dem Grypotherium und auf ein Verhältnis des Menschen zu diesem ihm wahrscheinlich sehr nützlichen Tier, das vergleichbar ist unserem Verhältnis zu dem Wilde unserer Forsten, dag wir in schnee— eine, Wintern durch Fütterung vor Nahrungsmangel schützen. Ganz so haben die menschlichen ,, des Grypotheriums den Tieren über nahrungslose Zeiten hinweggeholfen. Dag schlagendste Beweig⸗ stück für . Auffassung aber liefern die sich vorfindenden, nicht mehr mit den Knochen verbundenen Häute, die nur von Menschen— 6 den Tieren r gen worden sein können. Diese
eststellungen sind deshalb von graf, Wichtigkeit weil man bisher angenommen hat, daß der Mensch nicht mehr Zeit- genosse der ausgestorbenen Riesentiere gewesen ist, sondern diese Tier⸗ geschlechter längst verschwunden waren, als der Mensch auf der Erde erschien. Diese Ansicht würde sich, wenigstens bezüglich des Grypo⸗ theriums, nicht länger halten lassen, wenn die Schlußfolgerungen von Professor Hautbal und anderer namhafter Forscher zutreffend sind. Spuren einer bei den Eingeborenen lebenden Tradition von Riesen⸗ tieren der Vorzeit scheinen gleichfalls für die Richtigkeit der Ansicht zu sprechen, ja es wäre möglich, daß das Grypotherium erst vor nicht allzu langer Zeit, vielleicht erst vor ungefähr 500 Jahren, ausgestorben ist. In der sich anschließenden Debatte wurde ein Brief von Dr. Erland von Nordenskisöld verlesen, der zur Zeit in Berlin anwesend, aber an der Sitzung teiljunehmen ver hindert war. Der Schreiher hat die Ultima Esperanzahöhle auch besucht, kann sich aber den Hauthalschen Folgerungen bezüglich gleich⸗ zeitiger Existen; von Mensch und Grypotherium nicht , n, . Seines Erachtens sei es ausgeschlossen, daß der Mensch das Riesen⸗ faultier als Haustier benutzt habe, und die leeren Häute könnten auch durch Geier oder Raubtiere ihres Fleisch⸗ und Knocheninhalts beraubt worden sein, der Artefakte aber seien ju wenige ge— funden, um darauf Schlüsse zu bauen. Dagegen wurde geltend gemacht, daß eine Zihmung des Grypotheriums gar nicht angenommen werde, noch angenommen zu werden brauche, la aber auch das heute lebende Faultier nach dem Zeugnis Humboldts und anderer Reisenden von einigen Indianerstämmen Boliviens ganz . behandelt werde, sein Fleisch gelte als eine besondere Delikatesse. icht zutreffend sei auch der Einwurf, die Indianer hielten überhaupt keine Haustiere; wenigstens bei den in Patagonien lebenden Stämmen sei das Gegen—⸗ teil der In. Sie glaubten, dem Gaste keine größere Aufmerksamkeit zu erweisen, als wenn sie ihn mit dem Bauchfleisch des Pferdes
bewirteten. Professor Hauthal schloß mit dem Ausdruck der U, der noch keineswegs erschöpfte Inhalt der Höhle werde no
Zeugnisse für seine Behauptungen erbringen.
weitere
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Todesursachen der 1902 in Preußen gestorbenen Personen.
Bezüglich der Häufigkeit einzelner wichtiger Todesursachen in Preußen sind für das Jahr 1902 nach der „Stat. Korr.“ unter 677 293 Todesfällen 13 an Pocken hervorzuheben; davon betrafen 6 das männliche und ?7 das weibliche Geschlecht. Unter diesen Ge⸗ storbenen waren 4 Knaben und 4 Mädchen bis 10 Jahre alt; 2 weibliche Personen standen im Alter von über 25 bis 30 bezw. über 40 bis 50 Jahren, 2 männliche und 1 weibliche im Alter von über 50 bis 60 Jahren.
Es starben im Berichtsjahre ferner von 10000 Einwohnern an Scharlach 3,18, an den Masern und Röteln 2.88, an Diphtherie und Krupp 4,05, an Keuchhusten 3,79, an Typhus O, 8i, an Ruhr O 0, an einheimischem Brechdurchfall 452, an Diarrhöe der Kinder 5, 90, an Krämpfen 23,70, an akutem Gelenkrheumatismus O53, an den Skrofeln und der englischen Krankheit 1,21, an Tuberkulose 19,04, an Krebs 6,24, an Luftröhrenentzündung und Lungenkatarrb 5, 83, an Lungen⸗ und Brustfellentzündung 16,8ö, an anderen Lungen krankheiten 467, infolge Selbstmordes 2,06, durch Verunglückung 3,790 und im Kindbette 2,29. Schließt man die im ersten Lebens— jahre gestorbenen Kinder aus, so ergeben sich bei einzelnen in Betracht kommenden Todesursachen ganz erhebliche Abweichungen. So starben von 10000 über ein Jahr alten Personen an ein— heimischem Brechdurchfall nur 0, „ß, an Diarrhöe (der Kinder) 1,01 und an Krämpfen 4,06 Personen. Von 10 000 lebenden Kindern im ersten Lebensjahre starben an diesen drei Ursachen dagegen 135,08, 167,28 bezw. 672.45. Endlich ist noch das Auftreten der Influenza zu erwähnen. Nachdem diese Krankheit 1889 nach den Angaben der Standesbeamten 314 Todesfälle veranlaßt hatte, stieg deren Zahl 1890 auf 9576 — 3,02 und 1892 sogar auf 15911 — 5423 auf 10000 Lebende. Während die Zahl der Todesfälle 1898 bis auf 2688 — 0,382 gefallen war, waren 1899 dagegen wieder 7310 — 2,21 und 1900 sogar 14329 Personen — 4,29 auf 10000
Lebende dieser Krankheit erlegen; dann ist sie 1901 bis 4608 — 1,34 und 1902 bis 3764 Personen — 107 auf 10 000 Lebende zuruͤck⸗ gegangen. Von , Zahl sind 952 Personen in 124 Orten mit mehr als 20 000 Einwohnern gestorben.
Erkrankungen an Genickstarre in Preußen 1902.
Ueber die im Jahre 1962 zur Beobachtung gelangten Er⸗ krankungen an Genicfstarre hat der Minister der geistlichen, Unter⸗ richts, und Medizinalangelegenheiten in einem Erlaß vom 30. No—⸗ vember 1903 eingehende , . an die Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten zu Berlin gelangen lassen. Nach diesen sind in Preußen, soweit bekannt, 125 Personen an Genickstarre er⸗ krankt, gegen 121 im Jahre vorher und 99 während des Jahres 1900. Von den 125 Erkrankten des letzten Berichtsjahres standen 10 im ersten Lebensjahre, 51 im Alter von 1 bis 10 Jahren und 36 im Alter von 10 bis 20 Jahren; 88 der gemeldeten Krankheitzfälle, d. s. 70,4 06 derselben, haben i. J. 1902 tödlich . gegen 81, d. s. 66,9 , im Vorjahre. Im Verwaltungsbezirk Berlin kamen 13 Erkrankungen zur Anzeige, von den übrigen Regierung beiten wiesen die von Potsdam (16 Erkrankungen), Arnsberg (19), Schleswig (11) und Marienwerder (8) die e fen Zahlen auf; im Reg.-Bez. Oppeln, wo während des Vorjahres 25 Fälle gemeldet worden waren, kamen 6 Erkrankungen zur Anzeige. Von den 345 Krankheitsfällen der drei Berichtsjahre 1900 bis 1902 entfielen 162, d. s. nahezu die Hälfte, auf die Früh⸗ jahrsmonate März bis Mai und nur 49 auf die Herbstmonate September bis November. Eine Uebertragung des Krankheitskeims von Person zu Person erscheint nach den ärztlichen Berichten in vielen Fällen wahrscheinlich; als Schutzmaßregeln zur Verhütung einer Weiterverbreitung der Krankheit wurden Absonderung der Erkrankten, k der Familiengenossen vom Schulbesuch, Desinfektion der
ohnräume und Kleider angeordnet. Die höchste Zahl der im Laufe des Jahres 1902 an einem und demselben Orte — außer Berlin — beobachteten Erkrankungen betrug 5 in Kiel und 4 in Belgard.
Theater und Musik.
Das Neue Königliche Operntheater bleibt am Freitag, den 15. Januar, nicht geschlossen, wie ursprünglich gemeldet war, es findet vielmehr Vorstellung im Abonnement r r err . Nr. 10 statt; zur Aufführung gelangt „Robert der Teufel“, große Oper in fünf Akten von G. Meyerbeer.
Im Berliner Theater geht morgen, Mittwoch, „Götz von Berlichingen“ mit Ernst Pittschau in der Titelrolle, neueinstudiert, in Szene. In größeren Rollen sind außerdem beschäftigt die Herren Connard, Haßkerl, Kuhnert, Mischke, Roland, Schindler, Schlaeger, Walden, Wehrlin und Wierth, die Damen Cerigioli, Frauendorfer, Roberts und Rohland. Die Regie liegt in den Händen von Gustap Schefranek .
Der junge Geigenkünstler Veesey hatte dem Freiwilligen Erziehungsbeiragt für schulentlassene Waisen zugesagt, ein Wohltätigkeit skonzert zu Gunsten von dessen Unterstützungs— kasse Mitte Januar im Neuen Königlichen Operntheater zu veranstalten. Wegen der neuerdings erfolgten Abänderung der Reise Veeseys, der zur Zeit sich in Rußland befindet, hat aber das Konzert auf den März verschoben werden müssen.
(Der Konzertbericht befindet sich in der Ersten Beilage.)
Mannigfaltiges. Berlin, den 12. Januar 1904.
Der Verein zur Besserung der Strafgefangenen in Berlin hielt gestern unter dem Vorsitz des Geheimen Oberjustizrats und Oberstaatsanwalts am Kammergericht Wachler seine erste Ver—⸗ sammlung im neuen Jahre ab. Dem von dem Leiter des Arbeits— nachweises, Herrn Bischoff, erstatteten Jahresbericht ist zu entnehmen, daß sich im Jahre 1803 nicht weniger als 5241 Personen, 4977 Bestrafte und 264 Unbestrafte, bei dem Verein gemeldet haben; von diesen hatten um Zuweisung von Arbeit ersucht 4416 Be— strafte und 245 Unbestrafte, im ganzen 4661 Personen; außer diesen suchten 513 Personen die Hilfe des Vereins nach. Beschäftigung haben 44 Personen erhalten, das sind 471 mehr als im Vorjahre. Der Verein hat noch niemals eine so umfangreiche Tätigkeit entfaltet wie im vergangenen Jahre. Die Bureauauslagen erforderten 10 365 S, an Schlafstellenmiete wurden 1120 S½ gezahlt, an Verpflegungskosten waren 3401 „ erforderlich,
*.
für Eisenbahnfahrkarten jum Transport der Pfleglinge in Arbeitg, stätten 10 1458 , für Ginkauf von Werkjeug 180 . An Unter. stützungen und für Vorschüsse wurden 3356 M gezahlt. Von den Strafentlassenen wurden im abgelaufenen Jahre 11 511 4A zurück— geht. Aus diesen Daten geht hervor, daß wiederum eine reichliche
rbeit hat geleistet werden önnen. Frau Landgerichtsrat Langerhanng erstattete Bericht über die Wirksamkeit der Abteilung für . fürsorge. Danach wurden 137 Familien unterstützt; 169 amilien, deren Ernährer im Gefängnis sitzen, konnte eine reiche Weihnachtz, bescherung geboten werden.
Der Verein für deutsches ,,,, in Berlin halt am 13. 8. M. im Festsaale des Künstlerhauses, Bellevuestraße 3, Abends 81 Uhr, eine Vereinssitzung ab, in der Dr. Gustav Kühl über die Schrift in alter und neuer Zeit, ihr Material, ihre Technik, ihre Formen sprechen wird.
Der Militär -Hilksverein des I. Armeekorps in Berlin, an dessen i. Frau General von Bülow steht, veranstaltet am Montag, den 25. Januar, Abendg 8 Uhr, im Neuen König— lichen Dperntheagter eine Wohltätigkeitsvorstel lung. Der Ertrag soll den Kassen zur Unterstützung notleidender Witwen und Waisen von aktiven, inaktiven, Reserve⸗ und Landwehr Offizieren — auch des Gardekorps — zugeführt werden. Irn Aufführung in dieser Vorstellung gelangt, unter Leitung der Damen Frau Sber. . von Bethmann, Hollweg und Frau Landesdirektor Frei rau von Manteuffel, das Tanzpoem Meeridylle“, gedichtet und komponiert von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Joachim Albrecht von Preußen, dargestellt von Damen und Herren der Gesell. schaft. Ferner wird unter Leitung der ,, Professor Eberlein und Frau von Siemens mit Erlaubnis von W. S. Gilbert und der Sulllbanschen Erben Patience, n n. Oper in zwei Akten von W. S. Gilbert, Musik von Arthur Sulltvan, autorisierte ge r nr von R. Schanzer, aufgeführt. Dirigent ist Herr L. Schratten jolz, die Darstellung erfolgt durch Damen und Herren der Gesellschaft. Ein öffentlicher Verkauf von Eintrittskarten findet nicht statt.
Mit dem am 29. Januar 1904 von Bremerhaven abgehenden Dampfer Preußen können Privatpakete für die auf den . in Ostasien und im Schutzgebiet Kigutschou befindlichen Marinegngehörigen frachtfrei befördert werden. k 10 kg. Die Spedition erfolgt kostenfrei durch die n
tatthigs Rohde u. Jörgens in Bremen, Weserbahnhof, bei der die Pakete portofrei und unter Vorautjahlung der Be— stellgelder bis zum 15. Januar 1904 eintreffen müssen.
München, 11. Januar. (W. T. B.) Der heute früh 8 Uhr 7 Minuten von Kempten hier eingetroffene Pe rsonenzug fuhr zu rasch in die Einsteighalle des Zentralbahnhofs ein, sodaß der Prellbock zertrümmert wurde und die Vorspannlokom tive entgleiste. Zwei in der Nähe befindliche hiesige Kaufleute erlitten durch abspringende Trümmer des Prellbocks Verletzungen, der eine einen Unterschenkelbruch, der andere eine leichte eig des Fußes. Von den Insassen des angekommenen Zuges haben zwei Reisende Prellungen erlitten.
Oldenburg i. Gr., 12. Januar. (W. T. B.) Bei einem Zimmerbrande in der Rosenstraße verbrannten heute vor— mittag zwei Frauen, eine Witwe mit ihrer 19 jährigen Tochter. Letztere hatte eine Lampe anzünden wollen, die aber explodierte, wodurch vermutlich der Brand entstand.
Stockholm, 11. Januar. (W. T. B.) Die Mitglieder der Nordenskjöldschen Südpolexpedition sind heute hier ein= etroffen und von dem Vertreter des Königs, verschiedenen Ministern, den Spitzen der Behörden, einer großen Reihe von Ge— lehrten und einer zahlreichen Volksmenge glänzend empfangen worden. Nordenskjöld erbielt den Nordsternorden, Kapitan Larsen den Wasaorden. Professor Frithjof Nansen sandte ein Telegramm, in dem er die Teilnehmer an der Expedition zu deren Ergebnissen be— glückwünschte.
Gef le (Schweden), 1I. Ignuar. (W. T. B.) Bei einem Brande auf der Station Haͤst bo ist eine Frau mit ihren vier Kindern verbrannt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.) ü
zum Deutschen Reichsanz
M 9.
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 12. Januar
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger
1904.
Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
Dunalltãt
gering
mittel Verkaufte
Marktort
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
Menge
niedrigster
höchster
niedrigster höchster niedrigster höchster Doppel zentner
A6 A6. 46 A6.
—— — — — 1
Außerdem wurden am Markttage Epalte I) nach überschläglicher Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
Am vorigen Markttage
Durch⸗ schnitts⸗ preis
46.
Durchschnitts⸗ preis für 1ẽDoppel⸗ zentner
dem
, Kolberg. Posen. ö Strehlen i. Schl. . Striegan Löwenberg i. Schl. k , Giengen a. Brenz
8. n 2 * . 21 * 2
Babenhausen Illertissen ö Giengen a. Brenz Geislingen.
— —
16 00 16 20
yc Kolberg. . ;
1 Strehlen i. Schl. . Löwenberg i. Schl. , k Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz Riedlingen.
12,50 1636 1156 16 76 11 56 11,576 11.56 12.26
1500
. geben ;
osen .. . ö Strehlen i. Schl. Striegau. ... Löwenberg i. Schl. K , Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz. Riedlingen.
11,25 11,50
11,20 11,00 11570 12.10 11,50
13,40 12,60
11,25 10090
10,40 1100 11,00 10,60 11,40
160 12720
. Kolberg. e . . Kw Strehlen i. Schl. . Striegau.. z Löwenberg i. Schl. Oppeln ö J Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz Riedlingen.
Bemerkungen.
— — 9
Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle
Weizen. 15,75 16,26 15,00 15,40 15,00 —
15.90
15,80 14,80 16, 10 16,30
15,90
165,80 1620
15,70 15,90
15,20 16,20 16,20 15, 20 15,20
2 Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen). . 1620 1620 16,30 16,30 17.60 17,60 16,40 16,60 16.20 1680
89en. 13,35 12,49 1210 12,20 12, 40 12,50 12,20 12,40 13,20
16 o
16,25 15,80
16,40 1610 16,50 1620 15, 90
16,75 14.56 165.06 16 46 14,80 1570 16,85 1576 16,26
16 oo 1620 . 17 55
16 50 1530
13,35 12,80 1220 12,70 1240 12170 12,20 12,40 13, 20
16,00
12,90 11,20 11,50 11,50 11,50 11,90
12, 98 11,60 1200 11,70 11.95 12, 10 11.60 11,90 12,20 12,30
. 12,29
. 14,00 15, 00 15, 20
—2— 13, 40
12,45 13,50 12,00 1370 13,50 13,70 13,10 12,69 15,00 13,60 13,20 e r.
1225 11,560 12.30 11,70 11.56 11,80 1166 11,60 12.20
12, 49 14,00 12,00 1400 13,50 14,20 13, 10 12, 60 15, 00 14,40 13,60
11,25 12,00
11,80 11,00 12.20 12, 10 11,50
13,40 12,60
11,83 12,50 11,50 12, 4 12.25 12,70 1260 12,00 14,80
1500
12.25 1240 12530 1260 11,50 12.00 11.00 t 11 665 129 1120 1220 50 1200 12 40 12, 10 45
— 11,260 11,20 15 125,40 — — 47
11425 1040
10,90 11,00 11,20 10,60 11,40
11 00 120
11,75 10, So 12.00 11,20 11,25 11440 190,90 11,50
1484 ; . ⸗ 940 7 ; 561 5 594 22 221 ö 90 202 . 34 . .
584
Mark abgerundet mitgeteilt. Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.
82 e 8 Ein liegender Strich (— in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht febst.
Theater. Königliche Schanspiele. Mittwoch: Neues
Operntheater: Keine Vorstellung.
Schauspielhaus. 13. Vorstellung. Wann wir altern. Dramatische Plauderei in 1 Aufzug von Oskar Blumenthal. In Szene gesetzt vom Re⸗ gisseur Keßler. — Die Romantischen. Vers lustspiel in 3 Aufzügen von Edmond Rostand. Deutsch von Ludwig Fulda. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Neues Operntheater. Für das Offizierkorps der Landwehr: Fra Diavolo. Komische Oper in 3 Akten von Auber. Text von Eugsne Scribe, bearbeitet von Carl Blum. Anfang 75 Uhr. Ein Billettverkauf findet zu dieser Vorstellung an den Kassen der Königlichen Theater nicht statt.
Schauspielhaus. 14. Vorstellung. Der grüne Zweig. Schauspiel in 3 Aufjügen von Felix Philippi. Anfang 77 Uhr.
Freitag: Neues Operntheater. Robert der Teufel. Romantische Oper in 5 Akten von G. Meyerbeer. Nach dem Französischen von Scribe und Delavigne, übertragen von Th. Hell. Ballett von Emil Graeb.
Dentsches Thenter. Mittwoch: Rose Bernd. Anfang 74 Uhr.
Donnerstag: Der Meister.
Freitag: Rose Bernd.
Berliner Theater. Mittwoch: Neueinstudiert: Götz von Berlichingen.
Donnerstag: Maria Theresia.
Freitag: Alt⸗Heidelberg.
Schillertheater. O. (Wallnertheater.) Mittwoch, Abends 53 Uhr: Zum ersten Male: Ein Duell. Schauspiel in 3 Akten von Franz Wolff. Vorher: Ein Sonnenstrahl. Schauspiel in 1 Akt von Robert Wach.
Donnerstag, Abends 8 Uhr: Ein Duell. Vorher: Ein Sonnenstrahl.
Freitag, Abends 8 Uhr: Kollege Crampton.
X. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Der Koinpagnon. Lustspiel in 4 Akten von Adolph L'Arronge.
Donnerktag, Abends 3 Uhr: Der Kompagnon. Freitag, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Uriel Acosta.
Theater des WMestens. Kantstr. 12. Bahnhof Zoologischer Garten. (Direktion: A. Prasch, Groß herzoglicher Hoftheaterintendant a. D.) Mittwoch (14. Vorstellung im Abonnement): Die Jüdin.
Donnerstag (14. Vorstellung im Abonnement): Der Barbier von Sevilla.
Freitag (14. Vorstellung im Abonnement): Martha.
Sonnabend (außer Abonnement): Der Trou⸗ badour.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Martha. — Abends 75 Uhr: Zum ersten Male: Die schöne Helena.
Neues Theater. Mittwoch: Der Strom.
Donnergtag: Neueinstudiert: Minna von Barn⸗ helm.
Freitag: Der Strom.
Sonnabend: Unbestimmt.
Residenzthenter. (Direltion: S. Lautenburg) Mittwoch und folgende Tage: Der keusche Casimir. (Maitre Nitouche.) Schwank in 3 Akten von Desvalliereßz und Mars. Deutsch von Max Schönau. Anfang 73 Uhr.
Thaliathenter. Direktion Jean Kren und Alfred Schönfeld. Mittwoch und folgende Tage: Der Hochtourist. (Guido Thielscher in der Titelrolle.) Anfang 741 Uhr.
Sonntag, Nachmittags 35 Uhr: Charleys Tante.
Am 25., 27. nnd 29. Januar: Gastspiel von Isadora Duncan in ihren neuen Tänzen.
Dentralthenter. Mittwoch: Das Schwalben nest. Operette in 3 Akten von Maurice Ordonneau, deutsch von M. Rappaport. Musik von Henry Herblay. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag und folgende Tage, Abends 7 Uhr: Das Schwalbennest.
Sonnabend, Nachmittags 4 Uhr: Zu halben
Preisen: Kindervorstellung. Der gestiefelte Kater.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen lin erster Besetzung): Die Fledermaus. Operette in 3 Aften von Johann Strauß. — Abends? Uhr: Das Schwalbennest.
Trianonthenter. (Georgenstraße, zwischen Friedrich und Unipersitätsstraße) Mittwoch bis Sonnabend: Madame X. Anfang 8 Uhr.
Bellealliancetheater. (Unter der Direktion von
Jean Kren und Alfred Schönfeld vom Thaliatheater.) Mittwoch und folgende Tage: Der reichste Berliner. Große Ausstattungsposse mit Gesang und Tanz in 4 Akten (nach einem älteren Stoff von Ely und Jakobsohn), neu bearbeitet von Jean Kren und Alfred Schönfeld. Musik von Einödshofer und Schmidt. (Gerda Walde und Fritz Helmerding in den Hauptrollen) Anfang 7 Uhr.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei kleinen Preisen: Ein toller Einfall.
Am 25, 27. und 29. Januar: Der Hochtourist. (Mit Guido Thielscher in der Titelrolle.
Zirkus Schumann. Mittwoch, Abends 75 Uhr:
; Immer das Neueste: Deffnung 6 Meter. Die offene Loop é X X
des Mons. Aneillotti. 25 Löwen des Herrn Seeth. Dressierte Tiere des Clomns Gontard. Babel. Prachtvolle Aus⸗ stattungspantomime. Eine Wanderung durch acht Jahr⸗ tausende.
Konzerte.
Singakademie. Mittwoch, Abend, 8 Uhr: Lieder und Duettabend von Richard Tömlich und Lueie Tömlich⸗Behn.
Sanl Bechstein. Mittwoch, Abends 73 Uhr: II. Klavierabend von Lucien Wurmser.
Philharmonie, Oberlichtsaal. Abends 71 Uhr: I. Populäres Konzert der Herren Arthur Hartmann (1. Violine), Dan Visanski (II. Violine), Jacgues Gibbs (Viola), Anton Hekking (Violoncello).
Beethonensaal. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Konzert von Aldo Antonietti (Violine).
/ ———ÜäÜä.— Familiennachrichten.
Verehelicht: Hr. Professor Dr. Alfred E. Macin⸗ tyre mit Frl. Emma Diehl (Jena). — Hr. Ober—⸗ leutnant Franz Stiebler mit Frl. Käte Fechner (Breslau).
Geboren: Ein Sohn Hrn. Assessor von Ranke (Berlin). — Hrn. Oberleutnant von Kayser (Bromberg). — Eine Tochter: Hrn. Landrat Heinrich von Below⸗Seehof (Schlawe i. PooDrà..
Gestorben: Hr. Hauptmann a. D. Richard von lch ee felt J. — Hr. Geheimer Regierungẽ⸗ rat, Professor Dr. August Garcke (Berlin). — r. Brandinspektor und Leutnant a. D. Carl riedrich Bauerdorff (Berlin). — Hr. Geheimer dechnungsrat Adalmer Freudemann (Berlin). —
Fr. Major Anng ont geb. Douglas ¶ Berlin).
— Fr. Marie Liehrecht, geb. Ebbinghaus (Grune—
wald Berlin). — Oberin Ida von Arnim 66
— Hrn. Geheimen Legationsrat Ernst von Both—
mers Sohn Ulrich (Leipzig).
Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg.
Verlag der Expedition (ScholƷ) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Acht Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. G des öffent⸗ lichen Anzeigers (einschließlich der unter Nr. 2 veröffentlichten e ,,, . betressend Kommanditgesellschaften auf Aktien
und Attiengesellschaften, für die Woche vom 4. bis 9. Januar 1904.
Mittwoch,
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Das amtliche Dresdner Journal“ veröffentlicht einen d, dem sächsischen Landtage zugestellten Bericht, den der Geheime Rat Dr, Roscher der Staatsregierung über seine am 4. Januar in Crimnmitschau mit den Vertretern der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber der Textilindustrie abgehaltenen Besprechungen des Ausstandes und der Aussperrung erstattet hat (vgl. Nr. 4 d. Bl.). Die Stadt Crimmitschau hat sich seit dem Anschlusse Sachsens an den deutschen Zollverein aus einer unbedeutenden Kleinstadt zu einer rasch aufblühenden Fabrikstadt entwickelt und in der Zeit von 1834 bis 1960 ihre Bevölkerung von 3750 auf 22 840 Ein⸗ wohner vermehrt und besitzt jetzt neben einigen Maschinenfabriken etwa 50 Tuchfabriken und 25 Vigognefabriken mit Spinnereien, Webereien und Färbereien. Man veranschlagt den Wert der Jahres produktion Crimmitschaus auf 40 Millionen Mark, wovon etwa 3 Millionen Mark auf Arbeitslöhne kommen, die sich auf 7000 bis bo. Arbeiter und Arbeiterinnen verteilen. Die Zahl der weiblichen Arbeiter beträgt etwa *½, die der männ— lichen .. Am 26. Jult 1903 richteie die Filiale Crim⸗ mitschau der deutschen Textilarbeiter an den Spinner⸗ und Fabrikanten⸗ derein in Crimmitschau das Gesuch, die Arbeitszeit auf 10 Stunden zu beschränken und dabei auf Einführung einer 13stündigen Mittags. . Rücksicht nehmen zu wollen?. Gleichzeitig wurde gebeten, „den ohn der in Akkord beschäftigten Arbeiter um 100, zu erhöhen, für die im Wochenlohn stehenden Arbeiter aber den alien Lohn beibe⸗ halten zu wollen‘. Die ersten Verhandlungen über diese Forderungen aben jwischen Arbeitern und Fabrikanten aus Crimmitschau und anderen Drten am 6. August stattgefunden. Ueber das Ergebnis dieser Verhand⸗ lungen liegen nur abweichende Angaben beider streitenden Teile, aber kein amtliches Protokoll vor. Tatsache ist, daß am 7. August 1903 etwa Arbeiter in 5 Fabriken kündigten und daß infolgedessen am
Au qust von seiten der Unternehmer die Aussperrung von mehr als 7000 Arbeitern gus allen übrigen Fabriken Crimmitschaus beschlossen kusde. Die Gesamtzahl der männlichen und weiblichen Arbeiter, die ort am 22. August infolge des Streiks oder der Aussperrung aus der Arbeit traten, betrug 7782. Anfang Januar 1964 arbeiteten in den beteiligten Fabriken 2087 Personen, mithin reichlich 26 0½ der borher angegebenen Zahl. Von diesen 2682 Perfonen hatten 15865, also reichlich t, bereits vor dem Streik in den vom Kampfe betroffenen abriken gearbeitet; 203, die jetzt in Crimmitschauer Textilbetrieben Aubeiten, haiten früher zwar in? Erimmiischau gewohnt, aber nicht in Tertilbetrleben gearbeitet; 314 männliche und weibliche Arbeiter sind zen auswärtg, unter ihnen ß aus Galizien und Böhmen, zugezogen. uch der Ansicht der vom Geheimen Rat Dr. Roscher gehörten Arbeiter Ef die Zahl der Abgereisten der Zahl der Jugereisten etwa gleichkommen. f ne, im n,, Anzeiger und Tageblatt“ abgedruckte An⸗ brache des Vorffandeg des Splnner, und Fabrifantenvereing an die gesamte Arbeiterschaft Crimmitschaus und Umgebung“ vom 18. August
1903 enthält u. 4. folgende Bemerkungen: ‚Das von Ihnen zur Er— ledigung der schwebenden Angelegenheit in Vorschlag gebrachte Einigungs= amt kann von uns in Uebereinstimmung mit dem Verbande sächsischer Arbeitgeber in Chemnitz in dem vorliegenden Falle nicht in Frage kommen, da wir selbst sehr gut in der Lage sind zu beurteilen, daß die fortgesetzten jahrelangen Forderungen, die bisber immer entgegenkommend bewilligt worden sind, nunmehr eine solche Höhe erreicht haben, daß die gesamte heimische Industrie vor die Frage ge⸗ stellt ist, ob sie konkurrenz. und lebensfähig bleiben soll oder nicht.“ Die von dem Professor Dr. Böhmert in den Tagen vom 21. big 23. Dezember gemachten zwei Hauptvergleichsvorschläge, die Arbeits- zeit auf. 109 anstatt auf die gewünschten 10 Stunden herabzusetzen unter Ausscheidung der Lohnfrage aus den früheren Forderungen und das Gewenbegericht als Schiedsgericht anzurufen“, wurden jwar von den Arbeitern günstig aufgenommen, aber von den Unternehmern abgelehnt. Im Verlaufe der Besprechung mit dem Geheimen Rat Dr. Roscher am Vormittag des 4. Januar machten die Arbeiter solgende Vor— schläge, auf deren Annahme seitens der Lohnkommission und der ge— samten Arbeiterschaft sie im Falle einer Einigung mit den Unter nehmern hinwirken würden: „I) An Stelle der bisherigen Arbeitszeit von 11. Stunden tritt zunächst eine 103 stündige Arbeitszeit, und zwar bon 6 bis 12 Uhr Vormittags und von [2 bis 6 Uhr Nachmittags. (Dies sind wöchentlich 62 Arbeitsstunden) Nach Ablauf eines Jahres findet eine Zusammenkunft zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern statt, in der über eine etwaige weitere Abkürzung der Arbeitszeit Be— schluß gefaßt werden soll. 2) In der reinen Arbeitszeit von 106 Standen ist eine Waschzeit hon 5 Minuten vor dem jedesmaligen Ende der Arbeitszeit inbegriffen. 3) An den Sonnabenden ist, wie dies bereits in einigen Betrieben der han war, Nachmittags um 5 Uhr Schluß. Es wird hier vorausg setzt, daß nicht wegen der allgemeinen Verkürzung der Arbeitszeit auf I0z Stunden die Arbeitszeit an den Sonnabenden wieder verlängert werde. 4) Die Festsetzung einer an sich sehr wünschens werten n von 1 Stunde in sämtlichen Be⸗ trieben soll der besonderen Vereinbarung der betreffenden Arbeiter mit ihren Arbeitgebern überlassen werden. ) Der Lohn der Akkordarbeiter wird allgemein um 5 o/ erhöht. 6) Den Arbeitern, die festen Wochen⸗ lohn erhalten, wird der bisherige volle Lohn welter gejahlt. 7) Es wird der Wunsch ausgesprechen, daß in den Fabriken, in denen bisher nur nach „Banden“ oder in anderer Weise der Lohn der Weber berechnet wurde, wenn keine technischen Schwierig⸗ leiten entgegenstehen, allmählich zur Erzielung einkeitlicher Lohn— berechnung die sogenannte Schußuhr eingeführt werde. 8) Maß— legelungen von Arbeitern finden nicht stast. Namentlich sollen die Arbeitgeber versprechen, keine fremden Arbeiter einzustellen, solange noch hlesige, am Kampfe beteiligt gewesene Arbeiter vorhanden sind. 9) Die innerhalb der Zeit des Streikes geschehenen gegenseitigen Be⸗ leidigungen sollen als zurückgenommen betrachtet werden. In der am Nachmittag abgehaltenen Besprechung Roschers mst den Unternehmern, der er diese neun Vorschläge der Arbeiter zu Grunde legte, erklärten die Vertreter der Arbeltgeber einmütig
und entschieden, daß sie die von den Arbeitern aufgestellten Forderungen jetzt weder ganz noch teilweise bewilligen könnten. In dem jetzigen Kampfe handle es sich nicht mehr um die Arbeitszeit und andere Einzel⸗ wünsche, sondern lediglich um eine Machtfrage zwischen den Unter⸗ nehmern und der Sozialdemokratie. Deshalb seien die Unternehmer auch nicht darauf eingegangen, die Sache dem Gewerbegerichte als Einigungsamt vorzulegen. Wollten die Unternehmer den Forderungen der Arbeiter jetzt nachgeben, so würden sehr üble Folgen eintreten. Es würde die Wettbewerbsfähigkeit von Crimmitschau gegenüber den anderen deutschen Orten mit gleicher Industrie, die noch heute fast aug⸗ nahmslos elf Stunden bei meist niedrigeren Löhnen arbeiteten, dadurch schwer beeinträchtigt werden. Erimmitschaus Industrie hahe in neuerer Zeit Schweres erlebt. Während der letzten belden Jahrjehnte seien etwa 40 Firmen des Crimmitschauer Industrie⸗ bezirks eingegangen. (Nach einer vom Königlichen Amtsgerichte in Crimmitschau inzwischen erlangten Uebersicht der Konkurse sind diese Angaben nicht übertrieben, sondern bleiben noch hinter der Wirklichkeit zurück. Denn in den 21 Jahren von 1ssz bis 1803 verfielen innerhalb des Amtsgerichtsbezirks Crimmitschau in Konkurs: 39 Buckstin., und Tuchfabriken, 25 Spinnereien, 3 sonstige Textilbetriebe, 5 Färbereien, 2 Wattefabriken, zusammen also 665 Betriebe der Textilindustrieh Sogar die Bevölkerung der Stadt sei von 23 553 im Jahre 1895 auf 22 810 im Jahre 1900, also um mehr als 700 Seelen gesunken. Die Vigognespinnerei leide seit Jahren unter einem sehr starken Wettbewerbe namentlich Belgien, neuerdings auch Oesterreichs und Italiens. Nach der Reichsstatistit sei infolge diese; Wettbewerbes die Ausfuhr von Vigognegarnen für die Werdau allerdings in noch höherem Maße in Betra l komme, immer mehr zurückgegangen. Im Jahre 1880 habe ste noch 38 000 dz betragen, im Jahre 1901 noch nicht einmal 7000 2. Die Löhne für Andreher, Ausleger, Kremplerinnen und Ausputzer eien in Sachsen um 57 bis 740 0 höher als in der österreichischen
, ,,, dazu komme der Umstand, daß in dem neuen deutschen 30 3 die Zölle auf Baumwollgarne bis Nr. 11, die für die Vigogne⸗ spinneret fast aueschließlich in Betracht kämen, von 12 auf 6 4A herabgesetzt seien. Damit werde für Vigognegarne aus Belgien, Oesterreich und Italien zum Nachteile der deuischen ,, ein sehr günstiger Absatz auf dem deutschen Markt eröffnet. Eine Erfüllung der Forderungen der Arbeiter würde daher für die heimische Vigogne⸗ spinnerei verbängnisvolle Folgen haben. Günstiger sei zwar die Lage der dortigen Weberei. Seit ungefähr sechs Jahren vollziehe sich aber eine Aenderung in der Richtung der Crimmitschauer Weberei, indem die alten Bu s kus mehr und mehr durch Kammgarnstoffe für die Herren und Damenkleiderkonfektion ersetzt würden, die bei außer⸗ gewöhnlich hohen Musterspesen nur einen sehr bescheidenen Gewinn ließen. Die Fortentwicklung der Crimmitschauer Industrie in dieser Richtung werde durch den Streik außerordentlich gestört. Wollte man den Forderungen der sozialdemokratischen Führer jetzt nachgeben, so würde man die Arbeitswilligen dem Terrorismus jener preisgeben. Diese Arbeitswilligen, die gegenwärtig in schwerer Zeit ihre Treue be⸗