würde in Deutschland 10— 12 Mark kosten, bedarf wohl einer Erörterung nicht. Herr Professor Brentano hat dann darauf aufmerksam gemacht, daß in zahllosen Fällen die Autoren Zu⸗ schüsse zahlen, und dieser Umstand ist auch in dem Buche des Herrn Geheimrats Bücher stark betont. Glauben Sie eigentlich, daß dem Verleger sehr viel gedient wäre mit der Literatur, zu der der Autor einen Teil zuzahlt? Das ist für uns das reine onus, davon haben wir gar nichts. Im besten Falle schneidet man mit plus minus Null ab. Gerade dergleichen verlegt man im allgemeinen sehr ungern. Deshalb möchte ich bitten, diese Frage ganz fallen zu lassen. Dann soll nach dem Briefe die deutsche Literatur in steigendem Maße, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit, erscheinen. Meine Herren, wir leben alle von unserem Beruf, soweit wir hier sind. Wenn unsere Werke mit steigendem Ausschluß der Oeffentlichkeit erscheinen, dann würden wir wahrscheinlich überhaupt nicht hier sein. Ich glaube wirklich, daß Herrn Professor Brentano mit der Ver⸗ lesung des Briefes ein erheblicher Dienst nicht geschehen ist.
Herr Professor Bücher hat alsdann eine ganze Anzahl Bücherpreise angeführt, und berechnet, wie viel teurer der Bogen im Laufe von 50, 40 Jahren geworden ist. Ich kann dieser mündlich vorgetragenen Tabelle hier nicht folgen, dergleichen kann man nicht sofort nachprüfen. Ich bin aber der Ansicht des Herrn Kollegen Springer, daß man sich hüten soll, diese Zahlen für mehr zu nehmen, als sie wert sind. Ich will Ihnen nur einige wenige Fragen zu diesen Zahlen stellen. Was ist denn ein Bogen? Die Formate sind verschieden, auf dem einen Bogen steht so und soviel, auf dem anderen viel weniger; die Herstellungskosten eines Bogens sind ganz verschieden, je nach der Kompliziertheit des Satzes und der Anzahl der gedruckten Exemplare, dem Honorar usw. Welche Bücher finden sich in der Zusammenstellung dieser Preise, wenn in einem Jahre es heißt, staatswissenschaftliche Literatur aus diesem Jahre und dann staatswissenschaftliche Literatur nach zehn Jahren? Dann ist in dem einen Fall vielleicht sehr viel mehr populäre Literatur darunter, im anderen Falle sehr viel weniger. Weiter; handelt es sich um Werke, die stereotypiert sind? Im Auslande stereotypiert man viel mehr als bei uns, und man kann viel mehr stereotypieren, weil das Publikum garnicht erwartet, daß jede Auflage verändert ist. Wir Deutschen sind in dieser Beziehung unglaublich viel unruhiger; wir ver— ändern viel mehr.
Das einzige Beispiel, das Herr Professor Bücher meines Wissens mit Titel genannt hat, war die Zeitschrift für ver⸗ gleichende Sprachforschung. Sie kann wenigstens nur gemeint fein, da sie die einzige ältere indogermanische Zeitschrift ist. Deren Bogen sollen vor dreißig, vierzig Jahren 30 Pfennig und jetzt 38 Pfennig gekostet haben. Daß das Gebiet dieser Zeitschrift eine Spezialität meiner Firma ist, weiß ich, daß eine solche Zeitschrift nur mit einem ungemein kleinen Abonnentenkreise gesegnet sein kann und daß in diesem Falle die Steigerung der Satzkosten seit 1370 mindestens 1000/9 beträgt, unter keinen Umständen weniger. Außerdem kommt hinzu, daß wir damals nur eine indogermanische Zeit⸗ schrift hatten; jetzt gibt es drei, und ich glaube, daß das weniger schuld des Verlagsbuchhandels ist als der verschiedenen Schulen, die jede ihre eigene Zeitschrift haben wollen.
Aus dem Gefagten geht wohl hervor, wie mancherlei Momente bei solchen Preisvergleichungen zu beachten sind. Ich bin bereits an einem Beispiel auf die Kostenfrage ein⸗ gegangen und damit so recht eigentlich zu dem Punkt 3a, Steigerung der Produktionskosten, gekommen. Herr Professor Bücher hat selbst erwähnt, das Papier ist zweifellos billiger geworden. Ja, ganz recht, das Papier kostet pro Kilo heute weniger als früher, aber diese Preisermäßigung kommt tat— tächlich dem Verlagsbuchhandel im allgemeinen nicht zu gute, weil die Ansprüche an das Papier auch gestiegen sind. Also dieser Posten bleibt sich ungefähr gleich. Vom Satz habe ich schon erwähnt, daß die Berechnung einer Verteuerung um 450,9 auch nur für den Zeitraum der letzten dreißig Jahre bei vielen wissenschaftlichen Werken entschieden viel zu niedrig gegriffen ist. Ich habe mir die Mühe gemacht, nach dem Erscheinen des Bücherschen Buches in verschiedenen Fällen genau nachzurechnen und will hier nur noch mitteilen, daß für einen vielbändigen theologischen Kommentar, bei dem viel Griechisch und dergleichen unterläuft, die Satzpreissteigerung seit 1870, also seit etwas über dreißig Jahren, genau 1000ͤ4 beträgt. Ueber die Honorare hat Herr Springer schon Einiges gesagt. Es ist ja selbstverständlich, daß darüber keine um— fangreichen Mitteilungen in die Oeffentlichkeit dringen; denn Sie können nicht erwarten, daß ein Geschäftsmann seine Pro— duktionskosten und seine Geschäftsgeheimnisse haarklein offen⸗ bart. In den von Vertretern des Schutzvereins ausgegangenen Berechnungen wird viel zu sehr mit „unbekannten Größen“ gerechnet. Eine unbekannte Größe, vielleicht auch zwei lasse ich mir gefallen, aber wenn Sie mit allzuvielen unbekannten Größen rechnen, so kommen Sie zu einem unrichtigen Resultat. (Sehr richtig! bei den Verlegern). Ich gehe dann noch auf einige, dem deutschen Buchhandel eigentümliche Punkte der Kosten der Bücherproduktion ein. In dieser Verbindung müssen unzweifelhaft die Ansichtssendungen kurz besprochen werden. Die Ansichtssendungen kosten selbstverständlich Geld, das auf die Bücher aufgeschlagen werden muß, aber sie sind immerhin ein billigeres Vertriebsmittel als das Uebermaß von Inseraten, zu dem der ausländische Verleger genötigt ist. Sodann — was in dem „Bericht“ und auch in der Bücherschen Schrift erwähnt ist, die Kosten der zu großen Auflagen. Es ist ganz richtig, wenn ich meine Niederlage ansehe, so sage ich mir nachher: von einer sehr großen Anzahl von Büchern hast du viel zu große Auflagen gedruckt. Bei einigen Werken drucke ich von vornherein vollständig bewußt mehr als ver⸗ kauft werden können. Herr Professor Bücher hat selbst gesagt, daß die Herstellungskosten, je größer die Auflage wird, stark abnehmen. Ich sage mir ganz einfach; du druckst auf alle Fälle einige Hundert mehr, um das Buch genügend versenden zu können; das kommt noch nicht so teuer, als ein großer
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Aufwand für Inserate, und man hat mehr davon. Aber jeder von uns wird wohl auch die Erfahrung gemacht haben, daß er trostãz genauester Kenntnis des Gebiets sich ganz gründlich in der Auflage geirrt hat. Wenn ein junger Autor zu uns kommt, so wissen wir noch nicht, wie er sich später entwickeln wird; wird er nachher ein berühmter Mann, so ist es ärger⸗ lich, wenn man an der Auflage gespart hat. Andererseits irrt man nach der anderen Richtung ebensogut. Viel größer als diese Kosten der zu großen Auflagen, sind die Kosten, die dem deutschen Verleger dadurch erwachsen, daß er so oft Werke in die Makulatur werfen muß wegen neuer Rechtschreibung, Aenderung der Lehrpläne und anderer staatlichen Einrichtungen, die ein Werk zur Makulatur machen. Das spielt eine ganz andere, unendlich viel größere Rolle. Bei den des Vertriebes wegen höher bemessenen Auflagen handelt es sich nicht um die gangbaren Werke, die die piece de résistanee des Ver⸗ lages ausmachen, sondern es handelt sich dabei hauptsächlich um den Kleinkram, der dem Verleger viel Arbeit und Mühe macht, aber finanziell nicht ausschlaggebend ist.
Nun noch ein Wort über den Verkehr über Leipzig, so⸗
weit er auf die buchhändlerischen Unkosten Einfluß übt. Ich habe mich recht gefreut, S. 183 der zweiten Auflage der Denkschrift des Akademischen Schutzvereins zu finden, daß die Leipziger Kommissionsspesen eigentlich doch verhältnismäßig gering seien und garnicht so zu Buche schlügen. (Geheimrat Bücher: Steht auch in der ersten Auflageh Mag sein, ich habe nur die Seite zitieren wollen. Der „Frachtwagen“ ar⸗ beitet jedenfalls entschieden billig, und wenn wir annehmen, daß dieser „Frachtwagen“ für den ganz eigenartigen Betrieb in Deutschland notwendig ist, so werden wir bei ihm, glaube ich, noch recht lange bleiben. Vergessen Sie nicht, das Aus⸗ land hat diesen Verkehr über einen Zentralpunkt gar nicht nötig, in dem ausländischen Sortiment bezieht man einzelne Bücher längst nicht mehr in dem Maße, wie der deutsche Sortimenter, man bezieht im allgemeinen die gangbaren Artikel in Partien und da kann man selbstverständlich direkten Bezug haben. Dieser Verkehr über Leipzig ist eine deutsche Eigen⸗ tümlichkeit und eine berechtigte Eigentümlichkeit. Die ganze Preiskalkulation, davon seien Sie überzeugt, meine Herren, ist das schwierigste Kapitel für den Verleger, und wenn ich die Ausführungen der Gegenseite kritisiert habe, so bin ich mir dessen bewußt, daß in dieser schwierigen Frage eben nur bei erheblicher Erfahrung irgend etwas Positives zu sagen ist.
Kommerzienrat Engelhorn-Stuttgart: Meine Herren! Die Frage der Preisstellung der Bücher ist eine der aller⸗ wichtigsten von denen, die uns heute beschäftigen, und wenn mir auch meine Herren Vorredner das meiste, was ich sagen wollte, schon vorweggenommen haben, so bleibt mir doch noch einiges Wichtige zu sagen übrig. Für mich konzentriert sich das Ganze auf die beiden Fragen: Sind die Bücherpreise ge⸗ stiegen? Sind sie höher als im Auslande? Herr Geheimrat Bücher hat uns ein sehr reiches Material vorgelegt, ein sta⸗ tistische Material über das Steigen der Bücherpreise, aus dem man schließen könnte, daß tatsächlich die Bücherpreise durchschnittlich gestiegen sind. Meine Herren, dem steht aber anderes Material gegenüber, das das Gegenteil beweist, und so, glaube ich, stehen wir da vor einem non liquet. Ich glaube, die ganze Sache ist noch nicht genügend statistisch be⸗ arbeitet, um ein wirklich sicheres Urteil zuzulassen. Es liegen mir hier Tabellen aus der Cottaschen Buchhandlung vor. Da ist der Durchschnitt gezogen über den Preis älterer und neuerer
wissenschaftlicher Werke. Die älteren wissenschaftlichen Werke, die vom Jahre 1872 bis 1874 erschienen sind, haben einen Preis von 12,9 Pfg. für 10000
Buchstaben, die neueren wissenschaftlichen Werke die 1901, 1902 und 1903 erschienen sind, dagegen einen Durchschnitts⸗ preis von 8,13 Pfg. für 10 000 Buchstaben, somit ist der Preis von 12,39 auf 8,73 Pfg. gefallen. Nun kommt der belletristische Verlag der Cottaschen Buchhandlung. Die älteren Werke, die von 1869 bis 1874 erschienen sind, haben einen Durchschnittspreis von g, 41 Pfg. für 10 000 Buchstaben, für die neueren belletristischen Werke, die vom Jahre 13897 bis 1901 erschienen sind, ist der Durchschnittspreis 6,92 Pfg. für 10000 Buchstaben, also 6,92 gegen 9,41! Das ist also ein wesentlicher Preisrückgang. Ich kann dies auch aus meinem eigenen Verlage bestätigen. Ich habe in meinem belletristischen Verlage eine sehr billige Kollektion, bei welcher der Bogen 5 Pfg. kostet. Darin sind Autoren ersten Ranges vertreten, unter anderen Spielhagen, Wildenbruch, Heyse, die hohe Honorare bekommen. Ich glaube, das steht dem Auslande gegenüber unerreicht da.
Was nun die Preise unserer deutschen Bücher gegenüber den ausländischen betrifft, so hat Herr Geheimrat Bücher in seiner Schrift ja frappante Beispiele gebracht, die mich auch anfangs sehr überrascht haben, da mir zunächst kein statistisches Material zur Verfügung stand, um ihn zu widerlegen. Aber nachdem ich die Entgegnungsschriften gelesen habe, wo ebenso⸗ niele Stichproben angeführt sind, die das Gegenteil be⸗ weisen, so möchte ich glauben, auch hier sei die Sache nicht genügend geklärt, um bestimmt behaupten zu können, daß die auslandische Literatur billiger sei als die deutsche. Wenn das nun nicht der Fall ist, so ist auch die Schlußfolgerung hinfällig, daß die Organisation des deutschen Buchhandels die Bücher mehr verteuere als die Organisation, die das Ausland hat. Und da möchte ich noch anführen: ich habe sämtliche internationalen Verlegerkongresse besucht, die in den letzten Jahren stattgefunden haben, in Paris, Brüssel, London und Leipzig. Ich habe dort mit vielen der hervorragendsten und intelligentesten Verleger des Auslandes diese Frage be⸗ sprochen, und es ist wie ein roter Faden durch unsere Ver⸗ handlungen und durch unsere persönlichen Besprechungen ge⸗ gangen, daß die ausländischen Verleger gesagt haben: könnten wir doch eine Organisation haben, wie ihr sie habt; wir sind zehnmal schlechter dran als ihr; laßt uns eure Satzungen, eure Verkehrsordnung, eure Verlagsordnung, alles das in unsere Sprache übersetzen, damit wir uns ein Beispiel daran
nehmen, und sie haben dann den Versuch gemacht, untere Einrichtungen nachzuahmen, aber mit sehr zweifelhaftem Er⸗ folge. Das liegt eben daran, daß derartige historisch ge⸗ wachsene Dinge sich nicht im Handumdrehen nachmachen lassen, und dann daran, weil zentralisierte Länder wie Frankreich und England nicht so sehr das Bedürfnis eines solchen weitverbreiteten Netzes von Sortimentern haben, wie wir es in Deutschland besitzen. Also, meine Herren, ich komme zu dem Schluß, daß es weder bewiesen ist, daß die deutschen Bücher durchgehends teurer geworden sind, noch halte ich den Beweis für erbracht, daß die deutsche Literatur teurer ist als die des Auslandes. (Bravo!
Oberstudienrat Dr. Egelhaaf⸗Stuttgart: Meine Herren! Ich möchte mich auch zu der Frage der Bücherpreise in Deutschland äußern, soweit die wissenschaftliche Literatur in Betracht kommt, und auch über die Preise, die das Ausland hat. Ich gehe davon aus, daß jeder unsere Debatte am meisten dadurch fördert, daß er von denjenigen Verhältnissen genauere Kunde gibt, die ihm persönlich bekannt geworden sind. Ich bitte also zu entschuldigen, wenn ich gelegentlich vielleicht eine etwas individuelle Art des Ausdrucks oder der Beweisführung habe.
Ich behaupte, daß die geschichtswissenschaftliche Literatur in Deutschland großenteils Preise aufweist, die geradezu uner⸗ träglich genannt werden müssen. Es gibt gewiß Ausnahmen, meine Herren. Ein Unternehmen der Art, bei dem ich selber auch beteiligt bin, das ich hier aber doch erwähnen darf, ist die Bibliothek deutscher Geschichte, die im Cottaschen Verlage, der unter der Leitung des Herrn Geheimrats Kröner steht, erschienen ist. Wir haben hier schwere Bände, bei denen die Lieferung zu 5 Bogen nur 1 Mark kostet, der Band Gu etwa 40 Bogen) also nur 8 Mark. Dieser Preisansatz ist jedenfalls erfolgt, weil man sich ursprünglich einen großen Absatz von einem solchen Werke versprochen hat. Warum dieser Absatz nicht in dem gehofften Maße eingetreten ist, will ich nicht untersuchen. Der Cottasche Verlag hat den billigen Preis dann doch beibehalten — aus Noblesse glaube ich, um nicht diejenigen, die einmal auf das Werk abonniert hatten, zu schaͤdigen. Ein solcher Preisansatz ist aber eine große Aus⸗ nahme. Schon die allgemeine Weltgeschichte, die im Groteschen Verlag zu Berlin erschienen ist, hat den um die Hälfte höheren Preis von 3 Mark für 10 Bogen. Ich will dann nur ganz kurz ein Beispiel aus der allerletzten Vergangenheit erwähnen. Es ist von dem jungen Herrn Holtzmann in Straßburg ein Buch über Maximilian den Zweiten herausgekommen, das dessen Verhältnis zum Protestantismus, auf neue Quellen ge— stützt, behandelt. Es ist ein Buch, das interessant und auch gut geschrieben ist. Es kostet 13 Mark! Ja, es hat einer der Rezensenten des Buches, ich weiß im Augenblick nicht mehr in welcher Zeitschrift, gesagt, ein solcher Preis komme geradezu einem Ausschluß der Oeffentlichkeit, der Unmöglichkeit, dieses Buch zu kaufen, gleich. (Sehr richtig! bei den Pro⸗ fessoren; Zuruf bei den Verlegern: Wieviel Bogen?! Das Buch hat, soviel ich mich erinnere, 500 — 600 Seiten, also etwa 35 Bogen. — Ein anderes Werk handelt von dem Ur⸗ sprung des siebenjährigen Krieges; es ist ein Teil der Publi⸗ kationen aus den preußischen Staatsarchiven und ist verfaßt von den Herren Volz und Küntzel. Es ist ein Werk von 48 Bogen, in dem die Urkunden über den Ursprung des siebenjäh⸗ rigen Krieges zusammengestellt sind. Dieses Werk kostet 36 Mark; das sind also auf den Bogen 75 Pfg. Nun nehmen Sie einmal an, was das für Konsequenzen für den Absatz hat. Vom allgemeinen Absatz will ich gar nicht reden; ich spreche speziell zur Frage der historischen Uebungen an Universitäten. Ich habe hierüber eigene Erfahrungen sammeln können, da ich seit sechs Semestern an der Technischen Hochschule in Stutt⸗ gart mit der Vertretung der Geschichte betraut bin. Ich habe es da natürlich für notwendig angesehen, auch historische Uebungen abzuhalten. Es hat hierbei niemals an Teilnehmern gefehlt; nicht bloß Neuphilologen, auch Techniker, die gar kein berufliches Interesse an solchen Uebungen hatten, wohl aber wissenschaftliches Interesse an der Geschichte, haben sich dazu bei mir gemeldet, und nun bin ich gezwungen gewesen, da mir nur 250 Mark jährlich für geschichtliche Literatur im ganzen ausgesetzt sind, diese Uebungen — ein Ausweg, der mir ja als von Haus aus klassischem Philologen nahe lag — auf die alte Geschichte zu beschränken, auf Herodot, Livius, Tacitus. Hier war nämlich das Handwerkszeug, das man den Studenten in die Hand geben muß, noch zu einem billigen Preise zu beschaffen. Aber es ist für mich fast unmöglich, etwa über den siebenjährigen Krieg eine historische Uebung abzuhalten, obwohl das die Studenten noch erheblich mehr in⸗ teressieren würde, als Fragen aus der alten Geschichte, denn Sie können sich ja selber ausrechnen, wie viel oder wie wenig Exemplare eines Werkes zu 386 Mark eine Bibliothek wie die van mir zu besorgende, sich beschaffen kann. Daß man es dem einzeinen Studenten nicht zumuten kann, ein solches Werk für die Arbeit eines Semesters sich anzuschaffen, das liegt auf der Hand. Ich kann mich also dahin zusammenfassen, daß, wenn es auf diese Weise fortgeht, die gelehrte Literatur immer mehr nur gekauft werden kann von sehr wenigen reichen Lieb⸗ habern, auch nicht einmal von allen Bibliotheken, sondern nur von solchen, die über ganz bedeutende Mittel verfügen. Für alle übrigen Leute sind das Dinge, die ihnen so unbekannt bleiben wie etwa einem Stuttgarter San Francisco. Und nun frage ich mich denn doch, ob das überall so ist, ob nicht die ausländischen Werke gegenüber den deutschen billiger sind. In einem ganz bekannten französischen historischen Verlage, dem von Plon, Nourrit & Comp. in Paris, da handelt es sich allerdings nicht um den Preis von 31/ Frs, der ja sonst ganz typisch für französische Bücher ist; dafür hält aber Plon fest an dem Preife von Tis. Frs., das sind 6 Mark, und um diesen Preis bekommt man Werke von durchschnittlich 400 bis 500 Seiten in guter Ausstattung, in der Regel noch vorn mit einer Heliogravüre geschmückt. Man zahlt ganz denselben Preis, ob nun die Geschichte eines französischen Offiziers Chevalier de Mautort erzählt wird, der mit Hyder Ali gegen
die Engländer gekämpft hat, oder ob uns das Werk des Generals Jarras gegeben wird, das die interessantesten Mit⸗ teilungen macht über Bazaines Heerführung und den Fall von Metz. Es ist also bei Plon ganz einerlei, ob der Verleger sich sagen kann, ich kann auf einen großen Absatz rechnen, oder ob er einsieht, das Buch wird nur eine kleine Zahl von Liebhabern finden. Plon ist offenbar unter allen Umständen in der Lage, Bücher zu liefern, die im Preise hinter den unsrigen um etwa die Hälfte zurückbleiben. Ich möchte das nur deshalb hier anführen, um zu zeigen, daß unsere hohen Bücherpreise sehr bedenkliche Folgen für die Jugendbildung und für die Verbreitung historischer Kenntnisse haben. Wie dem vielleicht abgeholfen werden kann, will ich jetzt nicht er⸗ 1 die Unleidlichkeit der Tatsachen aber wollte ich fest— stellen.
Verlagsbuchhändler Dr. W. Koehler-⸗Gera.
ehrte Herren: Die Veranlassung, mich zum Wort zu melden, boten mir die Ausführungen des Herrn Geheimen Hofrats Dr. Brambach⸗Karlsruhe. Sie wirkten wie ein Sonnenstrahl auf die Debatte des heutigen Vormittags. Es ist mir nun viel vorweggenommen durch die Ausführungen der Herren Vorredner Springer, Engelhorn und Ruprecht, und ich wende mich zu dem wichtigsten Punkte. Herr Geheimer Hofrat Brambach berührte das Kardinalproblem. Das ist nämlich die Eigentümlichkeit des Buches als Ware. Nach dieser Eigen— tümlichkeit, nach dem eigentümlichen Charakter des Buches als Ware, richten sich zum großen Teil auch die Vertriebsmittel. Die Vertriebsschwierigkeit ist direkt durch sie bedingt. Die Gebrauchs möglichkeit, und die Absatzfähigkeit sind wichtige Prinzipien der Bewertung des Buches. Die Vertriebs— schwierigkeit eines Buches ist eigentlich bei einem jeden be⸗ sonderen Buche wiederum eine ganz besondere. Es ist unendlich schwer, dem Konsumenten die Gebrauchsmöglichkeit begreiflich zu machen. Durch Prospekte und ähnliche Mittel ist es ja fast unmöglich, denjenigen, welche sich für das Thema inter— essieren, auch wirklich den Nutzen bekannt zu geben, den sie aus dem Inhalt des Buches schöpfen werden. Daher ist es notwendig, daß die Konsumenten eine Gelegenheit haben, sich selbst, bevor sie das Buch käuflich erwerben, mit dem Inhalt, wenn auch zunächst nur oberflächlich, vertraut zu machen, und darin liegt vor allen Dingen die wirtschaftliche Bedeutung und Berechtigung des Sortiments. Das Sortiment ist eine Stelle zur Vermittlung der Kenntnis der Gebrauchsfähigkeit der literarischen Erzeugnisse. Nach der Gebrauchs möglichkeit richtet sich nun auch die Absatzfähigkeit. Ein Verleger muß vor allen Dingen die Absatzfähigkeit eines Werkes wenn irgend möglich vorher genau beurteilen, wenn er nicht ganz bedenk— liche Mißerfolge haben will. Ich habe gerade diesen Punkt zum Gegenstande näherer Erörterungen in meinen bescheidenen in Buchform erschienenen Ausführungen „Das deutsche Buch⸗ gewerbe im Dienste der Wissenschaft“ in dem II. Teil „Das Buch als Ware“ gemacht. Ich kann mich auf diese Denk⸗ schrift berufen und mich insolgedessen hier etwas kürzer fassen, umsomehr, als noch öfters Gelegenheit geboten sein wird, hier— auf Bezug zu nehmen. Die Prinzipien der Buchbewertung, die von seiten des Herrn Professor Dr. Bücher wiederholt zur Geltung gebracht worden sind, können wir doch wohl nicht ohne weiteres billigen. Bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts stand man auf demselben Standpunkt, als zu Frankfurt a. M. der Kampf gegen die Büchertaxe tobte. Da hatte man ein ähnliches Prinzip der Bewertung. Man glaubte durch rein äußerliche Mittel, wie unter anderem den Bogenpreis schlechthin, ohne NRücksicht auf den geistigen Gehalt einen sicheren Anhaltspunkt für die gerechte Beurteilung der Güte und insonderheit des objektiven Tauschwertes eines Buches gefunden zu haben, während schon damals die deutschen Buchhändler einmütig da⸗ gegen auftraten und es als absolut unmöglich hinstellten, daß ein derartiges Prinzip überhaupt praklische Geltung haben kann. Und es verlief natürlich auch der durch lange Jahre mit aller Energie durchgeführte Kampf gegen die Einführung der Büchertaxe vollständig im Sande. Wenn man heutzutage noch auf dem Standpunkt steht, der in der Mittte des 17. Jahrhunderts Geltung hatte, so könnte man konstatieren, daß der Akademische Schutzverein gegenwärtig um 255 Jahre rückständig ist. (Heiterkeit Ich möchte nur noch Gelegenheit nehmen, Herrn Geheimen Hofrat Dr. Brambach zu danken für seine trefflichen Ausführungen und behalte mir in betreff der Prinzipien der Buchbewertung, die seither zum großen Teil verkannt wurden, weitere Erörterungen vor.
Buchhändler Luckhardt-Leipzig: Meine Herren! Vor unserem gemeinsamen Frühstück hatte ich mich zum Wort ge⸗ meldet. Wir waren mitten in der Debatte über den Sortimentbuchhandel und fingen eben an, uns mit dieser Frage, die sich ja dann naturgemäß auf die Bücherpreisfrage usw. ausgedehnt hat, eingehend zu beschäftigen. Ich hebe unter dem Vielen, das darüber gesagt worden ist, besonders die Ausführungen des Herrn Kollegen Springer hervor, denen ich voll und ganz beistimme. Man wird ihn auch gewiß auf die sen Gebiete als Autorität anerkennen, da er tatsächlich in der Lage ist, durch sein Geschäft in einer Weise einen Ueber— blick zu haben, wie vielleicht wenige von uns. Ich glaube laum, daß ein Verleger seine Verlagswerke durch ein so aus⸗ Ldehntes Sortimentsgeschäft selbst vertreibt wie gerade Herr Springer. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Bücher⸗ preise gestiegen sind. Es ist auch gar kein Zweifel, daß die lusführungen des Herrn Dr. von Hase richtig sind und die Preise der Herstellung infolge der Steigerung der Arbeits⸗ löhne usw. bedeutend größere geworden sind. Ich meine, meine Herren, das wird so weitergehen, die Preise werden steigen; sie werden naturgemäß auch für wissenschaftliche Werke immer mehr steigen, je geringer der Absatz dieser wissenschaftlichen Literatur ist. Dieser Absatz ist tatsächlich in vieler Hinsicht edeutend zurückgegangen. Ich sage ganz offen und ehrlich, daß es mir gar nicht darauf ankommt, ein wissenschaftliches Buch einfach nur von dem Gesichtspunkte aus zu verlegen,
Hochver⸗
Bibliotheken das Buch. Du machst von vornherein dann den Preis so hoch wie möglich, um wenigstens einigermaßen auf die Kosten zu kommen. Dieser Standpunkt mag unter Um— ständen ein falscher sein, er ist aber geschäftlich durch die Ver— hältnisse uns quasi aufgezwungen. Ich bin nun der Ansicht daß wir hauptsächlich darunter zu leiden haben, daß uns als Verlegern eben der Vermittler, dessen wir benötigen, um unsere Bücher zu verkaufen, zu einem großen Teil infolge der sehr schwierigen Lage, in der sich der deutsche Sortiments— buchhandel befindet, fast ganz versagt. Der deutsche Sortiments— buchhandel, der in den 60 er und 70 er Jahren schon einmal einen großen Anlauf zu einer Reform nahm, die wir im Jahre 1887 in Frankfurt insofern zum Abschluß brachten, als wir neue Statuten errichteten. Der Sortimentsbuchhandel hatte damals zu leiden unter einer kolossalen Schleuderei, die so weit ging, daß Rabattverhältnisse wie die heutigen von 5 und 10, damals keine Rolle spielten. 162, bis 20 0 waren an der Tagesordnung. Dadurch wurden die besten und solidesten Sortimentsgeschäfte derartig an die Wand ge— drückt, daß sie eben nicht weiterkonnten. In ihrer Not wandten sie sich an verschiedene Organe, und es entstand ein großer Kampf. Ich konstatiere ausdrücklich, daß damals Berlin ab— solut nicht geneigt war, in irgend einer Weise dem deutschen Sortimentsbuchhandel zu helfen; und daß wir einen ganz gewaltigen Kampf gegen den Verein durchzufechten hatten swir standen ungefähr 190 gegen 5), um in der Rabattfrage überhaupt vorwärts zu kommen. Schließlich aber gelang es, die Frankfurter Beschlüsse durchzuführen und es trat eine ge— wisse Ruhe ein. Nun, meine Herren, wir können ja nichts dagegen machen, daß jeder Mensch Buchhändler werden kann, und wenn heute mein Hausknecht weggeht und etabliert sich, so kann ich ihn nicht daran hindern. Das sind die Folgen der Gewerbefreiheit, die wir zu tragen haben. Aber in ge— wisser Beziehung hätten wir doch Einschränkungen eintreten lassen müssen, damit die Ueberwucherung des Sortimentes in der Weise, wie es tatsächlich der Fall ist, nicht hätte statt⸗ finden können. Im wesentlichen liegt die Sache doch so: jeder Mensch, der die Absicht hat, Buchhändler zu werden, schreibt nach Leipzig, sucht sich einen Kommissionär und sagt dem: Ich mache mit Dir jährlich einen Umsatz von so und so viel. Dann wird einfach im Börsenblatt erklärt: von heute ab bist Du Buchhändler und kannst Bücher zu dem— selben Preise bekommen wie der andere, der für 100 000 oder 150 0900 M. jährlich bezieht und erfreust Dich derselben Vorteile und Vergünstigungen wie dieser. Das ist der Haupt— krebsschaden. ‚.
Die ganze Frage, über die wir heute streiten, ist nicht der Kundenrabatt und die Preisschleuderei. Diese Fragen sind ganz nebensächlich und kommen garnicht in Betracht, wenn man die Absicht hat, in einer großen Weise reformatorisch vorzugehen. Ich halte es für ungeheuer wichtig und bedaure unendlich, daß Herr Geheimrat Bücher dessen Buch ich nicht mit Aerger, wie viele meiner Kollegen vielleicht, sondern mit großer Freude begrüßt habe — daß er in Betreff der Lage des Sortimentsgeschäfts nicht die notwendigen Unter— lagen gehabt hat, die ihn. wahrscheinlich zu andern Schlüssen gebracht hätten. Das macht aber garnichts, die öffentliche Aussprache und die sich daran weiter knüpfende Diskussion werden ja das Material hoffentlich erschöpfend beibringen. Ich muß gestehen, ich plädiere in erster Linie dafür, daß das deutsche Sortiment nicht ganz zu Grunde geht. Das deutsche Sortiment leidet nur deshalb, weil 7000 Sortimentsgeschäfte bestehen, während tatsächlich durch 1500 der gesamte Bedarf gedeckt werden würde. Wir sind ja freilich nicht in der Lage, die anderen Geschäfte wegzunehmen, aber wir waren s. Zt. in der Lage, ihnen den direkten Verkehr mit den Ver— legern dadurch zu erschweren, daß sie nicht gleichgestellt würden mit denjenigen, die den 10⸗ und 100fachen ümsatz machen. Es ist unzweifelhaft, daß, wenn der Börsenverein einmal eine Machtstellung einnimmt und den ganzen Buch⸗ handel kommandiert, er auch das Recht hat, nach dieser Richtung Einschränkungen zu machen, und ich meine, im Interesse der Gesamtheit des Sortiments müßten diese von ungeheurer Bedeutung sein.
. Ich. stelle deshalb den Antrag, der Börsenverein möge die höchst wichtige Frage nach dieser Richtung ventilieren, daß, soweit es angängig ist, nicht jeder xbeliebige Mensch neu in den Verein aufgenommen werden muß, und dadurch die Schwierigkeiten immer größer werden, Bücher zu ver— kaufen. (Brapo!)
Verlagsbuchhändler Hirschfeld-Leipzig⸗Reudnitz: Meine Herren! Im Anschluß an die Worte des Herrn Dr. v. Hase von heute früh über die Herstellungskosten der Bücher gestatte ich mir an der Hand von H sehr bekannten Werken Ihnen mitzuteilen, wie sich in den letzten 30 Jahren, von 1868 bis 1902, diese Herstellungskosten erhöht haben. Zuerst das Grimmsche Wörterbuch. Dies kostete im Jahre 1868 42 (M pro Bogen Satz, 1902 86,40 6; das ist eine Preis— steigerung von 1060.9. Ich gebe zu, daß das Grimmsche Wörterbuch vom Reich unterstützt wird und ich gebe auch zu, daß die Lieferung des Grimmschen Wörterbuches von damals 15 Bogen, auf 12 Vogen herabgesetzt worden ist. Das ist aber immer blos eine Herabsetzung des Lieferungsumfanges um 2090/0 gegenüber einer Satzsteigerung von 1060/ .
Der Satz- und Druckpreis des corpus juris eivilis betrug im Jahre 1868 44350 6 pro Bogen, 1900, wo es vollständig wurde, 77, 60 S; das ist eine Preissteigerung von I14,40½9. Für die „Staatengeschichte der neuesten Zeit“ be⸗ trug der Satzpreis 1869 35.40 6 — 1900 51,80 6; das ist eine Preissteigerung von 461 / o., Für die „Zeitschrift für deutsches Altertum“, die Herr Geheimrat Bücher vorhin zitiert hat, betrug der Preis im Jahre 1872, im Gründungssahre, 28,50, 1902 55,50. Das ist eine Preissteigerung von 92,76 /. Bei der Zeitschrift „Hermes“, im gleichen Verlage erschienen, betrugen im Jahre 1872 die Herstellungskosten pro Bogen 28,50, 1902 50 MS; das ist eine Preissteigerung von Jö5,40/ J). Meine Herren, daß mit dieser Steigerung der
daß ich mir sage: im besten Falle kaufen so und so 4
Herstellungskosten eine Steigerung der Verkaufspreise gleich gehen muß, das wird wohl jeder zugeben. Trotdem sind im großen und ganzen die Bücherpreise nicht gestiegen. Nachträglich zum Protokoll gegeben Anlage 3 zur Illustrierung der Kosten des Verlags von Monographien.)
Gestatten Sie mir, Herr Vorsitzender, noch eine Erklärung abzugeben zu einer Bemerkung des Herrn ö Rat Dr. Wach von heute morgen? (Vorsitzender: itte
Ich muß lebhaft bedauern, daß mir eine reine
Gefälligkeit, die ich Herrn Geheimen Rat Dr. Wach auf Wunsch eines beiderseitigen Freundes seit ungefähr 14 Jahren zu Gunsten seiner Zuhörer hatte zuteil werden lassen, heute in einer Weise gedeutet worden ist, die es mir selbstverständlich fortan nicht mehr erlaubt, eine solche Vergünstigung bestehen zu lassen. Meine freundschaftlichen Beziehungen zu unserm beiderseitigen Freunde, hoffe ich, werden für mich dadurch nicht getrübt werden.
Universitätsprofessor Dr. Krüger⸗ Gießen: Ich bin mir natürlich sehr wohl bewußt, daß ich in dieser Frage, wo es sich um Kaufpreis, Kosten der Produktion und des Vertriebes handelt, ganz als Laie rede, und daß es sehr große Schwierig keiten hat, wenn wir, wie Herr Dr. Ruprecht hervorgehoben hat, mit soviel unbekannten Größen rechnen müssen. Immerhin kann doch auch der Laie manches sagen, und er kann sich jeden— falls eine Reihe von Fragen erlauben. Ich möchte nur bitten, daß, wenn in irgend einer Weise auf diese Fragen eingegangen wird, nicht immer die nächstliegenden Antworten gegeben werden; die habe ich mir meist schon vorher überlegt, und die Dinge liegen denn doch schwieriger. Auf das, was eben gesagt wurde, kann ich natürlich nicht eingehen. Das ist ja offenbar, daß die Vermehrung der Herstellungskosten auf den Preis geschlagen werden muß, der dadurch verteuert wird. Ich möchte mir in dieser Beziehung die Frage, erlauben, wie es mit den Satz— kosten ist und ob es nicht möglich sein wird, daß man für wissenschaftliche Bücher blos Antiqua anwendet, jedenfalls die unzähligen verschiedenen Typen vereinfacht, vielleicht daß man eine neue Type schafft, die eine Art Mittelding sein kann (Heiterkeit bei den Verlegern). Ja, meine Herren, es muß dech s etwas möglich sein, die Engländer können es doch auch. Die Engländer liefern doch tatsaͤchlich ihre Bücher alle mit einer Art Universaltype. Was ich von Cambridge bekomme, ist alles gleich gedruckt, und was vorhin der Herr Oberstudienrat sagte, trifft in der Tat zu, daß die französischen Bücher ganz Aeich geliefert werden; Format, Druck und Satz ist derfelbe. Dann kommt es auch nicht darauf an, daß man mal ein paar Bogen mehr oder weniger hat, dann ist ein einheitlicher Satz leichter herzustellen, und die Kalkulation des Preises dürfte auch erheblich einfacher sein, als es unter unseren jetzigen Satz⸗ verhältnissen denkbar ist. Ich rede insofern nicht ganz wie der Blinde von der Farbe, als ich häufig mit verschiedenen Herren Buchhändlern darüber gesprochen habe, und wenn ich recht verstanden habe, ist man dieser Frage schon näher ge⸗ treten. Darauf könnte mir ja nun die berühmte Antwort werden: das wollen die Autoren aber nicht. Nun, der Autor wird darin nicht gefragt. (Lebhafter Widerspruch bei den Ver— legern. Es ist garnicht nötig, daß man den Autor immer fragt. (Heiterkeit. Es geht in England auch, und es ist nicht nötig, daß man in solchen Dingen immer danach fragt, meiner Ansicht nach wenigstens nicht. Ich glaube, daß das zur Vereinfachung ganz erheblich beitragen würde und infolge—⸗ dessen dann auch zu einer weit geringeren Ansetzung des Preises. (Zuruf) Ja, wenn das nicht richtig ist, kann ich ja nachher widerlegt werden.
Sodann die Frage mit den englischen und französischen Büchern. Mein verehrter Freund Herr Siebeck hat in seiner Broschüre, die Ihnen allen bekannt ist, eine Tabelle geliefert über die Preise einzelner Verlagswerke, und da sieht man wieder ganz deutlich, wie ungeheuer schwierig derartige Ver— gleiche sind. Wenn da steht: Harnack, Dogmengeschichte, englisch 3,6 Sh., deutsch 52,50 (6 so ist dazu zu bemerken, daß die Uebersetzung sehr viel splendider gedruckt ist als die deutsche Ausgabe. Dann kommt ein kleines Buch von mir: deutsch 6,40 st, englisch 8,6 Sh. Das deutsche Buch hat aber 256 Seiten, die englische Ausgabe 419 freilich kleinere Seiten, ist auf stärkerem Papier gedruckt und sieht tatsächlich ansehnlicher aus. Der Absatzkreis dürfte geringer sein. Es kommt hinzu, daß der Verleger dafür bezahlt hat. Bei an— deren Büchern, die hier angeführt sind, verhält es sich ähn⸗ lich. Ich glaube, nach meinen Vergleichungen mit anderen Büchern wohl sagen zu können, daß England Deutschland etwa die Wage hält, daß dagegen Frankreich tatsächlich viel billiger ist. Da wird ja wohl nun gesagt werden, die französischen Autoren bekommen weniger. Das wird gelegentlich richtig sein, aber für Monographien bekommen wir ja meist auch nichts. Mir ist wieder vor kurzem ein dreibändiges Werk über Julian den Abtrünnigen zugegangen von Allard. Das sind 3 Bände von 504, 378 und 416 Seiten jeder zu 5 Frs. (Zuruf: Wahr⸗ scheinlich Staatsunterstützung) Das glaube ich nicht. (Zuruf: Akademie! Akademie sicher nicht. Immerhin wäre ja Unter⸗ stützung denkbar. Woher aber solche Riesenunterschiede? Lea's History of the Inquisition in the Middle Ages ist in der amerikanischen Ausgabe sehr teuer, 3 starke Bände zu je 20 Sh., und davon ist in Frankreich eine Uebersetzung er⸗ schienen, von der der Band nur 3,50 Frs. kostet! Es ist mir nach unseren deutschen Begriffen unverständlich, wie ein solches Buch so billig geliefert werden kann. Es müssen da doch Unterschiede vorhanden sein, über die ich mir nicht klar werden kann.
Nun kommt eine andere Frage, betreffend die Preisfest⸗ setzung, die die Herren Oberstudienrat Dr. Egelhaaf und Luck⸗ hardt gestreift haben. Das ist ja allerdings zunächst eine reine Sache des Verlegers, aber auffallend ist es doch, daß bei wissenschaftlichen Büchern viele Verleger offenbar diesen Grundsatz haben: Wir rechnen zunächst mit einer möglichst kleinen Auflage, stellen den Preis recht hoch und kommen so doch auf unsere Kosten. Das hat gewiß seine Berechtigung
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