dem Sortimentsbuchhandel Dinge vorzuschlagen, die dieser als einen Rückschritt, als Verschlechterung seiner Lage anzusehen genötigt wäre, würde sich nicht halten können. — Das ist die wirkliche Sachlage, und Sie werden daraus ermessen, daß nicht der Börsenverein die treibende Kraft ist, sondern die elementare Gewalt der Dinge, die ihn aus den Tatsachen heraus auf einen Weg drängt, den er nicht verlassen kann. Bravo)
Vorfitzender: Meine Herren! Die Diskussion hat sich bisher vorzugsweise auf die Frage bezogen, ob hier eine kartellartige Organisation vorliegt, und ist, dabei natürlich übergesprungen auf die einzelnen Stufen der Organisation. Ich glaube aber, daß zu dieser Frage jetzt kaum noch etwas gesagt werden kann.
Zur Geschäftsordnung hat Herr Dr. Ruprecht das Wort.
Verlagsbuchhändler Dr. Ruprecht-Göttingen: Ich möchte bemerken, daß auf die Dinge, die Herr Professor Nippold vorgebracht hat, am besten wohl bei Frage 30 „Das Ver— hältnis zwischen Autoren und Verlegern“ eingegangen wird. Deshalb verzichte ich, darauf sofort zu antworten,
Vorsitzender: Wir sind mit der Diskussion über Frage 1 noch nicht fertig. Herr Geheimer Rat Dr. Wach hat das Wort.
Universitätsprofessor, Geheimer Rat Dr. Wach-⸗Leipzig: Dann kann ich zur Sache und vielleicht gleich zur Geschäfts⸗ ordnung sprechen. Ich werde nicht ganz darauf verzichten können, die Dinge, die von Herrn Kollegen Nippold berührt worden sind, auch in den Kreis meiner Betrachtungen zu ziehen. Ich beabsichtige, zu sprechen über die Mittel, deren sich die große Organisalion, mit der wir es zu tun haben, mag es nun der Börsenverein oder mögen es die Kreis und Ortsvereine sein, das ist mir ganz einerlei, bedient, und knüpfe daran die Frage, ob die Organisation in dieser Handhabung der Macht— mittel immer korrekt verfährt, ob hier vielleicht Mißbräuche vorkommen, Anfechtbares. Es wurde ja vorhin der Mißbrauch einer preußischen Behörde verneint, aber dieses Verneinen mit Heiterkeit aufgenommen. Es wird also auch wohl erlaubt sein, die Frage aufzuwerfen, ob ein Mißbrauch seitens des Börsenvereins oder seitens eines Kreisvereins platzgreift. Wir stehen vor der Tatsache, daß der Börsenverein einschließlich seiner Lokalvereine eine außerordentlich machtvolle Organisation ist; des ferneren, daß die Mitglieder dieser Organisation von der Idealität des Zweckes durchdrungen sind. Ich begreife das vollständig. Ich kann mir sehr wohl denken, daß, wenn ich Buchhändler wäre, ich für diesen Börsenverein und für Herrn Brockhaus schwärmen würde. (Große Heiterkeit. Aber Sie dürfen es mir nicht übel nehmen, daß, da ich es nicht bin, ich etwas anders darüber denke Heiterkeit), zumal sich ja auch der Wurm krümmt, wenn er getreten wird. (Erneute Heiterkeit Ich stehe ferner auf dem Standpunkt, daß jemand, der an der Spitze einer derartigen Organisation steht, in einem Maße mit Leib und Seele davon ergriffen werden kann, daß ihm das Leben und Gedeihen dieser Organisation mit als das Wichtigste erscheint, und daß dadurch leicht eine Verschiebung in bezug auf die sonstigen sachlichen Wertverhältnisse eintreten kann. Wenn das sich eingestellt haben sollte, so könnten Maßnahmen erfolgen, die vom Standpunkt eines Dritten der Beanstandung unterliegen, wobei diese Beanstandung ganz fern sein soll von einer Beanstandung der Motive — auf dieser Bahn folge ich Herrn Brockhaus nicht, das muß ich ihm persönlich überlassen.
Ich werde also jetzt — und ich habe schon wiederholt den Namen des Ersten Herrn Vorstehers genannt — einige Handlungen desselben und auch anderer Herren mit in das Bereich der Betrachtungen ziehen müssen. Denn wenn es sich darum handelt, ob sich ein solches Grenium, eine solche Or— ganisation etwa über das Gesetz stellt, dann kann diese Frage natürlich nur als eine kasuistische aufgeworfen werden; denn die Statuten, die stehen nicht über dem Gesetz und können nicht über dem Gesetz stehen; sonst würden sie nicht sein. Es kann sich also immer nur um einzelne Vorgänge handeln.
Nun ist ja den Herren wohl allen bekannt, daß einzelne Vor⸗ die Gerichte wiederholt
etwa persönliche Motive oder dergleichen imputieren. Ich schätze meine anwesenden Herren Gegner sämtlich. — In erster Linie erinnere ich daran, daß der Anlaß für die Gründung ee Akchemischen Schutzvereins mit war die Sperrung des Bämenblattes, wohl hervorgegangen aus dem vorher betonten D mellen für die Bibliotheken. (Heiterkeit) Diese Sperrung R, rneeblattes war nicht nur nach meiner Ueberzeugung, feder, re, der Meinung ber höchsten Justizstellen des Reiches er, Werltzt. Denn solange die Eintragsrolle als eine waer, , n, Härsenhlatt erschien, konnte das Börsenblatt nicht setrerier, erden, Da stellte sich der Börsenverein flott über bas Gee, Haram, Weil er seiner Meinung nach das große 3 Aug fassen mußte, vor allem Herstellung des Jadenrreis⸗z, daz heißt Erhaltung des Sortiments, Erhaltung des Mittelftan dez. Hier dreht es sich um eine wichtige Gruppe in der N deren Lichtigkeit ich keineswegs beanstande, wenn sie fich in den richtigen Grenzen hält. Also wir müssen tun, was hier notwendig ist, und dazu gehört, daß wir das Börsenblatt sperren, damit die Leutchen nicht so begehrlich werden; denn dann sehen sie aus dem Börsenblatt, wie es
u. s. w.; das reizt ihren
—
mit den Preisverhältnissen steht
,,
Appetit, und wozu sollen diese Bücherkäufer so viel Appetit haben? man muß ihnen den Rabattappetit abknöpfen (Heiterkeit): also Sperrung des Börsenblattes! Das ist auch geschehen. — Das ist einer derjenigen Fälle, die wir kennen gelernt haben aus eigener Erfahrung als einen Fall, in dem sich der Börsen⸗ verein über das Gesetz stellte.
Dann ein zweiter Fall, der allerdings nicht bezeichnet werden kann als eine Aktion des Börsenvereins, aber doch als eine solche seines Ersten Vorstehers, und wenn dieser Erste Vorsteher, dieser sehr geehrte Herr, bei dieser seiner Aktion auch seine private Eigenschaft betonte, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, daß das Vollgewicht seiner Stimme und die Art, wie er in Aktion trat, untrennbar von seiner Eigenschaft als Vorstand des Börsenvereins war. Diese Aktion traf uns unmittelbar. Es war ja von dem Gesichtspunkt aus, daß auch der Wurm sich krümmt, wenn er getreten wird, bei uns der Wunsch vorhanden, die Preise unserer Bücher womöglich zu erniedrigen gegenüber der plötzlich eingetretenen Steigerung durch Verkürzung des Rabatts. Nicht etwa, weil wir dabei zu profitieren bezweckten — ich glaube, daß keiner der Herren, der mich kennt, mir z. B. ein solches Motiv unterlegen wird — sondern weil wir der Meinung lebten und leben, daß die Verbilligung der geistigen Nahrungsmittel für ihre Verbreitung und Wirksamkeit höchst wichtig ist. Da wir nun vor der Tatsache dieser Steigerung der Preise durch Verkürzung des Rabatts standen und unsererseits doch wenig⸗ stens zeigen wollten, daß wir nicht ganz ohnmächtig sind, ent⸗ schlossen sich einige Mitglieder, aber privatim, einzelne Personen des Akademischen Schutzvereins, mit einer namhaften Buch⸗ handlung in Leipzig in Verbindung zu treten mit der Intention, eine Gesellschaft m. b. H. zu schaffen. Diese sollte ganz nach den Börsennormen operieren; und des ferneren wurde in Aussicht genommen, als eine freiwillige Aktion der Singuli ohne jede Zwangsmaßregel, daß sich die Mitglieder des Schutzvereins in ihrem Konsum auf diese Stelle konzen⸗ trieren sollten. Wir hofften, daß diese Kampfesmaßregel einen Eindruck machen würde, und daß man dann vielleicht sich entschließen würde, in Leipzig wieder den Rabatt her⸗ zustellen. Aber wir haben uns getäuscht. (Sehr richtig! bei den Verlegern) — Ja, nicht deswegen, weil die Herren Leipziger der Meinung waren, sie könnten den Rabatt in ihrem Interesse nicht wieder herstellen, sondern weil sie, wie gesagt, sich Berlin gegenüber vinkuliert fühlten, Aber wir haben uns getäuscht insofern, als wir irrtümlich annahmen, wir dürften von unserer Vertragsfreiheit, von diesem jedem Deutschen verbrieften Rechte, Gebrauch machen. Das durften wir nicht, denn der Erste Herr Vorsteher hat den Inhaber jener Buchhandlung gestellt und ihm klargemacht, daß, obschon zugestandenermaßen nichts gegen die Börsennormen Ver⸗ stoßendes geschehen solle, doch ihm die Boykottierung in Aus⸗ sicht stehe als eine aus dem freien Konsens der Verleger hervorgehende, sodaß er auf sein Antiquariat dann beschränkt sein würde; er hat ihm klargemacht, daß er dementsprechend bezüglich der Verabredung von der Gründung der Gesellschaft m. b. H. zurückzutreten habe — ich habe die Akten vor mir liegen —, daß er endlich keine Mitglieder des Schutzvereins als neue Kunden aufnehmen dürfe. Das hat dieser Herr unter dem Druck, der gegen ihn geübt wurde, in der Tat zugestanden, und damit wurden also die Kunden, auf welche die Leipziger Buchhändler kein Recht hatten, ihnen als Zukunfts⸗ kunden zwangsweise gesichert. Juristen können die Sub⸗ sumption dieser Handlung unter einem bestimmten Paragraphen eines benannten Gesetzes vielleicht am Platze finden. (Heiter⸗ keit bei den Gelehrten. Jedenfalls sahen wir uns in unseren Rechten auf das empfindlichste tangiert, und jedenfalls durften wir darin ein Vorgehen und eine Betätigung des Börsen⸗ vereins finden, die sich mit den Gesetzen nicht verträgt.
Jetzt ist eine Aktion im Gange, die mit dem zusammen⸗ hängt, was mein verehrter Herr Nachbar (Herr Profossor Nippold⸗Jena) gesagt hat. Wir sind der Meinung, daß der
25 des Verlagsgesetzes uns als Autoren das Recht gibt, zum Mindestpreise in beliebiger Quantität und ohne Angabe der Motive und des Zweckes unsere eigenen Werke von den Herren Verlegern zu fordern. Das ist ja auch klipp und klar und unwiderleglich im Gesetze ausgesprochen, in dem es heißt:
Der Verleger hat die zu seiner Verfügung stehenden Abzüge des Werkes zu dem niedrigsten Preise, für welchen er das Werk im Betriebe seines Verlags⸗ geschäftes abgibt, dem Verfasser, soweit dieser es verlangt, zu überlassen.
Das Gesetz unterscheidet gar nicht, und es ist eine un⸗ erschütterliche Interpretationsregel, daß, wo das Gesetz nicht unterscheidet, nicht etwa ein Ausleger unterscheiden darf; und das Gesetz hat einen sehr guten und vernünftigen Sinn. Das Gesetz beschäftigt sich natürlich mit der Erhaltung des Sortiments nicht; das ist kein Faktor, der in diesem Gesetze mitspricht. Das Gesetz kann auch, wenn der Autor sein Buch vom Verleger kauft, nimmermehr ihm das Recht verschränken, mit den gekauften Werken zu tun, was er will; denn indem es der Verleger an den Autor verkauft, hat er es bereits in Vertrieb geseßzt, und wie der Autor es nun weiter vertreibt, ob er es verkauft, verschenkt oder dergleichen mehr, das geht den Herrn Verleger so wenig an, als wenn irgend ein Dritter, der es gekauft hat, mit diesem Werke dies oder jenes tut: ein Gesichtzpunkt, der immer neuerdings verkannt wird bei der Auslegung dieses Gesetzes. Nun, kurz und gut, wir sind der Meinung, daß dieses Gesetz uns die Praxis eröffnet, welche mein verehrter Herr Nachbar hier als eine frühere ausspricht, und ich bin der Meinung, daß sie auch schon nach der alten Verkehrsordnung der Buchhändler so hätte Platz greifen können. Und so nehmen wir an, daß wir als Autoren und Lehrer der Jugend dazu berechtigt und im Interesse der Jugend verpflichtet sind, ihr die Lehrmitttel unter Handhabung des s 26 auftz billigste zugänglich zu machen. Wir sind
dabei der Erscheinung begegnet, daß die Verleger, welche das Gesetz ebenso auffassen und welche den sich auf dieses Gesetz stützenden Autoren bisher ihre Werke zum Nettopreise geliefert
haben, damit sie dieselben den Studierenden, ihren eigenen Hörern zugänglich machen, unter dem Druck, der geübt wird von den Herren Sortimentern des betreffenden Orts⸗ vereins, jetzt sich dessen weigern. wie dieses in einem Gutachten motiviert werden soll seitens des Rechtsschutzyereins der Herren Buchhändler, zeigt außer⸗ ordentlich interessant, wie doch eigentlich ihre Auffassung gegenüber dem Gesetze ist. Es findet sich in diesem Exposs Y eg ist ein Gutachten der Partei für sich selbst — die Aeußerung:
Es kommt zu dem bisher Gesagten, daß der streitige
Paragraph seinem Sinn und Zweck nach eine
Schöpfung des Buchhandels selbst ist. Der Buchhandel ist also selbst Gesetzgeber und schafft Gesetze, (Heiterkeit) und deswegen ist er auch der authentische Interpret dieser Gesetze. Das nur ad marginem.
Ich möchte aber doch darauf aufmerksam machen, daß hier auch heute noch, wenn ich recht unterrichtet bin, Praxis und Theorie wieder etwas differieren. Wenn ich recht unter⸗ richtet bin, so wird seitens einer der Leitung des Börsen⸗ vereins nahe stehenden namhaftesten Firmen ein bei ihr er⸗ scheinendes Werk zu einem 50“ / oigen Rabatt an die Stu⸗ bierenden und nicht nur die Hörer des Autors, sondern an die akademischen Studierenden überhaupt abgegeben. Und des ferneren kann ich aus eigener Erfahrung unzweifelhaft feststellen, daß diejenige Firma, deren Hauptvertreter an der Spitze des Leipziger Ortsvereins ist, mir persönlich fremde Werke für meine Hörer bis jetzt zum Nettopreise abgegeben hat. Meine Herren, wir sind also wohl berechtigt, zu sagen, daß nicht alles Gold ist, was glänzt, wir sind wohl berechtigt, zu behaupten, daß auch in der praktischen Handhabung die Steigerung des Machtgefühls zu einem inneren Terrorismus führen und da ein Mißbrauch sehr wohl eintreten kann. Sie dürfen sich dadurch nicht gekränkt fühlen, meine Herren, denn sie find keine Götter, und es liegt in der Natur der Dinge, daß, wo eine solche Organisation vorhanden ist, sie leicht dazu gelangt, sich über das Gesetz zu stellen. Und das muß untersucht werden. Dazu ist die Enquete da, um Erfahrungen festzu—⸗ stellen, die in dieser Beziehung gemacht werden.
Meine Herren, es gibt noch manches, ja vieles derartiges, zum Beispiel die Art, wie die Rabattnormen gehandhabt werden. Diese Rabattnormen stehen vielfach nur auf dem Papier, während Rabatte gegeben werden — das wissen Sie alle, meine Herren, die Sie Buchhändler sind —, die weit über die Rabattnormen hinausgehen. (Zuruf von den Sitzen der Verleger: Leider!)
Vorsitzender: Meine Herren! Der Herr Vorredner hat außer dem zuletzt erwähnten Punkt, auf den er nicht näher eingegangen ist, drei Fragen berührt. Einmal die Sperrung des Börsenblattes, weiter den Fall einer Boykottierung gegenüber einer Leipziger Firma, mit der die Mitglieder des AUkademischen Schutzvereins in nähere Beziehung treten wollten, und dann die Frage, wieweit der Verfasser die Lieferung seiner eigenen Werke vom Verleger zum Nettopreise verlangen kann. Diese letzte Frage wird sich am besten zur Besprechung beim Fragebogen Nr. 36 eignen, wo wir das Verhältnis zwischen Autoren und Verlegern behandeln wollen, und ich möchte empfehlen, daß die Herren, die sich jetzt an der Diskussion weiter beteiligen, diese Frage zurückstellen bis zu 30. Ich werde dann wieder daran erinnern; es wird nicht vergessen werden. Die Frage der Boykottierung habe ich vorhin bereits in meinen Bemerkungen berührt, indem ich vorgeschlagen hatte, bei 3b auch die Frage des Boykotts und die Ausschließung wegen Verletzung der Rabattvorschriften zu besprechen. Der Fall, der hier erwähnt wurde, ist aber etwas anders geartet, und ich will es deshalb anheimstellen, ob die Herren diese Spezialfrage jetzt noch mit erörtern wollen, oder ob Sie es vorziehen, es nachher bei 3b zu tun.
Was die Sperrung des Börsenblattes betrifft, so ist diese Angelegenheit erledigt, soviel ich weiß. Ich habe wenigstens von keiner Seite gehört, daß irgend eine Sperrung wieder eingetreten sei. Also würde man wohl den Stand⸗ punkt einnehmen können, daß, wenn wir jene Sache auch noch nachträglich besprechen, sie doch nur als ein Symptom von Bedeutung wäre, und das könnte vielleicht dazu führen, den Motiven nachzuspüren, die dazu geführt haben. Auch der Herr Vorredner war schon in der Gefahr, auf diesen Boden abzugleiten; wir wollten aber nach den persönlichen Motiven forschen, und ich weiß nicht, ob sehr viel Praktisches dabei herauskommt. Ich rate, wenn Sie auf diesen Fall der Sperrung des Börsenblattes eingehen wollen, es jetzt zu tun. Wenn Sie es nicht tun wollen, dann ist es mir persönlich ebenso lieb. An die Versammlung möchte ich die Frage richten, ob es Ihnen recht ist, daß wir den Fall der Boykottierung, den Herr Geheimer Rat Dr. Wach eben erwähnt hat, jetzt schon zur Erledigung bringen.
Zur Geschäftsordnung hat das Wort Herr Dr. Lehmann.
Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig: Meine Herren! Die Börsenblattfrage möchte ich für meinen Standpunkt nur mit einem Wort erwähnen. Ich glaube, dadurch wird sie bei Ihnen auch erledigt sein. Die Sortimenter hatten absolut gar feinen Grund, das Börsenblatt geheim zu halten, und das haben wir seinerzeit ausgesprochen. (Vorsitzender: Sie wollten zur Geschäftsordnung sprechenh Ich wollte damit nur sagen, daß es ganz überflüssig ist, über die Sperrung des Börsen— blattes zu sprechen. (Zuruf: Dann tun Sie es doch nichth Wir hätten daran kein Interesse, das Börsenblatt geheim zu halten, wenn in dem Börsenblatt jederzeit Mitteilungen ver— hindert würden, wodurch Täuschungen über den Reingewinn
bes Sortimenters verbreitet werden. Wir haben z. B. seiner Zeit im Börsenblatt den Wunsch ausgesprochen: wir sind dafür, daß das Börsenblatt veröffentlicht wird und in die Hände der Gelehrten kommt, wenn jebesmal bei den Rabattanerbietungen der Verleger steht: Rabatt inklusive der und der Spesen, Geiterkeit) die dem Sortimenter erwachsen. Das war der rund, warum wir — Vorsitzender; Das gehört aber nicht mehr zur Geschäftsordnung1 Nicht? (Heiterkeit. ) Dann möchte
Meine Herren, die Art,
ich ferner in bezug auf einzelne Punkte, wie über die Boykottierung, bitten, solche . Fälle doch hier vielleicht nicht vorzubringen. (Widerspruch und Heiterkeit.) Wenn jetzt, nachdem der Krieg ausgebrochen ist, nachträglich einzelne Fälle vorgenommen wären, die nicht mit dem Ausgang des Streites zusammenhängen, meine Herren, dann wird Partei ergriffen je nach dem Standpunkt der Sympathie des einzelnen für den oder den. Wie wenn man heute im japanisch⸗-russichen Kreise aus der Kriegserklärung geltend machen wollte, wer recht hat .. . Schlußrufe. ) Ich möchte . ö. . ö. . gekommmen sind, nicht im i zu berühren, weil ich de i ü n . ch der Ueberzeugung bin, es führt n Vorsitzender: Soweit ich habe verstehen können, was sich in Ihren Ausführungen auf das Geschäftsordnungsmäßige bezog, war es dies, daß Sie vorschlugen, in bezug auf die Sperrung des Börsenblattes nicht mehr zu verhandeln, und über die einzelnen Punkte, soweit sie überhaupt zur Ver⸗ handlung geeignet sind, nachher zu sprechen. (Dr. Lehmann— Danzig: Jah Dann würden wir jetzt auf die einzelnen Punkte nicht weiter eingehen, und es ist vielleicht auch garnicht unzweckmäßig, das, was Herr Geheimer Rat Dr. Wach vorgebracht hat, nachher zu besprechen, weil man sich die Sachen erst durch den Kopf gehen lassen muß — es ist mir . wenn nicht gleich im ersten Eifer darauf geantwortet Reichsgerichtsrat Dr. Spahn-⸗Leipzig, M. d. R.: Viel⸗ leicht eins, Herr Vorsitzender. Herr e mt Rat Dr. Wach hat betont, daß ihm in Leipzig erwidert worden sei, daß sie abhängig seien in ihren Beschlüssen von dem Widerstand, der von Berlin aus geleistet würde. Das läßt ja darauf schließen, daß Berlin als Kreisverein eine besondere einflußreiche und starke Macht ist, worüber wir Aufklärung haben müssen. Buchhändler Prager⸗Berlin ur tatsächlichen Richtig⸗ stellung: Darf ich bloß bemerken, daß Herr Geheimer Rat Dr. Wach es wohl nicht so verstanden hat, daß die Leipziger in Rücksicht auf Berlin sich die Sache — nicht etwa, daß wir eine besondere Macht wären, sondern weil sie fürchten, daß 3. 6. 34. ,, . Professor Dr. Wach⸗Leipzig: agte: „sich vinkuliert fühlten!“ — X und ben . k Vorsitzender: Eine objektive Bemerkung sollte nicht auf die Motive zurückgeführt werden. Es ist nur sie 6 Jich vinkuliert. , Zur Frage 1 ist eine Wortmeldung nicht mehr erfolgt. Ich darf annehmen, daß wir die . uri; , können. Wir gehen über zu Frage ??: Bestehende Organisationen der Bücherkäufer,
und hier würden also insbesondere der Akademische Schutz⸗ verein und der Verein der Bibliothekare zu erörtern sein. Ferner könnten, soweit Anlaß dazu vorhanden ist, in ähnlicher Weise, wie Herr Geheimer Rat Dr. Wach das eben getan hat von der anderen Seite her, die Mittel dieser Organisation und die Art ihrer Handhabung und Wirkung besprochen werden. Dabei würden wir dann wahrscheinlich von selbst auf, den Fall kommen, der eben schon angesührt ist. Den Fall Leipzig, den Herr Geheimer Rat Dr. Wach anführte, bitte ich aber von vornherein auszuscheiden, den besprechen wir nachher. Wird das Wort gewünscht? — Das ist nicht der Fall. Wir gehen dann über zu Frage 3a:
Wirkungen der bisherigen Organisation und
Gliederung des Buchhandels in bezug auf
Kosten der Bücherproduktion und des Bücher—
vertriebs.
Meine Herren, ich hatte Ihnen vorhin gesagt, daß eigentlich die Vorfrage wäre, ob die Preise deutscher Bücher überhaupt in den letzten Jahren gestiegen sind, wie es von verschiedenen Seiten behauptet und von anderen bestritten ist, und ob sie höher sind als im Auslande — ich meine damit nicht die billige Lieferung nach dem Auslande, das ist eine ganz andere Sache — und ob an und für sich die Deutschen höhere Preise für ihre Bücher anlegen müssen als die Ausländer für die im Ausland produzierten. Es würde weiter zu untersuchen sein, wie weit etwa an einer solchen Steigerung und Hochhaltung der Preise die Gestaltung unserer Produktionskosten und unserer Vertriebs kosten schuldig ist, und wie weit sie beeinflußt werden . die Bestellanstalt, das Konditions- und das Kommissions— ystem. . Es wird freilich kaum möglich sein, die Diskussion so einzuschnüren, daß niemals ein Eingehen auf eine andere Frage stattfindet; es ist auch gar nicht meine Absicht, das völlig zu hindern. Ich bitte aber, im allgemeinen sich daran zu halten, daß wir erst sprechen darüber: sind die Preise zu hoch? sind sie überhaupt gestiegen? woran liegt das? sind die Produktionskosten, die Vertriebskosten schuld daran? und wie wirken die verschiedenen Einrichtungen auf die Preise ein? Wenn Sie diesen Grundzug im allgemeinen festhalten, werden wir in der Diskussion vorwärts kommen.
Buchhändler Dr. Lehmann⸗Danzig: Meine Herren! Ich möchte Sie nun um Verzeihung bitten, wenn ich in ein paar Worten einen historischen Rückblick auf die Frage werfe — sie geht nur um zwei Jahre zurück — die den ganzen Streit, der uns hier beschäftigt, hervorgerufen hat und wie er sich entwickelt hat. Ich sagke schon vorhin, daß der Sortiments buchhandel, gegen den ja die Hauptwucht des Bücherschen Angriffs gerichtet war, augenblicklich und schon seit mehreren Jahren an der Scheide steht, wo er sich fragt, ob er erhalten werden kann oder nicht. Es kommen für die Existenzfähigkeit des Sortimentsbuchhandels ein paar äußere Momente in Betracht, die von den meisten verkannt werden. Meine Herren, der Buchhandel gilt in den kleineren und mittleren Städten noch für ein anständiges Handwerk; und es ergreifen viele diesen Beruf, die eigene Mittel hineinbringen, und es wird badurch die Deroute vielfach verdeckt, die tatsächlich besteht. Es sind in den letzten Jahren einzelne als glänzend geltende
zu kämpfen.
große Buchhandlungen übergegangen aus einer Hand in die andere, nachdem der Vorbesitzer sein hineingestecktes Kapital — vielleicht 10⸗ oder 15 000 Taler — dran gegeben hatte. Das sind Sachen, die bei uns bekannt sind. — Nun, meine Herren, dieser Existenzkampf des Sortimentsbuchhandels dauert schon einige Jahre, war bis dahin aber ein interner, inner⸗ halb der Grenzen des Börsenvereins zwischen den Sortimentern und Verlegern. Es war im großen und ganzen der versuchte Widerstand des Mittelstandes gegen den Kapitalismus, der über seine Leiche hinweg geht. Nun, meine Herren, dieser Kampf war für den Sortimentsbuchhandel um deswillen so schwer, weil er zwar scheinbar im Börsenverein eine Orga— nisation und in den Kreis- und Ortsvereinen eine Vertretung hat. Tatsächlich zerfallen aber die Orts⸗ und Kreisvereine nach rechts und links in solche, in denen die Verleger, und in solche, in denen die Sortimenter die ausschlaggebende Stellung besitzen. Solche, wo die Verleger den Ausschlag geben, haben nach der Ansicht der Sortimenter die größere Zahl, — sei es direkt dadurch, daß die Verleger Vorsitzende sind usw., sei es indirekt, daß sie von solchen geleitet werden, die durch irgend welche Eigentümlichkeiten besondere Vorteile bei den Verlegern genießen. Solche Vorteile gibt es: es wurde gestreift, daß die deutschen Exportbuchhändler des Sortiments größeren Rabatt beziehen wie andere Sortimenter. Also, meine Herren, danach gliedern sich die Kreis- und Ortsvereine, und insofern hat also das Sortiment an sich in dieser Organisation des Börsenvereins keine Vertretung, während die Verleger drei Verlegervereine und durch sie eine Vertretung im Börsen⸗ verein haben.
Meine Herren, das muß vorausgeschickt werden, damit Sie, die Sie über die Sache berichten wollen, einen Einblick in die Geschäfte gewinnen. So hat auch der Verleger noch eine Vertretung, eine Verlegerkammer, welche nach außen hin und nach oben hin einen beträchtlichen Einfluß besitzt. Nun, meine Herren, wie gesagt, dieser Kampf um seine Existenz war für das Sortiment darum so schwer, weil ihm nicht ein Organ zur Verfügung stand, in dem es seine Not schildern konnte, in dem es die Standesgenossen sammeln konnte. Wie schwer es wird, die tatsächlichen inneren Verhältnisse eines Standes zu durchschauen, ohne daß man ein gemeinsames Organ be⸗ sitzt, das habe ich gesehen aus der Schrift des Herrn Professor Bücher, dem das notwendige Material dazu gemangelt hat; und sogar die einzelnen Sortimenter sind sich dessen selbst sehr schwer bewußt, wie die Verhältnisse zusammenhängen. Nehmen Sie, meine Herren, jeden einzelnen Stand: wenn in keinem Organ die Verhältnisse des Standes klargestellt und die einzelnen Bausteine zur Kenntnis des Standes zusammen— getragen werden, dann ist es außerordentlich schwer, die Ver— hältnisse zu durchschauen. Selbst für die Sortimenter ist es im großen und ganzen nicht sehr leicht geworden, und erst die Diskussion, die sich an die Büchersche Schrift geknüpft, und die Literatur, die darüber entstanden ist, hat gewissermaßen eine Einigung hergestellt.
Was nun die Lage und die Bedeutung des Sortiments anlangt . der Herr Vorsitzende hat gestattet, daß an dieser Stelle, bei Frage Za, über die Bedeutung des Sortiments gesprochen werden könnte. — (Widerspruch, Zuruf: Bei 34 — Schlußrufe. . Dann bitte ich um Entschuldigung, dann kommt es also später.
Verlagsbuchhändler Dr. von Hase⸗Leipzig: Meine Herren! Ob die Bücher teurer geworden sind, ö. 2 Frage, die sich sehr schwer beantworten läßt. Als im Jahre 1857 eine wesentliche Umänderung der Rabattverhältnisse angebahnt wurde, hat dies ganz unbedingt dazu beigetragen, zwar nicht die Bücher zu verbilligen, aber doch der sonst unbedingt not— wendigen großen Steigerung wegen verteuerter Herstellung namentlich des wissenschaftlichen Verlages zu parieren. Es ist damals möglich geworden, daß die Verleger wissenschaftlicher Bücher, die bis dahin noch zu einem großen Teile 331,3 0 Rabatt an die Sortimenter gegeben hatten, sich auf 25 0,½ zurückzogen. Schon in den vorbereitenden Jahren hatte die Bewegung begonnen; man mußte auf 25 ,½ Rabatt zurück⸗ greifen, weil es sonst nicht mehr möglich gewesen wäre, bei Monographien, Lehrbüchern u. s. w. auszukommen. Die größte Steigerung, die in bezug auf, den Preis überhaupt vor— gekommen ist, beruht ja auf den gänzlich veränderten Setzer⸗ tarifen des deutschen Buchdruckertarifes, und zwar ist innerhalb dieser Tarife die Steigerung ganz wesentlich auf die der Wissenschaft gewidmeten Bücher zur Geltung gekommen. Es ist erstaunlich, wie sich das alles kompliziert hat: die Antiqua⸗ schrift, die Anmerkungen, die Ziffern und alles Drum und Dran in einer Weise, daß das glatte übrige Schriftwerk da⸗ gegen ganz zurückkritt. Ich habe damals, als die Sache auf⸗ kam, es bezeichnet als einen Schutzzoll, einen Prohibitivzoll gegen die Wissenschaft. Aber sozialpolitisch war es doch eine Notwendigkeit, daß man, soweit es anging, sich den Forderungen eines so bedeutungsvollen Erwerbsstandes, wie ihn die Buch— druckergehilfen darstellten, nicht entzog und schließlich auch nicht entziehen wollte. Ich stelle aber hier fest, daß in dieser Be⸗ ziehung bei weitem nicht eine entsprechende Ueberwälzung von seiten des Verlagsbuchhandels stattgefunden hat, sondern daß von diesen Zeiten an man sich gewöhnte, mit einem wesentlich geringeren Gewinn zu rechnen. Bei einer ganzen Anzahl von Fällen, besonders bei wissenschaftlichen Monographien, war das, wenn eine neue Auflage kam, nur dadurch möglich, daß man den Rabatt verkürzte, und da war mit großen Schwierigkeiten Ob die Bewegung ähnlich gewesen ist im Aus⸗ land, ist schwer festzustellen; jedenfalls hat eine solche Stei⸗ gerung, wie sie in Deutschland in bezug auf den Setzertarif stattgefunden hat, im Auslande in diesen Zeiten nicht Platz gegriffen. (Sehr richtig) Ich fühle mich aber nicht berufen und in der Lage, das zu beurteilen und unsere Verhältnisse im einzelnen mit dem Auslande zu vergleichen; die Sprache, die Größe der Absatzgebiete und anderes tritt dem entgegen. Wirklich vergleichen kann man nur auf einem Gebiete, wo es sich um eine Weltsprache handelt, doch habe ich gerade über ein derartiges Gebiet einen Ueberblick, das ist die Musik.
Da kann ich feststellen: daß die deutsche Musik billi ist, als die Musik der ganzen Welt, daß 1 ö . wesen besser geregelt ist als anderswo in der Welt, daß wir in der Tat auch im Welthandel auf diesem Gebiete an erster Stelle stehen. und daß die Preise, die vor der Steigerung aller dieser Verhältnisse bestanden, auch bei schweren Werken abgesehen von einzelnen Ausnahmen, im allgemeinen einge⸗ halten sind, abgesehen von Novitäten einer gewissen Richtung, die größere Ansprüche macht —, daß aber in dem letzten Menschenalter im übrigen eine beträchtliche Verbilligung der Musikwerke eingetreten ist. Wir können sagen: in Deutschland herrscht die Tendenz billige Preise zu machen auf einem Ge— biete, wo wir in Sprache und. Gesamt-Verkehrsgebiet voll— ständig gleich sind mit den übrigen Völkern. Daß das ein nicht ganz unwichtiges Gebiet ist, werden Sie aus den Ziffern der Veröffentlichungen ersehen. Wenn der Buchhandel etwa 26000 Veröffentlichungen hat, so hat die Musik 12500; es mag ja viel kleines Zeug dabei sein, aber immerhin ist es doch ein beträchtlicher Teil des Ganzen. Und zwar ist diese Billigkeit eingetreten trotz eines außerordentlichen Zuwachses der Produktion. Die Produktion, die im Jahre 1820 bloß 1786 Hefte oder Bände umfaßte, ist jetzt auf die zuvor an— gegebene Zahl, und zwar fast gleichmäßig von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gewachsen. Ich habe erstmalig diese Ziffern zu⸗ sammengestellt; sie sind noch nicht veröffentlicht, aber ich kann sie . zu Protokoll geben. WVorsitzender: Darf ich mir die Frage erlauben: er— streckt sich die Wirksamkeit der Tarifgemeinschaf f de er l d ! s. rifgemeinschaft auch auf den Verlagsbuchhändler Dr. v. Hase-⸗Leipzig: Nein, auf de Musikaliendruck nicht; aber auch da sa. zie . wesentlich in die Höhe gegangen. Im deutschen Notenstecher⸗ Tarife ist das Schwierigste nicht der selten angewandte Lettern— satz oder der Druck, sondern der Notenstich; und auch bei dem Stich sind es die ernsten, komplizierten Sachen, die auch hier wieder graduell wesentlich verteuernd wirken. Oberbibliothekar Geh. Hofrat Dr. Brambach-Karlsruhe: Es ist mehrfach gesagt worden, daß die Preise deshalb hoch gehalten werden müßten, weil im Konditionswesen, speziell durch die Ansichtssendungen, so viele Kosten verursacht würden, daß die Sortimenter eben nicht billiger liefern könnten; man könnte diese Ansichtssendungen einstellen, dadurch die Spesen des Buchhandels vermindern und die Preise dann herabsinken lassen. Der Betrieb mit den Ansichtssendungen, wie er tat⸗ sächlich liegt, hat seine Schwächen, und davon wissen die Bibliothekare ein schönes Lied zu singen. Aber andererseits sind doch, glaube ich, sowohl von den Bibliothekaren, wie von den Buchhändlern, die Gründe für überwiegend gehalten worden, diese Ansichtssendungen weiter zu behalten. Zunãchst haben sie einmal einen merkantilen Vorteil, der gar nicht er— örtert zu werden braucht, wie alle Auslagen, wie alle An⸗ erbietungen. Die Bibliothekare helfen hier dem Buchhandel mit; denn in ihren Sammlungsräumen liegen für ihre Be— sucher, namentlich für die intimeren Bekannten, für die Fach⸗ gelehrten an den Universitäten, die Novitäten in der Regel auf, und sie werden dort nach meinen Erfahrungen vielfach, ich möchte sagen, fast leidenschaftlich in der Tat durchgesehen. Das ist also im Interesse des Buchhandels. Bei allen Er— örterungen, die bis jetzt darüber geflogen worden sind, wurden bloß diese rein materiellen Gründe hervorgehoben. Es gibt aber auch ideelle Gründe, und die schätze ich sehr viel höher. Zumal für den Bibliothekar und für den Fachgelehrten, der in einer Bibliothek Novitäten ansieht. Dort haben die be— treffenden Herren Gelegenheit, sich eine innere lebendige Kenntnis eines neu erschienenen Buches zu erwerben, die durch Titelanzeigen, Prospekte, Inhaltsauszüge und dergleichen nie wird erreicht werden können. (Sehr richtig) Die Biblio—⸗ thekare lernen Bücher innerlich kennen, solche werden ihnen lebendig, die sie vielleicht im Augenblick nicht kaufen können, die sie auch vielleicht ihren Statuten entsprechend nicht kaufen dürfen, die sie sich aber doch merken, die sie empfehlen oder bei der nächsten Gelegenheit doch einmal anschaffen werden. Also ich bin der Meinung, daß man den Bibliothekaren unter keinen Umständen diese lebendige Kenntnisnahme der Neu— erscheinungen, über die eine Literaturkenntnis noch nicht existieren kann und die nicht ersetzt werden kann durch Prospekte und dergleichen, entziehen darf, damit sie in einem lebendigeren Zusammenhang mit der neueren Literatur bleiben, damit die sogenannte Literaturkenntnis nicht ausartet zu einem öden Namen⸗ und Zahlengedächtnis, während die Bibliothekare ohnehin schon so viel mit den Zahlen und sonstigen Aeußerlich⸗ keiten zu tun haben. Vorsitzender: Darf ich den Herrn Redner darauf aufmerksam machen, daß wir die Frage der Ansichtssendungen bei Frage 3b im einzelnen erörtern werden. (Zuruf: „Die Kosten des Büchervertriebes!“ Sie sprechen doch von der direkten Vorlage der Bücher bei den Bibliothekaren? Ich wollte vorschlagen, die Kosten der Ansichtssendungen, von denen der Herr Vorredner spricht — nicht die ideellen Gründe für und gegen die Ansichtssendungen, sondern ihre Einwirkung auf die Vertriebskosten — hier mit zu erörtern; darauf kommt es doch jetzt nur an. Insoweit besprechen wir selbstver⸗ ständlich jetzt die Ansichtssendungen. Aber ob es richtig ist, die Ansichtssendungen überhaupt beizubehalten, das ist eine andere Frage, und darauf bitte ich nicht einzugehen. Zur Geschäftsordnung hat Herr Dr. Lehmann das Wort. Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig: Ich möchte zur Geschäftsordnung ein Moment ö. ö g h „Kosten des Büchervertriebes“. Die Frage der Ansichts⸗ sendungen an die Bibliotheken ist eine Frage der Kosten des Büchervertriebes, und ich glaube, das gehört hierher. Vorsitzend er: Ich habe nur erklärt, daß wir die Frage, ob die Ansichtssendungen überhaupt beibehalten werden sollen oder nicht, nachher besprechen müssen. Denn das gehört zu der Frage, ob der Sortimentsbuchhandel rückständig ist oder nicht. Soweit dagegen die Ansichtssendungen für die Frage