1904 / 16 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Die Freinaurervereinigung hielt gestern eine Ver⸗ sammlung ab, in der . die Ausweisung des deutschen . neten Delsor Einspruch erhoben wurde.

Schweden und Norwegen.

Der schwedische Reichstag ist 66 wie W. T. B. meldet, feierlich eröffnet worden. In der hronrede wird hervor⸗ gehoben, daß Unterbandlungen mit einielnen Mächten über den Ab⸗ schluß von Schiedsgerichtsverträgen angeknüpft seien. Ferner werden neue derartige erhandlungen mit anderen Mächten an⸗

gekündigt. Was die Konsulatsfrage betrifft, so wird in der Thronrede die. Hoffnung aus esprochen, daß es den Mitgliedern des schwedisch⸗ norwegischen Staatzrats gelingen

möge, eine beiderseits zufriedenstellende Loösung zu finden. Ferner wird ein Gesetz entwurf über die Erweiterung des politischen Stimm rechts angekündigt; es soll das allgemeine timmrecht als Grundlage dienen, wobei die Bedingung gestellt wird, daß Staats- und Kommunalsteuern gejahlt werden. Es wird vorgeschlagen, das System der Proportionalwahlen einzufübren. Schließlich werden Gesetzentwürfe über die Fortführung der Stagtabahnen bis zur Grenje Finnlands und über Staatsbeiträge zur Errichtung von Arbeiter⸗

heimen angekündigt. . .

Das gestern vorgelegte Budget weist an Einnahmen 178 Millionen Kronen, an Ausgaben 189 Millionen Kronen. auf, wobon 11 Millionen durch Anleihe gedeckt werden sollen. Die elf Millionen find für den Ankauf von Cisenbahnmaterial und den Bau von Gisenbahnen von Göteborg nach Skee und von Morjaen nach Karungi an der finnischen Grenze bestimmt.

Amerika.

Aus Buenos Aires meldet die „Agence Havas“, einem Telegramm aus Montevideo zufolge abe bei Illescas ein blutiger Kampf zwischen den Regierungstruppen und den Äufständischen siattgefunden. Letztere seien ge⸗ schlagen worden. Sie hätten gute Stellungen innegehabt, aber zu den Regierungstruppen gestoßene Verstärkungen und die Mitrailleusen' hätten sie zum Rückzuge gezwungen. Ein anderer Kampf solle bei Menk? villagra sic rreignet haben. Es heiße, der Befehlshaber der Aufständischen Aparicio Saravia sei am Bein verwundet worden. Der General Muniz verfolge die Aufständischen lebhaft.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Kalkutta vom gestrigen Tage sind in Indien Nachrichten eingelaufen, nach denen sich 30900 bis 4000 Tibetaner etwa vierzig Meilen von Phari entfernt angesammelt hätten. Der Ausbruch von Feindseligkeiten sei sehr wahrscheinlich. Der Gesundheitszustand der englischen Truppen sei andauernd gut, trotzdjem Nachts 50 Grad (Fahrenheit) Kälte herrschten.

In Peking eingetroffene Missionsberichte melden, daß der Prinz Tuan ernsilich erkrankt und Tungfuhsiang gestorben sei. . .

Aus , wird der Londoner „Daily Mail“ telegraphiert: der Vizekönig in Nanking Wei bereite die Ent—⸗ sendung von 10 000 Mann chinesischer Truppen nach dem Rorden vor; die ersten 5000 Mann sollten im Februar ab⸗ gehen. Der Vizekönig habe auch von Japan für eine Million Tasls Gewehre gekauft; auch die Vizekönige und Gouverneure in den anderen Küstenprovinzen machten in Japan große Be— stellungen von Gewehren und Schießbedarf. .

. dasselbe Blatt aus Tokio meldet, berief der japanische Finanzminister gestern die Leiter der hervor⸗ ragendsten Bankfirmen zu einer Besprechung; später erließ der Minister besondere auf die gegenwärtige Lage bezügliche An⸗ ordnungen.

Der „Russischen Telegraphenagentur« wird aus Port Arthur mitgeteilt, es sei aus Söul die Meldung eingetroffen, daß dort eine beunruhigende Stimmung herrsche. Man befürchte den Ausbruch einer antieuropäischen Bewegung. Zur Ver⸗ stärkung des Schutzes der diplomatischen Missionen seien dort außer dem russischen auch ein amerikanisches, ein englisches und ein italienisches Detachement eingetroffen; ein deutsches und ein französisches würden erwartet. Japan solle über 600 Soldaten in den Kasernen und über 3000 in den Dörfern verteilte ver⸗ kleidete Soldaten verfügen. Eine bedeutende Zahl , . Koreaner gehöre der antieuropäischen Partei an und stehe unter dem Einfluß der Japaner.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Manila gemeldet: das asiatische Schlachtschiffgeschwader der Ver⸗ einigten Staaten sei gestern dort eingetroffen; die durch⸗ schnittliche Geschwindigkeit auf der Fahrt des Geschwaders habe über zwölf Knoten betragen. Die Kreuzer würden heute erwartet. Wenn alle Schiffe eingetroffen sein würden, sollten sie Befehl erhalten, nach Olongampho (Yongampho 2) zu gehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tags und der Bericht über die gestrige Sitzung des Herren⸗ hau fes befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (14) Sitzung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Graf von Bülow, der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Staatsminister, Admiral von Tirpitz, der Kriegsminister, Generalleutnant von Einem, der Staatesekretär des Üuswärtigen Amts Dr. Freiherr von Richthofen und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Dr. Freiherr von Stengel beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die erste Beratung des . wegen Feststellung eines Nachtrags zum eichshaushaltsetat für 1903 (1 56 000 6 in Verbindung mit dem Entwurf eines Gesetzes wegen Festslellung eines Nachtrags zum Haus haltsetat ö die Schutzgebiete für 1903, einer Ergänzung

es dem Reichstage vorliegenden Entwurfs des Reichshaus⸗

haltsetats für 1904 (i 325 009) und einer Ergänzung des dem Reichstage vorliegenden Entwurfs des Haushaltsetats für die Schutzgebiete für 1904.

Das Wort nimmt zuerst der

Direktor der Kolonialabteilung deß Auswärtigen Amts. Dr. Stube: Im Anschluß an die gestrige Erklärung des Herrn Neichs fanzlers möchte ich Ihnen einige Mitteilungen machen über den Auf⸗ siand, der im Schutzgebiete von Südwestafrika ausgebrochen ist. Nähere Berichte über den Aufstand. liegen noch nicht vor, (Der Redner verbreitet fich über diesen Aufstand, seine Ausführungen

nd aber nur zum Teil auf der Journalistentribüne verständlich) je ersten Nachrichten über den Aufstand der Bondelzwarts rühren aus dem Monat November her. Am 20. und 21. November hatte ein Gefecht stattgefunden, in dem die Schwarzen zurückgeworfen wurden. Nach neueren Nachrichten ist nicht daran ju 1 daß in der Zeit jzwischen dem 6. und 10. Januar der Aufstand der

Bondeljwarts ein Ende gefunden bat. Gleichzeitig mit diesen Nach⸗ richten kamen die ersten Alarmnachrichten aus dem zentralen Teil. Aus Windbuk kamen am 11. und 12. d. Mts. Telegramme, nach denen die Fereros Olahandia beseßt hätten, und daß die Eisenbahn⸗

und Telegrapbenverbindung nach Windhuk unterbrochen sei. Auch die Verbindung jwischen Okahandja und Swakopmund war unterbrochen, wir bekamen nur noch direkte . aus Swakopmund, Unmittelbar nach dem Eintreffen der Telegramme aus Windhuk ist von Swakopmund eine Ersatzkolonne für Okahandja mit der Eisenbahn entsendet worden. Wie weit diese Kolonne befoͤrdert worden ist, ist unt nicht bekannt. Von Karibib ist eine Entsetzung von Otimbingwe versucht worden. In den letzten Tagen ist eine Verstärkung ah, , worden, um namentlich die Eifenbahnstation Karibib zu decken. iese ist in einen verteidigungsfähigen Zustand versetzt worden. Weiter war gemeldet, daß an der nördlichen Grenze des Hererogebiett allez ruhig sei, aber nach einem heutigen Telegramm soll auch dort ein Ort inzwischen belagert sein. Wenn bei dem letzten Gefecht die Gingeborenen in Tropenuniformen angetroffen sind, so stammen diese Uniformen aus dem geplünderten Magazin in Johann Albrechts. Höhe. Der Stellvertreter des Gouverneurs, hielt die Entsendung eines Bataillons mit bespannter . für notwendig, Nach einem anderen Telegramm eines Oberrichters ist die Lage Okahandjas sehr ernst. Um Ihnen über die Größe der Gefahr eine Vorstellung zu geben, möchte ich Ihnen einige Zahlen mitteilen. Die gesamte Be⸗ bölkerung des Schutzgebiets betragt 4650 Köpfe, die vom Aufstand betroffenen Benirke zahlen 1830 Seelen, davon 1542 Weiße. In den drei Bezirken gibt es 216 Ansiedler und Farmer. An größeren Orten sind vorhanden: Groß⸗Windhuk, Klein Windhuk, Karibib, Okahandja, Smaruru, Otimbingwe. In den drei Benken befinden sich 17 800 Stück Rindvieh, 56 909 Stück Kleinvieh und über 1006 Pferde, Die Urfachen des Aufstandes sind darauf zurückzuführen, daß die Ein · geborenen die . vor der Olkupation nicht pergessen können, in der sie in vollkommener Ungebundenheit und Zügellosigkeit lebten. Als die Deutschen ins Land kamen, betrachteten sie sie als geeignete Bundesgenossen gegenüber den Witbois, aber schon 1886 am es zu einem partiellen Aufstand. Dicher wurde nieder⸗ gebrochen, und die beiden Rädelsführer wurden in Okahandja jum Tode berurteilt und erschossen. Der Hauptstamm der Hereros hat sich da⸗ mals durchaus loval benommen, es lag also nicht der mindeste Grund vor, an der Friedfertigkeit der Hereros zu jweifeln. Immerhin blieben die Hereros Gegner der, staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung, die wir ihnen, doch beibringen mußten. Bazu kam, daß nach dem Bau von Eisenbahnen eine große Anzahl der Farmen links und rechts dieser Bahnen in die Hände der Weißen übergegangen sind, und daß die wirtschaftliche Selbständigkeit der Hereros durch Kauf. verträge vielfach eingeschränkt wurde. Es liegen hier vielfach widerstreitende Interessen vor. Es wurde schließlich wenigstens für solche Kaufverträge eine kurze. Verjährungsfrist eingeführt. Alle diefe Beweggründe haben Aufstandsgelüste hervorgerufen. Vielleicht haben auch falsche Nachrichten über Niederlagen der Weißen zu dem Aufstande beigetragen. Ob der Aufstand lange Zeit vorbereitet war, kann man nicht genau sagen. Symptomatisch sst, daß eine größere Anzahl von Eingeborenen, die in den PHlinen bon Trankvaal als Arbeiter beschäftigt waren, bei der Nach- ficht von dem Bondelzwartzagufstande zurückkehrten, um sich an der Erhebung zu beteiligen. Die Missionare waren vollkommen im Ungewissen über die Möglichkeit einer solchen Erhebung gewesen. Gin Farmer, der seit 12 Jahren im Schutge biet gelebt hat, berichtete ung, er sei ganz sprachlos über den Aufstand, er begreife nicht, wie die Leute die Sache so lange hätten geheim halten können. Wenn der Aufstand so überraschend gekommen ist, so kann auch von einer Verantwortung unsererseits kaum die Rede sein. Auch unter diesen traurigen Umständen haben sich wieder die Eisen⸗ ahnen in Südwestafrika als yon großem Wert bewiesen. Die Opergtions. bafis ist mit Hilfe der Eisen ahnen bis in die Mitte des Landes vorgerückt worden. eitere Operationen werden hauptsächlich die Weder herstellung der zerstörten Bahn zum Zwecke haben. Zunächst gilt es nun, den Bedrohten Hilfe ju bringen, und dazu soll vor allem das Bataillon Marineinfanterie dienen, das ohne jeden Verzug am nächsten Donnerstag die Ausreise antreten soll. Es er= wächst aber aus dem gleichzeitigen Aufstande der Bondelzwarts und der Hereros die zwingende Notwendigkeit einer Entwaffnung der Eingeborenen. Dazu ist eine Verstärkung der Schutztruppe durchaus notwendig. Es handelt sich jedoch bierbei nur um eine vorüber gehende Verstärkung bis die Pacificierung des Landes durch die Ent⸗ waffnung der Eingeborenen herbeigeführt ist. Die geforderten Maß⸗ nahmen“ dienen zu Gunsten Südwestafrikas und unserer ganzen Kolonialpolitik.

Abg. Dr. Spabn GSentr, auf der Tribüne schwer veiständlich;: Ich glaube, daß das ganze Haus darin einig ist, daß die geforderten Maßnahmen notwendig sind. Ich will dem Herrn Kolonialdirektor und seiner Verwaltung keinen Vorwurf daraus machen, daß er nicht schon früher Kenntnis von der Tage gehabt hat. Aber nach einem Artikel der Frankfurter Zeitung“ von 6 früh ist der Aufstand schon längst vorbereitet, und dort werden auch abweichende Gründe für sein, Ausbrechen beige⸗ bracht. Es wird dort angegeben, daß die Beitreibung der Schulten pon den Hereros mit größter Schärfe seitens der Händler erfolgt. Der gegenwärtige Augenblick ist aber nicht dazu angetan, darüber nähere Erörterungen anzustellen. Was die geschäftliche Behandlung des Rachtragsetats anbetrifft, so handelt es sich um einen Nachtrag für das laufende Jahr und einen für 1904. Es hat;, gar lein Be- denken, den Nachtrag für das laufende Jahr auf Grund der uns gegebenen Auskünfte sogleich in zwei Lesungen zu erledigen.

(Schluß des Blattes.)

Die heutige (2) Sißnng des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein beiwohnten, eröffnete der Alters präsident Schaffner mit der Mitteilung, daß 424 Wahlen von den Äbteilungen geprüft worden, daß Anfechtungen derselben bisher nicht eingegangen und diese Wahlen daher vorläufig als gültig anzusehen sind.

Auf der Tagesordnung stand zunächst die Wahl des räsidenten, der beiden Vizepräsidenten und der chriftführer.

Abg. Stengel ffreikens, zur Geschäftsordnung): Von ver. schiedenen Seiten des Hauses ist der Wunsch geäußert, die Wahl des Praͤsidiums wieder durch Zuruf vorzunehmen. Es ist allerdings etwas ungewöhnlich, diesen Wahlmodus am Beginn einer Legislaturperiode zu benutzen. Indes glaube ich, daß es dem Wunsche des Hauses ent— spricht, das Wahlgeschäft möglichst abzukürjen. Ich erlaube mir des⸗ balb, zunächst die Wahl des Abg. von Kröcher zum Präsidenten des Hauses durch Zuruf zu beantragen.

Dagegen erhob sich kein Widerspruch. Abg. von Kröcher ist somit zum Präsidenten des Hauses gewählt.

Abg. von Kröcher: Ich nehme die Wahl mit verbindlichem Danke an. Sie haben mich wieder in so freundlicher Weise durch Juruf gewählt, daß ich Ihnen dafür nur ganz besonders danken kann, so⸗ wohl den Herren, von denen ich schon einige Jahre lang dieselbe Liebenswürdigkeit erfahren habe, wie namentlich auch den Herren, die mich noch nicht kennen und trotzdem mich in so liebenswürdiger Form gewählt haben. itz Der Abg. von Kröcher nahm darauf den Präsidenten⸗ itz ein. —ᷣ

Abg. Stengel beantragte ferner, durch Zuruf den Abg. Tr. Porsch zum Ersten Vizepräsitenten zu wählen.

Das Haus war damit einverstanden.

Abg. Dr. Porsch (Zentr.) erklärte: Mit aufrichtigem Danke nehme ich die auf mich gefallene Wahl an.

Abg. Stengel; Ich beantrage, zum Zweiten Vizeprãäsidenten den Abg. Dr. Krause durch . zu wählen. (Beifall links; der größte Teil der Konservativen verläßt den Saal; Rufe links: Ahh

Gegen den Vorschlag erhob sich kein Widerspruch. Abg. Dr. Krause ist somit gewählt.

Abg. Dr. Krause (ul) erklärte: Ich nehme die Wahl mit Dank an. (Darauf traten die Konservativen unter der Heiterkeit der AWnken wieder in den Saal ein.)

Zu Schriftführern wurden, gleichfalls auf Vorschlag des Abg. Stengel, durch Zuruf die Abgg, von Bockelberg, Holtschke, Bäensch-Schmidtlein, Ecert, Jürgensen, Fischbeck, von Hagen und Marx gewählt.

u Quästoren ernannte der Präsident die Abgg. Henning und Junghenn.

Praͤsident von Kröcher: Das Haus ist damit konstituiert. J werde Seiner Majestät die vorgeschriebene Anzeige davon machen, glaube in Ihrer aller Sinne ju handeln, wenn ich, ehe wir weiter in unfern Geschäften fortfahren, dem Herm Dank ausspreche, welcher sich als Altergpr ,. der Mühe unterzogen hat, das Präͤsidium zu führen. Ber Abg. Schaffner bat auf der Höhe seiner Jahre in so, be— wunderungtzz würdiger geistiger und körperlicher Frische das Amt geführt, daß wir wohl die frohe Hoffnung augsprechen können, ihn noch öfters als Altertpräsidenten amtieren ju sehen. Ich bitte Sie, sich zu Ehren des Abg. Schaffner von den Sitzen zu erheben. (Unter Beifall erhebt sch das Haus.)

Abg. Schaffner: Ich danke Ihnen von Herjen recht sehr für die freundlichen Worte, die mir eben der Herr ö ausgesprochen bat. Die Erfüllung des letzten Wunsches steht natürlich in Gottes . Ich hoffe, daß mir die Gnade juteil werden möge, auch erner noch als Alterspräsident zu fungieren. Dag walte Gott!

Präsident von Kröcher erbat und erhielt darauf die Ermächtigung, Seiner Majestät dem Kaiser und König zum bevorstehenden Geburtstage die Glückwünsche des Hauses aus— zusprechen.

Als „Schwerinstag“ für . und Petitionen wurde, wie bisher, der Mittwoch jeder Woche in Aussicht genommen.

Es folgte sodann die Entgegennahme von Vorlagen der Königlichen Staatsregierung.

Das Wort ergriff der Finanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben, der dem Hause auf Grund Allerhöchster Ermächtigung die allgemeine Rechnung für das Etatsjahr 1900, die Uebersicht der Staatseinnahmen und ausgaben für das Rechnungsjahr 1902 und den Staatshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1904 unterbreitete.

(Schluß des Blattes.)

Nach dem dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Entwurfe des Staatshaushaltsetats . das Etatsjahr 1904 sind die Einnahmen des Staats auf 2 800 S0h 0Oh0 M, die Aus⸗ gaben im Ordinarium auf 2 626 260 668 , im Extra⸗ drdinarium auf 174 544 382 M, zusammen mithin ebenfalls auf 2 800 805 O30 M veranschlagt.

Gegenüber den Veranschlagungen für das laufende Jahr zeigt, wenn die jur Balancierung des letzteren angesetzte au zerordentliche Einnahme bon 70 976 935 M außer Betracht bleibt, die für 1904 angesetzte Einnahme ein Mebr, von 191 687318 4, das sich mit 175 133 908 M auf die Betriebsverwaltungen, mit 10 509 701 auf die Dotationen und die allgemeine Finanzverwaltung und mit 11038 765 M auf die Staatsverwaltungseinnahmen verteilt. Bei den Ausgaben im Ordinarium tritt dagegen ein Mehr von 104 086 798 M0 hervor, wovon 71 388 491 * auf die Betriebsverwaltungen, 15 271927 M auf die Dotationen und die allgemeine Finanz- verwaltung und 23 426 380 ½ auf die Staate verwaltungsausgaben entfallen. Das Extraordinarium ist um 16 623 585 höher angesetzt.

Bei den staatlichen Betriebsverwaltungen ist im Ordinarium ein Mehrüberschuß von überhaupt 98 750 417 „M ver⸗ anschlagt, der sich aus Mehrüberschüssen von 163 338 962 M6 und aus Minderüberschüssen von 4588 545 M zusammensetzt,

Von den Mehrüberschüssen entfallen 82 787742 M auf die Eisenbahnverwaltung, deren Einnabinen um 138418 483 ½ höher veranschlagt sind, und zwar um 29 990 099 M bei dem Personen⸗ und um 169 2650 000 M bei dem Güterverkehr, während an dauernden Ausgaben 55 630741 4 mehr angesetzt sind. Von den Mehr—⸗ ausgaben sind bervorjubeben: 6329 300 M. Besoldungen und Wohnungsgeldzuschüsse, ingbesondere für 3246 neue etatsmäßige Stellen, 5 547 3600 4 für Hilfsarbeiter, 1 461 0090 6 für Wohlfahrts- zwecke, 11 5959 C00 6 für Betriebzmaterialien, 12 Sol 000 M für den Oberbau, 11 833 000 Æτνe für Betriebsmittel und 1978 000 M Anteil Fessens an den Ergebnissen der gemeinschaftlichen Verwaltung des preußischen und heft en Eisenbahnbesitzes.

Bel der Forstverwaltung ist ein Mehrüberschuß von 11 516 000 veranschlagt; insbesondere eine Mehreinnahme für Holz von 11 6009065 44; an Mehrausgaben werden namentlich erfordert 124 190 ½½ Befoldungen ufw, darunter die Bezüge für drei neue Sberförster, und 23 neue Försterstellen, ferner 1129 00 für Werbung und Transport von Holi; dem Mehrerfordernig stehen gegenüber Minderausgaben von insgesamt 892 160 „S, weil die be⸗ freffenden Ausgaben vom 1. Oktober 1904 ab nach dem Forst⸗ wirtschaftsjahr verrechnet werden sollen, darunter 388 600 M zur Unterhaltung und zum Neubau der öffentlichen Wege; 195 209 Holzverkaufskosten, 64 000 M Kosten für Vertilgung schädlicher Tiere und 169 0090 . Beiträge zur Krankenversicherung der Arbeiter usw. Im Extraordinarium ist wiederum ein Zuschuß zu dem ordentlichen Frundftücksankaufsfonds und zwar in der Höhe von 4000 000 K, statt der bisherigen 1 400 000 S, vorgesehen.

Bel der Verwaltung der direkten Steuern ist der Mehrüberschuß auf 4613 700 A a , indem die Einnahmen aus der Ein— kommensteuer um 5 000 069 Æ böher, diejenigen aus der Eisenbahn⸗ abgabe dagegen um 304 000 M niedriger in Ansatz gebracht sind.

Bei der Verwaltung der indirekten Steuern ergibt sich ein Mehrüberschuß von 3 832 8o0 S6, der sich aus einer M ehreinnahme bon 4 925 000 M und einer Mehrautgabe von 1 092 200 zusammen⸗ setzt. Mehreinnahmen sind veranschlagt: KL 700 009 4 an Ste mpel⸗ steuer und 900 009 an Erbschaftssteuer, Mindereinnahmen dagegen Fi 000 υν an Vergütung für Erhebung von Reichssteuern; von Mehrausgaben sind hervorzuheben 758 9lI5 6 aug Anlaß des neuen Zolltarifs zur Vermehrung und anderweiten jweckmäßigeren Einteilung sowie zur besseren Ausbildung der Beamten der Zollverwaltung.

Gin Mehrüberschuß von 206 920 entfällt auf die Domänen— verwaltung. Bel der Neuverpachtung von Domänenvorwerken hat sich zwar ein Minderertrag von 172 830 ergeben und außerdem entsteht durch Verkauf von sechs Domänenvorwerken ein Minderertrag von 34 700 A, andererseits ist aber aus der Selbstbewirtschaftung und der Verpachtung von neu angekauften Domänen elne Mehreinnahme von Ss 00 M in Aussicht zu nehmen, der bei den Betriebekosten für selbstbewirtschaftete Grundstuͤcke entsprechende Mehrausgaben gegen—⸗ überstehen. Viese sind unter Beruͤcksichtigung der Mehrkosten für bereitz vorhanden gewesene Grundstücke . 210 225 ½ veranschlagt. Im ganzen beziffern sich die Mehreinnahmen auf 478 270 6 und die Mehrausgaben auf 271 3890 4

Endlich ist bei dem Seehandlungsinstitut auf Grund der Durch⸗ n, ein Mehrüberschüß von 382 400 M in Ansatz ge⸗ racht.

Die Minderüberschüsse entfallen zum überwiegenden Teile nämlich mit 4548 95 M auf die Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung. Der Betrag von 4548 595 setzt sich aus einer Mehreinnahme von Lhö32 5b 66 und einer Mehraus abe von 12081 150 1 zusammen. Diese Mehrausgabe beruht hauptfächlich auf der fortschreitenden Ent⸗

ür die Alterszulagelassen der Volksschullebrer und L

des Landeseisenbahnrats,

nick lung de angekauften Westfälischen Bergwerkebeßttze t und auf der Betriebserweiterung der bereits vorhandenen anderweiten Werke. Von Mehrausgaben sind ingbesondere zu erwähnen 2515 O00 für

ateriallen und Geräte, 5 089 900 M an L2öhnen, 664 000 M für Pohlfahrtgiwecke und 2 530 242 M für Neu, und Erweiterungsbauten.

Die Dotgtionen und die allgemeine Finanjverwal⸗ zung weisen einen Minderbedarf van 237 77 * auf.

Die Verwaltung der öffentlichen Schuld erfordert zwar eine Mehrausgahe von 1394550 „; jur Verzinsung sind 1373702 ind jur Tilgung so Ol mehr veranschlagt.

Dagegen ergibt sich bei der allgemeinen . ein Minderbedarf von 1711059 ÆK, indem ehreinnahmen von 0 blo 126 4 Mehrausgaben von 8 799067 4 8 enübersteben. Den bezüglichen Ansätzen in dem Entwurf jum Reichshaughaltsetat für 1964 entsprechend, sind die Ueherweisungen vom Reich um 188 420 A höher eingestellt. Dazu tritt ein Mehr von 4500 000 4 an hinterlegten Geldern, wäbrend bei der Einnahme des vormaligen Staatsschatzes ein Weniger von 1680 O00 A anzusetzen war. Anderer⸗ selts zeigt der Matrikularbeitrag eine Steigerung, die mit 237 825 M. annähernd der ö der Ueberweisungen vom Reiche entspricht; an den sonstigen Mebrausgaben sind die ückjahlungen von hinter legten Geldern mit 1 500 900 * beteiligt.

Bei den eigentlichen Stagtsverwaltungen ist die Einnahme um insgesamt 11038 709 M böher veranschlagt, und jwar erscheinen 1. 4. 2 162 524 M beim Finanzministerium, 1 58s bog M bei der Bauverwaltung, hb6l 31 46 bei der Handels, und Gewerbeverwaltung, Sö64 100 M bei der Justijperwaltung und 1314 863 M bei der Ver. waltung des Innern; in letzterer Summe ist eine Mehreinnahme von 11586 680 M zu Beihilfen fir unterstützungsbedürftige ehemalige hefe , der eine Mehraußgabe von gleichem Betrage gegen übersteht.

Die dauernden Ausgaben bei den eigentlichen Staatsverwaltungen erhöhen sich um 22 426 339

In dem Etat des Finanmninisteriums sind an Mehrausgaben 175s 164 66 vorgesehen, und zwar 1639110 4 für die Oberprãäsidien und Regierungen, darunter die Beiüge für 30 neue Regierungsmitglieder, 159 Burcaubeamte und 25 Kanzlisten, 100 000 M zur Verstärkung des ssessorendiätenfonde, 219 200 für Bu reaubedürfnisse, 2502 500 M zu Diäten, Fuhr und ern n , und 500 000 M zur Verstärkung dez Tispositionsfonds der Oberpräsidenten jur Förderung und Be—⸗ sestigung des Deutschtums in den Ostmarken; ferner 2 006 000 ½ für Zibilpensionen, L200 000 M ju gesetzlichen Witwen. und Waisen⸗ Jeldern und 109 000 behufs Erhöhung des Fonds zu widerruflichen, nicht pe nn h Gehaltszulagen an die in der Provinz Posen und den gemischtsprachigen Kreisen der Provinz Westpreußen angestellten mittkeren, Kanzlei. und Unterbeamten. Im Extraordingrium sind 1600 000 M jur Herstellung eines Königlichen Residenzschlosses in der Stadt Posen als erste Rate vorgesehen; ferner 3 000 000 . az dritte Rate des Bedarfs zum Grwerb und jiur Erschließung des Umwallungsgelaͤndes der Stadt Posen sowie 150 000 M Beihilfe für den Neubau eines Stadttheaters in Thorn.

Bei der allgemeinen Bauverwaltung sind an dauernden Mehr— ausgaben veranschlagt 1 039 77 K, darunter 185 497 ½ Besoldungen und Wohnungsgeldiuschüsse hauptsächlich infolge der Errichtung neuer Stellen, und 338 450 M zur Ünterhaltung der Seehäfen, der Binnen⸗

höäfen und der Kanäle.

Bei der Handels, und Gewerbeverwaltung ist die dauernde Aue—⸗ gabe um 1 044 542 M gestiegen; insbesondere treten hinzu 854 961 46 ür das gewerbliche Unterrichtgwesen, darunter 400 000 M, Zuschüsse zur Einrichtung und Unterhaltung von Fortbildungsschulen, 0 Co0 4 für Fachschulen von geringerer Bedeutung und 30 000 M zur Förde rung der nicht gewerbsmäßigen Arbeifsvermittelung und echts⸗ beratung für die minder bemittelten Bevölkerungskreise Der Mehr— auzgabe für das gewerbliche Unterrichtswesen steht eine Mehreinnahme bei den Unterrichtsanstalten von 154 421 . gegenüber.

Die dauernde Mehraugsgabe der Justizverwaltung stellt sich auf z741 660 M Abgeseben von dem Mehrbedarf aus Anlaß der Um⸗ wandlung von 17 Amtgrichterstellen in Stellen für Amtsgerichts Rrektoren und von 6 Staatsanwaltsstellen in Stellen für Erste Staats anwälte sind mehr vorgesehen die Gebälter für neue Stellen für 150 Richter und Staatsanwälte, 200 Bureaubeamte usw., ferner bio0 M zu Zulagen von je 900 S für 6 Erste Staatdanwälte, 160 000 6. Gebührenanteile der Gerichtsvollzieher, 300 000 M für Hilfearbeiter, 200 000 M zu Bureaubedürfnissen, 175 200 MH Ge⸗ sängnisverwaltungekosten, 230 909 M ju vermischten Ausgaben, 165 562 M für die besonderen Gefängnisse, 600 000 M bare Auslagen in Zivil, und Strafsachen und 199 550 Æ jur Unterhaltung der Justiz gebäude.

Bei der Verwaltung, des Innern sind an Mehrausgaben namentlich vorgesehen 257 569 M für die Polizeiverwaltung in Berlin und Umgebung, 304 867 M für die Polzeiverwaltung in den Pro⸗ hin zen, 129 241 M für die Landgendarmerie, 1 427 O71 4M allgemeine Ausgaben im Interesse der Polijei, darunter 1 320 990 4 für die Fürsorgeerziehung Minderjähriger, endlich 403 293 M für die Straf⸗ anstaltẽ verwaltung.

Bei der landwirtschaftlichen Verwaltung sind 1381 686 4 an dauernden Mehrausgaben eingestellt; darin sind enthalten 760 000 , die bisher im Extraordinarium zur Verstärkung verschiedener Dis— positions. usw. Fonds ausgebracht waren und nunmehr auf das

Drdinarium übernommen worden sind. Außerdem haben die betreffenden Fonds noch eine Verstärkung um insgesamt

lb C600 Æ erfahren. Von dem gesamten Mehr von 1351 686 M entfallen 196760 Æ auf. die Genergllom⸗ misstonen, 283 841 ½ auf die landwirtschaftlichen Lebranstalten dab 000 M auf die Förderung der Viehzucht und 202 090 4 auf Allgemeine Ausgaben. Von den bisherigen extraordinären Ver⸗ tärkungen Fon Ditpositiongfonds ist nur noch die des Dispositions⸗ onds zu Prämien bei Pferderennen im Extraordinarium belassen und hleichleitig um 250 000 6, nämlich auf den Betrag von 500 000 4M erhöht worden.

Bei der Gestütverwgltung ist die dauernde Ausgabe um 451 053 s ght. welcher eine Mehreinnahme von 90 635 M gegenübersteht. Don der Mebrausgabe entfallen 230 000 A auf. die in, des ordentlichen Pferdeankauffonds, außerdem ist im Extraordinarium wiederum ein Zuschuß zu diesem Fonds, und jzwar in der Höhe von 6 000 M vorgesehen.

Ven den dauernden Mehrausgaben bei der Verwaltung der geist⸗ lichen Unterrichts. und Medizinalangelegenheiten im Gesamtbetrage . * 261 345 sind zu erwähnen: 311142. für die Universitäten, . 976 0 für die höheren Lehranstalten, 2 330 327 M für das in entarunterrichte we sn darunter der Mehrbedarf für 4 neue eminare und 5 neue Präpgrandenanstalten, 300 9000 behufs all⸗ gemeiner Erleichterung der Volkeschullasten, 400 000 ju e 6h ehrerinnen, ö 00 ½ zur Exrichtung neuer Schulstellen, 89 990 M zu Pensionen ür Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Volkeschulen, 450 000 S 1 6 und Waisengeldern fur die Hinterbliebenen von Volkg⸗ eien , ferner 236 Ge M für Kunst und Wissenschaft, 81 146 4 p as technische Unterrichtswesen, 850 000 6 Staatsrente an den n,, und Waisenfonds und 184 002 M für das Medizinal⸗ . . den D,, , und außerordentlichen Ausgaben entfallen ö. i ,, . 114 626 340 4A, daiunter 24 320 6 nverw =

ungen ge je gr ver, altung, und auf die eigentlichen Staatsverwa

——

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gangen? en Häusern des Landtags sind ferner zuge⸗ eine übersichtliche Darstellung der Ergebnisse

. im Jahre 1903 stattgehabten Verhandlungen

Ech en de se ln bah gs und der ö, ger ef he eidungen nebst den Verhandlungaschriften und Druchsachen

ein Bericht über die Ergebnisse des Betriebes der vereinigten preußischen und hessischen Staats⸗ 2 im Rechnungsjahre 1902 und

Nachrichten von dem Betriebe der unter der preußischen Berg⸗, Hütten- und Salinenverwal— tung stehenden Ca cba während des Etats— jahres 1902.

Außerdem sind dem Herrenhause unterbreitet worden:

eine Uebersicht der von der Königlichen Staats⸗ regierung gefaßten Entschließungen auf Beschlüsse ö. Herkenhaufeg aus der 19. Legislaturperiode, owie

am 2. November 1903 geschlossene Nachtragsverträge 2. zum Staatsvertrage zwischen Preußen, Sachsen⸗ Meiningen und Sach sen-Coburg⸗Gotha, betreffend die Errichtung eines enn, Landgerichts zu Meiningen, vom 17. Oktober 1878, b. zum Staats⸗ vertrage zwischen Preußen, Sachsen⸗Meiningen und Sch warzburg-Rudolstadt, betreffend die Errichtung Emes gemeinschaftlichen Landgerichts zu Rudolstadt, vom 17. Oktober 1878, und C. zum Staatsvertrage zwischen Preußen und den thüringischen Staaten, betreffend den Anschluß preußischer 8b ren Fel nh an den Bezirk des gemeinschaftlichen thüringischen Oberlandes⸗ gerichts zu Fena, vom 25. April 1878, sowie das dazu gehörige Schlußprotokoll nebst einer darauf bezüglichen Denk— schrift. In diesen Nachtragsverträgen ist u. a. die Verlänge⸗ rung . . des Vertragsverhältnisses auf weitere 25 Jahre vereinbart.

Dem Hause der Abgeordneten sind endlich noch zu⸗ gegangen:

eine Nachweisung der durch Kauf und Tausch vorgekommenen Flächenzugänge sowie der durch Verkauf, Tausch und infolge von Ablösungen ein— getretenen Flächenabgänge bei der Domänenver— waltung für das Etatsjahr 1902 nebst einer summarischen Angabe der in der Zeit von 1867 bis zum 1. April 1902 vor— gekommenen gleichartigen Zu⸗ und Abgänge,

eine Denkschrift, betreffend diejenigen in der vor⸗ genannten Nachweisung mitenthaltenen Veräußerungen und aus dem , Domänenankaufsfonds (Kapitel 190 Titel 3 der einmaligen und außerordentlichen Ausgaben des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1902) bewirkten Erwerbungen, bei welchen der Wert 100 000 ½ im Einzelfalle übersteigt,

der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Ver— i n n zum Besuche ländlicher Fortbildungs— chulen in der Provinz Hessen-Nassau, nebst Be⸗ gründung und

der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Kosten der Prüfung und Ueberwachung von elektrischen Anlagen, Dampffässern, Aufzügen und anderen gefährlichen Einrichtungen, nebst Begründung.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die im Seeschiffahrtsverkehr in den preußischen Häfen angekom menen Schiffe 1902.

Aus den vom Königlichen Statistischen Bureau hergestellten Uebersichten des Seeverkehrs im preußischen Staate veröffentlicht die Stat. Korr.“ die folgenden ie, Zahlen über den Eingang. Siehr man von dem Binnenverkehr der Seeschiffe ab, so trafen 1902 in den preußischen Hafenplätzen und Anlegestellen insgesamt 76 746 Schiffe mit einem Nettoraumgehalt von 9 259 460 Registertons sowie, die Schiffsführer, Aerzte, Ingenieure, Maschinisten, Heizer, Köche. Stewards usw. mitinbegriffen, 579 420 Mannschaften ein. Von diesen Fahr⸗ zeugen langten 1448, d. h. 1,838 vom Hundert, mit insgesamt I6 509 Registertons oder 1B04 und 9278 Köpfen oder 1.60 v. H. wegen Havarie, Reparatur, um Schutz zu suchen, Eises halber, um Order zu holen, zum Ueberwintern, um Kohlen oder Proviant ein- junehmen, behufs polizeilicher Besichtigung, zum Abbruche, zur Klassifizierung oder als Schleppdampfer an. Im Gegensatz zu den bisherigen Ermittelungen jeigen diese Ziffern, mit denen von 1901 verglichen, eine beträchtliche Verminderung.

Befaßt man sich nunmehr aueschließlich mit den zu Handels- zwecken angekommenen Schiffen, so befanden sich unter ihnen 45 1883 Dampfer gleich 60,01 mit 7769 963 Registertons gleich 84,80 und 486 052 Mann gleich 85,25 Hundertteilen. Die Beseitigung der Segel. durch die Dampfschiffe schreitet also noch fort. Ferner ent⸗ sielen unter den Fahrzeugen überhaupt auf die in Ladung 66 530 oder 88,34, auf die in Ballast 8768 oder 11,64, auf die Dampf—⸗ schiffe 43 095 oder 95.337 bejw. 2093 oder 4,63, auf die Segel schiffe 23 455 oder 77,83 bezw. 6675 oder 22,17 Hundertstel. Gegen das Vorjahr ist mitbin keine wesentliche Aenderung in der Befrachtung eingetreten, die nahezu denselben Stand wie seit 1909 behauptet hat. Einen noch zutreffenderen Maßstab bildet aber die Tragfähigkeit, welche sich bei allen Schiffen zusammengenommen für die beladenen auf 8 420078 gleich 91,89 und für die leeren auf 742 873 oder 8,11, bei den Dampfern auf 7249180 gleich 93.30 bezw. 520783 gleich 6,70, bei den Seglern auf 1170 898 gleich 84 06 bejw. 222090 gleich 15,94 v. H. stellte Demnach laͤßt die Befrachtung gegen das Vorjahr im allgemeinen eine geringe Zunahme erkennen. Es gereicht zu besonderer Be⸗ friedigung, daß sie gerade durch die, hartbedrängte Segelschiffahrt bewirkt ist, welche eine nicht unerhebliche Besserung entgegen einem Rückgange bei den Dampfern aufzuweisen hat. Die bedauerliche Ginschränkung in der Bemannung beginnt neuerdings abzunehmen, indem sich auf je einen Mann bei den Schiffen überhaupt 16,07, bei den Dampfern 15,99 und bei den Segelschiffen 16,57 Registertons er⸗ gaben. Das Bestreben, zur Erhöbung der Ertragsfähigkeit immer größere Schiffe zu bauen, dauert an; denn im Berichtsjahre erreichte der Durchschnitt für ein Schiff obne Unterscheidung der Bauart 121,69, für ein Dampfschiff 171,95, für ein Segelschiff 46,26 Register⸗ tons. Der sich noch 1901 geltend machende Einfluß der Abänderung der Schiffsvermessungsordnung vom 20. Juni 1888 durch die Bekannt- machung bom 1. Maͤrz 1895, welche zumal bei den Dampfern eine scheinbare Verkleinerung des Laderaums bedingt, tritt somit jetzt nicht mehr hervor. Schließlich verdient Erwähnung, daß die mit der Jahr⸗ hundertwende begonnene schwache Hebung des Seeverkehrs sich 1902 verstärkte, und zwar stieg der Verkehr gegen das Vorjahr bei den Schiffen um 1,83, bei den Registertons um 4,17 sowie bei den Mann— schaften um 9,51 Hundertteile.

Zur Arbeiterbewegung.

Durch ein gestern abend in Crimmitschau von der Aus— stand sleitung ausgegebenes Flugblatt „An das kämpfende Mo—= letariat von Crimmilischau und Umgegend? wird, wie W. T. B. meldet, den Arbeitern anempfohlen, den Kampf zu beenden. (Vgl. Nr. 11. d. Bl.) Sie werden aufgefordert, beute. Dienstag, bedingungsles die Arbeit wieder , Dieser Beschluß hängt jedenfalls mit der vorgestrigen Anwesenbeit der Leiter der deutschen Textil. arbeiterorganisation zusammen.

guust und Wissenschaft.

In den Weihnachtstagen traf in Berlin ein Elbkahn ein, der in 422 Kisten ein wertvolles Geschenk Seiner Majestät des Sultans an Seine Majestät den Deutschen Kaiser, den Skulpturenschmuck der assade des Schlosses M'schatta, enthielt. Die Kisten sind in den unteren Räumen des selner Vollendung entgegengehenden Kaiser Friedrich⸗Museums untergebracht worden, wo ein Raum zur Russiellung dieser eigenartigen Skulpturen hergerichtet werden soll.

Die Ruinen von M'schatta liegen etwa drei Tagereisen östlich von Jerusalem, an der Pilgerstraße von Damaskus nach Mekka, hart an der Grenze der von den Beduinen be⸗ wohnten nordarabischen Wüste. Die Ausmerksamkeit hat sich erst in neuerer Zeit auf diesen noch in seinen Ruinen imposanten, 3 Bau 6 seitdem in dem benachbarten

adaba eine katholische Missionsstation angelegt worben ist. Der schweizerische Gelehrte Professor Dr. 9 9 in Vevey 3 eine eingehende Untersuchung und Aufnahmen des Baues gemacht, deren Publikationen er gemeinsam mit zwei anderen bekannten Orientforschern, Professor Euting in Straß⸗ burg und Professor Strzygowski in Graz, vorbereitet hat.

Die Erwägung, daß mit dem Bau der sogenannten Hedschazbahn von Damaskus nach Mekka und der Anlage einer

tation in kürzester Entfernung von der Ruinenstätte die in so einsamer Lage schwer zu verhindernde Ausbeutung ihrer Steine als Baumaterial und damit die völlige Zerstörung des merk⸗ würdigen Denkmals drohte, hatte einen dieser Forscher, Profe ssor Strzygowski veranlaßt, die Brünnowschen Photo⸗ graphien dem Geheimen Rat Bode mitzuteilen, der Gelegenheit and, sie Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreiten. Bald arauf hatte Professor Euting, der besonders den Gedanken mit Abformung der Skulpturen verfolgte, diese Aufnghmen mit zeichnerisch hergestellten Kopien der Skulpturen Allerhöchst⸗ demselben vorlegen können. Sie erregten das lebhafteste Interesse des Monarchen, der sogleich die nahe Verwanbtschaft der reichen Ornamentik mit den Mustern sassanidischer Stoffe erkannte und die hohe Bedeutung dieser merkwürdigen Denk⸗ mäler, deren gleichen die europaͤischen Museen bisher nicht aufzuweisen haben, mit sicherem Blicke würdigte.

Als Seine Majestät der Sultan von diesem Interesse Seiner Majestät des Kaisers Kenntnis erhielt, machte er dem befreundeten Herrscher die Fassadenskulpturen von Möschatta zum Geschenk, und dieses ward von Seiner Majestät dem Kaiser Friedrich⸗Museum großmütig überwiesen. Für die Abtragung und den Transport der Skulpturen wurde Dr. Schumacher in Haifa, einer der besten Kenner von Palästina und den angrenjenden Distrikten, gewonnen. Gleich⸗ zeitig ging Regierungsbaumeister B. Schulz von Baalbeck zur ,, des Baues nach Mschatta, deren wertvolle Resultate in ber Folge bekannt gemacht werden sollen. Die Abnahme, die außerordentlich mühsame Verpackung und der schwierige Transport bis zum Hafen ist unter Benutzung der neuerbauten, von Seiner Majestät dem Sultan mit besonderem Interesse ge⸗ förderten Hedschazbahn durch Dr. Schumacher in glücklichster Weise ausgeführt worden; in Beirut wurden die Kisten auf ein Schiff der Deutschen Levantelinie verladen und auch von Hamburg zu Wasser nach hier gebracht.

Ueber Entstehung und Bedeutung dieser Skulpturen geben wir nachstehend das Gutachten des bekannten Drientforschers, unseres Landsmanns Tr. Friedrich Sarre, der zur Zeit gerade mit einer großen Publikation über die sassanidischen Denkmäler beschäftigt ist.

„Die gewaltige, aus Kalkstein und Ziegeln errichtete Anlage von M'schatta, welche jetzt ein weites Trümmerfeld bildet so schreibt Dr. Sarre ist niemals vollendet gewesen. Erst die systematischen, von Herrn Regierungsbaumeister B. Schulz ausgeführten Untersuchungen und Aufnahmen der Ruinen haben den Grundritz des Ganzen aufgedeckt und es ermöglicht, Zweck und Bestimmung der Anlage gengu zu erkennen. ;

Die aus Quadern errichtete Umfassungsmauer, die noch in ihrer ganzen Ausdehnung verfolgt werden kann, umschließt ein Quadrat von 147 m Seitenlänge. Festungsartig springen ringsum 25 halbrunde Türme vor. Die Mitte nimmt ein mit vier Wasserbassins versehener Innenhof ein, der von einem allseitig gleich tiefen Gebäudezuge umgeben war oder umgeben werden sollte. Die beiden seinllichen Gebäudeflügel sind nicht einmal fundiert worden, und ihr Grundriß ist bis zu einem ge⸗ wissen Grade nur aus den Verzahnungen an der Umfassungs⸗ mauer zu erkennen. Ausgeführt und noch heute teilweise er⸗ halten ist das Hauptgebäude, der dem Eingang gegenüber⸗ liegende Nordflügel. Hier führt vom Hof aus eine dreischiffige, einst von Säulenreihen getragene, offene Halle in einen dahinterliegenden quadratischen Raum, der mit einen drei halb⸗ runden Apsiden ehemals von einer Kuppel bedeckt war. Ab⸗ gesehen von der Umfassungsmauer, sind auch alle Säulen⸗ und Pilafterkapitelle und Basen aus Kalkstein gefertigt, während für die Wände und Gewölbe Ziegel verwendet worden sind.

Der Hauptschmuck von M'schatta besteht in den reliej⸗ artigen Verzierungen, die in einer Höhe von 6m den mittleren Teil der Südfassade, das Eingangsportal und die beiden flankierenden fünfseitigen Halbtürme umfassend, bedecken, von denen der größere Teil, in einer Länge von B jetzt in Berlin befindet. Dieser prachtvolle Fassadenschmuck einzig in seiner Art und kann mit einem gewaltigen, als Wändschmuck aufgehängten Teppich verglichen werden. Ein schmuckloser Sockel und stark vorspringende, reich gemusterte

*. Profile bilden die Basis, über der die Fläche im Zickzack ge⸗ gliedert ist, sodaß eine fortlaufende Reihe von etwa 3m hohen spitzwinkeligen Dreiecken entsteht, deren Mitte große sechspaß⸗

förmige Rosetten schmücken. Gleiche Rosetten tragen auch die dazwischenliegenden Zwickel, und oben wird das Ganze wiederum duͤrch ein gleiches kräftiges Profilband wie unten abgeschlossen.

Dies das allgemeine Grundschema. Im Detail sind die einzelnen Dreiecksflächen mit einem ähnlichen, aber doch stets wechselnden Muster bedeckt. Meist sind aus einer Vase in der Mitte emporwachsende, naturalistisch behandelte Weinlaub⸗ ranken dargestellt, die die Fläche überspinnen. Dazwischen sind Tierbilder angebracht; zu den Seiten der Vase meist allerhand Fabeltiere, geflügelte Löwen oder Greifen, während in den Zweigen selbst die verschiedenartigsten Vögel ihr Wesen treiben.

Wenn auch dies ornamentale Blattwerk und die Bildung des Akanthus an den Kapitellen an byzantinische, speziel syrische Vorbilder erinnert, so weist doch der Stil des Ganzen mehr nach dem Osten und gemahnt an die Denkmaͤler derSassaniden, an ihre figürlichen Seidenstoffe und Metallarbeiten und an ihre Reliefstulpturen. Vor allem liegt in gegenständlicher und stili= stischer Hinsicht ein Vergleich mit den Reliefs der Felsgrotte von

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