter Umständen zum Puddeln recht gut brauchen konnten. Es wurden dann auch 7971. t im Jahre 1900 an diese Firma vorgeliefert und zwar von dem Wissener Hüttenwerke, welches 2300 t von diesem Auftrage übernommen hatte und dessen Direktor Bertram, der Vorsitzende des Siegener Verkaufsbureaus, uns hier für 1900 kein Eisen mehr geben, ja selbst die mit dem ihm unterstellten Syndikate abgeschlossenen Verträge für diese Zeit nicht aufrecht erhalten konnte! Dabei hatte uns sein Syndikat früher wörtlich zugesichert: Sollte von unseren Hütten ein größeres Quantum Roheisen geliefert werden können, als jetzt angenommen wird, so werden wir Sie bei Verteilung des Mehrquantums gerne tunlichst berücksichtigen. Hier war auf „unseren Hütten“, d. h. auf den Syndikatshütten, noch Eisen vorhanden, aber man erfüllte uns die Zusicherung keineswegs, sondern verkaufte das Eisen zu hohen Preisen ins Ausland. Man konnte uns, nachdem man uns reguläres Eisen zu billigeren Preisen vom Vertrage abgestrichen hatte, allerdings kein reguläres Eisen neu zu hohen Preisen ver⸗ kaufen, — dann würden wir doch wohl auf Erfüllung unseres Vertrages bestanden haben aber ins Ausland ging das, so lange wir nichts davon erfuhren! Die betr. Firma, die hochangesehene Aktiengesellschaft der von Moosschen Eisenwerke in Luzern, liegt übrigens jetzt auch im Prozesse mit der Firma des Herrn Direktor Bertram. Nun wird das Syndikat auch hier um eine Erklärung nicht verlegen sein, die seine Handlungsweise verteidigen soll. Diese wird wieder Interna aus der Einrichtung des Syndikats vorbringen, die uns gar nichts angehen.
Ich stehe auf dem Standpunkt, daß die Generalvertretung der Hütten, also das Syndikat, gewissermaßen einen Kauf— mann darstellt, der die ganze Produktion der Hütten vertreibt, und was er mir von der Produktion verkauft hat, muß er auch liefern, gleichgültig, was er mit anderen Kunden ab— gemacht hat. Wenn nun aber bei uns eine Roheisennot her⸗ vorgerufen wird, dadurch, daß man unsere Abschlüsse verkürzt, oder dadurch, daß uns Hütten zugewiesen werden, die nicht liefern können, so kann man deshalb nicht von einer all— gemeinen Roheisennot sprechen. Wenn der Vorsitzende des Syndikats Roheisen zu 93 MS neu übernehmen kann, und das von ihm geleitete Syndikat ist für uns nicht in der Lage, das früher verkaufte Roheisen zu den billigeren Preisen, zu denen wir es gekauft haben, zu liefern, dann ist die Roh⸗ eisennot doch nicht überall so groß, wie wir sie empfinden müssen.
Anfangs Oktober hatten die Hütten ihren Koks für 1901 gekauft und waren, da sie ihren Eisenstein inzwischen auch gekauft hatten, zur Zeit der Streichungen, am 27. November 1899, sehr besorgt um Deckung durch Verkäufe für das Jahr 1901; denn vorläufig wollte noch niemand auf lange Zeit hinaus kaufen. Wie Herr Direktor Bertram auf Seite 10 des Heftes XVI des Berg⸗ und Hüttenmännischen Vereins selber schreibt:
„Ein Versuch, Verkäufe von Roheisen für 1901 schon heute zu tätigen, ist vollständig mißlungen.“ Siegen, den 22. Dezember 1899. Das war Ende 1899, also Anfang 1900. Dazwischen liegen die Feiertage, in denen die geschäftliche Tätigkeit auch ruht. Ende März 1900 konstatierte derselbe Herr Direktor Bertram den Rückschlag der Konjunktur, und zwar in Heft XIX des Berg⸗ und Hüttenmännischen Vereins und zwar auf Seite 29. Also Anfang 1900 war die Sache noch hoffnungslos für das Syndikat, sich Deckung für den Rohmaterialeinkauf zu sichern. Nun ist es klar, daß die Versuche, wenn sie bis dahin fehl— geschlagen waren, nicht alle acht Tage erneuert werden konnten; man mußte etwas warten, denn sonst hätte man die Kund⸗— schaft noch mißtrauischer gemacht. Aber im März 1900, kurz vor Toresschluß, entwickelte das Syndikat eine Verkaufs⸗ tätigkeit ohne gleichen. Am 23. Februar 1900 wurden wir zum Kaufen für 1901 aufgefordert. Wir waren damals nicht gewillt, auf so lange hinaus zu den angebotenen enormen Preisen von 90 M ohne Rückdeckung in Luppen zu kaufen. Ich war selbst im Vorstande des Luppensyndikats und auch im Vorstande des Berg⸗ und Hüttenmännischen Vereins. Ich wußte, daß die Hütten sich um Deckung bemühten, und ich ls Vorstand des Luppensyndikats, wie erfolglos unsere Bemühungen, damals für 1901 etwas zu verkaufen, bis dahin gewesen waren. Wir hatten keine Lust, uns weiter in Noheisen zu engagieren, wir wollten warten, bis die Sache klar würde. Am 26. Februar kamen die Puddelwerke in Siegen zusammen, und da wurbe mitgeteilt, der Siegener Geschäfts⸗ führer hätte von einer riesigen Noheisennot für 1901 gesprochen, sobaß wir beschlossen, in Unterhandlungen mit dem Vorstande des Roheisensyndikats einzutreten und um Aufklärung über bie Marktlage zu bitten. Diese Verhandlung fand statt am 2. März. gischen war ein Schreiben des Syndikats vom 28. Februar eingegangen, welches mitteilte, daß mit wenigen Ausnahmen alle Abnehmer in Puddel⸗ und Stahleisen für das ganze Jahr 1901 angefragt hätten und daß sie deshalb nur ratierlich für biesen Zeitraum anbieten würden.
Mit diesen beiden Schreiben, die uns natürlich kolossal aufregten, ging ich in die Versammlung, und der einizige Gegenstand her Verhandlung war selbstverständlich der Inhalt bieser beiben Schreiben. Da wurde mir auf meine präzise
gestellten Fragen hie Auskunft gegeben, bie Roheisennot werde 1991
nicht geringer sein; wegen Mangels an Brennstoff
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könnten vom Bedarfe 40 0½ nicht gedeckt werden, und daß das Syndikat jetzt über die gesammte Produktion der Hütten verfügen werde. Vor allen Dingen aber seien die mitgeteilten Preise Jahrespreise, die im Vertragsjahre 1901 auf keinen Fall herabgesetzt werden würden. Aus diesen eingehenden Verhandlungen nahm ich den Eindruck mit, daß wir mit einem Roheisenkaufe unter diesen Verhältnissen nur ein gutes und sicheres Geschäft machen könnten; denn wenn wir alle wieder nur 25 0½ unseres Bedarfs — gleich unserer Firma im II. Semester 1900 — für 1901 erhalten würden, wie ich auf Grund der Versicherung des Syndikats bei den Streichungen für das II. Semester 1900 und bei den jetzigen Verhandlungen an⸗ nehmen mußte, so mußten wir mit unseren Luppen, welche die weiterperarbeitenden Werke an Stelle der fehlenden 75 Roheisen kaufen mußten, sicher sehr begehrte Lieferanten sein. Das wurde uns auch ausdrücklich versichert, und ich bin, wie gesagt, mit dem Eindruck nach Hause gegangen, absolut kein Risiko zu haben, wenn ich jetzt Roheisen kaufte.
Meine Herren, zu derselben Zeit, am 21. Februar, stellte der Halbzeugverband an meine Firma die Aufforderung, unseren Bedarf für das J. Semester 1900 zu decken, und zwar sollten wir bis Ende Februar unseren Bedarf aufgeben. Da uns die Sache aber ohne weitere Erklärung zu riskant war, haben wir nicht gekauft. Darauf schrieb der Halbzeug⸗ verband am 1. März: wir geben Ihnen bis zum 3. März Nachfrist; wenn dann der Bedarf nicht angemeldet sei, würden wir aus der Liste der Verbraucher gestrichen. Wir ließen die Frist verstreichen. Später haben wir auswärts einen kleinen Posten, zu sehr hohem Preise natürlich, gekauft, nachdem wir uns durch Blechverkäufe gedeckt hatten. Ohne Halbzeug konnten wir unser Werk nicht betreiben, ohne Roheisen aber sehr wohl; denn das Luppengeschäft war für uns vollständig Nebengeschäft; unsere Hauptfabrikation ist Feinblechwalzen, und da konnten wir Flußeisenhalbzeug nicht entbehren. Ich konstatiere dies ausdrücklich, daß wir also nicht den Optimismus hatten, den das Roheisensyndikat uns jetzt an den Leib wünscht: alles zu kaufen, was wir hätten kriegen können auf unabseh⸗ bare Zeit; denn sonst hätten wir sicher Halbzeug gekauft, das wir ja nicht entbehren konnten. Nur durch die Versicherungen des Roheisensyndikats am 2. März wurden wir bewogen, diese Bedenken fallen zu lassen, und belegten am 3. März sofort unseren Jahresbedarf, worauf wir denn auch, wie Herr Bertram gesagt hatte, 60 ½υ desselben am 6. März zugeteilt erhielten. Vom 4. bis 23. März war ich auf Reisen. Am 10. März schrieb mir mein Kompagnon, wir hätten 60 ½ zugeteilt erhalten, und die Syndikatsleitung habe ihm gesagt, wir hätten im Verhältnis mehr bekommen als andere. Demnach hätten andere noch keine 60 0½ ihres Bedarfs er⸗— halten! Zurückgekehrt, hörte ich, der Geschäftsführer des Siegener Vereins habe uns am 20. und 21. März wiederholt Pöstchen Stahleisen — auf die Puddeleisen geliefert werden könnten angeboten, die wir aber, weil meine Reiseberichte für Schweißeisen zu ungünstig lauteten, definitiv abgelehnt hätten. Ich führe das noch besonders zum Beweise an, daß wir nicht so blindlings zugegriffen haben nach allem, was uns auf lange Verträge angeboten worden ist.
Am 26. März teilte uns das Syndikat die Marken zu, darunter ein Drittel von einer Hütte es hatte uns 2400 Tonnen gegeben, darunter also 800 Tonnen von einer Hütte —, die nur ein ganz manganarmes Eisen liefern wollte, welches wir in dieser Menge zu unserem ähnlichen Eisen, das wir in Ausfallsorten gekauft hatten, nicht brauchen konnten, weil wir dann keine richtige Mischung hatten. Ich ging das Syndikat wiederholt an, ob es uns nicht anderes Eisen geben könnte, anstatt solche Menge von dieser einen Hütte. Darauf antwortete Syndikat wiederholt, daß es kein
das anderes Eisen zur Verfügung hätte, wir müßten es schon nehmen, wie wir es kriegten, denn sonst kriegten wir das Quantum über⸗ haupt nicht. Wir nahmen aber das Eisen trozdem nicht; denn wir waren etwas mißtrauisch geworden, weil noch immer die Luppenaufträge ausblieben. Ich verhandelte, wie gesagt, wiederholt mit dem Syndikat, zuletzt am 17. April. Immer erhielt ich den Vescheid: Kolossaler Roheisenmangel, kein anderes Eisen verfügbar! Darauf akzeptierten wir am 17. April. Am 10. April war aber schon das Abflauen des Roheisenmarktes im Syndikat konstatiert worden, als die Bremerhütte am 10. April dem Syndikat 20 000 Tonnen Roheisen in beliebigen Sorten dringend zur Verfügung gestellt hatte. Hätten wir das gewußt, und daß noch weitere angebotene große Posten bis dahin nicht akzeptiert worden waren so hätten wir sicher nicht mehr akzeptiert; denn da war von Roheisenmangel keine Spur mehr.
Meine Herren! Als wir später erfuhren, daß das Syn⸗ dikat, trotzzem wir auf den hohen Verträgen saßen, und trotz aller Zusicherungen, an andere zu billigerem Preise verkaufte, waren wir im höchsten Grade empört. Ich brachte die Sache in unserem wirtschaftlichen Vereine, dem Berg⸗ und Hütten⸗ männischen Vereine, zur Sprache, aber ohne Hilfe zu finden, und der Effekt war nur der, daß der Verein in seiner nächsten Sitzung beschloß, meine Beschwerde nicht in seinen Berichten zu drucken. Ferner war die Folge, daß wir uns mit anderen Abnehmern benahmen: wie ist es dir gegangen und wie dir? und da fanden wir, daß die Aussage des Syndikats bezüglich der gleichmäßigen Behandlung doch von den Tat⸗ sachen erheblich abwich. Ich stellte fest, daß, während uns 41 9 geschoben und 40 ½ gestrichen waren, das bei keiner anderen Firma annähernd in demselben Maße der Fall war. Das versetzte uns natürlich in große Empörung. Zumal, als wir auf den hohen Abschlüssen saßen und sehen mußten, wie uns der Boden unter den Füßen entzogen wurde, indem jetzt das Syndikat an die bisherigen Abnehmer unserer Luppen das Roheisen billiger verkaufte und uns nicht einmal gestatten wollte, das Roheisen wieder zu verkaufen, sondern untz an der Bestimmung des eigenen Verbrauches fest⸗— hielt, obgleich unsere Pubdelöfen still lagen und unser Ver⸗ hrauch an Noheisen aufgehört hatte. Die Herren vom Syn⸗ bikat haben ung nun versprochen, daß die Fehler nicht mehr
gemacht werden sollen. Nun, welche Garantie geben sie uns. dafür? Es bleiben doch dieselben Leute! Wenn uns damals jemand die richtige Information gegeben hätte, daß Anfang 1900 Zögern und Widerstreben auf dem Markt herrschte, daß viele nicht kaufen wollten, viele nur für ein Quartal, einige höchstens für ein Semester, so würde ich gesagt haben: es sieht nicht so freudvoll aus auf dem Markte, also laßt die Finger davon! Aber so — wie soll man sich da retten? Eine staatliche Ueberwachung der Syndikate? Ich will nur dieses Wort in die Diskussion hineinwerfen; eine derartige Ueber⸗ wachung hätte vielleicht die Sache verhindert, dann hätten wir eine Stelle gehabt, an die wir uns um genauere Auskunft hätten wenden können. Sollen wir die Gesetzgebung anrufen? Wenn solche Abschlüsse, die unter dem Druck, sich sofort zu entscheiden, unter der Versicherung: ihr werdet gleichmäßig behandelt, und unter der Drohung: wenn ihr eine Ausnahme⸗ stellung für euch in Anspruch nehmt, dann sollt ihr einmal sehen! wenn solche Abschlüsse und die vorher gehörten Willenserklärungen zustande gekommen sind, so halte ich diese für Erklärungen unter Nötigung, die nach meiner Meinung eine Rechtsverbindlichkeit nicht besitzen dürften!
Ingenieur Kreutz-Siegen: Ich werde mich in der Hauptsache auf die Besprechung der Frage beschränken, die von dem Herrn Vorsitzenden angeregt worden ist, nämlich: hat das Syndikat damals unter falschen Voraussetzungen gehandelt?
Meine Herren, schon die klaren Ausführungen, die Ihnen Herr Klöckner heute Morgen gegeben hat, werden Sie über— zeugt haben, daß die Roheisennot damals nicht nur in der Phantasie der Vorstandsmitglieder des Roheisensyndikats vor⸗ handen war, sondern daß sie tatsächlich bestand. Daß die Befürchtung einer drohenden Roheisennot aber auch in den Kreisen der Abnehmer vorhanden war, dafür möchte ich eine kleine Mitteilung, die seinerzeit in der Zeitung gestanden hat, in Ihr Gedächtnis zurückrufen. Diese Mitteilung hatte folgenden Wortlaut:
Eines der Walzwerke, welches usw. Derjenige Herr, welcher damals in solchem Maße von dieser Angst vor einer Roheisennot befallen war, war kein anderer als Herr Spring— mann. Sie sehen also, daß auch im Kreise der Abnehmer diese Angst vorhanden war.
Herr Springmann hat heute Morgen das Reoheisen— syndikat wiederholt mit Ausdrücken beehrt, die nicht gerade sehr schmeichelhaft waren. Ich bin der Ansicht, daß die Prozesse, die jetzt geführt werden, sehr viel mehr dazu bei⸗ tragen, das Ansehen der deutschen Eisenindustrie zu schädigen, als es durch das von Herrn Springmann gerügte Verhalten des Roheisensyndikats je der Fall gewesen ist. Wenn man auf Grund einer Bestimmung des Bürgerlichen Gesetzbuches, die für denjenigen, gegen den sie angewendet wird, immer wenig schmeichelhaft ist, versucht, rechtlich abgeschlossene Ver⸗ träge ungültig zu machen, dann ist das nicht sehr schön. Dieser Vergleich fällt um so ungünstiger für die deutsche Eisenindustrie aus, wenn man sieht, wie das Ausland sich verhalten hat. Wir haben zu jener Zeit Abschlüsse zu den⸗ selben hohen Preisen wie im Inlande nach auswärts getätigt, und mit Ausnahme eines Werkes in der Schweiz ist nur eine Klage von einem französischen Werke anhängig gemacht worden, um diese Abschlüsse für ungültig zu erklären. Dieses Werk hat sich aber nicht auf eine Bestimmung des Code civile berufen, die ähnlich lautet wie diejenige im Bürgerlichen Gesetzbuch, auf welche sich die deutschen prozessierenden Walz⸗ werke stützen, nämlich absichtliche Täuschung, sondern es hat gesagt: ich nehme das Eisen nicht ab, weil Sie nicht recht— zeitig geliefert haben. Auch diese Firma ist verurteilt worden, und das Urteil ist durchaus nicht günstig für das Verhalten dieses Werkes. Es liegt hier vor, die Herren können Einsicht davon nehmen. Ich komme auf eine Bemerkung zurück, die von Einzelnen unserer Roheisenabnehmer gemacht worden ist, dahingehend: Ihr im Siegener Lande habt in der Zeit, in welcher wir kein Roheisen bekommen konnten, nach dem Aus lande verkauft. Es hat damals eine Besprechung stattgefunden, und es wurde von uns verlangt, daß wir die Verkäufe in das Ausland aufgeben sollten. Wir haben gesagt: wenn Ihr verlangt, daß wir langjährige Kunden im Auslande fallen lassen sollen, müssen wir ein Aequivalent haben, wir ver langen von Euch, daß Ihr Euch verpflichtet, dauernd so viel Roheisen von uns abzunehmen, wie Ihr jetzt tut. Das konnten die Herren nicht, und deshalb konnten wir unsere Verbindung nach dem Auslande nicht abbrechen, bloß um den inländischen Kunden aus einer augenblicklichen Verlegen⸗ heit zu helfen. Das Verlangen war durchaus unberechtigt und unbillig.
Direktor Burghardt-Düsseldorf: Meine Herren! Ich wollte mich gegenüber den Ausführungen des Herr Menne und des Herrn Springmann nur kurz fassen. Ueber Zusammen— stellungen des Herrn Springmann, zum Teil auch des Herrn Menne, sind von mir persönlich und auch von anderen Herren an Gerichtsstelle zeugeneidliche Berichtigungen abgegeben worden; es erübrigt, mich auf die übrigen Positionen einzulassen, für die das Material zum Teil nicht zur Stelle ist, weil es bei den verschiedenen Oberlandesgerichten liegt. Es genügt vielleicht, wenn ich über Streichungen usw. mit wenigen Worten sage, was das Oberlandesgericht in Hamm in einem inzwischen rechtskräftig gewordenen Urteil ausführt. Es heißt darin, daß die Streichungen des Jahres 1899 erwiesener⸗ maßen nicht zu dem Zwecke gemacht sind, um das Bestehen einer Roheisennot vorzuspiegeln; sie sind vielmehr gemacht, weil die Einhaltung der für 1900 getätigten Abschlüsse nicht möglich war, und zwar deshalb nicht möglich war, weil bei den Hochofenwerken ein Mangel an Brennmaterial usw. bestand, andernteils, weil die Tatsache vorlag, daß die Hochofenwerke mit ihren Lieferungen aus dem Jahre 1899 erheblich im Rückstande geblieben waren und diese also im folgenden Jahre zur Ausführung gebracht werden mußten. Das Urteil be⸗ stätigt auch das Vorhandensein einer Roheisennot; es bestreitet den Zusammenhang zwischen den Streichungen auf Verträge
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für 1900 und den Abschlüssen für 1901, und es führt Seite 14 eile 10 von oben aus: aber auch bei diesen Werken liegt Ine beabsichtigte Täuschung durch unwahre Angaben im Schreiben vom 1. März nicht vor. Das Urteil erachtet es demnach als erwiesen, daß der Brief vom 28. Februar . der mit großem Pathos hier verlesen worden ist — nicht im Interesse des Syndikats, sondern der Abnehmer geschrieben
ist. Ich habe hiernach keine Veranlassung, auf die Aus— führungen der beiden Herren Vorredner weiter einzugehen. Geheimer Kommerzienrat Kir dorf⸗-Gelsenkirchen: Unsere
Verhandlungen sollen doch vor allem den Zweck haben, über die Wirkungen der Kartelle in der deutschen Industrie ein abschließendes Urteil für die Versammlung zu ermöglichen. Es wird dafür namentlich mit entscheidend sein, wie die Ver⸗ fassung der Kartelle ist, die zur Verhandlung. stehen. Nun hat sich nach meiner Auffassung aus der bisherigen Verhand⸗ lung ergeben, daß in dem Verhältnis der Mitglieder der Roheisenfyndikate zu ihren Abnehmern große Mißstände be⸗ stehen, namentlich in der Ausführung der geschlossenen Ver⸗ träge. Ich komme zu dem Ergebnis, daß diese Mißstände vorwiegend — ich möchte sagen: einzig und. allein — in der mangelhaften Verfassung der Roheisensyndikate lagen. Und daß wir darüber einig sind, auch die Vertreter der Roheisen⸗ syndikate, geht aus den Ausführungen der Herren hervor, die hervorgehoben haben, schon bei Einleitung der Verhandlungen, daß sie ihre Verfassung als lückenhaft angesehen haben, und daß sie darauf hingearbeitet haben, sie nach den Erfahrungen der Praxis zu ändern. Wenn die Versammlung zu dieser Ueberzeugung kommt — wie ich annehme, in Uebereinstimmung mit den Vertretern der Noheisensyndikate — könnten wir doch im Interesse unserer Verhandlungen dieses Thema ab⸗ schneiden. Wir sollten also mit den einzelnen Anklagen ein Ende machen, auch im Interesse unserer Zeit. Der heutige Tag ist schon ziemlich vorgerückt, und wir sind in der Erwartung hergekommen, daß die Verhandlungen über das Roheisensyndikat heute ihren Abschluß finden. Morgen sollen wir in andere Verhandlungen eintreten, und ich glaube, die Mehrzahl der Anwesenden, namentlich der Auswärtigen, hat den Wunsch, womöglich morgen oder allerspätestens übermorgen fertig zu werden. Ich, der ich, wie Sie wissen, mitten im Karielleben stehe, habe das größte Interesse, an diesen Ver⸗ handlungen teilzunehmen, und über übermorgen hinaus wäre mir das nicht möglich. J
Vorsitzender: Ich möchte hinzufügen, daß unsere Ver⸗ handlungen am Donnerstag einigermaßen beschränkt sein werden, weil der Reichstag eröffnet werden muß, und wir mit Rücksicht auf die Herren, die dem Reichstage angehören, wahrscheinlich vor 12 Uhr eine Pause machen müssen, die sich vielleicht bis 3 Uhr erstrecken wird. Es wäre erwünscht, den Herren Reichstagsmitgliedern die Möglichkeit zu geben, an unsern Verhandlungen teilzunehmen.
Bergrat Gothein⸗Breslau, M. d. R.: Ich glaube, daß wir wenigen Reichstagsabgeordneten, die wir hier sind, auf die Eröffnungsfeierlichkeiten im Schloß verzichten können und, da die Verhandlungen hier im Hause erst um 2 Uhr beginnen würden, unsere Verhandlungen bis dahin geführt werden können.
Molkenbuhr-Ottensen, M. d. R.: Ich möchte das selbe ausführen. Die Reichstagssitzung um ? Uhr wird eine sehr kurze sein, lediglich aus dem Namensaufruf bestehen; sie wird höchstens 40 bis 50 Minuten dauern.
Generalsekretär Dr. Beumer Düsseldorf, M. d. R.: Ich kann für meine Person nur erklären, daß ich als Reichs⸗ tagsabgeordneter auf das Recht der Teilnahme an der Er⸗ öffnung nicht verzichte. .
Vorsitzender: Es findet auch um 12 Uhr der Gottes⸗ dienst statt, der der Eröffnung des Reichstages vorauszugehen pflegt. Ich weiß ja nicht, wie viel Herren daran teilnehmen wollen; aber wir müssen doch vielleicht die Zeit offen lassen. Wir können übrigens diesen Punkt noch besprechen; ich wollte nur ausführen, daß unsere Zeit am Donnerstag beschränkt sein wird, und deshalb möchte ich die Herren bitten, sich der Anregung des Herrn Kirdorf anzuschließen. .
Generaldirektor Bertram-Siegen: Meine Herren! Ich will mich auf einige kurze Berichtigungen beschränken. Heute Vormittag haben Herr Direktor Burghardt und ich wiederholt betont, daß das Roheisensyndikat in Düsseldorf allein befugt gewesen sei, alle Roheisensorten mit Ausnahme von Spiegel⸗ eisen für das Inland anzubieten und zu verkaufen. Wenn also die Siegener Verkaufsstelle den Siegerländer Walzwerken Anerbietungen machte, so geschah dies lediglich im Auftrage des Roheisensyndikats, weil man glaubte, damit den betreffenden Abnehmern, die ihr Roheisen ausschließlich von Siegerländer Hochofenwerken beziehen, am besten zu dienen, und ist es undenkbar, daß über diese Art der Offertenabgabe auch nur der geringste Zweifel obwalten konnte. Nun hat Herr Menne gesagt, das Roheisensyndikat habe auch nach dem Auslande verkauft, das ist nicht richtig, lediglich die Siegener Verkaufs⸗ stelle hat Verkäufe nach dem Auslande getätigt, und hatte das Roheifensyndikat in Düsseldorf von diesen Verkäufen auch nicht die geringste Kenntnis. Weiter hat Herr Menne gesagt, das Roheisenfhndikat habe mitgeteilt, es sei für das Jahr 1900 ausverkauft, und habe ich ihn dahin verstanden, daß er diese Mitteilung seiner Zeit von Siegen erhalten hat. Wenn eine solche Mitteilung gemacht ist, so konnte damit nur das Inland gemeint sein und zwar für diejenigen Sorten, die das Roh⸗ eisensyndikat in Düsseldorf überhaupt zu verkaufen hatte⸗ Die Siegerländer Verkaufsstelle besitzt eine langjährige Kundschaft im Auslande, die sie selbstverständlich nicht preisgeben wollte und für die sie ein entsprechendes Quantum zu reservieren sich
unter allen Umständen angelegen sein lassen mußte. Schließlich hat Herr Menne ausgeführt, die Siegener Verkaufsstelle habe an eine hochangesehene Firma in der Schweiz ein großes Quantum Stahleifen noch pro 1900 zu 94 S verkauft. Beides ist unrichtig. Das Quantum ist nicht pro 1900 sondern pro 1801 verkauft., (Zuruf des Herrn Menne. Ich habe ausgeführt, daß die Firma in der Schweiz vom Siegener Verein 2600 t
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Stahleisen gekauft habe zur Lieferung pro 1901. Dabei wurde dieser Firma aber zugesichert, daß dieses Quantum möglichst folchen Hütten überwiesen werden sollte, die in der Lage wären, schon im Jahre 1900 vorzuliefern — also hatte das Syndikat doch noch Eisen — und daß 2300 t von diesem Eisen der Wissener Hütte zugeteilt wurden. . Die Tatsache, daß meinem Werke für die Schweizer Firma 2300 t Stahleisen zur Lieferung pro 1901 überwiesen sind, ist durchaus richtig. Ein Vertreter dieser Firma besuchte mich im Frühjahr 1906 in Wissen, schilderte mir in den grellsten Farben die grenzenlose Verlegenheit, in der seine Firma sich wegen Mangels an Roheisen befände, gestand offen, daß die⸗ selbe sowohl für das J. wie auch für das II. Semester 1900 zu wenig Roheisen gekauft habe, und bat auf das dringendste, ich möge veranlassen, daß ihr noch ein weiteres Quantum verkauft werde. Diesbezüglich konnte ich ihm selbstverständlich keinerlei Zusage machen, versprach ihm aber, dafür Sorge tragen zu wollen, daß die von meinem Werke zu liefernden Mengen möglichst regelmäßig innerhalb der vereinbarten Lieferfristen zur Anlieferung gelangen sollten.
Als dann später meinem Werke das besagte Quantum zur Lieferung pro 1901 überwiesen wurde, wurde auch das erneuerte Erfuchen an uns gestellt, von diesem Quantum wenn irgend möglich schon im II. Semester 1909 etwas vorzuliefern. Nun ist e' doch hinlänglich bekannt, daß im II. Semester und namentlich im 4. Quartal 1900 von vielen Seiten die ge⸗ kauften Mengen schon nicht mehr ganz abgenommen wurden, und waren wir hierdurch in der Lage und imstande, die Vor— lieferung, die das Schweizer Werk noch immer verlangte, aus⸗ zuführen. Endlich hat Herr Menne ein Schreiben vom 22. De⸗ zember 1899 des Berg- und Hüttenm. Vereins in Siegen an das Kokssyndikat in Bochum erwähnt. Mit diesem Schreiben hat es folgende Bewandnis: In ö einer gegen Ende Oktober 1899 stattgehabten Vorstandssitzung des genannten Vereins, an der auch Herr Menne teilgenommen hat, kam die durch das Verhalten des Kokssyndikats in der bekannten Fusionsangelegenheit geschaffene Lage zur Sprache, und es wurde beschloffen, daß der Verein sich der Sache annehmen und wegen derselben mit dem Kokssyndikat in Unterhandlung treten möge, welche den Zweck haben sollte, die in gutem Glauben getätigten Abschlüsse zu 6 114, aufrecht zu er⸗ halten. Daß der schriftliche Antrag erst am 22. Dezember zur Absendung gelangte, mag seinen Grund in einer längeren Abwesenheit des Geschäftsführers Herrn Macco gehabt haben. Herr Menne hat nun einen Passus aus dem Schreiben zur Verlesung gebracht, worin gesagt ist, ein Versuch, Verkäufe von Roheisen für 1901 schon jetzt zu tätigen, sei vollständig miß⸗ lungen. Veranlassung zu dieser Mitteilung hatte mir der Umstand gegeben, daß, als ich im Oktober 1899 in Gemein⸗ schaft mit Herrn Generaldirektor Kaiser aus Wetzlar in Bochum war, um den jetzt verstorbenen Direktor Ley zu ver⸗ anlassen, auf die Fusion nicht zu bestehen, uns vielmehr das pro 1901 benötigte Quantum Koks zu einem später zu ver⸗ einbarenden Preise zu reservieren, lehnte derselbe ein Eingehen auf unsere Vorschläge ausdrücklich ab, indem er noch wörtlich hinzufügte: „Fusionieren Sie doch auch“. Im übrigen be⸗ stätigt das erwähnte Schreiben lediglich die äußerst maßvollen Preise zu denen die Hochofenwerke des Siegerlandes ihre Roheisenproduktion pro 1900 zu liefern hatten.
Herr Menne hat dann auch noch die Bremer Hütte er⸗ wähnt und betont, man habe ihm am 17. April 1900 ein Quantum Roheisen mit dem Bemerken abgelehnt, es stehe nichts zur Verfügung, während er nachträglich festgestellt habe, daß von der Bremer Hütte schon am 10. April 1900 ein Quantum von 20 000 t zum Verkauf angemeldet sei. Daß Herr Menne noch am 17. April ein neues Quantum Roh⸗ eisen kaufen wollte, ist mir nicht bekannt, ich bin auch der Ansicht, daß die erste Anmeldung seitens der Bremer Hütte erst am 20. April erfolgt ist. Ich will dabei noch ausdrücklich hervorheben, daß die Bremer Hütte vorher wiederholt befragt ist, welches Quantum Roheisen sie zum Verkauf pro 1901 zur Verfügung stellen könne, worauf indes stets nur ein ab⸗ lehnender Bescheid erfolgte.
Walzwerksbesitzer Menne-Weidenau: Meine auf die Ausführungen des Herrn Generaldirektors Bertram erwidere ich, daß die Zusicherung, im Jahre 1900 der Luzerner Gesellschaft zu liefern, bereits am 16. März gegeben worden ist, als der Rückschlag der Konjunktur noch nicht konstatiert war. Dann sagte ich, am 10. April sind von der Bremer Hütte laut Aussage des Direktors derselben 20 000 t angemeldet worden. Darüber kann ich mich nur auf das stützen, was im Prozesse als Zeugenaussage bemerkt worden ist. Meine Herren, wir sind hier, um die Wirkungen der Kartelle zu besprechen. Die Wirkungen äußern sich in den Bedingungen, die der Kundschaft gestellt werden. So war uns die Bedingung des eigenen Verbrauchs bei jedem Kaufabschlusse aufgelegt worden. Als wir bei dem Rückschlag durch das Eindringen des billigeren Flußeisens so sehr litten, welches die Behörden und Fäbriken zugelassen hatten und bestellten, weil die Hütten uns zum Teil so schlechtes Eisen geliefert hatten, daß wir mit der Qualität der Luppen kaum mehr durchkommen konnten, sodaß wir darin keinen Absatz mehr kriegten, dann aber auch, weil das Eisen jetzt billiger verkauft wurde, bat ich das Syndikat, es sollte uns wenigstens den „eigenen Verbrauch“ erlassen und uns gestatten, das Eisen weiter zu verkaufen. Da wurde mir auf die Finger geklopft und gesagt: du darfst dem Syndikat keine Konkurrenz machen, sonst klagt es den entgangenen Gewinn ein. Meine Herren, was sollten wir mit dem Abschluß machen! Ich sage: das ist eine Wirkung der Kartelle, ; daß man Be⸗ dingungen eingehen muß, die unter Umständen geradezu brutal find, weil man sie nachher nicht erfüllen kann. Diese Verträge verstoßen auch gegen die guten Sitten! Ich sagte dem Syndikat: wir haben die Puddelei eingestellt, wir haben keine Möglichkeit, Luppen zu verkaufen. Da wurde gesagt: legt das Roheisen auf Lager! Ohne Sinn sollten wir es auf Lager
Herren,
legen. Wir kamen erst später zur Vereinbarung mit den liefernden Hütten, daß wir mehr oder weniger mit Erlaubnis das Roheisen verkaufen konnten. Da war aber der Preis schon so gesunken, daß wir höchstens 56 oder 58 6 für das zu 90 S6 gekaufte bekommen konnten. Durch die Behandlung des Syndikats, die ich als großes Unrecht empfinde, hat unsere kleine Firma einen Schaden von 55 . auf die Tonne Luppen erlitten; insgesamt macht für unser Werk der Verlust S5 000 M an dem Roheisen aus. Wenn das einem der kleinsten Werke passiert, wo soll man hinkommen, wenn man unter Verhältnissen weiter arbeiten soll, die einen in dieselbe Zwangslage und dieselbe Unmöglichkeit, Verträge einzugehen und auszuhalten, die man nicht durchführen kann, jeden Tag wieder bringen können, wenn uns da keine staatliche Hilfe wird! Fabrikbesitzer Springmann⸗Hagen: Ich muß Herrn Kreutz einige Worte erwidern. Das, was er als Neuigkeit hier erzählt hat, habe ich heute morgen schon vorgetragen. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich auf Grund der Mitteilungen, welche ich bei meinem persönlichen Besuch im März 1909 beim Syndikat von den beiden Direktoren Burghardt und Oidtmann erhalten hatte, sofort die mir auf so eigentümliche Weise angestellten 500 t akzeptierte und daß meine Firma auf Grund dieser Darstellungen durch die Syndikatsleiter kurz nachher nochmals 1000 t kaufte. Herr Kreutz hat also nur das nochmals bestätigt, was ich aus freien Stücken Ihnen heute Vormittag vorgetragen habe. ö Was aber heute noch nicht betont worden ist, daß ist der Umstand, daß, als die Konjunktur abflaute, eine ganze Reihe von Hochofenwerken als Mitglieder des Syndikats Prozesse gegen das Syndikat anstrengten, weil dieses das Roheisen der betreffenden Hütten pro 1901 nicht verkauft hatte. Die Dortmunder Union, welche infolge ihrer neuen Hoch⸗ ofenanlagen vom Herbst 1900 Lieferungen für das Roheisen⸗ syndikat in Aussicht gestellt hatte — so heißt es nämlich in dem Jahresbericht der genannten Gesellschaft pro 1900/01 kam nicht dazu, weil das Roheisensyndikac ungewöhnlich große Mengen verkauft und an diejenigen Syndikatsmitglieder ver⸗ teilt hatte, welche bis dahin an den Lieferungen teilgenommen hatten. Das Eisen der Dortmunder Union ist also vom Syndikat nicht verkauft worden, deshalb also eine Beschwerde dieses Syndikatswerks.
Ein Direktor der Bremerhütte hat eidlich ausgesagt, er habe im April dem Syndikat 20 000 t und kurz nach⸗ her noch ca. 25000 t zum Verkauf zur Verfügung ge⸗ stellt. Es wäre ihm gleichgültig gewesen, in welchen Marken, d. h. also ob in Gießerei⸗, Puddeleisen oder Stahleisen, das Eisen verkauft würde. Nun hatte nachher die Firma Carl Spaeter nach einem größeren Posten Gießereiroheisen an⸗ gefragt, das Syndikat hatte aber nur einen Teil davon an⸗ geboten, und als der Richter Herrn Weyel fragte, ob er ihm sagen könnte, warum nur ein Teil angeboten worden sei, erwiderte er: „ich habe hier einen Brief des Herrn Klöckner, in Firma Spaeter, vor mir liegen, in welchem derselbe sagt, gemäß Mitteilung des Syndikats an ihn wäre damals nicht mehr Roheisen zur Verfügung gewesen, um die ganze Menge anstellen zu können“.
Also, meine Herren, hier war Ueberfluß an Roheisen und dennoch behauptete das Syndikat, es habe nicht mehr zur Verfügung gehabt. Es hätte nachher noch Hunderttausende von Tonnen verkaufen können, welche disponibel waren, aber jetzt fehlten die Käufer und deshalb sammelten sich bei den Hochöfen gewaltige Mengen von Roheisen an.
Kaufmann Klöckner-Duisburg: Herr Menne hat uns vorher einen Vortrag gehalten und dargelegt, daß er so klug gewesen ist, kein Halbzeug zu kaufen in der bösen Zeit. Jett hat er uns gesagt, daß er auf Luppen sitzen geblieben ist, die ihm 55 e pro Tonne Verlust erbrachten. Wenn jeder der Herren über die eigenen Operationen in den letzten 3 Jahren auf das eingehendste hier berichten wollte, wo sollten wir dann hinkommen? Ich meine, Herr Springmann hat heute früh die Verhandlungen eingehend uns vor Augen geführt, wie sie seinerzeit geführt worden sind zwischen den Käufern und den Roheisenerzeugern. Auf diese Klagen hat das Roheisen⸗ syndikat klar geantwortet, und wir Sachsverständigen sind jetz genau orientiert. Es hat mir gestern außerordentlich gut gefallen, daß, nachdem die Vertreter der Maschinenfabriken und Eisengießereien ihre Klagen vorgebracht hatten, sie auch Schluß machten und sich bemühten. Gegenvorschläge zu machen, wie man aus den schlechten Verhältnissen herauskommen könnte. Ich möchte auch die Bitte an das Roheisensyndikat richten, nunmehr auch mit den Erwiderungen Einhalt zu tun. Ich weiß selbst, daß das Roheisensyndikat auf jede Frage antworten kann und wahrscheinlich auch die Absicht hat, zu antworten, weil es vielleicht überzeugt ist, wenn es nicht antwortet, könnten die Herren Sachverständigen hier auf den Gedanken kommen, man wüßte nichts zu antworten. Ich für meinen Teil erkläre und ich glaube mich in der Mehrheit zu befinden —, daß die Herren Sachverständigen jetzt ganz unterrichtet sind und keine weitere Aeußerung mehr
enau . Ich meine also, wir möchten dem Vorschlage des Herrn Geheimrats Kirdorf folgen, die Details lassen und
hören, was die Vertreter der Walzwerke für Vorschläge zu machen haben, und über diese Vorschläge diskutieren; wenn das aber nicht der Fall ist, möchten wir zu den anderen
Paragraphen übergehen. . Walzwerkbesitzer Schleifenbaum⸗ Weidenau: Herr n Verhandlungen stattgefunden hätten.
K hat gesagt, daß ö ghaß mir von Verhandlungen nichts bekannt
i Bei den Verkäufen hat es sich auch nicht gehandelt um . ö. es . sich gehandelt um Verkäufe nach Amerika, wo jahrelang nichts mehr hingegangen ist, sowie an Ausländer, die früher vom Syndikate nicht bezogen haben. Diese Aufträge sind in der Hauptsache von der Hütte des Herrn Generaldirektors Bertram ausgeführt worden. . Ferner handelt es sich um Verkäufe an inländische
Händler. ;