Es gibt keine zwei Werke in Deutschland, auch benachbarte nicht, die unter genau denselben Verhältnissen arbeiten; sie können deshalb auch nicht die gleichen Selbstkosten haben. Wie groß die Differenz in den Selbstkosten sein kann, möchte ich Ihnen in bezug auf Lothringen an einem Beispiel vor⸗ führen.
Meine Firma ist unter anderen auch Besitzerin eines Werkes in Lothringen, und ich kenne deshalb die dort maß⸗ gebenden Verhältnisse. Es gibt in Lothringen Hochofenwerke, welche ein Ausbringen aus dem Eisenstein von 33 9/o haben, und solche mit nur 27 06, Ausbringen. In Lothringen rechnet man im allgemeinen, daß 1 060 Ausbringen auf oder ab einen Mehr⸗ oder Minderverbrauch von Koks von 50 kg pro Tonne bedingt. Bei einer Differenz von 6Y½so im Aus⸗ bringen macht das 300 kg Koks auf die Tonne Reoheisen. Bei 15 M Kokspreis ab Westfalen und 7,80 6 Fracht be⸗ trägt die Differenz in den Selbstkosten allein für den Koks⸗ verbrauch 6, 85 6 Nun gibt es eine Reihe von Werken, welche nicht direkt auf den Erzen liegen, und eine Eisenbahn— fracht von 80 Pf. pro Tonne Erz nach dem Hochofen zu zahlen haben. Diesen Werken kostet der Eisenstein pro Tonne Roh⸗ eisen ca. 240 S bis 2,80 αι mehr wie den Hochöfen, welche diese Zwischenfracht nicht zu tragen haben. Rechnen Sie dies zusammen, so sind in Lothringen Differenzen vorhanden in den Roheisenselbstkosten bis zu 10 6 pro Tonne. Es ist also absolut nicht angängig, von einem allgemeinen gültigen Roheisenselbstkostenpreis zu sprechen.
Herr Schmieding hat sich für seine Ausführungen be— rufen auf Herrn Willikens. Ich kenne den Herrn nicht und habe kein Urteil über sein Sachverständnis. Wenn aber von Herrn Schmieding gesagt worden ist, daß von Betriebsingenieuren an der Saar er die Roheisenselbstkosten der Werke erfahren habe, so kann ich ihm nur darauf antworten, daß es bei uns nicht Mode ist, daß den Betriebsbeamten die wirklichen Selbst⸗ kosten in die Hand gegeben werden. Die Herren wissen gar nicht, wie die wirklichen Selbstkosten sind, und ich muß des⸗ halb Herrn Willikens als Autorität unbedingt ablehnen,
Als Herr Zilliken von den Dividenden sprach, habe ich Ilsede rufen hören. Es ist Tatsache, daß Ilsede hohe Dividenden verteilt, aber die Verhältnisse sind dort so eigenartig, daß sie in ganz Europa nicht ein zweites Mal wieder vorkommen. Die Selbstkosten von Ilsede sind außerordentlich billig und bleiben weit hinter densenigen aller anderen Werke sowohl in Deutschland, wie in Belgien, England und Frankreich zurück. Man kann also aus den Verhältnissen von Ilsede keinen Maß⸗ stab für die Beurteilung der Situation der deutschen Stahl⸗ werke ziehen.
Nun hat der Herr Vorredner die Ziffer des Herrn Zilliken von 28 000 t Export in Halbzeug als minimal be⸗ zeichnet und dem gegenübergehalten, daß die Lothringer Werke nach ihren Geschäftsberichten bis zu 60 0½ Export hätten, und er hat den Export dieser Werke in Halbzeug auf 420000: berechnet. Diese Ziffer ist falsch, denn die 60 0/ Export der Lothringer Werke umfassen außer Halbzeug auch Schienen, Stabeisen und Träger. Sie kann auch schon deshalb nicht richtig sein, weil der gesamte Export Deutschlands an Halb⸗ zeug nur ca. 600 000 t im Jahre beträgt. Mein Werk hat an Halbzeug 56 000 t exportiert, und die von mir genannten Preise gelten für dieses Quantum.
Geheimer Kommerzienrat Kirdorf⸗Aachen: Meine Herren! Die Ausführungen, die wir bis jetzt gehört haben, haben in wichtigen Einzelheiten bereits ihre Erwiderung gefunden, die wohl den meisten die Ueberzeugung beigebracht haben wird, daß starke Uebertreibungen und noch stärkere Irr⸗ tümer in den Angaben von jener Seite untergelaufen sind. Aus den sämtlichen Ausführungen höre ich lediglich die eine Klage heraus, die wir immer gehört haben: eure Halbzeug— preife für das Inland sind zu hoch, und außerdem ist zu billig nach dem Auslande verkauft worden. Ich muß darauf immer wieder dieselbe Antwort geben: die Inlandspreise für Halbzeug sind solche, daß sie den Werken, die ihr Rohmaterial kaufen müssen, keinen Gewinn lassen. Sie haben ferner ge⸗ hört, meine Herren, in welcher Weise sich die tatsächlichen Preise, die den Werken verbleiben, für die In⸗ und Auslands⸗ verkäufe stellen, beispielsweise vorhin erst von Herrn Röchling, und Sie werden zugeben müssen, daß diese Differenzen ent⸗ schieden keinen Anlaß zu der Klage bieten können, daß das Ausland zu Ungunsten des Inlands bevorteilt sei. Ich habe aber auch wiederholt ausgeführt und möchte noch einmal aus⸗ drücklich darauf hinweisen, daß, selbst wenn wir die billigsten
Auslandsverkäufe aufnehmen, von denen meines Wissens ge⸗ fabelt wird, wofür aber kein Beweis geliefert ist, dem Käufer und Verbraucher dieses Halbzeugs im Auslande sein Roh⸗ material nicht billiger steht, als die Werke des Inlands ihr Material für die Ausfuhr vom Halbzeugverbande erhalten. (Hört, hört) Infolge dessen kann man nicht davon reden, daß die ausländischen Werke in irgend einer Weise bevorzugt werden. Sie haben das Material loko ihres Werkes zu demselben Preise, ja sogar eher höher und erheblich höher, als die inländischen Werke vom Halbzeugverbande das Material für die Ausfuhr erhalten. Unter diesen Umständen glaube ich nicht, daß man von einer Bevorzugung des Auslandes sprechen kann, obgleich ich wiederholt betone, daß der Halb⸗ zeugverband als solcher bedauert und alle Mittel aufgeboten hat, es zu verhindern, daß seitens der deutschen Werke nach dem Auslande zu Preisen verkauft würde, die allerdings auch nach Ansicht des Halbzeugverbandes zu niedrig waren. Wir hätten, glaube ich, etwas bessere Preise dort erzielen können, wenn man vereint vorgegangen wäre. Aber, meine Herren, der Halbzeugverband als solcher trägt nicht die Schuld daran, sondern die Schuld daran trägt, daß der Halbzeugverband ein nicht genügend starker Verband gewesen ist. Er ist kein
kräftiger Verband gewesen, sonst würde er eben diese Vorteile der deutschen Industrie noch haben zuführen können.
Meine Herren, ich unterlasse es, auf die weiteren Aus⸗ führungen namentlich des Herrn Schmieding einzugehen, wie
funden. Ich komme nur auf seine Vorschläge bezüglich der Lösung der Frage zurück. Nach seiner Meinung besteht die Heilung darin, daß für das Inland Zusammenkünfte der Verbraucher mit den Vertretern des Halbzeugverbandes statt⸗ finden sollen, daß man gemeinschaftlich die Preise festsetzen soll — ich weiß nicht, ob durch Abstimmung unter den beider⸗ seitigen Vertretern oder in welcher Weise —, und daß außer⸗ dem der Halbzeugverband dafür sorgen soll, daß die Fabrikate, die aus Halbzeug hergestellt werden, nicht unter einem gewissen Preise verkauft werden, d. h. also, dem Halbzeugverband wird hier die Aufgabe gestellt, mit der sich der Verband der Halb⸗ zeugverbraucher selbst nicht befassen will. Ich bin gestern, wie heute morgen, offenbar mißverstanden worden; ich habe gestern den Herren Verbrauchern gesagt: ich habe bedauert, daß sie für die Bildung eines Stabeisenverbandes ihrerseits immer die Anforderung an den Halbzeugverband gestellt haben, er solle ihnen den Verband bilden, und ich habe gesagt, man hätte doch ihrerseits einmal dahingehende Versuche machen sollen. Das ist dahin ausgelegt worden, als ob ich ihnen zugemutet hätte, sie sollten ihrerseits einen Stabeisen verband gründen. Das ist durchaus nicht meine Absicht gewesen, zu sagen, sondern ich habe von den Herren gewünscht, sie möchten unter sich, also die Halbzeugverbraucher, die das Stabeisen herstellen, sich zusammenfinden und sich verständigen über eine Organisation, und dann hätten sie zu dem Halbzeugverband kommen und sagen sollen: hier, Halbzeugverband, wir sind geeinigt und können einen Stabeisen verband gründen, wenn die gemischten Werke mitmachen. Ich glaube, daß in dem Falle die Antwort, die angeführt worden ist als von den Halbzeugwerken ausgehend, doch wohl anders gelautet haben würde. Was eben von einzelnen Halbzeugwerken wiederholt bei der Besprechung über die Bildung eines Stabeisen— verbandes betont worden ist, war: wir können uns unmöglich darauf einlassen, mit den 40, 50 oder weiß Gott wieviel einzelnen Halbzeug kaufenden Werken zu verhandeln, wo bei jedem einzelnen ganz besondere Verhältnisse vorliegen, jedes macht Spezialitäten, jedes hat andere Gründe, aus denen es eine besondere Stellung verlangt. Mögen doch die Herren, die diese Industrie repräsentieren, sich unter sich zusammen⸗ finden, mögen sie zusammen uns gegenübertreten, dann läßt sich auch weiter über die Bildung eines Stabeisenverbandes reden.
Kontrollmaßregeln! — Es ist leicht gesagt, man soll die Preise festsetzen und es nun dem Halbzeugverband überlassen, wie er die Kontrollmaßregeln machen will, damit die Preise gehalten werden. Ich glaube, wir alle, die wir hier sind und in Kartellen mitgewirkt haben, wissen, wie der Anfang aller unserer Kartelle gewesen ist, daß es lediglich Preisvereinigungen waren, wo man zusammenkam und einen Minimalpreis ver⸗ abredete, der nicht unterschritten werden dürfe. Ich glaube, die Erfahrung hat gelehrt, daß das jedesmal versprochen, aber auch jedesmal gebrochen worden ist. Es ist nach kurzer Zeit, namentlich bei solchen Verbänden, wo es sich um zahlreiche Mitglieder handelte, immer so gekommen, daß irgend einer sich mit seinen Wort hat abfinden und Mittel und Wege hat finden können, um sein Gewissen zu beruhigen und die Verabredung nicht zu halten. Kontrollmaßregeln einzuführen ist eine Unmöglichkeit, das wird jeder sagen, der einem solchen Verbande angehört hat.
Dann ist gesagt worden: behandelt uns als Ausländer und verkauft uns zu Auslandspreisen. Damit wollen Sie also sagen: wir wollen gegen das Ausland viel günstiger ge⸗ stellt sein, wir wollen bei uns viel billiger, um 9, 10 oder 15 M billiger kaufen können, als das Ausland von euch kaufen kann. Ja, meine Herren, das ist gewiß eine schöne Forderung, und an und für sich kann es ja dem Werke auch gleichgültig sein, ob es für den Preis, den es ab Hütte be⸗ kommt, nach dem Auslande oder nach dem Inlande verkauft, aber Sie dürfen nicht vergessen, daß die Mengen, die im letzten Jahre im Halbzeugsyndikat auf den Markt gekommen sind, durch die neuentstandenen Werke in Lothringen und Luxemburg ungeheuer vermehrt worden sind, und Sie werden zugeben müssen, daß diese Mengen vom Inlande nicht so schnell aufgenommen werden konnten, sodaß die Halbzeugwerke genötigt waren, zu exportieren. Die Einrichtungen, die Sie haben, hätten sämtlich nicht dazu ausgereicht, um diese Mengen zu verarbeiten. Wir mußten also exportieren. Aber ich muß anderseits auch nochmals betonen, daß die Schädigung der in⸗ ländischen Halbzeugverbraucher, wie sie behauptet wird, un⸗ möglich eingetreten sein kann; denn die ausländischen Werke waren nicht in der Lage, mit billigerem Material franko Hütte rechnen zu können als die deutschen, und so waren beide in der Lage, mit gleichen Bedingungen für die Ausfuhr zu konkurrieren.
Ich weiß nicht, meine Herren, wie die weitere Diskussion verlaufen wird, ich möchte aber wiederholen, daß wir am vierten Tage unserer Verhandlungen sind, und daß, wenn in dieser ausgiebigen Weise die Frage weiter erörtert werden sollte, ich und meine Kollegen Ihnen den Platz überlassen und Ihnen fagen müssen: bitte, fahren Sie fort, aber wir sind nicht in der Lage, weiter zu bleiben, wir müssen weg. Ich wiederhole, daß bei Ihren sämtlichen Vorträgen, die sie ge⸗ halten haben, mit dieser Begründung von der einen und mit jener von der anderen Seite der Kern immer der ge⸗ wesen ist: die Inlandspreise sind zu hoch, aber die Auslands⸗ preise zu niedrig gewesen. Darüber noch weiter zu reden ist unnötig: wir können Ihnen keine andere Antwort geben, als die gegeben worden ist. Wollen Sie in der Diskussion fort⸗ fahren, nun dann müssen sie es allein tun.
Direktor Schmieding⸗Barop: Ich hatte Herrn Geheim⸗ rat Kirdorf-Gelsenkirchen gestern so verstanden: aus den ruinösen Jahren, die nach dem Hochgang 1873 eintraten, hat die Kohlenindustrie besonders die Last getragen, während die Eisenindustrie diese Last nicht getragen hat, ja stellenweise so⸗ gar hat Dividenden verteilen können. Herr Geheimrat Kirdorf hat uns erzählt: sein eigener Bruder habe ihn damals hin⸗ sichtlich der Preise äußerst gedrückt. Wenn ich also Herrn
Geheimrat Kirdorf falsch verstanden hätte, so müßte ich das bedauern. Es gäbe aber dieses Falschverstehen Herrn Geheim⸗ rat Kirdorf⸗Gelsenkirchen nicht das Recht, mir eine böswillige Verdrehung vorzuwersen. Eine solche liegt mir fern, und ich glaube, ein jeder, der mich hier gehört hat, wird wohl den Eindruck gewonnen haben, daß ich das, was ich sage, aus Ueberzeugung sage und nicht, um durch vorgeschützte falsche Gründe irgend welchen Erfolg zu erzielen; denn dadurch werden in der Tat keine Erfolge erzielt.
Herr Geheimrat Kirdorf⸗Aachen hat gesagt: ja, der Vor— schlag, der da für das Inland gemacht wird, ist sozusagen induskutabel. Ich habe gar nicht von dem Halbzeugverband verlangt, daß er die Kontrolle bei den weiterverarbeitenden Werken ausführt; das muß in diesem Falle die weiterver⸗ arbeitende Industrie selstverständlich selbst tun. Ich habe nur von dem Halbzeugverbande, der ja in sich geschlossen ist, für das Inland verlangt, daß er bei seinen Mitgliedern dafür sorgt, daß sie den einmal vereinbarten Preis oder die ver⸗ einbarte Spannung auch halten werden, und ich glaube nicht, meine Herren, daß Sie zu befürchten brauchen, daß in der weiterverarbeitenden Industrie derartige festgesetzte Preise unterschritten werden.
Herr Geheimrat Kirdorf⸗Aachen hat versucht, meinen Vorschlag einer solchen Preisfestsetzung ins Lächerliche zu ziehen, und er hat gesagt: wie sollen wir das tun, etwa durch Ab⸗ stimmung oder dergleichen? Nun, ich meine, wir sind lange genug in der Eisenindustrie, daß wir ganz genau wissen, wenn wir uns als Fachleute über eine solche Sache unterhalten, wie wir schließlich auch eine vernünftige Diagonale ziehen und sagen können: das und das ist die notwendige Spannung zwischen dem Preise des Halbzeugs und des fertigen Walz⸗ produkts.
Dann hat Herr Geheimrat Kirdorf-Aachen weiter gesagt: wir wären nicht aufnahmefähig für die großen Mengen des Halbzeugverbandes. Ich erkläre hier, daß beispielsweise einer der unbedeutenderen Betriebszweige, die Feinblechindustrie, im vorigen Geschäftsjahre nur mit 62 / Beschäftigung gearbeitet hat, 380 Beschäftigung entsprechen ungefähr einer Quote von 110 000 Tonnen Feinblech, das sind praeter propter 130 000 Tonnen Halbzeug, und die sind allein den deutschen Feinblechwalzwerken weggefallen. Hätten Sie den Aus— landspreis, der sich ab Werk ergibt, der Feinblechindustrie eingeräumt, so bin ich sicher, daß wir in Feinblech wahr— scheinlich auf unsere Quote gekommen wären, wenn wir sie nicht sogar hätten überschreiten können, und dann hätten wir es nicht nötig gehabt, unsere Arbeiter zu entlassen. Es ist ja viel über die Auslandspreise gesprochen worden, und es wird von der Gegenseite gesagt: es wären unkontrollierbare Zahlen. Es tut mir leid, daß Herr Lob fortgegangen ist, er hat eine solche Zahl in der letzten Sitzung des Feinblechverbandes in Gegenwart von Zeugen genannt. Herr Lob hat mir erklärt: wir haben jetzt Platinen verkauft mit I5 M. f. o. b. Ant— werpen. Dieser Preis reduziert sich um die üblichen 29 Skonto. (Widerspruch) Es gehen ab Spesen und Frachten bis Antwerpen 7,50 S. Es würden also, falls kein Diskont darauf läge, ein Werkspreis von 15 M6 — J‚50 —– 67,50 (M, läge ein Diskont darauf ein Werkspreis von 5 — 1,50 — 7,50 —= 66,00 M für Platinen herauskommen. Ich will den Preis von 67,50 M6 annehmen, den Hoesch ab Werk erzielt. Dieser Preis entspricht bei der Skala des Halbzeugs einem Vorblockpreise von 10 6 weniger, aber bei Selbstkosten von natürlich wesentlich geringerem Betrage sagen wir rund 4 6 weniger. Es würde also einen Vorblockpreis bedeuten von 63,50 S,. Räumen Sie uns einen Vorblockpreis von 63,50 M ein, so bin ich sicher, daß Sie kein Halbzeug zu exportieren brauchen, weil wir dann mit dem Weltmarktpreise
in Zukunft für das Vaterland keinen Arbeiter zu exportieren brauchen.
Herr Röchling hat besonders auf Ilsede rekurriert. Ich erinnere mich nicht, daß ich auf die exzeptionellen Verhältnisse von Ilsede mit einem Worte angespielt hätte. Ich habe nur von der Saar gesprochen, und nun sagt Herr Röchling: die Selbstkosten kennen die eigenen Betriebsbeamten nicht. Ih gebe zu, daß dies bei der Firma Röchling der Fall sein mag, aber bei anderen Werken an der Saar ist es nicht der Fall, und bei einem brauchbaren Betriebsbeamten überhaupt nirgends. Uebrigens habe ich von einem Werke die Betriebs⸗ kalkulation bei Herrn Willikens eingesehen. Ich halte mich nicht befugt — ich weiß nicht, von wem Herr Willikens die Abschrift bekommen hat — das Werk zu nennen, es könnten sonst die betreffenden Beamten Unannehmlichkeiten haben hört, hört! und Unruhe), also sie würden Unannehmlichkeiten haben, da können Sie mir das Namennennen erst recht nicht zumuten.
Es ist nun von dem Herrn Vorsitzenden gebeten worden, die Dividenden nicht zu berühren, weil daraus keine Schlüsse gezogen werden könnten. Das ist teilweise richtig, Dividenden lann mann nur beurteilen, wenn man die Geschäftsberichte genau dabei liest und die Qualität des Werkes kennt, welches die Dividende verteilt hat. Im großen und ganzen können Sie mir aber zutrauen: ich kann Dividenden lesen und spreche nicht leichtsinnig etwas aus, um leichtsinnig mit Dividenden- ziffern meine Ansichten zu begründen, sondern nur, wenn die Ueberzeugung habe, daß die Dividenden den tatsächlichen Verhältnissen enisprechen, die ich geschildert habe. .
Vorsitzender: Sie werden mir zustimmen, meine Herren, daß ich mit keinem Worte bezweifelt habe, daß der Herr Vorredner Dividenden lesen kann. Ich habe auch mit keinem Worte angedeutet, daß er dabei leichtsinnig vor. gegangen sei, sondern ich habe nur auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich für jemanden, der mit den Verhältnissen nicht genau vertraut ist, daraus ergeben, wenn Dividenden vor⸗ geführt werden, ohne daß man alle Verhältnisse genau kennt. Ich glaube, dazu befugt gewesen zu sein. Sehr richtigh.
Meine Herren, um weitere Auseinandersetzungen über einige Aeußerungen, die gemacht worden sind, abzuschneiden/
gesagt, sie haben in den Hauptpunkten ihre Widerlegung ge⸗
genügend konkurrenzfähig sind, und als Folge dieser Maßregel
möchte ich bemerken, daß Herr Röchling nicht behauptet Herr Schmieding hätte von Ilsede . er mon . es sei der Ruf Ilsede an sein Ohr gedrungen, aber er hat nicht gesagt, daß Ilsede von Herrn Schmieding genannt worden sei. Dann hat der Herr Vorredner darauf Bezug genomme Herr Geheimrat Kirdorf habe von ihm * . . willige Verdrehung“ gebraucht. Ich möchte feststellen, daß nach meiner Erinnerung Herr Geheimrat Kirdorf das Adjektiv böswillig nicht angewandt hat, sondern nur den Ausdruck „Verdrehung“, und ich habe geglaubt, in diesem Kreise, nachdem ich wiederholt um Weglassung alles Persön— lichen gebeten habe, annehmen zu sollen, daß nach alter parlamentarischer Gewohnheit ein derartiger Ausdruck, auch wenn er etwas scharf klingt, doch immer im objektiven und nicht im subjektiven Sinne aufgefaßt werde. Jedenfalls ist der subjektive Beigeschmack, der durch die Zufügung des Wortes „böswillig“ hätte entstehen können, von Herrn Geheimrat Kirdorf nicht hervorgerufen worden. Direktor Frielinghaus⸗-Geisweid: Ich habe mich nur zu einer kurzen Bemerkung gemeldet, damit eine Aeußerung, die vorhin gefallen ist, nicht unwidersprochen im Protokoll Aufnahme findet. Herr Lob hat gesagt, daß der unglückselige Beschluß des Feinblechverbandes, wie ich ihn auch bezeichnen muß, im März vorigen Jahres die Preise um 10 S zu er⸗ höhen, nur um dem Halbzeugverband eins auszuwischen, ge⸗ faßt worden sei. Herr Lob hat mir auf meine Privatanfrage vorhin schon gesagt, daß ihm ein Herr des Vorstandes er— klärt habe, er habe aus dieser Erwägung heraus für diese Erhöhung gestimmt. Meine Herren, es wird doch der Intelligenz des Vorstandes des Feinblechsyndikats ein sehr schlechtes Zeugnis ausgestellt, wenn gesagt wird, daß aus solchen Erwägungen heraus dieser Beschluß gefaßt worden wäre. Nein, meine Herren, dieser Beschluß wurde gefaßt aus der tatsächlichen Sachlage und aus den speziellen Ver⸗ hältnissen des Feinblechsyndikats heraus. Ich habe mit Herrn Lob zusammen mehrere Jahre gearbeitet, um das Feinblechsyndikat zustande zu bringen. Bei diesen Ver⸗ handlungen wurde uns von den reinen Walzwerken immer wieder vorgehalten: ein solcher Verband wird uns nichts nützen, denn der Halbzeugverband ist in der Lage und wird es auch vielleicht tun, uns die Preise so zu stellen, daß wir von einem solchen Verbande recht wenig Nutzen haben. Wir haben selbstverständlich dagegen gesprochen und haben gesagt, daß gar nicht daran zu denken sei, daß der Halbzeug— verband seine Preise nach der Geschäftslage der hinter ihm kommenden Verbände regulieren werde, sondern nach der Ge— schäfts lage seiner eigenen Werke. Aber die Preiserhöhung, die der Halbzeugverband vornahm 8 Tage, nachdem wir das Feinblechsyndikat gegründet hatten, traf uns doch recht un— bequem, das ist nicht zu leugnen, und es wurde auch sofort von den Herren, die uns diese Befürchtung früher vorgehalten hatten, wieder gesagt: da habt ihr schon die Folgen. Wir haben den Herren erwidert, daß auch dieser Beschluß des Halbzeugverbandes unseres Wissens nichts zu tun habe mit der Gründung des Feinblechsyndikats, und er hat auch zweifel⸗ los nichts damit zu tun gehabt. Anderseits aber lagen die Verhältnisse bei unseren Vertragswerken so, daß sie von einer Preiserhöhung des Halbzeugs sofort getroffen wurden, denn die Verkäufe, die das Feinblechsyndikat vornehmen konnte, bezogen sich nur auf spätere Lieferungen, für welche die reinen Walzwerke durch die erhöhten Halbzeugpreise getroffen wurden. Aus diesen Erwägungen heraus und weil die ganze Marktlage ein etwas freundlicheres Gesicht zeigte — Stab⸗ eisen war sehr gefragt, Halbzeug konnte, wie gesagt wurde, zu besseren Preisen nach dem Auslande abgesetzt werden als nach dem Inlande — ist von einer Majorität des Feinblech⸗ sündikats der Beschluß der Preiserhöhung gefaßt worden und nicht aus der höchst unsachlichen Erwägung heraus, die Herr Lob als für diesen Beschluß maßgebend hingestellt hat. Walzwerksbesitzer Wuppermann-⸗Schlebusch-Manfort: Zuerst, meine Herren, muß ich doch meinem Erstaunen Ausdruck geben, daß die Herstellungskosten für Halbzeug immer nur basiert werden auf den Preis des Roheisens und daß die anderen 85 , die auf den eigenen Erzen beruhen, außer acht gelassen werden. Es ist uns gestern gerade von der Seite drüben vorgehalten worden, daß 15 osi Roheisen gelauft würden, und da war jedenfalls das Hasper Werk mit einbegriffen, welches jetzt, wie wir hören, wegfällt. Nun ist mir kein Werk, kein Thomaswerk genannt worden, welches nur auf dem Kauf des Roheisens basiert, es wird vielmehr so sein, daß einzelne Werke, die selbst nicht genug haben, einen Teil zukaufen und daß dadurch die 15 * entstehen. Was die Selbstkosten des Roheisens in Lothringen an⸗ betrifft, so kann ich bestätigen, daß uns in der Vereinigung von autoritativer Seite, nicht durch Betriebsbeamte, die gewissermaßen ausgeplaudert haben, was sie nicht hätten aus⸗ plaudern sollen, oder von Leuten, die nicht voll die Selbst⸗ kosten kennen, sondern vielmehr von Leuten, die, wenn ich sie nennen würde, als unanfechtbar erscheinen würden, erklärt worden ist, daß die Herstellungskosten für Roheisen bei den uchringischen Werken mit 40 S und in Rombach mit ö. a (M. anzunehmen sind. Das Uebrige, was das Thomasieren, luswalzen usw. betrifft, ist Ihnen ja bekannt, das brauche ich nicht hinzuzufügen. Wenn Sie 40 M für Roheisen annehmen bei den Werken, wissen Sie ganz gut, welcher l. für fertig gewalzte Blöcke und für Knüppel heraus⸗ ommt, und ich meine, wenn man von einer Basis sprechen will für die Kosten von Halbzeug, so müßte man der Ge⸗ rechtigkeit halber auch sagen, was diese 8ö o, welche die . aus eigenen Erzen herstellen oder aus gekauften Erzen, . chweden und Spanien, kosten, dann würde man auf . osten kommen, und es würde sich dann darüber dis⸗ k ; lassen. Natürlich wird Rheinland und Westfalen ö. as höher im Preise sein. Dafür fällt aber auch die Fracht 6. die von Diedenhofen bis Cöln ungefähr J M und bis estfalen ungefähr 9 beträgt. Die Mehrkosten, die da
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entstehen für die Thoͤmaswerke in Rheinland und Westfalen, kommen durch den niedrigeren Frachtsatz zu den kaufenden Werken ihnen wieder zugute.
Dann muß ich eines berichtigen, was Herr Lob gesagt hat. Er hat gesagt, ich verdiente schön bei meinem harten Bandeisen. Ich fabriziere kein hartes Bandeisen, noch nicht /a 0, er hat vielleicht ein anderes Werk in Westfalen im Auge, welches hartes Bandeisen fabriziert.
Dann hat Herr Lob gesagt, meine Angaben hätten sich vorwiegend auf die Spannung bezogen, und der Halbzeug⸗ verband wäre nicht imstande, das zu machen. Wenn Sie das wörtlich nehmen, könnten Sie Recht haben; aber die Sache ist anders, und ich muß mir erlauben, in kurzem festzustellen, wie die heutigen Stabeisenpreise entstanden sind.
Als die Hochkonjunktur zu Ende ging, betrug der Preis für Stabeisen 180 S. Dieser Preis ist, wie mir von dem hier anwesenden Vertreter eines großen Werkes bestätigt werden wird, durch ein leider hier nicht vertretenes großes Stahlwerk sofort auf 140 S6 geworfen worden, und damit war der Anfang der Dekadenz gemacht, die sich so weit steigerte, daß im Dezember 1901, wie ich persönlich bei einem Händler in Magdeburg festgestellt habe, der Preis schöon auf 93 (S heruntergedrückt war. In dieser Zeit, wo auch für die Stahlwerke die Stabeisenpreise sehr verlust⸗ bringend waren, nahm die Gutehoffnungshütte die Leitung in die Hand, um eine Preisvereinigung herbeizuführen, allerdings anfänglich nur zum Zwecke einer Besprechung, die sich aber zu einer Preisvereinigung ausbildete, und ich kann das um⸗ somehr bestätigen, als die Gutehoffnungshütte die Freund⸗ lichkeit hatte, mir im Anfang gleich die Preise mitzuteilen, damit ich sie für unsere Bandeisenvereinigung, die ihre Preise auf Grund des Stabeisenpreises feststellen mußte, verwerten konnte. Man stellte den Preis anfänglich auf 10046, darauf auf 105 und schließlich auf 10 6 Die Vereinigung, die damals wohl überall gehalten worden ist, hatte den großen Vorteil, daß das Jeschãft in Stabeisen sich hob und ein solches Vertrauen bei den Händlern erweckte, daß man daran dachte, im April, als wieder eine Versammlung anberaumt war, würde nun der Preis entsprechend der ganzen Lage auf 115 Mark gesetzt werden. Ich kann sogar zur Bestätigung hinzufügen, daß ein hier anwesender Kollege ein paar Tage vor der Sitzung an eine große Berliner Firma Stabeisen zu 115 Mark verkaufte. Diese Sitzung ist dann entscheidend gewesen. Man hätte nun, um diese Vereinigung, die ihren guten Nutzen gehabt hatte, auch ferner nutzbar zu machen, folgendes tun müssen. Die Vereinigung bestand aus den großen Stahlwerken Rheinlands, Westfalens und den Oberschlesischen Werken, die nur eine gegenseitige Kündigungsfrist von 8 Tagen hatten. Dies mußte vorab geändert werden, damit nicht jemand, der aus Sonderinteressen ausspringen will, mit 8 Tagen kündigen jeden Verband sprengen kann. Zweitens hätte man die reinen Walzwerke auffordern müssen, sich zu einer Vereinigung zu⸗ sammenzutun oder der bestehenden Vereinigung beizutreten. Das ist nicht geschehen, und die Beschuldigung der großen Werke, daß die reinen Walzwerke die Preise nachher geworfen hätten, ist vollstãndig hinfällig. Denn man kann nicht von jemand, der nicht aufgefordert ist, einer Vereinigung bei⸗ zutreten, verlangen, daß er die Preise hält. Man ging drittens dazu über, den Preis nicht auf 115 zu er⸗ höhen, sondern ließ ihn bei 110 S und erweckte daher bei den Händlern, die hereingefallen waren, den nachhaltigsten Pessimismus. Nachdem dieser Zustand geschaffen war, den wir nicht ertragen konnten infolge dieser billigen Stabeisen— preise — es wurden damals 95 M für Knüppel bezahlt —, haben Herr Mannstädt und ich in Lothringen, Luxemburg und an der Saar die Werke bereist und den Herren unseren Zustand dargestellt und ihnen erklärt, daß es so nicht weiter ginge. Wir wurden von allen und besonders Herrn de Wendel mit großer Liehenswürdigkeit empfangen, der uns, ehe wir ein Wort gesagt hatten, erklärte: Sie haben recht, ich werde sofort an den Vorsitzenden Herrn Geheimrat Kirdorf schreiben, daß die Preise auf 90 (S heruntergedrückt werden.
Es wurde nun eine Sitzung zwischen dem Vorstand des Dalbzeugverbandes und dem der Halbzeugverbraucher in Rothe Erde bei Aachen abgehalten und nach langen Auseinander— letzungen gesagt, wir sollten ferner in Frieden und Eintracht leben. In der darauf im Juli stattfindenden Sitzung des Halbzeugverbandes in Cöln wurde Vormittag der Halbzeug— preis auf 90 S6 für Knüppel heruntergesetzt, am Nachmittag desselben Tages haben dieselben Herren als Generaldirektoren der Stahlwerke, vermehrt durch die Generaldirektoren von Schlesien, über die Stabeisenpreise beraten. Man hat präzi⸗ siert, daß 115 0 jetzt bleiben sollten, also eine Spannung von 25 M6 zwischen Stabeisen und Knüppel. Als es zur Abstimmung kam, waren nur zwei Herren, die das nicht wollten. Es wurden trotzdem die Preise auf 10 0 gesetzt. Dadurch waren wir Nachmittags ebenso schlecht daran wie am Tage vorher. Vormittags hat man uns die Halbzeug⸗ preise ermäßigt, aber Nachmittags wieder die Stabeisenpreife ebensoviel ermäßigt. Wie es nachher in der Sitzung im Oktober hieß, daß die Werke, die Stabeisen verkaufen wollten, mogeln mußten, weil der Pessimismus der Händler so groß war, ging bald darauf die ganze Vereinigung auseinander, sodaß der Preis für Stabeisen Ende 1902 auf den zu Ende 1901 wieder zurückgedrängt war. Nun können Sie Sich unsere Lage denken. Ich habe in der Richtung vor einigen Monaten mich weiter bemüht, habe mich mit der Gutehoffnungshütte in Ver— bindung gesetzr, um eine Preisvereinigung der großen Werke für Stabeisen herbeizuführen, habe ferner gesagt, die reinen Stabe isenwerke würden dann unter sich zusammentreten und könnten dann die beiden Gruppen Fühlung nehmen. Es ist mir aber erwidert worden, daß jetzt wieder die Lothringer Gruppe und die süddeutsche Gruppe sich untereinander be⸗ kämpfen, und wenn man verkaufen wolle, dann müsse man sich diesen so geschaffenen Preisen anschließen. Nun bitte ich die anwesenden unparteiischen Herren, sich ein Urteil zu bilden, ob wir, die reinen Stabeisen- und die Bandeisenwalgzwerke, es
verschuldet haben, daß die Spannung so gering geworden i
oder ob die großen Werke es 3 n ,, gesagt, wir haben keine Liebe gefunden; denn aus allen möglichen Sonderinteressen haben die einzelnen Werke, die neben Halbzeug auch Stabeisen fabrizieren, es immer vor⸗ gezogen, in dem bisherigen Zustande des Marasmus zu bleiben. Wir sprechen hier sine ira et studio, nur um die Gesamtverhältnisse einmal wahrheitsgemäß festzustellen und um auf Grund dieser Feststellung zu versuchen, zu besseren Ver— hältnissen zu kommen. Wenn Sie nicht einen Stabeisen⸗ verband gründen können, dann treten Sie wenigstens zu einer ordentlichen Preisvereinigung zusammen, welcher die reinen Walzwerke gern folgen werden.
Vorsitzender: Ich darf wohl daran erinnern, daß wir vom Feinblech sprechen, und ich möchte daher bitten, sich auf den vorliegenden Gegenstand zu beschränken. Ich möchte weiter wiederholen, daß, wenn die Herren sich nicht etwas mehr in ihren Ausführungen einschränken, es ganz aus⸗ geschlossen ist, daß wir zu Ende kommen. Bei diesen historischen Darstellungen verlieren sich die Herren in eine große Reihe von Einzelpunkten, die für die Sache nicht von entscheidender Bedeutung sind.
; Bergrat Gothein⸗Breslau, M. d. R.: Zunächst möchte ich bemerken, daß die Selbstkostenberechnung, die ich gestern hier vorgeführt habe, nicht aus einer Zeit stammte, in der ich mich vor 15 Jahren im Saargebiet aufhielt — übrigens liegt diese Zeit weiter zurück — ; fie stammen aus der allerneuesten Zeit. Im übrigen bin ich durch die genauen Berechnungen des Herrn Direktor Schmieding, der zu ähn⸗ lichen Resultaten gekommen ist, in meiner Auffassung nur bestärkt worden, daß ich nicht angelogen worden bin.
Herr Röchling hat ausgeführt, daß vor 15 Jahren die Selbstkosten außerordentlich niedrig gewesen wären, daß in⸗ zwischen namentlich Koks und Industriekohle um 80 o/o und mehr gestiegen sind. Ich weiß das sehr wohl und ich habe deshalb schon beim Kohlen- und Kokssyndikat darauf hin⸗ gewiesen wie das Hochhalten der Preise, auch wenn es sich in so liebenswürdigen Formen vollzieht, dann die Preise aller anderen Fabriken progressiv erhöhen müsse. Aber gerade bei Roheisen und Halbzeug trifft es doch nicht so ganz zu, denn in den letzten 15 Jahren hat die Brennmaterialökonomie im Hochofenbetrieb und im Stahlwerkbetrieb ganz enorme Fortschritte gemacht, an die man vor 15 Jahren gar nicht gedacht hat. Wir sind tat⸗ sächlich darin so viel weiter gekommen, daß die Mehrkosten des Brennmaterials zum weitaus größten Teil durch größere Oekonomie wett gemacht sind. Das ist für alle diejenigen, die die Umwälzung kennen, die durch die Einführung des flüssigen Reheisens, wie es aus dem Hochofen kommt, in Roheisen⸗ mischer und Birne, die durch Anwendung der Durchweichungs⸗ gruben, kurz durch das Verarbeiten in derselben Hitze erfolgt ist vollständig klar. Und ähnliche Ersparungen sind durch die direkte Verwendung der Hochöfen und Koksgase in Ma⸗ schinen, durch die Gewinnung der Nebenprodukte gemacht worden. Infolgedessen können die Produktionskosten in dieser Zeit nicht in erheblichem Maße gestiegen sein, und wenn darauf hingewiesen wird, daß die Arbeitslöhne in derselben Zeit außerordentlich gestiegen sind, so bestreite ich das in keiner Weise. Aber dem gegenüber steht doch wiederum, daß auf den einzelnen Arbeiter nun wieder ein ganz anderes Arbeits⸗ quantum fällt infolge der außerordentlichen technischen Fort⸗ schritte. Und ich glaube, wenn die Herren sich der Mühe unter⸗ ziehen wollten, auszurechnen, wie viel auf die Tonne Halbzeug gegenwärtig an Arbeitslohn entfällt und wie viel vor 15 Jahren, da. bin ich sehr zweifelhaft, ob heute der Anteil des reinen Arbeits lohnes an reinen Hochofen und Stahlwerkbetrieben nicht tatsächlich zurückgegangen ist auf die Tonne Halbzeug und Platinen. Ich möchte sodann betonen, daß die Meinung des Herrn Geheimrat Wagner, als ob die Kartelle irgend etwas zur Verbilligung der Selbstkosten beigetragen hätten, meines Erachtens eine irrtümliche ist; denn die Kartelle haben irgend welchen Einfluß auf den technischen Prozeß nicht. Es könnte höchstens darin bestehen, daß die Generakkosten dadurch etwas geringer geworden sind, indem der Verkauf nunmehr in einer Hand liegt.
Nun gebe ich ohne weiteres zu, daß die Selbstkosten bei jedem Werk differieren und ebenso, daß man aus der Dividende . ohne , die Lukrativität eines bestimmten Zweiges in einem größeren, mehrere Betriebszweige umfa Werkes schließen kann. Aber bei den k. ee, en doch auch bedenken, daß gerade bei den Werken, die gute Dividenden verteilen, auch noch außerordentliche Rücklagen nicht bloß im Reservefonds, nicht bloß in verstärkten Äb⸗ schreibungen stattfindet, sondern daß man sich bemüht, in solchen Zeiten die Gewinne zu verstecken. Ich habe einmal das Wort gebraucht, daß jedes solide Werk falsche Bilanzen machen muß, und das stimmt auch, und daher kommt auch das geringe Aktienkapital im Verhältnis zum Fundus, der in dem Werke selbst steckt. Das ist aus allen diesen guten Jahren hervorgegangen, daß man daraus auch wiederum schließen kann, daß die Gewinne, welche die jetzt gute Divi⸗ dende gebenden Werke machen, tatsächlich wesentlich höhere sind, als sie in den Bilanzen erscheinen.
Es ist dann der Ausdruck gefallen, von den billigen Preisen, zu denen ein Angebot stattfindet, sei zwar viel ge⸗ fabelt worden, aber es sei kein Beweis dafür geführt. Nun ich erinnere an die Erfahrungen, die man beim Koks syndikat gemacht hat, wo ich hervorhob, daß die „Frankfurter Zeitung in einer Gerichtsverhandlung angegeben hat, daß für 8, 10 nach Oesterreich geliefert worden sei, während gleichzeitig der Preis im Inland 17 6 betragen habe; das ist auch hier bestritten worden, und hinterher hat sich doch die Wahrheit herausgestellt. Das gerichtliche Urteil, worin diese Tatsache konstatiert wird, liegt vor; und was Herr Direktor Schmieding ausgeführt hat, ist meines Erachtens beweiskräftig genug. Wäre diese Sache zu widerlegen, so würden sie die Herren vom Halbzeugverbande widerlegt haben.
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