1904 / 22 p. 26 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Ja, meine Herren, es wird da auf die gegenwärtige Markt⸗ lage hingewiesen. Die gegenwärtige Marktlage charakterisiert sich aber dadurch, daß das Halbzeug immer billiger nach dem Auslande verschleudert wird, und daß die Mitglieder des Halbzeugverbandes im Inlande die Stabeisenpreise wieder heruntersetzen. Das ist ein guter Grund für uns gewesen, um für eine Preisherabsetzung für Halbzeug zu petitionieren, und er bleibt bestehen.

Wenn von den Absatzverhältnissen in der erhaltenen Antwort die Rede gewesen ist, so haben wir allerdings in diesem Jahre einen kleinen Geschäftsaufschwung, aber nur hin⸗ sichtlich der Absatzmengen, gegenüber dem Vorjahre gehabt, wo wir, wie ich eben sagte, einen so kolossalen Minderkonsum an Eisen pro Kopf der Bevölkerung in Deutschland hatten. Herr Geheimrat, Professor Wagner war vorhin, glaube ich, noch nicht hier. Ich wiederhole also, daß im Jahre 1902 406/09 weniger als 1900 und noch immer 25 / weniger als im Jahre 1897, wo eben erst die Besserung einsetzte, pro Kopf der Bevölkerung an Eisen konsumiert worden sind. Wenn wir also neuerdings etwas mehr zu tun gehabt haben, so ist das erklärlich; damit ist aber die Preislage an und für sich noch nicht gebessert, und es ist auch zu berücksichtigen, wenn es zu Mehrbedarf gekommen ist, daß wir glücklicherweise bei einigen Syndikaten die Ausfuhr mit eingeschaltet haben, was meines Erachtens unbedingt bei allen Syndikaten notwendig ist. Ich betone ausdrücklich: in meinen Augen ist ein Roh⸗ stoffndikat nur dann ein Syndikat, wenn es den Export mit syndiziert, sonst hat es, wie ich eben bewiesen zu haben glaube, keinen Wert. (Sehr richtig) Der Walzdrahtverband und das Feinblechsyndikat haben den Export mit hinein⸗ genommen. Dadurch ist ein großer Mehrbedarf an Halbzeug im Inlande entstanden, der dem Halbzeugsyndikat zugute ge⸗ kommen ist, und dafür sollte uns das Halbzeugsyndikat Dank wissen, aber nicht sagen: „ihr habt einen so viel größeren Bedarf, was liegt da für uns eine Veranlassung vor, mit den Preisen herabzugehen!“ Daß die heutigen Halbzeugpreise eine Ermäßigung recht gut vertragen können, habe ich schon vorher nachgewiesen.

Die Beunruhigung des Marktes durch die Ermäßigung des Preises! Darüber haben wir uns in Cöln aus⸗ gesprochen; es ist uns dort gesagt worden, der Markt würde ungünstig durch eine Halbzeugpreisermäßigung beeinflußt. Wir haben darauf erwidert: „es ist so viel Tinte vergossen worden zur Schilderung der Situation, daß jeder weiß, daß die Lage der reinen Walzwerke verzweifelt ungünstig ist, und wenn man ihnen entgegenkommt, so wird es jeder mit Freude begrüßen, und es ist dann gar nicht nötig, daß man den Stabeisenpreis deswegen auch ermäßigt.“ Die Stahlwerke haben es, wie ich dargetan habe, vollständig in der Hand, den Preis zu halten, vorausgesetzt, daß sie die Güte haben, sich untereinander zu verständigen. Man hat uns den Halb⸗ zeugpreis nicht ermäßigt, man hat aber den Markt beunruhigt,

indem man die Stabeisenpreise heruntergesetzt hat. Ob das richtig war, überlasse ich Ihrer Beurteilung. Ich bedaure ganz unendlich, daß die Ablehnung unseres Antrages mit Linstimmigkeit beschlossen ist, denn damit hat man sich selber furchtbar im Lichte gestanden.

Meine Herren, ich habe eben gesagt, daß wir in dem Jahrzehnte langen Kampfe mit den großen Werken unser Be⸗ sitztum schuldenfrei zu erhalten gewußt haben. Wenn Sie, meine Herren vom Halbzeugverband, die moralische Ver⸗ pflichtung fühlen, eine gute Dividende für die Herren Aktionäre herauszuwirtschaften, was ich Ihnen gar nicht übelnehme, so haben wir unsererseits moralische Verpflichtungen gegenüber unseren Familien, daß ihnen das Besitztum erhalten bleibt, wir haben auch moralische Verpflichtungen gegenüber unseren Beamten und Arbeitern und wir haben schließlich moralische Verpflichtungen gegenüber den Gemeinden, in denen wir wohnen. Mein Werk wenn ich davon kurz sprechen darf beschäftigt 400 Arbeiter, und ich bin stolz darauf, sagen zu können, daß wir noch ziemlich patriarchalische Verhältnisse haben, so zwar, daß wir unter biesen Arbeitern einen Stamm von über 80 Mann besitzen, die ich weiß die genaue Zahl nicht schon über 25 Jahre bei uns sind, und es gibt auch noch einige liebe Freunde, die seit dem Beginn des Werkes, also über 47 Jahre im Dienste stehen. Diesen treuen Arbeitern gegenüber fühlen wir eine moralische Verantwortlichkeit, aber wenn Sie so verfahren und uns zwingen, unser Werk still zu legen, was soll ich

dann unseren Arbeitern sagen, wenn wir zum Stillegen kommen, und die Arbeiter mich fragen: Herr Springmann, war das nötig? Dann werde ich unseren Arbeitern erwidern: „der Halbzeugverband ruiniert uns, unsere Versuche, billigeres Halbzeug zu bekommen, sind alle gescheitert“, und ich will ruhigen Herzens weiter sagen können: „bei den kontradik⸗ torischen Verhandlungen in Berlin über den Halbzeugverband wenn ich auch viele liebe Freunde im Halbzeugverband habe, und hoffe, daß diese Freundschaft fortbestehen wird, denn ich bin nicht persönlich in meinen Angriffen habe ich meine Pflicht erfüllt“. Man soll mir nicht sagen können, ich hätte nicht den Finger auf die Wunde gelegt, an der unsere Industrie krankt. Ihr Vorgehen, meine Herren vom Halbzeugverbande, ist volkswirtschaftlich falsch. (Sehr richtig! und bravoh Herr GeheimDrat Wagner hat uns heute morgen von Carnegie gesprochen. Es ist von Carnegie in diesem Jahre ein ganz interessantes, zum mindesten in wirtschaftlicher Be⸗ ziehung lesenswertes Buch erschienen. Darin finde ich folgendes fehr beherzigenswerte Wort von Carnegie: „Vollkommene Freiheit der Konkurrenz vorausgesetzt,

haben bis jetzt noch alle Vereinigungen und Trusts,

die von den Konsumenten einen höheren, als den volkswirtschaftlich gesetzmäßigen Gewinn für Kapital

und Arbeit herauszuschlagen suchten, sich dadurch die

Urkunde ihrer eigenen Niederlage ausgestellt. (Sehr

richtig) Es gibt vielfache und ausreichende Be⸗

weise dafür, daß dieses große Gesetz nie schläft und

nie unterdrückt werden kann.“

1 =

Er weist dann auf den Trust der Stahlschienenfabrikanten Europas hin, welcher sehr bald in die Brüche gekommen sei, und fährt dann fort:

ꝛ; „Dieser Trust habe den Werken, welche bessere Schienen überhaupt niemals fabriziert haben würden, für kurze Zeit ein nur galvanisiertes Dasein ver⸗ liehen, und so sei der Trust eines natürlichen Todes gestorben.“

An einer anderen Stelle sagt Carnegie:

„Die Vereinigung der Interessenten sei weise und notwendig, der Stahlfabrikant müsse sich aber mit einem sehr bescheidenen Nutzen pro Tonne begnügen.“ (SHeiterkeit.)

Dann heißt es weiter:

„Auch die Stellung Deutschlands ist in hohem Grade künstlich. Allerdings haben sie dort einen hohen Schutzzoll; die Fabrikanten sind daher in der Lage, mit einander verbunden, auf ihrem einheimischen Markte einen hohen Preis zu erzielen. Das setzt sie in den Stand, ins Ausland zu verladen und dort billig zu verkaufen. Auch sienstreben danach, den Weltmarkt zu ihrem Schalter zu machen. Es waltet jedoch dabei der Unterschied ob, daß die in Deutschland von den Konsumenten geforderten Preise die Konsumtion beschränken.“

Und schließlich sagt er:

„Deutschland hat seine gesunde Wirtschaft ver⸗ lassen und ist jetzt schutzzöllnerisch geworden nur des Zolles wegen; der deutsche Käufer hat keinen Vorteil davon, darin zeigt sich eine falsche Wirtschaftspolitik.“ (Hört! hört! und Heiterkeit.)

Diese Bemerkungen Carnegies treffen alle auf den deutschen Halbzeugverband zu. Meine Herren vom Halbzeugverbande, die Kokspreise sind nach meiner Ueberzeugung heute zu hoch; ich habe Gelegenheit gehabt, dies schon in der Verhandlung über das Kokssyndikat zu sagen; ich habe Herr Geheimrat Kirdorf wird sich dessen erinnern beim Kohlensyndikat gesagt, daß die Kohlenpreise zu hoch seien; ich habe schon gesagt: das Roheisen steht im Preise zu hoch, und heute sage ich: das Halbzeug steht im Preise zu hoch. (Heiterkeit. Lachen Sie nur, meine Herren, ich weiß, was ich sage, ich vertrete es. Nun, meine Herren, wie wäre es, wenn Sie sich unter⸗ einander verständigten: Kohlensyndikat, Kokssyndikat, Roheisen⸗ syndikat und Halbzeugverband? Dann haben Sie es in der Hand, ihren inländischen Abnehmern entgegen zu kommen. So geht aber die Geschichte nicht weiter, sie geht einen ver⸗ kehrten Weg. (Bravo) Handelskammersekretär Gerstein⸗Hagen: Meine Herren! ich hatte mich zum Worte gemeldet, als Herr Geheimrat Wagner einige direkte Fragen an uns gerichtet hat, wie er sagte, als Theoretiker an die Praktiker, und wenn ich mir erlaube, auf diese Fragen einzugehen, so muß ich allerdings von dem hohen Tone, den mein Freund Springmann ange⸗ schlagen hat, zu einer rein sachlichen Erörterung zurückkehren, um mich zu diesen interessanten und hochliegenden Dingen auszusprechen. Soweit ich Herrn Geheimrat Wagner verstanden habe, hat er zunächst die Frage wiederholt, die er uns schon am Montag gestellt hatte, ob es tatsächlich richtig sei, wie bei Erörterung der Roheisenpreise ausgesprochen worden ist, daß der Export der fertig verarbeiteten Waren aus Deutschland nach anderen Ländern durch die Preisbemessungen der Roh⸗ stoffsyndikate gelitten hat. Es ist heute morgen, ich glaube, von Herrn Geheimrat Kirdorf⸗Aachen, auf die Statistik hin⸗ gewiesen worden, die uns in dem Referat auf Seite 132,333 gegeben ist, aus der hervorgeht, daß auch die Ausfuhr der Fertigfabrikate gestiegen ist. Aber wenn wir die Ziffern gegenüberstellen, so ist die Ausfuhr der Fertig⸗ fabrikate nicht in dem Maße gestiegen wie die Ausfuhr von Roheisen, von Knüppeln, Platinen und anderem Halb⸗ zeug. Ich habe mich auf diese Frage nicht vorbereitet, in unserem letzten Handelskammerbericht ist aber eine genaue Aufstellung enthalten.“ Ich möchte aber noch darauf hin⸗ weisen, daß die Statistik, wie sie uns hier vorgelegt ist, durchaus nicht zuverlässig ist in bezug auf die Bewertung der Waren. Wenn Sie die einzelnen Rubriken betrachten, so haben wir wohl bei den Rohfabrikaten einigermaßen zuverlässige Wertangaben, aber das werden die Herren zugeben, die bei dieser Arbeit schon haben mitwirken müssen: bei den verarbeiteten Waren ist eine

) Der hier erwähnte Abschnitt des Berichtes der Handels—⸗ kammer zu Hagen lautet:

Ausfuhr von Eisen ! und Stahlwaren.

Die Ausfuhr von Gisen⸗ und Stahlwaren ist von alters her für den hiesigen Bezirk von besonders großem Interesse gewesen, weil die Fertigwarenindustrie bedeutend mehr herstellen kann, wie das Inland aufnimmt. Die westfälischen Waren haben sich auf der ganzen Welt Absatz verschafft, und es ist natürlich, daß Industrie und Handel mit Aengstlichkeit darüber wachen, ob ihnen durch irgendwelche Umstände die Wettbewerbsfähigkeit auf einem ausländischen Markte genommen werden kann. Daher rührt die große Bewegung welche durch die Handels- vertragsverhandlungen in den hiesigen. Hewerbestand hineingebracht wurde, und darauf ist es auch jurücksuführen, daß die im Berichtsjahr so einseitig gesteigerte Ausfuhr bon Rohmaterialien und Halbfabrikaten Aufsehen und Mißstimmung erregt hat.

Nach den ,. Nachweisen über den auswärtigen Handel ergibt 6 bei den Rohmaterialien und Halbfabrikaten der Ruͤckgang der Einfuhr von 1900 zu 1901 um 59 0/, von 1901 zu 1902 um 380 und der Gesamtrückgang der Einfuhr von 1990 zu 1907 um 6 308 343 d= oder 7456/9. Die Ausfuhr ist in noch viel stärkerem Maße gestiegen, und zwar von 1900 zu 1901 um 58 oo, von 1901 zu 1902 um 50 0so, in den drei Jahren um 15 86566 341 dz oder 13609. Die Gesamt⸗ verbesserung des Ein. und Ausfuhrhandels, also der Rückgang der Einfuhr und die Zunahme der Ausfuhr, beträst für Rohmaterialien und Halbfabrikate 22 1665 187 da. Demgegenüber sind die Ziffern der

Fertigwarenindustrie außerordentlich gering. Die Einfuhr ist von 900 ju 1901 um 27 und von 1901 zu 1902 um 190 zurück⸗ gegangen, im ganzen um 142791 da oder 400/90. Die Ausfuhr ist von 15060 jzu 1901 nur um 11 Io, von 1901 zu 1997 um 90oν, im

ganzen um 670 362 4 oger 21. olo gestiegen. Die Gesamtperbesserung, zusammengesetzt aus s,. der Einfuhr und Zunahme der Ausfuhr,

53 dz.

solch unglückliche Gruppierung getroffen, daß es durchaus nicht möglich ist, hierfür auch nur annähernd richtige Preise anzu⸗ geben. Wir finden in einer einzelnen Gruppe so heterogene Artikel zusammengefaßt, daß man einen Durchschnittspreis wirklich nicht ermitteln kann, wenn man nicht ganz genau weiß, wieviel von dem einen oder anderen Artikel ausgeführt ist, um die Durchschnittspreise danach berechnen zu können. Das würde aber eine solche umfangreiche Arbeit sein, daß sie weder die einzelnen Interessenten übernehmen können, noch auch das Kaiserliche Statistische Amt. 3. B. in der Nr. 241 bei der Kleineisenindustrie finden Sie Ambosse, Brecheisen, Hacken, Nägel usw.; das sind Artikel, bei welchen die Werte um das ein- bis vier⸗ und fünffache schwanken. Nehmen Sie weiter die Position 253: Schrauben, Schraubenbolzen, Schraubenmuttern, so finden wir darin die kleinen Holz— schrauben, welche mit 1500 MS die 100 kg bezahlt werden, und andere sehr kleine Schrauben von ähnlichem Werte, und in derselben Position sehen wir Oberbaumaterialien, die viel⸗ leicht 18 bis 20 S die 100 kg kosten. Es würde zuweit führen und liegt auch nicht im Rahmen unserer heutigen Er⸗ örterungen, eine Kritik zu üben an der Reichsstatistik; ich wollte nur einige wenige Beispiele herausgreifen, um zu zeigen, daß es nicht angängig ist, die hier vorgeführten Zahlen, namentlich soweit die Werte in Frage kommen, als einen Maßstab dafür anzunehmen, daß man nun sagt: die Fertigwarenindustrie hat ebensoviel ausgeführt wie früher. Dann kommt aber bei der Ausfuhrstatistik auch noch das Moment in Betracht, das schon mehrfach hervorgehoben worden ist, daß nämlich die Fabrikanten der Fertigwaren nicht ohne weiteres im Export unterliegen wollen, sie haben sich in langer, mühevoller Arbeit einen Markt für ihre Waren erworben, und ich glaube, nicht zum Schaden auch der Fabrikanten unserer Rohmaterialien. Wenn die Herren die Gewerbesteuerlisten durchgehen aus den Bezirken, in welchen vorwiegend Fertig— waren hergestellt werden, dann werden Ihnen diese allein schon einen Maßstab dafür geben, in wie geradezu er— schreckender Wei se die Erträge in unserer Industrie zurück— gegangen sind. Der Berechnung der Handelskammerbeiträge zu Hagen wurden folgende Gewerbesteuern zu Grunde gelegt:

1900, 1901. MS 185 968 ,, 1902 1865686... 126 8651

Die Fabrikanten der Fertigwaren haben tatsächlich, wie mir von sehr glaubwürdigen Leuten versichert worden ist, unter großen Opfern weiter exportiert, lediglich in der Hoffnung auf eine bessere Gestaltung der Dinge, um für spätere Jahre den Markt sich zu erhalten, der namentlich im Auslande ja nicht so leicht wieder zu erwerben ist, wenn er einmal verloren ge⸗ gangen ist, wie im Inlande, weil man dort mit ganz anderen Faktoren zu rechnen hat. Sie haben hierbei auch, wie heute hier wiederholt hervorgehoben worden ist, das Interesse ihrer Arbeiter wahrgenommen. Es gibt eine große Reihe von Fabriken, die lediglich auf den Erport angewiesen sind, und die ihren ganzen Arbeiterstamm entlassen müßten, wenn sie den Export aufgeben müßten. Selbstverständlich wäre damit auch für die Arbeitgeber, für die Betriebsunternehmer ein ganz erheblicher Verlust verknüpft, weil ja dann die ganzen Betriebseinrichtungen brach liegen und die eigene Arbeitskraft und Intelligenz der Betriebsunternehmer auch. Also die Frage, die Herr Geheimrat Wagner uns heute morgen vorgelegt hat, ist meiner Meinung nach nicht ziffern⸗ mäßig zu beantworten: der Export hat zugenommen, aber lediglich der Not gehorchend, weil eben sonst der Betrieb der Fabriken nicht aufrecht erhalten werden kann. Dann hat Herr Geheimrat Wagner, soviel ich verstanden habe es kam ja eine solche Fülle von Material in seiner Rede zu Tage, und es wurden zu viele Fragen uns gleich⸗ zeitig vorgelegt —, an die Praktiker auch die Frage gerichtet, ob es tatsächlich richtig sei, wie schon gelegentlich der Roh— eisensyndikatsberatungen von Herrn Sehmer gesagt worden sei, daß die Kartellbildung bei den Fertigwaren so außerordentlich viel schwieriger sei als bei den Rohmaterialien. Es sind ja da bereits verschiedene Gründe hierfür angeführt worden, aber ich glaube, dieser Punkt muß doch eingehender erörtert werden, und ich bitte Sie, mir zu gestatten, einige Gesichts—⸗ punkte jetzt hier vorführen zu dürfen, die bisher in der Er— örterung noch nicht vorgekommen sind.

Meine Herren, eines ist allerdings an anderer Stelle schon ausgesprochen worden; es ist uns gesagt worden: die Kohlen- und Koksindustrie hat die bestorganisierten Jartelle und Syndikate, trotzdem dort kein Schutzzoll besteht. Das ist richtig; für alle diejenigen Artikel, die mit sehr hohen Frachten zu rechnen haben, bei denen der Wert pro 1000 kg rechnet, ein sehr niedriger ist, können sich für verhältnismäßig kleine Bezirke Kartelle bilden, ohne auf weitere, größere Bezirke Rücksicht nehmen zu müssen. Am besten sehen wir dies bei den in Deutschland ja in allen größeren Städten und In— dustriegegenden entstandenen Ziegeleisyndikaten. Die Ziegel⸗ steine vertragen keine Fracht, und für ziemlich kleine Beit können die Ziegeleibesitzer Syndikate bilden, ohne der Gefahr ausgesetzt zu fein, daß sie aus verhältnismäßig nahen BeQ zirken unterboten werden. Je wertvoller die Waren werden desto kleineren Einfluß hat die Fracht, desto schwieriger wird auch die Kartellbildung. Wir haben nun in unserer Fertig⸗ eisenindustrie eine außerordentliche Verschiedenheit der Werte, und wir sehen auch sofort einen Einfluß dieses Umstandes. Wenn wir z. B., um einen Artikel zu nennen, Pflugscharen betrachten, die in unserer Gegend in großen Mengen fabriziert werden, so können wir, trozdem man in Westfalen vielleicht am besten für diese Fabrikation eingerichtet ist, doch nicht einmal den Markt in Deutschland beherrschen, weil auch in Süddeutschland derartige Waren hergestellt werden, ebenso in Schlesien, Pommern und in der Pfalz und an den verschiedensten Stellen. Wir müssen immer damit rechnen, daß wir hohe Frachten zu bezahlen haben, und müssen uns gewissermaßen einen Zonenpreistarif einrichten, wenn wir für solche Waren

beziffert sich auf nur 813

mir von dem betreffenden Geschäftsführer mitgetellt worden

wstande zu bringen.

haben J

ein Kartell bilden wollen.

zweigen die Besitzer gar nicht versammeln können. D

. P Lothringen usm. verhandeln diese Kontrolle ist nur dann möglich schie denen Herren . ö i, ist, diese ver⸗ kaufmännische Buchführung . ist zähligen Konferenz zu ver- unternehmer den Grundsaß, von Treu und Glauben, wic er

Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt; da schrei .

tierigkleite gehabt; hreibt oder telegraphiert der eine: der Tag paßt mir nicht, und der andere kö. Nun denken Sie sich die Schwierig⸗ die Leute nicht nur mit der

leiten bei der Kleinindustrie, wo Zeit, sondern auch mit dem Gelde rechnen müssen; sie könne

vielfach nicht große Reisen machen, und bei der' U k nbekannt⸗ sMhaft. mit den ganzen Verhältnisn und bei dem le

Mißtrauen, von dem sie zum großen Teil erfüllt si

J illt

gar nicht zu verwundern, ö. . gewissen Widerstreben an

ist e solche

schränkt werden sollen. Es kommt aber weiter bei der 9 . in Betracht. ualitä ausge ildet sind, desto schwieriger ist es, ei ; band zu gründen. Für , ö ltr . . Form und gleicher Qualität hergestellt werden, allenfalls einen Verband machen; man kann einen Verband um bei dem erwähnten Beispiel zu bleiben, bei den Pflu scharen durchsetzen, ebenso bei den Heu⸗ und ö . ö ö. einen Schritt weiter, on nicht mehr möglich. Wenn wir z. B. Sägen in Betrach iehen: die Sägemüller stellen s eden Insorkchrn ] , . . llen so verschiedene Ansprüche ar bindung mit den Konsumenten bleiben muß; nicht möglich, eine Verkaufsstelle zu gründen,

kratischen Art und Weise stellungen an die Fabrikanten weitergibt. Qualitätsansprüche an die Waren gestellt

ganz unmöglich.

Ich berufe mich auch Großindustrie schon gegründet sind. brahtverband und den Drahtstiftverband ins Leben ju bringen für die gezogenen Drähte, weil bei di außerordentlich verschiedenartige nner! an ö Bearbeitung gestellt werden. Sie haben einen Grobblech⸗ derband und einen Feinblechverband, aber letzterer erstreckt sicch nur auf Handelsbleche; für die sogenannten Qualitäts bleche ist aber ein Syndikat trotz aller Bemühungen nicht zu⸗ lande gekommen, weil die Fabrikanten es wenigstens bisher fir notwendig befunden haben, mit den Abnehmern in persön⸗ licher Berührung zu bleiben. Und wenn wir noch einen Shhritt weiter gehen und an Stahlbleche denken, an die die größten Anforderungen gestellt werden, so ist, soviel ich weiß . ernsthaft ein Stahlblechverband in Aussicht genommen

en.

Meine Herren, Herr Stumpf, der leider he anwesend ist, hat vorgestern die mißverstandene fegen h 96 daß bei der Fertigfabrikation wenig Kapital und wenig ntelligenz dazu gehöre, um eine Fabrikation ins Leben zu tufen. (Zuruf) Ich sage: diese Aeußerung ist mißverständlich ul i saht worden. Ich gehe darin sogar noch weiter: es ommt sehr häufig vor, daß mit sehr wenig Intelligenz aber . viel Fapital Betriebe gegründet werden, die es den im . gleichartigen Betrieben unmöglich machen, ihren Betrieb aufmnnisch richtig weiterzuführen (sehr richtig h, und es ihnen ö 166 ganz unmöglich machen, einen vernünftig organisierten

erband zustande zu bringen. Ich weiß zum Beispiek aus . Heimat, daß für einen Artikel, der tatsächlich in die eineisenindustrie gehört, von einer ausländischen Firma, wie

itt ein Kapital von 1280 000 t investiert worden ist? d . as , nach wenigen Jahren verbuttert, und heute ist 3. Werk . gegen Uebernahme der Hypotheken, die darauf ruhen, zu ö. n. Sie können sich vorstellen, daß es ganz unmöglich ist, gegen⸗ reiner solchen Geschäftsführung einen vernünftigen Verband ne n. n. Wenn ein Werk wirklich brachgelegt ist, ür . verhältnismäßig billigen Preis zu haben; kommt h iesen biligen Preis in andere Hände, dann ist der . in der Lage, unter günstigeren Bedingungen zu 9. i und wenn er wieder ebenso unvernünftig wirtschaftet . Vorgänger, so kann der Verband wieder nicht r en nn, Aber noch schlimmer ist es bei ganz kleinen ? m Tatsächlich sind viele Wasserkrãfte entwertet, und nenif! mand ein Wasserwerk billig pachten und mit um! . Mark eine Fabrikation einrichten. Wenn er ö ö. nicht soviel Waren herstellen kann, daß er den' Ren ehh errscht so beherrscht er doch in Wirklichkeit die nnen ü ng, ö diese Beherrschung der Preisstellung tritt en l 9 5 deshalb in die Erscheinung, weil viele Artikel . . 6 nicht direkt an die Konsumenten, sondern haben . gehen, welche leider meist das Bestreben kändig sen erbände zu untergraben, damit sie wieder voll⸗ Bar! 6 . haben und möglichst billige Preise für ihre nich gehn h gen brauchen. Viele kleine Fabrikanten sind 2 ich vollständig in den Händen der Händler; wir ndustrie 9. sehr viele Fabrikanten in unserer Fertigwaren⸗ genen Jun zu kapitalschwach sind und eigentlich nicht auf Hetrieß . stehen, sondern gezwungen sind, um ihren ug uf hlage! 33 zu erhalten, ihre Waren zu jedem Preise gen onde . Dann wird die Ware von einem Großhändler n oder gar Vorschuß darauf gegeben, und dieser

daß sie .. , und mit einem l n an, erbandsbildungen heran— gehen, bei denen sie in ihren geschäftlichen ,

Fertigwarenindustrie noch Je weiter die Waren in der

gleicher kann man

jeder Fabrikant in persönlicher Ver⸗ es ist deshalb . : an deren Spi

ein Leiter gestellt wird, der in der unvermeidlichen hen.

die Sägen verkauft und die Be— Sobald erhebliche

prii werden, ist meiner persönlichen Auffassung die Bildung eines k.

da auf die Verbände, die in der Sie haben den Walz⸗

1 rufen können, es ist aber nicht gelungen, einen Verband 4

11 schreiben.

arbeiten, mir Recht geben, ein Syndikat nur möglich Mitglieder. Die so ehrlich sind,

it bei uns

sei Dank noch vorhanden ist, wirklich

diesen Leuten ist das

bösesten Erfahrungen gemacht,

werden. Die Leute namentlich vom

will im allgemeinen durchaus nichts

nicht in seinem eigenen Kreise sieht. = Es kommt den ich heute Fabrikanten der und sich wirklich Konventionen schließen,

auch noch

leider sehr oft die Erfahrung gema t industrie einen Knüppel 3 öh

Selbstkosten zu rechnen hat, wie die F auf die De heft ] Kartelle der Großindustrie angewiesen der benötigten Artikel im eigenen Be gehört haben, sehr weit.

nicht zur Kleineisenindustrie, aber fabrikaten als Konkurrenten der auf. Da habe ich geantwortet, daß

großen Stahlwerke machen nicht nur

kurzum alle Teile selber. für ihre Waggons alles, Stück, vielleicht ausgenommen Federn, Auch die Dortmunder Union verfertigt

nicht im Sinne unseres Herrn Vor die Rede gar zu weit ausdehne. ö

und erkennen es dankbar an, sprechungen darüber gehabt haben, a Iründe für die Sache die Einwendungen und Entgegnungen

da die Frage uns

Industrie Verbände nicht ins Leben rufe

gewiesen, daß wir auch von einzelnen Abrechnungs telle angehören, beziehen, derung, daß die Exportbonifikation nur

Außerdem ist aber dabei noch zu erwäh Springmann nicht erwähnt —, daß

liegen diese des Halbzeugsyndikats, nehmen aber ni taten der Abrechnungsstelle.

richtet worden. Aber au Verbände gegenüber; ö Einkaufs vereinigungen organisiert sind, interessant sein, daß wir auch diese hier Wir haben z. B. die Vereinigung der f

in des Wortes verwegenster Bede

t itung, wesende Herr Geheime Kommerzienrat haber bestätigen wird, die Konkurrenz ausgeschlossen worden ist.

. sehen, wo die Firma Zimmer übrigen dortigen Eisenwarenhandlungen

schaft mit beschränkter Haftpfli mi r pflicht, Soviel ich weiß, besteht 6. in Berl

hat d ; ; en kleinen Fabrikanten dann für absehbare Zeit in der

Eisenwarenhandlungen eine Vereinigung,

erörtern

. Artikel, die sie selbst benötigt, in ihren eigene st ; ĩ n Werkstätt anfertigt, wobei sie dann selbstverständlich 9 ganz .

ihrer Rohmaterialien auf die Preise der

Herr Direktor Fuchs hat mir gestern noch gesagt, es treten große Werke: Bochum, der . Verein, die Königs- und Laurahütte Waggons gehören ja

darunter leiden, sondern auch die Betriebe d inei daruntẽ;, , er Kleineisen⸗ industrie, die Fabrikanten von Waggonbeschlagteilen; denn .

sondern alles, was dazu gehört: Puffer, Die Königs⸗ und Laurahütte macht von den Rädern bis zu dem letzten

teile für ihre Waggonfabrik und auch ande ineis

ü ür re Kl industrieartikel z B. Schrauben für n , * könnte Ihnen in dieser Beziehung noch Beispielen anführen, will dies aber lieber unterlassen, weil es

Wir haben Herr Kommerzi e zienrat Funcke hat d heute morgen schon berichtet mit den 6 . ö zeugverband eingehend gesprochen und geben ohne weiteres zu daß wir sehr eingehende Be⸗

sehr freundlich angehört hat, und daß

und sachlichsten Form gegeben worden sind. Aber ich glaube

s so exakt gestellt worden ist. empfehlen, daß wir darauf etwas näher eingehen. Die Schwierigkeiten, in unserer Industrie Verbände herzu⸗ stellen, habe ich eben schon auseinandergesetzt. Herr Geheimrat Kirdorf hat uns heute morgen dargelegt, daß Sie in Ihrer eigenen

widerstrebende Elemente vorhanden sind, und wir sind darauf an⸗

band gegeben wird, als unüberwindliches Hindernis entgegen.

nur die Artikel gehören, bie weniger al

. ger als O, 3 Prozent Kohlen⸗ stoff haben, und wenn, wie es in der erhens nen .. wendig ist, härtere Materialien verwendet werden, dann unter⸗ den Grund⸗ und Aufpreisen und der Kontrolle

Herr Geheimrat Wagner hat uns dann noch ei

Frage vorgelegt, betreffend ,, We nd, gestern gehört, daß eine Roheiseneinkaufsvereinigung besteht und heute ist nur über die Halbzeugeinkaufsvereinigung be⸗ der Fertigwarenindustrie stehen wenn dieselben auch nicht gerade als

stehenden Firmen Zahn und Nopper in Stuttgart, einen Trust

t Wir haben ähnliche Vertrustungen in der letzten Zeit bei den Danziger Eijentwaren han z nnen

die sich dann zu einer Eisenhändlervereinigung, einer Gesell— zusammengeschlossen haben.

baß wir bei solchen außerordentlich dezentralisierten i, Fands er lann ihm nachher seine ganze Geschäftsführung vor⸗ ie Auch darin werden die Herren, die in den Kartellen daß ein Kartell, eine Konvention, , ö. ö. scharfer Kontrolle der ie Kontrolle ist nötig, wenn diese au

schon um das Vertrauen 6.

in Deutschland im gebildeten Kaufmannsstand Gott ü jo Aber wie Herr Stumpf gesagt hat, es kann ein Hand

; e „e Dandwerker hin⸗ gehen und mit kleinen Mitteln Judastrieller werden: nn, iesen Gefühl von Treu und Gl n nicht immer so ausgebildet, wie es erwüns . ist, und ich persönlich habe in dieser

aufrecht erhalten.

ferner noch ein anderer Punkt in Betracht, auch Wenn die Fertigwarenindustrie sich zusammenschließen vernünftig organisieren und ehrlich gehaltene und wenn sie die Preise so stellen,

; daß i ĩ ban, e , ihnen ein bescheidener Nutzen bleibt, dann haben wir

möchte.

t, daß

ihnen die Groß⸗ Beine ;

wirft und die

abrikanten, die in bezug

sind. Diese Herstellung triebe geht ja, wie wir

doch zu den Fertig⸗ reinen Waggonfabriken nicht nur die letzteren

die fertigen Waggons, Kreuze, Kuppelungen,

Schrauben und Nieten. fast sämtliche Beschlag⸗ Ich

eine ganze Reihe von

enden liegt, wenn ich

uch daß man unsere uns in der ruhigsten

wird es sich

n können, weil einzelne

Werken, die nicht der folglich steht die For⸗ von Verband zu Ver⸗

nen das hat Herr zur Abrechnungastelle

cht teil an den Wohl⸗

wird es doch ganz wenigstens erwähnen. rüher in Wettbewerb

bei dem, wie der an⸗ Dörtenbach als In⸗ gegenseitig vollständig

nann Nachf. von den aufgekauft worden ist,

in unter den großen in der die Herren

zu erhalten; aber wenn eine ordentliche wenn die Betriebs⸗

ischt und notwendig ag ö die ösesten Er ie Kartelle der Klein⸗ s eisenindustrie, die mit Mühe und Not am,,

sind, sofort von Anfang an von mancher Seite nicht gehalten ute, unterliegen den Verlockungen, die Zwischenhandel ihnen gestellt werden. Ich r . n durch gegen den Zwischenhandel sagen; aber es gibt in jedem Stande Leute, 9. . ö

sich rückhaltlos über die Einkaufs- und die Ve ̃ aussprechen, und die also auf die Preisbildung k waren einen großen Einfluß ausübt. Schließlich darf ich nicht vergessen, den Verband der deutschen Eisenwarenhändler zu erwähnen der in Mainz seinen Sitz hat, der seinen Mit⸗ gliedern Vorschriften gegeben hat über den Einkauf von Waren namentlich aber ich weiß nicht, ob das den Herren belannt . verlangt, daß die Mitglieder des Verbandes sich von ihren Lieferanten einen Revers unterschreiben lassen, nach welchem diese sich verpflichten, nicht an Bazare zu verkaufen (Hört! hört) Die Mitglieder des Verbandes verpflichten sich nicht zu kaufen von solchen Fabrikanten, die selbst an Kon sumenten liefern, und das ist stellenweise schon so weit ge⸗ gangen, daß man die großen Staatsbahnen unter die Kön— sumenten gerechnet hat und den Fabrikanten hat untersagen wollen, direkt an die Staatsbahnen verschiedene Artikel zu liefern. Ob noch weitere derartige Vereinigungen bestehen . ,, angeben. Wir haben die Frage vorgelegt beko ö ätte i ĩ

. ö g mmen, sonst hätte ich mich darauf . Das sind die Punkte, die ich mir notiert habe: i ĩ nicht, ob Herr Geheimrat Wagner noch 2. . Fragen er angeregt hat. Soweit ich in der Lage bin, bin ich aber ö. . darauf zu antworten.

Beheimer Kommerzienrat Kirdorf-Gelsenkirchen: Herren! Eine eingehende Erörterung 43 ,. 3 handlung der Fragen, die Herr Geheimrat Wagner an⸗ geregt hat: inwieweit, die Syndikate überhaupt oder in ihrer jetzigen Gestalt einen schädigenden Einfluß auf unsere allgemeinen und sozialen Verhältnisse hätten, und wie weit etwa Gegenmaßregeln geboten erschienen, halte ich für untrennbar von dem Thema, welches ich als Hauptzweck unserer Kartell⸗ verhandlungen nach meiner Auffassung hingestellt habe, nämlich einer eingehenden Erörterung darüber: wie erweist sich nach den Erfahrungen, die wir nun nach der Besprechung schon verschiedener Kartelle gemacht haben, ein weiterer Ausbau ber Kartelle, ein Zusammenwirken der gut ausgebauten Kartelle als notwendig? Aber, meine Herren, auf dieses Thema jetzt schon einzugehen, halte ich aus denselben Gründen, wie ich sie heute morgen vorgebracht habe, für unfruchtbar. Um zu Er⸗ wägungen zu kommen, die uns auf einen gemeinsamen Boden führen, zu einem Handinhandgehen der sämtlichen Faktoren unserer Gesamtindustrie, gehört eine ruhige Ueberlegung und eine ruhige Dis kussion und wenigstens der Versuch, Gegensãätze auszugleichen, nicht aber sie hervorzurufen und aufzubauschen und ganz abgesehen von dem letzten Herrn Vorredner, der gewiß sehr ruhig und sachlich gesprochen hat, hat meines Er— achtens die Diskussion von der dortigen Seite der Versammlung sich in einer Weise vollzogen, die nach meiner persõnlichen Auffassung nun nicht Raum bietet für derartige ruhige und sachliche Erwägungen. (Sehr richtig) Für mich, der ich immer den Zweck dieser Kartellbewegung im Auge habe, schien es und ich wiederhole das nochmals viel zweckmãßiger daß wir dazu kommen, einmal festzustellen: was ist im allge⸗ meinen, gemeinsamen Interesse notwendig und förderlich? Eine so scharfe Hervorhebung der Gegensätze, Angriffe in nach meiner Meinung maßloser Form ich will keinen weiteren Ausdruck gebrauchen dienen der Aufgabe, die wir erfüllen sollen, nicht, und, meine Herren, ich stehe unter dem Eindruck und ich mõchte die Versammlung fragen, ob sie nicht der⸗ selben Meinung ist . als wenn hier eine Erbitterung zum Ausdruck kommt, weil einzelne Faktoren unserer industriellen Gesamtheit von dem wirtschaftlichen Rückgange unverhältnis⸗ . . getroffen werden als bisher infolge der Umge⸗

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y. nserer gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse. Sehr J Meine Herren, gehen Sie doch auf die Ve . zurück und gedenken Sie ich . Sie w die Verhãltnisse mit durchgemacht des viel einschneidenderen wirtschaftlichen Rückganges, den wir nach der Hochbewegung anfangs der siebziger Jahre erlebt haben, eines Rüũckschlages der, wie Ihnen allen erinnerlich sein wird, mit kleinen Auf⸗ wärtsbewegungen dazwischen zwei Jahrzehnte lang gedauert hat. Ja, meine Herren, haben da die Wirkungen dieses Rückganges auf die verschiedenen Faktoren unserer industriellen Gesamtheit sich nicht ebenso verschieden geäußert? Aber dieser Rückgang hat damals in erster Linie die unteren Stufen unserer Industrie getroffen, d. h. die Industrie der minder⸗ wertigsten Rohstoffe. Fangen wir bei der Kohle an: die niederrheinisch⸗ westfalische Kohlenindustrie wurde in einer Weise getroffen, daß sie im großen Durchschnitt zwei Jahrzehnte lang mit Verlust gearbeitet hat. (Sehr richtig) Durch die Umgestaltung, die die Notwendigkeit zu dieser Besprechung ergeben hat, ist nun ein anderes Verhaͤltnis eingetreten, und meine Herren, statt der maßlosen Angriffe von dieser Seite würde ich sagen: wir wollen die Erfahrungen dieser Er⸗ scheinung uns zu nutze machen und wollen versuchen, den⸗ selben Weg zu beschreiten, auf dem diejenigen Faktoren, die damals so gewaltig und dauernd haben leiden müũssen, durch eigene Kraft sich geholfen haben. (Bravo) ; Meine Herren, auf dieses Thema, hoffe ich, wie gesagt daß bei ruhigerer Stimmung auch von der dortigen Seite eingegangen werden wird. Sollte diese meine Erwartun aber nicht eintreten, so würde ich für meine Person es 2 ö in 264 Erörterungen einzutreten.

will nur noch, ohne auf eine erschö . handlung, wie diese allerdings nötig 6 e, . einige Worte zu den von Herrn Geheimrat Wagner geãußerten Bedenken sagen, und da möchte ich doch darauf hinweisen daß dieser schon angezogene Rückgang der 70er Jahre genau dieselben Erscheinungen zeigte, die wir herte wahrnehmen nämlich eine gewaltige Zunahme der Ausfuhr, ein gewalti es Preis werfen nach dem Ausland und eine erhebliche . zwischen den Auslands- und den Inlandspreisen, je Derr die Marktlage des betreffenden Landes war, wohin man die Ausfuhr suchte. Ich gebe zu, daß heute ein Moment mii spricht, welches die Auslandspreise im Verhältnis zu den In⸗

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