1904 / 5 p. 31 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Kommerzienrat Keylin g-Berlin: Meine Herren! Es ist der Wunsch ausgesprochen worden, nicht mehr über die An— gelegenheit zu sprechen; ich muß aber doch noch ein paar Worte hinzufügen. Bisher wurde viel von dem gesprochen, was gewesen ist; wir sind zumeist Männer, die sich mit dem zu befassen gewohnt sind, was werden soll. Da habe ich den Eindruck aus den Verhandlungen bekommen, daß das Roh⸗ eisensyndikat auf ungemein schwachen Füßen steht, und zwar in erster Linie seinen Lieferanten gegenüber. Denn das Trost⸗ loseste, was ich mir vorstellen kann, ist der Verkauf einer Ware, von der man nicht weiß, was, wann und wie geliefert wird. Wie kann jemand etwas fest verkaufen, was er nicht hat und von dem er nicht weiß, wann er es bekommt. Ein solcher Zustand muß ja zu Mißhelligkeiten führen. Ich bin dafür, daß das Syndikat durchaus eine Kräftigung erfährt, um den Platz auszufüllen, der ihm eingeräumt sst.

Hier ist das Wort gefallen: Staatshilfe. Ich möchte darauf verzichten, denn ich halte die Herren, welche mit der Leitung des Syndikats betraut sind, für klug genug, ohne Staatshilfe das Richtige zu schaffen. Ich halte dafür, daß eine Einigung, wo sie eben möglich ist, die Verhältnisse stärkt. Wenn das Syndikat seine Abnehmer heranzieht und mit ihnen gemeinschaftlich die Interessenfragen erörtert, dann wird das— selbe durch die Abnehmer eine Stärkung seinen Lieferanten gegenüber bekommen, gleichzeitig sich aber auch Vertrauen bei seinen Abnehmern verschaffen.

Es dient dem Ansehen des Syndikats schlecht, in dem Geruch zu stehen, Ungerechtigkeiten und Rücksichtslosigkeiten auszuüben, wo es nur kann das wird einfach behoben sein, und deshalb mache ich den Vorschlag, daß das Syndikat sich aus dem Kreise der Konsumenten ergänzt und daß es nur Maßnahmen trifft, die dem Syndikat sowohl, wie den Produ⸗ zenten der Rohmaterialien, wie den Verkäufern gerecht werden; denn in allen Punkten auf dieser Linie muß Zufriedenheit geschaffen werden. Das Geschäftsleben bedingt doch und es ist zur Genüge bekannt, daß sowohl der Lieferant, der die Waren liefert, wie derjenige, der das Geld dafür gibt, zu⸗ friedengestellt werden und jeder von beiden dem andern die gebührende Achtung gern zollt. Ein Zusammengehen von Konsumenten und Syndikat ist durchaus ersprießlich und sollte so bald wie möglich geschehen. Wir müssen aus unserer Mitte heraus, Delegierte zum Syndikat schicken, und das Syndikat sollte mit denen beraten, sodaß keine einseitigen Entschließungen zustande kommen können.

Vorsitzender: Ich möchte bitten, so dankenswert die Anregungen sind, die der Herr Vorredner gegeben hat, weder darüber zu diskutieren, ob eine Staatshilfe nötig ist, noch darüber, wie die von uns gewünschte Verständ igung der Interessentengruppen am besten durchgeführt wird. Das müssen die Herren nachher unter sich besprechen. Ich bitte also, bei der weiteren Diskussion nicht in die Zukunft zu gehen, sondern bei den Tatsachen zu bleiben.

Kommerzienrat Weyland⸗-Siegen: Ich komme dem Wunsche nach und verzichte auf jede weitere Ausführung. Ich bitte aber dringend, hieraus nicht den Schluß zu ziehen, als ob wir die Ausführungen der Herren Menne und Springmann als richtig anerkennen.

Bergrat Gothein⸗-Breslau, M. d. R.: Ich bin mit den Ausführungen des Herrn Kirdorf in wesentlichen Teilen ein— verstanden, vor allem darin, daß die ganze Organisation des Roheisensyndikats, wie sie bisher bestanden hat sie soll ja wohl demnächst geändert werden zu den Mißständen ge⸗ führt hat, unter denen zweifellos die Abnehmer des Roheisen⸗ syndikats auf das schwerste gelitten haben, wodurch diese Er⸗ bitterung entstanden ist. Aber es ist mir doch zweifelhaft, ob auf die Dauer eine andere Organisation möglich ist, die den Roheisenabnehmern und Weiterverarbeitern auch die Garantie

gibt, daß sie bei Wiedereintritt einer anderen Konjunktur wieder vollständig so behandelt werden, wie sie es sich wünschen

L müssen. Denn, meine Herren, sie sind doch schließlich bei der Macht, die ein derartiges Roheisensyndikat ihnen gegenüber tatsãchlich hat, lediglich auf den guten Willen des Roh⸗

eisensyndikats angewiesen; denn das ist, wenn die Konjunktur sich ändert, in der Lage, auch seine sämtlichen Maximen zu ändern und die Abnehmer wieder anders zu behandeln, und es ist sehr fraglich, ob die Ansichten, die heute wohl ziemlich gemeinsam sind über die Notwendigkeit einer andern Be— handlung der Abnehmer, in einer solchen hochgehenden Zeit weiter bestehen werden. Wir haben also das müssen wir hieraus entnehmen die gänzliche Abhängigkeit der Ver⸗ arbeiter von den Lieferanten dem Syndikat denn sie sind ich ihm gegenüber machtlos, sie hängen davon ab, was es in die Schlußscheine, in die Briefe hineinschreibt, welche

. ihnen gegebenenfalls stell

Bedingungen es t. Daß die Ver⸗ hältnifse dahin kommen könnten, liegt an dem monopolartigen Charakter, den das Syndikat daburch gewinnt, daß eine Konk nz von außerhalb in weitgehendem Maße aus⸗

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geschlo beziehungsweise auf das äußerste erschwert ist. De⸗ wäre es auch hier sehr wünschenswert, daß auch die Herren Abnehmer aus der Walzwerkindustrie sich zu der Frage ãußerten: ist das Syndikat erwachsen auf der monopolartigen oder geñichert n Stellung, die gegenüber den Auslandslieferungen ihm der Schutzzoll gewahrt?

Vorsitzen der: Da- Wort wird nicht weiter verlangt; ich schließe die Debatte über den Punkt. Es kommt nun in Betracht die Einwirkung auf die Eisengießerei.

Zabrikbesitzer Sehmer⸗Schleifmühle: Es ist mir ber Wunsch nahe gelegt worden, mit Nächsicht auf die Aufklärungen, die Herr Kommerzienrat Weylanb, ber Vorsitzende bes Roh⸗ eisensyndilatz, abgegeben hat, bie Verhanblungen abzuschließen und uns zu begnügen mit einer Erklärung, in der Erwartung, das Noheisensyndikat uns entgegenkommt. Meine Herren,

Firma handelte, wärbe ich dem ohne weiteres Nechnung tragen; denn unser wart. . =

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esse her Maschinenfabrilen, kommt

icht so bebeutenb in Frage wie bas her Walzwerlprohuzenten, wo der Preis des Materials viel größere Beheutung hat als

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bei den Maschinenfabriken. Ich kann aber darauf nicht ver⸗ zichten; ich halte mich verpflichtet, als Vertreter des Vereins deutscher Maschinenbauanstalten wenigstens die Klagen, die im Jahre 1900 aufgetreten sind, und die im Verein eingehend besprochen wurden, hier zur Sprache zu bringen.

Es besteht die Ansicht, daß Preisverbände, Syndikate eine wirtschaftliche Notwendigkeit geworden seien, einmal, um, wie behauptet wird, der amerikanischen Gefahr, der Konkurrenz mit den mächtigen wirtschaftlichen Organisationen dieses Landes besser zu begegnen und sodann, um die Erzeugung von Roh— und Halbfabrikaten in Einklang mit dem Inlandsverbrauch zu bringen, um so die Preisschleudereien auf der einen und über— trieben hohen Preise auf der anderen Seite zur Zeit der Hoch⸗ konjunktur zu vermeiden. Meine Herren, soweit die Syndikate diese Aufgabe erfüllen und ihre Machtstellung nicht mißbrauchen, können dieselben als eine nützliche Einrichtung, ja in gewissem Sinne als eine Notwendigkeit betrachtet werden. Bei der außerordentlichen Machtstellung der Syndikate gegenüber den nicht syndizierten, von ihnen abhängigen Industrien, welche die Roh⸗ und Halbfabrikate der Syndikate weiter zu ver— arbeiten haben, bilden die Syndikate aber auf der anderen Seite eine große Gefahr für den Fortbestand der letzteren, eine Gefahr, die darin besteht, daß die Syndikate Preise und Bedingungen ihrer Erzeugnisse einseitig festzusetzen vermögen, ohne Rücksicht darauf, ob diejenigen Werke, welche die Syndikats⸗ waren weiter verarbeiten, in der Lage sind, die Syndikats⸗ preise und Bedingungen gemäß der allgemeinen Marktlage ertragen zu können.

Ich glaube, es ist nicht notwendig, in diesem Kreise näher auszuführen, weshalb bei den in Betracht kommenden Werken, welche die Roh⸗ und Halbfabrikate der Syndikate weiter verarbeiten, eine Syndikatsbildung unmömöglich ist. Wenn aber die Preise der Syndikatserzeugnisse, geschützt durch hohe Eingangszölle, nicht im Verhältnis stehen zu den Preisen, welche die Fertigindustrie (um mit einem Wort die von den Syndikaten abhängigen Industrien, wie Maschinenfabriken usw., zu bezeichnen) erzielen kann, so wird entweder die inländische Fertigindustrie bei ungünstiger Marktlage schwere Opfer zu bringen haben oder ganz unterliegen müssen; besonders wenn die Syndikate ihre Erzeugnisse nach dem Auslande zu wesentlich billigeren Preisen als nach dem Inlande verkaufen und da— durch der inländischen Industrie den Wettbewerb mit der aus— ländischen unverhältnismäßig erschweren, wenn nicht un— möglich machen.

In der zurückliegenden Zeit hat die deutsche Fertigindustrie schwer unter den hohen Inlandspreisen der Syndikate zu leiden gehabt, und hier ist ein Entgegenkommen der Syndikate unbedingt erforderlich.

Ein zweiter, unter Umständen noch viel wichtigerer Punkt ist derjenige, welcher die Lieferungsbedingungen der Syndikate betrifft, und für die Maschinenfabriken sind es besonders die Lieferungsbedingungen des Roheisensyndikats. Es finden sich in den Lieferungsbedingungen zwei anscheinend ganz unschein— bare Wörtchen, nämlich „eigenen Verbrauch“. Im Jusammen— hang lautet die betr. Bestimmung des Roheisenvertrages wie folgt: „Infolge Ihrer Bestellung vom .. . . nehmen wir für Sie zum „eigenen“ Verbrauch für Rechnung des N. N. dankend in Auftrag.“

Das Roheisensyndikat oder der Händler, der Agent des Roheisensyndikats, verkauft das Eisen zu dem und dem Preise, lieferbar zu dem und dem Zeitpunkt, mit der Bedingung, daß das Eisen nur zum eigenen Verbrauch Verwendung finden darf. Niemand hat sich an dieser Bedingung während des flotten Geschäftsganges, wo es kaum möglich war, das nötige Material zu beschaffen, gestoßen, denn nur zum eigenen Ver⸗ brauch wurde das Material gekauft. An einen Kauf zu Spekulationszwecken hat die Fertigindustrie nicht gedacht.

Nun traten aber zu Beginn des Jahres 1960 Syndikat und Händler an die Fertigindustrie wegen Abschluß für die Jahre 1900, 1901 heran und erklärten, Abschlüsse für 1900 nur zu machen, wenn gleichzeitig auch der Bedarf für 1901 fest gekauft werde. Die Verbraucher, d. h. die Fertigindustrie wurde zu Abschlüssen gedrängt mit dem Hinweis, die ganze Produktion von 1900 bis Ende 1901 sei bis auf wenige Pöstchen bereits verkauft und, wenn man sich seinen Bedarf sichern wolle, so sei es die höchste Zeit, zuzugreifen. Unter diesem Druck der Syndikate und Händler kauften, man kann sagen 95 / von sämmtlichen Verbrauchern ihren Roheisen— bedarf zu hohen Preisen bis Ende 1901. Der Bedarf wurde natürlich berechnet nach der damaligen Hochkonjunktur. Kaum waren die Abschlüsse von den Syndikaten und Händlern ge⸗ macht und der letzte Posten Roheisen zu hohen Preisen unter⸗ gebracht, trat die rückläufige Bewegung auf dem inländischen Markt ein, und nun saßen die Verbraucher auf ihren großen Abschlüssen zu sehr hohen Preisen. Zunächst glaubte man, die Marktlage würde sich wieder beleben; als diese Hoffnung sich nicht erfüllte, versuchten einige Werke, die sich besonders stark eingedeckt hatten, das überflüssige Eisen, wenn auch zu Verlustpreisen, wieder los zu werden; dagegen protestierten aber die Händler und Synbdikate, indem beide auf die Be⸗ stimmung des Vertrages hinwiesen, nach der die gekauften Mengen Roheisen nur für den eigenen Verbrauch Verwendung finden dürfen. In einem Falle wurde zwar ein kleiner Posten Roheisen zum Verkauf freigegeben, als dann aber der Handler auf Offerten von dieser Seite im Auslande stieß, zog der Händler seine Zusage sofort zurück, und nun saß das betr. Werk auf bem großen Posten Roheisen, mit der Verpflichtung auf der einen Seite, das Roheisen abzunehmen, und auf der anberen Seite der Unmöglichkeit gegenübergestellt, dasselbe im eigenen Betrieb zu verwenden. Der ganze Verlust traf somit allein ben Käufer. Ein einziges Werk hatte durch diese Vertragsbestimmung einen Verlust von etwa MM 400 000, erlitten; es hätte denselben auf etwa bie Hälfte vermindern können, wenn es seinerzeit in der Lage gewesen wäre, bas Noheisen hei Beginn ber rückläufigen Konsunktur zu verkaufen. Nun könnte man ja einwenden, baß ein Käufer sich auf solche Bebingungen nicht einlassen solle; da aber sämtliche Roheisen

erzeugende Werke mit wenigen Ausnahmen dem Syndikat an⸗ gehören, so müßte der Verbraucher sich schon entschließen, das Roheisen vom Auslande zu beziehen und dann, ganz ab⸗— gesehen von anderen Umständen, einen um den Zoll höheren Preis anzulegen. Der inländische Verbraucher hat also sowohl bei hochgehender wie bei niedergehender Konjunktur das Risiko allein zu tragen. Man zwingt ihn, bei hoch— gehender Konjunktur über seinen normalen Bedarf zu hohen Preisen zu kaufen, und verschließt ihm die Möglichkeit, sich der gekauften Ware bei rückläufiger Preislage zu entledigen.

Mit solchen Bedingungen bürdet das Roheisensyndikat das ganze Risiko und den ganzen Verlust bei rückgängiger Konjunktur der Fertigindustrie auf, legt diese lahm und treibt damit die guten Arbeiter aus dem Lande. Syndikate sind deshalb nur dann von allgemeinem Nutzen und man wird nur dann ihre Machtstellung ertragen können, wenn dieselben mehr als bisher dem öffentlichen Interesse Rechnung tragen, ihre Machtstellung nicht benutzen, um die Fertigindustrie aus— zubeuten, sondern sich mit dieser vꝛrständigen, fowohl hinsicht⸗ lich der Lieferungsbedingungen, als auch der Preise für In— und Ausland.

Die Maschinenindustrie hat in Anerkennung des Nutzens, welchen die Syndikate und Kartelle im allgemeinen haben können, den Syndikatsvorständen Vorschläge unterbreitet, welche als durchaus billig von jedem Einsichtigen anerkannt werden müssen. Die Fertigindustrie verlangt, daß, wenn die Syndikate an der Bedingung, daß die gekauften Mengen Roheisen oder sonstigen Syndikatswaren infolge veränderter Marktlage nicht im eigenen Betrieb innerhalb der gestellten Frist Verwendung finden können, diese Frist entsprechend der Marktlage und dem eigenen Bedarf des Käufers verlängert werde oder daß das Syndikat sich verpflichtet, die durch die ungünstige Konjunktur frei werdenden Mengen selbst zum Tagespreise zurückzukaufen oder aber dem Käufer bezüglich des Verkaufes freie Hand zu lassen.

Ein Kaufvertrag, der auf der einen Seite den Käufer verpflichtet, die Ware zu einem bestimmten Preis innerhalb einer bestimmten Frist ohne Rücksicht auf die Marktlage ab— zunehmen, und auf der anderen Seite verlangt, daß er die gekauften Waren nur für den eigenen Verbrauch verwendet, ist ein Vertrag, der nach meinem Gefühl gegen die gute Sitte verstößt, und es wird die Aufgabe der Fertigindustrie sein, dahin zu wirken, daß, wenn die Syndikate sich nicht zu diesem billigen Entgegenkommen verstehen, die Gesetzgebung dahin zu beeinflussen, daß derartige, gegen die gute Sitte ver⸗ stoßende Verträge vor dem Gesetz nichtig sind. Nur unter diesem Schutz kann sich die Fertigindustrie mit den Syndikats— bestrebungen einverstanden erklären.

Es ist begreiflich, und die Tatsachen beweisen es auch, daß die Syndikate im Gefühle ihrer Macht nicht dabei stehen bleiben, die Preise und Bedingungen für die von ihnen erzeugten Waren willkürlich zu bestimmen, sondern auch noch weiter gehen und ihren Lieferanten, Maschinenfabriken usw. die Bedingungen, unter welchen sie von ihnen kaufen, diktieren. Wie weit man in der Bevormundung der Fertigindustrie seitens der Verbandswerke geht, beweisen die Bedingungen eines süddeutschen Werkes, welches dieselben bei Maschinenlieferungen zu Grunde legt.

Auf der einen Seite verlangen also diese Werke, daß ihre eigenen bezw. die Syndikatsͤbedingungen strikte angenommen werden und auf der anderen diktieren sie den Lieferanten uner— füllbare Bedingungen, unter welchen sie Waren von ihnen kaufen. Die Werke, welche den Syndikaten angehören, haben ja auch gar keine Rücksicht mehr auf ihre Kundschaft zu nehmen, denn ihre Waren werden durch das Syndikat verkauft, die Preise sind festgestellt, die Bedingungen ebenfalls, und es ist dem Werk gleichgültig, ob der Kunde direkt von ihm oder durch das Syndikat bezieht, da jedes einzelne Werk mit einer bestimmten Quote an dem Gesamtbedarf beteiligt und diese Quote von dem Syndikat garantiert ist.

Ich möchte ganz besonders auf diesen Umstand hinweisen, der bisher viel zu wenig gewürdigt wurde, und der die Fertig⸗ industrie, wie ich bereits erwähnt, rücksichtslos unter das Joch der Syndikate beugt. Während die Syndikate in der Lage sind, ihre Preise so zu bemessen, daß dem einzelnen Werk noch ein angemessener Gewinn verbleibt, sind sie auf der anderen Seite in der Lage, die nicht syndizierten Werke die Fertig⸗ industrie gegeneinander auszuspielen und dadurch die Preife bis weit unter die Selbstkosten herunterzudrücken. Von dieser Machtfülle wird seitens einzelner Syndikatswerke leider der rücksichtsloseste Gebrauch gemacht und ich glaube nicht zu weit zu gehen, wenn ich es ausspreche, daß, wenn diese Zustände fortdauern sollten, die Sozialdemokratie einen sehr bedeutenden Zuwachs aus Kreisen erhalten wird, die bisher derselben fern gestanden haben; denn auf die Dauer werden die Arbeitgeber der Fertigindustrie gezwungen sein, um einen Ausgleich zu schaffen zwischen den hohen Syndikatspreisen und ihren eigenen Verkaufspreisen, die sie für ihre Fertigfabrikate erzielen, die Arbeitslöhne ganz bedeutend zu ermäßigen, wodurch natürlich die Unzufriedenheit in den Arbeiterkreisen vermehrt, und dort, wo sie bisher noch nicht besteht, erzeugt wird.

Bei den heutigen Bedingungen des Roheisensyndikats, bei der willkürlichen Preisbestimmung desselben ohne Rücksicht auf die Marktlage, ist es allein die Fertigindustrie, welche die Kosten des wirtschaftlichen Niedergangs zu tragen hat und die an dem fortdauernden Verlust schließlich verbluten muß. Die Bilanzen der meisten Maschinenfabriken in den letzten Jahren sprechen es deutlich aus. Nur eine Minderzahl und nur solche, deren Erzeugnisse zum Teil, wie bei den Lokomotiv⸗ sabriken, durch Preisverbände geschützt sind, erzielen noch Preise, die einen Verdienst erübrigen, alle anderen, die große Mehrzahl, arbeitet mit Verlust. Wohin das führt, liegt auf ber Hand. Die Qualität der Arbelt sinkt, der gute Ruf, den die deutsche Industrie auf der Pariser und Düsseldorfer Aug⸗ stellung im Ausland sich erworben hat, geht verloren; dabei sind Absatzgebiete wie Nordamerlla, das noch lohnende Preise

für Maschinen bezahlt, durch die hohen Eingangszölle so gut wie verschlossen. . Die Roheisen⸗ und Halbzeugverbände haben uns, der Fertigindustrie, bisher nicht nur keinen direkten Nutzen, sondern nur Schaden gebracht; Vorteile haben nur die Roheisen⸗ und Halbzeugverbände selbst von dieser Einrichtung. Durch sie wurde auch die wirtschaftliche Krisis, in welcher sich der Maschinenbau heute noch hefindet, verschärft, infolge kurz⸗ sichtiger, übermäßiger Preissteigerung in der Periode 1899/1900 und durch den Zwang, den sie der Fertigindustrie auferlegten, zu diesen außergewöhnlich hohen Preisen Abschlüsse auf lange Zeit zu tätigen. . Wenn die Fertigindustrie, wie die Vertreter des Roheisen⸗ und Halbzeugverbandes es wünschen, sich dem Auslande gegen⸗ über mit diesem solidarisch erklären soll, wenn wir mit dafür eintreten sollen auf Erhaltung des Eingangszolles auf Roh⸗ eisen, der unser wichtigstes Material verteuert, dann kann die Fertigindustrie auch verlangen, daß sie, was Preis und Lieferungsbedingungen anbelangt, nicht schlechter behandelt wird als das Ausland. Der Verein deutscher Eisengießereien und der Verein deutscher Maschinenbauanstalten haben dem Roheisensyndikat Vorschläge unterbreitet, welche einerseits den Forderungen des Roheisenverbandes auf Sicherung des Marktes vollkommen Rechnung tragen und ein weites Entgegenkommen dieser Vereine darstellen; diese Vorschläge sind von dem Roh— eisenverband nicht berücksichtigt worden. Meine Herren, die deutsche Maschinenindustrie bedarf, . das ist in den Verhandlungen des Vereins Deutscher Maschinenbauanstalten allgemein zum Ausdruck gelangt. für sich keines Schutzzolles, sobald der Roheisenzoll in Wegfall

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kommt. . . . . ; Meine Herren, Deutschland ist bei seiner rasch wachsenden Bevölkerung darauf angewiesen, alles aufzubieten, um einen steigenden Export der Fertigindustrie zu ermöglichen. Diese vird aber bei aller Unterstützung nur dann in der Lage sein, die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse zu vermehren, neue Absatzgebiete zu erobern, wenn die Preise für Noh⸗ und Halbfabrikate, velche die Maschinenindustrie zur Weiterbearbeitung notwendig hat, nicht durch Syndikate und Verbände verteuert werden und durch Bewilligung von niedrigeren Verkaufspreisen an das Ausland ihr der Wettbewerb mit dem Auslande unmög⸗ lich gemacht wird. Die Maschinenindustrie muß ferner verlangen, daß dem Inlande nicht Bedingungen seitens der Spyndikate auferlegt werden, die einseitig nur die Interessen der Syndikate schützen und der Fertigindustrie bei nieder⸗ gehender Konjunktur den ganzen Verlust allein aufbürdet. Die Fertigindustrie verlangt nichts Unbilliges und wünscht nichts mehr, als mit den Verbänden Hand in Hand die deutsche Industrie im Inlande zu unter⸗ stützen und gegen die ausländische Gefahr zu schützen. Aber jedem das Seinel . . Generaldirektor Kamp-⸗Laar (zur Geschäftsordnung): Ich möchte im Interesse unserer kostbaren Zeit den Antrag stellen, daß wir beschließen: jeder Redner darf nicht länger als 5 Minuten sprechen. Vorsitzender: Meine Herren! Ich bitte, den Antrag nicht zu diskutieren, da ich mich ihm widersetzen muß. Aber ich nehme an, daß die Bitte, die darin liegt, von den Herren nach Möglichkeit berücksichtigt wird, d. h., daß die Herren sich der Kürze befleißigen. . Direktor Ugs⸗Kaiserslautern: Den Ausführungen des Herrn Sehmer über den Vertrag mit dem Syndikat kann ich mich anschließen namens des Vereins deutscher Eisen⸗

gießereien. Die Verträge müssen auf voller Gegenseitigkeit beruhen. Dem Käufer, der seine Ware gekauft und bezahlt

hat, muß auch das freie Verfügungsrecht bleiben. Ich gebe zu, das Syndikat hat ein Interesse daran, daß der Markt nicht geworfen wird, es haben über diesen Punkt erst Ver handlungen stattgefunden. Das Syndikat zeigte erst Ent⸗ gegenkommen; es wollte das Vorkaufsrecht haben. Aber nach⸗ her wurde diese Bedingung dahin modifiziert: wir müssen den Preis und auch den Käufer wissen. Dadurch ist das ganze Vorkaufsrecht illusorisch geworden. Unsere Konkurrenz kauft uns das Material nicht ab, und die sämtlichen Händler stehen im Dienste des Syndikats. Also auf diese nachträglich angefügte Bedingung können wir nicht eingehen. Ich wieder⸗ hole: alle Verträge auf Gegenseitigkeit, gleiches Recht für alle!

Bei dem Luxemburger und Lothringer Syndikat kann man, soviel ich weiß, nicht von dem Syndikat kaufen, sondern soweit ich informiert bin, hat es den gesamten Verkauf an einige Großhändler übertragen. Ich muß noch zur Sprache bbringen, daß das Syndikat einen großen Unterschied macht iwischen direkt gekauftem Eisen und Syndikatseisen, das man vom Händler kauft. Wir wünschen, daß das Syndikatseisen, das vom Händler gekauft wird, auch als vom Syndikat direkt bezogen aufgefaßt wird. Ich habe einen Brief von Ende Dezember in Händen; darnach wurde das vom Händler ge⸗ kaufte Eisen nicht als vom Syndikat bezogen angesehen.

Eine weitere Bitte, die ich habe, betrifft die Konkurrenz der Gießereien, welche mit Hochofenwerken verbunden sind. Es handelt sich hier nicht um die Gußwaren. selbst, die der⸗ artige Gießereien liefern, sondern um die Wirkung, die ihre Preilsunterbietungen im allgemeinen zur Folge haben. Wir müssen konstatieren, daß die Preise derartig geworfen werden, daß die Gießereien, die das Eisen vom Syndikat kaufen, mit dessen Preisen gar nicht rechnen können. Der Preis ist weit unter demjenigen, den wir dem Syndikat oder dessen ear l tretern zahlen müssen. Es liegen mir Briefe vor, worin mir mitgeteilt wurde, daß ein mit Gießerei verbundenes Dochofen⸗ werk Schachtdeckel und Einsteigschächte zu Me 9 per 1090 Kilo frei Verwendungsstelle angeboten hatte (es kommen also noch g. 6 (O,66 per 100 Kilo für Fracht in Abzug) zu einer Zeit, wo deutsches Roheisen Nr. 1 6 6,50 bis 7,00 per 100 Kilo ab Hütte kostete. .

Diese Zustände sind auf die Dauer nicht zu ertragen. Wenn das Syndikat die guten Roheisenpreise hat, die wir zahlen müssen, dann kann man von ihm verlangen, daß es nicht

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durch solche Preigunterbietungen die ganze Marktlage verdirbt. Alle, die im Gießereibetriebe oder mit demselben in Ver⸗ bindung stehen, werden zugeben müssen, daß die Gießerei zur Zeit die notleidendste Industrie ist, die wir in ganz Deutsch⸗ land haben. Ich bitte daher die Herren, bei den Beratungen diese Sache zu berücksichtigen. Ich will noch anführen, daß bei den Verhandlungen mit den Syndikatsvertretern uns er⸗ klärt wurde: die Gießereien stehen außerhalb des Syndikats. Ich kann nur wiederholen, was ich gesagt habe: dieselben Firmen, die das Syndikat bilden, sind es auch, welche den Preis für Gußwaren so empfindlich werfen. . Kommerzienrat Weyland-⸗Siegen: Meine Herren! Sie werden es begreiflich finden, daß es rein unmöglich ist, auf die Ausführungen des Herrn Sehmer einzeln zu antworten. Wir werden sein verlesenes Exposs demnächst gedruckt in die Hände bekommen, und ich verspreche, daß wir es ganz genau studieren werden. . . Meinem Herrn Vorredner gebe ich bezüglich der Gießereien, die mit Hochofenwerken verbunden sind, zu, daß von diesen ein Einfluß ausgeübt werden kann auf die Preis⸗ stellung der Gußsachen, und daß vielleicht auch ein Einfluß ausgeübt worden ist. Wir haben ja leider im Syndikat keine Machtmittel, auf die einzelnen Mitglieder dahin zu wirken. Eine Gießerei, verbunden mit einem Hochofenwerk, ist ein gemischtes Werk. Es ist genau so, wie die Stahlwerke, die das Halbzeug auf den Markt bringen und gleichzeitig auch die Fertigfabrikate. Ich verspreche Ihnen auch, daß wir im Syndikat unsere Werke auf die Mißstände hinweisen wollen, die von Ihnen hervorgehoben worden sind. Direktor Ugé⸗Kaiserslautern: Ich danke Herrn Kom— merzienrat Weyland für seine Erklärung und möchte in betreff der Preisunterbietung darauf hinweisen, daß die Gießereien der mit Hochofen verbundenen Werke ebenso be— handelt werden müßten wie wir, indem sie nur für das zu ihrem eigenen Bedarf benötigte Roheisen freie Hand haben, während sie für das Roheisen, welches sie zur Erzeugung von Gußwaren benötigen, die auf den Markt kommen, denselben Bedingungen unterworfen werden, wie die anderen Gießereien auch; dann fabrizieren wir auf gleicher Basis und haben die Konkurrenz der Hochofenwerke, die mit Gießerei verbunden sind, nicht mehr zu scheuen. . Kommerzienrat Keyling-Berlin: Es handelt sich wohl nicht um Gußwaren, die direkt aus dem Hochofen hergestellt werden, sondern um solche die aus Eisen zweiter Schmelzung hergestellt werden, wo das Eisen im Kupolofen nochmals um⸗ geschmolzen ist; da bin ich der Meinung, daß das Syndikat Einfluß üben kann und muß, daß Unterbietungen wie sie vielfach den Markt beunruhigen und das Ansehen von anderen Gießereien untergraben, welche mit solchen Schleuderpreisen, wie sie die mit Gießereien versehenen Hochofenwerke notieren, nicht aufwarten können. t Es sollen diese Gießereien Syndikatseisen verschmelzen, dann kochen sie mit demselben Wasser wie wir. ö Kommerzienrat Kopp-⸗Frankenthal: Es wird sehr häufig gesagt: es sind nur sehr wenig Hochofenwerke mit Gießereien verbunden, sodaß sich deren Konkurrenz nicht so sehr fühlbar macht. Wer aber im Geschäftsleben steht, weiß den Einfluß der einzelnen Offerten zu schätzen. Es handelt sich um Offerten die von diesen Hochofenwerken abgegeben werden an städtische Verwaltungen, Wasserleitung und Gasanstalten auf Submissionen hin, und derartige Preise werden dann sehr rasch weiter bekannt. Auch da, wo das Absatzgebiet dieser Gießereien nicht mehr liegt, werden diese außergewöhnlich billigen Preise den anderen Werken vorgehalten, und nicht auf das einzelne Geschäft kommt es an, das Hochofenwerk wirft tatsächlich den Preis in ganz Deutschland für die Guß⸗ waren. Darin liegt eine nationale Schädigung, und daher ist es nötig, daß die syndizierten Werke, die in sich gefestigt sind, und deren Festigung darin wurzelt, daß sie für ihre Werke noch mit befriedigendem Nutzen arbeiten können, leben und leben lassen, und das tun sie jetzt nicht. Vorsitzen der: Ich glaube feststellen zu dürfen um nicht den heute vielfach gebrauchten Ausdruck konstatieren zu wiederholen —, daß die Vertreter des Syndikats die Miß⸗ stände nicht leugnen (Rufe: nein), daß sie sich vielmehr bereit erklären, sich mit den beteiligten Gruppen über die Frage in Verbindung zu setzen, wie den Mißständen abzuhelfen sei. Fabrikbesitzer Weichelt-Leipzig: Ich möchte kurz noch die Verkaufsbedingungen nach einer anderen Seite hin be⸗ leuchten. Ich habe die Verkaufsbedingungen eines Werkes vor mir; da heißt es: ; Betriebsstörungen, Betriebseinschränkungen, Mangel an Rohstoff sowie alle Arten höherer Gewalt, woʒu auch Kriegsfall und Arbeiterstreike zählen, entbinden für die Dauer des Vertrages das Werk von der Lieferung pro rata des Erzeugungsausfalles. Wenn nun Fälle eintreten wie in der Hochkonjunktur, daß die Werke nicht mehr liefern, dann muß man sich sagen: auf Grund dieser Bedingungen bist du ja gar nicht in der Lage, mit Aussicht auf Erfolg auf Lieferung klagen zu können. Man muß also ruhig abwarten. Wenn man nun nicht gewillt ist, wegen des Ausfalles in der Zufuhr von Rohstoffen auch seinerseits die Produktion einzuschränken, so kauft man ander⸗ wärts zu, und so ist es gekommen, daß man bei der doch⸗ konjunktur mit Rücksicht auf diese Verkaufsbedingungen plötz⸗ lich auf einer Menge von Abschlüssen festlag, die man nicht getätigt haben würde, wenn nicht die Verkaufsbedingungen so gewesen wären. Wenn also in den Verkaufsbedingungen noch diese Gefahr liegt, so ist es umsomehr geboten, die Be⸗ stimmung der Gegenseitigkeit hineinzubringen, daß also die Umstände, die den Lieferanten von der Lieferungsfrist ent⸗ binden, auch den Empfänger von der Abnahmepflicht befreien, wenn sie bei letzterem eintreten. Geheimer Kommerzienrat Kir dorf⸗Gelsenkirchen: Meine Herren! Bei den früheren Kartellverhandlungen hat es sich als nützlich erwiesen und ist als Bitte ausgesprochen, daß Beschwerden der verschiedenen Parteien, wie sie hier wegen

der Lieferungsbedingungen bestehen, vorher der anderen Partei schriftlich mitgeteilt werden; dann können sich die Parteien viel besser darüber äußern und vielleicht kann eine Ver⸗ ständigung herbeigeführt werden, ohne daß diese große Ver⸗ sammlung sich damit befaßt. Bei Schriftstücken wäre es überhaupt zweckmäßiger, daß sie vorher mitgeteilt oder zum Stenogramm gegeben werden. ; Ich hatte mich vorhin zum Wort gemeldet, aber darauf verzichtet in der Hoffnung, daß die Diskussion ein Ende nehmen werde. Ich möchte aber doch die Bemerkung vor⸗ bringen, die ich vor hatte. Den Ausführungen des Herrn Sehmer glaube ich ent⸗ nommen zu haben, daß er eine grundsätzliche Stellung gegen Syndikate nimmt, die er zu verurteilen scheint. Ich kann nur sagen „scheint“; denn ich habe den Zusammenhang der Vorlesung nicht gehört und nicht aufnehmen können. Ich behalte mir also vor, ebenso wie Herr Kommerzienrat Weyland, dieses Schriftstück einmal zu lesen. Aber ich möchte nicht dadurch, daß hier gegen eine grundsätzliche Verurteilung der Syndikate nicht Stellung genommen ist, den Glauben er⸗ wecken, als wenn sie unwidersprochen geblieben wäre. Falls das in den Ausführungen enthalten war, würde ich dem widersprechen. Fabrikbesitzen Sehmer⸗Schleifmühle: Meine Herren! Die Auffassung des Herrn Geheimrats Kirdorf ist durchaus unrichtig. Ich bin kein grundsätzlicher Gegner von Syndikaten; das habe ich auch zum Ausdruck gebracht. Ich habe nur gesagt: Wenn die Syndikate uns derartig durch Preise und Bedingungen die Lebensfähigkeit erschweren, müssen wir selbst⸗ verständlich gegen die Syndikate vorgehen. Wir rechnen aber nach den Erklärungen des Herrn Kommerzienrats Weyland darauf, daß eine Verständigung erfolgen wird. Wenn Herr Geheimrat Kirdorf gewünscht hat, daß solche Beschwerden schriftlich an den Vorstand der Kartelle gerichtet werden, so möchte ich bemerken, daß wir uns zweimal bemüht haben, derartige Verhandlungen mit dem Syndikat zu führen: in Düsseldorf im Juli 1900 und am 23. und 24. März 1903. Beide Verhandlungen waren so gut wie ergebnislos, und deshalb werden Sie begreifen, wenn man gegenüber diesem geringen Entgegenkommen der Syndikate diese scharfe Stellung einnimmt. Vorsitzender: Ich glaube nicht, daß Herr General⸗ direktor Kirdorf auf derartige Verhandlungen hat., bezug nehmen wollen, sondern er meinte, wer eine Reihe einzelner Punkte zur Sprache bringen wolle, täte gut, sie dem anderen Teil vor der Verhandlung mitzuteilen. Was diese Schrift⸗ stücke anlangt, würde ich mich dem Wunsche anschließen. Es ist sehr schwer, auch wenn man noch so genau aufpaßt, den Inhalt eines solchen Schriftstücks in sich aufzunehmen. Wir sind auch gern bereit, solche Sachen entgegenzunehmen und den Herren mitzuteilen. - Fabrikbesitzer Sehmer⸗Schleifmühle: Meine Herren! Ich habe das auch nur verlesen, weil die Zeit schon sehr knapp war. Da ich unsere Wünsche sehr knapp zusammen⸗ gefaßt habe, glaubte ich, das auf kürzestem Wege durch die Verlesung zu bewerkstelligen. . Generaldirektor Kaiser-Wetzlar: Ich wollte nur wenige Worte Herrn Weichelt erwidern, der nochmals auf die Lieferungsausfälle zurückgekommen ist. Er hat ausgeführt, daß zu Zeiten der Hochkonjunktur von der Bestimmung wegen der höheren Gewalt gern Gebrauch gemacht würde. Da wir hauptsächlich nach Sachsen und bestimmt auch an die Firma Meyer C Weichelt geliefert haben, will ich bemerken: von diesen Bedingungen ist kein Gebrauch gemacht mit Ausnahme des Falles von 1899, den ich gestern erläutert habe. Im übrigen sind stets alle Verträge, welche Preise auch immer ver⸗ einbart waren, erledigt worden. In solchen Fällen, wo Eisennot vorliegt, werden natürlich die Leute in erster Linie befriedigt, die am meisten schreien; die anderen bleiben natur⸗ gemäß am weitesten zurück. Umgekehrt kommt es aber auch vor, daß die Hochofenwerke bei veränderter Geschäftslage wochenlang Rücksicht nehmen müssen, ehe die Verbraucher die gekauften Eisenmengen abrufen. Man ist eben auf ein gegen⸗ seitiges Entgegenkommen angewiesen, was aber auch von den Hochofenwerken niemals außer acht gelassen worden ist. Im übrigen haben uns die Lieferungsbedingungen. schon wiederholt beschäftigt. Wir sind darin einig, neue Lieferungs⸗ bedingungen herauszugeben, welche Licht und Schatten gleich⸗ mäßig auf Erzeuger und Verbraucher verteilen. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, daß langfristige eschãfte ge⸗ tätigt worden sind auch zu der Zeit, da kein Syndikat bestand. Wir haben das Vergnügen gehabt, einen dreijährigen Abschluß im Jahre 1894 mit einer großen Firma in Sachsen zu tätigen, und Sie können sich denken, welche Annehmlichkeit uns dieser Abschluß bot, als die Preise von Jahr zu Jahr mehr in die Höhe gingen. Wir haben aber mit keinem Worte um Nachlässe in der Lieferung gebeten, den Vertrag vielmehr bis zum letzten Lot erfüllt. Demgemäß konnte die Stellungnahme bei veränderter Lage nicht anders sein. als daß wir sagen: einmal abgeschlossene Verträge müssen erfüllt werden, das geht nicht anders. Wo sollen wir denn hin⸗ kommen, wenn uns in dieser Beziehung jede Sicherheit ge⸗ nommen wird. . . In bezug auf die Lieferungsbedingungen möchte . nochmals bemerken, daß sie nur unangenehm empfunden sin bei den langfristigen Verträgen. Wenn nun in der Folge, was wir ja alle wollen, nur noch kurzsichtige Schlüsse i. auf ein halbes Jahr im voraus, geschlossen werden. so 6 kein Anlaß zu Beschwerden mehr gegeben sein, . wenn. jeder zutreffend die von ihm benötigte Menge . erechnen kann und somit ein ö ,, Eisenmengen sei t Gießer nicht mehr in Frage kommt. ö e. Laar: Herr Sehmer ist durchaus kein Feind von Syndikaten; ich darf vielmehr mitteilen, daß er sich sehr freuen würde, wenn die Maschinenfabriken auch ein Syndikat bilden könnten. Es wird aber gesagt, das wäre nicht möglich. Die Maschinenfabriken haben seit langen,

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