1904 / 13 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.

Der ordentliche Professor D. Carl Stange zu Königs⸗ berg Ii. Pr. ist in gleicher Eigenschaft an die (heologische Fakultät der Universikät zu 1 t worden.

Dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Universität zu Halle a. S. Dr. Hans Körner ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen

und Forsten.

Die Oberförsterstelle Sto berau im Regierungsbezirk Breslau ist zum 1. April 1904 anderweit zu besetzen.

Ministerium des Innern.

Der Oberpräsidialrat Dr. jur. Freiherr von Lütz ow ist dem Oberpräsidenten in Stettin zugeteilt worden.

Bekanntmachung.

Alle diejenigen jungen Manner, welche in einem der zum Deutschen Reich gehörigen Staaten heimalsberechtigt und 1) in dem Zeikraum vom 1. Januar bis einschließlich 31. Dezember 1884 geboren sind, . 2) dieses Alter bereits überschritten, aber sich noch nicht

bei einer Ersatzbehörde zur Musterung gestellt,

3) sich zwar gestellt, über ihr Militärverhältnis aber

noch ie endgültige Entscheidung erhalten haben und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes hiesiger Residenz sich aufhalten, werden, soweit sie nicht von der persönlichen Gestellung in diesem Jahre entbunden sind, hierdurch auf Grund des 8 25 der Deutschen Wehrordnung angewiesen: sich behufs ihrer Aufnahme in die Rekru⸗ tierungs-Stammrolle in der Zeit, vom 15. Januar bis 1. Februar d. J. bei dem Königlichen Po lizeileutnant ihres Reviers persönlich zu melden und ihre Gebuxts⸗ oder Tosungsscheine und die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entschei⸗ dungen über ihr Militärverhältnis ent⸗ halten, mit zur Stelle zu bringen.

Die Geburtszeugnisse werden von den Standesämtern ausgestellt. . . ö

Für diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zur Zeit abwesend sind . der Reise begriffene ant, ,,. auf See befindliche Seeleute 2c), haben Die Eltern, Vor⸗ münder, Lehr-, Brot⸗ und Fabrikherren die Anmeldung in der vorbestimmten Art zu bewirken. ; ;

Wer die vorgeschriebene Anmeldung versäumt, wird nach

33 pes Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 mit einer Heldstrafe bis zu 30 6 oder mit Haft bis zu drei Tagen bestraft.

Reklamationen (Anträge auf Zurückstellung bezw. Be⸗ freiung von der Aushebung in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse 5 32 2 a— 8 der Deutschen Wehrorhnung sind bezüglich aller Militärpflichtigen, auch der Einjährig⸗ freiwilligen, vor dem Musterungsgeschäft, spätestens aber im Musterungstermine anzubringen; nach der Musterung ange— brachte Reklamationen, werden nur dann berücksichtigt, wenn die r, ,, 3. denselben erst nach Beendigung des Musterungsgeschüfts entstanden ist.

Berlin, den 10. Januar 1904. .

Die Königlichen Ersatzkommissionen der Aushebungsbezirke Berlin. Frommel.

Aichtamt liches. Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 16. Januar.

Seine Majestät der Kgiser und König hielten gestern vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse Investitur und Kapitel des hohen Ordens vom Schwarzen Adler ab.

Heute mittag nahmen Seine Majestät Marinevorträge entgegen.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen hat nachstehenden Firmen das Hofprädikat gnädigst verliehen:

H. Baniecki, Marineeffekten⸗- und en ge e r. und Fer Frau M. W. J. Lorenzen, Inhaberin der Deli— katessenhandlung in Firma C. Lorenzen, beide in Kiel.

Der Ausschuß des Bundesrats für Zoll- und Steuer⸗ wesen und die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen sowie die vereinigten Ausschüsse für Joll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Laut Meldung des ‚W. T. B.“ ist S. M. S. „Habicht“ am 14. Januar von Kapstadt nach Swakopmund in See

gegangen.

SG. M. S. „Stein“ ist an demselben Tage in Key West

angekommen und geht am 17. d. M. von dort nach Charleston

weiter.

S. M. SS. „Vineta“, „Gazelle“ und .

sind am 14. Januar in Havana , , und gehen am

21. d. M. von dort wieder in See: Orleans, Gazelle, nach Galveston und Falte nach S. N. S. „Panther“ ist am 18. Januar in Port au

Prince angekommen und gestern von dort nach Havana in

See gegangen. er Dampfer „Prinz Heinrich“ mit dem Trangport

der von den Schiffen der ostasiatischen Station abge⸗ lösten Offizleré und Mannschaften ist am 14. Januar in Antwerpen eingetroffen und setzt heute die Reise nach Hamburg fort.

um che ö Staatsanzeiger“

ineta“ nach New obile.

Der heutigen Nummer d. Bl. liegt das Sachregister

Deutschen Reichsanzeiger und Königlich für den Jahrgang 903 bei.

Bayern.

Die Kammer der Reichsräte beriet gestern, wie. W. T. B.“ meldet, den von der Kammer der Abgeordneten angenommenen Antrag des Abg. Müller . betreffend die Entfernung der⸗ jenigen Offiziere und Untero fiziere aus dem Heere, die an Solbatenmißbandlungen mitschuldig find. Die Reichs. räte Freiherr bon Würzburg, Fürst Castell. Castell und von Auer machten gegen den Antrag dieselben Bedenken geltend, die bereits in bem Auzschusse der Kammer der Reichsräte vorgebracht worden waren, die Armee müsse von allen parteipolitischen Ginflüssen frei⸗

halten weren. Bie Fragen der Disziplin unterlägen nur der Ent— en deg obersten Kriegsherrn; Soldatenmißhandlungen seien unter allen Umständen energisch zu bestrafen, aber dies geschehe auch jetzt bereitb. Die Zahl der Mißhandlungen habe nicht zugenommen. Der Kriegsmintster Freiherr von Asch erklärte, daß die Kriegaver⸗ waltung mit oder ohne den Antrag Müller bestrebt sein werde, mit allen ihr zu Gebote stehenden gesetzmäßigen Mitteln dem Umsich⸗ greifen der Soldatenmißhandlungen ener isch entgegenzutreten. Die Rammer beschloß sodann einstimmig, in Erwägung der Erklärungen des Kriegsministers und in der weiteren . daß gegen den Beschluß der Kammer der Abgeordneten sowohl gewichtige rechtliche, als auch formelle Bedenken ,. über den Beschluß der Kammer der Abgeordneten zur Tagesordnung . 2

Den Münchener Neuesten Nachrichten zufolge hat der Reichsrat Graf Moy bei der Kammer der Reichsräte den Antrag gestellt: Die Kammer der Reichsräte wolle beschließen, es sei der Königlichen Staatgreglerung zur Erwägung zu geben, ob nicht im Interesse des religiösen und politischen Friedens eine Aenderung des dem Landtage vorgelegten . dahin vorzunehmen sei, daß das Wablrecht der eistlichen aller Konfessionen aus— geschloffen oder beschränkt werde.

Braunschweig. Der Landtag ist heute, wie „W. T. B.“ meldet, bis zum 25. Februar vertagt worden.

Deutsche Kolonien.

Die letzten aus Swakopmund (Deutsch⸗Südwestafrika) in Berlin eingetroffenen Telegramme melden, wie „W. T. B.“ berichtet, die Bedrohung Otjimbingwes durch Hereros. Auf die Bitte um Unterstützung, die vom Ansiedler von Broen von Kubas aus telegraphisch nach Swakopmund gerichtet worden ist, sind 31 unverheiratete Freiwillige unter dem Leutnant d. R. Laubschat mittels der Eisenbahn nach Karibib entsandt worben, denen IZ0 weltere Mann folgen sollen. In Karibib befinden sich unter dem Stabsarzt Kuhn 58 Reservisten und 30 Pferde. Nach dem Eintreffen Laubschats soll von Karibih aus der Entsatz Otjimbingwes versucht werden. Gemeldet werden weiter die Ermordung des Farmers Lange und Gerüchte von der Er— nordung anderer Weißen, die zwischen Barmen und Otjimbingwe wohnen. In Swakopmund verbleiben 100 waffenfähige Männer. Als Vorsichtsmaßregel sind 500 in und um Swakopmund be⸗ schäftigte Hereroarbeiter auf im Hafen liegenden Schiffen isoliert worden. Ferner wird gemeldet, daß in Dm aruru, dem Stand⸗ ort der zweiten Fzldkompagnie, und in Waterb erg alles ruhig ist und im letzt en Orte 50 Reservisten versammelt sind. Nach⸗ richten von bee, elsn ne gälbw, die nach einer schon gestern wiederg . ben Meldung uf dem Marsche nach QVkahandja die Eisenbahr ation Okasise passtert hat, liegen in Swakopmund nicht vor, ebensowenig solche aus Windhuk. Wegen der unter diesen Umständen a Verstärkung unserer Streit⸗ kräfte im Schutzgehiete soll, wie dem genannten Bureau he⸗ richtet wird, in diesen Tagen den gesetzgebenden Körperschaften eine Vorlage zugehen.

Von der Jola-Tschadsee⸗Grenzexpedition ist eine Meldung des Hauptmanns Glauning vom 26. September v. J. aus Uba eingetroffen, der zufolge die Triangulation bis zur Höhe von Ubä beendigt war. Nach den bisherigen Messungen

rücken sämtliche Grenzorte der Barthschen Route weiter nach

Westen, sodaß Uba, falls sich die Lage von Kuka nicht ebenso nach Westen verschiebt wie die von Yola, in britisches Gediet fallen dürfte. Außer kleineren Zusamwenstößen der Abteilungen des Leutnants von Stephani und des Leutnants Schultze am 15. und 20. September mit den in den Bergen wohnenden Djella⸗ und Pakaheiden war das Verhältnis zur ein⸗ geborenen Bevölkerung ein friedliches. Die Messungen wurden hurch häufige Regen, angeschwollene Flüsse und weithin über⸗ schwemmte Strecken Landes sehr erschwert; bei Dikoa sollen die Straßen zu jener Zeit fast unpassierbar gewesen sein. Trotzdem sofft die Kommission, Anfang November Dikoa und etwa Ende Dezember Kuka zu erreichen. Falls nicht die veränderte Lage von Kuka eine Anschlußtriangulation erforderlich machen sollie, wird die Expedition im Februar oder März nach Fest— legung der Grenzpunkte wiecer in Yola eintreffen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Erzherzog Otto, Höchstwelcher längere Zeit hin⸗ durch unpäßlich war, sich jedoch in den letzten Tagen besser fühlle, ist neuerdings, wie ‚W. T. B.“ berichtet, an Influenza erkrankt.

Im Budgetausschuß der österreichischen Delegation wandte sich gestern bei der Spezialdebatte über das Heeresordinarium der Kriegsminister von Pitreich gegen die unrichtige Auf— fassung, die fein ECxpofs jn Ungarn gefunden babe und betonte, er habe die Armeefragen lediglich vom militärischen Standpunkt aug be⸗ leuchtet; es habe ihm gewiß fern gelegen, die staatsrechtliche Stellung Ungarns und die ungarische Gt. e spracht berühren oder be⸗ einfrächtigen ju wollen. Der Minister erllärte weiter, daß die Richtkenntnis der deutschen Sprache bei der Ernennung von Mannschaften zu Unteroffizieren absolut kein Hindernis fein könne. Bei länger dienenden Unteroffizieren müsse allerdings die Kenntnis der Kemmando⸗ und der Dienstsprache in gewissem Grade auz militärischen Gründen gefordert werden. Der Ausschuß nahm sodann das Heeresordinarium an. .

Im untarischen Unterhause erörterte gestern der Abg. Graf Appon yi die Vorgänge in der österreichischen , , und erhob gegen die Bebauptung Ein spruch, daß der Beschluß bezüglich der Hoheitsrechte in der Absicht gefaßt worden sei, daß diese Rechte auch auf Ungarn ausgedehnt würden. * Redner beanstandete die Auffassung des Kriegeministers binsichtlich der Armee in mehrfacher Richtung und tadelte namentlich, daß der Kriegsminister die Versetzung ungarischer ö. zu ungarischen Regimentern als nur unter sehr großen Be⸗ schränkungen durchführbar erklärt habe. Graf Apponyi bekämpfte ferner die Erklärung des Kriegeministers von der unbedingten Ngt— wendigkeit einer einheitlichen, der deutschen Armeesprache, während die liberale Partei auf, die ungarische Kommando⸗

sprache nur aus Opportunitätsgründen seingrieit verzichtet habe. Der Redner fand, daß zwischen den Erklärungen des Kriegt

lassen.

der liberalen ehe. Wohl habe die sterreichifche Delegation Ursache gehabt, die Erklärungen des Kriegs⸗

ministerz und den programmatischen Forderungen artei ein klaffender ir ef

minifterß mit Belfall auszuzeichnen, dagegen babe der ungarische Reichstag und die ungarische Regierung weniger Ursache, beruhigt zu sein; Graf Apponvi wandte 64 schließlich an die Regierung mit dem Erfuchen, sie moge das Dunkel auf dem Gebiet der Militär— reform durch Taten zerstreuen. Zu den Obstruktionisten gewandt, ermahnte er 1 nicht dem ordentlichen Gange der Gesetzgebung im Wege zu steben, damit die Reformarbest ihren Fortgang nehmen könne. Er versicherte, daß, falls die Regierung nicht die Zusagen, die in ihrem Programm enthalten seien, 5 werde, und falls sie die Reformen nicht im richtigen Geiste verwirklichen werde, er, der Redner, in der ersten Reihe der Kämpfer zu finden fein werde. Ber Ministerpräsident Graf Tisza erklärte, es beständen allerdings Divergenzen jwischen dem ungarischen und dem österreichischen Staatsrecht, und dies sei weiter kein Uebel⸗ stand. Der Versuch, österreichische staatsrechtliche Auffassungen auf das ungarische Staatsrecht zu übertragen, sei allerdings bedenklich, doch sei dies ein vorübergehendes Uebel, da. man sich in Sesterreich überzeugen werde, daß jeber solcher Versuch den Wider— stand dez ganzen ungarischen Volkes herausfordere. Graf Tisza be⸗ konte ferner, daß er keinen Widerspruch zwischen den Erklärungen des Krieggministers und der Auffassung der liberalen Partei finde, da der Kriegsminister aus militärischen und. Zweck— mäßigkeitsgründen, die liberale Partei aus politischen und Zweckmaͤßigkeitsgründen für eine einheitliche deutsche Kommando⸗ sprache eintrete. Sicher sei, daß der Kriegsminister, wie er dies in der gestrigen Sitzung der österreichischen Delegation autz⸗ drücklich erklärt habe, nicht die Absicht gehabt habe, irgendwie gegen die ungarische Verfassung zu verstoßen. . auf der äußersten Linken: Dag ift ein großes Wunder) Es sei nicht von einem Wunder die Rede, der Kriegsminister habe gegenüber dem gegen ihn geschleuderten Borwurf, daß er verfassungswidrig gesprochen habe, dies ausdrücklich erklären müssen. Großbritannien und Irland.

Bei der Ersatzwahl zum Unterhause in Norwich für den verstorbenen Sir Henry Bullard (konservativ) wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern Tillet (liberal mit S576 Stimmen gewählt gegen Wild (konservativy, der Höß Stimmen erhielt; auf den Arbeiterkandidaten Roberts fielen 2444 Stimmen. ö . .

Chamberlain eröffnete gestern in London die erste

Sitzung des auf seine Vergnlassung gebildeten Tarif⸗ ausschusses. Nach einem Rückblick auf die Geschichte, der

letzten 60 Jahre führte Chamberlain nochmals die Gründe für die von ihm vorgeschlagene Reform an und suchte die Politik seiner Gegner lächerlich zu machen. Besonders betonte der Redner, der einträglichste Handel der Engländer sei der mit englischen Untertanen und englischen Besitzungen im Auslande, und dieser Handel . deshalb gefördert werden. In Englands Interesse liege es, die Wohlfahrt der Kolonien so zu steigern, daß sie bessere Lunden des Mutterlandes werden könnten. Das Band der Sympathie, das Kolonien und Mutterland umschlinge, habe seinen Wert, müsse aber noch verstärkt werden durch die Bande der nationalen Interessen, um dadurch eine dauernde Verbindung zu sichern. Der Redner bestritt schließlich, daß irgend ein Tarif aufgestellt werden könne, der, wie seine Gegner behaupteten, den Reichen reicher und den Armen ärmer mache.

Frankreich.

Der Ministerrat erledigte gestern, wie „W. T. B.“ mitteilt, laufende K Später empfing der Minister des Aeußern Belcassé den russischen Botschafter Nelidow, mit dem er eine längere Besprechung hatte.

Die Deputiertenkam mer beriet gestern die Interpellation über die Ergebnisse, welche die Untersuchung über das Einzringen der Polizei in die Pariser Arbeits börse gehabt habe. Die Deputierten Bagnol und Goutant (Sozialisten) tadelten die von der Polizei begangenen Fehler und Gewalttätigketten und griffen den Polzeipräfekten in heftiger Weise an. Der Deputierte Sem bat erhob ebenfalls Einspruch gegen die Provokationen der Polizei und behauptete, nicht von Arbeitern, sondern von augen⸗ scheinlich nicht dem Arbeiterstande angehörigen Herren seien pom Balkon der Aibeitsbörse auf die Polizeibeamten allerlei Gegenstände geschleudert worden. Der Ministerpräsident Com bes erklärte, die Unterfuchung babe ergeben, daß die Polizei in die Börse eingedrungen sei, als von der Börse aus Gegenstände gegen sie geworfen worden seien; die Beamten hätten aber ohne Grund blank gezogen und sich dann zu bedauerlichen Ausschreitun gen hinreißen Wenn die betreffenden Beamten bekannt wären, würden sie bestraft werden, sie seien aber auch durch die Untersuchung nicht bekannt geworden. Das Eindringen der Beamten in die Börse sei nicht vom Polizeipräfekten angeordnet worden. Der Ministerpräsident sprach dann sein Bedauern darüber aus, daß der Polizeipräfe kt es unterlassen habe, in der Sitzung des Pariser Munizipalrat Ein⸗ spruch zu erheben, als die Nationalisten den Minister des Innern an⸗ gegriffen hätten. Der Ministerpräsident schloß, die Regierung habe die Pflicht, überall die Ordnung aufrecht zu erhalten, sie werde aber auch darüber wachen, daß die Polizei ihre Aufgabe mit Klugheit, Takt und Mäßigung erfülle Nachdem noch einige Redner gesprochen hatten, wurden inehrere Tagesordnungen eingebracht; da der Ministeipräsident ich für keine derselben erklärte, wurde die von dem Nationalisten Ferrette beantragte einfache Tagesordnung mit 369 gegen 126 Stimmen angenommen. Die Rechte klatschte lebbaft Beifall, und es ertönten die Rufe: „Hoch das Ministerium Ferrette!“ Der Deputierte Sem bat brachte dann einen Antrag ein, in dem die Regierung er— sfucht wird, die Polizeibeamten zür Beachtung der Gesetze an⸗ zuhalten, die die Ansammlungen und die den Bürgern in dieser Hinsicht gewährleisteten Garantien hetreffen. Der Minister⸗ präͤsident Combes gab zu, daß die Gesetze außer acht gelassen worden seien, als die Polizeibeamten in die Arbeitsbörse ein⸗ 6 seien; die Gesetze würden in Zukunft in jeder Form eobachtet werden. Der Deputierte Ribot (Republikaner) warf der Regierung vor, sie suche sich ihrer Verantwortung zu entziehen und besitze im Innern nicht mehr moralische Autorität als im Auslande. Der Redner forderte den Ministerpräsidenten auf, zu sagen, ob er den Polijcipräfekten Lepine mit seiner Verantwortlichkeit decke oder nicht? Der Deputierte Maujan (Soz) brachte einen Antrag ein, nach dem die Kammer im Vertrauen auf die Regierung von deren Erklärungen Akt nimmt und zur Tagesordnung übergeht. Der Ministerpraͤsident Combes erklärte sich mit diesem An- trage einverstanden und sagte, er werde die Kammer nur mit einer reyublikanischen Mehrheit verlassen. Wenn er bei der vorigen Abstimmung seine Verantwortlichkeit nicht eingesetzt hahe, so sei das geschehen, weil er zwischen der politischen und der taktischen Frage unterscheide. Er müsse eine republikanische Mehrheit haben, oder er werde seine Entlaffung nehmen. Der Antrag Maujan wurde hierauf mit 295 gegen 234 Stimmen angenommen und die Sitzung dann ge— schlossen. Vor der ,,. hatte der Ministerpräsident einigen Deputierten, die ibn darüber befragten, erklärt, er werde den Poltzeipräfekten Lopine auf seinem Posten belassen.

Rußland.

Vorgestern, am russischen Neujahrstage, hielt, wie dem Reuterschen Bureau“ aus St. Petersburg berichtet wird, der Kaiser einen Empfang des diplomatischen Korps im Winter⸗ palast ab. Der Kaiser machte einen Rundgang und richtete an

seden Diplomaten das Wort, mit einzelnen Herren sprach Aller⸗

höchstderselbe längere Zeit. Besonderes . erweckte es, rino näherte

als sih der Kaiser dem japanischen Gesandten und ihn in besonders herzlicher Weise ansprach. Der Kaiser betonte, welch hohen Wert er au

auch für die Zukunft lege, offnung Ausbruck, d eine für beide riedigende Regelung werde erreicht werden. von den Worten des Kaisers tief bewegt.

Me Cormick und sagte, Rußland könne dem kürzlich abgeschlossenen chinesisch- amerikanischen Handelsvertrag keine

Einwände entgegenstellen oder die Wahrnehmung der amerika⸗

nischen Rechte und Interessen in der Mandschurei behindern. Der Kaiser betonte auch den Wunsch nach innigen und herzlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland, die so viele Jahre bestanden hätten, und stellte es mit Entschiedenheit in Abrede, daß Rußland ge⸗ neigt sei, die Entwickelung des amerikanischen Handels zu hemmen. Auf. Erkundigungen nach dem Befinden der Kaiserin erwiderte der Kaiser, daß die Genesung seiner Gemahlin fortschreite; wan hege keinerlei Sorge ihretwegen. Zu den Mitgliedern des diplomatischen Korps im ganzen ge— wendet, sagte der Kaiser: Ich wünsche und beabsichtige, alles, was in meiner Macht steht, dazu zu tun, den Frieden im fernen Osten zu erhalten.

Dasselbe Buregu meldet, die Antwort Japans auf die letzte russische Mitteilung, die dem russischen Gesandten in Tokio Baron Rosen bereits übergeben worden sei, werde von dem japanischen Gesandten in St. Petersburg Kurino in einer zweiten Ausfertigung dem Minister Grafen Lams—⸗ dorff zugestellt werden.

Italien.

Nachdem in der Frage der Form für die Ernennun französischer Bischöfe der Vatikan und die ,, . Regierung sich dahin verständigt haben, daß das Wort „Uobis“ fortfallen solle, wird der Papst, dem Vernehmen des „W. T.. B.“ zufolge, in einem demnächst abzuhaltenden Konsistorium, dessen Datum noch nicht feststeht, die Titulare für mehrere französische Bischofsitze ernennen.

Spanien.

Eine Volksansammlung in Valencia, die gegen die Er⸗ hebung von Oktrois Widerspruch erhob, griff gestern, wie W. T. B.“ berichtet, das Steueramt an und steckte es in Brand, wobei von beiden Seiten Schüsse fielen.

Türkei.

Wie dem Wiener „Telegr⸗Korresp⸗Bureau“ aus Kon— stantinopel berichtet wird, dürfte die Unterzeichnung des Vertrages mit dem italienischen General de Giorg is, die in Rom erfolgen solle, dieser Tage stattfinden. Der russische, französische und englische Gehilfe des Generals de Giorgis sollten heute in Konstantinopel eintreffen, die Vertreter . anderen Mächte würden einige Tage später erwartet.

4 Weder die Pforte noch die Botschaften hätten bisher eine Bestätigung der Serajewoer Nachricht erhalten, daß 4000 Albanesen die Straße von Skutari nach Prizrend abgesperrt hätten, um gegen die Reform der Gendarmerie Widerstand zu leisten.

ö. Der „Agence Havas“ wird gemeldet, daß der Dampfer 58 rel, der russischen Freiwilligenflotte, mit 1209 Mann nach Port Arthur bestimmt, die Dardanellen passiert habe.

Rumänien.

Aus Anlaß des Jahreswechsels erließ der König vor— gestern, wie ‚W. T. B.“ erfährt, einen Tagesbefehly an die Armee, in dem er dieser seinen Dank für ihr Verhalten im vergangenen Jahre ausspricht und dem Wunsche Ausdruck gibt, daß die Armee unerschütterlich auf ihrem Wege weiter wandeln möge, damit Rumänien die hohe Stellung, die es sich durch Fleiß und Opfer errungen, behaupten könne. .

Schweden und Norwegen.

. Der schwedische Reichstag ist, nach einer Meldung des W. T. B. aus Stockholm, gestern zusammengetreten; der bisherige Präsident und die Vizepräsidenten wurden vom König wiederernannt.

Amerika.

Aumus Washington berichtet das „Reutersche Bureau“, der Staatssekretär Hay und der russische Botschafter Graf Fassini hätten gestern eine lange, beide Teile zufriedenstellende Besprechung im Staatsdepartement über die Lage in Ostasien gehabt. Graf Cassini habe wiederum dem Staatssekretär nach⸗ drücklich die Versicherung gegeben, daß die Vertragsrechte der Ver⸗ einigten Staaten in der Mandschurei bei jeder Eventualität würden geachtet werden, da Rußland glaube, daß deren Inter⸗ essen dort ausschließlich kommerzielle seien.

Demselben Bureau wird ferner aus Washington tele— graphiert, dem Staatsdepartement sei aus Japan berichtet worden, daß dort außerordentlich eifrig Kriegsvorberei⸗— tungen befrieben würden. Weitere dem Staatsdepartement sugegangene Meldungen besagten, während Rußland den Wunsch der Erhaltung des Friedens an den Tag lege, bleibe seine Stellung wenigstens im Prinzip unverändert. Rußland zeige sich nicht geneigt, den japanischen Vorschlägen nachzugeben.

Aus Montevideo verlautet vom gestrigen Tage gerücht⸗ weise, daß ein ernstes Gefecht zwischen den Regierungs⸗ truppen und den Aufständischen stattgefunden habe, wobei letztere starke Verluste erlitten hätten.

Asien.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Peking: wie der kritische Konsul in Niutschwang berichte, konzentrierten sich die zussischen Truppen in Ligojang, Haitschey und gaschttschig. Von diesen Punkten aus werde Rußland in er Lage sein, das Gebiet zwischen dem Ligofluß und der roten Mauer in Besitz zu nehmen und sich der Strecke Niutschwang⸗Schanhaikwan der chinesischen Eisenbahn zu be⸗ mächtigen.

Dasselbe Bureau erfährt, die Fahrten der Nippon Jusen Kaisha (Japanische Dampfschiffgesellschaft) seien ein⸗ gestellt worden. Der Dampfer „Tamba Maru“ sei tele⸗ graphisch in Singapore angehalten und angewiesen worden, . Japan zurückzukehren. Die japanische Regierung habe ie beiden schnellsten Schiffe der c i uf gechartert.

gute nachbarliche Be⸗ ziehungen zu Japan, nicht nur für die Gegenwart, sondern und gab der unerschütterlichen

f Nationen be⸗

Kurino war Dann richtete der Kaiser das Wort an den amerikanischen Botschafter

sich horstellt. wohldurchdachten durchkreuzen für den Vorschlag des Präsidiums 0 starke Uebereilung brauchen wir doch nicht, daß wir ung gerade am Beginn einer neuen Legislaturperiode eine solche Hetzarbeit auferlegen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage. 6. ö

Die heutige (.) Sitzung des Herrenhauses er⸗ öffnete in Anwesenheit n Mitglieder des Staats⸗ ministeriums und seines Präsidenten, Reichskanzlers Grafen von Bülow, der bisherige Erste Vizepräsident Freiherr von Manteuffel in Vertretung des Firn zu Wied auf Grund der Geschäftsordnung.

Er gedachte zunächst des vielgeliebten Landesherrn, der den Land— tag, heute in voller Frische und Rüstigkeit eröffnet habe. Er, der Präsident, hahe Seiner Majestät am Neujahrstag die Glück wünsche des Hauses dargebracht, und Seine Majestät habe dem Hause gleichfalls Seine Wünsche übermitteln lassen. Der Präsident syrach dann den Wunsch aus, daß in dem neuen, schönen Hause der alte Geist unverbrüchlicher Treue und Liebe zum angestammten Nrr scherhause und zum Vaterlande herrschen möge, wie in dem alten. Der Präsident brachte ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in das das Haus begeistert einstimmte.

Sodann ergriff der Präsident des Staatsministeriums Reichskanzler Graf von Bülow das Wort, um . seiner⸗ seits in Anknüpfung an die Begrüßung des Fürsten zu Hohenlohe bei der Eröffnung des neuen Gebäudes fur das Abgeordnetenhaus die Erwartung auszusprechen, daß das Herrenhaus in alt⸗ bewährtem Patriotismus das Staatsministerium zum Wohl des Vaterlandes unterstützen möge.

(Schluß des Blattes.

Die heutige (L) Sitzung des Hauses der Ab— geordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, eröffnete der Abg. Scaffn er (nl. als Alterspräsident mit folgenden Worten:

Nach § l unserer Geschäftsordnung tritt das Haus bei Beginn einer neuen Legislaturperiode unter dem Vorsitz seines ältesten Mit. gliedes zusammen. Das Amt des Alterspräsidenten kann jedoch

von dem ältesten Mitgliede auf das naächstälteste übertragen werden. Der Aelteste kunter unt ist der Abg. Dr. .

Er hat von seinem Rechte Gebrauch gemacht und das ibm zukommende Amt auf mich übertragen. Herr Kollege Dr. Szuman ist am 3. Februar 1822 und ich bin am 25. Februar 1822 geboren. Ich frage, ob, einer bon Ihnen älter ist als wir beide, (Pause.) Das scheint nicht der Fall zu sein. Ich übernehme also hiermit das Amt des Alterspräsidenten.

1 Unserem patriotischen Gefüble folgend und ngch der guten alten Sitte dieseg Hauses wenden sich unsere Gedanken beim Eintritt n unsere Geschäfte auf das Oberhaupt, und die Krone unseres Landes, unseren erhabenen Landesvater. (Die Mitglieder erheben sich.) Bange Sorge hat viele Wochen hindurch alle Preußenherzen erfüllt um die Gesundheit unseres verehrten und geliebten Kaisers und Königs. Heute nun sind wir in der glücklichen Lage gewesen, mit eigenen Augen zu seben, mit eigenen Ohren zu hören, daß die schlimmen und nieder⸗ Nückenden Befürchtungen keinen Grund mehr haben, daß Seine Majestät die alte Frische und Gesundheit wieder erlangt haben. Gott dem , , sei Dank für diese gnadenbringende Fügung. Möge auch Seiner Majestät unserm Allergnädigsten Kaiser und König eine lange, gesegnete Regierung beschieden fein bei steter Gesundheit, gei⸗ stiger und körperlicher Frische und Rüstigkeit bis in Sein höchstes Alter hinein zum Wohle Seines Volkes und jzum Heile des Vaterlandes. Das walte Gott in Gnaden! Kebhafter Beifall) Wir können mit befreiten und freudigem Gemüt das alte Gelöbnis der Treue gegen unseren König erneuern, indem wir uns zu dem Rufe vereinigen: Seine Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster König und Herr *; F 8 1 ; ] ,. D, De . Wilhelm 1I., Er lebe hoch! hoch! hoch! (Die Anwesenden stimmen dreimal lebhaft in den Ruf ein.)

Wir schreiten nunmehr zur vorläufigen Konstituterung des hohen Hauses. Zu vorläufigen Schriftführern ernenne ich die Herren Ab— geordneten von Bockelberg, von =. Dr. Iderhoff und Jürgensen. In der heutigen Sitzung ersuche ich den Herrn Abg. von Bockelberg die Rednerliste, und Herrn von Hagen, das Protokoll zu führen. .

Mit schmerzlichem Bedauern habe ich dem Hause eine Todesanzeige zu machen. Der Herr Abg. von Glebocki, Vertreter des Wahlkreises Schrimm⸗Schroda⸗Wreschen, ist am 2X. November 1903 also kurz nach seiner Wiederwahl, im Alter von nur 47 Jahren durch den Tod dahingerafft worden. Er hat dem Hause zehn Jahre lang angehört und an den Geschäften lebhaften Anteil genommen. Ich ersuche Sie, sich zu Ehren des Entschlafenen von den Sitzen zu erheben. (Dies geschieht.)

Nach Artikel 1094 der Verfassungsurkunde haben die Mitglieder des Hauses Seiner Majestät dem König den Eid der Treue und des Gehorsams zu leisten und die gewissenhafte Beobachtung der Ver— fassungsurkunde zu beschwören. Soweit die Herren dies in früberen Aemtern noch nicht getan haben, wird ihnen in der nächsten Zeit dazu Gelegenheit gegeben werden. Ich bemerke dabei, daß nach unserer Geschäftsordnung die Weigerung, diesen Eid zu leisten, die Befugnis ausschließt, einen Sitz im Hause einzunehmen. Es sind bis jetzt in das Haus 363 Mitglieder eingetreten, die in 7 Ab— teilungen zu verlosen wären. Ich schlage vor, die Verlosung in der bis jetzt üblichen Weise durch die Schrififührer vornehmen zu lassen. Widerspruch hiergegen erhebt sich nicht, es wird so erfahren werden. Die endgültige Konstituierung des Hauses kann erst erfolgen, wenn die Wahl von mindestens 217 Mitgliedern als gültig fest⸗ gestellt ist. Ich berufe die Abteilungen auf Monkagvor⸗ mittag 11 Uhr zur Konstituierung und zur Mandatprüfung ein, und ich schlage vor die nächste Sitzung am Dienzztagvormittag 11 Uhr mit folgender Tagegordnung abmihalten: Wahl des Präsidiums und 3 von Vorlagen der Königlichen Staatsregierung.

Abg. Dr von Heyzebrand und der La sa (kons5: Ich möchte zur Erwägung anheimgeben, ob es nicht vielleicht zweck—

3 ist, die nächste Sitzung bereits am Montagnachmittag 2. Uhr abzuhalten, sodaß es ung ermöglicht würde, au diesen Tag auszunutzen Wenn schon heute nachmittag der

Seniorenkonvent die Abteilungsvorsitzenden benennen würde und bis Montag um p10 Uhr die Namen dem Bureau mitgeteilt sein würden, so wäre es möglich, daß bis 2 Uhr eine beschlußfähige Zahl von Mandaten geprüft sein könnte, und dann würden wir um 2 Uhr eine Sitzung abhalten können. Wir sind ja außerordentlich spãt einberufen; Und wenn wir uns nicht überarbeiten wollen, um den Etat rechtzeitig fertigzustellen, so müssen wir bald beginnen.

Abg. von Eynern (nl): Der Vorschlag des Kollegen von Heyde brand hat ja anscheinend etwas für sich, aber ich glaube doch, daß die Arbeiten der Wahlprüfungskommission sich nicht in so leichter Weise mgchen lassen werden, wie der Herr Abgeordnete es Jedenfalls bin ich nicht der Meinung, daß wir die en Dispositionen des Praäsidiums in dieser Weise sollen. Es sind vielleicht noch andere Gründe maßgebend gewesen. Eine

Alterspräsident Schaffner bielt seinen Vorschlag aufrecht, die

nächste Sitzung am Dienstag um 11 Uhr abzuhalten, ließ jedoch das Haut . abstimmen. .

Für den Vorschlag des Abg. von Heydebrand stimmte

nur der größere Teil der Konservativen; er wurde also ab⸗ gelehnt.

Schluß 12,½ Uhr. Nächste Sißung: Dienstag, 11 Uhr.

(Wahl des Präsidiums und der Schriftführer; Entgegennahme von Vorlagen der Königlichen Staatsregierung.)

dauert.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Drahtzieher bei den Westfält Drabtwerken in Langendreer endete, der Rhe⸗Westf. 6 zufolge, nach jähriger Dauer mit der Niederlage der Arbeiter. Im 15. Oktober waren sämtliche Drahtzieher des Werkes in den Ausstand getreten, weil die Verwaltung dem Vorsitzenden des Ortsvereing des , . e,. und ihn nicht wieder ein⸗

e atte. ie Verwaltung hat i ä ĩ irate ki. . . g sich bereit erklärt, die verheirateten er Ausstand der Hafenarbeiter in Stockholm, de r D,, gedauert hat, ö. wie W. T. B.“ meldet, gestern .

Kunst und Wissenschaft.

Nach dem amtlichen Bericht aus den Königlichen Kunstsamm⸗ lungen hat im dritten Vierteljahr des verflossenen Jahres die Gemzldegalerie vom Kaiser Friedrich ⸗Museumsverein das Bild von Geertgen Tot St. Jans mit der Darstellung des Täufers Johannes, das auf der Brügger Ausstellung 1902 bekannt wurde überneęmmen. ;

Die Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse erwarb mehrere Bildwerke der italienischen Frübrenaissance, nämlich: Die Bron zestatuette einer sitzenden, schlafenden e . von Andrea Riccio. Das Stück ist ein besonders schöner, prachtvoll patinierter Guß eines sonst nicht bekannten Modells, das wahrscheinlich als Gegenstöck zu der Statuette eines sitzenden flötespielenden Satyrs erfunden ist, von 9 das ig bekannte Eremplar sich in Oxford befindet; die

armorstatue des Königs David, eine florentinische Arbeit aus der Zeit des Uebergangs vom XIV. zum XV. Jahrhundert; das alt bemalte Terratottarel ie einer figurenreichen Kreuzigung in der alten gothischen Rahmung, mit vielen dramatisch bewegten Gestalten.

Die Vasensammlung des Antigugriums wurde durch antike Gefäße aus Korinth, Oreos, Theben, Athen, Böotien, Attika Piräus,. Anthedon. Rugge bei Lecce, Faleril, S. Maria di Capua, Kleinasien und Unterägypten vermehrt; auch die Sam mung der Terrakoetten konnte durch Stücke aus Herakleion, Amorgos Epiros u a. bereichert werden. ;

Für dag Kupferstichkabinett wurden Radierungen und Stiche von Jacob Binck, Dirk van Star, Lucas van Leyden, Jan Livens und Gillis Neyts angekauft, ferner Holischnitte der deutfchen Schule aus ,,. . . lind besonders mehrere Blätter

ucas Cranach sowie Zeichnungen b ü 1d Nic n s gen von Albrecht Dürer und Nicolaus

Die Werke neuerer Kunst wurden u. a. durch Kupferstiche und

Radierungen von Max Klinger, Leibl, Laboschin, Märvon und James Mac Neil Whistler vermehrt. . . Dem Münzkabinett haben Seine Majestät der Kaiser und König ein Bronzeexemplar der gelegentlich der Einweibung des Christusportales der Kathedralkirche in Metz ausgegebenen Medajssse geschenkt. 3

Durch das Entgegenkommen einer Anzahl Freunde der Museen und einen namhaften Beitrag, den Fräulein Flise Königs als Geschenk überwies, ist es möglich geworden, dem Münzkabinett die Erwerbung von fünf. Goldmedaillons zu sichern, die angeblich aus einem im Jahre 1902 bei Abukir gemachten Funde stammen. Das Nün ferinett gelangt damit in den Besitz einer durch Prägung bergestellten Gettung von Medaillen, die bisber nur durch die berühmten drei Pariser Gold⸗ medaillons aus dem Funde von Tarsus bekannt war. Diese in jeder Bejiehung merkwürdigen Medaillons gehören gleich anderen mit ihnen zusammen gefundenen ähnlichen Stücken zu den größten Prägungen, welche uns aus dem Altertum erhalten sind: ihr Jurchmesser beträgt 48 bis 60 mm, das Gewicht schwankt zwischen 65 und 112 g. Wie Herr Mowat in Paris jetzt nachgewiesen hat, waren sie dazu bestimmt, als Preismedaillen an die⸗ jenigen verteilt zu werden, die in den zu Ehren Alexanders des Großen unter Faiser Gordianus 1II. veranstalteten Otympischen Spielen als Sieger hervorgingen. Ihre Darstellungen beziehen sich denn auch fast alle auf den siegreichen Makedonier und sein Haus. Drei eigen das Porträt des Königs in verschiedener Auffassung einmal als nach vorn gewendetes Brustbild im Waffenschmuck aber barhäuptig mit wallendem Haar, während die Rũckseiten mit Var⸗ stellungen der , , geschmückt sind. Auf dem vierten erscheint ein zartes Frauenbild, durch Zepter und Schleier als Königin ge⸗ kennzeichnet, ohne Zweifel Olympias, die Mutter ällexanderg; die Kehrseite stellt eine Nereide dar, die auf dem Rücken eines prächtig ge⸗ zeichneten Seestiers sitzend, über das Meer getragen wird. Auf dem fünften Medaillon ist einerseits ein wundervolles Brustbild des Kaisers Caracalla im Panzer mit geschultertem Speer dargestellt, andererseits die Siegesgöttin, wie sie dem jugendlichen Alexander Helm und Schild überreicht. .

Der gesamte Zuwachs beträgt 5 griechische, 2 mittelalterlich 6 neuzeitliche Münzen, 8 Medaillen und 4 Stempel. .

Der ägrptischen Abteilung haben die in der Totenstadt

des beutigen Abusir el⸗mäläg und in den Schutthügeln von Eschmunsn unternommenen Ausgrabungen außer der Ausbeute an Papyrus und papyrushaltiger Kartonnage auch der Sammlung ägvptischer Alter⸗ tümer manchen schönen Zuwachs gebracht. Dag Hauptstück ist die fein ausgeführte und bis auf Kleinigkeiten vortrefflich erhaltene Holz⸗ figur eines stehenden, unbekleideten Mädchens. Die rechte Hand hat das reiche Haar zurückgeschoben und spielt an dem großen Ohrgehänge, die linke, die vor der Brust ruht, trägt ein Kätzchen, dessen Schwanz lang her⸗ unterbängt. Das hübsche Figuͤrchen ist eine Arbeit der 18. Dynastie (um 1500 v. Chr.) und diente als Griff eines Handspiegels. Die Verbindung mit der jetzt fehlenden bronzenen Spiegelplaite bildete der Salbkegel ', den das Mädchen nach der Sitte der Zeit auf dem Kopfe trägt. Ein Büchschen für Augenschminke mitsamt dem Schmink⸗ griffel ist bei der Figur gefunden. Aus der großen Anzabl von Särgen, die zumeist etwa den Jahrhunderten um Christi Geburt ent- stammen, ist ein Teil dadurch merkwürdig, daß sie recht deutlich den Zustand der Verwilderung zeigen, in dem sich damals das Handwerk der ägvptischen Sargfabrikanten befand. In anderer Weise inter⸗ essant sind zwei Särge, deren Deckel das Stuckbild des Verstorbenen in der Tracht der Lebenden zeigt. Die vorderasiatische Abteilung verdankt eine hervor⸗ ragende Bereicherung ihrer Sammlungen der Generalverwaltung des Louvre, die ihr einen Gipsabguß der berübmten Gesetzesstele Sanma⸗ rabis als Geschenk übersandte. Ferner schenkte Herr Professor Dr. Moritz in Kairo eine von ihm in Gebsl aufgefundene phönizische Tonlampe. Erworhen wurden 261 meist, altbabplonische Tontafeln, unter ihnen je ein Kontrakt aus der Zeit des Kossäerkönigs Bitiliazu und des Königs Sanherib. Die Photographiensammlung wurde durch Auf— nahmen von den Ausgrabung tãtten und den Funden der babyloni- schen r, . die Bibliothek durch Geschenke wiederum beträchtli h vermehrt.

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Die gegenwärtige Ausstellung bei Eduard Schulte mit

den Werken von Gust. Schönleber, Henry Caro⸗Delvaille, H. H.

La Thangue, G. Jeanniot, Maurice Wagemans, Doésirs Lucas ꝛc.

wird am 22. d. M. geschlossen.

Im Residenzschlosse zu Dresden wurde heute vormittag,

wie W. T. B. meldet, die von Ihrer Majestät der Königin

Witwe wveranstaltete Porträtausstellung eröffnet, die mit seltenen Bildnissen namhafter Künstler reich beschickt ist und 11 Tage Der Erlös soll wohltätigen Zwecken dienen.

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