Zahlen ausgeführt — nicht im Einklang ständen mit der erheblichen Leistung der Interessenten. Ja, meine Herren, leistet denn der Staat außer diesem üblichen Zucchuß zu den Grunderwerbskosten nichts? Ich glaube, er leistet erheblich viel mehr; denn er leisttt in manchen Fällen alle Jahre einen Zuschuß zu den Betriebs, und Unterhaltungskosten der Bahn, jedenfalls in vielen Fällen zu der Verzinsung der Bahn. Er baut die ganze Bahn und mil Recht, weil sie eine Meliorationsbahn sein soll, weil sie dem Interesse des Landes dienen soll, weil die Interessenten, die im Lande wohnen, ihre Rohprodukte billiger beziehen und ihre eigenen Produkte billiger absetzen können. Der Staat tut es gern und muß sich trotzdem den Vorwurf gefallen lassen, daß er auf Kosten der Interessenten das Staatseisenbahnnetz ausbaut. Ich glaube, es ist nicht nützlich für diejenigen Probinzen und Kreise, denen die Bahnen fehlen, dies in zu schroffer Weise hervorzukehren; denn es ist im Jahre 1880, als das Prinzip der Nebenbahnen eingeführt wurde, als richtiger und gesunder Grundsatz anerkannt worden, daß die Interessenten in billiger Weise zum Bahnbau beitragen, namentlich auch, wie der Herr Berichterstatter sehr richtig hervorgehoben hat, weil dadurch sich die Baunotwendigkeit der Bahn erst recht kennzeichnet. Es ist dies auch ein gewisser Aus⸗ gleich gegenüber anderen Landesteilen. Mit dem Momente, wo dies Prinzip fallen gelassen würde, und die Interessenten nichts beizutragen hätten, würde die Jagd nach Eisenbahnen noch viel größer sein als augenblicklich, und dann würde die Staatsregierung kaum in der Lage sein, sich dieser Jagd zu erwehren, und wir würden sehr bald die eine oder andere Bahn bauen, deren Bau wir nachher bedauern müßten, geradeso, wie es mit Recht hervorgehoben worden ist, daß manche Kleinbahnen besser nicht gebaut würden. Es ist ganz natürlich, daß das Drängen nach Kleinbahnen und deren Ausbau nachgelassen hat; denn es hat sich eben herausgestellt, daß sie trotz der Beisteuerung zum Kapital doch nicht rentabel sind. Ja, weshalb nicht? Aus dem Grunde, weil in vielen Gegenden nicht ausreichende Produkte und Menschen zu fahren sind. Es fehlt an Fracht für die Bahnen, und eine Bahn ohne ausreichende Fracht ist auch im allgemeinen nicht bauwürdig. Da wird es unter Umständen viel nützlicher sein, daß das Chausseenetz ausgebaut wird, als daß man eine nicht lebensfähige Kleinbahn baut oder eine Nebenbahn, die nur dadurch lebensfähig bleibt, daß sie der Staat auf seine Schultern nimmt und die Allgemeinheit darunter leidet. Daß die wirtschaftliche Hebung des Landes auch wirklich stattfindet, hat Herr Graf von Mirbach selbst anerkannt, indem er sagte, der Preis des Geländes steigt durch die Bahnen . . . (Zuruf! ja, ich habe es so verstanden, daß da, wo Eisenbahnen vorhanden wären, die Grundbesitzer darauf rechnen, ihre Vorhandensein einer Bahn erzielt würde. in der Gegend einen günstigen Einfluß ausübt.
Ich glaube also, daß man das Bestehen der eine Belastung der Gegend betrachten kann, sondern als einen Vorteil.
Dann sind noch einzelne Wünsche geäußert worden vom Herrn Grafen von Mirbach wegen der Befriedigung des Verkehrsbedürfnisses in glatterer und besserer Weise.
Ich gebe dem Herrn Grafen gern zu, daß auf einem Neben⸗ bahnnetz es keine große Freude ist zu reisen namentlich wenn es sich darum handelt, an einer Anschlußstation auf eine andere Neben⸗ bahn überzugehen, — es müßte denn jemand sein, der den Wunsch hat, für sein Fahrgeld recht lange auf der Eisenbahn zu fahren; für den würde es allerdings ein Genuß sein. (Heiterkeit)
Aber die Sache ist doch nicht so leicht — das möchte ich nament⸗ lich auch Herrn von Dziembowski antworten, der von der Staats⸗
regierung verlangt, daß die Verkehrsverhältnisse in besserer Weise . d - berücksichtigt werden möchten. Wenn eine Nebenbahn gebaut wird, dieser Beziehung die Eisenhahnverwaltung sich entschließen, den Klein⸗
will jeder Interessent, der an der Strecke wohnt, etwas von der Bahn haben. Wenn die Eisenbahnverwaltung nun auf Wunsch einiger Interessenten eine Station im Fahrplan überschlagen will, dann sagen andere Interessenten, die an der Station wohnen: wir haben unsern Grund und Boden nicht dazu freigegeben, damit man uns mit den Zügen an der Nase vorbeifährt, sondern deshalb damit ge— halten wird.
Mein verehrter Herr Amtsvorgänger hat einmal gesagt: ein Schnellzug ist für jedermann ein Zug, der auf seiner Station hält und an den anderen vorbeifährt. So bestehen bei allen Interessenten verschiedene, vielfach entgegengesetzte Wünsche. Alle diese Wünsche zu erfüllen, ist für einen Verkehrsminister die schwierigste Aufgabe, deren Lösung nicht möglich ist. Dankbar bin ich jedem, der solche Wünsche zur Kenntnis der Behörde bringt. (Bravo!) daß ich dazu da bin, dem Verkehr zu dienen, und daß die Eisenbahn nicht Selbstzweck ist, sondern für das Publikum da ist. (Lebhaftes Bravo!)
Aber es ist nicht immer möglich, alle Wünsche zu befriedigen; Sie müssen deshalb Nachsicht üben. Auch möchte ich Herrn Grafen von Mirbach bitten, die Züge, die ihm nicht richtig stehen, den be⸗ treffenden Eisenbahndirektionen mitzuteilen. Dabei möchte ich aber darauf aufmerksam machen, daß die Aufstellung der Züge doch im wesentlichen durch den Betrieb und die Betriebssicherheit bedingt wird. Wie Herr Graf von Mirbach zutreffend bemerkte, liegen die Ver— hältnisse speziell in Königsberg ungünstig, bis der Bahnhof um— gebaut sein wird.
Ich bitte deshalb die Herren dringend, ihre Wünsche an den zu, ständigen Stellen vorzubringen, und ich bin überzeugt, daß diese sich den Wünschen nach Möglichkeit nicht verschließen werden. Sie haben auch schon die Erfahrung gemacht, daß ich gern die mir mitgeteilten Wünsche prüfe und sofort zur Bearbeitung gebe.
Dann sind noch einige Nebenbahn gewünscht worden. Herren, diese Anregungen möchte ich damit erledigen, daß ich eine erneute Prüfung verspreche. Die Projekte sind mir nicht neu; aber das Verkehrsbedürfnis für die Bahnen, um sie als Neben⸗ bahnen auszubauen, ist doch noch nicht in dem Maße festgestellt worden, daß die Staatsregierung dazu hätte übergehen können, die Nebenbahnen zu beantragen. Als Kleinbahnen habe ich mehrfach die erwähnten Bahnen freigegeben; aber die Interessenten haben die Bau⸗ würdigkeit der Kleinbahn bei ihren eigenen Untersuchungen nicht fest⸗ stellen können, trotzdem ihnen aus dem Kleinbahnfondg eine erhebliche Unterstützung zur Verfügung stehen würde.
Berichterstatter Herr von 2. weist darauf hin, daß es von großer Bedeutung sei, daß an das Sekundärbahnnetz die Kleinbahnen
Überall glatte und prompte Anschlüsse erhalten. Der Mangel an solchen bedrohe gerade die Kleinbahnen mit Nachteilen, da die Inter⸗
Meine
der Größe
Entwickelung viel besser und günstiger sich gestalten. Posen hat ja allen Anlaß, dem Minister für die lebhafte und
Ich bin der Ansicht,
essenten es dann vorzögen, die Güter auf Wagen bis zur nächsten Nebenbahnstation zu befördern.
Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde:
Meine Herren! Die Eisenbahndirektionen sind angewiesen, in jeder Weise die Anschlüsse der Kleinbahnen an die Nebenbahnen zu fördern, sowohl in technischer Hinsicht, als auch was die Fahrpläne anlangt. Ich habe auch in tarifarischer Hinsicht im letzten Jahre den Kleinbahnen Erleichterungen gewährt. Es liegt der Verwaltung voll⸗ ständig fern, die Kleinbahnen etwa vom Standpunkte der Konkurrenz aus zu behandeln. Das wäre einer großen Verwaltung nicht würdig. Die Kleinbahnen sind im Rahmen des Kleinbahngesetzes Linien des allgemeinen Verkehrsnetzes zur Bedienung des lokalen Verkehrs.
Graf von Mirbgch: Es ist. mir gar nicht eingefallen, dem Minister irgend einen Vorwurf machen zu wollen; ich wollte ihm nur eine objektive Schilderung der bei uns vorhandenen Verhältnisse unter- breiten. Ich gebe ihm vollkommen zu, daß ein Grundbesitz, der über bessere Bahnverbindungen verfügt, wenn er verkäuflich ist, auch eine Wertsteigerung erfährt; ob aber auch eine Ertragssteigerung, ist mir nach meinen Frfahrungen zweifelhaft. Für die wohlwollende und freundliche Haltung des Ministers bezüglich der Verbesserung des Per⸗ sonenverkehrs kann ich ihm nur ganz besonders dankbar sein.
Minister der öffentlichen Arbeiten von Budde:
Ich habe nicht geglaubt, daß man mir einen Vorwurf hätte machen wollen.
Im übrigen bin ich tatsächlich für jede Anregung, die ich in bezug auf die Verbesserung des Verkehrs bekomme, dankbar.
Zum Worte habe ich mich insbesondere nochmals gemeldet, um noch auf eins hinzuweisen, das ich vorhin vergessen hatte. Die Ver hältnisse auf den Nebenbahnen werden sich vielleicht dadurch besser ge⸗ stalten, daß ein von mir beim Reichseisenbahnamt gestellter Antrag angenommen wird, daß gestattet werde, auch auf den Nebenbahnen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km in der Stunde zu fahren. (Bravo! Dieser Antrag ist von den Vertretern sämtlicher Bundesregierungen genehmigt; er kommt demnächst an den Bundesrat, und sollte dieser dem Vorschlage zustimmen, so würde es voraussichtlich möglich sein, vielleicht schon im nächsten Jahre in eine Umarbeitung des gesamten Fahrplanes einzutreten, bei dem wir dann für die Nebenbahnen eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km zu Grunde legen können. Dadurch würde jedenfalls der durchaus berechtigten Beschwerde über die Langsamkeit der Nebenbahnen in vielen Fällen abgeholfen werden können.
SHerr Dr. von Dziembowski: Die Erklärungen des Ministers sind ja sehr entgegenkommend und verpflichten zweifellos zu großem Dank, sie werden den besten Eindruck hervorrufen. Daß Kreisabgaben
J i. ; . s. ĩ 4 S ö. 3 sy 8 ö 1 . r 2 1 * ve 3 da w * Güter besser erkaufen zu können, weil ein höherer Preis durch das Steuern sind, wird man aber nicht bestreiten, und wenn die Kapitals
Hieraus mache ich den Schluß, daß die Eisenbahn jedenfalls in der Bewertung des Geländes?! so kann
Eisenbahn nicht als
aufwendungen der Kreisverbände für Hergabe von Grund und Boden zu Nebenbahnen Summen erreicht haben, deren Verzinsung und Tilgung 10 ,½ Zuschlag zu den Kommunalsteuern erfordert, s man wohl von einer reinen Steuer sprechen, zumal das Staatssteuersoll bei uns in den letzten Jahren nur sehr wenig gewachsen ist. Weiter muß betont werden, daß bei unserer Landkeeise die einzelnen Nebenbahnen in der Regel nur bestimmten Ortschaften und Interessenten Vorteile bringen und ein großer Teil der Steuerzahler des Kreisverbandes nicht interessiert ist, trotzdem aber die Steuer mittragen muß. Darin liegt das Bedenken gegen die fortgesetzte Wiederholung der Forderung unentgeltlicher Hergabe des Grund und Bodens. Wenn man sagt, die Kreise hätten es ja in der Hand, mit den hauptsächlich interessierten Personen zu verhandeln und sich die Hergabe zu sichern, so kann doch ein Zwang in dieser Richtung nicht geübt werden. Die Heranziehung einzelner Personen zu Präzipualleistungen ist auch untunlich; es findet tatsächlich also ein im Interesse der Sache durchaus unerwünschtes Handeln und Hin⸗ und Herziehen statt. Daß die Kleinbahnen nicht
rentieren, möchte ich zum Teil doch auf das Verhältnis zur Staats⸗
bahnverwaltung zurückführen. Die Frage der Ueberleitung, der Ab— fertigung und ähnliches sind ja wiederholt erörtert worden; könnte in
bahnen etwas mehr die Ellbogen frei zu machen, dann würde die Die Provinz
energische Förderung des Eisenbahnwesens Dank zu wissen, aber die
übermäßige Steigerung der Abgabenlast hat eine derartige Abwande⸗
rung zur Folge, daß auch dieser Gesichtspunkt unter die allgemeinen staatspolitischen fällt und Berücksichtigung erfahren muß.
Ohne weitere Debatte wird darauf die Vorlage in ihren einzelnen Teilen und schließlich im ganzen angenommen.
Es folgt dann die allgemeine Beratung und Beschluß— fassung über die geschäftliche Behandlung des Gesetz— entwurfs, betreffend die Verbesserung der Vorflut in der unteren Oder, Havel und Spree, und des Gesetzentwurfs, betreffend Maßnahmen zur Ver— hütung von Hochwassergefahren in der Provinz Brandenburg und im Havelgebiet der Provinz Sachsen.
Herr Schlutow: Ich würde mich darauf beschränken, zu bean— tragen, den ersten Gesetzentwurf einer Kommission von 15 Mitgliedern zu überweisen, wenn ich nicht als Poamer auf die schweren Be— denken, die im anderen Hause gegen den Modus der Verteilung der Lasten geltend gemacht sind, hinweisen wollte, da eine Verständigung darüber zwischen den Propinzen Psunmern und Brandenburg noch nicht stattgefunden hat. Ich erkenne diese Bedenken voll und ganz an, aber anderseits würde ich bei einem Gesetzentwurf, der so ungeteilten Beifall in allen beteiligten Kreisen, Landwirtschaft, Industrie und Handel, gesunden hat, glauben, daß sich Mittel und Wege finden lassen werden, um zu einer Ver— ständigung zu kommen. Dies ist um so mehr zu erhoffen, als das Entgegenkommen des Staates hier sehr groß ist, da er, abweichend von der üblichen Verteilung der Lasten auf Staat, Provinz und Inter⸗ essenten zu je einem Drittel, das Verhältnis von , zu é, zugestanden hat, und das muß schwer in die Wagschale fallen. Ich freue mich außerordentlich, daß durch diese Vorlage die großen, schweren Schädi⸗ gungen, die über Jahrzehnte hinaus zu den größten Plagen in den betreffenden Gegenden geführt haben, endlich gehoben werden sollen. In dieser Vorlage wird endlich einmal ganze Arbeit gemacht und eine Regulierung des Oderstromes von der österreichischen Grenze bis zur Mündung vorgenommen. Ich wünsche und erhoffe, daß die Kom⸗ mission recht schnell eine günstige Erledigung der Vorlage finden möge.
Graf von der Schulen burg Lieberose beantragt, den zweiten Gesetzentwurf derselben Kommission zu überweisen.
Das Haus beschließt die Ueberweisung beider Vorlagen an eine Kommission; auf Vorschlag des Herrn Becker-Coͤln werden die Kommissionsmitglieder sofort durch Akklamation gewählt.
Es folgt, zum Schluß noch der mündliche Bericht der gra on en fon über die Denkschriften über das Hoch⸗ wasser im Oder- und Weichselgebiet vom Juli 1903 und über die staatliche Hilfsaktion aus Anlaß von Unwetterschäden im Jahre 12903. .
Berichteistatter ist Graf von Seidlitz-⸗Sandreczki: Die Kommission beantragt, die Denkschriften durch Kenntnisnahme für er— ledigt zu erklären.
Herr von Jerin: Ich vertrete den Kreis Neisse, der am schwersten durch die Kataftrophe von 1903 geschädigt worden ist Es wird der Staatsregierung von Wert sein, zu erfahren, ju, wieweit die Hilfsaktion wirksam gewesen. Die Gegenüberstellun der Schäden und. der Leistungen aus der Hilfsaktion gibt enn vollkommenes Bild dessen. was die Regterung mit ihren Mitteln erreicht hat. Der Schaden des Kreises Neisse beläuft sich auf 3 Millionen Mark. Wenn man davon die Schäden abzieht, welche die leistungsfähigen Besitzer erlitten haben, und nur die Schädigungen der, Leistungsschwachen und Unbemittelten in Betracht zieht, so beläuft sich die Schadensumme, die zu der Hilfsaktion Anlaß ge⸗ geben hat, auf 2 020 000 M. Es sind dem Kreise Neisse zu. gekommen: geschenkweise vom Staat 327 000 M, aus Sam nil ungen der Provinzen und Privaten 138 900 , zusammen 465 000 S. oder 23 oso des Schadens der Leistungsschwachen und Unbemittelten Außerdem hat der Staat dem Kreise Neisse ein Darlehn von S800 000 υι bewilligt, was 40 0.üT des Schadens ausmacht. Die staat= lichen und privaten Leistungen erreichen somit fast zwei Drittel dez Schadens der Schwachen und Unbemittelten. Ihre Majestät die Kaiserin hat bei Ihrer Anwesenheit im Ueberschwemmungsgebiet im Kreise 10 000 6 gespendet, aber nicht allein dies hat die Betroffenen mit Freude und Bankbarkeit erfüllt, sondern auch das milde, freund, liche Interesse, daß Allerhöchstdieselbe auch dem geringsten Mann ent— gegenbrachte. Die Erinnerung an die Anwesenheit Ihrer Majestät wird in der Bevölkerung unvergeßlich bleiben. Ich muß hier auch der außerordentlichen Hilfe gedenken, welche die Garnison von Neisse, speziell das Pionierbataillon, namentlich bei Lebeng. rettungen, der Bevölkerung geleistet hat, und die eine An— erkennung an höchster Stelle durch Verteilung vieler Erinnerunge— medaillen gefunden hat. Wenn die staatliche und private Hilse— leistung auch als eine ausreichende bezeichnet werden muß, so wird man doch sagen müssen, daß die Rückzahlung des Darlehns von 809 000 davon abhängen wird, inwieweit der bevorstehende Hochwasserschutz Wiederholungen von Hochwasserschäden hintenan halten wird. J zweifle nicht, daß dieser Schutz ein wirksamer sein wird, und daß der größte Teil der Staatsdarlehen zu der vorgeschriebenen Frist wird zurückgezahlt werden können. Sollte dies aber nicht der Fall sein, so nöchte ich die Regierung bitten, ein weiteres Einsehen zu haben und eine Fristverlängerung zu bewilligen. Dem Finanzminister möcht ich namentlich die Stadt Ziegenhals zur Berücksichtigung empfehlen. In der Presse und im anderen Hause hat man es so hingestellt, alz ob die preußische Hilfsaktion der österreichischen nachgestanden habe. Ich glaube, kein Staat wird so sorgsam regiert wie der preußische, nirgends wird für die Bürger von der höchsten Spitze bis zum untersten Beamten so gesorgt wie bei uns. Ich habe mich aber persönlich mit den Behörden in Desterreich in Verhindung gesetzt, und ich kann kon. statieren, daß die preußische Hilfsaktion bei weitem die planmäßigste und beste war und finanziell ebenso weit reichte wie die österreichische. Als Landrat des Kreises Neisse spreche ich aus praktischer Erfahrung.
Die Denkschriften werden für erledigt erklärt.
Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung: Freilag, 2 Uhr. (Wild— schongesetz, kleinere Vorlagen, Petitionen.)
Parlamentarische Nachrichten.
Der Finanzminister, der Minister für Landwirtschaft ꝛc. und der Minister der öffentlichen Arbeiten haben dem Herren— hause eine Nachweisung über die bis Ende Dezember 190 zur Errichtung landwirtschaftlicher Getreidelager— häuser bewilligten und verwendeten Beträge, sowie über den Fortgang und den Stand dieser Bauten unterbreitet.
Im Jahre 1903 ist der Bau der Getreidelagerhäuser in Rasten— burg (Ostpreußen), Münster (Westfalen), Fulda (Hessen⸗Nassau) beendet worden. Es sind nunmehr 36 Getreidelagerhäuser mit Mitteln des Kornhausfonds errichtet worden, und zwar:
in Tilsit, Rastenburg (Ostpreußen), Pelplin (Westpreußen),
Anklam, Barth, Belgard, Callies, Colberg, Gramenz, Neustettin, Plathe, Pyritz, Stargard, Stolp (Pommern),
„Janowitz, Louisenheim (Posen),
Neusalz a. O. (Schlesien), Berlin (Versuchs kornlagerhaus), Halle a. S., Nordhausen, Worbis (Sachsen), Badbergen, Einbeck (Hannover), Eißen, Münster, Soest (Westfalen), Bettenhausen (Cassel)., Fulda, Hanau, eiche, Zierenberg Hefen. Aafffat) Simmern (Rheinprovin)), „DOstrach (Hohenzollernsche Lande).
Für den Bau der Getreidelagerhäuser sind nach d Nachweisung 4 563 552,72 M6 bereit gestellt und 43475 verwendet worden.
Die Mittel zu dem Bau des Getreidelagerhauses in Fulda sind unter den üblichen Bedingungen bewilligt worden.
Die Haferverkaufsgenossenschaft e. G. m. b. H. hat das zum Baue des dortigen Getreidelagerhauses Darlehn zurückgezahlt.
Das Getreidelagerhaus in Janowitz hat, wie bereits im vorigen Verwendungsbericht erwähnt, die dortige Genossenschaft angekauft.
Das Getreidelagerhaus in Stolp ist am 20. Februar d. J. ab— gebrannt. Die Brandentschädigungssumme mit 83 Oä6, 60 M fällt dem Fiskus zu, die Reste der Anlage und das Grundstück hat die dortige Genossenschaft für 52 000 S erworben. Der Abschluß des Kauf vertrags steht bevor. Der Vertrag über die erstmalige Vermietung des Getreidelagerhauses in Zierenberg ist am 31. März d. J. ab—= gelaufen, während derjenige für das Getreidelagerhaus in Nordhausen am 14. Mai d. J. endet und die Verträge für die Getreidelager⸗ häuser in Anklam, Callies, Neusalz a. O., Einbeck, Hanau, Eißen am 30. Juni d. J. ihr Ende erreichen. Die Verhandlungen über die fernere Nutzbarmachung dieser Getreidelagerhäuser sind ebenso ein—= geleitet worden, wie diejenigen für die Getreidelagerhäuser in Halle, Pelplin, Barth, Belgard, Colberg, Gramenj, Neustettin, Pyritz, Schivel⸗ bein, Stargard, Bettenhausen (Cassel), Hofgeismar, Hoheneiche, Soest deren inzwischen verlängerte Mietszeit in diesem Jahre abläußt. Dabei ist darauf hinzuweisen, daß die Pommersche landwirtschaftlich Hauptgenossenschaft e. G. m. b. B. in Stettin, die für die rechtzeitige Erfüllung aller Vertragspflichten für die Getreidelagerhäuser in der Propinz Pommern haftet, in Barth als Mieterin eingetreten ist, weil mit der dortigen Genossenschaft eine Verständigung über das fernem
Falken butg, Schivelbein,
ö Vofgeismar, Hohen⸗
er vorliegenden 6, 36 0 bisher
in Badbergen hergegebene
Mietsverhältnis nicht erzielt werden konnte.
Die beteiligten Genossenschaften wünschen die Getreidelagerhäunset anzukaufen. Diese Wünsche werden sich indes nicht überall erfüllen lassen, da für einen Teil der Lagerhäuser der Grund und Boden, auf dem sie erbaut sind, aus betriebstechnischen Gründen von der Eisenbahnverwaltung nicht auf die Dauer entbehrt werden kann.
Zur Fortsetzung der Versuche mit der Lagerung des Gitte im hiesigen Versuchskornlagerhause sind unter Kapitel 12. Tite d Abschnitt B des Etats der landwirtschaftlichen Verwaltung für 190 10 060 M bereit gestellt worden. Der Betriebsunternehmer ist hiern unter den bisherigen Bedingungen und in gleicher Weise bereit. ;
Nach Ausscheidung des hiesigen Verfuchskornlagerhaguses, do anderen Zwecken dient, und der en, , . in hiaste bun Münster und Fulda, für welche das Ergebnis eines Heiriebesahte noch nicht vorliegt, ist über den Betrieb und die Verwaltung der de bleibenden 32 Getreidelagerhäuser folgendes zu bemerken; 9 .
Die Betriebe vereinigten 8915 Mitglieder gegen 7952 im . jahr. Die Mitglieder vermehrten sich also um 865. Unter ihnen, ö fanden sich 219 juristische und 8ög6z physische Personen. Auf einen
Betrieb entfielen durchschnittlich 278 Mitglieder (im Vorjahr 257). Von den phrysischen Personen hatten im Besitz . . . 3. ; ö im Vorjahr) unter 2 . ? . von 2 bis 5 hs 1415 . . J . ö ö. 1476 (1185 , H 1990 1007 (922. 7 100 ha und darüber, 25 Personen hesaßen keine Grundstücke, und von 3440 Personen sind die Besitzberhältnisse nicht angegeben worden.
Die Mitglieder hatten 52236 (48 638 im Vorjahr) Geschäfts⸗ anteile gezeichnet. Ihr Geschäftsguthaben betrug am Schlusse des Geschäftssahres insgesamt 5b8s goß A6 Auf jeden Betrieb entfielen durchschnittlich rund 1632 Geschäftsanteile mit rund 17 450
Die Haftsumme belief sich auf insgesamt 10 091 350 „06 (9 130 750 M im Vorjahr) oder auf durchschnittlich rund 315 330 . (294 d0 M im Vorjahr) für jeden Betrieb.
Die Geschäfte der 32 Getreidelagerhäuser wurden in 24 Fällen durch den Betriebsunternehmer selbst, in 7 n durch die landwirt⸗ schaftliche Zentraldarlehnskasse, in einem Falle von einer anderen Ge— nossenschaft geführt. ö
Bei 23 Betrieben sind die Mitglieder zur Einlieferung bezw. Andienung des von ihnen erzeugten Getreides verpflichtet, während bei den anderen 9 Betrieben ein solcher Zwang fehlt.
Nach den, neueren Feststellungen beträgt der Fassungsraum der Getreidelagerhäuser insgesamt 47 658 t oder durchschnittlich rund 1490 t für jeden Petrieb. Es entfielen davon
24766 t auf die Siloräume, 21 692 t auf die Bodenspeicher, L200 t auf die Rieselspeicher.
Das neu hinzutretende Getreidelagerhaus in Simmern hat nur Bodenspeicher. . =
Die Betriebskraft der Getreidelagerhäuser ist unverändert ge— blieben. Cs sind 5 Dampfmaschinen, 16 Gasmotoren, 5 Glcktro— motoren, 5 Benzin- und Petroleummotoren, 5 Spiritusmnotoren auf— gestellt, die 557 Pferdekräfte erzeugten.
Im Geschäftsjahr wurden in den Getreidelagerhäusern eingelagert:
. im
Lleferanten Vorjahre (1 900 (2100) (1 150) (1 800) 6380)
im Vorjahre
6314 375 A439 23953 5, , , . 245 979 33
356 765 dz Weizen ) Roggen Gerste
Hafer
sonstige
landw. Erzeugnisse zus. 10 600 350 1115495 (1214611 also für jeden Betrieb durchschnittlich von rund 331 Lieferanten 34 859 . ( Die Zahl der Lieferanten ist hiernach gegen das Vorjahr ge⸗ wachsen, die eingelieferten Mengen sind aber zurückgegangen. Bie Getreidelagerhäuser wurden durchschnittlich 24 mal belegt. . . Von der eingelagerten Menge wurde von den Betriebzunter nehmern angekauft oder zur genossenschaftlichen Verwertung ange⸗ nommen an: Weizen Roggen Gerste dVaser w sonstigen landwirtschaft⸗ lichen Erzeugnissen . Gegen Lagergebühren wu agegen eingelagert an: J dz (68 701 dz im Vorjahre)
277375 42 (2489 674 4z im Vorjahre) 394 051 (386 381
98 322 (152 558
148785 (214729
, Kw, Gerste z64 . (ig 549. Hafer k (34 2590 sonstigen landwirtschaft⸗ lichen Erzeugnissen . k und hiervon 12 939 dz Weizen, 6445 dz Roggen, 1352 42 Gerste, 643 dz Hafer, 170 4a sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse durch die Einlagerer ohne Vermittelung der Betriebsunternehmer, der Reft aber durch die Betriebsunternehmer für die Einlagerer ver auft. Der Schwund betrug bei: i. V. i. V. 42 42 Weizen 1861 (1979) und O, 20, (0, 630 /o) der eingelagerten Mengen Roggen 3276 (20735 O.7 30 o oM 47000), . ö. Gerste 5582 ( 415) — O, 500 /o (0 240,0) Hafer 1511 6 6155 — O, SSo/o (6 40) Am Jahresschluß lagerten in den Getreidelagerhäusern: für Rechnung der für Rechnung Betriebsunternehmer Einlagerer d 2 d 2 15 744 16052 58 703 11678 5 235 140 18 806 5707
) )
Weizen Roggen Gerste dafer /) sonstige landwirtschaftliche Er⸗ zeugnisse kö Ohne Einlagerung in den 21 Betrieben an: ; dz im d Borj d 2 . 35 68 (5780 kommissionsweise — 83 386 57 6356 (12 9330) . II 844 (27 582) 8 340 (4136)
4364 544 Getreidelagerhäusern wurden von da im Vorj.
50) 166 455 1466 24 Jig eizo) — 77314 n.
/
Weizen. Roggen. Geiste Hafer... sonstigen land⸗
wirischaftl.
Erjeugnissen umgesetzt.
Zwei Betriebe befaßten sich nur mit der mietsweisen Einlagerung der Erzeugnisse, die anderen Betriebe lagerten solche teils gegen Miete, teils auf eigene Rechnung.
Die angekauften oder zur genossenschaftlichen Verwertung an— om enen Erzeugnisse wurden von 17 Betrieben sofort bar bezahlt, . gewãhrten Ibhhlegsnblunge zwischen 75 bis 95 bo, en au 8 Betriebe die Preise fü inere M g J. ch hier 8 Betriebe die Preise für kleinere Mengen ö. n allgemeinen werden auch diesmal die günstigen Erfolge bei er Bearbeitung der Erzeugnisse, bei der Herstellung einer markt⸗ . Ware und bei der Verwertung derselben anerkannt, vereinzelt . hingewiesen, daß nicht immer aus dem feucht angelieferten * . gleichmäßige, allen Anforderungen entsprechende markt⸗ ih e . hergestellt werden konnte, und daß die Kosten für die . ung des feuchten Getreides mitunter nicht durch seine Wert⸗ ; ung gedeckt wurden. Anderseits wird aber auch herborgehoben, . in den Getreidelagerhäusern bearbeitete Getreide von Mühlen, ers in Kahnladungen bevorzugt und zu höheren Preisen an— gekauft wurde. . landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln sind beschafft worden: * ermittel . 356 2355 42 (362 996 4 im Vorjahre) ungemittel . 584 624 (H94 255 ö . 1 Ti
für eigene Rechnung
250 (3 084) ; 18089,
42),
Isg 5d .J.
dz,
39 1831 5).
zutreffenden Urteile
Von den in Betracht kommenden 32 Betrieben arbeiteten 16 mit Gewinn, 13 mit Verlufi, 3 ohne Gewinn und Verlust. Dle Er— . des Kornhausbetriebes allein konnten nicht immer zuverlässig estgestellt werden. ;
⸗ Die Reserbe⸗ und sonstigen Betriebsfonds enthielten 339 786 Ib. (240 561 ½ im Wr ae sodaß sich diese Mittel um 99 225 . gegen das Vorjahr vermehrt haben. .
Die Betriebsunternehmer find im allgemeinen der Ansicht, daß sich di gemeinfame und genossenschaftliche Verwertung der landwirt⸗ schaftlichen Erzeugniffe bewährt hat und im wesentlichen die Vorteile brachte, welche dahon erwartet wurden. Es wird namentlich don fast allen Seiten darauf hingewiesen, daß sich in den mit Kornhäusern besetzten Gegenden für den kleinen Landwirt, der sein Getreide in geringen Einzelposten zu Markte bringt, die Verwertung wesentlich gehessert habe, und daß der frühere Preisunterschied zwischen den kleinen, jetzt mit Kornhäusern versehenen Marktorten und Eifenbahn— stationen und den größeren Marktplätzen sich zu Gunsten der Land— wirte wesentlich verringert habe. Auch den außerhalb des Unter— nehmens stehenden Landwirten sollen diese Verhältnifse zugute ge— kommen sein. Finanziell haben allerdings manche Betriebe nicht erfolgreich gewirfsschaftet. Für diese Erscheinung werden von den Genossenschaften die verschiedensten Ursachen angeführt und ins— besondere:
I) die Beschränkung des Geschäftsberkehrs auf den Kreis der Genossen, welche, den Absichten des Genossenschaftsgesetzes zuwiderlaufend, die freie Entwickelung der Unternehmen beeinträchtige und den Wettbewerb mit dem Handel er⸗ schwere;
) die geringe Zahl der Mitglieder des Unternehmens, das niedrige Betriebskapital und der fehlende Lieferzwang. Fehler bei der Gründung der Betriebe, die eine ersprieß⸗ liche Tätigkeit zurückhielten; die unrichtige Abmessung der Raumverhältnisse für die Ge— treidelagerhäuser, die, mitunter über den Bedarf hinaus— ed end die vollständige Ausnutzung der Lagerhäuser ver⸗ inderte und die Betriebe mit unwirtschaftlichen Ausgaben belastete; die Fehler bei der Wahl der einzelnen Maschinen, sei es in der Größe, sei es in der Betriebsweise, die die Rentabilität der Betriehe dauernd beeinflußten, nach den jetzt vor— , Erfahrungen aber hätten vermieden werden önnen;
) die nasse Ernte des Berichtsjahres, die zur Bearbeitung des Getreides und zur Herstellung einer marktgängigen Ware größere Anforderungen an die maschinellen Cin— richtungen stellte und erhöhte Betriebskosten erforderte; die ungeübte Geschäftsleitung, die in technischer und kauf— männischer Beziehung nicht immer genügte; die hohen Bau- und Betriebzfosten einzelner Getreidelager— häuser mit maschineller Einrichtung, während einfache Tager⸗ räume zur genossenschaftlichen Lagerung und Verwertung
der Erzeugnisse genügt hätten.
Die Gründe sind im wesentlichen dieselben, welche geltend gemacht wurden.
Es mag zur Zeit dahingestellt bleiben, inwieweit diese zum Teil von den Anhängern, zum Teil von den Gegnern der Kornhaus— bewegung geltend gemachten Gründe zutreffend und erschöpfend sind. Ist es ohnehin für den Staat nicht leicht, aus den in Betracht kommenden verwickelten wirtschaftlichen Verhältnissen heraus zu einem über die Ursachen, einerseits der Erfolge, ander—
bereits früher
ͤ seits der Mißerfolge eines Teils der Kornhausgenossenschaften zu ge⸗ langen, so ist dazu der gegenwärtige Jeitpunkt, wo überall die Ver⸗
.
aatgut 18g, ö Drennmaterial 363 444. (553 356 , und für 9956 M im Vorjahre) onstige land⸗ wirtschaftliche edarfzartitel lanzwir schaft liche Maschi⸗
nen u. Geräte
6 506, und für 9290 M (57 275 dæ 434 Stück und für 2022 M (88 Stück ö
Die, Miete für die Getrei ü 2,41 0 / 2. ⸗ eidelagerhäuser brachte rund 2,41 0/0 d im Vorjahre) des aufgewendeten Baukapitals. Außerdem
wurde dem Erne . j 0 siniaget al , r n, der 155 450 M enthielt, 1 ς g des
so weniger geeignet.
handlungen über die Weiterverwertüng der Kornhäuser schweben, um ei Denn es ist erklärlich und entfpricht dem Inter— esse der Genossenschaften, wenn sie in diesem Augenblicke dem Siaate gegenüber die ungünstigen gegnerischen Urteile slärker zu betonen ge⸗ neigt sind, als es bisher der Fall war. Anderseits macht sich neuer⸗ dings an mehreren Stellen eine beachtenswerte Nachfrage wegen An—⸗ mietung der staatlich errichteten Kornhäuser auch aus Kreisen geltend, die diesem staatlichen Versuche sonst ablehnend gegenüberstehen. = Unter diesen Umständen wird das Urteil üb den Erfolg des ganzen Versuchs noch ausgesetzt bleiben müssen. Immerhin verdient es hervorgehoben zu werden, daß anscheinend im allgemeinen diejenigen Kornhäuser, bei denen das Risiko des Staats ein verhältnismäßig
geringes war, — sei es, daß er nur ein Darlehn gegeben oder, unter Einbringung der Maschinen durch die Genossenschaft, dieser lediglich das
Seb ude vermietet hat, sei es, daß Ankauf beschlossen hat — wirtschaftlich bessere Erfolge aufweisen, als diejenigen, die nur s gewinn steigenden Mietszins vermietet waren und demnach die Ge—
die Genossenschaft frühzeirig den auf 5 Jahre gegen festen oder gar mit dem Rein—
nossenschaft nur mit einem zeitlich begrenzten Betriebsrisiko belasteten. Letztere, an sich dem Versuchscharakter des staatlichen Vorgehens am meisten entsprechende Betriebsform scheint also — und darauf deutet auch der Wunsch fast aller Genossenschaften nach käuflichem Erwerb der Kornhäuser hin — dem geschäftlichen Bedürfniffe der vollen Selbstverantwortlichkeit des Betriebsunternehmers nicht genügend zu entsprechen. Anderseits ist festzuhalten, daß trotz diefes und sonstiger aus dem Versuchgcharakter des Unternehmens hervorgehender Fehler doch die meisten Kornhausgenossenschaften offenbar nicht nur mit dem gewünschten Erfolge der Verbesserung des landwirtschaftlichen Getreide⸗ absatzes, sondern auch finanziell befriedigend gearbeitet haben.
Nr. 26 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsam ts“ vom 22. Juni hat folgenden Inhalt: Personal⸗ nachrichten. — Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Gesetzgebung usw. (Preußen.) Choleraserum. — Seraprüfuͤng. Aerztliche Prüfungen. — Ver— tretung von Aerzten durch Studenten ꝛc. — Reinigung und Desinfektion von Personenwagen. — Verzeichnis der Krankheiten und Todesursachen. W Vertilgung von Ratten in Seehäfen. — Fleischbeschau.— (Berlin.) Pilze. — (Bayern.) Tetanusserum und Rotlaufserum. — (SHessen.) Viehseuchenstatistik. — (Großbritannien.) Durchfuhr von Vleh. = Sang der Tierseuchen im Deutschen Reiche am 15. Juni. — Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Deutsches Reich, Anhalt, Rußland, Aegypten.) — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen usw. (Baden) Entwurf eines Gesetzes, betr. die Aerzteordnung. — Frankreich) 7. internationaler Kongreß für Ohrenheilkunde. — Vermischtes. (Deutsches Reich.) Sterblichkeit in Orten ꝛc, 1903 (nach Monaten). — Desgl. in größeren Verwaltungsgebieten des In. und Auslandes, 1902. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Ein— wohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäufern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Witterung.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den. Veroffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitgamts /, Nr. 2h vom 22. Juni 1904.)
Pest.
Aegypten. Vom 28. Mai bis 4. Juni sind insgesamt 14 neus Erkrankungen (und 8 Todesfälle) an der Pest gemeldet, babon 4(1) in Alexandrien, 4 (1 im Distrikt Bibeh, 2 (4) im Distritt Dechneh, 2 (1j im Diftr. Samallut, 1 (1) in Zagazig der Provin; Scharkieh und 1 ( — in Port Sa id; Ferner desgleichen vom 4. bis 11. Jun insgesamt 44 (15), davon
21 ( im Distr, Nag⸗Ham adi der re n Keneh, 14 9 in Zagazig, 3 (2 im Distr. Samallut, 2 (— im Distr. Bibeh, 3 (4 in Alexandrien und 1 ( in Port Said. Aden. Seit dem 13. Juni gilt Aden wieder für pestverfeucht, nachdem dort ein frischer Pesffall festgestellt worden ist. hing. In dem Gebiete hon Kwang-Tschou⸗Wan sind vom 24. Mai bis 5. Juni 374 Todesfälle an der Pest bei Ein
geborenen gemeldet.
Hongkong. Seit Anfang April d. J. hat die Zahl der Er— krankungen an Pest in Hongkong beträchtlich zugenommen. Während der 6 Wochen von Ende März bis 7. Mai wurden nacheinander = 33 5 — 2529, zusammen 68 Pestfälle gemeldet, nachdem im Januar kein Pestfall, im Februar 3 und im März deren 2 fest⸗ gestellt waren.
Britisch⸗Südafrika. Aus Fohannesburg wurden in der Zeit vom 15. bis 20. Mai 2 neue Erkrankungen und 1 Todesfall an der Pest gemeldet. Im ganzen sind seit dem Ausbruch der Seu im Bezirk Johannesburg 125 Personen erkrankt (S6 gestorben), im Bezirk Germiston 7 EQ), im Bezirk Krugersdorp J.
Mauritius. In der Zeit vom 8. April bis 5. Mai sind auf . , 3 Erkrankungen und 3 Todesfälle an der Pest gemeldet
zorden.
Brasilien. In Rio de Janeiro sind vom 25. April bi 22. Mai 2 Pesterkrankungen angezeigt . ö Que ensland. Während der ersten Maiwoche wurden in Brisbane 2 neue Pestfälle gemeldet, von denen 1 tödli verlief; im April, sind dort nach den amtlichen Wochenauswelsen insgesamt 6 Erkrankungen und 2 Todesfälle festgestellt; von 1798 bakteriologisch untersuchten Ratten wurden 34 pestherseucht befunden, davon 11 in der letzten Aprilwoche.
Cholera.
Türkei. Nach dem Wochenausweise Nr. 19 über den Stand der Cholera sind 5l weitere Erkrankungen (und 41 Todesfälle) an der Cholera, festgestellt, darunter 16 (125 in Bassra vom 22. big 27. Mai, 20 (18) in Divanieh vom 18. bis 24. Mai, 5/ (7) in Hanegin vom 19. bis 29. Mal.
Nach dem Ausweise Nr. 20 vom 6. Juni sind weitere 361 Er—⸗ krankungen (und 210 Todesfälle) vorgekommen, davon 31 (18) in Bassra, 2 (15) im Lazarett zu Salahieh, 12 (5) in Hanegin, ferner 157 (97 in Scha mieh und Umgebung, 49 (28) in Suk el⸗ Schiuk und Umgebung. Die Gesamtzahl der feit Ausbruch der Seuche festgestellten Erkrankungen (Todesfälle) betrug darnach 1008 (733).
Persien. Aus Kermanschah wurden am 25. Mai 28 Er— krankungen und 28 Todesfälle an der Cholera mit dem Hinzufügen gemeldet, daß die Seuche auch in mehreren Bezirken der Umgegend sich verbreitet habe, daß es aber unmöglich sei, aus diesen Bezirken Angahen üher die Zahl der Erkrankten und Gestorbenen zu machen. Von den Bewohnern der Stadt Kerman schah follen mehr als zwei Drittel aus Furcht vor der Seuche in umliegende Ortschaften aus— k sein.
Zufolge einer weiteren Mitteilung vom 4. Juni ist die Cholera allmählich von Kermanschah gegen Teheran vorgerückt. Aus Ha— madan wurden zur Zeit täglich etwa 230 Cholerafälle gemeldet, von denen ungefähr die Hälfte tödlich verlief; an der türkischen Grenze soll die Seuche außerordentlich heftig auftreten, die meisten Er⸗ krankungen führten angeblich binnen wenigen Stunden zum Tode.
Gelbfieber.
Es gelangten zur Anzeige in Rio de Janeiro vom 11. bis 17. April Erkrankungen (und. 2 Todesfälle), in Coatzacoalcos vom 1I. bis 17. Mai 3 (i), in Merida vom 1. bis 14. Mai 3 (), in Progreso vom 206. April bis 5. Mai 1 (), in Tehuante pee vom 15. bis 14. Mai 3 (9, in Vera Cruz vom 11. bis 21. Mai 3 (O); ferner wurden in Guayaquil vom 17. April bis 4. Mai 5 Todesfãlle .
In Rio de Janeiro sind vom 25. April bis 22. Mai 8 Per⸗ sonen dem Gelbfieber erlegen. . . Pocken.
Deutsches Reich. In der Woche vom 12. bis 18. Juni lamen im Kreise Died enhofen:West (Bez. Lothringen) in den Ottschaften Algringen 4 Pockenfälle, Hayingen, Kneuttingen und Nilvingen je 1 Fall zur Anzeige; sämtliche Erkrankte wurden in das Algringer Krankenhaus gebracht.
ö , In 1. Zeit Le. 27. März bis 7. Mai kamen 28. Pocken alle in Hongkong zur Anzeige, gegenüber 15 während der ersten 3 Monate des laufenden Jahres. 4. ö
Fleckfieber. „Spanien. In Madrid sind im Mai nach den amtlichen Ausweisen neben 21 Fällen von typhösem Fleber noch 87 Fälle von anderen ansteckenden Krankheiten“ festgestellt worden.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken. Glasgow 3, Moskau 9, St. Petersburg 2. Warschau 21 Nonstantinopel (vom 23. Mai bis 5. . wer ge 2 Kranken häuser), Edinburg je 2, London (Krankenhäuser) 21, Paris 16, St. Petersburg 15, Warschau (Krankenhäuser) 33 Erkrankungen; Varizellen; Reg⸗ Bez. Arnsberg 76, New Jork 68, Wien 81 Er— krankungen; Fleckfie ber: St. Petersburg 11, Warschau (Kranken hãuser) 8 Erkrankungen; Rückfallfieb er: St. Petersburg 3 Todes— fälle, 32 Erkrankungen; Genickstarre: New Jork S0 Todesfälle; Brechdu rch fall Nürnberg 19 Erkrankungen; Rotlauf: Buda pest 23, Wien 30 Erkrankungen; ep idemische Ohrspeichel⸗ Rrüsenent zündung: Wien 56 Erkrankungen; Influenza: Berlin 3, Budapest, Kopenhagen je 2, London 4, Moskau 2, New Vork 8, St. Petersburg 6 Todesfälle; Kopenhagen 26, Stockholm 26 Erkrankungen; Keuch husten: London 28 Tobesfälle; Reg. · Bez. Schleswig 91, Hamburg 28, Kopenhagen 64, Wien 26 Erkrankungen; Lungenentzündung: Reg.⸗Bez. Schleswig 29, Nürnberg 14, Kopenhagen 23 Erkrankungen; kontagizfe Uu enentzündung: Reg. Bez. Arnsberg 17 Erkrankungen; Krebs: Berlin 38, Altona 4, Danzig 2 Todesfälle; Ankvlostomiafis: Reg. Bez. Arnsberg 61 Erkrankungen. Mehr als ein Zehntel aller Ge— storbenen starb an Masern (Durchschnitt aller deutschen Berichts orte 1886/95: 1,150); in Barmen, Duisburg Erkrankungen wurden angejeigt in Berlin 19. Breslau ge, in den Reg. Bezirken Arnsberg 172, Düsseldorf 91, Lüneburg 223, Posen 1277, Schleswig 282, Stettin 118, in Nürnberg 72, Hamburg 103, Buda⸗ pest 148, Christiania 20, Kopenhagen 71, New York 1107, Paris 305, St. Petersburg 181, Wien 864; ferner wurden Erkrankungen emeldet an Scharlach: in Berlin 366, in den Reg.⸗Bezirken Arng⸗ erg 87, Düsseldorf 103 in Hamburg 23, Budapest 83. Kopenhagen 24, London CKrankenhäuser) 193, New Jork 312, Paris 56, St. etersburg 51, Wien 10; desgl. an Diphtherie und Krupp: in Berlin 33, im Reg.-Bez. Düsseldorf 145, in Hamburg 33, Budapest 375, London (Krankenhäuser) 88, New York 376, Paris 84, St. Petersburg 59, Wien 1113 desgl. an Unterleibstyphus: in New Vork 22, Paris 32, St. Petersburg 34.
Schweden.
Nach einer Bekanntmachung des schwedischen Kommerzkollegiums dom 15. d. M. ist das Großherzogtum Oldenburg als von Rotz oder Springwurm (mallsus humidus vel farcieniuosus) befallen erklärt worden.
Verdingungen im Auslande.
Schweiz.
Bis 25. Juli 1904. Kantonales Finanzdepartement in Solo— thurn: 18, Waggons Flammkohlen und 13 Waggong Rubrkorz, Körnung So / go mm und 60 / s0 mm, für die staatlichen Anftalten des Kantons Solothurn für das II. Semester 1504. Angebote find mit Angabe der Preizansätze pro Waggon zu 10 000 Rg franko Station Alt. Solothurn oder Olten einzureichen.