Am gr tag ech mitt g wird eine außerordentliche Sitzung behufs Vor⸗ nahme der Delegatlont wahlen abgehalten werden. .
Vor dem Kenn der gestrigen Sitzung des ungaxischen Unterhauses versammelten ki Abgeordnete Em f hen arteien im Bureau des Präsidenten, um die durch den Eisenbahnstreik ge— ,. Lage zu besprechen. An der k nahmen teil der
url n g ont Graf Tisza, der Finanzminister von Lukaes und der Handelsminister Dr. von Hieronymi. Der Minister⸗ präsident erklärte, die Regierung könne mit den streikenden Elementen nicht verhandeln; sie habe Maßregeln getroffen, um durch Heranziehung von Militär die Ordnung wiederherzu⸗ stellen und durch Verwendung des Eisenbahn⸗ und Telegraphen⸗ regiments die Wiederaufnahme des Verkehrs zu ermöglichen. Es müsse ein Exempel statuiert werden; gegenüber den verleiteten Glementen wolle die Regierung Nachsicht walten lassen.
Bei der Eröffnung der Plenarsitzung des Un terh au es herrschte eine große Erregung. Der Ministerpräsident, wurde beim Betreten des Saales von der Rechten mit brausenden Eljenrufen, von der Linken mit stürmischen Protestrufen empfangen. Der Ministerpräsident Graf Tisza erklärte mit bezug auf den Eisenbahnstreik, die Regierung sei hin⸗ sichtlich der Gehaltsaufbesserung der Eisenbahnbeamten bis zur . Grenze gegangen, sodaß die übrigen Staatsbeamten Grund hätten, diese glücklicheren Kollegen zu beneiden. Die Eisenbahnbeamten irrten, wenn sie meinten, durch den Ausstand mehr zu erreichen, als gewährt worden sei; man könne gar nicht von einem Ausstande sprechen, da die Eisenbahnbegmten die Dienstpflicht verletzt hätten, die sie mit ihrem Eide gelobt hätten. Man könne eigentlich nur den An— stiftern und Agitatoren grollen, die sich hinter der verleiteten Menge verkröchen und sich auf eine Solidarität beriefen, deren Haupt elemente die Leichtgläubigkeit der Menge und die Feigheit der An stifter bildeten. Die Regierung halte den Weg offen für diejenigen, die auf den Weg der Pflicht zurückkehren wollten, sie wolle den Schleier des Vergessens über das Geschehene breiten. Falls die Streikenden die Arbeit nicht aufnehmen sollten, werde der Betrieb, mit welchen Mitteln auch immer, wennglesch anfänglich im beschränkten Umfang, abgewickelt werden. Der Handelsminister Dr von 9 ieronymi erklärte, die erste Pflicht der Regierung sei, den Verkehr aufrechtzuerhalten; man sei deshalb bereit, die Ausständigen, falls sie unverzüglich zu ihrer Pflicht zurückkehrten, wiederaufzunehmen; sollten sie jedoch nicht
eneigi sein, den Dienst wiedergufzunehmen, werde die Regierung gn finden, den Betrieb nichtsdestoweniger ohne Störung ab— zuwickeln.
Der allgemeine Streik der Eisenbahnangestellten ist durch die Enttäuschung hervorgerufen worden, die der vor einigen Tagen dem Unterhause vorgelegte Gesetzentwurf über die Gehaltsregulierung der Eisenbahnbeamten bei diesen verursacht hat. Die Ausständigen verlangen eine Gehaltserhöhung in der Höhe, die sie in einer Denkschrist angegeben haben. Falls ihnen dieses Zu—⸗ geständnis gemacht und den Führern des Ausstandes General⸗ amnestie erteilt wird, sind sie bereit, den Ausstand zu beenden. Der Bahnverkehr ist auf einer ganzen Reihe von Strecken eingestellt. Aus der Provinz trafen Delegierte der Eisenbahnangestellten zu einer Versammlung, die in Budapest abgehalten werden soll, dort ein. Ein Teil von ihnen wurde bei ihrem Eintreffen verhaftet. Die Bahnhöfe werden von Militär und von der Polizei bewacht, um eine etwa be— absichtigte Zerstörung des Bahngeländes zu verhindern.
Die Direktion der Staatsbahnen hat für den Fall der Fortdauer des Ausstands folgende Maßnahmen getroffen:
An sämtliche Truppenkommandoß des Landes ist der Befehl er— angen, sich unbedingt auf Weisungen der Betriebsleitung zur Ver⸗ 8 zu stellen. Auf allen Stationen wird, demnach Militär zusammengezogen, dem die Aufgabe zufällt, die Stationsgebäude und Dienstapparate, hauptsächlich aber die Telegraphen⸗ und Telephonverbindungen zu sichern und, die Arbeitswilligen gegen die Ausständigen zu schützen. Bei der Direktion sind Dünderte von Telegrammen von Bahnbeamten eingetroffen, die ihre
ienste anbieten. Infolgedessen hat die Direktion die Hoffnung, daß schon heute wenigstens ein teilweiser Verkehr aufgenommen werden kann. Es wird beabsichtigt, auch das Korneuburger Eisenbahn- und Telegraphenregiment zum Eisenbahndienst. heranzuziehen. In diesem Falle könnte schon am Freitag der Betrieb auch mit Schnellzügen wieder aufgenommen werden. In Ermangelung von Lokomotivführern werden das ganze Ingenieurkorps, der Eisen— bahnen, dessen Angehörige sämtlich geprüfte Lokomotivführer sind, sowie zahlreiche andere fachkundige Beamte der Betriebsleitungen und der Direktion zum Dienst als Lokomotivführer herangezogen werden. Mit diesen Lokomotivführern und mit den Mannschaften des Eisen— bahn⸗ und Telegraphenregiments hofft die Direktion der Staatsbahnen den Verkehr auch im Falle der Fortdauer des Ausstandes in kürzester Zeit gänzlich wieder aufnehmen und sicherstellen zu können.
Gestern nachmittag ersuchte der Abg. Vaz sonyi den früheren Staatssekretär Abg. Voeroes um seine Vermittelung zur Einleitung von Verhandlungen mit den Ausständigen. Auf eine Ein— ladung zu einer Zusammenkunft im Demokratenklub erklärte das Streikkomitee, nicht früher verhandeln zu wollen, als bis die Verhafteten freigelassen worden seien. Die Abgg. Voeroes und Vazsonyi begaben sich zum Oberstadthauptmann Rudnay und erwirkten die Freilassung der Verhafteten. Die Abgg. Voeroes, Vazsonyi, Lengyel und Hock begaben sich dann ins Streiklager. Der Abg. Voeroes erklärte, daß er als Vertrauensmann, der die Intentionen der Regierung kenne, erschienen sei. Im Laufe der Be—⸗ ratungen trugen die Ausständigen ihre Forderungen vor. Der Abg. Voergdes suchte um Mitternacht den Handelsminister Dr. von Hieronymi auf und kehrte dann zur Fortsetzung der Beratung zurück. Er teilte mit, daß die Regierung geneigt sei, den Ausständigen völlige Straflosigkeit zu gewähren. Die Abhaltung der zu heute einberufenen Landesversammlung werde gestattet und der Gesetzentwurf über die Gehaltsregelung bis nach Abhaltung der zweiten Landesversammlung verschoben werden. Die Regierung sei auch geneigt, die Gründung eines Landesverbandes der Eisenbahnbeamten zu genehmigen, und werde über die Regelung des Dienstes Vorschläge machen. Die Forderung der im Mai auszuzahlenden Zuschläge solle bewilligt werden. Die Mit⸗ glieder des Streikkomitees erklärten, daß sie von diesen Mit- teilungen Kenntnis nähmen, jedoch keinerlei Garantie für die Be⸗ endigung des Streiks übernehmen könnten. Wie verlautet, war ein Teil des Streikkomitees geneigt, für die Annahme dieser Bedingungen einzutreten. Die Mehrzahl erklärte aber, der heutigen Versammlung diese Bedingungen nicht unterbreiten zu können. Sie ver—⸗ langten die Bewilligung sämtlicher im Memorandum von 1901 aufgestellten Forderungen. Zahlreiche Eisenbahnangestellte, die in den benachbarten Sälen versammelt waren, bestürmten die zeitweise aus der Konferenz zurückgekehrten Komitee⸗ mitglieder, keinesfalls nachzugeben, da das Komitee sonst durch den Unwillen der Ausständigen werde hinweggefegt werden. Unter dem Eindrucke dieser Erklärung beschloß auch die Minorität des Komitees, alle Forderungen aufrechtzuerhalten. Die Konferenz dauerte um 26 Uhr früh noch fort.
Großbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte, W. T. B. jufolge, Gibson Bowles (kons.) die Regierung, ob 9 unterrichtet fei üher irgend ein Marokko betreffendes Abkommen,
kürzlich zwischen Frankreich und Deutschland oder zwischen Spanien und Deutschland oder zwischen Frankreich und Rußland getroffen worden sei; ferner ob die Regierung unterrichtet sei von dem Bestehen eines Uebereinkommenß zwischen., Frankreich nad Spanien, wonach diese Mächte, sich verpflichteten, in
ssen Fällen ihre militärischen Streitkräfte zu vereinigen und vanien die Verpflichtung eingehe, auf Verlangen Deutschlandt einen
dem
8*r an der gtlantischen Küste Marokkos zu verpachten. Der nisterpräsident Balfour erwiderte: Wir haben keine Information, die uns dazu führen könnte, an die Existenz irgend eines der erwähnten Abkommen ju glauben. Gibs an Bo wles fragte darauf, ob die Regierung an Frankreich oder Spanten eine darauf bezügliche Frage erichtet habe. Der Ministerpräsident Balfour erwiderte:
opiel ich weiß, sind keine Anfragen von uns an die be— treffenden Mächte gestellt worden in bezug auf ein Ver tragsinstrument, von dem wir keinen Grund haben anzunehmen, daß es in Wirklichkeit existiere. Der Staatssekretär des Innern Akers Douglas brachte eine Vorlage, betreffend die Erteilung von Lizenzen für den Verkauf berauschender Getränke, ein. Danach soll in Lille, wo die Erneuerung einer Lizenz infolge Ver— ringerung der Bedürfnisfrage verweigert wird, der Inhaber der Lizenz aus einem Fonds entschädigt, werden, der durch eine ab— gestufte Steuer auf die konzessionierten Lokale zu bilden ist. Die Entscheidung der Behörden, nach, der eine Lizenz als un— nötig verweigert wird, bedarf der Bestätigung durch das Obergericht. Auf eine Anfrage erklärte der Unterstaatssekretär des Aeußern Earl Perey; Eine russische Zirkularnote an die Mächte ist uns am 15. d. M. zugestellt worden und unterliegt jetzt der Beratung. Die Note behandelt folgenden Gegenstand: Der Generalgouverneur Alexejew hat erklärt, daß, wenn neutrale Dampfschiffe, die auf der Höhe der Küste der Halbinsel Kwantung oder innerhalb der Zone der militä— rischen Operationen der russischen Seestreitkräfte festgenommen werden, Korrespondenten an Bord haben, die dem Feinde Nachrichten mit Hilfe verbesserter Apparate ußehen lassen, deren Verwendung in der Konvention, die diese Materie behandelt, nicht vorgesehen ist, die Fälle solcher Korrespondenten als Fälle von Spionage behandelt und Schiffe, die mit Apparaten für drahtlose Telegraphie ausgerüstet sind, als rechtmäßige Prisen angesehen werden ollen. Sodann wurde die erste Leung der Vorlage, betreffend die Erteilung von Lizenzen für den Verkauf von berauschenden Getränken, mit 314 gegen 147 Stimmen angenommen.
Rußland.
Die Ueberlebenden der Besatzungen des, Warjag“ und des „Korejetz“ sind gestern, wie dem „W. T. B.“ be⸗ richtet wird, unter w des Kapitäns Rudnew in Sebasto pol eingetroffen.
Portugal. .
Angesichts der unter der Minorität der Abgeordneten⸗ kammer herrschenden Erregung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, der König nach Anhörung des Staatsrates ein Dekret unter⸗ zeichnet, wodurch das Parlament aufgelöst wird. In der Abgeordnetenkammer stand das Budget für 1904,05, in der Pairskammer das diesjährige Heereskontingent zur Beratung. Für die Abgeordnetenwahl ist ein naher Zeitpunkt festgesetzt worden. Die neuen Cortes werden am 29. September zusammentreten.
Serbien. Der König ist gestern nachmittag, wie „W. T. B.“ er⸗ fährt, von Semendria wieder in Belgrad eingetroffen.
Schweden uͤnd Norwegen.
Zwischen Schweden und Portugal ist, wie, W. T. B.“ meldet, ein Meistbegünstigungsvertrag abgeschlossen worden.
Das Journal „Aftenbladet⸗ berichtet, die Verhandlungen wegen der gemeinsamen Neutralitätserklärung der drei nordischen Reiche seien zu einem günstigen Abschlusse ge— langt. Die neuen Bestimmungen würden Ende dieses Monats veröffentlicht werden.
Asien.
Ein Telegramm des Generals Kuropatkin Kaiser vom gestrigen Tage lautet:
Wie der General Kaschtalinski berichtet, war es am 19. April am Jalu ruhig. Gegenüber Golutsi und weiter oberhalb führen die Japaner Erdbefestigungen auf. Die Zahl der japanischen Truppen nimmt zu, und sie ziehen sich nach Widschu hin zusammen. Gleichzeitig rücken sie längs des Jalu nach Norden weiter. Die Lichter von japanischen Kriegsschiffen wurden von Kosakenposten in der Bucht von Tsintaissi gegenüber dem Dorfe Potinsa 25 Werst westlich von Tatungkou bemerkt. Die Schiffe stehen in einer Entfernung von ungefähr 50 Werst von der Küste. Wie der General Mischtschenko meldet, sind japanische Schiffe auch bei Söntschöng gesehen worden.
Aus Söul wird dem „Reuterschen Bureau“ gemeldet, die japanischen Behörden gäben zu, daß beständig Vorposten⸗ gefechte am Jalu stattfänden, aber sie erklärten auch, daß zur Zeit keine entscheidende Aktion erfolgt sei. Nachrichten über einen Zusammenstoß würden jederzeit erwartet; man schätze die Russen am Jalu jetzt auf 50 000 Mann.
Die japanische Flotte hat 3 Kontaktminen, die sie 40 Seemeilen vom Schantung⸗Vorgebirge entfernt auf See treibend gefunden, zerstört.
Afrika.
Zu der im Bezirk Lydenburg erfolgten Verhaftung von sieben des Hochverrats angeklagten Buren teilt, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, die Zeitung „Post“ mit, daß eine lebhafte revolutionäre Bewegung bestehe, deren Leiter drei in Großnamaqualand wohnende frühere Kommandanten seien. Diese sollten eine geheime Gesellschaft gegründet haben, nach deren Satzungen jeder seitens ihrer Mitglieder begangene Verrat mit dem Tode bestraft werde. Die „Post“ bemerkt dazu, daß transvaalische Freiwillige in großer Zahl rüsteten und Transportmittel mieteten.
an den
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs tags und des 3 der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (72.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner und der Kriegsminister, Generalleutnant von Einem genannt von Rothmaler bei⸗ wohnten, wurde die zweite Beratung des Reichshaushalts— etats für 1904 bei dem Etat für die Expedition nach Ost— asien fortgesetzt. Die laufenden Kosten für Intendantur, Militärgeistlichkeit, Militärjustizverwaltung, höhere Truppen⸗ befehlshaber, Adjutanturoffiziere, Generalstab, Ingenieure und Pionierkorps wurden ohne Debatte mit kleinen Abstrichen gemäß den Anträgen der Budgetkommission nee,,
Bei der Geldverpflegung der Truppen, Ftappen⸗ sonstigen Formationen hat die Kommission den 8 Bataillonskommandeuren und Stabs⸗
und 3 Hauptleute von den geforderten 32 Oberleutnants 12 auf nur noch ein
und
2 von offizieren 235, von den
halbes Jahr bemilligt. Ein Antrag Spahn (entr.)⸗ Dr. Paasche en und ein weitergehender Antrag von Norman n⸗Freiherr von Richthofen-Damsdorf (d. kons.) wollen die Zahl der Hberleutnants unverkürzt für das ganze Etats jahr 1904 3 wissen.
Bis zum Schluß des Blattes nahmen der Kriegsminister, Generalleutnant von Einem genannt von Rothmaler und der Abg. Dr. Süde kum (Soz.) das Wort.
) ö De, . der 6 ;, 9 der eutigen Sitzung, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben und der Minister des Innern Iren en von nn , beiwohnten, zunächst die Abstimmung über den Kommissionsantrag zu dem von der Organ sation der ö, . bei den größeren Landgerichten handelnden Ausgabetitel des Etats der Justizverwaltung. Der Etatsentwurf wollte sechs Staatsanwälte als Abteilungsvorsteher und Vertreter der Ersten Staatsanwälte mit einem Gehalt von 5400 bis 7200 6 aus— statten und den sechs Ersten Staatsanwälten pensionsfähige Gehaltszulagen von je 900 MM geben.
Die Kommission hat diese Forderungen abgelehnt und beantragt, nur sechs Staatsanwälten mit dem Gehalt von 3000 bis 6600 M als Abteilungsvorstehern und Vertretern der Ersten Staatsanwälte Funktionszulagen von je 600 , zu geben.
Das Haus beschließt mit geringer Mehrheit gegen die Stimmen der beiden konservativen Parteien die Annahme des Kommissionsantrags. .
Es folgt dann der Etat der allgemeinen Finanz— verwaltung.
Abg. Engelbrecht (freikons.) wünscht eine eingehendere Uebersicht über die Rückerstattungen der Grundsteuerentschädigungen, als sie bisher gegeben worden ist. Nötig sei eine Unterscheidung zwischen den ver— schledenen Klassen der Bevölkerung, namentlich eine Unterscheidung zwischen Gutsbezirken und Landgemeinden.
Der Etat der allgemeinen Finanzverwaltung wird bewilligt.
Das Hautz geht hierauf zur Beratung des Etats des Finanzministeriums über.
Abg. von Arnim (kons.): Die Ausgabe der neuesten, 70 Millionen Mark preußischer Konsols betragenden Anleihe erfolgte am 5. Februar zu 91,2); in der Nacht vom 8. zum 9. Februar brach der Krieg zwischen Rußland und Japan aus, und der Kurs sank in wenigen Tagen um 3 oo. Der Kurs der im April v. J. ausgegebenen Reicht anleihe von 290 Millionen sank trotz einer 47fachen Ueberzeichnung ebenfalls um 3 0ͤ0. Dabei sind die preußischen Konsols das sicherste Papier der Welt, denn den 69 Milliarden Mark Schulden stehen, das doppelt so hoch zu bewertende Eisenbahnnetz und die unverschuldeten Domaͤnen, Forsten, Gruben usw. gegenüber. Der niedrige Kurs wirkt auf die weitesten Kreise in Staat und Reich zurück, deshalb muß ernstli über eine Verbesserung dieser Verhältnisse nachgesonnen werden. Bel uns kümmern sich Staat und Reich nicht weiter um die ausgegebenen Anleihen, wohl aber ist dies in Frankreich der Fall; infolgedessen steht dort der Kurs der 30½ igen Rente um 10079 höher als der unserer Konsols. Dort sorgt der Staat aber auch dafür, daß das Vermögen der Sparkassen, das etwa 4 Milliarden Frances beträgt, in Renten angelegt wird. In Preußen betragen die Spareinlagen 7 Milliarden Franes. Davon waren Ende 1902 574 0,½ in Hypotheken, 270,0 in Effekten und rund 10 0½ in Guthaben angelegt. Aber 200 Sparkassen besaßen Effekten überhaupt nicht, und 134 Sparkassen hatten nur 50 der Einlagen in Effelten bezw. liquiden Werten angelegt. Im Falle eines Krieges würden die Einlagen zu etwa 75 o mit kurzer Rückzahlungsfrist gekündigt werden, und eine große Krisis würde entstehen. Landtag und Re— in, haben deshalb die ernste Pflicht, nachdrücklich für eine Besserung zu sorgen.
Abg. Dr. Rewoldt kfreikons.): Es ist von der größten Be— deutung, den Gründen der Kursschwankungen der Staatspapiere, von denen der Vorredner gesprochen hat, nachzuspüren und auf Abhilfe zu sinnen. Durch künstliche Mittel kann der Kurs der deutschen Staatz— papiere nicht geheben werden. Es muß darauf hingewirkt werden, daß die Wohlhabenheit im ganzen Lande fortschreitet. Es kommt aber nicht sovohl darauf an, ob der Kurs höher oder niedriger ist, als vielmehr darauf, daß er stabilisiert wird. Den Vorschlag, die Sparkassen zu zwingen, einen Teil ihrer Bestände in Staatspapieren anzulegen, kann ich nicht unterstützen. Die Land—⸗ schaften haben ein Interesse daran, daß das Geld in Hypotheken an— gelegt wird. Der Staat sollte seine Anleihen nicht nur durch die großen Banken begeben, sondern durch seine Behörden Agenturen er⸗ richten, damit auch die kleinen Kapitalisten sich direkt mit kleineren Kapitalien beteiligen können.
Hierauf nimmt der Finanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben das Wort. An der weiteren Debatte beteiligen sich bis zum Schluß des Blattes der Abg. Dr. von Savigny (Zenkr) und der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein.
Die Hochfluten von 1813, 1854 und 1903.
In der von der Königlichen Landesanstalt für Gewässerkunde bearbeiteten Denkschrift über das Pochwasser im Oder⸗ und Weichsel⸗ gebiet vom Juli 1903, die dem Hause der Abgeordneten zugegangen ist, werden die Ursachen und der Verlauf der Hochwassererscheinung vom Juli 1903 die in Preußen hauptsächlich das Oderstromgebiet, in geringerem Maße auch das Gebiet der Weichsel betroffen hat, ein⸗ gehend dargestellt und diese Erscheinung mit ähnlichen, in früherer Zeit vorgekommenen Hochfluten verglichen. Wir entnehmen dieser Denkschrift die folgenden Mitteilungen.
Unter den norddeutschen Strömen ist sonst keiner in gleichem Maße Hochfluten inmitten des Sommers , wie die Oder. Zwar auch an der oberen Weichsel treten zahlreiche Sommerfluten auf, flachen sich jedoch bis zur untersten, preußischen Stromstrecke meist so stark ab, daß sie nur selten die dortigen Sommerdeiche überströmen und den jetzigen Hauptdeichen wohl kaum je gefährlich werden. Die Elbe wird von größeren Sommerfluten weit ö heimgesucht als die Oder, und an der Weser, der Ems, am Mittel, und Niederrhein beschränken die bedeutenderen Hochwassererscheinungen sich, ebenso wie andererseits am Memelstrom, nahezu ausschließlich auf die Jahres hälfte vom November bis zum April. ;
Der bloßen Anzahl nach überflügeln auch an der Oder die Hoch—⸗ fluten dieser winterlichen Jahreshälfte die des Sommers etwas, da eine Anschwellung des Stromes fast alljährlich beim Schmelzen des Schnees erfolgt. Ordnet man aber die seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eingetretenen Oderhochfluten der Größe nach, so treten an die Spitze diejenigen vom August 1813, vom August 18654 und jetzt vom Jult 1903. Ebenso scheint im 18. Jahrhundert, obschon aus demselben auch von recht verderblichen Cisgängen des Stromeß berichtet wird, ganz besonders das Hochwasser vom Juli 1736 unheilvoll gewesen ju sein, das z. B. in Breslau einen der Kirchhöfe aufriß und eine Hungersnot über die Stadt brachte. Wahrscheinlich richtete es auch an der unteren Oder viel Unheil an, da mit ihm eine außergewöhnliche, mit den größten bekannten Winter fluten etwa gleichwertige Sommerflut der Warthe zusammentraf. Die gewaltigsten Hochfluten des Oderstromes ereignen sich also vor⸗ wiegend in der Jahreszeit, in der die Ueberschwemmungen den größten Schaden verursachen, weil die Erträge der unter Wasser gesetzten Wiesen und Felder den Fluten größtenteils zum Opfer fallen.
Die bon anderen Strömen entlehnte Unterscheidung zwischen Sommer und Winterdeichen, unter denen letztere die größten Hoch⸗ uten abwehren sollen, wogegen die Ausbreitung der sommerlichen lutwellen schon durch die schwächeren und niedrigeren Sommerdeiche derhtet werden soll, tpird also der Eigenart der Oder nicht ganz gerecht. Allerdings pflegen so ungewöhnlich große Hochfluten wie die erwähnten glüclicherweise doch nur nach langen Zwischenzeiten aufzu= treten, und, die nächstgrößten Hochfluten gehören vorwiegend dem Winterhalbjahre an. .
Obgleich die Entstehung eines Sommerhochwassers im Odergebiet stets an eine bestimmte Wetterlage gebunden zu sein scheint (nämlich an das Erscheinen eines Gebietes tiefen Luftdruckes im Bereiche der
ugstraße, die vom Norden des Adriatischen Meeres über das Festland . in die Gegend der russischen Ostseeprovinzen führt), zeigen diese Hochfluten doch verschiedenartigen Verlauf. Meistens geht die bedrohliche Wetterlage wieder vorüber, ohne besonders starke Regenfälle mit sich zu bringen, und in den übrigen Fällen erfolgen diese bald über diesem, bald über jenem Teile des Stromgebietegz, ohne daß sich der Niederschlagsherd bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft vorhersagen ließe. Wie verschiedenartig aber selbst, der Verlauf solcher Hochfluten sein kann, bei denen der größte Teil des Strom—⸗ gebietes betcoffen worden ist, auf wie mannigfaltige Vorbedingungen also auch bei der Bekämpfung der Hochwassergefahren Rücksicht zu . sein wird, zeigt ein Ueberblick über den Verlauf der Hochfluten von 1813, 1854 und 1903.
Gemeinsam ist diesen drei Hochfluten, daß eine gewaltige Abfluß masse schon aus dem österreichischen Quellgebiete des Stromes kam, das außer der (bis zur Olsamündung gerechneten) Quelloder selbst auf der Westseite der Mährischen Pforte hauptsächlich die Oppa, auf der Ostseite aber die Beskidenflüsse Ostrawitza und Olsa umfaßt.
Für 1813 wird die Größe der damaligen Augusthochflut in diesem obersten Gebieisteile nicht nur durch die Ortsgeschichte von Troppau und Mährisch⸗Ostrau bezeugt, sondern noch zuverlaͤssiger dadurch, daß eine Hochwassermarke bei Krappitz (an der Mündung der Hotzenplotz) rd. 3 im über den 1854 und 1903 beobachteten Höchstständen liegt. Leider scheint die Anbringung von Hochwassermarken in den Kriegs unruhen sonst vielfach unterlassen worden zu sein. Indessen wird aus dem Gebiet der . Neisse berichtet, daß über Frei⸗ waldau infolge reißender Anschwellungen der Biele und Staritz eine Wassersnot schlimmster Art hereinbrach. Ferner ist aus der Kriegsgeschichte bekannt, daß in der Schlacht an der Katzbach den verbündeten Preußen und Russen das Niederwerfen des Feindes durch den Eintritt von Hochwasser erleichtert wurde und daß danach eine plötzliche Ueberschwemmung am Bober einer französischen Division den Rückzug über den Fluß abschnitt. Auch die Lausitzer Neisse war angeschwollen. Nach Böhmen stiff die Hochwassererscheinung indessen nur in geringem Umfange hinüber, da die Elbe in Preußen keine be⸗ deutende Anschwellung erfuhr. In der Weichsel trat ein Hochwasser ein, das zu den größten Sommerfluten dieses Stromes im 19. Jahr- hundert zählt. Dagegen hatte die Warthe nur eine geringfügige An⸗ schwellung was in Verbindung mit den von der mittleren und der unteren Oder vorliegenden Wasserstandsbeobachtungen wahrscheinlich macht, daß auch die übrigen im schlesisch-polnischen Flachlande ent— springenden Wasserläufe zur Verstärkung der Hochflut nicht nennens— wert beitrugen. Die Hochwassererscheinung vom August 1813 erstreckte sich hiernach im Odergebiet, ebenfo wie im Weichselgebiet, wohl fast ausschließlich auf die Zuflüsse aus dem Gebirge.
Im August 1864 scheint das Gebiet der Elbe von der Hoch— wassererscheinung nicht einmal gestreift worden zu sein. Die Weichsel schwoll zwar in der allerobersten Stromstrecke recht stark an; ihre ,. wurde jedoch von den für die Hochwasserführung der Weichsel in erster Linie entscheidenden Gebirgsflüssen so wenig gespeist, daß sie schon bei Krakau nur noch von mittlerer Höhe und bei Warschau kaum noch als Hochwasser zu rechnen war. Ganz eigenartig war die Sachlage im Odergebiet. Die mächtige Anschwellung des Stromes stammte wiederum aus den Flüssen des engeren Quellgebiets. Weiterbin aber waren die Gebirgszuflüsse der Oder, die mit Recht als die eigentlich hochwassergefährlichen Nebenflüsse des Stromes gelten, verhältnismäßig nicht in dem Maße beteiligt, auf das man nach dem Grade des Oderhochwassers schließen würde. So hatte insbesondere die Glatzer Neisse, dieser gewaltigste unter den Zu— lüssen der oberen Oder, seit 1820 nachweislich zahlreiche Sommer— fluten, die jene von 1854 übertrafen. Auch der Bober hatte wohl eine ecf unt aber doch eine ungleich kleinere als etwa in seinem schlimmsten Dochwasserjahre neuerer Zeit, also 1897, und ganz mäßig war die Anschwellung der Lausitzer Neisse. Dagegen strömten der Oder von der rechten Seite des Stroͤmgebieis ungemein große Wassermengen zu. Die Klodnitz, Malapane, Weide und Bartsch, also Flüsse des Häügel⸗ und Flachlandes, deren höchste Wasserstände sonst bei Schmelzfluten einzutreten pflegen, sie alle schwollen damals zu einer Höhe an, die in— wwischen bei keinem Hochwasser wieder beobachtet wurde. An der Warthe sind zwar nach schneereichen Wintern inzwischen schon mehr— fach noch beträchtlich höhere Wasserstände eingetreten; unter den Sommerfluten des 19. Jahrhunderts steht jedoch auch hier die von 1854 an erster Stelle.
Im Juli 1903 stieg die Warthe allerdings noch höher. Auch im Gebiet der oberen und mittleren Oder ist die letzte Hochflut der des Jahres 1854 in mancher Hinsicht vergleichbar; die Art ihrer Ent— wickelung war indessen doch eine erheblich andere. In der Flutwelle, die aus dem Quellgebiet des Stromes, besonders aus der Oppa kam, war diesmal eine noch größere Wassermasse angehäuft als bei der Hochflut von 18654. Außerdem hatten aber die Hotzenplotz und vor allem die Glatzer Neisse so arge Hochfluten wie seit vielen Jahr⸗ sehnten nicht, und erst dieses Zusammentreffen kennzeichnet die Eigenart der diesjährigen Oderhochflut. Sämtliche Hoch— wassererscheinungen der neueren Zeit waren in dieser Hinsicht günstiger als die diesmalige, da seit 1813 niemals eine besonders große Hoch— flut der Quelloder mit einer besonders großen Hochflut der Glatzer Neisse und der mit ihr fast stets verbündeten Hotzenplotz zusammen getroffen ist. Entweder gerieten nur die Quellflüsse des Stromes oder nur die Neisse und Hotzenplotz in ungewöhnlich starke Erregung, und der weitere Verlauf des Hochwassers hing dann hauptsächlich vom Verhalten der übrigen Zuflüffe ab, wie z. B. die Entwickelung des bochwassers vom Jahre 1854 wesentlich durch die starke Wasser— suführung aus den rechtsseitigen Nebenflüssen der Oder bedingt war. Auch diesmal hatten außer der Warthe auf der rechten Selte des Stromgebietg die Zuflüsse der oberen Oder (Klodnitz, Malapane und Stober) starke Anschwellungen, die indessen für daß Hochwasser der Dder nur untergeordnete Bedeutung erlangten. Selbst das gewaltige e af der Warthe rief an der unteren Oder keine solche Er— hung der Wasserstände hervor, wie man zunächst befürchten zu müssen glaubte, da der Scheitel der Warthewelle erst erheblich später als der⸗ ige der Oder in Küstrin eintraf. Die Einwirkung der Warthe be—⸗ tand daher weniger in einer Erhöhung als in einer Verlängerung der
1 was für das Mündungsbecken der Oder freilich das größere ebel ist.
Eine erhebliche Einwirkung auf die Form der Oderflutwelle übte . die fo l aus. Die spitze Flutwelle dieses Nebenflusses ob den Wasserspiegel der Oder in kurzer Zeit um mehrere Meter. Daher war dag Hochwasserbett des Stromes berelt, hoch angefüllt, als das en aus den großen Ueberschwemmungsgebieten an den oberen Oderstrecken allmählich nahte und nunmehr die Höhe und Ausdehnung der Ueberschwemmungen unterhalb Krappitz ge⸗ waltig vergrößerte. Eine erhebliche Aenderung erfuhr der Verlauf des Hochwassers alsdann durch den Hinzutrttt der Hochflut der Oleg Neisse. Wenn letztere ein stärkeres Hochwasser hat, so behauptet sich dies in der Oter fast regelmäßig zunächst als eine selbständige Flut— welle, die dem . auß dem Quellgebiete des Stromes um mehrere Tage vorgusläuft und von dessen Flutscheitel erst allmählich age o wird. So geschah es auch diesmal; nur waren beide Flut⸗ wellen (diejenige der Glatzer Neisse und e , der Quelloder) un⸗ Frohn i und folgten n ,. rasch aufeinander. erner wiederholte 86 auch darin eine schon bei früheren Hochfluten vielfach beobachtete Erscheinung, daß die aug der Neiffe in den Slrom gebrachte Flutwelle die Hauptmasse des Hochwaff erg der Hotzenplotz
in sich aufnahm. Denn wenn das Hochwasser der Hotzenplotz auch bei der geringeren Lauflänge dieses . der weniger umfassen⸗ den Ausbreitung sene Gewäsfernetzes beträchtlich eher in das Strom. bett der Oder gelangt alg das der Neisse, so wird dieser Vorsprung dadurch aufgehoben, daß es dafür noch die zwischen Krappitz und der Neissemündung liegende Strecke des Stromes zu burchlaufen hat. Von den, Flutwellen, die unterhalb der Mündung der Neisse auf⸗ traten, war die erste, also die von der Glatzer Neisse im Verein mit der Hotzenplotz erzeugte Flutwelle die höhere. Schon diese eine Er⸗ 3 erweist hinreichend, daß neben den Flüssen des engeren Quellgebiets vorwiegend diefe beiden Wasserläufe für den Verlauf der Oderhochflut bestimmend wurden. Bei Betrachtung der Abfluß mengen kommen wir hierauf zurück. Vor der Hand sei nur erwahnt, daß die Gesamtmasse der aus dem Quellgebiet kommenden Flutwelle, so ausgedehnt auch die in den Kreisen Ratibor und Kosel der Ueber— schwemmung anheimgefallenen Flächen waren, noch nicht die Hälfte bon derjenigen bildete, die den Strom unterhalb der Neissemündung durchlief, wobel eine nachträgliche, um den 26 21. Juli aufgetretene Hochflut der Glatzer Neisse nicht mit eingerechnet ist. Hierbel ist in- dessen nicht außer acht zu laffen, daß sich dies nur guf die Gefamt⸗
masse der Flutwelle bezieht, nicht aber auf die dem höchsten . stande entsprechende sekundliche Größtmenge. Letztere hat unterhalb der Mündung der Glatzer Neisse vermutlich nur wenige hundert Kubikmeter mehr betragen als unterhalb der Mündung der Olsa.
. Die, unterhalb Breslau noch hinzutretenden Gebirgsflüffe, also die Weistritz, Katzbach, der Bober und die Lausitzer Neisse vermehrten die Gesamtmasse der Flutwelle des Stromes nicht mehr erheblich. Die sekundliche Größtmenge nahm in der mittleren Oder sogar erheb⸗ lich ab, da die seitliche Zufuhr der Flutwelle hier nicht mehr so biel Wasser lieferte, wie dem Wellengipfel zur Auffüllung des immer ge— räumiger werdenden Strombettes und zur Ueberschwemmung der Vor— länder entnommen wurde. Innerhalb, des Gebietes der Sudeten be— schränkte die Hochwassererscheinung sich nämlich vorwiegend auf die Flüsse, die im südöstlichen Teile dieses Gebirgszuges entspringen, wo⸗ gegen schon die Wasserläufe des Eulengebirges und des Waldenburger Berglandes nur noch Hochwasser von maͤßiger Ausdehnung hatten. Die Gebirgsbäche im Gebiete des Bobers drohten wohl vorübergehend mit dem Eintritt von Hochwasser, riefen aber doch nur eine wenig bedeutende Anschwellung dieses Nebenflusses hervor. Da der böhmische Teil der Sudeten von der Hochwassererscheinung kaum noch gestreift wurde, blieb der Elbstrom unberührt.
Im Osten erstreckte sich dagegen das Gebiet starker Niederschläge weit über das Quelltzebiet der Oder und das Warthegebiet hinaus. Im oberen Weichselgebiete regnete es bis zum Dunajec hin dermaßen heftig, daß die Weichsel bei Krakau alle in den letzten 70 Jahren beobachteten Wasserstände überschritt. In der mittleren Stromstrecke ermäßigte sich die Höhe der Flutwelle wohl, indessen war ihre Speisung auch hier infolge der über dem russisch-polnischen Hügel⸗ und Flachlande niedergegangenen Regen noch immer so kräftig, daß die Flutwelle bei Thorn nur 0,6 bis 0,7? m niedriger blieb als bei den großen Sommerhochfluten von 1844 und 1884.
Gleichzeitig trat ferner im Donaugebiet Hochwasser auf, sehr stark z. B. an der March, die oft das Schicksal der Oderzuflüsse aus den südöstlichen Sudeten und aus den Beskiden teilt, weil ihr engeres Quellgebiet unmittelbar neben denen der Glatzer Neisse und der Sppa liegt, während ihr bedeutendster Nebenfluß, die Beczwa, in geringer Entfernung von der Ostrawitza entspringt. Ebenso dehnte sich die Hochwassererscheinung auf das Alpengebiek aus, das in die öster— reichische Donau entwässert, da alle Flüsse auf der Nordseite der Sst— alpen, von der Salzach an bis zu den Gewässern des Wiener Waldes, umfangreiche Ueberschwemmungen hervorriefen.
Nr. 32 des Zentralblatts der Bauverwaltung, heraus gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 20. April, hat folgenden Inhalt: Erster internationaler Kongreß für Schulhygiene in Nürnberg vom 4. bis 9 April 1904. — Vermischtes: Erweiterung des Preußischen Staatseisenbahnnetzes und Beteiligung des Staats an dem Bau von Kleinbahnen. — Eisenbahnfachwissenschaftliche Vorlefungen in Preußen. — Der Wettbewerb um Skizzen zu einem Gebäude für das Verkehrsministerium und ein Zentralbriefpostamt in München. — Wettbewerb für die Umgestaltung des Platzes der Dampferanlege— stellen am Ufer des Sees in Tegel. — Wettbewerb für einen Monu⸗ mentalbrunnen am Spittlertorgraben in Nürnberg. — Wettbewerb um Entwürfe für die Gebäude der bayerischen Jubiläumslandes⸗ ausstellung Nürnberg 1906. — Wettbewerb für ein Plakat der Stadt Aachen. — Wettbewerb um Entwürfe für ein Kanalschiffshebewerk. — Opernhaus in Berlin. — Unterweisungsborträge für Wasserbaubeamte bei der Versuchs⸗ und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Ab— wässerbeseitigung in Berlin. — 26 jähriges Bestehen der Berliner Gobelinmanufaktur W. Ziesch u. Ko. — ,,, der Theater.
— Verkehr auf den Wasserstraßen Berlins im Jahre 1903.
Statiftik und Volksmirtschaft.
Anteil der Untergrten am Gesamtbestande jeder der vier wichtigsten Viehgattungen für den preußischen Staat 1902 und 1900.9
Schon früher haben wir ausgeführt, 3a sich über den Vieh⸗ stand eines Landes aus den nackten Gesamtzahlen allein keine maß- gebende Ansicht bilden läßt, sondern daß hierzu auch eine möglichst ins einzelne gehende Untersuchung der Unterarten der Hauptviehgattungen nach Alter, Geschlecht und Art der Benutzung erforderlich ist. Hierzu reicht aber die Feststellung ihrer Vermehrung oder Verminderung schlechthin nicht aus; es gehört dazu auch eine genaue Kenntnis der Zusammensetzung jeder Gattung, zu der wir heute übergehen. Von allen Tieren entfielen Hundertteile
bei den
J. Pferden, einschließlich Militärpferde: IN auf die unter 3 Jahre alten nebst Fohlen. 2). 3 Jahre alten und älteren). II. Rindern: 1) auf die Kälber unter 3 Jahr alt 2), das Jungbieh von 3 bis 1 Jahr alt
am 1. Dezember 1902 1900
16,35 S3, b5,
10,39 12,96 15, 17
6, 32 hö, 16,
28, 05 71,97
48,69
16, 15 S4, S̊
10,ů,72 12,11 13,56
6,90 56,71
28, dc 71, 16
54,90
noch nicht ö 3 von 1 bis noch nicht
1 2 Jahre alte und ältere Rindvieh: a. Bullen, Stiere und Ochsen. b. Kühe, Färsen und Kalbinnen
III. Schafen: I) auf die unter 1 Jahr alten (Lämmer) z 2) 1 Jahr alten und älteren
IV. Schweinen: z auf die unter J Jahr alten, einschließlich Ferkel 2) . 9 bis noch nicht 1 Jahr alten. . 32,71 1 Jahr alten n, , 1686899 18,60. Bei den Einhufern und Wiederkäuern behauptet also die oberste Altersklasse das Uebergewicht, welches beim Borstenvieh in der untersten liegt. Es kamen unter den Pferden fast sechs Siebentel . die 3 Jahre alten und älteren sowie nur reichlich ein Siebentel auf die unter 3 Jahre alten Tiere nebst Fohlen; bei den Rindern entfiel weit über die Hälfte auf die 2 Jahre alten und älteren Kühe, Färsen und Kalbinnen, aber bloß ein Vierjehntel auf die Bullen, Stiere und Ochsen gleichen Alters und je über ein Zehntel auf die übrigen Unterabteilungen; unter den Schafen trafen gut sieben Zehntel auf die 1 und mehr Jahre alten gegen knapp drei
) Vergl. Nr. 150 des „Reichß. und Staatsanzeigers vom
9.
29. Juni 1903.
Zehntel auf die jüngeren, unter den Schweinen die größere Hälfte auf die unter J Jahr alten einschließlich der Ferkel, erh , uf die bis noch nicht 1 Jahr alten sowie ein Siebentel auf die älteren. Die stärkste Aufzucht weisen demnach die Schweine auf, und auch bei den Rindern ist sie als eine y,, . zu bezeichnen, nicht aber bei den ,, . am wenigsten bei den Pferden.
AMUeber die in diesen Verhältnissen feit 1900 eingetretenen Ver schiebungen gibt die zweite Spalte obiger Uebersicht nähere Auskunft. Eine Vergleichung der für beide Jahre berechneten 6 fern zeigt bei der jüngsten Altersklasse der Schweine eine auffallende Zu. sowie bei der ältesten eine annähernd ebensolche Abnahme. Bei den Unterarten der a Haustiere sind die Abweichungen ziemlich belanglos; bei man en herrscht sogar eine gewisse Uebereinstimmung. Die bei den Schweinen gemachte Wahrnehmung hängt mit der bereits anderweitig ermittelten Tatsache zusammen, daß die durch den i n ,. Mißwachs zur Cinschränkung zumal ihres Rindvieh⸗ und Schafbestandes genötigten Viehzüchter sofort bemüht waren, durch eine überraschende Züchtungssteigerung der meist bald schlachtreifen Schweine dem Eintritt eines fühlbaren Fleischmangels vorzubeugen.
(Stat. Korr.)
Die zur Erzeugung elektrischen Stromet dienende Dampfkraft Preußens 1903.
Von den am 31; März 1903 in Preußen gezählten 101 813 fest⸗ stehenden und beweglichen Dampfmaschinen mit zusammen 4603 5651 Pferdestärken Leistungsfähigkeit . dienten, nach der „Stat. Korr.“ 3846 Maschinen mit 5l6 682 Pferdestärken ausschließlich zum Be⸗ triehe von Dynamomaschinen und 1314 Maschinen mit 106 652 Pferde⸗ stärken gleichzeitig noch einem anderen Zwecke, dem Antriebe bon Arbeitsmaschinen, sodaß im ganzen 560 Dampfmaschinen mit ö23 334 Pferdestärken für die Herstellung von elektrischem Strome nutzbar gemacht wurden, d. h. 5,1 v. H. aller Dampfmaschinen und 13,8 v. H. ihrer Pferdestärken.
Unter den einzelnen preußischen Landesteilen steht bezüglich der Verwendung von Dampfkraft zu elektrotechnischen Zwecken der Regierungsbezirk Düsseldorf, wo zur Erzeugung elektrischen Strome 22 Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von Is 586 Pferdestärken ö. wurden, obenan; es folgen die Stadt Berlin und der Regierungsbezirk Arnsberg mit 321 bezw. 569 Maschinen und einer Leistungsfähigkeit von 76 504 bezw. 66 506 Pferdestärken. Die verhältnismäßig geringe Zahl von Maschinen in Berlin erklärt sich dadurch, daß dort im allgemeinen größere und leistungsfähigere Dampfmaschinen als in den sonstigen Landesteilen zur Aufstellung gelangt sind. So befinden sich in Berlin 28, in den Re—⸗ gierungsbezirken Düsseldorf und Arnsberg dagegen nur 11 bezw. 2 Dampfmaschinen mit einer Leistungsfähigkeit von 1000 Pferde⸗ stärken und darüber, die zu elektrotechnifchen Zwecken dienen. In den Provinzen wurden am 31. März 1963 jur Erzeugung von elek— trischem Strome benutzt, und zwar
ausschließlich . Dampf⸗Pferde⸗ in ma⸗ stär⸗ schinen ken
10 327
gleichzeitig zu anderen Zwecken
Dampf⸗Pferde⸗
ma⸗ staGr⸗ schinen ken 66 4841 156 1503 114 5985 321
zusammen Dampf⸗Pferde⸗ ma⸗ stär⸗ schinen ken
15168 10716 6 h04 61 027 17070
5636 64 242 61 303 15 256 35 867
Ostpreußen .. Westpreußen ... 9213 24 Stadtkreis Berlin. 5 70 519 66 Brandenburg.. 1233 9738 431 2 k 29 1199 183 Posen ; 26 1h 611 90 3 581 121 9945 564
. 161 5455 515 Schleswig⸗Holstein. 3 596 37 1660 155 Hannover 209 246265 97 * 306 We stfal een 69 ; 188 16713 771 84772 Hessen⸗Nassau ... 110 7945 30) 31 087 Rheinland.... 8 118751 332 25 669 1240 144420 Hohenzollern... 2 140 5 126 7 266
im Staate. . 3846 516 682 1314 106 652 5160 623 334.
Was die Hauptaufgaben des in Preußen durch Dampfkraft hervorgebrachten elektrischen Stromes betrifft, so erzeugten Elektrizität
. für die Zwecke Dampfmaschinen mit Pferdestarken bee 216973 be , r, 140 34095 der Elektrolyse . kJ 37 8 922 der Beleuchtung und Kraftübertragung 1229 352 886 der Elektrolyse und Beleuchtung. .. 40 10 458
zusammen . 5160 623 334.
Wie in den früheren Jahren wurde auch 19803 der weitaus größte Teil des durch Dampfkraft gewonnenen elektrischen Stromes der Be⸗ leuchtung dienstbar gemacht. Die ausschließlich hierzu verwendeten Dampfmaschinen bildeten 72 v. O. aller zur Erzeugung von Clektrizität dienenden Dampfmaschinen und 34,8 v. H. ihrer . in Pferdestärken. Hierzu kommen noch die zur Beleuchtung und Kraft⸗ übertragung bezw. Elektrolyse zugleich benutzten Maschinen — d. h. 24,5 v. H. aller Maschinen und 58,3 v. H. ihrer Pferdestärken —, wenn auch nicht genau festgestellt worden ist, in welchem Umfange sie für jeden einzelnen Zweck tätig waren. Demgemäß übersteigt die Erzeugung von Licht erheblich alle übrigen Verwendungsarten des elektrischen Stromes.
Für den zur Beleuchtung und zugleich zur Kraftübertragung dienenden Strom kommen vor allem die Straßenbahnen, die ihre Fahrzeuge in Bewegung setzen und beleuchten, sowie die großen Elek— trizitätswerke, die Licht und gleichzeitig Kraft zum Motorenbetriebe liefern, in Betracht. Von den verschiedenen Arten der Verwendung des elektrischen Stromfes zum Motorenbetriebe in Berlin geben die Berliner Elektrizitätswerke ein anschauliches Bild. An das Leitungsnetz ihrer Werke waren am 31. März 1903 angeschlossen
ü Motoren mit Pferdestärken 3794 Ventilatoren 478 Aufzüge 7 661 Metallbearbeitung 4890 Holzbearbeitung 2429 Fleischereibetrieb 1224 Schleif⸗ und Poliermaschinen. 1096 apierbearbeitung 780 610 166 Tuchschneidemaschinen . Spül⸗ und Waschmaschinen Spulmaschinen Lederbearbeitung Antrieb von Dynamos... Kaffeemũhlen und Röstmaschinen Gal vanoplaftik Sutbũgelmaschinen sonstige Zwecke zusam men... ? Anter sonstige Zwecke. sind hier zu rechnen: Butter⸗, Gig, Färberei, Knet⸗, Setz, Stempel⸗, Tabakschneide und Zahnbohr⸗= maschinen, Kühlapparate, Mustkwerke, Rührwerke und Motoren für Reklamezwecke.
—
Zur Arbeiterbewegung.
Die Maurer in Spandau haben nunmehr, der Deutschen Warte“ zufolge, ebenso wie die Zimmerer das Anerbieten der Melsser, 60 9 Stundenlohn, 9 stũndige Arbeitszeit bis 1. April 1905, ven
S. Nr. 8 des Reichs, und Staatzanzeigerz vom 11. Ja-
nuar 1904.