Sachsen. Die Zweite Kammer beriet gestern, wie ‚W. T. B.“ be⸗ richtet, die von der Regierung vorgeschlagene Neuordnung des Wahlrechts und erklärte sich nach Ablehnung der in der Denk⸗ schrift enthaltenen Vorschläge, die als Unterlage für ein künftiges Wahlgesetz dienen sollten, mit den Deputationsvorschlägen, die in der Hauptsache auf Einführung des Pluralwahlsystems hinausgehen, ein verstanden. Der Staatsminister von Metzsch gab die Bereitwilligkeit der Regierung zu erkennen, auf Grund der gemachten Vorschläge einen neuen Gesetzentwurf auszu⸗ arbeiken und demnächst dem Landtage vorzulegen.
Baden.
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin trafen gestern nachmittag, kurz nach 5 Uhr, wie dem, W. T. B.“ berichtet wird, in Karlsruhe ein. Zum Empfange waren am Bahnhofe Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin, der Erbgroßherzog und die Erb⸗ großherzogin sowie Ihre Kaiserliche cha die Prinzessin Wilhehm von Baden, ferner der Reichskanzler Graf von Bülow und der preußische Gesandte von Eisendecher erschienen. Vom Bahnhofe begaben Sich Ihre Majestäten mit den übrigen Fürstlichkeiten unter dem Salut der Geschütze und dem Geläute der Glocken durch die von jubelnden Menschenmassen dichtbesetzten Straßen, auf denen bis zum Schlosse die Vereine, die Studenten— schaft und die Schulen Spalier bildeten, zunächst nach dem Marktplatze, wo vor dem Rathause der Stadtrat mit dem Ober— bürgermeister und dem Bürgermeister an der Spitze, sowie der Bürgerausschuß die Majesläten willkommen hießen. Sodann erfolgte die Weiterfahrt nach dem Schlosse.
Deutsche Kolonien.
Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch⸗Südwestafrika, 2Aberst Leutwein meldet, dem „W. T. B.“ zufolge, aus Windhuk vom gestrigen Tage, daß bei der Kolonne des Majors von Glasenapp bis jetzt 87 Typhus⸗ fälle vorgekommen sind. von denen 9 tödlich ver⸗ liefen; 43 Typhuskranke sind in das Lazarett zu Windhuk übergeführt worden. Der Rest und die Zugänge bleiben in Otjihaenena, wo die ganze Abteilung unter Quarantäne gestellt wird. — Nach einem weiteren Telegramm ist der bei Onganjira schwer verwundete Leutnant von Rosenberg am 25. d. M. in Okahandja gestorben.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Das österreichische Abgeordnetenhaus lehnte gestern, wie ‚W. T. B.“ berichtet, mit 87 gegen 85 Stimmen den Antrag des Mißbilligungsausschusfses ab, dem Abg. Stein wender wegen des gegen den Abg. Choc gerichteten Zu⸗ rufes die Mißbilligung auszusprechen. Im Laufe der Debatte hatte der Abg. Graf Sternberg der deutschen Nation Kultur und Anstand abgesprochen und den Ministerpräsidenten auf— gefordert, dieses Fans das um so weniger sich zu einer gesetz⸗
geberischen Tätigkeit eigne, als es nicht einmal den Anstand zu wahren verstehe, nach Haus zu .
Hierauf setzte das Haus die Verhandlung des dringlichen Antrages, belreffend die Förderung des Kleingewerbes, fort.
Großbritannien und Irland. Der König und die Königin begaben sich gestern, wie
„W. T. B.“ meldet, in feierlichem Aufzuge von der Residenz des Vizekönigs in Dublin zur Grundsteinlegung der neuen Gebäude des Königlichen Kollegiums der Wissenschaften. Die auf den Straßen angesammelte Menge begrüßte den König und die Königin enthusiastisch. In Beantwortung einer Adresse wies der König auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Bil— dung als unerläßlicher Bedingung für den Erfolg im kom— merziellen und industriellen Leben hin und sprach die Be⸗ friedigung über die Sympathie aus, die das Volk der Förderung der wissenschaftlichen Bildung entgegenbringe. Rußland.
Der Großfürst Cyrill Wladimirowitsch ist, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern in IVßkutsk eingetroffen.
Der Verkehrsminister Fürst Chil ow ist gestern in Irkutsk angekommen und nach kurzem Aufenthalt nach dem Baikalsee weitergereist.
Zum Kommandeur der Flotte des Schwarzen Meeres ist der Gouverneur von Archangelsk, Kontreadmiral Rimski⸗ Korssakow ernannt worden.
Der „Regierungsbote . veröffentlicht nachstehendes Zirkular des Ministers des Aeußern an die Vertreter Ruß— lands im Auslande vom 27. d. M.:
Die Presse des Auslandes verbreitet in der letzten Zeit hartnäckig Gerüchte über bei einigen europäischen Regierungen aufgetauchte Ab⸗ sichten einer friedlichen Vermittelung behufs schnellerer Beendigung des russischjapanischen Konflikts. Eingegangene Telegramme melden sogar, der Kaiserlichen Regierung seien bereits Vorschläge in solchem Sinne gemacht worden. Die Vertreter sind bevollmächtigt, diese Meldung auf das kategorischste zu dementieren. Rußland hat den Krieg nicht gewünscht. In den Grenzen der Möglichkeil hat es alles getan, um die im fernen Osten entstandenen Veiwickelungen auf friedlichem Wege zu lösen, doch nach dem treulosen Ueberfall Japans, der Rußland gejwungen hat, zu den Waffen zu greifen, kann augenscheinlich keinerlei friedliche Vermittelung einen Erfolg haben. Gleicherweise wird die Kgiserliche Regierung auch nicht eine Einmischung irgend welcher Macht in unmittelbare Verhandlungen zulgssen die zwischen Rußland und Japan nach Beendigung der kriege= rischen Operationen zur Feststellung der Friedensbedingungen erfolgen.
Auf eine Adresse des Charkowschen Adels, in der die ,, ausgesprochen war, bei der Reorganisation der örtlichen Verwaltung könne der Adel, der durch den Willen seines Monarchen berufen sei, über die Volksbildung su wachen, seine frühere Bedeutung in dieser Beziehung ver— ieren, bemerkte, der Russischen Telegraphen⸗-Agentur“ zufolge, der Kaiser eigenhändig:
Die ausgesprochenen Befürchtungen sind ganz unbegründet. Die Volksschule muß unter der tätigen Leitung der Staatsgewalt stehen, doch müssen die besten örtlichen Kräfte ut dem Adel an der Spitze nach wie vor derselben ihre herzliche Fürsorge zuwenden.
Italien.
Der König ist mit dem Präsidenten Loubet gestern nachmittag, wie „W. T. B.“ meldet, unter lebhaften Begrüßungen des Publikums in Jieapel eingetroffen. Bei dem Galadiner brachte der Präsident Loubet einen Trinkspruch auf die italienische Marine aus, den der König mit einem Trinkspruch auf die französische Armee und Marine beantwortete. Am Abend brachten die
Fackelzug. Später wohnten der König, der Präsident sowie der Graf von Turin und der Herzog von Genua der Fest— vorstellung im San Carlo⸗Theater bei. Heute vormittag nahmen der König und der Präsident Loubet an Bord der „Regina Margherita“ eine Revue über das französische und das italienische Ge— schwa der ab. Eine große Volksmenge wohnte teils am Lande, teils auf Schiffen der Parade bei. Der Präsident Loubet schiffte ö nach 10 Uhr an Bord des Panzerkreuzers „La Marseillaise“ ein, wo ihm später der König einen Besuch ab⸗ stattete, Um 11 Uhr erfolgte die Abfahrt des Kreuzers „La , der von dem französischen Geschwader begleitet wurde. Spanien. Der König ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern in Malaga eingetroffen.
Türkei.
Wie der „Frankfurter Zeitung“ aus Saloniki gemeldet wird, haben gestern bei Cres na und Seres Kämpfe mit Banden stakttgefunden, bei denen 7 Bandenmitglieder getötet und 7 gefangen genommen wurden. Auch eine Anzahl Gewehre und 11 Bomben wurden von den Truppen fort⸗
genommen. Griechenland.
Aus Athen wird dem „W. T. B.“ berichtet, daß die Minister in der letzten Nacht eine lange Konferenz abgehalten hätten. Amtlich werde mitgeteilt, daß die Vertreter der Mächte den , hätten, die Reklamationen des griechischen Gesandten in Konstantinopel zu unterstützen.
Rumänien.
Die Deputiertenkammer hat, dem W. T. B.“ zufolge, gestern den vom Handelsminister vorgelegten Gesetzentwurf über die Reorganisation der Börse mit 66 gegen 3 Stimmen an— genommen. Der Gesetzentwurf beruht auf dem Grundsatz der Geschäftsfreiheit und wurde von der. Handelswelt sehr gut auf— genommen. Er bedeutet einen Fortschritt gegen das frühere Gefetz, das auf dem Monopolsystem aufgebaut war und zur Folge hatte, ah Geschäfte außerhalb der Börse abgeschlossen wurden. Die offizielle Notierung stellte bisher nicht den richtigen Kurs dar. Ber Gesetzentwurf sieht die Schaffung einer besonderen Korporation der Börsenmitglieder vor, in deren Komitee Vertreter des Staats sitzen werden. Ferner soll ein Schiedsgericht eingeführt werden.
Amerika.
In der gestrigen Sitzung des Senats schätzte der Senator Gorman die bewilligten Kredite und die während der laufenden Session eingegangenen Verpflichtungen auf 800 Mil— lionen Dollars, abgesehen von den auf den Panamakanal ent— fallenden Summen, und schrieb die schnelle Vermehrung der Ausgaben dem Ehrgeize des Präsidenten Roosevelt zu, der aus den Vereinigten Staaten eine Weltmacht schaffen wolle. Gorman erklärte, es werde unmöglich sein, in dieser Richtung fortzu— fahren, ohne die Steuern zu vermehren. Der Senator Culberson war der Ansicht, daß die Ausgaben für das Heer der Vereinigten Staaten im abgelaufenen Jahre um 32 Millionen Dollars höher gewesen seien als die Englands, e weh i der Ausgaben für den südafrikanischen Krieg., als die Deutschlands um 101 und die Frankreichs um 139 Millionen Dollars. Nach seiner Meinung würden die Heeresausgaben der Vereinigten Staaten nch h gh der Pensionen im Jahre 1905 die Höhe von 387 Millionen Dollars erreichen.
Asien.
Ein Telegramm des Kontreadmirals Jessen an den Kaiser vom gestrigen Tage lautet, dem „W. T. B.“ zufolge:
In Gensan bohrten am 25. April zwei russische Torpedobobte den japanischen Dampfer Gojo Maru“ von 5h60 Tonnen in den Hrund, nachdem sie vorher die ganze Besatzung hatten an Land gehen lassen. An demselben Tage wurde gegen 3 Uhr Abends? auf See der japanische Dampfer Nakanura Maru“ wvon etwa 220 Tonnen in den Grund gebohrt. Seine Besatzung nahm ich zu mir an Bord. In der Nacht wurde ferner um 14 Uhr der japanische Militärtransportdampfer „Kinschiu Maru“ von 4000 Tonnen in den Grund gebohrt. Er hatte Reis, derschiedene Kriegsvorräte und gegen 16500 Tonnen Kohlen geladen. Der Dampfer war mit vier 47 Millimeter Hotchkiß Kanonen armiert. 17 Offiziere, 20 Soldaten, 385 Kulis und 65 Mann Bemannung, die sich ergaben, nahm ich zu mir an Bord. Der ohne Offiziere zurück. gebliebene Teil der Landungsabteilung weigerte sich nicht nur ent— schieden, sich zu ergeben und sich auf melnen Kreuzer zu begeben, sondern leistete bewaffneten Widerstand und fand daher mit dem Schiff, das in den Grund gebohrt wurde, seinen Tod.
Aus Port Arthur meldet die Russische Telegraphen⸗ Agentur“, in der Nacht vom 27. auf den 28. d. M. seien um 1 Uhr 10 Minuten früh feindliche Torpedoboote unter Bedeckung von Schiffen des japanischen Geschwaders bemerkt worden. Nach einigen Schüssen, die keinen Schaden ange⸗ richtet hätten, habe sich der Feind nach Süden entfernt.
Nach einer Meldung der „Reuterschen Bureaus“ aus Tokio lief das japanische Kanonenboot Maja“ mit einigen Torpedobooten am Montag in den Jalu ein, fuhr den Strom aufwärts und hatte am Montag und Dienstag eine Anzahl kleinerer Gefechte mit den russischen Streitkräften an Land.
Einem Telegramm des amerikanischen Gesandten in Tokio zufolge wird von nun ab Zeitungskorrespon— denten nicht weiter gestattet werden, den Operatlonen des japanischen Heeres zu folgen. Man rechne, daß bereits 200 englische und amerikanische Korrespondenten dem Heere zugeteilt seien.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des . der Abgeordnelen befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (79) Sitzung des Reichstags, welcher der preußische Minister für . und Gewerbe Möller beiwohnte, wurde die erste Beratung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Aenderung des Abschnitts F des Börsenge 6 fortgesetzt.
Abg. Graf zu Reventlow (wirtsch. Vgg.): Soweit die Börse dem Umsatz dient, halten wir sie für notwendig, und so weit wünschen wir ihr unbeschränkte Freiheit. Was wir bekämpfen, ist lediglich das spekulgtive Spiel an der Börse, vor allem die Be⸗ einflussung der Preisbil dung für die vorhandenen Werte durch Speku— lationgzgeschäfte mit fiktiven Werten. Das Börsenspiel alt folcheg muß beseitigt werden, wir erblicken darin etwas volkswirtschaft- lich Ceran, Wir können die verbündeten el er fen
Studenten dem König und dem Präsidenten Loubet einen
Leistungen der Regierung auf diesem Gebiet gerade als ihre Lelstungen a anderen Gebieten, vielleicht mit dem Unter schiede, daß die Begründung dieses Entwurfz noch schlech⸗ ist als die ihrer anderen Entwürfe. Die Länge der Vegrindimng i insbesondere hier kein Zeichen für die Güte der Be ründung. konnte die Regierung schon jetzt mit dieser völligen iederlegung dei Börsengesetzes kommen? Ob das mit n fen Spaziergängen
amburg zusammenhängt, müssen wir dahingestellt sein lassen, led alls sind ganz außerordentliche, unkontrollierbare Cin fi wirksam gewesen, um die Vorlegung dieses Entwurfs zu erinz lichen. Im Absatz 2 des 548 wird für den Bundegrat die Befugn gefordert, durch Formulierung gewisser Geschäftsbedingungen die Ge schäfte über die betreffenden Waren dem Begriffe des Börsentermjn. geschäfts zu entiiehen. Wie sollen wir zu einem solchen Vert rauen zum Bundesrat kommen? Wo der Bundesrat diskretlonäte Befug⸗ nisse hatte, hat er sie entweder schlecht oder gar nicht ausgeführ Wir bezweifeln nicht, daß für Berlin der preußische Sandelsminisfer hätte genügen können, um. Bestimmungen zur Außerkraftsetzun des Verbots des Termingeschäfts zu formulieren. Nun sst die Senn! Sollen verbotene Geschäfte, weil sie an der Börse abgeschloff sind, anders und bevorzugt behandelt werden als unerlaubt; Ge⸗ schäfte, die anderswo abgeschlossen sind? Wir sind nicht der Meinung, daß nach den gemachten Erfahrungen das bürgerliche Recht nicht ausreichend erscheint, und daß wir deswegen eine Ausnahme, bestimmung. zulassen müßten. Die Freunde der Vorlage haben den schlauen Trick in der Presse gemacht, auch ihrerseits die Vorlage al böllig ungenügend für die Interesfen der Börse zu bezeichnen; di Diskussion hat aber bereits gezeigt, daß wir uns auf diesen Leim nicht locken lassen. Gegen das Differenzgeschäft, das nicht eff ektibe Geschäft überhaupt, sind schon eine Reihe von Aussprüchen bon Autoritäten angeführt worden. Ich möchte noch einen anführen, der das Differenzgeschäft in der Börsenenquete verurteilte; es war Herr Kaempf, unser heutiges wertes Mitglied, derselbe Herr Kaempf, der gestern sagte: es j dunkel sein um im Trühen fischen zu können. Pas Börsenspiel ist an der Berliner Börse die Regel; ich halte von hundert hier gemachten Br sen⸗ geschäften neunzig für Schwindel. Wenn die Freisinnigen trotzdem für das Viffersnzgeschäft eintreten, so scheint es, daß fle allerding für das. Dunkel sind, in dem sie ihre Fifche fangen können. Das Börsengesetz ist noch gar nicht durchgeführt; um so weniger kann man schon bon einer Nevisionsnotwendigkeit reden. Wenn in der Begründung sich ein sanfter Tadel gegen die Reichsgerichts entscheldung findet, sJ muß ich im Gegenteik sagen, das Reichsgericht hat Recht gesprochen, die preußische Regierung aber hat eg hier mit einer Rechtsbeugung versucht. (Präsident Graf von Balle strem ruft, den Redner wegen dieses Ausdruckes zur Ordnung.) Der Kollege Kaempf stellte in der Dunkelheit, die er uns schilderte, die merkwürdige Behauptung auf, daß für Berlin und Vororte ein Brot. bedarf von 140 kg auf den Kopf nötig sei; ich bitte ihn, sich die Möglichkeit eines solchen Brotberges einmal vorzustellen. Wir verlangen, daß das Börsenspiel nicht besser als andere Handlungen nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch behandelt werde. Wir verlangen die Beibehaltung der 30 jährigen Verjährungsfrist. Es liegt kein Grund vor, für die Geschäfte der berufsmäßigen Börsianer eine kürzere Verjährungz— frist zuzulassen; in den meisten Fällen können diese heute ein ge⸗ wisses Maß von Gesetzeskenntnis haben. Dasselbe gilt bezüglich der Rückforderbarkeit von Sicherheiten; auch hier müssen wir den Ent⸗ wurf als unannehmbar bezeichnen. Wir wollen den Inhalt der Vor— lage beseitigen und unter die Ueberschrift des Entwurfes andere, brauch⸗ barere Bestimmungen hineinsetzen. Wir brauchen vor allem eine neue bessere Begriffsbestimmung des Börsentermingeschäfts. (Redner ver⸗ liest den von ihm und seinen Freunden formulierten umfangreichen Definitiongentwurf
(Bei Schluß des Blattes spricht der Redner fort)
. der
reiherr von
so viel wert sind
— In der heutigen (68.) Sitzung des
Abgeordneten, welcher der Finanzminister Rheinbab en, der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein, der Minister für Handel und Gewerbe Möller und der Minister der öffentlichen Arbeiten Budde beiwohnten, gelangte zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Verbesserung der Vorflut in der unteren Oder, Havel und Spree, zur ersten Beratung. „ Präsident von Kröcher: Da gestern ein Mißverständnis dar— über bestanden hat, bei welchem Gefetzentwurf eine Generaldebatte über die Meliorationsvorlagen stattfinden könnte, kann ich jetzt nur sagen, daß ich meinerseits nichts dagegen einzuwenden habe, wenn jetzt bei dem ersten Gegenstand der Tagesordnung in eine Generaldiskussion über diese Vorlagen eingetreten wird.
Abg. Dr. Por sch (Zentr) zur Geschäftsordnung: Es wäre zwar sachlicher gewesen, wenn wir schon gestern bei dem ersten Gesetzentwurf eine Generaldiskussion hätten statifinden lassen; aber wir e auch zufrieden, wenn das jetzt geschieht.
Abg. von Eynern (nl): Wir haben gegen den Vorschlag des Präsidenten nichts einzuwenden; ich möchte aber bitten, ung mit ju teilen, ob es dann bei dem ueberein kommen bleibt, daß der Montag für die Vorbereitung zur ersten Beratung der eigentlichen Kanal, vorlage frei sein soll.
. hrasibenk von Kröcher: Das ist bereits festgestellt. Ich halte es für unmöglich, daß wir, wenn wir heute noch die Generaldebatte über die Meliorationsvorlagen stattfinden lassen, mit der Beratung der Gegenstände, die auf der Tagesordnung stehen, heute fertig werden. Damit würde meine Absicht entfallen, für morgen kleinere Vorlagen auf die Tagesordnung zu setzen. Der Montag würde frei bleiben.
Abg. am n, e sfr. Vg): So kommen wir also zu einer generellen Generaldiskussion und zu einer speziellen Generaldiskussion. Ich freue mich, daß wir nach einigen Wirrungen doch noch zu einer Generaldebatte kommen.
Präsident von Kröcher: Ich möchte das Einverständnis des Hauses feststellen, aber bemerken, daß mit dieser generellen General⸗ diskussion eine Debatte über die Kanalvorlage nicht verbunden werden soll.
Abg. von Arnim (kons.): Wir begrüßen es mit Freuden, daß die zu treffenden Bestimmungen über die Meliorgtionen jetzt als Sondergesetzentwürfe vorgelegt sind. Wenn man schon früher diesen Standpunkt eingenommen hätte, so wären wir weiter gekommen als wir heute sind. Ich kann der Regierung den Vorwurf nicht ersparen, daß sie, um einen ganz bestimmten Plan durchju⸗ setzen, der nach meiner Ansicht in wasserwirtschaftlicher Beziehung ber— fehlt war, die Regulierung der unteren Flußtäufe mit der Kanalyor⸗ lage verbunden und dadurch veranlaßt hat, daß auch jene unterblieb. Jetzt hat die Regierung den richtigen Weg eingeschlagen. Dies wird ihr von der Mehrheit des Abgeordnetenhauses nicht abgesprochen werden können. Im vorigen Jahre haben wir an der unteren Oder nichts als eine ungeheure Wasserfläche gehabt, wo man keine Fahrstraße mehr sah, und obwohl der höchste , . noch nicht erreicht war, waren die Deichkronen nicht mehr ju sehen. Seiner Zeit fiel hier das Wort: Gebaut wird er doch! Aber es bezog sich nicht 11. die notwendige Verbesserung der Vorflutverhältnisse, sondern auf die künstliche fiene. Das Hochwasser von 1903 hat endlich bewirkt, dj die Regierung mit energischen Vorschlägen vorgeht. Der Redner beschäftigt ch sodann in längeren Ausführungen speziell mit dem zur Beratung tehenden Gesetzentwurfe, ohne 16 bei der Unruhe des Hauses seine Worte im Zusammenhang zu verstehen sind. Er weist darauf hin, daß bei dem Projekt für die untere Oder es sich nicht nur um gründliche Entwässerung, sondern auch um die , , der Schiffa , . handele, die für Kähne von 600 Registertonnen eingerichtet werden solle. Es sei zu hoffen, daß die an den Arbeiten in der Oder beteiligten Provinzen Brandenburg und Schlesien sich über den Arbeitsplan einigen würden und nicht eine ungerechte Belastung der einen und Begünstigung der anderen erfolge, und daß vor allem nicht durch den Widerstand der einen Provinz das Ganze hinausgeschoben werde.
nur beglückwünschen zu dem Mut, den sie gefunden haben, diesen Entwurf vorzulegen; mit Befriedigung stellen wir fest, daß die
Der Redner erklärt, daß seine Freunde der Vorlage im
wenn nich derjenige deut
auf der kann.
. . die der Landwirtschaft gründliche Hilfe schafft.
H die Ei ᷓ Vorlage nicht eingehen, sondern nur te aaf die Einzelheiten der Vorlage gehen, . der Heranziehung der Interessenten behandeln.
; . werden. Hier liegen die Verhältnisse doch anders als bei der Kanal⸗
. vorlage. handelt es sich um die
. Nelbhrationsvorlagen anzupassen,
Inter im cschidigen. Meinung,
Kö.
wollend gegenüberständen, und beantragt, sie derselben enn 25 . zu Üüberweisen, der gestern die i efetzentwärfe überwiesen worden sind. Wenn die Vorlage . n, . sei, so werde hoffentlich auch rasch mit der Ausführung ne gen werden, damit ein durchgreifender wirtschaftlicher Erfolg f könne. . ene er e (ul., auf der Tribüne schwer verständlich): Die chte hundert jähriger Kulturarbeit würden in Frage gestellt werden, ö t die Vorflut der Oder reguliert würde; denn die Oder ist che Strom, der die haͤufigsten Ueberschwemmungen mit brlngt. Die Regenperiode von 1983 besonders hat Störungen ae wacht unter denen die Landwirtschaft schwer zu leiden ge— . hat. Vor allen Dingen ist eine wirksame Vorflut für . Oberbruch notwendig. Meine Freunde sind davon überzeugt, daß d n vorgeschlagenen Wege etwas Ersprießliches erreicht werden Wir schließen uns dem Vorschlage der Kommissionsbergtung der Hoffnung, daß in der , eine Einigung zustande
anzen ommil
Abg. Vo gt (Zentr, auf der Tribüne fast unverständlich): Ich Ich meine, die Interessenten in den Meliorationsporlagen zu sehr heran— Die Kanäle bringen den Interessenten Vorteile, hier aber Abwehr von Nachteilen ; ö . .
die Grundsätze, die für die, Kanal vorlage gelten, diesen 4. . Bei den Meliorationsporlagen handelt es um die Abwehr von Nachteilen, die die essenten nicht verschuldet haben. Die einseitige Sttomregulierung Fnteresse der Schiffahrt würde die Interessen der Landwirtschaft Was die Aufstellung der Pläne betrifft, so bin ich der daß die Interessenten über diese ausgiebiger sollten gehört werden. Derjenige, der in erster Linie von der
betroffen wird, hat, das Recht mitzureden. Meine Freunde erkennen ja den Nutzen dieser Borlage dankbar an, aber sie
unmögli
meinen doch, daß sie in manchen Punkten verbesserungsbedäürttig ist,
J und hoffen, daß in der Kommission etwas Heilsames zustande kommt.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Die öffentlichen Sparkassen in Bayern.
In der „Zeitschrift des Königlich bayerischen Statistischen Bureau“ sind jetzt die Geschäftsergebnisse der öffentlichen Sparkassen Bayerns für das Jahr 1900 veröffentlicht worden. Dang betrug die Zahl der öffentlichen Sparkassen am Schlusse des Bericht sjahrer zl (Ende 1898 340), von denen 189 (1 mehr als im Borjahre) ge⸗ meindliche und 152 distriktive Sparkassen waren. In den zehn Jahren seit Ende 1899 hat sich die Gesamtzahl um 27 oder Lo Co erhöht. Unter den Regierungsbezirken steht die Pfalz mit 57 Kassen obenan; dann folgen Mittelfranken und Unterfranken mit je 45, Oberfranken mit 45, Schwaben mit 42, Oberbayern mü 41, Nieder⸗ bayern mit 35 und die Oberpfalz mit 33 Kassen. Vergleicht man die Zahl der öffentlichen Sparkassen mit der Bevölkerungsziffer des Königreichs, se kamen im Jahre 1909 auf] Kasse 18 034 Ein⸗ wohner gegen 17818 Einwohner im Jahre 1890. In Oberfranken entfällt J Kasse auf 14109 Einwohner, in Unterfranken f 14433, in der Pfaliz auf 14493, in der Oberpfalz auf 16 8963, in Schwaben auf 16966, in Mittelfranken auf 17874, in Niederbayern auf 18 399 und in Oberbayern auf 32 015 Cinwohner. Während bier auf Oberfranken verhältnismäßig die meiften Sparkassen entfallen, ergibt sich bei einem Vergleiche mit dem Flächen inhalte der Regierungsbezirke die größte Zahl der Sparkassen wieder, wie bei den absoluten Zahlen, für die Pfalz. Oberbayern steht dagegen in beiden Fällen an letzter Stelle. Es kammt nämlich in der Pfälß 1 Kasse auf 1040 qkm, dagegen in der Oberpfalz auf 2984, in Niederbayern auf 307,3, in Oberbayern auf 407,9, im Königreich überhaupt auf 222,5 gegen 2417 km im Jahre 1899. — Eine An—= zahl von Sparkaßsen hat außerhalb des Sitzes der Kassen besondere Annnahmestellen errichtet. Im Berichtsjahre waren 405 solche Stellen bei 40 Kassen vorhanden. Nahezu alle Annghmestellen gehören distriktiven Sparkassen an, wo mehrfach die Einrichtung getroffen ist, daß in allen Gemeinden des Distrikts die Bürgermeister oder die Vorstände der Armenpflegen in der Pfal;j auch die Ein- nehmereien — Spareinlagen entgegennehmen. Nach den Geschäͤfts⸗ berichten werden jedoch diese Einrichtungen wenig benutzt. Zieht man sie mit in Berechnung, so ergibt diese im ganzen 7a Annahme⸗ stellen, die Gelegenheit boten, Spareinlagen zu machen. Hiervon kommt im Königreich je 1 auf 191,8 4Em, in der Pfalz schon auf 34,1, in Unterfranken auf 36,9, dagegen in Niederhayern auf 262,4, in der Oberpfalz auf 292,5 und in Oberbayern erst auf 380 ꝗgkm. . ; .
Neben den in der amtlichen Darstellung behandelten öffent lichen Sparkassen bestehen im Königreich noch viele pripate Spax- einrichtungen, zu denen hauptsächlich die Vorschuß⸗ und Kredit- genossenschaften gehören, deren Gesamtzahl einschließlich der in rascher Vermehrung begriffenen, hauptsächlich die Spargelder der Bevölkerung des platten Landes aufnehmenden landwirtschaftlichen Darlehenskassen- vereine im Jahre 1800 2432 betrug. ö.
Die neuen Spareinlagen im Jahre 1900 betrugen 74 113 897 1 (1398: 70 752 455 6). Sie setzen sich zusammen aus den neu ein— gelegten Kapitalien zu 67 386 925 66 — 90,8 o (1899: 64 391 43537 .
auf
— Fl0 oo) und den gutgeschriebenen Zinsen zu 6 725 974 4 — Zuruückgezahlt wurden
gl e (15659: 5 zöi 93 Æ = 8H „o), ückge 63 266 745 M (1899; 57 831 805 e). Mit Einrechnung des Einlagenstandes am Schlusse des Vorjahres zu 398 894 942 ergibt sich für daz Ende des Berichtsjahres eine Gesamteinlage von 319 743 094 4 Hiervon kommen auf den Kopf der Be⸗— döl kerung 52,0 M (ä1699: 50,8 46. 1839: 32,9 M, 1869: 10, 1 4). Gegenüber dem Einlagenstand am Schlusse des Vorjahres berechnet sich das Prozentverhältais der Neueinlagen einschließlich der gut⸗ geschriebenen Zinsen auf 240 M (1899: 23,) 46) und, das der Rück⸗ nahmen auf 2M. M (1899: 19,5 S), somit die wirkliche Zu⸗ nahme der Spareinlagen, die relativ 10 848 152 M betrug, auf hoo (1859. 4,4 /) . er Gesamtbetrag der Einlagen entfallen 65,5 Mill. Mark auf Oberbayern, b7, 8 Mlll. auf Mittel ranken, 47. Mill. auf Schwaben, 38 Mill. auf die Pfalz. 34 Mill. auf Niederbayern, 325 Mill. auf Oberfranken, 25.3 Mill. auf die Oberpfalz und 183 Mill. Mark auf Ünterfranken. Auf den Kopf der Be— völkerung kommt die größte Summe in Mittelfranken 7144 M; dann folgen Schwaben (66,9 „. Oberfranken (53,5 M6), Nieder- bayern (660,4 M6, Oberbayern (49,9 M6), die Oberpfalz (46,4 M1), die Pfalz (46,1 M) und Unterfranken (28,2 66). Im Beri ts jahre nahmen die Spargelder (Neueinlagen und gutgeschriebene gn en ab⸗ züglich der Rücknahmen) am meisten in der Pfalz zu, nämlich um über 25 Mill. Mark oder soo, in Oberfranken um 48 oo. in der Ober- pfalz um I, 8 / o, in Niederbayern um 3, 60g, in Oberbayern um 3 0so ig Mill. Mark), in ae n , ih um 2,5 o/, in Unterfranken um o und in Schwaben um 180g ͤ Im Le he betrug der Gesamteinlagenstand 1311 Millionen Mark, die Zunahme in dem Jahrzehnt 18961900 135,6 Millionen Mark oder 73,7 G0. 1869 hatte sich das ei e g Sparkapital auf 49 Millionen Mark belaufen. Die Zunahme seit 6 Zeit be⸗ rechnet sich auf Vo, Millionen Mark oder Hol, 9 Co. Jedes Jahr hatte bisher eine entfprechende Zunghme der Gesamteinlagen zu ver zeichnen, nur unterlag die Höhe dieser Zunahme nicht unbedeutenden wankungen, die ihren Hauptgrund in der wechselnden Gestaltung der gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse der Landesbevölkerung haben. n den fünf. Jahren 18912865 ist die wirkliche Zunahme der Gesamteinlagen (nach ig der . infolge teigerung der Neueinlagen — die Rücknahmen blieben sich im ganzen
gleich — um h, 1 0 gewachsen, in den letzten fünf Jahren 1896 1900 aber infolge Rückgange le. Neueinlagen (4,80 /) und Mehrung der Rückzahlungen (1,3 0/9 um 6,6 vo gesunken. ; e, Die durchfchnittliché Einlage eines Ein legers betrug am Schlusse des Jahres 19h0 395 4 (I89: 3583 6, 1330. 320 , 1869: 178 6); sie berechnet sich in Niederbayern auf 620 416, in der Pfalz auf 606, in der Sberpfali auf bog, in Schwaben auf 439, in Oberbayern auf 419, in Oberfranken auf 337, in Mittelfranken auf 303, in Unterfranken auf 204 , ; Die Gesamtjahl der Einleger, wenn man als solche die Zahl der am Schlusse des Berichtssahres nicht erloschenen Spar⸗ bücher und Sparscheine annimmt, betrug im, Jahre 1999 310 282 (8990; 806 O75, 1890: 74 585, 1869: 276 067) von denen 1990 751 auf Mittelfranken. 156 2,1 auf Oberbayern, lös 50 auf Schwaben, 36 260 auf Oberfranken, 89 832 auf Unterfranken, 62 768 auf die Pfali, 55 256 auf Niederbayern und bo 594 auf die Oberpfalz entfallen. Die Zunahme der Einlegerzahl gegen das Jahr 1863 betrug 534215 oder 193,50, gegen das Jahr 1890: 235 697 oder 41,00, und gegen das Jahr 1899: 4203 oder O, 0Os, während die Zunahme von 1858 auf 1899 sich auf 25713 oder 3,3 Co belief. Diese im Verhältnizg zu den Vorjahren sehr geringe Zunahme der Einlegerzahl von 1839 auf 1900 erklärt sich, der amtlichen Darstellung zufolge, in der Hauptsache dadurch, daß bei einigen größeren Kassen in Niederbayern und Unterfranken, die früher für jede einzelne Einlage einen Sparschein ausgegeben haben, eine Umschreibung der noch nicht erloschenen Sparscheine in Sparbücher eingetreten ist und jetzt die Einleger⸗ zahl nicht mehr nach der Zahl der Sparscheine, sondern nach der Zahl der Sparbücher bestimmt wird, die bei der erwähnten Umschreibung in der Regel an die Stelle mehrerer Sparscheine getreten sind. Der dadurch hervorgerufene scheinbare Rückgang in der Zahl der Einleger betrug in Niederbayern 4936, in Unterfranken 69l. In den übrigen 6 Regierungsbezirken ergab sich gegen das Vorjahr eine Steigerung der Einlegerzahl von 65h 384 auf 565 134. Da hei denjenigen Kassen, die noch Sparscheine ausgeben, ein solcher für ede einzelng Einlage, sei es die erste oder eine weitere, ausgestellt wird und auch öfter bei Einlagen, die den höchsten zulässigen Betrag überschreiten, für ein- unddieselbe Person mehrere Sparscheine ausgefertigt werden, wird; obwohl bei anderen Kassen nicht selten auch mehrere Einleger,
namentlich Kinder, aaf ein Sparbuch eingetragen sind, als Regel anzunehmen sein, daß sich die wirkliche Zahl der Einleger im ganjen etwas miedriger stellt, als sie sich nach den Angaben der
berechnet.
Auf 190 Personen der Bevölkerung kamen im Berichts jahre 13 Einleger, ebensoviel wie im Vorjahre (890: 10, 1869: 6). Für die Regierungsbezirke ergeben sich folgende Zahlen:
Niederbayern 8, Pfalz 8.
Oberbeyern 12, Oberpfal; 9, In den unmittelbaren —⸗. als 5000 Einwohnern ist die Benutzung kassen wesentlich größer als auf dem Lande. Nur die Zunahme in der Mehrung der Gesamteinlagen und die durchschnittliche Einlage eines Einlegers sind bei den Landsparkassen größer, wa darauf zurück= zuführen ist, daß bei diesen Kassen die Rücknahmen von Spargeldern und Hie Zahl der Einleger viel geringer sind als bei den Sparkassen der unmittelbaren Städte und der anderen größeren Gemeinden.
Aus den von sämtlichen Sparkassen gewährten Zinsen berechnet sich für das Jahr 1900 ein Durchschnittszins fuß von 3,224 /o gegen 3,17 0/9 im Vorjahre. 165 Kassen (gegen 194 i. Vorj.) ver⸗ zinften die Einlagen mit 3½, 45ę (gegen 46) mit 37 */, 11 (gegen 12) mit 35 oo, 98 (gegen 73) mit 34 0/‚9, 8 (gegen 3) mit 34 0/9 und 4 (gegen 2) mit 4 6s9. Die Zahl der Sparkaffen, die weniger als 3 /o Zinsen zahlten, betrug 233 (1899 noch 262) von denen sich 41 in Oberfranken, 34 in Oberbayern, 33 in Mittelfranken, 32 in Schwaben, 30 in Unterfranken befinden. Kassen, welche die Einlagen mit 3 0 bis unter 400 verzinsten, waren im ganzen 104 (1699 nur 76) vorhanden, von denen 32 auf die Pfalz, 21 auf. Nieder⸗ bayern, 15 auf Unterfranken, 12 auf Mittelfranken, 19 auf Schwaben, 7 auf Oberbayern, 5. auf die Oberpfalz und 2 auf Oberfranken ent⸗ fallen. Die 4 Kassen, — f — Pfalz. Ein höherer Zinsfuß kommt nicht vor. Im allgemeinen ist eine nicht unbedeutende Steigerung des Zinsfußes eingetreten. Es sind im ganzen 30 Kassen, bei denen der Zinsfuß erhöht worden ist.
Von dem Sparkassenvermögen — den Aktivkapitalien und den Reservefonds sämtlicher Sparkassen, die im Jahre 1900 zusammen 342 434 586 M betrugen — waren
an gelegt in . Mo
Ewiggeldern und Hypotheken J. Ranges 161 620 729 — 472 Hypotheken II. und folgenden Ranges. 15 921 644 47 Schuldverschreibungen bayerischer Gesellschaften
und Kreditinstitute WJ Sch uldverschreibungen der unter unmittelbarer
Aufsicht der Organe der Staatsregierung
stehenden juristischen Personen Bayerns Schuldverschrelbungen des bayerischen Staates 24 505 220 w 19 704 664 — Mehr als die Hälfte der Aktivkapitalien ist demnach in Hyp atheken angelegt, nämlich 5,9 o/ 9 gegen Il, o/o im Vorjahre. Von den Hypothekenkapitalien waren an J. Stelle des Hypothekenbuches l o /o und an II. und folgender Stelle 9 0 versichert. Von diesen Kapitalien sind ausgeliehen:
a. auf lan dwirtschaftliche Anwesen: g8 376 482 A6 — Hh, 4 o/ von den Hypothekenkapitalien J. Ranges und 11 376 357 A6 — 6,4 0 ½ von den Hypotheken des II. und folgenden Ranges,
Iod 757 S359 S — 61,8 0υ in Summe;
b. auf sonstige, ins besondere gewerbliche und in dustriel le Anwesen: 35,5 o / von den Hypotheken J. Ranges und
2.6 0/9 von den Hypothekenkapitalien des II. und
folgenden Ranges,
67 789 534 6 38,7 /o in Summe. Von den Anlagepapieren werden die Schuldverschreibungen bayerischer Gesellschaften und Krevditinstitute bevorzugt. Es entfielen auf sie 18,6 os des gesamten Anlagekapitals (1899: 18,8 ). Dann folgen die Schuldverschreibungen der unter unmittelbarer Aufsicht der Staatz. regierung stehenden juristischen Personen Bayerns mit 16 co (1899: 16.2 oo) und die Schuldverschreibungen des bayerischen Staates mit
os o8a 2os
b7 098 121 —
47 S — 8 —
der saͤmtlichen Aktivkapitalien angelegt.
Zur Arbeiterbewegung.
i sständigen Maler, Weißbinder und Lackierer in gra rr ö. * (vgl. Nr. 100 d. Bl) hielten am Mittwoch eine Versammlung ab, 9. der, der il, Ztg. zufolge, folgende Re⸗= folution gefaßt wurde: „Die Versammlung erklärt sich mit dem letzten Angebot der freien Meister verein gung nicht einver⸗ standen und ist der Meinung, daß es hei gutem Willen der Meister- vereinigung sehr wohl möglich wäre, die bereits von 105 Firmen be⸗ willigten Forderungen anzuerkennen. Um, aber die Gegensätze nicht noch mehr zu verschärfen und um eine Verständigung herbeizuführen, beschließt die Versammlung, nochmals ein Entgegenkommen insofern zu eigen, daß die Kommission über die Lohnfrage — über 48 und 40 5 e die allgemeine Lohnerhöhung von 3 hinaus — mit sich reden läßt, wenn die Meistervereinigung geneigt ist, mit ihr nächstes Jahr darüber in weitere Verhandlung zu treten. — Dle dort ebenfalls in einer Lohnbewe f befindlichen Steinarheiter (vgl. Nr. 88 d. Bl.) hielten eine Ver be md ab, in der über die Ünterhandlungen mit. den Meistern berichtet wurde Eine Ginigung wurde nicht erzielt, da den Meistern der Minimal- lohn? von 55 3 stündlich zu hoch erschien. Mit allen gegen sechs Stimmen e fh die Versammlung, daß die Stein⸗ arbeiter in den Baugeschäften sofort die Arbeit niederlegen sollen. Die
Sparkassen
Mittelfranken 24, Dherfranken 16, Schwaben 15, Unterfranken 14,
Städten und den Gemeinden mit mehr der öffentlichen Spar⸗
die 40,9 Zinsen zahlten, befinden sich in der
Ju. Co. in Schöneberg angefertigte Photogravüre vor, die Berlin
daß die vor Anker gegangenen Schiffe ihre Ladung nicht lös * Ajaccio werden die Lebensmittel knapp werden, wenn der Ausstand
andauern sollte. den Postdienst aufrecht erhalten zu können.
21. April unter dem Vorsitz ihres Sekretärs Gesamtsitzung ab. Herr Planck las über die t in einem optisch homogenen Medium von normaler Dispersion. knüpfend an eine frühere Untersuchung, wird auf Grundlage der eleftro magnetischen Lichttheorie ein neuer Ausdruck für die Extinction des Lichts bei normaler Dispersion abgeleitet. — Herr Hertwig hbatgin der Sitzung am 3. . eine ö Abhandlung der Herren Professor R. Krausfe und Dr. S. Klempner: der n, n , der Affen. Das Hinter“ und Mittel⸗
Arbeiter in den Marmor⸗ und Grabsteingeschäften werden vom Aut⸗ feen nicht beruht Die Resolution gibt noch der Hoffnung Ausdruck, daß die Meister in Kürze die
Forderungen bewilligen würden. Aus Marseille meldet der Temps“, daß die durch den Aus—=
stand der Offiziere der Handels marine (gl. Nr. 100 8. Bl) , . Lage sich verschlimmmert hat.
Mehrere . sind im egriff, den Betrieb einzustellen, da es an Rohstoffen zu fehlen be⸗ Der Verein der Schiffsoffiziere hat die von dem sozialistischen
innt. n ,. für Marseille, Carnaud, angebotene Vermittlung ab⸗
elehnt. Der Ausstand übt seine Rückwirkung 6. auf Korsika aus.
ie Hafengrbeiter von Bgstig haben die Arbeit eingestellt, so⸗ n können.
Der Postminister Bérard trifft Vorkehrungen, um
Kunst und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 8 Auwers eine xtinetion des . N n⸗
Untersuchungen über den
hirn vom Orang Utan. vorgelegt, deren Aufnahme in den Anhang zu den Abhandlungen des Jahres 1904 genehmigt wurde. . Zu wissenschaftlichen Unternehmungen hat. die Alademie durch die philosophisch-⸗historische Klasse bewilligt: heren Professor Dr. Leopold Cohn in Breslau zu einer Reise nach Rom zum Zwecke der Vergleichung einer Philohandschrift so0 t; Herrn Dr. Wilhelm Grönert in Göttingen zu einer Untersuchung der vhllosophengeschichtlichen Japyri in Neapel 400 M; Herrn Yrgfessor Dr. Heinrich Finke in Freiburg i. B. zur Förderung seiner Arheiten für die Herausgabe der dixlomatischen, Korrespondenz des Königs Jeyme III. von Aragon (1291 bis 1327 S800 ä; Herrn Profe s ar Fr. Fohannes Kromayer in Czernowitz zum Abschluß der Der ains. gäbe der von ihm aufgenommenen Karten antiker Schlachtfelder Ig0b 1; Herrn Pfarrer W. Tümpel in Unterreuthen dorf zur Hercnuß⸗ gabe von Band 11 des Werkes Das deutsche evangelische Kirch wlied des 17. Jahrhunderts“ nach der Materialien des verstorbenen Ober⸗ pfarrers D. Albert Fischer 600
A. F. In der Aprilsitzung der Brandenburgia, Gesell⸗ schaft für Heimatkunde, berichtete der Vorsitzende Geheimrat Friedel über eine in den Ostertagen am holsteinischen und hannoverschen Ufer der Unterelbe vor ihm ausgeführte Wanderung, die den Zweck hatte, an geeigneten Stellen — Abtragungen, Ausschachtungen, Kies gruben — nach Colithen zu fuchen, überzeugt, daß sich wie bei Magde⸗ . und Neustadt a. d. Dosse auch in diesem Teil des norddeurschen Diluviums Ginnerungen an den Diluvialmenschen finden lasser müßten. Der Erfolg ist dem Forscher günstig gewesen, wie einige vorgelegte Furdstücke bewiesen. u. a. solche, die hei Blankenese am rechten und bei Stade am linken Elbufer herausgefördert worden sind. Besonders Lie letztere Steile, eine tiefe Ausschachtung, lieferte interefsante Ausbeute, darunter ein Feuersteingerät, das deut⸗ liche Spuren der Anpassung an einen doppelten Gehranchts⸗ zweck und der Abnutzung in dieser Verwendung zeigt. Es lag dem Ge braucher bequem in der Hand und konnte, einfach durch Wendun der Hand, bald mit der einen spitzen Seite zu Stich oder Stoß, ald mit der entgegengesetzten breiten, hammerartigen Seite zu wuch ligem Schlag benutzt werden. Noch entschiedener springt die Amassu ng church Bearbeitung bei einem Stück in die Augen, das beim Ackern in der Nähe won Damitz, Kreis Labes⸗Regenwalde, gefunden ist. (is stellt eine ziemlich regelmäßige, lange, Lanzen—⸗ späze vor, die in einiger Entfernung von der Spitze beider⸗ seitig etwas verdickt ist, was als eine raffinierte Art, die Spitze vor dem Abbrechen zu schützen, gelten darf. Geheimer Rat Friedel betonte mit Recht, es dürfe bei den sich im Diluvium finden en Kolithen nicht unberückfichtigt bleiben, daß sie in langen Zeiträ umen geschoben und gerollt worden sind, was naturgemäß die Wirkung hatte, ihre ursprünglich wahrscheinlich ausgeprägtere Ge⸗ brauch sform durch Akschleifung der Kanten und durch Abrundung zu verwis chen. — Aus den weiteren zahlreichen Mitteilungen vom Vorsteindstisch sei folgendes hervorgehoben: Bezüglich der 1313 erbauten Heiligen Geift ⸗ Kirche, des ältesten Ba werk ven Berli, besteht jetzt die Hoffnung, daß durch Aenderung bes Bauplans der Handelsakademie ͤ bleibe wird, vielleicht als Bücherei oder Lesehalle der Akademie. Kustos: Buchholtz legte eine große, von der Firma Meisenbach Riffarth 1s der Vaogelperspeltive im Jahre 1660 zeigt und nach einem aus Anlaß der Berliner Gewerber usstellung im Jahre 1896 verfertigten Oelgemälde hergest ellt ist. Dem Gemälde zu Grunde gelegt wurde ein 1648 vom Kur⸗ fürstlichen Baumeister Menhardt angefertigter Plan von Berlin, ferner der Schulzsche perspertivische Plan von Berlin aus 1688 und die älteste vorhan dene Meriansche Ansicht von Berlin aus 1640. Von diesen drei Grundlagen dürfen die ersten beiden als sehr genau gelten, während die Meriansche Darstellung greifbare Fehler zeigt, indem sie z. B. das Rathaus an die unrichtige Sete des Schlosses verlegt. Allein innerbalb ge— wisser Grenzen ist sie doch in der Wiedergabe der Bauwerke, gemessen z. B an den noch worhandenen Türmen der Nicolaikirche, getreu, sodaß unbedenklich manche seither verschwundenen Bauwerke Merian nachgezeichnet werden vurften. So ist ein in der Tat sehr wertvolles Grimierungsbild — kein Phantasiegemälde — entstanden. Der Stand⸗ punkt ist etwa 60 m über dem hentigen Zeughaus gedacht.
Es berichtete hierauf Herr Mielke über die Ende März in Dresden erfolgte Begründung eines Denkmalschutzbundes, mit dessen Zwecken die Bestrebungen der Brandenburgia“ in vollster Ueberein⸗ stimmung sind.
Den Vortrag des Abends hielt Dr. Zache über: Der Teltew— kanal und seine lendschaftliche Bedeutung“ mit Projektionsbildern. Von den mit großer UEmnsicht zusammengetragenen Nachrichten über den seiner Inbetrichsetzung entgegengehenden wichtigen Kanal waren besonders
* - ; die historischen und geglogischen Mitteilungen von Interesse: die 7, o/ (1899: 74 0/0. In sonstiger Weise waren 5,6 o/o (1899: 5,8 0/9)
ersteren, ondem sie die schrittweise Entstehung der Wasserwege in und um Berlin seit 17 0 darlegten, die anderen, weil sie ein Bild der außerordentlichen Schwierigkeiten boten, mit denen auf einer beträcht⸗ . Strecke, wo der Kanal die recht mächtigen Geschiebelehmschichten des Teltowplateaus durchbricht, zu kämpfen war. Da der Kanal, der 37 km lang ist und 263 Millionen Mark kosten wird, sich zu verzinsen und zu amortisieren verspricht, sobald die Güterbeförderung auf seinem Wasser drei Millionen Tonnen im Jahre betragen wird, dürfte das grgenwärtig lebende Geschlecht wohl noch den Beginn der Amortisation sehen; denn die Entwickelung des Wasserverkehrs vor Berlin ist über glles Erwarten groß, und mit Sicherheit ist auf ein starkes Anwachsen aller Ortschaften am Kanal zu rechnen, der ihnen billige Verkehisgelegenheit und die lange entbehrte Vorflut schafft, deren Fehlen bisher der Vergrößerung der Vororte sehr hinderlich war. Mit Hilfe einer roßen Anzahl von Lichtbilder verfelgte man den Kanal von seinem usgang an der Dahme bei Köpenick aus bis jenseits der einzigen Schleuse bei Klein ⸗Machnew. Neu und unerwartet war wohl vielen, daß der Teltowkanal mit seiner 20 m Breite, seinen häufig 15 bis
20 m hohen Böschungen, seinen Brücken 24. auch häübsche landschaft-
liche Bilder zu bieten verspricht.
Bei Edugrd Schulte beginnt am 1. Mai eine neue Aug. stellung, die Werke von Louis Legrand, Paris Radierungen eich⸗
nungen, Oelgemälde), Paul Schad⸗Rossa, Berlin, und Pa