die Herren Gelehrten und die Herren Bibliothekare nun der Meinung sind, daß die Bücher eben zu teuer seien, dann ist das also eine interne Angelegenheit zwischen den Gelehrten und den Verlegern; denn sobald wir Sortimenter nichts mehr daran verdienen und die Bücher Ihnen doch noch zu teuer sind, ist doch tatsächlich die Sache nur noch eine Frage zwischen diesen beiden Parteien, und dazu habe ich weiter nichts mehr hinzuzufügen. (Bravo) Ich behaupte und bleibe bei der Behauptung: das deutsche Volk hat ein Interesse an dem Be— stehenbleiben der deutschen Sortimentsbuchhandlungen, die die literarischen Bedürfnisse des ganzen deutschen Volkes zu be— friedigen die Aufgabe haben und die auch diejenigen Kosten — Spesen ersetzt bekommen müssen, die sie dafür aus⸗— geben. Wenn man immerwährend sagt: der hohe Rabatt, der hohe Rabatt! ja, dann kann man schließlich den Sorti⸗ mentern unter Umständen auch in die Schuhe schieben, daß für die Bücher auch Druckpreise ausgegeben worden sind; denn man kann da immer weiter gehen.
Ich will Ihnen mal verraten, was noch vorkommt. Ich beziehe — es paßt auch in den Buchhandel, wenigstens einigermaßen — ein Lehrmittel von einer Stelle, die es an— geboten hat zum Ordinär- und Nettopreise, und wie ich das— selbe Lehrmittel zum zweiten Male beziehe, schickt mir der Betreffende die Bestellung von irgendwo am Rhein und sagt: in meinem Auftrage wird der Dirs liefern. Nun aber kam eine berechnete Kiste mit doppeltem Porto. Der Gegenstand war 24 S6. Das erste Mal hatte ich 4 S. Bruttorabatt, und das zweite Mal blieben noch anderthalb Mark übrig. Ich schrieb dem Manne: Wenn Sie fortfahren, die Kosten, die Ihnen obliegen, mir zuzuschieben, so werde ich das dritte Mal wahr— scheinlich noch etwas herauszuzahlen haben auf den Brutto— rabatt. Also, meine Herren, diese Unkosten, die wir haben, bis das Buch an uns kommt — und es ist das Geschäft für uns noch nicht erledigt, wenn wir ein Buch bezahlen, sondern es ist erst erledigt, wenn wir die übrig bleibenden Bücher wieder zurückgeschickt haben —, das sind Sachen, die gehören eigentlich in die Herstellung des Buches, und wenn die alle uns zugeschoben werden, so dürfen wir uns doch nicht wun— dern, wenn wir alle dabei zu Grunde gehen. Die Unkosten, die zum Betriebe gehören, müssen immer erst abgezogen werden, bevor Sie recht eigentlich von dem uns verbleibenden Rabatt reden können, und wenn dann keiner mehr übrig bleibt, so ist die Höhe des Bücherpreises eine interne Angelegenheit zwischen Gelehrten und Verlegern.
Nun, meine Herren, komme ich zu der interessantesten Rede, die heute gehalten worden ist und die auch einen be— trächtlichen Beifall gefunden hat, das ist die Rede, die Herr Dr. Giesecke gehalten hat, der Inhaber der Firma B. G. Teubner. Ich habe aus dieser Rede einen starken Idealismus heraus— gehört, sodaß ich eigentlich meine Freude daran gehabt habe. Ich werde Ihnen nun aber zeigen, wie mit einem starken persönlichen Idealismus sehr leicht ein Gegensatz zwischen der idealistischen Auffassung und den wirklichen harten Tatsachen des Lebens bestehen kann.
Vorsitzender: Ich möchte bitten, das mit einer so großen Vorsicht zu tun, daß ich nicht nötig habe dagegen zu remonstrieren.
Buchhändler Dr. Lehmann-⸗Danzig (fortfahrend): Selbst— verständlich!
Nun, meine Herren, hat Herr Dr. Giesecke mir gesagt, ich sei der Meinung, sowie Herr Heinze in Dresden, daß das Sortiment an jedem in Deutschland verkauften Buche etwas verdienen müsse. Meine Herren, ich bin durchaus nicht der Meinung. Ich habe öfters ausgesprochen: wir haben gar nichts dagegen, wenn die Verleger die Bücher, die sie durch— aus nicht ordentlich vertreiben können, auf anderem Wege vertreiben. Nach meiner Auffassung der Dinge ist die Not⸗ wendigkeit des Vertriebes von Büchern und der Weg zu diesem Vertriebe derartig groß, daß man jedes Mittel, die Literatur an die Interessenten zu bekommen, anwenden darf: — natürlich immer unter der Voraussetzung, daß man nicht den⸗ jenigen, dessen Dienst man in Anspruch nimmt, gleichzeitig untergräbt. Das ist ja eine selbstverständliche Voraussetzung, Also, m. H., ich bin nicht der Meinung gewesen. Ich ver— wahre mich überhaupt ausdrücklich dagegen, solange nicht Tatsachen dafür vorliegen, meine Anschauungen mit den An— schauungen des Herrn Heinze in Dresden zusammenzubringen.
Dann, meine Herren, hat Herr Dr. Giesecke gesagt, ich verlange eine Sicherung der Sortimenter, eine Sicherstellung, daß sie bestehen können, und Herr Professor Bücher hat den Ausdruck gebraucht, daß ich eine „völlige Existenssicherung“ verlange. Nun, meine Herren, will ich Ihnen die zwei Stellen gedruckt vorlesen, die sich auf diese Voraussetzung einer „völligen Existenzsicherung“ beziehen. In der Denkschrift, die wir an den Preußischen Kultusminister und in der Abschrift an den Grafen Posadowski gerichtet haben, haben wir ge— beten:
Daß die an öffentlichen Schulen eingeführten Schul— bücher vom Verleger an jeden wirklichen Buchhändler zu einem festen und gleichen Nettopreise geliefert werden müssen.
Also die Schulbücher, die an öffentlichen Lehranstalten ein— geführt werden, müssen erstens geliefert werden und zweitens sollen sie geliefert werden an jeden wirklichen Buchhändler zu einem festen und gleichen Nettopreise. Ich werde Ihnen gleich die Erklärung geben, wie wir dazu gekommen sind, denn es sind bei den Herren, die außerhalb des Buchhandels stehen und, wie ich eben aus der Rede des Herrn Dr. Rup⸗ recht über den Exportbuchhandel entnommen habe, auch bei jenen Herren (Verlegern) sehr viel unrichtige Auffassungen ver— breitet. Wie gesagt, wir wundern uns jetzt gar nicht mehr, daß im Publikum so falsche Anschauungen über den Buch— handel verbreitet sind.
Meine Herren, der zweite Passus heißt:
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Verhältnissen entsprechender sein muß, bei dem den Buchhändlern der notwendige Reingewinn verbleibt.“
Meine Herren, unter dem notwendigen Reingewinn ver⸗ stehe ich nicht, daß jeder Buchhändler so geschützt ist, daß er nicht zu Grunde geht; unter dem notwendigen Reingewinn ver⸗ stehe ich die Möglichkeit, daß der Buchhandel überhaupt be— stehen kann. Wenn darüber Herr Professor Dr. Bücher, der Nationalökonom ist, und als solcher doch zugestehen muß, daß die Oeffentlichkeit ein Interesse daran hat, daß der Rein⸗ gewinn für gewisse notwendige Berufsstände so groß bleibt, daß sie dabei bestehen können — nicht jeder einzelne, aber wenig⸗ stens der intelligente — (Heiterkeit) wenn, sage ich, Herr Ge— heimrat Dr. Bücher dazu seine Bauschan⸗Geschichte vorbringt, daun muß ich sagen, er ist auf den Standpunkt gekommen des Acheronta movebo bloß, um seine These zu ver— teidigen =
Nun meine Herren, die Erklärung dafür ist: Schul— bücher, die an öffentlichen Anstalten eingeführt sind, muß der Buchhändler halten. Er muß sie halten, selbst wenn er keinen Pfennig Reingewinn hat. Und es gibt genug Verlagsunternehmun— gen unter den Schulbüchern, die der Sortimenter halten muß, bei denen tatsächlich ein Reingewinn nicht übrig bleibt. Es sind das teils die ganz geringen Rabatte, die hier gegeben werden die bis 17160½ zurückgehen, und es ist Ihnen glaubhaft versichert worden, daß in Breslau — und ich sage Ihnen: auch in Danzig und Königsberg — die Spesen, die allgemeinen Geschäftsunkosten noch eine Kleinigkeit mehr als 171½ο be⸗ tragen. Also es gibt Schulbücher, die mit 171.0, rabattieren. Meine Herren, das geht noch weiter. Denken Sie sich folgenden Fall, wie das mir beispielsweise passiert ist. Ich
beziehe infolge Einführung eines Buches in einer Schule eine Partie davon. Da wird am letzten Schul⸗
tage oder ein paar Tage vorher gesagt: schafft euch das und das Buch an. Ich lasse das Buch sogleich kommen, und so wie die Schule anfängt, am ersten Tage, da kommen die Schüler und sagen: Unser Herr Lehrer hat schon eine neue Auflage des Buches und hat uns gewarnt, eine alte Auflage zu kaufen. Dieser Herr Lehrer also hat von dem Verleger ein Freiexemplar der neuen Auflage bekommen und hat da— raufhin die Schüler gewarnt, das Buch, daß ich für diesen Tag bestellt habe, zu kaufen! Ich habe den Verleger ge— beten, dasselbe zurückzunehmen. Er sagt: ich habe längst eine neue Auflage, ich nehme es nicht zurück. Meine Herren, das sind Verhältnisse, die mindern in solchem Falle noch den Gewinn. Dann, meine Herren kommt es vor, daß Verleger bei diesen Artikeln, die wir halten müssen — und ich füge hinzu, daß mein Bodenraum, mein Speicher voll ist von diesen Büchern, die infolge neuer Auflagen auf meinem Lager nutzlos wurden meine Herren, — ich sage, daß es Verleger gibt, die sich einen Stab von Sortimentern dadurch sichern — vielleicht sind es die berühmten 1600 —, indem sie ihnen einen notdürftig ausreichenden Rabatt geben, während sie den übrigen sagen: dir werden wir diesen Rabatt nicht geben. Warum? Vielleicht ist es gestattet, zu meinen, um den Buchhandel zu unterstützen, das heißt diese 1600; vielleicht aber haben wir auch mit der Meinung Recht, daß es geschieht, weil die betreffenden Verleger dann mehr an diesen Büchern gewinnen.
Nun, meine Herren, will ich Ihnen weiter sagen: es wird hier von Boykotten usw. geredet. Diese Schulbücher, die wir so besonders betont haben, mit denen man uns vernichten kann, führen tatsächlich zu einer unwürdigen Behandlung, die wir uns gefallen lassen müssen. Ich will Ihnen, meine Herren, folgendes sagen. (Zuruf des Herrn Dr. Giesecke: Zur Sache! Das gehört hier nicht her — Ja, das gehört hierher, es gehört zum Verkehr zwischen Verlegern und Sortimentern. Ich erwähne folgendes. In Oesterreich besteht ein österreichischer Schulbücherverlag, und die Sortimenter haben sich an die Regierung gewandt und nachgewiesen, daß sie unter 250, nicht bestehen können, und der k. k. Schulbücherverlag in Wien hat vor ein paar Wochen die Verfügung erlassen, daß dieser Schulbücherverlag an die Sortimenter im Interesse des Bestandes der österreichischen Sortimenter mit 25 geliefert werden muß. Das sind Sachen die gehören hierher, und wenn jemand wünscht, sie sollen hier nicht erwähnt werden, so be— daure ich das. Meine Herren, ich will hier einen Fall er⸗ wähnen, der durch unser Blatt gegangen ist, daß ein großer deutscher Verlag einem andern, weil er seine Geschäftsbehand— lung in abfälliger Weise kritisiert hat, öffentlich erklärt hat: Ich sperre dich, ich liefere dir meine Bücher nicht mehr. Sie wissen, es ist der Fall zwischen der Firma B. G. Teubner und dem Kommerzienrat Müller, Inhaber der Lechnerschen Buch⸗ handlung in Wien. Der hat dann erklärt, er sei darauf vor— bereitet gewesen, daß die Firma den Weg der Sperre gegen ihn eintreten lassen würde; er habe sich aber darauf vorbereitet und sich gesichert. Er hat nachher denjenigen Kollegen öffent⸗ lich gedankt, die ihm ihre Vermittelung zur Verfügung gestellt haben, natürlich heimlich. Herr Dr. Giesecke schüttelt mit dem Kopf, ja heimlich. Ich werde dafür den Beweis liefern, daß der Firma B. G. Teubner gegenüber die Notwendigkeit der heimlichen Lieferung am Platze gewesen ist. Ich habe hier das Aktenstück. (Zuruf des Herrn Dr. Giesecke: Zur Sache!) Meine Herren, es ist also hier öffentlich erklärt, er danke, den Kollegen, die ihm die Bücher besorgt haben, welche er brauchte. (Rufe des Herrn Dr. Giesecke: Zur Sache! Ein anderer Fall. Es hat jemand das Verfahren der Firma B. G. Teubner gegenüber ihren Kunden getadelt.
Vorsitzender (unterbrechend): Wir sind bei Punkt 3b, und ich glaube, sowohl der letzte Fall, als der Fall, den Sie jetzt berühren wollten, steht mit diesem Punkte nicht mehr in so nahem Zusammenhange, daß es angebracht ist, ihn jetzt vorzutragen.
Buchhändler Dr. Lehmann-⸗Danzig (fortfahrend): Herr Geheimrat, Sie haben vorhin ausdrücklich gesagt: diese drei Punkte lassen sich nicht von einander scheiden. Herr Dr. Giesecke
„daß der Rabatt dabei ein den buchhändlerischen
hat. Wenn Sie mir das Wort entziehen, so muß ich selbst⸗ verständlich darauf Verzicht leisten, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, daß wichtige Verhältnisse zwischen dem Verlag und Sortiment hier nicht zur Sprache kommen dürfen.
Vorsitzender: Ich habe vorhin gesagt, daß die Unter— fragen zu 3b in der Diskussion gemeinsam gefaßt werden dürften. Der Herr Redner ist dagegen nicht auf eine der hier zur Erörterung stehenden Unterfragen zur Frage 3b einge— gangen, sondern auf einen andern Punkt, der bereits vorhin ausgiebig erörtert worden war. Ich kann deshalb nur . von dem Zurückgreifen auf dieses Thema abzu—
ehen.
Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig: Wir stehen bei Punkt 3, wenn ich mir gestatten darf, das zu bemerken: „Wir— kungen der bisherigen Organisation“ (Widerspruch des Herrn Dr. Giesecke) „und Gliederung des Buchhandels in bezug auf: a. Kosten der Bücherproduktion und des Büchervertriebes“ — (Zuruf des Herrn Dr. Giesecke: 3b)
Vorsitzender: Nein, bei 3b: Ladenpreis und Kunden— rabatt (Rabatt der Bibliotheken, sonstiger Bücherverkäufer, Preise beim Absatze nach dem Auslande).
Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig (fortfahrend): Dann muß ich davon abstehen. Meine Herren, ich sehe also ab von der Art, wie von der Firma Teubner boykottiert werden kann und wie man auch einen andern auffordern kann, dem Betreffenden nicht die Bücher zu verschaffen, die er notwendig braucht. Ich komme nun dazu, daß Herr Professor Bücher davon gesprochen hat, daß der Vorstand des Rechtsschutz— vereins der deutschen Sortimenter zu 5 4 der Verkehrsordnung einen Zusatz beantragt hat. Dieser 5 4 der Verkehrsordnung besagt, daß der Ladenpreis und der Nettopreis beide vom Verleger bestimmt werden, daß also der Börsenverein die Stütze abgibt für diese selbstherrliche Bestimmung beider Preise. Nun sind wir im Sortiment zu der Ueberzeugung gekommen, daß einzelne Verleger auf Grund dieses Paragraphen, der ihnen das Recht einräumt, Verkaufspreis und Nettopreis allein selbstherrlich zu bestimmen, das benutzt haben, uns keinen Reingewinn zu lassen, und da nun in der Verkehrsordnung vielfach gegen Ausschreitungen der Sortimenter Vorsorge getroffen wird, damit sie ihren Verpflichtungen gegenüber dem Gesamtbuchhandel nachkommen, sodaß der Ge— samtbuchhandel bestehen bleiben kann, so bin ich der Meinung, daß es eine Ausschreitung derjenigen Verleger ist, die Be— zugsbedingungen feststellen für Sachen, die wir notwendig brauchen, Bezugsbedingungen, welche uns keinen Reingewinn übrig lassen. Ich meine, daß wir solche Firmen nicht partizipieren lassen an dem gemeinsamen Nutzen unserer Organisation, die doch die Möglichkeit gewährleisten soll, daß wir alle miteinander bestehen können. Nun, meine Herren, das wissen Sie doch: das ist etwas überaus Ungewöhnliches im ganzen kaufmännischen Verkehr, daß ein Wiederverkäufer gar keine Mitbestimmung hat über das, was er verdienen soll. Das ist also etwas, was dem Buchhandel allein eignet und nach meiner Ueberzeugung auch eignen muß. Aber es ist doch die ganz pure Konsequenz des Menschenverstandes, daß dieses Recht nur eingeräumt wird in der Ueberzeugung, daß es so ausgeübt wird, daß nicht der Einzelne gewissermaßen auf Kosten des Ganzen lebt und sich bereichert.
Also, meine Herren, wenn darin eine völlige Existenz⸗m sicherung, wie sie von Herrn Professor Bücher genannt wurde, erblickt wird zum Bestande der Sortimenter, dann bedauere ich sehr, daß man eine so merkwürdige Konsequenz zieht. Nein, wir verlangen nur, daß die Möglichkeit gelassen wird, daß wir überhaupt dabei existieren können. Nun, meine Herren, komme ich auf ein paar kleine Sachen zurück, die da ausgesprochen worden sind. Es sind die klassischen Worte des Herrn Kollegen Prager zitiert worden, die er im vorigen Jahre mir entgegnet hat auf der Kantatemesse:
Im ganzen Handel wird der Kleinhandel und Zwischenhandel mehr oder weniger ausgeschaltet; im ganzen Handel wird der einzelne Verdienst beschränkt. Der Verdienst muß dadurch erhöht werden, daß ein erhöhter Umsatz gemacht wird. Für Sie, meine Herren, wird kein besonderes Brot gebacken; Sie müssen sich der Bedingung anbequemen, der Ent— wickelung fügen oder müssen untergehen.
Ich habe die ersten Worte damals herausgegriffen und Herrn Prager gesagt: Das ist der erste springende Punkt, um den wir kämpfen. „Im ganzen Handel wird der Kleinhandel und Zwischenhandel mehr oder weniger ausgeschaltet“, und es fragt sich, ob Sie der Meinung sind, daß der Sortiments— buchhandel, der hier das sein soll, was man „Kleinhandel oder Zwischenhandel“ nennt, ausgeschaltet werden soll. Es hatten vorher im Börsenblatt von verlegerischer Seite mehrere Artikel gestanden, die auf eine Ausschaltung des Sortiments— handels hinausgingen; die da sagten, wir wollen Verleger— agenturen in den einzelnen Städten errichten, und dagegen mußten wir besonders Front machen. Nun, meine Herren, die ganzen Verhandlungen, die heute geführt sind, haben doch das im großen und ganzen bewiesen, daß der deutsche Sortimenter für das breite Gros des Volkes ungefähr das ist, was die Bibliothek für bestimmte Stände ist, und daß, sowie die Bibliotheken für die Wissenschaften notwendig sind, auch die Sortimentsbuchhandlungen eine Notwendigkeit sind für das breite allgemeine Volk. Wenn Sie die also nicht ausschalten wollen, so muß ich sagen, kann ich zwar diese Worte außerordentlich klassisch finden vom Standpunkt der— jenigen heutigen Entwickelung, die den „Zwischenhandel aus— schalten“ will, um den Ausdruck Zwischenhandel zu gebrauchen, aber nicht klassisch, wenn wir bedenken, worauf es hinausgeht, und was wir nicht wollen.
Nun, meine Herren, das ist es, was ich hierzu sagen wollte. Dann aber komme ich noch auf einen Punkt zurück.
Es wird fortwährend von den 1600 Sortimentern gesprochen, die eigentlich nur notwendig wären und mit denen Deutschland bestehen könnte, und es wird behauptet, wenn die übrigen
hat die Meinung aufgerollt, die er über Sortiment und Verlag
ausgeschaltet würden (wie der Ausdruck lautete: Zertrümmerung
des Zwergbetriebs), so würde es den verbleibenden 1600 besser gehen. Meine Herren, es ist nicht so. Die großen und ganz großen Sortimente kämpfen ebenfalls den Kampf der Existenz, und bei den großen Sortimenten kommt es, wie gesagt, vor, daß sie verkauft werden müssen, weil das Kapital aufgezehrt worden ist, das sie erhalten hat. Außerdem setzen diese eine Genialität voraus, die selten ist, und außerdem bedingen sie eine Aufreibung der Nerven und der geistigen Kräfte, die eine solche Leistung nicht lange aushalten können. Mir hat ein Sortimenter in weiter Ferne von meiner Heimat, dessen Verhältnisse ich ganz genau kenne, anvertraut — er hat über 200 000 6½ Umsatz, hat einen Kompagnon und reibt seine Nerven derartig auf, daß er es nicht lange aushalten kann — der sagte mir: Wenn Sie denken, ich könnte ein kleines Ver⸗ mögen von 10—15 000 Talern in einigen Jahren vor mich bringen, dann irren Sie sich. Und, meine Herren, wenn der Herr Wellmann in Breslau, der näher an Leipzig wohnt als wir in Danzig und Königsberg und Freiburg, sagt, er habe 20 0½ Geschäftsunkosten und hat einen Kompagnon. und betont auch, wie aufreibend sein Geschäft ist, dann, meine Herren, muß man einsehen, was wir fortwährend behaupten, daß es unrichtig ist, uns immer vorzuhalten: Ja, erweitert doch euren Betrieb, dann habt ihr mehr! Nach unserer Auffassung ist es überdies das Normale, wenn ein Sortiment in einer größeren Stadt — in einer kleineren ist es nicht möglich — nur 30 —= 40 000 ½ Umsatz hat. Da ist der betreffende Inhaber dieses Sortiments imstande, nicht bloß als Rechnungs⸗ führer zu fungieren, sondern er kann im lebendigen Verkehr mit seinem Publikum stehen, kann Auskunft erteilen und kann diejenige Stellung einnehmen, die der deutsche Sortimenter einnehmen muß. Das Ideal eines größeren Sortiments ist innerlich kein Ideal, sondern es sind Auswüchse für denjenigen, der den Zweck des Sortiments richtig erkannt hat. ; Dann, meine Herren, ist noch ein Moment erwähnt worden, daß der Absatz ins Ausland durch den großen Rabatt geschehe, der für Export bewilligt wird. Nein, meine Herren, die Macht, die der deutsche Buchhandel im Auslande hat, beruht nicht auf dem größeren Rabatt beim Export, den würden uns die Engländer und Franzosen gleich nachmachen können. Die Macht, die der deutsche Buchhandel im Auslande besitzt, beruht darauf, daß das Sortiment bis dahin imstande war, tüchtige junge Leute an sich zu ziehen, sie zu erziehen. und und sihnen die notwendige Sicherheit und Gewissenhaftigkeit im Arbeiten zu verschaffen, die bis dahin den Sortiments⸗ buchhändlern und ihren Gehilfen eigentümlich war. Denn es ist eine außerordentlich penible Gewissenhaftigkeit, die von dem Buchhändler, von dem man. wirklich sagen kann, er ist ein Buchhändler, wie er sein soll, verlangt wird; eine penible Gewissenhaftigkeit, moralisch und auch intellektuell. Meine Herren, indem wir im deutschen Sortiment in der Lage waren, solche tüchtigen jungen Leute heranzuziehen mit der Aussicht, daß sie einen Lebensberuf darin finden könnten, und daß wir einen Ueberschuß produzierten an solchen jungen Leuten, die dann nach Italien, Spanien, Frankreich usw. gingen und dort deutsche Buchhandlungen gründeten, und jetzt nach Asien usw., darin beruhle der Absatz deutscher Werke im Auslande, und darin beruht die zentrale Stellung, die Deutschland einnimmt. Und nun will ich Ihnen etwas weiteres sagen. Die Möglichkeit für den Sortimenter, heute noch ordentliche Lehrlinge zu be⸗ kommen, hört jetzt mit der Zeit auf. Danzig ist eine große Stadt, und wenn sich bei einem von uns ein ordentlicher Lehrling meldet, dann prahlt er vor den anderen und sagt: ich finde doch noch einen Lehrling. Meine Herren, so sind die Verhältnisse im Buchhandel geworden. Und ich füge noch weiter hinzu: dieses Nachlassen der guten tüchtigen Gehilfen, die aus dem Sortiment stammen, empfinden wir außerordentlich schwer. Meine Herren, von den Verlagsgehilfen behaupten wir jetzt schon: die haben keine ordentliche Schulung im Sortiment durchgemacht, sonst wären solche vielfachen Un⸗ kenntnisse unserer Verhältnisse, auf die dann die Unkenntnis der Verleger zurückgeht, die vielfach selbst den Sortimentsbuchhandel auch nicht kennen, nicht möglich. Da heißt es dann: „Dem Sortimenter kann man so und so begegnen, da muß man so und so auftreten“. Es wird aber gar nicht die Möglichkeit der Existenz des Sortiments ins Auge gefaßt. Das führen wir darauf zurück, daß wir nicht den nötigen Ueberschuß von jungen Sortimentsgehilfen produzieren können. Meine Herren, das sind alles die Folgen unserer notleidenden wirtschaftlichen Lage, und deswegen sind wir der Meinung, daß wir hier das zur Kenntnis einer hohen Versammlung bringen mußten. Vorsitzender: Meine Herren, der Herr Vorredner hat zur Frage 34 gesprochen, wo Leistungen und Lage des Sortimentsbuchhandels behandelt werden sollten. Ich darf deshalb annehmen, daß die gleiche Angelegenheit nicht noch einmal bei 34 besprochen werden wird. . Verlagsbuchhändler Dr. von Has e⸗Leipzig: Meine
Herren! Ich habe mich eingeschrieben, als Herr Dr; Liefmann vorhin gesprochen hatte und zwar, weil — ich weiß nicht, ob er jetzt gerade hereinkommt — — nein; ich erlaube mir,
deshalb zunächst etwas anderes zu sagen. . .
Ich möchte einige von diesen Punkten einmal für ein Sondergebiet beleuchten, und das ist das Gebiet der Musik. Herr Generaldirektor Willmanns hat vorhin gesagt, daß die Bibliotheken die besten Kunden des Buchhandels sind. Die Bibliotheken sind die schlechtesten Kunden des Musikalien⸗ handels. Die größte, rühmlichste Ausnahme ist die Bibliothek, die Herrn Generaldireklor Willmanns untersteht. Es sind außerdem vielleicht noch zwei oder drei Bibliotheken Deutsch⸗ lands, die in bescheidender Weise das Ihre tun; im übrigen gibt es keine öffentliche Bibliotheken im Deutschen Reiche, die sich mit diesem wichtigen Zweige des Buchhandels, dem Musikalienhandel, überhaupt ernsthaft — und andauernd be⸗ schäftigen, und seine Ausdehnung habe ich gestern betont. .
Es ist mehrfach erwähnt worden, daß die Möglichkeit, einen Ladenpreis durchzusetzen und auch einen bestimmten Kundenrabatt zu halten, eigentlich nur eine Folge des Monopols
Halt dabei bietet.
werke freier Sachen ist eine Besserung in diesen Verhältnissen
Meine Herren, im Musikalienhandel ist dies etwas anderes gewesen. Gerade durch die Konkurrenz eingetreten: erst dadurch ist es gelungen, die hoch gehenden Wogen des Rabattierens im Musikalienhandel auf ein gewisses bescheidenes Maß zurückzudämmen und den Ladenpreis über⸗ haupt als einen festen durchzusetzken. . Weiter möchte ich bei diesem Gebiete für den Nabatt nach dem Auslande etwas erwähnen. Gerade die Musik als Weltsprache hat selbstverständlich viel Ausfuhr, und gerade die ist unendlich gedrückt worden durch die Importeure, die immer höhere Rabatte verlangt haben, und zwar vielfach unter An⸗ drohung von Nachdruck. Infolgedessen haben sie viel Erfolg gehabt. Die Dinge sind schließlich so schlimm geworden, daß es nichts half, sich dawider zu sperren, sonst wäre für diese Sachen ein Land wie Amerika einsach ausgeschaltet worden; es war also eine Notwendigkeit, klein beizugeben. Schließlich konnten wir nicht anders, als selbst eine Sortimentsbuch— handlung dort zu begründen, und erst von dem Augenblick solcher Veranstaltungen an wurde es möglich, für die anderen Länder die dort ublichen Kundenrabatte einzuhalten, indem man die dortigen Sortimenter, soweit es überhaupt welche gab, sich zusammensuchte. Also gerade das Auffinden der Sortimenter machte nun einen geordneten Vertrieb möglich, Es ist vorhin gesagt worden, daß der von Herrn Albert Brockhaus erwähnte Gedanke, Rabattkonventionen mit dem Auslande zu machen, vielleicht mehr Ornamentik wäre. Nun, ich kann Ihnen sagen, daß der billigste Zweig des Buch— handels, der Musikalienhandel, bereits mit einem Anerbieten in dieser Richtung vorangegangen ist. Bei dem letzten Ver⸗ legerkongreß in Leipzig hat sich der deutsche Musikalienhandel, obgleich er der vorherrschende ist, erboten, die Rabatte des Auslandes dort einzuhalten, wenn die Musikalienhändler in den betreffenden Ländern nur irgendwie unter sich bestimmte Rabatte machen wollen. Ich bin auch fest überzeugt, wir werden in der Sache etwas weiter kommen. Einstweilen ist man deshalb noch nicht vom Fleck gekommen, weil, statt daß wir damals selbst die Sache in die Hand hätten nehmen können, die Angelegenheiten dem Berner Bureau übertragen wurden, und dem war diese Geschichte recht wenig ge⸗ läufig. Indessen haben die Verhandlungen doch bereits den ganz hervorragenden Erfolg gehabt, daß der Musikalienhandel fast sämtlicher auswärtiger Länder seinen Uebergang von dem ganz hochgeschwellten ‚Ordinär“⸗Treiben des ausländischen Musika⸗ lienhandels mit 90 und 80 00 Rabatt an die Sortimenter machte, sodaß dieser nach deutscher Weise herabgesetzt wurde. Damit ist man zu dem deutschen System übergegangen, auf Grund dessen eine derartige Auslandskonvention nunmehr durchführbar sein wird. ; Nun, meine Herren, komme ich auf den Punkt, den ich einen Augenblick zurückgestellt hatte, weil ich erst Herrn Dr. Liefmann hier begrüßen wollte. Herr Dr. Liefmann hat vorhin mit der ganzen ruhigen Freundlichkeit eines unter⸗ suchenden Theoretikers uns gesagt, was wir eigentlich zu tun hätten, und hat uns als erstrebenswertes Ziel für den Buch⸗ handel den Bürgerkrieg gepredigt. Er hat gesagt: Innerhalb des Buchhandels müssen sich die Verleger unbedingt organisieren; es geht wirklich nicht an, daß die dem Sortimentshandel ein großes und beständiges Geschenk machen, dagegen müssen sie auflreten. Ich möchte erwähnen, ein Geschenk ist dieser Rabatt an den Sortimentshandel ebensowenig wie etwa, wenn wir einen direkten Vertrieb einführen würden, die Bezahlung von Inseraten an die Zeitungen ein Geschenk an die Zeitungen sein würde oder die Zahlung des Druckes von Prospekten ein Geschenk an die Buchdrucker. Hier *ist eben Leistung und Gegenleistung, die nur in gewissen kurzen einfachen Formen sich vollziehen. Aber das möchte ich noch recht betonen: freuen Sie sich doch einmal, daß es auf Gottes Erdboden ein Beruf gibt, wo die verschiedenen Kreise der Produktion und des Vertriebes miteinander einig sind; freuen Sie sich doch einmal, daß es einen Beruf gibt, wo die Großen sich gern unter das Allgemeine unterordnen, wo die Großen den Kleinen sehr viele Rechte gewähren, und nicht bloß weil sie müssen, sondern weil sie es gern wollen. Ich für meine Person schreibe mich nie Verlagsbuchhändler, und ich betone auch den Musikalienhändler nicht, dessen Bereich mein Hauptgebiet ist, sondern nenne mich Buchhändler, weil ich das als den allgemein gültigen Ehrennamen auffasse. Darum bitte ich, daß wir auch durch einen kühlen Theoretiker als Regisseur, dem das interessant ist, wie die Formen aufzufassen sind, und ob das ein Kartell oder was sonst ist, uns nicht die Rollen unter uns verteilen lassen. Darauf können wir uns beim besten Willen nicht einlassen. Ich lasse ihm die Freude an einer reinlichen Konstruktion seiner Begriffe aber er mag uns auch die Freude an unserem reinlichen Berufe und an unserem frischen Zusammenhalten, soweit wir es für richtig halten, lassen. (Bravo) . Buchhändler Dr. Giesecke⸗Leipzig: Meine Herren! Ich kann mich zunächst darüber freuen, daß ich mit Herrn Springer so weitgehend übereinstimme. Meine Herren, was Herr Springer nach seiner Mitteilung für sein Geschäft erreicht hat, das ist das, was mir als Ziel für meine Firma — und ich glaube auch einer ganzen andern Anzahl von Verlagsbuchhändlern — noch vorschwebt. Ich bin noch nicht so verständig gewesen, wie es Herr Springer schon lange ge⸗ wesen ist, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Zahl der Sortimentsbuchhandlungen in dieser Weise ein— zuschränken. — Herr Prager hat zwar meine Vorschläge nach dieser Richtung für graue Theorie erklärt. Ich verweise ihn dafür, daß die Sache auch in der Praxis durchführbar ist, auf die Handelsweise des Herrn Springer. Ebenso bin ich durch⸗ aus mit dem Bilde einverstanden, das Herr Albert Brockhaus von der Spezialisierung des Sortiments entworfen han Ich halte das für durchaus richtig. Aber meine Herren, wenn das richtig ist, dann kommen — wenn ich es richtig in Er⸗ innerung habe — die beiden unteren Kategorien der Buch⸗
nicht
in Betracht. Die vertreiben keine wissenschaftliche Literatur; die vertreiben Brotartikel, für die die Rabatte aus⸗ reichend hoch sind oder ausreichend hoch bemessen werden können, oder sie vertreiben Volksliteratur, auf die, wie uns eben Herr Prager gesagt hat, kein Rabatt gegeben wird. Es handelt sich dann nur um die Erhaltung der beiden oberen Kategorien der Buchhändler, und da liegt die Sache so: die
Zahl dieser beiden Kategorien muß beschränkt werden, und das muß meines Erachtens vor allen Dingen von den Verlegern aus geschehen. ; Wenn Herr Brockhaus weiter gesagt hat, ich hätte die ganze Politik des Börsenvereins verurteilt, so ist das doch nicht ganz richtig. Ich habe ausdrücklich gesagt, daß ich den letzten Zielen des Börsenvereins, den Sortimentsbuchhandel so weit zu schützen, daß er sich des Vertriebes der wissenschaft⸗ lichen Literatur annehmen kann, zugestimmt habe. Meine Herren, ich bin nur der Ansicht, daß man mit den Mitteln und namentlich mit der Ueberspannung der Mittel, die man jetzt seitens des Börsenvereins beliebt hat, das Ziel nicht erreicht, daß man im Grunde damit den Buchhandel ver⸗ hätschelt und verpäppelt, und daß das Ende vom Liede dann ein um so schlimmerer Zusammenbruch des Buchhandels sein wird.
Wenn ich von der schiefen Bahn gesprochen habe, auf die sich der Börsenverein begeben hat, so hat Herr Brockhaus mir eine willkommene Bestätigung damit geliefert, daß er selbst erklärt hat: Wir Verleger kommen nun dran und sollen für die Bücher, die an die Bibliotheken geliefert werden, höheren Rabatt geben. Meine Herren, das ist der Antrag Heinze in etwas wohlfrisierterer Form. Ich möchte doch feststellen, daß das ein sehr bedeutender Schritt nach der Richtung Heinze und Lehmann hin ist. Wenn ich an den Institutlonen des Börsenvereins festgehalten habe, so liegt das einfach daran, daß ich bisher persönlich in meiner Aktions⸗ freiheit durch den Börsenverein nicht soweit behindert worden bin, daß ich es für notwendig erachtet hätte, aus dem Börsenverein auszutreten. Außerdem wissen Sie alle sehr genau, daß das nur mit einer gewissen geschäftlichen Schädigung möglich ist. Ich halte mich auch für durchaus berechtigt, diese Institutionen mit gutem Gewissen zu. ge⸗ brauchen so lange, als ich erklären kann, daß ich grundsätzlich mit den Zielen übereinstimne und nur die Mittel nicht billige. — Um auf einiges Einzelne einzugehen, so möchte ich noch kurz erwähnen, daß ich mich durchaus nicht kritisch über die Auslandslieferungen geäußert habe; ich habe nur fest⸗ stellen wollen, daß jedenfalls ein großer Teil der. schwer⸗ wissenschaftlichen Literatur unter ganz anderen Bedingungen vertrieben wird, als sie für den Vertrieb innerhalb Deutsch⸗ lands von dem Börsenverein als notwendig erklärt werden. Wenn Herr Brockhaus gesagt hat, die Erklärung Seippel und Meinhardus habe sich auf die jetzt den Bibliotheken ge⸗ währten 5 Prozent bezogen, so ist das doch nicht richtig, meine Herren. Bei dieser Erklärung hat es sich um den Rabatt ans Publikum gehandelt. Das geht aus der Antwort des Herrn Meinhardus ganz deutlich hervor. Er spricht davon: Das Publikum „will sein Opfer haben, geben wir ihm die 5og!“ Also, meine Herren, es hat sich damals nicht um den Bibliothekrabatt, sondern um den Publikum⸗ rabatt von 5o/ÿ gehandelt. Das ist ein großer Unterschied. Dann möchte ich kurz die Frage der Ansichtssendungen und Prospekte streifen. Ich habe auch da nicht eigentlich kritisiert. Ich habe nur festgestellt, daß meine Herren Kollegen. auch diejenigen, die das Sortiment als die eigentlich die Bücher Verkaufenden betrachten, daß sie immer mehr dazu übergehen, durch Prospekte für ihre Sachen tätig zu sein.
Daß ich das Sortiment um besondere Verwendung an⸗ gegangen oder gebeten hätte, ist mir nicht erinnerlich. Meine Herren, ich betrachte meinen Verkehr mit dem Sortiment als Geschäft. Wer sich für meine Sachen nicht verwenden will, wer nicht glaubt, damit Geschäfte machen zu können, dem überlasse ich sehr gern, das bleiben zu lassen.
Universitätsprofessor Dr. Krüger⸗Gießen: Ich habe zunächst den Auftrag, mich über die Großherzoglich Hessische Universitätsbibliothek zu äußern. Bei unserer Bibliothek ist die Sache so, daß die Einbuße bei einem Etat von ungefähr I6 000 S, den wir — die Buchbinderarbeiten abgerechnet — haben, ca. 630 Me sein würde. Die Sache steht bei uns ähnlich, wie sie Herr Prof. Dr. Steinmeyer vorhin von Erlangen dargelegt hat; ich kann Sie, versichern, daß wir nicht in der Lage sind, ich habe im vorigen Jahre als Rektor und Kanzler der Universität genug mit unserem Etat zu tun gehabt — die allerkleinste Erhöhung zu erwirken. Wir werden keinen Erfolg haben, wenn wir mit der Forderung kommen, 630 M aus diesem Grunde einzusetzen. Es wird uns sicher die Geschichte von der Liebesgabe entgegengehalten werden, und es ist wenigstens solange tatsichlich eine Liebesgabe, als nicht gleichzeitig alle Sortimenter erklären: nun sind wir be⸗ friedigt; jetzt ist die Existenz des Sortiments wirklich gerettet; mindestens für die nächsten 20 Jahre wird Schicht gemacht. Das wäre natürlich etwas anderes; dann kann man vielleicht den Ständen mit sozialpolitischen Gründen kommen. Solange das nicht geschehen ist und man nur den leisesten Gedanken hat, daß auch dieser Zuschuß noch immer nicht genüge, gehts nicht. So bedeuten die 630 M für uns eine sehr große Schädigung. ö.
8. . liegen so. Bis zum 1. April 1904 haben wir tatsächlich noch 10/9 bekommen. Herr Geheimrat Dove hat das vorhin ganz richtig auch für das Großherzogtum Hessen erwähnt. Das hing damit zusammen, daß unser Herr Ober⸗ bibliothekar im Einverständnis mit der Regierung erklärte: während des Etatjahrs geht es jedenfalls nicht an, daß wir verkürzt werden. Das ist gegen jegliche Billigkeit und deswegen haben wir die Sortimenter veranlaßt, es bei den alten Be⸗ stimmungen zu belassen. Dagegen ist wohl auch von seiten des Börsenvereins nichts einzuwenden. ustimmung ) Jetzt ist das zu Ende, und nun kommt die Frage, ie unsere Bibliothek sich stellen wird. Darüber habe ich hier nicht zu
sei, also des Urhebergesetzes, das zunächst einen bestimmten
händler, die Herr Brockhaus festgestellt hat, hier überhaupt