1904 / 122 p. 34 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 May 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Aber es könnte ja auch und darauf möchte ich die Aufmerksamkeit des Herrn Seippel richten das Sortiment seinerseits seine Ermittlungstätigkeit noch weiter auf diese Seite der Sache richten und aus einer größeren Anzahl von Geschäftsbetrieben in den verschiedenen Kreis- und Ortsver⸗ einen derartige Ermittlungen publizieren. Ich glaube, die Auskünfte von beiden Seiten würden ein richtiges Bild geben und dazu beitragen, die Anschauungen über die Stellung des Sortiments zu klären.

Dann aber, meine Herren, ist ein zweiter Punkt noch zu berücksichtigen, und der betrifft die Kreditverhältnisse. Darüber ist keine genügende Auskunft gegeben. Ist es richtig, daß 60/, der reguläre Zins ist? Die Provisionen kommen außerdem noch hinzu, und wie summiert sich das nun im ganzen für jemanden, der dauernd den Kredit des Kommissionärs in Anspruch nimmt? Meine Herren, Sie wissen vielleicht, daß ein Schriftsteller aus Buchhändler— kreisen diesen Gegenstand oft berührt hat, und wenn ich nicht sehr irre ich kann aber für dieses Zitat nicht volle Ver⸗ antwortung übernehmen zitiert er den Ausspruch eines Leipziger Kommissionärs gegenüber einem Provinzialsorti⸗ menter, der dahin geht: „Wenn wir Leipziger die Hand

zurückziehen, dann kracht „. des ganzen deutschen Sortiments

zusammen“. (Sehr richtig! und Widerspruch, Ich bitte diesen Ausspruch lediglich als Zitat aufnehmen zu wollen. Ich selbst habe versucht, über diese Dinge Auskunft zu erlangen, und es ist mir von dem Inhaber eines sehr großen Geschäfts, der bedeutende Erfahrungen auf diesem Gebiete hat, versichert worden wenn ich nicht irre, habe ich das auch in dem Buche wiedergegeben —, daß mehr als die Hälfte des Provinzialsortiments in einer Lage dauernder Verschuldung gegenüber den Leipziger Kommissionären sich befände. der Kommissionäre und Vereins

ihres liegen,

darüber doch auch, soweit Sie in der Lage sind, hier Aus kunft geben wollten, und soweit Sie augenblicklich dazu nicht in der Lage sind, Ermittlungen, soweit als es möglich ist,

anstellen und die vielleicht noch zu der Publikation, die über unsere Verhandlungen stattfinden wird, geben würden. Ich meine, der Vorschlag empfiehlt sich von selber.

Buchhändler Ziegler-Leipzig: Ich möchte über die Zins-⸗ berechnung noch ein Wort sagen. Es ist für uns unmöglich, in andern Kommissionsgeschäften darüber Erhebungen an- zustellen, welchen Zinsfuß unsere Kollegen berechnen. Es wird jeder Geschäftsinhaber, dem wir mit derartigen Fragen kommen, sagen: das ist eine Abmachung zwischen mir und meinen Kommittenten, und ich kenne kein Mittel, anderweitige Er⸗ hebungen anzustellen. Ich kann nur bestätigen, daß wir uns im allgemeinen nach dem Bankzinsfuß richten, wozu eine kleine Bonifikation als Risikoprämie kommt. Das ist nach meiner Meinung durchaus gerechtfertigt, da wir von unsern Kommittenten fast nie eine Sicherheit in der Hand haben, wie der Bankier ir perlangt; wir müssen also mit Verlusten rechnen, und diese werden nach meinen Erfahrungen durch die kleine Risikoprämie nicht gedeckt.

Als Maximum darf ich die von Herrn Geheimrat Bücher angeführten 6o,, bezeichnen.

Was nun die Behauptung von der Ueberschuldung des Sortiments betrifft, so muß ich im allgemeinen bestreiten, daß Das Sortiment überschuldet ist. Es ist selbstverständlich, daß der Sortimenter mit Kredit arbeiten muß. Er braucht Kredit vom Verleger, er braucht auch besonders nach der in den letzten 20 Jahren stattgefundenen Verschiebung des Kreditverhältnisses durch die sicher 30 400½ Steigerung des Barpaketverkehrs Kredit von dem Kommissionär, der jeden Tag für ihn Aus- lagen machen muß. Es wäre ja ein idealer Zustand, wenn wir immer Kasse von den Herren Sortimentern im voraus hätten, doch ist hieran bei der stetigen Steigerung des Bar⸗ paketverkehrs nicht zu denken. Eine Verschuldung des Sorti⸗ ments läge vor, wenn das Obligo eines Kommissionärs in unrichtigem Verhältnis zum Umsatz stände und ohne regel— mäßige à conto-Zahlung ständig zunähme. Derartige Fälle kommen ja vor; diese Firmen werden schließlich abgestoßen, sie gehen zu Grunde, und der Kommissionär hat Verluste, aber das ist doch eine Ausnahme. Es ist nun undenkbar, daß der Kommissionär den Saldostand seiner Kommittenten veröffentlichen könnte. Das sind interne Angelegenheiten und ist für mich vollkommen ausgeschlossen, nach dieser Richtung nähere Angaben zu machen. (Geheimer Hofrat Professor Dr. Bücher: Durchschnittsziffern? Das ist unmöglich, auch dazu müßten wir die Ermächtigung von unserm Kommittenten haben.

Buchhändler Winkler-Leipzig. Meine Herren! Ich wollte das Gleiche sagen, was Herr Ziegler gesagt hat: Die Verhältnisse liegen bei allen gleich, nur möchte ich hinzusetzen, daß man ja ab und zu die Zinsenberechnungen anderer Kom missionsgeschäfte erfährt. Wenn ein Sortimenter von seinem Kommissionär abgehen will und, wie das vorkommt, die Rech⸗ nungen des anderen Kommissionärs einschickt, um einen vollen Einblick zu geben, um zu zeigen, was er absetzt usw., so er⸗ fährt man das. Da habe ich gefunden, daß es bei den andern gerade so ist wie bei uns, es mag mal um 1M ου differieren, was gar nichts bedeuten will.

Die vorhin erwähnte Behauptung, daß die Hälste oder über die Hälfte unserer deutschen Sortimenter bankerott wäre, wenn das Sortiment nicht von den Kommissionären gehalten würde, ist eine starke Uebertreibung. Wir können Gott sei Dank sagen, daß nur eine geringe Zahl unserer Kom⸗ mittenten im Verhältnis zur Gesamtzahl verschuldet ist. Daß manche Firmen im Laufe des Jahres in regelmäßigen Zwischen⸗ räumen höher in Vorschuß kommen und dann wieder herunter, hat sehr viele Gründe, die mit beginnender Insolvenz einen Zusammenhang gar nicht haben. Es gibt Leute, die einmal im Jahre bezahlen; sie sind höchst solvent, aber sie begnügen sich mit dem geringen Zinsfuß, den ihnen der Bankier das Jahr über für ihre bei diesem angelegten Gelder zahlt und

Es würde ja doch zweifellos im höchsten Interesse Buchhandel, ob man sich zu einem solchen Schritt entschließen

wenn Sie

30. Mai, nachdem die Kantatemesse vorbei war, haben wir Verhältnisse orientiert zu sein, und so sehr ich sonst ein

unter welcher Gefährdung auch wir Verleger leiden könnten.

Sie glauben, es müßte ihm doch sehr gut gehen. Die

könne kein Kommissionär sich darüber täuschen, wie es mit einem Manne steht.

und weil dann neues Kapital einzieht.

würde die Anregung nicht gegeben haben, wenn ich nicht durch die freundlichen Mitteilungen des Herrn Ziegler in

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zahlen dem Kommissionär für seine Vorschüsse einen höheren Zinsfuß. Das sind wirtschaftliche Unbegreiflichkeiten, aus denen man keine Schlüsse auf die Vermögenslage ziehen kann. Handelt es sich um einen Sortimenter in einem von Fremden viel besuchten Orte, so macht er sein Hauptgeschäft zur Bäder⸗ zeit. In andern Orten ist die beste Geschäftszeit in der Zeit um Weihnachten. In solchen Fällen warten die Kommittenten mit der Regulierung bis dahin, sodaß um diese Zeit das Konto rein ist, während in anderen Monaten erhebliche Salden vorhanden sind. Das beweist aber nicht, daß der Mann ver— schuldet ist. Es ist ähnlich wie bei einem Privatmann, der

seine Rechnung beim Schuster und Schneider halbjährlich oder Kreis, wie wir ihn bilden, überhaupt zur Debatte zu stellen.

jährlich bezahlt, während ein anderer jeden Posten sofort be⸗ Es ist doch selbstverständlich, daß die großen Kommissions— gleicht. firmen, wie sie hier vertreten sind, die Firmen Koehler, Volckmar

unserer Beratungen sein und den deutschen Buchhandel aus der Trübung mancher irrigen Vorstellungen ins Licht rücken.

freue mich oder würde mich sehr freuen, wenn Herr Springer mit seiner Behauptung Recht behalten oder Recht haben sollte, indem er sagt, die deutschen Verleger seien so stark, daß sie eigentlich diejenigen wären, die sozusagen alles in der Hand hätten. Ich bin nicht dieser Ansicht: Wir be— rühren hier eine Frage, die für uns von ungeheurer Wichtig— keit ist, aber auch von so ungeheurer Schwierigkeit, daß es von vornherein geradezu gefährlich ist, sie in einem so großen

Dr. de Gruyter⸗-Berlin: Meine Herren! Ich glaube, und Steinacker, unmöglich aus ihren Geschäftsgeheimnissen wir sehen aus dem Umstande, daß gerade die Buchhändler heraus auch nur eine Andeutung machen können. Im Gegen— hier noch zur Stelle sind und mit gespannter Aufmerksamkeit teil, sie sind moralisch gezwungen, alles zu tun, um zu sagen: die den Verhandlungen folgen, wie interessant auch für uns Buch⸗ 600 oder 700 Firmen, die die eine von diesen Kommissionsfirmen U händler besonders dieser Punkt ist, den Herr Geheimrat vertritt, sind alle gut, deshalb haben wir sie eben, oder sie Bücher berührt hat. Ich bin von den soeben gehörten Worten sind wenigstens so gut, daß ihnen gar nichts passieren kann. des Herrn Ziegler auf das freudigste berührt, da er uns be- Sie wissen ganz genau, was es heißt: Kommissionärauskunft. kräftigt, daß die Verschuldung nicht eine so große sei, wie Wir erleben das doch tagtäglich. Das ist natürlich die mo—

man vielfach auch in den Kreisen des Buchhandels anzunehmen ralische Stellung, die sie als Kommissionär haben, und aus geneigt sei. Das ist frohe Botschaft für uns alle. Aber ich diesem Grunde habe ich ihnen vorhin diese kolossale Gewalt möchte doch die Frage stellen, ob es nicht möglich sei, eine zugetraut, weil sie außer dem ungeheuern Kapital, das ihnen statistische Zusammenstellung dieser Tatsache ziffermäßig zu er⸗ zur Verfügung steht und wodurch sie auf ihre Geschäftsfreunde härten; denn hier ist das beste Barometer für den Stand des einwirken, auch eine ungeheure moralische Gewalt über diese deutschen Buchhandels, und an dieser Stelle muß sich in erster haben. Früher war das nicht ein Stand in dem Sinne, daß Linie die Frage entscheiden, ob das Sortiment im Kern gesund man bloß mit den Leuten zufällig Geschäfte machte, sondern oder ungesund ist. Es ist gewiß ein Gegenstand ernster Ueber⸗ es sind im Laufe der Jahre zum großen Teil persönliche,

legung für alle beteiligten Kreise, für die Kommissonäre, für private, fast möchte man sagen familläre Verhältnisse daraus

den Börsenvereinsvorstand und für den gesamten deutschen entstanden. Gerade in den Kommissionsgeschäften haben sich zu g im Laufe der Zeit zu einer Reihe von Buchhändlern in den will und heute kann eine solche Entscheidung natürlich nicht Provinzen sehr intime Verhältnisse entwickelt. Ich bedaure, getroffen werden. Denn sie kann folgenschwer sein. Aber daß die Frage zu spät herangezogen ist, um sie noch eingehend daß Ihre Geheimbücher Ihnen nicht gestatten, diese Anein⸗ heute erörtern zu können. Man kann ja auch die Frage von anderreihung zu machen, kann ich nicht anerkennen; so gut dem Gesichtspunkt betrachten, welche großen Unternehmungen wie der Bankier jederzeit Aufschluß geben darf in seinen im Laufe der Jahre durch die Leipziger Kommissionäre oder Bilanzen, wie es um seine Debitoren Und Kreditoren bestellt durch einen geschickten Zufall oder durch einen Zufall

ist so gut können Sie ohne die Zustimmung Ihrer Kom— schlechthin gehalten und durchgeführt worden sind. Ich mittenten sagen:

an dem und dem Tage, sagen wir am erinnere an Eduard Hallberger ufw. und könnte Ihnen ein 0. na : Dutzend Geschichten erzählen von jedem einzelnen, die lediglich diese Außenstände, haben wir jene Verbindlichkeiten. Daraus durch Zufälligkeiten gehalten worden sind durch Unterstützung würde schon sehr viel zu lernen sein: und das Ergebnis einer des Leipziger Kommissionärs, anderfalls wären sie völlig kaput solchen Gegenüberstellung wäre sicherlich auch für die Kreise gewesen. Hallberger hat mir in seiner Villa in Tutzing ge⸗ des Buchhandels von großer Bedeutung. sagt: Als mein Vater öffentlich in den Zeitungen erklärte

Verlagsbuchhändler Ferd. Springer-Berlin: Meine damals war Cerius „Ueber Land und Meer“ erschienen —, Herren! So sehr es mich auch interessieren würde, über diese daß er keinen Pfennig mehr für mich bezahlte, da packte ich den . ie ganzen Krempel zusammen in Eisenbahnwagen, fuhr nach Freund größter Offenheit bin, so muß ich eigentlich meine Leipzig, versetzte alles, was ich hatte und sagte: Von morgen Herren Kollegen aus dem Kommissionsgeschäft davor warnen, ab kostet „Ueber Land und Meer“ statt 8 Taler 4 Taler, derartige Angaben zu machen. (Sehr richtigh Angaben, und er war ein gemachter Mann. Ohne diese Unterstützung meine Herren, die, wenn sie ungünstig qusfallen sollten in Leipzig wäre dies unmöglich gewesen. So erhielt er

ich weiß es nicht —, eine schwere Gefährdung des Kredits Kapital, das er in Stuttgart nicht bekam. Vielleicht ist es

des deutschen Sortimentsbuchhandels nach sich ziehen würden, indiskret, davon zu reden; Hallberger ist tot, Andere leben

noch. Soweit es sich um Tote handelt, könnte man eine

Also ich muß, so sehr ich dafür bin, daß allgemeine An— gßanze Reihe Geschichten erzählen, freilich ließe sich auch über gaben gemacht werden, daß die Prozente an konstruierten

Lebende mancher hochinteressante Fall berühren, doch würden (Zuruf: Es handelt sich (in Prozenten) der Sortimenter seinem Kommissionär zu doch hier um das Sortimenth zahlen hat, doch die Herren dringend warnen, sich auf eine Es handelt sich nach meiner Ansicht um die Frage der Bilanz des deutschen Sortimentsbuchhandels einzulassen. Bedeutung des Leipziger Kommissionsgeschäfts für den ge— Ich weiß nicht, wie sie ausfällt; aber ich halte es für ganz samten Buchhandel und auf die damit zusammenhängenden untunlich, daß über diese Dinge etwas in die Oeffent- Kreditoerhältnisse. Der Einfluß Leipzigs auf das Kommissions— lichkeit kommt. geschäft, den ich vorhin mit ganz wenigen Worten zu cha⸗

Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig: Meine Herren! rakterisieren versuchte, muß nicht einseitig dahin beleuchtet Ich möchte hier eine kleine Erklärung nach einer Seite hin werden, daß man den Kommissionär hinstellt, als wenn er geben, die vielleicht für die Herren, die nicht im Buchhandel bloß da wäre, um ein paar Sortimenter in den Provinzen ju sind, wünschenswert wäre. Nach dem, was ich erfahren habe, halten, sondern daß man auch nach der andern Seite, wenn und was wir unter den Sortimentern wissen, sind die Ver- man ihn recht beurteilen will, seine großen Verdienste her⸗ luste, die am Sortiment gemacht werden, gering. (Rufe: vorhebt. Leider ist es heute schon zu spät geworden, um näher Sehr richtig! und: Sehr gering) Denn der Betreffende gibt auf diesen Punkt einzugehen. Außerdem erkenne ich an, daß eher sein Sortiment auf, bevor er völlig zu Grunde gerichtet in dieser Frage für uns so große Schwierigkeiten liegen, und ist, er zieht neues Kapital hinein; denn es ist möglich, wenn sie eine derartige Disziplin und Diskretion erfordert, daß die Herren hören, das Sortiment ist nicht verschuldet, daß man sagen müßte, es dürften die Verhandlungen nur bei ge— schlossenenen Türen von einer kleineren Kommission beraten werden, damit niemand hört, was gesprochen wird. Nur dann könnte man frei über die Frage reden.

Buchhändler Seippel-Hamburg. Ich kann mir gar Also die Verluste sind sehr gering, und nicht denken, welchen Wert überhaupt solche Ermittlungen haben

Beispielen angegeben werden, daß angegeben wird, wieviel diese es vielleicht nicht wünschen.

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Kommissionäre haben ein so überaus feines Gefühl dafür, wie es um die Sortimenter bestellt ist, daß es mir scheint, als

gerade nach dem, was ich gehört habe, sind die Außenstände können; wenn sie nämlich von 19 Firmen, sagen wir mal von der Kommissionäre bei den Sortimentern verhältnismäßig wohl großen Kommissionsfirmen, angestellt werden, geben diese Er—

kaum so groß, wie wir Außenstände bei unseren Kunden hebungen niemals ein allgemeines Bild über die Lage, Solvenz,

haben. Aber wie gesagt, verloren wird deswegen nicht viel, Kreditfähigkeit des Buchhandels. Wenn wir das erzielen weil das verlorene Geschäft sehr schnell in andere Hände geht, wollen, so müssen wir fämtliche Firmen des deutschen Buch⸗ Vielleicht ändert sich handels in der Weise behandeln und danach das Resultat ziehen. Das hat aber keinen Wert. Wir haben von Herrn Winkler vorhin gehört, daß es komische Heilige gibt, die Geld bei ihrem Bankier liegen haben und es dem Kommissionär schuldig bleiben. Was wollen Sie denn daraus für Folgerungen ziehen, wenn Ihnen die Kommissionäre sagen: der Mann schuldet mir so viel, ohne den Namen zu nennen und ohne daß man weiß, wieviel der Mann daheim in seiner Bank ligen hat! Diese ganzen Erhebungen sind nach meiner festen Ueberzeugung absolut wertlos. Das ist graue Theorie, damit erweisen wir dem Buchhandel keinen Dienst. Verlagsbuchhändler Vollert-Berlin: Es soll hier, wenn ich richtig verstanden habe, festgestellt werden, wieweit der Sortimentsbuchhandel bei den Kommissionären verschuldet ist, um daraus eventl. den Schluß zu ziehen, daß der Sortiments⸗ buchhandel in einer großen Anzahl von Betrieben nicht lebens⸗ fähig ist, oder von der Gnade des Kommissionärs abhängt. Ich meine, ein Kommissionär kann doch durch seinen Kredit niemals auf die Dauer ein schlechtes Geschäft erhalten. (Sehr richtig Das Geschäft wird unter allen Umständen zu Grunde gehen. Wenn der Kommissionär einem Kommittenten Kredit einräumt, der im richtigen Verhältnis zu seinem Geschäfte⸗

die Auffassung darüber mit der Zeit, ob ein unhaltbares Sortimentsgeschäft noch erwerbswürdig ist. Verlagsbuchhändler Dr. de Gruyter⸗Berlin: Ich

meinem Urteil dahin geführt worden wäre, daß es weit besser um die finanzielle Fundierung des Sortiments bestellt sei, als es seither angenommen wird, und wenn dem so ist, wenn sich durch eine zunächst ganz sekrete Ermittelung in den Kommissionärkreisen das wirklich ergibt, so sehe ich in der Tat nicht ein, warum wir ein günstiges Resultat verschweigen sollen. Sie werden vielleicht sagen, aus unserem Schweigen wird man dann ungünstige Schlüsse ziehen. (Sehr richtigh Meine Herren, in diesem Augenblick kann selbstverständlich ein Ja oder Nein nicht gesprochen werden, ob man eine solche Zusammenstellung machen will oder nicht; hier wird außer den Kommissionsfirmen selbst der Börsenvereinsvorstand in allererster Linie mit zu Rate gezogen werden müssen. Beschließt man sie und ergibt sie, worauf uns Herr Ziegler mit Bestimmtheit vorbereitet hat, ein erfreuliches, günstiges Resultat, so wird das ein höchst willkommenes Nebenprodukt

Buchhändler Luckhardt-Leipzig: Meine Herren! Ich

umfange steht, dann kann die Summe des von dem Kommissionãr gewährten Kredits eine sehr große sein, und es braucht daraus doch nicht der Schluß gezogen zu werden, daß die einzelnen Kreditnehmer schlecht fundierte Geschäfte sind. Daß der Sortiments buchhandel im allgemeinen ein gesunder ist, das glaube ich, können wir Verleger beurteilen; denn wir sehen, ob wir bezahlt werden oder nicht. Soweit meine Erfahrung reicht und wie mir von andern Geschäften bestätigt wird, ist z. B. bei der diesjährigen Abrechnung in Berlin nicht eine einzige Firma rückständig geblieben. Ich kann das auch aus der Leipziger Ostermesse bestätigen. Daraus darf man schließen, daß im großen und ganzen das Zahlen im deutschen Buch⸗ handel ein pünktliches ist, und ich muß bestätigen, daß die Verluste, die wir Verleger bei unseren Geschäftsfreunden er— leiden, prozentualiter gering sind. Ich glaube, daß alles sind Momente, aus denen heraus man wohl die Solidität des Sortimentsbuchhandels beurteilen kann, den ich trotz aller Schwierigkeiten heute noch innerlich für gesund halte. Die Sortimenter verdienen wenig, aber sie plagen sich tüchtig, und tun ihre Pflicht und Schuldigkeit. . Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig: Ich kann konstatieren, daß Herr Ziegler nicht die Schlußsumme unserer Berechnungen angezweifelt hat, sondern nur einen einzelnen Posten. Universitätsprofessor, Geheimer Hofrat Dr. Bücher- Leipzig: Gestatten Sie mir nur ein paar Worte. Ich

bedaure eigentlich, daß die Debatte nicht zu klaren Ergebnissen geführt hat. Ich habe aber von vornherein nicht erwartet, daß sich Resultate ergeben würden, die weiterhin verwertbar wären. Ich möchte aber Herrn Vollert versichern, da die Frage sich auf einem Gebiete bewegt, wo wir glücklicherweise einmal einig sind, daß es sich schlechterdings nicht darum gehandelt hat, aus den Daten, die hier zu gewinnen waren, Schlüsse zu ziehen auf Lebensfähigkeit oder Lebensunfähigteit des Sortiments. Es handelte sich nur darum, Dinge, die in weiten Kreisen verbreitet sind, und die ich selbst mich nicht für berechtigt gehalten habe, in meiner aufklärenden Schrift zu erwähnen und zu behandeln, weil ich mir sagen mußte: non liquet diese Dinge für uns und auch für diejenigen aufzuklaͤren, die sie fortwährend kolportieren und als Mittel der Agitation benutzen. . Vorschlag einer Buchhandelsbank in Leipzig und was damit zusammenhängt und kennen wohl auch alle die Anschauung, die ja sehr weit verbreitet ist, daß der Schwerpunkt des Leipziger Kommissionsgeschäfts nicht in der Vermittelung liegt, sondern in dem Bankgeschäft, das sie treiben. Das ist wenig— stens in den Kreisen, bei denen ich mich zu informieren gesucht habe, die allgemeine Anschauung. . Und nun möchte ich doch noch auf eins aufmerksam machen, was durchaus zu beachten ist, damit, wenn die Debatten hier veröffentlicht werden, keine falschen Vorstellungen erweckt werden. luskun gegeben haben, sind die Inhaber der großen Bar⸗Sorti—⸗

mente, deren Kommissionsgeschäft unter ganz eigentümlichen, ich nehme an günstigeren Voraussetzungen steht, als es im

Durchschnitt der Fall ist. Ich bedauere lebhaft, daß der Herr Vorsitzende des Leipziger Kommissionärvereins, dessen Geschäft wohl unter anderen Voraussetzungen steht, nicht das Wort ergriffen hat. Er würde uns zu der Frage aus seinen Erfahrungen heraus vielleicht ein anderes Bild geben können.

Ich wollte noch einmal die Frage behandeln, daß ein erheblicher Teil der Sortimenter, die mit den Kommissions⸗ geschäften in Beziehung stehen leider nicht mit Ihren 'der hier Anwesenden), sondern überhaupt mit Kommissions⸗ geschäften daß also solche verschuldeten Sortimenter einer Ausbeutung unterliegen, die bis zur vollständigen Aussaugung geht, worauf dann an einem Remplaganten, den man dann in das Geschäft hineinsetzt, die Operation von neuem voll⸗ zogen wird. Ich meine, die Sache ist doch von außerordent⸗ licher Wichtigkeit. Ich halte mich nicht für berechtigt, die Auskunft, die mir feiner Zeit der Inhaber des großen Kommissionsgeschäfts, den ich befragt habe, in dieser Hinsicht gegeben hat, hier mitzuteilen, da es sich lediglich um einen Eindruck handelt, der mir unter vier Augen mitgeteilt worden ist. Aber ich glaube, es liegt doch im Interesse des deipziger Kommissionärvereins und des gesamten deutschen Geschäfts

und auch wohl im Interesse des Börsenvereins und der ; . nicht erfahren, und das wird er nicht erfahren. Aber we Sie imstande sind, seinen Wünschen, die ja nicht bloß seine

Maßnahmen, die er ergreift, daß nach dieser Seite eine ge— wisse Klarheit geschaffen wird. Wenn einer der Herren gemeint hat, daß die Auskunft von den Sortimentern selber gegeben werden sollte, so muß ich dem entgegnen: das kann man nicht verlangen. Wie kann man einen Verschuldeten fragen: wie hoch ist die Verschuldung? das ist vollständig unmöglich.

Hörensagen, wichtig genug sind, um wenigstens soweit, als es

nach allgemeinen Eindrücken möglich ist, hier Aufklärung zu und ich möchte wirklich Herrn Einhorn bitten, sich

geben, zorn bitten, darüber auch einmal äußern zu wollen: inwieweit besteht wirklich eine dauernde Verschuldung des Sortiments oder einer bestimmten Gruppe des Sortiments, und inwieweit

findet jene Geschäftspraxis, von der man versichert, daß sie

existiert, statt? .

Verlagsbuchhändler Albert Brockhaus⸗Leipzig: Meine Herren! Ich spreche jetzt als ein kleiner Kommissionär. Ich bin nicht in der glücklichen Lage, 00 oder 750 Kommittenten zu haben, wie die beiden Herren, sondern nur ungefähr 150. Auf Grund meiner Erfahrungen kann ich die Frage des Herrn Geheimrat Bücher sehr schnell dahin beantworten: In den beinahe 25 Jahren, die ich die Leitung dieses Kommissions⸗ geschäfts in der Hand habe, sind vielleicht ich will nicht untertreiben 6 meiner Kommittenten als verschuldet zu be— zeichnen gewesen. In den 6 Fällen ist es, wie ich glaube mit meinem Zutun, vielleicht auch ohne mein Zutun gelungen, daß die Geschäftsübergabe, von der Herr Dr. Lehmann ge— sprochen hat, an einen andern, d. h. also durch Verkauf, in Formen sich vollzogen hat, daß niemand verloren hat. Es ist aber als unumstößlich sestzustellen, daß die Kommittenten,

teilungen machen dürften über den Stand der Verhältnisse

Durchschnitte ungefähr zutreffen.

Meine Herren, Sie kennen ja den

Da kommen ere J . steigern und regeln nach Ansprüchen und Umsatz. Das geht

Die beiden Herren, die allein Auskunft

Aber, ich glaube, daß doch die tatsächlichen Momente, die ich hier angeführt habe, nach on dits, nach

.

deren Geschäfte ein Kommissionär dauernd besorgt, nicht als

verschuldet zu bezeichnen sind. Konten der Kommittenten durch, und es werden über die Ver—

hältnisse der Kommittenten, soweit das möglich ist, die ein— P

Wir gehen allmonatlich die

gehendsten Erkundigungen eingezogen. Einen Kommittenten, der augenscheinlich verschuldet ist oder der eine Mißwirtschaft treibt, wird ein ordentlicher Kommissionär überhaupt nicht annehmen, der Betreffende wird sein schläfriges und elendes Dasein in den Händen eines kleinen Geschäftsmannes viel— leicht kurze Zeit fristen und wird dann in ein besseres Jenseits hinüberschlummern. Indessen solche Existenzen gibt es in jedem Berufe und es darf sie daher auch bei uns geben. Eine Tatsache kann ich es nicht nennen, daß die Summe, die der Sortimenter allmonatlich schuldet, die sich allmonatlich verringern muß durch Zahlungen und allmonatlich wieder steigt durch Neukreditierungen, im Mißverhältnis stehe zu seinem Umsatz und zu den vorhandenen Werten des Sorti⸗ mentes.

Buchhändler Einhorn-Leipzig: Ich darf vielleicht kurz sagen, daß dieses Buch des Herrn Geheimrat Bücher wieder⸗

holt zu längeren Debatten im Vorstand des Kommissionär⸗

vereins geführt hat, und daß wir uns nach allen Richtungen

die Sache überlegt haben, ob wir in irgend einer Form eine

Erklärung ohne oder mit Zahlen geben sollten. Wir sind schließlich doch einstimmig zu der Ueberzeugung gekommen, daß

wir, wie es auch sei, mit oder ohne Zahlen nicht Mit⸗

unserer Kommittenten, über etwas, was nicht unser Eigentum ist. Wir mußten also abwarten, ob vielleicht der eine oder andere unserer Kommittenten von sich aus Mitteilungen machen würde, wie das z. B. von Herrn Wellmann geschehen ist. Diese Mitteilung des Herrn Wellmann wird ja im Herr Wellmann berechnet sich 1160½ Kommissionsspesen; diese werden bei anderen Firmen je nach der Arbeit, die sie uns machen, vielleicht auf 20) steigen, vielleicht noch mehr; sie werden bei anderen unter 116 fallen, bis auf 10, vielleicht auf 1/20 sinken. Es kommt hierbei ausschließlich auf die Arbeit an, die die be— treffende Firma macht. Ein Sotimenter oder Verleger, an den in der Woche vielleicht nur einmal ein Brief geht oder ein Postpaket, macht natürlich weniger Arbeit als vielleicht ein größerer Sortimenter oder Verleger, für den täglich Kisten, Postpakete usw. aus- und eingehen, oder für den ein größeres Lager in Ordnung gehalten werden muß, und der sich dadurch am Verlagsorte selbst von allen mechanischen Arbeiten befreit. natürlich andere Spesen in Ansatz, die sich

hinauf und herunter, das eine Jahr ist es mehr, das andere

weniger; also feste Zahlen, Normen sind da nicht zu nennen. Ich wiederhole: . be l il wir Vertrauenspersonen zu schweigen verpflichtet sind; es ist nicht ö Leipzig:

Wir dürfen nichts darüber sagen, weil wir als

unser Eigentum und wir haben nicht das Recht der Ver— öffentlichung.

Ich möchte für mein Geschäft noch bestätigen, daß ich vollständig den Ausführungen des Herrn Winkler, des Herrn Ziegler und des Herrn Brockhaus mich anschließen kann, ganz besonders wegen der angeblich 10/9 Zinsberechnung. Diese Berechnung laut Professor Bücher zitierter Zeitungsnotiz halte ich für einfach unmöglich in einem soliden Kommissionsgeschäft. Wir rechnen einfach den Bankzinsfuß, wie er von der Reichs⸗ bank normiert wird; wir rechnen, wie Herr Ziegler sagte,

eine kleine Provision darauf, und wenn wir Verluste erleiden,

so kann ich Sie versichern, daß diese kleine Provision unseren Schaden selten oder kaum deckt.

Verlagsbuchhändler Dr. von Hase-Leipzig: Ich wollte

nur aus denselben Erwägungen heraus das feststellen, was

Herr Brockhaus vorhin ausführte. Wir haben seit einigen 30 Jahren gleichfalls ein kleines Kommissionsgeschäft, auch mit etwa 156 Kommittenten, entwickelt für unser spezielles Gebiet und haben nicht einmal die Zahl schwieriger Fälle, die Herr Brockhaus nannte, gehabt. Es ist vorgekommen, daß Leute geschäftlich gescheitert sind; aber kein einziger Fall ist vorgekommen, wo durch unsere Vermittelung derartige Arran⸗ gements haben gemacht werden müssen.

Vorsitzender: Meine Herren! Herr Geheimrat Bücher eigentlich wissen wollte, hat er wenn

persönlichen Wünsche sind, sondern an denen auch wieder andere

ein Interesse haben, in einigem Umfange zu entsprechen, also ihm vielleicht doch noch ein gewisses Material an die Hand zu geben, das die Diskretion nicht verletzt und irgendwelche ungünstigen Wirkungen nicht üben kann, so glaube ich, würde das erwünscht sein, und wir könnten dann dieses Material

dem Protokoll einverleiben. ͤ stellen, ob sie diesen Weg gehen wollen und können.

ich glaube, fernere Besprechungen über diesen Gegenstand

Universitätsprofessor, Geheimer Hofrat Dr. Leipzig: Meine Herren! Nur noch zwei Worte. r nicht vergessen, daß die Kommissionsgeschäfte untereinander außer⸗

müssen. Das möchte ich sagen, um nicht eine falsche Vor— Platz greifen zu lassen. Wenn ich sage: die uns doch ge⸗ worden sind, fo möchte ich das dahin verstanden wissen, daß sowohl Herr Brockhaus als auch Herr Einhorn erklärt hat, daß gewisse Geschäfte ein „ordentlicher“ oder ein „solider“ Kommissionär nicht annimmt. Ich darf vielleicht den Schluß wagen, daß es außer den ordentlichen auch noch solche gibt, die nicht ordentliche genannt zu werden verdienen. (Sehr guth

Buchhändler Dr. Lehmann-Danzig: Ich wollte zu den Worten des Herrn Dr. Vollert nur die Nutzanwendung ziehen: der deutsche Sortimenter wird als Gehilfe in einer

Ich glaube, das, was

Ich muß den Herren anheim⸗ Aber

führen nicht weit; es steht den Wünschen von der einen Seite

immer ein non possumus von der anderen Seite gegenüber. Bücher⸗ Wir dürfen

ordentlich verschieden sind, und daß demgemãß die Kategorien der Komittenten in den einzelnen Geschäften verschieden sein

stellung über die Auskünfte, die uns doch noch geworden sind,

solchen Gewissenhaftigkeit erzogen, mit einer solchen Sorgfalt, daß er, wenn er in eine bedraͤngte Lage kommt, er eher alles anwendet und arm davon geht, ehe er als Bankerotteur dasteht. Ich möchte diese Seite des Sortimenters betont wissen. .

Vorsitzender: Meine Herren! Ich glaube, daß wir diesen Gegenstand damit verlassen können.

(Schluß 8 Uhr 15 Minuten.)

Dritter Tag, Mittwoch, den 13. April 1904, Vormittags 10 Uhr. (Die Verhandlung findet statt im Reichstagsgebäude.)

Vorsitzender: Meine Herren! Wir haben uns gestern abend noch dahin verständigt, daß wir von den verschiedenen Einzelfragen, die bei Lit. 3e und 34 unseres Fragebogens ursprünglich in Aussicht genommen waren, die meisten als er⸗ örtert betrachten dürfen und nicht noch einmal zur Besprechung zu bringen haben, daß aber aus diesem Umkreise noch einige bestimmte Themata herausgehoben werden müssen. Als solche kommen in Betracht bei Frage 36 das Verhältnis zwischen

Autoren und Verlegern, insbesondere also auch die Frage der

Verlagsverträge und der Urheberrechtsverträge und das Recht des Verfassers, nach Belieben zum Mindestpreise seine eigenen Sachen vom Verleger zu kaufen. Dabei möchte ich aber aus⸗ drücklich bemerken: es dreht sich in beiden Fragen um Dinge, die wir, soweit die rechtliche Auslegung in Frage kommt, nicht entscheiden können, bei denen es sich also nur darum handeln wird, den beiderseitigen Standpunkt klarzulegen, damit die Kommission in die Lage gesetzt wird, weiter darüber zu verhandeln.

Bei der Frage 34 kann es sich nur noch um eine Nach— lese handeln. Von neuem ist aber noch aufgetaucht die Frage der Verbreitung unsittlicher Literatur infolge des heutigen Zustandes im Sortiment.

Bei Ziffer 4 des Fagebogens hatten wir uns schon dahin geeinigt, daß die verschiedenen Richtungen, in denen etwa Reformen eingeführt werden sollen, hier nicht besprochen werden sollten, sondern daß wir hauptsächlich erörtern wollten, in welcher Weise und von welchen Organisationen die soge⸗ nannte Versöhnungskommission, die in Aussicht genommen ist, gebildet werden soll. .

Ich eröffne die Diskussion zur Frage 34. Das Wort hat Herr Geheimrat Bücher.

Universitätsprofessor, Geheimer Hofrat Dr. Bücher— Meine Herren! Ich bin gebeten worden, die Ver—

handlungen über das Verhältnis zwischen Autoren und Ver⸗ legern zu eröffnen, und es liegt für mich ein gewisses Be⸗— duͤrfnis vor, gleich hier die Gelegenheit zu benutzen, um prinzipiell noch einmal die Stellung, die die Herren Buch⸗ händler meiner Schrift gegenüber und ich ihnen gegenüber eingenommen habe, zu berühren. Die Herren haben gestern wiederholt, u. a. Herr Hartmann und Herr Dr. Ruprecht, mir vorgeworfen, daß ich einzelne Fälle verallgemeinere. Ich könnte leicht Herrn Hartmann diesen Vorwurf wiedergeben. Er hat uns gestern den einen Fall des Mustergehilfen vor— geführt, der nach einem in der Reclamschen Sammlung er⸗ schienenen Buche zuerst an verschiedenen Stellen nachsucht, dann den „Brockhaus“ aufschlägt natürlich den „Brockhaus“, nicht den „Meyer“, als Beamter eines Geschäfts, das dem Börsenverein so nahe steht (Unruhe. Zuruf: Ich muß protestieren!) Vorsitzender: Ich gemeint war. . ; Universitätsprofessor, Geheimer Hofrat Dr. Bücher— Leipzig: Es ist durchaus nicht böse gemeint, Herr Hartmann, und der dann nach einer halben Stunde das herausbringt. Ja, meine Herren, wenn ich Inhaber eines Sortiments wäre es kann ja vielleicht mal dahinkommen, daß der Akademische Schutzverein tatsächlich so etwas betreibt ö. und der Gehilfe wäre in meinem Geschäft, dann würde ich ihm sagen: die Autoren, die in der Reclam⸗Sammlung sind, sind das Minimum dessen, was ein Buchhandlungsgehilfe wissen soll, und ich würde ihn dann zwar beloben dafür, daß er gleich nach dem „Brockhaus“ gegriffen hat, auf der anderen Seite ihm aber auch aufgeben, jene blaßgrünen Hefte, in denen die Autoren verzeichnet sind, etwas näher zu studieren.

Sie sehen an diesem einen Falle, meine Herren, wie sehr solche Einzelfälle der Mißdeutung ausgesetzt sind, und Sie wollen mir nun auch selber wieder zugute halten, wenn meine einzelnen Beispiele, die natürlich aus vielen herausge⸗ griffen sind, von Ihnen mißdeutet worden sind, und wenn das dann bei mir wieder den Eindruck erweckt hat: die Polemik wird von dieser Seite doch nicht ganz mit den rechten Waffen geführt.

So sind auch die Erörterungen, die ich über den Ver⸗ lagsvertrag und über das Verhältnis zwischen Autoren und Verlegern angestellt habe, in der Schrift des Herrn Dr. Trübner einer Besprechung unterzogen worden, von der ich sagen muß, daß sie in mir ähnliche Gefühle erweckt hat, wie ich zu meinem Bedauern bemerke, daß das betreffende Kapitel fie in den Herren Verlegern erweckt hat. Herr Dr. Trübner sagt (S. 80 seiner Schrift);

Der deutsche Verlagsbuchhandel steht mit seinem ganzen Geschäftsbetriebe und vor allem mit seinen Verträgen auf dem Boden des Urheberrechts und des Verlagsgesetzes, welches er selbst mit hat schaffen helfen, und deren Grundlage die „Verlags⸗ ordnung“ bildet, die er zu einer Zeit aufgestellt hat, als diese Materie reichsgesetzlich noch nicht geregelt war. Auch hier rufen wir das Zeugnis unserer

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glaube nicht, daß das böse