1904 / 110 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Kriegfübrung sehr schwer sein. Die Japaner scheinen indessen der

Schwierigkeit eines Gebirgskrieges aus dem Wege geben ju wollen. An ihrer Landungsstelle bei Kintschau ist die Halbinsel nur noch 12 km breit. An dem die Westküste der Liautunghalbinsel bespülenden Golf gleichen Namens, in seinem nordöstlichen Winkel, ö die gleichfalls von den Russen stark besetzte Hafenstadt Niutschwang.

schon wiederholt gesagt, ö die Japaner hier landen wollten.

on ihr wurde Wãͤre es der Fall, so würde es sich wohl um den Versuch der Besitznahme von Niutschwang und zugleich um eine kombinierte Operation mit der ersten Armee dir,. J. . auf die weitere Entwickelung des Kriegsdramas sehr gespannt sein. .

i zweiten Vortrag des Abends hielt unter Vorführung sehr ansprechender Lichtbilder Dr. Max Ebeling über die Ergebnisse einer Studienreise nach dem Gletschergebiet des Jostedalsbrae in Norwegen. Die letzte, im Sommer 1903 im Auftrage der Karl Rüitterstiftung ausgefübrte Reise det Vortragenden nach Norwegen richtete sich nach dem Gebirgsland zwischen dem 61. und 62. Grad nördlicher Breite, das in einer Länge von 977 km und auf einem Areal von 1252 Quadratkilometern den Raum ausfüllt zwischen dem 100 km sich ins Land kinein— streckenden Nordre Fjord und dem 230 km langen Sogne— Fjord. Die Höhe dieses Gebirgslandes hält sich innerhalb 2 = 3000 m. Es gleicht, von oben gesehen, einem weißen, vielgipfeligen Laken; denn einmal ist es durch drei Ausläufer, die der No dre, Fjord süblich und durch ebensoviel, die der Sogne - Fjord nördlich entsendet, reich gegliedert, und zum andern unterscheidet sich das Gletschergebiet des Josdedalsbrae von den alpinen Gletschern wesentlich dadurch, daß es nicht oder nur in wenigen Ausnahmefällen von Bergspitzen und dann nur unerheblich überragt ist, vielmehr Eis und Schnee die Kämme und wenig geneigter Ho flãchen vollkommen überdecken und Gletscher in die Spalten und Schluchten entsenden. Auf seiner neuntägigen heschwerlichen Wanderung im Eise, die bei der Unbewohntheit des Hochgebirges wiederholt nöͤtigte, in Zelten auf dem Eise zu nächtigen, hat der Vortragende die Ueberzeugung ge— wonnen, daß hier ein besonders typisches Beispiel von Inland eisbedeckung im Vergleich zu alpiner Gletscherbildung vorliegt. Denn die mangels , Bohrungsversuche vom Vortragenden auf 400 bis 500 m Mächtigkeit geschätzte Firn. und Eisdecke unterscheidet sich von den alpinen Eisfeldern charakteristisch dadurch, daß sie nicht durch die von den überragenden Gipfeln herabkommenden Schneemassen genährt wird, sondern, daß das Eis tatsächlich das Liegende bildet. Zwischen dem Inlandeis Nor⸗ wegens und demjenigen Grönlands ist nur ein quantitativer, aber kein gualitativer Unterschies. Leider gristieren genaue Vermessungen sowie Beobachtungen über eingetretene Veränderungen erst spärlich und seit kurzer Zeit. Die norwegische, seit 15969 in Ausführung begriffene Landesvermessung ist bis zu 188 Blatt gediehen, von denen erst etwa die Hälfte erschienen ist, die Aufnahme des Josdedalsbrae steht noch aus. Sonst würde man wohl schon wertvolle Beweise von dem starken Rückgang der norwegischen Gletscher und im besondern dieses Ge- bietes in Händen haben. Einzelne Beobachtungen liegen bereits vor, so z. B. der Nachweis, daß eine Gletscherzunge, die vor 36 Jahren noch als 1000 m lang, g00 m breit und 60 m mächtig gemessen wurde, seitdem vollständig geschwunden ist. Beweise sind auch in vielen glatten und noch wenig verwitterten Felswänden gegeben, an denen vor nicht langer Zeit noch sie schrammend das Eis lag, ferner in dem Zustande der konzentrische Kreise, mit der Spur der Neuheit der inneren Kreise, bildenden Endmoränen u. s. f. Der Vor— tragende glaubt aus diesen Erfahrungen schließen zu dürfen, daß eine Umbildung in alpine Gletscherverhältnisse in Norwegen sich voll⸗ zieht. Er sprach zum Schluß seine e er ee aus, daß eine wesentliche Ergänzung unseres Wissens von den Gletschern durch die genauere Untersuchung Islands zu gewinnen sein werde, auf dessen vulkanischem Boden sch Gletscher von großer Mächtigkeit finden, in denen Schichten von Eis und Lava abwechseln.

Aus London meldet W. T. B.“, daß der Afrikareisende Sir Henry Stanley heute früh um 6 Ühr aus dem Leben geschieden ist. Hen Morton Stanley, eigentlich James Rowland, wurde am 28. Januar 1841 bei. Denbigh in Wales als Sohn eines Farmers geboren und bis zu seinem 13. Lebensjahre im Armenhause erzogen, dann ging er als Schiff tjunge nach New Orleang, wo ihn ein Kaufmann Stanley in die Lehre nahm und schließlich adoptierte. Später diente Stanley als Freiwilliger in der Armee der Nordstaaten. Nach dem Friedensschluß bereiste er als Zeitungskorrespondent die Türkei und nahm 1867 als Berichterstatter des „New York Herald! am Feldzuge der Engländer gegen Theodor von Abessynien teil. I‚m Jahre 1869 gab ihm der Eigen— tümer jenes Blattes, Gordon Bennett jun., jenen Auftrag, mit dem er seinen Ruhm als Afrikareisender begründete, den ver— schollenen Livingstone in Afrika aufzusuchen; zuvor sollte er der Ein— weihung des Suezkanals beiwohnen und verschiedene andere Reisen im Orient ausführen. Im Januar 1871 kam Stanley in Sansibar an. Nach längerem Aufenthalt an der Küste trat er mit einer sehr großen Eskorte von Eingeborenen die Reise nach dem Innern an, erreichte auf unbetretenem Wege unter außerordentlichen Schwierigkeiten (28. Oktober) Ujiji am Tanganika und fand hier Lipingstone, der kurz zuvor aus Manjema eingetroffen war. Ueber seine Reise berichtete er in der Aufsehen erregenden Schrift: „How

Theater.

Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 94. Vorstellung. Manon. Oper in 4 Akten und 6 Bildern von J. Massenet. Text von 9 Meilhae und Ph. Gille.

emdenloge 12 , Orchesterloge 10 416, Erster

Donnerstag: Der jüngste Leutnant. Freitag: Maria Theresia.

Schillertheater. O.

Deutsch von Ferd. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Lumpacivagabundus.

umbert. Anfang 73 Uhr. Preise der Plätze: ir hn ut en De nden von Johann

L found Livingstone (London 1872; deutsch? Bde. 3. Aufl. Leipzig 1891). Diese, sowie seine später (1874. 18783. 1886) unter- nommenen Afrikafahrten und ihre geographischen Resultate sichern Stanley einen Rang unter den ersten Afrikaforschern. Hauptergebnis seiner ersten Expedition war der Nachweis, daß der Tanganika nicht zum Quellsystem des Nils gehöre. Auf der zweiten Reise stellte er durch Umfahrung des Victoria. Njansa dessen Einheitlichkeit fest, ent- deckte einen neuen großen See, den Albert Eduard Njansa, und löste sodann durch Durchquerung des dunkeln Erdteils das Nätsel des Kongo— stroms. Durch die dritte Reise hat er den ganzen Lauf des Aruwimi und den des von Junker entdeckten Nepoko festgestellt. Nach einer australischen Reise ließ sich Stanley 1382 in England ngturalisieren und gehörte 1895 bis 11 dem Unterhaus als Mitglied der

unionistischen Partei an.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Getreidehandel in Antwerpen.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Antwerpen berichtet unterm 2. 8. M.: Auf, dem Antwerpener Getreidemarkt bewegten sich die Ge schäfte im April à. J. in engen Grenzen, da die Muͤller nur für den augenblicklichen Bedarf . Die Getreidepreise sind seit Ende März um ungefähr 75 Cts, für den Doppelzentner zurück— gegangen. Sie stellten sich Ende April d. J. ungefähr, wie folgt: Weizen: Kalkutta und Bombay. . lata, nach Güte . . WJ ö [ , /; alfi g ger d in nordamerikanischen Red-Winter, Kansag, californischen Walla und Kuracheeweizen fanden keine Umsätze statt. Roggen: Donau und nordamerikanischer . . Fr. 124 —13*

inländischer .. 137 Gerste: zu Futterzwecken 105-114 ,, 12—174 afer: russischer, nordamerikanischer. 145 —1657 Mais: nordamerikanischer und Plata. 104-111 Odessa und Donau 56 11H - 111 Weizenmehl: nnn 214 - 223. Die Vorräte am hiesigen Platze wurden Ende April d. J., wie folgt, geschätzt: Weizen: 400 000 Gerste: 30 000 . Mais: 400000 .

M

Theater und Musik,

Königliches Opernhaus.

Engelbert Humperdincks Märchenspiel „Hänsel und Gretel“ ging gestern in teilweise neuer Ausstattung und Be⸗ setzung zum 200. Male im Königlichen Opernhause in Szene. Als es vor etwa einem Jahrzehnt zuerst erschien, begrüßte man es als eine Befreiung von der damals grassierenden drinn f, Richtung und bereitete ihm darum einen herzlichen Empfang, ohne indes zu ahnen, daß da⸗ mit ein Werk gewonnen worden war, das aller Vorauktsicht nach ein dauerndeg Besitztum der deutschen Opernbühne werden wird. Jetzt ist es so weit, daß man selbst seine Fehler, den zuweilen überkindlich-naiven Tert und die in seltsamem Gegensatz dazu stehende schwere, auch von Anklängen nicht freie Instrumentierung mit der Zeit liebgewonnen hat, geht doch trotz alledem der würzige Duft und Hauch des Waldwebens, der Zauber der schlichtempfundenen Volksweife von ihm aus. Die gestrige Aufführung konnte hohen Anforde⸗ rungen genügen. Auf ihrem genie hr standen nur Fraͤulein Rothauser (Hänsel) und Fräulein Dietrich (Gretel); beide sind in diesen Rollen kaum zu übertreffen, das kindliche Gebaren ist ihnen völlig in Fleisch und Blut übergegangen, die gesanglichen Schwierigkeiten ihrer Partien überwinden sie mit müheloser Leichtigkeit. Reu waren zunächst Frau Plaichinger und Herr Berger als Besenbinderehevaar, beide stimmlich vortrefflich disponiert und im Spiel völlig befriedigend. Die Knusper— bexre sang ein Gast, Frau Arasepp, der man vor , Jahren im Berliner Theater als Possensoubrette bereits begegnet lst. Sie paßte sich gut in die ihr fremde Umgebung ein und erfreute sowohl durch den Humor ihres Spiels, wie durch die musikalische Sicherheit ihrer gesanglichen Leistung. Fräulein Parbs (Sandmännchen) und Fräulein Kauff mann (Taumaͤnnchen) wurden ihren kleinen Aufgaben ebenfalls gerecht, besonders kam die schne Stimme Fräulein Kauffmann gut zur Geltung. Das äußere Bild der Oper hatte gegen früher bedeutend gewonnen. Die neue Walddekorgtion mit ihrem geheimnisvollen Tannendunkel und dem lichten Durchblick ist wieder ein Meisterstück der Berren Kaguteky und Rottonara; ganz besonders wohlgelungen ist dann die sich als Traumbild von wahrhaft märchenhafter Wirkun enthüllende Himmelsleiter, die sichæ in wolkigen Himmelshöhen zu verlieren scheint: eine Wirkung, die durch die äußerst diskrete Anwendung der Lichteffekte erzielt wird. Auch das Knusperhäuschen, das plötzlich erscheint und zum . verschwindet, um dem Ilsenstein Platz zu machen, ist zweckmäßiger als das frühere. Die musfkalische Leitung des Ganzen lag in den Händen des Herrn E. von Strauß, der mit großer Umsicht

———— —— —m

Mittwoch, Abends 8 Uhr:

(Wallnertheater.) Halm.

Residenztheater. (Direktion: S. Lautenburg)

Die 300 Tage. z enfant du Miracle Schwank in 3 Akten ü Verlobt; Frl. Susanna Senglier mit Hrn. Leut

Paul Gavault und R. Charey. Deutsch von Alfred Donnertztag und folgende Tage: Die 300 Tage.

seines Amtes waltete. Starker, einmütiger und herzlicher Beifall rief zum Schluß mit den Sängern auch den anwesenden Komponisten vor die Rampe.

Im Königlichen Opernhause 6h morgen, Mittwoch, Manon“, Oper in vier Akten und sechs Bildern von J. Massenet, unter Dr. Mucks Leitung in Szene. Die Besetzung lautet: Manon: Fräulein Rothauser; des Grieux;: Herr Jörn; Legcaut: Herr Hoff⸗ mann; Graf des Grieux: Herr Bachmann; Gulllot: Herr Lieban; e gn Herr Berger. Im Ballett des dritten Aktes tanzt Fräu= lein Dell' Era.

Im Neuen Königlichen Operntheater beben morgen, Mittwoch, thello‘ mit Herrn Matkowgty als Othello und Herrn

ohl als Jago zur Aufführung. Die Desdemona spielt Fraͤulein

achner, die Emilia Fräulein . den Cassio Herr Boettcher, den Rodrigo Herr Hertzer den Brabantio Herr Nesper, den Montano Herr Arndt, die Bianca Fräulein von Mayburg.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 10. Mai 1904.

Am Sonntag wurde in der Amrumer Straße das aus Staats- mitteln errichtete und mit Mitteln des Vereing ber deutschen Zucker. industrie im Innern ausgestattete neue Institut für Zucker⸗— industr ie festlich eingeweiht, das bicher in einem der Landwirtschaft⸗ lichen Hochschule gehörigen Gebäude untergebracht geh g, war. Zur

ier waren u. A. der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, der Minister für Handel und Gewerbe Möller und der Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde, mehrere Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rat und Vertreter der Reichsämter und Ministerien erschienen. Der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben leitete die Feier mit einer längeren Rede ein.

Die am 17. Mai im Lan des aus stellungspark zum Besten der Pflege der in Deutsch⸗Südwestafrika verwundeten und erkrankten Krieger sowie zum Besten des Pensionsfonds der Schwestern vom Roten Kreuz stattfindend? Ver⸗ anstaltung des Zweigvereins Berlin des Vater— ländischen Frauenvereins beginnt um 5 Uhr Nachmittags. An der Festlichkeit wirkt außer den Doppelkonzertkapellen der Berliner Lehrergesangverein mit. Die Besichtigung der Kunft— ausstellung ist auf die Eintrittskarten von 3 Uhr ab gestattet. Billette zu 1 M sind an den Ausstellungskassen sowie im Bureau des Vereins Dessauer Str. 14), im Warenhause von Wertheim, in den Zigarren⸗ handlungen von Loeser u. Wolf und an den sonst mit Plakalen be— legten Stellen erhältlich.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin beranstaltet morgen, Abends 8 Uhr, im Festfaale des Künstlerhaufes, Bellevuestraße 3, einen Fachabend für Buchbinder.

Der Garten des Belleglliangetheaters lunter Leitung der Direktoren Kren und Schönfeld) wird bei günstiger Witterung am Kimmelfahrtstage, vollständig neu hergerichtet, eröffnet werden. Das Gartenprogramm bietet außer ständigen Konzerten zunächst ein Gastspiel der Kapelle der Marinejugendwehr in Matrosenuniform unter Leitung des Kapellmeisters Hermann Wagner. Diese Kapelle konzertiert am Himmelfahrtstage (von 5 Uhr amn), sowie am Freitag und Sonn⸗ abend (von 6 Uhr am).

Frankfurt a. M., 9. Mai. (W. T. B.) Dig „Frankfurter Zeitung“ meldet aus New Jork: In der dritten Avenue an der dJ. Straße erfolgte auf der Hochbahn ein Zusam men stoß und eine Entgleisung. Die Züge waren gedrängt voll von Passagieren. Die Wagen brannten, mehrere hingen von der Hochbahn— struktur herab. Cin Meotorführer wurde getötet, zehn Personen wurden schwer, viele leicht verletzt.

Bu dapest, 9. Mai. (W. T. B.) Das Leichenbegängnis von Maurus Iskai ist unter gewaltiger Beteiligung aller 6e, der Bevölkerung verlaufen. Seine Majestät der König hatte sich durch den Hofmarschall Grafen Apponyi vertreten lassen, der Ministerpräsident und sämtliche Mitglieder des Kabinetts fowie zahl⸗ reiche Abordnungen waren erschienen. Der Unterrichtsminister Dr. von Berzewviezmy hielt die Trauerrede.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Familiennachrichten.

nant Felix Hermann (Bulgrin bei Nassow— QDkahandias. Frl. Amanda Peters mit Hrn. Oberleutnant Ernst A. Kathe (Elberfeld).

Verehelicht: Hr. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Emil Kur mit Frl. Amalie Schütte (Berlin). Hr.

r hien 8 S, Parkett 8 n, Zweiter Rang 6 „, Dritter Rang 4 Sn, Vierter Rang 4. 2 0 50 3, Vierter Rang Stehplatz 1 Æ 56 .

Neues Operntheater. 124. Vorstellung im Abonne⸗ ment. 56. Billettreservesatz. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspkel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Uebersetzt von Wolf Graf Baudissin (Schlegel Tieck). Anfang 795 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 95. Vo tellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in 3 Bildern von Engelbert Humperdinck. Text von Adelheid Wette. Javotte. Ballett in 3 Bildern von J. 2. Croze und Emil Graeb. Musik von Camille Saint⸗Sasngz. Anfang 74 Uhr.

Neues Sperntheater. 125. Vorstellung im Abonne⸗ ment. 57. Billettreserbesatz. Lydia. Plauderei in 1 Aufzug von Otto Franz e, ge gn, Mäãdel sei schlau. Plauder in 1 Aufzug von Julius Keller. Der eingebildete Kranke. Lustspiel in 3 Aufzügen von Fean Baptiste Moliere, mit Benutzung der Wolf Graf Baudifsinschen NUeberfetzung. Anfang 77 Uhr.

Denutsches Theater. Mitwoch: Der Pfarrer

von Kirchfeld. Anfang 74 Uhr. Donnerstag: Novella d' Andrea. Freitag: Rose Bernd.

Berliner Theater. Mittwoch: Der jüngfte Leutnant.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Kollege Crampton. Freitag, Abends 8 Uhr: Haus Rosenhagen.

N- (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Pauline. Berliner Komödie in 3 Akten von Georg Hirschfeld.

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Pension Schöller.

Freitag, Abends 8 Uhr: Pension Schöller.

Theater des Westens. Kantstr. 12. Bahnhof henlesffeer Garten. (Direktion: A. Prasch, Groß⸗ 6 Hoftheaterintendant a. D) Mittwoch (28. Vorstellung im Abonnement): Apajune.

Donnerstag (27. Vorstellung im Abonnement): Der Wildschütz.

Freitag (27. Vorstellung im Abonnement): Gast— spiel von Frau Auguste Prasch⸗Grebenberg und Nikolaus Rothmühl. Die Stumme von Portici.

Sonnabend (29. Vorstellung im Abonnement): Zum ersten Male: Gasparone.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen: Der Postillion von Lonjume au. Abends 3 Uhr: Gastspiel von Francesco d' Andrade. Don uan.

Neunes Theater. Mittwoch: Kabale und

Liebe. Donnerstag: Salome. Vorher: Logik des Treitag: Kabale und Liebe.

Herzens. Sonnabend: Kabale und Liebe.

Zentraltheater. Mittwoch, Abends 78 Uhr: Gastspiel von Paula Worm. Der Sonnenvogel. Qperette in 3 Akten von Rudolf Schanzer und Gzerg Okonkowsky. Musik von Vietor Hollaender.

Donnerstag und folgende Tage, Abends 73 Uhr: Gastspiel von Paula Worm. Der Sonnenvogel.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu r, n. en: Die Fledermaus. Abends 75 Ühr: Gastspiei von Paula Worm. Der Sonnenvogel.

Trianontheater. ( Georgenstraße, zwischen Friedrich. und Universttätsstraße.) Mittwoch: Das elfte Gebot. Hierauf: Der Dieb. Anfang 8 uhr.

Donnerstag bis Sonnabend: Das elfte Gebot. Hierauf: Der Dieb.

Bellealliancetheater. unter der Direktion von Jean Kren und Alfred Schönfeld vom Thaliatheater.) Mittwoch und folgende Tage, Abends 73 Uhr: Tam'rad Lehmann. Große Ausstattungsposse mit . und Tani in 4 Akten. (Guido Thielscher in der Titelrolle.)

Donnerstag (Himmelfahrtstag): Bei günstiger Witterung: Eröffnung des prachtvollen Sommer⸗

artens. Großes Konzert der Marine

ugendkapelle (KKapellmeister: Herm. Wagner).

Sonntag, Nachmittags 35 Uhr: Charleys Tante.

Friedrich Wilhelm Graf von Fürstenstein mit nine Gräfin Einsiedel (Reibersdorf).

Geboren: Fin Sohn: Hrn. Direktor Ludwig Wyneken (Berlin). Hrn. Hauptmann Winkler (Hagenau i. Els.)

Gestorb en: Hr. Oherleutnant Walter Frhr. von

Entreß ⸗Fürsteneck (Fürstenwalde). Hr. Amtz⸗ gen Leonhard von Hahn (Achim). Fr. eheime Hofrat Helene Hartmann, geb. Kaempf Schöneberg], Eugenie Freifr. Frank von ürstenwerth, geb. Werner (Sigmaringen). Fr. auptmann 2 Ahlers, geb. Bergemann (Schöneberg79. Fr. Emma von Mandelsloh, geb. Weiß (Gotha).

Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Scholz in Berlin.

Drug der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagg= Anstalt, Berlin 8M. , Wilhelmstraße Nr. 32.

Elf Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage), sowie die Inhaltsangabe zu Nr. G6 des öffent lichen Anzeigers einschließlich der unter Nr. 2 veröffentlichten Bekanntmachungen), betre Rommandiigesellschaften auf Aktien und Aktien⸗

gesellschaften, für die Woche vom 2. bis än 7. Mai 1904.

zum Deutschen Neichsanzeiger

M HIO.

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 10. Mai

Berichte von deutschen Fruchtmärkten.

Qualitat

mittel gut Verkaufte

Marktort

Gera hlter Preis für 1 Doppeljentner

, Menge

16

niedrigster höchster smniedrigster hochster

höchster 10

Doppel jentner

niedrigster 1. M. 6 60

und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Außerdem wurden am Markttage (Spalte I)

Durchschnitts⸗ Am vorigen für ö Durch. nach überschlaͤglicher wert 1 Deprel⸗ 337 Schatz un ver fa un jentner preis dem Doppel zentner (Preis unbekannt)

ö Strehlen i. Schl. Striegau ö Grünberg i. Schl. Löwenberg i. Schl. . . . Offenburg

aa,

Babenhausen . Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz Geislingen.

, ö

Posen.

Breslau .. ; Strehlen i. Schl. ll Grünberg i. Schl. Löwenberg i. Schl. J Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz Offenburg

, , , n, , ee,

k Breslau. R Strehlen i. Schl. . ö, Aalen i. Wrttbg. Giengen a. Brenz. Riedlingen.

ö 6, Strehlen i. Schl. . Sr rtegan-⸗. Grünberg i. Schl. Löwenberg i. Schl. / m , , Giengen a. Brenz. w ; Riedlingen. VJ ü Dsfenhe,, w

Bemerkungen.

. , n 6

Ein liegender Strich (— in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht

Die verkaufte Menge wird auf polle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt.

Weizen.

16 79 17, 19 17,20 17,70 15.75 1 650 17,50 17,00 1 60 17,80 1650 16,50 , 17,10 17.70 17,70 16 16,20 1 17,20 17. 1 wöo 17,50 Kernen (enthülster Spelz, Dinkel, Fesen).

6416.60 16, 90 16,99 ö 17,00 12e us 56 —— 3. 1746 1467650 16,50 16,80 17,0900 17, 80

Roggen.

12320 12339 12,40 12.40 1 12, 26 12,30 12,80 12, 00 12 00 12,50 12,50 1220 12,40 169 12.80 W 12, 00 12,00 99 11.90 12,30 12,30 12,60 12,60 13,60 13,60 15, C65 15.95 14.326 14,26 . 1420 14,20 13.75 14,00 14,50 1475

Ger st e.

13,20 13,50 13 55 153566 13,56 15 56 1520 1526

11, 50 11,50 11,90 12,60 12335 i 12,0900 12,50 165,900 165,00 1329 13,20 13,40 13, 60 12,80 13,00 13,20 13,40 Safer. 11,10 11,B 50 11,80 12, 10

11,50 11,50 11,60 11.360 11,50 11,70 1 1219

12,60 12,60 10,70 10ů0

10,0 10, 80 ;

. 12.40 1240 50 12,26 12.46 11,60 12,00

13,00 13,00 60

12,20 1220 32

13.00 13, 2 15,50 13,650 8 1450 15300 3

t mi Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

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d .

620 12,40 747 12,55 377 11,96 106 1325

14 14,75

.

Deutscher Reichstag. 87. Sitzung vom 9. Mai 1904. 1 Uhr.

Zur dritten Beratung steht zunächst der Gesetzentwurf, betreffend Aenderungen im Finanzwesen des Reichs, auf Grund der in zweiter Lesung unverändert angenommenen Kommissionsbeschlüsse.

In der Generaldiskussion nimmt zuerst das Wort der

Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel:

Meine Herren! Die verbündeten Regierungen haben soeben Be⸗ schluß gefaßt über ihre Stellungnahme zu den Beschlüssen des Reichstags in zweiter Lesung über den vorliegenden Finanzreform gesetzentwurf. Ich habe namens derselben Ihnen folgendes zu erklären: Die verbündeten Regierungen sind gegen die von dem Reichstag in zweiter Lesung beschlossenen Aenderungen des Gesetz⸗ entwurfs nicht ohne ernste Bedenken. (Bewegung.) Sie ver— mögen insbesondere in der Belassung der schwankenden Erträge der Reichsstempelabgaben bei den Ueberweisungssteuern nichts weniger als eine Verbesserung der Vorlage zu erblicken. Sie bedauern namentlich auch die Ablehnung des § 3 des Gesetzentwurfs, der an sich den berechtigten Gedanken zum Ausdruck bringen sollte, daß die Belastung der Haushalte der Einzelstaaten mit ungedeckten Matrikular— beiträgen nicht zur Regel werde, sondern nur ausnahmsweise zur Ueberwindung vorübergehender Schwierigkeiten platzgreifen dürfe. Sie verkennen indessen nicht, daß der Gesetzenwurf auch in seiner jetzigen, vom Reichstag in zweiter Lesung beschlossenen Fassung immerhin noch einen dankenswerten Fortschritt und eine wertvolle Grundlage für weitere Verbesserungen im Haushalte des Reichs und in den finanziellen Beziehungen des Reichs zu den Einzelstaaten enthält. Die verbündeten Regierungen sind deshalb auch ihrerseits entschlossen, dem Gesetzentwurf in der vom Reichstag in zweiter Lesung be— schlossenen Fassung ihre Zustimmung zu erteilen, vorausgesetzt, daß diese Beschlüsse zweiter Lesung, abgesehen von vielleicht nur redaktio— nellen Verbesserungen, jetzt in dritter Lesung aufrechterhalten werden. Wenn also der Reichstag die in zweiter Lesung von ihm gefaßten Beschlüsse in dritter Lesung im wesentlichen aufrechterhalten sollte, so wird bei der demnächst beginnenden dritten Beratung des Reichs—⸗ haushaltsetats von seiten des hohen Hauses mit Sicherheit darauf ge⸗ rechnet werden können, daß der vorliegende Finanzreformgesttzentwurf auch Gesetz wird.

Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vgg.): Die verbündeten Regierungen stimmen zu, aber sie betrachten unsere Beschlüsse nur als eine Grund lage für künftige Reformen. Nun sollte man doch meinen, und ich glaube, darin werden auch die anderen Fraktionen mit mir Über einstimmen, daß die drei Versuche, die der Bundesrat gemacht hat, um seinen Standpunkt durchzusetzen, jetzt eine Lehre erhalten haben, daß der Reichstag nicht den Boden betreten will, auf den ihn die verbündeten Regierungen führen wollen. Für den Bundesrat war steis die Hauptsache, nur so viel an Matrikularbeiträgen noch zahlen

zu lassen, als durch Ueberweisungssteuern gedeckt werden; er hat aber aus dem Verlauf der Debatten von 93, 95 und jetzt den Schluß ziehen dürfen, daß wir einen anderen Standpunkt einnehmen. Die Haltung der Regierung deutet darauf hin, daß man neue Steuern einführen will, und diese will doch der Reichstag vermeiden. Der Bundesrat wird darauf verzichten müssen, die Matrikularbeiträge be— seitigen zu wollen, sondern sich an den Zustand halten müssen, der in Zukunft durch dieses Gesetz geschaffen werden soll.

Abg. von Kardorff (Rp.): Der Vorredner hat gesagt, der ganze Reichstag hätte sich mit dem Prinzip einverstanden erklärt, die. Matrikularbeiträge nicht aufzuheben. Das ist unrichtig. Mein Freund Otto Arendt hat ausdrücklich gesagt, daß meine Partei genossen auf dem Boden stehen, den seinerzeit der Fürst von Bismarck als den einzig richtigen bezeichnet hat, daß das Reich nicht zum lästigen Kostgänger bei den Einjelstaaten zu machen sei. Wenn der Verredner dann betont hat, der ganze Reichstag habe durch diesen Beschluß gezeigt, daß er nicht gesonnen wäre, neue Steuern zu bewilligen, fo ist auch das eine Folgerung, der ich durchaus wider— sprechen muß. Wir halten im Gegenteil neue Steuern für notwendig, wenn Deutschland überhaupt auf der Höhe bleiben soll, auf die die Weltgeschichte es bisher gestellt hat. Ich verwahre also meine Partei- genossen durchaus gegen diejenigen Schlußfolgerungen, die der Vor— k dem mit überwiegender Mehrheit gefaßten Beschluß ge— zogen hat. ;

ĩ Abg. Dr. Sattler (ul.): Ich ergreife auch nur das Wort, um gegen die Schlußfolgetungen des Abg. Pachnicke Verwahrung einzu— legen, wenn ich auch nicht mit dem Abg. von Kardorff die Nolwendig⸗ keit neuer Steuern betonen möchte. Ueber die Zukunft Prophezeiungen auszusprechen, halte ich mich auch nicht für verpflichtet. Ich glaube, nachdem nunmehr Uebereinstimmung über dieses Gesetz erzielt ist, könnten wir ohne weitere Worte diesen Beschluß annehmen.

Abg. Dr. Mül ler-⸗Sagan (fr. Volksp.): In der Hinsicht war die Auffassung des Abg. Pachnicke doch wohl zutreffend, daß die Mehr— heit des Reichstags hat ausdrücken wollen, daß die Wirkungen der Matrikularbelträge in bezug auf das Verhältnis der Einzeistaaten zum Reich erhalten bleiben sollen. Auch das Zentrum hat darauf hin— gewiesen, daß, wenn auch ein Teil der Ueberweisungssteuern beschränkt wird, doch die dem Reichstag gegeben Kontrolle erhalten bleiben soll. Nun hat der Stagtssekrelär dem Sinne nach gesagt, die gegen— wärtige Vorlage sei nicht das Endziel der Bestrebungen, sondern sie arbeiteten hin auf eine gänzliche Beseitigung der Matrikularbeiträge. Das ist der erste Schritt auf einer nach unserer Meinung abschüssigen Bahn. Ich möchte dem Reichetag nahelegen, den kleinen Finger zurückzuziehen, sonst ergreift die Regierung die ganze Hand.

Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel:

Meine Herren! Ich habe in der Erklärung, die ich namens der verbündeten Regierungen abgegeben habe, ausdrücklich hervorgehoben, daß sie auch in der Fassung, die die Vorlage durch die Beschlüsse zweiter Lesung des Reichstags erhalten hat, noch immer einen dankens— werten Fortschritt und eine wertvolle Grundlage für weitere Verbesserungen im Haushalt des Reichs und in den finanziellen Beziehungen zwischen ihm und den Einzelstaaten erblicken. Nun muß ich sagen, wenn man sich die Lage der Reichsfinanzen ver— gegenwärtigt, wie sie sich augenblicklich präsentiert, so, meine ich, sollte doch das ganze Haus einmütig es nur begrüßen müssen, wenn die ver—

bündeten Regierungen bestrebt sind, auf eine Verbesserung dieser Lage hinzuarbriten. Glänzend sindunsere Finanzen wahrlichnicht!

Abg. Fritzen⸗ Düsseldorf (3entr.): Meine politischen Freunde können dem Gesetz nur zustimmen, wenn die Möglichkeit, Matrikular= beiträge zu erheben, nach wie vor fortbestehen bleibt. Wir sehen in dieser Möglichkeit die alleinige Ursache, um vor gewissen Steuer— vorlagen geschützt zu sein.

Abg. Freiherr von Richthofen-Damsdorf (d. kons.): Ich muß entschleden Einspruch erheben gegen das, was der Abg. Pachnscke über die Motive, aus denen wir der Vorlage zustimmen, gesagt hat. Wir behalten uns jede Erwägung darüber, in welcher Form die Reichsfinanzreform fortzuführen ist, vor und sind uns selbst noch nicht schlüssig darüber.

Der § 1 wird darauf gegen die Stimmen der Linken an— genommen.

Zum §z 2 wird ein Antrag Sattler⸗Schrader, der eine genguere Definierung des bisher in der Verfassung noch nicht vorkommenden Ausdrucks „Ueberweisungen“ anstrebt, abgelehnt, nachdem der

Abg. Dr. Spahn (Zentr.) erklärt hat, es genüge, daß festgestellt sei, was unter Ueberweisungen zu verstehen sei.

Der § 2 wird nach den Beschlüssen zweiter Lesung an genommen.

Darauf wird das Gesetz im ganzen gegen die gesamte Linke angenommen.

Es folgt die dritte Lesung des Reichshaushalts— etats für 19904 in Verbindung mit dem Etat der Schutz— gebiete für 1904.

Die Generaldiskussion eröffnet der

Abg. Bebel (Soz.): Als ich am 14. April die auswärtigen Verhältnisse behandelte und von der ständigen Isolierung Deutschlands in Europa sprach, trat der Reichskanzler dieser Auffassung entgegen. Nach seinen Ausführungen sollte meine Befürchtung wie auch die des Grafen zu Reventlow gänzlich unbegründet sein. Nun kam am 50. April der Deutsche Kaiser auf der Rückreise von Italien nach Karlsruhe und erwiderte dort auf eine Ansprache des Bürgermeisters (Redner verliest den Text der Antwort) auch mit dem Hinweis auf die Stellung Deutschlands zu Frankreich. Dieser Hinweis hat starkes Aufsehen erregt, das noch verstärkt wurde, als bei der Einweihung der neuen Rheinbrücke bei Mainz ähnliche Worte fielen. Alle dies Bemerkungen haben lebhafteste Aufmerksamkeit erregt und die ver⸗ schiedenartigsten Kommentare heivorgerufen. Man wollte daraus er⸗ kennen, daß die auswärtigen Beziehungen sich keineswegs so ruhig an⸗ sehen, wie es der Kanzler dargestellt habe; die französische Presse hat diese Aeußerung dargestellt als den Ausfluß der Verärgerung des Kaisers uber den begeisterten Empfang, den französische Ab— ordnungen und der Praͤsident der Französischen Republik Loubet in Italien unden haben. Zweifellos besteht eine Beziehung zwischen Italien und Deutschland, anderseits aber kann nicht bestritten werden, daß die Stimmung der italienischen Bevölkerung weit mehr auf französischer als auf deutscher Seite sleht. Nach. meiner Wahrnehmung macht sich in weiten Kreisen aller Kultur— nationen eine weitgreifende Antipathie gegen Deutschland bemerkbar die ich für sehr bedenklich halte. Das Denkmal Friedrichs des Großen ruht heute unausgepackt in einem Winkel in Washington; das Goethe⸗