1904 / 29 p. 18 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Feb 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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arven erzielt worden seien; das sind aber Versuche n. ic Temperatur und bei Verhaltnissen, 1 auch sonst der Entwickelung sehr günstig sind. ö 6 . herschwankender Temperatur scheint dagegen die Entwi . fähigkeit der Larven zu leiden. Das ist aber andersei h was wir in der Natur haben. Gerade in der wechseln en Temperatur des Tages und der Nacht liegt eine . ö bei uns über Tage eine weitere Verbreitung der Krankhei nicht zu befürchten ist. Ob die Ziegelarbeiter die Ansteckung auf ihrem Ziegelfelde akquiriert haben, steht wohl auch noch icht fest. . i ö. die Frage der Toxinbildung der Würmer, scheidung eines Giftstoffes betrifft, so ist das eine ö Sicher wissen wir, daß die Würmer dem nn,. . nicht unerhebliche Mengen Blut entziehen; denn bei Se ö. oder auch bei Abteibungskuren finden wir oft . namentlich der Weibchen strotzend mit Blut gefü lt. enn wir einen leichten Druck auf die Tiere ausüben, önnen . in den aus dem Darm austretenden Massen ohne . rote Blutkörperchen durch das Mikroskop erkennen. . h ist ja vielleicht, daß die Würmer außerdem noch dur . i Abscheidung irgend eines Stoffwechsel produktes schädlich wirken; aber bewiefen ist das noch keineswegs. Auch der 39 . Tenholt angeführte Fall beweist wohl nur, daß auch 3 ö. mäßig wenig Würmer unter Umständen den Tod eines 4 hen herbeiführen können. In diesem Falle hat sich mögli e. die blutentziehende Wirkung der Würmer . gezeigt a s in anderen Fällen. Ich möchte da an die Analogie der so⸗ genannten „Bluter“ erinnern; es gibt eben Leute, . at bei leichten Verletzungen erhebliche Blutverluste erleiden un dadurch stark anämisch werden. k Um nun im speziellen auf die zur Diskussion stehende Frage 1 zu kommen, so kann ich mir wog vorstellen, daß 6e. legentlich die Kur auf die sogenannten Wurmbehafteten viel⸗ leicht einen etwas weniger guten Einfluß ausübt als auf . Kranken. Leichtenstern hat eine Reihe von Messungen der Würmer bei Leuten ausgeführt, die die Würmer erst ö. Zeit hatten, und ferner bei solchen, die sie schon ,, Jahre in sich beherbergt hatten, und hat fesigestellt, daß im a gemeinen die Würmer, die erst einige Wochen in dem Darme waren, etwas kleiner sind als die anderen. Er weist auch le n harm hin, daß vielleicht hierin eine gewisse Möglichkeit zur Erlisttung dieses Punktes gefunden werden kann. Er sagt, ie . Würmer verbergen sich vielleicht leichter in den ö. . Schleimhaut als die ausgewachsenen; sie entziehen sich viel⸗ leicht so etwas leichter dem Einfluß der Abtreibungsmittel. Im ganzen habe ich aus der Statistik durchaus nicht den Eindruck bekommen, daß wir an den Kuren 2 genannten Wurmbehafteten zu verzweifeln brauchen. Venn wir nur 1,5 bis 2e nicht von den Würmern 1 konnten, ja, wenn sich sogar diese Zahl auch nech ö. stellen sollte, so sind das Resultate, denen in der e, . nur wenige andere gleiche Erfolge gegenübergestellt werden können. Meines Erachtens haben wir leinen Anlaß, von den getroffenen Maßnahmen abzuweichen. Das eingeschlagene Verfahren hat gute Erfolge gehabt, und deshalb sollten wir uns fehr hüten, in der Art und Weise der Bekämpfung wesentliche Aenderungen eintreten zu lassen. . Herr Knappschaftsdirektor n . will 1. . 3 twider ß ein Re e zelches für die Behandlun erwidern, daß ein Reglement, ö .

Frist, wie sie das Knappschaftsstatut vorsehe, könne sich jeder

In bezug auf

bequem auskurieren. 9 Krankheitsverbreitung

Gefährlichkeit der über Tage

Redner auf die Veröffentlichung des n,, , . . 1 3 J 2 N 0 er 906 hin, zu Arnsberg (im Reichsanzeiger vom 3. November 3) h

396 F 364 Kinder tmkranker Bergleute wonach 396 Frauen und 364 Kinder wurmkranker Bergleut

untersucht seien, . eisen lassen. ö ö . Ir bie, wra Dr. Tenholt: Ich möchte betreffs der stark verseuchten Zeche Steingatt anführen, daß die ab⸗ kehrenden Bergleute nur da Schaden angerichtet haben, wo die Gruben, denen sie zukehrten, die erforderlichen Vor bedingungen für die Weiterentwickelung der Eier hatten. . Ich bin der Meinung, daß man die Leute, denen die

Würmer nicht abgetrieben werden konnten, in ihrem eigenen

Interesse mit weiteren Kuren verschonen, sie aber auf immunen Gruben, deren es genug gibt, anlegen sollte; dort sind ie für ihre Mitarbeiter ohne Gefahr. Ich stehe nach vie vor auf dem Standpunkte, daß in Gruben mit einer Temperatur unter 229 sich die Larven nicht bis zur Reife entwicheln können, und alle die Fälle, die man auf solchen Gruben gefunden hat, müssen auf eine Ansteckung auf anderen vorher ln Gruben zurückgeführt werden. Ein frappantes Veispiel biete unter anderen die Grube „Deutschland“. de, l . ich gehe daher nicht näher darauf ein. a . ö. Hzru ö „Brennberg“ in Ungarn betrifft so stehe ich seit Ja il. ö dem dortigen Bergarzte in schriftlichem , nh ich schließe hieraus, daß dort durch das persönliche . besselben wohl die Wurmkranken größtenteils geheilt, aber nichtkranke Wurmträger noch genug vorhanden sind. e Herr Geheimer Oberbergrat Meißner: In 5 Allgemeinen Knappschaftsverein aufge ellen ie herstht , Zahl der Erkrankungen auf den einzelnen Gruben in ö 3 vom 1. Januar bis 15. Oktober 1903 finden sich fünf Zechen darunter drei große mit weit über 1009 Mann Belegschaft 3 bie eine Maximaltemperatur von nur 200 in den ie, . weisen und auf denen dennoch über 102 der Belegschaf erkrankt ist. diese Gruben zugewandert sind, ist kaum anzunehmen. scheinlich, daß eine oder mehrere jener Gruben

Es ist wahr⸗ selbst verseucht

sind, daß also die Wurmlarven sich auch noch bei einer Tempe⸗ ratur von 200 entwickeln können.

der Münchener medizinischen . , in Kohlengruben“ von den Dr. Dr. Joh. Iberer sen.

und jun., Werksärzte der isterreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn daß (Nr. 23 vom

Daß diese Erkrankten sämtlich von anderen

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Reuß: In einer Abhandlung

j t Herr Geheimer Bergra Woch nschtift „Ueber bie Anky'

fe

9g. Juni 1903), heißt es unter anderem:

„Das Vorkommen von Ankylostoma duodenale ist viel mehr verbreitet, als man bis jetzt ahnen konnte. In der Donau⸗Theiß⸗Niederung (im alten Dacien der Römer) dürfte der Wurm vielleicht unter der Landbevölkerung sogar end emisch auffindbar

w

allen diesen Untersuchungen worden, der auf „Zollern II“ standen hätte.

angelegte. handenen geringen n n Celsius schwankt und woselbst dem . ö 8 zeigendes Wasser zur Berieselung verwendet

ist kein Bergmann gefunden

ausschließlich in Arbeit ge⸗ Die bei den letzten drei Durchmusterungen stgestellten Fälle betrafen entweder Rückfällige oder Neu⸗ Ich glaube, daß auf „Zollern I“ bei der vor, die zwischen gi/, und 181 Mergel entzogenes, ungefähr

ird, bis jetzt Infektionen nicht stattgefunden haben. Ich

öchte allerdings nicht der Maßregel das Wort sprechen, daß . e. vermutlich immunen Grube die Wurmträger

anlegen solle.

Herr Dr. Müller: Seit dem 10. August d. J. wurden

i i lgarien, welche ia ähernd 100 wurmkranke Berg⸗ sein. Leute aus Serbien und Bu 98 auf der Baracke „Julia“ annähernd r ( . ö. J , . ö. behandelt, und zwar bestand die Kur in folgender Ver— Ziegelfeldern gearbeitet hatten, beherberg ; ordnung:

Viele Rekruten frühere Bergleute

käger nicht unterirdisch zu beschäftigen. rar e ,, Gerstein: Die Anlegung . Bergleute auf immunen Gruben ist nicht ,, 1 man den Privatgruben nicht die Arbeiter, namentlich . ö. kranken, aufdrängen kann. Wenn wirklich eine immune nh vorhanden ist, so kann doch nicht zum Sammel— er Wurmträger machen. 1. 3 . Auch ich ö . eben angeführten Grunde und dem von Herrn , Kirchner gestreiften Umstande die von Herrn . geg ene Anregung nicht für durchführbar. Ich stelle die . ug auf, daß es in Westfalen überhaupt keine immunen Irn 3 gibt. Wenn sie immun sein sollen, dann müssen sie es auch ganz sein. Gewisse Teile der Grube werden, aber . Vorbedingungen für die Entwicklung der Keime unt ö. Existenzfähigkeit der Larven bieten. Es schweht mir 9 3993 aus der jüngsten Vergangenheit auf der Grube Sie benp ant en vor, die in dem Rufe einer sehr kühlen Grube steht. 66 ö. aufgefallen, daß dort 7 Bergleute eruiert worden i auf dieser Zeche selbst die Ansteckung erhalten haben mußten. Stichproben vornehmen lassen,

Mont Cenis“ Schacht l

ö

sehr steptisch gegenüber. Herr Oberberghauptmann : ) f . 8 Mo 9 ö Meinung, daß es immune Gruben nicht gibt. ö an . fernte Arbeitspunkte vorhanden sind, die aus dem Wetter⸗ s s i so hört die Immunität auf. Es strome ausgeschaltet sind, so hör ie Im t. auf. ; ; s⸗ y * 1 werden sich auch in der immunsten Grube immer Teile finden, wo die Möglichkeit einer Verbreitung der Krankheit gegeben ist.

Yi z . 3y2 R Volslggeo no; Herr Dr. Dieminger hat im März d. J. Gelegenhei

von Velsen ist auch der

einmal heftiger Schweißausbruch gegen häufiger. beobachtet. . ihrer . in letzter Zeit fast ausnahmslos am darauf—

folgenden Tage wieder auf.

kranken und Wurmbehafteten zu vermeiden . . wendigkeit einer verschiedenen ärztlichen Behandlung von Wurm⸗

. ö O, 3 gr, 3. nigen zur dreijährigen Dienstzeit ein, dienen mit 1. Tag Abends . i, 8,0 gr, ihren Ankylostomen ohne alle Beschwerden anstandslos ö nüchtern Chiocoftrn T6 Tropfen, ihre Dienstzeit ab und kehren w, und ö h , d ,., blühenden Aussehens mit Ankylostoma wieder hierher . e mn, gr, zurück. e et Filic. 8,0 g 3 zo Ty J 6 969 J 6 n Herrn Professor Dr. Löbker die Frage 4. „nüchtern ] Chloroform 10 Tropfen, ar mann,, seiner Ansicht, daß die Senna Syrup 15,0 gr, wurmbehafteten Arbeiter über Tage nicht als gefährlich an⸗ . Thymol . gr, usehen sind, etwas ändern. . . . ö. O , ö Professor Dr. Löbker: Meine nn,. . ö J alle J . ( , ,,,, ö. HJ ver⸗ Das Ergebnis J. J ging.. . . ,. j 5 a ir ĩ ällen mußte zum dritten ale Extract RFilic, schließen 3. aber vor der Gefahr, während wir darin ö , , n de nr debe, . *,, Obermedizinalrat Professor Dr. King ner: . , . betont nochmals, daß wir daran festhalten müssen, Wurm- störende. 3 beobachtet, Kapfschmerh da⸗

Sehstörungen und Gelbsucht wurden nicht Die Leute nahmen die Arbeit kurz nach ihrer

Herr Medizinalrat Dr. Tenholt: Auf der Grube

ö 1s 8 2jnor orke 10 Ten * „Siebenplaneten“ ist allerdings auf einer Strecke die Tem peratur eine höhere. Maschinenraume aus. eine immune bezeichnet. . für immun. Hier ist die Temperaturgrenze nach oben 20–— 2109.

Diese Erhöhung geht angeblich von dem Ich habe diese Grube auch nicht als Dagegen halte ich „Mont Cenis“

Meine Beobachtungen und die meiner Assistenzärzte gehen dahin, daß dort keine Ansteckung stattgefunden ö Ich bezweifle zwar nicht die Richtigkeit der statistischen . des Königlichen Oberbergamts, aber ich möchte bitten, . ö. Fällen, in denen man sagt, der Mann sei vorher nich nich auf einer anderen Grube gewesen, diese Angaben. . zu prüfen. Die Angaben sind häufig nicht richtig. . ner erläutert dies an einem Beispiele. Ich erinnere an die Zeche

j 2 j 5 9 5 190 8d 68 „Deutschland“, wo unzweifelhaft alle Fälle, die ö. 6 Krankenhaus wegen Ankylostomiasis gelangten, in . To 5 z 6 or 1 ov . S ö . keine Ankylostomum-Würmer, sondern nur pulwürmer

Askarieden) betrafen. Daß, wie von mir nachgewiesen . die Tagesarbeiter nicht ergriffen werden, beruht gleichfalls und hauptsächlich auf der fehlenden erforderlicher Temperatur für die . . reifen Larve. Die unreifen Larven aber sind nicht ansteckend. .

ö 6 Al 1. üser: Die von Herrn Dr. Dieminger festgestellten Tatsachen auf „Zollern II“ erklären 14 ö. wohl daraus, daß die Zeche an sich eine ganz iungt ; ö. ist. Gegenwärtig können deshalb die. Grubenbaue . ö. noch immun sein, aber sich im Laufe der Zet , gefährliche herausstellen. Die Temperaturen werden sich schon entwickeln. Außerdem stehen die Schachtanlagen J und II in dir Zusammenhange. . , gur Handel und Dewerbe: Die Diskussion zu Punkt 1 ist erschöpft. Herr Geheimrat Reuß wird ein Resumé geben, zu dem die Herren ihre Zustimmung geben oder ihre besonderen Wünsche äußern können, ö Herr Geheimer Bergrat Reuß: Die allgemeine Ansicht geht dahin: es ist an dem Grundsaß . . hygienischen Standpunkte aus jeder Unterschied özwischen . Für die Not⸗

. Vr.

zuhalten sei, daß wurmbehaftete Personen von der unter⸗

gehabt, die Belegschaft der Zeche „Zollern II“ zu a n . Unter 974 unterfuchten Grubenarbeitern fanden sich lo5 Wurm⸗ behaftete. Unter den Leuten, die vorher auf 2 Grube gearbeitet hatten, wurden wurmbehaftete nicht f gestellt. Die 153 gefundenen Wurmträger . . der Anlegung auf „Zollern II“ sämtlich bereits auf . besonders auf Zeche „Graf Schwerin“ gearbeitet, und es leg die Vermutung nahe, daß sie bereits wurm behaftet nach „Zollern II“ gekommen sind. Ein auffälliges, Unter suchungs⸗ ergebnis war, daß die Präparate dieser 153 Leute sehr . Wurmeier zeigten, während die Präparate auf Zeche R 3 Schwerin“ selbst immer eine Unmasse Eier 6 ö 8 machte den Eindruck, als ob sich hier schon eine 1 heilung eingeleitet hätte, und dies ist nicht nm ich wenn man bedenkt, daß die Leute auf „Zollern II“ keine Wurm⸗ larven neu aufnehmen konnten, wogegen andererseits die im Körper vorhandenen Ankylostomum⸗Würmer allmählich ab⸗

sterben mußten. . Bei der zweiten Durchmusterung wurden von 914 Gruben⸗

ü 7 i der dri 44 Gruben⸗ arbeitern 70, bei der dritten Durchmusterung von g

arbeitern 52 und bei der vierten Durchmusterung en

1115 Grubenarbeitern 76 wurmbehaftete herausgefunden. Bei

irdischen Grubenarbeit ausgeschlossen bleiben. 9 gibt es nicht, auch ist die Temperaturfrage noch immer ann, genügend geklärt. Nur ö . Dr. Tenholt nimm ß es immune Gruben gibt. . ö 3 Tage ist die Hefhaniigung wurmbehafteter Leute 8 efährlich zuzulassen. . 39 s,, . ichen Behandlung wird allgemein anerkannt, daß ein Zwang zur Einnahme des Abtreibung mittels nicht zulässig ist, daß von allen Seiten eine größere Vorsicht, als sie in einzelnen Fällen geübt werden sein . dringend empfohlen wird, daß bei mehrmals wiederho 9 Kuren eine Zwischenpause für notwendig erachtet, und ba insbesondere nach drei erfolglos gebliebenen Kuren eine lnger Pause, etwa von einem halben Jahre, einzuschieben ist. i; bei der Entlassung wurmbehafteter Personen aus der Kranken⸗ hausbehandlung ist die größte Porsicht geboten. h Herr Professor Dr. Löbker: Ich möchte bitten, . außen hin besonders hervorzuheben, daß die ö. . bisherigen Abtreibungskuren unter Anwendung des . * filicis sehr gute gewesen sind. Ich bin erstaunt ü ö. . kleinen Prozentsatz von Mißerfolgen; selbst wenn die erwähn

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5 S94 zweifelhaften Fälle den 11. oo sicheren Mißerfolgen

zugezählt würden was aber nicht ohne weiteres angängig Mit dem extractum filicis verhält es sich ebenso wie mit ist würden die Erfolge als glänzende zu bezeichnen sein. anderen Mitteln in den Apotheken; durch das lange Lagern

Ich bitte daher diese Tatsache ausdrücklich in das Pro— tokoll aufzunehmen, damit nicht ganz ohne Grund eine Beun— ruhigung der betroffenen Arbeiterschaft erzeugt wird. Der Arbeiter wird sich der Abtreibungskur in seinem und seiner Mitarbeiter Interesse um so williger unterwerfen, wenn er erfährt, daß dieselbe nur ausnahmsweise ohne Erfolg bleibt. Betreffs der Frage eines Reglements für die Aerzte nehme ich gern Kenntnis von den hier gemachten Richtigstellungen, aus denen hervorgeht, daß eine schablonenmäßige Behandlung der Wurmbehafteten keineswegs beabsichtigt ist, im Gegenteil den Aerzten die volle Freiheit in der Behandlung der einzelnen Fälle auch bezüglich der Wiederholung der Kuren gewahrt bleiben soll. Meine Ausführungen gründeten sich aber auf Mitteilungen aus beteiligten Aerztekreisen. Die betreffenden Herren müssen demnach die erteilten Ratschläge falsch auf⸗ gefaßt haben.

Herr Medizinalrat Dr. Tenholt: Ich bitte zu berück— sichtigen, daß auch Herr Dieminger die Zeche „Zollern II“ für immun hält, daß ich also mit dieser Ansicht nicht ver⸗ einze lt dastehe.

Herr Dr. Dieminger: Es ist bis jetzt kein Wurmträger unter den Leuten, die nur auf Zeche „Zollern II“ gearbeitet

haben, gefunden worden.

Herr Minister für Handel und Gewerbe: Herr Dr. Dieminger hat ausgeführt, daß noch kein Beweis dafür vorliegt, daß die Grube „Zollern II“ nicht immun sei, aber er hat nicht ausgesprochen, daß diese Zeche eine immune Grube wäre.

Herr Geheimer Obermedizinalrat Professor Dr. Kirchner: Ich hatte hervorgehoben: Wenn ich auch der Ansicht bin, daß bei uns über Tage eine Ansteckung in der Regel nicht statt— findet, so muß ich doch daran festhalten, daß sie doch aus⸗ nahmsweise in den heißen Monaten auch bei uns vorkommen kann. Ich halte es für angezeigt, allgemein festzustellen, daß die Möglichkeit der Uebertragung über Tage nicht ausge⸗ schlossen wird. (Zuruf: die aber in der Praxis nicht in Betracht kommth

Herr Dr. Bruns bittet, den Passus bezüglich der immunen Gruben nicht so, wie angegeben, stehen zu lassen: „Immune Gruben gibt es nicht“. Vielleicht könnte ge⸗ schrieben werden: „Der Beweis, daß es immune Gruben gibt, ist bis jetzt noch nicht erbracht“.

Herr Knappschaftsdirektor Gerstein schlägt hierzu den Zusatz vor: daß es keinen praktischen Wert hat, weil die Verlegung der Wurmträger auf die immunen Gruben nicht durchführbar erscheint.

Herr Minister für Handel und Gewerbe: Diesen Punkt der Tagesordnung können wir als erledigt betrachten.

Zu Punkt 2 der Tagesordnung: „Sind neue Ab— treibungsmittel bekannt geworden?“ bemerkt der Referent:

Herr Geheimer Bergrat Reuß: Von unsern deutschen Aerzten wird bekanntlich dem Extractum filicis der Vorzug gegeben; die englischen Aerzte scheinen dagegen noch immer das Thymol vorzuziehen. Im Hospital zu Seraing wird noch ein anderes Mittel, hauptsächlich aus Terpentin, Schwefel und Condurango bestehend, benutzt. Herr Dr. Goldmann in Brenn— berg stellt in seiner neuesten Broschüre: „Die Hygiene des Bergmanns, seine Berufskrankheiten, erste Hilfeleistung und Wurmkrankheit“ ein neues Mittel, bereitet aus der Acaxzia anthelmintica in Abessinien, in Aussicht. Erfahrungen darüber fehlen. Es ist bekannt geworden, daß namentlich Herr gegeben sei, daß das Datum der Anfertigung auf dem Deckel Medizinalrat Dr. Tenholt bemüht gewesen ist, in der Zwischen⸗ verzeichnet stehe. zeit neue Abtreibungsmittel ausfindig zu machen. Ueber das Herr Medizinalrat Dr. Springfeld: Der Apotheker ist Resultat dieser Bemühungen ist uns noch nichts bekannt ge⸗ natürlich mehr darauf bedacht, seinen Laden zu räumen, als worden, Herr Medizinalrat Dr. Tenholt wird uns vielleicht die Mittel wegen langer Lagerung zur Seite zu stellen. Die heute darüber Mitteilung machen können. Klagen über die Unwirksamkeit der Wurmfarn existieren wohl

Der Herr Minister für Handel und Gewerbe auch' erst seit der Zeit, wo das Mittel in Kapseln gegeben stellt die weitere Frage, ob schon Maßregeln getroffen sind, um wird. Wir haben versucht, die Apotheker zu veranlassen, das das Abtreibemittel nur von einer bestimmten Stelle für den t ganzen Bezirk zu beziehen. Es sei notwendig, das Mittel gleichmäßig zu erhalten, damit nicht etwa die Verschiedenheiten der-Wirkungen auf die verschiedene Beschaffenheit des Arznei⸗ mittels zurückzuführen seien.

Herr Medizinalrat Dr. Tenholt: Wir haben das extractum filicis zuerst aus den verschiedensten Apotheken und von verschiedenen Firmen bezogen. Wir können nicht sagen, daß es bei einer bestimmten Firma besser war, als bei der anderen. Man muß Wert darauf legen, daß es von Pflanzen der letzten Saison stammt. Namentlich darf es in Kapselform nicht zu lange aufbewahrt bleiben. Bei den

Knappschaftsverein veranlaßt werden, das Mittel stets zu halten.

sehr zweckmäßig zu sein.

Chloroform Versuche gemacht werden müßten. betäubt die Würmer. Vielleicht ist bei einem stärkeren Zusatz von Chloroform eine etwas geringere Gabe extractum Rlicis ausreichend.

Herr Knappschaftsdirektor Gerstein: Beim Bezuge des Mittels sind wir wegen der Selbständigkeit der Krankenhäuser auf Schwierigkeiten gestoßen. Wir stehen mit dem Apotheker⸗ verbande immer in Verbindung, und ich bin überzeugt, daß sich durch ein Benehmen mit dem Verbande etwas erreichen läßt. Wahrscheinlich ist das aber schon seitens des Herrn Oberarztes geschehen.

Herr Professor Dr. Löbker hat nur wenig Versuche mit Filmaron machen können, hält aber das extr. fil. für viel besser. Bei stärkerem Zusatze von Chloroform sei die größte Vorsicht geboten, weil dieses noch gefährlicher werden könne. Jedenfalls müßten vor solchen Verfuchen die Aerzte zu be⸗ sonderer Vorsicht ermahnt werden.

Herr Oberbergrat Bennhold bemerkt, daß die Frage des Bezuges des extr. fil. schon vielfach Gegenstand der Er— örterung gewesen sei. Vielleicht ließe es sich ermöglichen, daß der Knappschaftsverein als solcher das Mittel im großen bezöge.

Herr Medizinalrat Dr. Tenholt: Wir haben uns wegen der Lieferung des Mittels mit mehreren Fabrikanten in Ver— bindung gesetzt, erhielten aber überall die Antwort, daß das Mittel nur an Apotheker abgegeben würde. Ich glaube, der Knappschaftsverein würde gar nicht das Recht haben, es selbständig herstellen zu lassen oder vorrätig zu halten, da den Krankenkassen das Dispensierrecht stark wirkender Mittel nicht eingeräumt worden ist. Wenn wir das Mittel nur von einer einzigen Firma beziehen könnten, dann würden wir es wohl stets frisch erhalten. Eine Leipziger Firma hat uns zu⸗ gesagt, das Mittel stets frisch zu liefern. Wir haben die Apotheker darauf aufmerksam gemacht, und die meisten beziehen es auch von dort.

Herr Geheimer Obermedizinalrat, Professor Dr. Kirchner: Das extractum filicis gehört zu denjenigen Mitteln, die auf Grund der Kaiserlichen Verordnung vom 27. Januar 1900 nur in den Apotheken geführt werden dürfen. Es wäre vielleich möglich, bezüglich desselben eine Ausnahme zu schaffen, indessen möchte ich doch mit Rücksicht auf die Apotheker, deren Stellung jetzt ohnedies keine günstige ist, davon abraten.

Herr Minister für Handel und Gewerbe: Ich würde diese Frage angeregt haben, weil die Vermutung nahe— lag, daß die mangelhaften Erfolge zum Teil auf die schlechte Beschaffenheit des Abtreibemittels zurückzuführen seien. Ich hatte an die Herstellung in dem Institute des Herrn Bruns gedacht, sehe aber ein, daß es gegenwärtig wohl nicht ratsam ist, damit vorzugehen. Den anwesenden Herren Aerzten möchte ich die Anregung geben, die Statistik auch darauf zu erstrecken, von welchen Quellen das Mittel wirksam und von welchen es weniger wirksam ist.

Herr Dr. Bruns weist darauf hin, daß bei manchen Mitteln bis zu einem gewissen Grade dadurch ein Schutz

durchgedrungen, weil die Apotheker nicht dazu verpflichtet sind. Ich würde mich scheuen, das Mittel in Kapseln aus Apotheken zu beziehen, weil der Apotheker das Alter dieser Mittel selber nicht kennt. Nun gibt es noch einen Weg, nämlich den, daß die Herren Minister für den vorliegenden Fall dem Knappschaftsverein die Möglichkeit verschafften, das Mittel selbst durch einen besonders angestellten Pharmazeuten her— stellen zu lassen.

Herr Minister für Handel und Gewerbe: Darauf wollte ich ja hinaus. Bei der Wichtigkeit der Sache würde wohl eine Ausnahme zugelassen werden. Zunächst bitte ich

Herr Geheimer Obermedizinalrat Professor Dr. Kirchner:

verlieren sie an Wirksamkeit. Vielleicht könnten die Apotheker des Bezirks durch den Regierungspräfidenten oder durch den frisch

Die Verbindung des Mittels mit Chloroform scheint mir Deshalb möchte ich mir die An— regung erlauben, daß mit einem etwas stärkeren Zusatz von Chloroform

Datum der Erzeugung zu vermerken, sind aber nicht damit

Versuchsreihen bekam die Hälfte Zitronensäure in beliebigen Quantitäten dem Getränk zugesetzt, die andere Hälfte nicht. Die Zitronensäure wurde des erfrischenden Geschmacks wegen ganz gern genommen; der Versuch dehnte sich über sieben Monate etwa aus. Die nachstehende Tabelle gibt das Re⸗ sultat nach dieser Zeit:

Vor Beginn der Kur positiv

; z Keine Zitronensäure Zitronensäure genossen zenoffen 35 . z . . Dersuche« Nicht, Versuchst. Niagt⸗ personen Erkrankt erkrankt Personen Erkrankt ö ,, Anzahl Anzahl ö J 6 6

Vor Beginn der Kur negativ

Zitronensäure genossen Keine . Versuchs⸗ Nicht⸗ Versuchs⸗ , Nicht⸗ personen Erkrankt r dn, personen Erkrankt . Anzahl Anzahl

6 3 3 7 z 4

Es geht daraus hervor, daß unter den vorher positiven Leuten auch nicht ein einziger seine Würmer verloren hatte, während unter den vorher negativ Befundenen, gleichgültig, ob sie Zitronensäure bekamen oder nicht, etwa die Hälfte nachher mit Würmern sich infiziert hatte. Der Zitronensäure kann danach irgend welche Einwirkung nicht zugeschrieben werden.

Nach einer halbstündigen Pause folgt die Beratung über:

Punkt 3 der Tagesordnung: „Welche Des infektions⸗ mittel sind versucht und verwandt worden? Mit welchem Erfolge?“

Herr Geheimer Bergrat Reuß: Auch über die Frage der Desinfektionsmittel ist bereits am 4. April d. J. ein⸗ gehend verhandelt worden. Inzwischen sind auch in dieser Beziehung neue Versuche gemacht, insbesondere mit Chlor⸗ magnesium, Chlorkalcium und Kalkmilch. Es wird von großem Interesse sein, das Ergebnis dieser Versuche möglichst genau zu erfahren. Ebenso ist es von großem Interesse, die Ergebnisse der sogenannten Trockendesinfektion zu hören. Der Herr Minister hatte am 4. April d. J. zugesagt, daß Anträge auf Einstellung der Berieselung wohlwollend geprüft werden sollen, und es ist dementsprechend auch bereits für 7 Zechen ganz oder teilweise die Einstellung der bergpolizeilich vorgeschriebenen Berieselung natürlich unter den erforderlichen Sicherheitsmaß⸗ regeln genehmigt worden. Die oberbergamtlichen Kommissare werden in der Lage sein, die Erfahrungen auf diesen Zechen hier vorzutragen.

. Herr Dr. Bruns: Im Laboratorium habe ich mit Des⸗ infektionsmitteln, und zwar sowohl mit den gebräuchlichen, wie auch mit solchen, die für die Ankylostomiasis speziell empfohlen waren, sehr zahlreiche Versuche gemacht, über die im „Klinischen Jahrbuch“ bereits berichtet ist. Aus ihnen ging hervor, daß mit starken Mitteln die Abtötung der ein⸗ gekapselten Larven zwar gelingt, so mit starken Säuren, mit starken Lösungen der eigentlichen Desinfektionsmittel, Karbol, Kresol, Saprol, ferner mit wasserentziehenden Mitteln, Koch—⸗ salz, Chlormagnesiumlösung, Chlorkalciumlösung. Die Ver⸗ hinderung der Entwicklung der Eier zu Larven findet schon durch schwächere Lösungen des gleichen Mittels statt. Das⸗ jenige Stadium, das am leichtesten der Vernichtung durch ein Desinfektionsmittel anheimfällt, ist die junge, eben aus dem Ei gekrochene Larve. Die Einzelindividuen der Larven ver— halten sich nicht alle gleich gegen die Desinfektionsmittel; manche zeigen größere Widerstandsfähigkeit als andere.

Im allgemeinen gehen wir dann mit einer Desinfektion vor, wenn wir ein Mittel haben, das innerhalb kurzer Zeit, innerhalb einiger Minuten, das Infektionsmaterial sicher zu vernichten imstande ist, und anderseits, wenn ein einiger⸗ maßen lokal begrenzter Raum als Infektionsquelle anzusehen ist, z. B. ein Zimmer. In dieser letzteren Beziehung könnte man ja die Grube als einen lokal begrenzten Infektionsort ansehen. Immerhin muß darauf aufmerksam gemacht werden,

Kapseln kann man nicht beurteilen, ob das Mittel frisch ist oder nicht. Wir geben es deshalb pur, haben es in letzter Zeit nur aus Apotheken bezogen, für die ja die Beschaffen— heit des Mittels vorgeschrieben ist. In der Regel geben wir das Mittel flüssig mit Chloroform und Sirup in bestimmtem Verhältnisse gemischt. Diese Form hat sich am besten be⸗ währt. Es sind auch verschledene andere Mittel versucht worden, z. B. das Filmaron (ein Auszug aus extr. fil. Ferner ist auf dem Internationalen hygienischen Kongreß in Brüssel ein Mittel von Dr. Jorissenne empfohlen, welches aus Schwefel, Terpentinöl und Condurango besteht. Dieses Mittel sollte unfehlbar sein; seine Anwendung erforderte aber eine wochenlange Dauer; schon aus letzterem Grunde ist es für unsere Zwecke nicht brauchbar. Andere von mehreren älteren praktischen Aerzten empfohlene Mittel, wie Kamala, Flores Koro, Cuprum oxydatum nigrum haben nach unseren Versuchen nicht die Erfolge aufzuweisen, wie das Extr. filicis. Es laufen wöchentlich die verschiedensten Anpreisungen von Mitteln bei uns ein, die wir unmöglich alle versuchen können oder nicht versuchen wollen. Es sind darunter allerlei Kräuter, Früchte, z. B. Kürbiskerne, Preißelbeeren und andere im Volksglauben wurzelnde Mittel ohne jegliche Wirkung.

aber die Herren Mediziner, darauf zu achten, aus welchen Quellen die Mittel guten und aus welchen sie schlechten Erfolg gehabt haben. Daraus könnte später zu weiteren Schritten Veranlassung genommen werden.

Herr Dr. Bruns will nur noch einige Experimente mit einem Mittel erwähnen, das nicht gerade unter den Begriff Abtreibungsmittel, mehr unter die Bezeichnung Vorbeugungs⸗ mittel fällt. Experimente, die jedoch sich nicht anders als unter Punkt 2 besprechen lassen. In Brennberg ist vor einigen Jahren vorgeschlagen worden, Zitronensäure dem Trinkwasser in den Gruben beizumengen, und man schrieb dieser Maß— nahme einen guten Teil des Erfolges zu, weil man der Meinung war, die Zitronensäure verhindere im Verein mit der Salzsäure des Magens die Ansiedelung des Wurms im menschlichen Körper. Auf der Zeche Shamrock III haben Herr Direktor Meyer und ich an einer Anzahl der Beamten der Zeche mit Zitronensäure Versuche in der Weise angestellt, daß wir 13 Leute aussuchten, die vor Beginn der Kur wurmbehaftet waren, und diesen 13 andere Leute gegenüberstellten, die ungefähr die gleiche Beschäftigung in der Grube hatten, bei denen eine an sechs Tagen wiederholte genaue Durchmusterung des Stuhles auch nicht ein einziges Ei hatte erkennen lassen. Von beiden

daß die Desinfektion um soviel schwieriger wird, je weiter eben die Grenzen dieses Infektionsortes zu rechnen sind. In der Beziehung bietet natürlich schon das ganze Grubengebãude für die Desinfektion ganz kolossale Schwierigkeiten. Noch schwieriger wird die Desinfektion dadurch, daß wir schon zu sehr starken Mitteln greifen müßten, um innerhalb kurzer Zeit eine sichere Wirkung zu erzielen. Bei Karbolsäure müßten wir beispielsweise schon etwa zu 5 dοigen Lösungen greifen, um innerhalb zwei Stunden eine vollständige Abtötung zu erzwingen. Die sämtlichen Versuche einzeln aufzuführen, würde Stunden in Anspruch nehmen. Aus den im Laboratorium geprüften Mitteln suchten wir alle die aus, die eventuell für eine Desinfektion in der Praxis in Betracht kommen könnten. Ich will darum hier meine Mitteilungen auf die Mittel be⸗ schränken, mit denen Herr Direktor Meyer und ich Versuche in der Grube selbst, und zwar in der Versuchsstrecke der Zeche „Shamrock II“ angestellt haben. Voraus bedingung war natürlich, daß das Mittel einigermaßen wirksam sich gezeigt hatte, daß es ohne zu große Schädigungen in die Grube eingeführt werden konnte; schon diese Erwägung ließ eine Reihe von Mitteln von vornherein zurückweisen. Auch der Kostenpunkt mußte berücksichtigt werden.