1904 / 132 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Jun 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Dem Abteilungsvorsteher des Pharmazeutisch⸗chemischen

Instituts der Universität zu Marburg, Privatdozenten Dr. Erwin Rupp ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Bekanntmachung.

Die Prüfung der Lehrer an Taubstummen— anstalten beginnt hier am 12. September 19504.

Die Anmeldungen sind an uns bis zum 16. Juli 1904 einzureichen. 6

Das Nähere enthalten die Amtsblätter der Königlichen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. O.

Berlin, den 4. Juni 1904.

Königliches Provinzialschulkollegium. Genz.

Per sonalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offiziere, Fähnriche ꝛ. Ernennungen, Beförderungen und ersetzungen. Im aktiven Heere. Reues Palajis, 2 Juni. Großherzog Adolph Friedrich von Mecklenburg Strelitz Königliche Hoheit, Gen. der Kap., bisher A la suits des 2. Pomm. Ulan. Regtt. Nr. 9, zum Chef dieses Regts. ernannt.

Beamte der Militärjustizverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 16. Mai. Krüger, Militärgerichtsschreiber kr. 9 vom Gericht der 29. Div. unter Ernennung zum Militärgericht sschreiber dem Stabe der 34. Div zugeteilt.

Beamte der Militärverwaltung.

Durch Verfügung des Kriegs m inister in mg. 2. April. Don ke, Lazarettinsp. in Tilsit, zum Lazarettverwalt. Insp. ernannt.

8. April. Schenkel, Heusmann, Riemer, Lazarettverwalt. JInspektoren in Küstrin bejw. Neisse und beim Garn. Lazarett II Straßburg i. E, zu Lazarettoberinspektoren ernannt. Konrad, Lajarettpverwalt. Insp. in Goldap, nach Gumbinnen, Neumann, Lazarettinsp. in Posen, nach Goldap, versetzt.

16. April. Steinmann, Lazarettinsp. in Wittenberg, zum Lazarettverwalt. Insp, Gürtler, Hildebrandt, Schröder, Schulz, Hornung, Lazarettinspektoren auf Probe in Posen bezw. Torgau, Dieuze, Lazarett J Berlin und Gumbinnen, zu Lazarett inspektoren, ernannt.

23. April. Stamann, Lazarettinsp. Lajarett 1 Straßburg i. E. versetzt.

14. Mai. Lubbe, Proviantmeister auf Probe in Branden- burg a. H., zum Proviantmeister, Bohle, Proviantamtskontrolleur auf Probe in Rendsburg, zum Proviantamtskontrolleur, ernannt.

15. Mai. Steinberg, Intend. Rat von der Intend. des IV. Armeekorps, zu der Korptintend. des Gardekorps versetzt.

17. Mai. Haus dörffer, Proviantamtskontrolleur in Ohlau, nach Karlsruhe, Tetz la ff, Provian i amtzassist. in Brandenburg a. H., als Proviantamtskontrolleur auf Probe nach Ohlau, zum 1. Juni 1804. Schönermark, Reinhardt, Proviantamts⸗ rendanten in Hofgeismar bezw. Brieg, als Proviantmeister auf Probe nach Jüterbog bezw. Glatz zum 1. Juli 1904, wersetzt. Ahrens, Hentsch el, Proviantamtsrendanten in Metz bezw. Posen, nach Hofgeismar bezw. Brieg, Ruppe, Klaboschke, Provtanfamts- kontrolleure in Hanau bezw. Saargemünd, als Proviantamtzsrendanten nach Posen bezw. Metz, Beekmann, Proviantamtskontrolleur in Parchim, nach Hanau, Woyth, Kolbow, Proviantamtsassistenten in Kolberg bezw. Schleswig, als Proviantamtékontrolleure auf Probe nach , . bezw. Saargemünd, Eifenach, Proviantamtsassist. in Berlin, nach Kolberg, zum 1. Juli 1901, versetzt. Picker, Adler, Proviantamtskontrolleure bei der Armeekonservenfabrik in Mainz bezw. Spandau, zu Probiantamtsrendanten ernannt.

13. Mai, Brusendorff, Zahlmstr. vom Inf. Leibregt Groß⸗ herzogin (3. Großherzogl. Hess.) Nr. 117, Zehlicke, Zahlmstr. vom Veumärk. Feldart. Regt. Rr. 54, Bohn, Zahlmstr. vom Inf. Regt. Freiherr Hiller von Gaertringen (4. Posen.) Rr. 59, unter Ueber⸗ weisung zu den Intendanturen des IX. bezw. XVIII. und XVII. Armeekorps zu Militärintend. Sekretären ernannt. Som mer⸗ meyer, Intend. Sekretär von der Intend. des Vf. Armee korps, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand persetzt. Mittelstädt, Lazarettoerwalt. Insp. in Halber⸗ stadt, zur Wahrnehmung der Lazarettoberinspektorstelle nach Saarlouis versetzt. Fornagon, Laarettverwalt. Insp. in Frank⸗ furt a. M, mit Wahrnehmung der Oberinspektorstelle bei diesem Lazarett beauftragt. Wilke, Lazarettverwalt. Insp. in Saarlouis, nach Ostrowo, Pfeffermann, Lazarettinsp. in Cassel, nach Naum⸗ burg a. S., Krüger, Lazarettverwalt. Insp. in Ehrenbreitstein, nach Lissa, Krüger, Rieke, Ekers, Böcker, Ruckels häu ser, Laza— rettinspektoren in Potsdam bezw. Rastenburg, Trier, Düsseldorf und Mainz, nach Ehrenbreitstein bezw. Halberstadt, Rastenburg, Trier und Bremen, versetzt.

19. Mai. Gisevius, Rieke, Hinkel, Gundlach, Lazarett⸗ inspektoren in Inowrazlaw bezw. Halberstadt, Dt. Eylau und Aachen, zu Lazarettverwalt. Inspektoren ernannt.

Königlich Bayerische Armee.

Im Sanitätskorps. Durch Verfügung des General stabsarztes der Armee. 21. Mal Dr Miller, einjährig⸗ freiwilliger Arzt des 4. Feldart. Regts. König, zum Unterarzt im 29. Inf. Regt. ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Assift. Arztstelle beauftragt.

Beamte der Militärverwaltung.

23. Mai. Carl, Rechnungsrat, Proviantamtsdirektor des Pro⸗ viantamts München, mit Pension in den erbetenen Ruhestand getreten.

Zum 1. Juni d. J.: Striegel, Zeuglt. a. D., Buchhalter auf Probe, zum Buchhalter bei der Korpszahlungsstelle J. Armeekorps, Bauer, Militäranwärter, Kaserneninspektor auf Probe, zum Kaserneninsp. bei der Garn. Verwalt. Ingolftadt, ernannt; Krieglste iner, Stabsveterinär des Nemontedepots Schwaiganger, als Vorstand zur Remontenanstalt in Neumarkt 'i. Obpf, Kefer, Veterinär des 5. Chev. Regts. Eriherzog Albrecht von Oesterreich, zum Remontedepot Schwaiganger, unter Beförderung zum Stabs— peterinär, Ebner, Proviantamisrendant vom Propiantamt Würz— burg, zu jenem in Freising, versetzt; Prob sf, Intend. Assessor, Vorstand der Intend. der 5. Div, zum Intend. Rat, Schmid, Stabsveterinär. Vorstand der Remontenanstalt in Neumarkt i. Obpf., zum Korps stabsveterinär beim Generalkommando III. Armeekorps, Tr. Sigl, Veterinär des 3. Feldart. Regts. Königin Mutter, zum Stabe veterinär (überzähliz), befördert.

Durch Verfügung des Kriegsministeriums. 31. Mai. Kühn (Bayreuth), Unterveterinär der Res, zum Unterveterinär des aktiven Dienststandes im 5. Chev. Regt. Erzherzo Albrecht von Desterreich ernannt und mit Wahrnehmung einer offenen Veterinär-

stelle beauftragt.

in Karlsruhe, zum

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König, trafen gestern nachmittag von Neu⸗Strelitz hier wieder ein und empfingen gestern abend im hiesigen Königlichen Schlosse den Reichskanzler Grafen von Bülow. ,. . hörten Seine Majestät den Vortrag des Stellvertreters des Ehefs des Militärkabinetls, Obersten von Oertzen.

In den drei ersten Sitzungen der deutschen evangeli⸗ schen Kirchenkonferenz zu Eisengch am 2. bis 4. Juni wurden zunächst an . und in Ergänzung des schriftlich vor⸗ liegenden Geschäftsberichts des . evangelischen Kirchenausschusses von dem Ober onsistorialrat D. von Kelber⸗München, dem Oberkonsistorialrat Moeller⸗Berlin, dem . des evangelischen Konsistoriums zu Stuttgart

Freiherrn von Gemmingen und dem Vizepräsidenten des preußischen evangelischen Oberkirchenrats D. Freiherrn von der Goltz-Berlin die bisherige Tätigkeit und die künftigen Auf— gaben des Kirchenausschusses, insbesondere seiner beiden Kom⸗ missionen, der Rechtskommission und der Diaspora— kam mission, dargelegt. Unter anderem wurde es als erstrebenswert bezeichnet, dem Kirchenausschuß die rech t— liche Möglichkeit des Vermögens erwerbs zu sichein. Auch wurden die Grundsätze und Richtlinien für die Diasporafürsorgearbeit des Äusschusses bezeichnet. Nach eingehender Besprechung wurde auf Antrag des Ober⸗ ,, von Schneider⸗-München einstimmig be— schlossen:

„Die Konferenz hat den Bericht des deutschen evangelischen Kirchenausschusses über seine bisherige Tätigkeit mit aufrichtiger Befriedigung entgegengenommen und sieht der weiteren Wirksam⸗ keit des Ausschusses in Erfüllung der ihm durch die Beschlüsse der außerordentlichen Konferenz von 1993 zugewiesenen Auf⸗ gaben mit vollem Vertrauen entgegen.“

Weiter wurde über die Frage!, Was kann die Kirche tun, um die Pflege der Kranken auf dem Lande zu fördern und in die rechten Bahnen zu leiten?“ im Anschluß an die unten mitgeteilten erte des Referenten Oberkonsistorialrats Werner⸗Dessau und an has Korreferat des Konsistorialrats Weiß⸗Arolsen verhandelt. Die Konferenz stimmte den Grundgedanken der aufgestellten Leitsätze zu und empfahl diese den Kirchenregierungen warm zur Berück⸗

sichtigung.

Endlich wurde von dem Wirklichen Geheimen Ober— regierungsrat Freiherrn von der Goltz Straßburg über die Frage referiert: „Empfiehlt es sich, dur besondere Abmachungen zwischen den deutschen esangelischen Kirchen⸗ regierungen die in den einzelnen Landeskirchen be⸗ en, Ordnung der Zuständigkeit zur Vornahme von Trauungen, gegen Umgehungen durch Inanspruch⸗ nahme der Geistlichen einer anderen Landeskirche zu schützen, und auf welche Weise würde ein wirksamer Schutz herbei⸗ zuführen sein?““ Die Beratung und Beschlußfassung hierüber wurde bis zur nächsten Sitzung der Konferenz „6. Juni)

vertagt. Leitsätze.

ID Die Kirche hat die heilige Pflicht, für die Krankenpflege auch auf dem Lande mitzusorgen, und wie überall, so bleibt auch hier maßgebend, daß die Seelsorge die Seele aller Krankenpflege ist. Aber wie unser Heiland nicht bloß geistlich, sondern zugleich leiblich zu helfen für nötig befand, soll auch die Kirche mit ihren Geistlichen und Gemeindeorganen allenthalben auf die richtige leibliche Pflege der Kranken bedacht sein.

2) Die innere Mission des vorigen Jahrhunderts hat auch auf die Krankenpflege ihr Augenmerk gerichtef und sonderlich durch die Ausbildung und Verwendung der weiblichen Pflegekräfte das Elend der Kranken zu lindern gesucht, was in den Städten in viel fach aus⸗ reichender Weise geschehen ist, auf dem Lande aber noch ganz anders zu erstreben bleibt.

3) Die meist auf dem Lande noch gefühlte Verpflichtung zu nachbarlicher Hilfe bleibt lebendig zu erbalten. Sa aber in den Gemeinden die zur Pflege erforderkichen Kenntnisse unzureichend sind, hat die Kirche darauf hinzuwirken, daß durch Anstellung und Heran⸗ ziehung ausreichend ausgebildeter Personen, sowie durch Beschaffung der erforderlichen Einrichtungen der mangelhaften Verpflegung der Kranken abgeholfen werde. Namentlich ist dringend zu wünschen, daß geistliche Frauen und Jungfrauen sich in größerer Zahl dem Diako⸗ nissenhause widmen.

4) Bei nicht zu großer Entfernung kleinerer Ortschaften von einander bleibt der Ausweg zu empfehlen, daß mehrere Gemeinden bezw. die Gemeinden eines Synodalbezirks zu einem Krankenpflege⸗ bezirk sich zusammenschließen und gemeinsam eine Schwester anstellen. Unter Umständen kann auch durch Schwestern von einer Kreisstadt aus die Fürsorge der Kranken auf dem Lande geregelt werden.

5) Bei dem Mangel an Schwestern bleibt auch, wie schon ange⸗ deutet, die Einrichtung von freiwilligen Helferinnen aus den Gemeinden selbst ins Auge zu fassen, indem geeignete Frauen oder Jungfrauen durch eine mehrmonatliche theoretische wie praktische Aus= bildung in der Krankenpflege möglichft in einem Diakonissen hause unterrichtet werden, dann aber in ihrer eigentlichen Lebensstellung ver⸗ bleibend überall, wo es not tut, den Kranken und Siechen ihrer Ge⸗ meinde Hilfeleistung gewähren.

6) Zu den Kosten besagter Veranstaltungen werden neben den Gaben freier Vereine und anderer sonst in Anspruch zu nehmenden Instanzen auch die Kirchenkassen beizutragen haben, soweit dieselben dazu imstande sind.

Der Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchen— feld-Köfering ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge— schäfte der Gesandischaft wieder übernommen.

Der Königlich sächsische Gesandte Graf von Hohenthal und Bergen ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Königlich belgische Gesandte Baron Greindl ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. i 9.

am 5. Juni in Kiukiang (am Yangtse) eingetroffen und geht

heute von dort nach Schanghgi. . ; S. M. S. „Jaguar“ ist am 5. Juni in Nimrodsund angekommen und geht am 8. Juni von dort nach Tsingtau

in See.

lußkanonenboot „Porwärts“ ist gestern von Hankau (am Yangtse) nach Kiukiang abge angen.

Der Abiösungstransport für die Schiffe des Kreuzergeschwaders ist mit dem Dampfer „Main“ am 5. Juni in Singapore eingetroffen und hat gestern die Reise nach Hongkong 3 esetzt.

Der * (r gr Besatzungsteil von S. M. S. zBussard“ ist mit dem Dampfer „Stuttgart gestern in Port Said angekommen und hat an demselben Tage die Reise nach Neapel fortgesetzt.

S. M.

Sachen. Seit gestern früh sind bei Seiner Majestät dem König, wie „W. T. B.“ meldet, Schmerzanfäͤlle nicht wieder auf⸗ etreten. Die vergangene Nacht verlief ohne Störung. Das llgemeinbefinden ist befriedigend, doch ist . noch weiterhin notwendig. Bremen.

„Boesmanns Telegraphisches Bureau“ meldet, der der deutschen Dampfschiffahrtsgesellschaft ichen ge⸗ hörige Dampfer „Hochheimer“ sei, vorbehaltlich der Boden— besichtigung, durch Londoner Vermittelung nach Japan verkauft worden. Die Bodenbesichtigung werde in Japan stattfinden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der Erzherzog Friedrich ist heute vormittag von Wien nach London abgereist.

Die ungarische Delegation setzte gestern, wie . W. T. B.“ meldet, die Beratung des Heeresbudgets fort. Der Delegierte Lovaz zy erklärte, gegen die Militärforderungen, die durch die Groß— machtstellung der Monarchie nicht motiviert seien, stimmen zu wollen. Das geplante Darlehen werde die allerletzten Reserven aufzehren, sodaß das Land für den Ernstfall vollkommen erschöpft sei. Der Redner äußerte Zweifel an der Absicht der Heeres⸗ leitung, die nationalen RKonzessionen wirklich durchzuführen. Der Deleglerte Graf Stefan Ke levich sprach sich für An— nahme des Budgets aus und verlangte nur Aufklärungen über die Reihenfolge, in der die , Forderungen verwendet werden sollten. Der Deleglerte raf Friedrich Wilesek erklärte sich mit Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit des Landes gegen das Budget. Der Feldmarschallleutnant Jekelfatussy führte in Vertretung des Kriegsministers aus, es gehe nicht an, Bemerkungen des Ministers des Aeußern über die auswärtige Lage und Erklärungen des Kriegs. ministers über Organisationsfragen und die Ergänzung des Kriegs materials in eine ungünstige Parallele zu bringen. Der Kriegs⸗ minister verlange nur Mittel, um den Staat in die Lage zu bringen, einen aufgezwungenen Krieg nicht nur defensiv führen, sondern auch außerhalb der Grenzen des Landes leiten zu können. Die Haupt⸗ umme der außerordentlichen Erfordernisse betreffe die Neuorgani⸗ sation der Artillerie, doch könne die Heeresleitung die bestimmten Anfragen, wieviel, die Lieferungen ausmachen würden und wie die Organisation der Artillerie beschaffen sein werde, heute noch nicht beantworten. Auf die Anfrage des Delegierten Lovaszy erklärte der Redner, das höchste Bestreben der Heeresleitung sei, daß im Kriegsfall die eiste Schlacht nicht auf eigenem Gebiet, sondern auf fremdem Boden geschlagen werde. Ungarn bilde infolge seiner geo⸗ graphischen Lage gewissermaßen eine Festung, da Nordosten, Westen und Süden Ungarns von natürlichen Wällen umgeben seien. Für die technische Befestigung dieser natürlichen Wälle sei eine gehörige Vor⸗ sorge getroffen worden, wenn auch darüber selbstverständlich nichts veroffentlicht werden könne. Nach kurzer Spezialdebatte wurden das Heeresordinarium und Extraordinarium angenommen und darauf der außerordentliche Kredit von 88 Rilkionen Kronen bewilligt.

Dem ungarischen Unterhause ist gestern eine Vorlage, be⸗ treffend Verlängerung der Indem nttät um zwei Monate,

bis Ende August, zugegangen. Großbritannien und Irland.

Auf Anordnung des Königs fand gestern, wie, W. T. B.“ mitteilt, in der Kapelle des St. James Palastes ein Trauer⸗ gottesdienst für den Großherzog von Mecklenburg⸗ Strelitz statt, an dem außer dem König und der Königin auch der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog und die Herzogin von 1 sowie Mit⸗ glieder des diplomatischen Korps und des inisteriums teil⸗ nahmen.

Im Unterhause erwiderte gestern auf eine Anfrage, ob die Regierung Rußland wegen der Bekanntmachung über Kriegskontre⸗ bande oder wegen der schwimmenden Minen 'unß des Gebrauchs von neutralen Häfen als Marinebasen Vorftellungen gemacht habe, der Premierminister Balfour, der gegenwärtige Krieg habe eine Reihe von neuen und schwierigen völkerrechtlichen Fragen aufgeworfen. Die ganze Angelegenheit werde von der Regierung sorgfältig erwogen, er Der Minister) glaube aber nicht, daß irgend ein öffentliches Interesse vorliege, den Meinungsaustausch, den die Reglerung ge⸗ pflogen habe, zu veröffentlichen. Im weiteren Verlaufe der Sitzunge erklaͤrte der Unterstaatssekretär des Aeußern Carl Perey auf ein Anfrage, betreffend die Unruhen in Armenien, die türkische Re— gierung habe den Vorschlag des englischen Botschafters in Konstantinopel angenommen, nach dem die Konsuln Englands, Frankreichs und Rußlands als Vermittler handeln sollten; der englische und der französische Konsul seien seit Mitte Mat in Musch gewesen, wo sie die Ankunft des russischen Konfuls erwartet hätten, der sich in Tiflis verspätet habe. Cs fei schwierig für die Konsuln, mit den Banden, die zerstreut und desorgänisier? seien, zu unter⸗ handeln, aber die Anwesenheit der Konfuln? habe ohne Zweifel eine nützlich Wirkung gehabt; die Konfuln hätten die Weisüng erhalten, in Musch zu bleiben, bis sie sich versichert hätten, dz keine Möglich⸗ keit für neue aufrührerische Bewegungen und keine 3 otwendigkeit für neue militärische Maßregeln vorhanden sei.

Das englische Schlachtschiff Prince of Wales“ geht, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, heute von Gibraltar nach

Tanger ab. Frankreich.

Die Deputiertenkamm er setzte gestern, wie W. T. B. be⸗ richtet, die Beratung der Militärborlage fort. Der Deputierte Vaillant (Soz.) trat für eine Gegenvorlage ein, wonach daz stehende Heer durch nationale Milizen ersetzt werden solle. Der Bericht⸗ erstatter legte dar, daß Vaillants Vorschlag undurchführbar fei, und erklärte, sowohl die Regierung wie die Kommission lehnten den Antrag ab. Dieser wurde sodann mit Ho gegen 68 Stimmen vom Hause abgelehnt. Der Deputierte Cuneo d Ornano entwickelte einen Gegenentwurf, 363 den die einjährige Dienstzeit, verbunden mit der Anwerbung von reiwilligen, die fänf Jahre zu dienen hätten, eingeführt werden solle. Der 6 General Andrés hielt ein Jahr für die Ausbildung der Solbaten für durchaus ungenügend. Die Weiterberatung findet en, statt.

Rußland. Der Kaiser hat, wie dem „W. T. B.“ aus St. eters⸗

burg gemeldet wird, die Mobilisierung des unter dem Befehl des Generals Baron von Meyendorff stehenden

J. Armeekorps befohlen, von dem ein Teil in St. Petersburg und Umgegend liegt.

Das Komitee zur Verstärkung der Kriegsflotte, unter dem Vorsiß des Groß für sten⸗ Thron folgers, hat bisher von den eingegangenen Spenden im Betrage von etwa 8 Millionen Rubel gegen 2 Millionen verausgabt zur möglichst schnellen Verstärkung der Flotte ausschließlich durch neue Schlachtschiffe. Zum . von Handelsdampfern find die eingegangenen Spenden nicht benutzt worden.

Italien.

Dem Se nat la gestern, wie . W. T. B.“ meldet, das be⸗ , . das Jahr 190304 zur Genehmigung vor. Im Laufe der 1 erklärte der Schatzminister Luzzatti, voraussichtlich werde das Budget einen aktiven Ueberschuß von 18 bis 21 Millionen Lire ergeben. Das italienische Budget fei das einzige in Europa, das ohne Zuhilfenahme des Stn e di auf⸗ gestellt sei. Die Lage des Staatsschatzes sei gut und die Kassen— verhältnisse, da 200 Millionen Lire ver ügbar seien, vortrefflich.

Spanien.

Der Ministerpräsident Mau rg hat, der „Agence Havas“ zufolge, erklärt, das n g. Geschwa der, das sich bis jetzt in Malaga befunden habe, werde nicht, wie gestern gemeldet, nach Tanger, sondern nach Cadix gehen.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer spra ; wie. W. T. F! berichtet, Villanueva über enn erg 3 erklärte, die letzte Rede des Ministerpräsidenten Manu ra über diesen Gegenstand sei nicht befriedigend; er glaube, daß Spanien bei den ein⸗ geleiteten Verhandlungen eine Nebenrolle gespielt habe. Frankreich und England hätten die Rechte Spanien nur auf die Pläãtze k , 9. . nm Spanien von jedem anderen Orte ausgeschlossen. ie spanische Regierung habe die Pflicht, die Ehre der Nation zur n, , zu . 1h

Türkei.

Die amtlichen türkischen Zeitungen veröffentlichten gestern

den Text des neuen i n nnr, ffn lich ef In Sofia eingegangenen Nachrichten aus Mazedonien zufolge sollen dort neuerlich, wie das Wiener „Telegr⸗Korresp. Bureau“ berichtet, Greueltaten seitens der Türken an der christlichen Bevölkerung verübt werden. Besonders in Kruschewo und im Bezirk Monastir xichte eine Räuberbande Verheerungen an. In chrida sei eine Hungersnot ausgebrochen. Der bulgarische Ministerpräsident habe einer . von Flüchtlingen gus Ochrida, die um Unterstützung baten, be— sondere Berücksichtigung seltens der Regierung zugesagt. Hin— gegen lauteten die Nachrichten aus jenen ezirken, wo die ausländischen Gendarmerieoffiziere ihre Tätigkeit bereits auf— ,, haben, sehr befriedigend. Selbst in den mazedoni— chen Kreisen in Sofia werde , , daß sich die Lage der

rt

Bevölkerung wesentlich gebessert hade.

Amerika.

Der Admiral C nach Washington englischen dortigen englis ferner, da

erfährt, daß die Entsendung eines ch Tanger durch den

gegen eine Verrin Seestreitkräfte sei.

Sin Telegramm des Generals Kuropatkin an den Kaiser vom 4. Juni meldet folgende Einzelheiten über das 83 bei der Station Wafan gou am 30. Mai:

Eine aus Dragonern und Kosaken bestehende russische Kavallerie abteilung mit einer. Batterie erhielt, als fie von Wandsialin vor rückte, am 30. Mai um die Mittagszeit fünf Werst vor der Station Wafangou die Meldung, daß zwei Grenzwachesotnien sich mit dem , der beim Dorfe Judsiatun eine Stellung besetzt hielt, im

ampf befänden. Die Kavallerieabteilun rückte in Front gegen Wafangou vor und sandte zur kn fan. der Grenzwache⸗ truppen zwei Eskadrons Dragoner ab. Zum Schutz des rechten Flügels und zur Rekognoszierung nach dleser Seite hin wurden bon der Abteilung eine Sotnie und elne Freiwilligenabteilung nach dem Tale des Flusses Futschu detachiert, die nach Beendigung dieser Aufgabe den rechten Flügel der russischen Aufstellung bildeten. Gegen 1 Uhr Nachmittags begann der Feind in bedeutender Sfärke aus Judsiatun hervorzubre eng um die russische Vorhut anzu— . rei Sotnien sibirischer Kosaken überschritten nun die Eisen⸗ ahn, griffen zu Pferde eine Eskadron der japanischen Vorhut an und rieben sie im Handgemenge fast ganz auf. Nachdem hierauf die Kosaken von dem Feuer jweier abgesessenen Eskadronen und dom Maschinengewehr euer empfangen worden waren, zogen sie sich zurück und lockten die sie verfolgende zweite japanische Cékadron auf die Freiwilligenabteil ung, Diese konnte hintereinander acht Salven abgeben, und die Eskadron machte unter großen Verlusten kehrt. Eine dritte japanische Eskadron, die von links her vorrückte, geriet unter das ö abgesessenen Grenjwachefotnle und machte darauf ebenfalls in Verwirrung kehrt. Auf dem linken russischen Flügel befanden sich wahrend dieser Zeit die Dragoner, e der Geländebeschaffenheit wegen an dem Kampfe zu lerde nicht teilnehmen konnten, auf den Höhen nördlich von Jud⸗ iatun im Kampf mit dem Gegner. Sie bemerkten eine Umgehungs⸗ bewegung des letzteren von der linken Seite her und zogen sich auf mne zweite Stellung zurück, nachdem fie die Aktion der Kosaken voll⸗ ständig gesichert hatten. Gegen 14 Uhr Nachmittags nahm die russische Batterie Stellung und eröffnete ein erfolgreiches Feuer auf. die Infanterie und die Maschinengewehre des Feindes. In⸗ wischen war eine Bewegung der japanischen Infanterie nach Judsiatun festgestellt worden, und gegen zwei Uhr erschienen dann dichte Infanterieketten auf dem Kamme der hen, die vorher von den Dragonern beletzt waren. Auf ruffischer Seite wurden 1 Offizier hwer und 1 Ofsizler leicht verwundet, 3 Mann getötet, 9 Mann schwer und 23 leicht verwundet. Die Verluste der Japaner waren bedeutend. Aus einer bei einem gefallenen japanischen Unteroffizier Rfundenen Meldung geht herbor, daß das 14. Regiment allein 0 Mann verloren hat.

Ein weiteres Telegramm des Generals Kuropatkin dom 5. d. M. meldet:

Am 3. Junt wurden Kosakenabteilungen vom Feuer japanischer Infanterie empfangen, die auf den Höhen beim Dorfe Chod⸗ iapudf a eine befestigte Stellung innehatten. Bei Beginn des Ge⸗ icht verfuchten die Japaner, durch das Tal deg Koukenfyho zum

i vorzugehen, wurden aber durch dat wohlgezielte Feuer eines Geschützeg, dag die gef en auf die Stellung hatten bringen können, zufgehalten. Die Kofaken saßen ab, und unterstützt durch inzwischen srangekommene Abteilungen und 2 das Feuer zweier

eschütze, zwangen sie die Japaner, ihre Stellung aufzugeben und sich rn her, Das Gefecht dauerte von 1 Ühr Nachmittags bis

Uhr Äbends. Gz nahmen daran? 6 japanische Kompagnien teil. Die hom Feinde errichteten Schanzen waren sehr forgfältig aufgeführt und gut matkiert. Das Feuer der russischen Geschütze tru ma fen um glücklichen Ausgange dez Gefechts bei. Auf . Seite burden ein Offizier getötet, zwei Offiziere leicht verwundet und ! h . herwundet. Die Verluste der Japaner sind nicht genau sestgestellt, aber bedeutender als die der Russen.

Aus Liaujang wird berichtet, an der Ostküste der Halbinsel Liautung lande noch eine japanische Armee, um dem russischsn Vormarsch von Ta chit sch iao aus gegen die Nachhut des Generals Stu! ent egen⸗ utreten. Die Japaner hätten den Plan eines Angriffs auf iguiang, falls sie ihn überhaupt gehegt hätten, offenbar aufgegeben. Die in zwei bis den Wochen anhebende Regenzeit werde einen Vormarsch unmöglich machen. In⸗ zwischen hielten Kosaken Jühl gn mit den japanischen Vor— posten, während eine andere Abtellung den rechten Flügel des Jenerals Kuroki nördlich des Jalu im Auge behalte. Der gest od eltcfn ann der Truppen sei überall bemerkenswert gut, es kämen keine Fälle ansteckender Krankheiten, nur wenige Fälle von Darmstöͤrungen vor. .

Aus Tientsin vom gestrigen Tage meldet das Reutersche Bureau, die Russen hätten n . und die Nachbar⸗ schaft dieses Ortes geräumt. Es heiße, sie seien im Begriff, sich mit den Truppen auf der nach Mukden führenden Straße . De geg berichtet sche T asselbe Bureau berichtet, j apanische orpedojäger, die Port Arthur an der Sstküste bewachten, harren 6 Tokio berichtet, das russische Kanonenboot von dem Typ Giljak fei am Sonnabendabend in der Nähe von Chintaoschan gesunken. Das Kanonenboot sei mit einem anderen Kanonenboote, einem Torpedojäger und anderen Dampfern damit beschäftigt gewesen, die auf der Reede gelegten Minen zu zerstören. Als die Exrplosion erfolgt sei, hätten sich die übrigen Schiffe beeilt, den Hafen zu er⸗ reichen. Der Admiral Togo habe die Ansicht ausgesprochen, daß die Explosion einer japanischen Mine zuzuschreiben sei. Der Name des zerstörten Schiffes sei unbekannt.

Das „Reutersche Bureau“ meldet, aus Töngtschau werde berichtet, daß in Port Arthur in der letzten Nacht geschossen worden sei; das Feuer habe um 1612 Uhr angefangen und mehrere Stunden gedauert. Eine Dschunke, die in Fer letzten Nacht von Dalny angekommen sei, melde, daß den ganzen Tag in der Nähe von Port Arthur stark geschoffen worden sei. In Dalny werde das Gerücht von dem Sinken eines japanischen Schiffes bei Talienwan in Abrede gestellt.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (2) Sitzung des Reichs ta 8, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister . Graf von Posadowsky⸗Wehner und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel beiwohnten, n. i, nn, Wort der

räsident Graf von Ballest rem: Indem ich die Herren Kollegen nach der Pfingstpause auf das herzlichste begrüße, , ich die Sitzung. Meine Herren! Ich habe Ihnen eine Trauerbotschaft mitzuteilen. (Die Mitglieder des Hauses erheben sich von! ben 5 Seine Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz ist am 36. Mai d. J verstorben. Ich habe dem Großherzoglichen Staatsministerium, dag mir den Tod des Großherzogs mitgeteilt hat, meine inni ste Teilnahme zunächst im eigenen Namen ausgedrückt. Seine Königliche Hoheit, der ,,, regierende Großherzog Adolf Friedrich hat die Gnade ge⸗ abt, hierfür sowohl, wie für die Absicht, dem Reichstag Mitteilung zu machen, huldvollst und herzlichst zu danken. Meine Herren, wir gedenken des dahingeschiedenen treuen Bundesfürsten, durch deffen Tod das Groß herzogliche Saus und das mecklenburgische Land, wie das Deutsche Resch tief getroffen sind. Sie haben sich zum Zeichen des Ehrengedenkens des verewigten Fürsten von den Plätzen erhoben. Ich konstatiere dies.

Nachdem die Uebersicht der Reichsausgaben und sinnahmen für 1902 in dritter Beratung durch die un— veränderte Annahme der Beschlüsse zweiter Lesung er⸗ ledigt ist, tritt das Haus bei Schluß des Blattes in die zweite Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Be— kämpfung der Reblaus, auf Grund des Berichts der

10. Kommission ein.

ö Das Saus der Abgeordneten verhandelte in der heutigen (77) Sitzung, welcher der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben beiwohnte, zunächst über Anträge aus

dem Sau

Die Ahgg Oeser und Kopsch fr. Volksp.) beantragen:

ddie Regierung aufzufordern, dem Landtage möglichst bald eine Vorlage zugehen zu lassen, welche im Verhältnis zu den seit 1873 erhöhten Mietspreisen eine Erhöhung des Wohnungs— geldzuschusses der Beamten vorsieht.“

Die Abgg. Dr. Hitze und Schmedding GZentr.) be⸗ antragen, dem vorstehenden Antrage hinzuzufügen:

22 ins besondere darüber in Erwägung einzutreten, ob und in- wieweit eine Abstufung des , nsr r nfhs ssnh je nach Zahl der unterhaltsberechtigten Familienangehzrigen der Beamten zweckmäßig einzuführen sein mochte.

Abg. Oeser: Unser Antrag ist durch die Steigerun der Wohnungemieten seit 1873 begründet Bei der 1 der Beamten mit Wohnungen handelt es sich um eine überaus praktische und sozialpolitische Maßregel. Zwischen der ö. der Mietspreife und der Höhe des Wohnungsgeldzuschusses ist mit der Zeit eine roße,. Differenz eingetreten. Jahr für Jahr bekommen wir

etitionen um Erhöhung des Wohnungsgeldzuschuffes. Selbst der Finanzminister hat anerkannt, daß ein Miß verhältnis auf diesem Gebete besteht. Der Redner verbreitet sich unker großer Unruhe des Sauses über die Entwickelung der Wohnungsberhältnisse in den '. Städten. Um billigere Wohnungen zu erhalten, müßten die

eamten in die Vororte ziehen und weite Entfernungen zurücklegen. Die nähere Prüfung des Antrags Hitze will der Redner der Budget⸗ kommisston übertragen wissen, da e nige Bedenken gegen dessen An⸗ nahme beständen.

Abg. Schmedding: Der Staat hat, die Pflicht, für die Unter ö seiner Beamten aufzukommen. Diez gilt in erster Linie für die verheirateten Beamten und auch hinsichtlich der Wohnungsfrage. Der Staat hat diese cht anerkannt, indem er seinen Beamten und AÄr— beitern durch den Bau von Bienstwohnungen zu Hilfe gekommen ist. Das jetzige System des Wohnungsgeldzuschusses ist aber eine beftändige Nuelle der Unzufriedenheit. Ber Beamte, namentlich der kleine Beamte, kann mit dein Wohnungsgeldzuschuß nicht auskommen und da er aus eigenem Vermögen nicht zulegen kann, so muß er sich mit einer unzureichenden Wohnung begnügen. Das hat Heß sittliche Gefahren; der Beamle besucht das Wirtshaus usw.

ie Mietspreise sind in den letzten Jahren in einer Weise gestiegen, daß die Zuschüsse weit hinter ihnen zurückbleiben. Die Begründung des dem Reichstage vorgelegten Servistarifgesetzentwurf liefert dafür schlagende Beweise. Ganz befonders schlimm aber sind die Unter« begmten daran. Wenn wir nun der Regierung zur Erwägung anheim⸗ geben wollen, eine Abstufung des Wohnungsgeldzuschussez je nach der Zahl der unterhaltungoͤberechtigten amilienangehörigen der Beainten einzuführen, so ißt dieser edanke nicht neu, er ent. spricht dem Grundsatz der Gerechtigkelt. Wie er im einzelnen aus- zugestalten ist, darauf will ich hier nicht näher eingeben. Jedenfalls

hat der Staat ein großes Interesse daran, diesen Verhaͤltnissen näher

ju treten, wenn ich auch die Schwierigkeit ihrer Regelung nicht ver—B ö Ich beantrage, beide Anträge der . 5 Je. hierauf nimmt der inanzminister Freiherr von R ein⸗ baben das Wort. An ö. weiteren Debatte been, sich y. zum 5 ö Abeg, Dr. Lotichius (nl), roemel (freis. Vgg.), inckler (kons.), Kopf freis. Volksp. und Pleß JZentr ). ,,

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der Bäcker esellen Berlins (vgl. Nr. 128 d. Bl) teilt die Voss. Ztg.“ mit, daß eine gestern f. von mehr als 3009 Bäckermeistern befuchte Versammlung beschloß, an der schon früher fast einstimmig gefaßten Resolutlon festjuhalten, daß eine Beilegung der Differenzen zwischen der Meisterschaft und dem soꝛialdemokratischen Gesellenverbande durch das Berliner Gewerbe— gericht abzulehnen sei. Der länger als 16 Wochen an⸗ dauernde Kampf im Berliner Vergoldergewer? , der von den Beteiligten mit großer Zähigkeit geführt wurde, ist nach demselben Blatte nunmehr beendigt. Die Unternehmer haben sich entschlossen, die gestellten Forderungen zu bewilligen, unter der Voraussetzung, daß eine Schlichtungskommisfion gewählt wird. Die Steinsetzer Berling und der Umgegend, die am Sonntag in außerordentlich stark besuchter Versammlung sich mit dem Ausstanb . 3 f n n , wie benfalls die Voss. Ztg.“ er⸗ ahrt, beschlossen, die Ausführung von Rammarbeiten zu zei . Bang C6 6 , ö ,,,

us Königsberg i. Pr. wird dem W. T. B.“ gemeldet: Als gestern abend italtenische Maurer, die als Ersatz aus- stän dige Maurer pon auswärts herangezogen waren, mit einem Wagen von der Baustelle auf dem Sackheim zum Tor hinaus- befördert wurden, entstand ein Krawall, bei dem die Italiener und die Schußmannschaft mit Faustschlãgen angegriffen wurden und mit Ziegelsteinen auf sie geworfen wurde Die Schutzmannschaft machte von der blanken Waffe Gebrauch und nahm Tine Anzahl von Verhaftungen vor. Auf dem Sackheim und in den Nebenstraßen rotteten sich dann Taufende von lärmenden Menschen zusammen. Erst gegen 10 Uhr wurde die Ruhe wiederhergesselt.

Allem Anschein nach steht, wie die „Frkf. Ztg. erfährt, das Ende des Ausstandes der Diamantarbeiter in Antwerpen (ogl. Nr. 113 d. Bl.) bevor. Die Arbeitgeber sind in die Beratung über die ,. Bedingungen der Arbeiter eingetreten, nach welchen zu⸗ nächst ein Arbeitstag von 95 Stunden mit Einführung des neun— stündigen am 1. Januar verlangt und die Einstellung von 200 Lehr⸗ lingen zugegeben wird.

In Marseille haben, wie W. T. B.“ berichtet, infolge der auf Veranlassung der Dockarbei fer erfolgten Entlassung von zwei Verktmeistern der Schiffahrtsgesellschaft Axel Busck“ die Offiz iere der Handelsmarkne dem Präfekten mitgeteilt, sie . ö, . in ö n n. e. falls die beiden Werk⸗ meister nicht wieder in ihre bisherigen Stellungen eingesetzt warden Vgl. Nr. Fo e gi) ; 1

Kunst und Wissenschaft.

A. FE. In der jäüngsten Sitzung der Vorderasiatischen Gesel lschafk sprach Br. Sobernheim über die arabischen Inschriften in Kairo, die vor kurzem durch Max van Berchem, Mitglied der nach Aegypten entsandten Mission arch ologiquè frangaise, unter dem Titel Corpus inseriptionum arabicarüm herausgegeben worden sind. Kairo ist sehr reich an solchen in

tein gehauenen Inschriften, deren älteste auf das Jahr 97 der Hedschra zurückgeht, deren jüngste aus der Zeit der französischen Invasion durch Bonaparte stammt. Insofern die Inschriften meistens eingeleitet sind durch chronologische Angaben sind sie von historischem, durch die Verschiedenheit der an— wandten Schriftcharaktere von sprachwissenschaftlichem Wert. Darüber hinaus ist ihr Wert aber nicht bedeutend. Die Titulaturen der Derrscher, die ihrer Macht und Herrlichkeit gewidmeten schmeichlerischen Worte, die deklamatorischen Ausfälle gegen die Feinde des Islam bei jeder sich darbietenden Gelegenheit fie werden z. B. mit Waldeseln, die Gläubigen mit Löwen verglichen nehmen einen allzu großen Raum ein, historischer Tatsachen wird in verschwindend wenigen Fällen gedacht, höchstens in schwer verständlichen Anspielungen. Auch panislamitische Wünsche, Gelüfse und Verkündigungen fehlen nicht. Der Anläsft für die immerhin beschwerliche Fixierunz von Inschriften in Stein gab es viele. Selbst zu einer Zeit noch, wo das Abendland sich im gleichen Fall längst des Pergaments be⸗ diente, wurden beispielsweise Verschreibungen der Einkünfte einer Karawanserei an ein mohammedanisches Kloster in Steininschriften fest— gelegt. Ebenso wurde für gut befunden, Kanaltaxen (unter Ver⸗ fluchung des sie Ueberschreitendem, Polizeivorschriften, bei einem be— festigten Schloß die wichtigsten Verteidigungsvorschriften, Reglements für die obligatorische und die freiwillige Pils fahrt zu den heiligen Stätten in Stein zu verewigen. Unseren räuchen verwandter war die Anwendung fkulptlerter Inschriften als Weihinschrift einer neu erbauten

ttadelle oder einer Moschee, als Stiftungsurkunde eines Mausoleums ꝛc.

ie Häufigkeit der Inschriften nimmt im Verlauf der Jahrhunderte zu, der Wert ihres Inhalts dagegen ab. Den Inschriften aus der Zeit der Dynastie der Fatimiden ift zu entnehmen. daß die Herrscher, welche als Schiiten die muͤndliche Ueberlieferung, die Sunna, nicht anerkannten, in diesem Punkte starkem Widerstand beim Volke begegneten. Hierauf bezieht sich z. B. die gegenwärtig im Mufeum zu Fairo verwahrte Inschrift aus einer oberägyptischen Moschee, die mit besonderer Ausführlichkeit der Herzensmeinung des Kalifen Ausdruck gibt. Unter der Dynastie der Ejubiden sind die Nilwasserstände, der Beginn der Nilschwelle, der höchste Wasserstand und der Anfang des Sinkens, Gegenstände sorgfältiger Eingrabung in den Stein, aber merkwürdigerweise werden als Beginn des er— sehnten Ereignisses der 1097. bis 114. Tag nach der „Sonnenwende“ verzeichnet, während es heißen muß nach der Frühlingsnachtgleicheꝝ. Mit dem Beginn der Herrschaft der Mameluken (um 1250) beginnt die größere Häufigkeit und inhaltliche Verflachung der Inschriften. = In der sich an den Vortrag schließenden Diskussion bestätigte Professor Dr. M. Hartmann, daß verglichen mit dem Reichtum des kkassischen Altertums die arabische Epigraphik höchst armfelig genannt werden müsse. Es sei deshalb als ein ungewöhnliches Ereignis angesehen worden, daß in Jahre 1900 Clark in einer von iüöm entdeckten arabischen Inschrift den Anfang einer arabischen Epopöe gefunden habe. Die Ursache der Dürftigkeit dieser Leistungen liege in dem Haß, den die Fanatiker des Islams gegen alles Schöpferische hegen.

Es berichtet hlerauf Professor Dr. Sugo Bin rer über den soeben in Paris erschlenenen 5. Band der Scheildschen Ver« öffentlichungen über die französischen Ausgrabungen in Su sa. Aus der mitgeteilten Fortsetzung der Inschriften fällt, foweit sie entzifferbar und entziffert sind, neues Licht auf die susisch-ela⸗ mitische Geschichte. Sind in den Bauinschriften historische Tatsachen an sich auch spärlich vorhanden, so enthalten erstere doch eine ganze Reihe von Königen aus der Zeit bis zum 12. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Ueberraschend ist, daß vom Ende des dritten Jahrtausends ab die Clamiter sich je länger je mehr dem babylonischen Machtbereich entzogen und neben Assprien und Babplon ein festes Reich für sich, den beiden Nachbarreichen gleichwertig, begründet haben. In der ältesten Zeit überwog bei ihnen in großer Ausdehnung noch die habvlontsche Kultur, die Schrift war babvlonisch und ebenso die von der vorgefundenen Gesetzgebung Hamurabis beeinflußte Rechte. ordnung. Doch schon von oh ab, ctwa 200 Jahre nach Ter Ein wanderung der Elamiter, beginnt diese nichtsemitische, eine and ere Sprache redende Bevölkerung ihre Sprache auch selbst zu schreiben, und bald wird

Babplon eber von Glam aus beberrscht als umgekehrt. Von 1560