1904 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 08 Apr 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Baden.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preuß en, Regent des Herzogtums Braunschweig, ist gestern zu längerem Kuraufenthalt in Baden⸗Baden eingetroffen.

Denutsche Kolonien.

Der Chef des Verwaltungsbezirks Ebolowa im Schutzgebiet Kamerun, Hauptmann Zimmermann berichtet über eine Reise nach dem Nordwesten dieses Bezirks im „Deutschen Kolonialblatt“ folgendes:

Das Nordwestdreieck des Stationsbezirks, durch die Wege nach Nkomakak und Lolodorf im Süden und Nordosten und den Kribi— Lolodorfbezirk im Nordwesten begrenzt, trägt das allgemeine Gepräge des Südkameruner Busches, eines mit zahllosen, annähernd gleich hohen Kuppen ausgestatteten Berglandes von schwer erkennbarem System und spärlichen Uebersichtspunkten; aus der Vogelperspektive gesehen, mag es viel Aehnlichkeit mit der Oberfläche eines Baumkuchens haben. Bergauf, bergab führen die Wege, und ihre wenigen und kurzen Horizontalstrecken meist durch Wasser oder Sumpf. Der Blick ist fast . auf die nächsten Entfernungen vom Busch begrenzt. Da, wo die Sattelpverbindungen mehrerer Höhen günstigerweise einmal über dem Sumpfniveau liegen, zeigen sich ausgedehntere und zusammen⸗ hängende Ansiedelungen der Eingeborenen, im übrigen heben sie sich mit ihren Farmen inselartig vom Busch ab.

Dem Mangel eines Bergsystems entsprechen die unzähligen und sumpfbildenden Windungen der kleinen und mittleren Gewässer und jene scheinbar willkürlichen Aenderungen ihrer Hauptrichtungen, wie sie charakteristisch der Dja zeigt und welche bei der Wiedergabe des Kartenbildes auf Grund der ersten Wegeaufnahmen vielfach zu Irrtümern führen mußten.

Für den Wegebau ergibt sich aus vorstehendem die Schwierigkeit der Anlage und Unterhaltung; er muß meist auf Brücken oder Dämmen die Niederungen durchqueren oder zur Vermeidung von Steigung und Fall in die Hänge eingeschnitten werden, hier vorzugsweise der Ab— waschung durch die zerstörenden Tropenniederschläge ausgesetzt. Der Einfluß der Geländeform zeigt sich in der Einzelgruppierung der Be— völkerung; sie ist außerordentlich verworren und stellt das Farbenbild unserer thüringischen Staaten weit in den Hintergrund; der Bezirks— verwaltung aber bereitet sie große Schwierigkeiten. Der zwei Meilen von der Küste über 19 Märsche nach Osten sich er⸗ streckende Bulustamm zählt an 50 Unterstämme, deren Dorsschaften wieder über diesen ganzen, zwei bis drei Tagemärsche breiten Landesstreifen verstreut sind, als habe man sie zuvor wie Lose gemischt. Nur da, wo das Gelände zusammenhängendere Formen zeigt, sind auch größere Teile desselben Unterstammes zu— sammengeblieben; so vor allem die Bijang und JFemma⸗Jemmak an den eingangs erwähnten Wegen nach Lolodorf und Nkomakak sowie die Jewo und Esao an den nach ihnen benannten Wegen; im übrigen sind die einzelnen Gruppen auf Tagemärsche voneinander getrennt. Die dem Buluaufstand von 1899 folgenden Kämpfe haben dag Durcheinander bei der Beweglichkeit der Bevölkerung vermehrt, und da der Nordwestbezirk in erster Linie von diesen Kämpfen und ihren Folgen berührt worden ist, bildete einen Hauptzweck seiner Bereisung die Ermittelung derjenigen Häuptlinge, welche unter den hier ansässigen Gruppen dei selben Unterstammes ge— nügend hervorragten, um als Oberhäuptlinge eingesetzt zu werden. Außer den weiteren Aufgaben der Abhaltung von Gerichtstagen und Unterweisung der Eingeborenen über Landeskultur und Wegebau sollte dann noch ihr Vertrauen zum Dienst in der Truppe geweckt, die Be— völkerungsdichtigkeit nach Möglichkeit festgestellt und die Wege nach dem Kompaß aufgenommen werden. Höhenmessungen konnte ich nicht vornehmen, da die Schleuderthermometer zerbrochen waren.

Das bereiste Gebiet ist vollständig friedlich und gehört zu dem bevölkertsten des Bulubezirks, soweit ich ihn kenne. Auf den von mir begangenen 1299 km habe ich, im ganzen 4114 Hütten gezählt, wozu noch etwa 1000 seitlich meines Weges liegende treten 5114 Hätten. Dies ergibt, wenn man ein Siebentel Palaverhäuser ab⸗ und drei Erwachsene und zwei Kinder auf zwei Hütten rechnet, eine Gesamtzahl von rund 11 00 Einwohnern auf 1200 qkm, das ist etwas über neun Einwohner auf den Quadratkilometer. Das weibliche Element überwiegt etwa um ein Siebentel.

Die stärksten unter den hier ansässigen Stämmen sind die Esakoi, Jewo, Bilang und Jenjok; es folgen diejenigen der Jebai, Jengap, Essalan, Essaitjok, Jekombe, Nong und Jemissen. Außerdem finden sich noch Teile der Essaipong, Esatolo, Jesele, Jessok. Fembong und Essantonda.

Der anfänglichen Gepflogenheit der Häuptlinge, sich bei meinem Verankommen verleugnen zu lassen der Bulu hat immer etwas Schlechtes auf dem Gewissen, oft einen schlecht gereinigten Weg begegnete ich mit der Maßregel, daß die Ortschaften, deren Häuptlinge trotz meiner 14 Tage vorausgegangenen Ansage fehlten, unentgeltlich Verpflegung nach einem nächsten Rastpunkt bringen mußten. Nachdem Soldaten und Träger zweimal umsonft gegessen hatten, waren alle Häuptlinge zur Stelle, oft kamen sie mir stundenweit entgegen und gaben mir ebensoweit mit Kind und Kegel das Geleit. Am meisten fesselte sie die große Ziege, für die sie meinen Schimmelhengst ansahen.

Zur Verpflegung meiner Leute wurde an den Rastpunkten ein kleiner Markt in der Weise gehalten, daß ich kurz vor seiner Eröff— nung die Tagesverpflegung zwei Blatt Tabak an Soldaten und Träger autgab; von den angebrachten Lebensmitteln mußten sie dann unter Aufsicht kaufen und bezahlen, was sie brauchten.

Sehr gering ist der Bestand an Kleinvieh in diesem Bezirksteil. Nur drei Ortschaften waren rein gefegt, ein Jeichen, daß man Schafe und Ziegen versteckt und die Losung entfernt hatte. Auch habe ich an der Hand der täglichen Routenkonstruktion meinen Weg so kreuz und quer gelegt, daß ich wiederholt Ortschaften vollständig überraschte. Doch machte ich auch da bezüglich des Kleinviehs dieselbe Erfahrung.

*

Nur Hühner sind überall in großer Zahl vorhanden.

Die Bodenbepflanzung erstreckt sich in der Hauptsache auf Planten (Bananen), Mais, Kassada, Makabo, Jams, Erdnüsse und Zuckerrohr; auch fand ich fast in jedem Dorfe einige Exemplare der Oelpalme Ddickschalige Frucht, nicht Lisombe), die den Bewohnern einen Teil des für die Zubereitung von Speisen und das Einreiben des Körpers nötigen Oels liefern. In größerer Zahl fand ich diesen Baum nur in den unmittelbar an den Ngumbabezirk grenzenden Ortschaften, aber auch da nur innerhalb der Dörfer selbst angepflanzt.

Eindringlich habe ich die Eingeborenen auf die Vorteile der DOelpalmenkultur hingewiesen und den Häuptlingen die Anlage be— sonderer Farmen zur pflicht gemacht. Baumwolle fand ich nirgends, dagegen in drei Gsakoidörfern einige Tabakpflanzen. Vor allem, um in solchen Fragen der Bodenkultur wie auf den zukünftigen der Ver— waltung und. Besteuerung erfolgreich und gerecht auf die Einge⸗ borenen einwirken zu können, wird bel der zunehmenden Ostaus dehnung des Bezirss die Zusammenfassung der zerstreuten Bepölkerungegruppen desselben Unterstammes unter ein gemeinsames, gesstig höher stehendes Oberhaupt immer dringender. Auch ist es wünschenswert, daß in absehbarer Zeit die Stationsgerichtsbarkeit durch Einsetzung eines Eingeborenengerichts entlastet wird.

Der Bajangweg führt auf seiner Endstrecke Mebaude—-Ngumba— grenze über einige Höhen, deren Anstieg auch den schwatzhaften Ein« , verstummen und ihn hin und wieder einen pfeifenden Laut einer Lungenarbeit ausstoßen läßt; mit ihrer Umgehung an der Hand der Wegeaufnahme habe ich den Unteroffizler Kröger beanftragt. Gleichzeitig erhielten einige Bajangdörfer, die vor der schwierigen Instandhaltung dieser Wegestrecke schon vor längerer Zeit tiefer in den Busch zurückgewichen waren, Weisung, binnen sechs Monaten sich am Wege selbst wieder anzusiedeln.

Aehnliche Verhältnisse wie bei den Bajang glaubte ich bei den Jenjok anzutreffen, habe aber in dem Häuptling von Mameuji die geeignete und allseitig geachtete Persönlichkeit gefunden. Auch hatte er sich wie Asewolo, bislang auf der Station nicht blicken lassen und war über meinen unerwarteten Besuch aus noch weniger erwarteter

1 8 8 58 V a

Richtung ebenso überrascht wie ich über Lage, Größe und Schönheit seines versteckten Besitzes.

Von Jem (Esakoh erreichte ich nach drelstündigem Wasser⸗ und Sumpfmarsch das etwa 6 Km sfüdlich gelegene Dorf, dessen hohes Palaverhaus einen selten schönen Rundblick auf die Mameuji feffel⸗ förmig einschließenden Höhen gewährt. Hier fand ich in beschau— licher Weltabgeschiedenheit Cdimenko, den großen Jenjokhäuptling, wie Oundi ihn bezeichnet, mit seinen Leuten plaudernd im Palaver⸗ haus sitzen Angenehm überrascht war ich von der selbstbewußten Ruhe, mit der er, schnell gefaßt., mich begrüßte, und von seinen offenen Antworten auf meine Fragen. Bie gegen Südosten, der Richtung der Station, wie eine Barrikade vorgelagerte hohe Berg— gruppe, welche den Weg von Sonkot zu einer weiten Umgehung nach Westen zwingt, hatte er scheinbar als Inner eg genommen und auch seinerseits die Station immer in respektabler Entfernung umgangen, wenn er einmal seine südöstlich derselben sitzenden Brüder befuchte. Viese aber achten und hüten das Geheimnis solch klösterlicher Jurückgezogenheit ihrer Landsleute, un in Fällen der Not deren Gastfreundschaft beanspruchen zu können. Nun einmal der Bann gebrochen war, erwiderte er meinen Besuch bereits am nächsten Tag, brachte reichlich Lebensmittel und ist auch noch vor Weihnachten hier auf der Station erschienen.

Von den anderen hier ansässigen Unterstämmen nehmen noch hervorragendetre Stellungen ein: bei den Jebai der Häuptling Manesang von Tjange, bei den Jengap Ebalendong von Mabai und den Jesombe Esamba bon Angola. Die Hauptgruppen dieser und der weiter genannten aber sind die Jebai ausgenommen außerhalb des bereisten Gebiets ansässig. Sie kennen zu lernen, um daraufhin über die Einsetzung von Oberhäuptlingen und die eventuelle Rück— führung einzelner versprengter Teile Vorschläge machen zu können, habe ich für die nächstmonatige Bereisung ins Auge gefaßt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Dem „Fremdenblatt“ zufolge wird der italienische Bot— schafter, Herzog von Avarna heute in Abbazia eintreffen, um an einer Begegnung des Grafen Goluchowski mit dem italienischen Minister des Aeußern Tittoni teilzunehmen.

Frankreich. Eine Meldung des „Figaro“, daß der Minister des

Aeußern Delcasss gelegentlich der Reise des Fräsidenten Louhet nach Rom eine Audienz beim Papst erlangen wolle und eine Begegnung mit dem Kardinalstaatssekretär Merry del Val haben werde, wird sowohl vom Ministerpräsidenten Combes wie im Ministerium des Aeußern als unrichtig bezeichnet. Eine Note der „Agence Havas“ erklärt, daß weder von der einen noch von der anderen Seite jemals der Wunsch ausgesprochen worden sei, Besuche zu machen oder zu empfangen. Der Zweck der Reise des Präsidenten der Re— publik sei der, den Besuch des Königs von Italien zu erwidern. Es bedürfe deshalb keinerlei Erklrung, warum man es im Vatikan wie in Paris für das Beste halte, einander zu ignorieren.

Der Ministerpräsident Com bes hat, wie „W. T. B.“ meldet, im Einvernehmen mit dem Marineminister Pelletan die außerparlamentarische Marineunte rsuchungskom—⸗ mission zusammengestellt. Ihr gehören 32 Deputierte, 18 Senatoren und 13 höhere Offiziere und Zivilbeamte an. Unter den Deputierten befinden sich Doumer, Lockroy, Lanessan und Chaumet, welch letzterer Pelletan sehr scharf angegriffen hat, ferner die Obmänner der fünf ministeriellen Kammer— gruppen, darunter Jaurèês, unter den Senatoren Clémencegu.

Der Admiral Bien aims und der Kontreadmiral Ravel hahen sich, wie aus Toulon berichtet wird, gestern abend auf Befehl des Marineministers nach Paris begeben.

Die französische Regierung hat nunmehr nf Offiziere namhaft gemacht, die dem mit der Kontrolle der Fendarmerie im Sandschak Seres betrauten Oberstleutnant Veraud beigegeben werden sollen. Diese Offiziere, die sämt⸗ lich einer der Balkansprachen mächtig sind, haben Befehl er⸗ halten, unverzüglich nach Saloniki abzureisen.

Ueber das französisch⸗englische Abkommen werden folgende Einzelheiten gemeldet: Von den Schrifistücken wird nur der Neufundland und Westafrika betreffende Vertrag die Unterschriften von Lord Lans downe und dem französischen Botschafter Cambon tragen. Außer den Gren zberich⸗ tigungen an der westafrikanischen Küste findet seitens Englands die Abtretung der an der Küste von Französisch Guinea gelegenen Losinseln und des Gebietes von Sinder an Frankreich statt. In der Vereinbarung betreffs Maxokkos erklärt England, daß es sich seines Ein— flusses in Marokko begebe. Dafür verpflichtet sich Frank reich, weder Tanger noch die Gibraltar gegenüberliegenden Kusten— striche zu befestigen. Ferner gestattet Frankreich der ägyptischen Re— gierung, den 250 Millionen betragenden Ueberschuß der Schuld zu verwenden. Von politischen Zugeständnissen bezüglich Aegyptens sei während der ganzen Vertzandlungen überhaupt nicht die Rede gewesen. Bezüglich Siams werden die Ver— pflichtungen Frankreichs und Englands nur etwas genauer bestimmt. Die Note, betreffend die Neuen Hebriden, be zweckt lediglich eine Revision der dortigen fränzösischen und englischen Gerichtsbarkeit.

NRuszland.

Wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg vom heutigen Tage berichtet wird, meldet der „Regierungsbote“, daß der Schutz der Interessen der russischen Ünter? tanen und der Gebäude der Gesandtschaft und der Konsulate in Korea, infolge der Abreise der russischen Agenten, den diplomatischen und Konsularvertretern Frankreichs übertragen worden sei.

Die Mobilisierung der Untermilitärs der Re— serve der Flotte ist am 5. d. M. in Ssebastopol bekannt gegeben worden.

Spanien.

Der König besichtigte gestern vormittag, wie „W. T. B.“ berichtet, mehrere Weinlager und eine Weberei in Barcelona. Allerhöchstderselbe unterhielt sich mit den Arbeitern und äußerte, sein größtes Vergnügen sei, die Arbeiter zu schützen. Sodann besuchte Seine Majestät die im Bau befindliche Kirche der Heiligen Familie. Ueberall wurde der König mit Jubel be— grüßt, namentlich in den Arbeitervierteln, wo geflaggt war.

Zu dem gestern gemeldeten Vorfall in Barcelona wird der Agence Havgs“ mitgeteilt, daß die Petarde um 9 Uhr Abends in der Rambla de Centro geplatzt sei. Sie sei vor das Portal des Hauses Nr. 19 gelegt worden und habe nur im Innern dieses Hauses Schaben angerichtet. Der Vorfall

es sich nicht

habe keine Bedeutung; um ein Attentät habe gehandelt. Richtig sei indessen, daß zwei Personen leicht verletzt worden seien und eine Person verhaftet worden sei. Der „Correspondencia de Espana“ zufolge war die Petarde mit einer Dynamit enthaltenden Röhre versehen.

Rumänien.

Der „Monitorul Official“ veröffentlicht das in gesetz für das Rechnungsjahr 1964, 1905. a in laufen sich die Einnahmen auf 234 947 213 Fr., die Ausgabe auf 226 215 283 3. Für außerordentliche Kredite sind 4 ö. e, Ter gshen . beträgt gel ee enten, der

usgaben ? 5 r., und es ergibt sich ein Uebe von 7 390 213 Fr. . ö dersh

In der gestrigen Sitzung der Kammer und des wurde der Gesetzentwurf über die Verwendung des ner er d des Etats jahres 1992/03 von 353 Millionen Franes angenomme Von dieser Summe sind bereits früher 1 698 000 Francz für de Schuldentilgung bewilligt worden. Der Rest von 33,8 Mill z wird auf die verschiedenen Ministerien verteilt. Auf d ministerium entfallen 17 815 500 Franes, davon 165 Mi Bewaffnung und Munition und 3

Serbien. . Die ordentliche Session der Skupschtina ist König mit einer Thronrede geschlossen worden, in der ins besondere die Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt hervorgehoben 1

gestern vom

die, Wichtigkeit der Annahme des autonomen Jolltarifz betont und die Eröffnung der nächsten Session nach sechs Monaten in Aussicht ge⸗ stellt wird. Die Thronrede erklärt ferner, daß der König lund die Regierung in voller Aufrichtigkeit auf die Erhaltung des Friedenz hinarbeiteten. ĩ Schweden und Norwegen.

Der schwedische Reichstag hat gestern, wie W T. B. erfährt, mit 215 gegen 148 Stimmen den Vorschlag der Erhebung eines Wertzolls von 15 auf elektrische Maschinen angenommen.

Dänemark.

Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen traf gestern vormittag, wie ‚„W. T. B.“ berichtet, in Kopenhagen ein Höchstderselbe wurde von Seiner Majestät dem König und Ihren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen, den Prt nzen Waldemar, Christian, Carl, Harald, dem Prinzen Carl von Schweden und Norwegen und Seiner Hoheit dem Herzog Johann zu Schleswig-Holstein-Sonder— burg-Glückshurg empfangen. Es waren ferner anwesend sämtliche Minister sowie die Spitzen der Militär- und Zivil⸗ behörden. Der deutsche Gesandte war, Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit bis Roeskilde entgegengefahren. Nach herzlicher Begrüßung und einer kurzen Cour in' Warte— saal erfolgte die Abfahrt nach Schloß AÄmalienborg. Gleich nach der Ankunft daselbst stattete Seine Kaiserliche und König liche Hoheit Seiner Majestät dem König von England einen Besuch ab, der unmittelbar darauf erwidert wurde. Abends fand im Palais Christians VII. große Tafel statt, bei der Seine Majestät der König Christian einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Deutschen Kaiser ausbrachte.

Heute vormittag besichtigte Seine Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Kronprinz in Begleitung Seiner Königlschen Hoheit des Prinzen Christian von Dänemark verschiedene Sehenswürdigkeiten und begab sich um 11 Uhr zur Gratu— lation bei Seiner Majestät dem König.

A sien. neldet das „Reutersche Bureau“, die Russen hätten längs der Küste von Takuschan und in der Mündung des Jalu Minen gelegt. Die japanische Armee in Koreg habe jetzt verschiedene Punkte des Südufers des Jalu erreicht.

Telegramme von koreanischer Seite melden, daß die Russen sechs der größten Grenzstädte am Tumenflusse besetzt hielten. Der koreanische Präfekt von Kongtschung berichtet, daß zahlreiche Gruppen von Russen und Chinesen in Jönampho sich nach Andschu zurückgezogen hätten, sodaß sich in Jönampho nur noch hundert Soldaten und einige Kauf⸗ leute befänden.

Aus Schanghai w

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Arbeitseinstellungen in Preußen nach Beginn und Dauer 1900 02.

Im Anschlusse an die in Nr. 40 des Reichs, und Staats— anzeigers! vom 16. Februar d. J. gegebene Darstellung der Streik— bewegung in Preußen nach Gewerbegruppen mögen heute einige Mit⸗ teilungen über den Beginn und die Dauer der Arbeitgeinstellungen folgen.

Es begannen in Preußen nach der Stat. Korr.“ Arbeiter

ausstände*) 1901 1902

. über, d. i. über⸗

haupt v. H. haupt Vierteljahre .. 26,2 177 28,3 102 . ü 254 k 91

1900

3. . . 22, 4. 2 I 72 Hiernach fingen in der Berichtszeit die Streiks am häufigsten im

zweiten, am seltensten im letzten Viertelsahre an. Abweichend von den Jahren 1909 und 1901 nimmt 1902 hinsichtlich des Beginnes nicht das erste, sondern das dritte Vierteljahr die zweite Stelle ein.

. Was die verschiedenen Betriebsarten anlangt, so begannen im Zeitraume 1900 —– 02 Streiks“)

in den Gewerbegruppen:

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30 113 35 422 . 7 234 14 4 8 15 10 101 12 16 Wie überhaupt, sind hiernach auch in den meisten namentlich auf geführten Gewerbegruppen die Ausstände vorwiegend im zweiten, in den übrigen Gruppen, nämlich in der Industrie der Holz und Schnitz, stoffe, in der Lederindustrie, im Bergbau, Hütten und Salinenwesen wie auch in der Textil⸗ und in der Maschinen usw. Industrie, durchweg im ersten Vierteljahre am häufigsten ausgebrochen. ; Die Dauer der (beendeten) Streiks betrug, wenn man für die 1900 97, 1901 64 und 1902 50 Fälle, in denen der Ausstand weniger als einen Tag währte, je 4 Tag berechnet, im Jahre 1900 insgesamt 15 9605, i. J. 1901 13766 und i. J. 1902 9995 Tage, im Durchschnitt auf eine AÄrbeitsstreitigkeit also 17 bejw. 22 und 16 Tage.

9 * 24 26

ᷣ— Q 71

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) Hier sind sie nach dem Jahre ihres Beginnes gezählt.

Im einzelnen dauerten vom Hundert der Arbeitseinstellungen

mit Hundertteilen aller betroffenen Betriebe streikenden Arbeiter 1900 1901 1960 1901 1902 2.4 23.6 3B 131 18.4 306 9,2 140 15,0 ö 10 4 7, d 114 15 14,2 22,6 40,2 ö 15.3 33 155 103 2 55 ö 2 3538 n 8,0. Mehr als ein Drittel bis fast zwei Fünftel alle : mit rund hrel Zehnteln aller ausständigen Arbeiter hatten hiernach in den Berichtsjahren nur eine Dauer von 1 his 5 Tagen. Aus der ver— hältnis mäßig geringen Zahl der dabei beteiligten Betriebe erhellt, daß es sich vorzugsweise um Einzelstreiks, handelte. Bei den Arbeitseinstellungen von längerer als 50 tägiger, im Jahre 1900 ogar schon bei denjenigen von mehr als 20 tägiger Dauer überwogen hie Gruppenstreiks. Insbesondere auf die 314-50 Tage währenden Auestände entfiel in der Berichttʒzeit noch nicht ein Zehntel aller Fälle, dagegen ein bis zwei Fünftel; aller betroffenen Betriebe. Lußerdem fiadet man noch eine verhältnismäßig sehr starke Be⸗ triebsbeteiligung im letzten Berichtsjahre bei den Streiks mit einer Dauer von 21 - 30 sowie von über 100 Tagen. Abgesehen von den Arbeitseinstellungen, welche 1—5 Tage bestanden, war die Zahl der streikenden Arbeiter noch recht bedeutend bei den 31— 50 tägigen Streiks im Jahre 1900, bei den 51 100 tägigen im Jahre 1901 und im Vergleich zur geringen Zahl der Fälle bei den über 100 tägigen in den beiden letzten Berichtsjahren. Auch bei der preußischen Skreik⸗ statistik zeigt sich, daß die einzelnen Ausstaͤnde um so länger zu dauern pflegen, je mehr Betriebe und Arbeiter daran beteiligt sind. Von den Arbeitseinstellungen des Zeitraums 19600 02 hatten eine Dauer von . . . Tagen in den m Gewerbegruppen: ter his bis bis 2 69 Bergbau, Hütten u. Salinen“ 3 l Industrie d. Steine u. Erden 11 49 15 10 Netallverarbeitung. .. 3 6755 Maschinen⸗ usw. Industrie. 9 22 . ö 5 13 Papierindustrie ; ü Holj⸗ u. Schnitzstoffindustrie Nahrungs u. Genußmittelind. Bekleidungs usw. Gewerbe n. ,, polygraphische Gewerbe Handelsgewerbe. Verkehrsgewerbe ö . sonstige Gewerbe... 3 K zusammen 2 8317 5 1867 J 1 In sämtlichen Gewerbegruppen war also die Streikdauer von L —5 Tagen am stärksten vertreten. Nur bei den polvgraphischen Gewerben war sie ebenso häufig wie diejenige von 31— 50 Tagen; aber auch in den meisten übrigen Gewerbegruppen waren über einen Monat währende Ausstände durchaus keine Seltenheit.

Lage 1900 1901 1902

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Todesfälle an Sonnenstich in Preußen.

Die Anzahl der Todesfälle an Sonnenstich zeigt in den einzelnen Jahren begreiflicherweise recht beträchtliche Schwankungen; nichts— destoweniger ist im letzten Jahrzehnt auch unter Berücksichtigung des Anwachsens der Bevölkerung gegen früher eine erhebliche Zunahme zu beobachten. Während 1881 —50 die jährliche Zahl der an Sonnen— stich Gestorbenen zwischen 21 und 97 schwankte und im Durchschnitt 57,2 betrug, bewegte sie sich von 1891 bis 1902, nach der Stat. Korr.“, jzwischen 30 und 286 mit einem Durchschnitt von 125,7. Das jugend⸗

liche Alter und das weibliche Geschlecht sind in geringerem Grade

beteiligt. Während des Jahrfünftes 1898 bis 1902 waren von 742 Ver—

storbenen 645 86,9 v. H. über 165 Jahre alt; dem mannlichen

Geschlecht gehörten davon 583 78,6 v. H. an.

Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika mit Ausnahme Alaskas und der Inseln betrug nach dem Ergebnis der amtlichen Volkszählung im Jahre 1903 am Erhebungstage, wie W. T. B.“ berichtet, rund 79 900 000 Seelen; dies bedeutet eine Zu⸗ nahme um 3 906 000 seit dem Jahre 1900. New Jork belief sich auf 3716000, die

auf 600 000.

Zur Arbeiterbewegung.

In Frankfurt a. M. hatten die Malergehilfen, Weiß binder und Lackierer jüngst in zwei Versammlungen neue Lohn— sorderungen und Arbeitsbedingungen gestellt, die von einer Kom⸗ mission den Meistern unterbreitet wurden. Am Mittwoch beschloß, der „Frkf. Ztg.“ zufolge, eine starkbesuchte Ver— ammlung der Meister, die Forderungen der Gehilfen abzu— lehnen und die Gründe in einer gemeinschaftlichen Sitzung der Tarif— kommission darzutun. s

in der letzten Zeit sehr wesentlich gestiegen seien.

Die ausständigen Malergehilfen in Magdeburg (gl.

Nr. 82 d. Bl) beschlossen, wie die ‚Magdeb. Ztg.“ mitteilt, in einer

am Mittwochabend abgehaltenen Versammlung, den von den Meistern lugestandenen Lohntarif ebenfalls anzunehmen. Der seit etwas über 14 Tagen währende Ausstand ist damit beendigt.

Aus Lille wird dem. W. T. B. telegraphiert, daß der Ausstand der Baum wol lspinner (gl. Nr. 77 d. Bl.) beendet ist. Die Arbeiter halten eine dreiprozentige Lohnerhöhung. Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am Montag. In Amiens kam es, als Aus— ständige gestern dort in einige Fabriken eindringen wollten, zu gewalt— tätigen Zusammenstößen. Ein Polizeikommissar wurde zu Boden ge⸗ worfen und mißhandelt, die anrückende Kavallerie mit Steinen ge worsen. Ein Kavallerist erhielt einen Messerstich, ein Ausständiger wurde durch den Tritt eines Pferdes verletzt.

In Livorno ist, wie der ‚Voss. Ztg. telegraphiert wird, am d ein Ausstand der Hafenarbeiter ausgebrochen (vgl. Nr. 81

Kunst und Wissenschaft.

Die philosophisch-historische Klasse der Königlichen Ukademie der Wiffenschasten hielt am 24. März unter dem Vorsiz ihres Sekretars Herrn Diels eine Sitzung ab. Herr Kekule bon Stradonitz las über den Apoll des Kanachos. Ein bei den bon den Königlichen Museen unternommenen Ausgrabungen in Milet 1993 gefundenes fpätrömisches Relief zeigt die Figur eines Apoll, die uf ohe Weise den Apoll des Kanachos wiedergibt. Dies gab dem Vortragenden den Anlaß, die Kunststufe und die Eigenart des Kanachos lu erörtern. Der Vorsitzende legte vor: Corpus Inscriptionum Latinarum. Vols. VIIi. suppl. Pars III. Inscriptionum Mau- retanigae Latinarum, miliariorum et instrumenti domestiei mn provinciis Africanis repertorum supplementum ed. I. Sehmidt (F), R. Cagnat, H. Dessau. Beroini, G. Reimer.

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz ihres Sekretars derrn Auwers abgehaltenen Sitzung der physikalisch⸗-mathe⸗ matischen Klasse legte Herr Fischer eine gemeinschaftlich mit Herrn Franz Wrede ausgeführte Untersuchung über

lieb

durch in

Die Einwohnerzahl von ) von Chicago auf 1874 000, die von Philadelphia auf 1368 000, die von St. Louis

rzutun. In der Versammlung wurde mitgeteilt, eine Umfrage bei sämtlichen beteiligten Firmen habe ergeben, daß die Löhne /

den Tropengegenden

die Verbrennunggwäͤrme einiger organischer Verbindungen wor. Um eine größere Genauigkeit in der Eichung der galorimetrischen Bombe Berthelots zu erzielen, haben die Verfasser durch Vermittelung des Herrn Kohlrausch die Herren Professor Jaeger und Dr. von Stein wehr veranlaßt, in der hie nischen Reichsanstalt ein neues elektrisches Verfahren fur diefen Zweck auszugibeiten. Mit einem derartig geeichten Instrument sind die Verbrennungswärmen von 35 organischen Verbindungen bestimmt worden. An der Hand der Ergebnisse wird u. g. der thermische Effekt der Polypeptid. bildung und der konjugierten Doppelbindung besprochen. . van't Hoff machte eine weitere Mitteilung über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen: XXXS. Die Zusammensetzung der konstanten Lösungen bei 85. Gemeinschaftlich mit den Herren Sachs und Biach wurden die zwanzig Lösungen konstanter Zusammensetzung, die bei 830 den Kristallisationsgang beherrschen, quantitativ untersucht. Herr Koenigsberger übersandte: Hydro- dynamische Untersuchungen, aus dem Nachlaß von Herrn von Helm— holtz zusammengestellt durch Professor W. Wien in Würzburg. Prpfessor Wien hat unter den Helmholtzschen Papieren eine fast druck.

fertige Abhandlung „über Wasserwogen? gefunden, ferner zwei unab—

geschlossene, aher ohne Schwierigkeit zum Abschluß zu bringende Auf— sätze über die Bewegung kompressibler Flüssigkeiten, bei denen Symmetrie um eine Axe herrscht, und eine nur angefangene Unter⸗ suchung über das Verhalten spiralig sich aufrollen er Wirbel.

. F. . In der ersten Sitzung der drei Tage beanspruchenden 19. allgemeinen Versammlung der Beutschen Meteorologischen Gesellschaft, die gestern im großen Hörsaal des Institutgz für Meereskunde eröffnet wurde, begrüßte der Vorsitzende, Ge— heimer QOberregierungsrat, Profeffor Dr. von Bezold, die zahl⸗ reich Erschienenen mit einer Ansprache. In der Versammlung waren die gelehrten Kreise Berlins, die Offiziere der Armee und Marine und die Beamten stark vertreten. Von auswärtigen Besuchern seien ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Liste genannt: Geheimer Rat Hr. Neumayer, an den der Vorsitzende besondere Worte freundlicher Begrüßung richtete, dann die 4 im Laufe der Verhandlungen als Ehren⸗ mitglieder proklamierten Professoren Billwiller (Schweiz), Pernter (Wien), Konkuli (Budapest) und Adam Paulsen (Kopenhagen) und ferner die Herren. Harries (London), Schmidt (Stuttgart), Schuktheiß (Karlsruhe), Greim (Darmstadt), Köpper und Großmann (Hamburg), Mack (Höohenhausen), Holderfleiß (Halle), Walter König (Greifswald), Möller (Braunschweig), Polis (Aachen). Geheimrat von Bezold be— zeichnete es in seiner Ansprache als eine in seiner Eigenschaft als Erster Vorsitzender der Gesellschaft gern geübte Pflicht und als eine gewordene Gewohnheit, als Einleitung zu den Verhand lungen über den jeweiligen Stand der meteorologischen Forschung zu berichten, den seit der letzten Versammlung durchlaufenen Weg im Geiste zurückzuverfolgen und die voraussichklich in nächster Zukunft einzuschlagenden Wege zu kennzeichnen. Seitdem die Deutsche Meteorologische Gesellschaft zuletzt vor drei Jahren in Stuttgart ge—

tagt, ist vor allem die Aufgabe der Erforschung der höheren Luft—

schichten in den Vordergrund getreten. Erneute Anregung haben dazu die Verhandlungen der Internationalen Kommission für Luftschiffahrt

vor zwei Jahren, die Untersuchungen Cailletets und Anderoz' und die Drachenexperimente gegeben, wie solche von Teisserene de Bort mit

Konsequenz und bestem Erfolge ein ganzes Jahr hin— Jütland und durch, die geronautische Abteilung des meteorologischen Instituts beinahe ohne Unterbrechung

täglich angestellt worden sind und zu der Fest—

großer

Berliner 6 Jahre

stellung geführt haben, daß die ganze Luftmasse in der kurzen Zeit

eines Tages ihre Temperatur ändern kann. Leider ist es noch nicht

gelungen, den von Rotch und Berson empfohlenen Plan umfassender

Untersuchungen der höheren Luftschichten über dem Ozean durch

planmäßig ins Werk gesetzte Drachenaufstiege zur Ausführung zu

bringen, von so ungeheurer Wichtigkeit solche Untersuchungen auch sein würden. Denn wir wissen, daß die Vorgänge in der Atmosphäre über dem festen Lande wesentlich bedingt und beeinflußt sind durch die verschiedene Erwärmung der Erdoberfläche; wir wissen ferner, daß die Erwärmungsverhältnisse des Meeres von denen des festen Landes sehr abweichend sind, somit auch der Einfluß des Ozeans auf die Atmosphäre ein ganz verschiedener sein muß; aber wir befinden uns leider noch nicht in der Möglichkeit, diese Verschiedenheit durch das Drachenexperiment festzustellen, trotz ihrer Wichtigkeit für die Erkenntnis der Gesamtheit der metesrologischen Vorgänge, da ja der Ozean zwei Drittel der ganzen Erdoberfläche bedeckt. Geheimrat von Bezold bedauerte es, daß sich noch kein Mäcen gefunden hat, um die nicht allzu hohen Kosten der Ausrüstung und Unterhaltung eines Dampfers von etwa 1000 Tonnen Gehalt mit einer Geschwindigkeit von 12 km in der Stunde während einiger Monate des Jahres auf sich zu nehmen. Der beabsichtigte Erfolg erscheint nach den auf einer Fahrt Spitzbergen von Berson und Elias gemachten Erfahrungen als ganz zweifellos; denn abweichend von den Störungen, denen das Drachenerperiment auf dem Lande durch den Eintritt vollständiger Windstille unterworfen ist, besitzt man auf der See, am Bord eines Dampfers, ja unausgesetzt die Möglichkeit, den für den Drachenaufstieg gerade geeigneten Wind durch die Schiffsbewegung zu schaffen.

Recht wichtige Ergebnisse, die unsere Kenntnisse der Vorgänge in der freien Atmosphäre sehr gefördert haben, sind auch durch die auf dem Potsdamer Observatorium durch die Professoren Sprung und Süring ausgeführten Wolkenbeobachltungen gewonnen worden.

Auf dem Felde der theoretischen Forschung stehen die Beziehungen

zwischen den Vorgängen auf der Sonne und den Zuständen unserer Atmosphäre im Vordergrunde des Interesses. Daß die Flecken— bedeckung der Sonne ein Maß für die Tätigkeit in der Sonnen atmosphäre ist, darf für mehr als wahrscheinlich gelten, ebenso daß hierdurch bis zu einem gewissen Grade die Temperatur an der Sonnenoberfläche und die Intensität ihrer Wärmeausstrahlung Aenderungen erfährt. Deshalb ist ein Zusammenhang zwischen der Fleckenbedeckung der Sonne und den meteorologischen Vor—⸗ gängen im Luftmeer sicher und ein Parallelizmus zwischen Sonnenflecken und Temperatur auf der Erde, besonders in nicht überraschend. Für die gemäßigten Klimate aber scheint nach Untersuchungen, welche die Zeit von 1818 bis 1800 umfassen, ein solcher Einfluß unwesentlich zu sein. Neuer⸗ dings wollen nun frangösische Beobachter gefunden haben, daß die bisherige Annahme, die sonnenfleckenreichen Jahre seien in den Tropen durch besondere Wärme, in der gemäßigten Zone aber durch Kühle ausgezeichnet, nicht zutreffe, es sei vielmehr umgekehrt. Geh. Rat von Bezold hält diese Ermittelung für richtig und erklärt die Ab— kühlung in den Tropen trotz stärker zuströmender Wärme durch die gesteigerte Wasserverdunstung, Vermehrung des tropischen Wolkengürtels und hierdurch wieder herbeigeführte Abkühlung, wogegen der in den gemäßigten Zonen absteigende Luftstrom bei seiner größeren Wärme der Klarheit des Himmels, da— durch vermehrter Sonnenstrahlung und einer Erhöhung der Tem— peratur - zugute kommt. Für die kalten Zonen wird das Problem deg Einflusses der Sonnenflecke auf die metedrologischen Vorgaͤnge deshalb zu einem sehr verwickelten, weil hier die Temperatur der Meeres. strömungen sehr bestimmend für die meteorologischen Vorgänge ist und die Geschwindigkeit des Transportes der Wärme bei diesen Strömungen naturgemäß eine viel langsamere ist als bei dem Luft transport. Nach allem handelt es sich bei der Beobachtung dieser Zusammenhänge um wichtige, weitaussehende Fragen, die sorgfältigsten Studiums bedürfen, falls jemals dem Problem der Wettervorausbestimmung auf längere Zeit näher getreten werden soll. Wichtige Aufgaben stellen ferner die Beziehungen, die sich aus der erkannten Abhängigkeit der Nordlichter von den Sonnenflecken zwischen i mene und Physik unserer Atmosphäre ergeben. Diese Fragen haben durch die magnetischen Gewitter am 31. Oktober und J. November v. J. neue Anregungen empfangen. In engem Zu⸗ sammenhange damit stehen die Untersuchungen über die Elektrizität der Atmosphäre, und es ist zu begrüßen, daß sich eine internationale Vereinbarung vorbereitet zur planmäßigen Anstellung solcher Untersuchungen über die ganze Erde während zweier Jahre.

nach

Dabei wird vorautsichtlich auch der Frage näher getreten werden, ob die Erdoberfläche von elektrischen Strömen durchsetzt ist oder nicht. Ein einfaches Mittel für diese Untersuchung hat schon Gauß in Ge— stalt magnetischer Messungen im geschlosfenen Kreise angegeben. Ge— heimer Rat von Bezold schloß seine mit großem Beifall aufgenommenen Betrachtungen mit dem Hinweis darauf, daß es auch in der Meteorologie keinen Stillstand gebe, daß die Horizonte und mit ihnen das Arbeitsfeld sich unausgesetzt erweitern und die Beziehungen zum praktischen Leben zahlreicher würden, wofür nächst Wetterprognofen, Sturmwarnungen ze, die Betätigung der Meteorologie für die gesamte Wasserwirtschaft, für die Verhütung oder Verminderung der Ueber⸗= schwemmungsgefahren als Beispiel anzusehen sei.

Es splach hierauf Professor Dr. Schubert⸗Eberswalde über den Einfluß des Waldes auf das Klima nach neuen Beobachtungen. der forstlichen Versuchsanstalt in Preußen. Diese Beobachtungen sind in ä ausgedehnten Waldgebiet im Norden von Landsberg a. d. W. nach einem fest um schriebenen Programm während vier Jahre angestellt worden. Es waren fünf Stationen angelegt: eine im Laubwald, eine in einer Lichtung, eine nahe dem Saum des Laubwaldes, eine nahe dem Saum eines Mischwaldes auf freiem Felde, endlich eine in weiter Entfernung vom Walde auf freiem Felde, und es wurden hier an Instrumenten (Aspirationsthermometer und Psychometer), die zwei Meter über dem Boden aufgestellt waren, täglich viermalige Beobachtungen der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit aufgezeichnet. Die in tabellarischer Form vorgelegten Ergebnisse erbringen den Beweis, daß ein Einfluß des Waldes auf das Klima von irgend welchem Belang nicht nachzuweisen sei. Der Vortragende verhehlt sich nicht, daß dieses Ergebnis gegenüber der weit verbreiteten Meinung von einem be— stimmenden Einfluß des Waldes auf das Klima überraschen werde. Hiervon unabhängig sei ja aber die zweifellos wichtige Rolle des Ge⸗ birgswaldes zur Verhütung der Bodenabschwemmung und der Hoch— wassergefahren sowie zur Milderung der verderblichen Wirkungen des Windes. In der Diskussion über den Vortrag machte Geheimer Rat Hellmann darauf aufmerksam, daß die Untersfuchung auf den Zustand der Luft über dem Walde hätte ausgedehnt werden sollen zur Prüfung der Frage, inwieweit der Wald Einfluß auf die Regenbildung habe. Abgesehen hiervon aber, erscheinen ihm die allgemeinen Ergebnisse sehr annehmbar, da sie sich mit ähnlichen Er⸗ mittelungen decken, die vor 20 Jahren bereits im Spreewald, in der nächsten Nähe von Sümpfen und ir der Nähe der Meeresküste ange- stellt worden sind und übereinstimmend einen sehr geringen Einfluß dieser lokalen Bedingungen auf die klimatischen Verhältnisse erwiesen haben. Professor Mack, Hohenhausen teilte noch Beobachtungen aus Württemberg mit, die auf einen Einfluß des Waldes auf die Ent⸗ stehung der Hagelwetter hinzudeuten scheinen, gab aber zu, daß die Frage offen bleibe, ob hier elektrische Verhältnisse mitgewirkt hätten.

Zum Schluß sprach Dr. Meinardus⸗Berlin über Wasser— temperaturschwankun gen an der westeuropäischen Küste. Den Vortragenden beschäftigt seit Jahren die Frage nach der Ein⸗ wirkung der Temperatur des die Küste Norwegens treffenden Golf— stromes auf die Winter Nordeuropas, Deutschland eingeschlossen. Neuere, mit großer Umsicht ausgeführte Untersuchungen haben dem Vortragenden die Ueberzeugung verschafft, daß es in weiterer Folge wohl möglich sein wird, aus Beobachtungen der Golfstromtemperatur bei Neufundland auf die bevorstehenden Eisverhältnisse im Atlantischen Ozean und hieraus auf den für Nordeuropa zu erwartenden Winter und Frühling zu schließen.

Bei Eduard Schulte beginnt am nächsten Sonntag eine neue Ausstellung, in der vertreten sein werden: Ludwig Dettmann, Königs⸗ berg, Professor Friedrich Fehr, Karlsruhe, Alfred Hazledine, Brüssel, Agathe Herrmann, Berlin, Carl Langhorst, München, Carl O'Lynch von Town, München, Rudolf Ribarz, Wien, Karl Ziegler, Berlin und der „Frankfurt Cronberger Künstlerbund“ (mit Wllhelm Altheim, Rudolf Gudden, Jacob Happ, Robert Hoffmann, Paul Klimsch, Heinrich Werner und Ottilie W. Röderstein).

Am 17. d. M. wird, wie W. T. B.“

große Ausstellung alter Kunstwerke durch den minister Orlando eröffnet werden.

meldet, in Siena eine Unterrichttz⸗

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Erlaß des Reichskanzlers, betreffend die in Hamburg errichtete Auskunftsstelle für die Besetzung ärztlicher Stellen im Auslande.

Der deutsche Aerztevereinsbund hat Ende vorigen Jahres in Ham⸗ burg eine Auskunftsstelle für die Besetzung ärztlicher Stellen im Aus⸗ lande und auf deutschen Schiffen errichtet. Ihre Aufgabe soll es vornehmlich sein, den Aerzten, die sich im Auslande nieder⸗ lassen wollen, eine hierzu passende Gelegenheit nachzuweisen, dabei aber gleichzeitig möglichst zu verhüten, daß ungeeignete ärztliche Kräfte ins Ausland gehen, die dann vielleicht nicht nur selbst der Not anheimfallen, sondern außerdem auch noch dem Ansehen der deutschen medizinischen Wissenschaft im Ausland empfindlichen Schaden zufügen. Durch die Gründung der Auskunftsstelle wird voraussichtlich in Zukunft die Möglichkeit gegeben sein, leichter als bisher zuverlässige, tüchtige deutsche Aerzte für das Ausland zu gewinnen

In einem an sämtliche Kaiserlichen (General⸗, Vize⸗) Konsulate gerichteten Erlaß des Reichskanzlers werden diese nun ersucht, falls sich eine Gelegenheit zur Niederlassung eines deutschen Arztes in deren Amtsbezirk bieten sollte, hierüber zu berichten und sich dabei zugleich über die in Betracht kommenden Verhältnisse an der Hand eines Fragebogens eingehend zu äußern.

Dieser Fragebogen enthält u. a. folgende Fragen: Wie groß ist die Einwohnerzahl des Orts, wo die Niederlassung eines Arztes ge—⸗ wünscht wird? Wieviel Deutsche und Angehörige anderer Nationen, die für die Praxis eines deutschen Arztes in Frage kommen können, sind daselbst wohnhaft? Welche, besondere spezialärztliche Tätigkeit ist wünschenswert oder erforderlich? Welche Sprachkenntnisse sind erforderlich? Welches ist die Landessprache? Ist ein Examen abzu⸗ legen? Gegebenenfalls in welcher Sprache? Welche Hospitäler sind vorhanden? Wieviel Betten haben diese? Wer steht den Hospitälern vor? Würde ein deutscher Arzt in einem derselben Ope- rationen vornehmen können? Wieviel Aerzte sind am Orte oder in der nächsten Umgebung vorhanden? Wieviel deutsche Aerzte? Wie ist das Clima? Welche epidemischen Krankheiten sind vorherrschend (gelbes Fieber, Malaria usw. ? Welches ist die beste Reisegelegenheit nach dem Niederlassungsort? Wie hoch belaufen sich etwa die Reise— kosten? Wieviel Kapital ist für die erste Niederlassung bezw. für den Unterhalt während der ersten zwei Jahre erforderlich? Wer wünscht die Niederlassung eines deutschen Arztes? Namen und Adressen dieser Personen und Gesellschaften? Werden irgend welche Erleichterungen für die erste Niederlassung geboten? Wird eine be— stimmte Einnahme garantiert?

und Klauenseuche ist dem

Der Ausbruch der Maul— vom Schlachtviehhofe zu

Kaiserlichen Gesundheitsamt gemeldet Dresden am 7. April 1904.

Bochum, 7. April. (W. T. B.) Wie der Märkische Sprecher“ von amtlicher Seite erfährt, ist eine Krankenschwester an Pocken er krankt; ferner sind zwei verdächtige Fälle festgestellt. Die mit den früher Erkrankten in Berührung gewesenen und abgesonderten Personen werden voraussichtlich morgen freigelassen werden.

Lima, 7. April. (W. T. B.) Hier sind zwei neue Fälle von Erkrankung an Beulenpest vorgekommen.